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Zeitschrift für Mundartforschung
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Die Ostbewegung der deutschen Sprache.
I. Siedelgeschichte und Mundartgeographie - II. Die Sprach -
einheit am rechten Flügel: das Bairische - III. Der Ausgleich in
den alten Siedelmundarten - i . Oberdeutsch - Mitteldeutsch : vom
Egerland bis Mähren - 2. Oberdeutsch - Mitteldeutsch - Nieder-
deutsch: von Obersachsen bis Siebenbürgen - 3. Niedersächsisch:
von Holstein bis Pommern - 4. Niederdeutsch - Friesisch : Ostpom-
mern - 5. Niedersächsisch - Niederfränkisch: von der Altmark bis
Ostpreußen - IV. Die Hochsprache der Deutschbalten - V. Mund-
artmischung und Ausgleich in der Neuzeit - VI. Schriftum
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82 Walther Mitzka
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Die Ostbewegung der deutschen Sprache 83
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84 Walther Mitzka
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Die Ostbewegung der deutschen Sprache 85
Die Bayern sind an sich der jüngste der Altstämme, wie sie sich
in der Völkerwanderungszeit gebildet hatten. Die riesige Sprachfläche,
die die Bayern in ihrem Alt- und später Neulande geschaffen haben,
ist vergleichsweise groß. Sie sind die ersten, die zum Zuge nach dem
Osten angetreten sind. Da die Sprache so erstaunlich einheitlich ist,
bezeichnen wir in der Sprachwissenschaft den Gesamtraum bis nach
Ungarn hin als bairisch. Süd-, mittel- und nordbairisch teilen als
Untermundarten diese Fläche über die bayrische Ostgrenze hin auf.
Der Vorbruch der Bayern ins Neuland hat seit Beginn der deutschen
Geschichte, also der Karolingerzeit, begonnen. Die Niederwerfung der
Awaren durch Karl d. Gr., die Rückschläge der Ungarneinfälle, ihre
Beendigung durch Otto d. Gr., werden von der Geschichtsschreibung!
als tragende Ereignisse bei dieser, still ohne besondere Nachrichten er-
folgenden, Ostwanderung genannt.
Jenseits der Enns und der Tauern gibt es zunächst nur deutschen
Großgrundbesitz. Vor 863 entstehen zwischen Enns und Ybbs Am*
stetten und Zeilern (40, 44), aus Cidalaribach. Im Jahre 888 werden
in Kärnten nicht weit vom Ossiacher See deutsche Leibeigene ge-
nannt, die mit den beiden deutschen Orten Feldkirchen und Viscahä,
das wäre Fischach, in Beziehung gebracht werden. Im 10. Jahrhundert
entsteht das deutsche Mautern als Zollstation. Vor allem das Tullner
Feld zieht seit dem 9. Jahrhundert deutsche Siedler an. Stärker als
in der Steiermark ist deutsche Siedlung in Kärnten, vor allem im
Klagenfurter Becken bezeugt. Die deutsche Siedlung hält sich viel-
mehr zunächst an das Donautal. Im Jahre 907 gehen die deutschen
Siedlungen jenseits der Enns wieder verloren. Anders als sonst an der
Naht zwischen Alt- und Neuland ist im gesamtbairischen Räume auf
der Mundartenkarte kein Einschnitt, kein Grenzzug mit Sprachlinien zu
finden, was jenen Übergang von Alt- und Neuland in den andern Be-
reichen des deutschen Neulandes sonst so deutlich macht. Das muß
seine besonderen Gründe haben, in der Siedelzeit den der unmittelbar
Nachbarsiedlung.
Dort im Süden der Ostbewegung, an der Ostgrenze des altbaye-
rischen Stammlandes muß die Siedlerbewegung unmittelbar aus dem
Altlande in breiter Fläche hinüber gegangen sein. Jedenfalls ist
mundartlich eine sprachinselartige Siedlung im Vorfeld nicht zu er-
kennen. Nicht braucht wie in der Mitte und im Norden des Ostlandes
wesentlich mit der Ansetzung weiter weg liegender Siedlerhorste ge-
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86 Walther Mitzka
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Die Ostbewegung der deutschen Sprache 87
Feinste ausgebildet als Sprache der Dichter unter ihnen, oder von
Leuten in ihrem Dienste.
Der österreichische geschlossene Sprachraum ist siedlerisch im
ganzen bis um 1250 ausgefüllt. Den Einzug nach Oberösterreich, in
jener durch Zeugnisse kaum erhellten Frühzeit nach 800 kann man
auch noch zur bayerischen Landnahme am Ausgang der Völkerwan-
derungszeit rechnen. Im Osten wird möglicherweise schon längst vor
der Mitte des 13. Jahrhunderts die Grenzzone erreicht worden sein,
hinter der sich das ebenfalls aristokratisch bestimmte Volk der Ungarn
eingerichtet hatte. Im Süden ist die Siedlung ohne scharfe Grenze mit
den Karantanen verzahnt. Von dort aus, aus Kärnten kommt eine
Gruppe von Sprachmerkmalen, die für unser Neuhochdeutsch kenn-
zeichnend geblieben ist. Der Ortsname Itwik erscheint e. 1106 als
Eitwiggi, Reichersberg (ensi) 1136, Trautmannus 1247, Hunenburch
11 62 zeigt sich 1226 als Honenburch (55). Diese Sprechweise taucht
schon auf, als die Ostbewegung im Mittelabschnitt sich eben zum Auf-
bruch anschickt. Sie ist erst nach Jahrhunderten in das Ostmittel-
deutsche eingemündet. Jenem äußersten Süden mit seiner Herren-
sprache hat sich also der ganze Südosten und dann die große Mitte
Deutschlands angeschlossen. So stark wirkte das Vorbild der Sprech-
weise des Südens. Bis in jene deutsche Mitte haben die Bauernmund-
arten dies übernommen.
Das deutsche Neuland nördlich vom Bairischen hat gewiß ebenfalls
H erren sprachen. Sie sind am deutlichsten im Bereich des Deut-
schen Ritterordens zu erkennen, auf preußischem Boden ostmittel-
deutscher, im livländischen Zweig mittelniederdeutscher Herkunft.
Der Deutsche Ritterorden ergänzt sich aus den Söhnen der weiter
westlich liegenden deutschen Alt- und Neulande. Neben seinen Burgen
legt der Deutsche Orden im Osten sofort wohleingerichtete deutsche
Bürgerstädte an. Die Vertreter dieser beiden Stände sind es erstmals,
die während des einen großen Teils des 13. Jahrhunderts sich mit den
Altpreußen auseinandersetzen. Die Bauern ziehen am Ende des Jahr-
hunderts und während der ersten Hälfte des nächsten im breiten Strom
nach. Das Bürger turn ist in der Masse der deutschen Sprachträger der
Zahl nach eine ganze Weile allen anderen Ständen weit überlegen. Da
jedoch die Bauern aus ganz andern Mundartgebieten als dort die
Bürger stammen, bleiben die Sprache der Stadt und des Landes bis
zum heutigen Tage nach dieser Herkunft verschieden. Solche mund-
artlichen Unterschiede der Herkunft zeigen sich je näher dem Alt-
lande umso weniger. In der Mitte und im Norden ist die stammhafte
Mischung nach dem Zeugnis der Mundarten typisch.
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88 Walther Mitzka
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Die Ostbewegung der deutschen Sprache 89
Das Mittelbairische ist über das trennende Gebirge nach Osten bis
an die tschechische Sprachgrenze herangerückt, und drüber hinaus
in die Sprachinseln. Es hat dort Urboden gerodet.
Der Böhmerwald wird durch mittel- und südbairische Mundart
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CO Walther Mitzka
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Die Ostbewegung der deutschen Sprache 91
Fall, daß die Fürwörter (Plural und Dual) sich anders ausgeg
haben, daß nämlich hier wie sonst außerhalb des Bairischen die
formen aufgegeben worden sind. Eine Nachricht späterer Ze
hauptet, daß Franken und Thüringer beteiligt gewesen wären. S
lich ist davon nichts zu merken. Die heutige Umsiedlung in die
steiermark geschieht innerhalb des Südbairischen (121).
Ungarn (79) und der weitere Südosten erhält deutsche Sie
schon im Zuge der ältesten bairischen Ostwanderung. Wie w
davon unter steter Erneuerung durch Zuzug der folgenden
hunderte deutsche Sprachfläche erhalten hat, ist nicht auszuma
Zuletzt haben die Türkenkriege sehr viel zerstört. Wenn auch d
wohner aus geschützter Nähe die Rückkehr in die östliche H
gewagt haben mögen, so müssen doch jedenfalls sehr viel ne
wanderer mit dabeigewesen sein. Eine alte Gruppe von sehr
bewußten deutschen Bauern sitzt im Hügellande südlich vom Neu-
siedlersee. Das sind die im Schrifttum viel behandelten Heanzen. Ihr
Name ist nicht gedeutet, ihre Urgeschichte ebenfalls nicht. In ihrer
mittelbairischen Mundart zeigen sich sehr viele Sonderheiten. Wenn
nicht gar früher, möchte die Sprachforschung und Landesgeschichte
ihr Einrücken auf das 12. und 13. Jahrhundert festlegen.
Diese Heidebauern bilden in ihrem Gemeinschaftsgefühl und Stolz
eine verhältnismäßig einheitliche Sprachgruppe. Doch dies wird wieder
erst das Ergebnis eines langdauernden Ausgleiches sein und dabei
sind gewiß stammheitliche Sprachspuren aufgegeben worden. Auch
hier hat man im Anschluß an einzelne geschichtliche Angaben an
eine stärkere Beteiligung von Franken gedacht. Aber das ist unwahr-
scheinlich. Etwas ganz anderes ist der fränkische Anteil der letzten
Jahrhunderte an der deutschen Ostbewegung weiter nach Osten hin.
Ein Außenposten alter Siedlung aus den ersten Jahrhunderten der
deutschen Ostbewegung ist die sehr merkwürdige alte Bergwerks-
siiedlung Neu-Pilsen, in einem schwer zugänglichen Gelände nördlich
vom Donauknie, wie Mundartproben beweisen. Deutsch-Pilsen war eine
Bergwerkstadt, in der Kupfer, Gold und Schwefel gefördert wurde.
Die Deutschen müssen schon im 13. Jahrhundert nach Ausweis von
Ortsnamen dort angesessen gewesen sein. Die Sprache wird für kärnt-
nerische Mundart mit mitteldeutschem Einschlag gehalten (Gréb,
Z. f. Mda. 1922, 137). Also wären dort Bergleute vom Süden und
aus der Mitte Deutschlands zusammengekommen.
Die Südwestecke der Slowakei um Preßburg ist in ihren deut-
schen Dörfern ebenfalls mittelbairische Sprachlandschaft von Beginn
an. Es ist der alte Rand der geschlossenen deutschen Sprachfläche des
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92 Walther Mitzka
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Die Ostbewegung der deutschen Sprache 93
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94 Walther Mitzka
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Die Ostbewegung der deutschen Sprache 95
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g6 Walther Mitzka
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Die Ostbewegung der deutschen Sprache. 97
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98 Walther Mitzka
heknat in Mittel- und Oberschlesien und Glatz in Betracht. Südlich
des Altvatergebirges liegt ein altes deutsches Bergbaugebiet mit de
Stadt Freuden thai, gegründet vor 12 13. Ringsherum liegen deutsche
Bauerndörfer, die etwas später auf Rodeland entstanden sein werden.
Dies Gebiet gehört zum Schlesischen, in dies Sudetenschlesische reicht
die Nordspitze eines ostfränkischen Keiles. Es ist weniger gemein-
schlesisch als die Nachbarschaft, das Kuhländchen. Rhönisch-ful-
daische Einschläge sind wie im Glätzischen und im Oberschle-
sischen auch hier spürbar. Beim Vorbruch in das Römerstädter Gebiet
sind, nach der Mundart zu schließen, auch Siedler aus dem Freuden-
thaler Bereich eingezogen. Die Gegend des schlesischen Freudenthal
und des mährischen Römerstadt ist 1474 weithin wüst geworden, die
reichsschlesischen Neusiedler (112) haben sich der bodenständigen
Mundart angeschlossen .
In den Sprachinseln in Mähren (84, 85) trifft sich Bairisches,
Ostfränkisches, Ostmitteldeutsches. In Nordmähren ist die Grund-
lage ostfränkisch mit bairischen, genauer nordbairischen Zügen.
Die Nachbarlandschaften nördlich, westlich und östlich zeigen stärker
gesamtschlesischen Charakter (119). Ende des 15. Jahrhunderts werden
manche Dörfer öde, die Neusiedlung hat aber den Grundriß der Land-
nahmezeit in der Mundartgliederung nicht verändert.
Die ostfränkischen und die bairischen Merkmale, die dem Mittel-
deutschen gegenüberstehen, lassen sich oft nicht trennen. Da werden
von der Forschung zur Entscheidung andere Zeugnisse, wie Volks-
bräuche herangezogen. Mittelbairisches ist in die Gegend von Olmütz
und östlich Mährisch- Neustadt gelangt. Es sind nicht bloß Sprach-
strömungen, sondern bäuerliche Siedlung ist beteiligt. Um Olmütz
müssen bairische Bauern gesiedelt haben. Auch für Südmähren kann
umgekehrt mitteldeutscher Siedeleinzug von Bauern angenommen
werden, die Grundlage bleibt bairisch. Die ostmitteldeutsche Siedel-
bewegung läuft also im Osten Südmährens, das Mittelbairische über
Olmütz aus.
Von Auspitz und Nachbarschaft wird um 12 50 das Wischauer Deutsch-
tum und das untergegangene von Deutsch-Pruß nördlich davon her-
zuleiten sein. Das Mitteldeutsche, das bis Wischau, Brunn und wohl
bis Auspitz schön früh vom 13, Jahrhundert an einwanderte, ist gewiß
schlesisch, nach dem Merkmal / - für pf - am ehesten die Gegend
nördlich Olmütz und östlich von Mährisch- Neustadt. Südmähren ist etwa
11 50 - 1300 aus dem benachbarten Niederösterreich deutsch besiedelt
worden (8), das selber die Zwischenheimat von Altbaiern darstellt,
wobei nordbairisch - oberpfälzische Siedler beteiligt sein werden.
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Die Ostbewegung der deutschen Sprache 99
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100 Walther Mitzka
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Die Ostbewegung der deutschen Sprache. IOI
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102 Walther Mitzka
deutschem p im Grenzzug zw
gischen östlich von Kassel zu liegen kommt. Dieser Laut / -
für obd. pf - , westmd. und nd. p - wird auch von der schrift-
deutschen Umgangssprache im gesamten westmitteldeutschen und
und niederdeutschen Gebiet gebraucht und zwar in allen Schich-
ten, bis oben hin. Wir schreiben dort pf - , sprechen aber ein
/ - z. B. in Pferd. Die Mundarten der riesigen Fläche des Mittel-
deutschen und des Niederdeutschen haben in ihrem Lautvorrat seither
kein pf, nur p « - und /, nicht nur anlautend, sondern überhaupt. , Thü-
ringen hat einen Einbruch von pf - von Süden aus dem Oberdeutschen
her erlebt Wo nun im Ostlande p - und pf - Sprecher durchein-«
andergerieten, also beim Marsch in den Osten, haben die ersten sich
den andern angeschlossen, nach ihrer Gewohnheit / eingesetzt. Das
tun wir in der westmitteldeutschen Landschaft von der Pfalz bis Kassel
und im ganzen niederdeutschen Bereich, wenn wir das Hochdeutsche
mündlich gebrauchen. Im Ostmitteldeutschen schlössen da zwei Sied-
lerbahnen zusammen, und in jenen beiden andern Großräumen die
Mundart mit der hochdeutschen Schriftsprache. Dort eine sprachgeo-
graphische, hier eine sprachsoziologische Lautsubstitution, und zwar
ganz und gar innerhalb deutscher Sprechweise. Ob niederdeutsche
Siedler dabei sind, ist daran nicht zu erkennen, pf - ist in das Vogt-
land und ins Egerland gewandert, und zwar aus den benachbarten
ostfränkischen Mundartgebieten.
Mit dem Westmitteldeutschen und Niederdeutschen hat das Ost-
mitteldeutsche inlautende - pp - gemeinsam: appel. Diese Linie
läuft im Neulande mitten "durch solche Gebiete hindurch, die sonst
eine ziemliche Einheit zeigen.
Ins Obersächsische sind nach Ausweis der Mundarten ostfränkische
Gruppen eingezogen. Kennzeichen ihrer Sprache finden wir bis in die
Lausitz hinein, auch südlich des Gebirges und schließlich im Schle-
sischen. Die Forschung legt auch hier das Ostfränkische manchmal
genauer fest und spricht dann vom Mainfränkischen oder Ostmainf rän-
kischen oder Oberfränkischen. Es kann sich da immer nur um die
Festlegung auf der Mundartkarte der Gegenwart handeln. Aber die
Karte hat in der Siedelzeit nicht so ausgesehen. Es sind also Annähe-
rungswerte. Wir wiederholen: die historische Tiefe der Mundartgeo-
graphie ist aus Schriftbelegen der Siedelzeit selten, und auch da nur
punkthaft nach der Kanzlei zu fassen.
Aus der Sprachatlaskarte „trocken*' wird mittelfränkischer Einzug
gefolgert (35). Westmitteldeutsches drüge ist im Osten troige u. ä.
geworden. Das führt auf den Köln-Trierer Raum zurück. Die Mundart-
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Die Ostbewegung der deutschen Sprache 103
f orschung hat für das ferne Siebenbürgen für eine ganze Reihe we
Erscheinungen einen Auszug jener Ostwanderer vom Rhein he
schlossen. Die Wanderbahn kann sehr wohl nördlich des Erzgebirg
über Schlesien und die Zips in der Slowakei gedacht werden. Ü
dort gibt es Sprachmerkmale, die dazu stimmen. Für das Ober
sische ist diese Geographie von „trocken" das wichtigste Belegs
Wir möchten dazu wissen, ob die heutigen Flächen der verschiede
Formen ungestört durch alle Zeiten hindurchgerettet sind, doch
Begriff „trocken" wird in den Schriftdenkmälern an sich selten
gewandt.
Das süddeutsche und zugleich schriftdeutsche „trocken" ist ganz
anders gebildet und hat anscheinend seit dem Mittelalter nach Norden
mächtig ausgegriffen. Das Niederdeutsche reicht mit Fortsetzungen
von dröge sehr weit in die Gegend von Halle und Leipzig hinein. Dies
ist eine andere Ablautstufe als jene aus dem Mittelfränkischen her-
geleitete. Die Kanzleisprache von Halle ist zunächst niederdeutsch.
Das Altenburgische (6) um Altenburg und Zeitz zeigt in seiner
Grundlage das obersächsische Mitteldeutsch. Es zeigt insgesamt alte
obersächsische Formen. Da haben Sprachströmungen nicht so sehr
gestört. Das Oberdeutsche und das Mitteldeutsche haben im Räume
zwischen Naumburg im Norden und Greiz und Schleiz im Süden zu
einer wesentlich mitteldeutschen Siedlungsmundart sich zusammenge-
funden, auch soll das benachbarte Niederdeutsch beteiligt sein, was
nicht genügend begründet ist. Das Oberdeutsche ist in der südwest-
lichen Nachbarschaft, um Gera herum, stärker durchgedrungen.
Der Norden des Landes Sachsen, wie westlich anschließend der von
Thüringen, das Oster ländische, spricht mitteldeutsch, aber mit
Merkmalen, die auf Siedlereinzug vom fernen Westen her hinweisen.
Nach Norden hin ist es außerhalb des Landes Sachsen noch nicht be-
arbeitet worden. Die Geschichte berichtet von flämischen Siedlern im
Leipziger Lande (47). Im Thüringischen werden bei Schulpforta Hol-
länder angegeben, sonst ist in unserem Bereich immer von Flandrern,
Flandrenses, die Rede. Der Fläming heißt sonach' flämischen Siedlern.
Überhaupt wird weiter nördlich in der Magdeburger Gegend und vor
allem in der Mark niederländischer Wortschatz deutlich. Das ist wieder
niederdeutsches, genauer niederfränkisches Gut. Aber die Auseinander-
setzung zwischen Mitteldeutsch und Niederdeutsch am unteren Rhein
ergibt kein scharf gegeneinander abgegrenztes Mundartgebiet. Zudem
hat sich mitteldeutsches Gut im Mittelalter am Rhein dauernd nach
Norden verschoben. Der Ausdruck Flandrer wird nicht auf Flandern
allein begrenzt werden können, sondern geht auf das Niederfränkische,
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104 Walther Mitzka
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Die Ostbewegung der deutschen Sprache 105
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I06 Walter Mitzka
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Die Ostbewegung der deutschen Sprache 107
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I08 Walther Mitzka
Gründen mit Dobschau. Die bairischen Merkmale weisen auf die Be-
siedlung der Bergstädte durch bairische Bergleute hin. Sie müssen über
Niederungarn als Zwischenheimat und zwar schon im 13. und 14. Jahr-
hundert eingezogen sein. Bauern und Ackerbürger werden aus der
Oberzips gekommen sein. Aus dem Eergbaustädtchen Zipser Neudorf
ist ein deutsches Stadtbuch (von 1383 an) erhalten (113). Die Sprache
weist wieder auf die Oberzips.
Die ostmitteldeutschen Siedler der Deutsch-Probener und
Kremnitzer Inseln sind nicht direkt aus Schlesien oder Nordmähren,
sondern vom Dunajec gekommen (84), wo Deutsch vor dem Tataren-
sturm von 1241 vorhanden gewesen sein mag, aber bis heute hat nur
Hopgarten in nächster Nachbarschaft der Zips die deutsche und zwar
schlesische Mundart bewahrt. Die Kremnitzer und Deutsch-Probener
Orte sind in erster Linie Bergbausiedlungen. Sie trieben vor allem
Goldbergbau. Die Mundart hat eine schlesische Grundlage. Bairisch
ist z. B. mit enk „euch" dazugekommen. Die weiblichen Hauptwörter
haben bairisches -n z. B. achn „Eiche". Es gelten in Deutsch-Proben
mitteldeutsche -pp-, in der Zips oberdeutsche -pf-. DSA. Text S. 1 54.
Krömnitz ist als typische deutsche Kolonialstadt kurz vor 1328 ge-
gründet, Deutsch-Proben 1337 oder kurz vorher. Beide Städte werden
Mittelpunkte dörflicher Siedlung im weiten Ablauf des 14. Jahrhunderts.
Gründungsurkunden sind seit 1342 erhalten. Aus dem Dunajecgebiet
in Galizien greift Rodesiedlung nach Ausweis der schlesischen hau-
Orte über die Karpathen nach Süden hinunter. Im Norden kommt sie
bis in die Landshuter Gegend. In Hopgarten, gegründet 131 5 am
Dunajec, also der einzig erhaltenen schlesischen Sprachinsel, wird eine
Mundart gesprochen, die wieder aus dem altbesiedelten Räume Neiße,
Neustadt, Hotzenplotz, Leobschütz stammt (84).
Innerhalb des heutigen Schlesisch läßt sich nach 600 Jahren und
nacK der Sprachmischung keine Teillandschaft allein als Urheimat
festlegen. Die Siedler kamen auch aus den verschiedensten Gegenden
und dazu nicht in einem Schub, sondern in Jahrzehnten, sogar in
Jahrhunderten. Doch manche Merkmale weisen auf eine Mehrheit von
südschlesischen Siedlern, es stimmt Wichtiges zum Schönhengst, dort
ist in jenen Sprachinseln altes schlesisches Gut bewahrt. Zuerst war an
das Bergbaugebiet Mährens als Zwischenheimat gedacht worden.
Nach 1141 sind „Flandrer" nach Siebenbürgen gezogen (48, 74).
Dieser Teil des Auslandsdeutschtums hat sich in der Neuzeit zuerst um
die Herkunftsfrage mit Mitteln der Sprachforschung bemüht. Es ist
kein geringerer als Leibniz, der auf die Wichtigkeit der Erforschung
des Siebenbürgischen hinwies. Die Siebenbürger Sachsen haben dann
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Die Ostbewegung der deutschen Sprache 109
von sich aus festgestellt, daß sie nicht aus der Völkerwanderung
sondern aus deutschem Mutterlande abzuleiten sind. Man dachte an
das Sächsische im alten Sinne. Die siebenbürgischen Mundarten zeigen
untereinander starke Unterschiede, aber auch Merkmale, die auf eine
engumgrenzte Stammheimat zurückführten. Bei einer Untersuchung
des Konsonantenbestandes (Marijenburg, Keintzel) richtete sich seit
1845 der Blick auf das Mittelfränkische, genauer (Kirsch, Huß) auf das
Luxemburgische. Daran hatten schon vorher einige Beobachter, ohne
sprachwissenschaftliche Begründung, gedacht. Die Krisis der bis dahin
selbstsicher gewordenen Urheimatforschung (48 a) trat 1905 ein, als
eine Gruppe von siebenbürgischen Wissenschaftlern nach Luxemburg
reiste und dort die Mundarten selbst abhörte. Wenn auch manches nicht
übereinstimmte, so war doch die Gleichung zwischen dem Neulande
und dieser Urheimat in so vielen andern Stücken offensichtlich. Am
Deutschen Sprachatlas war unter Wrede unterdessen die methodische
Erkenntnis erwachsen, daß die Sprachzustände jener vermeintlichen
Urheimat in alter Zeit viel weitere Räume eingenommen haben müssen.
Die Verlagerung südlicher Erscheinungen nach Norden rheinabwärts
wurde der neuen Dialektgeographie deutlich (Frings). Dazu trat aus
Siebenbürgen die Erkenntnis (A. Scheiner, Huß), daß bei den sieben-
bürgischen Mundarten mit einer Mischung urheimatlicher Mundarten
zu rechnen ist. Luxemburg stimmt deswegen in vielen Zügen zum
Siebenbürgischen, weil es als enüegenes Randgebiet in der Gegenwart
viele altertümliche Sprachmerkmale bewahrt hat. Im Zeitalter der Aus-
wanderung, also von 11 41 - 1300 müssen nicht nur aus der weiteren
Umgebung im Norden und Osten Luxemburgs, es können auch aus
ganz entfernten Urheimatgebieten Siedlerzüge ausgegangen sein.
Die Siebenbürger Sachsen haben sich in drei getrennten Räumen
festgesetzt, um Hermannstadt, um Bistritz, 121 1 - 1225 unter dem
Deutschen Orden im Burzenland um Kronstadt. Alle siebenbürgischen
Mundarten haben das Leitmerkmal des Ostmitteldeutschen, nämlich
anlautendes / für p. Doch bleiben manche Wörter, auch über die aus
dem Neuhochdeutschen abgeleiteten hinaus mit p - wie in Westmittel-
deutschland und im Niederdeutschen erhalten. Als Sprachströmung
späterer Zeit läßt sich dies nicht gut werten. Da in Ungarn von den
Deutschen auch Bergbau betrieben wurde, denkt man nunmehr auch
an obersächsischen Einfluß, das soll vor allem für das Nordsieben-
bürgische in Betracht kommen. Dem Siebenbürgischen spricht man
stärkeren rheinischen Einschlag zu. Es kommen dabei Zwischensta-
tionen, in denen die Siedler mehr oder minder lange Zeit gesessen
haben, in Frage. Der Versuch mußte einmal gemacht werden, an
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HO Walther Mitzka
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Die Ostbewegung der deutschen Sprache III
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112 Walther Mitzka
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Die Ostbewegung der deutschen Sprache 113
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114 Walther Mitzka
3. Niederdeutsch-Friesisch.
Das „Friesische" um 1000 in Merseburg ist altsächsisch (E. Rooth).
Auf Friesen in Nordthüringen weist der alte Landschaftsname Friesen-
feld. In der Volkssprache der Gegenwart ist nicht Friesisches erhalten.
Friesen waren nach dem zeitgenössischen Bericht von Helmold in
Ostholstein angesiedelt worden. Er meldet aber auch von einem
Einfall der Slaven, der diese ersten Ansätze bäuerlicher Siedlung dort
vernichtet hat. Eine Erneuerung aus demselben Stammestum ist an-
scheinend nicht erfolgt. Auf jeden Fall ist von friesischer Mundart
auch dortzulande nichts zu spüren.
Das Ostpommersche wird vom Mecklenburgisch-Vorpommerschen
durch jenen breiten Keil, der vom Brandenburgischen her ans Stettiner
Haff und an die See reicht, also durch das Mittelpommersche, ge-
trennt. Östlich davon ist die Mundartkarte recht bunt, sie ist nicht
so sehr in der Lautgeographie eine Fortsetzung des Küstennieder-
deutschen von Mecklenburg her. Eher ist von der Wortgeographie
manches Zeugnis zu erwarten. Lautlich ist außer aus dem West- und
Ostfälischen manches auch auf das Friesische zu beziehen, und zwar
auf das Westfriesische.
In vollem Licht der Geschichte geht die Begründung der ersten
großen Keimzelle im westlichen Ostpommern vor sich; das ist der
Bezirk des Klosters Beibuk an der unteren Rega. Und zwar ist es,
meldet die Geschichte, durch Westfriesen besetzt worden, endgültig
vom Jahre 1208 an. Einige Jahrzehnte später wird wieder von West-
friesland aus ein weiteres Kloster begründet (89). Die Verbindung
bleibt also gerade in den Jahrzehnten lebendig, in denen die Bauern
eingezogen sein werden. Dazu stimmen aus der heutigen Mundart der
Landschaft manche Merkmale, z. B. sia „sehen" (69). Sonst ist wie so
weithin in Ostpommern gerade im Belbuker Bereich das Westfälische
als Siedlersprache deutlich.
Eine weitverbreitete Erscheinung im Ostrx>mmerschen ist der Wandel
von k zu tchy z. B. tchinty tschint „Kind**. Da sie sich auch im Kaschu-
bischen findet, also in dem Resit der vordeutschen Sprache, könnte
der Wandel von daher herstammen. Nun hat das Friesische (außer
niederfränkischen, Zipser und siebenbürgischen Mundarten) auch
diese k. Die Eindeutschung ist in breitester Fläche im deutschen Osten
durch die deutschen Bauern erfolgt. Dies ist der eigentliche germani-
satorische Stand. Die andern lernen beim Anschluß an das Deutsche,
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Die Ostbewegung der deutschen Sprache 115
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Il6 Walther Mitzka
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Die Ostbewegung der deutschen Sprache I17
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Il8 Walther Mitzka
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Die Ostbewegung der deutschen Sprache Hg
in der Gegend von Heilsberg; und Elbing aus. Dort trifft sie im
14. Jahrhundert auf einen quer zur ihr an der Küste entlang laufenden
niederdeutschen Strom und wird vom 16. Jahrhundert an auf ihrer
Bahn im Wartheland durch niederdeutsche Mundarten, nunmehr die
ostpommersche und neumärkische, abgelöst.
Etwas ausgedehnter ist ein Bezirk an der mittleren Netze, dessen
Nordteil weit ins Ostpommersche hineinreicht, da wird l vokalisiert,
z. B. Sprachatlas: „viel" veia; Wortatlas: brenneita „Brennessel" (We-
ber =106 a).
Der Kreis Deutsch-Krone (101) spricht südliches Ostpommersch, das
im Nordosten des Kreises Pyritz, im Kreise Arnswalde, im Norden
von Friedeberg und im Dramburger Bezirk gilt, doch reicht von der
Neumark märkisches Niederdeutsch [ie, uo) hinein. Die mittelalter-
liche Deutschsiedlung des 14. Jahrhunderts, unter der Herrschaft der
brandenburgischen Markgrafen, wird seit 1570 erneuert. In den Nord-
osten des Kreises werden von polnischen Grundherren aus der Nachbar-
schaft, also auch wieder aus der Neumark deutsche Bauern hereinge-
rufen.
In breitester Front geht in der Neuzeit das Ostpommersche vor. Die
Netzegegend wird von der Mitte des 16. Jahrhunderts an durch
pommersche und neumärkische Bauern, die dem Bauernlegen entgehen
wollen, besiedelt; das Netze tal seit Ende dieses Jahrhunderts (65).
80 deutsche Dörfer entstanden im westlichen Netzegau, in der Gegend
von Schloppe, Koknar, Füehne, Scharnikau auf Rodeland, bis zur
preußischen Zeit (1773), 21 alte werden durch Zuwanderung ganz oder
überwiegend deutsch, in 23 zog eine starke Gruppe (bis zur Hälfte) ein.
Diese niederdeutsche Siedlung in Rodedörfern schließt bis dicht an
die Stadt Posen und weit in den Kreis Wreschen heran. Solche Mund-
artinseln entstehen durch unmittelbaren Zuzug jener älteren nieder-
deutschen Gegenden in Ostpommern und in der Neumark, bis ins
19. Jahrhundert, dazu dann Tochtersiedlungen aus den jungen Be-
zirken. Die Wanderung reicht bis in fernste Gegenden Rußlands.
Von Süden erlebt das Wartheland erneut von Schlesien her deut-
schen Zuzug. Da entstehen schlesische Hauländereien, also wieder
Rodesiedlungen, bis über die Stadt Posen hinaus.
Im Deutschordensland Preußen zieht nach der Gründung der
deutschen Städte Kulm und Thorn ostmitteldeutsches Bürgertum in
die Städte, die in einem weiten Bogen an der Nogat und dem Frischen
Haff entlang bis ins Samland angelegt werden, wo gelegentlich des
Kreuzzuges, an dem König Ottokar von Böhmen teilnahm, Königsberg
1255 gegründet wurde. Das Land links der Weichsel, das Herzogtum
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120 Walther Mitzka
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Die Ostbewegung der deutschen Sprache 121
die sich zum Waffendienst bekennen. Das hatten die Auswanderer auf
Grund der mitgebrachten Überzeugung abgelehnt. In Rußland haben
sie sich mit Tochterkolonien, immer zu den führenden deutschen
Bauern gehörend, bis zur Wolga und über Sibirien bis zum Amur aus-
gebreitet. Das Niederländische ist im Hausgebrauch um 1700 noch in
Kalendereintragungen südlich vom Weichseldelta an der Stromweichsel
erhalten. Niederländer, vor allem Mennoniten, sind auch in den Nord-
osten Ostpreußens gewandert, in die Tilsiter Niederung. Auch dort
liegt Marschenland für die hochwertige Kulturarbeit solcher Siedler
bereit. Die Streusiedlung ist dort von Anfang an so weitläufig ge-
wesen, daß der Übergang in das benachbarte Niederpreußische dort
sehr rasch erfolgt sein muß.
In Rußland wurde von ihnen der Waffendienst 1874 verlangt, da
setzt nun eine weitere Abwanderung nach Nordamerika und Mexiko
ein. Der jüngste Auszug ging 1930 über Deutschland, das Ziel war
wieder Nordamerika und nun auch Paraguay, der Gran Chaco. Überall-
hin haben sie das Weichselplatt mitgenommen.
Nördlich und östlich des Hochpreußischen ist das ganze Land vom
Niederdeutschen bedeckt. Auch im Niederpreußischen läßt sich die
Anlage der ersten einzelnen Horste an mundartlichen Nähten in der
Landschaft ausgezeichnet beobachten. Der erste Kern von deutschen
Dörfern wird, typischerweise in Rodegebiet, zwischen altpreußische
Räume, auf der Elbimger Höhe angelegt. Das beginnt in den letzten
Jahren des 13. Jahrhunderts. Das nächste Halbjahrhundert bringt
neuen Zuzug und Binnenwanderung. Die folgenden Jahrhunderte deut-
schen die schmalen Zwischenräume mit altpreußischer Sprache ein,
die im 18. Jahrhundert ausklingt. Im Nordermland liegt ein kleiner
eigenwilliger Mundartbezirk quer über der Hauptverkehrsader aller
Zeiten. Dort gilt hit „heiß*4, sonst hët, heit, ruk „Rauch", sonst rõk
rouk; als erstes wortgeographisches Zeugnis aus dem Wortatlas (125)
ostfälisch allorn „Holunder'* (hier auch Ahorn) von Mittelweser über,
Lüneburg hinaus, dort am Frischen Haff attore.
Die Herkunft der Siedler läßt sich allgemein in die Gegend der
unteren Weser und unteren Elbe für das Niederpreußische überhaupt
ansetzen.
Das West- und Ostfälische ist auf der breiten Fläche des Nieder-
preußischen sonst nicht zu spüren. Allerdings in einem kleinen ent-
legenen Bezirk am Ostrande des Hochpreußischen bei Rößel sind
ostfälischie Reste erhalten. „Bruder" lautet dort breod u. ä. (DSA.
Karte 12).
Im 16. Jahrhundert taucht bei einem Chronisten, der Zugang zu
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122 Walther Mitzka
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Die Ostbewegung der deutschen Sprache 123
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124 Walther Mitzka
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Die Ostbewegung der deutschen Sprache 125
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126 Walther Mitzka
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Die Ostbewegung der deutschen Sprache 127
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128 Walther Mitzka
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Die Ostbewegung der deutschen Sprache 129
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130 Walther Mitzka
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Die Ostbewegung der deutschen Sprache 13 1
beheimatet. Immer ist das Bairische beteiligt. Hier aber ist nicht n
die Sprachströmung verantwortlich. In dem entlegenen Kudritz ist
Grundlage Moselfränkisch. Von fielen Dörfern ist die Sprache noch
erkundet. Die Mundartforschung hat zusammen mit der Siedlungs-
geschichte ganze Gruppen deutscher Dörfer der Baranya in d
Gegend von Fulda beheimaten können. Auch die Volkskunde beteili
sich daran. Diese Bauern werden von den andern Stifoller genannt
(71), d. h. „aus dem Stift Fulda". Wieder geben Einwanderungslisten,
auch wenn sie lückenhaft sind, manchen Hinweis auf die Herkunft,
deren punktmäßige Festlegung man von einer Mischmundart, über-
haupt von einer Siedlungsmundart nicht erwarten darf. Genauer
untersucht ist Himeshaza (25), östlich von Fünfkirchen, ist 1722 be-
siedelt worden. Die Herkunftslisten führen ins Quellgebiet der Fulda.
Dorthin weist auch die heutige Mundart. Ein weiteres Hessendorf der
„Schwäbischen Türkei", wie die Gegend bei Fünfkirchen auch genannt
wird, ist Kistormas, 1724 gegründet. Die Einwandererlisten weisen auf
Oberhessen und das nördliche Nassau, die Mundart stimmt heute zur
Wiesbadener Gegend, also zum Nassauischen (104). Am Nordrand der
Schwäbischen Türkei liegt Zavod. Nach der Mundart zu schließen,
stammen die Deutschen aus dem Elsaß oder dem südlichen Baden,
sie sprechen also niederalemannisch.
Im Banat haben die Westfalen, auch wo sie geschlossen zusammen-
sitzen wie in Deutsch-Tscharnad, ihre Mundart aufgegeben (46, 49).
Das Waldarbeiterdorf Deutsch- Mokra östlich von Muncatsch am
Südhang der Karpathen ist 1776 von Holzknechten aus dem Trauntal
in Oberösterreich begründet. Die Siedlung hat sich ausgebreitet und
spricht noch heute die Heimatmundart (90).
Nach Mischung und Ausgleich zwischen Heimatmundarten ist das
mundartliche Bild in der Batschka (101) das, daß dort in den pro-
testantischen Dörfern überwiegend rheinpfälzische, in den katholischen
nordbadische Mundarten, also aus dem dortigen Übergangsstreifen
vom Alemanischen zum Fränkischen, gesprochen werden. Das West-
schwäbische und das Bairische sind nur in je einem Dorf zu Hause,
das erstere in dem ältesten Dorf Novoselo, das andere in Tschawel.
Doch diese beiden Mundarten, z. B. das bairische enk „euch", sind
auch sonst beteiligt. Das Pfälzische führt in den Südwesten der Rhein-
pfalz.
Die Deutschen werden also im ganzen Südosten „ Schwaben* 'genannt.
Sie nennen sich sogar selber so. Die auslanddeutsche Wissenschaft
unterscheidet genauer Nenn-Schwaben und Abstammungsschwaben. Im
Innern Ungarns kommen echte Schwaben nur in Hajos im Norden des
9*
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132 Walther Mitzka
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Die Ostbewegung der deutschen Sprache 133
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134 Walther Mitzka
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Die Ostbewegung der deutschen Sprache 135
In das Wartheland (60, 72, 106 a, 118) erfolgt in den letzten Jahren
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136 Walther Mitzka, Die Ostbewegung der deutschen Sprache
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Schrifttum 137
Schrifttum.
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138 Walther Mitzka
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Schrifttum 139
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140 Walther Mitzka
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fi ' ^ V^c'. à^3 _
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