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Untersuchungsbericht
3804 Allentsteig
Hager’sches Freihaus
Mai – Juni 2017
Inhalt
1. Identifizierung 2
3. Zum Bauwerk 4
3.1. Standort und Umfeld 4
3.2. Zur Baugeschichte 5
1. Identifizierung
Durch Straßenbauarbeiten E. d. 20. Jh. wurde die SW-Ecke des Gebäudes destabilisiert und es
entstanden starke Risse, die dringend saniert werden müssen.
Während sonst alle Räume gewölbt sind, waren die beiden südlichen Räume des 1. OG
wahrscheinlich auch zur Erbauungszeit flach gedeckt, vermutlich mit einer geschnitzten Decke und
getäfelten Wänden. Diese Holzausstattung fiel dem Stadtbrand von 1682 zum Opfer – der heutige
Plafond stammt aus der Zeit um 1800.
Die Gestaltung von Fassade und Innenräumen war, entsprechend der Zeit des Protestantismus im
Waldviertel, farblich sehr zurückhaltend und materialbezogen:
Der Stuck in den Räumen war in ocker gebrochenem Weiß farblich nur leicht von den weißen
Nullflächen abgesetzt, sodass er im Wesentlichen durch Licht und Schatten wirkte. Sämtliche
Farbschichten aus vierhundert Jahren befinden sich darauf, sodass die eigentlich exakt geschnittenen
Profile völlig verschwommen wirken.
Im südwestlichen Raum des 1. OG. konnten Wandmalereien gefunden werden, die in die Zeit um
1700 – 1.H.18.Jh. datiert werden können und vermutlich mit einer Neugestaltung nach dem
Brandschaden von 1682 in Zusammenhang stehen.
Zur Fassade kann derzeit nur festgestellt werden, dass der rezente Verputz aus der 1. H. d. 20.Jh.
stammt; es handelt sich um Kalkputz.
Darunter befindet sich zumindest eine ältere, vermutlich barocke Verputzschicht. Es ist durchaus
anzunehmen, dass auch noch Reste der Originalfassade vorhanden sind. Größere Freilegungsproben
fanden im Zuge dieser Befundung nicht statt und können vielleicht im Zuge der statischen Sanierung
besser durchgeführt werden.
Wie bereits erwähnt, ist der Zustand des Mauerwerks durchwegs gut. Probleme gibt es überall dort,
wo später mit sperrenden, hydraulischen Materialien ausgebessert wurde: im kleinen Geschäftslokal
im Kellergeschoß und in diversen Nebengebäuden. Vorschläge zur Verbesserung finden sich unter
Punkt 5 auf Seite 56.
3. Zum Bauwerk
3.1. Standort und Umfeld
Das Hager’sche Freihaus, Hauptstraße 21, befindet sich an der Kreuzung der Hauptstraße mit der
Wienerstraße..
Die Hauptstraße fällt leicht Richtung Westen (Hauptplatz) ab, die Wienerstraße beginnt nach dem
Kreuzungsbereich mit deutlichem Anstieg Richtung Norden.
Die Süd- und Ostseite der Gebäudegruppe des Hager’schen Freihauses grenzt damit an versiegelte
Verkehrsflächen.
Das Freihaus selbst grenzt mit der Südfassade an den asphaltierten Gehsteig, im Westen schließt
direkt der Innenhof des Nachbargebäudes an, vermutlich mit versiegelter Fläche. Im Norden schließt
ein dichter Gebäudekomplex mit modernen Wohnungen an, teilweise direkt an die Gebäude des
Freihauses angebaut, teilweise mit asphaltierten Parkplätzen.
Der Innenhof des Freihauses ist eben aufgeschüttet und trägt Bewuchs. Unter der Grasnarbe
befinden sich teilweise noch Grundmauern.
Durch das von Nord nach Süden abschüssige Terrain schließt das Kellergeschoß ebenerdig mit der
Hauptstraße ab, während das Erdgeschoß nahezu ebenerdig vom Hof aus zu betreten ist.
1413 verpfändet Otto von Maissau dem Ritter Hanns Hager, Herrn von Petzenkirchen, die Hälfte des
Hauses und der Stadt Allentsteig für 400 Pfd. Wiener Pfennige.
Nach dem Tode Ottos von Maussau, 1440, wurde A. landesfürstlich und danach an die Herren von
Puchheim verliehen, danach kam Allentsteig an die Pielacher von Pielach.
Das Pfand an die Hager war noch nicht eingelöst worden.
1499 kaufte Sigmund Hager den halben Teil von Schloss und Stadt A. um 600 Pfd. Pfennige von
Sigismund Pielacher von Pielach1. Sigmund Hager war Sohn des Thomas Hager und seiner Frau
Christine von Pülach, der Verkauf fand also innerhalb der Verwandtschaft statt.2 Damit war die
Herrschaft komplett im Besitz der Ritter Hager.
1
Österr. Kunsttopographie, (ÖKT), Bd.VIII, Vlg. Schroll, Wien 1911, S. 8
2
www.gedächtnisdeslandes.at
3
http://www.allentsteig.at/allentsteigat/html/hager.html; die Angabe in dieser Website, die Herrschaft wäre
1577 verkauft worden, ist vermutlich falsch.
4
Reichhalter, Kühtreiber „Burgen – Wachau, Waldviertel“, Vlg. Schubert & Franzke, St. Pölten 2001, S. 50
5
Franz Xaver Schweickhardt v. Sickingen „Darstellung des Erzherzogtums Österreich unter der Enns“, Bd. I,
Verlag Wallishauser, Wien 1839, S. 85
Das Freihaus wurde noch unter Sigmund Hager zwischen 1595 und 1600 komplett neu errichtet und
in die Befestigung des Stadttores einbezogen.
In den Steuerunterlagen der NÖ. Landstände, den „Alten Gülteinlagen“ des NÖ. Landesarchivs, sind
nur steuerpflichtige Besitzungen erfasst. Da Freihäuser nicht steuerpflichtig waren, kommen sie in
diesen Unterlagen nicht vor, auch das Hager’sche Freihaus ist in den Alten Gülteinlagen somit nicht
zu finden. Die mit dem Freihaus verbundenen steuerpflichtigen Besitzungen (Gründe) wurden aber
in der „landtäflichen Rubrik Hagerisches Grundbüchel,
V.O.M.B., Nr. 124“ erfasst.
Erst mit Auflösung dieses Grundbüchels 1866 findet sich die
nächste gesicherte Nennung eines Besitzers: 1866
befanden sich Freihaus und zugehörige Gründe im Besitz
der letzten Nachkommin der Familie Hager, Julie Gräfin
Oldofredi-Hager.7
6
Kopiertes Blatt im Besitz der derzeitigen Hauseigentümer.
7
NÖ. Landesarchiv, Hagerisches Grundbüchel
Besitzer
Zeitraum des Besitzes
Hans Seyfried Hager (ab 1671 Freiherr) oo Anna Katharina von Köllnbeck
1617 – 1687 (+)
Maria Heilhirsch
- 2012
DI Katharina Hochleitner
2012 - 2016
Abb. 5 - 10 NÖ. Landesarchiv, Hagerisches Grundbüchl, Löschung der Eintragung in der Landtafel und
Aufhebung der Lehensverhältnisse.
4.
Abb. 12
Georg Mathäus
Vischer, Schloss
Allentsteig,
Stich 1672
Abb. 13
Josephinische
Landaufnahme
1763 - 1787
Abb. 14
Franziszeischer
Kataster, 1823
Abb.15
Luftbild mit der früheren
Anordnung der Gebäude.
Es dürfte es bis zum 2. Weltkrieg ein Gasthaus geblieben sein, erst dann erhielt es mit
Einrichtung einer Arztpraxis eine neue Funktion.
Abb.17
Foto von 1948,
( Hr. Anton Kraus,
Allentsteig)
8
Zusammenstellung der Besitzer, kopiertes Blatt ohne Datum und Autor im Besitz der jetzigen Hauseigentümer
9
Die Angaben in dieser Zusammenstellung sind fehlerhaft: Wenn Johann Wais 1826 starb und Anton Wais 1834
geboren wurde, kann Anton schwerlich der Sohn sein.
Abb.18 u. 19
Fotos von 1950 - 1953
( Hr. Anton Kraus, Allentsteig)
Das vom Hof aus erschlossene Erdgeschoß öffnet sich an dieser Fassade mit 3 Fenstern. Die linken
beiden Fenster erscheinen aus Symmetriegründen authentisch, während das rechte Fenster die
Symmetrie des Repräsentationsbaues stört – es könnte sich hier um eine spätere Veränderung
handeln.
Oberhalb der linken Fenster befindet sich eine runde Öffnung, die zu einem in der Mauer
verlaufenden originalen Entlüftungssystem gehören könnte. Es ist anzunehmen, dass sich auch im
Bereich des rechten Fensters eine solche Öffnung befunden hat.
Das Dachgeschoß öffnet sich mit einer heute zu einem Fenster zurückgebauten Rundbogentüre.
Oberhalb des Rundbogens konnte früher ein Ausleger für einen Flaschenzug befestigt werden, um so
Material in den geräumigen, als Speicher verwendbaren Dachboden aufziehen zu können.
Seitlich 2 runde Lüftungsöffnungen.
Der Eingang ist original, es wird aber sicher eine repräsentative Umrahmung (Sgraffito oder
Steinteile) gegeben haben. Das Fenster im EG wurde vergrößert. Im 1. OG wurde das 2. Fenster von
rechts erst in den 50er-Jahren d. 20.Jh. ausgebrochen, die anderen Fenster sind original.
Verputz 2 (1. H. 20. Jh.): gute Baustellenmischung, Kalk ohne hydraulischen Zuschlag mit
gebrochenem Sand, Korngr.Ø 0 – 12 mm.
Verputz 1 (um 1800?) sehr kalkreich, Korngr.Ø 0 – 8 mm.
Abb. 25 Hoffassade, 1. OG.; Die linke Fensterfasche gehört zu Verputz 1; das rechte Fenster wurde erst
mit Einrichtung der Arztpraxis eingebaut, die Fasche ist nur gemalt.
Es ist anzunehmen, dass die Fassadendekoration um 1800 auch plastische Elemente (Lisenen,
Faschen etc.) besaß. Vermutlich wurden diese plastischen Fassadenelemente vor dem Verputzen i. d.
1. H. 20. Jh. abgeschlagen.
Die Tatsache, dass es sich beim rezenten Verputz mit Ausnahme der Sockelzone um reinen
Kalkmörtel handelt, macht diesen Verputz zu einem guten Indikator für Feuchtigkeitsprobleme.
Die derzeit sichtbaren Schäden zeigen das tatsächliche Ausmaß der Probleme, es wird nichts
verdeckt. Fazit: Das Haus hat kaum Feuchtigkeitsprobleme.
Die Ausnahme bildet der Sockel an der Südfassade, er wurde mit reinem Zementmörtel verputzt. Die
Feuchtigkeitsbelastung ist aber trotzdem so gering, dass in den Jahrzehnten die abgesperrte
Feuchtigkeit nicht weiter in die Höhe gestiegen ist.
Abb.30 u. 31
Hager’sches Freihaus, Nordfassade
Zur Zeit der Befundung befand sich noch eine große Menge an Einrichtungsgegenständen der
Vorbesitzerin in den Räumen.
Kamine und
Abwasserschächte
Backofen
2 1
Kellerabgang
Abb. Türblatt
4 3
Abb. 33 Der Eingangsbereich (1) wird durch Abb. 34 Die hölzerne Trennwand des Windfangs
einen „Windfang“ abgetrennt, der allerdings den von innen. Blick in das südliche Gewölbe, Raum
oberen Bereich zum Gewölbe völlig frei lässt. Die ,im 19. u. A. 20. Jh. die ehemalige Gaststube.
Türkonstruktion dürfte aus der Zeit um 1900 Die hölzerne Balustrade beim Kellerabgang könnte
stammen. noch aus dem 17./18. Jh. stammen.
Abb.35 Im Windfang befindet sich die Falltür mit dem Kellerabgang. Es dürfte sich hier um den
originalen Abgang handeln, der Keller war aber von der Südfassade her ebenfalls begehbar.
Abb. 38 Man befindet sich nach dem Windfang ein der großen Eingangshalle (2), die sich repräsentativ quer
durch das ganze Gebäude erstreckt. Ein Stiegenaufgang führt zum Obergeschoß.
Im 20. Jh. wurde die Halle mit einer dünnen Ziegelmauer geteilt. Es entstand dadurch ein kleiner Bad- und
Küchenbereich. Die Raumwirkung der Eingangshalle ging dadurch aber völlig verloren.
Die
DieFarbe
Farbeder
der Tünchen bewegtsich
Tünchen bewegt sichimim
Spektrum
Spektrum der gebrochenen
der gebrochenen Weißtöne,
Weißtöne, einzig um ca. 1800
einzig umStuck
war der ca. 1800 war
in sehr der Stuck
dunklem Grauingefasst.
sehr
dunklem Grau gefasst.
Originalfassung des Stucks:
Originalfassung des Stucks: ocker
gebrochenes Weiß.
Originalfassung Wand: Weiß
Abb. 41 EG, südöstliches Gewölbe (3). Beide Gewölbe an der Südseite bildeten zur Erbauungszeit einen
einzigen, großen Raum. Die Trennwand mit der doppelflügeligen Glastür stammt aus der Mitte d. 19. Jh., als
hier zwei getrennte Gastzimmer eingerichtet wurden.
Auch der Wandschrank mit Schiebetüre stammt aus dieser Zeit. Hier befand sich früher die Schank. Durch
eine Falltür gelangt man in den darunter liegenden Kellerraum, der später als Geschäftslokal genutzt wurde.
Die Gewölbe besitzen keine Profile, sondern schön gearbeitete Grate.
Der Befund zeigt eine Vielzahl an Tünchen. Die Zeit von 1600 - 1800 ist geprägt von hellgrauen Farben. Das
ultramarinblaue Schablonenmuster kann i. d. M. d. 19. Jh. datiert werden, die Vermauerung des Fensters
erfolgte demnach um 1900. Es handelt sich um Kalktünchen, erst ab d. M. d. 20. Jh. wurden Leimfarben mit
Walzenmustern verwendet.
verschiedene Hellgrautöne
bläuliches Hellgrau
Kalk
Verputz
Abb.50
12 13
Kamine und
Abwasserschächte
Abort
8 10 11
14 15
Abb. 57 1. OG., nordwestliches Gewölbe, Tür zur Abb.58 1. OG., Tür von der Halle zum
Halle. Das Türblatt stammt aus d. 2. H. d. 19. Jh. südwestlichen Raum, das Türblatt stammt ebenfalls
aus der 2. H. 19. Jh.
Abb.60 1. OG.,
südwestlicher Raum
(14) mit Flachdecke;
SW-Ecke.
Abb.61 u. 62
Die Decke besitzt ein
Stuckprofil in zwar
schlichter, aber sehr
schöner Ausführung.
Es kann in die Zeit um
1800 datiert werden.
Abb.66 1. OG., SO-Raum (15) mit Flachdecke und zeitgleichem Profil in anderer Geometrie.
Die beiden flachgedeckten Räume dürften zur Erbauungszeit um 1600 einen einzigen, großen Saal
gebildet haben. Vermutlich war er mit einer geschnitzten Decke und Holzverkleidung ausgestattet.
Beim Stadtbrand von 1682 fiel diese Holzausstattung dem Feuer zum Opfer, während die gewölbten
Räume dem Brand standhielten.
Nach dem Wiederaufbau wurde der Saal mit einer verputzten Decke und Wandmalereien
ausgestattet.
Der Stuck ist mit einer Vielzahl von Tünchen bedeckt, die Formen daher völlig verunklärt.
Die Freilegung würde natürlich die schönen, sehr exakten Formen wieder zum Vorschein bringen,
sie müsste aber mit großer Vorsicht durchgeführt werden, da das Stuckmaterial sehr weich ist.
Da große Teile reduziert sind, ist mit vielen Ergänzungen zu rechnen.
Abb.69 Treppe zum 1. OG., kleines Gewölbe (7) Abb.70 Treppe zum 1 OG., kleines Gewölbe (8),
Die Stuckprofile sind relativ gut erhalten, das Die Stuckprofile und ein rundes Mittelornament
Mittelornament ist durch viele Tünchen nicht zeichnen sich zwar ab, wurden aber komplett
erkennbar. abgeschlagen.
Abb. 71 Treppe zum 1. OG., kleines Gewölbe (9) Abb. 72 1. OG., westlicher Teil der Halle (10). Die
mit freigelegtem Mittelornament, einer Lutherrose. Profile sind teilweise reduziert, das runde
Mittelornament dürfte keine Rose getragen haben,
sondern eine Aufhängung für einen Kerzenleuchter.
Abb.78
Dachboden, Blick nach
Norden.
Der waagrechte Absatz im
Giebel zeigt den Ansatz des
früheren Krüppelwalmdaches.
Abb.79
Dachboden, Blick Richtung
Süden.
Auch hier ist der waagrechte
Ansatz des
Krüppelwalmdaches zu
erkennen. In der Mitte die
verkleinerte Rundbogentür als
frühere Öffnung zu einem
Materialaufzug.
Abb.80
Der Boden des südlichen
Dachbodenteiles. Er ist etwas
tiefer, als das übrige
Bodenniveau; darunter
befinden sich die flachen
Stuckdecken.
Abb.81
KG, südöstliches, ehem.
Geschäftsgewölbe.
Tür und Fenster wurden
erst um 1900 eingebaut.
Die Feuchtigkeitsschäden
werden durch den massiv
sperrenden Sockelverputz
an der Außenfassade
verstärkt.
Abb.82 u. 83
Die Zwischenwand zum
Nachbarraum ist stark von
Feuchtigkeit belastet.
Abb.84
KG, südöstliches, ehem.
Geschäftsgewölbe.
Abb.85
Die Wand zum Garten zeigt
angesichts des Umstandes,
dass sie in der Erde steckt,
relativ geringe
Feuchtigkeitsschäden.
Abb.86
KG, südwestliches Gewölbe,
Blick zum Straßeneingang.
Das Bruchsteinmauerwerk
könnte zwar noch von
einem Vorgängerbau
stammen, dürfte aber doch
aus der Erbauungszeit von
1600 sein und wurde aus
Stabilitätsgründen in
Bruchstein ausgeführt.
Abb.87
KG, südwestliches Gewölbe,
Blick zum Mittelgewölbe.
Die sorgfältig gemauerten
Ziegelgewölbe stammen
von ca. 1600.
Abb.88
KG, das Mittelgewölbe
korrespondiert mit der
Eingangshalle.
Blick nach Westen.
Abb.89
KG, Mittelgewölbe, Blick
nach Osten zum
Kellerabgang.
Abb.90
KG, nördliches Gewölbe,
Blick zum Eingang zum
Mittelgewölbe. Aus
ungeklärten Gründen ist
dieser Zugang
ausgesprochen niedrig.
Abb.91
KG., nördliches Gewölbe,
Blick nach Osten.
Abb.92
KG, nördliches Gewölbe,
an beiden Nordwänden sind
die Abluftschächte zu
sehen, die auch heute noch
ihre Funktion erfüllen.
Abb.93
KG., nördliches Gewölbe.
Auch an dieser Wand
befindet sich ein
Abluftschacht.
Am Boden befindet sich die
Schachtöffnung für das
Abwassersystem.
Abb.94
KG., nördliches Gewölbe,
SO-Ecke.
In dieser Ecke befindet sich
der Auslass eines
Abwasserschachtes, der aus
dem Bereich Hof kommen
muss und heute nicht mehr
in Betrieb ist.
Im Naturboden befindet
sich noch eine Rinne, die
das Wasser entlang der
Wand weiterleitet.
Abb.95
KG., nördliches Gewölbe.
Die Rinne im Boden führt zu
einer Schachtöffnung.
Sie steht sicher auch in
Verbindung mit dem in der
Mauerstärke verlaufenden
Abwassersystem.
Abb. 96 1 2 3 4 5 6
Grundriss der Nebengebäude.
Abb.98
Dachboden über der ehemaligen Küche. Der
mächtige Kamin ist noch erhalten, aber nicht mehr
funktionstüchtig.
Abb.99
Dachboden oberhalb der
ehem. Küche, Nordwand.
Hier zeichnen sich als sehr
interessantes Baudetail
Zierzinnen ab! Die Zinnen
sind innen verputzt, der
gute Erhaltungszustand
lässt vermuten, dass sie
relativ bald vermauert
wurden und unter Dach
kamen.
Abb.100
Dachboden oberhalb von
Raum 3.
Raum 3 war ein Stall –
Pferdestall? – heute
Heizlager und Werkstatt.
Abb.101
Dachboden oberhalb von
Raum 4.
Raum 4 existierte um 1600
nicht, sondern diese Fläche
war Teil eines Zwingers.
Der Blick richtet sich auf die
Mauer oberhalb von Raum
3, die ehemalige
Außenmauer der
Nebengebäude.
Deutlich erkennbar die
rötliche Verfärbung des
Verputzes als Folge eines
Brandes.
Abb.102
Eingang zu Raum 4.
Wie bereits erwähnt, war
dieser Bereich um 1600
nicht verbaut, sondern Teil
eines Zwingers zur
Verstärkung der
Stadttorbefestigung.
Die Ziegelwände und der
behelfsmäßige Aufstieg in
den Dachboden stammen
vermutlich erst aus dem 19.
Jh.
Abb.103
Holzdecke von Raum 4.
Abb.104
Schuppen (Raum 7)
Blick Richtung Norden.
Eingänge zu den Räumen 5
und 6.
Abb.105
Raum 5, Blick Richtung
Norden.
Deutlich zu sehen die
Rotfärbung des Verputzes
durch einen Brand.
Linke Wand Ziegel, 19. Jh.
Nordwand und rechte
Wand Bruchstein, Teil der
Stadtbefestigung, 15. Jh. (?)
Abb.106
Raum 5, Blick Richtung
Süden, Eingang vom
Schuppen..
Abb.107
Raum 5
Die Ostmauer besteht als
Teil der ehemaligen
Stadtbefestigung zur Gänze
aus Bruchstein..
Abb.108
Raum 6, Blick Richtung
Süden zum Eingang vom
Schuppen. Dieser Raum
befindet sich bereits vor der
alten Stadtmauer im
Bereich eines ehem.
Krautgartens. Die
Verbauung fand vermutlich
erst nach 1868 statt.
Abb.109
Raum 6, Blick Richtung
Norden.
Abb.110
Raum 7, Schuppen
Der Schuppen befindet sich
teilweise auf dem Platz der
Stadttorbefestigung,
teilweise überbaut er den
Vorplatz. Zur Verbreiterung
des Kreuzungsbereiches
wurde im 20.Jh. die SO-Ecke
abgeschrägt.
Abb.111
Raum 7, Schuppen
Tor an der Ostseite.
Der Schuppen wurde
vermutlich erst nach 1868
errichtet.
Abb.
Raum 7, Schuppen
Tor an der Ostseite.
Der Schuppen wurde vermutlich erst nach 1868 errichtet.
Abb.
Raum 7, Schuppen
Tor an der Ostseite.
Der Schuppen wurde vermutlich erst nach 1868 errichtet.
Der derzeitige Verputz ist ein stabiler Kalkputz. Abgesehen von den statischen Rissen befindet er sich
in gutem Zustand, es gibt nur geringe Feuchtigkeitsschäden.
Eine genaue Befundung bezüglich älterer Fassadengestaltungen wird erst im Zuge der statischen
Sanierung durchgeführt.
Solange keine Veranlassung für eine Neugestaltung der Fassaden besteht, sollte die Fassade lediglich
wieder mit Kalkputz ausgebessert werden. Es empfiehlt sich eine Baustellenmischung, man wird
keine passenden Fertigprodukte finden. Da die Fassade nicht gefärbelt ist, sollte versucht werden,
mit geeigneter Sandauswahl und Zugabe von eingesumpftem Pigment den Farbton des Verputzes zu
erzielen.
Der straßenseitige Sockel ist harter Zementputz. Das führt zwar im kleinen Geschäftslokal des
Kellergeschoßes zu Feuchtigkeitsschäden, trotzdem erscheint es mir sinnvoll, den Zementputz zu
belassen. Er ist gegenüber der Salzstreuung sehr beständig.
Die Tünchen an Wänden und Gewölben sind stabil. Für eine Neufärbelung bietet sich wieder ein
neutraler Weißton an. Die letzten Schichten von Leimfarbe sollten abgewaschen und wieder Kalk
verwendet werden.
Die Küchen – und Duscheinbauten in der Eingangshalle sollten samt den Fliesen entfernt werden,
ebenso die Trennwand. Dadurch würde die Eingangshalle wieder ihre Raumwirkung gewinnen.
In diesem Zusammenhang könnte man auch die Heizöffnung des Backofens freilegen und den Ofen
wieder funktionstüchtig machen.
Es sollte geprüft werden, ob sich unter dem derzeitigen Holzboden ein alter Steinboden befindet.
Im südwestlichen Raum wurden Wandmalereien aus dem 18. Jh. gefunden. Eine Wand könnte als
Beispiel freigelegt werden.
Die Stuckdecken sollten einfach weiß gestrichen werden – die Licht-Schatten-Wirkung ist
ausreichend. Material: Kalk. Vorhandene Leimfarben müsste man abwaschen.
Es sind keine Maßnahmen notwendig, nur die Verkabelung zum Nachbarhaus sollte überprüft
werden.
In den unverputzten Gewölben sind keine Maßnahmen notwendig. Im kleinen Geschäftslokal können
die Feuchtigkeitsschäden nur mit einem Sanierputzsystem behoben werden. Es sollte ein möglichst
diffusionsoffenes System verwendet werden.
Der Stuck ist extrem dick übertüncht. Unter den Schichten aus 4 Jahrhunderten befindet sich ein sehr
schöner, exakt geschnittener Stuck. Leider ist der Erhaltungszustand sehr unterschiedlich. Bei einer
Freilegung ist damit zu rechnen, dass große Teile der Verputzprofile in den Gewölben rekonstruiert
werden müssen.
Die Freilegung erfordert mit entsprechender Sorgfalt einen großen Zeitaufwand und verursacht
durch die zahlreichen Tünchen viel Schutt. Trotzdem wäre die Freilegung ein Gewinn.
Wo immer möglich, sollte man auf Innenverputz verzichten und das Mauerwerk nur ausfugen.
Wo eine regelmäßige Verputzausbesserung für die Raumnutzung kein Problem darstellt, kann man
mit baustellengemischtem Kalkputz ausbessern.
Wo für die Raumnutzung ein beständiger Innenverputz erforderlich ist, wird ein möglichst
diffusionsoffenes Sanierputzsystem die nachhaltigste Lösung sein.
5.8. Materialien
Verputzausbesserungen:
Baustellenmischung zB. 7 Teile Estrichsand, 2 Teile Mauersand, 2 Teile Sumpfkalk (junger Sumpfkalk
aus dem Sack ist ausreichend), 1 Teil NHL 2 oder 3,5 (natürlicher hydraulischer Kalk).
Für die Ausbesserung der Naturputzfassade des Hauptgebäudes wird wahrscheinlich eine zusätzliche
Färbung des Mörtels mit eingesumpftem Pigment nötig sein.
Stuckausbesserungen :
Dieselben Sande, jedoch auf 2 mm ausgesiebt. Nur 1 Teil Sumpfkalk und 2 Teile NHL, um eine bessere
Härte zu erzielen.
Um die Reißbeständigkeit und die gewünschte Oberfläche zu testen, müssen Probeflächen angelegt
werden.
Malerkalk:
Reinen, 3 Jahre alten Sumpfkalk verwenden. Fertigprodukte enthalten oft organische Bestandteile
zur Verbesserung der Verarbeitbarkeit. Diese Bestandteile können im ungünstigen Fall Nährboden
für Schimmel sein.
Abtönen oder Färben mit eingesumpftem Pigment.