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Gefunden (1813) Gefunden (1813)

J.W. Goethe J.W. Goethe

Ich ging im Walde Ich ging im Walde


So für mich hin, So für mich hin,
Und nichts zu suchen, Und nichts zu suchen,
Das war mein Sinn. Das war mein Sinn.

Im Schatten sah ich Im Schatten sah ich


Ein Blümchen stehn, Ein Blümchen stehn,
Wie Sterne leuchtend, Wie Sterne leuchtend,
Wie Äuglein schön. Wie Äuglein schön.

Ich wollt es brechen, Ich wollt es brechen,


Da sagt es fein: Da sagt es fein:
Soll ich zum Welken Soll ich zum Welken
Gebrochen sein? Gebrochen sein?

Ich grub's mit allen Ich grub's mit allen


Den Würzlein aus. Den Würzlein aus.
Zum Garten trug ich's Zum Garten trug ich's
Am hübschen Haus. Am hübschen Haus.

Und pflanzt es wieder Und pflanzt es wieder


Am stillen Ort; Am stillen Ort;
Nun zweigt es immer Nun zweigt es immer
Und blüht so fort. Und blüht so fort.

Gefunden (1813) Gefunden (1813)


J.W. Goethe J.W. Goethe

Ich ging im Walde Ich ging im Walde


So für mich hin, So für mich hin,
Und nichts zu suchen, Und nichts zu suchen,
Das war mein Sinn. Das war mein Sinn.

Im Schatten sah ich Im Schatten sah ich


Ein Blümchen stehn, Ein Blümchen stehn,
Wie Sterne leuchtend, Wie Sterne leuchtend,
Wie Äuglein schön. Wie Äuglein schön.

Ich wollt es brechen, Ich wollt es brechen,


Da sagt es fein: Da sagt es fein:
Soll ich zum Welken Soll ich zum Welken
Gebrochen sein? Gebrochen sein?

Ich grub's mit allen Ich grub's mit allen


Den Würzlein aus. Den Würzlein aus.
Zum Garten trug ich's Zum Garten trug ich's
Am hübschen Haus. Am hübschen Haus.

Und pflanzt es wieder Und pflanzt es wieder


Am stillen Ort; Am stillen Ort;
Nun zweigt es immer Nun zweigt es immer
Und blüht so fort. Und blüht so fort.
Das Göttliche Das Göttliche
J.W. Goethe J.W. Goethe

Edel sei der Mensch, Edel sei der Mensch,


Hilfreich und gut! Hilfreich und gut!
Denn das allein Denn das allein
Unterscheidet ihn Unterscheidet ihn
Von allen Wesen, Von allen Wesen,
Die wir kennen. Die wir kennen.

Heil den unbekannten Heil den unbekannten


Höhern Wesen, Höhern Wesen,
Die wir ahnen! Die wir ahnen!
Ihnen gleiche der Mensch! Ihnen gleiche der Mensch!
Sein Beispiel lehr’ uns Sein Beispiel lehr’ uns
Jene glauben. Jene glauben.

Denn unfühlend Denn unfühlend


Ist die Natur: Ist die Natur:
Es leuchtet die Sonne Es leuchtet die Sonne
Über Bös’ und Gute, Über Bös’ und Gute,
Und dem Verbrecher Und dem Verbrecher
Glänzen, wie dem Besten Glänzen, wie dem Besten
Der Mond und die Sterne. Der Mond und die Sterne.

Wind und Ströme, Wind und Ströme,


Donner und Hagel Donner und Hagel
Rauschen ihren Weg Rauschen ihren Weg
Und ergreifen Und ergreifen
Vorüber eilend Vorüber eilend
Einen um den andern. Einen um den andern.

Auch so das Glück Auch so das Glück


Tappt unter die Menge, Tappt unter die Menge,
Faßt bald des Knaben Faßt bald des Knaben
Lockige Unschuld, Lockige Unschuld,
Bald auch den kahlen Bald auch den kahlen
Schuldigen Scheitel. Schuldigen Scheitel.

Nach ewigen, ehrnen, Nach ewigen, ehrnen,


Großen Gesetzen Großen Gesetzen
Müssen wir alle Müssen wir alle
Unseres Daseins Unseres Daseins
Kreise vollenden. Kreise vollenden.

Nur allein der Mensch Nur allein der Mensch


Vermag das Unmögliche: Vermag das Unmögliche:
Er unterscheidet, Er unterscheidet,
Wählet und richtet; Wählet und richtet;
Er kann dem Augenblick Er kann dem Augenblick
Dauer verleihen. Dauer verleihen.

Er allein darf Er allein darf


Den Guten lohnen, Den Guten lohnen,
Den Bösen strafen, Den Bösen strafen,
Heilen und retten, Heilen und retten,
Alles Irrende, Schweifende Alles Irrende, Schweifende
Nützlich verbinden. Nützlich verbinden.

Und wir verehren Und wir verehren


Die Unsterblichen, Die Unsterblichen,
Als wären sie Menschen, Als wären sie Menschen,
Täten im Großen, Täten im Großen,
Was der Beste im Kleinen Was der Beste im Kleinen
Tut oder möchte. Tut oder möchte.

Der edle Mensch Der edle Mensch


Sei hülfreich und gut! Sei hülfreich und gut!
Unermüdet schaff’ er Unermüdet schaff’ er
Das Nützliche, Rechte, Das Nützliche, Rechte,
Sei uns ein Vorbild Sei uns ein Vorbild
Jener geahneten Wesen! Jener geahneten Wesen!
Grenzen der Menschheit
J.W. Goethe Grenzen der Menschheit
J.W. Goethe
Wenn der uralte,
Heilige Vater Wenn der uralte,
Mit gelassener Hand Heilige Vater
Aus rollenden Wolken Mit gelassener Hand
Segnende Blitze Aus rollenden Wolken
Über die Erde sät, Segnende Blitze
Küss’ ich den letzten Über die Erde sät,
Saum seines Kleides, Küss’ ich den letzten
Kindliche Schauer Saum seines Kleides,
Treu in der Brust. Kindliche Schauer
Treu in der Brust.
Denn mit Göttern
Soll sich nicht messen Denn mit Göttern
Irgendein Mensch. Soll sich nicht messen
Hebt er sich aufwärts Irgendein Mensch.
Und berührt Hebt er sich aufwärts
Mit dem Scheitel die Sterne, Und berührt
Nirgends haften dann Mit dem Scheitel die Sterne,
Die unsichern Sohlen, Nirgends haften dann
Und mit ihm spielen Die unsichern Sohlen,
Wolken und Winde. Und mit ihm spielen
Wolken und Winde.
Steht er mit festen,
Markigen Knochen Steht er mit festen,
Auf der wohlgegründeten, Markigen Knochen
Dauernden Erde: Auf der wohlgegründeten,
Reicht er nicht auf, Dauernden Erde:
Nur mit der Eiche Reicht er nicht auf,
Oder der Rebe Nur mit der Eiche
Sich zu vergleichen. Oder der Rebe
Sich zu vergleichen.
Was unterscheidet
Götter von Menschen? Was unterscheidet
Dass viele Wellen Götter von Menschen?
Vor jenen wandeln, Dass viele Wellen
Ein ewiger Strom: Vor jenen wandeln,
Uns hebt die Welle, Ein ewiger Strom:
Verschlingt die Welle, Uns hebt die Welle,
Und wir versinken. Verschlingt die Welle,
Und wir versinken.
Ein kleiner Ring
Begrenzt unser Leben, Ein kleiner Ring
Und viele Geschlechter Begrenzt unser Leben,
Reihen sich dauernd Und viele Geschlechter
An ihres Daseins Reihen sich dauernd
Unendliche Kette. An ihres Daseins
Unendliche Kette.
Wandrers Nachtlied Wandrers Nachtlied
Johann Wolfgang von Goethe Johann Wolfgang von Goethe
Der du von dem Himmel bist, Der du von dem Himmel bist,
Alles Leid und Schmerzen stillest, Alles Leid und Schmerzen stillest,
Den, der doppelt elend ist, Den, der doppelt elend ist,
Doppelt mit Erquickung füllest, Doppelt mit Erquickung füllest,
Ach, ich bin des Treibens müde! Ach, ich bin des Treibens müde!
Was soll all der Schmerz und Lust? Was soll all der Schmerz und Lust?
Süßer Friede, Süßer Friede,
Komm, ach komm in meine Brust! Komm, ach komm in meine Brust!

Wandrers Nachtlied Wandrers Nachtlied


Johann Wolfgang von Goethe Johann Wolfgang von Goethe

Der du von dem Himmel bist, Der du von dem Himmel bist,
Alles Leid und Schmerzen stillest, Alles Leid und Schmerzen stillest,
Den, der doppelt elend ist, Den, der doppelt elend ist,
Doppelt mit Erquickung füllest, Doppelt mit Erquickung füllest,
Ach, ich bin des Treibens müde! Ach, ich bin des Treibens müde!
Was soll all der Schmerz und Lust? Was soll all der Schmerz und Lust?
Süßer Friede, Süßer Friede,
Komm, ach komm in meine Brust! Komm, ach komm in meine Brust!

Wandrers Nachtlied Wandrers Nachtlied


Johann Wolfgang von Goethe Johann Wolfgang von Goethe
Der du von dem Himmel bist, Der du von dem Himmel bist,
Alles Leid und Schmerzen stillest, Alles Leid und Schmerzen stillest,
Den, der doppelt elend ist, Den, der doppelt elend ist,
Doppelt mit Erquickung füllest, Doppelt mit Erquickung füllest,
Ach, ich bin des Treibens müde! Ach, ich bin des Treibens müde!
Was soll all der Schmerz und Lust? Was soll all der Schmerz und Lust?
Süßer Friede, Süßer Friede,
Komm, ach komm in meine Brust! Komm, ach komm in meine Brust!

Wandrers Nachtlied Wandrers Nachtlied


Johann Wolfgang von Goethe Johann Wolfgang von Goethe

Der du von dem Himmel bist, Der du von dem Himmel bist,
Alles Leid und Schmerzen stillest, Alles Leid und Schmerzen stillest,
Den, der doppelt elend ist, Den, der doppelt elend ist,
Doppelt mit Erquickung füllest, Doppelt mit Erquickung füllest,
Ach, ich bin des Treibens müde! Ach, ich bin des Treibens müde!
Was soll all der Schmerz und Lust? Was soll all der Schmerz und Lust?
Süßer Friede, Süßer Friede,
Komm, ach komm in meine Brust! Komm, ach komm in meine Brust!

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