Sie sind auf Seite 1von 109

STILISTISCHE BESONDERHEITEN DER ENTWICKLUNG

VERSCHIEDENER TEXTSORTEN IN DER DEUTSCHEN PRESSE


INHALT
EINLEITUNG............................................................................................
…..4
Theoretischer Teil
KAPITEL I. GEGESTAND DER TEXTLINGUISTIK..................................6
1.1.Definition des Textes
.............................................................................. ...7
1.2. Medientext
........................................................................................... ...13
KAPITEL II. HISTORISCHE ASPEKTE DER MASSENMEDIEN …….15
KAPITEL III. PRESSESPRACHE HEUTE........................................... ….19
3.1. Spezifische Umstände der Pressekommunikation
................................ ...23
3.2. Kriterien und Klassifikationen ..............................................................
31
KAPITEL IV. TEXTSORTEN DER PRESSE UND PUBLIZISTIK ........ 44
4.1. Tatsachenbetonte / Informationsbetonte Texte..................................... .
47
4.2. Meinungsbetonte Texte ........................................................................ .
62
Praktischer Teil
KAPITEL V. STIL DER PRESSE UND PUBLIZISTIK ……………........78
5.1. DIE WELT ..................................................................................... …...79
5.2. DIE SÜDDEUTSCHE ZEITUNG ........................................................
80
5.3. DER SPIEGEL
................................................................................... ...83
KAPITEL VI. ANALYSE AUSGEWÄHLTER ARTIKEL....................... 85
6.1. Schiitische Partei im Irak verläßt Koalitionsverhandlung (DIE
WELT, Nr. 111-19, 2006). Schiiten-Partei kritisiert Einfluss der USA

2
im Irak (DIE SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, Nr. 110, 2006)
...................................................... 87
6.2. Strategie der Verknappung (DIE WELT, Nr. 111-19, 2006)................ 88
6.3.All in einem Auto (DIE SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, Nr.110,
2006)....................................................................................................................... 89
6.4. Unheimlich viel Chablis (DER SPIEGEL, Nr. 20, 1981) ....................
90
6.5. Schläfenlocken an Glatze (DER SPIEGEL, Nr. 1, 2005) .....................
92
6.6. Anfang vom Ende (DER SPIEGEL, Nr. 20, 1981) ..............................
93
6.7. Glühende Asche (DER SPIEGEL, Nr. 1, 2005) ...................................
94
ZUSAMMENFASSUNG............................................................................. 96
LITERATURVERZEICHNIS...................................................................... 99
ANHANG................................................................................................... 102

3
EINLEITUNG
Als Thema meiner Magisterarbeit habe ich die Problematik der
Benutzung von Textsorten in der Presse und Publizistik und ihre stilistische
Realisierung gewählt. In der Arbeit werden fast alle Textsorten der Presse und
Publizistik dargestellt.
Die Massenmedien entstanden nicht alle gleichzeitig, sondern sie mussten
einen langen Weg gehen, bis heutige Zeit, bis heutige Entwicklung, die wir
können. Sie entwickelten sich Schritt für Schritt durch die Zeitperiode und
versuchten, für ihre Position in der Gesellschaft und für das Interesse der
Öffentlichkeit zu kämpfen. Es wäre auch sehr schwer, eine deutliche Grenze
zwischen einzelnen Textsorten zu ziehen. Einen Grund, der mit der Entwicklung
von Textsorten zusammenhängt, nannte schon Mistrík. Bei administrativen
und wissenschaftlichen Texten geht die Entwicklung von der Textsorte zum
Stil. Das bedeutet, dass sich der Textsortenstil mit der Zeit entwickelt und vertieft
hat. Bei journalistischen Texten war dieser Prozess umgekehrt. Es entstanden
Texte, die einen eigenen Stil haben, und für diese Texte suchen wir noch bis heute
eine Klassifikation und Benennung. In dieser Arbeit werde ich nicht die Texte

4
klassifizieren, sondern versuche ich direkt die Textsorten mit der Hilfe der
Fachliteratur klar zu machen und die einzelnen Schwerpunkte von ihnen
beizubringen. Seit längerer Zeit beschäftigt sich die Linguistik mit
unterschiedenen Themen in verschiedenen Massenmedien. Aus diesem Grund
richtet sich die Aufmerksamkeit auf zahlreiche Informationsweise in
verschiedenen Medien. Das Ziel dieser Arbeit ist also, die Textsorten in der
Presse und Publizistik vorzustellen und ihre stilistischen Mittel zu zeigen.
Diese Arbeit umfasst zwei Teile. In dem ersten theoretischen Teil bemühe
ich mich um die Begriffe, die mit meinem Thema zusammenhängen, näher zu
bringen. Am Anfang stelle ich mich den Stein von Textsorten, und zwar den Text
vor. Ich erkläre den Terminus Text auf dem Grund der Textlinguistik. Nach
diesem Eintritt beschäftige ich mich mit dem Begriff „Textsorte“ [11, S.26].
Zuerst bemühe ich mich um die Annäherung der Massenmedien,
weil die Geschichte der Medien zeigt, dass die einzelnen Medien verschiedene
Methoden benutzen, um den Erfolg zu erzielen. Wann, warum und, wofür
entstanden sie? Das sind die Grundfragen, mit denen ich mich befasse. Den
größten Teil von der Theorie widme ich den einzelnen Textsorten. In dem letzten
theoretischen Teil beschäftige ich mich mit dem stilistischen Aspekt und mit
seiner Problematik in den Texten.
Den praktischen Teil widme ich der konkreten Analyse von den Textsorten.
Ich versuche die Unterschiede zwischen den eigenen Textsorten heute und früher
zu zeigen. Dazu sollten die heutigen Texten und die Texten aus 80er Jahren
dienen. Es wurde auch der Versuch unternommen, ähnliche Themen bei den
Textsorten zu finden. Die ausgewählten Texten stammen aus den seriösen
deutschen Zeitungen und Zeitschriften (DIE WELT, SÜDDEUTSCHE
ZEITUNG, DER SPIEGEL, …) Ich bemühe mich um die Konfrontation zwei
gleicher Textsorten aus verschiedener Zeit. Die Aufmerksamkeit widme ich
vor allem den Stilmitteln, die für die einzelnen Textsorten typisch sind (z.B. in der
Rezension kann man mehr Idiome, Metaphern und Phraseologismen finden als im
Nachricht), weiter den expressiven Stilmitteln und anderen Stilfiguren. Aufgrund

5
der analysierten Texte versuche ich folgende Voraussetzung zu beweisen: früher
enthielt die deutsche Sprache nicht so viel Anglizismen, Termini usw.

THEORETISCHER TEIL
KAPITEL I. GEGESTAND DER TEXTLINGUISTIK

Gegenstand der Textlinguistik ist die Anwendung und Ausweitung der


Kenntnis der modernen Sprachwissenschaft auf Texte und ihr Funktionieren in der
Kommunikation: Die linguistische Textanalyse setzt sich zum Ziel, die Struktur,
d. h. den grammatischen und thematischen Aufbau sowie die kommunikative
Funktion konkreter Texte transparent zu machen und nachprüfbar darzustellen. Sie
kann dadurch Einsichten in die Regelmäßigkeit von Textbildung
(Textkomposition) und Textverstehen (Textrezeption) vermitteln und dazu
beitragen, die eigene Textkompetenz zu verbessern, d. h. die Tätigkeit zu fördern,

fremde Texte zu verstehen und eigene Texte zu produzieren. Mit anderen Worten,
Aufgabe der Textlinguistik besteht darin, die allgemeinen Bedingungen und
Regeln der Textkomposition systematisch zu beschreiben und ihre Bedeutung für
die Textrezeption zu erklären. Was ist ein Text? Welche Kriterien muss ein Text
erfüllen und wie werden Texte verstanden? Das sind die zentralen Fragestellungen
der Textlinguistik. Daran anschließend ergibt sich die Problematik der
Texttypologie, d. h. der Kategorisierung von Texten in bestimmte Textsorten.
6
Die Ansätze für eine Textsortenbestimmung sind dabei, adäquat zu den
allgemeinen Bedingungen und Regeln der Textkomposition, sehr unterschiedlich.
Grundsätzlich wird auch in der linguistischen Textsortenlehre in Anlehnung an
die Texttheorie zwischen zwei Hauptforschungsrichtungen unterschieden. Der
sprachsystematisch ausgerichtete Forschungsansatz versucht aufgrund
struktureller, d. h. vor allem grammatischer Merkmale eine Beschreibung und
Abgrenzung von Textsorten zu erzielen. Die situativen und kommunikativ-
funktionalen Aspekte sind dann die Kriterien, die der kommunikationsorientierte
Forschungsansatz zur Lösung der Textsortenproblematik anwendet.
Unterstellt wird dass Textproduzenten bzw. Textrezipienten über ein
Textsortenwissen verfügen, was vor allem auf stark normierte Textsorten
zutrifft wie Wetterbericht, Kochrezept oder Testament. Mit anderen
Worten, es ist relativ unproblematisch, den konkreten Text der jeweiligen
Textsorte zuzuordnen. Das Ziel der folgenden Arbeit besteht in der
exemplarischen Beschreibung des Textverstehensprozesses und der Relevanz des
Textsortenwissens. Der Ausgangspunkt für die Untersuchung ist dabei die
Annahme, „dass der Text vom Rezipienten nicht mechanisch ins Gedächtnis
eingeprägt ist, sondern aktiv durch Zielsetzungen, Vorwissen und Strategien des
Rezipienten rekonstruiert werden kann.“ [14, S.126].
Die folgende Arbeit beschäftigt sich mit den einzelnen Textsorten
und ihrer stilistischen Realisierung. Die ersten Kapitel sollen uns nur den Text als
Begriff näher bringen und dienen als Grundlage für weitere Untersuchungen.

1.1. Definition des Textes


Ein Text ist eine Form der Kommunikation. Er kann in schriftlicher
oder in gesprochener Form als Rede realisiert sein. Die Sprache entspricht der
Situation, in der sich die Kommunikation abspielt. Der Text wird dann durch
außertextliche und auch innertextliche situative Faktoren determiniert. Zu diesen
Faktoren gehören vor allem die Rolle des Autors und die soziale Relation
zwischen dem Autor und dem angesprochenen Publikum.

7
In der Alltagssprache wird eine Satzfolge nur dann als Text bezeichnet,
wenn sie in inhaltlich-thematischer Hinsicht als zusammenhängend, als kohärent
interpretiert werden kann. Das Merkmal der Kohärenz (im inhaltlichen Sinn)
muss somit als grundlegend für den alltagssprachlichen Textbegriff gelten.
In der Textlinguistik gibt es verschiedene Textdefinitionen; eine
allgemein akzeptierte Definition liegt bishernicht vor. Grob gesehen
lassensich zwei Hauptrichtungen der Textlinguistik unterscheiden:
Der Textbegriff der sprachsystematisch ausgerichteten Textlinguistik:
Die erste Richtung der Textlinguistik entwickelte sich im
Hintergrund der strukturalistischen Linguistik und der generativen
Transformationsgrammatik. Innerhalb dieser linguistischen Richtungen galt
nun jahrzehntelang der „Satz“ als die oberste linguistische Bezugseinheit. Erst
mit dem Entstehen der sog. Textlinguistik in der Mitte der 60er Jahre kam es zu
einer fundamentalen Kritik an dieser Beschränkung auf die Domäne des Satzes.
Eine prinzipielle Änderung der geltenden sprachtheoretischen Grundlagen ist mit
dieser Forderung allerdings nicht verbunden. Die Textlinguistik versteht sich (wie
vorher die „Satzlinguistik“) ausdrücklich als eine Linguistik der „Langue“,
bzw. Der „Kompetenz“. Die Hierarchie der bis dahin angenommenen Einheiten
des sprachlichen Systems (Phonem, Morphem/Wort, Satzglied, Satz) wird
lediglich um die Einheit „Text“ erweitert. „Text“ wird definiert als eine
kohärente Folge von Sätzen. Der für die Textlinguistik zentrale Begriff der
Textkohärenz wird rein grammatisch aufgefasst.
Der Textbegriff der kommunikationsorientierten Textlinguistik:
Die zweite (am Anfang der 70er Jahre) entstandene Richtung wirft der
ersten Richtung vor, sie habe ihren Gegenstandsbereich insofern zu sehr
idealisiert, als sie Texte als isolierte, statische Objekte behandelte und nicht
berücksichtigte, dass Texte immer in eine Kommunikationssituation eingebettet
sind. Die kommunikationsorientierte Textlinguistik entwickelte sich im
Hintergrund der linguistischen Pragmatik, die sich vor allem auf die innerhalb der
angelsächsischen Sprachphilosophie entwickelte Sprechakttheorie(J. L. Austin, J.

8
R. Searle) stützt. Unter pragmatischer(sprechakttheoretischer) Perspektive
erscheint der Text nicht mehr als grammatisch verknüpfte Satzfolge, sondern
als (komplexe) sprachliche Handlung. Die kommunikative Funktion legt den
Handlungscharakter eines Textes fest; erst sie verleiht dem Text also einen
bestimmten kommunikativen „Sinn“. Der Kommunikationsakt ist also die dem
Text direkt übergeordnete Einheit [26, S.126].
Eine adäquate linguistische Textanalyse erfordert die Berücksichtigung
beider Forschungsrichtungen. Die folgende Textdefinition entspricht dieser
Bedingung: Der Terminus „Text“ bezeichnet eine begrenzte Folge von
sprachlichen Zeichen, die kohärent ist und die als Ganzes eine erkennbare
kommunikative Funktion signalisiert.
In einigen textlinguistischen Arbeiten wird zwischen Kohäsion und
Kohärenz unterschieden. „Kohäsion“ meint dann die Verknüpfung der
Oberflächenelemente des Textes durch bestimmte grammatische Mittel, während
„Kohärenz“ den konzeptionellen Zusammenhang des Textes, d.h. die zugrunde
liegende Konstellation von Begriffen und Relationen. Diese Unterscheidung ist
unnötig; sie kann sogar irreführend sein, wenn sie dazu verwendet wird,
die ältere Textlinguistik als reine „Kohäsionslinguistik“ abzustempeln.
Der enge Zusammenhang zwischen expliziten (morphologisch-syntaktischen) und
impliziten (semantisch- kognitiven) Formen textueller Kohärenz ist von Anfang an
gesehen worden.
Der Terminus „Textfunktion“ bezeichnet die im Text mitbestimmten,
konventionell geltenden, d.h. in der Kommunikationsgemeinschaft verbidlich
festgelegten Mitteln. Die Textfunktion ist von der Wirkung abzugrenzen, die der
Text auf den Rezipienten ausübt. Ähnlich wie der perlokutionäre Akt bei
einfachen sprachlichen Handlungen, ist auch die Textwirkung im Unterschied zur
Textfunktion nicht konventionalisiert, sie sei nun beabsichtigt oder nicht
beabsichtigt.
Fast alle bisher vorgelegten Ansätze zur Unterscheidung von
Textfunktionen knüpfen in irgendeiner Form an das Organon-Modell von K.

9
Bühler an. Bühler betrachtet die Sprache als „Werkzeug“, mittels dessen der
Emittent mit dem Rezipienten über Dinge in der Welt kommuniziert. Sprachliche
Zeichen fungieren damit gleichzeitig als „Symbol“ für Gegenstände und
Sachverhalte der Wirklichkeit (=Darstellungsfunktion), als „Symbol“ der
Innerlichkeit des Emittenten (= Ausdrucksfunktion) und als „Signal“, indem sie an
den Rezipienten appellieren (= Appellfunktion).
Gegen alle auf Bühler basierenden Klassifikationen (Grosse, Gülich und W.
Raible, J. R. Searle usw.) ist einzuwenden, dass sie insofern nicht ganz homogen
sind, denn die Einteilung – sprachtheoretisch gesehen – beruht auf
unterschiedlichen Kriterien [10, S.55].
Im Unterschiedzu den besprochenen Klassifikationsansätzen soll
unsere Abgrenzung von Textfunktionen auf einem einheitlichen Kriterium
beruhen, und zwar auf der Art des kommunikativen Kontakts, die der Emittent
mit dem Text dem Rezipienten gegenüber zum Ausdruck bringt. Es lässt sich
dadurch eine homogene Klassifikation erreichen.
Als Basis für unsere Einteilung wählen wir die Illokutionstypologie
Searles, modifizieren sie aber im Hinblick auf die Kategorien „Repräsentativ“ und
„Expressiv“, die bei Searle primär aufgrund verschiedener Referenzarten definiert
und somit nicht deutlich genug auf das interaktive Moment bezogen sind.
Wir führen statt dessen eine Informations- und eine Kontaktfunktion ein (die
in ähnlicher Form auch in der Klassifikation Grosses vorkommen). Damit ist
natürlich nicht gesagt, dass alle repräsentativen Sprechakte im Sinne Searles eine
Informationsfunktion und alle expresiven Sprechakte eine Kontaktfunktion
haben; sie können auch andere kommunikative Funktionen realisieren.
Expresive Sprechakte können auch eine appellative oder eine informative
Funktion haben. Lediglich die Deklarative ist unter dem Aspekt der
interpersonalen Beziehung insofern als Sonderfall zu betrachten, als sie primär
auf eine Veränderung der Welt gerichtet ist.

10
Unter dem kommunikativ-funktionalen Aspekt der interpersonalen
Beziehung kommen wir dann zu der folgenden Aufstellung textueller
Grundfunktionen:
- Informationsfunktion
- Appellfunktion
- Obligationsfunktion
- Kontaktfunktion
- Deklarationsfunktion
Zu ergänzen wäre noch die sog. poetische (ästhetische) Funktion,
die in literarischen Texten dominiert und primär Gegenstand der
literaturwissenschaftlichen Untersuchung ist.
Die Informationsfunktion:
Der Emittent kann die Sicherheit seines Wissens auf vielfältige Weise
einschränken, z.B. durch Angabe der Quelle oder durch die Verwendung
von Modalverben (sollen, wollen usw.), Modalwörtern (offenbar, vermutlich ...).
Die Informationsfunktion ist charakteristisch für die Textsorten „Nachricht“,
„Bericht“ und „Beschreibung“. Sie kann sich auch mit der „evaluativen“
Einstellung (etwas gut / schlecht finden) verbinden. Diese thematische
Einstellung ist kennzeichnend für die Textsorten „Gutachten“, „Rezension“,
„Leserbrief“ usw. Die informative Textfunktion ist also sowohl mit einer
sachbetonten als auch mit einer meinungsbetonten sprachlichen Darstellung
kompatibel.
Ob eine wertende Aussage neben ihrer informativen Funktion auch noch
(oder primär) eine appellative Funktion hat, ergibt sich aus dem Kontext
bzw. der Textsorte, der der entsprechende Text angehört.
Die Appellfunktion:
Textsorten mit appellativer Grundfunktion sind: Werbeanzeige,
Propagandatext, Kommentare, Arbeitsanleitung, Gebrauchsanweisung, Rezept,
Gesetzestext, Gesuch, Antrag, Bittschrift, Predigt usw.

11
Die appellative Textfunktion kann zwar direkt durch explizit performative
Formeln mit den Verben auffordern, anordnen, befehlen, bitten, raten, empfehlen,
fragen, verlangen, beauftragen usw. signalisiert werden. Solche expliziten
Strukturen sind in Texten aber selten. Die häufigsten grammatischen Indikatoren
der Appellfunktion sind vielmehr!
a) der Imperativsatz
b) die Infinitivkonstruktion
c) der Interrogativsatz
d) Satzmuster mit sollen oder müssen + Infinitiv, haben zu + Infinitiv, sein
zu + Infinitiv u.a.
Die obligatorische Funktion:
Textsorten mit Obligationsfunktion sind Vertrag, Vereinbarung,
Garantieschein, Gelübde, Gelöbnis, Angebot usw. Selbstverpflichtende Texte sind
in der Regel stark institutionalisiert; sie sind deshalb meistens durch eine direkte
Signalisierung der Textfunktion gekennzeichnet: versprechen, sich verpflichten,
schwören, übernehmen, sich bereit erklären, garantieren, sich verbürgen, wetten,
anbieten usw.
Die Kontaktfunktion:
Der Emittent gibt dem Rezipienten zu verstehen, dass es ihm um die
personale Beziehung zum Rezipienten geht. Die kontaktspezifische Funktion
wird durch explizit performative Formeln mit den Verben danken, um
Entschuldigung bitten, beglückwünschen, gratulieren, sich beschweren,
willkommen heißen, Beileid aussprechen, verfluchen usw. signalisiert.
Kontakttexte sind vielfach an feste gesellschaftliche Anlässe geknüpft, die den
Ausdruck der psychischen Einstellung des Emittenten verlangen. Entscheidend ist
nicht die Gefühlsäußerung als solche, sondern die Erfüllung einer sozialen
Erwartung durch den Emittenten. Darauf beruht die kontaktspezifische Bedeutung
solcher Einstellungsbekundungen. Die Kontaktfunktion ist besonders
charakteristisch für sog.

12
Partizipationstexte, in denen der Emittent seine Anteilnahme mit dem
Rezipienten zum Ausdruck bringt: Gratulations- und Kondolenzbriefe. Auch die
Ansichtskarten und andere Formen des Kontaktbriefs drücken primär die
kontaktspezifische Textfunktion aus. In der dialogischen Kommunikation
erfüllen diese Funktion vor allem die Gesprächssorten „Unterhaltung“,
„Plauderei“, „Small Talk“.
Die Deklarationsfunktion:
Der Emittent gibt dem Rezipienten zu verstehen, dass der Text eine neue
Realität schafft. Textsorten mit deklarativer Grundfunktion sind z.B.
Ernennungsurkunde, Testament, Schuldspruch, Bevollmächtigung, Bescheinigung
usw. Es handelt sich durchweg um Textsorten, die an bestimmte gesellschaftliche
Institutionen gebunden sind. Die Deklarationsfunktion wird fast immer direkt
(durch feste, ritualisierte und explizite Formeln) ausgedrückt. Neben den
expliziten sprachlichen Formen sind es vor allem auch bestimmte
Textüberschriften (wie Testament, Urkunde, Bescheinigung, Vollmacht usw.), die
auf die Deklarationsfunktion verweisen [24, S.75].

1.2. Medientext
Der Objektbereich der Medienlinguistik sind alle Arten von Texten, die
in den Massenmedien angeboten sind. Es geht um folgende „Textbereiche“. Die
Textbereiche spielen in verschiedenen Medien eine unterschiedliche Rolle, mit
Ausnahme der von Journalisten verfassten Texte, die überall als das Zentrum des

Mediums gelten. Journalistische und fiktionale Texte pflegt man in Radio und
Fernsehen als „Programm“ zusammenzufassen.
Fiktionale Texte sind in der Presse und im Radio weniger wichtig als im
Fernsehen, wo die Serien und Spielfilme einen beträchtlichen Anteil an der
Sendezeit ausmachen. In der Presse gibt es z.B. Comics, in den Feuilletons finden
sich gelegentlich auch Gedichte und Kurzgeschichten.
Anzeigen nehmen in den Zeitungen einen großen Raum ein. Hier ist der
Bereich der privaten Anzeigen klar zu scheiden von Werbeanzeigen. Als
13
private Anzeigen gelten Todesanzeigen, Hochzeitsanzeigen, Kontaktanzeigen
usw. Es sind die Texte, die zwar in Massenmedien publiziert werden, trotzdem
aber sich nur in beschränktem Masse an ein öffentliches Publikum richten. Sie
fallen nicht in die Verantwortung der Redaktion, wohl aber unterliegen sie in
gewissem Masse den von der Zeitung gesetzten Normen oder passen sich die
dort üblichen Gepflogenheiten an. Diese Art von Anzeigen findet man in
beschränkten Ausmaß auch in den Lokalradios, z.B. als Phone-ins mit Angeboten
von Hörern.
Werbetexte und Sponsoring-Texte. Mit diesen Texten sind explizite
Hinweise auf die Institution gemeint, die eine Sendung sponsert. Rezipienten-
Texte sind nur partiell als eigenständiger Textbereich anzusehen. Es geht um
solche Texte, die von Rezipienten verfasst oder gesprochen sind, als Reaktion auf
den journalistischen Bereich oder als Ergänzung dazu. Die klassische Ausprägung
dieses Bereiches in der Presse ist der Leserbrief.
Leserbriefe haben in Relation zum redaktionellen Teil unterschiedliche
Eigenständigkeit. Es geht um die Leserbriefe, die eine direkte Reaktion auf einen
journalistischen Text darstellen, die auf dessen Inhalt oder dessen Formulierung
reagieren. Stärkere Eigenständigkeit haben solche Briefe, die einen Kommentar zu
einem Thema von aktueller und öffentlicher Bedeutung geben, der sich zwar auf
das Nachrichtenkontinuum, nicht aber auf einen bestimmten Artikel bezieht.
Leserbriefe „zweiter Stufe“ beziehen sich ihrerseits wieder auf die vorher
erschienenen Leserbriefe und eröffnen damit eine eigene Linie der
Kommunikation, die sich neben der journalistischen Kommunikation abspielt.
Von den Journalisten selbst werden Leserbriefe als Fremdtexte markiert und als
metakommunikativ von den journalistischen Texten abgegrenzt [37, S.16].

14
KAPITEL II. HISTORISCHE ASPEKTE DER MASSENMEDIEN

Die Presse ist als das älteste aller Massenmedien bekannt. Die
Geschichte der Massenmedien geht bis zu der Zeit vor Christus zurück. Als
erste, wenn wir das sagen dürfen, waren die Römer mit ihren Nachrichtenblättern
– die sog. „acta diurna„.
Die Grundvoraussetzungen für die weitere Entwicklung der Massenmedien
waren der technische Fortschritt und politische, soziale und kulturelle Reife des
Staates. Zu den wichtigsten Schritten in der Entwicklung der Massenmedien
gehören also:
1. Erfindung des Buchdrucks in der Mitte des 15. Jahrhunderts
2. politische, soziale und kulturelle Voraussetzungen
3. die technischen Voraussetzungen
Die damals gedruckten Flugblätter können wir als Vorläufer der im 17.
Jahrhundert entstandenen Tageszeitungen bezeichnen. Die frühere Presse las nur
ein sehr begrenzter Kreis von Gebildeten. Der Leserkreis erhöhte sich mit dem

15
Beginn der Massenpresse. Diese Tendenz war durch viele Veränderungen in der
Zeitung bemerkbar. Es wurde die Zahl von den Zeitungen erhöht, der Inhalt
wurde vielfältiger, damit die Ansprüche vom breiteren Leserkreis befriedigt
werden. Es dauerte fast 200 Jahre, bis die Zeitung als wirkliches
Massenkommunikationsmittel für jeden verfügbar, billig, täglich erhältlich und
schnell informierend wurde.
Es gibt drei grundsätzliche Aspekte, die für gegenwärtige Massenmedien
gelten:
1. Die Entwicklung der Medien ist nicht linear. Ein Medium wird nicht
durch ein neues, anderes ersetzt. Das neune Medium muss sich nach und nach
seine Position sichern und seine Funktion definieren. Dabei übt es Druck auf die
alten Medien aus, und das ganze Mediensystem ist umstrukturiert. Bei einem
neuen Medium ist keineswegs von Anfang an klar, wozu es gut ist, wozu es dienen
kann. Es ist auch nicht unbedingt klar, ob es sich eher als privates Medium oder als
Massenmedium eignet.
2. Ein neues Medium bedeutet nie nur die Einführung einer neuen
Technologie, sondern immer auch eine Neustrukturierung der Wahrnehmung wie
auch der sozialen Umwelt. Das ist von Medientheoretikern wie Marshall McLuhan
oder Joshua Meyrowitz überzeugend, wenn auch im einzelnen vielleicht
überzeichnet, nachgewiesen worden.
3. Die Muster, die das neue Medium einsetzt, lehnen sich zunächst an die
der alten Medien an. Der Prozess der Emanzipation von den Vorbildern kann
dann u. U. sehr lange dauern und in kleinen Schritten erfolgen.
Von linguistischer Perspektive aus lassen sich an der Geschichte der
Massenmedien insbesondere der erste und der dritte Aspekt illustrieren,
während der zweite eher ein Forschungsfeld der Soziologie,
Kommunikationswissenschaft und allgemeinen Medientheorie darstellt [25, S.85-
87].
Die ersten Zeitungen entstanden im 17. Jahrhundert in den Niederlanden
(1618) Frankreich (1620), England (1621) und Deutschland – „Aviso“

16
(Wolfenbüttel) und „Relation“ Strassburg von 1609. Es waren noch keine im
heutigen Sinn herausgebildeten Zeitungen. Die Schreiber der Texte haben sich auf
damals vorhandene Arten der Schriftlichkeit gestützt. Es waren literarische
Gattungen und Briefe, die als Modell dienten. Typisch für diese Texte war ein
hoher Grad von Expressivität und sogar Spannung. Die Ereignisse wurden
meistens von Augenzeugen berichtet, die dem Leser das Gefühl des Anwesenden
durch eine persönliche und emotionsgeladene Ausdruckweise vermittelt haben.
Damals waren keine echten, beruflichen Redakteure. Ihre Funktion
erfüllten die Kaufleute, die oft ins Ausland fuhren und über die Tatsachen und
Geschehen informieren konnten. Als Übermittlungsquelle diente der Brief, sodass
die früheren Zeitungstexte auch Briefe waren. Eine weitere bedeutende
Informationsquelle waren die anderen Zeitungen, deren Texte oft zitiert,
kommentiert und kritisch behandelt wurden.
Binnen des 18. Jahrhunderts begann der Beruf der Korrespondenten,
Journalisten und Redakteurs zu entstehen. Bis zum Ende des Jahrhunderts wird
Journalismus zum Hauptberuf. Es dauerte jedoch lange, bis belletristische Genres
durch journalistisch ausdifferenzierte Texte abgelöst wurden.
Das 19. Jahrhundert bedeutete sehr viele Änderungen für die Presse.
Infolge der Professionalisierung des Journalismus wirf die Bedeutung von der
Persönlichkeit des Journalisten um. Während die Identität des Verfassers in den
Anfängen unwichtig war, steigt mit der größeren Verbreitung der Presse der
Einfluss des Autors. Unter diesem Druck fängt man an, wichtigere und
ausführlichere Texte zu unterzeichnen. Der Autor spielt dabei eine
unterschiedliche Rolle bei der Standardpresse und bei der Boulevardpresse. In
der Standardpresse stellt der Name des Autors einen wichtigen Punkt dar, oft
werden auch die Autorenkürzel verwendet. Der Name des Autors verbürgt die
Tatsächlichkeit des Artikels und trägt zu dem entpersönlichten Charakter des
Textes bei. Bei der Boulevardpresse werden meistens die längeren Stories
namentlich unterzeichnet, was als ein Mittel zur Personalisierung wirkt und die
Identifikation des Lesers mit dem Verfasser fördert.

17
In den Anfangsphasen der Professionalisierung waren die Zeitungen noch
viel einfacher strukturiert als heute. Die Texte ordnete man nach ihrer Herkunft.
Das Relevantkriterium spielte eine geringe Rolle – weniger wichtige Texte
bezeichnete man oft unter dem Titel „vermischte Meldungen“ [29, S.43-45].
Als eine wichtige Quelle blieben eine lange Zeit die Artikel von anderen
Zeitungen. Es bildeten sich Modelle ihrer Verarbeitung heraus, die im Prinzip bis
heute gelten: redaktionelle Zusammenfassungen, direkte Zitate, zusammenfassend-
kürzende Wiedergabe in indirekter Rede.
Einen großen Schritt in der Entwicklung der Presse bedeutete die Erfindung
des Telegraphen im Jahre 1833 und des Telefons in 1860. Dank dieser
Erfindungen wird die Übermittlung von Nachrichten beschleunigt. Vor allem für
die Sprache der Presse hat der Telegraph eine riesige Bedeutung. Da das
Telegraphieren sehr teuer war, versuchten die Korrespondenten, die Berichte so
kurz wie möglich zu formulieren. Manchmal waren die
Formulierungen so knapp, dass es sogar zu Verständlichkeitsproblemen
kam.
Nach der Erfindung des Telegraphen wurden die ersten
Nachrichtenagenturen gegründet. Am Anfang vermittelten sie die Nachrichten
aus dem Gebiet des Handels. Im Laufe der Zeit verbreitete sich ihr Spektrum auch
auf die Politik und andere Gebiete.
Diese Faktoren führten zu weiterer Verbreitung von Massenkommunikations
mitteln. Es entstanden spezifische Arten von Zeitungen. Die Arbeit der
Journalisten unterscheidet sich von der Arbeit des Schriftstellers, indem sie viel
schneller wird und ohne lange Vorbereitungsphasen verläuft. Zeitungstexte
werden sachlicher, anschaulicher und konkreter.
Das 20. Jahrhundert bedeutete in diesem Bereich eine Explosion. Es
entstanden neune Medien – am Anfang das Radio und dann das Fernsehen. Die
älteren Medien gingen eine rasche Entwicklung durch – mit dem technischen
Fortschritt des 21. Jahrhunderts stehen der heutigen Presse die modernsten
Technologien zur Verfügung, die die Arbeit der Journalisten wieder verändert

18
haben. Die Textverarbeitungssysteme ersparen dem Redakteur viel Zeit und
können bestimmte Arbeitsphasen wesentlich reduzieren oder gar
ersparen, z.B. die Korrekturarbeiten.

KAPITEL III. DIE PRESSESPRACHE HEUTE

Die Massenmedien gehören zu einem wichtigen Teil unseres


Lebens und beeinflussen viele Aspekte und Tätigkeiten unseres Daseins. Die
Sprache der Massenmedien spielt eine besondere Rolle in der Sprachentwicklung
– sie ist von großer Bedeutung bei der Ausprägung und Veränderung sprachlicher
Normen.
Es ist sehr schwer zu definieren, was eigentlich unter dem Begriff
„Pressesprache“ genau verstanden wird. H.-H. Lüger stellt die Frage, ob eigentlich
dieser Begriff benutzt werden kann, und wenn ja, wie er abgegrenzt werden
kann. Er ist zum Schluss und zur Meinung gekommen, dass die Pressesprache
nicht im Sinne eines homogenen sprachlichen Systems existiert, sondern eher
im Sinne einer Gesamtheit gemeinsamer Merkmale hinsichtlich der
Produktionsbedienungen und Mitteilungen von Zeitungstexten.
Nach der kommunikativ-pragmatischen Wende der 70-er Jahre
entstanden zahlreiche sprachwissenschaftliche Disziplinen, wie z.B. die
Textlinguistik, Pragmalinguistik, Soziolinguistik und Psycholinguistik, im

19
Rahmen derer die Sprache der Massenmedien untersucht wurde. Das Interesse an
diesem Gebiet des öffentlichen Sprachgebrauchs nahm ständig zu. Zum Objekt
der Forschung wurden journalistische Texte und Sprachstile.

Die Pressesprache wird sehr oft zum Ziel sprachlicher Kritik. Mit dem
Wort „Zeitungsdeutsch“ war schon früher etwas Negatives und Minderwertiges
gemeint. Der Sprachgebrauch der Presse war dabei zum größten Teil im Licht der
Literatursprache betrachtet, ohne die spezifischen Verwendungsbedingungen der
Pressesprache mit einzubeziehen. Meistens wurden vor allem die gut sichtbaren
Tendenzen vorgeworfen, wie Phrasenhaftigkeit und häufiger
Fremdwörtergebrauch. Die Spezifikationen der Zeitungssprache sind jedoch
Resultat eines langen Entwicklungsprozesses und historisch bedingt. Hier gibt es
also Tendenzen, die eigentlich von Anfang an schon existierten und sich später
weiter entwickelt haben. Aus heutiger Sicht werden alle Stiltypen als gleichwertig
anerkannt. Es sollte auch daran erinnert werden, dass die Presse zur Verbreitung
einer einheitlichen Standardsprache zu einem großen Maße beigetragen hat [26,
S.126].
Die Sprache der Presse wurde oft auch aus ideologischen
Gesichtspunkten kritisiert. Sie diente als Mittel zum Steuern des menschlichen
Denkens. Man kritisiert die Ausdrucksweisen, die eine bestimmte Einstellung
oder Denkweise in das Bewusstsein des Lesers einzuprägen versuchen. Die
Ausdrucksweisen können dem Leser mit der Information auch eine implizite
Wertung übergegeben, oder eine Tatsache mit einer bestimmten Absicht im
Hintergrund unangemessen vermittelt. Dieses kann z.B. durch Verwendung von
Euphemismen realisiert werden. Jedoch die Angst, dass Massenmedien ein
gefährliches Mittel von Manipulation seien, ist übertrieben, besonders in einer
Gesellschaft, wo die Medien frei sind und die Rezipienten sich frei entscheiden
können, mit welcher Ansicht aus der großen Vielfalt sie sich identifizieren wollen.
In der Sprache der Zeitung wird der gegenwärtige Sprachgebrauch
sozusagen „fixiert“. An dem Beispiel der Pressesprache können

20
Entwicklungstendenzen des allgemeinen Sprachgebrauchs genauer verfolgt
werden. H.-H. Lüger fasst die wichtigsten dieser Tendenzen zusammen.
Die Untersuchung von Syntax und Wortschatz führte H.-H. Lüger dazu,
dass er drei Betrachtungsweisen unterscheidet:
1) Pressesprache als Indiz für Tendenz der Gegenwartssprache Ziel sind
zwar generelle Aussagen über das heutige Deutsch (z.B. Veränderungen
gegenüber einem früheren Sprachzustand), doch da das Belegmaterial zum großen
Teil dem journalistischen Bereich entstammt, kann man die Ergebnisse hier mit
heranziehen;
2) Pressesprache als spezifischer Sprachgebrauch im Medium Presse
Aussagepunkt ist die Annahme eines relativ eigenständigen Sprachstils, dessen
Beschreibung ebenfalls die Merkmale erfassen soll, welche typische
Besonderheiten gegenüber anderen Funktionalstilen, z.B. Sprachgebrauch in
Rundfunk und Fernsehen, darstellen;
3) Pressesprache als Sprachgebrauch eines bestimmten Publikationsorgans
Stiltypische Merkmale werden nicht für die Presse allgemein, sondern im Bereich
einer Zeitung / Zeitschrift (für einen begrenzten Zeitraum, eine bestimmte
Berichterstattung usw.) untersucht.
Auf der syntaktischen Ebene sind es die folgenden:
1) Tendenzen zur Verkürzung der Satzlänge
Man geht von einer Reihe statistischer Untersuchungen aus. Die moderne
deutsche Schriftsprache zeigt eine allgemeine Tendenz zur Verkürzung der
Satzlänge. Diese Entwicklung kann man vor allem in der Sprache der Journalisten
sehen.
Der hohe Anteil kurzer Sätze ist zwar offensichtlich, vor allem
gegenüber älteren literarischen Texten, doch schon eine erste grobe
Differenzierung führt zu einer wesentlichen Verschiebung der quantitativen
Anteile.
2) Verteilung der Satzformen

21
Man unterscheidet 4 Kategorien. Setzungen sind grammatisch
unvollständige Äußerungen, in denen ein konstitutives Element fehlt, z.B. das
Verb oder der Subjekt. Einfachsätze bestehen aus nur einem Hauptsatz, ohne
Nebensatz oder satzwertigen Infinitiv. Reihen sind zwei oder mehr
miteinander verbundene, grammatisch vollständige Hauptsätze. Satzgefüge
weisen außer dem Hauptsatz wenigstens einen Nebensatz oder satzwertigen
Infinitiv auf.
3) Blockbildung
Man spricht hier über zusätzliche Erweiterungen eines nominalen
Satzgliedes. Es geht um Genitivattribute, Präpositionalattribute, erweiterte
Partizipialattribute.
4) Nominalisierungstendenzen, „Sinnentleerung“ der Verben, Streckformen
Es handelt sich um das Phänomen der Multiverbierung, bei dem einfachen
Verben wie durchführen, mitteilen, oder versuchen durch Verb + Substantiv –
Verbindung ersetzt werden z. B.: zur Durchführung bringen, eine Mitteilung
machen, einen Versuch unternehmen, in der Regel also präpositionales oder
akkusativisches Gefüge.
5) Syntax von Überschriften
In ihnen kommen einige Merkmale, die im Zusammenhang mit der
Komprimierung von Aussagen genannt wurden, gleichsam verstärkt zum
Ausdruck. Denn in der Regel enthalten Überschriften wichtigen Textaspekts
(meistens des das Kurzresümee eines Inhalts); sie werden daher gelegentlich auch
als „Zusammenfassungsschlagzeilen“ bezeichnet.
Auf der lexikalischen Ebene sind folgende Tendenzen bemerkbar:
1) Verwendung neuer Bezeichnungen
Es handelt sich vor allem um die Bezeichnungen, die in der Regel in
den gängigen Wörterbüchern noch nicht verzeichnet sind.
2) Verschiebung in der relativen Häufigkeit von Wörtern
H. Eggers spricht über die Wörter, auf die man das „wechselnde
Zeitinteresse“ verweist:

22
„… könnte aus Tageszeitungen von Jahr zu Jahr, aber auch für jeden
beliebigen einzelnen Tag ermitteln, wie sich die Interessen der öffentlichen
Diskussion innerhalb eines bestimmten Zeitraums verteilen, oder was zu
bestimmter Zeit das ‚Tagesgespräch’ war. Am Emporschnellen der relativen
Häufigkeit des einschlägigen Vokabulars ließe sich das unschwer ablesen.“
3) Eindringen fachsprachlicher Ausdrücke
4) Fremdwörter
Beides hängt mit dem ständigen Austausch zusammen, der zwischen
Wissenschaft bzw. Wissenschafts- und Fachsprache einerseits und
Allgemeinsprache oder Umgangssprache andererseits verläuft.
5) Entlehnungen aus dem Angloamerikanischen
Den Entlehnungen muss man besondere Aufmerksamkeit widmen. Es
handelt sich nicht nur um die angloamerikanische Beeinflussung, auch wenn sie
den größten Einfluss hat. Es bleibt zur Frage, inwieweit man eine solche
Tendenz noch als spezifisch für die Presse betrachten kann, denn die zahlreichen
Anglizismen haben längst, wenn auch ursprünglich über die Medien, Eingang in
die Gemeinsprache gefunden.
6) die häufige Verwendung von sog. Augenblickskomposita
Dieses Thema gehört zwar in den Bereich der Wortbildung. Neben bereits
üblich gewordenen Komposita wie Krankenschwester oder Rettungsdienst enthält
der Auszug einige Beispiele neu gebildeter Zusammensetzungen, die komprimiert
mehrere Informationseinheiten wiedergeben:
Nomen + Relativsatz
Mann, der den Ersatzdienst ableistet Ersatzdienst-Mann
Nomen + Präpositionalattribut
(bzw. Relativsatz)
Patient mit einem Infarkt Infarkt-Patient
(…, der einen Infarkt erlitten hat) Nomen + Präpositionalattribut (bzw.
Infinitivkonstruktion):

23
Bemühungen mit einer (um eine) Herzmassage
Herzmassagebemühungen
(…, eine Herzmassage durchzuführen)
Eine Ursache für die Bildung von Augenblickskomposita dürfte
wiederum in dem Bestreben nach Kürze liegen. Man kann nämlich in
Pressetexten feststellen, dass auf bestimmte Nominalgruppen mit einem
verkürzenden Kompositum Bezug genommen wird [23, S.95-102].

3.1. Spezifische Umstände der Pressekommunikation


Sprachliche Äußerungen sind immer Teil eines Kommunikationsprozesses,
der in einer konkreten Situation verläuft. Man spricht nicht in Sätzen, sondern man
kommuniziert in Texten. Das ist eine traditionelle linguistische Betrachtung, aber
für die Untersuchung der Pressetexte nicht ausreichend. Nur syntaktische,
semantische und lexikalische Analysen lassen die Produktions- und
Rezeptionsbedingungen der Texte außer Sicht. Sprachliche Äußerungen sind
immer in einer bestimmten Funktionssituation eingefügt und sind von der
Kommunikationssituation abhängig. Als Untersuchungsbasis nimmt man deshalb
nicht einzelne Sätze, sondern kommunikative Einheiten – und zwar entsprechende
Texte.
Aus der Perspektive der Publizistikwissenschaft kann die Pressesprache
aus zwei Gesichtspunkten betrachtet werden:
1) mit Hinblick auf die sprachlichen Vermittlungsweisen
2) auf die sog. journalistischen Aussageweisen
In der Publizistikwissenschaft unterscheidet man drei zentrale publizistische
Funktionen:
1) Information
2) Meinungsbildung
3) Unterhaltung
Auf der sprachlichen Ebene entsprechen diesen Funktionen bestimmte
Formen der Präsentierung, die man als Darstellungsformen bezeichnet. Man

24
unterscheidet die tatsachenbetonte, meinungsbetonte und phantasiebetonte
Darstellungsform. Aufgrund der Darstellungsformen können bestimmte Muster
ausdifferenziert werden, die bei der Verfassung der Zeitungstexte als Grundlage
dienen. Den drei publizistischen Funktionen werden bestimmte Zeitungstexte
zugeordnet. So werden die Nachrichten, Berichte und Reportagen der
publizistischen Funktion der Information zugeordnet, der Kommentar, die Glosse
und das Essay der publizistischen Funktion der Meinungsbildung und schließlich

das Feuilleton, Kritik und Kurzgeschichte der Funktion der Unterhaltung. Es kann
jedoch bei der Zuordnung zu zahlreichen Abweichungen kommen, die unter
anderem dadurch verursacht werden, dass die einzelnen Texte mehreren
publizistischen Funktionen zugeordnet werden können. H.-H. Lüger sieht deshalb
die Beschreibung der Pressesprache aufgrund der Darstellungsformen nicht
ausreichend.
Eine andere Möglichkeit, die Pressesprache zu beschreiben, liegt aufgrund
der sog. journalistischen Aussageweisen. Journalistische Texte können
zwei Tendenzen aufweisen. Man kann dann zwischen zwei Formen
sprachlicher Präsentation unterscheiden. Es geht um die emanzipatorische
Aussageweise und tendenziell repressive Aussageweise.
Diese Tendenzen kommen durch die Auswahl, den Umfang und die
sprachliche Informationsgestaltung zum Ausdruck. Die für den jeweiligen Text
typische Aussageweise wird aufgrund der Dominanz bestimmter sprachlicher
Merkmale bestimmt. Tendenziell repressive Aussagweisen können sich in
emotionaler, pathetischer, kommerziell werbender, propagandistischer und
affirmativer Sprache manifestieren. Für emanzipatorische Aussageweisen ist
dagegen referierende und bewertende Sprache typisch. Als kennzeichnend für
diese Kategorie wird auch die Orientierung an der Alltagssprache bezeichnet.
H.-H. Lüger bezweifelt aber die eindeutige Geltung folgender Behauptung:
Bei der Beschreibung der Pressetexte müssen einige spezifische
Bedingungsfaktoren miteinbezogen werden, die die Gestaltung der
Pressetexte beeinflussen [23, S.112].
25
Bei den Einflussfaktoren geht es konkret darum, die Auswirkung
einiger spezifischer Bedingungsfaktoren zu zeigen, durch die sich die
Konstitution von Pressetexten wesentlich von den anderen Gebrauchstextarten
unterscheidet.
Folgende Merkmale sind typisch für die Kommunikationssituation. Es geht
um die:
- öffentliche Kommunikationssituation (im Unterschied etwa zu privater
Kommunikation, prinzipiell ohne Begrenzung der Kommunikationsteilnehmer,
sofern keine Sprachbarrieren oder Einschränkungen politischer Art vorliegen),
- vermittelt durch das periodisch erscheinende Medium „Zeitung“,
-indirekte Kommunikationssituation (keine gemeinsame
Kommunikationssituation von Sender und Empfänger, wobei die räumliche
Distanz allerdings stark variieren kann; vgl. Lokalblatt vs. überregionale Zeitung),
-einseitige Kommunikationssituation (kein Wechsel der
Kommunikationsrollen möglich; von Leserbriefen u.ä. abgesehen, praktisch
„Einweg-Kommunikation“).

Ein zweites Beispiel gibt Harald Burger, der sich mit speziellen Aspekten
befasst.
Diese Aspekte verursachen die Besonderheit der Massenkommunikation.
Infolge ihrer Wirkung hat sich eine medienspezifische Verwendung der Sprache
entwickelt. Die Kommunikation erfolgt nicht nur durch sprachliche, sondern auch
durch nonverbale Kommunikationsmittel. Es geht z.B. um Mimik, Gestik,
Zeichnungen und auch Bilder. Die nonverbalen Kommunikationsmittel können die
sprachlichen ergänzen und umgekehrt. Bilder und verschiedene Zeichnungen
sind häufig bei Werbeanzeigen oder Comics benutzt. Sie können aber auch
als Unterstützung bei verschiedenen Vorträgen oder Face- to-Face Gesprächen
dienen.
Die Kommunikation wird nach folgendem vereinfachten Muster realisiert:
Produktion Übertragung Rezeption + Interpretation

26
Erstens unterscheidet sich die Massenkommunikation von anderen
Kommunikationsformen dadurch, dass der Produzent nicht ein bestimmbares
Individuum ist. Pressetexte werden zwar in der Mehrheit auf irgendeine Weise
unterzeichnet, aber die Autonomie des Autors ist durch sein Angehören zu
einer Redaktion eingeschränkt, an deren Strategien und Normen er sich halten
muss. Die Art und Weise der Unterzeichnung spielt je nach Zeitungstyp auch eine
unterschiedliche Rolle.
Die Presse als eines der Medien ist nicht innerlich einheitlich – es
beweist die folgende Klassifikation der Zeitungen. Wir unterscheiden die
Zeitungstypen nach folgenden Merkmalen:
1. nach der Erscheinungsweise
Tageszeichnungen, Wochenzeitungen, Sonntagszeitungen
Die Wochenzeitungen und Sonntagszeitungen erscheinen einmal pro
Woche. Bei den Tageszeichnungen ist die Periodizität unterschiedlich. Meistens
erscheinen sie sechsmal wöchentlich. (z.B. Süddeutsche Zeitung, Die Presse)
Einige erscheinen auch am Sonntag (z.B. Bild und Frankfurter Allgemeiner
Zeitung). Einige erscheinen dann nur fünfmal pro Woche. (z.B. Handelsblatt)
2. nach dem Verbreitungsgebiet
überregionale, regionale, lokale Zeitungen
Die überregionalen Zeitungen behandeln Themen aus einer Region, aus
dem Land, Ausland, und der Themenbereich ist sehr breit. Sie können als
„überregionale“ bezeichnet werden, nur wenn mindestens 20 Prozent ihrer
Auflage ständig außerhalb ihres Kernverbreitungsgebiets bezogen werden.
Regionale Zeitungen berichten über regionale und lokale Themen aus
dem öffentlichen Leben einer Gemeinde oder einer Region. Das
Verbreitungsgebiet ist klein.
Lokale Zeitungen sind oft als „Blätter“ bezeichnet. Zu ihnen gehören
Alternativzeitungen, Stadtzeitungen oder Magazine. Sie informieren den Leser
sehr gut über lokale Sachen.
3. nach der Vertriebsart

27
Abonnementzeitungen, Kaufzeitungen / Straßenverkaufszeitungen
Abonnementzeitungen werden von dem Leser abonniert und er
bekommt die Zeitung direkt ins Haus.
Kaufzeitungen bekommt man täglich am Kiosk, im Geschäft, oder auf der
Straße. DieseZeitungen bezeichnet man auch als Boulevardzeitungen. z.B. BILD
Mit der angedeuteten Zeitungstypologie hängt auch die sprachlich-
lexikalische Ebene der einzelnen Typen zusammen. Hauptsächlich für
Boulevardzeitungen ist typisch ein standardisiertes Vokabular. Der Produzent ist
in diesem Fall kein Individuum. Es taucht die Frage auf, ob er bloß als
„austauschbarer Texter“ angesehen werden kann. Bei anderen Zeitungstypen
haben die Autoren mehr Freiheit. Die Rolle des Produzenten wird also von dem
nicht Individuellen zum Individuellen abgestuft. Bei der soliden Presse kann auf
der anderen Seite die Schwierigkeit der Bestimmung des Produzenten dank der
Übernahme von Agenturtexten entstanden werden [11, S.44-46].
Bei der Massenkommunikation ist nicht nur die Identität des Produzenten
schwer bestimmbar, sondern auch die des Rezipienten. Obwohl sich alle
Presseorgane auf eine bestimmte Zielgruppe orientieren, ist das Leserpublikum
für den Produzenten unbekannt. Es muss zwischen den Individuen, die das
Leserpublikum bilden, nicht einmal eine Gemeinsamkeit bestehen. Obwohl in
dieser Richtung heutzutage zahlreiche Forschungen verlaufen, kann der Produzent
nie wissen, mit wem er eigentlich kommuniziert. Der Rezipient wird in der
publizistischen Forschung als „dispereses Publikum“ bezeichnet, was zeigt, dass

es sich um eine diffuse Größe handelt. Diese Gestaltung der Pressetexte wird
trotz der Schwierigkeit seiner Bestimmung durch den Rezipienten
beeinflusst. Wie gesagt, jedes Presseorgan orientiert sich auf eine bestimmte
Zielgruppe, die als „intendierter Rezipient“ bezeichnet werden kann, was sich
auch in der sprachlichen Gestaltung der Texte unbedingt widerspiegelt.
Weiterhin wird die Gestaltung der Pressetexte dadurch beeinflusst, dass
sich die Massenkommunikation nur in einer Richtung abspielt, es handelt
sich also um eine Einweg-Kommunikation. Der Rezipient hat keine
28
Möglichkeit, den Ablauf des Kommunikationsprozesses unmittelbar zu
beeinflussen. Auf der anderen Seite hat der Produzent auch keine Gelegenheit,
ein Feedback zu bekommen und zu erfahren, ob die Kommunikation wie geplant
abläuft. Bei den elektronischen Medien gibt es mehrere Vertreter der
Kommunikation, die in dem Prozess eingeschaltet sind. Eine Ausnahme bilden
vielleicht die Leserbriefe, wo es sich unter anderem wegen der zeitlichen und
lokalen Verschiebung jedoch auch nicht um eine unmittelbare Teilnahme an dem
Kommunikationsprozess handelt.
Bei den Pressetexten geht es in einem großen Maße um die
kommunikative Funktion. Man diskutiert vor allem über die persuative
Funktion, und zwar in welchem Maße sie durchgesetzt werden darf. Sie kommt in
mehreren Bereichen vor.
Bei der Bestimmung der Textfunktion geht man davon aus, welche
Funktion im Text dominiert. Bei der Presse und vor allem bei den seriösen
Zeitungen geht es um die informative Funktion. In den Boulevardzeitungen
überwiegt die Funktion der Unterhaltung. Die neuen elektronischen Medien
schließen die beiden Funktionen in einem großen Maße zusammen. Die Zeitung
und Zeitschrift haben auch ihre eigene elektronische Ausgabe, wo man die
neuesten Informationen suchen kann. Generell ist bei den Massenmedien eine
Tendenz bemerkbar, dass man auch Texte mit einer anderen dominierenden
Textfunktion unterhaltend zu machen versucht.
Die Art der Texterstellung ist ein wichtiger Faktor für die medienspezifische
Informationsvermittlung. Im Zusammenhang mit der Verarbeitung von
Agenturmeldungen wurde angedeutet, dass die notwendigen inhaltlichen
Resümierungen als auch die sprachlichen Verdichtungen zur Folge haben können.
Diese Voraussetzung liegt nicht nur bei den Agenturentexten sonder auch bei
Korrespondentenberichten, Reportagen vor. Zur sprachlichen Verdichtung gehören
die Tendenz zum Nominalstil, die Blockbildung mit Attributen oder die Häufigkeit
von Komposita.

29
Die Presseorgane bedienen sich also nicht ausschließlich ihrer eigenen
Informationsquellen. Das Angewiesensein äußert sich sprachlich nicht allein in der
Frequenz von verba dicendi. Bei der Bearbeitung von verschiedenen Stoffen
wird die Quelle entweder direkt genannt, oder im Gegenteil verbürgt. Im letzten
Fall wird oft die Einstellung des Presseorgans zu der jeweiligen Quelle mehr oder
weniger direkt ausgedrückt. Der Rezipient weißt dann, welche Quelle angezogen
wurde und ob die Quelle glaubwürdig ist oder nicht.
Aktuelle und periodische Berichterstattung spielt eine große Rolle. Die
Presseorgane übernehmen die aktuellsten Informationen von den Agenturen. Die
neuesten Informationen bekommt man im Netz oder im Fernsehen. Diese
Tatsache spiegelt sich auch bei den Printmedien in ihrer sprachlichen Gestaltung
wider. Es besteht daher in dem Berichten eine bestimmte Kontinuität, die in der
Sprache der Texte sichtbar wird. Es wird bei dem Rezipienten ein bestimmtes
Kontextwissen vorausgesetzt, dank dem für ihn auch gekürzte Formulierungen
und unerklärte Referenzen verständlich werden.

Bei der Pressekommunikation ist die Kommunikationssituation für den


Sender und Empfänger nicht identisch. Es gibt zwischen der Abfassung und der
Lektüre der Texte sowohl einen zeitlichen als auch einen lokalen Unterschied.
Die Auswirkung dieser Umstände auf die Gestaltung der Pressetexte ist, dass die
temporalen Angaben entweder mit öffentlichen Zeitangaben ausgedrückt oder der
vorausgesetzten Zeit der Lektüre angepasst werden müssen, um den Rezipienten
die Zeitreferenz klarzumachen. Mit Hinblickt auf die räumliche Trennung von
Autoren und Leser müssen Lokalangaben explizit und situationsunabhängig sein.
Eine große Bedeutung liegt in der Beziehung Zeitung – Leserschaft. Die
einzelnen Presseorgane orientieren sich auf ein bestimmtes Leserpublikum. Nach
H.-H. Lüger sind die Presseorgane für das Publikum bestimmt und umgekehrt.
Die Zeitungen passen sich einerseits an die Strategien des Herausgebers,
anderseits an die Bedürfnisse und Erwartungen der Leser an. Die politische
Ausrichtung ist soeben von Bedeutung, wobei man annimmt, dass sich die

30
Zeitung auf dem Leser mit derselben Einstellung orientiert. Die Auswirkung
dieser Faktoren wird in der Auswahl und Gewichtung der präsentierten
Information geäußert. Der Verfasser ist bestrebt, die Texte an die
sprachlichen Gewohnheiten und Erwartungen des Lesers anzupassen. Damit
werden dieVerständnisbarrieren verhindert. Dem Rezipienten bietet sich eine
Möglichkeit, sich mit der Zeitung zu identifizieren. Texte können deshalb
betrachtet werden als das Ergebnis des Bestrebens des Autors, bei dem Adressaten
die intendierte Wirkung zu erzielen. Dabei geht der Verfasser von angenommen
Präferenzen und Einstellungen, der wahrscheinlichen Informiertheit,
ideologischen Haltung und kulturellen Zugehörigkeit der Adressatengruppen aus.
Ein geläufiges Beispiel der Rezipientenorientierung ist die häufige Verwendung
der Umgangsprache, was vor allem in der Boulevardpresse bemerkbar ist [23,
S.105-107].
Diese Beobachtungen stimmen nicht mit den Passagen von ausgeführter
Einseitigkeit der Pressekommunikation überein. Der Rezipient hat eine
beschränkte Möglichkeit dem Produzenten ein Feedback zu geben. Die einzelnen
Presseorgane werden von ihrem Publikum mehr oder weniger mittelbar
beeinflusst. mit dieser Tatsache hängen auch die typischen Unterschiede zwischen
der soliden Presse und der Boulevardpresse zusammen. Die Verschiedenheit ihrer
Orientierung und Rezeptionsbedingungen spiegeln sich in ihrer sprachlichen
strukturellen und graphischen Gestaltung wider.

3.2. Kriterien und Klassiffikationen


Harald Burger wie H.-H. Lüger bieten uns die Möglichkeit, die
Textsorten nach verschieden Kriterien zu klassifizieren und die Unterschiede unter
einzelnen Typen zu erkennen. Am Anfang dieses Kapitels werde ich mich mit den
Meinungen von H. Burger befassen, dann gehe ich zur Klassifikationen von H.-H.
Lüger über. Ich versuche verschiedene Auffassungen von diesen beiden Linguisten
zu vergleichen.

31
Die Klassifikation von Harald Burger geht von strukturellen und
funktionalen Kriterien aus. Strukturell betrachtet sind primär monologische und
dialogische Texte zu unterscheiden. Früher waren die monologischen Texte die
Regel in der Presse, die dialogischen kamen als Ausnahmefall. Das hat sich
grundsätzlich geändert.
Funktional betrachtet lassen sich Pressetextsorten als Spezialfälle einer
allgemeinen funktionalen, bzw. handlungstheoretischen Textsortentypologie
auffassen; in diesem Punkt unterscheiden sich die Meinungen einzelner
Linguisten; was die an Zahl der Textfunktionen betrifft. Z.B. Klaus
Brinker in seiner Linguistischen Textanalyse unterscheidet fünf Funktionen:
Information, Appell, Obligation, Kontakt, Deklaration.
Harald Burger scheint dagegen, dass die Obligation und Deklaration kaum
eine Rolle in der Presse spielen. H.-H. Lüger befasst sich dann mit dem Begriff

Intentionalität und unterscheidet Textklassen von Textsorten. Darüber H. Burger:


„Lüger operiert mit dem sprachakttheoretischen Begriff „Intentionalität.“ Für
Medientexte scheint es mir ratsamer – ohne dass ich darauf hier näher eintreten

kann -, den textlinguistischen Begriff der Textfunktion zu verwenden.“ Für die


Definition der Textklasse bietet er das Kriterium der Textfunktion an. Auf
ihrer Grundlage unterscheidet er folgende Textklassen: informationsbetonte,
meinungsbetonte, auffordernde, instruirend-anweisende und kontaktorien-
tierende Texte. Diesen Textklassen ordnet er die Textsorten zu, die als
„standardisierte Muster“ von Texten aufgefasst werden. Hier kommen also makro-
ebenso wie mikrostrukturelle Aspekte der Texte zur Geltung.
Darüber H. Burger: „Die fünf von Lüger unterschiedenen Intentionklassen
scheinen mir nicht alle in gleicher Weise für Pressetexte relevant bzw. als
klassenbildende Kriterien geeignet zu sein.“ [12, S.76].
H. Burger polemisiert über die „kontaktorientierten“ und „auffordernden“
Texte. Die folgenden Elemente wie Fotos oder Schlagzeilen wirken auf die
Aufmerksamkeit der Leser. Diese Mittel findet man auf der Frontseite aber nur bei
seriösen Zeitungen und Zeitschriften, bei Boulevardblättern sind sie dominant und
32
besetzen fast die ganze Fläche der Frontseite. Der Text verliert an Bedeutung.
„TEXTE, die nur aus Schlagzeile, Foto und minimalem Text bestehen, ohne dass
sie im Inneren der Zeitung weitergeführt werden, kann man als Grenzfall
von TEXT ansehen, ohne deswegen eine eigene Klasse „kontaktorientierte
Texte zu schaffen.“ Es ist auch bezweifelbar, ob die auffordernden Texte eine
Person oder eine Gruppe zu etwas Bestimmtem anregen. Er stimmt also nur mit
den Klassen der informations- und meinungsbetonten Texte zu. Hier befasst er sich
mit den Problemen der Subklassifikation und auch mit den terminologischen
Problemen.
Nun ist mit der Zuweisung von Pressetexten zu einigen wenigen Text-
Intentionen bzw. Textfunktionen noch nicht viel Konkretes gewonnen. Erst eine
Subklassifizierung der auf diesem Wege gewonnenen globalen Klassen in
„Textsorten“ führt zu medienspezifisch interessanten Beobachtungen. Die
Zuordnung von Funktion und formaler Textstruktur ist ein schwieriges Problem
der Textlinguistik. In der Regel gibt es keine allgemeingültigen
und eindeutigen Zuordnungsregeln [21, S.80].
Intentionalität
Intentionalität (lat. intentio, „Aufmerksamkeit“, „Absicht“) wurde bei
Brentano und Husserl als die Gerichtetheit des Bewusstseins beschrieben.
Bei H.P. Griece und John R. Searle war es dann die grundlegende
Kategorie für jede Theorie der sprachlichen Bedeutung, wonach sprachliche
Handlungen im wesentlichen intentionale, also von einer bestimmten, nämlich der
kommunikativen, Handlungsabsicht geleitete Akte sind.
Dabei muss man unterscheiden zwischen Intentionalität, also
Zielbewusstsein, und Intension, also Innigkeit, Heftigkeit oder Inhalt.
Intentionalität ist diejenige Eigenschaft vieler geistiger Zustände oder
Ereignisse, durch die sie auf Gegenstände oder Sachverhalte der Welt gerichtet
sind. Intentionalität trägt also immer Merkmale der Gerichtetheit oder des Von-
etwas-Handeln.

33
Das Phänomen der Intentionalität erklärt Searle im Zusammenhang
mit der Funktionsweise des menschlichen Bewusstseins. Sprachliches Handeln ist
nach Searle zwar durch das geistige Phänomen der Intentionalität bestimmt, doch
Intentionalität an sich ist nicht unbedingt an sprachliche Kommunikation
gebunden.
Er definiert Intentionalität als die Eigenschaft von geistigen Zuständen auf
Objekte und Sachverhalte in der Welt ausgerichtet zu sein, wobei eine
bestimmte Absicht bzw. Intention zu haben nur eine Art von Intentionalität
darstellt.
Jedem Sprechakt liegt ein intentionaler, d. h. kognitiver oder affektiver,
Zustand des Sprechers zu Grunde, der durch den Vollzug des Sprechaktes
ausgedrückt wird: eine Absicht, ein Wunsch, eine Befürchtung etc.
Dementsprechend gilt eine sprachliche Handlung als gelungen nur unter der
Bedingung, wenn der ausgedrückte psychische Zustand des Sprechers erfüllt wird:
z. B. kann ein Befehl befolgt oder missachtet werden etc. Durch kommunikatives
Handeln werden dieser Auffassung zufolge intentionale psychische Zustände des
Sprechers veräußerlicht.
Dabei ist Searle der Auffassung, dass geistige Phänomene eine biologische
Basis haben: sie sind von Hirnvorgängen verursacht und in der Hirnstruktur
realisiert [22, S.145].
Gemäß dieser Theorie kann man intentionale Zustände sogar lokalisieren:
sie haben nämlich ihren festen Sitz im Gehirn des Menschen.
Nach H.-H. Lüger kann für die Intentionalitätszuschreibung bei
Pressentexten generell außer Betracht bleiben, ob ein Artikel namentlich
gekennzeichnet ist oder nicht, ob der Textproduzent eine Einzelperson ist
oder als Institution erscheint. Das Äußerungsverstehen orientiert sich nicht an
individuellen, privaten Absichten eines Autors, sondern folgt, wie zuvor erläutert,
intersubjektiv gültigen Interpretationsregeln.
Mit der Intentionalität sind zwei Aspekte verknüpft. Der erste Aspekt heißt
Zielgerichtetheit und er bezeichnet folgendes: eine Handlung ist erst sinnvoll,

34
wenn man auch versteht, warum sie vollzogen wird, welches Ziel mit ihr erreicht
werden soll bzw. welchem Zweck sie dient. Der zweite Aspekt ergibt sich ganz
andere Deutungsmöglichkeit. Man spricht in diesem Fall über
Mehrfachadressierung, d.b. dass gerade in der öffentlichen Kommunikation
Texte gewöhnlich nicht nur für einen Empfänger bzw. eine Empfängergruppe
bestimmt wird, sondern sich prinzipiell an verschiedene Adressaten richten können
[23, S.89].
Textklassen
Pressetexte weisen eine Reihe von medienbedingten Gemeinsamkeiten
auf. Sie stellen aber eine in vielerlei Hinsicht heterogene Menge von
Texten dar. Für die Klassifizierung muss man zwei verschiedene
Vorgehensweisen in Betracht ziehen.
Es handelt sich um eine deduktive und induktive Vorgehensweise. Bei der
Ersten geht man von einemglobalen Modell als Basis aus und
versucht, weitere Unterscheidungsmerkmale abzuleiten und so zu einer
möglichst systematischen und umfassenden Typologie zu gelangen. Von
einem Verfahren „von unten“ versucht sie, bestimmte Gliederungsprinzipien
von der Textebene aus zu entwickeln und dadurch den spezifischen Merkmalen
des Untersuchungsgegenstands stärker Rechnung zu tragen.
Im Buch von Lüger wird ein kombiniertes Verfahren gewählt. Es geht nicht
um die Erarbeitung einer übergreifenden, prinzipiell für alle Texte
geltenden Typologie.
Untersucht wird nur ein begrenzter Kommunikationsbereich, nämlich
Texteder Tagespresse, und hierfür ist zunächst, wie mehrfach erläutert, ein
geeignetes Klassifikationsmodell zu erstellen.
Informationsbetonte Texte
Die wichtigste Gruppe bilden Texte, die den Leser über etwas informieren,
was er wissen möchte oder was ihn interessieren könnte. Die Texte dieser Art
verfügen über die Informationsfunktion und ihr Hauptteil besteht also darin,
dass der Leser einen betreffenden Sachverhalt zur Kenntnis nimmt.

35
Die erste Orientierung erhält der Leser schon in der Überschrift. Je
nach Explizitheitsgrad kommen zur Identifizierung des Textgegenstandes
weitere Präzisierungen in Ober- und Unterteil hinzu, eventuell auch einzelne
wertende oder relativierende Elemente, die aber den vorherrschenden
Intentionstyp ‚informieren’ nicht in Frage stellen.
Meinungsbetonte Texte
In diesem Fall geht es um Texte, die eine Einstufung, eine
Kommentierung eines gegeben Sachverhalstes zum Ausdruck bringen. Dieser
Intentionstyp kann uns etwas „Bewertendes“ oder „Evaluierendes“ mitteilen.
Das wichtigste ist, dass vom Sender einer Bewertung oder eines Ergebnisses ein
bestimmtes Bewertungsprädikat zugeordnet wird.
Der Autor bewertet den Sachverhalt nach verschiedenen Möglichkeiten. Es
handelt sich um: Einschätzung der Durchführbarkeit, die Relevanz, die
Nützlichkeit für den Adressaten oder für eine bestimmte soziale Gruppe oder die
Quantität. Typische Ausdruckformen sind dann: Satzadverbien, Modalverben,
wertende Adjektive, Partikeln oder Grammatische Modi.
In der Pressekommunikation bilden die informations- und
meinungsbetonten Texte eine wichtige Stelle. Mit ihnen werden
diezentralen Aufgaben der Tageszeitung wahrgenommen. Sie berichten über
aktuelle Geschehnisse und liefern bewertende und einordnende Stellungnahmen
dazu.
Auffordernde Texte
Es geht um die Texte, die die Einstellung des Lesers beeinflussen, das
heißt, dass „mit der Äußerung eines Textes an den / die Empfänger appelliert
wird, eine bestimmte Handlung einzunehmen.“
Das Ziel besteht also darin, eine entsprechende Reaktion des Lesers
auszurufen. Mit der „Reaktion“ sind auch emotionelle Zustände und Haltungen
verbunden.
Es ist schwer festzustellen, ob es in diesem Fall um eine selbständige
Textklasse geht, denn der Leser nimmt eine Haltung ein, reagiert auf bestimmte

36
Weise. Dazu kommt der Empfänger auch nach dem Lesen eines
meinungsbetonten Artikels. K. Brinker fordert hier eine gemeinsame Gruppe:
Es gibt eine Reihe von Äußerungen im Imperativ oder mit dem Verb sollen,
bitten, raten, befehlen, die als Aufforderungen interpretierbar sind.
Instruierend - anweisende Texte
Es handelt sich hier um Ratschläge, praktische Hinweise, Anleitungen usw.
Es ist fraglich, ob man diese Texte zum journalistischen Bereich zurechnen kann.
Es steht fest, dass solche Texte auch in überregionalen Abonnementzeitungen
vorkommen und somit in einem Überblick zur Pressesprache nicht unerwähnt
bleiben sollten. Kennzeichnend für diese Texte ist, dass sie Informationen
liefern, die zur Verbesserung oder Vermeidung eines für den Adressaten
problematisch beurteilten Zustandes beitragen können. Sie sollen also auf keinen
Fall den Empfänger von der Richtigkeit überzeugen oder zur Ausführung
bestimmter Handlungen zu veranlassen.
Typischer Aufbau ist die Zweigliedrigkeit. Der Ausgangpunkt kann
entweder die Darstellung einer Situation sein, die für den Leser schwer und
problematisch gesehen wird, oder die Angabe eines Zustands, der als vorteilhaft
gilt. Der Hauptteil des Textes konzentriert sich dann auf die Vermittlung von
Maßnahmen und Handlungen, mit deren Befolgung sich die genannte
Problemsituation verbessern oder der angestrebte Zustand erreichen lässt.
Wie es schon konstatiert wurde, geht es bei diesen Texten primär nicht
darum, den Leser zu einem bestimmten Verhalten aufzufordern, sonder es geht um
folgendes: eine Situation vorlegen, die geeigneten Maßnahmen zur Kenntnis
bringen, mit denen sich der Ausgangszustand verändern lässt. Bei solchen
Texten spricht man über „wenn-dann- Relation Diese Relation gewährt als
Antezedens eine angenommene Ausgangsbedingung p, das jeweilige Ziel, und als
Konsequens die mit den Anweisungen bezeichnete Handlungsabfolge q1…qx.
Die Grundstruktur der instruierend-anweisenden Texte kann man folgt darstellen:
INF (kond (wenn p, dann q1…qx)). Das Ziel lässt sich so umschreiben, dass der
Leser mit der Textlektüre schließlich ein Wissen darüber verfügt, welche

37
Handlungen man ausführen muss bzw. welche Zustände q1…qx man
herbeiführen sollte, wenn die Bedingung p gegeben ist. Anders gesagt: die
Absichtprämisse p wird im Text gewöhnlich nicht genau formuliert, sondern
geht von der Darstellung einer Ausgangssituation hervor. Die folgende
Annahme nennt genau die Handlung, die für die Zielrealisation nötig ist und über
die der Leser erst durch die Textlektüre verfügt [27, S.58-62].

Man kann je nach Objektbereich zwei Gruppen unterschieden:


1. Handlungsanleitungen, die sich vorwiegend auf den Umgang mit bzw.
die Herstellung von Gegenständen, Produkten usw. beziehen
2. sog. Ratgebungen, die entweder den menschlichen Bereich allgemein oder
spezieller dasKonsumverhalten betreffen.
Handlungsanleitungen
Unter diesem Begriff kommen verschiedene Texte vor. Es handelt
sich um „praktische Tips“ wie Pflege-, Gebrauchs- oder Montageanleitungen und
dann gehören zu dieser Gruppe die in der Sprachgestaltung standardisierten
Kochrezepte. Für diese Texte gibt es vor allem in Boulevardblättern spezielle
Rubriken. Von daher erwähnt man diese Texte im Rahmen der Pressetexte, weil
es sich allgemein nicht um „reine“ journalistische Texte handelt. Diese Texte
kommen in speziellen Sammlungen oder Handbüchern vor.
Der Textaufbau ist relativ variabel.
Der Anleitungsteil besteht im Kern aus einer Auflistung von praktischen
Handlungen, die im Hinblick auf das Ziel notwendig oder wichtig sind. Die
Anordnung entspricht meistens der zeitlichen Aufeinanderfolge der Tätigkeiten.
Es überwiegen hier unpersönliche Formen, die von Verbindlichkeitsgrad

abhängig sind. Es sind verschiedene syntaktische Muster üblich:


1. Infinitivkonstruktionen, Imperative sind dagegen in solchen
Pressebeiträgen untypisch,
2. Passivsätze, in denen insbesondere das Handlungssubjekt bzw. der
Adressat der Anleitungen nicht ausgedrückt wird,

38
3. Sätze mit dem Indefinitpronomen man,
4. auch modale und Partizipien und Infinitive
Es besteht also eine starke Tendenz, die Allgemeingültigkeit der
betreffenden Informationen zu unterstreichen und eine Nennung des jeweiligen
Agens zu vermeiden. Dieser entpersonalisierte Stil wird am ehesten
durchbrochen, wenn die Darstellung in dialogischer Form erfolgt.
Anleitungstexte behalten oft auch Begründungen, Erläuterungen,
Spezifizierungen, also Informationen, die man als Maßnahmen zur Verstehens-
und Akzeptanzsicherung betrachten kann.
Ratgebungen
Als Ratgebungen bezeichnen wir Texte, die dem Leser eine Information
liefern oder bieten, wie er in bestimmten, schwierigen Situationen sein eigenes
Verfahren optimieren und die Aufgaben leichter bestehen kann. Die Hinweise
gehen von allgemeinen Ratschlägen zum menschlichen Miteinander. Es geht hier
also um die Problemlösung aus dem sozialen Handlungsbereich.
Da die Ausgangssituation von verschiedenen Bedienungen abhängig ist,
muss die Richtlinie oder Angemessenheit eines Ratschlags oft erst plausibel sein.
Dies schlägt sich in einem weniger schematischen Textaufbau und in relativ

ausführlichen Erläuterungen nieder. An sprachlichen Merkmalen lassen sich dann


diese typischen Erschienungen festhalten:
1. Häufigkeit von Konditionalgefügen, die mögliche
Situationsbedingungen und Handlungsdispositionen auf Seiten des Empfängers
angeben,
2. keine Anweisungen in Form von Infinitivkonstruktionen, es überwiegen
unpersönliche Formulierung in der man-Form oder mit es gilt / es sollte heißen /
wäre denkbar usw.
3. argumentative Struktur zahlreicher Passagen, in denen die jeweiligen
Handlungsempfehlungen mehr oder weniger ausführlich begründet werden.

39
Auch bei Ratgebungen wird die unpersönliche Darstellungsweise
meist dann aufgegeben, wenn es sich um dialogisch aufgebaute Beiträge handelt
[24, S.54-56].
Kontaktorientierende Texte
In der Presse gibt es spezifische Mittel, die die Aufmerksamkeit und das
Interesse des Lesers hervorrufen wollen. Dieser Umstand heißt
„Kontaktorientierung“. Die Informationen können nämlich ihre Adressaten nur
dann erreichen, wenn die Zeitung oder die Zeitschrift gemerkt wird. Dazu dient die
Titelseite, die unsere Aufmerksamkeit anzieht.
Sie ist das wichtigste Werbemittel und hat praktisch die Funktion eines
Plakates. Sie erfüllt ihre Funktion, wenn sie auf den Leser eine einziehende
Wirkung ausübt.
Die Gestaltung der Titelseite hat eine große Bedeutung und vor allem an
den Plätzen, wo die Zeitungen in nächster Konkurrenz stehen – am Kiosk. Das
gilt vor allem für die Boulevardzeitungen.
Man findet die kontaktorientierten Maßnahmen in allen Zeitungstypen,
wenn auch in verschiedener Dosierung und mit unterschiedlichen Mitteln
realisiert. Auch im Innenteil der Zeitung spielt die Bemühung um die
Leseraufmerksamkeit eine wichtige Rolle. Man wird hier weniger von speziellen
Texten als vielmehr von kontaktorientierten Maßnahmen oder Mitteln sprechen
können. Man kann wenigstens vier Bereiche oder Ebenen unterscheiden:
Namen der Zeitung ------------ Informationsträger
Aufmachung der Titelseite----------------- Informationsangebot der Ausgabe
Artikel-Überschriften-------------------- Textinformation
Lead, Zwischenüberschriften---------------- Textinformation
Im Vordergrund steht das Bemühen, auf ein bestimmtes
Informationsangebot aufmerksam zu machen. In dieser Weise ist auch der Name
des Mediums interpretierbar.

40
Das Medium aktualisiert für uns spezifische Vorerwartungen bezüglich
der inhaltlichen Ausrichtung, der Art des Informationsstandes und der Position des
Zeitungsspektrums.
Die Auffälligkeit des Informationsträgers und -angebots erfolgt durch:
- visuelle Mittel wie z.B. Illustrationen und Typographie
- die sprachliche Präsentation,
- die Auswahl bestimmter Inhalte.
Die Auffälligkeit benutzen vor allem die Boulevardblätter. Sie
kombinieren alle drei Mittel (Selektion von Inhalten, Sprachgestaltung und
Hinzuziehung visueller Mittel). Hier hat eine große Bedeutung, neben den
farbigen Fotos, vor allem auch das typographische Verfahren. Unter diesem
Bestandteil gehören: Farbdruck, extreme Variation von Schriftgröße und ihren
Typ, Negativzeilen (weiße Lettern auf schwarzen Grund) oder Typozeichnen
(Pfeife, Punkte), usw. Alle diesen Mittel dienen zur Hervorhebung der
Zeitung.
„Strategien der Aufmerksamkeitssteuerung werden um so wichtiger, je
schärfer die Konkurrenzbedingungen sind. Dies zeigt sich vor allem dort, wo der
Verkauf über Abonnements nur eine untergeordnete Rolle spielt, wie etwa bei der
französischen Tagespresse. Der Titelblattgestaltung fällt hier u.a. die Aufgaben zu,
mit entsprechenden Hervorhebungen sowohl die Attraktivität des
Informationsangebots wie auch das Profil, die Position der betreffenden Zeitung
für den potentiellen Leser / Käufer in möglichst kurzer Zeit erkennbar zu machen.
Die graphisch-drucktechnische Gestaltung und die Anordnung der Beiträge
stellen aus der Sicht des Lesers gleichzeitig ein wichtiges Indiz für die

Bedeutungszuschreibung eines Ereignisses dar. Hannes Kniffka hat hierfür den


Begriff „Phänotyp“ einer Berichterstattung reserviert und als Messinstrument für
die jeweilige Gewichtung einer Information eine zehnteilige Skala
vorgeschlagen.“
Neben den Bildinformationen, die für die kontaktorientierte Intention

41
charakteristisch sind, ist die Vielzahl von Anzeigen zu erwähnen. Die Titelseite
erhält auf diese Weise Merkmale eines Werbeplakats. Vor allem die
Illustrationen gehören zu den bedeutendsten Mitteln der Aufmerksamkeit. Für
den Leser sind die Mitteilungen semantisch eindeutig und damit schneller
erfassbar. Sie helfen dem Leser bei der Orientierung von der Textsauswahl.
„Durch das Auffälligmachen eines Beitrages kann dieser vom Adressaten
leichter wahrgenommen werden, und ist diese Bedingung erfüllt, läßt sich dann
auch das mit der Informationshandlung verbundene Ziel, nämlich die
tatsächliche Kenntnisnahme des betreffenden Sachverhalts, eher erreichen.“ [37,
S.95].
Die Angaben auf der Titelseite und die Überschriften hervorheben beim
Leser die Attraktivität des Informationsangebots hervor, bauen Spannung
auf. Vor allem die Überschrift gehört zu den wichtigsten Ereigniskomponenten.
Der Kurztext beschränkt sich auf eine Überblickdarstellung. Die Informationen
bieten nicht die Erfahrungen über nähere Umstände oder über die
Handlungsbeteiligten.
Mit der Aufmerksamkeit hängt auch die Relevanz des Mitgeteilten
zusammen. Sie ergibt sich für den Rezipienten aus der jeweiligen Aufmachung
und Gewichtung. Hinzu kommen folgende Faktoren:
1. die Kontrastwirkung, die eine Mitteilung, eine Schlagzeile oder eine
Illustration im gegebenen Zusammenhang auslösen,
2. der Überraschungswert, also die „Inkongruenz aus subjektiver
Erwartungs wahrscheinlichkeit und objektivem Eintritt“ des vermittelten
Ereignisses,
3. die Zeitdauer, die seit Eintreten des Ereignisses verstrichen ist,
4. der Grad des Betroffenseins auf seiten des Lesers
Zu weiteren Mitteln der Aufmerksamkeitswirkung gehört auch die
Syntax der Schlagzeilen. Der absolute Zwang zur Kürze führt zu einem äußerst
komprimierten Satzbau: Nominalsyntagmen, einfache, meist verblose Kurzsätze.

42
Es überwiegen hier also schnell überschaubare Satzformen, Satzgefüge und
komplizierte Strukturen werden gemieden.
Zu nennen ist auch ein weiteres Mittel, und zwar Abwandlung fester
Formeln. Sie stellen die Unbeachtetheit, die fraglose Gültigkeit der Alltagssprache
in Frage und lenken die Aufmerksamkeit auf die sprachliche Ebene selbst. Es
handelt sich, wie W. Wills es formuliert, gewissermaßen um textuelle
Überschußphänomene, welche dazu beitragen, „effektvolle ‚Störstellen’
aufzubauen, die nach dem Prinzip des ‚delectare’ die Beziehung zwischen Leser
und Text u. U. erheblich intensiveren und evozierende,

assoziationsstimulierende Kraft besitzen.“ Mit den genannten Stilmitteln


wird vom normalen Sprachgebrauch abgewichen und auf diese Weise
die Originalität der Berichterstattung unterstrichen.
Semantische Gestaltung des Druckbildes gehört weiter zu spezifischem
Merkmal des kontaktorientierten Textes. Je mehr typografische Anordnung und
graphische Hervorhebungen mit den semantischen Einheiten einer Äußerung
korrespondieren, um so leichter erfassbar ist die betreffende Information. Die
Verwendung von typographischen Mitteln hebt eine Information hervor, und der
Leser nimmt das Informationsangebot wahr und wird sich dafür weiter interessiert.
Die besprochenen kontaktorientierten Verfahren sind nun nicht zu
missverstehen als Aussagen über konkrete Rezeptionsprozesse. Sie deuten aber an,
wie ein differenziertes Gefüge sprachlicher und nichtsprachlicher Aktivität
dazu beitragen kann, das übergeordnete Ziel, das Erzeugen von Leseinteresse
zu erreichen, oder die Bedingungen dafür zu verbessern.

43
KAPITEL IV. TEXTSORTEN IN DER PRESSE UND PUBLIZISTIK

Es ist sehr schwer, die Textsorten zu klassifizieren und zwischen


einzelnen publizistischen Textsorten eine klare Grenze zu ziehen. Dieser Kapitel
versucht nur eine Sicht auf diese Problematik zu zeigen.
„Textsorten lassen sich aus den Grundfunktionen der Sprache herleiten.
Aus dem Organon-Modell K.Bühlers lassen sich typische Textsorten ableiten,
wobei die Funktion für den Empfänger den Gesichtspunkt der Textbeschreibung
und der persönlichen Einstellung, für den Verfasser den Richtpunkt der

44
Textproduktion ergibt. Der Text steht unter dem Gebot der Intention des Senders.
Aus diesen Gegebenheiten entsteht eine Typologie der Texte, in der Autor-,
Partner- und Sachbezug unterschieden werden müssen.
Entsprechend dem Organon-Modell stellt T. Högy Sprachfunktionen und
Textsorten in folgende Korrelation:
Ausdruck----- Erlebnis, Erzählung, Stellungnahme
Darstellung------ Bericht, Beschreibung, Referat
Appell------ Rede, Brief, Aufruf, Werbung
Als Ergänzung sollte die reine Kontaktfunktion nicht vergessen werden.
Ihre sprachlichen Repräsentationen sind Floskeln, Riten.“
„Textsorten“
Bezeichnung der Textlinguistik für unterschiedliche Klassen von Texten. Im
Rahmen einer hierarchisch aufgebauten Texttypologie sind Textsorten gewöhnlich
die am stärksten spezifizierten Textklassen, gekennzeichnet durch jeweils
verschiedene textinterne und pragmatische Merkmale (z.B. Kochrezepte, Predigt,
Interview). Unterscheidende textinterne Merkmale sind: Gebrauch bestimmter
Wortklassen (z.B. Deiktischer Ausdruck, Eigennamen), Formen der Textphorik,
Thema-Rhema-Gliederung, Stiltyp sowie inhaltlich-thematische Entfaltung).
Textextern lassen sich Textsorten als komplexe Sprechhandlungstypen auffassen,
die bestimmt sind durch Faktoren der Kommunikationssituation wie Intention des
Sprechers, Hörererwartung, örtliche/zeitliche/institutionelle Umstände u.a.
(Kommunikative Distanz, Textfunktion). Aufgrund ihrer speziellen pragmatischen
Merkmale wirken Textsorte ihrerseits situationsbestimmend, z.B.
Zahlungsbefehl, Witz, Konversation.“ [23, S.126-127].
Die Beziehung zwischen Textsorten und Terminologie:
Die Sprache lässt sich in verschiedene Teilebene gliedern, wobei für
unterschiedliche Situationen und Zwecke die entsprechende Ebene und der
entsprechende Anteil der Sprache verwendet werden. Jede Textsorte wird u.a.
durch einen bestimmten Teil der Sprache konstituiert. Sie wird also wiederum
durch den Adressatenkreis definiert, an den der Text gerichtet ist. Somit besteht

45
eine enge Wechselbeziehung zwischen Textsorte, Adressatenkreis und der
verwendeten Terminologie, die im Folgenden näher erklärt werden soll.
Abgrenzung von Fachsprache und Gemeinsprache
Die Gemeinsprache wird definiert als „im ganzen Sprachgebiet gültig,
allen Angehörigen der Sprachgemeinschaft verständlich, zum allgemeinen–nicht
fachgebundenen –Gedankenaustausch“. Fachsprache wird dann
demgegenüber enger definiert – als „sachgebundene Kommunikation unter
Fachleuten.“
Fachsprache und Gemeinsprache, auch Gesamtsprache genannt, sind nicht
völlig voneinander getrennt, sondern sie überlappen sich. Fachsprache muss sich
zahlreicher Elemente aus der Gemeinsprache bedienen. Ein Fachtext besteht nicht
ausschließlich aus Fachwörtern. Die Gemeinsprache steht der Fachsprache
außerdem als „Reservoir“ zur Verfügung im Falle der neuen Wörterbildungen.
In diesem Zusammenhang muss betont werden, dass es verschiedene
Modelle zur Einteilung von Sprache gibt. Sprache kann vertikal in verschiedene
Sprachebenen von Gemeinsprache bis Fachsprache eingeteilt werden, wobei es
innerhalb dieser Ebenen noch Abstufungen gibt. Eine horizontale Einteilung
erfolgt in einzelne Gebiete wie Wirtschaft, Recht, Medizin, Technik etc. Diese
können dann noch enger unterteilt werden, so dass z.B. das Gebiet Medizin in
verschiedene Disziplinen wie Zahnheilkunde, Augenheilkunde, Psychiatrie,
Orthopädie etc. unterteilt wird, innerhalb derer sich je eine eigene Fachsprache
entwickelt.
Gemäß dem Modell nach Baldinger kann die Sprache in einem Kreis
dargestellt werden. Der innere Kreis stellt die Gemeinsprache dar, der mittlere
Kreis beinhaltet den der Gemeinsprache zugewandten Teil des Fachwortschatzes,
d.h., Fachwörter (Termini), die auch von Nichtfachleuten verstanden werden. Im
äußeren Kreis befindet sich der der Gemeinsprache abgewandte Fachwortschatz.
Die o.g. horizontale Einteilung in Fachgebiete, die immer weiter verfeinert
werden kann, teilt den Kreis in Sektoren ein, in denen sich die jeweilige
Fachsprache befindet [29, S.53].

46
Entstehung von Textsorten
Das o.g. Modell kann auf die Textebene übertragen werden. Ein Text ist
eine Form der Kommunikation, er kann in schriftlicher Form oder in
gesprochener Form als Rede vorliegen. Entsprechend der Situation, in der die
Kommunikation stattfindet, wird die Sprache gewählt. Ein Text wird durch
außertextliche sowie innertextliche situative Faktoren determiniert. Dazu
gehören die Funktion des Autors, sein Vertrautheitsgrad mit dem angesprochenen
Publikum, die soziale Relation zwischen beiden, die soziale Schicht, eventuell das
Geschlecht, das Medium (gesprochene Sprache oder Schrift), Ort und Zeit der
Entstehung des Textes, Anzahl der Kommunikationspartner (z.B. nur einer oder
eine Gruppe), der Verwendungsbereich und der Erscheinungsort. Dies wird als
„situative Einbettung“ eines Textes bezeichnet.
Die situativen Faktoren, die die Entstehung eines Textes bestimmen, hängen
wiederum von der jeweiligen Soziokultur ab, in der und für die ein Text
produziert wird. Entsprechend der Soziokultur kommen einige situative Faktoren
mehr oder weniger zum Tragen, oder ihre Berücksichtigung wird im
entsprechenden Text anders umgesetzt als in einer anderen Soziokultur.
Textsorten sind die „Realisationen von soziokulturell determinierten,
konventionell geregelten Bündelungen von situativen Faktoren“ [17, S.42].
Textsorten unterscheiden sich sowohl innerhalb einer Sprache als
auch im Vergleich zu anderen Sprachen bezüglich Aufbau, Anrede, Syntax,
Verwendung von Metaphern, Tempusgebrauch, Verwendung von Wortklassen
(z.B. Nominalstil, häufige Verwendung von Funktionsverben etc.) und durch
weitere Merkmale. Da es sich bei vorliegender Arbeit um eine
Terminologiearbeit handelt, beschränkt sie sich hierbei auf die
Untersuchung der Verwendungvon Fachwörtern in Fachtexten und
populärwissenschaftlichen Texten im Deutschen und Englischen und auf den
Gebrauch von Anglizismen in deutschen Fachtexten und
populärwissenschaftlichen Texten.

47
4.1. Tatsachenbetonte / Informationsbetonte Texte
Der Inhalt jeder journalistischen Aussage bestimmt die Darstellungsform.
Meldung, Nachricht und Bericht sind journalistische Stilformen, die ihrem
Wesen nach eng miteinander in Beziehung stehen. Sie alle sind tatsachen-
oder informationsbetonte Darstellungsformen.
Die Meldung ist die elementarste, kürzeste, einfachste Textsorte. Sie
besteht im Kern aus einer einfachen Sachverhaltsdarstellung. Der Leser kann
erfährt im wesentlichen nur, dass ein Ereignis stattgefunden hat, dass ein
bestimmter Zustand eingetreten ist oder eintreten wird, weitere Aspekte bleiben
ausgespart. Die Texte weisen keine oder minimale thematische Entwicklung. Es
kann auch passieren, dass eine Meldung nur von einem Satz bestehen kann.
Nach Bucher wird in der Meldung gesagt, was sich ereignet hat,
wo, wann, wie, weshalb es sich ereignet hat, wer an dem Ereignis beteiligt war.
Die Meldung muss nicht auf die eine andere Nachricht, ein anderes Bild
in der Zeitung verweisen. Sie bildet keine Bezüge zu anderen Texten. Der Autor
des Textes tritt nicht in Erscheinung. Der Standpunkt ist meistens auch nicht
erkennbar. Normalenweise weist die Meldung eine Schlagzeile, aber keinen Lead
auf. Der Aufbau des Haupttextes folgt meistens dem Prinzip der „umgekehrten
Pyramide“ [17, S.90-91].
Das Modell der „umgekehrten Pyramide“ bedeutet, dass die zentralen
Informationen am Anfang stehen, der weitere enthält Text Spezifikationen
einzelner Aspekte. So werden die Texte von den Agenturen angeboten, damit sie
von den Redakteuren in den Zeitungen mühelos gekürzt werden können. Dabei
ist es heutzutage nicht mehr so, dass die Kürzungen von hinten her erfolgen
(das war wohl die Vorstellung, die früher durch die materielle Substanz von
Papier und Schere suggeriert wurde), sondern Kürzungen können an jedem Ort –
außer am Anfang – des Textes vorgenommen werden. Für die Arbeit am PC
spielt der Ort der Bearbeitung keine Rolle mehr.
Schlagzeilen weisen durch die Position undFormulierung eine
relative Selbständigkeit in Pressetexten auf. Sie sind einerseits an den Leser

48
adressiert, d.b. sie sollten den Leser aufmerksam machen, damit er den
Lesenweg in der Zeitung besser finden und die Orientierung erleichtern.
Anderseits sind sie intratextuell mit dem Lead und dem Haupttext verknüpft.

Der Lead (Vorspann) ist im Vergleich mit der Schlagzeile funktional


eindeutiger bestimmbar. Er gibt dem Leser eine Kurzfassung des Inhaltes des
betreffenden Artikels. Er ist also primär durch seine intratextuelle Funktion
definiert. Allerdings sind hier deutliche Wandlungen im Gange.
Der Text muss nicht nur die Fakten enthalten, sondern auch er weist auf die
Quelle der Nachricht hin. Sie enthält den Name von der Agentur, die den
Grundtext (Grundinformation) geliefert hat. Die Meldungen, die auf der ersten
Seite (Frontseite) sind, dienen als Leserführung. Sie bieten eine Vorschau an,
was man im Inneren der Zeitung finden kann. Bei der Meldung sieht man, dass
die inhaltlichen und strukturellen Klassifikationskriterien sich überkreuzen. Die
Meldung gibt es in allen Bereichen und Kommunikationsmodalitäten.
Nachricht
„Comment is free, facts are sacred“: Dieser berühmt gewordene Satz von
P.C. Scott beschreibt die für den angelsächsischen Journalismus charakteristische
Trennung von Meinungen und Information. Nach dem Krieg haben alle
deutschen Tageszeitungen und der Rundfunk diesen Grundsatz übernommen.
Die Nachricht ist, was sich unterscheidet?
“When a dog bites a man, that is not news, because it happens so often. But
if a man bites a dog, that is news.” Dieser Satz hat John B. Bogart
(Lokalredakteur der Zeitung SUN) einmal gesagt: Aus dieser „Man-bites-dog“ –
Formel hat sich das Europäische: „Nachricht ist, was sich unterscheidet“
entwickelt.
Eine Nachricht ist eine nach bestimmten Regeln gestaltete aktuelle
Information über Ereignisse, Sachverhalte und Argumente.
Den Begriff „Nachricht“ kann man in zweifacher Hinsicht gebraucht
werden. Entweder geht es um die Bezeichnung von Textinhalten, (Nachrichten
sollten alle Informationen sein, die für ein Publikum neu oder relevant sind); oder
49
es handelt sich um Bezeichnung einer bestimmten Art journalistischen
Textvorkommens (Nachrichten sollten dann alle Texte sein, denen sich eine
Menge spezifischer Merkmale zuordnen lässt.).
Dieser Doppelcharakter hat bei einigen Autoren dazu geführt, die
Redeweise von einer Textsorte ‚Nachricht’ ganz aufzugeben; teilweise wurde auch
auf die Unterscheidung gegenüber ‚Meldung’ und ‚Bericht’ verzichtet. Im
folgenden wird dagegen der Begriff ‚harte / weiche Nachricht’ ausschließlich als
Textsortenbezeichnung verwendet.
Elemente einer Nachricht:
Aktualität allgemeines Interesse
Aufbau (das wichtigste zuerst)
Die Nachricht teilt verständlich mit, ist objektiv.
Nachricht ist journalistische Darstellungsform (formal), eine Mitteilung
(inhaltlich).
Eine Nachricht ist nicht länger als 20 Zeilen (eine Sendeminute), alles
was darüber hinausgeht, ist ein Bericht.
Aktualität
Eine täglich erscheinende Zeitung wird eine Nachricht, die z.B. am Dienstag
wegen Platzmangels nicht mitgegangen ist, am Mittwoch nicht in ihrer
ursprünglichen Form mitnehme können. Aktualisieren lässt sich die Meldung
durch Aufgreifen des Fortgangs des Geschehens, inzwischen weiterer bekannt
gewordener Einzelheiten und durch Stellungnahmen. Aktualität im weiteren
Sinn meint nicht nur die Veränderung, die innerhalb eines Berichtszeitraums
eigentreten ist, sondern meint auch die Aufnahmenbereitschaft des Publikums
für bestimmte Themen oder Probleme. Eine Nachricht ist doppelt aktuell,
wenn sie neu ist und den Nerv trifft.
Allgemeines Interesse
Allgemeines Interesse ist kein Universalinteresse, ist nicht jedermanns
Interesse. Der Allgemeinheitsbegriff ist ziemlich speziell, er bezieht sich nämlich
jeweils auf jenes Publikum, das mit der Nachricht konfrontiert wird.

50
Was erzeugt Interesse? Prominenz (Filmstar Brad Pitt) Nähe (in unserer
Hauptstadt) Gefühl (jemand im Krankenhaus) Sex (ihrem Geliebten)
Fortschritt (die Pläne)
Folgenschwere (einer Wunderwaffe) Kampf, Konflikt, Kuriosität
Der Aufbau
Klar – das Wichtigste gehört an den Anfang. (Lead)
Der Lead gibt Antworten auf die Fragen, die den Leser wahrscheinlich am
meisten interessieren. Der Lead-Stil ist das Gegenteil jeglicher Chronologie. Die
Nachricht muss das besondere herausarbeiten. Der Lead ist nur so lang, dass die
Information vollständig ist, also eine „Kurz-Kürzest-Nachricht“, die auch alleine
gedruckt werden könnte – aber natürlich nicht wird. Ein Lead gibt Antwort auf
insgesamt sieben Fragen: Wer? Was? Wo? Wann? Wie? Warum? Woher? Wobei
natürlich abgewogen werden sollte, ob jede Frage schon von so großem Interesse
ist, dass sie beantwortet werden muss. Außerdem sollte darauf geachtet werden,
Leads nicht mit zu vielen Angaben zu überfrachten, nur um alle sieben „W-
Fragen“ zu beantworten: nur diejenigen „W-Fragen“ muss der Lead
beantworten, die das Wichtigste dieser Nachricht ausmachen. Wenn das in
einem Satz nicht geht, es werden eben zwei. Ein „Extra-W“ ist das Zitat,
danach sollten aber die wichtigsten weiteren W-Fragen angeschlossen
werden. Die Vorteile dieses nach abnehmender Wichtigkeit gegliederten
Nachrichtenaufbaus: die Texte lassen sich leichter redigieren, wenn am Ende
etwas weggestrichen wird, kann das mit gutem Gewissen erfolgen, denn das
Wichtigste steht ja im Lead und den folgenden Sätzen.
Man unterscheidet harte oder gewichtige Nachrichten (hard news) und
weiche oder leichte Nachrichten (soft news) [13, S.54-57].
Harte Nachrichten werden knapp und prägnant formuliert. Sie
informieren –soweit möglich – unpersönlich und sachlich über die vier Ws im
Zusammenhang mit dem Ereignis: über den Vorgang selbst (Was), über die daran
beteiligten Personen (Wer), über den Zeitpunkt (Wann) und den Ort (Wo). In der
Hauptsache befassen sich Nachrichten mit öffentlichen Angelegenheiten von

51
politischer, wirtschaftlicher, gesellschaftlicher rund kultureller Bedeutung. Im
besten Fall ist die Nachricht für den Empfänger so wichtig, dass er sich danach

richtet. Emil Dovifat hielt die Nachricht daher für eine „Mitteilung zum
Darnachrichten“ (so auch Grimms Deutsches Wörterbuch). Doch sogar die
Nachricht, die für einen Teil der Empfänger Orientierungswert besitzt, wird für
einen anderen Teil nur Unterhaltungswert haben.
Der harte Nachrichtenstil ist während des Amerikanischen Bürgerkriegs
(1861-1865), entwickelt worden. Wegen der noch großen Störanfälligkeit der
Telegrafenverbindungen erreichte oft nur der Anfang eines
Gefechtsberichts die Redaktionen. War der Bericht chronologisch
aufgebaut, so gelangte gerade das Wesentliche, nämlich Abschluss und
Ergebnis des Berichteten Vorgangs, nicht an die Adressaten. Die Reporter
gingen deshalb dazu über:
1. Die Nachricht in zwei Abschnitten zu übermitteln (zuerst den so
genannten Lead – Leitsatz oder Nachrichtenkopf – und dann den Body, den
Nachrichtenkörper)
2. Das Wichtigste im Nachrichtenkopf zusammenzufassen (Kurzinformation
über das Was, Wer, Wo, Wann) und im Nachrichtenkörper detaillierte
Zusatzinformationen zu bringen.

Leichte Nachrichten sind nicht immer sachlich formuliert; vielmehr


schlagen sie oft einen persönlicheren, farbigeren, affektiveren Ton an. Sie müssen
nicht nach der Wichtigkeit der mitgeteilten Information geordnet sein, sondern
stellen vielfach eine reizvolle Einzelheit an den Anfang, die nicht unmittelbar
über eines der vier W-Fragen Aufschluss gibt. Für den Schluss bewahren sie eine
besondere Belohnung auf, eine intime Information, ein Zitat, einen Gag. Sie
befassen sich meist mit Unglücksfällen und Verbrechen, Korruption und
Angelegenheiten der Intimsphäre, mit Sport, menschlich rührenden und
gesellschaftlichen Ereignissen (oder, schlagwortartig ausgedrückt, mit den
gefühlsträchtigen B´s: Blut, Busen, Bällen, Beichten und Babys). Soft news finden
52
sich vor allem in Straßenverkehrszeitungen und auf den „bunten Seiten“ der
Abonnementzeitungen, aber auch in bestimmten Nachrichtenagenturen wie AP.
Man nennt es Infotainment, wenn Nachrichten als Unterhaltung präsentiert
werden.
Der Bericht
- wird meistens als Zwillingsbruder der Nachricht bezeichnet
- ist der Haupttyp informationsbetonte Darstellungsform
Das klassische Genre der Nachrichtenübermittlung ist der Bericht. Er
eignet sich, ein Ereignis oder Thema ausführlicher und tief greifender zu
behandeln, die Vorgeschichte und Folgen des Ereignisses mitzuteilen, und das
Ereignis in relevante Zusammenhänge einzuordnen, als es in einer kurzen
Meldung möglich ist.
Als tatsachenbetonte Darstellungsform hat der Bericht das Ziel, den Leser
fair und umfassend über einen Sachverhalt zu informieren. Sein Bezug zur
Realität muss daher ein möglichst authentischer sein. „Fakten statt Fiktion“ lautet
hier die Devise. Im Sinne des seriösen Journalismus bemisst sich sein
Reinheitsgebot an den Kriterien Verständlichkeit und Wahrheit. Der Bericht darf
zwar sprachlich locker sein, muss aber vorrangig sachlich, bündig, klar, lückenlos,
objektiv und glaubwürdig sein.
Der Bericht widmet sich der sachgerechten, objektiven Wiedergabe von
Tatsachen. Er ist strukturiert in drei Bausteine: Schlagzeile (ein- oder
mehrteilig), Vorspann (Lead) und Haupttext (Fließtext, Body). Im Standartbericht
wird dabei nach dem Prinzip der auf den Kopf gestellten Pyramide vorgegangen,
bei dem im ersten Satz bereits die wichtigsten Antworten auf die journalistischen
W-Fragen gegeben werden. Der Text eines Berichtes braucht einen
Spannungsbogen, einen nach Absätzen klar strukturierten Aufbau und logische
Übergänge. Das hilft den Leser so schnell wie möglich zu der Entscheidung und
bis zum Schluss zukommen [10, S.155-157].
Im Rahmen des Berichtes sind viele „Untertypen“ abzugrenzen:

53
1.Tatsachenbericht („fact story“): Fakten werden zusammengefasst,
zugeordnet und gewichtet; die zentrale Tatsache ist an den Anfang gestellt.
2.Handlungsbericht („action story“): Der Ablauf von Ereignissen wird
zu einem Endpunkt hin dargestellt, der am Anfang des Berichts plaziert wird.
3.Zitatenbericht („quote story“): Komprimierte Aussagen aus Reden,
Diskussionen, Manuskripten oder Interviews; die Kernaussagen werden
herausgehoben und an den Anfang gestellt.
4. Korrespondentenberichte heben sich durch besonderes „Insider-Wissen“
ab. Hier kommt ein Journalist nicht ohne seine persönliche Sicht der Dinge aus.
5. Augenzeugenberichte leben von der Nähe zum „Tatort“.
6. Kulturbericht: Gibt eine Inhaltsangabe und bewertet das Geschehene.
7. Sportberichte verlangen, dass der Journalist verrät, ob ein Fußballspiel gut
war oder nicht.
8. Gerichtsverhandlungsbericht: Hier möchte der Leser wissen, welchen
Eindruck der Journalist vom Angeklagten hatte. Einen Bericht mit mehr als 300
Zeilen kann man als Report bezeichnen. Report benötigt eine hohen
Recherchenaufwand und gründliche Analyse. Er behandeln meist sehr komplexe
Themen und bieten eine anschauliche Darstellung.

Bevor Sie Ihr Wissen weitergeben, bedarf es daher zunächst einer


sorgfältigen Recherche. Schließlich ist die wahrheitsgetreue Berichterstattung für
den Leser unabdingbare Grundlage der Meinungsbildung. Der frei fabulierende
Umgang mit der Wirklichkeit, von dem der literarische Text oft lebt, ist im
Bericht also passé. Wenn Sie den Wetterbericht hören, möchten Sie ja auch
wissen, wie das Wetter wirklich ist und nicht wie es sein könnte [28, S.76-78].
Die Reportage
Das Wort Reportage kommt aus Latein „reportare“ und das bedeutet
überbringen. Das zentrale Merkmal der Reportage ist die perspektivische
Darstellung. Unter „Perspektive“ versteht man die „Repräsentation von etwas für
jemand von einer gegebenen Position aus. Dabei wird dieses etwas (Objekt,

54
Person, Sachverhalt, Ereignis, Handlung) nur in einem oder mehreren seiner
Aspekte für ein Individuum relevant, nicht als Ganzes, und es wird so für einen

Adressaten zu einem bestimmten Zweck verbalisiert“. Reportage ist einerseits


tatsachenbetonter Bericht und anderseits persönlich gefärbter Bericht. Sie ist also
als „Erlebnisbericht“ bezeichnet. Der Unterschied zwischen Bericht und Reportage
ist schwer fest zu setzen. Zwar ist es möglich, eine solche Trennung auf zu
geben oder nur über eine Mitteilungsform zu sprechen. Wenn wir aber einige
Merkmale von dieser Textsorte näher betrachten, sieht die Reportage als eine
spezielle Form der Informationspräsentation aus. Sie gründet sich auf der
Augenzeugenschaft und dem Augenzeugenbericht, der vor Ort aus der
unmittelbaren Situation und Atmosphäre heraus produziert wird [28, S.98-100].
Horst Belke spricht über Reportage als eine konkrete, stark persönliche
gefärbte Geschehens- oder Situationsdarstellungsform: „Die herkömmliche
Reportage als journalistische Gebrauchsform (…) steht vornehmlich im Dienste
der Information. Ihre Gestaltung wird jedoch nicht ausschließlich vom
Gegenstand, sondern auch durch die Perspektive und das Temperament des
Reporters mitbestimmt. Er schildert als vermittelnder Augenzeuge mir
persönlichem Engagement, aber immer in strenger Bindung an die Fakten aktuelle
Vorgänge und Ereignisse so, wie er sie aus unmittelbarer Nähe sieht.
Der Reporter formuliert aus dem Augenblick des Erlebens und will
einen breiten Leserkreis ansprechen, aufrütteln und fesseln. Deshalb ist die
Reportage umgangssprachlich geprägt, syntaktisch einfach und überschaubar.“
Aufgrund dieses Gesichtspunktes weist die Reportag ein sehr breites
Handlungsspektrum auf. Einerseits bietet uns die Reportage alle
grundsätzlichen Informationen wie Meldung, Nachricht oder Bericht,
anderseits kommen dazu auch Mitteilungen, die sehr subjektiv und
von dem Reporter vermittelt sind. Der Hauptunterschied zu anderen
journalistischen Darstellungsformen liegt in der Emotionalität. Der Leser fühlt
sich durch die Gefühle des Rezipienten (des Reporters) angesprochen.
Formuliert wird die Reportage aus dem Augenblick des Erlebens des
55
Reporters, der eine bestimmte Perspektive einnimmt und authentische
Informationen an den Leser aus erster Hand weitergibt.
Es gibt Mitteilungen, die sich aus der subjektiven Präsentationsweise
ergeben. Darüber spricht Bucher:
1) mitteilen, was der Berichtende gesehen, gehört und erlebt hat,
2) mitteilen, aus welcher Perspektive das Ergebnis dargestellt wird,
3) mitteilen, was der Berichtende recherchiert hat,
4) mitteilen, in welchen politischen, historischen, sozialen, kulturellen
Zusammenhängen der Berichtende ein Ereignis sieht,
5) mitteilen, welche Rolle der Berichtende bei der Recherche gespielt hat,
6) mitteilen, auf welche Weise der Berichtende das Berichtete erlebt hat.
Einen Sachverhalt subjektiv zu präsentieren, bedeutet also nicht nur
mitzuteilen, dass sich etwas oder wie sich etwas ereignet hat, sondern vor allem,
wie ein Geschehen aus der Sicht des Berichterstatters verlaufen ist.
Die Reportage informiert sozusagen den Leser über das Umfeld des
Geschehens.
Der Journalist, der die Perspektive beschreibt, tut dies nicht so sehr
als Individuum, sondern eher „in der Rolle“ eines Individuums. Der Journalist
tritt als Augenzeuge. Der Augenzeuge kann dabei mehr oder weniger stark in
das Geschehen einbezogen sein. In gewissem Masse hängt es natürlich von den
äußeren Umständen ab, welche Rolle der Reporter überhaupt einnehmen kann.
Der Reporter braucht alle seine Sinne: Sehen, Hören, Fühlen, Riechen und
Schmecken. Menschlichkeit, Bildlichkeit und Ausdruck der persönlichen
Meinung des Reporters erfordern seine Anwesenheit am Ort des Geschehens.
Inmitten eines Kriegsgeschehens ist die Wahl der möglichen Rollen
begrenzt. Die Erfindung des „embedded journalist“ im Irak-Krieg hat die bis
dahin möglichen Rollen des Kriegsberichterstatters um eine entscheidende
Dimension erweitert.
Der Reporter kann unter folgenden Aspekten im Text präsentiert werden:

56
1. indem er sich selbst als Augenzeugen, Beobachter, Beteiligten
benennt, der in einer dieser Rollen für den Text verantwortlich ist
2. indem er Wertungen formuliert, die er explizit als seine eigenen,
subjektiven kenntlich macht
3. indem er seine Sinneswahrnehmungen (was er sieht, hört …)
versprachlicht
4. indem er über seine physischen und psychischen Erfahrungen schreibt
5. indem er sich räumlich in einer Szene situiert
6. indem er sich zeitlich in einem Geschehen einordnet
Die oben genannten Gründe führen den Reporter zum Schreiben in der Ich-
oder Wir-Form. Der Aufbau einer Erlebnisperspektive bringt es mit sich, dass in
Reportagen eine möglichst große Nähe zum Geschehen suggeriert wird. Den
Eindruck zeitlicher Nähe unterstützt die Tempuswahl. Die Schilderung erfolgt
gewöhnlich im Präsens. Der Autor benutzt oft die Temporaldeiktika, adverbiale
Bestimmungen oder direkte Rede. Der Leser gewinnt dann das Gefühl des
Dabeiseins und die Möglichkeit eines emotionalen Miterlebens. Besonders
wichtig ist der Einsatz von Zitaten mit direkter Rede. Sie dienen als
Vermittelungen bestimmter Inhalte, aber sie fungieren auch als Mittel der
Textanschaulichkeit oder der authentischen Präsentation der Situation der
und der Personen.
Eine wichtige Rolle bei der Reportage spielt das Mittel des szenischen
Einstiegs. Er öffnet den Text. Diese Eröffnung führt direkt in ein Geschehen oder
eine Situation ein. M. Müller darüber: „Von der ersten Zeile an wird dem Leser
das Gefühl vermittelt, direkt dabei zu sein als einer, der plötzlich selbst zum
Augenzeugen wird.
Dafür ist charakteristisch, dass die Reportage mit einem einleitenden Zitat
oder mit der Einführung von Personen oder Objekten mit dem Eigennamen
beginnt. Man unterstellt also ein Vorwissen, wozu der anschließende Kontext erst
die nötigen Hinweise bereitstellt.

57
Das Verfahren wird üblicherweise gewählt, um Neugier, Spannung
aufzubauen und zum Weiterlesen anzuregen. Eine Reportage endet oft mit einer
Zusammenfassung des Inhaltes oder als eine Alternation dazu steht ein Text mit
einer Pointe.
H.-H. Lüger und auch H. Burger führen noch ein paar
Beschreibungsmöglichkeiten der Reportage. So schlägt etwa H. Burger vor,
Subtypen nach der Art der Perspektive, die ein Textautor einnimmt, zu
unterscheiden; dabei werden drei Möglichkeiten zugrunde gelegt, denen jeweils
bestimmte Handlungsmuster entsprechen:
1.Augenzeugenperspektive (den Beobachterstandpunkt des
Berichtenden angeben; beschreiben, wie das Berichtete vom angegebenen
Standpunkt aus aussieht),
2.Perspektive des teilnehmenden Beobachters (beschreiben, wie des
Schauplatz eines Ereignisses aussieht; eine Szene beschreiben, an der der
Berichterstatter beteiligt war),
3. Insider-Perspektive (die Rolle beschreiben, die der Berichterstatter
spielt, beschreiben, wie ein Akteur des berichteten Ereignisses das Berichtete
sehen könnte.) [17, S.78-80].
Harald Burger präsentiert eine Gliederunsbasis von M. Müller und
seine drei Dimensionen:
1. Vor-Ort-Ebene (Darstellung des Handlungsplatzes)
2. Personenebene (Darstellung des Handlungsplatzes, speziell auch über
Redewiedergaben),
3. Dokumentationsebene (Vermittlung von Hintergrundinformationen).
Beide Vorschläge werfen Schwierigkeiten auf. Zum enen sind die oben
genannten Perspektiven nicht immer klar unterscheidbar, und viele Texte zeichnen
sich gerade durch häufigen Perspektivenwechsel aus, was die Zuordnung zu einem
der Subtypen fragwürdig macht. Auch im zweiten Fall liegt keine disjunktive
Untergliederung vor; differenziert werden graduell verschiedene

58
Realisierungsformen eines Idealmusters der Textsorte „Reportage“ [12, S.95-
97].
Sachinterview versus meinungsinterview
Neben den informations- und meinungsbetonten Textsorten gibt es die
dialogischen Kommunikationsformen wie Interview, Diskussionsrunde oder
Expertenbefragung. Zu den dialogischen Textsorten gehört auch der Leserbrief.
Das Interview informiert über Meinungen, Interviewen heißt Antworten
erfordern. In dieser Textsorte können Menschen in ihrem Tun und Denken den
Zeitungslesern nahe gebracht werden. Zentral ist die Gewichtung einmal auf die
Person, die etwas zu sagen hat, deren Meinung in der Gesellschaft etwas gilt, zum
anderen auf die Sache, um die geäußerte Meinung, die für den Leser Folgen haben
könnte, ihm Anweisung für die Ausrichtung seines eigenen Handels geben kann.
Was den Charakter des Interviews betrifft, machte diese Gattung im
Verlauf der Jahrzehnte einen großen Wandel durch. In den 50er und 60er Jahren
des vergangenen Jahrhunderts verstand man unter diesem Begriff „geformtes
Interview“. Es ging um die bekannteste Art der Darstellung eines Gesprächs, und
zwar um Frage-Antwort-Spiel: der Journalist schrieb seine Frage nieder und gab
die Antwort des Gesprächspartners wieder. Die Journalisten hatten einen großen
Respekt vor dem Gesprächspartner. Es wurde also nur ein höfliches Gespräch
gesteuert. Die Gesprächspartner waren ausnahmslos die Prominenten und es
kamen keine zudringlichen Fragen, Gesprächsfotos oder Personenporträts vor. Das
Interview in den 70er und 80er Jahren gewann neue Strategien. Zu den
wichtigsten gehört das Prinzip der Autorisierung. Der Interviewte bekam Recht,
die Korrektur durchzuführen. Es entstanden die kritischen Fragen. Die Gespräche
hatten nur regelrechten „Kampfcharakter“. Es wurden ein hoher
Unterhaltungswert und Lesbarkeit des Textes betont. Bei der Lesbarkeit kam es
oft zu den redaktionellen Überarbeitungen. Das Interview in den 90er Jahren
bekam dann einen neuen Charakter: nämlich sehr wichtig ist fachliche
Kompetenz des Interviews. Die Themen kommen aus verschiedenen Bereichen:
Lebensgeschichte, Empfindungen, Glaubwürdigkeit, oder Bedürfnisse des

59
Befragten. Das Interview gilt als Vertiefung des aktuellen Geschehens, und die
Aussagen haben Nachrichtenwert.
Das Interview gehört zu den beliebtesten Textsorten in der Journalistik. Es
bildet einen festen Bestandteil aller Zeitungen und Zeitschriften, Interviews
erscheinen in allen Pressebereichen: von den seriösen Zeitungen, über Fach- und
Unterhaltungszeitschriften bis zum Boulevard.
Das Interview hat zwei Funktionen, es muss informativ und evaluativ sein.
Nach der überwiegenden Funktion lassen sich Sachinterview oder
Meinungsinterview unterscheiden. Bei dem Sachinterview geht es vor allem um
die Vermittlung von Informationen, die gestellten Fragen werden auf berichtende
Weise sachlich und neutral beantwortet mit dem Akzent auf Fakten, Zahlen und
Daten. Es wird die Fachsprache verwendet. Das Meinungsinterview bietet dem
Leser Argumente, Erklärungen und Hintergründe. Es kann darum zu den
meinungsbetonten, persuasiven Textsorten wie
Kommentar, Glosse oder Feature eingeordnet werden. Es gibt
auch sprachliche Unterschiede zwischen beiden Interviews: im
Meinungsinterview kommen oft umgangssprachliche und emotional oder
expressiv gefärbte Stilmittel vor. In den Antworten ist eine gewisse
Auflockerung zu spüren, die durch Mittel des Humors, der Satire oder auch der
Ironie zu erreichen ist. Manchmal ist sehr schwer, eine Grenze zwischen beiden
Typen von Interviews zu ziehen.
Im Unterschied zu den anderen – monologischen Textsorten – hat das
Interview einen sichtbaren Vorteil. Dieser Vorteil besteht in der Unmittelbarkeit
der Informationen, in der Authentizität. Die Sportler, Fachleute oder Politiker
stehen direkt zu Wort und ihre Stellungnahme ist persönlich gefärbt und damit
auch wirkungsvoller.
Trotzdem gilt die Authentizität beim Presseinterview verloren. Das
Interview wird redaktionell bearbeitet und bei diesem Prozess wird der
gesprochene Text an die grammatischen, textlinguistischen Regeln und
stilistischen Gewohnheiten angepasst. Die Mündlichkeitssignale wie Pausen,

60
Wiederholungen oder Versprechen sind in der seriösen Zeitungen und
Zeitschriften gelöscht. Dagegen im Boulevard oder in den„Regenbogenpresse“
werden diese umgangssprachlichen Signale beibehalten. Sie gehören zu den
dialogischen Merkmalen, die eine Annährung an die Leser dieser Blätter bedeuten
und zur Expressivität der Aussage beitragen[23, S.120].
Die Interview Typen lassen sich nach mehreren Kriterien unterscheiden:
nach dem Inhalt, nach dem Presseorgan oder nach der Struktur. Aufgrund des
letzten angeführten Kriteriums kann es sich dann um Frage-Antwort-Sequenzen
oder „Mischform“ (d. h. Porträts) handeln. Dieser Mischform ist häufig bei den
Tageszeitungen zu sehen, bei denen nicht nur wichtig ist, was die Persönlichkeit
im Interview gesagt hat, sondern wie sie es gesagt hat und was man sonst noch
Berichtenswertes über sie weiß. Auf jeden Fall ist häufig anstrengend, die Grenze
zwischen Sach- und Meinungsinterview eindeutig klar zu bestimmen.
Was die Form des Interviews (gleichgültig ob es sich um Sach- oder
Meinungsinterview handelt) betrifft, unterscheidet sich diese Textsorte von den
anderen publizistischen Gattungen aufgrund der dialogischen Kommunikation
zwischen dem Interviewer und dem Interviewten. Es verläuft primär mündlich und
ist auf den Transfer vom gesprochenen zum geschriebenen Medium
angewiesen. Mit dem Aufstieg vom Internet kam es außerdem zu einer neuen
Form von Interview, wann „die Leser den Reporter vertreten“. Allen Typen von
Interviews ist diese Grundkonstellation gemeinsam. Die Rolle der Teilnehmer ist
meistens unterschiedlich. Der Interviewer führt das Interview. Er stellt die Fragen
und erlangt einen höheren „situativen“ Status. Der Interviewte gegenüber tritt als
„öffentliche Persönlichkeit“ und verfügt über einen höheren „sozialen“ Status. Es
kann eine interessante Spannungssituation entstehen, wenn der Interviewter ein
unbekannter Journalist ist und mit den Fragen provoziert und der Interviewte ein
bekannter Politiker ist und seine Position verteidigen muss.
Die Interviewten sind nicht nur Politiker, sondern auch verschiedene
Experten wie Ärzte, Historiker und Psychologen, neben ihnen auch Sportler,
Schauspieler oder Musiker und in der letzten Zeit ebenfalls Reality-Show Stars.

61
Sie versuchen den heutigen Lesern Antworten auf die Fragen zu geben. Man
muss sagen, dass nicht alle Interviews einen „hohen“ Status haben. Alles
hängt davon ab, ob der Interviewte wirklich eine „Persönlichkeit“ ist oder
nur ein „ausgebauter Star“. Allgemein kann man konstatieren, dass diese
Persönlichkeiten meistens einen hohen Status genießen, vor allem wenn es um die
Autoritäten verschiedener natur- und wissenschaftlichen Bereiche geht. Bei den
Interviews mit Experten muss sich der Interviewter auf das Gespräch gut
vorbereiten, d. b. alle möglichen Recherchen in Zeitungsarchiven,
Fachbibliotheken aufsuchen und sich bei den Fachleuten informieren, weil
besonders die Interviews mit den Experten z.B. der Naturwissenschat sachkundige
und fachliche Erkenntnisse benötigen. Es ist auch sehr nötig, ein Konzept von
Fragen vorzubereiten und auch die betreffenden Nebenthemen zum Hauptthema zu
recherchieren [23, S.125].
Der Interviewer als meistens nicht so allgemein bekannter Journalist
genießt während des von ihm geführten Interviews einige Privilegien: er bestimmt
die Themenkreise, stellt die Fragen, eröffnet und beendet das Gespräch. Die
öffentlich und medial bekannte Persönlichkeit des Interviewten hat wiederum
Möglichkeiten, bei unangenehmen Fragen diesen Rangunterschied zu
kompensieren: durch Rückfragen, Versuch des Themawechsels, ausweichende

Antwort. Dieser Fall gilt meistens für politische Interviews. In den Interviews mit
Experten ist die Situation anders, denn sie gewähren fachkundige Antworten.
Der Journalist muss eine Kluft zwischen dem „Fachmann“ und dem
Publikum überbrücken. Nicht einmal ist seine Aufgabe so einfach, wie es den
Laien scheinen könnte.

4.2. Meinungsbetonte Texte


Sich stets genau und umfassend zu informieren, aber jeder seine eigene
Meinung zu behalten, würde der Aufgabe eines Journalisten nicht gerechnet
werden. Und eine Zeitung, in der nur informiert, nicht aber auch mal kräftig
debattiert wird, wäre sehr schnell langweilig. Der Leser möchte die Meinung
62
derjenigen erfahren, die die Beiträge für die Zeitung, die er liest, verfassen. Nur
dürfen das Bemühen um Objektivität (Information) und die gewollte
Subjektivität (Meinungsäußerung) nicht miteinander vermischt werden. Eine
Meinungsäußerung, in welcher Form sie auch auftritt, muss deutlich von
informierenden Beiträgen abgehoben werden. Dazu unterscheidet man im
Bereich „Meinung“ folgende Stilformen.
Der Kommentar
Die Meinung kann in einer Zeitung auf verschiedene Weise geäußert
werden. Die häufigste meinungsäußernde Stilform ist der Kommentar. Der
Kommentar kommt aus dem lateinischen Wort „commentarius“ und das bedeutet:
Notizen, Tagebuch oder Denkschrift.
In der Journalistik stellt man oft die Grenze zwischen Kommentar und
Bericht, weil der Journalist die Grenze zwischen diesen beiden Textsorten sehr
schnell überqueren kann. Wie sich der Kommentar vom Bericht unterscheidet,
formulieren ganz eindeutig die journalistischen Handbücher: der Bericht ist
sachlich, neutral, „objektiv“, während im Kommentar ganz ersichtlich der
subjektive Standpunkt des Schreibenden ist, und dem entsprechen auch benutzte
stilistische Mittel. Während also die elektronischen Medien zu bestimmten
Mischformen tendieren, bleibt in der Zeitung die Trennung und Komplementarität
der beiden Formen sehr viel stabiler und auch – mindestens äußerlich –
deutlicher erkennbar.
Ein Blick auf die Geschichte der Zeitung macht deutlich, dass die
historische Entwicklung nicht linear war. In der Bedeutung ist eher ein Hin und
Her zwischen Polen der „reinen“ Faktendarstellung und der kommentierenden
Darstellung zu beobachten. Im 16. Jahrhundert, in den Flugschriften „werden
Vorgänge nicht um ihrer selbst willen berichtet, sondern um mit ihnen
Meinungen zu begründen, um den Leser für oder gegen etwas einzunehmen, um

ihm zu zeigen, wie gut oder schlecht diese oder jene Handlung war“. Im 17.
Jahrhundert und im 18. Jahrhundert nehmen bewertende Elemente wieder zu, bis
dann nach Aufhebung der Zensur in ganz Europa die „Meinungspresse“
63
aufkommt. Die Trennungsnorm ist ein historisch junges Postulat, das beiden
Aspekten – dem Informieren und der Meinungsbildung – gerecht zu werden
versucht, aber ohne sie zu vermischen [28, S.12-16].
Heute kann man sehr gut beide Textsorten graphisch voneinander
trennen. Interessant ist nur die Tatsache, dass der Bericht immer mehr die
Aspekte und den Charakter von Mischformen einnimmt.
Es geht hier um Stellungnahme, das heißt um Erklärung oder Bewertung
eines aktuellen nachrichtlichen Sachverhalts. Der Kommentar arbeitet dabei
mit seriös- rationeller Argumentation und besticht durch seine sprachliche
Prägnanz und geistige Schärfe. Er stellt einen subjektiven Meinungsbeitrag zu
einem aktuellen politischen, sozialen, kulturellen oder ökonomischen Ereignis dar
und bringt eine subjektive Wertung aktueller Ereignisse – er lobt, tadelt,
argumentiert, kritisiert, stellt verschiedene Standpunkte einander gegenüber,
sagt Entwicklung vorher und gibt Stimmungen wieder.
Nach Koszyk und Pruys besteht die wichtige Funktion der Kommentare
darin, eine „unabhängige Interpretation, Erklärung und Erläuterung von
Tagesereignissen, Zeitströmungen und politischen Entwicklungen“ zu geben.
Der Ausgangspunkt für Kommentare ist also die Problembezeichnung einer
Tatsache, einer Position oder einer Handlung und ihre gültigen, aber vor allem
strittigen Gegenstände. Der Kommentar besteht normalerweise von
Rechtfertigungen (=bezogene Äußerungen) und Begründungen der
Wahrheitsansprüche, und hat eine argumentative Textstruktur. Der Leser wird als
Ziel des Kommentars bezeichnet. Er soll eine gegebene Position übernehmen und
schließlich von der Geltung einer These gegenüber konkurrierenden Meinungen
überzeugt werden.
Die Kommentare bestehen aber nicht nur aus einem argumentativen
Kern. Der Leser muss auch wissen, auf welchen Gegenstand oder auf welches
Ereignis die Kommentare sich ihn beziehen. Erst dann kann er die Bewertung
überhaupt angemessen verstehen. Der Autor kann ein Vorinformationsniveau
voraussetzen, und oftmals geht dem Kommentar eine entsprechende

64
Berichterstattung voraus oder steht am Anfang eine kurze Orientierung über den
Sachverhalt.
Der Autor wiedergibt nicht nur Fakten, sondern gleichzeitig vermittelt
er auch Beurteilung. Er hält folgendes Muster ein:
1. prädizierende Kennzeichnungen – wo über das Referieren hinaus noch
eine Aussage gemacht wird,
2. bewertende Zusätze, mit denen eine Einstellung zum Bezugsobjekt
ausgedrückt wird,
3. bewertende Prädikate, die ebenfalls eine Einstellung des Senders
markieren – oft treten noch adverbiale Zusätze hinzu,
4. faktizitätsbewertende Ausdrücke, die, etwa in Form von Satzadverbien
oder bestimmter Kopulaverben, den Wahrheitswert einer Aussage relativieren.
In den ersten drei Fällen sind die Bewertungen in eine
Informationshandlung eingebettet und stehen nicht im Satzzentrum. Sie
werden nur als ausgedrückte Einstellungen zum Aussagegehalt betrachtet. Die
Faktizitätsbewertungen betreffen die Einstellung zum Wahrheitswert einer
Position. Es handelt sich meistens um Einstellungsbekundungen, die einem
anderen Handlungsmuster zugeordnet sind.
Wenn man also die Struktur des Kommentars zusammenfasst, stellt man
fest, dass Kommentare drei spezifische Konstitutionen enthalten:
1. einen argumentativen Kern, in dessen Mittelpunkt eine bestimmte
Bewertung steht;
2. eine Orientierung über den zugrunde liegenden Sachverhalt, die für die
zentrale Argumentation einerseits die Verstehensvoraussetzung klärt und
anderseits über verschiedene Einstellungskundgaben die Akzeptierensbedingungen
verbessert;
3. die (fakultative) Präsentation einer Gegenposition, deren argumentative
Widerlegung jedoch wiederum den Geltungsanspruch der dominierenden
Bewertungshandlung stärkt.

65
Darum besteht der Kommentar in der Regel aus drei ineinander
übergehenden Teilabschnitten:
1. Darstellung des zu kommentierenden Sachverhalts,
2. Argumentationsreihe,
3. Persönliche Meinung des Autors.
In diesem Zusammenhang muss betont werden, dass die Kommentartexte
nicht nur aus der Argumentation bestehen, sondern auch über die
betreffenden Faktenbasis informieren, Gegenargumente oder Gegenposition zur
Sprache bringen und verschiedene subsidiäre Handlungen aufweisen können. Es
gibt noch einen Aspekt, der für die Textgestaltung eine erhebliche Rolle spielt. Er
heißt das delectare-Prinzip. Mit diesem Prinzip sind Bemühungen gemeint, die auf
Leserwerbung abzielen und die Textattraktivität für den Leser erhöhen.
Es ist auch nötig zu nennen, dass man zwischen dem „Polemischen
Kommentar“ und „Analysierenden Kommentar“ unterscheidet. Obwohl die
Meinungsäußerung in einer Zeitung sozusagen deren „Image“ abgibt, verträgt
eine Ausgabe, unabhängig vom Umfang, mehr als zwei, maximal drei Beiträge
dieser Art. Weil der Kommentar eine Stellungnahme des Autors ist, weisen
kommentierende Beiträge immer den vollen Namen des Verfassers auf.
Regelmäßige Folgen von Kommentaren eines meist bekannten Redakteurs
oder Gastpublizisten oder mehrerer Redaktionsmitglieder heißen Kolumnen [20,
S.24-26].
Sie haben durch ihr regelmäßiges Erscheinen die Aufgabe, die Leser-
Blatt_Bindung zu verstärken.
Neben dem „klassischen“ Kommentar stehen noch die „Kommentartikel“
oder „Leitartikel“. Als Signale, die uns sagen, dass es um die Kommentartikel
geht, dienen die fehlende semantische Eindeutigkeit, die „Kontextbedürftigkeit“
zur Lektüre des Artikels. In dem „Artikel“ schreibt ein Autor seine eigene
Meinung zu einem bestimmten und möglichst gerade im Brennpunkt stehenden
Thema. Den Leitartikel gibt es erst seit etwa 1850. Bei dem „Artikel“ ist der
Journalist nicht Unterhalter und Berichterstatter, sondern der Bewegende. Die

66
Texteinleitung besteht normalerweise in einer direkten Hinführung zum
behandelten Thema. Damit man den gemeinten Grund rekonstruieren kann, ist
der Leser auf den nachfolgenden Text angewiesen. Es ist möglich, bei seinem
solchen in- medias-res-Verfahren über die suspendierte Verweisung zu sprechen.
Sehr oft benutzen die Autoren folgende sprachliche Mittel: Gemeinplätze,
Sprichwörter oder idiomatische Ausdrücke. Texteinleitung und -schluss bilden
oft zusammen eine kompositorische Einheit.
Das Feuilleton. Die Glosse oder die Kolumne?
Das Feuilleton steht als Begriff nicht nur für eine journalistische Stilform,
sondern auch für das Ressort in der Zeitung, das die Nachrichten nicht nur aus
dem politischen Gebiet, sondern auch von der Kultur bringt. Das französische
Wort „feuilleton“ (abgeleitet von feuille, feuillet = Blatt, Blättchen) bezeichnete
ursprünglich eine Beilage, die ein Viertel bis ein Drittel eines Druckbogens
umfasst. Am Ende des 19. Jahrhunderts fand man die Feuilletons in den Zeitungen
„unter dem Strich“, auf dem unteren Drittel der zweiten Seite. Die Sparte des
Feuilletons ist freilich so angewachsen, dass sie meist nur noch zum Teil „am
Fuß“ einer Seite unterzubringen ist.
„Zweitens erfasst man das Feuilleton als stilistisches Gewand, in das
Nachrichten und Meinungen – um besseren Ankommens willen – gekleidet
werden.“ [28, S.35].
Die Glosse ist der Farbtupfer, das Streiflicht oder der „Mückenstich“
unter den Meinungsstilformen: ein Sammelbegriff vor allem für kurze
Meinungsartikel. Im engeren Sinne bezeichnet Glosse (griechisch „glotta“ =
Zunge) die Meinungsstilform mit einer verhältnismäßig ausgeprägten
feuilletonistischen Sprache, mit epigrammatischer Eleganz der Formulierung.
Bei der Charakterisierung der Glosse geht es um im Rahmen
widerstreiten der Meinungen eine bestimmte Position als konsensfähig zu
begründen. Der Konsens wird vielmehr schon vorausgesetzt. Glossen streben
nach der Verstärkung einer als gegeben angenommen Einstellung. Bei dem
Textinhalt handelt es sich um dasVorinformationsniveau. Der Text kann sich

67
ganz auf den gewählten Themenaspekt konzentrieren. Meistens sind illustrative
Begebenheiten am Rande des eigentlichen politischen Geschehens gezeigt. Die
Glosse steht in einem bereits weiter zurückliegenden Aktualitätszusammenhang.
Der Leser benötigt zum Textverständnis manchmal auch relativ spezielle
Kenntnisse.
Relativ häufig – wenn auch noch nicht häufig genug – verwendet sie
Ironie und Satire als Stilmittel. Sie bedient sich besonders in der Form der
Sprachglosse auch ungewöhnlicher, origineller Wörter, einschließlich
Umgangsprache, Mundart, Dialekt.
Glossen, die ihre Adressaten zum Lachen reizen wollen, bedürfen der
blitzenden Einfälle.
Diese blitzen aber nur, wenn sie wie zufällig hingetupft erscheinen, und
daher glauben viele, die Glosse entstehe aus einem Überfall des Zufalls, einem
Seitensprung des Ernstes.
Der Autor ist nicht hier wie in Pressetexten sonst allgemein erwartbar. Er
nimmt ernste Einstellung zum Textgegenstand ein, sondern er bringt eine
distanziert-spöttische Modalität zum Ausdruck.
Zum Aufbau der nicht-ernsten Modalität können ebenfalls beitragen:
1. das Erwähnen von im Kontext ungewöhnlich wirkenden Details;
2. die Auflockerung durch Umgangssprachliches;
3. formelhafte, saloppe Bewertungen;
4. die entsprechende Verwendung von Partikeln;
5. der distanzierende Einsatz von Anführungsstrichen
6. die Übertragung von Ausdrücken, die normalerweise einer „höheren“,
prestigeträchtigen Stilebene zugeordnet werden, auf banale Zusammenhänge
7.die überhöhende und dadurch despektierlich wirkende
Personenkennzeichnungen [32, S.34-37].
Die unernste Modalität betrifft generell auch die argumentative Struktur.
Man kann in eine zentrale Bewertungshandlung ausmachen, und es werden dazu
zahlreiche akzeptanzstützende Begründungen / Rechfertigungen angeführt. Dies

68
legt für die Glosse eine ähnliche Makrostruktur. Es scheint formal einen
argumentativen Kern mit dominierenden und subsidiären Handlungen zu geben.
Die betreffenden Äußerungen sind in der Weise so umzuinterpretieren, dass dem
übergeordneten Modalitätsrahmen entsprochen wird. Das heißt, es liegt eher eine
verdeckte Argumentation vor. Die Thesen im Text lassen sich nicht direkt dem
geäußerten Wortlaut entnehmen, der Leser muss die Äußerung daraus ableiten.
Die Ironisierung gehört zu den konstitutiven Eigenschaften der Glosse. Sie
bildet einen Teil von der Präsentationsweise und bringt dem Text Originalität und
Reiz.
Die Kolumne (das Wort bedeutete ursprünglich „Satz einer Seite“, dann
„Spalte“, „Kolonne“, in der ein Autor regelmäßig veröffentlicht) ist ein
Meinungsartikel eines einzelnen, oft sehr bekannten Publizisten. Die Zeitungen
und Zeitschriften machen meist durch einen Hinweis deutlich, dass sie sich mit
dem Inhalt der Kolumne nicht unbedingt identifizieren, sondern dem Autor
gleichsam nur den Raum zur Veröffentlichung seiner Meinung zur Verfügung
stellen („Fremde Federn“). Entsprechend ist es üblich, dass die Texte eines
Kolumnisten unverändert gedruckt, also nicht redigiert werden. Ihr Stil lässt die
individuelle Schreibweise des Verfassers zur Geltung kommen, ist oft pointiert
und auch polemisch [31, S.63].
Die Kolumne fand erst spät Eingang in deutsche Zeitungen und
Zeitschriften, dafür Vorbild waren die Blätter in den USA. Dort galten berühmte
Kolumnisten wie Walter Lippmann, James Reston oder C.L. Sulzberger, deren
Artikel in zahlreichen Zeitungen gleichzeitig erschienen, geradezu als „nationale
Institutionen“. Lippmanns berühmte Kolumne „Today and Tomorrow“ wurde
beispielsweise regelmäßig von 250 Zeitungen übernommen.
Ob Kolumne, Feuilleton oder Glosse gehören diese drei Textsorten zu der
Spitze der journalistischen Arbeit. Nicht jeder Journalist kann sie schreiben. Die
Zeitungen und Zeitschriften haben heutzutage ihre eigenen und vor allem
ständigen Rubriken, wo der Leser immer „etwas“ findet.
Die Kritik

69
Diese Bezeichnung fasst in der Presse die Form von Theater-, Film-, Buch-,
Musik-, Rundfunk- und Fernsehbesprechung zusammen. Es geht also um die
Artikel, die sich im weitesten Sinne mit Kunstkritik beschäftigen.
Über ihrer Funktion schreibt Dovifat: „Kunstkritik ist die subjektive, aber
sachlich und künstlerisch begründete sowie persönlich verantwortete Beurteilung
des Kunstwerkes, dem der Kritiker verpflichtet ist. Er mag den Künstler beraten,
vermittelt das Kunstwerk der Öffentlichkeit, scheidet überzeugend die Werte und
Unwerte, bricht der wahrhaft künstlerischen Leistung Bahn und soll damit
zur Weiterentwicklung der Kunst beitragen.“
Der Leser wird von der kritischen Wertung über ein bestimmtes Werk
orientiert. Die Kritik stellt gleichzeitig auch einen für das Bekannt werden und den
Absatz eines Werkes nicht zu unterschätzenden Webefaktor dar.
Aufbau und Sprachgestaltung der Kritik hängen nun eng mit den
genannten Aufgaben zusammen. Häufig gibt es zweiteilige Überschriften: in den
ersten geht es um die Aufmerksamkeit auf den Beitrag. Dazu gehören
graphische Mittel wie Schriftgröße, Anspielungen oder inhaltliche Vagheit; in
den zweiten wird der Leser durch die zusammenfassenden Angaben über den
Textgegenstand informiert. Der Haupttext enthält normalerweise eine kurze
Einordnung oder einen lesewerbenden Aufhänger.
Die Schilderung einer ungewöhnlichen Begebenheit kann den Textinhalt
konkretisieren und bei dem Leser das Interesse ausrufen. Die Einleitung und die
nachfolgenden Informationen müssen vor allem in den Tageszeitungen angepasst
werden, weil diese Artikel nicht nur ein großes Publikum sondern auch ein
Fachpublikum umfassen. Charakteristisch sind für die Einleitungen aktuelle
Tendenzen oder Erinnerung an bisherige Publikationen usw.
Darstellung und Bewertung des Textgegenstands werden oft miteinander
verbunden. Die Passagen können selbst nun referieren und informieren: über den
Ablauf einer Veranstaltung, den Inhalt eines Films, eines Buches, über damit
verknüpfte Absichten, über die Entstehungsbedingungen, die Vorgeschichte,

70
Verstehensvoraussetzung, über Begleitumstände oder äußere Merkmale wie
Umfang einer Publikation oder Preis usw.
Es ist sinnvoll, zwischen Kritik zu unterscheiden, die Bücher und Film
betrifft, und solcher, die Veranstaltungen zum Gegenstand hat. Bei den ersten
zwei Begriffen geht es vor allem um Bewertungsmaßstäbe wie ‚Nutzen /
Leistung’‚Verständlichkeit’, ‚Stimmigkeit der Argumentation’,
‚Unterhaltungswert’ und ‚Wirkungsintensität’. Die zweite Gruppe beschäftigt sich
vor allem mit Musikbesprechungen. Hier steht im Vordergrund die Person mit
ihrem eigenen Erleben. Sprachlich findet man mehr subjektive Erwartungen und
Gefühle. Ein weiteres Kennzeichnen ist die bestimmte ästhetisierende Tendenz.
Damit ist die nach Originalität strebende Ausdrucksweise gemeint, die für den
Leser ein hohes Anspruchsniveau signalisiert.
Das Meinungsinterview
Das Meinungsinterview liefert Sachverhalte, Argumente, Erklärungen,
Hintergründe und damit beeinflusst es die Haltung der Adressanten.
Pressebeiträge, auf die diese Eigenschaften zutreffen, heißen das
Meinungsinterview. Im Rahmen des gesamten Informationsangebots werden sie
normalerweise als zusätzliche Beiträge eingesetzt. Sie bringen einzelne Aspekte
mit ausführlicher, deutlicher oder einer anderen Sicht zur Sprache.
Der Vorteil des Interviews liegt vor allem in der Unmittelbarkeit der
Information, im Eindruck von Wirklichkeitsnähe und Authentizität. Es bringt die
Politiker, Wissenschaftler oder andere Experten zum Wort. Ihre Stellungsnahmen
sind persönlich gefärbt, anschaulicher oder leichter verständlich. Auf die
Verständlichkeit nimmt man Rücksicht vor allem in den Zeitungen und
Zeitschriften, die für das allgemeine Publikum festgelegt sind. Dazu dienen auch
die redaktionellen Überarbeitungen. Sie passen auf stilistische Aspekte,
Auslassungen, Wiederholungen auf. Auch wenn das Interview einen spontanen
und authentischen Charakter hat, verliert es einen großen Teil von ihm bei der
Verschriftlichung. Dagegen in den Boulevardzeitungen bleiben die

71
„Mündlichkeitssignale“ (Ausrufe, umgangssprachliche Ausdrücke, Partikeln oder
Hinweise auf nicht-verbales Verhalten) erhalten [17, S.76-79].
Der Interviewer eröffnet und beendet das Gespräch, stellt Fragen, bestimmt
die Themen und nimmt durch die Art und Weise der Fragestellung
Einfluss auf die gewünschte Informationsgebung. H.-H. Lüger nennt diese
Stellung als Privilegierung des Interviewers. Sein Gesprächspartner hat
Möglichkeit, diesen Rangunterschied zu kompensieren. Er kann verschiedene
Rückfragen stellen, Themawechsel versuchen oder nur partielle und
ausweichende Antworten geben.
Grundsätzlich sind Interviews für ganz verschiedene Zwecke einsetzbar: zur
Wissenerweiterung, zur Meinungssteuerung, zur öffentlichen
Selbstdarstellung einer Person oder Gruppe sowie zur Vermittlung bestimmter
Ratschläge oder Instruktionen. Das heißt, sie können aufgrund unterschiedlicher
Intentionalität auch verschiedenen Textklassen angehören. Für den hier zur
Diskussion stehenden Untersuchungsbereich, nämlich die Tagespresse, sind
insbesondere das Meinungsinterview und das Sachinterview von Bedeutung. Auf
die Darstellung weiterer Subtypen wird daher verzichtet.

Das Feature
Das Feature hat sich im angelsächsischen Journalismus eingebürgert als
Oberbegriff für journalistische Formen, mit deren Hilfe Informationen
unterhaltsam präsentiert werden sollen. Dabei werden „human-interest“ – Aspekte
besonders hervorgehoben; der Nachrichtenfaktor „Publikuminteresse“ spielt eine
besondere Rolle. Das Feature ist eine noch recht junge Textsorte, die erst nach
1945 dank den Alliierten nach Deutschland kam. Hier liegt der eher seltene Fall
vor, dass eine Darstellungsform aus den Funkmedien in die Printmedien
importiert wurde (meist verlief der Prozess umgekehrt).

72
Feature heißt wörtlich ‚Gesichtszug‘, ‚charakteristischer Zug‘ oder
‚wesentliches Merkmal‘. Ein bestimmter Aspekt eines Themas wird ins Zentrum
gerückt, wobei dieses Detail dazu dient, den Blick auf das Allgemeine und das
Wesentliche zu öffnen. In der journalistischen Praxis ist Feature oft ein
Modewort ohne präzisen Inhalt, wenn man Probleme bei der Einordnung eines
Artikels hat. Berichte werden oft „angefietschert“ oder „verfietschert“ (von „to
feature a story“: einem Zeitungsartikel einen attraktiven Akzent geben). Es
existieren dementsprechend sehr verschiedene Definitionen und Einordnungen des
Genres: mal als „Nachrichten-Streiflicht“, mal auch als „das Gegenteil
einer Nachricht“ oder als „Stimmungsbericht“.
Aufgrund der vorhergehenden Erkenntnisse denke ich, dass es sinnvoller
ist, das Feature funktional zu definieren: Feature ist ein Sammelbegriff für
Verfahren, mit denen ein komplexes, abstraktes oder trockenes Thema durch
sprachliche Effekte belebt und den Lesern näher gebracht werden kann. Darüber
Heinz Pürer: „Ein Feature macht einen spröden Stoff schmackhaft.“ Der
Journalist geht dabei subjektiv vor, aber er kommentiert nicht. Das Feature ist
also weder eine Meinungs- noch eine Nachrichtendarstellungsform. Die Nähe zur
Nachricht sollte aber immer erkennbar sein. Die wesentliche Funktion des
Features liegt darin, die inhaltlichen und sprachlichen Möglichkeiten von

Nachricht zu erweitern. Die Verwandtschaft mit der Reportage kann das Feature
nicht legen, aber es benutzt ihre Komponenten. Es geht um einen journalistischen
Mehrkampf, wie das Feature schreiben im deutschen „ABC des Journalismus“ ein
österreichischer Journalist einmal treffend formuliert hat. Die Reportage bietet
eher eine Momentaufnahme ohne zu verallgemeinern, das Feature hängt
Allgemeingültiges an einem Beispiel auf. Die Reportage lädt zum Miterleben
ein, das Feature zum Mitdenken.Oft wird das Feature als „Bunter Bruder der

Reportage“ bezeichnet, geht aber mehr in die Tiefe als die Reportage, da
es ein Wechselspiel zwischen Geschehen, geschichtlichen Abriss, Zahlen, Daten,
Fakten und Zitaten bietet [33, S.117-119].

73
Hier ist der Journalist nicht nur als zuverlässiger Informant (wie beim
Bericht) oder aufmerksamer Augenzeuge (wie bei der Reportage), sondern als
geschickter Vermittler gefragt. Er soll schwierige Themen popularisieren (bis hin
zum „Infotainment“), das heißt: erklären, interpretieren und zum Weiterdenken
anregen. Die Maximen eines Features sind Anschaulichkeit, Bildhaftigkeit,
Originalität des Zugangs, Facettenreichtum und Informativität. Es geht also um
die umfassende Bearbeitung eines Themas aus mehreren Perspektiven. Im
Feature können die sechs bzw. sieben „W“ der Nachricht („Wer?“, „Was?“,
„Wo?“, „Wie?“, „Warum?“; „Welche Quelle?“) durch ein achtes ergänzt werden:
Welche Schlussfolgerungen? Wohin führt eine Information, was für einen
Bedeutungskontext hat sie, welche Perspektive eröffnet sie – Antworten auf diese
Fragen gehen über die ausschließlich faktenorientierte Berichterstattung hinaus.
Welche sprachlichen Verfahren sind für das „Verfietschern“ geeignet? Viele
Stilmittel sind der Reportage entlehnt. Attraktivitätssteigernde sind z.B. originelle
Überschriften (evtl. mit Rätselstruktur), ein unmittelbarer Einstieg (z.B.
Dramatisieren und Personalisieren durch Fallbeispiel), vielleicht auch eine
Anekdote oder ein Gag, direkte Rede, das Übersetzen von Fachlexik in
Alltagssprache, evtl. ein Plauder- oder Erzählton, eine einfühlsame Beschreibung
von Stimmungen, einprägsame Vergleiche und Metaphern, die Kombination von
sachlicher Reflexion und Bewertung, von Schilderung und Schlussfolgerung,
von Reportage und Dokumentation, sowie von Zeit zu Zeit ein
Perspektivenwechsel (z.B. außen– innen, Betroffener – Experte, Sprecher-
und Szenenwechsel, Einzelfall – Allgemeines, aktuell – latent aktuell), zudem
Bilder und Grafiken. Entscheidend ist, dass man für das jeweilige Thema einen
geeigneten Aufhänger findet, mit dem man den Leser „abholen“ kann.
Wenn man also die Bedeutung des Features zusammenfassen will, kann
man konstatieren, dass diese Gattung viele Aufgaben erfüllen soll. Die Funktion
des Features besteht nämlich darin, mit Informationen auch zu unterhalten, hinter
die Fakten schauen zu lassen, zu erklären und einzuordnen, Interpretations- und
Orientierungshilfen zu geben, zu thematisieren und zu generalisieren. Dank

74
diesen zahlreichen Aufgaben des Features gibt es ein Spektrum von
unterschiedlichen Typen: Nachrichten-Feature, Begleit-Feature, Porträt-Feature,
Thema-Feature.
Thema-Feature
Features können ohne besonderen Anlass entstehen. Ein Grundsätzliches
Problem oder eine kleine Geschichte oder nur eine Auffälligkeit können auf eine
unterhaltsame Weise dargestellt werden. Diese Gruppe wird Thema-Feature
genannt.
Es geht darum, dass einzelne Personen etwas konkretisieren, was eine
größere Gruppe betrifft. Dabei macht man sich zunutze, dass genau beschriebene
Einzelschicksale häufig sehr viel eindrucksvoller wirken als ein abstrakter,
zusammenfassender Überblick oder als nüchterne Zahlen.
Verschiedene soziale, wirtschaftliche oder politische Ereignisse, die
viele Menschen interessieren, lassen sich oft nur durch die Fallstudie im Feature
anschaulich vermitteln. In diesem Sinne geht es darum, Daten und Statistiken, die
„nachrichtlich“ nur schwer in eine lesbare Form zu bringen sind, verständlich zu
machen. Dabei hilft die Konkretisierung durch Einzelschicksale. Später wird
dann die einzelne Person in den größeren Zusammenhang gestellt, der das
eigentliche Thema ist.
Porträt-Feature
Features können auch dazu dienen, eine Person oder einen Ort vorzustellen
und zu verdeutlichen. Solche Porträt-Feature leben in besonderem Maße von der
Genauigkeit der Beobachtung, aber auch von sprachlichen Bildern und eine
Portion Ironie.
In Porträt-Feature kann es gelingen, über die Beschreibung einzelner
Personen hinaus zeitgeschichtliche Analysen zu liefern. Es ist nötig, die
charakteristischen Züge der Personen, so klar wie möglich zu beschreiben. Auch
das Porträt einesNachrichtensprechers ist hier gleichzeitig ein Stück
Dokumentation der Fernsehgeschichte.
Für die beiden Personenporträts ist ein aktueller Anlass wichtig.

75
Porträt-Feature beruht manchmal auf Gesprächen. Der Journalist führt ein
Gespräch mit einem Porträtierten, damit davon kein Interview wäre, macht der
Journalist ein Paar Tricks. Bei der Wiedergabe beschreibt er, was jemand tun,
während er spricht. Das wird im

angelsächsischen Journalismus „show´n tell“ genannt. Dabei geht es


darum, eine Serie von Zitaten mit Atmosphäre zu unterlegen und lange
Redepassagen aufzulockern. Wenn das klappt, ergibt sich daraus eine
mosaiksteinartige Charakterisierung des Interviewten.
Begleit-Feature
Es wird auch als Ergänzung der aktuellen Berichterstattung über ein
Ereignis publiziert. Es dient dann dazu, das Ereignis einzuordnen, seine
Konsequenzen aufzuzeigen oder wichtige Einzelheiten näher zu beleuchten. Dabei
geht es häufig um die Konkretisierung eines Geschehens mit dem Mittel der
Personalisierung. Solche Ergänzungen nennen wir Begleit-Feature; im
angelsächsischen Journalismus gibt es dafür
den Begriff „sidebar“.
Nachrichten-Feature
Wie man schon oben konstatiert hat, liegt Feature in der Nähe von der
Nachricht, es geht von der Nachricht aus. Das gilt vor allem für
journalistische Beiträge, in denen aktuelle Informationen in freierer Form und

mir erzählerischen Mitteln präsentiert werden. Sie werden Nachrichten-Feature120


genannt.
Eine „harte“ Ausganginformation und unterhaltsame Elemente
werden zur Vermittlung eingesetzt. Viele Medien sprechen mit Hilfe von dieser
Mischung das Publikum an. Vor allem die Boulevardzeitungen leben davon,
dieses Publikuminteresse jeder Nachricht genau zu treffen. Sie setzen dabei
insbesondere auf „human interest“ und präsentieren auch Unglücke,
Verkehrsunfälle und Verbrechen formal und sprachlich als Feature.
Siegfried Weischenberg charakterisiert Nachrichten-Feature in

76
Boulevardzeitungen: „Während Boulevardzeitungen die Darstellungsform
„Nachrichten-Feature“ oft mit sehr viel Raffinesse einsetzen, kann man in
Lokalzeitungen immer wieder feststellen, wie beim Einsatz dieses Mittels nur aus
der Not eine Tugend gemacht wird. Ein Teil der Lokalredakteure ist nicht in
der Lage, einen Bericht klar aufzubauen, und schwankt deshalb zwischen
verschiedenen Darstellungsformen. Dies wird dann kein Nachrichten-Feature,
sondern ein formaler, stilistischer und inhaltlicher Brei, bei dem weder das
Thema noch die einzelnen Informationen verständlich vermittelt werden.“
Bei dieser Mischung geht es um eine Verbindung zwischen
Ereignisberichterstattung und der Verwendung von unterhaltenden
Ausdrucksmitteln. Sie sollen die menschlichen Aspekte der Informationen
herausstellen. Der Journalist muss sich entscheiden, wo er den Schwerpunkt
setzt: bei den Fakten oder diesen menschlichen Aspekten.
Das Feature ist eine Mischtextsorte „par excellence“, also eine sehr
flexible Darstellungsform. Es hat oft Anteile von Bericht, Reportage,
Dokumentation, Interview oder auch Kommentar. Als Abgrenzung zum Bericht
kann man festhalten: Beim Feature geht es nicht so sehr um die reine
Sachinformation als um deren populäre Vermittlung, auch für inhaltlich weniger
interessierte oder kenntnisreiche Leser. Das Feature ist eine sehr anspruchsvolle
Form, da es einerseits wie der Bericht auf einer sehr gründlichen Recherche am
Telefon oder in Datenbanken aufbaut, um möglichst viel Sachinformationen zu
geben, andererseits aber auch wie die Reportage Wirkung beim Leser erzielen
will (auch emotional). Als Abgrenzung zur Reportage kann man festhalten: Das
Feature ist typisierend, es geht nicht um die Besonderheit eines Ereignisses,
sondern um das Übergreifende darin. Der Einzelfall interessiert nur als
Prototyp. So ist auch nicht unbedingt die Augenzeugenschaft des Schreibers
nötig, es muss sich zum Teil nicht einmal um eine reale Person oder Begebenheit
handeln, sondern z.B. um einen Modellfall, der aus mehreren recherchierten Fällen
zusammengebastelt wurde [7, S.54-60].

77
Nicht-tagesaktuelle Medien wie z.B. Wochenzeitungen und Zeitschriften
setzen die Darstellungsform Feature besonders häufig ein. Sie nehmen dabei
Informationen, die einen aktuellen Aufhänger haben und eigentlich tagesgebunden
sind, zum Anlass für eine ausführliche und gründliche Darstellung des Themas.
Manchmal reicht für ein Feature eine Information, die auf ein grundsätzliches
Problem aufmerksam macht. Aktuelle Vorgänge werden in einem Feature über
scheinbare Randaspekte aus einem spezifischen Blickwinkel dargestellt.
Beobachtungen und Einzelinformationen dienen dabei als Aufhänger, ohne
dass es ein grundlegendes Thema geben muss. Zur Kategorie „Feature“ gehört
auch die freier gestaltete Beschreibung eines aktuellen Ereignisses. Insbesondere
Boulevardzeitungen „featuren“ Informationen über Unfälle, Morde oder andere
Tragödien, indem sie menschliche Aspekte besonders hervorheben.

PRAKTISCHER TEIL
KAPITEL V. STIL DER PRESSE UND PUBLIZISTIK

Dieser Teil von der Arbeit beschäftigt sich mit den Aspekten von
einigen publizistischen Textsorten aus deutschen „seriösen“ Zeitungen und

78
Zeitschrift. Die Artikel habe ich aus zwei bekanntesten Zeitschriften
Deutschlands gewählt. Es handelt sich um Der SPIEGEL aus den 80er Jahren
und aus heutiger Zeit. Für die Untersuchung der Textsorten wie Nachricht,
Bericht, also die Textsorten, die jeden Tag aktuell sind, habe ich die Zeitungen
DIE WELT und DIE SÜDDEUTSCHE ZEITUNG gewählt. An dieser Stelle
bemühe ich mich um die Untersuchung von gleichen Textsorten in zwei
verschiedenen Zeitungen. Bei der Zeitschrift Der SPIEGEL wird die
Untersuchung anders. Bei den Textsorten, die typisch für die Zeitschriften sind,
wie Reportage, Kritik usw. geht es mir um die Entwicklung der Sprache und der
stilistischen Mittel im Laufe der Zeit. Vor allem widme ich mit den
Stilistischenmitteln, die man als sprachliche Bilder bezeichnen kann: Metapher,
Metonymie und andere Stilfiguren, die oft als feste Wortgruppen
(Phraseologismen, Idiome) vorkommen. Als kontrastive Analyse werden und die
tschechische Übersetzungen dient.
Es ist klar, dass jedes Druckmedium in während der Zeit seinen eigenen Stil
herausbildet. Er ist z.B. in den Nachrichten von der Sprache der
Agenturmeldungen beeinflusst. Die Journalisten bemühen sich um eigenen Stil vor
allem bei solchen Textsorten, die subjektiv sind, z.B. Reportagen oder
Mischtexte. Zur Unterscheidung dienen auch graphische Mittel. Anders sieht
eine Reportage sich im SPIEGEL oder in FOCUS aus. Auch in den
informationsbetonten Textsorten setzen sich die Wertungstendenzen durch: im
ideologiegebundenen Wortgebrauch, in Konnotationen und offen wertenden
Bedeutungsteilen von Wörtern, im Nominalstil, in Passivkonstruktionen und in
unpersönlichen Formulierungen sowie in der Verwendung von Zitaten, in der
Distanzierung von offiziellen Bezeichnungen durch Anführungsstriche usw.
Es gibt drei wichtigste Merkmale des publizistischen Stils: aktuelle
Information, Wirksamkeit und Überzeugungskraft. Charakteristisch für die
Massenmedien sind in hohem Maße genutzte Nominalisierungen, reiche
Metaphorik und Idiomatik. Wolfgang Fleischer: „Der Leser soll damit
„angesprochen“, der Leseanreiz erhöht werden.“

79
Die Presse gehört zu den ältesten Medien und mit der Publizistik gehört
zu den Massenmedien. Ihre Entwicklung datiert sich seit dem 17. und 18.
Jahrhundert. Erste Zeitung ist in Deutschland im Jahre 1609 erschienen. Der
Begriff „Presse“ wurde früher für alle Druckmedien verwendet. Den größten
Aufschwung erlebte die „Presse“ mit der Gründung der Nachrichtenagenturen im
19. Jahrhundert. Man teilt die Presse in zwei Gattungen ein: die Zeitung und die
Zeitschrift [43, S.138].

5.1. Die WELT


Die WELT ist eine deutsche überregionale Tageszeitung der Axel
Springer AG. Von den Briten in Hamburg gegründet erschien sie erstmals am 2.
April 1946 und wurde 1953 von Axel Springer übernommen. Das Blatt wird dem
bürgerlich-konservativen Spektrum zugerechnet. Die WELT beinhaltet tägliche
Regionalausgaben in Berlin und Hamburg, 2002 kurzzeitig auch in Bayern. Die
Zentralredaktion von WELT und Welt am Sonntag befindet sich in Berlin. Hier
wird ebenfalls die Berliner Morgenpost erstellt.
Die WELT ist das Flaggschiff der Axel Springer AG im Bereich der
sogenannten Qualitätszeitungen und wird in 130 Ländern verkauft, arbeitet aber
defizitär. Ihre Hauptkonkurrentinnen sind die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die
Süddeutsche Zeitung und die Frankfurter Rundschau.
Der wird sie nicht einzeln, sondern zusammen mit der Welt kompakt
gemeldet. Die WELT ist Gründungsmitglied der European Dailies Alliance
(EDA), in der sie zur Zeit mit den ausländischen Tageszeitungen Daily Telegraph,
Le Figaro und ABC (Spanien) in der internationalen Berichterstattung redaktionell
zusammenarbeitet und kooperiert.
Die Website der Zeitung wurde bereits 1995 gestartet und bietet ein
kostenloses Archiv aller Artikel seit der Digitalisierung. Seit Herbst 1998 gibt
es eine wöchentliche Literaturbeilage, die nach der 1925 von Willy Haas
gegründeten Literaturzeitschrift Die Literarische Welt benannt ist.
Geschichte

80
Die WELT erschien zum ersten Mal am 2. April 1946 zum Preis von 20
Pfennig. Das Konzept der Zeitung galt als revolutionär: Fakten wurden scharf
von Kommentaren getrennt, in den Leitartikeln kamen gegensätzliche
Standpunkte zur Sprache. Das diskrete Design unterstrich den Anspruch auf
Seriosität bereits in der äußeren Aufmachung. Unter dem seit Frühjahr 1946
amtierenden Chefredakteur, dem SPD-Mitglied und ehemaligen Insassen des
KZs Bergen-Belsen Rudolf Küstermeier, kollidierte das Blatt mehrmals mit den
britischen Besatzungsbehörden, die die Welt als PR-Organ nutzen wollten.
Die Auflage stieg bis auf eine Million Exemplare, so dass beim anstehenden
Verkauf 1952 an Interessenten kein Mangel herrschte. Für zwei Millionen DM
erhielt den Zuschlag Axel Springer, der damals bereits kein Unbekannter mehr
war. Unter dem ersten Springer- Chefredakteur, dem rechtskonservativen Kapp-
Putsch-Teilnehmer Hans Zehrer (der bereits 1946 kurzzeitig das Blatt leitete,
aufgrund seiner Vergangenheit aber von den Briten abgesetzt worden war),
wandelte sich das einst liberale Blatt zur „großen nationalen
Zeitung“, wie sie 1965 offiziell tituliert wurde [13, S.70-71].

5.2. Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG


Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG (Abkürzung SZ) ist die größte
deutsche überregionale Abonnement-Zeitung. Sie wird im Süddeutschen
Verlag in München verlegt, nach dem ihr als so genannte „wichtige
meinungsbildende“ Tageszeitung die Lizenz zum Druck durch die US-
amerikanische Besatzungsmacht erteilt worden war.
Die täglich verkaufte Auflage Montag – Samstag beträgt laut IVW
444.440 Exemplare (Stand: 2. Quartal 2005). Sie steigt und liegt weit vor
ihrer direkten Konkurrenz, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), die eine
Auflage von 375.772 hat (Stand 2. Quartal 2005) und der WELT mit einer
Auflage von 234.905 (Montag – Freitag, Stand 2. Quartal 2005).

81
Innenpolitisch gilt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, wie bei Gründung
geplant, als liberal-kritisches Medium. Wirtschaftspolitisch ist sie eher
marktliberal einzuordnen.
Spezifisch für die SZ ist das Gewicht, das in den letzten Jahren der Kultur
eingeräumt wird. Das Feuilleton folgt direkt auf den politischen Teil. Neben der
Glosse Streiflichkeit ist die Seite 3 ein besonderes Merkmal der SZ. Hier
erscheinen regelmäßig große Reportagen und Hintergrundartikel. Auf der vierten
Seite, der Meinungsseite, findet man täglich einen Leitartikel, von bekannten
Autoren der SZ geschrieben. Außerdem erscheint montags eine Beilage mit
einer Auswahl von englischsprachigen Artikeln der New York Times, freitags
das SZ-Magazin, samstags eine Wochenendbeilage und donnerstags, für die
Auflage der Region München, eine Veranstaltungsbeilage SZ-Extra.
Im Sommer 2005 wurde die Süddeutsche Zeitung von deutschen
Journalisten erstmals zum „Leitmedium“ Nummer Eins gewählt und löst damit
den SPIEGEL ab. Das ist das Ergebnis der Studie Journalismus in Deutschland
des Kommunikationswissenschaftler Siegfried Weischenberg. Die Studie wird alle
zehn Jahre einmal durchgeführt. 34,6 Prozent von 1.536 repräsentativ
ausgewählten Journalisten greifen demnach regelmäßig zur SZ, um sich zu
informieren oder Themenanregungen zu finden. Beim SPIEGEL sind es 33,8
Prozent.
Geschichte
Die Müncher Neuesten Nachrichten gingen der SÜDDEUTSCHEN
ZEITUNG voraus; ihr Titel wurde von der SZ vor einigen Jahren für ihren
Lokalteil übernommen.
Die erste Ausgabe erschien am Samstag, dem 6. Oktober 1945 unter
vergebener Lizenz Nr. 1 der Nachrichtenkontrolle der Militärregierung Ost zum
Preis von 20 Pfennig. Das Blatt gehört somit zu den Zeitungen der
Lizenzpresse. Diese erste Lizenz für die Herausgabe einer Zeitung in Bayern
nach dem Zweiten Weltkrieg wurde August Schwingenstein, Edmund
Goldschagg und Franz Josef Schöningh gewährt.

82
Aus dem Geleitwort auf Seite 1 der ersten Ausgabe:
„Zum Geleit – Zum ersten Male seit dem Zusammenbruch der
braunen Schreckenherrschaft erscheint in München eine von Deutschen geleitete
Zeitung. Sie ist von den politischen Notwendigkeiten der Gegenwart begrenzt,
aber durch keine Zensur gefesselt, durch keinen Gewissenszwang geknebelt. Die
Süddeutsche Zeitung ist nicht das Organ einer Regierung oder einer bestimmten
Partei, sondern ein Sprachrohr für alle Deutschen, die einig sind in der Liebe zur
Freiheit, im Haß gegen den totalen Staat. Im Abscheu gegen alles, was
nationalsozialistisch ist.“
„Die Leiter der Zeitung, verschiedenen Parteien entstammend, glauben, daß
nach zwölf Jahren schmachvoller Gewissensknechtung und aufbefohlender Lüge
der gemeinsame Wille zu politischer Mündigkeit und Sauberkeit, zu
Verantwortunsbewußtsein und Wahrhaftigkeit eine genügend starke
Grundlage für eine fruchtbare Zusammenarbeit bildet. [...] Wir beginnen auf
schmaler Plattform mit geringen Mitteln und spiegeln damit die allgemeine Lage.
Wir glauben, daß wir in nicht allzu ferner Zeit auch den allmählichen Aufstieg
spiegeln werden.– Schriftleitung und Verlag“
Zusammen mit dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel und den Zeitungen
der Axel Springer AG kündigte die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG Anfang
August 2004 ihre Rückkehr zur klassischen Rechtschreibung an, wozu die FAZ
sich bereits im August 2000 entschieden hatte. Die SZ-Redaktion entschloss sich
jedoch zu einem Kompromiss, der nur einige Teile der neuen Rechtschreibung
rückgängig machte [13, S.53-55].

5.3. Der SPIEGEL


Bereits vor dem Ersten Weltkrieg wurde von Lion Feuchtwanger in
München eine Zeitschrift unter dem Namen Der SPIEGEL herausgegeben, die
im November 1908 mit Siegfried Jacobsohns Schaubühne fusionierte.
Die erste Ausgabe des Nachkriegs-Spiegel erschien am 4. Januar 1947,
einem Samstag, in Hannover als Nachfolger der Zeitschrift Diese Woche. Diese

83
Woche folgte dem Muster US-amerikanischer und britischer „News Magazines“.
Einige junge deutsche Redakteure, angeführt von Rudolf Augstein, versuchten die
Forderungen nach kritischem und seriösem Journalismus zu erfüllen und ersparten
auch den Alliierten keine Kritik. Die Regierung in London und die drei anderen
Besatzungsmächte protestierten gegen diese Form der Aufklärung und
entledigten sich des Magazins, indem sie Diese Woche an die Deutschen
abgaben.
Rudolf Augstein erhielt die Verlegerlizenz und benannte das Magazin in
Der SPIEGEL um. Ab der ersten Ausgabe im Januar 1947 war er Herausgeber
und Chefredakteur. Die Zeitschrift erschien im hannoverschen Anzeigerhochhaus.
Tätig als Herausgeber blieb er bis zu seinem Tode am 7. November 2002, doch
firmiert er noch immer als offizieller Herausgeber. Derzeitiger Chefredakteur
ist Stefan Aust. Austs Vertrag wurde 2004 zwar um weitere fünf Jahre
verlängert, doch konnte die Erbengemeinschaft erreichen, dass ihm schon nach
drei Jahren gekündigt werden kann.
Der heutige SPIEGEL-Verlag Rudolf Augstein GmbH & Co. KG hat seit
1952 seinen Sitz in Hamburg in der Brandstwiete und produziert neben dem
Hauptblatt dort auch das Manager-Magazin. Augstein verfügte in seinem
Testament Ende 2002, dass seine Erben keine Sperrminorität von 25 % haben
dürfen und kürzte daher ihren Einfluss um ein entscheidendes Prozent. 50,5 % der
Anteile an der Verlags-Holding „Rudolf Augstein GmbH“ sind nun im Besitz der
Kommanditgesellschaft der Mitarbeiter. Über die restlichen
25,5 % der Holding verfügt der Hamburger Medienkonzern Gruner und
Jahr, eine Tochter der Bertelsmann AG. Die Besitzverhältnisse der Spiegel-
Gruppe werden in einem Organigramm vom Januar 2005 dargestellt.
Geschichte
Das Magazin war von Anfang an umstritten. Bereits in der Gründungsphase
kam es zu Konflikten mit der britischen Lizenzierungsstelle.
Der Spiegel besaß schon in der Früh- und Konstituierungsphase einen
relativ großen Einfluss. Nach der Spiegel-Affäre weitete sich der Einfluss aus;

84
durch die massiv gestiegene Auflage nahm die wirtschaftliche Macht zu,
wodurch auch die publizistische Macht und der politische Einfluss stiegen. Die
Spiegel-Affäre 1962 führte dazu, dass weite Kreise, im besonderen Angehörige
der jungen Generation und der kritischen Intelligenz, sich für das
Wochenmagazin und damit für die Presse- und Meinungsfreiheit engagierten
(Peter Glaser).
In der Ära Christian Schultz-Gersteins hatte der Kulturteil des Magazins
seinen Höhepunkt.
Nach dem Erscheinen des Konkurrenzmagazins FOCUS kam es zu deutlich
wahrnehmbaren Veränderungen. FOCUS wurde bewusst als Gegenpol und
Alternative zum SPIEGEL konzipiert; nachweisbar ist dies insbesondere an der
politischen Linie und dem vergleichsweise schonenden Umgang mit den
Anzeigenkunden. Uli Baur, neben Helmut Markwort Chefredakteur von FOCUS,
fasste die redaktionelle Linie von FOCUS unter Bezugnahme auf das bekannte
Augstein-Wort (...im Zweifelsfalle links) deutlich zusammen: „Wenn Der
SPIEGEL im Zweifel links ist, sind wir im Zweifel rechts“ [8, S.86].
Seit Mitte der 90er Jahre, unter dem Chefredakteur Stefan Aust und
möglicherweise auch unter dem Eindruck der Konkurrenz, wird von
Beobachtern eine Hinwendung des SPIEGELS zu neoliberalen Standpunkten
verzeichnet. Gleichzeitig wird dem Blatt teilweise vorgehalten, boulevardesker
geworden zu sein und an analytischer Tiefe verloren zu haben, wobei die Artikel
weiterhin in Länge und Neuigkeitswert nicht wesentlich verändert worden sind.
KAPITEL VI. ANALYSE AUSGEWÄHLTER ARTIKEL

Stilistische Aspekte

Textsorten werden auch „Stilmuster“ genannt. Diese Bezeichnung hängt


mit der Tatsache zusammen, dass bei einzelnen Textsorten bestimmte Stilmittel
nachgewiesen werden können. nach ihren stilistischen Eigenschaften gehört
jede Textsorte einem Stiltypen an.
Es geht um folgende Typen:
85
1. Stil der Alltagsrede
2. Stil der öffentlichen Rede
3. Stil der Presse und Publizistik
4. Stil der Wissenschaft
5. Stil der schönen Literatur
Die Textsortenbestimmung erfolgt aufgrund einer stilistischen
Analyse. Ein wichtiger Bestandteil dieser Analyse ist neben der Beschreibung
des Kommunikationsbereiches, der Textfunktion, der Kommunikationsform
und der Textkomposition vor allem die Beschreibung der sprachlich-stilistischen
Mittel.
Mikrostrukturen
Einen Text können wir als Nachricht, Feature oder Reportage bezeichnen,
weil er bestimmte mikrostilistische Elemente aufweist. Jeder Text verfügt über
bestimmte sprachlich-stilistische Mittel, die bei der Textsortenbestimmung eine
entscheidende Rolle spielen. Zu den mikrostilistischen Elementen gehören:
1. Lexikalische Stilelemente
2. Grammatische Stilelemente
3. Stilfiguren
Lexikalische Stilelemente
Über lexikalische Elemente sprechen wir im Zusammenhang mit
verschiedenen Wortschatzvarietäten. Jeder Stil arbeitet mit einem bestimmten
Wortschatz. Diesen Wortschatz teilen wir unter dem chronologischen, regionalen,
sozialen, fachsprachlichen, Fremdwort-, Wortbildungs- und phraseologischen

Aspekt.128 Durch eine bewusste Verletzung dieser Norm kommt es zu


Stilfärbungen, die auf eine bestimmte Absicht des
Textproduzenten aufmerksam machen.
Grammatische Stilelemente
Diese Elemente gliedern wir unter dem syntaktischen, morphlogischen und
phonetischen Aspekt. Diese Einteilung hängt mit der Tatsache zusammen, dass bei
bestimmten Textsorten bestimmte Satzarten mit einer Satzlänge und einer
86
Satzgliedfolge überwiegen. Unter dem morphologischen Aspekt handelt es sich
vor allem um die stilistische Verwendung der einzelnen Wortarten (-klassen). Zu
den bedeutendsten Wortarten gehören die Verben.
Stilfiguren
Stilfiguren sind besonders wichtige Stilelemente. Ihre Wirkung im Text
ist von einer richtigen Verwendung abhängig. Stilfiguren dienen dank ihrer
übertragenen Bedeutung einer bildlichen Ausdruckweise. Außerdem haben sie im
Text eine ganze Reihe von Funktionen. Sie tragen zur Hervorhebung,
Ausdrucksvariation oder Wertung bei.
Die Frage, die ich bei der Analyse beantworten will, lautet: Über
welche sprachlich-stylistischen Mittel verfügt der vorliegende Text?
Für den praktischen Teil habe ich folgende Artikel ausgewählt: vier
Nachrichten aus zwei Gebieten (Politik, Sport), zwei Reportagen und zwei
Rezensionen.
Bei diesen Artikeln bin ich überzeugt, dass sie fast alle stilistischen
Möglichkeiten aufzeigen können, d.h. sie umfassen z.B. originelle und
expressive Wörter, Fachtermini, Idiome oder Phraseologismen usw.
Da ich kein Muttersprachler bin, musste ich natürlich zu den
Nachschlagewerken greifen, um z.B. alle Idiome, Phraseologismen usw. richtig
klassifizieren zu können. [44, S.56-57].
Ich habe vier verschiedene Nachrichten gewählt. Die ersten zwei betreffen
das Thema Politik. Sie wurden aus den Zeitungen Die WELT und Die
SÜDDEUTSCHE ZEITUNG ausgewählt und sollten uns zeigen, wie die
Redaktionen mit den kurzen Agenturmeldungen umgehen. Die letzten zwei
Nachrichten gehören zum Thema Sport. Diese Nachrichten habe ich aus dem
Grund gewählt, dass die „Sportnachrichten“ keine richtigen Nachrichten sind. Sie
haben ein anderes Schema und sind durch andere Stillzüge geprägt.
Die letzten vier Artikel habe ich aus der Zeitschrift Der SPIEGEL
gewählt. Der erste „Spiegel“ kam von 80er Jahren und der zweite „Spiegel“ kam
von 90er Jahren. Da es um die Zeitschrift Der SPIEGEL geht, wählte ich folgende
87
Textsorten: Rezensionen (beide Rezensionen betreffen das Thema Film) und
Reportagen(beide Reportagen sind über Spanien) aus.

6.1. Schiitische ParteI im IRAK verlässt Koliationsverhandlung (DIE


WELT Nr. 111-19, 2006, S.7) und Schiiten - Partei kritisiert Einfluss
der USA im Irak (DIE SÜDDEUTSCHE ZEITUNG Nr. 110, 2006, S.7)
Diese Texte gehören in die Gruppe „harte Nachricht“. Die Funktion der
Texte ist informativ. Die Redakteure bearbeiten frische Informationen über den
politischen Einfluss der USA im Irak.
Beide Texte sind von der Presseagentur (AP) übernommen. Das bestätigt
der erste Satz im Artikel, der ganz von der Agentur entlehnt ist. Beide
Nachrichten sind von dem zweiten Satz unterschiedlich.
Gemeinsame Elemente sind einfache Sätze, wo partizipiale
Konstruktionen dominieren. Das wichtigste ist im Lead gesagt. Die Sätze sind
vor allem mit folgenden Konjunktionen verbunden: „dass, und“ oder sind mit der
Hilfe der Relativpronomen zusammengeschlossen. Beide Texte benutzen den
Konjunktiv zur Formulierung der Vermutung. In den Texten kommt direkte Rede
vor. In den Texten habe ich fast keine fremden Ausdrücke gefunden. Als
Ausnahme kann ich das Wort „Marineinfanteristen“ bezeichnen. Was die
Fachtermini betrifft, gibt es in den beiden Texten ein paar Wörter aus dem Bereich
Politik, die ich aber nicht direkt mit dem Begriff „Fachtermini“ bezeichnen
könnte. Es geht vor allem um die Internationalismen z.B.
„Regierungsbildung“, „Außen-, Innen-, Finanz- und Verteidigungsressorts“,
oder „Kabinett“. In den Texten habe ich ein FVG gefunden: „ums Leben
kommen“.
Unterschiedliche Elemente sind nicht einfach zu beschreiben. Die Artikel
haben einen gemeinsamen Anfang, weiter sind sie aber unterschiedlich. Diesen
Unterschied sehe ich in der äußeren Form der Artikel. Die Nachricht sollte kurz,
prägnant, nicht mehr als 20 Zeilen lang und nicht mehr als in 2 Absätze geteilt
werden. Diese Kennzeichen trägt nur die Nachricht von der Zeitung DIE WELT.

88
Dieser Text würde ich wirklich als „harte Nachricht“ bezeichnen. Den zweiten
Artikel würde ich lieber als Bericht bezeichnen. Er ist mehr als 20 Zeilen lang und
wurde in 4 Absätze geteilt. Er trägt aber keine anderen Merkmale vom Bericht.

6.2. Strategie der Verknappung ( DER WELT NR. 111-19,S. 40)


Weitere zwei Texte gehören auch in die Gruppe des Berichtes. In
diesem Fall handelt es sich aber um die Sportberichte. Die Autoren von
Sportberichten bedienen sich allgemein einer Vielzahl von Metaphern, um ihre
Artikel für die Leser interessanter zu gestalten, um zu informieren, zu
unterhalten oder um überhaupt erst einmal das Interesse von Lesern zu wecken.
Aus diesem Grund scheint es interessant zu untersuchen, aus welchen
Lebensbereichen die Metaphern entlehnt und auf den Sport übertragen werden.
Der Bereich des Sports scheint die Phantasie der Journalisten anzuregen, denn
vor allem bei der Sportberichterstattung finden sich immer wieder originelle
Metaphern.
In dem Artikel aus der Zeitung DIE SÜDDEUTSCHE ZEITUNG
findet man eine Vielfalt von stilistischen Mitteln, die zur Attraktivität beitragen
und zur Erhöhung der Expressivität dienen. Der Artikel umfasst: Vergleiche:
„wie ein mutiger Torero“, weiter im Text: „als ein scheues Winken“, Expressive
stilistische Mittel: „Wettkampf anheizen“, „rasender Zirkel“, „Gängelei“,
„Wahlbrite“, pejorativer Ausdruck: „zum Kotzen“ Bindestrich-Komposita:
Formel-1-Weltmeister, Formel-1-Fans, Ex-Champion, PS-Show,
Metapher: Formel-1-Zirkus, Formel-1-Fabrik,
Im Text kommen fast keine Fachtermini vor, bis auf ein paar
Bezeichnungen von Teams: wie „Ferrari-Testfahrer“ oder „Piloten“, „McLaren“,
„Titelrenner“, „Boxengasse“. Alle diese Wörter sind meiner Meinung nach
weltbekannt.
Anglizismen: Promoter, Team, Champion, Show,
Oxymora: in Siegerauto sitzen, Strategie der Verknappung,
idiomatische Metapher: Äpfel mit Birnen vergleichen,

89
Phraseologismen:
1. sich (nicht) ins Bockhorn jagen lassen (ugs.) – sich nicht einschüchtern,

in Bedrängnis bringen lassen (tschechisch: (ne) nechat se vehnat do úzkých,


(ne) nechat si nahnat strach)
Aber Alonso scheint sich nicht ins Boxhorn jagen zu lassen.
2. j-n in die Pflicht nehmen – dafür sorgen, dass jmd. eine

bestimmte Pflicht übernimmt (tschechisch: připomenout komu jeho povinnost)


Nach seinen zwei Niederlagen gegen Schumacher nimmt er sein Team in die
Pflicht.
3. sich rar machen (ugs.) – sich nur selten sehen lassen, wenig Zeit für
andere haben (tschechisch: stát se vzácným)
Konkurrent Fernando Alonso hingegen macht sich in seiner Heimat rar.

6. 3. Alle in einem Auto


(DIE SÜDDEUTSCHE ZEITUNG Nr.110 , 2006, S. 36)
In dem zweiten Artikel, der aus der Zeitung DIE WELT kommt, findet
man auch sehr viel stilistische Mittel, die zur Vergnügung, zur
Attraktivität oder zur Erhöhung der Expressivität beitragen. Dieser Artikel also
umfasst: Bindestrich-Komposita: Formel-1-Weltmeister, Spanien-Grand-
Prix, Heim-Grand-Prix, Renault-Dress, WM-Führenden, McLaren-Piloten,
französische Wörter: Grand Prix, Saison,
Anglizismen: Team, Promotion,
Fachtermini: Testkilometer, die Strecke,
Oxymoron: fauler Meister,
Metapher: das Blitzlichtgewitter der Fotographen, Menschenstrom,
flotteste Stammfahrer,
Vergleich: wie ein müdes Flusspferd, wie ein Golfkurs, wie
eine gehärtete Karbonfaser,

90
Hyperbel: „…, damit sie nicht zu Mus gequetscht werden von der
schiebenden Masse, die immer, wenn sich ein Mechaniker im blauen Renault-
Dress zeigt, „Alonsoo!“ schreit.“,
Euphemismen: in das Örtchen, quillen, 330 000 Menschen sollen am
Wochenende in das Örtchen Montmeló quillen, auf dessen Gemarkung die
Strecke liegt.
Anapher: Nochmal Weber, nochmal über den Circuit de Catalunya.,
Diese zwei Artikel führten uns in die Welt der Formel-1. Wie ich schon
oben genannt habe, sind die Sportberichte anders. In beiden Texten können wir
eine Vielfalt von stilistischen Mitteln finden. Die Texte sind reich an Verben,
sie wirken dynamisch. Sie sind also im Verbalstil geschrieben. Beide Texte
umfassen noch Fotos, direkte Rede wirkt hier sehr attraktiv. Was den Umfang
betrifft, sind die Texte fast gleich lang.
In beiden Texten gibt es aber auch Unterschiede. In dem zweiten fand ich
keinen Phraseologismus. Es gibt hier eine Menge von Bindestrich-Komposita.
Diese Bindestrich- Komposita verleihen dem Text eine gewisse Klarheit der
Aussage. Meiner Meinung nach dürften diese Komposita durch Relativsätze oder
einfach durch andere Nebensätze ersetzt werden. Einerseits würde es aber zu
längeren Sätzen führen, und der Artikel würde seine Klarheit, seine
Unmittelbarkeit verlieren.

6.4. Unheimlich viel chablis (DER SPIEGEL, NR. 20, 1981, S.208)
Die nächsten zwei Texte gehören zu den Textsorten Presse und
Publizistik, es geht um die Filmkritiken. Die Funktion dieser Texte ist sowohl
informativ als auch meinungsbetont-persuasiv. Ihre weitere Funktion ist
bewertend. Die Autoren äußern ihre Beobachtung und wollen mit Hilfe von
bestimmten sprachlichen Mitteln das Niveau der Filme charakterisieren.
Als ersten charakterisiere ich den Artikel aus den 80er Jahren. Da es sich
um die Kritik handelt, setze ich voraus, dass man hier eine Vielfalt von
stilistischen Mitteln findet.

91
„Providence“ ein Spielfilm, der in Frankreich im Jahre 1977 vom
Regisseure Alain Resnais gedreht wurde. Dieser Film entstand nach
einem Drehbuch des englischen Dramatikers David Mercer. Er erzählt über
einen alten strebenden Schriftsteller in einem Landhaus, der eine schlaflose
Nacht mit Schmerzen und Schuldgefühle durchlebt. Er phantasiert mit Chablis
über seine Familie.
Parenthese: „…, wo er – man traut seinen Augen nicht – einfach …“, „…
lassen ihn heute
– da das „phantastische Kino“ weithin kindisch geworden ist –
unzeitgemäß…“
expressive Wörter (pejorativ): der versnobte Dekor, hochaffektierte
Schauspielerei, bizarre Rätselbilder, im Klo verschwinden,
Oxymora: unheimlich viel Chablis, pompöses Landhaus, wuchernde
Haßträumen, heimlich-unheimlich,
Hyperbel: reiner Horror, unheimlich nette Menschen,
Kollokation: ungeliebter Sohn,
expressive Wörter: Inzest,
Phraseologismen:
1. j-m in die Quere kommen (ugs.) – jmdm. zufällig begegnen, in den
Weg geraten (tschechisch: zkřížit komu cestu),
„…, wenn ihnen nicht immer wieder dieser lächerliche Fußballer in die
Quere käme.“

2. am Rande – beiläufig, nebenbei (tschechisch: stranou)


„Der 1976 nach einem Drehbuch des englischen Dramatikers David
Mercer entstandene Film „Providence“, …, läuft erst jetzt in deutschen Kinos, und
nur ganz am Rand.
expressive Kontraste: „Wo immer dieser Film hingerät mit seinen Figuren,
sogar in einer dürftigen Absteige, steht wohlgekühlt im Silberkübel eine
Flasche Chablis bereit; und meistens greift man rasch danach, haltsuchend,

92
wie nach einem Allheilmittel.“; „Der Nacht der Qualen läßt Resnais als Epilog
eine nachmittägliche Idylle folgen.“,
Antithese: „…und die Monster der Nacht erweisen sich als
ausnehmend nette Menschen…“
Bindestrich-Komposita: Trompe-l’oeil-Künste, Marienbad-Resnais,
Idiom:
seinen Augen nicht trauen – etw. so Überraschendes sehen, dass man es
nicht glauben kann „Man traut seinen Augen nicht.“
Figura etymologica: der penetrante Störer nicht stören

6.5. Schläfenlocken an Glatze (DER SPIEGEL, NR. 1, 2005, S.143)


Der zweite Text stammte auch aus der Zeitschrift DER SPIEGEL, aber
aus dem Jahre 2005. Es geht auch um eine Filmkritik. Ich habe folgende
stilistische Mittel gefunden.
Das Regisseur Dani Levy drehte die Komödie mit dem Namen „Alles auf
Zucker“. Diese Komödie erzählt über jüdische Familie, die erst der Tod der
Mutter wieder zusammen bringt. Die Mutter mochte nach jüdischem Ritus
begraben werden. Dieser letzte Wunsch ist in diesem Fall Bedingung, damit die
Söhne erben dürfen.
Bundestrich-Komposita: Ex-DDR-Sportreporter, Ethno-Komödien,
Show-masters, Symbole der Geschichte: nach dem Fall der Mauer, West gegen
Ost,
Anglizismen: The Producers, Clash of Civilization, Show-masters,
Phraseologismus:
jmdm. steht die Scheiße bis zum Hals (salopp / derb) – jmd. ist in einer
äußert misslichen Lage(tschechisch: být v bryndě až po uši),
„Jaeckie, ein Zocker, steckt nach eigener Auskunft „bis zum Hals in der
Scheiße, aber die Aussicht ist gut.“
fremde Wörter – hebräisch: gojischen (=nichtjüdischen), koscher,

93
Vergleich: aus dem tiefsten Brooklyn, wie eine echte jüdische
Hühnersuppe fett ist, wie der Zuruf eines Showmasters,
Antithese: West gegen Ost, gläubig gegen weltlich, richtig arm
gegen scheinbar wohlhabend,
Wortspiel / Parallelismus: Die Türken waren … sehr türkisch, die Juden
sind … sehr jüdisch,
Anapher: wenig Zeit und wenig Geld,
Bei dieser Untersuchung kann man zum folgenden kommen. In dem
ersten Artikel war kein Vorkommen von Anglizismen. Die Bundestrich-
Komposita benutzte der Autor nur für die Ortsnamen. Früher benutzte man fast
keine fremden Wörter – vor allem Anglizismen -, die jetzt sehr verbreitet sind.
Das hängt mit der Globalisierung zusammen. Heutige Sprache benutzt einen
Kontrast hervorrufen können.
Heutige Sprache benutzt mehr Wörter, die salopp, vulgär sind, damit sie
einen Kontrast hervorrufen können.

6.6. Anfang vom Ende (DER SPIEGEL, NR. 20, 1981, S.128)
Die letzten zwei Texte gehören in die Gruppe der Reportage. Beide
Reportagen bearbeiten ein ähnliches Thema – und zwar das politische Leben in
Spanien.
fremde Wörter: Putsch (schweiz.), Sozius (lat.), Paket (frz.),
Passant (frz.), Limousine (frz.), Offizier (frz.), Leutnant (frz.), just (lat.,
veraltet), Regime (frz.), Bindestrich-Komposita: 350-ccm-Maschine, Dodge-
Dart-Limousine, Drei-Sterne-Banner,
Oxymoron: Anfang vom Ende,
Phraseologismus:
um Haaresbreite – äußerst knapp, gerade noch (in Bezug auf das
Umgehen einer unangenehmen Situation), (tschechisch: o vlas),
„In einem Klima höchster politischer Unsicherheit und Verwirrung
versuchen die Gegner der jungen spanischen Demokratie, so scheint es, doch

94
noch herbeizubomben, was vor elf Wochen nur um Haaresbreite verhindert
werden konnte, …“
pejorative Wörter: der Flüchtling, das Pamphlet,
expressive Wörter: torpedieren, Terroristenjäger, Putschgefahr,
Hyperbel: in der Übergangszeit von der Diktatur zur Demokratie,
Fachtermini: 350-ccm-Maschine, Dodge-Dart-Limousine, politische,
militärische Wörter: Parteien, Militärführung, Generalstabschef
Die spanischen Ausdrücke inklusive die Namen der Personen und der
Gruppen dienen zur Authentizität des Textes und ziehen den Leser in die
Situation hinein. Der ganze Artikel ist durch die Ortsnamen, Personennamen,
direkte Zeitangaben usw. durchwoben. Die Reportage wirkt dynamisch, ist im
Verbalstil geschrieben. Im Text findet man auch direkte Rede. Der Reporter
benutzte keine Anglizismen, sondern viele Wörter, die aus der französischen
Sprache entlehnt sind.

6.7. Der Spiegel – glühende Asche (DER SPIEGEL, NR. 1, 2005, S.91)
Der letzte ausgewählte Text muss gehört zu den Textsorten der
Presse und Publizistik. Die Funktion des Textes ist informativ sowie
meinungsbetont-persuasiv und lässt sich als Reportage bezeichnen. Eine
weitere Funktion ist bewertend. Der Autor bemüht sich, eine politische
Situation in Spanien aufgrund historischer Daten und Fakten und mit Hilfe von
sprachlich-stilistischen Mitteln darzustellen. In diesem Artikel kann man
folgende Mittel finden.
Komposita: Franco-Regime, Nazi-Verbrechen, Franco-Schergen,
Franco-Gegner, Gen-Analysen, Rivas-Vaciamadrid, Franco-Jahre, Franco-
Verehrer,
Vergleich: wie Leinwandstars,
Oxymora: plüschiger Kinopalast, zynische Rechtverdrehung,
Phraseologismus:

95
sich sein eigenes Grab graben – selbst seinen Untergang herbeiführen
(tschechisch:kopat si vlastní hrob),
„Eine Gesellschaft, die ihre Vergangenheit leugnet, gräbt sich ihr eigenes
Grab.“
fremde Wörter: das Mausoleum (lat.), die Falange (span.), der
Offizier (frz.), die Rebellion (frz.),
expressiver Wortschatz: monströse Wahrzeichen, Ewiggestrige (pej.),
franquistische Symbole, pompöse Erinnerungsmal, heftiger Streit,
faschistische Falange,
Hyperbel: „Das weithin sichtbare Monument … ist längst Pilgerstätte …“
Wie in dem vorigen Text bieten uns die spanischen Ausdrücke
inklusive die Namen der Personen einen authentischen Blick auf die
Problematik Spaniens. Im Artikel gibt es noch ein paar historische Daten. Die
Reportage wirkt dynamisch, ist im Verbalstil geschrieben. Im Text findet man
auch direkte Rede. Der Reporter benutzte wieder keine Anglizismen, sondern
viele Wörter, die aus den romanischen Sprachen entlehnt sind. Das hängt mit
diesem Thema zusammen.
Aufgrund der oben genannten Daten muss ich feststellen, dass für
diesen Text mehr die Bezeichnung „Feature“ als „Reportage“ gilt. Er weist
die Merkmale von Reportage, von Bericht auf. In diesem Fall geht es um eine
Mischform.

ZUSAMMENFASSUNGEN

Die Hauptaufgabe meiner Arbeit bestand darin, einerseits die Textsorten der
Presse und Publizistik zu beschreiben und zu klassifizieren und anderseits an den
Textbeispielen ihre typischen stilistischen Mittel vorzustellen.

96
Einleitend versuchte ich anhand der Sekundärliteratur dieses Feld von
Textsorten zusammen zufassen und einen theoretischen Teil mit der
Textsortencharakteristik zu schaffen. In dieser Richtung schöpfte ich die
Grundinformationen aus zwei grundlegenden Büchern: aus der Mediensprache von
H. Burger und aus der Pressesprache von H.H. Lügner [5,16].
Wie ich schon oben erwähnte, befasste ich mich im praktischen Teil mit der
Problematik der stilistischen Analyse der von mir ausgewählten Texte. Hier
bemühte ich mich darum, die Texte stilistisch zu untersuchen. Was dann die
Quelle der analysierten Texte betrifft, habe ich die Texte aus den deutschen
Zeitungen „DIE WELT“, „DIE SÜDDEUTSCHE ZEITUNG“ und aus der
Zeitschrift „DER SPIEGEL“ gewählt. Die Themen der acht Texte betreffen drei
thematische Bereiche: Politik, Sport und Kultur. Wie ich schon am Anfang dieser
Arbeit erwähnt habe, bin ich der Meinung, dass z.B. in den 80er Jahren nicht so
großer Einfluss von Anglizismen in der Pressesprache war, dass die Vielfalt von
stilistischen Mitteln besonders im feuilletonischen Teil der Zeitungen und
Zeitschriften sichtbar war. Das hängt natürlich mit dem Charakter der
gegebenen Textsorten zusammen, wie z.B. Rezension / Kritik. An dieser Stelle
wollte ich vor allem auf die Sportberichte aufmerksam machen, weil sie sich von
den anderen Textsorten wesentlich unterscheiden und mit ihren
Besonderheiten aus der Reihe tanzen. Das beweisen auch die von mir
bearbeiteten Berichte über die Formel 1.
Auf Grund der Textanalyse der einzelnen Texte gelangte ich zu folgenden
Schlussfolgerungen. In diesem Zusammenhang will ich noch hervorheben, dass
ich mich im Rahmen der Objektivität bemühte, die Texte mit der gleichen Länge
zu wählen. Die Artikel mit dem politischen Thema betreffen dann immer das
gleiche Thema, sie informieren uns über niederländische Politikerin. Beide sind
Nachrichten, auch wenn der zweite Text die Merkmale vom Bericht ausweist. Die
Texte enthalten nicht so viele stilistische Mittel, sie sind im Nominalstil
geschrieben und haben eine informative Funktion. Demgegenüber in den Artikeln,
die über Sport berichten, findet man eine Menge von stilistischen Mitteln. Sehr

97
schön sind hier die eingeführten Vergleiche oder Phraseologismen. Was für
mich Überraschung war, weisen diese Berichte sehr wenige Fachtermini auf. In
beiden Texten kann man Metaphern, Komposita oder Funktionsverbgefüge finden.
Aus dieser Untersuchung geht hervor, dass wir hier auf der
Formulierungsebene sprachliche und stilistische Realisierungsmittel finden
können, die typisch für den gegenwärtigen publizistischen Stil sind.
Die folgenden vier Artikel wählte ich aus zwei Zeitschriften – der erste
stammt aus den 80er Jahren, der zweite aus dem Jahre 2005. Die ersten zwei Texte
sind Rezensionen. Die restlichen befassten sich mit der politischen Situation in
Spanien. Ich kam zu diesen Schlussfolgerungen: die Texte, die in den 80er
Jahren entstanden, sind nicht so von der Globalisierung beeinflusst. Sie bewahren
die Fähigkeit, mit der puren deutschen Sprachen zu arbeiten. Sie benutzen nicht
so viele Anglizismen und wenn sie doch fremde Wörter enthalten, stammen sie
aus dem Französischen oder dem Lateinischen. Das hängt mit dem Thema
zusammen. Dazu muss man anführen, dass in jener Zeit der Einfluss des
Englischen nicht so stark war. Diese Artikel weisen auch eine Vielfalt von
verschiedenen stilistischen Mitteln auf. Diese verleihen dem Text eine
bestimmte Ladung an Emotionalität, Attraktivität oder Expressivität.
Die letzten Texte sind Reportagen. Ihre sprachliche Realisierung weist viele
Gemeinsamkeiten auf: kurze Sätze mit Aufzählung tragen zur Erhöhung der
Dynamik bei und erzielen Spannung. Die Expressivität wird durch den
expressiven Wortschatz erzielt – emotionell wirken die Fakten, direkte Rede.
Die größte Überraschung war für mich die Konzentration von der
Expressivität und viele Phraseme in dem Sportbericht. Die Artikel aus den 80er
Jahren ermöglichen uns einen kurzen Blick auf die deutsche Sprache und ihre
Benutzung vor 25 Jahren.

98
LITERATURVERZEICHNIS
1. Бублик В. Н. Історія німецької мови. Навчальний посібник для
студентів вищих навчальних закладів. – Вінниця: Нова книга, 2004.–
272с.

99
2. Євгененко Д. А., Білоус О. М., Гуменюк О. О., Зелененко Т. Д.,
Кубинський Б. В., Білоус О. І., Артемовська С. П. Практична
граматика німецької мови. Навчальний посібник для студентів та учнів.
Комунікативні вправи і завдання. – 2–е видання, виправлене та
доповнене. – Вінниця: Нова книга, 2004.– 400с.
3. Михайлова О. Е., Шендельс Є. Й. Довідник з граматики німецької
мови. – Київ: Радянська школа, 1977. – 360с.
4. Харитонова І.Я. Теоретична граматика німецької мови. – Київ, 1976.–
350c.
5. Augstein R. Schreiben, was ist. Kommentare, Gespräche, Vorträge. -
Stuttgart/München, 2003.
6. Biere B. Sprache in den Medien nach 1945. – Tübingen, 1993
7. Brinker K. Linguistische Textanalyse. Eine Einführung in Grundbegriffe. –
Berlin, 1997.
8. Bucher H. Pressekommunikation. Grundstrukturen einer öffentlichen Form
der Kommunikation aus linguistischer Sicht. – Tübingen, 1986.
9. Burger H. Mediensprache. – Berlin, 2005.
10.Burger H. Phraseologie. Eine Einführung am Beispiel des Deutschen. –
Berlin, 2003.
11. Bußmann H. Lexikon der Sprachwissenschaft. – Stuttgart, 1990.
12. DovifatO E. Zeitungslehre. - Berlin, 1976.
13. DUDEN 11 Redenwendungen – Wörterbuch der deutschen Idiomatik,
neu bearbeitete und aktualisierte Auflage. - (Dudenverlag) Mannheim, 2002.
14. Fix U. Bild im Text - Text und Bild. – Heidelberg, 2000.
15. Fleischer W. Phraseologie der deutschen Gegenwartsprache. –Tübingen,
1997.
16.Engel U. Deutsche Grammatik. – Heidelberg, 1996.
17. Haacke W. Handbuch des Feuilletons. – Emsdetten, 1951.
18. Hachmeister L. Ein deutsches Nachrichtenmagazin. Der frühe „Spiegel“
und sein NS-Personal. In: Lutz Hachmeister, Friedemann Siering (Hrsg.):

100
Die Herren Journalisten. Die Elite der deutschen Presse nach 1945. C.H.
Beck. – München, 2002.
19. Haller M. Das Interview – Ein Handbuch für Journalisten. - Konstanz,
2001.
20. Holly W.Medien im Wandel. – Opladen, 1998.
21.Helbig H., Buscha J. Deutsche Grammatik.– Leipzig, 1990.
22.Jang-Geun O. Das strategische Textverstehen. Theoretische Grundlagen,
Methode und Anwendung des strategischen Textverstehens. Diss. - Münster,
2001.
23.Jung W. Grammatik der deutschen Gegenwartssprache. Bearb. v. G. Starke.
– Leipzig, 1988.
24. Lüger H. Pressesprache. – Tübingen, 1995.
25. Mala J. Einführung in die deutsche Stilistik. – Brünn, 2003.
26. Meyn H. Massenmedien in Bundesrepublik Deutschland. – Berlin, 1997
27.Moskalskaja O. I. Grammatik der deutschen Gegenwartssprache. 3 Aufl. –
Moskau, 1983.
28. Nowwag W.Kommentar und Glosse. Reihe Praktischer Journalismus. –
Konstanz, 1998.
29.Paul H. Prinzipien der Sprachgeschichte. – Halle, 1937.
30.Paul H. Deutsches Wörterbuch. – Tübingen, 1992.
31. Pürer H. Praktischer Journalismus. - Konstanz, 2004.
32. Pürer H.Praktischer Journalismus. – Konstanz, 2004.
33. RieselE. Der Stil der deutschen Alltagsrede. –Leipzig, 1970.
34. Rolf E. Die Funktionen der Gebrauchstextsorten. – Berlin, 1993.
35. Sandig B. Stilistik der deutschen Sprache. – Berlin, 1986.
36.Schendels E. Deutsche Grammatik. Morphologie – Syntax – Text. – Moskau,
1988.
37. Schendels E. Sprachwandel der grammatischen Normen aus der Sicht der
Textlinguistik// Entwicklungstendenzen der deutschen Sprache seit dem 18.
Jahrhundert. – Berlin.- 1983. – № 2. – S. 168–178.

101
38.Schmidt W. Grundfragen der deutschen Grammatik: Eine Einführung in die
funktionale Sprachlehre.– Berlin, 1989.
39.Schmitz U. AUSFAHRT waschen. Über den progressiven Untergang der
Flexionsfähigkeit// Sprache an der Jahrtausendwende. Osnabrücker Beiträge
zur Sprachtheorie. – 1999. – № 60. – S. 135–182.
40. Sowinski B. Textlinguistik. - Stuttgart, 1983.
41. Weischenberg S. Nachrichtenschreiben. – Opladen, 1990.
42. Weischenberg S. Nachrichten-Journalismus. Anleitungen und
43.Qualitätsstandards für die Medienpraxis. – Wiesbaden, 2001.
44.Werner H.Zur inneren Logik der Mediengeschichte. In: Rüschoff,
Bernd/Schmitz, Ulrich (Hrsg.): Kommunikation und Lernen mit alten
und neuen Medien. - Frankfurt a.M., 1996.
45.Wills W. Anspielungen. Zur Manifestation von Kreativität und Routine in
der Sprachverwendung. - Tübingen, 1995
46.Wilke J. und Rosenberger B. Die Nachrichten-Macher Zu Strukturen
und Arbeitsweisen von Nachrichtenagenturen am Beispiel von AP und
dpa, Köln, Weimar. - Wien, 1991.
47.Wegera K.–P. Morphologie des Neuhochdeutschen seit dem 17.
Jahrhundert// Sprachgeschichte. Ein Handbuch zur Geschichte der deutschen
Sprache und ihrer Erforschung. – Berlin/New York.- 2000. –S.110–118.
48.Werner O. Sprachökonomie und Natürlichkeit im Bereich der Morphologie//
Zeitschrift für Phonetik, Sprachwissenschaft und
Kommunikationsforschung.- 1989. – № 42. –S.34–47.
49.Werner O. Zum Genus im Deutschen// Deutsche Sprache.- 1975. –
№ 3. – S. 35–58.
50.Winter W. Vom Genitiv im heutigen Deutsch// Zeitschrift für deutsche
Sprache.- 1966. – № 22. –S.21–35.
51.Wurzel W.U. Flexionsmorphologie und Natürlichkeit. Ein Beitrag zur
morphologischen Theoriebildung. – Berlin, 1984.

102
52.Wurzel W.U. Analogie: Hermann Paul und die natürliche Morphologie //
Zeitschrift für Germanistik. – Berlin.- 1988. – № 5. –S.12–20.

Webseiten:
1. www.taz.de,
2. www.spiegel.de,
3. www.welt.de,
4. www.berlinoline.de,
5. www.sueddeutsche.de.

ANHANG

DIE WELT – Schiitische Partei im Irak verläßt Koalitionsverhandlung


DIE SÜDDEUTSCHE ZEITUNG – Schiiten-Partei kritisiert Einfluss der
USA im Irak

103
DIE WELT – Strategie der Verknappung
DIE SÜDDEUTSCHE ZEITUNG – Alle in einem Auto
DER SPIEGEL – Unheimlich viel Chablis DER SPIEGEL – Schläfenlocken
an Glatze DER SPIEGEL – Anfang vom Ende
DER SPIEGEL – Glühende Asche

DIE SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, Nr.110 , 13.05.2006.


DIE WELT Nr. 111-19, 13.05.2006.
DER SPIEGEL, Nr. 01, 03.01.2005.
DER SPIEGEL, Nr. 01, 03.01.2005.

104
105
106
107
108
109

Das könnte Ihnen auch gefallen