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Fische sind die älteste und umfangreichste ling und Namaycush sind eingeführte Sal-
Gruppe der Wirbeltiere. Es gibt sie seit rund moniden aus Nordamerika.
R139 450 Millionen Jahren. Bis heute sind über Die artenreichste Familie sind die Karpfenar-
30 000 Arten beschrieben, jedes Jahr werden tigen (Cyprinidae), die Karpfen und Schleie
es mehr. Sie haben sich angepasst an die un- sowie diverse Weissfische wie Brachsmen,
terschiedlichsten Bedingungen und Lebens- Rotauge, Alet oder Barbe und viele Kleinfische
räume. Von der düsteren Tiefsee bis in winzige umfassen. Der grösste Fisch unserer Gewässer,
Bergbächlein, von tropischen Korallenriffen der Wels, gehört zur Familie der Welsfische
bis unter das ewige Eis der Polargewässer. (Siluridae). Die Barsche (Percidae) sind in der
Aber natürlich kann kein Fisch in all diesen Schweiz mit den begehrten Arten Egli und
Umgebungen überleben. Jede einzelne Art hat Zander vertreten. Einziger, aber gewichtiger
ihre Ansprüche und Grenzen. Einige anpas- Vertreter der Hechtfamilie, ist der Hecht, wis-
sungsfähige Fische können viele verschiedene senschaftlich Esox lucius.
Gewässer und damit grosse Gebiete besie- In den Schonvorschriften tauchen die diversen
deln, andere sind durch ihre Spezialisierung Kleinfischarten, die in unseren Gewässern le-
auf wenige Gewässer beschränkt. ben höchstens bei den Köderfischbestimmun-
gen auf. Sie spielen für das Ökosystem aber
Einheimische Arten eine wichtige Rolle, nicht zuletzt als Beute für
117 Die einheimischen Fische muss jeder Sport- grössere Fische. Die meisten Kleinfischarten
fischer kennen, nicht nur der gesetzlichen in unseren Gewässern gehören zu den Karp-
Fangmindestmasse und Schonzeiten wegen. fenartigen, nämlich Elritze, Moderlieschen,
In den Gewässern der Schweiz leben ver- Schneider, Laube (Läugel), Bitterling, Strömer,
gleichsweise wenige Fischarten. Es sind Hasel und Gründling. Zur Familie der Schmer-
gegen 70 Arten, von denen einige selten len gehören die Bartgrundel und Steinbeisser
geworden oder sogar vom Aussterben be- (Dorngrundel). Die Groppe ist ein weit verbrei-
droht sind. 13 Arten kommen nur auf der teter Kleinfisch in Schweizer Fliessgewässern.
Alpensüdseite im Einzugsgebiet des Ticino Im Fischereigesetz werden neben den Fischen
vor. Durch Kraftwerksbau und Gewässerver- auch die Krebse und ihr Fang behandelt. Wer
schmutzung sind sechs Arten bereits ausge- Krebse fangen und nutzen will, muss deshalb
storben, darunter Fische wie Lachs, Meerfo- auch die einheimischen und eingeführten
L38 relle und Stör. Strikt geschützt sind derzeit Krebsarten kennen und oft ein spezielles Pa-
R115 die Marmorata-Forelle, die Nase (mit den tent lösen. Der Edelkrebs, der Dohlenkrebs und
Unterarten Sofie im Jura und Savetta im Tes- der Steinkrebs sind einheimische Arten.
sin), der Rhone-Streber (Roi du Doubs) und Für sämtliche nicht einheimischen Arten gilt
der Schlammpeitzger. Diese Fische müssen ein Lebendtransport-Verbot. Sie sind nämlich
R114 sofort schonend zurückgesetzt werden! oft Träger der Pilzerkrankung «Krebspest», die
Die fischereilich wichtigste Fischfamilie in für die europäischen Arten tödlich ist. Folgende
der Schweiz sind die Forellenartigen (Salmo- nordamerikanische und osteuropäische Krebse
nidae), die man auch Edelfische nennt. Zu kommen in der Schweiz vor: Kamberkrebs, Sig-
ihnen gehören Bach- und Seeforelle, See- nalkrebs, Galizierkrebs und der rote amerika-
saibling, Äsche und die vielfältige Gruppe nische Sumpfkrebs.
der Felchen. Regenbogenforelle, Bachsaib-
28
Der Hecht ist perfekt an das
Leben als Unterwasser-
jäger angepasst.
Der Fisch ist perfekt an das Leben unter Was- Das beginnt bei den speziell an das Wasserle-
ser angepasst. Sein Körper ist so geformt, ben angepassten Organen und Körperteilen. L25
dass er möglichst wenig Wasserwiderstand
bietet. Der Fisch atmet Wasser, er ernährt sich Atmung und Kreislauf
im Wasser und er pflanzt sich im Wasser fort. Der Fisch atmet den im Wasser gelösten Sau-
Der entscheidende Unterschied zwischen erstoff. Ein Teil dieses Gasaustauschs geschieht R30
Fischen und Landtieren ist der Lebensraum über die dünne Haut, den grössten Teil aber R31
Wasser. Wasser unterscheidet sich in vielen nehmen die Kiemen auf. Das sind intensiv
Eigenschaften von der Luft. Wasser durchblutete Büschel aus besonders
ist in seinen chemischen und gasdurchlässigem Gewebe.
physikalischen Eigenschaf- Hier nimmt das Fischblut
ten weniger stabil als Sauerstoff auf und gibt
Luft. Zudem ist die Kohlendioxid und
Fortbewegung im Wasser Stoffwechselproduk-
Wasser dank des te ans Wasser ab.
Auftriebs mit ge- Kiemen Der Übergang der
ringerem Energie- Gase vom Wasser
bedarf verbunden. ins Blut ist 20 Mal
Im Wasser ist aber besser als von der
auch viel weniger Luft ins Blut und
Sauerstoff verfüg- umgekehrt. Die fein
bar. Bei 10 °C sind verästelten Kiemen-
Herz
nur 11 Milligramm (mg) blättchen bilden eine
Sauerstoff pro Liter Wasser grosse Oberfläche auf klei-
gelöst, pro Liter Luft sind es nem Raum. Sie sind deshalb
260 mg, also rund 25 mal mehr! Kein auch empfindlich. Ausserhalb des Was-
Wunder unterscheidet sich der Fischkörper sers trocknen sie schnell aus und bei Berüh-
deutlich von dem eines landlebenden Tiers. rung werden sie leicht beschädigt.
29
Das Fischherz ist kleiner und einfacher ge- Zander. Manche Fischarten wie Groppe und
baut als das höherer Wirbeltiere. Es besteht Wels haben in Anpassung an ihre Lebensweise
aus zwei Kammern. Auch der Kreislauf ist am Grund gar keine Schuppen mehr.
einfach. Das «verbrauchte» Blut gelangt Ausserhalb des Wassers trocknet die Fischhaut
über grosse Venen ins Herz und wird von rasch aus und bei unvorsichtiger Behandlung
R29 dort in die Kiemen gepumpt, wo es wieder wird sie verletzt. Hautschäden können zu In-
Sauerstoff aufnimmt und direkt in den Kör- fektionen und Pilzerkrankungen, ja sogar zum
per weiterfliesst. Tod führen.
Seitenlinie 1. Rückenflosse
Kiemendeckel 2. Rückenflosse Schwanzflosse
Nasenöffnung Fettflosse
Bartfaden Schwanzstiel
(Bartel) Brustflosse
(paarig) After Afterflosse
Bauchflosse
(paarig)
30
Schwimmblase Verdauung
Der Fischkörper ist schwerer als Wasser. Die Insbesondere die Raubfische haben einen
Schwimmblase ermöglicht durch das darin ge- grossen Magen, der in der Lage ist, grosse L32
speicherte Gas, das Übergewicht des Fischs aus- Beute zu verdauen. Das ist auch nötig, denn
zugleichen. So ist ein müheloses Schweben in alle unsere heimischen Raubfische müssen ihr
allen Wasserschichten möglich. Bei ausgespro- Futter ganz hinunterschlucken. Die Zähne die-
chenen Bodenfischen, die sich nicht frei im Was- nen nur zum Festhalten. Um die Beute zu zer-
ser bewegen, wie etwa bei der Groppe, fehlt die kleinern sind Fischkiefer viel zu schwach. Die L138
Schwimmblase. Wird ein Fisch rasch aus Tiefen meisten karpfenartigen Fische haben hingegen
über zehn Metern an die Oberfläche geholt, keinen eigentlichen Magen, dafür einen langen
dehnen sich die Gase im Fischkörper so stark Darm. Sie zerkleinern die Nahrung grob mit
aus, dass sie ihn schädigen. Man nennt diesen den so genannten Schlundzähnen.
tödlichen Überdruck im Fisch Trommelsucht. Der Fischdarm ist ein langer Schlauch, in
Man unterscheidet die Knochenfische anhand welchem die Nahrung zersetzt wird und die
ihres Schwimmblasentyps in zwei Gruppen: Nährstoffe ins Blut übergehen.
1. Physostomen: Die Schwimmblase ist mit dem
Darm durch einen Gang (Ductus pneumaticus] Leber und Nieren
verbunden. Zu ihnen gehören Karpfenartige, Die Leber der Fische erfüllt viele lebens-
Forellen, Saiblinge, Äschen und der Hecht. wichtige Funktionen. Sie baut giftige Produkte
2. Physoklisten: Der Verbindungsgang zwi- des Stoffwechsels ab und liefert wichtige Stoffe
schen Darm und Schwimmblase fehlt. Zu für die Verdauung, die Fortpflanzung und das
ihnen gehören die Barschfische wie Egli Immunsystem. Dieses relativ grosse Organ ist
und Zander sowie Fischarten, die gar keine stark durchblutet und empfindlich auf Druck.
Schwimmblase besitzen. Die Leber kann bei unsorgfältigem Umgang mit
dem Fisch nachhaltig geschädigt werden.
Muskulatur
Kiemen Wirbelsäule Schwimmblase
Hirn Niere Harnblase
31
R35 Die Niere liegt bei Fischen als ein Paar langer und trübem Wasser andere Fische, Hindernis-
dunkelroter Stränge entlang der Wirbelsäule. se und Beute orten. Die Seitenlinie ist oft als
Linie auf der Flanke sowie als Poren auf dem
Gehirn und Sinne Kopf sichtbar.
Fische haben wie alle Wirbeltiere ein Gehirn. Das Ohr der Fische sieht man zwar nicht, aber
Das Fischhirn ist im Vergleich zu Vögeln oder es ist vorhanden und wichtig als Gleichge-
Säugetieren klein und primitiv. Jene Bereiche, wichtsorgan. Die meisten Fische verfügen über
R36 wo die Sinneseindrücke aus Auge, Nase und ein gutes Gehör, insbesondere die Karpfenarti-
Seitenlinie verarbeitet werden sind im Verhält- gen, wo zusätzliche Knochen die akustischen
nis aber auffällig gross. Ein gefaltetes Grosshirn Signale verstärken.
wie bei Säugetieren fehlt den Fischen.
Ein Fisch nutzt seine gut entwickelten Sinnes- Fortpflanzung
organe, um sich zu orientieren, Beute zu jagen, Die Fortpflanzung unserer einheimischen Fische
Feinden aus dem Weg zu gehen und Artgenos- erfolgt beim so genannten Laichen, wobei die
sen zu finden. Besamung der schalenlosen Eier durch das
Die Augen der meisten Fische sind hoch ent- Männchen (Milchner) erst im Augenblick der
wickelt und lichtempfindlich. Sie ermöglichen Eiablage ausserhalb des Körpers der Weibchen
auch bei wenig Licht eine relativ gute Sicht. Vie- (Rogner) stattfindet.
le Arten können auch Farben unterscheiden. Man unterscheidet nach dem Laichverhalten
Fische haben eine feine Nase. Ihre Nasenlöcher Paar- und Schwarmlaicher, nach der Jahreszeit
sind allerdings nicht mit den Atemwegen ver- Winter-, Frühjahrs- und Sommerlaicher und
bunden, sondern u-förmige Gänge, die dazu nach dem Laichplatz Freiwasser-, Kies- oder
L33 dienen, den Riechzellen Wasser zuzuführen. Der Krautlaicher.
Geruch dient nicht nur zur Beutesuche, sondern In der Schweiz gibt es Fischarten, bei denen
bei vielen Arten auch zur Orientierung. eigentlich kein Fangmindestmass notwendig
Der Lachs zum Beispiel findet dank seinem aus- wäre, da ihre Fortpflanzungsstrategie darauf
geprägten Geruchssinn sein Heimatgewässer ausgerichtet ist, bei günstigen Umweltbedin-
auch nach Jahren im Meer und einer Reise über gungen sehr grosse Nachkommenzahlen zu
Tausende von Kilometern wieder. produzieren. Während nämlich ein Bachforel-
Der Geschmackssinn beschränkt sich bei vielen lenweibchen pro Kilogramm Körpergewicht nur
Fischen nicht auf die Zunge. Sie haben auch rund 2000 kostbare Eier abgeben kann, sind
Geschmackszellen rund ums Maul, und teilwei- dies bei einem grossen Egli bis zu 300 000, bei
se sogar auf Flossen und Bauch. Fische, die den einer Trüsche sogar bis zu einer Million Eier!
L34 Geschmackssinn bei der Beutesuche besonders Das Schicksal ihrer Nachkommen ist sehr stark
stark nutzen, haben zusätzlich Barteln, eine Art von den Umweltbedingungen während ihrer
Antennen für Stoffe, so dass sie ihr Futter beim Schlupf- und Wachstumsphase abhängig.
Wühlen im Bodengrund oder im Dunkel der
Nacht finden.
Ein exklusives Sinnesorgan der Fische ist die
Seitenlinie. Es handelt sich um Sinneszellen,
die Druckveränderungen im Wasser feststel-
len. Die Fische können so auch in Dunkelheit
32
Bachforelle 24
Die Forelle weist einen tor- Sie ist der begehrteste und
pedoförmigen Körper auf, der meistgefangene Sportfisch in
seitlich etwas zusammengedrückt unserem Land.
ist. Bei ausgewachsenen Fischen ist die
Schwanzflosse nur wenig oder gar nicht ein-
gebuchtet. Das Maul ist bis hinter die Augen
gespalten mit zahlreichen leicht gekrümmten Grösse: bis 90 cm, max. 100 cm
Zähnen darin. Auffälliges Merkmal ist wie bei Laichzeit: Oktober bis Dezember
allen Salmoniden die Fettflosse. Die Färbung Fangsaison: März bis September
ist je nach Gewässer, Untergrund und Standort Köder: Wurm, Bienenmade, Heu-
variabel. Die Bachforelle bevorzugt Bäche und schrecke, Köderfisch, Spinner,
Flüsse mit kühlem Wasser und vielfältig struk- Wobbler, künstliche Fliege
turierte Ufer mit vielen Versteckmöglichkeiten.
Seeforelle 21
Lanke, Schwebforelle
33
22 Regenbogenforelle
Regenbögler
Kanadischer Seesaibling
Namaycush,
Kanadische «Seeforelle»
Der kräftig gebaute Fisch mit
dem markanten Schädel ist eine
Saiblingsart, die aus Nordamerika
eingeführt wurde. Seit über hundert Jahren
ist der «Kanadier» in zahlreichen Alpenseen
heimisch. Er besitzt ein auffallend grosses Grösse: bis 100 cm, max. 120 cm
Maul mit starken Zähnen. Seine Grundfar- Laichzeit: Winter
be ist grün bis dunkelgrau – mit einer hellen Fangsaison: nach dem Auftauen,
Marmorierung. Der Namaycush ist an kaltes Mai bis September
Wasser angepasst und gedeiht in hoch gelege- Köder: Spinner, Löffel, Köderfisch,
nen Bergseen, in denen andere Fischarten nur künstliche Fliege
kümmerlich überleben.
34
Saiblinge
Rötel
35
23 Äsche
Äsch, Graue
14
Felchen
36
Karpfen 9
Schleie 13
37
11 Alet
18
Barbe
Barbel, Schnäuzer
38
Nase 12
Zingge
Brachsmen 16
Brassen, Brachsen
39
17 Rotauge
19
Rotfeder
40
Aal
Hecht 10
Esox, Scherenschleifer
41
20 Egli
Flussbarsch, Chretzer, Rehlig,
Zebra
8
Zander
42
Trüsche 15
Wels
Waller
43
Unsere Kleinfische
In Schweizer Gewässern leben diverse Fischarten, die kaum je grösser als 20 cm lang werden. Man
nennt sie Kleinfische und als Fischer neigt man dazu sie zu übersehen, obwohl sie in ihrem jeweiligen
Ökosystem eine wichtige Rolle spielen. Oft als Beute für grössere Fische, aber auch als Räuber von Klein-
organismen. Viele dieser Arten sind ausgesprochene Schwarmfische, die bei günstigen Bedingungen in
grosser Zahl vorkommen. Hierr einige interessante Vertreter aus verschiedenen Fischfamilien:
Laube
117 Läugel, Bläulig, Grüenlig
Die Laube gehört zu den Karp- grünlich, bläulich
fenfischen und ist in Schweizer oder braun scheinen. Die Flos-
Seen und Flüssen weit verbrei- sen sind etwas dunkler als der
tet. In grossen Seen kann sie riesige Rücken. Das oberständige Maul verrät,
Schwärme bilden und ist ein wichtiges Glied in dass die Laube mit Vorliebe an der Oberfläche
der Nahrungskette. Der schlanke silberne Fisch frisst. Läugelschwärme lassen sich oft durch
wird 15 cm bis 25 cm lang. Der Rücken kann zahlreiche Ringe an der Oberfläche erkennen.
Groppe
Gropp, Grundel, Koppe
Als ausgeprägter Grundfisch ist 10 bis 15 Zentimeter lang, sel-
ihr heller Bauch abgeflacht und ten erreicht sie 20 cm. Das gros-
ihre marmorierte Haut ist glatt und se Maul erschliesst ihr ein grosses
schleimig. Schuppen fehlen völlig und Beutespektrum vom Flohkrebs bis
die Schwimmblase ist zurückgebildet, so dass zum Jungfisch. Man findet sie in der Forellen-
sie sich nur in kurzen Sprüngen knapp über und Äschenregion sowie in kalten, sauberen
dem Gewässergrund bewegt. Die Groppe wird Seen bis in Höhen von etwa 2000 m.
Elritze
Bammeli, Butzli
Dieser kleine Karpfenfisch wird In vielen Fliessge-
selten länger als 10 cm. Seine wässern und den Mittellandseen
Grundfarbe ist messing-braun, ist sie durch Gewässerverunreini-
die Flanken sind mit dunklen Streifen gung und Verbauung verschwunden.
gemustert. Die Elritze ist ein Schwarmfisch, der Typischerweise findet man in der Schweiz die
flache Uferzonen bevorzugt. Sie benötigt klares, grössten Bestände in Bergseen bis auf über
kühles Wasser und sauberen Kies zum Laichen. 2000 Meter.
44
Schmerle
Grundeli, Steinbeisser
Schmerlen gehören zur Familie Schmerle bevorzugt langsam
der Schmerlenfische und errei- fliessende Bäche und stehende
chen eine Länge von 8 bis 12 cm. Gewässer mit klarem, sauerstoff-
Am Maul hat dieser ausgeprägte reichen Wasser. Sandiger oder steini-
Grundfische sechs Barteln. Unter den Augen ger Grund mit Versteckmöglichkeiten sagt ihr
befindet sich ein aktiv beweglicher Dorn, mit am meisten zu. Vor allem durch Lebensraumver-
dem er schmerzhafte Stiche zufügen kann. Die lust sind unsere Schmerlenbestände rückläufig.
Schneider
Strömer
Ischer
Der Strömer ist ein weiterer hübsch gefärbte Schwarm-
kleiner Cyprinide mit einer fisch mit den orangen Flossen
Vorliebe für sauberes Wasser selten geworden. Der bis zu
und lockeren Kiesgrund. Einst häu- 25 cm lange Kieslaicher gilt in der
fig in den Schweizer Mittellandflüssen ist der Schweiz als stark gefährdet.
45
Form und Funktion
Von der Form eines Fischs kann man auf seinen Lebensraum und seine Lebensgewohnhei-
ten schliessen . Die Vielzahl von Fischarten hat sich eine Vielfalt von Lebensräumen und
Lebensweisen erschlossen. Das führte zu Anpassungen der ursprünglichen Fischform. Hier
zeigen wir fünf der wichtigsten Grundformen, die man in unseren Gewässern findet.
Die Spindel- oder Torpedoform ist die güns- Ausgeprägte Grundbewohner passen sich
tigste Form, um sich im Wasser rasch und oft durch eine Abplattung des Körpers an.
energiesparend fortzubewegen. Sie bietet Die Schwimmleistung leidet allerdings unter
den geringsten Widerstand bei der Verdrän- dieser Anpassung.
gung des Wassers. Forelle, Saibling, Lachs Am Grund lebende Fische wie Wels, Trüsche
und Felchen, also Bewohner schnell fliessen- oder Groppe haben einen abgeflachten Kör-
der Bäche und Flüsse oder der Freiwasserzo- per. Damit lässt es sich besser in Verstecke
nen von Seen zeigen diese Körperform. schlüpfen.
Eine starke seitliche Abflachung ist oft ver- Auch die so genannte Schlangenform ist
bunden mit fast scheibenförmiger Umgestal- bei vorwiegend bodenlebenden Fischarten
tung des Körpers. Man findet diese Form bei anzutreffen. Typische Beispiele sind Aal und
Fischen aus stehenden oder langsam flies- Neunauge. Bei den Arten mit Schlangen-
senden Gewässern. Bekannteste Vertreter form handelt es sich in der Regel um gute
der hochrückigen Form in unseren Gewäs- Schwimmer.
sern sind Brachsme und Karpfen.
46
Eine besondere Körperform haben Raubfi-
Beispiel Hecht sche wie der Hecht entwickelt, die ihre Beu-
te jagen, indem sie aus einer Lauerstellung
blitzschnell vorstossen und zupacken. Bei
diesen «Sprints» durchs Wasser bietet die
Pfeilform – ein vorne spitz zulaufendes Maul
und weit nach hinten verschobene Rücken-
flossen – Vorteile für das Beschleunigungs-
vermögen und die Stabilität.
47
Mehr wissen, fairer fischen
Fische funktionieren als Wasserlebewesen Berührung mit trockenen Händen kann zum
in mancherlei Hinsicht ganz anders als wir. Verlust führen. Eine Verletzung der Schleim-
Diese Unterschiede zu verstehen, ist wichtig schicht, des Schuppenkleids und der Haut
für den fairen und schonenden Umgang mit darunter hat Infektionen durch Pilze oder
Fischen. Bakterien zur Folge, die im schlimmsten Fall
das Todesurteil für den Fisch bedeuten.
Achtung, Fischhaut! Fischarten mit Kammschuppen, wie Egli und
Die relativ dünne Fischhaut wird nur ge- Zander fühlen sich rau und hart an. Fische
schützt von einer Schleimschicht und den mit Rundschuppen sollten deshalb in kleinen
Schuppen. Diese dünnen, biegsamen Kno- Hältergefässen nicht zusammen mit Fischen
chenplättchen bilden einen flexiblen Panzer. mit Kammschuppen gehältert werden, es
Rundschuppen, wie sie typisch für die meis- besteht sonst Verletzungsgefahr.
ten einheimischen Fischarten (z.B. Felchen, Schuppenlose Fische mit schleimiger, leder-
Weissfische) sind, sitzen oft nur relativ locker artiger Haut wie Aal und Wels sind weniger
in der Fischhaut und schon eine unachtsame empfindlich, aber auch sie sollte man so
Schema
der Fischhaut
Die Haut der Fische muss elastisch
sein und möglichst wenig Wasserwi-
derstand bieten. Diese Aufgabe erfül-
len die Schleimzellen, die die Ober-
fläche des Fisch schlüpfrig machen
und ihn gleichzeitig vor schädlichen
Keimen schützen. Viele Fische sind
zudem mit feinen Knochenplättchen,
den Schuppen, gepanzert.
Rundschuppe Kammschuppe
48
Schema
schonend wie möglich behandeln. Dazu ge- gelingt Fischen mit einem Gang zwischen
hört auch, dass man die Fische nicht auf tro- Schwimmblase und Darm deutlich rascher,
ckenen, rauen oder gefrorenen Untergrund als solchen ohne. Diese Druckänderungen
legt, sie nicht fallen lässt und auch nicht sind innert kurzer Zeit nur innerhalb gewis-
lange der Sonne aussetzt. ser Grenzen zu ertragen, nämlich in einem
Bereich von etwa zehn Metern. Generell ist
Die Tücken der Schwimmblase es deshalb problematisch, wenn man Fische
Der Fischkörper ist schwerer als Was- aus grösseren Tiefen schnell an die Was-
ser. Mit 1,076 liegt seine spe- seroberfläche holt. In dieser Situ-
zifische Dichte nur knapp ation kann der nötige Druck-
über der Dichte ausgleich nicht stattfinden.
von Wasser. Durch den entstehenden
Fische wür- Überdruck in der
den daher in Schwimmblase
Ruhestellung wird der Körper
langsam zum aufgebläht. Da-
Grund absin- Die Forelle hat eine Schwimm- bei kann der Magen
blase mit Verbindung zum Ver-
ken, wenn sie nicht die dauungssystem (Physotom). aus dem Maul heraus-
gasgefüllte Schwimmblase gedrückt werden. Auch
hätten, die ihnen zusätzlich die Augen werden aus den
Auftrieb verleiht. Ein derartiger Höhlen gedrückt und diverse Ge-
Hohlraum im Körper erzeugt jedoch webe werden überdehnt, oft platzt die
auch Probleme. Der Wasserdruck Schwimmblase. Diese Erscheinung
nimmt mit zunehmender Tie- nennt man Trommelsucht. Be-
fe zu (pro Meter um troffene Tiere sind in der
0,1 Atmosphären). Regel nicht mehr überle-
Das bedeutet, dass bensfähig.
die Schwimmblase Besonders anfällig
entweder zusam- sind Egli und Zan-
mengepresst wird der oder Trüschen, da
(beim Abtauchen) Der Egli hat eine abgeschlossene bei ihnen die Schwimm-
oder sich ausdehnt Schwimmblase. Man nennet blase nicht über einen
(beim Aufsteigen). solche Fische Physoklisten. Luftgang mit dem Darm
Beim Auftauchen vermindert verbunden ist (siehe Grafik).
sich der Wasserdruck auf den Bei grösseren Tiefenunterschie-
Körper; das zusammengepresste Gas den (20 Meter und mehr), wie sie
in der Schwimmblase dehnt sich aus. Der beim Felchen- und Saiblingsfischen vorkom-
Fisch wird immer leichter und würde vom men, laufen auch jene Fischarten mit einem
entstehenden Auftrieb von allein bis an die offenen Schwimmblasengang Gefahr, durch
Wasseroberfläche steigen. Das verhindert er die sich rasch ausdehnende Gasfüllung ge-
durch die Abgabe von Gas. Dieser Austausch schädigt zu werden.
49
Fischkrankheiten
Krankheiten können in freien Gewässern enorme Nicht durch Erreger bedingt
Schäden verursachen. Erkrankte Fische können in
Fliessgewässern oder Seen nicht behandelt wer- Ererbt: • Missbildung
den. Aber jeder Fischer, der sich mit der Materie Erworben: • chemisch
auseinandergesetzt hat, kann vorbeugend zur Er- (z.B. Schadstoffe, Algentoxine)
haltung gesunder Fischbestände beitragen. • physikalisch (z.B. Sauerstoff-
mangel, Gasübersättigung,
Erkennen von Krankheiten zu hohe Wassertempera-
Der aufmerksame Sportfischer kann viele krank- turen, Verletzungen)
hafte Veränderungen bei Fischen erkennen. Das
R39 sind Veränderungen im Verhalten, wie verzögerte Durch Erreger bedingt
oder fehlende Fluchtreaktionen, Taumeln oder
gar «Rückenschwimmen». Auch die Färbung gibt • Viren
Hinweise auf krankhafte Prozesse. Dabei kann der • Pilze
ganze Fisch sowohl dunkler als auch heller erschei- • Bakterien
nen, oder es können nur Teile des Körpers betrof- • Parasiten
fen sein. Aber aufgepasst, ein Fisch kann bei bester
Gesundheit Farbveränderungen oder untypische Nicht erregerbedingte Krankheiten
Farben aufweisen (z.B. Goldforelle)! In den letzten Wenn man von natürlichen Umweltkatastro-
Jahren häuften sich die so genannten «Schwarzen phen (Austrocknung, zu hohe Wassertempe-
Forellen» in Schweizer Fliessgewässern. Sie fallen raturen oder Hochwasser) absieht, handelt
neben ihrer Färbung durch ihr apathisches Ver- es sich meist um direkte oder indirekte Fol-
halten auf. Die genauen Ursachen sind bis heute gen menschlicher Aktivitäten. Grösste Auf-
unbekannt. merksamkeit erregen Fischsterben, bei de-
Hinweise auf gesundheitliche Probleme können nen der ganze Fischbestand nach Einleitung
auch Verkrüppelungen, Augentrübung, Abspreizen starker Gifte zugrunde geht. Nicht weniger
der Kiemendeckel und vieles mehr sein. gefährlich sind aber auch die so genannten
Um die genaue Ursache der Erkrankung abzuklä- chronischen Vergiftungen. Bei diesen führen
ren, ist aber in den meisten Fällen eine Untersu- die Menge und/oder die Art der Schadstof-
chung durch spezialisierte Fischtierärzte nötig. fe nicht zum sofortigen Tod der Fische, aber
R41 Fängt oder bemerkt der Sportfischer verdächtige schädigen diese dauernd über einen länge-
L40 Fische, so sollte er dies der Fischereiaufsicht mit- ren Zeitraum. Als Folge kann es zum konti-
teilen. Diese entscheidet, ob weitere Untersuchun- nuierlichen, langsamen Aussterben einzelner
gen, z.B. durch das Zentrum für Fisch- und Wild- Arten oder ganzer Fischbestände kommen.
tiermedizin (FiWi) in Bern, durchgeführt werden Dies ist umso schlimmer, als dass solche
müssen. Prozesse meist erst spät (oft erst zu spät)
erkannt werden.
Einteilung der Krankheiten Aber nicht nur die Einleitung von Schadstof-
Krankheiten können nach verschiedensten fen kann verheerende Folgen auf die Fisch-
Merkmalen eingeteilt werden. Wir unterschei- bestände ausüben. Auch direkte Eingriffe in
den in stark vereinfachter Form nach Ursa- den Lebensraum können beim Fisch Krank-
chen. heiten auslösen. Dabei kann es sich in die-
50
Gesunde Fische zeigen
kräftige Farben, intakte
Flossen, glänzende Haut
und klare Augen.
Viren
sen Fällen um direkte Einflüsse, wie Verlet- • sehr kleine Organismen (Millionstel
zungsgefahr (z.B. durch Kraftwerkturbinen) Millimeter), nur im Elektronenmikroskop
handeln, oder aber die neue, veränderte sichtbar
Umwelt versetzt den Fisch so in Dauerstress • parasitieren in den Zellen des Wirts, wobei
(z.B. fehlende Unterschlupfmöglichkeiten), sie für ihre Vermehrung den Stoffwechsel
dass er seine Widerstandskraft verliert. Eine der befallenen Zelle benutzen
ähnliche Wirkung kann unverhältnismässi-
ger Fischbesatz haben. Bakterien
51
Pilze deutet, ihre Wirkung auf Lebewesen ist nicht
bekannt. Für die Fischbestände stellen insbe-
• Zellen mit einem Kern und einer Membrane, sondere Stickstoffverbindungen, Insektengifte
welche von einer sog. Cuticula umgeben (Pestizide) und hormonaktive Substanzen eine
werden Gefahr dar.
• grösser als Bakterien, teilweise von Auge Immer häufiger werden bei Fischen Organ-
als weisser watteartiger Überzug erkennbar schäden aufgrund von Schadstoffeinwirkun-
gen festgestellt. Unterhalb von Kläranlagen-
Parasiten ausläufen zeigen sie oft Veränderungen der
Organe. Die Verluste hängen von der Art der
L42 • tierische Krankheitserreger Schadstoffe und der Dauer der Einwirkung ab.
• leben auf Kosten des Wirts Derart geschädigte Fische sind für eine Viel-
• viele Arten, vom Einzeller über verschiedene zahl erregerbedingter Erkrankungen beson-
Würmer bis zum Kleinkrebs ders empfindlich.
52
Aufnahme über
Haut und Kiemen
Sporen von
T. bryosalmone Hechtbandwurm
Diese Erkrankung wird durch Pa- R45
rasiten hervorgerufen, nämlich
50 µm
? den Bandwürmern Triaenopho-
Sporen rus nodulosus und T. crassus. Die
ausgewachsenen Bandwürmer
leben vorwiegend im Darm von
Hechten, wo sie auch ihre Eier ab-
350 µm
setzen. Diese werden mit dem Kot
ausgeschieden und von Copepoden
Vermehrung im Zwischenwirt (kleinen Krebstierchen im Plankton
(Bryozoen)
= Zwischenwirt 1) aufgenommen. Die
infizierten Krebstierchen werden ihrerseits
Will man die wieder von Felchen, Saiblingen, Egli usw.
Verbreitung der PKD bekämpfen, so sollte der Besatz (= Zwischenwirt 2) gefressen. In diesen Fi-
in noch unverseuchten Gewässern nur mit PKD- schen entwickelt sich dann die Larve (weisse
freien Bachforellen erfolgen, im PKD- betroffenen Beule), wobei die von T. nodulosus bevor-
Gewässern am besten im Frühherbst (Aufbau einer zugt die Leber, die von T. crassus dagegen
Immunität möglich). Der Austausch von Bachforellen die Muskulatur befällt.
zwischen nicht verbundenen Fliessgewässern sollte
unterbunden werden.
(Illustration aus der PKD-Broschüre FIBER, www.fiber.ch)
Lebenszyklus des Hechtbandwurms.
Originalzeichnungen: I. Liebmann
nien bilden (einige Zentimeter Durchmesser)
und in den meisten Gewässern vor-
kommen. Die PKD-Sporen können
die Fische innerhalb von drei
Tagen über Haut und Kiemen Adultus
infizieren. Über den Blut-
kreislauf gelangen sie in
die Nieren, wo sie ver- 2. Zwischenwirt
schiedene Stadien bilden Plerocercoid Ei
und eine heftige Entzün-
dungsreaktion hervor- 1. Zwischenwirt
rufen. Die Krankheit ist Plerocercoid
besonders im Schweizer L43
Coracidium
Mittelland weit verbreitet,
Eikapseln
wo heute rund zwei Drittel
der untersuchten Fliessgewäs-
ser PKD-befallene Bachforellen
aufweisen.
53
Intakte Gewässer sind
die beste Vorsorge gegen
Fischkrankheiten.
54
Krebse
In der Schweiz waren ursprünglich drei
Krebsarten heimisch: Der Edelkrebs, der
Dohlenkrebs und der Steinkrebs. In den ver-
gangenen fünfzig Jahren sind die Bestände
dieser drei Arten massiv zurückgegangen. Es
konnten sich nur noch isolierte Bestände in
den oberen Bereichen (Quellbäche) der eins- Edelkrebs
tigen Verbreitungsgebiete halten. Zunächst
verringerte die Zerstörung des Lebensraums
und schlechte Wasserqualität die Bestände,
danach immer mehr die Konkurrenz durch
vier eingeschleppte Krebsarten. Als be-
sonders verhängnisvoll haben sich die drei
amerikanischen Arten erwiesen, da sie eine
für die heimischen Arten tödliche Krankheit
übertragen: die Krebspest. Dohlenkrebs
Problem Krebspest
Erreger der Krebspest ist der Pilz Aphano-
myces astaci, der sich via Sporen rasch und
wirkungsvoll verbreiten kann. Die Krankheit
wurde 1880 vom amerikanischen Kontinent
nach Europa verschleppt und hat danach ei-
nen Grossteil der einheimischen Krebsbestän-
de in Europa zerstört, denn die europäischen
Krebsarten sterben an dieser Krankheit. Die Steinkrebs
amerikanischen Krebsarten hingegen sind
gegen die Krebspest resistent. Sie können
den Erreger jedoch mit sich tragen und die
einheimischen Arten durch ins Wasser aus-
geschiedene Sporen anstecken. Aufgrund der
bedrohlichen Situation ist der Fang der ein-
heimischen Krebsarten in den meisten Kanto-
nen stark eingeschränkt oder verboten. Auch
Hälterung und Transport der eingeschleppten
Krebse sind verboten. Signalkrebs
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