Kommen Mit Stil

KOMMEN MIT STIL
Der Guide für nachhaltigen Porno

– von Theresa Lachner
KURATIERT VON LVSTPRINZIP

Kommen mit Stil
Der Guide für nachhaltigen Porno

– von Theresa Lachner
KURATIERT VON LVSTPRINZIP

Dedicated to my Squad.
Mit euch ist die ganze Welt porno.
© 2016 Theresa Lachner, Deutschland
1. Auflage 2016
Lvstprinzip Publishing
Scanbox #01787
Ehrenbergstr. 16a
10245 Berlin
Autorin:
Theresa Lachner
www.theresalachner.de
Gestaltung und Buchcover:

Kris Braun
www.bureaubraun.de
Coverfoto:
Kenny Martin
www.kennymartinphoto.com
Inhaltsverzeichnis 9 Vorspiel
27 Let’s Talk about Porn, Baby!
28 Maike und Sören
39 Jennifer Lyon Bell
50 Erika Lust
61 Lucie Blush
72 Ms Naughty
84 Shine Louise Houston
96 Ovidie
107 Netflix and Chill
108 So hot right now
110 Ist das Kunst oder kann das weg?
112 Absolute Klassiker
115 Sex in Serie
124 Sexuelle Spielfilme
140 Wissen macht Ooh
143 Die Zigarette danach
144 Über die Autorin
146 Über Lvstprinzip
148 Kleingedrucktes
6 Kommen mit Stil Kommen mit Stil 7

Vorspiel
Kommen mit Stil 8 Kommen mit Stil 9

Cumshot-Diskurse
Und, wohin soll ich

denn kommen?*
Ich werde gerade dreißig und höre diese Frage jetzt seit min-
destens zehn Jahren. Inzwischen rührt sie mich fast. Und
zugegebenermaßen habe ich sie schon mehr als einmal zum
Anlass genommen, eine pseudophilosophische Grundsatz-
debatte vom Zaun zu brechen.
Wohin möchtest DU denn gerne kommen? Und ist das dann

auch wirklich das, was du möchtest? Was denkst du denn,
wohin ich möchte, dass du kommst? Und ist das dann wirk-
lich Ausdruck unserer authentischen Sexualität und unseres
persönlichen freien Willens, oder ist die Kommerzialisierung
unserer Lust inklusive »Money Shot« nun auch wirklich in der
absoluten Intimsphäre angekommen?
Spätestens an diesem Punkt hat sich das dann mit dem »Kom-
men« zumeist von ganz selbst erledigt - soviel zur zumindest
in meinem Umfeld nicht ganz ungängigen Phantasie: einmal im
Leben mit einer Sex-Autorin...
Pro-Tip am Rande: das Wort »Diskurs« lässt die meisten

Penisse wie auf Knopfdruck schrumpfen. Läuft bei mir!
Das Problem ist nicht die Frage an sich – sondern diese mil-
lennialeske Verunsicherung, die dahinter steckt. Und zwar in
jedem von uns, irgendwie, irgendwo.
Klar, auch in mir. Sonst hätte ich wahrscheinlich nicht vor

rund sieben Jahren angefangen, mich auch beruflich mit dem
Kommen mit Stil 11

Vorspiel Cumshot-Diskurse
Thema Sexualität auseinanderzusetzen. Merkwürdigerweise Und wie ging der alte Schlaumeier-Spruch noch mal? Wer auf
wird mir das auch einfach nicht langweilig. Ansonsten würde andere mit dem ausgestreckten Zeigefinger zeigt, der deutet
ich wahrscheinlich inzwischen über Minimalismus oder glu- mit drei Fingern seiner Hand auf sich selbst.
tenfreies Gorgonzola-Eis schreiben, anstatt auf Lvstprinzip,
Deutschlands größtem Sexblog. Jetzt aber mal genug Mathe: einigen wir uns doch einfach
bitte darauf, dass Pornografie ein Thema ist, das mindestens
Lvstprinzip habe ich 2015 unter anderem auch deshalb gegrün- jeden Menschen mit einem Internetzugang und einem oder
det, weil sich an der öffentlichen Wahrnehmung der ganzen mehreren Sexualorganen betrifft. Und dass sie so schnell
Porno-Thematik so wahnsinnig wenig tut. Noch immer schrei- nicht weggehen wird.
ben Magazinredakteure gebetsmühlenartig »wieso zur Hölle
gibt es eigentlich keine guten Pornos?« anstatt einfach mal Wir haben die Wahl, wie wir mit diesen Informationen um-
vernünftig zu recherchieren. Denn ja, die gibt es, aber die we- gehen wollen. Und auch wenn ich den »Ih, nichts für mich«-
nigsten von uns bekommen davon genügend mit. Die meisten Reflex genauso gut nachvollziehen kann wie den »Heimlich
schauen lieber angeekelt weg. Oder ganz einfach woanders hin. dann doch, aber danach schnell den Browserverlauf leeren«-
Reflex: Pornos grundsätzlich einfach mal doof und eklig zu
Pornografisierung ist ein Phänomen, das ja gerne mal im Zu- finden (oder zumindest so zu tun) ist genau so klug, wie Musik
sammenhang mit Pausenhöfen diskutiert wird. Schlimm, diese doof zu finden, nachdem man einmal aus Versehen beim
gerade mal 12-Jährigen, die sich da in der großen Pause schon ZDF-Fernsehgarten hängen geblieben ist.
gegenseitig Gewaltpornos auf dem Handy zeigen, ja wirklich,
kein Wunder dann das alles. Und vor allem: schön weit weg vom Ich wünsche mir eine neue Gesprächskultur, in der Porno-
eigenen Schlafzimmer. vorlieben genau so entspannt diskutiert werden können wie
Musikgeschmack oder der letzte Arthausfilm. In der wir wis-
Ich glaub da ehrlich gesagt nicht dran. Und die Statistik gibt sen, was wir selbst gut finden und genauso dazu stehen kön-
mir recht. Laut Eigenaussage wurden auf PornHub im ver- nen, wie zu unseren eigenen Unsicherheiten.
gangenen Jahr 87,8 Milliarden Filmchen angesehen – das sind
zwölf pro Erdbewohner. Allerdings haben nur 42% der Welt- Wollen wir weiterhin wegschauen? Oder uns gemeinsam auf
bevölkerung überhaupt Zugang zum Internet. Und jetzt ziehen das Potential von Pornografie einlassen?
wir im Kopf mal noch die ab, die mal wirklich zu jung oder zu
alt zum Pornoschauen sind. Und erinnern uns außerdem kurz Ich bin ja fürs Kommen – aber bitte mit Stil.
daran, das PornHub ja nur eine Streamingplattform von sehr,
sehr vielen ist. Hust. So viel Zeit haben die ganzen Siebtkläss- Theresa
ler in Wirklichkeit gar nicht, die müssen ja irgendwann außer-
dem auch noch ihre Hausaufgaben machen. *In dein Kondom, bitte. Dankesehrlieb.

Vorspiel
Intro Wie wollen wir ficken?
Worum geht’s in diesem Buch?

Und worum nicht?
»Kommen mit Stil« ist weder ein ein gendertheoretisches

Traktat noch ein kulturwissenschaftlicher Abriss über die Me-
diengeschichte der Pornografie (gähn), sondern ein inspirie-
rendes Handbuch, das Ihr zwischendurch auch mal einhändig
lesen oder gemeinsam entspannt weglegen dürft, wenn ihr
Ich wünsche mir spontan besseres zu tun habt.
eine neue Gesprächskultur, »Kommen mit Stil« stellt keinerlei Anspruch darauf, die alter-
in der Pornovorlieben native Pornoszene komplett kanonartig zu umreißen. Ich stelle
euch einige ausgewählte Regisseurinnen vor, deren Arbeiten
genau so entspannt diskutiert ich schon seit Jahren gut und ansprechend finde und stelle
die Fragen, die sonst keiner stellt.
werden können wie
Musikgeschmack oder der Was sind ethische Produktionsbedingungen? Mit welchen
Problemen hat man als Indie-Pornoproduzent zu kämpfen?
letzte Arthausfilm. Warum ist es so wichtig, für Pornografie zu bezahlen? Was
ist eigentlich ein wirklich guter Porno? In was für einer Welt
wollen wir leben?
Wen wollen wir lieben? Und wie wollen wir

– sorrynotsorry – ficken?
2011 habe ich mir all diese Fragen schon mal gestellt – für
ein Erotikmagazin habe ich das Sonderheft »Die besten Sex-
filme für Anspruchsvolle« recherchiert und mir in anderthalb
Monaten rund 130 Pornos reingezogen, denen irgendwer aus
irgendwelchen Gründen schon mal das Prädikat »besonders
wertvoll« verliehen hatte.

Vorspiel Das Problem
Das war ein bisschen wie beim Onlinedating – relativ verstö- weiß, was sonst Schlimmes mit meinen Kreditkartendaten
rend, aber danach wusste ich zumindest schon mal, was ich passiert« elegant entkräftigen.
NICHT will: Missbrauchsnarrative von Russ Myer zum Beispiel,
oder weichgespülte Mainstream-Produktionen, die mit Die meisten der vorgestellten Filme bekommst du auf Lust-
Schwarzweißfilter auf »ästhetisch« machen um auch diesen Cinema, der wahrscheinlich umfassendsten Streamingwebsite
»ominösen weiblichen Markt« anzusprechen. Zum vierzig- für hochwertige Pornos, die weder dein ästhetisches Empfin-
tausendsten Mal hören, was »9 ½ Wochen« für ein toller »ero- den noch deine Kreditkarte schänden wird.
tischer Klassiker« ist. Oder langweilige Pädagogik-Pornos.
Eine Probemitgliedschaft kostet weniger als dein Takeaway
»Bei jeder positiven Filmbesprechung kannst du nochmal min- Double Soy Matcha Latte (oder natürlich dein doppelter
destens 30% Euphorie abziehen, dann hast du den Theresa- Schnaps, that’s up to you) und ich freue mich riesig, wenn du
Anteil« meinte mein Kumpel Sören von »Schnick Schnack Lvstprinzip über die eingebauten Affiliate-Links unterstützt.
Schnuck« vor ein paar Jahren auf dem PornFilmFestival. Sieh’s als Drink an der Bar für meine harte Recherchevorarbeit,
den du mir gar nicht extra spendieren musst. Win-Win, Baby!
Damn right, ich bin kritisch, was bestimmt auch daran liegt,
dass ich ungefähr mein halbes Studium als Filmkritikerin in
Pressevorführungen vertrödelt habe. Mich bringen nicht
mehr so wahnsinnig viele französische Komödien zum Lachen.
Und noch schwieriger ist es, mich mit Sexfilmen scharf zu
Aber was ist denn eigentlich
machen. das Problem?
Die Filme in »Kommen mit Stil« haben den Lvst-Check bestan-
den: sie sind fair und mit dem richtigen Mindset produziert Jetzt, wo wir uns darauf geeinigt haben, dass Pornografie all-
und inhaltlich wie ästhetisch spannend und sexy. Und sie sti- gegenwärtig ist, stellt sich natürlich die berechtigte Frage:
mulieren auch unser größtes Geschlechtsorgan: das zwischen sind Pornos denn eigentlich wirklich so schlimm? Wir sind
den Ohren. doch alles erwachsene Leute und können da doch super dif-
ferenzieren, oder?
Außerdem sind sie aktuell und leicht online zu bekommen.
Was vor ein paar Jahren noch eine Angelegenheit mit auf An- Kurzantwort: naja, Jein.
frage unter Ladentheken und braunen Papiertüten oder
dem zwielichtigen Online-Pendant mit blinkenden Popups war, Mittellange Antwort: Ist Instagram schlimm, weil es uns ein
geht heute entspannt mit classy Streaming-Websiten, die unrealistisches Bild von gephotoshoppten Körpern und deren
auch das Argument »Ich schau lieber Gratispornos, weil wer glamouröser Freizeitgestaltung vermittelt? Nö. Ertappen wir

Vorspiel Das Problem
uns trotzdem ab und an bei dem Gedanken, dass wir im Ver- Und ein klassischer Porno? Blowjob, vaginal, anal, Cumshot.
gleich dazu, joah naja, doch so ein bisschen abstinken? Fertig geturnt, bums aus, Feierabend.
Keine perfekten Pärchensonntage am Strand, Häschtäg Rela- Auf Instagram wäre uns das jetzt jeweils kein Like wert. Und
tionshipgoals, wieder nicht joggen gewesen und schon gar trotzdem fühlen wir uns unterm Strich einfach nicht besonders
nicht mit diesen Bauchmuskeln, Smoothie ist dann auch eher wohl damit.
schlammfarben geworden und lässt sich nicht mal mit dem
Mayfairfilter schönschummeln und bekommt dann auch nur Es ist dieselbe vage Unsicherheit, mit der wir uns ständig
popelige sieben Likes. fragen, ob wir nicht insgesamt irgendwas irgendwie anders
oder besser machen könnten.
Obwohl selbst mein altes chinesisches Schrotthandy schon
sieben integrierte Schlankheits-Mangaaugen- und Weißmacher- Ob wir anders aussehen sollten, oder unser Partner. Ob diese
filter hat und wir natürlich alle wissen, dass das alles fein- anderen Leute wirklich alle so viel mehr Spaß haben?
säuberlich kuratiert ist und es auch bei anderen Leuten
im Urlaub manchmal regnet: so ein kleines, latent nagendes Zeit, ab und an mal bei sich selbst vorsichtig nachzuhaken:
Losergefühl bleibt. Was machen wir gerade, weil wir wirklich Lust darauf haben,
und was, weil wir mal irgendwo gesehen haben, dass es so
So richtig, richtig gut fühlt sich unser Leben im Vergleich eben geht? Kommt dieses extralaute Stöhnen wirklich so aus mir
einfach nicht an. Und dieses latente Unwohlsein übertragen raus? Macht ins Gesicht kommen echt so viel mehr Spaß?
wir jetzt mal auf die intimste Ausdrucksform, die unsere Kör- Haben wir wirklich genau den Sex, den wir haben wollen?
per so zu bieten haben: Sex. Schleimhäute, Wertesysteme,
Zähne und Weltanschauungen krachen aufeinander, wir öff- Wie authentisch bin ich wirklich im Bett?
nen uns. Und dann?
Dieses Unwohlsein ist allerdings noch die vergleichsweise
Woran orientieren wir uns? Woher haben wir denn eigentlich harmlose Nebenwirkung von Mainstream-Pornografie. Für das
gelernt, wie’s geht? nächste Kapitel möchte ich an dieser Stelle eine höfliche
Triggerwarnung zu Beschreibungen von sexualisierter Gewalt
Hollywood zeigt uns die großen Gefühlsdramen davor, dafür aussprechen, und alle, die sich damit unwohl fühlen, bitten,
danach meist eher logistisch fragwürdiges Dryhumping mit auf Seite 26 weiterzulesen.
viel Gestöhne, das meist exakt da ausblendet, wo’s auch nur
ansatzweise interessant werden könnte. Wehende Gardinen,
beschlagene Fensterscheiben, Schnitt, Zigarette danach,
vielen herzlichen Dank.

Vorspiel Dunkelzonen
Die dunkle Seite

In einem Reddit-Thread wurde gefragt: was sollten Pornos
anders machen? Die Antworten: Weniger Schminke und künst-
liche Fingernägel, weniger künstliches Rumgestöhne und ge-
fakete Orgasmen, mehr Verbindung zwischen den Darstellern
anstatt gelangweiltes »yeah, you like that?« Weniger Fokus
auf Penetration, bessere Kommunikation, weniger würgen
und weinen und ins Auge ejakulieren.
Aua. Ja, bitte. Ein Freund in Tokio berichtet von Schreckmo-

menten, als sein Date beim Sex auf einmal auf japanisch »Es
tut weh, es tut weh!« schreit. Auf sein »oh Gott, wo denn?«
meint sie nur, das würden im Porno doch alle Frauen so rufen.
Wie authentisch Wann ist eigentlich aus Schmerz Lust geworden?
bin ich wirklich im Bett?
Tatsache: Laut PornHub stiegen 2015 die Suchanfragen nach
»hard rough fuck« um 454% an. »Extreme Gangbang« ist
unter den fünf meistgesuchten Begriffen. Glaubt man der
US-amerikanischen Doku »Hot Girls Wanted«? (Besprechung
auf Lvstprinzip) werden gerade im vermeintlichen Amateur-
porno die Praktiken immer extremer und übergriffiger.
Was sagt es über unsere Gesellschaft aus, wenn ganze Web-

siten damit Geld verdienen, Frauen beim Blowjob zu würgen,
bis sie sich übergeben und dann gezwungen werden, ihr
eigenes Erbrochenes wieder aufzuessen? Wieso funktioniert
gerade das »Castingcouch«-Narrativ, bei dem das dumm-
naive Blondchen zum Sex überlistet wird und es dann ordent-
lich abbekommt, so gut? Und wenn wir schon mal dabei sind:
wieso handelt das meistverkaufte Buch der letzten Jahre von

Vorspiel Nachhaltiger Porno
einem missbrauchten Multimillionär, der einer naiven Jungfrau »Erotica is bollocks« findet Cindy Gallop, Gründerin der Social
hinterherstalkt, um ihren Willen zu brechen? Sex Plattform Make Love Not Porn. »Die ganze Semantik
bei diesem Thema frustriert mich, dieses OH, so THIS IS THE
Manchmal habe ich das Gefühl, als würden wir alle unsere GOOD STUFF«. Außerdem stiften Labels auch schnell mal
Lust an einen seltsam unbewussten, dunklen Ort tragen. Verwirrung.
Und diese Ecken werden irgendwie immer düsterer, und das »Heißt feministischer Porno denn, dass die Frauen dann auch
sagt mehr über uns aus, als uns lieb ist. mal total scheiße zu den Typen sind wie sonst andersrum?«
fragt mich eine Freundin.
Eine Metaanalyse aus 22 Studien bestätigt, dass Menschen
die mehr Pornografie konsumieren, im Schnitt sexuell aggres- Nope. Auch wenn der feministische Diskurs zu Pornografie
siver sind und eher sexuell aggressive Handlungen ausüben. eine eigene Doktorarbeit wert wäre. Nach Schwarzers PorNO
Surprise! Eine andere Studie der Uni Yale zeigt auf, dass Porno- in den 80ern und der Gegenbewegung PorYES der Nullerjahre
konsum dazu führt, dass Männer Frauen »animalisieren« – verliert sich die Debatte gern mal in Details wie dem Disku-
sie also so eher behandeln, als wären sie nicht zu komplexen tieren »erlaubter« Praktiken. Cumshot, ja oder nein? Muss es
Gedanken in der Lage. eine Handlung geben und wie muss die aufgebaut sein? Wel-
che Message geben wir unserer mündigen Konsumentin mit
Egal in welche Richtung wir schauen: so richtig geistig gesund auf den Weg?
ist das alles nicht. Aber wegschauen bringt noch viel weniger.
Denn zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Sexualität Diese ganze Pädagogisierung treibt bisweilen seltsame Blü-
gehört auch ein verantwortungsvoller Umgang mit Pornografie. ten – in einer inzwischen nicht ganz unerfolgreichen Indie-
pornoproduktion, die an dieser Stelle unerkannt bleiben
möchte, gibt es eine inzwischen herausgeschnittene Szene:
Gebt dem Kind einen Namen: ER bügelt ihre Unterwäsche und wird davon so angetörnt,
dass er zu masturbieren beginnt. Irgendwie ja auch schon
vom feministischen Porno zum fast wieder rührend, aber: lasst uns doch mal realistisch
bleiben, bitte!
nachhaltigen Porno
Genau so unspektakulär finde zumindest ich das gute alte
»Jetzt befriedigt der Mann die Frau ganz toll und romantisch
Aber wie nennen wir das ganze denn jetzt? Und was bringt mit Rosenblättern und viel Kuscheln«-Narrativ. Gähn, und am
uns dieses Label? Hilft es, zwischen Pornografie, Erotika und Ende wird geheiratet? Auch die »pink gewaschenen« Main-
»Adult Entertainment« zu unterscheiden? stream-Produktionen die mit viel Weichzeichner und pseudo-

Vorspiel Nachhaltiger Porno
stilvoller Hintergrundmusik versuchen, auf den »Porn for Wo- wie wir uns meistens nach einem Avocadosalat unterm Strich
men«-Zug aufzuspringen, lassen mich kalt. besser fühlen als nach einem billigen Cheeseburger.
Auch wenn sich über Geschmack ja bekanntlich nicht streiten Konzentrieren wir uns also auf das Gefühl.
lässt: Klischee-Reproduktion ist einfach nie so besonders
sexy. Und was die dargestellten Handlungen angeht: Begehren Über den Sexfilm LOVE von Gaspar Noe schrieb ein Filmkriti-
ist nun mal kein Politikum. ker: Pornos machen, dass ich mir einen runterholen will. Bei
diesem Film will ich Sex haben. Eine meiner Mitarbeiterinnen
Bestimmt gibt es jede Menge Frauen da draußen, die es wirk- hat dieses Gefühl beim Rezensieren von »Schnick Schnack
lich prima finden, beim Blowjob all in zu gehen. Good for them! Schnuck« mal als »Mitfreude« beschrieben. Glückliche Men-
Die eigenen sexuellen Vorlieben zu kennen und auszuleben, schen mit guter Chemie, die weit über die reine Mechanik
ist eine der empowerndsten Praktiken überhaupt. Und auch hinausgeht. Sex, den wir auch gerne hätten. Echte Lust, echte
da kann guter Porno helfen. Ein reflektierter Umgang mit Orgasmen. Das ist nachhaltiger Porno.
Pornografie ist also in sich schon feministisch. Aber da geht
natürlich auch noch wesentlich mehr.
Wie wärs zum Beispiel mit Zwischenmenschlichkeit und Ver-

bindung? Wenn mich jemand fragt, woran man eigentlich einen
»guten« Porno erkennt, frage ich: Schauen die Menschen,
die da gerade Sex haben, sich eigentlich auch mal zwischen-
durch in die Augen? Lachen die auch mal, oder machen sonst
irgendwie den Eindruck, als ginge es ihnen gerade ganz gut?
Eigentlich ist es ganz einfach: sobald wir Pornografie genau-

so als Konsumgut betrachten wie beispielsweise unser Essen,
machen auch die Mechanismen dahinter Sinn. Das Freilandei
schmeckt besser als das aus der Legebatterie, und es gibt uns
außerdem insgesamt ein gutes Gefühl. Und bei Sex mit artge-
rechter Menschenhaltung ist das genauso.
Glückliche Menschen, die glückliche Dinge tun, machen uns

nicht nur an, wir freuen uns auch mit ihnen und fühlen uns
selbst direkt besser. Klingt komisch, ist aber so – genau so

Let’s Talk about Porn, Baby!
Die Interviews
Interviews Maike und Sören
Maike und Sören
Maike und Sören sind nicht nur eines

der coolsten Pärchen, die ich kenne,
sondern auch Deutschlands Nachwuchs-
pornografenhoffnung der letzten Jahre.
Gemeinsam drehen sie instagram-
bunte Experimentalpornos mit Diskurs,
Humor und Schmackes.
Eine ausführliche Filmkritik ihres letzten

Werks Schnick Schnack Schnuck gibt’s auf
Lvstprinzip.
Hier bekommt ihr die Filme
Online
Lustcinema
Website Schnick Schnack Schnuck
Website häppchenweise
DVD
Lauramedia

Wer seid ihr und was macht ihr mit Pornos?
Sören: Wir sind Maike und Sören und wir haben 2013 das post-
pornografische Filmexperiment häppchenweise und 2016 die
pornografische Komödie Schnick Schnack Schnuck gemacht.
Maike: Ich hab mich außerdem wissenschaftlich mit dem

Thema Pornografie und Kunst auseinandergesetzt. Selbst Por-
nos zu drehen und dadurch die Chance zu haben eine neue
alternative Pornolandschaft aktiv mitzugestalten macht aller-
dings noch mehr Spaß.
Gab es einen Schlüsselmoment, in dem ihr wusstest, dass

ihr das tun müsst?
Maike: Bei mir gabs nicht DEN Schlüsselmoment, eher viele

kleine Schritte die mich häppchenweise (haha!) ans Thema
heran geführt haben. Meine Arbeit mit und über explizite
Kunst, der ganze akademische Diskurs dahinter, 70er-Jahre
Sexfilme, feministische Pornografie bis hin zum PornFilmFes-
tival in Berlin haben alle einen Teil dazu beigetragen.
Sören: häppchenweise war noch eher Maikes Ding. Das hat

als Schnapsidee angefangen aber irgendwann wollte sie das
unbedingt machen. Ich arbeite als Cutter, also hat sie mich
gefragt, ob ich das nach dem Dreh mit ihr schneiden würde.
Hab ich natürlich sofort Ja! gesagt. Und als sie mich gefragt
hat, ob ich denn auch als Darsteller mitmachen würde, hab
ich zweimal hin und her überlegt und mich dann auch dafür
entschieden. Beflügelt von dem Überraschungserfolg wollte
ich dann auf jeden Fall noch einen Film mit Sex und Humor
Stills aus drehen. Und hab Maike gefragt ob wir das machen sollen und
Schnick Schnack Schnuck diesmal hat sie dann sofort Ja! gesagt.

Wie erklärt ihr jemandem, der noch nie einen Porno gesehen
hat, was für Filme ihr macht? Was macht sie so besonders?
Sören: Ich sag immer sowas wie »Schnick Schnack Schnuck

ist ein liebevoll-dilletantischer Porno mit Herz, Humor und
Verstand. Wir versuchen Gegenbilder zu fickenden Muskel-
ottos und Plastikbrüsten zu finden!«
1.
Zeige Menschen,
Maike: Besser hätt ichs auch nicht zusammenfassen können.
keine interagierenden Körper
Fairtrade Porn, Ethical Porn, Porn for Women, Porn for
Couples, Indie Porn, Feminist Porn – welches Label würdet
ihr eurer Arbeit geben? 2.
Maike: Ach Labels werden einem doch eher von Außen ge- Weibliche und männliche Lust
geben oder? sind gleichberechtigt
Wann ist eine Pornoproduktion eurer Meinung nach
»ethisch korrekt«?
3.
Maike: Man sollte seine Filme und die Darsteller_innen lieben,
vor dem Sex drüber reden was geht und was nicht geht, nicht
Keine Angst
(nur) mit Geld ködern und keine Performance-Erwartungen vor schlaffen Penissen!
schüren.
Sören: Wir haben uns vor dem Dreh eine 3-Punkte-Liste

überlegt: Maike und Sören
1. Zeige Menschen, keine interagierenden Körper
2. Weibliche und männliche Lust sind gleichberechtigt
3. Keine Angst vor schlaffen Penissen!
32 Kommen mit Stil Kommen mit Stil

Wie sieht ein typischer Porno-Arbeitstag bei euch aus?
Maike: Eigentlich haben wir so was wie Pornoalltag gar nicht

wirklich, weil die Produktion nur einen kleinen Teil unseres
Lebens ausmacht und deswegen bisher immer etwas sehr
Besonderes war.
Sören: Abgesehen von den aufregenden Drehtagen passieren

davor und danach ganz unterschiedliche Dinge. Meistens:
normal arbeiten gehen und danach Emails schreiben und be-
antworten. Oder je nach Phase Filme kucken, Ideen sammeln,
Drehbuch schreiben, Musik machen oder im Bademantel Sex-
szenen schneiden und mit Maike streiten.
Wie schaffst du es beim Dreh, Intimität einzufangen, Maike?
Sören: Ja, wie schaffst du das Maike?
Maike: Das Wichtigste ist die Vorarbeit mit den Darsteller_in-

nen und dem Team. Es sollte eine vertrauensvolle Atmosphäre
geschaffen werden, die Grenzen müssen klar sein, die Dar-
steller_innen sich vorher schon kennengelernt haben und die
Rollen so vergeben sein, dass sich die Leute gegenseitig at-
traktiv finden. Für das Alles machen wir sogar Abstriche in der
Rollenverteilung oder schreiben etwas im Drehbuch um.
Außerdem werden die Sexszenen dokumentarisch gedreht,
so dass schon mal keine Akrobatik oder Performance auf
Knopfdruck für vorher festgelegte Einstellungen notwendig
ist. Alle bis auf Kamera- und Tonmenschen werden dazu
Stills aus aufgefordert das Set zu verlassen. Dann können die Darstel-
Schnick Schnack Schnuck
ler_innen weitestgehend ohne Regieanweisungen in ihrem
Am Set von Tempo loslegen. Dafür braucht es vor allem Zeit und gute
Schnick Schnack Schnuck Kameraleute, die spontan reagieren, lange konzentriert mit-

denken und genug Empathie für die Situation haben. Sörens

und meine Regiearbeit findet also eher vor- und nach den
Sexszenen (vor allem später im Schnitt) statt und das sind
dann auch die Momente in denen die Intimität vorbereitet
und rückwirkend wieder in Bildsprache übersetzt wird.
Welche Veränderungen wünscht ihr euch von der Mainstream-

Pornoindustrie? Und was sollten die Konsumenten ändern?
Sören: Im Kapitalismus ist jede Quittung ein Stimmzettel.

Der Mainstream ist so wie er ist, weil Männer andere Männer
dafür bezahlen, harte dumme Pornos zu drehen. Wenn die
Konsumenten für harte dumme Pornos zahlen (sei es mit
echtem Geld oder mit Werbeanzeigen) können wir dagegen
erstmal nichts machen. Wir können aber etwas für positive
Gegenbilder tun und versuchen, diesen Gegenbildern einen
Wert zu geben. Wenn jemand bereit ist, unseren Film für
18€ zu kaufen obwohl er sich vor xHamster auch umsonst
einen runterholen kann bin ich jedes Mal ganz stolz, dankbar
und glücklich!
Maike: Ja!
Wenn man nur einen Film von euch sieht,

welcher sollte das sein?
Maike: So viele Filme haben wir ja noch nicht gemacht und die
beiden sind ganz unterschiedlich. Die kann man also durchaus
beide anschauen.
Stills aus
Schnick Schnack Schnuck

Interviews Jennifer Lyon Bell
Jennifer Lyon Bell
Wer Jen kennenlernt, will sofort mit ihr

befreundet sein. Die supersympathische
Amerikanerin hat in Harvard studiert und
als Marketingexpertin gearbeitet, bevor
sie beschloss, Arthauspornos zu drehen.
Eine ausführliche Besprechung ihres Films

»Silver Shoes« gibt’s auf Lvstprinzip.
Online
Lustcinema
blue artichoke films
DVD
blue artichoke films

Stills aus
Wer bist du und was machst du mit Porno? Silver Shoes
Ich heiße Jennifer Lyon Bell. Ich bin Regisseurin und habe
in Amsterdam meine eigene Indie-Filmproduktionsfirma, Blue
Artichoke Films. Ich produziere »Erotische Filme für Cineas-
ten« – ungewöhnliche, künstlerisch wertvolle erotische Filme,
die Sexualität auf emotional realistische Art darstellen.
Wann wusstest du, dass du das tun musst? Gab es einen

besonderen Moment, der dich dazu bewegt hat?
Ganz ehrlich? Ich wollte das exakt seit dem ersten Mal machen,
als ich selbst einen Porno gesehen habe. Es hat mich zwar
angemacht, sah aber nicht mal ansatzweise so spannend aus,
wie sich die Erlebnisse anfühlten, die meine Freunde und
ich im wahren Leben hatten. Ich habe von Pornos fantasiert,
in denen ich eine ganz spezielle Chemie zwischen den Darstel-
lern sehen kann – die nach kreativem, schönen Sex aussehen.
Meine berufliche Laufbahn hat sich dann auch tatsächlich
geändert, als ich aus persönlichen Gründen nach Amsterdam
gezogen bin. Ich habe festgestellt, dass das Wurzeln schlagen
in einem neuen Land eine großartige Möglichkeit ist, noch mal
ganz von vorne anzufangen und eine Karriere einzuschlagen,
in der ich tatsächlich das tue, was ich liebe. Zwei Tage, nach-
dem ich in Amsterdam gelandet war, saß ich auf meinem Bett
und habe mich laut gefragt: »Kann ich einfach so loslegen
und das echt machen?«

Wie würdest du das, was du tust, jemandem beschreiben,

der noch nie vorher einen Porno gesehen hat? Was macht
deine Filme so besonders?
Ich schätze, meine Filme sind liebenswert. Ich bekomme

oft Feedback von Leuten die sagen, es fühlt sich für sie gut
an, meine Filme zu sehen – das bedeutet jetzt nicht not-
wendigerweise, dass da nur Blümchensex gezeigt wird, son-
dern auch, dass die Darsteller selbst so cool und spannend
sind, dass man sich direkt mit eingebunden fühlt. Durch
meinen Stil zu drehen, versuche ich eine gewisse Intimität
herzustellen.
Für mich persönlich
sind gute Sexgeräusche der Außerdem finde ich Sexgeräusche ganz toll, deswegen versu-
che ich, am Set die tollsten Sexgeräusche herzustellen. Die
Schlüssel zur Geilheit. würde ich in der Endfassung des Films nie mit einer Wand aus
Musik übertünchen – nicht, dass an Musik was falsch wäre,
aber für mich persönlich sind gute Sexgeräusche der Schlüs-
sel zur Geilheit.
Jennifer Lyon Bell Fairtrade Porn, Ethical Porn, Frauenporno, Porno für Paare,
Indie Porno, Feministischer Porno – welches Label würdest du
deiner Arbeit geben, wenn du dir eins aussuchen müsstest?
Super Frage! Meine Antwort darauf ändert sich täglich, aber

wahrscheinlich würde ich mich für »Indie Porn« entscheiden.
Ein Großteil meiner Kreativität entsteht aus meinen eigenen,
unabhängigen Entscheidungen bezüglich des Castings, der
Art von Sex die ich zeige, und auch die Situation, in der dieser
Sex stattfindet. Ich habe gerade einen Film mit Parker Marx
und Sadie Lune abgedreht, der super-künstlerisch und kon-
zeptuell ist, aber auch sehr intimen, expliziten Sex zeigt –
ich bezweifle stark, dass ich so etwas für eine Mainstream-

pornofirma hätte drehen dürfen. Es ist eine merkwürdige

Mischung, aber sie funktioniert irgendwie super. Außerdem
muss ich zugeben, dass meine Filme ursprünglich nur Frauen
als Zielgruppe hatten, aber inzwischen bin ich sehr angenehm
davon überrascht davon, wie viele Jungs auch auf Alternati-
ve Pornos stehen, so wie ich sie produziere. Ich würde mal
sagen, meine Filme sind so gesehen immer noch frauenzen-
triert, weil der dargestellte Sex naturgemäß meinen eigenen
Blickwinkel als Frau widerspiegelt – Ich werde immer Dinge
zeigen, die ich persönlich heiß und glaubwürdig finde – aber
trotzdem darf sie jeder gut finden.
Wann ist eine Pornoproduktion deiner Meinung nach

»ethisch korrekt«?
Für mich geht ethisch korrekter Porno zuallererst auf die

Verbindung zwischen den Darstellern als echte Personen und
dem Filmkonzept ein: er nimmt Rücksicht auf das, was die
Performer sexuell gerne tun und was nicht so gerne, was ge-
nau sie gern mit einem ganz bestimmten anderen Darsteller
tun würden, welche Vorstellungen von Safer Sex sie haben
und wie sie sich vor der Kamera und als Darstellungsmodus
im Film wohlfühlen.
Manchmal kann ethisch korrekter Porno noch einen Schritt

weiter gehen und die Vorlieben der Darsteller machen den
ganzen Film aus. Außerdem muss ein ethisch korrekter Porno
das Set zum geschützten Raum machen, an dem man jeder-
zeit seine Meinung ändern darf, an dem sämtliche Crewmit-
glieder nicht nur sexpositiv sondern generell supertoll sind,
und es muss wirklich genug Zeit geben, dass Crew und Dar-
Still aus steller ganz sie selbst sein können und ihre beste Leistung
Silver Shoes liefern können, ohne dabei gestresst zu sein.

Wie sieht dein typischer 9to5-Pornoalltag aus?
Ich caste eigentlich ständig, deswegen treffe ich oft mal Dar-
steller auf einen Kaffee, wenn sie mir eine besonders coole
Email geschickt haben und ich das Gefühl habe, dass sie ger-
ne mit mir und auf meine Art Filme drehen würden. So sehen
wir direkt, ob es passt oder nicht, und können dann später
ein etwas förmlicheres »Vorsprechen« einplanen und sehen,
ob die Chemie mit einem potentiell ebenfalls interessierten
Co-Performer stimmt. Ich treffe auch oft potentielle Crew-
mitglieder auf einen Kaffee und checke sie auf Sexpositivität
und Kommunikations-Skills. Ich drehe bald wieder, also gibt
es ungefähr eine Million kleine Details zu beachten, die ich alle
per Email verhandeln muss – von »Können wir mal zum Fotos
machen vorbeikommen um zu sehen, wie das Licht um 16 Uhr
ist?« bis »Steht dieser Performer auf Analspielchen?«. Es
gibt so viele verschiedene Kameras und Linsen und Formate
momentan, deswegen muss für jeden Film gemeinsam mit
dem Kameramann eine ganze Reihe technischer Entscheidun-
gen getroffen werden – und nachdem ich seit neuestem mit
drei Kameras drehe, gibt’s da einiges zu verhandeln.
Wenn der Dreh schon vorbei ist, arbeite ich wahrscheinlich

eng mit Musikern zusammen, um einen guten Soundtrack zu
produzieren. Es ist toll, so einzigartige Musik für einen Film
zu bekommen, aber dafür braucht es schon sehr viel Lust an
der Zusammenarbeit und außerdem viel, viel Zeit. Auch der
Schnitt ist ein Vollzeitjob, egal ob ich das selber mache oder
mit einem Cutter zusammenarbeite. Dafür plane ich immer
besonders viel Zeit ein. Und nachdem Blue Artichoke ein win-
ziges Business ist, muss ich mich auch mit unspannenden
Stills aus Dingen rumschlagen, die Indieporno möglich machen – den
Sadie Parker Blog auf meiner Website updaten, herausfinden, warum mein

Internet schon wieder so langsam ist, oder mal wieder die und feministischen Porno sichtbarer und leichter auffindbar
dämliche Festplatte aufräumen. machen. Die Menschen lieben das Zeug, haben aber keine
Ahnung, wo sie es herbekommen sollen. Sie sind auch immer
Wie schaffst du es beim Dreh, Intimität einzufangen? angenehm überrascht, wenn sie feststellen, wie divers Porno-
grafie sein kann, wenn sie mal wirklich gute zu sehen bekom-
Ich vertraue schon sehr darauf, den Darstellern am Set sämt- men – aber erst mal müssen sie Zugang zu ihr bekommen!
liche Freiheiten zu lassen. Wir diskutieren schon vorher aus- Meine täglichen Kämpfe fechte ich mit Mainstreamfirmen
führlich, was sie gerne tun und an welchen Teilen des Sets außerhalb der Pornoindustrie aus: Visa/Mastercard, Youtube,
wir aufgrund von Lichtproblemen nicht drehen können, aber Facebook, Vimeo. Die Vorurteile vieler Firmen gegenüber
größtenteils lasse ich sie einfach Spaß haben und choreo- sexuell erregendem Material sind riesig und erdrückend. Selbst
graphiere ein bisschen wenn’s los geht. Ich plane schon am meine Safe-for-Work-Trailer schaffen es oft nicht durch die
Storyboard die Szenen, die ich brauche und die Phantasien, Zensur. Wenn wir Indiepornoproduzenten gerechten Zugang
die ich unbedingt drin haben will, aber generell ist das, worauf zu Zahlungsmethoden, Social Media und Onlineportalen hät-
die Darsteller im Eifer des Gefechts Lust haben, immer we- ten, die sonst so ziemlich jeden Filmemacher akzeptieren,
sentlich eklektischer als alles, was ich ihnen jetzt spezifisch könnten wir die Pornoindustrie über Nacht revolutionieren.
hätte auftragen können. Ich achte darauf, dass die Kamera- Außerdem würde ich es richtig toll finden, wenn normale Ver-
leute leise um die Darsteller herumdrehen, und wir kommuni- braucher lernen könnten, dass Regisseure ihre Arbeitskosten
zieren dabei per Handsignalen, um sicherzugehen, dass nur wieder hereinbekommen, wenn sie dafür bezahlt werden
wir genau die Einstellungen bekommen, die ich brauche. Mein – und nein, das funktioniert nicht über Tube-Websiten. Also:
persönlicher Stil ist es, sicherzugehen dass ich eine Menge wenn Ihr Indiepornoproduzenten die ihr mögt direkt unter-
Nahaufnahmen vom Gesicht bekomme, besonders in diesen stützt, können wir mehr und bessere Filme für euch machen!
intensiven Momenten, in denen viel nonverbale Kommunika-
tion zwischen den Darstellern passiert. So kann ich danach Wenn wir nur einen deiner Filme sehen – welcher sollte es
im Schnitt die sexuelle Erfahrung nachstellen, die man hat, sein und warum?
wenn man mit seinem Partner in solchen Schlüsselmomenten
besonders im Einklang ist. Diese zwischenmenschliche Che- Ich mag meinen neuesten Film »Silver Shoes«. Das ist eine
mie kann man dann im eigenen Körper fühlen. explizite erotische Trilogie mit drei Kurzgeschichten. Sie
sind alle ein bisschen schrullig: ich spiele ein bisschen mit
Welche Veränderungen wünscht du dir von der Mainstream- Genderrollen, was sie lustig und unerwartet macht. Sie sind
Pornoindustrie? Was sollten die Konsumenten ändern? hübsch gedreht, mit viel Emotionen, aber gleichzeitig auch
sexuell ziemlich explizit. Allerdings habe ich gerade drei neue
Es ist mir nicht wichtig, die Mainstream-Pornoindustrie zu ver- Filme abgedreht, die gerade im Schnitt sind – also kommt
ändern: Meiner Meinung nach sollten wir Indie-, alternative- das Beste noch!

Interviews Erika Lust
Erika Lust
Erika Lust ist inzwischen so etwas wie

die Queen des feministischen Pornos.
Mit ihrem Phantasie-Crowdsourcing-
Projekt Xconfessions und der kuratier-
ten Streamingwebsite LustCinema hat
sie genau das geschaffen, was Frauen
heute wollen. Und zwar nicht nur die.
Für einen Bericht vom Setbesuch in

Barcelona hier entlang. Und einen
ausführlichen Artikel zu Xconfessions
gibt es hier.
Online
Lustcinema
XConfessions
DVD
LustStore

Wer bist du und was machst du mit Porno?
Ich bin Erika Lust und eine weibliche Regisseurin für Nouvelle
Vague Adult Erotic Cinema.
Wann wusstest du, dass du das tun musst? Gab es da einen

besonderen Moment?
Auf jeden Fall! An der Uni, in Schweden, als ich Linda Williams
Buch Hard Core: Power, Pleasure and the Frenzy of the Visible
las. Es war die erste Studie, die Porno als Genre mit einer eige-
nen Geschichte und als eine besondere cinematographische
Form behandelte, und als wichtigen Teil des zeitgenössischen
Diskurses zum Thema Sexualität ansah. Das hat mich dazu
gebracht, mal anders über die ganze Sache nachzudenken.
Ich habe verstanden, dass Mainstreamporno nicht notwendi-
gerweise irgendwelche Wahrheiten zum Thema Sex wider-
spiegelt – er ist ein Statement, eine Idee, die Ideologien und
Werte ausdrückt, genauso wie Meinungen zum Thema Sex und
Gender. Je mehr ich also über den Pornografiediskurs lernte,
umso mehr wollte ich etwas ganz anderes in diesem Genre
erschaffen – etwas, was meinem Geschmack entspricht, meine
Ideen und Werte widerspiegelt, und natürlich auch Frauen
als aktive Subjekte darstellt, deren Lust genauso wichtig ist!
Ja, all diese Ideen sind in Schweden entstanden. Aber Barce-
lona war genau die richtige Stadt für mich, um damit anzufan-
gen. Ich bin in meinen Zwanzigern hierher gezogen. Barcelona
ist eine so warme, sexy Stadt, das hat sich für mich als auf-
strebende Regisseurin inspirierender angefühlt als Schweden.
Still aus
Xconfessions

Wie würdest du das, was du machst, jemandem beschreiben,

der noch nie einen Porno gesehen hat? Was macht deine Fil-
me so besonders?
Meine Filme sind Teil eines neuen Genres: Adult Cinema. Ich
erschaffe Erotika mit Narrativ. Ich gebe den Charakteren,
Schauplätzen und der Story, aber vor allen Dingen dem Sex,
einen Kontext. Ich schaffe eine Umgebung, die den Zuschauer
mit einer realistischen Umsetzung echter Phantasien befrie-
digt. Die Darsteller sehen aus wie das Mädchen von nebenan,
der nette Typ auf der Straße, sie sind natürlich, individuell
und jeder auf seine eigene Art attraktiv. Die Settings und Dreh-
orte sind echt, du warst entweder schon da oder könntest
auch mal hin. Der Sex ist echt, du kannst die Lust sehen, den
Schweiß, die Berührungen, die Geräusche hören. Die Darstel-
ler streicheln, genießen und befriedigen einander.
Zuschauer können sich in meinen Filmen selbst wiederfinden.

Sich so fühlen, als könnten sie selbst dieses Szenario miter-
leben. Das macht sie so befriedigend und erotisch und unter-
haltsam! Ich verwende wesentlich mehr Geld und Liebe auf
Licht, Locations, Regie, Schminke, Kostüm, Choreographien,
Schauspielcoaches und Catering als jede Mainstream-Porno-
produktion. Da kannst du jeden Performer in Europa fragen,
die werden dir das bestätigen.
Fairtrade Porn, Ethical Porn, Porno für Frauen, Porno für

Paare, Indie Porn, Feminist Porn – welches Label würdest du
einer Arbeit geben, wenn du dir eines aussuchen müsstest?
Indie Porn oder Erotic Cinema... aber warum sollten wir es

Still aus überhaupt Porno nennen? Das ist schon ein sehr vorbelaste-
Xconfessions tes Wort.

Was macht eine Pornoproduktion in deinen Augen »ethisch Wie schaffst du es, Intimität als Regisseurin einzufangen?
korrekt«?
Ich gebe keine Regieanweisungen für Sex! Es ist mir sehr
Das ist sehr wichtig und es ist eigentlich auch ziemlich einfach: wichtig, dass sich die Performer so wohl wie möglich fühlen,
Es geht darum, jeden der beteiligt ist, wie ein menschliches deswegen gebe ich ihnen ein Briefing für das Shooting, für
Wesen zu behandeln. Auf Wünsche, Bedürfnisse und Gefühle die Charaktere die sie verkörpern und für die Art von Sex, die
einzugehen, diese Menschen fair zu entlohnen und ihnen ein ich mir wünsche. Aber ansonsten lasse ich sie alles tun, was
gutes Arbeitsumfeld mit guten Arbeitsbedingungen zu schaf- sich für sie gut und natürlich anfühlt. So bekomme ich nicht
fen. Ich denke, es ist außerdem wichtig, ethisch korrekt zu nur den besten Sex, sondern auch die meisten Orgasmen!
sein, was die Inhalte angeht, die du mit deinen Stories vermit- Dann habe ich da noch meine erste Kamerafrau, mit der ich
telst – dass du Einvernehmlichkeit vermittelst, keine unver- seit Ewigkeiten für Xconfessions zusammenarbeite, die genau
antwortlichen Szenen oder irgendetwas Erzwungenes zeigst. weiß, auf welche Details ich Wert lege. Eine Hand, die zu-
Außerdem kannst du auf meiner Website sehen, wer ich bin, greift, ein Gesichtsausdruck, die Art wie die Körper sich be-
wer in meinem Team ist, du siehst unsere Twitter- und Insta- wegen und verknoten – und so weiter. Ich beobachte alles
gram-Accounts und die Adresse unseres Büros. Versuch so währenddessen genau und mache mir Notizen und wenn es
was mal auf Pornhub oder irgendeiner anderen trashigen etwas gibt, was mir noch fehlt, warte ich, bis die Darsteller
Pornoseite zu finden. Die verstecken sich alle, als müssten sie fertig sind, und bitte sie, bestimmte Positionen noch mal für
sich schämen. Wir nicht. Shots nachzustellen. Nachdem ich ja schlussendlich doch
Fiktion erschaffe und eine Storyline habe, muss ich die Teile
Wie würdest du deinen typischen 9to5-Pornoalltag eben manchmal zusammenpuzzlen.
beschreiben?
Welche Veränderungen wünscht du dir von der Mainstream-
Ich arbeite nicht 9to5, ich bin eine Firmeninhaberin mit Pornoindustrie? Was sollten die Konsumenten ändern?
16 Mitarbeitern. Aber ansonsten ist alles ziemlich normal, wie
bei jedem Indie-Regisseur, der ein eigenes Business führt. Ich glaube nicht, dass die Mainstream-Industrie sich je verän-
Ich verbringe die meisten Tage am Schreibtisch und plane dern wird, deswegen ist es mein Ziel und meine Aufgabe,
das nächste Shooting, habe Meetings mit allen Mitgliedern des eine Alternative zu schaffen und gleichzeitig das Bewusstsein
Produktionsteams – dem Art Director, dem Stylisten, dem dafür zu schärfen, dass Mainstreamporno keine realistische
Line-Producer und so weiter. Dann habe ich Meetings mit dem Repräsentation unsere Sexualität oder von Sex allgemein ist.
Team im Büro – dem Webshop, dem Presse- und Content- Eine meiner Hauptaufgaben ist es, die Menschen das, was
team, den Webentwicklern, der Buchhaltung, dem Anwalt. Es sie da sehen, kritisch hinterfragen zu lassen. Sie sind ja auch
steckt eine ganze Menge Arbeit in den verschiedenen Aspek- kritisch bezüglich dessen, was sie essen. Genau so möchte
ten von Lust Films! ich, dass sie auch den Nährwert des Pornos hinterfragen, den

sie konsumieren. Sie sollen sich Fragen stellen wie: Ist das
ethisch korrekt? Wer produziert diese Filme? Sehen die Dar-
steller aus, als hätten sie wirklich Spaß? Wer ist der Regisseur?
Es geht dabei auch um unsere Kinder, und darum, mit ihnen
offen mit dem Thema Sex und Pornografie umzugehen, damit
sie informierte Entscheidungen darüber treffen können, was
sie da sehen. Porno ist nun mal ihre Haupt-Informationsquelle,
was Sex angeht, und wir können das nicht ignorieren, egal ob’s
uns gefällt oder nicht.
Eine Hand, die zugreift, Wenn wir nur einen deiner Filme sehen – welcher sollte es
sein und warum?
ein Gesichtsausdruck,
die Art wie die Körper sich Schwierige Frage, jeder mag ja was anderes! Aber wenn ich
mich für meinen Lieblingsfilm im Moment entscheiden müsste,
bewegen und verknoten. wäre das wohl The Ultimate Kink, ein lustiger und sehr warm-
herziger Film mit einem superheißen Dreier mit Paulita Pappel,
Mickey Mod und Silvia Rubi. Ein Meerschweinchen kommt
auch drin vor, aber nur als Nebendarsteller, keine Sorge!
Die Farben, die Chemie, der Sex – es hat alles einfach Klick
Erika Lust gemacht und das Endergebnis hat mich umgehauen.

Interviews Lucie Blush
Lucie Blush
Lucie Blush ist die klassische Berlin-

Hipstergirl Fantasie. Die Französin sucht
wie so viele andere in der Capital of
Kink nach der eigenen Lust und lässt
uns in charmant runtergeschrabbelten
Altbauwohnungen mit anderen
schönen Menschen daran teilhaben.
Eine ausführliche Kritik gibt es hier.
Online
Luciemakesporn

Ich bin Lucie Blush, 28, und wohne in Berlin, aber eigentlich
stamme ich aus Lyon in Frankreich. Ich bin eine feministische
Pornoregisseurin, Darstellerin, Autorin und Kuratorin.

besonderen Moment?
Ich habe es immer geliebt, über Sex zu reden, aber hätte nie
gedacht, dass ich mal in der Pornoindustrie arbeiten würde –
ursprünglich bin ich Webdesignerin. Zumindest bis mein Ex
und ich uns vor drei Jahren trennten, als ich in Barcelona leb-
te. Wir hatten eine sehr ernsthafte monogame Beziehung
voller Routinen. Ich war nie so hundertprozentig mit unserem
Sexleben zufrieden und dachte mir: »Da muss doch noch
mehr dran sein an diesem Sex«. Als wir Schluss machten, be-
schloss ich, Antworten auf all diese Fragen zu finden, die
ich mir mir jetzt endlich selbst stellte. So entstand mein Blog
welovegoodsex.com. Ich habe eine Menge über Porno und
über meine eigene Sexualität geschrieben. Das hat mir gehol-
fen, meine eigene Stimme zu finden und schlussendlich bei
meinem ersten Film Regie zu führen – Alice Inside.
Wie würdest du das, was du da tust, jemandem beschreiben,

der noch nie einen Porno gesehen hat? Was macht deine Fil-
me so besonders?
Die Pornos, die ich drehe, spiegeln meine eigene Selbster-

forschung wieder, sie sind extrem persönlich. Ich versuche
das so authentisch wie möglich zu machen und mich von allen Still aus Naked
Stereotypen, Tabus und dem gesellschaftlichen Druck zu
befreien, den wir alle in unseren Köpfen haben. Meine Filme Still aus The Waltz

sind quasi die Filme, die ich selbst gern gesehen hätte, als ich
noch jünger war. Mein Ziel ist es, Porno wieder menschlich
zu machen und zu zeigen, dass es gerade für Frauen ein tolles
Empowerment-Tool sein kann. So wie ich Pornos drehe, könnte
ich gerade auch lustig mit Freunden abhängen. Ich respektie-
re die Schauspieler und erschaffe Charaktere, mit denen ich
mich identifizieren kann, und die sich weder für sich selbst
noch für ihre Sexualität schämen.

Abgesehen davon kann Paare, Indie Porn, Feminist Porn – welches Label würdest du
Porno einfach nicht lügen.
Du siehst einfach, Das was ich mache ist eindeutig feministischer Porno, aber
er ist gleichzeitig auch fairtrade und ethisch korrekt – mit
ob die Menschen guten Arbeitsbedingungen und gerechter, gleicher Bezahlung.
Ich konzentriere mich auf den feministischen Aspekt, weil es
glücklich sind oder nicht. absolut ausschlaggebend ist, dass Frauen sich in einem siche-
ren und empowernden Umfeld ausdrücken und Sex haben
können, denn machen wir uns mal nichts vor, weibliche Be-
dürfnisse und deren Sicherheit sind jetzt nicht gerade das
Hauptkriterium der meisten Mainstream-Pornofirmen. Das ist
Lucie Blush nicht nur wichtig, um heißen Porno zu machen, sondern auch
um der Gesellschaft überlebenswichtige Botschaften zu ver-
mitteln – den Kampf gegen Rape Culture und geschlechter-
spezifische Übergriffe, zum Beispiel. Frauen wie menschliche
Wesen zu behandeln, anstatt wie ein Stück Fleisch, macht
einen Riesenunterschied.
Ich spreche da oft über meine eigenen Erfahrungen: Ich sollte

nett aussehen, aber wurde als Schlampe bezeichnet, sobald
ich ausging. Mir wurde beigebracht, passiv und für Männer
verfügbar zu sein, aber auf keinen Fall meine eigenen Gelüste
64 Kommen mit Stil

auszudrücken. Als ich das erste Mal vor der Kamera performt
habe, konnte ich meinen Körper endlich so akzeptieren, wie
er ist. Ich habe diese Entscheidung getroffen mich auszuzie-
hen, ich habe meinen Partner dafür ausgewählt, ich war aktiv,
ich habe einen Unterschied gemacht. Ich habe das für mich
getan. Es war die befreiendste Erfahrung meines Lebens.
Ich glaube nicht, dass es »Frauenporno« gibt, weil wir alle

keine Subkategorie von Menschen mit denselben Fantasien
sind. Wir sind alle unterschiedlich und feministischer Porno
erkennt diese Einzigartigkeit von jeder Person an. Im Feminis-
mus geht es um die Wahl, und darum geht es auch in meinen
Pornos. Außerdem sind sie für Männer und Frauen, und für
jeden der wirklich hinter die sexuellen Klischees blicken will,
die uns davon abhalten, wirklich frei zu sein.
Wie sieht in deinen Augen ethisch korrekter Porno aus?
Naja, du musst sichergehen, dass jeder sich wohlfühlt und

nichts tut, das er oder sie eigentlich nicht will. Ich rede schon
Wochen vor dem Dreh viel mit den Darstellern, frage sie was
sie mögen und was nicht, um sicherzugehen, dass die besten
Bedingungen dafür am Set zusammentreffen. Meine Darstel-
ler wissen, dass sie jederzeit aufhören oder Fragen stellen
können. Das klingt alles logisch, aber die meisten Mainstream-
Pornoshootings sind eben nicht so. Ich behandle Menschen
wie Menschen, mit Respekt. Sie müssen wissen, was wirklich
am Set passieren wird, damit sie damit auch wirklich einver-
standen sein können. Einverständnis ist das Allerwichtigste, so-
wohl im Porno als auch in der Gesellschaft generell. Abgese-
hen davon kann Porno einfach nicht lügen. Du siehst einfach,
ob die Menschen glücklich sind oder nicht. Abgesehen davon Still aus
ist Pornodarsteller beinahe der einzige Beruf, in dem Männer Up All Night

wesentlich weniger verdienen als Frauen. Ethisch korrekter versuchen, die ganze Erfahrung einzufangen. Ich halte meine
Porno bedeutet, dass alle gleich viel verdienen. Ich persönlich Drehs auch sehr klein, mit nie mehr als drei Leuten im Team.
bezahle meine Darsteller nach Erfahrung, nicht nach Ge- Wird es größer, merkt man den Unterschied einfach. Ich wie-
schlecht. Außerdem ist es superwichtig sicherzugehen, dass derhole dann auch ständig, dass es keinen Druck gibt, einen
der Sex so safe wie möglich ist – regelmäßige Gesundheits- Orgasmus oder auch einfach nur eine Erektion zu bekommen.
screenings sind ein Muss. Je weniger Druck, umso besser. Sex muss nicht zwangswei-
se dem Muster oder der Chronologie von Mainstreampornos
Wie sieht dein typischer 9to5–day in Porn aus? folgen. Ich liebe es, Pornos zu drehen, weil man vorher nie
genau weiß was passieren wird. Ich bin gern Zaungast dieser
Ich verbringe tatsächlich viel Zeit vor meinem Computer! Ich Chemie, die am Set entsteht. Was passiert, passiert!
blogge und betreibe eine Menge Recherche. Ich suche konse-
quent nach neuen Drehorten und neuen Darstellern, und Welche Veränderungen wünscht du dir von der Mainstream-
dann treffen wir uns über Skype oder in echt. Da bin ich ein Pornoindustrie? Was sollten die Konsumenten ändern?
bisschen die Kupplerin, ich versuche, die Darsteller mithilfe
meiner Intuition zusammenzuwürfeln. Dann schreibe ich neue Die Mainstreamindustrie reagiert schnell auf Veränderungen.
Skripte und drehe immer mehr, mehrere Male im Monat. Nach Im Prinzip folgt sie einfach nur dem Geld. Eine Menge Main-
einem Shooting verbringe ich die meisten Tage und Nächte streamproduzenten haben jetzt realisiert, dass es einen neu-
mit Schnitt und Bearbeitung, mit Red Bull und Zigarette in der en Pornotrend gibt, und jetzt versuchen sie, alten Content
Hand! Nach ungefähr einer Woche kehre ich ins wahre Leben als »frauenfreundlich« zu recyclen. Das funktioniert nur nicht,
zurück. Ich habe da jetzt keine konkrete Tagesstruktur. Jeder weil es exakt derselbe Content ist, nur mit pinkem Logo.
Tag ist anders, und das liebe ich! Er trägt nicht dazu bei, Genderstereotype zu zerstören – ganz
im Gegenteil! Um guten Porno zu produzieren, musst du mit
Wie schaffst du es, als Regisseurin Intimität einzufangen? dem Herzen und der Fotze dabei sein! Ich denke, Konsumen-
ten verändern schon ihr Verhalten, sonst wäre ich heute nicht
Im Mainstreamporno sagt meist der Regisseur den Schauspie- hier. Eine Menge Leute, Männer wie Frauen, sind neugierig
lern, was sie zu tun haben. Bei meinen Drehs passiert genau auf eine neue Art von Pornografie und sie verwenden eine Men-
das Gegenteil. Mein Team und ich passen uns den Darstellern ge Zeit darauf, sie zu suchen. Jetzt müssen sie es nur noch
an, nicht anders herum. Ich skripte den Sex nie, so kann er in Erwägung ziehen, ein wenig Geld dafür auszugeben, Filme
so spontan und natürlich wie möglich stattfinden. Dann bewe- oder Mitgliedschaften zu bezahlen, anstatt sich die Szenen
gen ich und meine andere Kamera uns in einer Art Tänzchen raubkopiert auf Tube Seiten reinzuziehen. Und ich denke, eine
um die Schauspieler, wir konzentrieren uns auf jedes kleine Menge Leute geben dafür schon ein bisschen Geld aus, ge-
Detail – die Gesichter, die Gesichtsausdrücke, die Haut, die nauso wie sie es für eine Spotify-Mitgliedschaft tun würden.
Berührung, das Lachen – all das macht Sex so besonders! Wir So unterstützen sie uns, erlauben es uns, heiße Pornos zu

drehen und das ganze Pornorama zu verbessern. Ich verur-

teile die Mainstreampornografie nicht per se, aber es ist nicht
immer einfach, etwas über ihre Arbeitsbedingungen heraus-
zufinden. Deswegen ist ein bisschen Recherche in jedem Fall
eine gute Idee, obwohl die Firmen sich da oft nicht so in die
Karten schauen lassen.
Wenn wir nur einen deiner Filme sehen – welcher sollte das
sein?
Wow, schwierige Frage. Ich schätze, es müsste NAKED sein,

weil das mein erster Film als Regisseurin und Darstellerin
Um guten Porno
war und ich finde, man kann mich darin so sehen, so wie ich zu produzieren, musst du
wirklich bin. Ich wollte etwas total Ehrliches machen, und
habe mich dazu entschlossen, zum ersten Mal mit einer Frau mit dem Herzen
zu schlafen. Ich wusste noch nicht mal, wie ich reagieren
würde, deswegen ist es ziemlich cool, zu beobachten, was da
und der Fotze dabei sein!
am Set passiert. Mit meiner Filmpartnerin Molly Dae kann ich
lachen, ficken, Stories austauschen. Außerdem bin ich sehr
stolz auf The Waltz, eine Porno-Oper und ein epischer Dreier
mit klassischer Musik. Lucie Blush

Interviews Ms Naughty
Ms Naughty
Auf Facebook bringt Ms Naughty mich

oft mit ihren klugen, schlagfertigen und
politischen Posts zum Lachen und Nach-
denken. Ansonsten sind ihre Filme vor
allem: wunderbar normal. Sie zeigen ent-
spannten Sex, der sich offensichtlich
gut anfühlt – typisch Australien eben.
Online
Lustcinema
BrightDesire

Ich bin Ms Naughty, eine australische Filmemacherin und

Autorin. Ich produziere und kuratiere seit 2000 Frauenporno
online. Ich habe 2003 eine der ersten Pornoseiten für Frauen
überhaupt erschaffen, ForTheGirls.com. 2008 habe ich
selbst mit dem Filmemachen angefangen, und meine sämt-
liche Arbeit ist auf Brightdesire.com gefeatured.
Meine Pornos sind feministisch, auf die Frau fokussiert und

eine Mischung aus Dokumentarstil und Fantasie- bzw story-
basierten Filmen. Ich priorisiere die weibliche Perspektive
und Lust in meinen Arbeiten und schaffe so einen Raum,
in dem Frauen Pornos genießen können. Ich möchte die Diver-
sität menschlicher Sexualität abbilden. Ich habe schon eine
Mischung aus Hetero- und Queerporn produziert, aber grund-
sätzlich interessiert es mich hauptsächlich, heterosexuellen
Sex so zu zeigen, wie man ihm im Mainstream-Porno nicht zu
sehen bekommt. Ich habe schon öfter mit Menschen zusam-
mengearbeitet, die auch im echten Leben ein Paar sind, weil
ich gerne Intimität und Verbindung zeige, die schon da ist,
und auch Selbstbefriedigungs-Szenen mit einem Phantasie-
oder Dokumentar-Voiceover filme. Ich finde, das ist eine tolle
Möglichkeit, die Persönlichkeit der Person, die ich filme, zu
zeigen. Normalerweise arbeite ich mit den Darstellern beim
Erstellen einer Szene zusammen und führe beim eigentlichen
Sex gar nicht so sehr Regie; ich lasse es lieber passieren und
drehe, was ich kann.
Ich habe außerdem einen Spielfilm produziert – the Fantasy

Project – und über 50 Einzelszenen und Kurzfilme für meine
Website Bright Desire gefilmt. Still aus
The Fantasy Project


besonderen Moment?
Ich habe mich schon immer für Pornos interessiert. In den

90ern habe ich für ein feministisches Erotikmagazin namens
Australian Women’s Forum geschrieben, in dem es nackte
Männer-Centerfolds, erotische Kurzgeschichten und Artikel
über Sex gab. Das hat mich dazu gebracht, Pornoseiten im
Internet aufzubauen. Von Anfang an wollte ich Pornos für Frau-
en machen, weil ich von den Pornos, die es gab, so unbefrie-
digt war. Ich war von der Arbeit von Candida Royalle inspiriert.
Ursprünglich habe ich nur Websites gebaut und erotische Kurz-
geschichten geschrieben. Als das Internet dann immer video- Jemandem, der noch nie
affiner wurde, habe ich einen kurzen Filmkurs besucht und
mir im Endeffekt selbst beigebracht, wie man Filme macht. einen Porno gesehen hat?
Wie würdest du das, was du tust, jemandem beschreiben,
Gibt’s so was? LOL.
der noch nie vorher Pornos gesehen hat? Was macht deine
Filme so besonders?
Jemandem, der noch nie einen Porno gesehen hat? Gibt’s Ms Naughty
so was? LOL. Ich würde mal sagen, ich filme Menschen beim
Sex und mache das Ergebnis über eine Abo-Seite online ver-
fügbar. Wenn wir von jemandem ausgehen, der meine Pornos
noch nicht gesehen hat... es sind hauptsächlich Filme im
Dokumentarstil, die realistischeren Sex einfangen, als den,
den man im Mainstreamporno so findet. Sie fangen zwischen-
menschliche Verbindung ein und zeigen echte Lust und
Intimität. Ich zeige nicht nur Sex, der Spaß macht, sondern
auch die Persönlichkeiten der Menschen, die ihn haben.
Beim Schauen meiner Pornos muss man sich nicht schuldig
fühlen, sie sind ethisch produziert und außerdem realis-
tisch – und schön.


Paare, Indie Porn, Feminist Porn – welches Label würdest du
Schwierig, sich da für eins zu entscheiden. Ich sage immer

noch »Porno für Frauen« aber mehr als die Hälfe meiner
Abonnenten sind Männer. »Porno für Paare« passt auch nicht
richtig. Ich würde es »Feministischen Porno« nennen, aber
da haben die Leute oft Vorurteile, was das bedeuten soll. Ich
denke ich würde einfach sagen, ich mache guten Porno.
Wie sieht in deinen Augen ethisch korrekter Porno aus?
Das fängt mit einem grundsätzlichen Respekt für die Darstel-

ler an, einem Verständnis für Ihre Arbeitsrechte. Gute Zusam-
menarbeit ist wirklich wichtig, genauso wie Diskussionen vor
dem Dreh, damit alle auf derselben Wellenlänge sind. Die Ein-
vernehmlichkeit muss explizit gemacht werden – sowohl von
den Darstellern selbst als auch im Endprodukt. Die Darsteller
müssen gerecht für ihre Zeit und Arbeit bezahlt werden (und
das heißt auch, kein Geld zurückzuhalten wenn sie sich gegen
bestimmte Sexakte weigern). Safer Sex ist ganz wichtig, genau
wie ein gemütliches, sicheres Set. Die Darsteller sollten jeder-
zeit in der Lage sein, Stop sagen zu können und der Regisseur
muss mögliche Probleme im Hinterkopf haben und dafür sor-
gen, dass sich jeder an Bord sicher fühlt.
Im Kern geht es darum, sicherzustellen, dass das Arbeitsum-

feld respektvoll und sicher ist, und die Menschen die am Set
arbeiten glücklich sind und nicht nach Hause gehen und ihre
Entscheidung, Porno zu machen, bereuen. Bright Desire hat
Stills hier einen Code of Ethics.
Ms Naughty

Wie sieht dein typischer 9to5 Porno-Arbeitstag aus? loben uns viele Darsteller dafür, wie gut wir mit dem Hinter-
grund verschmelzen können. Natürlich nehmen manche Leute
Normalerweise arbeite ich hauptsächlich im Home Office, die Kamera bewusster wahr als andere. Auch damit muss man
schneide Szenen, arbeite an meinen Websites, schreibe Stories arbeiten können.
und Kolumnen und promote Bright Desire... und vertrödle
meine Zeit auf Social Media. Ab und zu reisen wir, um ein paar Welche Veränderungen wünscht du dir von der Mainstream-
Szenen zu drehen, und das sind normalerweise immer ein Pornoindustrie? Und was sollte sich am Konsumentenverhal-
paar Tage intensive Arbeit: eine Location finden, ein Set kreie- ten ändern?
ren, das richtige Licht, mit den Performern warm werden,
dann der tatsächliche Dreh und dann wieder alles zusammen- Ich hätte gerne, dass die Mainstream- Industrie sich mal wirk-
packen. Wenn die Crew nur aus zwei Leuten besteht, nämlich lich ihre Produktionsmethoden ansieht – die Art, wie sie ihre
mir und meinem Mann, dann ist Filmen schon ein Riesenjob. Angestellten behandelt, ihre Zahlungsmethoden, die Art wie
Aber das passiert ja nur alle paar Monate. sie die Darsteller am Set behandeln und ihr Zugang zu Safer Sex
und Einvernehmlichkeit. Da habe ich absolute Horror-Stories
Wie schaffst du es, Intimität als Regisseurin einzufangen? gehört. Auch die aktuellen Vergewaltigungsvorwürfe gegen [den
Darsteller] James Deen haben wieder einige Probleme ans
Wir arbeiten normalerweise mit den Darstellern zusammen Tageslicht gebracht, bei denen man merkt, wie lax die Porno-
und planen die Szene vorher. Ich habe einige »Setup« Szena- industrie in Bezug auf Einvernehmlichkeit sein kann. Da muss
rien gedreht, in denen ein Grund geschaffen wird, warum es eindeutig ein besseres Bewusstsein geben, was die Rech-
die Leute Sex haben. Diese Teile sind so gedreht wie in einem te und Bedürfnisse der Darsteller angeht. Und ich denke, das
normalen Film: Shot für Shot. Dieser Teil nimmt die meiste muss man auch den Konsumenten besser kommunizieren.
Zeit in Anspruch. Aber wenn es an den tatsächlichen Sex
geht, greife ich als Regisseurin gar nicht ein. Wir lassen die Auch Rassismus und Sexismus grassieren in der Industrie. »In-
Leute tun was sie glücklich macht und bewegen uns so leise terracial« sollte 2016 echt kein Thema mehr sein; Rasse kein
wie möglich um sie herum, um sie nicht zu stören. Wir halten Faktor wenn es darum geht, wie viel du bezahlt bekommst und
auch einen gewissen Sicherheitsabstand ein, um nicht zu sehr ob du Arbeit bekommst. Außerdem sollten männliche Darstel-
ins Geschehen einzudringen. Wir hören nur auf zu filmen, ler grundsätzlich besser bezahlt werden; sie arbeiten so hart.
wenn es ein technisches Problem gibt oder einer der Perfor-
mer um eine Pause bitte. Es hilft, vor dem Sex zu diskutieren, Mainstreamporno ist meistens einfach langweilig und klischee-
welche Art von Sex sie haben werden, damit es keine groß- überladen und komplett auf die männliche Lust ausgerich-
artigen Überraschungen gibt. Aber wenn doch etwas Unge- tet. Ich will einfach mehr weibliche Orgasmen sehen. Ich will,
wöhnliches passiert, gehen wir da halt mit. Unaufdringlich dass Frauen mit mehr Respekt behandelt werden. Mich kotzt
zu sein ist wirklich wahnsinnig wichtig, und zu meiner Freude dieses Slutshaming in der Pornoindustrie an, das gleichzeitig

alte Gender-Stereotype als »sexy« propagiert. Gott, es gibt

so vieles was ich ändern würde, wenn ich die Königin des
Porno wäre! Aber das kann ich nicht, deswegen mache ich
eben mein eigenes gutes Zeug.
Was die Konsumenten angeht, bin ich der Meinung, dass sie
aufhören sollten, davon auszugehen, dass Pornos umsonst
sind. Das ist genau so blöd wie zu denken »Es ist ja nur Porno,
das kann ich ruhig raubkopieren«, als ob das ein Verbrechen
ohne Opfer wäre. Pornos machen kostet Geld! Ich muss meine
Darsteller bezahlen, mein Equipment, meine Sets, meine Be-
leuchtung. Mich selbst, für die Stunden, die ich mit Schneiden
verbringe. Wenn niemand für Pornos bezahlt, gibt es auch
kein Geld, um mehr Pornos zu drehen.
Die Menschen sollten aufhören, sich auf Tube Sites und Tumblr
Gifs zu verlassen und einfach mal nach den Pornos suchen,
die ihnen den Kick geben – und dann auch DAFÜR BEZAHLEN.
Als Konsument sollte man sich über die Pornofirmen, deren
Filme man schaut, informieren und etwas über die Produkti-
onsbedingungen herausfinden. Wer gerne guten Porno schaut,
sollte die Firmen, die ethisch produzieren, unterstützen.
Wenn wir nur einen deiner Filme ansehen würden, welcher

sollte das sein und warum?
Ich bin sehr stolz auf The Fantasy Project. Der ganze Film ist
der weiblichen Phantasie gewidmet und hat echt heiße Szenen.
Wenn es um eine einzige Szene geht, würde ich Tease em-
Still
pfehlen. Da geht es ganz um den weiblichen Blickwinkel, einen
Ms Naughty
sexy Männerkörper und guten Sex mit multiplen Orgasmen.
Alles was ich jemals im Porno erreichen wollte, steckt in die- Still aus
ser einen Szene. Handjobs

Interviews Shine Louise Houston
Shine Louise Houston
Seit ich das erste Mal einen Film von

Shine Louise Houston gesehen habe,
verstehe ich endlich den Unterschied
zwischen »Girl on Girl« und authen-
tischem Lesbenporno.
Wenn Frauen Frauen lieben, gehen sie

miteinander nicht immer zimperlich um,
zeigen dafür aber ihre echt, raue Lust.
Online
Lustcinema
CrashPadSeries
Pinklabel.tv

Ich bin Shine Louise Houston und habe 2005 die Adult-Film-
produktion Pink and White Productions in San Francisco,
Kalifornien gegründet. Ich führe Regie für Filme, die die Schön-
heit und Diversität queeren Begehrens abbilden. Ich habe
vier Spielfilme gedreht und werde diesen Herbst meinen fünf-
ten Film Snapshot herausbringen. Ich führe auch Regie bei
CrashPadSeries.com und habe verschiedene Kurzfilme ge-
schrieben, gedreht und produziert. Außerdem arbeite ich an
einem persönlichen Projekt zur Erforschung maskulinen Be-
gehrens, Heavenly Spire. Ich unterstütze exzellente Nachwuchs-
Filmemacher, indem ich Projekte wie Point of Contact finan-
ziere und ihnen mit Pink and White’s Video on Demand Web-
site Pinklabel.tv eine Video-Hostingplattform biete.
Wann wusstest du, dass du das tun musst? Gab es da eine

besondere Situation?
Es gab so einen Moment als ich 30 wurde und mir dachte:

Ich arbeite immer noch im Einzelhandel. Ich war ein paar Jah-
re beim feministischen Sexshop »Good Vibrations« und habe
Lesben und Heteros dabei geholfen, gute Pornos zu finden.
Es gab in den frühen 2000ern eine Art Renaissance weibliche
Filmemacherinnen, aber ein paar Jahre später waren die alle
von der Bildfläche verschwunden. Das war eine spannende
Zeit, aber als alles vorbei war, dachte ich nur: Hey, was ist da
passiert? Ich dachte, hier geht was! Ich hatte einen Abschluss
in Film vom San Francisco Film Institut, aber noch keinen
Durchbruch im Mainstreamfilm gehabt. Der Mangel an guten
Filmen, meine »Scheiße, ich bin 30«-Krise, meine Markt-
Still aus forschung bei Good Vibes und mein Filmabschluss brachten
Crash Pad Series mich alle zusammen zu diesem Gedanken: Dann gründe ich

halt eine Pornofirma. Jeder hat mich dabei unterstützt, sogar

meine Mutter. Alles super!
Wie würdest du das, was du da machst jemandem erklären,

der noch nie einen Porno gesehen hat? Was macht deine Filme
so besonders?
Ich bin eine Stimme, das ist meine Perspektive und meine Phi-
losophie. In meiner Arbeit geht es um das Konzept von Queer-
ness und queerer Sexualität, und wie sie außerhalb der binä-
ren Norm funktioniert, auch außerhalb der Norm innerhalb
der queeren Community. Sexualität ist für alle da, und ein
Dann gründe ich halt
Objekt der Begierde ist nicht zwingend limitiert auf eine be- eine Pornofirma.
stimmte Gruppe von Menschen mit einem bestimmten Kör-
pertyp. Ich glaube an meine Grundsätze. Wenn anderen Leu- Jeder hat mich dabei unterstützt,
ten das nicht gefällt, können sie es gerne so machen wie ich
und eigene Bilder produzieren, die so für sie funktionieren.
sogar meine Mutter.
Ich mochte einfach nicht, wie schwule, lesbische, queere Alles super!
und transsexuelle Menschen im Mainstreamporno repräsen-
tiert werden. Also habe ich mein eigenes Zeug produziert.
Die Reaktion vieler Menschen darauf? Meine Filme schaffen

Empowerment. Sie zeigen, dass wir schön sind, dass queere Shine Louise Houston
Körper eine Kunstform sind und unsere Unterschiede gefeiert
werden. Wir sind nicht alle Gym Bunnys und das ist total ok
so. Eine Butch ist genauso schön wie eine Femme, eine mas-
kuline Lesbe ist genauso hot wie ein Model im Penthouse
Magazin. Es ist empowering, wenn du dich selbst in einem Bild
wiederfinden kannst. Wenn dieses Bild auch noch kraftvoll
und sexy ist, denkst du vielleicht: wow, damit wollte ich mich
immer schon identifizieren aber mein Körper sieht einfach
nicht so aus. Vielleicht bist du schwarz, dick und butch und
findest das total heiß, und jetzt weißt du, dass das total heiß

sein kann. Wir sollten uns nicht für unsere Körper und für un-
sere Sexualität schämen.
Fairtrade Porn, Ethical Porn, Frauenporno, Paarporno, In-

dieporno, Feministischer Porno – welches Label würdest du
deiner Arbeit geben, wenn du dir eins aussuchen müsstest?
»Shine’s Porno«? Äh, ich gebe meinem Label eigentlich nicht

wirklich Labels, obwohl ich natürlich einsehe, dass das bis zu
einem gewissen Grad notwendig fürs Marketing ist. Pink & White
benutzen meist den Ausdruck »Queer Porn«, weil die Filme
oft Sexualitäten verschiedener Gender benutzen. Ich würde
meine Arbeit als fairtrade, ethical, independent und feminis-
tisch bezeichnen. Ich versuche in der Produktion so ethisch
korrekt wie möglich vorzugehen.
Wie wird Porno ethisch korrekt?
Indem man jeden gleich bezahlt, egal wer es ist (sprich: unab-
hängig von Geschlecht, Rasse, Körperumfang, Alter oder
Können, Bekanntheitsgrad oder Erfahrung). Auch was sie vor
der Kamera machen - generell können die Darsteller bei mir
beinahe jeden Sex haben, den sie wollen und es mit Safer Sex
so halten, wie sie wollen. Wir füttern unsere Darsteller gut
und halten die Drehs so kurz wie möglich, weil wir die Zeit aller
Set-Teilnehmer respektieren. Und weil es für Pornos keine
Lizenzgebühren gibt, beteiligen wir Cast und Crew mit einem
Affiliate-Programm an den Einnahmen, normalerweise mit
rund 40%.
Stills aus
Crash Pad Series

Wie sieht dein typischer 9 to 5 Porno-Arbeitstag aus?
Meist geht es darum, die Business-Seite des Ganzen zu betreu-

en, also Buchhaltung und Steuern und all so was. Gerade
bin ich mit dem Schnitt für meinen Spielfilm SNAPSHOT fertig
geworden und wenn Zeit ist, gebe ich auch mal Interviews.
Wie schaffst du es, Intimität vor der Kamera einzufangen?
Wir geben den Darstellern den Raum, das zu tun was sie wol-
len, und greifen da von Regieseite eigentlich kaum ins Gesche-
hen ein. Wir folgen den Darstellern und sagen nur mal Pausen
an, wenn das nötig ist. Gerade wenn wir für CrashPad filmen,
sind wir ein kleines Team (ich, ein zweiter Kameramann und
ein Filmstill-Fotograf.) Der Produktionsassistent ist in einem
anderen Raum, genau wie Gäste, die uns an diesem Tag am
Set besuchen – die schauen auf einem Monitor zu, der auch
als Livestream für zahlende Mitglieder übertragen wird. Oft
sagen uns Darsteller nach einem Shoot, dass sie vergessen
haben, dass wir mit im Raum dabei waren.
Still aus
Crash Pad Series

Wenn wir nur einen deiner Filme sehen, welcher sollte das
sein?
Meinen nächsten Film SNAPSHOT, der diesen Herbst auf Pink-

Label.tv herauskommt und seine Premiere am Porn Film Fes-
tival Berlin feiern wird. Ich habe daran fünf Jahre geschrieben
und bin mit meiner Firma jetzt endlich an dem Punkt, wo
ich ihn richtig machen kann. Coming Out Stories sind immer
ein Riesenthema in der Queer Community, weil sie eine wich-
tige Rolle dabei spielen, das einzuordnen was wir durchge-
macht haben und anderen so den Weg ebnen. Ich war immer
frustriert mit den Coming Out Stories die ich gehört und
gesehen habe: es gab so wenige farbige Queers und deren
Idee von »sexy« war auch nicht meine. Die Narrative waren
formelhaft und stereotyp und die Qualität der Produktionen
ließen auch zu wünschen übrig. SNAPSHOT ist ein Versuch,
eine andere Coming Out Geschichte zu erzählen und reflek-
tiert einige meiner tiefgreifendsten cineastischen Einflüsse.
Es ist eine queere Lovestory, die kein Problem damit hat,
explizite Sexualität zu portraitieren, die der Intimität zwischen
den Charakteren Kontext verleiht und so zum Schlüssel-
element meines Storytellings wird. Der Kern meiner Arbeit:
die Mechanik intimer Sexualität abzubilden und unzensierte
Portraits authentischer Lust zu zeigen.
Stills aus
Crash Pad Series

Interviews Ovidie
Ovidie
Es ist schwer, an ein Interview mit ihr

zu kommen, weil sie gerade ihr nächstes
Projekt dreht.
Porno oder Doku? Die Pionierin Ovidie

hat sich von sämtlichen Konventionen
befreit. Das Ergebnis: schöner kluger
Sex in Spielfilmlänge.
Online
Lustcinema
Youtube (A quoi revent
les jeunes filles?)
Fernsehen
Canal +
France 2

Interviews Ovidie
Ich weiß nie genau, wie ich mich selbst beschreiben soll, aber
sagen wir mal, ich bin eine feministische Filmemacherin und
Autorin. Ich bin schon sehr lange Pornoregisseurin, ich habe
im Juli 2000 angefangen. Ich arbeite aber auch als Journalis-
tin und Dokumentarfilmerin – und zwar sowohl für diese Main-
stream-Aktivitäten für das französische öffentlich-rechtliche
Fernsehen, als auch an meinem feministischen Pornoprojekt
unter demselben Namen. Normalerweise benutzen die Men-
schen in der Szene verschiedene Namen, einen für die Porno-
industrie und einen für ihre gutbürgerliche Arbeit. Für mich
war das immer ein globales Projekt. Ich bin Journalistin und
die Porno-Hexe. Ich heiße OVIDIE und das ist auch gut so.
Wann wusstest du, dass du das was du machst, tun musst?

Gab es da einen besonderen Moment?
Ich bin schon seit den 1990ern in radikalfeministische und

politische Bewegungen verstrickt und je älter ich werde, umso
mehr merke ich, dass das wohl immer so sein wird.
Lustigerweise habe ich Pornos für mich entdeckt, als ich

feministische Anti-Porno-Aktivistin war, das muss so 1995 oder
1996 gewesen sein. Ich habe diese Filme angeschaut, um sie
besser bekämpfen zu können. Aber das, was ich da gesehen
habe, war so ganz anders als das, was ich erwartet hatte:
ich hatte ein glückliches Händchen bei der Auswahl, weil ich
herausfand, dass – holla - manche dieser Filme ziemlich em-
powernd waren: »Cafe Flesh«, oder »Fingered« von Richard
Kern mit Lydia Lunch, Mainstreamzeug wie »Latex« von Mi-
chael Lynn. Und ich nur so: »Wow, Pornos sind eigentlich Stills aus
ziemlich cool, warum sind wir da gleich nochmal dagegen???« Le Baiser

Interviews Ovidie
Und dann entdeckte ich Annie Sprinkle, Candida Royalle, Vero-

nica Vera und Sexarbeits-Aktivistinnen wie Carol Leigh und
mein Leben hat sich komplett verändert. Ich entschloss mich,
auch Pornos zu machen. Erst als Darstellerin, weil das die
einfachste Methode war um mit der Industrie in Kontakt zu
kommen und weil ich neugierig auf dieses Experiment war.
Ein Jahr später dann auch als Regisseurin.
Wie würdest du das, was du da tust, jemandem beschreiben,

der noch nie einen Porno gesehen hat? Was macht deine Filme
so besonders? Wow, Pornos sind
Meine Skripte sind normalerweise ziemlich lang – also für Por- eigentlich ziemlich cool,
nofilme, meine ich. Irgendwas zwischen 70 und 100 Seiten.
Das liegt wahrscheinlich daran, dass ein Teil von mir davon be- warum sind wir da
einflusst ist, was wir »The Golden Age of French Porn« nen-
nen, was sich in den 70ern abgespielt hat. Pornos wurden im
gleich nochmal dagegen???
Mainstreamkino wirklich breitgetreten. Die Menschen haben
sich auf den Champs Elysées Pornos reingezogen, das kann
man sich heutzutage ja gar nicht mehr vorstellen. Französische
Pornofilmemacher waren oft nebenbei noch Mainstream- Ovidie
Regisseure. Also war der Plot normalerweise relativ dialog-
stark... ich schätze, deswegen wird auch in meinen Filmen so
viel geredet. Ich liebe es übrigens, über Sex zu reden. Das ist
für mich der beste Teil. Das Reden.
Fairtrade Porn, Ethical Porn, Porno für Frauen, Paare,

Indie Porn, Feminist Porn – welches Label würdest du deiner
Arbeit geben, wenn du eins aussuchen müsstest?
Feministischer Porno, definitiv. Ich habe keine Angst vor die-

sem Wort, Feminismus. Ich weiß, dass das Wort eine Menge
Leute abschreckt, es ist wie eine Beleidigung. Jedes Mal, wenn

Interviews Ovidie
ich für das Fernsehen an einem Mainstreamprojekt arbeite,

bitten mich die Leute, dieses Label unter den Tisch fallen zu
lassen, weil sie Angst haben, dass wir damit unser Publikum
verlieren. Feministinnen werden als haarige Hexen dargestellt,
die ihr eigenes Blut trinken und die Menschen glauben, dass
wir sämtlichen Männern die Eier abschneiden wollen.
Wie schaffst du es, Intimität beim Dreh einzufangen?
Ich rede sehr viel mit den Darstellern vor dem Dreh. Nicht nur
so ein paar Minuten vorher, Tage, Wochen vorher! Aber sobald
die Kamera angeht, halte ich die Klappe. Ich bin eine ruhi-
ge Person. Ich habe eine sehr kleine technische Crew, ich
unterbreche die Performer nicht, außer um die Batterien zu
wechseln. Ich filme und editiere komplett selbst, deswegen
weiß ich was mir gefällt und was nicht.
Welche Veränderungen wünscht du dir von der Mainstream-

Pornoindustrie? Was sollten die Konsumenten ändern?
Wenn ich einen Wunsch freihätte, würde ich all diese Tube-Sei-
ten schließen, die die Adult Industrie zerstört haben. Menschen
sollten für ihre Pornos bezahlen, anstatt geklauten Content
zu schauen. Sie sollten verstehen, dass diese Filme hier ohne
die Erlaubnis der Produzenten hochgeladen wurden. Und was
noch schlimmer ist: ohne die Erlaubnis der Darsteller. Einige der
Videos, in denen ich vor 17 Jahren performt habe, sind auf
diesen Plattformen – ohne meine Zustimmung. Die wurden für
eine sehr kleine Zielgruppe gedreht, ungefähr 300 bis 500
Menschen haben sie auf Video gekauft und jetzt werden sie von
Ovidie und Stoya am Set
Millionen Zuschauern ohne meine Zustimmung gesehen. Die
Freunde meiner Kinder oder meine Nachbarn können das se- Still aus
hen. Das fühlt sich für mich an wie eine Vergewaltigung. Xgirl contre Supermacho

Interviews Ovidie
Wenn wir nur einen deiner Filme sehen, welcher sollte das
sein?
Le Baiser, definitiv. Wir haben in der Normandie mit Madison

Young gedreht, die die großzügigste Person auf der ganzen
Welt ist. Die Sonne schien, wir haben Yoga gemacht, Tiffany
Doll ist ebenfalls eine wunderbare Darstellerin, und wir waren
alle ineinander verliebt. Das spürst du, wenn du diesen Film
siehst. Und wir haben übrigens auch eine großartige bisexuel-
le Boy-on-Boy-Szene drin.
Ich liebe es übrigens,

über Sex zu reden.
Das ist für mich der beste Teil.
Das Reden.
Ovidie

Netflix and Chill
Netflix and Chill So hot right now
So hot right now Xconfession: I pegged my boyfriend

(2014)
Armana Miller: 3 by Amarna
(2015)
Venus Hottentot & Candida Royalle:
Afrodite Superstar
(2007)
»Wow, hier passiert gerade etwas Amarna Miller ist der perfekte Por-
Revolutionäres« war mein erster nostar für die Instagramgeneration. »Baby, ich bring dich ganz groß
Gedanke, als ich am Pornfilmfestival Frech, unschuldig, enthusiastisch raus« - mit diesem ältesten Satz der
die Xconfession »I pegged my boy- und indie. 3 ist ihre erste explizite Welt kriegt Hiphop-Produzent CEO
friend« sah. Eine Frau, ein Mann, ein Kurzfilmcompilation, bei der sie AfroDite rum, und nichts kann sie
Strap-On und eine Sexszene, die sowohl vor als auch hinter der mehr stoppen auf dem Weg zum Er-
so gar nicht ins Mainstream-Narrativ Kamera zum Einsatz kommt. Muss folg. Außer vielleicht ziemlich viel
der passiv gevögelten Frau passen man irgendwie einfach mögen. guter Sex – aber der soll uns als Zu-
will. So hot! schauer ja nun wirklich nicht stören.
Regisseurin Venus Hottentot war vor
Jackie St. James: allem die positive Darstellung weib-
Goodyn Green: Shutter The Submission of Emma Marx licher schwarzer Sexualität wichtig,
(2014) (2013) was ihr hiermit definitiv gelungen ist.
Wunderschön gefilmtes Portrait der Ein jungfräuliches Mauerblümchen,

Berliner Queerszene. Fünf Paare das sich in seinen sadistischen
loten in jeweils achtminütigen Se- Chef verliebt, die Unterwerfung für
quenzen ihre Sexualität aus. Intim, sich entdeckt und sich auf kinky
berührend und extrem ästhetisch. SM-Spielchen einlässt – die Story
kommt einem irgendwie bekannt
vor? Kein Wunder, The Submission
of Emma Marx reitet voll auf der
50shades-Welle mit. Allerdings zum
Glück weniger doof als das Origi-
nal – und Emma bekommt auch tat-
sächlich mal Orgasmen.

Netflix and Chill Ist das Kunst oder kann das weg?
Ist das Kunst oder Mia Engberg: Dirty Diaries

(2009)
Bastian Zimmermann:
Der große vergängliche Haut-Film
David Bloom: Sonata
2015
kann das weg? (2012)
Hach, Schweden: da werden sogar Zeitgenössische Tanz-Pornografie?
feministische Pornoprojekte vom Wie kann man Intimität filmisch ein- Why yes, please! Choreograph David
(Ist Kunst. staatlichen Filminstitut gefördert.
Diese sexy Sammlung Kurzfilme
fangen? Dieser Frage gehen auch
Benjamin und Bastian nach und be-
Bloom will mit seinem zweiten Werk
Sonata Tanra und BDSM als somati-
Kann man mal wurde komplett auf Handys gedreht gleiten Julia und Oskar zehn Tage sche Kunstpraxis etablieren. Das
machen) und zeigt einen wunderbaren Blu-
menstrauß an Sexualitäten: von
lang mit der Kamera beim Sex. Und
so wird aus einem Film über Liebe
geschieht in wunderschönen Bildern
und mit Schnitten, die weh tun, weil
Provokation über Penetration bis in Zeiten von Pornografie selbst man so gerne wüsste, wie’s danach
hin zu Poesie ist alles dabei. eine Art Kunstporno. Vor allem auch weiter ging. Schnell eine extended
intellektuell stimulierend. Version schneiden, bitte!
Sara Koppel: Naked Love

(2013) Maria Beatty: The Black Glove
(1997)
Ist das Kunst oder kann man dazu
masturbieren? Am allerbesten Maria Beatty widmet sich schon
beides. Der auf tausenden Seiten seit Jahren der dunklen Seite lesbi-
Papier handgezeichnete Kurzfilm scher Sexualität in schicker grob-
»Ea’s Garden« hat schon dutzende körnig-schwarzweißer Optik. Marle-
Awards gewonnen und spielt gleich- ne Dietrich mit Nippelklemmen und
zeitig mit einer neuen Darstellung Heißwachs, quasi. Für Freunde des
von Sexualität. Kitschig, hypnotisie- langsamen, zärtlichen Schmerzes.
rend, sehenswert, sinnlich!

Netflix and Chill Absolute Klassiker
Absolute Klassiker Gerard Damiano:

The Devil in Miss Jones
Lisbeth Lynghoft: Pink Prison
(2001)
Knud Vesterkof: Constance
(1998)
(1973)
Der deutsche Untertitel »Hinter Git- Puzzy Power! Klingt gut, ist es auch:
Über 40 Jahre auf dem Buckel, aber tern gevögelt« ist Programm: Jung- die Pornoproduktionsfirma von Lars
immer noch ein Schocker: eine journalistin Mila wettet mit ihrem von Trier, ja sowas hatte der mal,
junge Frau schlitzt sich die Pulsadern Verleger, dass sie das erste Interview eins A sinnloses Wissen für den
auf und kommt dafür in die Hölle. mit dem öffentlichkeitsscheuen nächsten Spieleabend! Constance
Dort sieht der Teufel ein, dass sie zu Direktor des »Pink Prison« bekommt gilt als erster Hardcorefilm der von
Lebzeiten allzu tugenhaft war. Die – als ihre Presseanfragen unbeant- einem Mainstreamstudio realisiert
jungfräuliche Miss Jones bekommt wortet bleiben, bricht sie kurzerhand wurde. Zu sehen gibt’s nebst der
Aufschub und Nachhilfe in oralen ins Gefängnis ein und vögelt sich eher grundlosen Märchen- und Sa-
und analen Techniken und hat merk- so von Zelle zu Zelle vor. So wunder- genhintergrundhandlung ein paar
würdigerweise plötzlich so gar keine bar blöde Titel und Story sind, so entspannt-detaillierte Sexszenen
Lust mehr darauf, tot zu sein. g’schmackig sind ein paar der Sex- in aufwändiger Ausstattung.
szenen. Gefilmt am Set von Lars von
Triers »Dancer in the dark«, falls Jessica Nilsson: All about Anna
Candida Royalle: Eyes of Desire das mal eine Frage bei Trivial Pursuit (2005)
(1998) sein könnte.
Anna hat Liebeskummer. Seit Johan
Ex-Darstellerin Candida Royalle war sie verlassen hat, stürzt sie sich
eine der ersten Regisseurinnen, die nur noch in belanglose, wenn auch
ihren Blick voll auf die weibliche Lust für uns Zuschauer natürlich nett
fokussierte – hier in einer Art sexy anzusehende Abenteuer, wild ent-
Spannerszenario mit entspannten schlossen, sich nicht mehr so
Sexszenen und allerbester 90erjahre schnell das Herz brechen zu lassen.
Manier mit Föhnwellen und Reich- Aber surprise surprise, das klappt
und – schön – Optik. natürlich nicht. Eher eine RomCom
mit ausgiebigeren Sexszenen als
ein Porno, der dank Schauspielern,
die auch im angezogenen Zustand
überzeugen, funktioniert.

Netflix and Chill Sex in Serie
Immer noch nicht den perfekten Sex in Serie

Porno gefunden? Dann Hände aus
der Hose und ab auf die Couch! Californication Game of Thrones
Hier kommen die heißesten Serien Sex und Schnaps nach Herzenslust.
(J)
Da wird unentwegt pudert, halt
auch unentwegt vergewaltigt, ich
und Spielfilme der letzten Jahre, hab’s aber nicht gesehen.
in denen wirklich schön gevögelt Ich finde, ab Staffel Fünf wird’s ir-
gendwie unrealistisch, dass den noch
(J)
wird – kuratiert von meinen cool- irgendwer unbedingt vögeln will.

(T)
Ich halt diese Kostüme ja kaum
aus, kenn aber genug Frauen, die
sten Filmkritikerfreundinnen Julia da einen Fetisch haben.
Pühringer und Magdalena Miedl, (T)
die wissen: eine gute No-Nonsen-

se-Kritik darf komplett subjektiv
sein und passt meist auch in
einen Twitterstatus. So lässt sich
auch noch schöner über Ge-
schmack und Geilheit streiten.

Girls Hung Looking Mad Men
Ja, wegen all dem Sex der so gut Serie über einen Typen, der einen Über einen jungen schwulen Freun- Da kommt eigentlich schon viel
und schlecht aussieht wie im echten Riesenschwanz hat und deshalb von deskreis in San Francisco, deren schöner Don-Draper-Guilt-Sex vor.
Leben. Unbedingt! Und wegen seiner verarmten Bekannten gegen berufliche und partnerschaftliche (J)
Hannas Muschiflash in der aktuellen Geld vermietet wird. Very charming. Ambitionen.
Staffel. Und überhaupt. (J) (J)
(J)

Masters of Sex Orange is the new black The Affair The Good Wife
Ja, auch wenn sich da beim Sex Oh yes. Oh yesyesyes. Alle schwärmen, angeblich viel Sex, Nicht ständig viel Sex, aber wenn
leider die meisten was vorlügen, (J) ich habs net gseng. dann gut: Als Will Alicia da gegen
vor allem der Herr Doktor. (J) die Wand drückt! Hach! Und in der
(J) »Two in the pink, one in the stink, letzten Staffel mit dem fabelhaften
it ain’t rocket science!« Jajajajajaja, sowas von! Facetten- Jeffrey Dean Morgan als (oft nacker-
(T) reich, perfekt-unperfekt und tem) Eyecandy mit sexy Brille und
Joshua Jackson als Cowboy aber Lederjacke. Seufz.
auch oft nackt. (J)
(T)

Scandal Secret Diary of a Call Girl Sense8 Shameless
Viele Morde, viele Skandale, viel Sex Blöder Titel, super Serie, kurze Fol- Ziemlich irre Serie der Wachowski- Gott im Himmel, da wird viel und
mit einer selbstbestimmten Frau. gen, um eine junge Frau, die sich Schwestern mit der schönsten welt- sehr, sehr variantenreich gevögelt.
Hell yeah. spaßhalber prostituiert und dafür weit gleichzeitigen internationalen Nicht, dass man alles davon sehen
(J) auch nicht von der Handlung be- Orgien-Szene ever. mag, aber ziemlich viel davon schon.
straft wird, außer dass sie ein Typ (J) (J)
deshalb verlässt. Schöne Wäsch,
guter, manchmal lustiger Sex,
Gschichten von Sexpartys und so.
Based on a true story.
(J)

Skins Spartacus True Blood
Da vögeln scheinbar auch alle Sandalen- und Sklavensex mit wil- Hier wird eigentlich nur rumgevö-
ständig rum, ich habs aber nicht den, dämonischen Weibern, soweit gelt, mit Vampiren, mit Werwölfen,
gesehen. ich informiert bin, aber ich hab alle rennen ständig muskelbepackt
(J) selbst nur eine Folge gesehen und und nackert durch die Gegend,
es ist mir ein bissl zu 300. Zaubersprüche, Blut, Sex, harte
Viel schwitziges, verdrogtes Tee- (J) Drogen alles da. Sehr schön, also
nie-Gevögel, hat durchaus seinen so ein paar Staffeln lang.
Charme, wenn auch halt eher Again, Kostümfetisch – wer’s mag. (J)
nostalgischen. (T)
(T) Team Werwolf!
(T)

Netflix and Chill Sexuelle Spielfilme
Sexuelle Spielfilme
A Bigger Splash Anomalisa Blau ist eine warme Farbe Das bessere Leben
(2015) (2015) (2013) (2011)
Ich zitiere eine Freundin auf Face- Zwar Stop-Motion mit Puppen, aber Da würd ich nur anmerken, dass Von Małgorzata Szumowska, mit
book: »Tilda Swinton mit einem eine derartig anrührend realistische sich beide Hauptdarstellerinnen bei Juliette Binoche als Journalistin,
elfenbeinfarbenen Höschen um die explizite Sexszene, dass sie auch an- den Dreharbeiten der Sexzenen die über studentische Prostitution
Knöchel, aber hallo! Warum sie regend ist. Für Menschen, die dafür unwohl gefühlt haben und die un- schreiben will und völlig verwirrt
sich im Stehen oben am Türrahmen empfänglich sind. Hab ich gehört. motiviert langwierigen und detail- wird vom seltsamen Reiz dieses
festhalten muss, wird natürlich (M) lierten Szenen eher dem Ständer Jobs, den sie nicht einordnen kann,
nicht explizit gezeigt. Ich selbst hab des Regisseurs hinter der Kame- und der sie – im Pyjama prokrasti-
ihn nicht gesehen. Yesyes. Mit genauen Anweisungen ra geschuldet zu scheinen als der nierend und ein umfangreiches Es-
(J) in Sachen Möse lecken. Handlung. Just saying. sen planend, obwohl sie doch ihren
(J) (J) Artikel schreiben soll, zwischen-
Geht um zwei Paare und komplizier- durch onanieren lässt, zwischenge-
tes Lieben. Diese Hintergrundinfo schnell schnitten die guten und die weniger
(T) wieder vergessen und trotzdem guten Erfahrungen von zwei jungen
anschauen. Frauen, die sich so Geld dazuver-
(T) dienen (die eine aus wirtschaftlicher
Not, die andere mehr aus Spaß an
der Freud).
(M)

Blue Valentine Carol Casino Royale Chloe

(2011) (2015) (2006) (2009)
Eh auch nimmer ganz frisch, aber Ich fand die Sexszenen ja nicht Weil. Craig und der Strand und Craig Erotikthriller mit Amanda Seyfried
der hat schon ein paar sehr schöne glaubwürdig, aber anderen ging’s da und Venedig und Craig unter der und Julianne Moore. Hab ihn als
Momente mit Ryan Gosling und Mi- ganz anders, also muss er wohl in Dusche im Smoking. Smoking hot. fürchterlich albern, aber recht an-
chelle Williams die Liste. Oder? Natürlich kein Arthouse, aber, seufz. regend in Erinnerung. Julianne
(J) (M) (J) engagiert Amanda als Prostituierte
für ihren Mann, und schläft dann
Drama Baby Drama Ja, muss er James Bond hat GEFÜHLE! Kam ich selbst mit ihr, oder so.
(T) (J). auch wochenlang nicht drüber hin- (M)
weg. So hot, ja
(T) Ja aber fürchterlich bemüht war
der. Aber kann schon rein. (J) Ich
fand die Moral von der Geschicht
mit am Ende für die Lust mal wie-
der sterben halt extrem fragwürdig.
Aber Julianne Moore.
(T)

Der Fremde am See Der Geschmack von Diary of a Teenage Girl Don Jon
(2013) Rost und Knochen (2015) (2014)
(2013)
Thriller zwischen lauter splitterfa- Sex mit Alexander Skarsgård wenn Muss gestehen, ich find den a bissl
sernackten Schwulen am Strand am Marion Cotillard, Waltrainerin, hat man besser noch nicht Sex mit Ale- doof. Aber viel Sex, sogar ein bissl
französischen Badeteich, die un- bei einem Unfall beide Beine und xander Skarsgård hätte, weil man guter mit Julianne Moore, soweit ich
unterbrochen im Gebüsch vögeln. ihren Lebenswillen verloren. Michael 15 ist und er der Freund der Mutter. mich erinnere
Ganz großartig. Und auch stellen- Schoenaerts ist Security im Aquari- (J) (J)
weise sehr lustig. um, der emotional völlig abgestumpft
(J) wirkt und sich nur mit Prügeleien Wie kannst du? Ich hab den geliebt!
und beim bedeutungslosen Sex mit Nicht zu vergessen Strebercrush
Am Pornfilmfestival wurde mir tage- wechselnden Damen abreagiert. Und #1 Joseph Gordon Lewitt. Und den
lang vorgeschwärmt davon! irgendwann vereinbaren die beiden, Busen- und Lebenscrush Scarlett
(T) dass er sie quasi ins leben zurück- Johansson.
vögelt. Daran ist wirklich überhaupt (T)
nichts verkehrt. Und ach.
(M)
Hach ja!
(T)

I am Love Jennifer’s Body Jung und Schön La Belle Saison

(2009) (2013) (2013) (2015)
Da kommt jetzt doch gar net soviel Nie gesehen, aber muss der nicht in Francois Ozons Nüttchenfantasie Die siebziger Jahre, junge Lesbe
Sex vor oder hab ich was vergessen? die Liste? über eine 17-jährige, die Gefallen vom Land bekommt Atemnot weil
(J) (M) daran findet, sich gegen Geld von alle wollen dass sie heiratet, geht
älteren Männern ficken zu lassen. nach Paris, trifft dort auf die Frauen-
Dochdoch. Tilda Swinton und der Ja eigentlich schon, auch wenn’s da Ja, das ist alles schwer fragwürdig, bewegung und speziell auf die (in
Koch kommen auf den Appetit, au- mehr ums Männer fressen geht. vor allem was die französische einer Heterobeziehung steckende,
ßerdem schönes Setting. Passt schon. Drehbuch Diablo Cody! Sexualmoral betrifft, mit der ich etwas ältere) Cecile de France und
(T) (J) schwer zurechtkomme (dass das beschließt, sie zu erobern. Hinrei-
Street Harassment gegenüber einem ßende zarte und wilde Magenziehen
Teenagermädel als gerechtfertigte verursachende Sexszenen ensue,
Anbahnung von Sex und später viele, mit viel Schamhaar und so.
als der Moment beschrieben wird, (M)
in dem sie tatsächlich Lust drauf
kriegt – ürgs). Aber hey. Ein paar
ihrer Freier sind nicht ungeil.
(M)
Ich fand den doof und deshalb auch

net geil.
(J)

Love Magic Mike (XXL) Mein Ein, mein Alles Nymphomaniac 1 & 2
(2015) (2015) (2016) (2014)
Gaspar Noé dreht eigentlich nur Wichtig, Masterpiece, überhaupt, Emmanuelle Bercot hätte sich bes- Yesyes, unbedingt.
Schockerfilme und das klappt auch, weil warum: Frauen werden hier als ser nie in Vincent Cassel verliebt, (J)
wenn er verliebten Sex zeigt. zahlende Zuschauerinnen einkalku- weil Hallodri and all, aber bistdudep-
Instant Habenwollen. liert und das ist ganz schön empo- pert vögeln die schön! Und es ist Schöner spanender Sex vor allem
(T) wernd, von der ersten Tongue-in- eindeutig ein Gevögel, das ihn in in Teil eins, dann eher konsequentes
cheek-Tanzszene in der Werkstatt Szene setzt, nicht sie. Auch wenn Konventionenbrechen, was auch
an (sabber). Nicht nur wegen Geilo- Beziehungstrauma. Aber das war’s nicht verkehrt ist. Billy Elliot als Dom
Schnucki Channing Tatum super, wert. im Angorapulli vergisst man nie
sondern auch weil die Handlung mit (M) mehr.
fast allen Hollywood-Konventionen (T)
bricht. Ein Typ, der sagt, er prügelt I’m all for it. Vincent, seufz.
sich nicht, weil er findet das dep- (J)
pert. Alle, die in dem Film was zu
sagen haben, sind Frauen. Andie
MacDowell! Jada Pinkett Smith! Ab-
solut wöd. Auch wenn‘s nicht viele
Sexszenen gibt.
(J)

On The Road Plötzlich Gigolo Schoßgebete Shame

(2011) (2014) (2014) (2011)
Ich hab da dunkle Erinnerungen an Die ganze Sache mit John Turturro, Die zweite Roche-Verfilmung... muss Von Steve Mcqueen, mit Michael
schönen Sex zwischen Kristen Ste- der offenbar seinen eigenen Lieb- hier eventuell auch her, aber ich hab Fassbender als Sexsüchtigem. War
wart und Garrett Hedlund und/oder haberqualitäten ein Denkmal setzen bemerkenswert wenig Erinnerung der irgendwie geil auch? Oder nur
Sam Riley. Weiß wer mehr? wollte (und Woody Allen als bester an die Sexszenen. Waren die nur blöd? Ich bin unsicher. Oder beides?
(M) Freund - der in Filmen mit Sex ist originell? Es gab einige, soweit weiß (M)
sowieso immer eine mulmige Sache) ichs noch.
Ich kann mich nimmer erinnern. kann man so oder so finden. Aber (M) Bittebitte nicht. Unglücklicher Grup-
(J) wie Turturro die verschlossene ortho- pensex mit Selbstmitleid muss doch
dox-jüdische Witwe zum Aufblühen Boah, null. Lavinia Wilson hat eigent- nicht sein.
Männer, die dieses Buch auf dem bringt, ist durchaus sehenswert. lich die ganze Zeit nur »Menno« ge- (J)
Nachttisch liegen haben immer Und ganz am Anfang kommt Sharon sagt. Nur mit dem Fuß aufstampfen
sofort stehen lassen. Aber Kirsten Stone als fordernde Freierin, was hat noch gefehlt. Das Buch ist aber Ich fand den komplett ungeil, aber
ist schön. eine hübsche Spielerei mit ihrem sensationell wegen Feminismusdis- hab dann viel über Sexsucht gelesen
(T) Image ist. kurs und so. danach, deswegen zumindest pä-
(M) (T) dagogisch stimulierend. Ich glaube,
es gibt aber auch nur zwei Sorten
Menschen auf der Welt. Die, die
Fassbender sexy finden und die, die
es nicht tun. Für mich sieht der
einfach für immer aus wie Jürgen
aus er ersten Staffel Big Brother.
(T)

Spieltrieb Spring Tage am Strand The Counselor

(2013) (2015) (2013) (2013)
Juli Zeh-Verfilmung des sehr un- Horrorfilm mit einer jungen Frau Eine ganz und gar peinliche Verfil- Oager Drogenthriller mit lauter
angenehmen Buchs über einen älte- in Italien, die, ähm, ein wenig älter mung von Doris Lessings Kurzge- Stars (Michael Fassbender, Penélo-
ren Schüler, der ein jüngeres, klu- ist, als sie aussieht. Eigentlich eine schichte DIE GROSSMÜTTER; mit pe Cruz, Javier Bardem, Brad Pitt),
ges, aber beeinflussbares Mädchen Romanze, ein Ami verliebt sich in sie. Naomi Watts. Zwei Freundinnen, vor allem wegen der wilden Szene
dazu überredet, ihren Lehrer, auf Zärtlichkeit ensues. seit Kindertagen unzertrennlich, im Gedächtnis, wo Cameron Diaz
den sie steht, zu verführen und zu (J) irgendwann einmal haben sie zwei eine Windschutzscheibe vögelt und
vögeln, während er filmt und in Söhne und Affären übers kreuz... Bardem nicht weiß, wie er darauf
der Folge erpresst. Wenn man auf Waschbrettbäuche im Gegenlicht, reagieren soll.
Machtspielchen steht. Immerhin hab ich damals notiert. Wenn man (J)
ist Maximilian Brückner als Lehrer so was mag.
recht herzig. (M) You cannot unsee this.
(M) (T)
Ist da nicht auch die Dings aus
House of Cards mit dabei?
(T)

The Kids are All Right Under the Skin Weekend

(2010) (2014) (2011)
Wegen der wunderschönen Schwu- Na, gevögelt wird hier nicht, aber Zwei Kerle lernen sich eines Nachts
lenporno-Ehebett-Szene zwischen immerhin ist Scarlett Johansson ein kennen und vögeln wie blöd und
Annette Benning und Juliette Bino- Alien und saugt ihre Männer aus, kommen drauf, dass sich einer am
che, und eigentlich noch mehr we- aber durchaus nicht ohne Sympathie Montag drauf ins Ausland begeben
gen des völlig fehlgeleiteten, aber zu empfinden. Aber sinnlich ist wird. Super. Sex und Liebe und alles.
unfassbar geil weil verbotenen und der Film! Herrschaft! Und wild! Und (J)
falschen Sex zwischen Binoche und überhaupt, alle müssen ihn sehen.
Mark Ruffalo. Hach. (M)
(M)
Da hat sie völlig recht.
Wirklich keinerlei Erinnerung an (J)
Sex in diesem Film. Kam da nicht
auch Julianne Moore drin vor? Scarletts Brüste, nuffsaid. Ein Mann
(T) im Kino stand auf und ging, nach-
dem er sie gesehen hatte. Dabei gab
es eine zweite Szene, in der man sie
noch viel länger sah!
(T)

Wissen macht Ooh Die besten Websites zur Weiterbildung
Wissen macht Ooh – OMG Yes

Der weibliche Orgasmus ist kein Hexenwerk – zumindest, wenn
die besten Websites man weiß wie’s geht. Mit Hilfe von Video-Anleitungen, Tutorials
zur Weiterbildung und Touch-Screen-Vaginas zeigt OMGYes, wie Frauen einfacher
und besser zum Höhepunkt kommen können.
Omooni
Wie wär’s, in Punkto Sex noch mal die Schulband zu drücken?
Die virtuelle Sex-Volkshochschule Omooni bietet Weiterbil-
dungsmaßnahmen in Richtung Holistic Sex, Yoni Yoga und Eifer-
suchtsbekämpfung.
Beautiful Agony
Wie sieht eigentlich so ein richtig guter Orgasmus aus? Im Multi-
mediaprojekt Beautiful Agony gibt’s genau nichts zu sehen –
außer Gesichter beim Höhepunkt. Wunderbar entschleunigend.
Orgasm Sound Library

Und wie klingt ein richtig guter Orgasmus? Die (von einem
Sextoy-Hersteller gesponserte) Website Orgasm Sound Libra-
ry will mit Pornoklischees aufräumen. Wer will, kann Audio-
files vom eigenen Orgasmus hochladen.
Good Dyke Porn

Authentischer Lesbenporno? Wer bei Shine Louise Houston
noch nicht genug bekommen hat, findet bei Good Dyke Porn
noch mehr authentischen Lesben-Amateurporno.
Make Love Not Porn

Social Sex? Gründerin Cindy Gallop erklärt es so: Wenn du in
Paris Urlaub machst, teilst du dein Foto vom Eiffelturm auf
Instagram. Das Sextape aus dem Hotel danach auf Make Love
Not Porn. Ausführliche Besprechung auf Lvstprinzip.

Die Zigarette danach
Zigarette danach Über die Autorin
Über die Autorin
Theresa Lachner, Jahrgang 1986,

lebt und schreibt als Digital-
nomadin immer da wo die Sonne
scheint und der Kaffee gerade am
besten schmeckt. Nach einem
Doppelstudium in Literatur- und
Kommunikationswissenschaft
arbeitete sie bereits als Filmkriti-
kerin, Reisejournalistin, Sex-
kolumnistin und Werbetexterin,
bevor sie sich 2015 mit dem
Sexblog Lvstprinzip selbstständig
machte.
Theresa mag Pragmatismus,

Crémant und Mittagsschläfchen.
»Kommen mit Stil« ist ihr erstes
Buch.
Theresa Lachner
Theresalachner.de

Die Zigarette danach Über Lvstprinzip
Lvstprinzip will…
so viel mehr als eine Blowjob-
Bedienungsanleitung.
Obwohl wir Blowjobs lieben.
Oder manchmal auch nicht.
Lvstprinzip zeigt...
Sex in all seinen Facetten.
Lvstprinzip ist… Über Lvstprinzip
eine Spielwiese, die dich »Ein guter Porno kann die Welt verändern« – mit diesem breit-
immer wieder beinigen Statement ging Lvstprinzip 2015 online und wuchs
seither zu einem der größten Sexblogs im deutschsprachigen
zum Neudenken inspiriert. Raum an. Der »Freiraum für sexuelle Gedanken« bietet seit-
dem Platz für alle Themen und Facetten, an denen sich an-
derswo Menschen an ihrem Prosecco verschlucken oder mal
Lvstprinzip liebt… eben ein ganzer Werbeetat gekürzt wird. Unabhängig, ganz-
heitlich und mit viel Herzblut.
Sexfilme und Pornos, die
auch Frauen und Paaren gefallen. Lvstprinzip auf Facebook
Feministische Pornografie, Lvstprinzip auf Instagram
Lvstprinzip auf Tumblr
Queer Porn, Fairtrade Porn, Nichts verpassen –
Slow Porn, Indie Porn. Lvstprinzip Newsletter abonnieren

Die Zigarette danach Kleingedrucktes
Die Zigarette danach
Dir schwirrt der Kopf? Wie wunderbar,

mir auch. Ich hoffe, »Kommen mit Stil«
hat dir viele spannende neue Perspek-
tiven und Gedanken mitgegeben und
macht auch dein (Liebes-)leben ein
bisschen spannender, entspannter oder
ideenreicher.
Ich freue mich auf dein Feedback per

Email an kommenmitstil@lvstprinzip.de
Kleingedrucktes
Bildnachweise:
Bildmaterial mit freundlicher Genehmigung der jeweiligen Regisseurinnen.
Foto von Theresa Lachner: © Frauschön.de
Haftungsausschluss:
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ohne Zustim-
mung der Autorin ist unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische
oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche
Zugänglichmachung. Die Autorin ist um die Korrektheit der in diesem Buch
zusammengefassten Informationen bemüht. Trotzdem übernimmt sie keine
Gewähr für die Richtigkeit und Aktualität der dargestellten Informationen.

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Der Guide für nachhaltigen Porno

KURATIERT VON LVSTPRINZIP

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Gestaltung und Buchcover:

6 Kommen mit Stil Kommen mit Stil 7

Kommen mit Stil 8 Kommen mit Stil 9

Und, wohin soll ich

Wohin möchtest DU denn gerne kommen? Und ist das dann

Pro-Tip am Rande: das Wort »Diskurs« lässt die meisten

Klar, auch in mir. Sonst hätte ich wahrscheinlich nicht vor

Kommen mit Stil 11

12 Kommen mit Stil Kommen mit Stil 13

Worum geht’s in diesem Buch?

»Kommen mit Stil« ist weder ein ein gendertheoretisches

Wen wollen wir lieben? Und wie wollen wir

14 Kommen mit Stil Kommen mit Stil 15

16 Kommen mit Stil Kommen mit Stil 17

18 Kommen mit Stil Kommen mit Stil 19

Die dunkle Seite

Aua. Ja, bitte. Ein Freund in Tokio berichtet von Schreckmo-

Was sagt es über unsere Gesellschaft aus, wenn ganze Web-

20 Kommen mit Stil Kommen mit Stil 21

22 Kommen mit Stil Kommen mit Stil 23

Wie wärs zum Beispiel mit Zwischenmenschlichkeit und Ver-

Eigentlich ist es ganz einfach: sobald wir Pornografie genau-

Glückliche Menschen, die glückliche Dinge tun, machen uns

24 Kommen mit Stil Kommen mit Stil 25

Maike und Sören

Maike und Sören sind nicht nur eines

Eine ausführliche Filmkritik ihres letzten

Hier bekommt ihr die Filme

28 Kommen mit Stil Kommen mit Stil 29

Wer seid ihr und was macht ihr mit Pornos?

Maike: Ich hab mich außerdem wissenschaftlich mit dem

Gab es einen Schlüsselmoment, in dem ihr wusstest, dass

Maike: Bei mir gabs nicht DEN Schlüsselmoment, eher viele

Sören: häppchenweise war noch eher Maikes Ding. Das hat

30 Kommen mit Stil Kommen mit Stil 31

Sören: Ich sag immer sowas wie »Schnick Schnack Schnuck

Sören: Wir haben uns vor dem Dreh eine 3-Punkte-Liste

32 Kommen mit Stil Kommen mit Stil

Wie sieht ein typischer Porno-Arbeitstag bei euch aus?

Maike: Eigentlich haben wir so was wie Pornoalltag gar nicht

Sören: Abgesehen von den aufregenden Drehtagen passieren

Wie schaffst du es beim Dreh, Intimität einzufangen, Maike?

Sören: Ja, wie schaffst du das Maike?

Maike: Das Wichtigste ist die Vorarbeit mit den Darsteller_in-

34 Kommen mit Stil Kommen mit Stil 35

denken und genug Empathie für die Situation haben. Sörens

Welche Veränderungen wünscht ihr euch von der Mainstream-

Sören: Im Kapitalismus ist jede Quittung ein Stimmzettel.

Wenn man nur einen Film von euch sieht,

36 Kommen mit Stil Kommen mit Stil 37

Jennifer Lyon Bell

Wer Jen kennenlernt, will sofort mit ihr

Eine ausführliche Besprechung ihres Films

Hier bekommt ihr die Filme

38 Kommen mit Stil Kommen mit Stil 39

Wann wusstest du, dass du das tun musst? Gab es einen

40 Kommen mit Stil Kommen mit Stil 41

Wie würdest du das, was du tust, jemandem beschreiben,