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Vorwort
So bieten zum Beispiel die Änderungen bei der Getrennt- und Zusam-
menschreibung wieder mehr semantische Differenzierungsmöglichkeiten
und erhöhen damit auch die Ausdrucksvielfalt. Die Möglichkeit, jetzt
wieder mehr Kommata setzen zu können, kommt dem Leser entgegen,
weil Satzzeichen den Sprachfluss und den Sinnzusammenhang besser
strukturieren.
Sprache ist ein hohes Gut. Sie ist die wichtigste Kommunikation des Men-
schen, um Kultur zu schaffen und zu leben. Sprache und Rechtschreibung
haben eine gesamtgesellschaftliche Bedeutung und kulturelle Leitfunktion.
Das in den Schulen vermittelte Wissen muss über die Schule hinaus Be-
stand haben. Insofern darf es keine unterschiedlich verbindliche Schreib-
weise geben. Daher ist es eine primäre Aufgabe des Rats, dem renommier-
te Sprachwissenschaftler, Didaktiker und Praktiker aus dem gesamten
deutschsprachigen Raum angehören, die Einheitlichkeit der Rechtschrei-
bung zu bewahren und das orthographische Regelwerk weiterzuentwickeln.
Dies ist eine langfristige und behutsame Aufgabe. Gerade im Interesse
der Schulen ist es notwendig, dass mit dem jetzt vorliegenden Regelwerk
ein Status bei der Rechtschreibung erreicht wird, der Sicherheit und
Verlässlichkeit bietet.
Stand Am 1.8.2006 tritt in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie in allen
der Recht- deutschsprachigen Teilen Europas die Neuregelung der deutschen Rechtschrei-
schreibung bung in Kraft, die vom Rat für deutsche Rechtschreibung auf der Grundlage
des amtlichen Regelwerks 2004 erarbeitet wurde. Nach dem Beschluss der
Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik
Deutschland vom 2.3.2006 soll eine einjährige Übergangsfrist gelten, bevor
die neue Rechtschreibung an Schulen notenrelevant wird.
Änderungen gegenüber der Regelung von 2004 betreffen folgende Bereiche:
Getrennt- und Zusammenschreibung, Groß- und Kleinschreibung,
Worttrennung und Zeichensetzung.
Im Wörterverzeichnis sind die durch die Neuregelung gegenüber dem Stand vor
1996 geänderten Schreibungen farbig markiert, so dass die Neuschreibungen
deutlich erkennbar sind.
Auswahl des WAHRIG Die deutsche Rechtschreibung bietet den Wortschatz der heuti-
Wortguts gen deutschen Standard- und Umgangssprache einschließlich der Fremdwörter
aller Lebens- und Wissensgebiete, soweit sie dem Leser außerhalb spezieller
Fachliteratur begegnen, dazu eine Auswahl veralteter oder im Veralten begrif-
fener Wörter, die in der bis heute gelesenen klassischen Literatur vorkommen.
Den Wortschatz einer lebenden Sprache lückenlos zu sammeln, ist weder ein
erreichbares noch ein sinnvolles Ziel. Wörter von nur lokaler Verbreitung und
täglich neu aufkommende Wörter stehen dem im Wege, vor allem aber auch
die Produktivität, mit der gerade die deutsche Sprache neue Zusammenset-
8
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Österreich, Die Besonderheiten der deutschen Schriftsprache Österreichs und der Schweiz
Schweiz wurden umfassend berücksichtigt.
Weibliche Weibliche Formen sind in der Regel nicht aufgeführt, wenn sie durch
Formen einfaches Anhängen der Silbe -in gebildet werden können (Schauspieler /
Schauspielerin).
Dagegen sind sie immer aufgeführt, wenn bei ihrer Bildung die männliche
Form verändert wird, z.B. Zauberer / Zauberin (nicht: Zaubererin),
Landsmann / Landsmännin.
Namen Geographische Namen sind ebenso aufgenommen wie eine Reihe von Vor-
namen sowie Namen bekannter Persönlichkeiten aus Kunst, Politik und
Wissenschaft – dies besonders dann, wenn sie rechtschreibliche Schwierig-
keiten aufwerfen können.
Alphabetische Die Umlaute ä, ö, ü erscheinen in der alphabetischen Ordnung wie die einfa-
Ordnung chen Vokale a, o, u; ae und oe werden jedoch als zwei Buchstaben behandelt.
Es erscheint also Pädagoge zwischen Packung und Paddel; dagegen steht der
Eintrag Goethe zwischen Godel und Gof.
Veränderungen Wird durch die Neuregelung der Rechtschreibung eine vor 1996 übliche
bei der Schreibung durch eine neue ersetzt, so wird der Benutzer durch die blaue
Schreibung Schrift auf die neue Form aufmerksam gemacht, z. B. Gässchen (Schreibung
vor 1996: Gäßchen); Rad fahren (Schreibung vor 1996: radfahren).
Alte, ab 2006 nicht mehr gültige Schreibweisen sind immer dann verzeichnet,
wenn sich durch die Neuschreibung die Stellung des Wortes im Alphabet
ändert, z. B.: Gemse (alt für: Gämse). Die Worterklärung findet sich in diesen
Fällen bei der neuen Schreibung (Gämse).
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10
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Infokästen zu Sind bei einem Wort mehrere Schreibvarianten möglich, werden darüber
empfohlenen hinaus in mit einem Ausrufezeichen versehenen Tipp-Infokasten zu paradig-
Schreibungen matischen Fällen Schreibempfehlungen gegeben. Diese verhelfen zum einen
dazu, verschiedene Bedeutungsebenen eines Wortes gegeneinander abzugren-
zen, zum anderen weisen sie auf die Schreibung hin, die im Schreibgebrauch
die weiter verbreitete Variante ist.
Pho|to|syn|the|se f. 11 = Fotosyn-
these
! Obwohl sich für den aus dem
Griechischen stammenden
Wortbestandteil fot/phot in den
meisten Fällen die eingedeutsch-
te Variante durchgesetzt hat
(fotografieren), wird in wissen-
schaftlichen Zusammenhängen
meist die stärker an die fremd-
sprachliche Herkunft angelehnte
ph-Schreibung bevorzugt: Photo-
synthese
pho|to|tak|tisch = fototaktisch
Pho|to|ta|xis f. Gen. - Pl. -xen
= Fototaxis
11
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Betonung Der betonte Vokal eines Wortes ist, wenn er lang gesprochen wird, durch
einen untergesetzten Strich markiert: Blase; wenn er kurz ist, durch einen
Punkt: Mi.tleid.
Die Angabe der Betonung erfolgt beim Stichwort; folgt jedoch eine Ausspra-
cheangabe in phonetischer Schrift, ist die Betonung bei dieser angegeben.
In Informationskästen werden Betonungen einheitlich durch einen unter-
gesetzten Strich angezeigt, die Länge der entsprechenden Silbe wird nicht
berücksichtigt.
Aussprache Wo Zweifel über die richtige Aussprache bestehen können, ist diese in eckigen
Klammern hinter dem Stichwort angegeben, und zwar in den Zeichen des
internationalen phonetischen Alphabetes.
Worttrennung Die Worttrennung wird jeweils durch einen senkrechten Strich markiert:
am Zeilenende Man|tel, Chi|li|as|mus. Neue Trennmöglichkeiten sind mit einem blauen
senkrechten Strich hervorgehoben: gus|tie|ren, Zu|cker.
Die englischen und französischen Wörter sind nach deutschen Regeln getrennt,
z. B. Bo|dy|buil|ding, Figh|ting, Fremdwörter aus dem Griechischen und
Lateinischen in der Regel zwischen den sinntragenden Bestandteilen der
Herkunftssprache oder nach Sprechsilben, z. B. Chir|urg auch: Chi|rurg.
Bei mehreren gültigen Trennalternativen werden alle Möglichkeiten aufge-
zeigt, die zulässig und begründbar sind.
Vor allem bei Fremdwörtern lateinischer oder griechischer Herkunft, bei denen
Wortbestandteile häufig nicht mehr erkannt werden und die Fuge der sinn-
tragenden Bestandteile nicht mit der Trennfuge nach Sprechsilben überein-
stimmt (Thermo|stat oder Thermos|tat), ist eine Entscheidung schwierig.
In der Regel wurden z. B. lexikalisierte Formen, die auch als deutsche Wörter
vorkommen, an der Schnittstelle zum Zweitbestandteil eines Kompositums als
untrennbar charakterisiert: Atmo|sphäre (nicht: Atmos|phäre), Manu|skript
(nicht: Manus|kript), Geo|graf, (nicht: Ge|ograf); Mikro|skop, aber:
Stetho|skop oder Stethos|kop.
Bei Reihen von Zusammensetzungen und Ableitungen, die von den gleichen
neuen fakultativen Trennungsmöglichkeiten betroffen sind, z. B. bei insti …
usw., werden sogenannte Buchstabenfolgen eingesetzt, in denen die jeweils
gültigen Trennvarianten der folgenden Wortreihe angegeben werden.
12
008-015 WDR_Benutzer.qxd 17.05.2006 12:15 Uhr Seite 13
Alle Stichwörter, für die mehrere Trennvarianten gelten, sind mit einer
blauen Raute ♦ gekennzeichnet:
Herkunft Die Herkunft ist nur für Fremd- und Kunstwörter angegeben, und zwar
durch Angabe der Ursprungssprache in eckigen Klammern hinter dem
Stichwort bzw. hinter der Ausspracheangabe: [arab.]. Gelegentlich wird auch
die Vermittlungssprache genannt, durch die ein Wort ins Deutsche gelangt
ist: [arab.-frz.].
Grammatische Alle Substantive sind nach der Genusangabe (m., f., n.) mit einer Ziffer verse-
Angaben hen, die auf das betreffende Deklinationsschema verweist. Ist ein Wort nicht
im Schema unterzubringen, so sind der Genitiv Singular und der Nominativ
Plural angegeben, z. B. Album n. Gen. -s Pl. -ben (Genitiv: des Albums, Plu-
ral: Alben) oder Infotainment n. Gen. -s nur Sg. (nur im Singular vorkom-
mend).
Bei Verben stehen die Angabe tr. = transitiv, intr. = intransitiv, refl. = reflexiv
sowie eine Ziffer, die auf das betreffende Konjugationsschema verweist.
Deklinations- und Konjugationstabellen finden sich farbig schraffiert im
Anhang ab Seite 1189.
Bei Präpositionen ist neben der Bezeichnung Präp. der Kasus angegeben, mit
dem sie verbunden werden.
Erklärungen Die Bedeutung eines Wortes wird erläutert, wenn sie nicht ohne weiteres als
zur Wort- bekannt vorausgesetzt werden kann. Hat ein Wort neben einer allgemein
bedeutung bekannten Bedeutung noch eine Sonderbedeutung, so ist häufig nur diese
angegeben. Dies kann auch durch eine Redewendung geschehen, die den
übertragenen Gebrauch oder eine sonstige Sonderbedeutung erkennen lässt.
Beispiel: verbreiten tr. 2; sich über etwas v.: sich ausführlich zu etwas
äußern. Löffel m. 5; auch Jägerspr.: Ohr (von Hase und Kaninchen).
Lanze f. 11; eine L. für jmdn. brechen: für jmdn. eintreten, für ihn sprechen.
Lehre f. 11; auch: Messwerkzeug.
Anwendungs- Der Gebrauch eines Wortes wird häufig durch Anwendungsbeispiele und ste-
beispiele hende Redewendungen veranschaulicht, z. B. Hand f. 2; die öffentliche Hand:
Behörde, Verwaltung; rechter, linker Hand: rechts, links; Ausgabe letzter
Hand: letzte Ausgabe eines Schriftwerkes, die vom Verfasser selbst durchge-
sehen worden ist; die Sache war von langer Hand vorbereitet: seit langem.
In Anwendungsbeispielen wird das Stichwort, sofern keine Missverständnisse
beim Leser auftreten können, abgekürzt: lesen tr. 79; l. üben.
13
008-015 WDR_Benutzer.qxd 17.05.2006 11:24 Uhr Seite 14
Markenzeichen Das Zeichen ® gibt an, dass eine Bezeichnung urheber- oder wettbewerbs-
rechtlich geschützt ist. Aus seinem Fehlen kann jedoch nicht geschlossen wer-
den, dass der betreffende Name nicht geschützt sei.
Aufbau eines hän|gen|blei|ben auch: hän|gen blei|ben intr. 17, ugs., übertr. 1. nicht in die
Artikels 1 2 3 4
1. Stichwort (halbfett);
2. Darstellung der orthographischen Variante; die blaue Schrift zeigt an, dass
sich die Schreibung gegenüber der Schreibung von vor 1996 geändert hat;
3. Angaben zur Grammatik, Stilebene, Bedeutungsebene: intr. = intransitiv,
d.h., das Verb kann auch ohne Akkusativobjekt gebraucht werden; Nummer
des Konjugationsschemas (17), das im Anhang ab Seite 1200 nachgeschla-
gen werden kann; ugs. = umgangssprachlich; übertr. = übertragen gebraucht;
4. das Stichwort hat zwei Bedeutungen, die durch die halbfetten Ziffern 1, 2
angezeigt werden.
Open Source [oUp´n sOÜs, engl.] Gen. - - nur Sg. EDV: kostenlose Software
1 2 3 4 5
1. Stichwort (halbfett);
2. Aussprache mit phonetischen Zeichen, Betonungsangabe durch Unterstrich
(lang, betont);
3. Angabe der Ursprungssprache: (engl. = englisch);
4. Angaben zur Grammatik, zum Fachgebiet: Genus (f= femininum);
Deklination (Gen. - - nur Sg.), d.h., die Endung der beiden
Stichwortbestandteile bleibt im Genitiv unverändert, der Ausdruck wird nur
im Singular gebraucht; Fachgebiet (EDV = elektronische Datenverarbeitung);
5. Bedeutung des Stichworts.
Rand m. 4; außer Rand und Band sein ugs.: ausgelassen, ohne Ordnung sein;
1 2 3 4 5
1. Stichwort (halbfett);
2. Angaben zur Grammatik: Genus (m = maskulinum); Nummer des Deklina-
tionsschemas, das im Anhang ab Seite 1191 nachgeschlagen werden kann;
3. Anwendungsbeispiel;
4. Angabe des Gültigkeitsbereichs oder der Sprachschicht;
ugs. = umgangssprachlich;
14
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16
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Aussprachezeichen i
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1 2 3 4 5 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4
18
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Korrekturzeichen i
19
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i Korrekturzeichen
12. Andere Schrift wird verlangt, indem man die betreffende Stelle unter-
streicht und die gewünschte Schrift am Rand vermerkt.
13. Die Sperrung oder Aufhebung einer Sperrung wird – wie beim Verlangen
einer a n d e r e n Schrift – durch Unterstreichen angezeichnet.
14. Nicht Linie haltende Stellen werden durch parallele Striche angezeichnet.
16. Ein Absatz wird durch das Zeichen im Text und am Rand verlangt.
Beispiel: Die ältesten Drucke sind so gleichmäßig schön ausgeführt, dass sie die
schönste Handschrift übertreffen. Die älteste Druckerpresse scheint von
der, die uns Jost Amman im Jahre 1568 im Bilde vorführt, nicht
wesentlich verschieden gewesen zu sein.
20
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Korrekturzeichen i
17. Das Anhängen eines Absatzes wird durch eine verbindende Schleife
verlangt.
Beispiel: Diese Presse bestand aus zwei Säulen, die durch ein Gesims verbunden
waren.
In halber Mannshöhe war auf einem verschiebbaren Karren die
Druckform befestigt.
21. Fehlender Durchschuss wird durch einen zwischen die Zeilen gezoge-
nen Strich mit nach außen offenem Bogen angezeichnet.
Zu großer Durchschuss wird durch einen zwischen die Zeilen gezogenen
Strich mit einem nach innen offenen Bogen angezeichnet.
21
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2,7
bzw. Feld für Briefkopf 1
4,5
cm
Sendungsart
Empfängerbezeichnung
Postfach od. Straße u. Hausnummer Anschriftenfeld 3
Postleitzahl u. Bestimmungsort
*
Betreff 5
*
Anrede, 6
*
Text 7
*
Grußformel 8
*
Firmenbezeichnung
Unterschrift/Stempel 9
*
Anlagenvermerke 10
*
Verteilervermerke
22
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Geschäftsbrief i
Die Standardisierung des Geschäftsbriefs nach ggf. Telefonnummer sind dann an anderer
DIN 5008:2005 weist bestimmten Informa- Stelle vermerkt (siehe Beispiel 2).
tionen einen festen Platz auf dem Briefblatt
(DIN-A4-Format) zu und dient so der zügigen 5Die Betreffzeile macht in Stichworten
Informationsentnahme. genaue Angaben zu Inhalt und Absicht des
Schreibens. Die Zeile kann fett gedruckt
1Für die Gestaltung des Briefkopfes gibt es werden. Das Wort „Betreff“ wird nicht mehr
außer dem zugewiesenen Raum (Höhe von geschrieben. Hinter der Betreffzeile steht
2,7 oder 4,5 cm) keine Vorgaben. Der Brief- kein Schlusspunkt.
kopf enthält z. B. Firmennamen oder -logo.
Ab der zweiten Seite wird unterhalb dieses 6 Die Anrede wird mit zwei Zeilen Abstand
Feldes mit einer Zeile Abstand eine Seiten- unter die Betreffzeile gesetzt. Wenn der
zahl gesetzt, hinter der nach einer Leerzeile Empfänger nicht namentlich bekannt ist,
der Text weiterläuft. kann die Formel „Sehr geehrte Damen und
Herren“ verwendet werden. Hinter die
2 Bei Verwendung von Kuverts mit Sicht- Anrede setzt man ein Komma und schreibt
fenster wird der klein zu druckende Absender mit einer Zeile Abstand klein weiter.
so angeordnet, dass er im Fenster über der
Anschrift erscheint. 7Der mit einfachem Zeilenabstand zu schrei-
bende Text sollte möglichst übersichtlich
3 Das neunzeilige Anschriftenfeld besteht aus gegliedert und verständlich formuliert sein.
der Zusatz- und Vermerkzone (Zeilen 1–3) Absätze sind durch eine Leerzeile zu mar-
und der Anschriftenzone (Zeilen 4–9). kieren, für Hervorhebungen empfehlen sich
In der Zusatz- und Vermerkzone stehen ggf. Fettdruck, Einrückungen, Symbole o. Ä.
Angaben zur Sendungsart (z. B. „Einschreiben“, Die Schriftgröße sollte mindestens 10 Punkt
„Expresszustellung“). Die Zusatz- und Ver- betragen.
merkzone wird so beschriftet, dass keine
Leerzeile zwischen ihr und der Anschriften- 8 Als Grußformel verwendet man z. B. „Mit
zone entsteht. freundlichen Grüßen“ oder „Mit freundlichem
Auch die Anschriftenzone enthält keine Gruß“, als sehr förmlicher Gruß kommt auch
Leerzeile. „Hochachtungsvoll“ in Frage. Die Grußformel
Ortsnamen werden in normaler Schrift ge- wird vom Text durch eine Leerzeile getrennt.
schrieben und nicht unterstrichen. Ausnahme:
In Auslandsanschriften werden Orts- und 9Für Unterschrift und Stempel bleiben je
Ländernamen in Großbuchstaben geschrieben. nach Bedarf drei oder mehr Zeilen frei.
Ausländische Zielorte gibt man möglichst in
der Sprache des Bestimmungslandes an (z. B. 10 Die beigefügten Anlagen werden in der
PRAHA statt PRAG). Bestimmungsländer Regel nach einer Leerzeile unter dem Namen
werden in deutscher Sprache geschrieben des Unterzeichners genannt. Das Wort
(z. B. NIEDERLANDE). „Anlagen“ kann fett gedruckt werden.
4Die Bezugszeichenzeile enthält wichtige 11Im Feld für Geschäftsangaben werden z. B.
Kommunikationsdaten wie Telefon- und Geschäftsführer, Handelsregistereintragung,
Faxnummern und ggf. den Namen des Sach- Umsatzsteuer-Identifikationsnummer o. Ä.
bearbeiters. Das Datum wird z. B. in folgen- angegeben.
der Weise angegeben: 2006-09-04 oder
04-09-2006 oder, falls kein Missverständnis
zu befürchten ist, auch 04-09-06. Ebenfalls
möglich sind folgende Schreibweisen:
04.09.2006, 04.09.06, 4. September 2006.
Die Bezugszeichenzeile wird in Schreiben von
Privatpersonen oft weggelassen, Datum und
23
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i Geschäftsbrief
Beispiel 2
*
*
*
*
Peter Müller 05.09.2006
Kirchstraße 9
49999 Windberg
Tel. 02999 212223
*
*
*
*
*
*
Möbel Rathmann
Herrn Achim Klein
Rherener Straße 15
49999 Windberg
*
*
*
*
*
Reklamation Glastisch, Modell-Nr. 3322, Auftrags-Nr. 6304
*
*
Sehr geehrter Herr Klein,
*
gestern wurde mir wie vereinbart ein Glastisch (Modellnr. 3322) geliefert.
*
Bei genauerer Kontrolle habe ich heute Verarbeitungsfehler am verchromten Stahlrohr
des Tisches bemerkt. An einigen Stellen weist die Verchromung Blasen auf, sie ist
zudem schwärzlich verfärbt.
*
Leider konnte ich den Mangel nicht sofort nach Lieferung feststellen, weil sich die
schadhaften Stellen an der Innenseite eines Tischbeins befinden.
*
Ich bitte um möglichst rasche Neulieferung eines einwandfreien Tisches. Der beschä-
digte Tisch steht Ihnen zur Verfügung.
*
Setzen Sie sich bitte zur Vereinbarung eines Liefertermins mit mir in Verbindung.
*
Vielen Dank im Voraus
und freundliche Grüße
Peter Müller
24
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E-Mails i
Ein Geschäftsbrief nach DIN 5008:2005 kann Genauigkeit: Benutzen Sie kurze, treffende
auch nach dem links dargestellten einfacheren Wörter. Vermeiden Sie umständliche For-
Muster aufgebaut werden. Diese Form wird mulierungen (nicht: „Um Mitteilung der
z. B. häufig in Briefen von Privatpersonen an Begründung Ihrer Ablehnung wird gebeten“,
Firmen oder an Behörden verwendet. sondern „Bitte teilen Sie mir die Gründe für
Ihre Ablehnung mit“).
Für die Angaben im Anschriftenfeld, für
Betreffzeile, Anrede, Text, Grußformel, Anregung: Schreiben Sie kurz und klar, aber
Unterschrift sowie Anlagenhinweis gelten auch persönlich, höflich und abwechslungsreich.
die Erläuterungen zu Beispiel 1. Freundliche Worte und höfliches Bitten und
Bedanken wirken im Brief genauso positiv wie
Falls der Empfänger namentlich bekannt ist, im Gespräch oder beim Telefonieren.
ist die persönliche Anrede (z. B. „Sehr geehrte
Frau Muster“) der neutralen Anrede (z. B.
„Sehr geehrte Damen und Herren“) vorzuzie- E-Mails nach DIN 5008:2005
hen. Besteht eine gute persönliche Beziehung
zur angeredeten Person, kann als Anrede Die E-Mail-Adresse des Empfängers wird
z. B. auch „Liebe Frau Muster“ gewählt in das vom Programm vorgegebene entspre-
werden. chende Textfeld eingegeben. Das Feld für
den Betreff sollte unbedingt ausgefüllt wer-
Als Grußformel wird häufig „Mit freundlichen den, denn der Betreff in Form einer stichwort-
Grüßen“ oder „Mit freundlichem Gruß“ ver- artigen Inhaltsangabe hat für die Bearbeitung
wendet. Der Gruß „Hochachtungsvoll“ ist und Verwaltung von E-Mails eine zentrale
förmlicher und betont respektvoll, die Formel Funktion.
„Mit herzlichen Grüßen“ verweist auf ein Die Angabe der E-Mail-Adresse des Absen-
gutes persönliches Verhältnis von Absender ders und die Datumsangabe erfolgt in den
und Adressaten. üblichen Programmen automatisch.
Der Brieftext bringt sachlich, knapp und klar In der ersten Zeile des Feldes für den Haupt-
das Anliegen des Briefes vor. Dabei sind fol- text steht die Anrede, die vom folgenden
gende Gesichtspunkte wichtig: Text durch eine Leerzeile getrennt wird.
Für die optische und inhaltliche Gestaltung
Optik: Der Leser sollte beim ersten Überflie- des Haupttextes bis zur Grußformel gelten
gen die inhaltlichen Schwerpunkte durch gut die oben genannten Hinweise zum nichtelek-
lesbare Schrift, Absätze und ggf. Hervorhe- tronischen Brief (in der E-Mail werden aller-
bungen erfassen können. Die Schriftgröße dings weder Blocksatz noch Worttrennungen
darf nicht zu klein gewählt werden (mindes- verwendet).
tens 10 Punkt). In der Zeile unter der Grußformel wird die
Unterschrift eingegeben.
Gliederung: Jeder neue Gedanke sollte in Nach einer weiteren Leerzeile können genau-
einem neuen Absatz stehen. Passende Über- ere Kommunikationsangaben zum Absender
leitungen zu neuen Absätzen schaffen den folgen, z. B.
Zusammenhang. Schreiben Sie Einfaches
vor Kompliziertem, Bekanntes vor Unbe-
kanntem. Schreiber Büroeinrichtungen GmbH
Marco Hansen
Einfachheit: Verwenden Sie bekannte und Alleestraße 10
geläufige Wörter, Fremdwörter und Fach- 41777 Dreisen
begriffe nur dort, wo wirklich nötig.
Lange Sätze ermüden! Tel.: 02162 1212-12
Faustregel: Nicht mehr als zwanzig Wörter Fax: 02162 1212-21
pro Satz! E-Mail: marco.hansen@bureau-schreiber.de
25
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Schriftliche Bewerbung
Rhein-West-Verlag
Personalabteilung
Frau Susanne Rath
Heinestraße 100
49999 Windberg
Daniela Muster
Anlagen
Lebenslauf mit Lichtbild
Kopie des letzten Schulzeugnisses
Zeugnis über Praktikum
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Schriftliche Bewerbung i
Die schriftliche Bewerbung erfolgt in der In der Regel schließt das Bewerbungsschreiben
Regel in Form einer Bewerbungsmappe, die mit dem Hinweis auf ein gewünschtes Vorstel-
folgende Unterlagen in der genannten Reihen- lungsgespräch.
folge enthält:
27
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Lebenslauf
Lebenslauf
Anschrift Schillerstraße 9
41777 Dreisen
Schullaufbahn
Berufserfahrung/Praktika
Sonstige Kenntnisse
Daniela Muster
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Lebenslauf i
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Europäischer Lebenslauf
Lebenslauf
Berufserfahrung
30
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Europäischer Lebenslauf i
• Muttersprache Deutsch
Französisch
Lesen gut
Schreiben gut
Sprechen Grundkenntnisse
Spanisch
Lesen gut
Schreiben gut
Sprechen Grundkenntnisse
Führerschein: EU: B
Anlagen
Abschlusszeugnis des Berufskollegs
Zeugnis der Industrie- und Handelskammer
2 Arbeitszeugnisse
i Europäischer Lebenslauf
Der europäische Lebenslauf wurde von der Berufserfahrung: Datum (Angabe des Zeit-
Europäischen Kommission entwickelt, um eine raums), Name und Adresse des Arbeitgebers,
bessere Vergleichbarkeit von Bewerbungen aus Tätigkeitsbereich oder Branche, Beruf oder
verschiedenen Herkunftsländern innerhalb der Funktion, wichtigste Tätigkeiten und Zustän-
EU zu gewährleisten. digkeiten)
Bei Inlandsbewerbungen wird nach wie vor häu- Schul- und Berufsbildung: Angabe des Zeit-
fig eine Orientierung an den nationalen Stan- raums, Name und Art der Bildungs- oder
dards (siehe vorhergehende Seiten) erwartet. Ausbildungseinrichtung, Hauptfächer/beruf-
Insbesondere für Bewerbungen bei internatio- liche Fähigkeiten, Bezeichnung der erwor-
nal tätigen Arbeitgebern im In- oder Ausland benen Qualifikation, evtl. Eingliederung in
kann jedoch eine Orientierung an der EU- nationales Niveau (falls gewünscht)
Norm empfehlenswert sein. Informieren Sie
sich jeweils über die Erwartungen des Arbeit- Persönliche Kompetenzen mit den Bereichen:
gebers! Muttersprache, andere Sprachen (Kenntnisse
im Lesen, Schreiben, Sprechen mit dreistufiger
Der europäische Lebenslauf unterscheidet sich Bewertung: sehr gut, gut, Grundkenntnisse),
vom herkömmlichen Lebenslauf durch die soziale, organisatorische, technische, künstle-
folgenden Merkmale: rische und sonstige Kompetenzen (Beschreibung
• Die Darstellung folgt dem Prinzip der um- der Art und des Erwerbs) sowie Angaben zum
gekehrten Chronologie (Aktuelles zuerst). Führerschein
• Kompetenzen (auch außerhalb des Berufs
erworbene) werden stärker berücksichtigt. Zusätzliche Angaben können sich z. B. auf
• Ein Foto ist nicht mehr verbindlich. Kontaktpersonen oder Referenzen beziehen.
Die im Beispiel angeführten Aspekte sollten Anlagen werden zum Schluss aufgelistet.
in der angegebenen Reihenfolge berücksichtigt
werden. Auch dieser Lebenslauf ist natürlich Der Lebenslauf wird unterschrieben und mit
genau auf die Erfordernisse der angestrebten Datum versehen.
Stelle abzustimmen.
Weiterhin ist es sinnvoll, sich über Bewer-
bungsstandards des Landes, in dem man sich Checkliste zum EU-Lebenslauf
bewirbt, zu informieren. Bei fremdsprachigen
Bewerbungen sollte der Text auf jeden Fall • Stimmen Sie die Angaben genau auf die
von einer sprachkundigen Person Korrektur konkreten Anforderungen der angestrebten
gelesen werden. Stelle ab.
Der europäische Lebenslauf kann je nach • Machen Sie zugleich knappe und genaue
Erwartung des Arbeitgebers Bestandteil Angaben zu Ihren persönlichen
einer Bewerbungsmappe oder einer Online- Kompetenzen.
Bewerbung sein. • Achten Sie auf die richtige Reihenfolge
und die Vollständigkeit der Angaben zu
Im Einzelnen sieht der EU-Lebenslauf den geforderten Aspekten.
Angaben zu folgenden Positionen vor: • Erkundigen Sie sich nach den jeweiligen
nationalen Standards für Bewerbungen
Angaben zur Person in der Reihenfolge: (z. B.: Porträtfoto üblich oder nicht?).
Name und Vorname, Adresse, Telefon, Fax,
E-Mail, Staatsangehörigkeit, Geburtsdatum
32
033-039 WDR_Geschichte_08.qxd 13.05.2006 15:48 Uhr Seite 33
Am 18. Dezember 1902 beschloss der Deut- einheitlichung der deutschen Rechtschrei-
sche Bundesrat, »die Bundesregierungen zu bung war gelungen, ihre Vereinfachung und
ersuchen, die einheitliche Rechtschreibung Systematisierung stand allerdings noch aus
nach Maßgabe der beiliegenden ›Regeln für und führte in den folgenden Jahrzehnten
die deutsche Rechtschreibung nebst Wörterver- immer wieder zu einer Vielzahl von Reform-
zeichnis‹ in den Schulunterricht und den amt- vorschlägen.
lichen Gebrauch einzuführen«. Das Regelwerk,
auf das der Deutsche Bundesrat Bezug nahm,
war in der sog. II. Orthographischen Konfe- Die Anfänge
renz (Berlin, 1901) erarbeitet worden. Die Geschichte der deutschen Rechtschreibung
beginnt dort, wo gelehrte Mönche versuchten,
Konrad Duden schrieb in der 1902 erschie- lateinische Texte der Bibel ins Deutsche zu
nenen 7. Auflage seines ›Orthographischen übersetzen. Ihnen standen für die Überset-
Wörterbuchs der deutschen Sprache‹: zungsarbeit nur die Buchstaben des lateinischen
Alphabets zur Verfügung. Die Zahl der von
»Dieser endlich errungene Erfolg der lange dort übernommenen Schriftzeichen war kleiner
Jahre hindurch sich hinziehenden Verhand- als die Zahl der mit Schriftzeichen zu markie-
lungen von Regierung zu Regierung und der renden Laute des Deutschen. Die Mönche
mehrfach wiederholten Beratungen in größeren sahen sich daher gezwungen, beispielsweise
und kleineren Konferenzen erscheint so be- für die Bezeichnung der Vokallänge im Deut-
deutsam und erfreulich, daß daneben die der schen entsprechende Kennzeichnungen zu
jetzt allgemein gültigen Rechtschreibung in der erfinden.
Tat noch anhaftenden Mängel nicht so schwer
ins Gewicht fallen. Wer das vorliegende Er- Die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen
gebnis der gemeinsamen Arbeit von Regierun- Lettern durch Johannes Gutenberg und seine
gen und Fachmännern mit Billigkeit beurteilen Herstellung der 42-zeiligen Bibel (1452–55)
will, der muß sich vergegenwärtigen, welche hatten eine nachhaltige Vermehrung gedruckter
Aufgabe zu lösen war. Das zunächst und vor Texte zur Folge. Die beweglichen Lettern
allen Dingen zu erstrebende Ziel war die Ein- bereiteten die Neuzeit vor. Da aber die Texte
heit der Rechtschreibung. Dieses Ziel konnte von Ort zu Ort unterschiedlich geschrieben
man bei besonnenem Vorgehen zu erreichen wurden, erscholl seit Beginn des 16. Jahrhun-
hoffen. Hätte man damit eine gründliche derts der Ruf nach Vereinheitlichung der
Reform der Rechtschreibung verbinden wollen, Orthographie. Handel und Gewerbe, die sich
so hätte man alsbald den Boden unter den schnell ausbreiteten, brauchten Verträge, auf
Füßen verloren und wäre einem in der Luft die Verlass war; Könige, Fürsten und Herzöge
schwebenden Trugbilde nachgejagt.« wollten, dass ihre Erlasse überall im deutschen
Sprachraum verstanden wurden. Auch die
Die erreichte Einheitlichkeit der Rechtschrei- riesige Zahl der Reformationsdrucke Luthers
bung im gesamten deutschen Sprachraum und seiner Nachfolger verlangte eine Verein-
bedeutete für Konrad Duden zwar einen er- heitlichung der Schrift. Insbesondere die
heblichen Fortschritt, zugleich aber betonte Grammatiker Hieronymus Freyer mit seiner
er auch, »daß nach der Meinung derer, die ›Anweisung zur Teutschen Orthographie‹ (1722),
am Zustandekommen der neuen, einheitlichen Johann Christoph Gottsched mit der ›Grund-
Rechtschreibung mitgearbeitet haben, jetzt legung einer deutschen Sprachkunst‹ (1748, 1762)
keineswegs für alle Zeiten ein Stillstand ein- und Johann Christoph Adelungs ›Vollständige
treten soll. Nur ein Zwischenziel ist erreicht Anweisung zur Deutschen Orthographie‹ (1788)
… Es fehlt auch nicht an Wegweisern, die waren wegweisend für die weitere Entwick-
auf ein ferneres Ziel hindeuten … .« Die Ver- lung. Gottsched wie Adelung fußten auf
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dem obersächsischen Deutsch – dem »Luther- Denn die Not war groß, vor allem in den
deutsch« aus der Meißner Gegend –, von dem Schulen. Nahezu jede Druckerei und jeder
Gottsched sagte, »daß das mittelländische, Verlag verwendeten ihre eigene Rechtschrei-
oder obersächsische Deutsch, die beste hoch- bung in den Schulbüchern; wechselte ein
deutsche Mundart sey.« Vater den Wohnort, so sahen sich die Kinder
häufig mit den größten Schwierigkeiten beim
Die Grammatiker stellten vor allem phoneti- Schreiben konfrontiert. Einzelne Städte und
sche und inhaltliche Überlegungen an: Homo- Länder schufen eigene Lösungen, so Hannover
nyme Wörter (Lärche – Lerche, Weise – Waise) 1854, Leipzig 1857, Stuttgart 1861 und
sollten in der Schrift auseinandergehalten Berlin 1871.
werden, die Umlautschreibung des a sollte
inhaltliche Verwandtschaften zum Wortstamm Nach Beendigung des Deutsch-Französischen
verdeutlichen: älter (elter), fällen (vellen). Krieges unternahm der preußische Minister
Ansonsten – nämlich bei etymologischen Ver- Falk den Versuch, eine Vereinheitlichung der
dunklungen – blieb man beim e: edel (zu Adel), deutschen Orthographie zu erreichen. Mit
Eltern (zu alt), fertig (zu fahren) und behende Zustimmung der im deutschen Bundesrat ver-
(zu Hand). Seit Gottsched ist zudem die Groß- tretenen Regierungen beauftragte er von Rau-
schreibung der Substantive Norm. mer mit der Ausarbeitung einer Vorlage für
eine orthographische Konferenz. Den Teil-
Im 19. Jahrhundert fügte Jacob Grimm Schrei- nehmern an dieser ersten Orthographischen
bungen hinzu, die dem historischen Prinzip, Konferenz, die 1876 in Berlin stattfand, lagen
also der Etymologie, verpflichtet waren. Grimm zwei Schriften von Raumers vor, zum einen
forderte die unbedingte Anerkennung histori- ›Regeln und Wörterverzeichnis für die deutsche
scher Lautgesetze und somit die Abschaffung Orthographie‹, zum andern eine Erläuterung
des Dehnungs-h, wo es sprachgeschichtlich des Regelvorschlags. Im Verlauf der Konferenz
nicht zu begründen war: so sollten Mohn [mhd. wurde mit knapper Mehrheit ein Antrag an-
mâhen] und Gemahl [mhd. gemahel] neben genommen, der im Bereich der Bezeichnung
Lon [mhd. lôn] stehen. Er wetterte: »Wenn der Länge von Vokalen einen weitergehenden
man nahm, lahm, zahm schreibt, warum nicht Eingriff in den damaligen Schreibgebrauch
auch kahm? oder umgekehrt: wir schreiben vorsah (Abschaffung der Dehnungszeichen).
grün und schön, warum nicht auch kün?« Auch
die radikale Kleinschreibung der Substantive Eine einheitliche Regelung wurde jedoch zu
stand auf seinem Programm. diesem Zeitpunkt noch nicht erreicht; an ihre
Stelle traten die sogenannten Schulorthogra-
Nachfolger wie Wilhelm Wackernagel ver- phien, u. a. die ›Preußische Schulorthographie‹,
langten das im 16./17. Jahrhundert für stimm- die im Jahre 1880 erschien. Der Bearbeiter
loses s entwickelte ß an jenen Stellen, wo dem dieser Schulorthographie, Wilhelm Wilmanns,
Laut ein germanisches t entspricht: Waßer veranlasste Duden, noch im selben Jahr das
[nddt. water], Schweiß [mnddt. swét]. ›Vollständige Orthographische Wörterbuch der
deutschen Sprache‹ herauszugeben. Duden ver-
Vehemente Kritiker forderten hingegen bis stand sich als Ausleger der Schulorthographie.
zum Ende des 19. Jahrhunderts eine laut- Das Wörterverzeichnis der Schulorthographie
gerechte Schreibung unter Missachtung aller umfasste nur etwa 3000 Wörter. In Dudens
historischen Gesetze und Regeln. Ihnen Wörterbuch hingegen waren etwa 30 000 Wör-
schwebte als Idealfall vor, dass einem jeden ter nach den ›Amtlichen Regeln für die deutsche
Laut nur ein Buchstabe entspreche, also Rechtschreibung …‹ aufgelistet. Dies bedeutete
eine 1 : 1-Relation von Phonem (Laut) und eine große Erleichterung, weil den Benutzern
Graphem (Buchstabe). Eine vermittelnde die Anwendung der Regeln auf Wörter, die
Position nahm hierzu Rudolf von Raumer nicht in der Schulorthographie enthalten waren,
ein, der den Vorschlag machte, lautgetreue fortan erspart blieb. Amtlichen Charakter und
und historisch begründete Schreibweisen zu damit Verbindlichkeit hatte Dudens Wörter-
vereinigen. buch jedoch nicht.
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Ein entschiedener Gegner der »neuen« preußi- lichen Grundlagen unserer Rechtschreibung‹ (1902)
schen Schulorthographie war Otto von Bis- eine Vereinfachung bei der Groß- und Klein-
marck, der bei gesteigerter Ordnungsstrafe schreibung der Substantive; 1908 folgte ihm
den Mitgliedern seiner Verwaltung verbot, Konrad Duden, indem er die Tilgung der
die neue Rechtschreibung anzuwenden. Die Dehnungszeichen vorschlug, also Zal, Mel,
Schweiz legte 1892 Dudens Wörterbuch als Bole, Al und Bot, weiterhin vereinheitlichte
Norm für die Schreibung in den deutschspra- Schreibungen von Fremdwörtern wie Scharitee,
chigen Kantonen fest. Die deutschen Länder Schossee, Büro, Frisör, Kor, Krist und Kronik
Baden, Mecklenburg, Sachsen und Württem- verlangte und, wahrhaft radikal, die Beseitigung
berg schlossen sich ihrerseits dem bayrisch- der großen Anfangsbuchstaben (Majuskeln)
preußischen Vorbild an. postulierte, die er »für Lehrer und Schüler« ein
wahres Kreuz nannte.
Die II. Orthographische Konferenz in 1912 publizierte der Breslauer Lehrer O. Kosog
Berlin 1901 eine Streitschrift ›Unsere Rechtschreibung und
Die II. Orthographische Konferenz in Berlin die Notwendigkeit ihrer Gründlichen Reform‹, in
sollte ein Meilenstein auf dem Wege zu einer der er ein von J. Lammertz verfasstes Diktat
Vereinheitlichung der deutschen Rechtschrei- ›Aus dem Testamente einer Mutter‹ wiedergab,
bung werden. Doch – wie so häufig in der das die Schwierigkeiten, Zweifelsfälle und
deutschen Geschichte – wurden die nach nur Absurditäten der Groß- und Kleinschreibung
zwei Tagen am 14. September 1901 beschlos- nach der geltenden Regelung zeigte. Ein Bei-
senen ›Regeln für die deutsche Rechtschreibung spielsatz: Befolgt das Vorstehende, so braucht euch
nebst Wörterverzeichnis‹ diesem Anspruch nicht nicht angst zu sein, ohne Angst könnt ihr dann zu
gerecht: Eine »Kleine Lösung« war das Ergeb- guter Letzt auf das beste standhalten, auf das Beste
nis. Allen grundsätzlichen Fragen – Klein- hoffen und dem Schicksal Trotz bieten. Kosog
schreibung der Substantive, lautgetreue Schrei- merkte an, »der einzige Oberlehrer endlich, der
bung, Fremdwortschreibung, Worttrennung sich der Prüfung unterzog, lieferte eine Arbeit
usw. – wich man aus; stattdessen einigte man mit 18 Fehlern.«
sich lediglich darauf, in allen deutschen Wörtern
das th durch t (thun – tun, Thor – Tor) zu erset-
zen. Weiterhin wurde festgelegt, das c in geläu- Die Gegenwart
figen Fremdwörtern entsprechend der jeweiligen Die ›Amtlichen Regeln für die deutsche Recht-
Aussprache als k oder z (Akkusativ, Porzellan) schreibung nebst Wörterverzeichnis‹ wurden bis
zu schreiben; in Wörtern mit »undeutlicher in die 40er Jahre immer wieder neu aufgelegt.
Lautbezeichnung« sollte jedoch das c beibehal- Parallel dazu erschienen weitere Auflagen
ten werden: Café, Chef, Chocolade, Coiffeur usw. der seit 1915 nach Konrad Duden benannten
und auf seinem orthographischen Wörterbuch
Die Annahme der Konferenzergebnisse von von 1880 fußenden Rechtschreibung. Als
1901 durch Österreich und die Schweiz bedeu- Folge der deutschen Teilung gab es bis 1990
tete, dass erstmals eine einheitliche Regelung je eine Duden-Redaktion in Leipzig und in
der Schreibnorm im deutschen Sprachraum Mannheim.
erreicht worden war.
Der Arbeitskreis für Sprachpflege veröffent-
lichte im Jahre 1954 die ›Stuttgarter Empfeh-
Die Jahre nach 1901 lungen‹, ein radikales Programm für eine
Da 1901 nur ein »Zwischenziel« (Konrad Reform der deutschen Rechtschreibung. Im
Duden) erreicht worden war, gab es in der Vorgriff auf diese Reform erschien damals im
Folgezeit eine Vielzahl von Reformvorschlägen Bertelsmann-Verlag ein Rechtschreibwörter-
und Reformprogrammen. Den Anfang machte buch, das der Sprachwissenschaftler Lutz
Oskar Brenner, Vertreter Bayerns auf der Mackensen in Kooperation mit der Gesell-
II. Orthographischen Konferenz. Er forderte schaft für deutsche Sprache erarbeitet hatte.
in seiner Schrift ›Die lautlichen und geschicht- Mit diesem Buch stand dem Duden-Verlag
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demzufolge in Zweifelsfällen die jeweils neues- Parallel dazu entwickelte der Rat für deutsche
te Ausgabe des Duden-Wörterbuches maßge- Rechtschreibung auf der Basis des Regelwerks
bend sein sollte – die Entscheidung über 2004 Vorschläge in den noch »strittigen
Fragen der deutschen Orthographie wurde Teilbereichen«
von einem Privatverlag in die Regelungskom-
petenz der staatlichen Entscheidungsträger 1. Getrennt- und Zusammenschreibung
zurückgeholt. 2. Zeichensetzung
3. Worttrennung am Zeilenende
Doch die Diskussion um Pro und Contra
der Reform wurde immer wieder aufs Neue sowie in der Groß- und Kleinschreibung.
entfacht – ungeachtet der im Zweijahres-
rhythmus abgegebenen Berichte der Kommis- Vorrangiges Ziel der Neuregelung war es,
sion und der in ihnen enthaltenen Vorschläge. Bedeutungsaspekten ein stärkeres Gewicht
zu verleihen und damit dem Schreibgebrauch
stärker Rechnung zu tragen als das primär
Der Rat für deutsche Rechtschreibung auf formale Kriterien ausgerichtete Regelwerk
So entschloss sich die Ständige Konferenz der 2004. Dies hat im Bereich der Getrennt- und
Kultusminister in Abstimmung mit den staat- Zusammenschreibung zu mehr Zusammen-
lichen Stellen in Österreich und der Schweiz, schreibungen geführt (z.B. obligatorische
einen auf 37 – inzwischen 39 – Mitglieder ver- Zusammenschreibung bei »idiomatisierter
größerten »Rat für deutsche Rechtschreibung« Bedeutung« in Zusammensetzungen aus
anstelle der zwölfköpfigen Kommission einzu- Adjektiv und Verb, wie bei schwerfallen), bei
setzen. Dieser nahm im Dezember 2004 unter der Groß- und Kleinschreibung zu leicht ver-
dem Vorsitz des ehemaligen bayerischen Kultus- mehrter Großschreibung bei übertragener
ministers Hans Zehetmair seine Arbeit auf. Bedeutung (Schwarzes Brett neben schwarzes
Ziel war es, möglichst alle relevanten gesell- Brett). In der Zeichensetzung sollen wieder
schaftlichen Gruppen, darunter Schriftsteller, mehr Kommata verpflichtend sein, um Sätze
Wissenschaftler, Verlage, Journalisten und und damit Inhaltseinheiten besser zu gliedern.
Lehrer, an den Entscheidungsprozessen zu
beteiligen. Das vom Rat neu erarbeitete Regelwerk wurde
im März 2006 den politischen Entscheidungs-
Am 3. Juni 2005 bestätigte die Kultusminister- trägern in Deutschland übergeben: Es wurde
konferenz das Reformwerk von 1996 in der am 2.3. von der Kultusministerkonferenz ge-
Fassung von 2004 und setzte drei »unstrittige billigt, am 30.3. von den Ministerpräsidenten
Teilbereiche« zum 1.8.2005 alleinverbindlich der Länder. Auch Österreich und die Schweiz
in Kraft: haben signalisiert, dass sie sich der Neuregelung
anschließen und sie am 1.8.2006 in Kraft set-
1. Laut-Buchstaben-Zuordnungen einschließ- zen wollen. In Deutschland soll eine einjährige
lich der Fremdwortschreibung (Stängel, dass, Übergangszeit gelten, bevor die Neuregelung
Schifffahrt, Fotografie u. a.) zum 1.8.2007 notenrelevant werden soll.
2. Schreibung mit Bindestrich (8-seitig, der
40-Jährige u. a.) Langfristig ist es die Aufgabe des Rats für
3. Groß- und Kleinschreibung (auf dem Tro- deutsche Rechtschreibung, die Schreibentwick-
ckenen sitzen, in Bezug auf, Rad fahren, im lung zu beobachten und im Turnus von 5 Jah-
Großen und Ganzen u. a.) ren den Kultusministern Bericht über geplante
Änderungen zu erstatten. Er ist damit verant-
Verstöße gegen die Regeln in diesen Bereichen wortlich für die Erarbeitung und wissenschaft-
wurden ab dem 1.8.2005 in den meisten deut- liche Begründung von Vorschlägen zur An-
schen Bundesländern in der Schule als Fehler passung des Regelwerks an den allgemeinen
gewertet. In den übrigen »strittigen Bereichen« Wandel der Sprache. Der »Rat« ist ferner die
sollten daneben bis auf Weiteres auch die alten maßgebliche Instanz für die Klärung von
Schreibweisen toleriert werden. Zweifelsfällen der deutschen Rechtschreibung.
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Entwicklung unserer Rechtschreibung. Theoretische Probleme der deutschen
Leipzig/Wien 1908. Orthographie. Berlin 1980 (= Reihe Sprache
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Instituts. Hrsg. von Horst Klien. 13. Wiesbadener Empfehlungen: Empfehlungen
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und Neuerläuterte Deutsche Sprachkunst/ Nach orthographie. In: Glinz, Hans / Schaeder,
den Mustern der besten Schriftsteller des vorigen Burkhard / Zabel, Hermann (Hrsg.):
und itzigen Jahrhunderts abgefasset, und bey Sprache – Schrift – Rechtschreibung.
dieser fünften Auflage merklich verbessert. Studien zu einer Reform der deutschen
Leipzig 1762 (= Documenta Linguistica Orthographie. Düsseldorf 1987, S. 101–128.
Reihe V. Hildesheim/New York. 1. Auflage
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Band I,
2. Ausgabe. Göttingen 1822 (1. Ausgabe
1819).
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Deutsche Rechtschreibung
AMTLICHE REGELUNG
A Laut-Buchstaben-Zuordnungen 42
B Getrennt- und Zusammenschreibung 53
C Schreibung mit Bindestrich 59
D Groß- und Kleinschreibung 63
E Zeichensetzung 74
F Worttrennung am Zeilenende 92
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§ Amtliche Regelung
(1) Die Schreibung des Deutschen beruht auf (3.1) Fremdwörter unterliegen oft fremd-
einer Buchstabenschrift. Jeder Buchstabe exis- sprachigen Schreibgewohnheiten (zum
tiert als Kleinbuchstabe und als Großbuchstabe Beispiel Chaiselongue, Sympathie, Lady).
(Ausnahme ß): Ihre Schreibung kann jedoch – und Ähnliches
gilt für die Aussprache – je nach Häufigkeit
abcdefghijklmnopqrstuvwxyz und Art der Verwendung integriert, das heißt
äöü ß dem Deutschen angeglichen werden (zum
ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTU Beispiel Scharnier aus französisch charnière,
VWXYZ ÄÖÜ Streik aus englisch strike). Manche Fremd-
wörter werden sowohl in einer integrierten
Die Umlautbuchstaben ä, ö, ü werden im als auch in einer fremdsprachigen Schreibung
Folgenden mit den Buchstaben a, o, u zusam- verwendet (zum Beispiel Fotograf/Photograph).
men eingeordnet; ß nach ss. Zum Ersatz von Nicht integriert sind üblicherweise
ß durch ss oder SS siehe § 25 E2 und E3. a) zitierte fremdsprachige Wörter und
In Fremdwörtern und fremdsprachigen Wortgruppen (zum Beispiel: Die Engländer
Eigennamen kommen außerdem Buchstaben nennen dies „one way mind“);
mit zusätzlichen Zeichen sowie Ligaturen vor b) Wörter in international gebräuchlicher oder
(zum Beispiel ç, é, â, œ). festgelegter – vor allem fachsprachlicher –
Schreibung (zum Beispiel City; medizinisch
(2) Für die Schreibung des Deutschen gilt: Phlegmone).
Für die nicht oder nur teilweise integrierten
(2.1) Buchstaben und Sprachlaute sind ein- Fremdwörter lassen sich wegen der Vielgestal-
ander zugeordnet. Die folgende Darstellung tigkeit fremdsprachiger Schreibgewohnheiten
bezieht sich auf die Standardaussprache, die keine handhabbaren Regeln aufstellen. In
allerdings regionale Varianten aufweist. Zweifelsfällen siehe das Wörterverzeichnis.
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Laut-Buchstaben-Zuordnungen §
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§ Amtliche Regelung
§5
Dies betrifft In vier Fallgruppen verdoppelt man den
(1) eine Reihe einsilbiger Wörter (besonders Buchstaben für den einzelnen Konsonanten,
aus dem Englischen), zum Beispiel: obwohl der vorausgehende kurze Vokal nicht
Bus, Chip, fit, Gag, Grog, Jet, Job, Kap, Klub, betont ist.
Mob, Pop, Slip, top, Twen
(2) die fremdsprachigen Suffixe -ik und -it, (2) die Suffixe -in und -nis sowie die Wort-
die mit kurzem, aber auch mit langem Vokal ausgänge -as, -is, -os und -us, wenn in erweiter-
gesprochen werden können, zum Beispiel: ten Formen dem Konsonanten ein Vokal folgt,
Kritik, Politik; Kredit, Profit zum Beispiel:
44
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Laut-Buchstaben-Zuordnungen §
§8
1.3 Besondere Kennzeichnung der Wenn einem betonten langen Vokal
langen Vokale einer der Konsonanten [l], [m], [n] oder [r]
folgt, so wird in vielen, jedoch nicht in der
Folgt im Wortstamm auf einen betonten Vokal Mehrzahl der Wörter nach dem Buchstaben
kein Konsonant, ist er lang. Die regelmäßige für den Vokal ein h eingefügt.
Kennzeichnung mit h hat auch die Aufgabe die
Silbenfuge zu markieren, zum Beispiel Kü|he;
vgl. § 6. Folgt nur ein Konsonant, so kann der Dies betrifft
Vokal kurz oder lang sein. Die Länge wird (1) Wörter, in denen auf [l], [m], [n] oder [r]
jedoch nur bei einheimischen Wörtern mit [iÜ] kein weiterer Konsonant folgt, zum Beispiel:
regelmäßig durch ie bezeichnet; vgl. § 1.
Ansonsten erfolgt die Kennzeichnung nur aus- ah: Dahlie, lahm, ahnen, Bahre
nahmsweise: eh: Befehl, benehmen, ablehnen, begehren
a) in manchen Wörtern vor l, m, n, r mit h; oh: hohl, Sohn, bohren
vgl. § 8; uh: Pfuhl, Ruhm, Huhn, Uhr
b) mit Doppelvokal aa, ee, oo; vgl. § 9; äh: ähneln, Ähre
c) mit ih, ieh; vgl. § 12. öh: Höhle, stöhnen, Möhre
üh: fühlen, Bühne, führen
Zum ß (statt s) nach langem Vokal und
Diphthong siehe § 25. Zu ih siehe § 12(1).
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§ Amtliche Regelung
aber er war, lehren aber leeren, mehr aber E2: Bei Umlaut schreibt man nur ä bzw. ö,
Meer, Mohr aber Moor, Uhr aber Ur, zum Beispiel:
währen aber sie wären Härchen – aber Haar; Pärchen – aber Paar;
Säle – aber Saal; Bötchen – aber Boot
E2 zu § 6 bis 8: Das h bleibt auch bei
Flexion, Stammveränderung und in § 10
Ableitungen erhalten, zum Beispiel: Wenige einheimische Wörter
befehlen – befiehl – er befahl – befohlen, und eingebürgerte Entlehnungen mit dem
drehen – gedreht – Draht, empfehlen – langen Vokal [iÜ] schreibt man ausnahms-
empfiehl – er empfahl – empfohlen, gedeihen – weise mit i.
es gedieh – gediehen, fliehen – er floh – geflohen,
leihen – er lieh – geliehen, mähen – Mahd,
nähen – Naht, nehmen – er nahm, sehen – Dies betrifft Wörter wie:
er sieht – er sah – gesehen, stehlen – er stiehlt – dir, mir, wir; gib, du gibst, er gibt (aber ergiebig);
er stahl – gestohlen, verzeihen – er verzieh – Bibel, Biber, Brise, Fibel, Igel, Liter, Nische,
verziehen, weihen – geweiht – Weihnachten Primel, Tiger, Wisent
Ausnahmen, zum Beispiel: Blüte, Blume
(trotz blühen), Glut (trotz glühen), Nadel E: Zu unterscheiden sind gleich lautende,
(trotz nähen) aber unterschiedlich geschriebene Wörter
wie: Lid aber Lied; Mine aber Miene;
E3: In Fremdwörtern steht bis auf wenige Stil aber Stiel; wider aber wieder
Ausnahmen wie Allah, Schah kein h.
§ 11
§9 Für langes [iÜ] schreibt man ie in den
Die Länge von [aÜ], [eÜ] und [oÜ] kenn- fremdsprachigen Suffixen und Wortausgängen
zeichnet man in einer kleinen Gruppe von -ie, -ier und -ieren.
Wörtern durch die Verdopplung aa, ee bzw. oo.
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Laut-Buchstaben-Zuordnungen §
1.4 Umlautschreibung bei [E] Dies betrifft flektierte und abgeleitete Wörter
wie:
§ 13 Häuser (wegen Haus), er läuft (wegen laufen),
Für kurzes [E] schreibt man ä statt e, Mäuse, Mäuschen (wegen Maus); Gebäude
wenn es eine Grundform mit a gibt. (wegen Bau), Geräusch (wegen rauschen),
sich schnäuzen (wegen Schnauze), verbläuen
(wegen blau)
Dies betrifft flektierte und abgeleitete Wörter
wie:
§ 17
Bänder, Bändel (wegen Band); Hälse (wegen In wenigen Wörtern schreibt man
Hals); Kälte, kälter (wegen kalt); überschwäng- ausnahmsweise äu.
lich (wegen Überschwang)
§ 14
In wenigen Wörtern schreibt man Das betrifft Wörter wie:
ausnahmsweise ä. Hai, Kaiser, Mai
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§ Amtliche Regelung
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Laut-Buchstaben-Zuordnungen §
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§ Amtliche Regelung
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Laut-Buchstaben-Zuordnungen §
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§ Amtliche Regelung
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§ Amtliche Regelung
schwimmen (sie schwimmt Delfin), marathon- E1: Zur Unterscheidung von Verbpartikel
laufen / Marathon laufen (sie läuft Marathon). und selbständigem Adverb: Bei Zusammen-
Zu Fällen wie Acht geben /achtgeben setzungen liegt der Hauptakzent normaler-
vgl. § 34 E6. weise auf der Verbpartikel (vgl. wiedersehen,
zusammensitzen), während bei Wortgruppen
(2) Zusammensetzungen aus Adjektiv + Verb, das selbständige Adverb auch unbetont sein
zum Beispiel: kann (vgl. wieder sehen, zusammen sitzen).
frohlocken (frohlockt, zu frohlocken), langweilen, Wenn das Betonungskriterium nicht zu
liebäugeln, vollbringen, vollenden, weissagen einem eindeutigen Ergebnis führt, hilft in
manchen Fällen eine der folgenden Proben
(3) Zusammensetzungen aus Präposition + weiter:
Verb oder Adverb + Verb mit Betonung auf
dem zweiten Bestandteil, zum Beispiel: (1) Das Adverb kann im Aussagesatz vor
durchbrechen (er durchbricht die Regel, zu durch- dem finiten Verb an erster Stelle stehen, die
brechen), hintergehen, übersetzen (sie übersetzt Verbpartikel hingegen nicht, vgl.: Dabei
das Buch), umfahren, unterstellen, widersprechen, wollte sie nicht immer sitzen, sondern auch ab
wiederholen und zu mal stehen (Adverb dabei), aber Da-
beisitzen wollte sie nicht immer (Verbpartikel
§ 34 dabei-).
Partikeln, Adjektive, Substantive oder
Verben können als Verbzusatz mit Verben (2) Zwischen Adverb und Infinitiv können
trennbare Zusammensetzungen bilden. Man ein oder mehrere Satzglieder eingeschoben
schreibt sie nur in den Infinitiven, den Parti- werden, zwischen Verbpartikel und verbalem
zipien sowie im Nebensatz bei Endstellung Bestandteil hingegen nicht, vgl.: Sie wollte
des Verbs zusammen. dabei nicht immer sitzen, sondern auch ab und
zu mal stehen (Adverb dabei), aber Sie wollte
nicht immer dabeisitzen (Verbpartikel dabei-).
Dies betrifft
(1) Zusammensetzungen mit einer Verbpartikel E2: Eine Reihe von Pronominaladverbien
als erstem Bestandteil. mit dem Bestandteil dar- wirft besonders
Verbpartikeln sind Bestandteile, die bei der Verwendung als Verbpartikel das
a ab, zum Beispiel: darin sitzen – drinsitzen,
(1.1) formgleich mit Präpositionen sind, ähnlich dran- (dranbleiben), drauf- (drauf-
zum Beispiel: hauen), drauflos- (drauflosreden).
ab-, an-, auf-, aus-, bei-, durch-, ein- (zur Prä-
position in-), entgegen-, entlang-, gegen-, gegen- E3: Unter Kontrastakzent kann die Verbpar-
über-, hinter-, in-, mit-, nach-, über-, um-, tikel an die erste Stelle im Satz treten und
unter-, vor-, wider-, zu-, zuwider-, zwischen- wird dann vom Verb getrennt geschrieben,
zum Beispiel:
(1.2) formgleich mit Adverbien, insbesondere Beisammen bleiben wir immer. Heraus kam
Adverbien der Richtung, des Ortes, der Zeit leider nichts. Hintan stellte er seine eigenen
sowie mit Pronominaladverbien sind, Bedürfnisse.
zum Beispiel:
abwärts-, auseinander-, beisammen-, davon-, (1.3) die Merkmale von frei vorkommenden
davor-, dazu-, dazwischen-, empor-, fort-, her-, Wörtern verloren haben, zum Beispiel:
heraus-, herbei-, herein-, hin-, hinaus-, hin- abhanden-, anheim-, bevor-, dar-, einher-,
durch-, hinein-, hintenüber-, hinterher-, hinüber-, entzwei-, fürlieb-, hintan-, inne-, überein-,
nebenher-, nieder-, rückwärts-, umher-, voran-, überhand-, umhin-, vorlieb-, zurecht-
voraus-, vorbei-, vorher-, vorweg-, weg-, weiter-,
wieder-, zurück-, zusammen-, zuvor-
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E4: Dazu gehören auch die folgenden ersten (3) Zusammensetzungen mit einem substanti-
Bestandteile, die in der Verwendung beim vischen ersten Bestandteil. Dabei handelt es
Verb nicht mehr einer bestimmten Wortart- sich um folgende Fälle, bei denen die ersten
kategorie zugeordnet werden können: Bestandteile die Eigenschaften selbständiger
fehl-, feil-, heim-, irre-, kund-, preis-, wahr-, Substantive weitgehend verloren haben:
weis-, wett- eislaufen, kopfstehen, leidtun, nottun, standhalten,
stattfinden, stattgeben, statthaben, teilhaben, teil-
Zu Fällen wie infrage stellen – in Frage stellen nehmen, wundernehmen
vgl. § 39 E3 (1)
E6: In den nachstehenden Fällen ist bei den
(2) Zusammensetzungen mit einem adjektivi- nicht näher bestimmten oder ergänzten
schen ersten Bestandteil. Dabei sind folgende Formen sowohl Zusammen- als auch Ge-
Fälle zu unterscheiden: trenntschreibung möglich, da ihnen eine
Zusammensetzung oder eine Wortgruppe
(2.1) Es kann zusammen- wie auch getrennt zugrunde liegen kann:
geschrieben werden, wenn ein einfaches Adjek- achtgeben /Acht geben (aber nur: sehr acht-
tiv eine Eigenschaft als Resultat des Verbalvor- geben, allergrößte Acht geben), achthaben / Acht
gangs bezeichnet (sog. resultative Prädikative), haben, haltmachen /Halt machen, maßhalten /
zum Beispiel: Maß halten
blank putzen / blankputzen, glatt hobeln /glatt-
hobeln, klein schneiden /kleinschneiden; kalt Zu Fällen wie staubsaugen / Staub saugen
stellen /kaltstellen, kaputt machen /kaputtmachen, vgl. § 33 E.
leer essen /leeressen
(4) Verbindungen mit einem verbalen ersten
(2.2) Es wird zusammengeschrieben, wenn der Bestandteil.
adjektivische Bestandteil zusammen mit dem Verbindungen aus zwei Verben werden
verbalen Bestandteil eine neue, idiomatisierte getrennt geschrieben, zum Beispiel:
Gesamtbedeutung bildet, die nicht auf der laufen lernen, arbeiten kommen, baden gehen,
Basis der Bedeutungen der einzelnen Teile be- lesen üben
stimmt werden kann, zum Beispiel:
krankschreiben, freisprechen, (sich) kranklachen; E7: Bei Verbindungen mit bleiben und lassen
festnageln (= festlegen), heimlichtun (= geheim- als zweitem Bestandteil ist bei übertragener
nisvoll tun), kaltstellen (= [politisch] ausschalten), Bedeutung auch Zusammenschreibung
kürzertreten (= sich einschränken), richtigstellen möglich. Dasselbe gilt für kennen lernen:
(= berichtigen), schwerfallen (= Mühe verursa- sitzen bleiben /sitzenbleiben (= nicht versetzt
chen), heiligsprechen werden), stehen lassen / stehenlassen (= nicht
länger beachten, sich abwenden), liegen
E5: Lässt sich in einzelnen Fällen keine klare bleiben / liegenbleiben (= unerledigt bleiben);
Entscheidung darüber treffen, ob eine idio- kennen lernen / kennenlernen (= Erfahrung
matisierte Gesamtbedeutung vorliegt, so mit etw. oder jmdn. haben).
bleibt es dem Schreibenden überlassen, ge-
trennt oder zusammenzuschreiben. § 35
Verbindungen mit sein werden
(2.3) In den anderen Fällen wird getrennt getrennt geschrieben.
geschrieben. Dazu zählen insbesondere Verbin-
dungen mit morphologisch komplexen oder
erweiterten Adjektiven, zum Beispiel: Zum Beispiel:
bewusstlos schlagen, ultramarinblau streichen, beisammen sein, fertig sein, los sein, vonnöten
ganz nahe kommen, dingfest machen, schachmatt sein, vorbei sein, vorhanden sein, vorüber sein,
setzen zufrieden sein
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§ Amtliche Regelung
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der Ehre halber (aber ehrenhalber), in fördern, treten /zu Tage fördern, treten; zuwege
keinem Fall, das erste Mal, ein einziges Mal, bringen /zu Wege bringen
in bekannter Weise, zu jeder Zeit,
irgend so ein /eine /einer (aber irgendein), (2) die Konjunktion sodass / so dass
irgend so etwas
(3) Fügungen in präpositionaler Verwen-
(2) Fälle, bei denen die Wortart, die Wort- dung, zum Beispiel:
form oder die Bedeutung der einzelnen Be- anstelle / an Stelle; aufgrund /auf Grund; auf-
standteile deutlich erkennbar ist, und zwar seiten /auf Seiten; mithilfe /mit Hilfe; vonsei-
ten /von Seiten; zugunsten / zu Gunsten; zulas-
(2.1) Fügungen in adverbialer Verwendung, ten /zu Lasten; zuungunsten / zu Ungunsten
zum Beispiel:
zu Ende [gehen, kommen], zu Fuß [gehen],
zu Hilfe [kommen], zu Lande, zu Wasser und
zu Lande, zu Schaden [kommen] C Schreibung mit Bindestrich
darüber hinaus, nach wie vor, vor allem
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§ Amtliche Regelung
Beispiele:
Dies betrifft ein 100stel-Millimeter, die 61er-Bildröhre,
(1) Zusammensetzungen mit Einzelbuchstaben, eine 25er-Gruppe, in den 80er-Jahren
zum Beispiel: (auch in den 80er Jahren)
A-Dur (ebenso Cis-Dur), b-Moll, ß-Strahlen,
i-Punkt, n-Eck, S-Kurve, s-Laut, s-förmig, E: Aber ausgeschrieben:
T-Shirt, T-Träger, x-beliebig, x-beinig, x-mal, die Zweierbeziehung, die Zehnergruppe,
y-Achse; Dativ-e, Zungenspitzen-r, Fugen-s die Achtzigerjahre (auch die achtziger Jahre)
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§ 44 § 45
Man setzt einen Bindestrich zwischen Man kann einen Bindestrich setzen
allen Bestandteilen mehrteiliger Zusammen- zur Hervorhebung einzelner Bestandteile,
setzungen, in denen eine Wortgruppe oder zur Gliederung unübersichtlicher Zusammen-
eine Zusammensetzung mit Bindestrich setzungen, zur Vermeidung von Missverständ-
auftritt, sowie in unübersichtlichen Zusam- nissen oder beim Zusammentreffen von drei
mensetzungen aus gleichrangigen, neben- gleichen Buchstaben.
geordneten Adjektiven.
Dies betrifft
Dies betrifft (1) Hervorhebung einzelner Bestandteile,
(1) mehrteilige Zusammensetzungen, in denen zum Beispiel:
eine Wortgruppe oder eine Zusammensetzung der dass-Satz, die Ich-Erzählung, das Ist-Auf-
mit Bindestrich auftritt, zum Beispiel: kommen, die Kann-Bestimmung, die Soll-Stärke;
A-Dur-Tonleiter, D-Zug-Wagen, S-Kurven- die Hoch-Zeit, das Nach-Denken, Vor-Sätze,
reich (aber kurvenreich), Vitamin-B-haltig be-greifen
(aber vitaminhaltig), K.-o.-Schlag, UV-
Strahlen-gefährdet (aber strahlengefährdet), (2) unübersichtliche Zusammensetzungen,
Dipl.-Ing.-Ök. zum Beispiel:
2-Euro-Stück, 800-Jahr-Feier, 40-Stunden- Arbeiter-Unfallversicherungsgesetz, Haushalt-
Woche, 55-Cent-Briefmarke, 8-Zylinder-Motor, Mehrzweckküchenmaschine, Lotto-Annahmestelle,
400-m-Lauf, 2-kg-Büchse, 3-Zimmer-Wohnung, Mosel-Winzergenossenschaft, Software-Angebots-
1
⁄2-kg-Packung messe, Ultraschall-Messgerät
Berg-und-Tal-Bahn, Frage-und-Antwort-
Spiel; Kopf-an-Kopf-Rennen, Mund-zu-Mund- (3) Vermeidung von Missverständnissen,
Beatmung, Wort-für-Wort-Übersetzung zum Beispiel:
Arzt-Patient-Verhältnis, Grund-Folge-Bezie- Drucker-Zeugnis und Druck-Erzeugnis,
hung, Links-rechts-Kombination, Hals-Nasen- Musiker-Leben und Musik-Erleben;
Ohren-Klinik, Ost-West-Gespräche, September- re-integrieren
Oktober-Heft (auch September/Oktober-Heft;
siehe § 106(1)) (4) Zusammentreffen von drei gleichen
Ad-hoc-Bildung, Als-ob-Philosophie, De-facto- Buchstaben in Zusammensetzungen,
Anerkennung, Do-it-yourself-Bewegung, zum Beispiel:
Erste-Hilfe-Lehrgang, Go-go-Girl, Rooming- Hawaii-Inseln, Kaffee-Ersatz, See-Elefant,
in-System; Make-up-freie Haut, Ruhe-vor- Zoo-Orchester; Bett-Tuch, Schiff-Fahrt,
dem-Sturm-artig, Fata-Morgana-ähnlich; Schrott-Transport
Trimm-dich-Pfad
Abend-Make-up, Wasch-Eau-de-Cologne E1: Aus anderen Sprachen stammende
Verbindungen aus Substantiv + Substantiv,
(2) unübersichtliche Zusammensetzungen aus die sich im Deutschen grammatisch wie
gleichrangigen, nebengeordneten Adjektiven, Zusammensetzungen verhalten, werden
zum Beispiel: zusammengeschrieben; ebenso ist die ver-
der wissenschaftlich-technische Fortschritt, deutlichende Schreibung mit Bindestrich
ein lateinisch-deutsches Wörterbuch, möglich.
deutsch-österreichische Angelegenheiten; Sexappeal (Sex-Appeal), Sciencefiction (Science-
manisch-depressives Verhalten; Fiction), Shoppingcenter (Shopping-Center),
physikalisch-chemisch-biologische Prozesse Desktoppublishing (Desktop-Publishing),
Midlifecrisis (Midlife-Crisis)
Zur Groß- und Kleinschreibung siehe
§ 55(1) und § 55(3).
Zu Verbindungen aus Adjektiv + Sub-
stantiv siehe § 37 E4.
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§ Amtliche Regelung
§ 46
Man setzt einen Bindestrich in Zusam- Beispiele:
mensetzungen, die als zweiten Bestandteil Gänseliesel, Heulsuse, Meckerfritze
einen Eigennamen enthalten oder die aus zwei
Eigennamen bestehen. § 48
Bei Ableitungen von Verbindungen
mit einem Eigennamen als zweitem
Dies betrifft Bestandteil bleibt der Bindestrich erhalten.
(1) Zusammensetzungen mit Personennamen,
zum Beispiel:
Frau Müller-Weber, Herr Schmidt-Wilpert; Beispiele:
Eva-Maria (auch Eva Maria, Evamaria), baden-württembergisch (Baden-Württemberg),
Karl-Heinz (auch Karl Heinz, Karlheinz) rheinland-pfälzisch, alt-wienerische/Alt-Wiener
die Bäcker-Anna, der Schneider-Karl; Kaffeehäuser, Spree-Athener
Blumen-Richter, Foto-Müller, Möbel-Schmidt;
Müller-Lüdenscheid, Schneider-Partenkirchen § 49
Bei Ableitungen von mehreren Eigen-
E1: Die standesamtliche Schreibung mehr- namen, von Titeln und Eigennamen oder
teiliger Personennamen kann von dieser von einem mehrteiligen Eigennamen setzt
Regelung abweichen. man einen Bindestrich.
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E: Bei Ableitungen auf -er kann man den D Groß- und Kleinschreibung
Bindestrich weglassen, zum Beispiel:
die Bad-Schandauer (Bad Schandau) / Bad
Schandauer, die Sankt-Galler / Sankt Galler, 0 Vorbemerkungen
die New-Yorker / New Yorker
(1) Die Großschreibung, das heißt die Schrei-
§ 50 bung mit einem großen Anfangsbuchstaben,
Man setzt einen Bindestrich zwischen dient dem Schreibenden dazu, den Anfang
allen Bestandteilen mehrteiliger Zusammen- bestimmter Texteinheiten sowie Wörter be-
setzungen, deren erste Bestandteile aus Eigen- stimmter Gruppen zu kennzeichnen und sie
namen bestehen. dadurch für den Lesenden hervorzuheben.
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§ Amtliche Regelung
2.4 Feste Verbindungen aus Adjektiv und Wir haben im Theater Brechts „Kaukasischen
Substantiv (§ 63 bis § 64) Kreidekreis“ gesehen. Sie lesen den „Grünen
2.5 Anredepronomen und Anreden Heinrich“.
(§ 65 bis § 66) Zur Schreibung nach Gliederungsan-
gaben oder nach Auslassungszeichen und
Zahlen siehe § 54(5) und (6). Zum Ge-
1 Kennzeichnung des Anfangs bestimmter brauch der Anführungszeichen siehe
Texteinheiten durch Großschreibung § 94(1).
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Ob sie heute kommt? Nein, morgen. Warum (6) Auslassungspunkte, Apostroph oder Zahlen
nicht? Gute Reise! zu Beginn eines Ganzsatzes gelten als Satzan-
Vorwärts! Vgl. Anlage 3, Ziffer 7. Alles war zer- fang; entsprechend bleibt die Schreibung des
stört: das Haus, der Stall, die Scheune. Die Teeküche folgenden Wortes unverändert. Dies gilt auch
kann zu folgenden Zeiten benutzt werden: morgens für Überschriften, Werktitel und dergleichen.
von 7 bis 8 Uhr, abends von 18 bis 19 Uhr. Beispiele:
… und gab keine Antwort.
Im Einzelnen ist zu beachten: ’s ist schade um sie.
(1) Wird die nach dem Doppelpunkt folgende 52 volle Wochen hat das Jahr.
Ausführung als Ganzsatz verstanden, so
schreibt man das erste Wort groß,
zum Beispiel: 2 Anwendung von Groß- oder Klein-
Beachten Sie bitte folgenden Hinweis: Alle Bänke schreibung bei bestimmten Wörtern
sind frisch gestrichen. Die Regel lautet: Würfelt und Wortgruppen
man eine Sechs, dann …
2.1 Substantive und Desubstantivierungen
(2) Das erste Wort der wörtlichen Rede
schreibt man groß, zum Beispiel: § 55
Sie fragte: „Kommt er heute?“ Er sagte: „Wir wissen Substantive schreibt man groß.
es nicht.“ Alle baten: „Bleib!“
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§ Amtliche Regelung
(2) für Substantive – auch Initialwörter Auto fahren, Rad fahren, Maschine schreiben,
(§ 102(2)) und Einzelbuchstaben, sofern sie Kegel schieben, Diät leben, Folge leisten, Hof
nicht als Kleinbuchstaben zitiert sind – als halten, Not leiden, Gefahr laufen, Modell sitzen,
Teile von Zusammensetzungen mit Binde- Radio hören, Tee trinken, Unkraut jäten,
strich, zum Beispiel: Zeitung lesen
die Natrium-Chlor-Verbindung, der 400-Meter- Ernst machen mit etwas, Wert legen auf etwas,
Lauf, zum Aus-der-Haut-Fahren (vgl. auch Angst haben, jemandem Angst (und Bange)
§ 57(2)) machen, (keine) Schuld tragen
pH-Wert-neutral, Napoleon-freundlich, (vgl. aber § 34(2.3) sowie § 56(1) und § 56 E2,
S-Kurven-reich, Formel-1-tauglich zum Beispiel:
UV-empfindlich, T-förmig (in der Form eines etwas ernst nehmen; ernst sein/werden, recht sein,
großen T), S-förmig oder s-förmig (in der Form unrecht sein; recht/Recht haben)
eines großen S bzw. eines kleinen s), x-beliebig zum ersten Mal (aber nach § 39(1): einmal,
diesmal, manchmal)
(3) für Substantive aus anderen Sprachen, eines Abends, des Nachts, letzten Endes, guten
wenn sie nicht als Zitatwörter gemeint sind. Mutes, schlechter Laune (aber nach § 56(3):
Sind sie mehrteilig, wird der erste Teil groß- abends, nachts; aber nach § 39(1): keinesfalls,
geschrieben. Beispiele: andernorts)
das Crescendo, der Drink, das Center, die Ratio;
die Conditio sine qua non, das Cordon bleu, eine E2: In festen adverbialen Fügungen, die als
Terra incognita; das Know-how, das Make-up Ganzes aus einer fremden Sprache entlehnt
Substantivische Bestandteile werden auch im worden sind, gilt Kleinschreibung,
Innern mehrteiliger Fügungen großgeschrieben, zum Beispiel:
die als Ganzes die Funktion eines Substantivs a cappella, in flagranti, à discrétion, de jure,
haben, zum Beispiel: de facto, in nuce, pro domo, ex cathedra,
die Alma Mater, die Ultima Ratio, das Desktop- coram publico
Publishing, der Soft Drink, der Sex-Appeal, das Zu Schreibungen wie A-cappella-Chor,
Corned Beef De-facto-Anerkennung siehe oben Absatz (1).
E1: Teilweise wird auch zusammengeschrie- (5) für Zahlsubstantive, zum Beispiel:
ben, siehe Getrennt- und Zusammenschrei- ein Dutzend, das Schock (= 60 Stück),
bung, § 37 E3 und E4, und Schreibung mit das Paar (aber ein paar = einige), das Hundert
Bindestrich, § 44 und § 45. (zum Beispiel: das erste Hundert Schrauben),
Beispiele: der Softdrink, der Sexappeal, das das Tausend, eine Million, eine Milliarde, eine
Cornedbeef Billion
Zu Dutzend, Hundert und Tausend
(4) für Substantive, die Bestandteile fester Ge- siehe auch § 58 E5.
füge sind und nicht mit anderen Bestandteilen
des Gefüges zusammengeschrieben werden (6) für Ausdrücke, die als Bezeichnung von
(siehe dazu auch Teil B, Getrennt- und Zu- Tageszeiten nach den Adverbien vorgestern,
sammenschreibung, § 34(3) und § 39), gestern, heute, morgen, übermorgen auftreten,
zum Beispiel: zum Beispiel:
auf Abruf, in Bälde, in /mit Bezug auf, im Grunde, Wir treffen uns heute Mittag. Die Frist läuft
auf Grund (auch aufgrund); zu Grunde gehen übermorgen Mitternacht ab. Sie rief gestern
(auch zugrunde gehen), zu Händen von (aber Abend an.
zuhanden von), in Hinsicht auf (aber infolge), Zu Verbindungen wie (am) Dienstagabend
zur Not (aber vonnöten), zur Seite, von Seiten, siehe § 37(1.1).
auf Seiten (auch aufseiten, vonseiten)
etwas außer Acht lassen, die Haare stehen
jemandem zu Berge, in Betracht kommen, zu
Hilfe kommen, in Kauf nehmen
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E1: Das gilt auch für Zusammensetzungen (6.1) vor Maßangaben (siehe auch § 37 E5),
mit diesen Wörtern, zum Beispiel: zum Beispiel:
Er ist ihm spinnefeind. ein zehntel Millimeter, ein viertel Kilogramm,
in fünf hundertstel Sekunden, nach drei viertel
E2: Groß- wie kleingeschrieben werden Stunden
können recht / Recht und unrecht / Unrecht
in Verbindung mit Verben wie behalten, E4: Hier ist auch Zusammenschreibung
bekommen, geben, haben, tun, zum Beispiel: nach § 37(E5) möglich, zum Beispiel:
Ich gebe ihm recht/Recht. Du tust ihm ein Zehntelmillimeter, ein Viertelkilogramm,
unrecht / Unrecht. in fünf Hundertstelsekunden, nach drei
Viertelstunden
(2) den ersten Bestandteil unfest zusammen-
gesetzter Verben auch in getrennter Stellung (6.2) in Uhrzeitangaben unmittelbar vor
(siehe § 34(3)), zum Beispiel: Kardinalzahlen, zum Beispiel:
Ich nehme daran teil (teilnehmen). Die Bespre- um viertel fünf, gegen drei viertel acht
chung findet am Freitag statt (stattfinden). Die
Stadt stand kopf (kopfstehen). Man konnte ihm E5: In allen übrigen Fällen schreibt man
ansehen, wie leid es ihm tat (leidtun). Es nimmt Bruchzahlen auf -tel und -stel entsprechend
mich wunder (wundernehmen). § 55 groß, zum Beispiel:
ein Drittel, das erste Fünftel, neun Zehntel des
E3: Wird ein Substantiv mit dem Infinitiv Umsatzes, um drei Viertel größer, um [ein]
nicht zusammengeschrieben, so schreibt man Viertel vor fünf
es entsprechend § 55(4) groß, zum Beispiel:
Ich nehme daran Anteil (Anteil nehmen). Du
fährst Auto, und ich fahre Rad (Auto fahren, 2.2 Substantivierungen
Rad fahren). Sie leistete der Aufforderung nicht
Folge (Folge leisten).
§ 57
Wörter anderer Wortarten schreibt
(3) Adverbien, Präpositionen, Konjunktionen man groß, wenn sie als Substantive gebraucht
auf -s und -ens, zum Beispiel: werden (= Substantivierungen).
abends, anfangs, donnerstags, schlechterdings,
morgens, hungers (hungers sterben), willens,
rechtens (rechtens sein, etwas rechtens machen); Substantivierte Wörter nehmen die Eigen-
schaften von Substantiven an (vgl. § 55).
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§ Amtliche Regelung
Man erkennt sie im Text an zumindest einem andere Gebäude war um ein Beträchtliches höher.
der folgenden Merkmale: Das ist das einzig Richtige, was du tun kannst.
a) an einem vorausgehenden Artikel Es wäre wohl das Richtige, wenn wir noch ein-
(der, die, das; ein, eine, ein), Pronomen mal darüber reden. Bitte lesen Sie das unten
(dieser, jener, welcher, mein, kein, etwas, Stehende/unten Stehendes genau durch. Wir
nichts, alle, einige …) oder unbestimmten haben das Folgende/Folgendes verabredet. Wir
Zahlwort (ein paar, genug, viel, wenig …), werden das im Folgenden noch genauer darstellen.
die sich auf das substantivierte Wort Des Näheren vermag ich mich nicht zu entsinnen.
beziehen; Sie hat mir die Sache des Näheren erläutert.
b) an einem vorangestellten adjektivischen Wir haben alles des Langen und Breiten dis-
Attribut oder einem nachgestellten Attribut, kutiert. Wir wohnen im Grünen. Beim Umwelt-
das sich auf das substantivierte Wort bezieht; schutz liegen noch viele Dinge im Argen. Wir
c) an ihrer Funktion als kasusbestimmtes sind uns im Großen und Ganzen einig. Die
Satzglied oder kasusbestimmtes Attribut. Arbeiten sind im Allgemeinen nicht schlecht gera-
ten. Das ist im Wesentlichen richtig. Im Einzel-
Siehe dazu folgende Beispiele: nen sind aber noch Verbesserungen möglich.
Das In-Kraft-Treten (a, b, c) des Gesetzes ver- Plötzlich ertönte eine Stimme aus dem Dunkeln.
zögert sich. Er übersah alles Kleingedruckte (a, c). Die Polizei tappt im Dunkeln. Die Direktorin
Das Ausschlaggebende (a, b, c) für ihre Einstel- war auf dem Laufenden.
lung war ihr sicheres Auftreten (a, b, c). Nichts Sie war unsere Jüngste. Das Beste, was dieser
Menschliches (a, c) war ihr fremd. Das Deutsche Ferienort bietet, ist die Ruhe. Es ist das Beste,
(a, c) gilt als schwere Sprache. Sie bot ihr das Du wenn du kommst. Es änderte sich nicht das Ge-
(a, c) an. Der Beschluss fiel nach langem Hin ringste. Dies geschieht zum Besten unserer Kinder.
und Her (b, c). Bananen kosten jetzt das Zwei- Er gab wieder einmal eine seiner Geschichten zum
fache (a, b, c) des früheren Preises. Lesen und Besten. Sie konnte uns vor dem Ärgsten bewahren.
Schreiben (c) sind Kulturtechniken. Sie brachte Daran haben wir nicht im Entferntesten gedacht.
eine Platte mit Gebratenem (c). Du sollst Gleiches Sie war bis ins Kleinste vorbereitet. Sie war aufs
(c) nicht mit Gleichem (c) vergelten. Man sagt, Schrecklichste /auf das Schrecklichste gefasst. Sie
Liebende (c) seien blind. hat uns aufs Herzlichste /auf das Herzlichste
begrüßt (siehe auch § 58 E1).
E1: Zahlreiche Substantivierungen sind ein Die Pest traf Hohe und Niedrige / Hoch und
fester Bestandteil des Substantivwortschat- Niedrig. Diese Musik gefällt Jungen und
zes geworden, zum Beispiel: Alten / Jung und Alt. Die Teilnehmenden disku-
das Essen, das Herzklopfen, das Leben, tierten über den Konflikt zwischen Jungen und
das Deutsche, die Grünen, die Studierenden, Alten / zwischen Jung und Alt. Das ist ein Fest
der/die Angestellte, das Durcheinander, für Junge und Alte / für Jung und Alt.
das Jenseits, das Vergissmeinnicht Sie trug das kleine Schwarze. Der Zeitungs-
bericht traf ins Schwarze. Wenn man Schwarz
Die folgende Aufgliederung der Großschrei- mit Weiß mischt, entsteht Grau. Die Ampel schal-
bung von Substantivierungen ist nach Wort- tete auf Rot. Wir liefern das Gerät in Grau oder
arten geordnet. Schwarz.
(1) Substantivierte Adjektive und adjektivisch Das Englische ist eine Weltsprache. Ihr Eng-
gebrauchte Partizipien, besonders auch in lisch hatte einen südamerikanischen Akzent. Mit
Verbindung mit Wörtern wie alles, allerlei, Englisch kommt man überall durch. In Ostafrika
etwas, genug, nichts, viel, wenig, zum Beispiel: verständigt man sich am besten auf Swahili
Wir wünschen alles Gute. Zum Aperitif gab es oder auf Englisch.
Süßes und Salziges. Geh nicht mit Unbekannten!
Das Ausschlaggebende für die Einstellung war E2: Gelegentlich ist Groß- oder Klein-
ihre Erfahrung. Er hat nichts /wenig/etwas/viel schreibung möglich, zum Beispiel:
Bedeutendes geschrieben. Das nie Erwartete trat Sie spricht Englisch (was? – die englische
ein. Sie hatte nur Angenehmes erlebt. Der Umsatz Sprache) /englisch (wie?).
war dieses Jahr um das Dreifache höher. Das
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§ Amtliche Regelung
(1) Adjektive, Partizipien und Pronomen, die Ich hörte von fern ein dumpfes Grollen. Die Pilger
sich auf ein vorhergehendes oder nachstehen- kamen von nah und fern. Die Ware wird nur
des Substantiv beziehen, zum Beispiel: gegen bar ausgeliefert. Die Mädchen hielten durch
Sie war die aufmerksamste und klügste meiner dick und dünn zusammen. Das wird sich über
Zuhörerinnen. Vor dem Haus spielten viele kurz oder lang herausstellen. Damit habe ich mich
Kinder, einige kleine im Sandkasten, die größeren von klein auf beschäftigt.
am Klettergerüst. Es waren neun Teilnehmer er- Er hat die frei erfundene Geschichte für wahr
schienen, auf den zehnten wartete man vergebens. gehalten. Man hat ihn für dumm verkauft. Sie
Alte Schuhe sind meist bequemer als neue. Dünne hat sich die Argumentation zu eigen gemacht.
Bücher lese ich in der Freizeit, dicke im Urlaub. Das werde ich dir schwarz auf weiß beweisen.
Zwei Männer betraten den Raum; der erste trug Die Stimmung war grau in grau.
einen Anzug, der zweite Jeans und Pullover.
Leih mir bitte deine Farbstifte, ich habe meine/die (3.2) aus Präposition und dekliniertem Adjek-
meinen/die meinigen vergessen. Der Verkäufer tiv ohne vorangehenden Artikel. In diesen
zeigte mir seine Auswahl an Krawatten. Die ge- Fällen ist jedoch auch die Großschreibung des
streiften und gepunkteten gefielen mir am besten. Adjektivs zulässig, zum Beispiel:
Aus der Brandruine stieg von neuem / Neuem
(2) Superlative mit „am“, nach denen mit Rauch auf. Wir konnten das Feuer nur von
„Wie?“ gefragt werden kann, zum Beispiel: weitem / Weitem betrachten. Der Fahrplan bleibt
Dieser Weg ist am steilsten. (Frage: Wie ist der bis auf weiteres / Weiteres in Kraft. Unsere Presse-
Weg?) Dieser Stift schreibt am feinsten. (Frage: sprecherin gibt Ihnen ohne weiteres / Weiteres
Wie schreibt dieser Stift?) Der ICE fährt am Auskunft. Der Termin stand seit längerem / Län-
schnellsten. gerem fest. Die Aufgabe wird binnen kurzem /
Kurzem erledigt.
E1: Superlative mit „am“ gehören zur
regulären Flexion des Adjektivs; „am“ ist E2: Substantivierungen, die auch ohne Prä-
in diesen Fügungen nicht in „an dem“ position üblich sind, werden nach § 57(1)
auflösbar. Beispiele: Dieser Weg ist steil – auch dann großgeschrieben, wenn sie mit
steiler – am steilsten. Dieser Stift schreibt fein – einer Präposition verbunden werden,
feiner – am feinsten. zum Beispiel:
In Anlehnung an diese Fügungen kann Die Historikerin beschäftigt sich mit dem Kon-
man auch feste adverbiale Wendungen mit flikt zwischen Arm und Reich. Das ist ein Fest
aufs oder auf das, die mit „Wie?“ erfragt für Jung und Alt. Sein Vorschlag war jenseits
werden können, kleinschreiben, zum Beispiel: von Gut und Böse. (Vgl.: Die Königin lud Arm
Sie hat uns aufs/auf das herzlichste begrüßt und Reich ein. Das Fest gefiel Jung und Alt.)
(Frage: Wie hat sie uns begrüßt?). Die Ampel schaltete auf Rot. Wir liefern das
Der Fall ließ sich aufs/auf das einfachste lösen. Gerät in Grau (= in grauer Farbe). (Vgl.: Das
Superlative, nach denen mit „Woran?“ ist ein grelles Rot. Sie hasst Grau.)
(„An was?“) oder „Worauf?“ („Auf was?“) Mit Englisch kommst du überall durch. In
gefragt werden kann, schreibt man nach Ostafrika verständigt man sich am besten auf
§ 57(1) groß, zum Beispiel: Swahili oder Englisch. (Vgl.: Bekanntlich ist
Es fehlt ihnen am/an dem Nötigsten. Englisch eine Weltsprache. Sein Englisch war
(Frage: Woran fehlt es ihnen?) gut verständlich.)
Wir sind aufs/auf das Beste angewiesen.
(Frage: Worauf sind wir angewiesen?) (4) Pronomen, auch wenn sie als Stellvertreter
von Substantiven gebraucht werden,
(3) bestimmte feste Verbindungen zum Beispiel:
In diesem Wald hat sich schon mancher verirrt.
(3.1) aus Präposition und nichtdekliniertem Ich habe mich mit diesen und jenen unterhalten.
Adjektiv ohne vorangehenden Artikel, Wenn einer eine Reise tut, so kann er was er-
zum Beispiel: zählen. Das muss (ein) jeder mit sich selbst aus-
machen. Wir haben alles mitgebracht. Sie hatten
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beides mitgebracht. Man muss mit (den) beiden E5: Wenn hundert und tausend eine unbe-
reden. stimmte (nicht in Ziffern schreibbare)
Zur Großschreibung der Anredepronomen Menge angeben, können sie auch auf die
siehe § 65, § 66. Zahlsubstantive Hundert und Tausend bezo-
gen werden (vgl. § 55(5)); entsprechend
E3: In Verbindung mit dem bestimmten kann man sie dann klein- oder großschreiben,
Artikel oder dergleichen lassen sich zum Beispiel:
Possessivpronomen auch als substantivische Es kamen viele tausende/Tausende von
possessive Adjektive bestimmen, ent- Zuschauern. Sie strömten zu aberhunderten/
sprechend kann man hier nach § 57(1) Aberhunderten herein. Mehrere tausend/
auch großschreiben, zum Beispiel: Tausend Menschen füllten das Stadion.
Grüß mir die deinen/Deinen (die deinigen / Der Beifall zigtausender/Zigtausender von
Deinigen)! Sie trug das ihre/Ihre (das ihrige/ Zuschauern war ihr gewiss.
Ihrige) zum Gelingen bei. Jedem das seine / Entsprechend auch:
Seine! Der Stoff wird in einigen Dutzend /dutzend
Farben angeboten. Der Fall war angesichts
(5) die folgenden Zahladjektive mit allen ihren Dutzender/dutzender von Augenzeugen klar.
Flexionsformen: viel, wenig; (der, die, das) eine,
(der, die, das) andere. Beispiele:
Das haben schon viele erlebt. Zum Erfolg trugen 2.3 Eigennamen mit ihren nichtsubstanti-
auch die vielen bei, die ohne Entgelt mitgearbeitet vischen Bestandteilen sowie Ableitungen
haben. Nach dem Brand war nur noch weniges zu von Eigennamen
gebrauchen. Sie hat das wenige, was noch da war,
in eine Kiste versorgt. Die meisten haben diesen § 59
Film schon einmal gesehen. Die einen kommen, Eigennamen schreibt man groß.
die anderen gehen. Was der eine nicht tut, soll der
andere nicht lassen. Die anderen kommen später.
Das können auch andere bestätigen. Alles andere Eigennamen sind Bezeichnungen zur Identi-
erzähle ich dir später. Sie hatte noch anderes zu fizierung bestimmter einzelner Gegebenheiten
tun. Unter anderem wurde auch über finanzielle (eine Person, ein Ort, ein Land, eine Institution
Angelegenheiten gesprochen. usw.). Viele sind einfache, zusammengesetzte
oder abgeleitete Substantive, zum Beispiel
E4: Wenn der Schreibende zum Ausdruck Peter, Wien, Deutschland, Europa, Südamerika,
bringen will, dass das Zahladjektiv substan- Bahnhofstraße, Sigmaringen, Albrecht-Dürer-
tivisch gebraucht ist, kann er es nach § 57(1) Allee, Ostsee-Zeitung. Sie werden nach § 55
auch großschreiben, zum Beispiel: großgeschrieben. Daneben gibt es mehrteilige
Sie strebte etwas ganz Anderes an. Die Einen Eigennamen, die häufig auch nichtsubstan-
sagen dies, die Anderen das. Die Meisten tivische Bestandteile enthalten, zum Beispiel
stimmten seiner Meinung zu. Kap der Guten Hoffnung, Norddeutsche Neueste
Nachrichten, Vereinigte Staaten von Amerika.
(6) Kardinalzahlen unter einer Million, Im Folgenden wird die Groß- und Klein-
zum Beispiel: schreibung dieser Gruppe von Eigennamen
Was drei wissen, wissen bald dreißig. Diese drei dargestellt.
kommen mir bekannt vor. Sie rief um fünf an.
Wir waren an die zwanzig. Er sollte die Summe § 60
durch acht teilen. Dieser Kandidat konnte nicht In mehrteiligen Eigennamen mit nicht-
bis drei zählen. Wir fünf gehören zusammen. Der substantivischen Bestandteilen schreibt man
Abschnitt sieben fehlt im Text. Der Mensch über das erste Wort und alle weiteren Wörter außer
achtzig schätzt die Gesundheit besonders. Artikel, Präpositionen und Konjunktionen groß.
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§ Amtliche Regelung
E1: Ein vorangestellter Artikel ist in der (3) Eigennamen von Objekten unterschied-
Regel nicht Bestandteil des Eigennamens licher Klassen, so
und wird darum kleingeschrieben.
Zu Ausnahmen siehe unten, Absatz (4.4). (3.1) von Sternen, Sternbildern und anderen
Himmelskörpern, zum Beispiel:
Als Eigennamen im Sinne dieser orthogra- Kleiner Bär, Großer Wagen, Halleyscher Komet
fischen Regelung gelten: (auch: Halley’scher Komet; § 62)
(1) Personennamen, Eigennamen aus Religion,
Mythologie sowie Beinamen, Spitznamen und (3.2) von Fahrzeugen, bestimmten Bauwerken
dergleichen, zum Beispiel: und Örtlichkeiten, zum Beispiel:
Johann Wolfgang von Goethe, Gertrud von Le Fort, die Vorwärts (Schiff), der Blaue Enzian
Charles de Coster, Ludwig van Beethoven, der (Eisenbahnzug), der Fliegende Hamburger
Apokalyptische Reiter, Walther von der Vogelweide, (Eisenbahnzug), die Blaue Moschee (in Istanbul),
Holbein der Jüngere, der Alte Fritz, Katharina die das Alte Rathaus (in Leipzig), der Französische
Große, Heinrich der Achte, Elisabeth die Zweite; Dom (in Berlin), die Große Mauer (in China),
Klein Erna der Schiefe Turm (in Pisa)
Präpositionen wie von, van, de, ten, zu(r) in
Personennamen schreibt man im Satzinnern (3.3) von einzeln benannten Tieren, Pflanzen
auch dann klein, wenn ihnen kein Vorname und gelegentlich auch von Einzelobjekten wei-
vorausgeht, zum Beispiel: Der Autor dieses terer Klassen, zum Beispiel:
Buches heißt von Ossietzky. der Fliegende Pfeil (ein bestimmtes Pferd),
die Alte Eiche (ein bestimmter Baum)
(2) Geografische und geografisch-politische
Eigennamen, so (3.4) von Orden und Auszeichnungen,
zum Beispiel: das Blaue Band des Ozeans,
(2.1) von Erdteilen, Ländern, Staaten, Verwal- Großer Österreichischer Staatspreis für Literatur
tungsgebieten und dergleichen, zum Beispiel:
Vereinigte Staaten von Amerika, Freie und Hanse- (4) Eigennamen von Institutionen, Organisa-
stadt Hamburg (als Bundesland), Tschechische tionen, Einrichtungen, so
Republik
(4.1) von staatlichen bzw. öffentlichen Dienst-
(2.2) von Städten, Dörfern, Straßen, Plätzen stellen, Behörden und Gremien, von Bildungs-
und dergleichen, zum Beispiel: und Kulturinstitutionen und dergleichen,
Neu Lübbenau, Groß Flatow, Rostock Lütten zum Beispiel:
Klein, Unter den Linden, Lange Straße, In Deutscher Bundestag, Statistisches Bundesamt,
der Mittleren Holdergasse, Am Tiefen Graben, Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin,
An den Drei Pfählen, Hamburger Straße, Naturhistorisches Museum (in Wien), Grünes
Neuer Markt Gewölbe (in Dresden), Klinik für Innere
Medizin der Universität Rostock, Akademie
(2.3) von Landschaften, Gebirgen, Wäldern, für Alte Musik Berlin, Zweites Deutsches Fern-
Wüsten, Fluren und dergleichen, zum Beispiel: sehen, Eidgenössische Technische Hochschule
Kahler Asten, Hohe Tatra, Holsteinische (in Zürich)
Schweiz, Schwäbische Alb, Bayerischer Wald,
Libysche Wüste, Goldene Aue, Thüringer Wald (4.2) von Organisationen, Parteien, Verbänden,
Vereinen und dergleichen, zum Beispiel:
(2.4) von Meeren, Meeresteilen und -straßen, Vereinte Nationen, Internationales Olympisches
Flüssen, Inseln und Küsten und dergleichen, Komitee, Deutscher Gewerkschaftsbund, Sozial-
zum Beispiel: demokratische Partei Deutschlands, Christlich-
Stiller Ozean, Indischer Ozean, Rotes Meer, Demokratische Union, Allgemeiner Deutscher
Kleine Antillen, Großer Belt, Schweriner See, Automobilclub, Börsenverein des Deutschen
Straße von Gibraltar, Kapverdische Inseln, Buchhandels, Österreichisches Rotes Kreuz
Kap der Guten Hoffnung
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§ Amtliche Regelung
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Zeichensetzung §
(2) Daneben dienen bestimmte Zeichen E1: Wenn aber als mehrteiliger Ganzsatz
• zur Markierung von Auslassungen: Apo- verstanden, entsprechend § 71(1) bzw.
stroph, Ergänzungsstrich, Auslassungspunkte § 80(1) mit Komma oder Semikolon:
• zur Kennzeichnung der Wörter bestimmter Im Hausflur war es still, ich drückte erwar-
Gruppen: Punkt nach Abkürzungen bzw. tungsvoll auf die Klingel.
Ordinalzahlen, Schrägstrich Im Hausflur war es still; ich drückte erwar-
tungsvoll auf die Klingel.
1 Kennzeichnung des Schlusses von E2: Bei Aufforderungen, denen man keinen
Ganzsätzen besonderen Nachdruck geben will, setzt
man einen Punkt und kein Ausrufezeichen
Der Kennzeichnung des Schlusses von Ganz- (hierzu siehe § 69):
sätzen dienen: Rufen Sie bitte später noch einmal an. Nehmen
• der Punkt Sie doch Platz. Vgl. S. 25 seiner letzten Ver-
• das Ausrufezeichen öffentlichung.
• das Fragezeichen
E3: In den folgenden Fällen setzt man kei-
Ganzsätze im Sinne dieser orthografischen nen Punkt:
Regelung zeigen Beispiele wie: • am Ende von freistehenden Zeilen
Gestern hat es geregnet. Du kommst bitte morgen! (siehe § 68)
Hat er das wirklich gesagt? Im Hausflur war es • am Ende einer kolumnenartigen Auf-
still, ich drückte erwartungsvoll auf die Klingel. zählung ohne schließende Satzzeichen
Ich hoffe, dass wir uns bald wiedersehen. Meine (siehe § 71 E2)
Freundin hatte den Zug versäumt; deshalb kam • am Ende von Parenthesen (mit Gedan-
sie eine halbe Stunde zu spät. kenstrich siehe § 85, mit Klammern
Niemand kannte ihn. Auch der Gärtner nicht. siehe § 88)
Bitte die Türen schließen und Vorsicht bei der • bei wörtlich Wiedergegebenem am
Abfahrt des Zuges! Ob er heute kommt? Nein, Anfang oder im Inneren von Ganzsätzen
morgen. Warum nicht? Gute Reise! Hilfe! (siehe § 92)
Zu den Zeichen in Verbindung mit Gedan- • nach Auslassungspunkten (siehe § 100)
kenstrich oder Klammern siehe § 85 bzw. § 88. • nach Punkt zur Kennzeichnung von
Zu den Zeichen bei wörtlich Wiedergege- Abkürzungen (siehe § 103) und Ordinal-
benem siehe § 90. zahlen (siehe § 105)
Zum Gedankenstrich zwischen zwei Ganz-
sätzen siehe § 83.
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§ Amtliche Regelung
§ 68 § 69
Nach frei stehenden Zeilen setzt man Mit dem Ausrufezeichen gibt man
keinen Punkt. dem Inhalt des Ganzsatzes einen besonderen
Nachdruck wie etwa bei nachdrücklichen
Behauptungen, Aufforderungen, Grüßen,
Dies betrifft unter anderem Wünschen oder Ausrufen.
(1) Überschriften und Werktitel (etwa von
Büchern und Theaterstücken, Werken der
bildenden Kunst und der Musik, Rundfunk- Ich habe ihn gestern bestimmt gesehen!
und Fernsehproduktionen): Komm bitte morgen! Du kommst morgen!
Allmähliche Normalisierung im Erdbebengebiet Lasst uns keine Zeit verlieren! Du musst die Arbeit
Schneeverwehungen behindern Autoverkehr abgeben, weil morgen der letzte Termin ist!
Chance für eine diplomatische Lösung Seht nach, was Paul macht! Sehen Sie nur,
Einführung in die höhere Mathematik wie schön die Aussicht ist! Bitte fordern Sie ihn
Der kaukasische Kreidekreis auf die Wohnung sofort zu verlassen! Frag ihn,
Die Zauberflöte ob er kommt!
Zum Ausrufezeichen siehe § 69 E2(1); Ruhe! Bitte nicht stören! Zurücktreten! Bitte
zum Fragezeichen siehe § 70 E2. die Türen schließen und Vorsicht bei der Abfahrt
des Zuges! Guten Morgen! Hoffentlich sehen wir
(2) Titel von Gesetzen, Verträgen, Deklara- uns bald wieder! Wäre nur die Prüfung erst ein-
tionen und dergleichen sowie Bezeichnungen mal vorbei! Wenn ich dich noch einmal erwische,
für Veranstaltungen: kannst du was erleben! Das ist ja großartig!
Bundesgesetz über den Straßenverkehr Welch ein Glück! Au! Das tut weh! Nein! Nein!
Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit Zum Punkt nach Aufforderungen ohne
in Europa besonderen Nachdruck siehe § 67 E2.
Internationaler Ärztekongress
E1: Wenn aber als mehrteiliger Ganzsatz
(3) Anschriften und Datumszeilen sowie Gruß- oder als Teile einer Aufzählung verstanden,
formeln und Unterschriften etwa in Briefen: entsprechend § 71 mit Komma (siehe auch
§ 79(2) und (3)):
Werner Meier Donnerstag, 16. Februar 2006 Das ist ja großartig, welch ein Glück!
Gerichtsweg 12 Au, das tut weh! Nein, nein!
04103 Leipzig
E2: Zur Kennzeichnung eines besonderen
Herrn Rudolf Schröder Nachdrucks setzt man auch nach freistehen-
Rüdesheimer Str. 29 den Zeilen ein Ausrufezeichen.
62123 Wiesbaden
Dies betrifft
Sehr geehrter Herr Schröder, (1) Überschriften und Werktitel:
entsprechend unserer telefonischen Vereinbarung … Chance für eine diplomatische Lösung!
… Kämpft für den Frieden!
Mit freundlichen Grüßen Endlich!
Ihr Werner Meier Zum Punkt siehe § 68(1); zum Fragezeichen
siehe § 70 E2.
Zur Zeichensetzung bei der Anrede etwa in
Briefen siehe § 69 E3. (2) die Anrede:
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen
und Herren!
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Zeichensetzung §
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§ Amtliche Regelung
Zur Möglichkeit der Wahl zwischen Gelegentlich kann der Schreibende da-
Komma, Semikolon oder Punkt siehe § 80(1). durch, dass er ein Komma setzt oder nicht,
deutlich machen, ob er die Adjektive als
Er log beharrlich, er wisse von nichts, er sei es gleichrangig verstanden wissen will oder
nicht gewesen. Wenn das wahr ist, wenn du ihn nicht.
wirklich nicht gesehen hast, brauchst du dir keine Gleichrangig:
Vorwürfe zu machen. Er erkundigte sich, was es neue, umweltfreundliche Verfahren
Neues gebe, ob Post gekommen sei. Dass sie ihn (neben den bisherigen Verfahren, die nicht
nicht nur übersah, sondern dass sie auch noch umweltfreundlich sind, gibt es nunmehr
mit anderen flirtete, kränkte ihn sehr. neue und umweltfreundliche Verfahren)
Nicht gleichrangig:
(2) gleichrangige Wortgruppen oder Wörter neue umweltfreundliche Verfahren (zusätzlich
in Aufzählungen: zu den bisherigen umweltfreundlichen Ver-
Der Nachbar hatte versprochen den Briefkasten fahren gibt es weitere umweltfreundliche
zu leeren, die Blumen zu gießen, hin und wieder Verfahren)
zu lüften. Völlig erschöpft, hungrig und frierend,
vom Regen durchnässt kamen sie nach Hause. E2: Das Komma (und gegebenenfalls der
Er hat nicht behauptet in Berlin gewesen zu sein, Schlusspunkt) kann in kolumnenartigen
sondern in Mainz seinen Onkel besucht zu haben. Aufzählungen fehlen, zum Beispiel:
Sie ärgerte sich ständig über ihren Mann, über Unser Sonderangebot:
die Kinder, über die Hausbewohner. – Äpfel
Er trug einen schwarzen, breitkrempigen Hut. – Birnen
Das ist ein ausgesprochen süßes, widerlich klebriges – Orangen
Getränk. (Siehe aber unten E1.)
Zu Fällen wie den folgenden siehe § 77(4): § 72
Auf der Ausstellung waren viele ausländische, Sind die gleichrangigen Teilsätze,
insbesondere holländische Firmen vertreten. Wortgruppen oder Wörter durch und, oder,
Als er sein Herz ausgeschüttet, das heißt alles beziehungsweise/bzw., sowie (= und), wie
erzählt hatte, fühlte er sich besser. (= und), entweder … oder, nicht … noch,
Die Buchstaben x, y, z bilden den Schluss des sowohl … als (auch), sowohl … wie (auch)
Alphabets. Frühling, Sommer, Herbst, Winter. oder durch weder … noch verbunden, so
Er fährt nicht mit dem Auto, sondern mit dem setzt man kein Komma.
Zug. Er ist klug, (dabei) aber faul.
Einerseits ist er klug, andererseits faul. Der
März war teils freundlich, teils regnerisch, aber Dies betrifft
im Ganzen zu kalt. Sie lächelte halb verlegen, (1) gleichrangige Teilsätze (siehe aber § 73):
halb belustigt. Die Musik wird leiser und der Vorhang hebt sich
Nein, nein! Warum, weshalb, weswegen? und das Spiel beginnt. Ich habe sie oft besucht und
wir saßen bis spät in die Nacht zusammen. Seid
Zum Ausrufe- oder Fragezeichen siehe § 69 ihr mit meinem Vorschlag einverstanden oder habt
bzw. § 70. ihr Einwände vorzubringen?
Zum Komma bei mehrteiligen Orts-, Sie wisse Bescheid und der Vorgang sei ihr völlig
Wohnungs-, Zeit- und Literaturangaben klar, sagte sie. Er erkundigte sich, was es Neues
siehe § 77(3). gebe und ob Post gekommen sei. Alle wollten
wissen, wie es gewesen war und warum es so
E1: Sind zwei Adjektive nicht gleichrangig, lange gedauert hatte. Ich hoffe, dass es dir gefällt
so setzt man kein Komma. und dass du zufrieden bist.
die letzten großen Ferien, eine neue blaue Bluse,
dunkles bayerisches Bier, die allgemeine wirt- (2) gleichrangige Wortgruppen oder Wörter
schaftliche Lage, zahlreiche wertende Stellung- in Aufzählungen:
nahmen Der Nachbar hatte versprochen den Briefkasten
zu leeren und die Blumen zu gießen und hin und
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Zeichensetzung §
wieder zu lüften. Völlig erschöpft und vom Regen Ich fotografierte die Berge(,) und meine Frau
durchnässt kamen sie nach Hause. lag in der Sonne. Er traf sich mit meiner Schwes-
Sie fährt sowohl bei gutem als auch bei schlech- ter(,) und deren Freundin war auch mitgekom-
tem Wetter. Der März war kalt und unfreund- men. Wir warten auf euch(,) oder die Kinder
lich. Das ist ein ausgesprochen süßes sowie gehen schon voraus.
widerlich klebriges Getränk. Feuer, Wasser,
Luft und Erde § 74
Sie fährt entweder mit dem Auto oder mit Nebensätze grenzt man mit Komma ab;
dem Zug. Er ist klug und dabei faul. Nein und sind sie eingeschoben, so schließt man sie mit
abermals nein! Wie und warum und wozu? paarigem Komma ein.
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§ Amtliche Regelung
Ich habe sie selten besucht, aber wenn ich bei ihr Außerordentlich bedauert hat er diesen Vorfall
war, saßen wir bis spät in die Nacht zusam- und dass das hier geschehen konnte.
men. Er rannte, als ob es um sein Leben ginge, Bei großer Dürre oder wenn der Föhn weht,
über die Straße. Sie rannte, wie wenn es um ist das Rauchen hier streng verboten.
ihr Leben ginge. Ein Passant hatte bereits Wenn der Föhn weht oder bei großer Dürre
Risse in den Pfeilern der Brücke bemerkt, zwei ist das Rauchen hier streng verboten.
Tage bevor sie zusammenbrach. Das Rauchen ist hier streng verboten bei großer
Dürre oder wenn der Föhn weht.
(2) In einigen Fällen kann der Schreibende Das Rauchen ist hier streng verboten, wenn der
zusätzlich ein Komma zwischen den Be- Föhn weht oder bei großer Dürre.
standteilen der Wortgruppe setzen:
Morgen wird es regnen, angenommen(,) dass E3: Vergleiche mit als oder wie in Verbin-
der Wetterbericht stimmt. Wir fahren morgen, dung mit einer Wortgruppe oder einem
ausgenommen(,) wenn es regnet. Ich glaube Wort sind keine Nebensätze; entsprechend
nicht, dass er anruft, geschweige(,) dass er vor- setzt man kein Komma (zu wie siehe auch
beikommt. Ich glaube nicht, dass er anruft, § 78(2)):
geschweige denn(,) dass er vorbeikommt. Früher als gewöhnlich kam er von der Arbeit
Ich komme morgen, gleichviel(,) ob er es will nach Hause. Wie im letzten Jahr hatten wir
oder nicht. Ich werde ihnen gegenüber abwei- auch diesmal einen schönen Herbst. Er kam
send oder entgegenkommend sein, je nachdem(,) früher als gewöhnlich von der Arbeit nach Hau-
ob sie hartnäckig oder sachlich sind. Egal(,) se. Er kam wie am Vortage auch heute zu spät.
welche Farbe sie sich aussucht, sie wird immer Peter ist größer als sein Vater. Heute war
gut aussehen. er früher da als gestern. Das ging schneller als
erwartet. Er ist genauso groß wie sie.
(3) Der Schreibende kann durch das Kom-
ma deutlich machen, ob er Wörter als Be- § 75
standteil der Nebensatzeinleitung verstan- Infinitivgruppen grenzt man mit
den wissen will oder nicht: Komma ab, wenn eine der folgenden
Ich freue mich, auch wenn du mir nur eine Bedingungen erfüllt ist:
Karte schreibst. Ich freue mich auch, wenn
du mir nur eine Karte schreibst. Die Rehe
bemerkten ihn, gleich als er sein Versteck ver- (1) die Infinitivgruppe ist mit um, ohne, statt,
ließ. Die Rehe bemerkten ihn gleich, als er sein anstatt, außer, als eingeleitet:
Versteck verließ. Er ärgerte sich zeitlebens, so Sie öffnete das Fenster, um frische Luft herein-
dass er schon früh graue Haare bekam. Er zulassen. Das Kind rannte, ohne auf den Verkehr
ärgerte sich zeitlebens so, dass er schon früh zu achten, über die Straße. Statt am Bericht zu
graue Haare bekam. Sie sorgt sich um ihn, arbeiten, vergnügte sich Herbert mit Computer-
vor allem(,) wenn er nachts unterwegs ist. spielchen. Ihr fiel nichts Besseres ein, als zu kündi-
Sie sorgt sich um ihn vor allem, wenn er nachts gen. Ihre Forderung, um das noch einmal zu
unterwegs ist. sagen, halten wir für wenig angemessen (siehe
auch § 77(1)). Er, ohne den Vertrag vorher
E2: Wenn eine beiordnende Konjunktion gesehen zu haben, hatte ihn sofort unterschrieben
wie und, oder (§ 72) Satzglieder oder Teile (siehe auch § 77(6)).
von Satzgliedern mit Nebensätzen verbin-
det, so steht zwischen den Bestandteilen (2) die Infinitivgruppe hängt von einem
einer solchen Reihung kein Komma. Substantiv ab:
Gegenüber dem übergeordneten Satz sind Er wurde beim Versuch, den Tresor zu knacken,
die Teile der Reihung nur dann mit Komma vom Nachtwächter überrascht. Er fasste den Plan,
abgetrennt, wenn der Nebensatz anschließt, heimlich abzureisen.
nicht aber, wenn das Satzglied bzw. ein Teil
eines Satzgliedes anschließt:
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Zeichensetzung §
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§ Amtliche Regelung
Wilhelm der Eroberer unterwarf ganz Eng- nächste Woche, das heißt vielleicht auch über-
land. Direktor Professor Dr. med. Max Müller nächste [Woche], zu einem Gespräch. Als sie ihr
führte uns durch die Klinik. Herz ausgeschüttet hatte, das heißt alles erzählt
Frau Schmidt geb. Kühn hat dies mitgeteilt. hatte, fühlte sie sich besser.
Nach der Grundregel (§ 77) auch mit Wird – im Unterschied zu den letztgenannten
Komma: Beispielen – die Erläuterung in die substanti-
Frau Schmidt, geb. Kühn, hat dies mitgeteilt. vische oder verbale Fügung einbezogen, so
grenzt man sie mit einfachem Komma ab:
(3) Mehrteilige Orts-, Wohnungs-, Zeit- Auf der Ausstellung waren viele ausländische,
und Literaturangaben ohne Präposition insbesondere holländische Firmen vertreten.
(das schließende Komma kann hier auch Wir erwarten dich nächste, das heißt vielleicht
weggelassen werden): auch übernächste Woche zu einem Gespräch.
Orts-, Wohnungs- und Zeitangaben: Er wird sein Herz ausgeschüttet, das heißt alles
Gustav Meier, Wiesbaden, Wilhelmstr. 24, erzählt haben.
1. Stock(,) hat diese Annonce aufgegeben. Zum Gedankenstrich oder zu Klammern
Gabi Schmid, Berlin, Landsberger Allee 209, siehe § 84(3) bzw. § 86(3).
3. Stock(,) gewann eine Reise in den Harz.
Aber: Gabi hat lange in Köln am Kirchplatz 4 (5) Wörter oder Wortgruppen, die durch ein
gewohnt. hinweisendes Wort oder eine hinweisende
Die Tagung soll Mittwoch, (den) 14. Novem- Wortgruppe angekündigt werden:
ber(,) beginnen. Die Tagung soll am Mittwoch, Sie, die Gärtnerin, weiß das ganz genau. Wir
dem 14. November(,) beginnen. Die Tagung beide, du und ich, wissen es genau.
soll am Mittwoch, dem 14. November, (um) Daran, den Job länger zu behalten, dachte sie
9.00 Uhr(,) im Rosengarten beginnen. nicht. Sie dachte nicht daran, den Job länger zu
Mehrteilige Hinweise auf Stellen aus behalten, und kündigte. Sein größter Wunsch ist
Büchern, Zeitschriften und dergleichen: es, eine Familie zu gründen. Dies, eine Familie
Die Zeitschrift Spektrum, Jahrgang 29, Heft 2, zu gründen, ist sein größter Wunsch.
S. 134(,) hat darüber berichtet. In der Zeitschrift So, aus vollem Halse lachend, kam sie auf mich
Spektrum, Jahrgang 29, Heft 2, S. 134(,) findet zu. So, mit dem Rucksack bepackt, standen wir
sich ein entsprechendes Zitat. vor dem Tor. So bepackt, den Rucksack auf dem
Ausnahme: In mehrteiligen Hinweisen auf Rücken, standen wir vor dem Tor.
Gesetze, Verordnungen und dergleichen setzt Werden Wörter oder Wortgruppen durch
man kein Komma: ein hinweisendes Wort oder eine hinweisende
§ 6 Abs. 2 Satz 3 der Verordnung Wortgruppe wieder aufgenommen, so grenzt
man sie mit einfachem Komma ab:
(4) Nachgestellte Erläuterungen, die häufig Denn die Gärtnerin, die weiß das ganz genau.
mit also, besonders, das heißt (d. h.), das ist (d. i.), Und du und ich, wir beide wissen das genau.
genauer, insbesondere, nämlich, und das, und Wie im letzten Jahr, so hatten wir auch diesmal
zwar, vor allem, zum Beispiel (z. B.) oder der- einen schönen Herbst.
gleichen eingeleitet werden: … und den Job länger zu behalten, daran dachte
Sie isst gern Obst, besonders Apfelsinen und sie nicht und kündigte. Eine Familie zu gründen,
Bananen. Obst, besonders Apfelsinen und Bana- das ist sein größter Wunsch.
nen, isst sie gern. Wir erwarten dich nächste Aus vollem Halse lachend, so kam sie auf mich
Woche, und zwar am Dienstag. Nachmittags zu. Mit dem Rucksack bepackt, so standen wir
kommt Gewitterneigung auf, vor allem im Süden. vor dem Tor. Den Rucksack auf dem Rücken, so
Mit einem Scheck über 2000 €, in Worten: zwei- bepackt standen wir vor dem Tor.
tausend Euro, hat er die Rechnung bezahlt. Sie Zum Gedankenstrich siehe § 84(4).
bezahlte mit einem Scheck über 2000 €,
in Worten: zweitausend Euro. (6) nachgetragene Infinitivgruppen oder ent-
Auf der Ausstellung waren viele ausländische sprechende Wortgruppen (siehe dazu auch
Firmen, insbesondere holländische [Maschinen- § 78 (3)):
hersteller/Firmen], vertreten. Wir erwarten dich
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Zeichensetzung §
Er, ohne den Vertrag vorher gelesen zu haben, über(,) mit diesem Problem beschäftigt. Die
hatte ihn sofort unterschrieben. Er, ohne jede ganze Familie(,) samt Kindern und Enkeln(,)
Kenntnis des Vertragsinhalts, hatte sofort unter- besuchte die Großeltern.
schrieben. Er, statt ihm zu Hilfe zu kommen,
sah tatenlos zu. (2) Gefüge mit wie (zu wie in Vergleichen
siehe § 74 E3):
(7) nachgetragene Partizip- oder Adjektivgrup- Ihre Ausgaben(,) wie Fahrt- und Übernachtungs-
pen oder entsprechende Wortgruppen auch am kosten(,) werden Ihnen ersetzt.
Ende des Ganzsatzes (siehe auch § 78(3)):
Sie, aus vollem Halse lachend, kam auf mich zu. (3) Infinitiv-, Partizip- oder Adjektivgruppen
Er, außer sich vor Freude, lief auf sie zu und oder entsprechende Wortgruppen (siehe aber
umarmte sie. Sie, ganz in Decken verpackt, saß § 75 sowie § 77(6) und (7)):
auf der Terrasse. Er kam auf mich zu, aus vollem Er hatte(,) ohne jede Kenntnis des Vertrags-
Halse lachend. Er lief auf sie zu und umarmte sie, inhalts(,) sofort unterschrieben. Er hatte sofort
außer sich vor Freude. Sie saß auf der Terrasse, unterschrieben(,) ohne jede Kenntnis des Ver-
ganz in Decken verpackt. Die Klasse, zum Aus- tragsinhalts. Unfähig(,) einen Kompromiss
flug bereit, war auf dem Schulhof versammelt. zu schließen(,) beendete er die Verhandlung.
Wir, den Rucksack auf dem Rücken, standen vor Er beabsichtigte(,) nach seiner Ausbildung ein
dem Tor. Die Klasse war auf dem Schulhof ver- Studium aufzunehmen. Ich hoffe sehr(,) Ihnen
sammelt, zum Ausflug bereit. Wir standen vor mit dieser Auskunft geholfen zu haben(,) und
dem Tor, den Rucksack auf dem Rücken. verbleibe mit freundlichen Grüßen.
Suchen Mitarbeiter, sprachkundig und schreib- Sie kam(,) aus vollem Halse lachend(,) auf
gewandt. Mehrere Mitarbeiter, sprachkundig und mich zu. Er lief(,) außer sich vor Freude(,) auf
schreibgewandt, werden gesucht. Der November, sie zu und umarmte sie. Sie saß(,) ganz in Decken
kalt und nass, löste eine Grippe aus. verpackt(,) auf der Terrasse. Die Klasse war(,)
zum Ausflug bereit(,) auf dem Schulhof ver-
E3: In einer festen Verbindung mit einem sammelt. Wir standen(,) den Rucksack auf dem
nachgestellten Adjektiv setzt man kein Rücken(,) vor dem Tor. Er sah(,) den Spazier-
Komma. stock in der Hand(,) tatenlos zu.
Hänschen klein, Forelle blau, Whisky pur Diese Aufgabe zu lösen(,) sollte dir leichtfallen.
Durch eine Tasse Kaffee gestärkt(,) werden wir
die Arbeit fortsetzen. Darauf aufmerksam ge-
§ 78
Oft liegt es im Ermessen des Schrei- macht(,) haben wir den Fehler beseitigt.
benden, ob er etwas mit Komma als Zusatz
oder Nachtrag kennzeichnen will oder nicht. (4) Eigennamen, die einem Titel, einer
Berufsbezeichnung und dergleichen folgen
(siehe auch § 77 (2)):
Dies betrifft Der Erfinder der Buchdruckerkunst(,) Johannes
(1) Gefüge mit Präpositionen, entsprechende Gutenberg(,) wurde in Mainz geboren. Der
Wortgruppen oder Wörter: Direktor der Kinderklinik(,) Professor Dr. med.
Die Fahrtkosten(,) einschließlich D-Zug- Max Müller(,) war der Gesprächspartner. Der
Zuschlag(,) betragen 25,00 Euro. Die Fahrt- Angeklagte(,) Franz Meier(,) verweigerte die
kosten betragen 25,00 Euro(,) einschließlich Aussage. Die Hebamme des Dorfes(,) Gertrud
D-Zug-Zuschlag. Sie hatte(,) trotz aller guten Patzke(,) wurde 60 Jahre alt.
Vorsätze(,) wieder zu rauchen angefangen.
Sie hatte(,) bedauerlicherweise(,) wieder zu rau- § 79
chen angefangen. Der Kranke hatte(,) entgegen Anreden, Ausrufe oder Ausdrücke einer
ärztlichem Verbot(,) das Bett verlassen. Stellungnahme, die besonders hervorgehoben
Das war(,) nach allgemeinem Urteil(,) eine werden sollen, grenzt man mit Komma ab;
Fehlleistung. Er hatte sich(,) den ganzen Tag sind sie eingeschoben, so schließt man sie mit
paarigem Komma ein.
83
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§ Amtliche Regelung
§ 81
2.2 Semikolon Mit dem Doppelpunkt kündigt man
an, dass etwas Weiterführendes folgt.
§ 80
Mit dem Semikolon kann man gleich-
rangige (nebengeordnete) Teilsätze oder Wort- Zur Schreibung des ersten Wortes nach Dop-
gruppen voneinander abgrenzen. Mit dem pelpunkt siehe § 54(1) und (2).
Semikolon drückt man einen höheren Grad
der Abgrenzung aus als mit dem Komma und Dies betrifft
einen geringeren Grad der Abgrenzung als (1) wörtlich wiedergegebene Äußerungen oder
mit dem Punkt. Textstellen, wenn der Begleitsatz oder ein Teil
von ihm vorausgeht:
84
040-093 WDR_Regelwerk_09.qxd 13.05.2006 15:56 Uhr Seite 85
Zeichensetzung §
Er sagte: „Ich komme morgen.“ Er sagte zu ihr: Sie trat in das Zimmer und sah – ihren Mann.
„Komm bitte morgen!“ Er fragte: „Kommst du Im Hausflur war es still – ich drückte erwartungs-
morgen?“ Sie sagte: „Brauchen Sie die Unter- voll auf die Klingel. Zuletzt tat er etwas, woran
lagen?“, und öffnete die Schublade. Die Zeitung niemand gedacht hatte – er beging Selbstmord.
schrieb, dass die Bahn erklären ließ: „Wir haben Plötzlich – ein vielstimmiger Schreckensruf!
die feste Absicht die Strecke stillzulegen.“ Möglich sind hier teilweise auch Doppel-
Zu den Anführungszeichen siehe § 89. punkt oder Komma:
Plötzlich: ein vielstimmiger Schreckensruf!
(2) Aufzählungen, spezielle Angaben, Plötzlich, ein vielstimmiger Schreckensruf!
Erklärungen oder dergleichen:
Er hat schon mehrere Länder besucht: Zur Möglichkeit der Wahl zwischen Gedan-
Frankreich, Spanien,Rumänien, Polen. kenstrich und Doppelpunkt siehe § 81(3).
Die Namen der Monate sind folgende:
Januar, Februar, März usw. § 83
Er hatte alles verloren: seine Frau, seine Kinder Zwischen zwei Ganzsätzen kann man
und sein ganzes Vermögen. zusätzlich zum Schlusszeichen einen
Wir stellen ein: Maschinenschlosser Gedankenstrich setzen, um – ohne einen
Reinigungskräfte neuen Absatz zu beginnen – einen Wechsel
Kraftfahrer deutlich zu machen.
Nächste Arbeitsberatung: 30.09.2006
Familienstand: ledig
Latein: befriedigend Dies betrifft
Robert Musil: Der Mann ohne Eigenschaften (1) den Wechsel des Themas oder des
Gebrauchsanweisung: Man nehme jede zweite Gedankens:
Stunde eine Tablette. Wir sind nicht in der Lage diesen Wunsch zu
Beachten Sie bitte folgenden Hinweis: Infolge der erfüllen. – Nunmehr ist der nächste Punkt der
anhaltenden Trockenheit besteht Waldbrandgefahr. Tagesordnung zu besprechen.
(3) Zusammenfassungen des vorher Gesagten (2) den Wechsel des Sprechers:
oder Schlussfolgerungen aus diesem: Komm bitte einmal her! – Ja, ich komme sofort.
Haus und Hof, Geld und Gut: alles ist verloren.
Wer immer nur an sich selbst denkt, wer nur § 84
danach trachtet, andere zu übervorteilen, wer Mit dem Gedankenstrich grenzt man
sich nicht in die Gemeinschaft einfügen kann: Zusätze oder Nachträge ab; sind sie eingescho-
der kann von uns keine Hilfe erwarten. ben, so schließt man sie mit paarigem Gedan-
Möglich ist hier auch ein Gedankenstrich: kenstrich ein.
Haus und Hof, Geld und Gut – alles ist verloren.
Zur Möglichkeit der Wahl zwischen
Doppelpunkt, Gedankenstrich und Komma Möglich sind auch Komma (siehe § 77) oder
siehe § 82. Klammern (siehe § 86).
Dies betrifft
(1) Parenthesen:
2.4 Gedankenstrich Eines Tages – es war mitten im Sommer – hagelte es.
Eines Tages – es war mitten im Sommer! – hagelte
es. Eines Tages – war es mitten im Sommer? –
§ 82
Mit dem Gedankenstrich kündigt man hagelte es. Dieses Bild – es ist das letzte und be-
an, dass etwas Weiterführendes folgt oder dass kannteste des Künstlers – wurde nach Amerika
man das Folgende als etwas Unerwartetes ver- verkauft. Ihre Forderung – um das noch einmal zu
standen wissen will. sagen – halten wir für wenig angemessen.
Zum Komma oder zu Klammern siehe
§ 77(1) bzw. § 86(1).
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§ Amtliche Regelung
86
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Zeichensetzung §
§ 87
Mit Klammern kann man neben ein- Dies betrifft
zelnen Ganzsätzen insbesondere auch größere (1) wörtlich wiedergegebene Äußerungen
Textteile einschließen und auf diese Weise als (direkte Rede):
selbständige Texteinheit kennzeichnen. „Es ist unbegreiflich, wie ich das hatte vergessen
können“, sagte sie. „Immer muss ich arbeiten!“,
seufzte sie. „Dass ich immer arbeiten muss!“,
Sie betonte, dass sie für den Erfolg garantieren könne. seufzte sie. Er fragte: „Kommst du morgen?“
(Ich weiß es noch ganz genau, da ich mir das notiert „Kommst du morgen?“, fragte er. Er fragte:
hatte. Und ich habe ihr diese Notiz auch gezeigt.) „Kommst du morgen?“, und verabschiedete
Aber heute will sie nichts mehr davon wissen. sich. „Du siehst“, sagte die Mutter, „recht gut
aus.“ „Wir haben die feste Absicht die Strecke
stillzulegen“, erklärte der Vertreter der Bahn,
„aber die Entscheidung der Regierung steht
noch aus.“
87
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§ Amtliche Regelung
§ 94
Im Einzelnen gilt: Mit Anführungszeichen kann man
Wörter oder Teile innerhalb eines Textes
hervorheben und in bestimmten Fällen deut-
§ 91
Sowohl der angeführte Satz als auch lich machen, dass man zu ihrer Verwendung
der Begleitsatz behalten ihr Ausrufe- oder Stellung nimmt, sich auf sie bezieht.
Fragezeichen.
Dies betrifft
„Du kommst jetzt!“, rief sie. „Kommst du (1) Überschriften, Werktitel (etwa von Büchern
morgen?“, fragte er. Du solltest ihm sagen: „Ich und Theaterstücken), Namen von Zeitungen
kann das auf keinen Fall akzeptieren“! Hast du und dergleichen:
gesagt: „Ich kann das auf keinen Fall akzeptie- Sie las den Artikel „Staatliche Schulen testen
ren“? Sag ihm: „Ich habe keine Zeit!“! Fragtest Einheitskleifung“ im „Spiegel“. Sie liest Heinrich
du: „Wann beginnt der Film?“? Bölls Roman „Wo warst du, Adam?”. Kennst du
den Roman „Wo warst du, Adam?“? Wir lesen
gerade den „Kaukasischen Kreidekreis“ von Brecht.
§ 92
Beim angeführten Satz lässt man den Zur Groß- und Kleinschreibung siehe § 53 E2.
Schlusspunkt weg, wenn er am Anfang oder
im Innern des Ganzsatzes steht. (2) Sprichwörter, Äußerungen und dergleichen,
zu denen man kommentierend Stellung neh-
men will:
Beim Begleitsatz lässt man den Schlusspunkt Das Sprichwort „Eile mit Weile“ hört man oft.
weg, wenn der angeführte Satz oder ein Teil „Aller Anfang ist schwer“ ist nicht immer ein hilf-
von ihm am Ende des Ganzsatzes steht. reicher Spruch.
Sein kritisches „Der Wein schmeckt nach Essig“
„Ich komme morgen“, versicherte sie. Sie sagte: „Ich ärgerte den Kellner. Ihr bittendes „Kommst du
komme gleich wieder“, und holte die Unterlagen. morgen?“ stimmte mich um. Seine ständige Ent-
Die Bahn erklärte: „Wir haben die feste schuldigung „Ich habe keine Zeit!“ ist wenig
Absicht, die Strecke stillzulegen.“ Sie versicherte: glaubhaft. Mich nervt sein dauerndes „Ich kann
„Ich komme morgen!“ Er rief: „Du kommst jetzt!“ nicht mehr!“.
Er fragte: „Kommst du?“ „Komm bitte“, sagte er, Textteile dieser Art werden nicht mit Kom-
„morgen pünktlich.“ ma abgegrenzt. Im Übrigen gilt § 90 bis § 92.
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Zeichensetzung §
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§ Amtliche Regelung
90
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Zeichensetzung §
91
040-093 WDR_Regelwerk_09.qxd 13.05.2006 15:56 Uhr Seite 92
§ Amtliche Regelung
§ 109
Beispiele: Zwischen Vokalbuchstaben, die zu
Bau-er, Ei-er, steu-ern, na-iv, Mu-se-um, verschiedenen Silben gehören, kann getrennt
in-di-vi-du-ell; eu-ro-pä-i-sche, Ru-i-ne, werden.
na-ti-o-nal, Fa-mi-li-en; Haus-tür, Be-fund,
ehr-lich
Beispiele:
E1: Einzelne Vokalbuchstaben am Wort- Bau-er, Ei-er, europä-ische, Famili-en, Foli-en,
anfang oder -ende werden nicht abgetrennt, freu-en, individu-ell, Knäu-el, klei-ig, Lai-en,
auch nicht bei Komposita, zum Beispiel: Mani-en, Muse-um, na-iv, nati-onal, re-ell,
Abend, Kleie, Ju-li-abend, Bio-müll Ru-ine, Spi-on, steu-ern
92
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Worttrennung am Zeilenende §
§ 111
Stehen Buchstabenverbindungen wie
ch, sch; ph, rh, sh oder th für einen Konsonanten,
so trennt man sie nicht. Dasselbe gilt für ck.
Beispiele:
la-chen, wa-schen, Deut-sche; Sa-phir, Myr-rhe,
Fa-shion, Zi-ther; bli-cken, Zu-cker
§ 112
In Fremdwörtern können die Verbin-
dungen aus Buchstaben für einen Konsonanten
+ l, n oder r entweder entsprechend § 110
getrennt werden, oder sie kommen ungetrennt
auf die neue Zeile.
Beispiele:
nob-le/no-ble, Zyk-lus/Zy-klus, Mag-net/Ma-
gnet, Feb-ruar/Fe-bruar, Hyd-rant/Hy-drant,
Arth-ritis/Ar-thritis
3 Besondere Fälle
§ 113
Wörter, die sprachhistorisch oder von
der Herkunftssprache her gesehen Zusammen-
setzungen oder Präfigierungen sind, aber nicht
mehr als solche empfunden oder erkannt
werden, kann man entweder nach § 108 oder
nach § 109 bis § 112 trennen.
Beispiele:
hin-auf / hi-nauf, her-an / he-ran, dar-um /
da-rum, war-um / wa-rum;
Chrys-antheme / Chry-santheme, Hekt-ar /
Hek-tar, Heliko-pter / Helikop-ter, inter-essant /
inte-ressant, Lin-oleum / Li-noleum, Päd-agogik /
Pä-dagogik
93
107-121_WDR_wasistneu_08.qxd 17.05.2006 17:18 Uhr Seite 107
Keine Änderungen gibt es gegenüber der Regelung von 2004 in den Bereichen Laut-Buchstaben-
Zuordnungen und Schreibung mit Bindestrich.
Bisher mussten zusammengesetzte Adverbien wie aufeinander-, vorwärts- oder Adverbien wie
quer- vom Verb getrennt geschrieben werden. Diese werden nun mit dem Verb zusammen-
geschrieben, wenn sie in dieser Verbindung den Hauptakzent tragen (➔ § 34 (1.2)). In einigen
Fällen bleibt es dem Schreibenden überlassen, ob er getrennt oder zusammenschreibt.
107
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108
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Eine Reihe von Verbpartikeln hat die Eigenschaft von frei vorkommenden Wörtern verloren. Die
Liste dieser Partikeln wurde um die Wortbestandteile abhanden-, anheim-, überhand-, vonstatten-,
vorlieb-, zugute-, zuteil-, zupass-, erweitert. Damit ergeben sich gegenüber 2004 u. a. folgende
neue Zusammenschreibungen. (➔ § 34 (1.3)):
Wenn sich aus einer Verbindung aus Adjektiv und Verb eine neue übertragene Gesamtbedeutung
ergibt, die sich nicht aus den Bedeutungen ihrer einzelnen Bestandteile erschließen lässt, gilt nun
Zusammenschreibung (§ 34 (2.2)):
109
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110
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In einigen Fällen lässt sich keine eindeutige Entscheidung darüber fällen, ob eine wörtliche oder
übertragene Bedeutung vorliegt. In diesen Fällen bleibt es dem Schreibenden überlassen, ob
getrennt oder zusammengeschrieben werden soll (➔ § 34 E5):
111
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Sowohl Getrennt- als auch Zusammenschreibung ist möglich, wenn das Adjektiv das Ergebnis der
Tätigkeit bezeichnet, die das Verb ausdrückt, z. B. ein Brett glatt hobeln oder glatthobeln (das Brett
ist als Ergebnis der Tätigkeit glatt). Man spricht hier von resultativen Prädikativen (➔ § 34 (2.1)):
112
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113
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Eine Sondergruppe bilden Verbindungen mit fest, voll und tot (festhalten, totschlagen, volltanken).
Da es sich um Adjektive handelt, die zahlreiche Verbindungen mit Verben eingehen (Reihen-
bildung: volltanken, vollfüllen, vollschenken usw.) und die oft idiomatisiert sind, ist fast ausschließ-
lich die Zusammenschreibung belegt. Gegenüber der Schreibung 2004 ergeben sich u. a. folgende
neue Zusammenschreibungen:
114
107-121_WDR_wasistneu_08.qxd 13.05.2006 16:43 Uhr Seite 115
Verbindungen aus Verb und Verb werden grundsätzlich getrennt geschrieben. Verbindungen
mit bleiben oder lassen als zweitem Bestandteil können nun auch zusammengeschrieben werden,
sofern sich die Gesamtbedeutung der Verbindung nicht aus den Bedeutungen ihrer Einzelbestand-
teile erschließen lässt (Idiomatisierung). Einen Sonderfall bildet die Verbindung kennen lernen /
kennenlernen. Sie darf in jedem Fall getrennt oder zusammengeschrieben werden (➔ § 34 E 7):
115
107-121_WDR_wasistneu_08.qxd 13.05.2006 16:43 Uhr Seite 116
Zusammensetzungen mit einem verblassten Substantiv (z. B. stattfinden, teilnehmen) waren nach
den Regeln der Reform zusammenzuschreiben. Diese Liste wurde erweitert. Es gelten folgende
neue Zusammenschreibungen (➔ § 34 (3)):
In vier weiteren Fällen ist sowohl Zusammen- als auch Getrenntschreibung möglich (➔ § 34 E6):
Bei einigen Verbindungen aus Einzelwort und Verb, z.B. danksagen / Dank sagen, lässt sich nicht
entscheiden, ob es sich um eine Wortgruppe oder um eine Zusammensetzung handelt. Gegenüber
der Regelung von 2004 wurde die Liste dieser Verbindungen u.a. um folgende Fälle erweitert
(➔ § 33 E):
116
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Wenn bei Verbindungen mit einem Adjektiv oder Partizip der erste Bestandteil bedeutungsver-
stärkend oder bedeutungsabschwächend ist, wird zusammengeschrieben, z. B. bitterernst, hyper-
aktiv. Im Unterschied zu 2004 werden nun auch Verbindungen wie die folgenden unter diese
Regel gefasst (➔ § 36 (1.5)):
Tritt ein einfaches unflektiertes Adjektiv als graduierende Bestimmung zu einem Partizip oder
Adjektiv, so kann nun sowohl getrennt als auch zusammengeschrieben werden (➔ § 36 (2.2)):
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Verbindungen aus Partikel und Verb oder Adjektiv und Verb, die im Infinitiv zusammengeschrie-
ben werden, müssen auch in allen ihren Partizipformen zusammengeschrieben werden. Damit
ergeben sich gegenüber der Regelung 2004 z. B. folgende neue Schreibungen (➔ § 36 1.2):
Verbindungen aus Adjektiv und Substantiv, die aus dem Englischen stammen, dürfen nur noch
dann zusammengeschrieben werden, wenn der Hauptakzent auf dem ersten Bestandteil liegt,
z. B. Hotdog / Hot Dog, Softdrink / Soft Drink. Liegt dagegen ein Akzent auf dem ersten und
zweiten Bestandteil, gilt nur noch Getrenntschreibung (➔ § 37 E4) z.B.:
118
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Eine Reihe von Wörtern wie angst, bange, recht verlieren in Verbindung mit den Verben sein,
bleiben, werden ihre substantivischen Merkmale und werden kleingeschrieben. Die Liste dieser
Wörter wurde um einige Fälle wie feind, freund, klasse erweitert. Auch diese Wörter werden nun
in Verbindung mit sein, bleiben, werden kleingeschrieben (➔ § 56 (1)):
Die Wörter Recht, Unrecht können in Verbindung mit den Verben behalten, bekommen, geben,
haben, tun jetzt klein- oder großgeschrieben werden:
Bei festen Verbindungen aus Adjektiv und Substantiv, die keine Eigennamen sind, wird das
Adjektiv grundsätzlich auch weiterhin kleingeschrieben. Bei Verbindungen mit einer neuen,
idiomatisierten Gesamtbedeutung ist in bestimmten Fällen auch die Großschreibung zulässig
(➔ § 63 E):
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2.3 Anredepronomen
In Briefen ist die Großschreibung der Anredepronomen du und ihr (in allen ihren Formen)
wieder möglich (➔ § 66 E):
du du /Du
(Ich schreibe dir heute, weil du dich...) (Ich schreibe dir / Dir heute, weil du /
Du dich /Dich...)
ihr ihr/ Ihr
(Liebe Kinder, in eurem letzten Brief habt (Liebe Kinder, in eurem / Eurem letzten
ihr euch...) Brief habt ihr / Ihr euch / Euch...)
3. Zeichensetzung
Bei Infinitivgruppen war die Kommasetzung weitgehend freigestellt. Nur wenn die Infinitivgruppe
durch ein hinweisendes Wort angekündigt wurde (Er dachte nicht daran, ihm zu helfen.), musste
sie durch Komma abgegrenzt werden. Gegenüber der Regelung 2004 wird das Komma nun in
zwei weiteren Fällen obligatorisch:
3.1 Die Infinitivgruppe wird mit um, ohne, statt, anstatt, außer oder als eingeleitet (➔ § 75 (1)):
120
107-121_WDR_wasistneu_08.qxd 13.05.2006 16:43 Uhr Seite 121
4. Worttrennung am Zeilenende
Nicht abgetrennt werden einzelne Vokalbuchstaben am Anfang oder am Ende von Wörtern,
auch nicht innerhalb von zusammengesetzten Wörtern (➔ § 107 E1; § 108):
121
Black Auszug (1189,1)
Deklinationstabellen
1189
Black Auszug (1190,1)
Deklinationstabellen
1190
Black Auszug (1191,1)
Deklinationstabellen
3. Person Plural
Plural Nominativ ihre Brüder ihre Schwestern ihre Kinder
Genitiv ihrer Brüder ihrer Schwestern ihrer Kinder
Dativ ihren Brüdern ihren Schwestern ihren Kindern
Akkusativ ihre Brüder ihre Schwestern ihre Kinder
1191
Black Auszug (1192,1)
Deklinationstabellen
f. 2 Femininum
Nominativ die Maus die Mäuse die Nuss die Nüsse
Genitiv der Maus der Mäuse der Nuss der Nüsse
Dativ der Maus den Mäusen der Nuss den Nüssen
Akkusativ die Maus die Mäuse die Nuss die Nüsse
n. 2 Neutrum
Nominativ das Floû die Flöûe
Genitiv des Floûes der Flöûe
Dativ dem Floû(e) den Flöûen
Akkusativ das Floû die Flöûe
m. 3 Maskulinum
Nominativ der Leib die Leiber
Genitiv des Leib(e)s der Leiber
Dativ dem Leib(e) den Leibern
Akkusativ den Leib die Leiber
n. 3 Neutrum
Nominativ das Rind die Rinder das Ei die Eier
Genitiv des Rind(e)s der Rinder des Ei(e)s der Eier
Dativ dem Rind(e) den Rindern dem Ei(e) den Eiern
Akkusativ das Rind die Rinder das Ei die Eier
m. 4 Maskulinum
Nominativ der Mann die Männer der Strauch die Sträucher
Genitiv des Mann(e)s der Männer des Strauch(e)s der Sträucher
Dativ dem Mann(e) den Männern dem Strauch(e) den Sträuchern
Akkusativ den Mann die Männer den Strauch die Sträucher
n. 4 Neutrum
Nominativ das Blatt die Blätter das Gras die Gräser
Genitiv des Blatt(e)s der Blätter des Grases der Gräser
Dativ dem Blatt(e) den Blättern dem Gras(e) den Gräsern
Akkusativ das Blatt die Blätter das Gras die Gräser
Nominativ das Fass die Fässer
Genitiv des Fasses der Fässer
Dativ dem Fass(e) den Fässern
Akkusativ das Fass die Fässer
m. 5 Maskulinum
Nominativ der Kater die Kater der Sessel die Sessel
Genitiv des Katers der Kater des Sessels der Sessel
Dativ dem Kater den Katern dem Sessel den Sesseln
Akkusativ den Kater die Kater den Sessel die Sessel
n. 5 Neutrum
Nominativ das Fenster die Fenster das Rätsel die Rätsel
Genitiv des Fensters der Fenster des Rätsels der Rätsel
Dativ dem Fenster den Fenstern dem Rätsel den Rätseln
Akkusativ das Fenster die Fenster das Rätsel die Rätsel
1192
Black Auszug (1193,1)
Deklinationstabellen
n. 5 Neutrum
Nominativ das Gebirge die Gebirge
Genitiv des Gebirges der Gebirge
Dativ dem Gebirge den Gebirgen
Akkusativ das Gebirge die Gebirge
m. 6 Maskulinum
Nominativ der Vater die Väter der Vogel die Vögel
Genitiv des Vaters der Väter des Vogels der Vögel
Dativ dem Vater den Vätern dem Vogel den Vögeln
Akkusativ den Vater die Väter den Vogel die Vögel
f. 6 Femininum
Nominativ die Tochter die Töchter
Genitiv der Tochter der Töchter
Dativ der Tochter den Töchtern
Akkusativ die Tochter die Töchter
n. 6 Neutrum
Nominativ das Kloster die Klöster
Genitiv des Klosters der Klöster
Dativ dem Kloster den Klöstern
Akkusativ das Kloster die Klöster
m. 7 Maskulinum
Nominativ der Tropfen die Tropfen
Genitiv des Tropfens der Tropfen
Dativ dem Tropfen den Tropfen
Akkusativ den Tropfen die Tropfen
n. 7 Neutrum
Nominativ das Zeichen die Zeichen
Genitiv des Zeichens der Zeichen
Dativ dem Zeichen den Zeichen
Akkusativ das Zeichen die Zeichen
m. 8 Maskulinum
Nominativ der Graben die Gräben
Genitiv des Grabens der Gräben
Dativ dem Graben den Gräben
Akkusativ den Graben die Gräben
m. 9 Maskulinum
Nominativ der Kakadu die Kakadus der Trupp die Trupps
Genitiv des Kakadus der Kakadus des Trupps der Trupps
Dativ dem Kakadu den Kakadus dem Trupp den Trupps
Akkusativ den Kakadu die Kakadus den Trupp die Trupps
f. 9 Femininum
Nominativ die Kobra die Kobras die Bar die Bars
Genitiv der Kobra der Kobras der Bar der Bars
Dativ der Kobra den Kobras der Bar den Bars
Akkusativ die Kobra die Kobras die Bar die Bars
1193
Black Auszug (1194,1)
Deklinationstabellen
n. 9 Neutrum
Nominativ das Auto die Autos das Fräulein die Fräuleins
Genitiv des Autos der Autos des Fräuleins der Fräuleins
Dativ dem Auto den Autos dem Fräulein den Fräuleins
Akkusativ das Auto die Autos das Fräulein die Fräuleins
1194
Black Auszug (1195,1)
Deklinationstabellen
1195
Black Auszug (1196,1)
Deklinationstabellen
f. 17 Femininum
Nominativ eine Angestellte viele Angestellte
Genitiv einer Angestellten vieler Angestellter
Dativ einer Angestellten vielen Angestellten
Akkusativ eine Angestellte viele Angestellte
n. 17 Neutrum
Nominativ ein Ganzes viele Ganze
Genitiv eines Ganzen vieler Ganzer
Dativ einem Ganzen vielen Ganzen
Akkusativ ein Ganzes viele Ganze
1196
Black Auszug (1197,1)
Deklinationstabellen
Deklination des Adjektivs ohne Artikel, mit bestimmtem und unbestimmtem Artikel
(starke, schwache und gemischte Deklination)
Maskulinum
Singular
Nominativ guter Freund der gute Freund ein guter Freund
Genitiv guten Freundes des guten Freundes eines guten Freundes
Dativ gutem Freund(e) dem guten Freund(e) einem guten Freund(e)
Akkusativ guten Freund den guten Freund einen guten Freund
Plural
Nominativ gute Freunde die guten Freunde keine guten Freunde
Genitiv guter Freunde der guten Freunde keiner guten Freunde
Dativ guten Freunden den guten Freunden keinen guten Freunden
Akkusativ gute Freunde die guten Freunde keine guten Freunde
Femininum
Singular
Nominativ schöne Blume die schöne Blume eine schöne Blume
Genitiv schöner Blume der schönen Blume einer schönen Blume
Dativ schöner Blume der schönen Blume einer schönen Blume
Akkusativ schöne Blume die schöne Blume eine schöne Blume
Plural
Nominativ schöne Blumen die schönen Blumen keine schönen Blumen
Genitiv schöner Blumen der schönen Blumen keiner schönen Blumen
Dativ schönen Blumen den schönen Blumen keinen schönen Blumen
Akkusativ schöne Blumen die schönen Blumen keine schönen Blumen
Neutrum
Singular
Nominativ kleines Kind das kleine Kind ein kleines Kind
Genitiv kleinen Kindes des kleinen Kindes eines kleinen Kindes
Dativ kleinem Kind(e) dem kleinen Kind(e) einem kleinen Kind(e)
Akkusativ kleines Kind das kleine Kind ein kleines Kind
Plural
Nominativ kleine Kinder die kleinen Kinder keine kleinen Kinder
Genitiv kleiner Kinder der kleinen Kinder keiner kleinen Kinder
Dativ kleinen Kindern den kleinen Kindern keinen kleinen Kindern
Akkusativ kleine Kinder die kleinen Kinder keine kleinen Kinder
1197
Konjugationstabellen
1198
Konjugationstabellen
Vollständiges Konjugationsbeispiel (regelmäûiges Verbum)
Aktiv Passiv
Infinitiv Indikativ Präsens Indikativ Präsens
fragen ich frage du fragst er (sie, es) fragt ich werde gefragt du wirst gefragt er (sie, es) wird
gefragt
wir fragen ihr fragt sie fragen wir werden gefragt ihr werdet gefragt sie werden gefragt
Imperativ Indikativ Präteritum Indikativ Präteritum
frag! ich fragte du fragtest er (sie, es) fragte ich wurde gefragt du wurdest gefragt er (sie, es) wurde
gefragt
fragt! wir fragten ihr fragtet sie fragten wir wurden gefragt ihr wurdet gefragt sie wurden gefragt
Konjunktiv I Konjunktiv II
ich frage du fragest er (sie, es) frage ich fragte du fragtest er (sie, es) fragte
wir fragen ihr fraget sie fragen wir fragten ihr fragtet sie fragten
Konjugationstabellen
Konjunktiv I/II der Erwartungsstufe: er werde/würde fragen; er werde/würde gefragt haben
1199
1200
Konjugationstabellen
Konjugation der regelmäûigen Verben
Infinitiv Indikativ Präsens Indikativ Präteritum Imperativ Partizip II
1 lachen lache lachst lacht lachte lachtest lachte lach! gelacht
-en -t -en -ten -tet -ten lacht!
fassen fasse fasst fasst fasste fasstest fasste fass! gefasst
fassen fasst fassen fassten fasstet fassten fasst!
2 baden bade badest badet badete badetest badete bad(e)! gebadet
-en -et -en -eten -etet -eten badet!
zeichnen zeichne zeichnest zeichnet zeichnete zeichnetest -ete zeichne! gezeichnet
-en -et -en -eten -etet -eten zeichnet!
3 rasieren rasiere rasierst rasiert rasierte rasiertest rasierte rasier(e)! rasiert
-en -t -en -ten -tet -ten rasiert!
Konjugationstabellen
19 brechen breche brichst bricht brach brachst brach brich! gebrochen
brechen brecht brechen -en -t -en brecht!
20 brennen brenne brennst brennt brannte branntest brannte brenne(e)! gebrannt
-en -t -en auch: auch: auch: brennt!
brennte brenn- brennte
-ten test -tet -ten
1201
Infinitiv Indikativ Präsens Indikativ Präteritum Imperativ Partizip II
1202
Konjugationstabellen
21 bringen bringe bringst bringt brachte brachtest brachte bring! gebracht
-en -t -en -ten -tet -ten bringt!
22 denken denke denkst denkt dachte dachtest dachte denk! gedacht
-en -t -en -ten -tet -ten denkt!
23 dingen dinge dingst dingt dang dangst dang ding! gedungen
-en -t -en -en -t -en dingt!
wird auch regelmäûig konjugiert
Konjugationstabellen
-en -t -en -en -t -en gärt!
wird auch regelmäûig konjugiert
Konjugationstabellen
46 gedeihen gedeihe gedeihst gedeiht gedieh gediehst gedieh gedeih(e)! gediehen
-en -t -en -en -t -en gedeiht!
47 gehen gehe gehst geht ging gingst ging geh! gegangen
-en -t -en -en -t -en geht!
48 gelingen ± ± gelingt ± ± gelang geling! gelungen
± ± gelingen ± ± -en gelingt!
49 gelten gelte giltst gilt galt galt(e)st galt gilt! gegolten
gelten geltet gelten -en -et -en geltet!
50 genesen genese genes(es)t genest genas genasest genas genes(e)! genesen
-en -t -en -en -t -en genest!
51 genieûen genieûe genieût genieût genoss genossest genoss genieû(e)! genossen
-en -t -en genossen genosst genossen genieût!
52 geschehen ± ± geschieht ± ± geschah ± geschehen
± ± geschehen ± ± -en ±
53 gewinnen gewinne gewinnst gewinnt gewann gewannst gewann gewinn(e)! gewonnen
-en -t -en -en -t -en gewinnt!
54 gieûen gieûe gieût gieût goss gossest goss gieû! gegossen
-en -t -en gossen gosst gossen gieût!
55 gleichen gleiche gleichst gleicht glich glichst glich gleich(e)! geglichen
-en -t -en -en -t -en gleicht!
Konjugationstabellen
70 kneifen kneife kneifst kneift kniff kniffst kniff kneif! gekniffen
-en -t -en -en -t -en kneift!
71 kommen komme kommst kommt kam kamst kam komm! gekommen
-en -t -en -en -t -en kommt!
72 können kann kannst kann konnte konntest konnte ± gekonnt
können könnt können -ten -tet -ten ±
73 kriechen krieche kriechst kriecht kroch krochst kroch kriech! gekrochen
-en -t -en -en -t -en kriecht!
74 laden lade lädst lädt lud lud(e)st lud lad! geladen
laden ugs. auch ugs. auch -en -et -en ladet!
ladest ladet
ladet laden
75 lassen lasse läss(es)t lässt lieû lieû(es)t lieû lass! gelassen
lassen lasst lassen -en -t -en lasst!
76 laufen laufe läufst läuft lief liefst lief lauf! gelaufen
laufen lauft laufen -en -t -en lauft!
77 leiden leide leidest leidet litt litt(e)st litt leid(e)! gelitten
-en -et -en -en -et -en leidet!
78 leihen leihe leihst leiht lieh liehst lieh leih! geliehen
-en -t -en -en -t -en leiht!
Konjugationstabellen
-en -t -en -en -t -en pflegt!
wird nur noch in Fügungen wie Beziehungen pflegen¬¬ unregelmäûig konjugiert
Konjugationstabellen
93 quellen quelle quillst quillt quoll quollst quoll quill! gequollen
quellen quellt quellen -en -t -en quellt!
wird bei transitivem Gebrauch regelmäûig konjugiert
106 schallen schalle schallst schallt scholl schollst scholl schall(e)! geschollen
-en -t -en -en -t -en schallt!
wird auch regelmäûig konjugiert
107 scheiden scheide scheidest scheidet schied schied(e)st schied scheid(e)! geschieden
-en -et -en -en -et -en scheidet!
108 scheinen scheine scheinst scheint schien schienst schien schein(e)! geschienen
-en -t -en -en -t -en scheint!
109 scheiûen scheiûe scheiût scheiût schiss schissest schiss scheiû! geschissen
-en -t -en schissen schisst schissen scheiût!
110 schelten schelte schiltst schilt schalt schalt(e)st schalt schilt! gescholten
schelten scheltet schelten -en -et -en scheltet!
111 scheren schere scherst schert schor schorst schor scher! geschoren
-en -t -en auch: scherte auch: schertest auch: scherte schert!
-en -t -en
112 schieben schiebe schiebst schiebt schob schobst schob schieb! geschoben
-en -t -en -en -t -en schiebt!
113 schieûen schieûe schieût schieût schoss schossest schoss schieû! geschossen
Konjugationstabellen
114 schinden schinde schindest schindet schund schund(e)st schund schind(e)! geschunden
-en -et -en auch: auch: auch: schindet!
schindete schindetest schindete
-en -et -en
115 schlafen schlafe schläftst schläft schlief schliefst schlief schlaf(e)! geschlafen
schlafen schlaft schlafen -en -t -en schlaft!
1209
Infinitiv Indikativ Präsens Indikativ Präteritum Imperativ Partizip II
1210
Konjugationstabellen
116 schlagen schlage schlägst schlägt schlug schlugst schlug schlag(e)! geschlagen
schlagen schlagt schlagen -en -t -en schlagt!
117 schleichen schleiche schleichst schleicht schlich schlichst schlich schleich! geschlichen
-en -t -en -en -t -en schleicht!
118 schleifen schleife schleifst schleift schliff schliffst schliff schleif! geschliffen
-en -t -en -en -t -en schleift!
wird im Sinne von zerstören¬¬ (Festung) regelmäûig konjugiert
125 schneiden schneide schneidest schneidet schnitt schnitt(e)st schnitt schneid(e)! geschnitten
-en -et -en -en -et -en schneidet!
126 schrecken schrecke schrickst schrickt schrak schrakst schrak schreck(e)! geschrocken
schrecken schreckt schrecken -en -t -en schreckt!
wird bei transitivem Gebrauch regelmäûig konjugiert
Infinitiv Indikativ Präsens Indikativ Präteritum Imperativ Partizip II
127 schreiben schreibe schreibst schreibt schrieb schriebst schrieb schreib! geschrieben
-en -t -en -en -t -en schreibt!
128 schreien schreie schreist schreit schrie schriest schrie schrei! geschrien
-en -t -en schrien schriet schrien schreit!
129 schreiten schreite schreitest schreitet schritt schrittest schritt schreit(e)! geschritten
-en -et -en -en -et -en schreitet!
130 schweigen schweige schweigst schweigt schwieg schwiegst schwieg schweig! geschwiegen
-en -t -en -en -t -en schweigt!
131 schwellen schwelle schwillst schwillt schwoll schwollst schwoll schwill! geschwollen
schwellen schwellt schwellen -en -t -en schwellt!
wird bei transitivem Gebrauch regelmäûig konjugiert
132 schwimmen schwimme schwimmst schwimmt schwamm schwammst schwamm schwimm! geschwommen
-en -t -en -en -t -en schwimmt!
133 schwinden schwinde schwindest schwindet schwand schwand(e)st schwand schwind(e)! geschwunden
-en -et -en -en -et -en schwindet!
134 schwingen schwinge schwingst schwingt schwang schwangst schwang schwing! geschwungen
-en -t -en -en -t -en schwingt!
135 schwören schwöre schwörst schwört schwur schwurst schwur schwör(e)! geschworen
-en -t -en -en -t -en schwört!
auch: schwor
usw.
Konjugationstabellen
138 senden sende sendest sendet sandte sandtest sandte send(e)! gesandt
-en -et -en sandten sandtet sandten sendet!
wird auch, im Sinne von ausstrahlen¬¬ (Rundfunk, Fernsehen), ausschlieûlich regelmäûig konjugiert
139 sieden siede siedest siedet sott sott(e)st sott sied(e)! gesotten
-en -et -en -en -et -en siedet!
wird bei intransitivem Gebrauch regelmäûig konjugiert
140 singen singe singst singt sang sangst sang sing! gesungen
-en -t -en -en -t -en singt!
141 sinken sinke sinkst sinkt sank sankst sank sink! gesunken
-en -t -en -en -t -en sinkt!
142 sinnen sinne sinnst sinnt sann sannst sann sinn(e)! gesonnen
-en -t -en -en -t -en sinnt! auch: gesinnt
143 sitzen sitze sitzt sitzt saû saû(es)t saû sitz! gesessen
-en -t -en -en -t -en sitzt!
144 speien speie speist speit spie spiest spie spei! gespien
-en -t -en spien spiet spien speit!
145 spinnen spinne spinnst spinnt spann spannst spann spinn! gesponnen
-en -t -en -en -t -en spinnt!
146 sprechen spreche sprichst spricht sprach sprachst sprach sprich! gesprochen
151 stehen stehe stehst steht stand stand(e)st stand steh! gestanden
-en -t -en -en -et -en steht!
152 stehlen stehle stiehlst stiehlt stahl stahlst stahl stiehl! gestohlen
stehlen stehlt stehlen -en -t -en stehlt!
153 steigen steige steigst steigt stieg stiegst stieg steig! gestiegen
-en -t -en -en -t -en steigt!
154 sterben sterbe stirbst stirbt starb starbst starb stirb! gestorben
sterben sterbt sterben -en -t -en sterbt!
155 stieben stiebe stiebst stiebt stob stobst stob stieb(e)! gestoben
-en -t -en -en -t -en stiebt!
wird auch regelmäûig konjugiert
156 stinken stinke stinkst stinkt stank stankst stank stink! gestunken
-en -t -en -en -t -en stinkt!
Konjugationstabellen
160 tragen trage trägst trägt trug trugst trug trag! getragen
tragen tragt tragen -en -t -en tragt!
161 treffen treffe triffst trifft traf trafst traf triff! getroffen
treffen trefft treffen -en -t -en trefft!
162 treiben treibe treibst treibt trieb triebst trieb treib! getrieben
-en -t -en -en -t -en treibt!
163 treten trete trittst tritt trat tratst trat tritt! getreten
treten tretet treten -en -et -en tretet!
164 triefen triefe triefst trieft troff troffst troff ± getroffen
-en -t -en -en -t -en ±
wird auch regelmäûig konjugiert
165 trinken trinke trinkst trinkt trank trankst trank trink! getrunken
-en -t -en -en -t -en trinkt!
166 trügen trüge trügst trügt trog trogst trog trüg(e)! getrogen
-en -t -en -en -t -en trügt!
167 tun tue tust tut tat tat(e)st tat tu! getan
tun tut tun -en -et -en tut!
168 verderben verderbe verdirbst verdirbt verdarb verdarbst verdarb verdirb! verdorben
verderben verderbt verderben -en -t -en verderbt! verderbt
174 waschen wasche wäschst wäscht wusch wuschst wusch wasch! gewaschen
waschen wascht waschen -en -t -en wascht!
175 weben webe webst webt wob wobst wob web! gewoben
-en -t -en -en -t -en webt!
wird auch regelmäûig konjugiert
176 weichen weiche weichst weicht wich wichst wich weich(e)! gewichen
-en -t -en -en -t -en weicht!
177 weisen weise weist weist wies wies(es)t wies weis(e)! gewiesen
-en -t -en -en -t -en weist!
178 wenden wende wendest wendet wandte wandtest wandte wend(e)! gewandt
-en -et -en wandten wandtet wandten wendet!
wird auch (transitiv immer) regelmäûig konjugiert
179 werben werbe wirbst wirbt warb warbst warb wirb! geworben
werben werbt werben -en -t -en werbt!
180 werden werde wirst wird wurde wurdest wurde werd(e)! geworden
werden werdet werden auch: ward auch: wardest auch: ward werdet! als Hilfsverb:
-en -et -en worden
Konjugationstabellen
184 wissen weiû weiût weiû wusste wusstest wusste wisse! gewusst
wissen wisst wissen wussten wusstet wussten wisst!
185 wollen will willst will wollte wolltest wollte wolle! gewollt
wollen wollt wollen -ten -tet -ten wollt!
186 zeihen zeihe zeihst zeiht zieh ziehst zieh zeih(e)! geziehen
-en -t -en -en -t -en zeiht!
187 ziehen ziehe ziehst zieht zog zogst zog zieh! gezogen
-en -t -en -en -t -en zieht!
188 zwingen zwinge zwingst zwingt zwang zwangst zwang zwing! gezwungen
-en -t -en -en -t -en zwingt!
Wissenschaftliche Berater
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