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Die Barockgitarre

Kunst- oder Begleitinstrument ?

Notation

Der größte Teil des Barockrepertoires für Gitarre wurde in der italienischen Tabulatur
notiert. Sie beruht auf einer bildlichen Darstellung des Instrumentenhalses, wobei nur die
Saiten, in Form von Linien zu sehen sind. Bei der Barockgitarre wären es vier bis fünf
Linien, wobei die tiefste Saite oben und die höchste Saite unten angeordnet ist. Zur
Kennzeichnung der zu greifenden Bünde werden Zahlen verwendet, die 0 symbolisiert
eine Leere Saite, die 1 den ersten Bund usw. Der Rhythmus wird in stilisierten
Mensuralnoten oder wie bei Sanz in modernen Noten oberhalb des Systems notiert.
(Siehe S.7, Abb.3) In frühen Tabulaturen hatte jedes Griffzeichen ein eigenes
Rhythmuszeichen, in späteren gilt ein Zeichen so lange bis es durch ein anderes ersetzt
wird, zur besseren Lesbarkeit. Die genaue Dauer der einzelnen Töne lässt sich nicht exakt
erkennen, da nur die Einsätze der Töne angegeben werden können, was die
Stimmführung undeutlich macht. Verzierungen, Fingersätze usw. sind durch individuelle
Zusatzzeichen vermerkt.
In Spanien gibt es neben der italienischen die spanische Tabulatur. Hier ist nur die
Anordnung der Saiten umgekehrt, also ist die höchste Saite oben. Sie wird heute in der
Pop-Musik ausschließlich gebraucht, früher nur von einigen Ausnahmen wie Milan.

Verbreitung

Bedeutende Vertreter der Barockgitarre in Italien sind Giovanni Paolo Foscarini (1600-
1647) und Francesco Corbetta (1615-1681). Foscarini vereinte, ähnlich wie später Sanz,
das rasgueado mit dem punteado Spiel zu einer Mischtechnik, die in seinem Hauptwerk
„Li 5 libri della chitarra alla spagnuola“ größtenteils zu finden ist. Darin sind neben
einfachen Tänzen auch wertvolle Stücke wie Variationen, Toccaten usw. sowie, im letzten
Buch, Transpositionstabellen und eine Generalbassanleitung enthalten. Die Transkription
von Mischtabulaturen ist die schwierigste, da sie nicht immer eindeutig ist. Die
Akkordsymbole stehen meist in der Tabulatur, die darunter stehenden Colpistriche geben
die Anschlagsrichtung an. Unter einem Akkord stehende Zahlen beziehen sich auf
Melodietöne, die in diesem geändert werden. Wenn diese Einzeltöne auch Colpistriche
haben, wird nur der Einzelton in die angezeigte Richtung angeschlagen. Über dem Akkord
stehende Zahlen geben die Lage, in der der Akkord gespielt werden soll, z.B. K3 bedeutet
der Akkord aus der Grifftabelle K=b-Moll wird in der 3. Lage gespielt, so klingt c-Moll. Da
jedoch Rhythmuszeichen oft ungenau und keine Taktstriche gesetzt sind, ist eine
Transkription eher schwierig.(siehe S.7, Abb.4)
Francesco Corbetta wirkte nach seiner Lehranstellung in Bologna zunächst am Hof
Ludwig XIV. in Paris, der auch zu seinen Schülern zählte. Dort übernahm er auch den
französischen Kompositionsstil. 1662 wurde er am Hof Charles II. in England verpflichtet.
Die Gitarre war das beliebteste Saiteninstrument, doch man gab sich allgemein eher mit
einfachem Akkordspiel zufrieden, als ernsthaft das anspruchsvolle Solospiel zu erlernen.

Daniel Knoop

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Die Barockgitarre
Kunst- oder Begleitinstrument ?

Leider ist heute ca. 400 Jahre später immer noch eine ähnliche Situation zu beobachten.

Daniel Knoop

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