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Arbeit im Team

Vortrag im Rahmen des Planspielseminars TopSim (WS 2005/06)


von
Prof. Dr. Niclas Schaper

Gliederung:

1. Was versteht man unter Teamarbeit?


2. Welche Anforderungen werden an Teams gestellt?
3. Probleme der Teamarbeit?
4. Wie kann man Teams bei der Zusammenarbeit unterstützen?
• Diagnose und Feedback
• Training und Teamentwicklung

Lehrstuhl für Arbeits- und Organisationspsychologie Prof. Dr. Niclas Schaper


Universität Paderborn Planspielseminar TopSim
TEAM = Toll Ein Anderer Machts

Was verstehen Sie unter Teamarbeit?

Was sind zentrale Merkmale von Teams oder Arbeitsgruppen?

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Merkmale von Teamarbeit

Wir - Gefühl
zeitliche
Rollenverteilung
Dauer

Gemeinsame,
mehrere aus mehreren Teilaufgaben unmittelbare
Personen bestehende Arbeitsaufgabe Zusammenarbeit

gemeinsame gemeinsame
Spielregeln gemeinsame Werte
Ziele

Sind Planspielgruppen Teams?


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Welche Anforderungen werden an Teams bei der
Zusammenarbeit gestellt?

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Modell zu Teamanforderungen von Rubin & Beckhard (1984)

Anforderungs- Konkrete
bereiche Anforderungen
• Verständnis und Akzeptanz der Ziele klären
Ziele • Erreichbarkeit der Ziele überprüfen

• Rollen- und Aufgabenverteilung klären


Rollen • Führungsrolle klären

• Ablauf von Teamtreffen strukturieren


Vorgehensweisen • Vorgehen beim Fällen gemeinsamer Entscheidungen
vereinbaren
• Gegenseitige Unterstützung im Team sichern
Zwischenmenschliche • Zusammenhalt in der Gruppen sichern
Beziehungen • Gegenseitiges Vertrauen entwickeln

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Modell der Team-Reflexivität (West, 1994)

• Teamreflexivität bezeichnet die Fähigkeit des Teams, zu Lernen und sich zu


entwickeln. Hierbei sind zwei zentrale Dimensionen zu unterscheiden:

• Aufgaben Reflexivität: bezieht sich auf die Aufgabe, die das Team zu erledigen
hat; hierzu gehören
– Teamziele
– Aufgabenorientierung
– Wege, diese Ziele zu erreichen.
• Soziale Reflexivität: umfasst soziale Aspekte, die beeinflussen, wie die
Teammitglieder das Team als soziale Einheit wahrnehmen; es geht um
– soziale Unterstützung im Team
– Teamklima
– Methoden der Konfliktlösung.

• Je nach Ausprägung auf diesen beiden Dimensionen kann eine Zuordnung der
Teams zu vier Typen erfolgen.

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Modell der Team-Reflexivität (West, 1994)

Hohe Aufgaben-
Reflexivität

Kaltes effizientes Voll funktionsfähiges


Team Team
Niedrige Soziale Hohe Soziale
Reflexivität Reflexivität
Dysfunktionales Kuschel-
Team Team

Niedrige Aufgaben-
Reflexivität

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Phasen der Gruppenentwicklung nach Tuckman (1965)

Performing: Forming:
Effiziente Zusammenfinden
Zusammenarbeit der Gruppe

Norming: Storming:
Festlegen und Festlegen der
Einhalten von Rollen- und
Regeln und Normen Aufgabenverteilung

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Probleme der Teamarbeit

Warum funktionieren Teams manchmal nicht so,


wie gewünscht?

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Probleme der Teamarbeit

• Konflikte in und zwischen Gruppen

• Zusammensetzung der Gruppe zu heterogen

• Verantwortungsdiffusion
– Trittbrettfahren: mangelnde Anstrengungsbereitschaft, weil man annimmt,
dass der eigene Leistungsbeitrag unwichtig bzw. überflüssig ist
• Mangelnde Führung und Koordination

• „Gruppendenken“ und Polarisierungseffekt in der Gruppe


– Gruppendenken: Überschätzung des eigenen Wissens, unvollständige,
parteiische Informationsverarbeitung, Zwang zur Einheitlichkeit in der Gruppe
– Polarisierungseffekt: Tendenz von Gruppen, extremere Entscheidungen zu
treffen als die gemittelte Entscheidung aller einzelnen Mitglieder
• Mangelnde Teamfähigkeiten

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Wie kann man Teams bei der Zusammenarbeit unterstützen?

1. Diagnose und Feedback zum Teamzustand


2. Teamtraining und Teamentwicklung

Durch welche Methoden kann man Einblick in den


Zustand eines Teams gewinnen?

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Methodische Zugänge zur Teamdiagnose

1. Beobachtungsmethoden
– Forschungsmethode, bei der Verhalten in natürlichen oder kontrollierten
Situationen beobachtet und mit Hilfe bestimmter Aufzeichnungs- und
Kodiersysteme erhoben wird.
– Varianten:
• qualitative vs. quantifizierende Beobachtung
• teilnehmende vs. nicht teilnehmende Beobachtung

2. Befragungsmethoden
– Forschungsmethode, bei der die Einstellungen oder Verhaltensweisen von
Personen durch Interviews oder Fragebögen ermittelt werden.
– Varianten:
• mündliche vs. schriftliche Befragung
• standardisierte vs. unstandardisierte Befragung

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Fragebogen zur Arbeit im Team (Kauffeld, 2004)

Strukturorientierung (Aufgaben-Reflexivität)

• Zielorientierung • Die Ziele unseres Teams sind klar.


• Ich identifiziere mich mit den Zielen des Teams.
• Aufgaben- • Wir koordinieren unsere Anstrengungen gut.
bewältigung • Informationen werden rechtzeitig ausgetauscht.
Personorientierung (Soziale Reflexivität)

• Zusammenhalt • Wir fühlen uns als Team.


• Die Teammitglieder helfen sich gegenseitig, wenn einer in
Zeitnot gerät.
• Verantwortungs- • Alle bringen sich in gleichem Maße in das Team ein.
übernahme • In unserem Team fühlt sich jeder für das Gesamtergebnis
der Arbeit verantwortlich.

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Itemformat und Gütekriterien des FAT

• Itemformat des FAT:


entgegen gesetzte Aussagenpaare mit sechsstufiger Skala zur Beantwortung,
welcher Aussage man mehr zuneigt

Unsere Ziele sind realistisch Unsere Ziele sind unrealistisch


und erreichbar. und unerreichbar.

Es gibt Konkurrenz Konkurrenz zwischen den


zwischen den Teammitgliedern ist kein
Teammitgliedern. Thema.

• Validität des FAT:

- Korrelationen mit subjektiv eingeschätztem Arbeitserfolg: .56 -.74

- Korrelationen mit Arbeitszufriedenheit: .36 - .45

- Korrelationen der FAT-Skalen mit Produktivität: .28 -.49

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System zur Teambeobachtung:
Dimensionen und beobachtbar Aspekte des Teamverhaltens
Haupt- Subdimen- Beobachtbare Verhaltensweisen
kategorien sionen
• Ziel- oder Aufgabenverständnis erfragen
Struktur- Zielorien- • Erreichbarkeit der Ziele klären
orientierung tierung
• Aufgaben verteilen und koordinieren
bzw. • Vorschläge zum Vorgehen machen oder erfragen
Aufgaben-
Aufgaben bewältigung Ungünstige Verhaltensweisen bei der
Reflexivität Aufgabenbewältigung
• Springen zwischen Themen
• Sich Verlieren in Details

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System zur Teambeobachtung:
Dimensionen und beobachtbar Aspekte des Teamverhaltens
Haupt- Subdimen- Beobachtbare Verhaltensweisen
kategorien sionen
• Anderen helfen oder unterstützen
Person- • Andere Loben oder ermuntern
orientierung Zusammen-
halt Ungünstige soziale Verhaltensweisen
bzw. • Andere Abwerten oder lächerlich machen
• Andere nicht ernst nehmen / rüde unterbrechen
Soziale • Verantwortung übernehmen
Reflexivität Verantwor- • Appellieren, Aufgabe gemeinsam zu bewältigen
tungs-
übernahme Ungünstige Verhaltensweisen
• Jammern
• Schuldigen Suchen

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Gruppen Feedback geben

• Bedingungen für gelingendes Feedback:


– Bereitschaft zum Erhalten von Feedback
– Gewisses Maß in Bezug auf Offenheit und Ehrlichkeit
– Beachtung von Regeln zum Geben und Nehmen von Feedback
– Verhaltensnahe Rückmeldungen
– Gemeinsames Erarbeiten von Veränderungs-/Verbesserungsmöglichkeiten

• Ungünstige Verhaltensweisen beim Feedback:


– Abwertende, kränkende und lächerlich machende Bemerkungen
– Andere für Fehler verantwortlich machen
– Sich Rechtfertigen bei Kritik

• Was erreicht man durch konstruktives Feedback bei Gruppen?


– Verbesserung der Fähigkeit zur Teamreflexivität und zu Selbststeuerung der
Gruppe

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Teamtraining und Teamentwicklung

Wie kann man Teamfähigkeiten schulen?

Wie kann man gut funktionierende Teams entwickeln?

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Training individueller Teamfähigkeiten

• Förderung allgemeiner sozialer Kompetenzen


– z. B. durch Mitarbeit in vielfältigen Gruppen
oder Kommunikationstrainings

• Training von Tools zur effektiven Gruppenarbeit


– z. B. durch Schulung von Moderationsmethoden

• Förderung teamspezifischer Verhaltens und Wissenskompetenzen


– z. B. durch teamförderliche Beurteilungs- und Fragebogeninstrumente

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Fragebogen zur Selbsteinschätzung von Teamkompetenzen
Schaper, Becker & Brenz (2001)
Teamsituation: Euer Ausbilder hat Euch in Gruppen zu je vier Auszubildenden eingeteilt. Einer
Deiner Teammitglieder sagt immer sehr zügig, wie er bei den einzelnen Arbeitsschritten
vorgehen würde. Da seine Vorschläge auch meistens sehr gut sind, habt Ihr nichts
dagegen, seine Ideen umzusetzen. Du hast allerdings den Eindruck, dass die anderen
allmählich keine Vorschläge mehr bringen und sich nur noch auf diesen Auszubildenden
verlassen. Es fällt Dir ebenso auf, dass Du Dich häufiger von ihm leiten lässt und weniger
aktiv bist als sonst. Wie gehst Du mit der Situation um?

Antwortmöglichkeiten:
• Ich bitte den schnelleren Auszubildenden, sich mit seinen Lösungsvorschlägen etwas
zurückzuhalten, damit die anderen mehr Gelegenheiten haben, ihre Ideen einzubringen.
• Ich teile meiner Gruppe bei der nächsten Gelegenheit mit, dass die Lösungsvorschläge für
unsere Arbeit meiner Meinung nach überwiegend von einem Auszubildenden kommen.
Künftig bringe ich mich verstärkt ein und frage die anderen nach ihren Lösungsvorschlägen.
• Ich bringe mein Anliegen nicht zur Sprache, da ich es hinnehme, dass ein Auszubildender
zügiger Vorschläge bringt als die anderen.
• Ich sage dem Auszubildenden, dass er uns die Möglichkeit geben soll, unsere Vorschläge
zu äußern. Die anderen Teammitglieder fordere ich auf, ihre Ideen häufiger mitzuteilen.

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Maßnahmen zur Entwicklung funktionsfähiger Teams

• Förderung des gegenseitigen Verständnisses der Teilaufgaben einer


Gruppe
– z. B. durch Job Rotation

• Vermittlung von Kompetenzen zur eigenständigen Steuerung der


Gruppenarbeit
– z. B. durch einen Workshop zum Projektmanagement

• Förderung der Bewältigung von Konfliktsituationen in der Gruppe


– z. B. durch eine Teamentwicklungsmaßnahme

• Verbesserung des Teamverständnisses und –zusammenhalts


– z. B. durch Outdoortraining

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Formen der Teamentwicklung

• Team-Start-Ups: Interventionen für Teams, die gerade mit der Arbeit beginnen.

• Reguläre Reviews: Betrachtung des Teamgeschehens aus der Metaebene,


um Teamerfolge und Schwierigkeiten in der vergangenen Periode zu
reflektieren sowie Teamziele und ihre Erreichung zu überprüfen.

• Maßnahmen zur Identifizierung von Teamproblemen: Hierbei steht die


Diagnose von arbeitsbezogenen Problemen und die Entwicklung von
Lösungsstrategien im Vordergrund.

• Interventionen, die schwerpunktmäßig auf die sozialen Beziehungen im Team


gerichtet sind: z.B. Verbesserung des Teamklimas oder der sozialen
Kompetenzen im Team.

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Outdoortraining

Beispielaufgabe:
Aus Baumstämmen muss
unter Zeitdruck ein fahrbares
Floß gebaut werden, dass die
gesamte Gruppe trägt.

Lernziele: Kreativität, Planung, Umgang mit ungewohnten Rollen,


Koordination in Gruppen, Verhalten unter Stress, Wir-Gefühl.

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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
und weiterhin viel Spaß beim Planspiel!

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