Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
1
Beispiel: Plakat zur Reichstagswahl vom 14. September 1930
Person:
Mann mit Arbeitskleidung Schrift:
Repräsentation der Arbei- „Liste 1 SPD“
terschaft Hinweis auf den Auftraggeber
Betonung der Identität der Verweis auf den Listenplatz
SPD als Arbeiterpartei
Dominante Position
des Arbeiters
Gegenstand:
vergrössert dargestellte
Listennummer
Metapher für einen Hammer
Schrift:
„GEGEN Bürgerblock und Ha-
kenkreuz“
Verweis auf den politi-
schen Gegner
Symbol:
Gegenstand: Hakenkreuzfahne
Geldsack mit hoher Summe Emblem der NSDAP
symbolisiert die reiche
Oberschicht
3. Historischer Kontext
Epoche: Zeit der Weimarer Republik
Ereignis: Wahlkampf im Vorfeld der Reichstagswahl
2
Hintergrund:
▪ Bruch der grossen Koalition („Weimarer Koalition“) unter Reichskanzler Müller (SPD) im
März 1930
▪ Heinrich Brüning (Zentrum) wurde neuer Reichskanzler, stützte sich auf einen „Bürger-
block“ (Zentrum, DVP, BVP, DNVP) und regierte nach der Auflösung des Reichstags mit
Notverordnungen ohne Zustimmung des Parlaments (Art. 48 der Reichsverfassung)
Konflikt:
▪ Wahlkampf der Arbeiterpartei SPD gegen ihre politischen Gegner NSDAP und die Bürger-
block-Parteien
4. Aussageabsicht
Intention:
▪ Aufforderung zur Wahl der SPD
▪ Appell zum Kampf gegen die politischen Gegner der SPD
▪ Betonung der SPD als Arbeiterpartei
Zielgruppe:
▪ Mitglieder, Anhänger bzw. Sympathisanten der SPD (Industriearbeiter)
▪ Gegner der bürgerlichen Parteien, der NSDAP, aber auch der KPD
Wirkung:
▪ Konzentration auf die beiden wesentlichen politischen Positionen
▪ Aggressive Gestaltung in der Darstellung des Arbeiters, der auf den Geldsack schlägt, soll
entschlossene Abwehrhaltung verdeutlichen
5. Fazit
Das Plakat der SPD zur Reichstagswahl im September 1930 verweist auf die innenpolitische
Situation in der Endphase der Weimarer Republik. Ein Arbeiter, der auf dem Plakat eine domi-
nante Stellung einnimmt, schlägt mit der vergrösserten Listennummer der SPD auf einen Geld-
sack. Die Verbindung von Geldsack mit dem Schriftzug „GEGEN Bürgerblock und Hakenkreuz“
verdeutlicht die Finanzierung dieser Parteien durch die Grossindustrie. Das Plakat ruft die so-
zialdemokratischen Mitglieder, Anhänger und Sympathisanten nicht nur zur Wahl der SPD bei
der bevorstehenden Reichstagswahl, sondern auch zum Kampf gegen die politischen Gegner
der Arbeiterpartei SPD, also gegen die Bürgerblock-Parteien und die NSDAP auf.