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Bau- und Bedienungsanleitung

Best.-Nr.: 61884
Version 1.0,
Stand: Januar 2005

DC-Einschaltstrom-
begrenzung
Schon beim Laden mittlerer Kondensatoren im Bereich von einigen 1000 µF
fließen im Einschaltmoment Gleichströme von 100 A und mehr. Um die speisende
Quelle im Einschaltmoment vor diesen hohen Pulsströmen zu schützen, ein Auslösen
vorgeschalteter Feinsicherungen zu verhindern und um hohe Pulsbelastungen von
Kondensatoren fern zu halten, kommt die DC-Einschaltstrombegrenzung DEB 1
zum Einsatz.
Abhilfe zu schaffen, schaltet man in die Güte (ESR = äquivalenter Reihenwider-
Allgemeines Netzzuleitung des Großverbrauchers eine stand) des Kondensators, der Leistungsfä-
Einschaltoptimierung. Diese begrenzt im higkeit der speisenden Quellen und der
Einschaltstrombegrenzer, auch als Ein- Einschaltmoment den Strom so weit, dass Impedanz der Verbindungsleitungen ab-
schaltoptimierer bekannt, sind in der Wech- der Sicherungsautomat nicht auslöst; da- hängt. So fließen bereits bei kleinen Kapa-
selstromtechnik weit verbreitet (z. B. ELV- nach wird die Strombegrenzung automa- zitäten im 1000-µF-Bereich Einschaltströ-
Einschaltoptimierung für Großverbraucher tisch überbrückt, so dass der Verbraucher
bis 3600 VA, ELV-Best.-Nr.: 51-259-31). im laufenden Betrieb nichts von der vorge- Technische Daten: DEB 1
In stark ausgelasteten oder schwach di- schalteten Strombegrenzung merkt. Eingangsspannung: ............... 8–40 VDC
mensionierten Hausverteilungen kann das Genauso wie es dieses Problem auf der Max. Laststrom: ............................. 5 A
Einschalten eines größeren Verbrauchers 230-V-Wechselstromseite gibt, kommt es Anstiegszeit: .............. 10 ms bis 50 ms,
den Sicherungsautomaten zum Auslösen auch geräteintern zu solchen hohen Ein- typ. 13 ms @ 24 V
bringen. Oftmals könnte die Sicherung den schaltströmen. Bei elektronischen Gerä- On-Widerstand: ............... max. 50 m1,
niedrigeren Betriebsstrom des Verbrau- ten, die intern hauptsächlich mit Gleich- typ. 20 m1 @ 24 V
chers noch problemlos „halten“, den ho- spannung versorgt werden, sind hier meist Verlustleistung: ....... max. 1 W @ 5 A,
hen Einschaltstrom, den z. B. motorbetrie- Kondensatoren für hohe Einschaltströme typ. 500 mW @ 24 V, 5 A
bene Geräte wie Winkelschleifer, Rasen- verantwortlich. Im Einschaltmoment wirkt Anschlüsse: ............................ Lötstifte
mäher etc. besitzen, verkraftet der Auto- ein Kondensator im Prinzip wie ein Kurz- Abmessungen: ........... 48 x 26 x 13 mm
mat aber nicht mehr und löst aus. Um hier schluss, dessen Kurzschlussstrom von der

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Bau- und Bedienungsanleitung

me im 100-A-Bereich – wohl nur für den


Bruchteil einer Sekunde, aber teilweise
schon lang genug, um u. U. entsprechende
Feinsicherungen zum Auslösen zu brin-
gen. Potenzielle Geräte mit solchen hohen
geräteinternen DC-Einschaltströmen sind
große, längsgeregelte Netzgeräte, Audio-
Endstufen mit hoher Leistung usw. – im
Prinzip jedes Gerät mit großen internen
Kapazitäten.
Ein hoher Einschaltstrom hat prinzipiell
für den Bediener primär erst mal keine
negativen Auswirkungen. Der Geräteent-
wickler hat aber mit diesem Phänomen zu
kämpfen: Zum einen muss er verhindern,
dass eine vorgeschaltete Feinsicherung im
Einschaltmoment auslöst, und zum ande-
ren wirken sich hohe Pulsströme negativ
auf die Lebensdauer von Kondensatoren
aus. Das Auslösen der Feinsicherung lässt
sich natürlich dadurch verhindern, indem
einfach der Sicherungswert erhöht wird,
dann ist aber die Schutzfunktion der Fein-
sicherung für den laufenden Betrieb nicht
mehr gegeben. Somit ist in vielen Schal- Bild 1: Typischer Verlauf einer Ein- und Ausgangsspannung, oben ohne Ein-
tungen eine Einschaltstrombegrenzung für schaltstrombegrenzung, unten mit Einschaltstrombegrenzung
einen DC-Zweig die einzige Möglichkeit,
beide Vorgaben zu erfüllen. Anstiegszeit der Ausgangsspannung ist die Stromaufnahme bei einer stark kapazi-
beim DEB 1 in gewissem Maß von der tiven Last auswirkt, zeigt Abbildung 2.
Funktionsprinzip angelegten Eingangsspannung und der Hier ist oben der Stromverlauf ohne eine
verwendeten Last abhängig. Das Oszillo- Einschaltstrombegrenzung zu sehen; der
Im Prinzip beruht die Funktion einer gramm zeigt den Spannungsverlauf bei untere Graph zeigt die Stromaufnahme bei
DC-Einschaltstrombegrenzung darauf, 24 V Eingangsspannung und einem ohm- derselben Last, nur mit vorgeschalteter
dass ein im Stromweg liegender Wider- schen Laststrom von 2,5 A. Hier ergibt sich DC-Einschaltstrombegrenzung. Die Ska-
stand den Strom im Einschaltmoment be- eine Anstiegszeit von 12,5 ms. Auf den lierung in der vertikalen Achse ist dabei
grenzt und dieser Widerstand anschließend ersten Blick scheint die Verzögerung nicht 50 A/DIV. Hier ist sehr gut die Wirkung in
im stationären Betrieb durch einen Kurz- besonders groß zu sein, doch für die mei- der Praxis zu erkennen: Der Stromstoß im
schluss ersetzt wird. Für den Gleichspan- sten Anwendungen ist dies mehr als ausrei- Einschaltmoment ist von ca. 125 A ohne
nungsbereich bietet sich hierzu die Ver- chend. Begrenzung auf ca. 40 A mit eingebauter
wendung eines FET (Feld-Effekt-Transis- Wie sich eine solche Verzögerung auf DEB 1 zurückgegangen.
tor) förmlich an. Vereinfacht lässt sich ein
FET als steuerbarer Widerstand darstellen,
der seinen Widerstandswert stufenlos zwi-
schen einigen Giga- bzw. Megaohm im
hochohmigen Zustand und einigen Mil-
liohm im niederohmigen Zustand ändern
kann. Die „Kunst“ besteht nur noch darin,
den FET entsprechend anzusteuern, damit
sein Drain-Source-Widerstand dem gefor-
derten Verlauf folgt: Direkt nach dem An-
legen der Spannung muss der FET seinen
Widerstandswert langsam verkleinern, bis
er nach einigen Millisekunden zu einem
Quasi-Kurzschluss geworden ist. Der an-
fänglich hohe Widerstand begrenzt den
Stromfluss dann wie ein normaler ohm-
scher Vorwiderstand.
Wie eine solche Einschaltstrombegren-
zung wirkt, zeigen die Abbildungen 1 und 2.
Hier sind typische Spannungs- und Strom-
verläufe im praktischen Einsatz zu sehen.
Im Bild 1 ist unten die verzögerte und nur
langsam ansteigende Ausgangsspannung
zu sehen, oben im Vergleich dazu die
schnell ansteigende Eingangsspannung an Bild 2: Typische Verläufe der Stromaufnahme bei einer großen kapazitiven Last,
der DC-Einschaltstrombegrenzung. Die oben ohne Einschaltstrombegrenzung, unten mit Einschaltstrombegrenzung

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Bereich – die Ausgangsspannung steigt
Power MOSFET dabei langsam an.
Mit langsam immer weiter sinkender
T1 Gate-Source-Spannung verkleinert sich der
ST1 ST3
Drain-Source-Widerstand, die Ausgangs-
C1 D1 C2 spannung steigt weiter langsam an.
IRF4905 Ab ca. -10 V UGS geht der FET in die
1u ZPD15V 22n Sättigung, d. h. der Drain-Source-Wider-
DC-IN 63V R2 63V DC-OUT stand ist auf seinen Minimalwert von
8V - 40V 100R max. 5A ca. 10 m1 gesunken. Der Ladevorgang des
Kondensators wird dadurch allerdings
nicht beeinflusst, so dass die Gate-Source-

220K
ST2 ST4

R1
Spannung weiter ansteigt. Zum Schutz des
FETs vor Gate-Source-Spannungen klei-
ner -20 V begrenzt die parallel zum Kon-
densator liegende Z-Diode die Spannungs-
Bild 3: Schaltbild der DC-Einschaltstrombegrenzung differenz auf ca. 15 V.
In Abbildung 5 sind diese Spannungs-
nung zu erzeugen, ist eine RC-Schaltung. In verläufe nochmals dargestellt. Dieses Er-
Schaltung dieser Schaltung ist prinzipiell die RC- gebnis einer Spice-Simulation zeigt die
Kombination aus C 1 und R 1 für das oben beschriebenen Abläufe nochmals
Das Besondere an dieser kleinen Schal- langsame Absinken der Gate-Spannung genau: Die blau dargestellte Eingangsspan-
tung ist die sehr geringe Anzahl an Bautei- verantwortlich – der Einfluss der RC-Kom- nung (Source-Spannung) steigt sprungför-
len. Abbildung 3 zeigt das Schaltbild. Wie bination aus R 2 und C 2 kann für die mig an. Damit verbunden springt auch die
schon erwähnt, übernimmt ein FET das anfängliche Betrachtung vernachlässigt Gate-Spannung (violett) auf gleiches Po-
langsame Ein- und Ausschalten der Gleich- werden. Vereinfacht lässt sich der Verlauf tenzial, entsprechend ist die Differenz Gate-
spannung. T 1 ist ein MOS-FET (Metall- der Gate-Spannung wie folgt herleiten: Source (rot) im ersten Augenblick 0 V.
oxid-FET) vom Typ IRF4905, ein so ge- Im Einschaltmoment ist der Konden- Damit sperrt der FET, und die Ausgangs-
nannter HEXFET® vom Hersteller Inter- sator C 1 ungeladen, d. h. die Spannung spannung (Drain-Spannung) – hier grün
national Rectifier. Die Steuerkennlinie die- zwischen den Anschlüssen ist 0 V, der dargestellt – ist noch 0. Das dann begin-
ses (enhancement mode) P-Kanal-MOS- Kondensator ist prinzipiell ein Kurzschluss. nende Laden des Kondensators sorgt für
FET zeigt Abbildung 4. Typisch für einen In diesem Moment ist somit Gate-Span- eine fallende Gate-Source-Spannung und
solchen FET ist die Tatsache, dass er bei nung gleich Source-Spannung (UGS = 0 V), entsprechend für ein fallendes Gate-Poten-
einer Gate-Source-Spannung von 0 V der FET sperrt. Über den Kondensator C 1 zial. In dieser Simulation beginnt der FET
sperrt, d. h. hochohmig ist. Wird die Span- und den Widerstand R 1 fließt nun ein bei einer Gate-Spannung von ca. -3,8 V zu
nung nun negativ, d. h. die Gate-Spannung Strom vom Source-Anschluss (DC-Ein- leiten – zu erkennen an der steigenden
wird kleiner als die Source-Spannung, be- gang) zur Masse, der den Kondensator Ausgangsspannung (grün). Ab einer Span-
ginnt der FET ab der so genannten Pinch- langsam auflädt. Das Laden des Konden- nung von ca. -4 V ist der FET dann bereits
off-Voltage (Schwellenspannung) zu lei- sators bewirkt nun eine langsam ansteigen- für den hier simulierten Lastfall quasi durch-
ten. Beim IRF4905 liegt dieser Wert laut de Kondensatorspannung, die im gleichen gesteuert. Im Verlauf der Gate- bzw. Gate-
Datenblatt zwischen 2,0 V und 4,0 V. Maße ein Absinken der Gate-Spannung Source-Spannung ist das Plateau gut zu
Um nun ein langsames Einschalten des zur Folge hat. Wenn nun die Kondensator- erkennen, das das Durchsteuern des FETs
MOS-FETs zu erreichen, darf die Gate- spannung den Pinch-off-Wert des FETs verlangsamt. Hierfür sind FET-interne
Source-Spannung nur sehr langsam negati- erreicht hat, beginnt der FET zu leiten, d. h. Kapazitäten und die zweite RC-Kombina-
ver werden. Die einfachste Methode, eine er verringert seinen Drain-Source-Wider- tion aus R 2 und C 2 verantwortlich.
sich langsam, aber stetig ändernde Span- stand von einigen Megaohm in den Ohm- Der Einfluss der RC-Kombination aus
1000
R 2 und C 2 ist etwas schwieriger zu
erkennen. Im Einschaltmoment lädt sich
C 2 im Vergleich zu C 1 quasi sofort auf
den Betriebsspannungswert (z. B. 24 V)
T J = 25 °C auf. Während C 1 langsam Ladung auf-
nimmt und die Kondensatorspannung
-ID , Drain-to-Source Current (A)

100
steigt, entlädt sich der Kondensator C 2
T J = 175 °C
entsprechend – er arbeitet also dem Absin-
ken des Gate-Potenzials entgegen – zu-
nächst aber nur wenig. Beginnt nun der
FET zu leiten, steigt die Ausgangsspan-
10 nung und damit auch das Potenzial an
einem Kondensatoranschluss von C 2 an.
Dieses bewirkt dann, dass sich der Kon-
densator schneller entlädt und mit dem
V DS = -25 V dann fließenden erhöhten Entladestrom
20 s PULSE WIDTH
1 versucht, das Potenzial am Gate zu „stüt-
4 5 6 7 8 9 10
-V GS , Gate-to-Source Voltage (V)
zen“. Damit verlangsamt sich der Abfall
der Gate-Spannung. Das heißt, prinzipiell
Bild 4: Steuerkennlinie IRF4905 verzögert die Kombination R 2, C 2 den

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Bau- und Bedienungsanleitung

Bild 5: Simulation
verschiedener
Spannungsverläufe
zum DEB 1

Vorgang des Durchsteuerns des FETs noch- cken. Zum Einbau des FETs muss dieser Sind die elektrischen Verbindungen
mals. Damit ist diese kleine Schaltung der zunächst mechanisch befestigt werden. korrekt ausgeführt, muss die Platine noch
DC-Einschaltstrombegrenzung ausführlich Dazu sind die Anschlussbeine im Abstand mechanisch befestigt werden. Dazu be-
beschrieben, und es folgen nun die Anmer- von ca. 2,5 mm um 90° nach hinten abzuwin- sitzt diese vier 3,2-mm-Bohrungen in den
kungen und Hinweise zum Nachbau. keln. Nach dem Einsetzen des FETs erfolgt Ecken.
die mechanische Befestigung mit der von der Die Überprüfung der Funktion der Schal-
Nachbau Lötseite einzusetzenden M3x8-mm-Schrau- tung erfolgt dann sehr einfach mit Hilfe
be und einer Mutter mit unterlegter Fächer- eines digitalen 2-Kanal-Oszilloskops. Mit
Die gesamte Schaltung findet auf der scheibe. Erst dann sind die Anschlussbeine Kanal 1, auf den auch getriggert wird, ist
48 x 26 mm messenden Platine Platz. Alle des FETs zu verlöten. Im letzten Schritt der Eingang zu überwachen, während Ka-
Bauteile sind dabei in bedrahteter Bauform werden die 4 Lötstifte montiert und sorg- nal 2 den Ausgang aufzeichnet. Im Single-
ausgelegt, was den Nachbau besonders ein- fältig angelötet. Damit sind die Bestückungs- Shot-Triggermode kann dann die Funktion
fach macht. Die Bestückung erfolgt in ge- arbeiten abgeschlossen. verifiziert werden. Je nach Betriebsspan-
wohnter Weise anhand des Bestückungs- nung und Last, stellt sich ein Spannungs-
plans und der Stückliste. Inbetriebnahme und Anschluss verlauf wie in Abbildung 1 oder wie in der
Die Bestückungsarbeiten beschränken Simulation Abbildung 5 ein. Damit steht
sich auf den Einbau der wenigen Bauteile. Auf eine separate Inbetriebnahme kann dem Einsatz dieser kleinen innovativen
Zunächst sind die beiden Kondensatoren, aufgrund der Einfachheit der Schaltung Schaltung nichts mehr im Wege.
die Widerstände und die Diode zu bestü- verzichtet werden. Die Funktion lässt sich
am einfachsten direkt im praktischen Ein- Stückliste: DC-Einschalt-
satz testen. Zum Anschluss der DC-Ein- strombegrenzung DEB 1
schaltstrombegrenzung sind folgende Hin- Widerstände:
weise zu beachten: 100 1 ............................................ R2
Die korrekte Polung muss unbedingt si- 220 k1 .......................................... R1
chergestellt werden. Ein Verpolen führt
zum einen zur Zerstörung der Einschalt- Kondensatoren:
strombegrenzung und kann zum anderen 22 nF/63 V/MKT .......................... C2
auch Beschädigungen der angeschlosse- 1 µF/63 V/MKT ........................... C1
nen Schaltungen nach sich ziehen, die ggf.
zu sicherheitsrelevanten Gefährdungen Halbleiter:
führen können. IRF4905 ........................................ T1
Der Anschluss der zu- und abgehenden ZPD15 V/0,4 W ........................... D1
Leitungen des Ein- und Ausganges erfolgt
über die Lötstifte. Vor dem sorgfältigen Sonstiges:
Anlöten müssen die Leitungen zunächst Lötstift mit Lötöse ............. ST1–ST4
durch die unmittelbar vor dem Lötstift ge- 1 Zylinderkopfschraube, M3 x 8 mm
Ansicht der fertig bestückten Platine legene Bohrung gefädelt werden. Dies dient 1 Mutter, M3
der DC-Einschaltstrombegrenzung mit der Zugentlastung und hält mechanische 1 Fächerscheibe, M3
zugehörigem Bestückungsplan Beanspruchungen von der Lötstelle fern.

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