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Kita-Öffnungen nach Corona: Fahrplan zur Normalität

Pläne der Familienminister Die vier Stufen zur Kita-Normalität


Am Mittwoch wollen Bund und Länder über Kita-Öffnungen beraten. Grundlage ist ein
Papier mit detaillierten Vorschlägen der Familienminister. Die wichtigsten Punkte
im Überblick.
Von Silke Fokken
05.05.2020, 10.14 Uhr

Kinder in der Kita (Symbolbild): Wann ist das wieder selbstverständlich?

Kinder in der Kita (Symbolbild): Wann ist das wieder selbstverständlich?

Daniel Reinhardt/ dpa

Wann machen die Kindertagesstätten wieder auf? Welche Kinder dürfen zuerst
wiederkommen? Und wie soll der Infektionsschutz gewahrt werden? Antworten auf diese
Fragen erhoffen sich Eltern von mehr als drei Millionen Kindern in Deutschland
sowie Zehntausende Erzieher und Erzieherinnen an diesem Mittwoch.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten wollen in einer


neuerlichen Schalte über Lockerungen der Corona-Beschränkungen entscheiden. Dabei
steht auch das Kita-Thema auf der Agenda, das eigentlich schon am vergangenen
Donnerstag beraten werden sollte, dann aber verschoben wurde.

Als wichtige Grundlage für die Beratungen gilt ein 18-seitiges Papier, das die
Familienminister von Bund und Ländern erarbeitet haben. Es liegt dem SPIEGEL vor
und enthält detaillierte Vorschläge, wie die Betreuung der Kleinsten nach und nach
wieder anlaufen kann. Nur ein konkretes Datum fehlt. Der Fahrplan richtet sich am
Verlauf der Corona-Pandemie aus.
Richtig normal wird es erst in Phase vier

Geplant ist ein Vier-Phasen-Modell, das Bundesfamilienministerin Franziska Giffey


(SPD) vor wenigen Tagen in groben Zügen vorgestellt hatte. Aus dem Papier geht
hervor, dass Kitas erst wieder im Normalbetrieb laufen sollen, wenn ein Impfstoff
auf dem Markt oder das Infektionsgeschehen weitgehend eingedämmt ist.

Bis dahin dürften Monate vergehen. Seit Mitte März sind Kitas wegen der Pandemie
bundesweit geschlossen. Sie bieten nur eine Notbetreuung an, vor allem für Kinder
von Eltern mit systemrelevanten Berufen etwa in der Pflege, bei der Polizei oder
Feuerwehr.
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Einige Bundesländer haben die Notbetreuung inzwischen ausgeweitet. Trotzdem: Der


Leidensdruck in vielen Familien ist groß. Alleinerziehende und Eltern, die beide
berufstätig sind, geraten an Grenzen. Kinder haben seit fast zwei Monaten kaum
Kontakt zu Gleichaltrigen. Leben sie in schwierigen Verhältnissen, fehlt die Kita
besonders, um mangelnde Förderung zu kompensieren.
"Wir lassen uns nicht noch eine Woche vertrösten"

Nordrhein-Westfalens Familienminister Joachim Stamp (FDP) drohte bereits mit einem


Alleingang, sollte Merkel mit den Ministerpräsidenten keinen einheitlichen
Öffnungskurs beschließen: "Ich möchte jetzt gerne unseren Weg gehen. Wir lassen uns
nicht noch eine Woche vertrösten", sagte er. Stamp und Hamburgs Sozialsenatorin
Melanie Leonhard (SPD) hatten zuvor in einem Gastbeitrag für den SPIEGEL gefordert,
Kinder dürften nicht zu "Kollateralschäden der Pandemie" werden.

Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin warnte: "Kinder und Jugendliche
wurden in den bisherigen Entscheidungsprozessen nicht als Personen mit ebenbürtigen
Rechten gesehen, sondern als potenzielle Virusträger." Sie seien in ihren
Lebenswelten massiv eingeschränkt. Deshalb seien mutige Entscheidungen gefordert,
um langfristig Schaden von Kindern und Jugendlichen abzuwenden.

Den Familienministern ist die Dringlichkeit bewusst. Giffey drängte bereits auf
eine Öffnung der Kitas in Deutschland noch vor dem Hochsommer. Es gehe um das
Kindeswohl und den Kinderschutz. Deshalb solle konsequent überlegt werden, "wie wir
zu weiteren Schritten von mehr Normalität kommen können, und nicht erst am 1.
August".

Gleichwohl weisen die Kollegen in ihrem Papier ausdrücklich darauf hin, dass eine
Kita-Öffnung "immer nur in strenger Anlehnung an das Infektionsgeschehen erfolgen"
könne. Dies soll in den erwähnten vier Phasen geschehen.
Im Übergang von Phase eins zu zwei

Derzeit befinden sich die Länder den Angaben zufolge im Übergang von der ersten in
die zweite Phase. Wann sie in die dritte Phase starten, hängt unter anderem davon
ab, wie sich Infektionszahlen entwickeln. Welche Rolle Kinder bei der Verbreitung
des neuartigen Coronavirus spielen, ist wissenschaftlich bisher nicht eindeutig
geklärt. (Lesen Sie hier mehr über entsprechende Studien.)

Erste Phase: eingeschränkte Notbetreuung. In dieser Phase könne lediglich für


wenige Kinder eine eingeschränkte Notbetreuung stattfinden, heißt es in dem Papier
der Ministerien. Vorrangig richtet sie sich an Kinder von Eltern, die in der
"kritischen Infrastruktur tätig sind". Außerdem soll das Kindeswohl sichergestellt
werden.

Zweite Phase: flexible und stufenweise Erweiterung der Notbetreuung. Die Kitas
bleiben zwar grundsätzlich geschlossen, aber die Notbetreuung kann ausgeweitet
werden. Einzelne Schritte sollen im Abstand von zwei Wochen vollzogen werden, um
sie mit Blick auf das Infektionsgeschehen zu bewerten.

Dritte Phase: eingeschränkter Regelbetrieb. Eltern haben in Deutschland einen


Rechtsanspruch auf die Betreuung von Kleinkindern. Dieser dürfe durch das
Infektionsschutzgesetz nicht länger eingeschränkt werden, wenn sich die Lage mit
Blick auf die Corona-Pandemie entspanne, schreiben die Politiker. Alle Kinder
dürfen in Phase drei also in die Kita gehen. Es gelten aber weiter strikte Hygiene-
Vorschriften. Dazu kommt: Sollten zum Beispiel nicht genügend Erzieherinnen und
Erzieher eingesetzt werden können, etwa weil sie krank sind oder zu Risikogruppen
gehören, könnte der Kita-Betrieb wieder eingeschränkt werden. Gleiches soll dem
Papier zufolge passieren, falls es zu einem erneuten Anstieg von Corona-Infektionen
kommt.

Vierte Phase: vollständiger Regelbetrieb. Liegt ein Impfstoff vor, um eine


Erkrankung mit Covid-19 zu verhindern, oder ist die Corona-Pandemie weitgehend
eingedämmt, sollte sich die gesellschaftliche Lage wieder normalisiert haben, heißt
es in den Empfehlungen. Und dann, so die Familienminister, könne Phase vier in
Kraft treten, in der auch der Betrieb in den Kitas kaum mehr eingeschränkt sei. Bis
dahin sollen laut den Empfehlungen der Politiker die Phasen eins bis drei gelten,
die sie wiederum an bestimmte Rahmenbedingungen koppeln wollen. Detailfragen klären
die Länder.

Zentrale Aspekte im Überblick:

Hygieneregeln: Das Infektionsrisiko für Kinder und Erzieher soll dadurch minimiert
werden, dass besonders strikt auf Sauberkeit geachtet wird. Es soll Reinigungspläne
für die Kitas geben sowie ausreichend Putzmittel, Desinfektionsmittel, Seife und
Einmalhandtücher. Die Erzieher sollen mit den Kindern Händewaschen sowie eine Hust-
und Niesetikette einüben.

Kinder sollen auch durchaus lernen, Abstand zu halten und sich nicht gegenseitig
ins Gesicht zu fassen. Ansonsten ist den Ministern klar, dass ein Distanzgebot
praktisch nicht umzusetzen ist. Wer Kleinkinder betreut, kann weder beim Wickeln
noch Anziehen anderthalb Meter Abstand halten. Kinder bräuchten Körperkontakt, um
eine Beziehung aufzubauen, heißt es in dem Papier.

Personalfragen: Arbeitgeber seien für den Schutz ihrer Mitarbeiter verantwortlich,


schreiben die Familienminister. Deshalb soll bei der Personalplanung Rücksicht
genommen werden auf Angestellte, bei denen ein erhöhtes Risiko besteht, schwerer an
Covid 19 zu erkranken. Es gelte jedoch für keine Personengruppe ein generelles
Beschäftigungsverbot.
Hände waschen - ja, Abstand halten - nein. Das sei bei Kleinkindern unrealistisch,
sagen die Familienminister.

Hände waschen - ja, Abstand halten - nein. Das sei bei Kleinkindern unrealistisch,
sagen die Familienminister. Waltraud Grubitzsch/ picture alliance / dpa

Betreuungssettings: Damit ist eine Gruppe von Kindern gemeint, die regelmäßig in
gleicher Zusammensetzung in den gleichen Räumlichkeiten betreut wird. Mit der
stufenweisen Öffnung der Kitas würden sich diese Settings verändern, weil nach und
nach mehr Kinder betreut würden. Um den Infektionsschutz dennoch zu sichern, soll
nachverfolgt werden können, wo sich ein Mensch mit Corona infiziert haben könnte.
Dies könne in den Kitas sichergestellt werden, "da jederzeit bekannt ist, wer von
wem betreut wurde und welche Kontakte es gab." Anders als für Schulen soll keine
maximale Gruppengröße festgelegt werden, weil der Aktionsradius zwischen Kindern
und Personal ohnehin enger sei und sich Kinder nicht permanent über den gesamten
Raum verteilten.

Pädagogische Aspekte: Nach der wochenlangen Schließung soll berücksichtigt werden,


dass Kinder ihre Erfahrungen mit der Situation aufarbeiten müssen. Es soll ein
"kindgerechter Blick auf die Corona-Pandemie" entwickelt werden, schreiben die
Minister. Kleinere Kinder müssten nach der langen Zeit zu Hause unter Umständen
wieder neu an die Betreuung gewöhnt werden.
Wer darf zuerst?

Fest steht: Solange die Kitas nicht zum regulären Betrieb zurückkehren, ist die
Zahl der Plätze begrenzt. Nur wer hat Vorrang? Nach Ansicht der Familienminister
ist der Kita-Besuch für diese Kinder besonders dringlich:
Kinder, die in sozial benachteiligten Familien aufwachsen. Diese würde zu Hause
oftmals wenig gefördert und lebten oft beengt.

Kinder, die bei Eltern mit psychischen oder körperlichen Beeinträchtigungen


leben. Die Politiker nennen zum Beispiel Eltern, die unter Depressionen leiden.

Kinder, die nicht gut Deutsch sprechen und hier Förderung benötigen.

Kinder im Vorschulalter, denen der Übergang in die Schule erleichtert werden


soll.

In ihrem Papier nennen die Familienminister auch Eltern, die vorrangig Anspruch auf
Betreuung ihrer Kinder haben sollten. Zum Beispiel:

Alleinerziehende, die besonders belastet sind, weil ein Partner fehlt, der sie
bei der Kinderbetreuung unterstützt.

Berufstätige Alleinerziehende, die kaum gleichzeitig ihre Kinder betreuen und


ihrem Beruf nachgehen können.

Elternpaare, die beide berufstätig sind, haben kaum Zeit, sich neben ihrem Job
angemessen um ihre Kinder zu kümmern. Im Zweifel riskieren sie ihren Job.

Bei dem Papier handelt es sich bisher nur um Empfehlungen. Niedersachsens


Landesregierung wollte auf eine Entscheidung nicht mehr warten und stellte am
Montag ihr eigenes Konzept vor. Ab Mittwoch sollten Eltern im Land demnach die
Möglichkeit haben, eine private Betreuung mit bis zu fünf Kindern in festen Gruppen
zu organisieren.

Fünf Tage später sollten die Kita-Kapazitäten schrittweise auf 40 Prozent


hochgefahren werden. "Ich möchte, dass alle Kinder die Chance erhalten, ihre
Erzieherinnen und Erzieher wiederzusehen und mit ihren Freundinnen und Freunden zu
spielen", sagte Kultusminister Hendrik Tonne, "wenigstens ein paar Stunden zu
Beginn."

Lesen Sie auch das Interview mit Psychologin Silvia Schneider: "Kinder brauchen
unbedingt Kinder"
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