Mit dem stimmlosen s aus ci und ce, ci fällt heute die Ent
wicklung von ti und Kons. + ti zusammen. Dem entsprechend
zeigen z hetzen , trient. guzar — agnzzare , * a c u t i ar e ; kaviz — guzan capitium (§ 4); kolaziü Frühstück; maz Büschel, Straufs *matea; skavezarn entzwei brechen, schlagen, venez. scavczzar — accorciare, bei Zambaldi: scapezzare e scavezzare — tagliare i capi 0 rami d' un albero, ex + capitiare; spaz Schornsteinfeger, abgekürzt aus spasakamin zu *spatiare; stiz angebranntes Holzstück, trient. stiz — tizzo, lat. tltio. Die Endentwicklung bleibt die gleiche, auch wenn dem # ein Konsonant vorangeht, vgl. bolz — baltea (§ 13); Ipza — *böttea zu frz. bouteille; enziana — gentiana; kanzü; kaza, kazadori; nfza — neptia; npze — nüptiae + növius; robalz — *rebaltea (§ 13); spiza, daneben spisa Juckeln, prickeln, trient. spiza — *plctiare (K.3 7131); straz Hader, Fetzen, Lumpen, bei Bacher strasa zu *extractiare (§ 13). Bemerkenswert in dieser Liste sind die beiden Wörter spasakainin und Spisa. Aus ersterem scheint hervorzugehen, dafs bei der Betonung — ^ w — das s im Lusernischen auch in dem Fremdwort zu dem vorangehenden a gezogen, also anders als sonstiges s im Inlaut behandelt wurde. spisa neben Spiza wieder zeigt uns, wie allmählich in der jüngsten Generation die Sub stituierung des z für romanisches j aufgegeben wird, wie sich also der Weg von der Zweisprachigkeit zur Einsprachigkeit langsam eröffnet. In einem Worte ist nun die reine italienische Form die allein übliche geworden, in kaso selbstverständlich, freilich, eben, nun, also; bei Ricci cäzol — cäpperi! caspital, it. catzo, lat. *catius zu catulus, catu- lire u. a.
§ 1 7. Lateinisches j, sowie ge, gi und di ergeben auf dem
gröfsten Teil des rätoromanischen Sprachgebietes g. Dieses romanische g wurde nun, da im Deutschen eine genaue Ent sprechung fehlt, in deutschen Lehnwörtern wie in Ortsnamen mit dem entsprechenden stimmlosen Laut c wiedergegeben, vgl. den Tschaufenhof in Mölten, zu lat. jugum (Schneller, Beitr. II, 79). Mit diesem Laut wurden auch zwei Lehnwörter des Lusernischen aufgenommen, die aber wohl schon in den Süden aus dem Deutsch- Tirolischen mitgebracht worden sind; vgl. tschunkl „Tschungel- nagel", bei Schöpf S. 770, tschungl f. Hornband der Zugrinder, dazu tschungln unter das Joch spannen. Dazu bei Schneller (Md. S. 280) zonchia, zoncola, trient. zoncia — legatura delle corna dei buoi al timone, lat. *jungula zu jungere + *-culu; tetsch Dachboden attegia (§ 10). In der heutigen Umgebung Luserns dürfte aber zur Zeit der Einwanderung der Deutschen für vorromanisches (wie heute noch j nach Gartner [Rr. Gr. § 200 juvenis] im Westladinischen) d' ge sprochen worden sein, für das erst später vom Süden her das