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DD 204. Wa Zur Schulzugehérigkeit von Werken der Hinayana-Literatur Erster Teil (Symposien zur Buddhismusforschung, Il, 1) Herausgegeben von Heinz Bechert GOTTINGEN - VANDENHOECK & RUPRECHT - 1985 AM WINGS 2G EiCUSSee Gefordert mit Mitteln der Bund-Lander-Finanzierung ~ Akademienprogramm Vorgelegt von Herrn H.Bechert in der Sitzung vom 8.Juni 1984 CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Zur Schulzugehorigheit von Werken der Hinayana-Literatur hrsg. von Heinz Bechert. ~ Gottingen : Vandenhoeck und Ruprecht (Symposien zur Buddhismusforschung ; 3) NE: Bechert, Heinz (Hrsg.]; Symposium zur Buddhismusforschung: ‘Symposien zur Buddhismusforschung Teil 1 (1985). (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Gottingen, Philologisch-Historische Klasse ; Folge 3, Nr. 149) ISBN 3-525-82432-7 NE: Akademie der Wissenschaften (Gottingen) Philologisch-Historische Klasse: Abhandlungen der Akademie ‘© Vandenhoeck & Ruprecht in Gottingen 1985. ~ Printed in Germany. Ohne ausdrickliche Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, das Buch oder eile daraus auf foto- oder akustomechanischem Wege zu vervielfaltigen. Gesamtherstellung: Hubert & Co,, Gottingen Untersuchungen zur Schulzugehirigkeit der in Ujjain liegenden Gilgit-Fragmente Von Sicunpe Dietz Im Scindia Oriental Museum, Ujjain, wird unter der Nr. 4737 Bauddha- gama ein aus Gilgit stammendes Manuskript aufbewahrt'). Bisher war dieses Manuskript nur in einer von Sudha Sengupta ”) héchst unzulang- lich herausgegebenen®) Transkription zuginglich. Dieses 34 Blatter um- fassende Manuskript besteht aus Fragmenten von drei verschiedenen Handschriften: T.1 (19 Folien = 38 Seiten) wurde von Jikido Takasaki‘) als Fragment aus dem Dharmaskandha, einem Teil des Abhidharmapitaka der Sarvasti- vadin, identifiziert. T.2 (9 Folien = 18 Seiten) wurde von Chandrabhal Tripathi als Frag- ment aus dem Ekottaragama identifiziert. T.3 (6 Folien = 12 Seiten) wurde von mir anhand der tibetischen Uber- setzung als Fragment der ebenfalls dem Abhidharma zugehérigen Loka- prajfiapti‘) identifiziert®). ') Vel. O. v. Hinaber, Die Erforschung der Gil 12,331-332. 2) In: Buddhist Studies in India. Ed. by R. Pandeya. Delhi 1975, S. 137-208. >) Vgl. O. v. Hinuber, Die Erforschung der Gilgit-Handschriften, NAWG 1979, Nr. 12, S.331. 4) ,Remarks on the Sanskrit Fragments of the Abhidharmadharmaskandhapadasastra.“ In: Journal of Indian and Buddhist Studies, 13, 1965, S. (33)}-(41) = 411-403. +) Die Blatter bei Sengupta sind vollig durcheinander geraten, deshalb werden sie mit angegeben. -Handschriften, NAWG 1979, Nr. Sengupta Paginie- Peking Cone Derge rung Seite Blatt Bd.115 Bd.60 Bd.60 Khu 1 1 ie 200 10r 19b2-20a7 16b7-17b3 16b4-17a6 10v 20a7-21a3 17b3-18a5 17a6-18al 2. 198 ier 34b4-35a8 30a5-30b6 2926-29b7 201 18v 35a8-36a6 30b6-31b1 29b7-30b3 is 202 oe 60a5-60b7 52a2-52b3 Sta2-51b2 204 34v 60b7-61b1 52b3-S3a3 S1b2-52a2 203 35r 61b1-62al 53a3-53b2 52a2-52b1 205 35v 62a1-62b7 53b2-54a5 52b1-53a4 4. 2007 s{t}r - = - 206 3[1]v 8226-8266 70a1-70b1 6867-6926 195 S2r 82b6-83b1 70b1-71al 69a6-69b7 196 S2v 83b1-84a3 7lal-71b2 69b7-70a7 164 Siglinde Dietz Wahrend T. 2 von C.B. Tripathi neu bearbeitet und zusammen mit den anderen Ekottaragama-Fragmenten (18 Folien in Delhi) aus Gilgit heraus- gegeben wird’), bereite ich eine kritische Ausgabe der Teile 1 und 3 dieses Manuskripts vor’*). 1. Das Dharmaskandha-Fragment Ausgangspunkt meiner Beschaftigung mit diesen Teilen war die auf der Identifizierung J. Takasakis beruhende Annahme, daf es sich bei dem Fragment T. 1 um einen aus dem Abhidharma der Sarvastivadin stammen- den Text handeln kénnte’). In diesem Fall ware dieser Text auch im Sans- krit-Worterbuch der Turfan-Funde zu beriicksichtigen. Dadurch wurde die Bestimmung der Schulzugehorigkeit dieses Textes unerlaflich. Im fol- genden werde ich einige Ergebnisse dieser Untersuchung vortragen. Wie schon erwahnt, handelt es sich bei Fragment 1 um Teile aus dem Abhidharmadharmaskandhapadasastra (Dhsk), dem funften Teil des Abhidharmapitaka der Sarvastivadin. J. Takasaki identifizierte dieses Fragment anhand der chinesischen Ubersetzung (DhskC) (Taisho Nr. 1537) des Hsiian tsang. Im Kolophon (Taish6 Nr. 1537, Bd 26, 513 12ff.) am Ende des in 12 Bucher (chiian #&) und 21 Kapitel (pin Sd) eingeteilten Werkes (513c14) und am Ende eines jeden Buches wird der Dhsk als der Sarvastivada-Schule zugehérig bezeichnet’). Es gibt keine ti- betische Ubersetzung (T'V) dieses Textes. Erhalten sind uns Blatter mit den Paginierungen 3-20") und 26. Dabei wird auf den Blattern 3r 1-17 r3 der pratityasamutpada abgehandelt, indem die einzelnen Begriffe mit Hilfe von Siitra-Zitaten erlautert werden. Das Fragment beginnt mit dem Ende der Definition von avidyd ,Nichtwissen“. Es folgt die Kommentierung des Begriffs avidyapratyayah samskarah ,die auf Nichtwissen beruhenden karmawirksamen Hervorbringungen“ (3r 1-512). Der Reihe nach werden In der Pali-Version (Eugéne Denis, La Lokapafifatti et les idées cosmologiques du bouddhisme ancien, T. |.2., Paris 1977) finden wir Entsprechungen fr 2.: 1 33-34; 3.: 1189; ce ete *) Gleichzeitig wurde dieses Fragment auch in Japan von Kazunohu Matsuda identifi- iert in: sBonbun kenkya Loka-prajfiapti nitsiite." (,Sanskrit Fragments of the Loka- prajfiapti.) BukkyS gaku (Journal of Buddhist Studies), 14 (1982), Tokyo, S. (14). 7) Ekottar’igama-Fragmente aus Gilgit (in Vorbereitung) 7) Bereits erschienen: Siglinde Dietz, Fragmente des Dharmaskandha. Ein Abhi- dharma-Text in Sanskrit aus Gilgit, AAWG 1984, Nr. 142. #) Vgl. O. v. Hinuber, Die Erforschung der Gilgit-Handschriften, NAWG 1979, Nr. 12, §.332 und besonders Anm. 17. %) Taishd Nr. 1537, Bd 26,513ff. Der chinesische Text des Kolophons ist zusammen mit einer englichen Ubersetzung auch bei J. Takakusu, On the Abhidharma Literature of the Sarvastivadins (in: JPTS 1904-5, 65-146), S. 115 wiedergegeben. 49) Die Paginierung von Folio 7 ist abgebrochen. Aulberdem sei noch erwahnt, daf alle Blatter zwei Paginierungen haben: auf der Vorderseite 3-20 usw., auf der Ruckseite - durch- gestrichen und nicht immer genau lesbar - 251 ff. Untersuchungen zur Schulzugehdrigkeit der Gilgit-Fragmente 165 samtliche Glieder der ,Entstehung in Abhangigkeit" (pratityasamutpada) auf diese Weise abgehandelt, also samskarapratyayam vijianam (512-5 v2) das auf den karmawirksamen Hervorbringungen beruhende BewuStsein® usw. Auf den Blattern 17 r3—20 folgt eine Kommentierung der Siksapadani »Grundlagen der Unterweisung* eines Upasaka. Auf dem einzelnen Blatt 26 sind uns Teile einer Kommentierung der vier ,Unermeflichen“ (aprama- nani), namlich der Begriffe maitri ,Gute“ und karund ,,Mitleid“, erhalten. Der Text ist in reinem Sanskrit geschrieben mit nur wenigen Formen in hybridem Sanskrit, wie z.B. samsthihati") (4610, 4v3, 1545, 6, 26v1), Gen. ndmasya (5v 10, 6v3, 7v7), Lok. mahanidanaparyayesmin (9v3) und Lok. (kumbho)pamesmin in 5x6. Fur die Bestimmung der Schulzugehérigkeit kénnten folgende Beob- achtungen von Bedeutung sein: Die Reihenfolge der abgehandelten Themen weicht von der der chinesi- schen Ubersetzung stark ab’). Der pratityasamutpada wird dort im 21. Kapitel in den Bichern 11 und 12, also ganz am Ende, abgehandelt). Die Siksdpadani, unsere Blatter 17r3-20v10, stehen im DhskC am Anfang '4) des ganzen Werkes, im 1. Kapitel des 1. Buches, die apramapani im 12. Ka- pitel, im 7. Buch'). Von den 41 Zitaten wird bei 25 der Titel des zitierten Werkes angege- ben. Dies sind alles Satra-Zitate, die folgendermafen eingefuhrt werden: api khalv evam uktam bhagavata nddikavavadavyakarane (5v5)') ,auBer- dem wird vom Erhabenen in dem vyakarana ,Unterweisung des Nadika‘ noch so gesprochen*. In der chinesischen Ubersetzung steht bei allen 25 Zitaten anstelle der Wiedergabe fiir vyakarana (chin. chi B®.) das chinesi- sche Wort fiir siitra (ching #%). In den erhaltenen Sanskrittexten scheint vyakarana ,Erlduterung” in einem vergleichbaren Zusammenhang bisher ') Neben P. ~ sthihati kommt auch A ~ tithate (2.B. 192, 4, 10¥2,4, 114) vor und ne- ben dem einmaligen ~ paryayesmin und ~ upamesmin immer ~ paryaye (2B. 6r3, v6, 1115) und ~ upame (2.B. 31); neben hybridem Skt. tam prarthayaménah (39, 443, 9, 45) finden wir auch tat prarthayamdnah in 153, 10. ") Val. zu Einzelheiten J. Takasaki, ,Remarks", 34-36, und die genaue Gliederung bei J. Takakusu, ,Abhidharma Literature", 112-115, und S. Dietz, Fragmente des Dharma- skandha (s. Anm.7a), 5.18. 3) Unsere Blatter 31-1713; Taisho Nr. 1537, Bd 26, 505¢27-513c 10. 44) Dhsk 1713-20v 10: Taisho Nr. 1537, Bd 26, 453c6~-456a5. 8) Dhsk 26: Taishd Nr. 1537, Bd 26, 48612-48606. ‘*) Kumbhopama 3v1, 55-6 = Taishd 506a 14, 507 a8; Nadikivavada $v5 = Taishé 507626; Paficopadanaskandhika l0rl, 10r4 = Taisho 510a21, b1; Pataleya 11110, = Taishd 511b12; Paurnamasika 112 = Taishd 51124; Phalgunavavada 5v7, 6v2, 716, 813 = Taishd 507¢2, 5081, 508c2, 50916; Mahinidanaparyaya 643, v6, 8v3, 9v3, 1145, 13v4, L4rl, 1613, 168 = Taishd 50714, 508b2, 509b 16, 510a4, 511210, 512b20, $12c3, 513.418, 513b6; Sadayatanika 10r7, 10r9, 10v2, 10v5 = Taishd 510b10, 510b19, 510b28, 510c8. 166 Siglinde Dietz nur in Nagaropamasiitra, das auch Nagaropamavyakarana genannt ist, be- legt zu sein”). Leider sind die Sanskrit-Parallelen bei den Sitra-Zitaten sparlich. Fur die meisten Siitra-Zitate lassen sich Parallelen im Suttapitaka des Palika- nons nachweisen, aber eine wirklich genaue Ubereinstimmung finden wir nur bei den 9 Mahanidanaparyaya-Zitaten, fur die wir im Mahanidana Suttanta des DN Entsprechungen haben"), und bei der Behandlung der »funf sindhaften, schrecklichen Gefahren® (pavica bhayani vadyani vai- rani) in BI. 17r3~17v5. Dazu gibt es eine Pali-Parallele in AN III 204- 206. Blatt 3r1, 312-5 und 316-9, also der Beginn des erhaltenen Dhsk-Frag- mentes, zitieren einen Teil eines EA-Siitra, das in dem EA-Fragment™), das den zweiten Teil desselben Gilgit-Manuskriptes aus Ujjain bildet, eine wértliche Parallele hat. Wie weiter unten nachgewiesen werden wird, ist dieses Fragment, wie nach den Untersuchungen von C.B. Tripathi auch die EA-Fragmente der Sammlung Delhi, der Millasarvastivada-Schule zu- zurechnen. ‘Aufer diesem EA-Zitat haben wir eine ziemlich genaue Ubereinstim- mung zwischen einem Zitat aus dem Kumbhopama Vyakarana in Bl. 3v1 und NidSa 10.11b (und 10.12). Dhsk 3v1 heift es: 1) Vgl. NagSa(VP) 132A1, 2, 5; 130B5; NagSi(Hoernle) 1 R 4,2, V1; SHT 11176 BI. 21R1. Wahrend im Dhsk der Begriff Satra nie erwahnt ist, finden wir ihn in dem EA- Fragment (Sengupta 184, 0, 2,4 und anderweitig). Es bleibt zu untersuchen, ob vyakarana hier mit dem Afga gleichen Namens der kanonischen Literatur zusammenhingt. Vgl. Sp 128, 12-14: sakalam Abhidhammapitakam niggathakam suttam yah ca afiiam pi althahi arigehi asamgahi- tam buddhavacanam tam veyyakaranan ti veditabbam. »Veyyakarana heiGt das gesamte Abhidhammapitaka, die Sutta ohne Verse sowie alle an- deren Buddhaworte, die nicht in den anderen acht A‘iga enthalten sind.” Vel. 2u der Anwendung des Begriffs vydkarana in Dhsk den zweiten Teil der Erklirung in Asafigas Abhidharmasamuccaya (IT Peking, Bd 112, Li, 120a6-7) und Abhidharmasamuc- cayabhasyam (Ed. N.Tatia), 8.95, §114: nitdrtham sitram vydkaranam tena vivytydbhisamdhivyakarandt || Ein Sitra, dessen Sinn deutlich ist, [heiBt] vyakarana — wegen der Erklarung (vyékarana) einer Bedeutung durch Kommentieren.* Zu nitértham siitram vgl. Abhidh-k IX 246-8, Anm. 2. 8) Dhsk 613-8 entspricht DN IT 62, 38-63, 17 6v6-8 63,20-26 8v3-6 62, 12-37 93-6 62, 1-8 (nicht genau) 105 58, 19-20 (nicht genau) 13v4-5 58,8-18 14 t-2 57,28-58,7 16r3-4 535,23-56,2 1) Vgl. Sengupta 1850., 3-4, 6, u., 24, Diese Zitate werden in Dhsk mit api khalv evam (Dhsk 312: Ay) uktam bhagavatd eingeleitet. Untersuchungen zur Schulzugehérigkeit der Gilgit-Fragmente 167 punyan api [sa]m|sk]aran abhisamskaroti avidyapratyayan (|) apupyan apy dnimjyan api samskaran abhisamskaroti (|) »Er bringt auch verdienstliche, auf Nichtwissen beruhende karmische Hervorbringungen hervor. Er bringt sowohl unverdienstliche als auch wirkungslose karmische Hervorbringungen hervor.“ NidSa 10. 11b lautet: sa punyan abhisamskaran abhisamskaroty avidya(pratyayan | apunyan apy anijyan apy abhisamska)roty avidyapratyayan | Diese beiden Belege unterscheiden sich an zwei Stellen, namlich wahrend Dhsk samskaran abhisamskaroti®) und dnimjyan) hat, finden wir in NidSa 10.11b abhisamskaran abhi~, wie auch an allen weiteren Belegstel- len der Texte aus den Turfan-Funden, und das unnasalierte dnijya”), Weitere von dem in den Turfan-Texten tiberlieferten Wortgebrauch ab- weichende Formen im Dhsk sind folgende: ~ apattrapya (313) gegenuber ~avatrapya ,Schamgefuhl* in Uv 20.5, Daéo IL.5, 6 usw.»), aveksdvat (z.B. 14v5, 8) gegeniber aveksavat in Uv 13.9, 10, 11 ,,voll Aufmerksamkeit fiir“, adayavat ,,mitleidslos* in Dhsk 19v9, 20v1. Es wird also in beiden Fallen das Suffix ~ vat an den unver- anderten Nominalstamm angefiigt. niyamti (Dhsk 9v10, 10r2, 4, 1114) »Hang zu“ gegeniiber niyati*) in SHT 1 592V2, R1. In der Aufzahlung der 37 bodhipaksya dharma ,zur Erleuchtung fihrende Gegebenheiten“ (11r10-11v1) hat Dhsk 11110 fur die 4 Arten des rechten Bemihens“ samyakpradhana gegeniiber dem in den Turfan-Texten in diesem Zusam- menhang tberwiegend gebrauchten samyakprahana®). 1713 finden wir die in Gilgit im Gegensatz zu den Turfan-Texten Uberwiegende Atmane- pada-Form dmantrayate sma ,er redete an“**). Auferdem sei noch auf Pa- %) Z.B. 3v8, 4v4, 516, 8, 10. Auch Dhsk(C) hat die Wiedergabe fur samskarin abhi- samsky hsing tsao 47 #2. In Dhsk(Skt.) kommt ein einziges Mal abhisamskarin abhi: samskytya (519) vor. Ist dies eine aus dem Zusammenhang erklirliche Dittographie oder ein Anzeichen nicht vollstandiger Uberarbeitung? 2) ZB. 4v4, 56. 2) Vgl. dazu BHSD s.v. anitijya. Edgerton ist nur eine Stelle (Avé II 199,5) mit unnasa- liertem dnijya bekanat. 3) Vgl. weitere Belege in dem Beitrag von J.-U. Hartmann. Vgl. dagegen Uv 30.52a sa- patrapah. DaB die Milasarvastivadin apatrdpya haben, zeigen auch Divy 255,16, 23; Dutt, GilMs 1 208,20 und 1 276,9. DaB man, wie O.v. Hinber in seinem Beitrag, S.59, betont, bei der Schulzuordnung aufgrund bestimmter sprachlicher Formen sehr vorsichtig sein mu8, zeigt Matrceta, Varnarhavarnastotra 8. 19c. Dort haben alle zentralasiatischen Hs. ~ avatra- pya~ und eine Sonderschrift aus Gilgi/Bamiyan ~ apatrdpya~. Diesen Hinweis verdanke ich Herrn Hartmann. 4) BhiKaVa(R/VP) 24a3 hat kdmayantif, aber erst durch Korrektur. Vel. 2.2.0. Anm. 5. 3) Vgl. MPS 14.13, 19.9; Sang IV. 2; SHT 1614b V5-R 1; SHT IV 162e + c7 B1, 4 SHT IV687a cA3, Yogavidhi 47 V6. Ebenso Abhidh-k VI69a. Die auSerkanonischen Texte SHT 1140,1 und I 148 Bl. 76 R2 haben ~ pradhana, ebenso Fragment SHT 661,1. 28) Vgl. den Beitrag von G. v. Simson, S.91. 168 Siglinde Dietz rasmaipada utpadyamti, j@yamti, samjayamti in 5r1 anstatt des erwarteten Atmanepada hingewiesen. Erwihnt sei noch eine Darlegung der dritten »Versenkungsstufe" dhyana in Dhsk 14v6: a... priter vvirigad upeksako viharati smrtah”) samprajdnan sukham ca kayena pratisamvedayate ... smrtimam sukhavihdriti trttyam dhyanam upasampadya viharati (\) »Er verharrt gleichmitig gegeniiber Zuneigung [und] Abneigung, achtsam und vollbewuft und empfindet mit dem Kérper Glick ... Er erreicht die dritte Versenkungsstufe, von der ... [es] heifst ,er ist acht- sam und einer, der im Gliick verharrt’, und verharrt [darin].“ Dhsk hat hier wie Mvy 148028) samprajanan, wihrend die Turfan-Texte nur die adjektivische Form samprajénah kennen®). AuSerdem lesen wir wie in Pali (MN I 277,16) swkhavihari ,er [ist] einer, der im Glick ver- harrt“ gegeniiber der verbalen Konstruktion sukham viharati ,er verharrt gliicklich* in Mvy 1480 und Sang IV.4 (3). Wie in der Pali-Parallele fehlt in Dhsk nispritikam ,,frei von Freude“ als nahere Kennzeichnung der drit- ten Versenkungsstufe. AbschlieSend kann zu den sprachlichen Besonderheiten, wie sie uns in diesem Text vorliegen, nur gesagt werden, daf sie allein kein Kriterium fur die Bestimmung der Schulzugehérigkeit sein kénnen, da sie auch re- gional bedingt sein und somit den Sprachgebrauch von Gilgit widerspie- geln kénnten*). Bei den zahlreich vorkommenden Begriffsreihen konnte ich nur eine einzige Abweichung zwischen Dhsk (Skt.) und Dhsk (C) fest- stellen. Es handelt sich dabei um die Nennung von fiinf bzw. vier verschie- denen Arten von Upasaka (Skt. 17v6-18r3, Chines. 454 18-27), die auf- grund der Einhaltung oder Nichteinhaltung der finf Regeln (siksa) eines Upasaka definiert werden. In Dhsk(Skt.) werden folgende Arten aufge- zahlet: (1) der Upasaka, ,der eine [Regel] einhalt“ (ekadeakarin); (2) der Upasaka, ,der [die Regeln] teilweise (d.h. zwei) einhalt* (prade- Jakarin); (3) der Upasaka, ,der die Mehrzahl (d.h. drei) [der Regeln] einhale* (yadbhityaskarin); (4) der Upisaka, ,der [die Regeln] nicht volistindig (d.h. vier) einhalt* (aparipitmakarin); (5) der Upasaka, ,der [die Regeln] vollstindig einhalt (paripirpakarin); In Dhsk(C) ist wie im Abhidharmakogabhasya (Abhidh-k-bh (P) 215, 16) und in der AbhidharmakoSavyakhya (Abhidh-k-vy 377,11-12) der Upa- 2”) Dhsk hat die wohl korrupte Lesart smytif. 2) Vgl. Avi 1228, 1; 11 197,13. ») MPS 10.11 ff., Saig IV. 4(3), Dago VI. 2, SHT 6142 V8. >) Vgl. Anm.23. Untersuchungen zur Schulzugehérigkeit der Gilgit-Fragmente 169 saka, ,,der [die Regeln] nicht vollstandig einhalt“, unbekannt. In Abhidh- k-vy 377,8-13 wird eine Stelle aus dem Mahanamasitra angefuhrt. Da- nach wird jemand, der drei oder vier Regeln einhalt, als yadbhiyaskarin bezeichnet?™*, Gegen eine Zugehdrigkeit des Dhsk(Skt.) zur Sarvastivada-Schule spricht die véllig verschiedene Anordnung des Sanskrit-Werkes und der chinesischen Ubersetzung™), Nach einem genauen Textvergleich zwi- schen Dhsk (Skt.) und Dhsk(C) ergibt sich folgendes: Beide Texte stim- men tberwiegend genau iiberein, wenn man davon absiebt, daf die in Dhsk (Skt.) haufig vorkommenden Kiirzungen (durch vistarena yavat) in Dhsk(C) nicht vorgenommen wurden. Vereinzelte Abweichungen kom- men bei den Sitra-Zitaten vor?) (z.B. 614, 5; 6v6). Dabei handelt es sich meist um kirzere Formulierungen in Dhsk(C). Fir die Annahme einer Zugehorigkeit zur Milasarvastivada-Schule wiirde das wortliche Zitat in Dhsk (3r) aus dem EA der Millasarvastivadin sprechen sowie die Tatsa- che, da wir in Gilgit einen Schwerpunkt der Malasarvastivadin vorfin- den). Letztere Annahme wird durch die an den Teilen 2 und 3 des Gil- git-Manuskripts gemachten Beobachtungen gestiitzt. Wenden wir uns zu- nachst Teil 3 zu. 2. Das Lokaprajniapti-Fragment Die Lokaprajfiapti ist ein Teil des Prajfiapti-Sastra, des 6. Teils des Abhidharma der Sarvastivada-Schule. In der chinesischen Ubersetzung wird der Titel Lokaprajfiapti zwar als 1. Teil des Prajfiapti-Sastra er- wihnt™), fehlt aber ganz. Dagegen ist uns die Lokaprajiiapti (LP)**) zu- 308) Vgl. S. Dietz, Fragmente des Dharmaskandha (s. Anm.7 a), Anm.319-323. >t) Daf man aufgrund der unterschiedlichen Anordnung nicht unbedingt auf eine andere Schulzuordnung schlieBen darf, zeigen die Beobachtungen E. Waldschmidts (BhiPr, S.2) am Bhiksunipratimoksa der Milasarvastivadin in der tibetischen und chinesischen Uberset- zung. 3) Es ist nicht sicher, ob dem Chinesischen hier ein anderer Sanskrit-Text zugrunde liegt. Falls es tatsichlich so ware, wirde das L. Schmithausens Vermutung (vgl. Protokoll ‘Symposiums in Teil 2) bestatigen, daf die Malasarvastivadin den Abhidharma der Sarvasti din Ubernahmen und in ihrem Sinne uberarbeiteten. Daf es wohl ein Satrapitaka der Mila- sarvastivadin gab (entgegen Vermutungen anderer Gelehrter, wie 2.B. J.W. de Jong, Le Si- trapitaka des Sarvastivadin et des Malasarvastivadin, Mél. d’Indianisme 4 la mémoire de Louis Renou, Paris 1968, 397-8), durfen wir wohl aus der Existenz eines EA der Milasarvi- stividin schlieSen. Vgl. auch den Beitrag von C.B. Tripathi in diesem Band. Zu weiteren Unterschieden in den Siitra-Zitaten in Dhsk(Skt.) und Dhsk(C) vel. S. Dietz, Fragmente des Dharmaskandha (s. Anm.7a), Anm.64, 68, 69, 115, 133, 176, 360, 381. 3) Vgl. den Beitrag von O. v. Hindber, 5.71 ©) Vgl. J. Takakusu, ,Abhidharma Literature“, 116-7. Ein *Lokaprajfiaptyabhidharma* ist in der Sastra-Abteilung des chinesischen Kanons iiberliefert. Vgl. Taisho Nr. 1644. 9) Eine Analyse der Lokaprajfiapti gibt L. de La Vallée Poussin, Vasubandhu et Yago- mitra. Troisiéme chapitre de 'Abhidharmakoga. Paris 1913. Bouddhisme, Etudes et Maté- riaux. Cosmologie: Le monde des étres et le monde-réceptacle, S.295-326. 170 Siglinde Dietz sammen mit zwei weiteren Teilen des Prajiapti-Sastra, der Karana- prajfiapti™) und der Karmaprajiapti”) in tibetischer Ubersetzung aberlie- fert. Als Autor wird sowohl im Chinesischen**) als auch im Tibetischen’”) Maudgalyayana genannt. Uber die Schulzugehérigkeit der TV der LP ist nichts bekannt, und es gibt keine Hinweise fiir die Annahme Takakusus (S.143), da® es sich hierbei um ein Sarvastivada-Werk handeln dirfte. ‘Wie aus der Aufstellung der erhaltenen Blatter in Anm.5 hervorgeht, sind uns 4 Fragmente aus der Lokaprajiiapti erhalten. BI. 10 erwahnt zunachst (10r1-2) die Kalaka-Gebirge und die Berge Himavat und Gandhamadana, danach (1012-3) den See Anavatapta bzw. Daéa. 1013-9 folgt eine Beschreibung der Flisse Ganga, Sindhu, Vaksu und Sita. Es schlieBt sich 10r9-10v5 die Beschreibung des Bergabhangs (pragbhara) Asuraparéva an. Dieses Fragment schlie&t mit der Beschrei- bung des Salbaumes Supratist! ita. Das Bl. 18 enthalt eine Beschreibung des Palastes Vaijayanta des Indra (181r2-v4) und des in dessen Nahe liegenden Lotusteiches Vijaya (18v 4-10). 3411-3546 beschreibt das dritte Zwischen-Kalpa (antarakalpa) der Hungersnot (durbhiksa) sowie das Verhalten der Menschen zu dieser Zeit. 35r6-v9 folgt die Schilderung des Zeitalters der ,Zerstérung durch Feuer“ (tejahsamvarttani). Die Blatter 51-2 beginnen 51r1-v1 mit einer Liste von Kénigen, die mit Prasenajit beginnt und dem ersten Sunga Pusyamitra schlie&t. Die mit die- ser Liste verbundenen Probleme, die von allen anderen bekannten Listen von Mauryakénigen abweicht), sind noch nicht geldst. 51v1 folgt bis 52r1 eine Beschreibung von Wind, Wasser, Erde, dem in- neren und 4uferen Ozean und 52r1-52v9 des Sumeru. 52v9 ist gerade noch der Beginn einer Beschreibung des Yugandhara erhalten. ‘Auch diese Fragmente sind aberwiegend in reinem Sanskrit geschrieben. ‘An hybriden Formen haben wir 1012, 7 purima ,ostlich*, 10r2, 9, 10v4, 1843 divardha ,,anderthalb“, 51v8 und 52v6 cattala ,,vierzig“ und in 10r8 upainti ,miinden*. Unser Sanskrit-Text stimmt genau mit der TV“) dberein, mit Aus- nahme der Liste der Kénige der Maurya-Dynastie. In der TV geht der mit 51v1 beginnenden Beschreibung eine Aufzihlung der Kénige von Maha- sammata bis Rahula, dem Sohn des Buddha, voraus*). In 34r6-34v5 finden wir eine Beschreibung von 5 Hungersnéten krcchra (r6-7), kantara (7-8) und camca, salakavytti und Ssvetasthi (3418 %) rGyu gdags pa TT (Peking) Nr.5588, Bd 115, Khu, 112a1-208b2. ») Las gdags pa TT (Peking) Nr.5589, Bd 115, Khu, 208b2~281 a8. %) Vel. J. Takakusu, ,Abhidharma Literature”, S. 116. >) Vgl. E. Obermiller, History of Buddhism (Chos hbyua) by Bu-ston, Pt. 1.2. Transl. Heidelberg 1931-32. (Materialien zur Kunde des Buddhismus. H. 18.19), 149. “) Vgl. O. v. Hinuber, Erforschung, S.332. Dort ist die Liste auch aufgefuhre. **) Vgl. die Konkordanz in Anm.5. 2) Vgl. L. de La Vallée Poussin, Vasubandhu, S. 320-323 Untersuchungen zur Schulzugehérigkeit der Gilgit-Fragmente 171 v6). Die ersten beiden Namen tauchen in Dutt, GilMs 1237,15 und Avs II 83,8-9 auf. Die Definition der drei ibrigen Hungersnéte in LP ist aus- fuhrlicher und stimmt nur in wenigen Wendungen mit den vergleichbaren Definitionen in Dutt, GilMs 1 250,10ff., 13ff. und 16ff. sowie in Divy 131,21-132,6 tiberein®), Fir camca, salakavrtti und fvetasthi werden je- weils zwei Definitionen gegeben, die hier kurz wiedergegeben werden sol- len. Die doppelte Erklarung diirfte dafur sprechen, da& zur Zeit, als die LP verfa&t wurde, die wahre Grundbedeutung der entsprechenden Be- griffe schon nicht mehr bekannt war“). camca wird (34r8-34v1) 1. als eine Art zum Tode fithrende Schwache, die durch Hungern verursacht ist, und 2. als samudga ,Korb“ erklart. Nur die 2. Erklarung finden wir in Divy 131,22 und in Dutt, GilMs I 250,10. salakavytti (34v 1-4) wird fol- gendermagen erklart: ... bijani ... bhavamty alpaphalani ekaialakani ,die Saaten tragen nur wenig Frucht [und] haben nur eine Rispe“*). 2. Die Rispen werden in einem Topf zerstampft und mit viel Wasser gekocht und getrunken. Diese Erklarung stimmt annahernd mit der in Divy 132,3 und Dutt, GilMs I 250,16 uberein. Als letzte Definition finden wir Svetdsthi (34v4-5). Die 1. Erklarung ist: Die Menschen sterben vor Hunger, und ihre Knochen werden weif. Die 2. Erklarung stimmt wieder mit denen in Divy 132,1 und Dutt, GilMs 1 250,13 dberein: Die Menschen sammeln Knochen, zerstampfen sie in einem Topf, kochen sie mit Wasser und trin- ken dieses Gemisch. Weitgehende Ubereinstimmungen der LP haben wir bei der Beschrei- bung des Palastes Vaijayanta 18r5-18v2 mit MPS 34.56-66 und noch en- gere mit der des Mahasudarsana-Avadana in FE 1554,4-1555,4. Fir die Beschreibung der Stadt Sudarsana in Dhsk 18r1-2 haben wir eine wortliche Parallele im Divy 221,26-222,3, ebenso fur die Beschrei- bung des Lotusteiches und seiner Umgebung in der Nahe des Palastes Vaijayanta (18 v6-9 = Divy 221,10-19). Trotz der Parallelitat zu dem Sarvastivaida-Werk MPS hat unser Text zusammen mit den Milasarvastivada-Schriften Divy und Mahasudarsana- Avadana eine grundlegende Abweichung: unter den Baumaterialien aus den vier Kostbarkeiten Gold, Silber, Beryll und Diamant haben wir im MPS immer das Wort rdjata fir ,silbern“, in unserem Text, Divy und Ma- hasudargana-Avadana ripyamaya, Dabei muf erwahnt werden, daf so- wohl LP als auch FE 1554,4ff. immer rapyamaya schreiben. Die zuletzt genannten Ubereinstimmungen erhéhen die Wahrschein- lichkeit, da& es sich bei dem LP-Fragment um einen Milasarvastivada- Text handeln kénnte. Dadurch liefe sich dann wohl die TV wegen ihrer genauen Entsprechung zu unserem Text ebenfalls dieser Schule zuordnen. ) Vgl. zu den letzteren drei O. v. Hinuber, .Ghost word dvihitika and the description of famines in early Buddhist literature", JPTS IX, 1981, 74-86. Dort werden auf den Seiten 79-83 diese Hungersnote abgehandelt. “) Vgl. O. v. Hinuber, op.cit, S.80, 82, 83. “) Diese Erklarung kommt der der Theravadin nahe. Vgl. O. v. Hindber, op.cit., $.82. 172 Siglinde Dietz 3. Das Ekottaragama-Fragment Mit Sicherheit lat sich die Schulzugehérigkeit fiir den zweiten Teil des Fragments in Ujjain, die 9 Folien des EA, bestimmen, und zwar durch den Vergleich einiger Strophen dieses Textes mit Parallelen in anderen Texten. Vor kurzem wurde mir dankenswerterweise von O. v. Hintiber ein von Yusen Okubo verfafter Aufsatz, mit dem Titel ,A Study of Sanskrit- Fragments deposited with the Scindia Oriental Institute Ujjain“, z1 schickt. Diese Studie ist eine Bearbeitung der EA-Fragmente in Ujjain. Y. Okubo konnte sich nur auf die schon oben erwahnte Transkription von Sudha Sengupta“) stiitzen, was zur Folge hatte, daft trotz verschie- dener Konjekturen des Verfassers noch einige Fehler der Abschrift von S. Sengupta stehenblieben. Andererseits hat Y. Okubo den EA-Frag- menten Parallelen, zumeist aus dem Pali-Suttapitaka, beigegeben. Anlaf fir meine Beschaftigung mit diesem Fragment war eine Bemer- kung, die Y. Okubo auf der ersten Seite macht. Er schreibt dort ,,These fragments seem to be of Ekéttara-agama belonging to Sarvastivadin (in- cluding Milasarvastivadin)“. Diesem Satz scheint die auch anderweitig *”) vertretene Auffassung zugrunde zu liegen, da8 die Mallasarvastivadin den Sitrapitaka mit den Sarvastivadin gemeinsam hatten oder ihn ungeandert ubernahmen. Die Zuordnung zur Sarvastivada-Schule durch Y. Okubo scheint darauf zu beruhen, da das Fragment in reinem Sanskrit geschrie- ben ist und eine Parallele in einem EA-Fragment aus Sortuq (SHT III 974) hat. Auf letztere werde ich im folgenden noch naher eingehen. Obwohl insgesamt nur sehr wenige EA-Fragmente in Sanskrit erhalten sind und auch nur eine Ubersetzung davon im chinesischen Tripitaka‘*) vorliegt, laBt sich die Schulzuordnung der Fragmente aus Ujjain anhand im Text vorliegender Besonderheiten genau bestimmen. Wahrend C.B. Tripathi in seinem in diesem Band erscheinenden Bei- trag”) seine Bestimmung der Schulzugehdrigkeit der EA-Fragmente in Delhi aufgrund der Unterschiede in einer Reihe von 27 Begriffspaaren machen konnte, wende ich mich vor allem Beobachtungen sprachlicher Besonderheiten zu. Hierbei stiitze ich mich auf die grundlegenden Vorar- beiten L. Schmithausens in seinem Artikel ,Zu den Rezensionen des Udanavargah“*°), und wie wir gleich sehen, werden seine Feststellungen*!) tiber die Schulzugehérigkeit der beiden Udanavarga-Rezensionen aufs neue bestatigt. 4) Fragments from Buddhist Texts. In: Buddhist Studies in India. Ed. by R. Pandeya. Delhi 1975, S.183-195. ”) S. oben Anm. 32. “*) Tséng-i-a-han-ching: Taishd Nr.125, Bd 2,5622-830b. Zur Schulzugehorigkeit vgl. den Beitrag von E. Mayeda, S.102f. in diesem Band. ) Saigiti-Sitra, Nipata II, und Ekottaragama-Parallelen, S.191 ff. $9) WZKSO 14, 1970, 47-124. 8) Op.cit. 89-114. Untersuchungen zur Schulzugehdrigkeit der Gilgit-Fragmente 173 Zunachst wollen wir uns die oben erwahnte Parallele in einem Sanskrit Fragment aus Soréuq ansehen. Wie unser Fragment stammt das Fragment aus Soréug aus dem ,Einer-Buch* des EA. E. Waldschmidt hat dieses Fragment SHT II 974 in seinem Artikel Two different versions of the Ekottarikagama“*) ausfuhrlich besprochen. Er auBert sich aber nicht zur Schulzugehdrigkeit des Fragmentes. In Soréuq lassen sich neben den vor- herrschenden Sarvastivadin auch Anhanger der Malasarvastivadin nach- weisen*), In dem erwahnten Fragment werden die funf ,Hemmnisse* (ni- varana) abgehandelt. Als Beispiel seien die Zeilen SHT III 974a V 1-2 zi- tert: ((naham ekadharmam api samanupa))($)[y](@)mi ye[ nd] nutpannam ca vyapadanivaranam utpadya[t}(e ut)[p)((annam ca bhiyobhavam urddhim vipulatam gacchati yad uta maitrayd abhdvit)) (2) aya aba- [Ault] kytaya (|) *4) nich nehme auch nicht eine einzige [andere] Gegebenheit wahr, durch die das nicht aufgekommene Hemmnis ,Ubelwollen‘ [so leicht] aufkommt und das aufgekommene zu Mehrwerden, Wachstum und Ausdehnung gelangt, [wie durch diese:] durch nicht geiibte, nicht ent- wickelte, nicht vermehrte Gite.“ Das Ekottaragama-Fragment aus Gilgit (EAG) lautet: Sengupta, 187, L. 4-6: naham ekadharmmam api samanupasyami yenanutpannam (5) ca vyapa- danivaranam utpadyate wtpannam ca bhiyobhavavrddhivipulatdm ga- cchati yatha maitryd andsevitaya abhavitaya abahulikytaya (\) Bei einem Vergleich der beiden Fragmente stellen wir einige kleinere Ab- weichungen fest. Zunachst haben wir im EAG das Kompositum bhityobha- vavrddhivipulatam. Dann folgt yathd statt yad uta in SHT. Abweichend von SHT haben wir ein zusatzliches anasevitaya ,,nicht geubt*. Fur die ne- gierte Form der auch in den SHT-Fragmenten belegten**) Reihe dsevita, bhavita, bahulikrta gibt es in SHT kein Beispiel. Seltsam ist, da& in EAG andsevitayd in allen vier Fallen, in denen es hier in den Zeilen 3-5 vor- kommt, unter der Zeile dazugefugt wurde. In EAG haben wir maitrt »Gite*, in SHT maitra, in EAG stydnamiddha, in SHT stinamiddha, in EAG 2) In: Die Sprache der altesten buddhistischen Uberlieferung (Symposien zur Buddhis- musforschung, Il). Hrsg. H. Bechert, Gottingen 1980 (AAWG, Phil. Hist. Kl. 3. Folge, Nr. 117), S. 169-174. +) D, Schlingloff, Ein buddhistisches Yogalehrbuch. Berlin 1964. (Sanskrittexte aus den Turfanfunden. VII), S. 10. %) Der in (( )) Klammern stehende Text wurde von mir hier aus den im ubrigen Frag- ment vorhandenen Resten erginzt. 4) Daso VI. 7 (1-5), Sang VI. 16, MPS 15.10, 135 18.4, 5; 30.15; SHT IV 162b R 7; SHT 1620 R2. 174 Siglinde Dietz und SHT nivarana **). Die ersteren Begriffe kommen in SHT”) in beiden Formen vor; fir nivarana**) finden wir auch nivarana. Dieser Vergleich zeigt, da die beiden Fragmente zwar insgesamt uber- einstimmen, aber doch eine Reihe kleinerer Abweichungen zeigen, die allein betrachtet unbedeutend erscheinen mégen. Von den 35 Strophen, die in dem Fragment enthalten sind, haben 9 Strophen eine Sanskrit-Parallele. Im folgenden wollen wir uns die Stro- phen ansehen, deren Parallelen Abweichungen haben. Bei Sengupta 186,2-3 finden wir: yah ka§ cano durgatayah —asmin loke parattra ca (|) avidydmiilikah sa(rv@) (3) icchalobhasamarppitah (\) Alle schlechten Existenzformen in dieser Welt und im Jenseits haben ihre Wurzel in der Unwissenheit [und] sind durch Verlangen und Gier hervorgebracht.* Dazu haben wir folgende Parallelen: Itivuttakam 40, 1 Ya kaci-ma duggatiyo asmim loke paramhi ca | avijjdmiilakd sabba icchalobhasamussaya || AbhidharmakoSavyakhya Il 486,7-8 ith kaf cana durgatayah — asmin loke paratra ca avidydmillikah sarod icchalobhasamutthita Abhidharmadipa 297, 10-11 yh kaé cana durgatayo —’smil loke paratra ca | sarvas td avidyamulikah Wenn wir die Pali-Parallele in It 40,1 vergleichen, so stellen wir fest, da8 sich diese nur in einem Wort unterscheidet: icchdlobhasamussaya sich aus Verlangen und Gier ehebend“. Das Sanskrit-Aquivalent zu samussaya ist samucchraya ,was in die Hohe schieBe*. Im Sanskrit-Zitat dieses Verses finden wir in Abhidh-k-vy II 486,7-8 noch eine andere Form (Sanskritisierung?)*) icchalobhasamutthita ~ herausgekommen“. Yasomitra, der Verfasser der Vyakhya, war Sautran- tika), also Anhanger einer speziellen Sarvastivada-Schule*), folgt jedoch %) In SHT haben wir oft auch die Form nivaraya: Daso X. 4; V. 4; Saig V.6; SHT TV 412 Fragm. 40 Ab; Uv 32.76a. 2) maitri haben wir z.B. UpsnSi 23a, b, c; 24a, d; SHT IE 176 Bl. 72 R 1, Prak(Im) S.12 Z.3, NagSii(VP) 132 A 5-6, B 1. styana-middha in Daso X. 4(5), Bil. S.5 I. #8) Vel. Anm. 56. %) Zur Frage der ,Ur-Agamas", vgl. H. Bechert in: Die Sprache der altesten buddhisti- schen Uberlieferung, S.27 ff. “) Vgl. A.K. Warder, Outline of Indian Philosophy, Delhi 1971, $.200. “) Vgl. E. Lamotte, Histoire du bouddhisme indien. Des origines & Vére Saka. Louvain 1958 (Bibliothéque du Muséon. 7), S.579, 581 Untersuchungen zur Schulzugehorigkeit der Gilgit-Fragmente 175 in den kanonischen Zitaten weitgehend der Version der Milasarvastiva- din®), Ein weiteres Zitat dieses Verses finden wir in dem Sarvastivada- Werk) Abhidharmadipa. Es scheinen aber nur die Padas 1 und 2 genau zitiert zu sein, da Pada 3 unmetrisch ist. Aus diesen Versionen der Strophe geht her- vor, da hier die Uberlieferung auseinandergeht und die Sarvastivada-Fas- sung méglicherweise von der in unserem EA-Fragment verschieden war. Ganz eindeutig konnen wir das fiir die im folgenden zu behandelnden parallelen Versionen sagen. Die tibrigen Parallelen zu den Strophen im EA stammen aus dem Udanavarga. Von diesen acht Strophen lasse ich zwei (Sengupta 191 u.,3~4) hier aufer acht, da sie wértlich mit Uv 4. (Aprama- davarga) 8-9 (Skr. und TV) iibereinstimmen, und zwei weitere, da sie nur eine Wiederholung (von Uv 3. 12-13) sind. Wir werden uns mit den vier Parallelen aus dem Trsnavarga beschaftigen. Es handelt sich hierbei um Uv 3.7-8 und 12-13 und deren TV 3.7ab, 8-9 und t3ab, 14-15. L. Schmithausen hat in seiner Untersuchung ,Zu den Rezensionen des Udanavargah“ (S.89 ff.) tberzeugend festgestellt, daf die von der Haupt- masse der ostturkistanischen Handschriften vertretene und von F. Bern- hard veréffentlichte Rezension 1 die Version der Sarvastivadin sei, dage- gen die vor allem in der tibetischen Ubersetzung des Udanavarga vorlie- gende Rezension 2 die Version der Milasarvastivadin. Falls wir nun bei den im EAG vorliegenden Parallelen nachweisen kénnen, daf sie dem ti- betischen Udanavarga (Uv TV) naherstehen als dem Sanskrittext, ware dies ein ziemlich eindeutiger Hinweis dafiir, da die EA-Fragmente in Ujjain der Milasarvastivada-Schule zuzurechnen sind. Wenden wir uns zunachst den Versen 1-2 (Sengupta 183,23) zu“), die Uv 3.7-8 entsprechen. EAG lautet: tysnayd grathita satvd — raktacitta bhavabhave | te yogayukta marasya ayogaksemino jandh (I) jaramarana(m anveti vatsah ksira-) (3) paka iva mdtaram (Il) (1] tam tu trsnam prahdyeha — vitatrsno bhavabhave (\) tsnayabhibhavad bhiksur anicchuh parinirortah | [2] [1] ,Diejenigen Wesen, die von Gier umwunden und beziiglich im- mer neuer Existenzen leidenschaftlichen Sinnes sind, diese Menschen folgen durch die Bande Maras gebunden, ohne das Heil (zu finden], dem Alter und Sterben nach wie ein nach Milch verlangendes Kalb (oder: Kind) der Mutter.“ [2] ,Der Ménch aber, bei dem, nachdem er diese Gier aufgegeben hat, die Gier nach immer neuer Existenz vergangen ist, ist aufgrund 2) Vgl. den Beitrag von L.Schmithausen in Teil Il und Anm.40. ©) E-Frauwallner, Die Philosophie des Buddhismus, Berlin 1956 (Texte der indischen Philosophie, Bd 2), 5.420. “) Die Verszahlung des EA wurde von mir hier nur der Eindeutigkeit halber eingefuhrt, sagt also nichts Uber die Stellung der Strophen im Text aus. 176 Siglinde Dietz der Uberwindung der Gier frei von Verlangen [und] vollkommen er- loschen.* In Uv 3.7-8 = UvTV 3.7 ab, 8-9 haben wir: 1d grathitah satud raktacitta bhavabhave | yogayuktd marena hy ayogaksemino janah | jaramaranam ayanti yoga hi duratikramah || [7] ‘yas tu tysndm prahdyeha vitatysno bhavabhave | iysnaya vibhavad bhiksur anicchuh parinirortah [8] In Pada c haben wir in UvSkt. 7c den Instrumental mdrepa, also durch Mara mit Banden gebunden“. Die Zeile f ist véllig verschieden: yoga hi du- ratikramah denn die Bande sind uberaus schwer zu tberwinden“. Die Er- ganzung in Zeile 1f des EA, die unmetrisch ist, wird z.B. durch UvSkt. 3.3£ gestiitzt. Wir wiirden etwa diesen Text erwarten, da wir in UvTV in der Ubersetzung zu dem letztgenannten Vers in 3.4d denselben Text wie in UvTV 3.84 finden. Au&erdem sind an dem Fragment des EA hier min- destens 7 Aksaras abgebrochen**). Meine Erganzung anveti stitzt sich auf die variae lectiones sowohl zu UvSkt. 3.3e in DC 7, P 2.48 sowie zu unse- rer Parallele in UvSkt. 3.7 in AB 5, DC 7, EX 4, P. St. 6 und vor allem auf UvTV ries su ‘gro ‘gyur te ,er wird nachgehen“. In UvSkt. 3.8¢ haben wir das auf bhiksur bezigliche Relativpronomen yas, in 8c die grammatisch nur schwer erklarbare Form vibhavad, die ich als (augmentlose) 3. Person Singular Imperfekt zu vi-bhi- auffasse, wobei vi-*) in privativer Bedeu- tung verstanden ist, also ,er wurde frei von Gier*. Sehen wir uns nun UvTV 3.7 ab, 8-9 an: | sred pa mams kyis mdud pa’i sems can dag | \ srid dari srid min dag la sems chags si | [Zab] \ skye bo grub dari bde ba dari bral Ziri | | bdud kyi sbyor ba dag dari Idan pa de | | rga dani ‘chi ba’i rjes su “gro ‘gyur te | | ma druri nu Zo "dod pa’i be’u dari ‘dra| [8] | “di na sred pa de “dra spori byed pa\ | srid dan srid min dag la sred bral Zin | | dge slon srid pa zil gyis gnon byed pa| | thag ma med par yoris su mya nian ‘da’| [9] ) Den Pada vatsah ksirapaka iva mataram finden wir auch in Uv 18.4d. Dort haben wir in EN 19 die v.L. (Asirapa)[ko] va. In Uv 18.4 ist diese Zeile metrisch, da wir es mit einer Vai- tallya-Strophe zu tun haben. Vgl. F. Edgerton, Buddhist Hybrid Sanskrit Reader, 40, XVIII. 4. Vgl. auch die Parallele dazu in Dhp 284, GDhp Ill 4(94), PDhp 363. ) Vel. hierzu BHSD s.v. vibhava und zu vibhi mit Inste. PW s.v. 1. bhi: o-, caus. 2. Doch auch mit diesem Erkkirungsversuch bleibt die Stelle in Uv problematisch. Die Hss. ha- ben alle vibhavad. CW 5 hat trsndya. Moglicherweise ist in der Sarvastivada-Version diese Stelle aus *tryndyd vibhavad verderbt(?). In der Form der Milasarvastivadin, wie sie in EAG 2c vorliegt, haben wir einen Hypersandhi, wie er sich aus hier mittelindischer oder hy- brider Vorlage wie *tanhay’ abhibhavd oder ahnlichem ergeben wiirde. Letzteren Hinweis verdanke ich Herrn Prof. Schmithausen. Untersuchungen zur Schulzugehorigkeit der Gilgit-Fragmente 17 In 8b haben wir in allen Drucken, in Ubersetzung von UvSkt. 7c, bdud kyi, das marasya entspricht. Auch die Pali-Parallele in It 58,1 hat in 1c te yogayuttd marassa. In UvIV 8d haben wir in genauer Wiedergabe von EA 1f ma drut nu Zo ‘dod pa’i be’ dari ‘a ‘dra; in 9a sred pa de ‘dra fir EA2a tam tu trsndm; in 9c genau wie in EA 2c zil gyis gnon byed pa ,(aufgrund] der Uberwindung*; in 9d unterscheidet sich UVIV allerdings von beiden Sanskrit-Fassungen und hat | /hag ma med par yors su mya rian ‘da’| ,er ist vollkommen erloschen“. Dies ist wohl, wie auch aus dem Kommentar her- vorgeht (Uv-Vivarana TV TT Bd 119, Du, 129b 1-5) eine Anspielung auf den Terminus nirupadhisesanirvana ,das Nirvana, das nicht [mehr] mit ei- nem Rest von Grundlagen [irdischer Existenz] verbunden ist“). Zu der Zeile in UvTV gibt es leider keine weiteren Parallelen®), auch nicht in ei- nem Pali-Text, so da8 wir hier nur sagen kénnen, da& UvTV abweicht und auf eine andere Sanskrit-Version zuriickgehen diirfte. Da auch Prajiiavar- man in Uv-Vivarana thag ma med pa*) kommentiert, miissen wir anneh- men, daf ihm, wie auch der TV des Uv, ein anderer Sanskrit-Wortlaut vorlag. AbschlieBend kénnen wir tiber diese Verse im EA sagen, daf sie bis auf den Schlu8-Pada genau mit UvTV iibereinstimmen, aber mehrere Ab- weichungen von UvSkt. haben. Im folgenden wollen wir uns noch die Verse EA 3-4 (Sengupta 184,46; diese Verse werden zweimal angefuhrt, vgl. auch Sengupta 184u.,1-2) ansehen. Sie entsprechen Uv 3.12-13 und UvIV 3.13ab, 14-15. In EAG heift es: trsnadviti(yah) (5) purusah — sudirghe ‘dhvani samsaran (|) punah punar upadatte garbham eti punah punah (|) itthambhavanyathibhavam — satvdndm dgatim gatim (\l)_ [3] tam tu trsnam prahdyeha — cchitvd sroto duratyayam (|) nasau punah samsarati (trsna hy a-) (6) sya na vidyate |! [4] [3] ,Ein Mann, der die Gier zum Begleiter hat, wandert in einer lan- gen Zeit [durch die Existenzen], greift immer wieder nach [einer neuen Existenz], gelangt immer wieder in den Mutterscho8, in eine Existenz in dieser oder anderer Form, in das Kommen und Gehen der ‘Wesen.* “?) Vgl. L. Schmithausen, Der Nirvana-Abschnitt in der ViniScayasamgrahani der Yog’- carabhiimib, Wien 1969. (Osterr. Ak. d. Wiss. Phil. Hist. Kl. Sitzungsberichte, 264, Bd 2. Abh. Verdffentlichung der Kommission fir Sprachen und Kulturen Sud- und Ostasiens. H.8), S.121, Anm.74. “) Dem UvSkt vergleichbar und in ahnlichem Zusammenhang ist: Sn 707 ed: sa ve icchéya niechato aniccho hoti nibbuto Ex wird fUrwahr von Verlangen gesittigt (= befreit), frei von Verlangen erlost’, und Mvu II 387,14: hitod-m-iha alpiccham pi aniccho bhohi nivrto | Gib hier auch ein kleines Verlangen auf und werde, von Verlangen frei, erlost!*. ) TT (P) Bd 119, Du, 129b 1-2 heift es: hag ma med pa (2) Zes bya ba la | gari la grib ma yod pa ma yin pa de ni thag ma med pa ste | tshor ba po Rams pa yin no | ,thag ma med pa heift: Dasjenige, bei dem [auch] kein Schatten vorhanden ist, das ist hag ma med pa ,restlos*, d.h. der Empfindende ist zerstort.” 178 Siglinde Dietz [4] »Nachdem er aber diese Gier hier aufgegeben (und] den schwer zu Uberwindenden Strom abgeschnitten hat, wandert dieser nicht mehr [durch die Existenzen], denn bei ihm gibt es keine Gier mehr.“ ‘UvSkt. lautet: trsnadvitiyah puruso dirgham adhvanam déaya | punah punah samsarate garbham eti punah punah | itthambhavanyathibhavah samsdre tu dgatim gatim || [12] tam tu trsndm prahdyeha vitatrsno bhavabhave | ndsau punah samsarate trsnd hy asya na vidyate || [13] In UvSkt. haben wir folgende Unterschiede: Uv 3.12bc lauten: dirgham adhvanam déaya\ punah punah samsarate ,er wandert lange Zeit aus Hoff- nung immer wieder [durch die Existenzen]*. Uv 3.12ef hat: itthambhava- nyathibhavah samsare tv dgatim gatim ,Als einer, der eine Existenz in dieser und [dann] in anderer Form hat, [gelangt er] im Geburtenkreislauf in das Kommen und Gehen.* UvIV 3.13ab, 14-15 lauten: | skyes bu sred pa dari 'grogs na | | yun rint dus su "khyam ‘yur bas| [13ab] \ yari dari yari du rier Len ciri | \ yari dari yari du mrial du jug | \ gnas skabs ‘gyur dari géan 'gyur bas | \ sems can 'or dari ‘gro bar byed| (14] | ‘dir ni spari dka’i sred pa de | | sporis la sa bon chod cig dari | { de la sred pa med ‘gyur Ziri| Ide ni yari du ’khor mi ‘gyur| [15] Wir finden: in 13b yun riri dus su ‘khyam ’gyur bas yin einer langen Zeit wandernd*, also auch Lokativ dus su fr Skt. adhvani. ‘khyam ‘gyur bas ist das Partizip des generellen Prasens. ‘khyam pa ,wandern, herumirren", besser belegt als Wiedergabe fur Skt. bhram- (vgl. LC s.v.), ist hier anstelle des fur samsarati Ublichen ‘khor ba gebraucht. In 14a heikt es: yavi dari yari du er len ciri ,greift immer wieder nach [einer neuen Existenz]". Die Zei- len 14cd lauten in Ubersetzung: ,Das Werden eines Umstands und [sein] Anderswerden bewirken das Kommen und Gehen der Wesen.* Es ist nicht ganz sicher, welche Sanskrit-Endung (~/ oder ~ m2) der TV von it- thambhavanyathibhava~ zugrunde liegt. Wahrscheinlich ist ~ m, also kol- lektives Neutrum Singular, da wir sowohl den Grundtext in UvTV 14 als auch Prajfidvarmans Kommentierung zweier Nomina (TT Bd 119, Du, 132b 1-2) so verstehen mUssen. Die Erklarung des Begriffs als Dvandva wird auch durch die Pali-Kommentatoren zu der Parallele zu EAG 3ef, Untersuchungen zur Schulzugehdrigkeit der Gilgit-Fragmente 179 z.B. in Ps I] 408,29 zu MN I 328, 247°), gestitzt. Zu dem Bahuvrihi-Kom- positum des Sanskrit-Textes gibt es keine Parallele. Abweichend von bei- den Sanskrit-Versionen fuhrt UvTV byed ,bewirken“ ein, dessen logisches Subjekt der Pada c, also ittham~, ist. Auch in 15ab ist UVTV dem EA naher als UvSkt.: ,Gib hier die schwer aufzugebende (das wiirde duratyayam entsprechen) Gier auf, und (schneide ... ab‘) zerstére (chinddhi) [ihren] Samen!“ Da wir fur diese Pa- das keine Pali-Parallele haben, ist nicht sicher, ob die TV auf einen ande- ren Sanskrit-Text zurtickgeht oder ob dieser korrupt war oder die Uber- setzung nicht einwandfrei ist. In jedem Fall hat auch hier UvTV mehr ereinstimmungen mit EA als UvSkt. mit beiden erstgenannten, was be- deutet, da auch hier UvTV auf einen Sanskrit-Text zuriickgeht, der dem EA naher steht als UvSkt. Zur Erklarung der beiden Divergenzen zwischen UvTV und dem EA- Fragment sollten wir uns erinnern, da hier keiner der beiden Texte aus dem anderen zitiert, sondern daft wir es bei einer gemeinsamen Basis, von der beide Texte ausgegangen sein miissen, dennoch mit einer unabhingi- gen Entwicklung zu tun haben”). Dieses Ergebnis harmoniert ganz mit den Beobachtungen, die L. Schmithausen an Udanavarga-Parallelen im Miilasarvastivada-Vinayavastu und Divyavadana gemacht”) hat, nimlich da bei Udanavarga-Parallelen in anderen Werken der Milasarvastivadin seine weitgehende Ubereinstimmung mit dem Wortlaut der Rez. 2“ herr- sche. Wenn wir dazu noch seine”) Feststellung heranziehen, da ,alle Milasarvastivada-Texte einheitlich Rezension 2 (d.i. UvI'V) des Udana- vargah voraussetzen“, so wire daraus zu folgern, daft die 9 Blitter des EA aus Gilgit auch der Milasarvastivada-Schule zuzurechnen sind. Als Ergebnis der vorliegenden Untersuchung kann festgehalten werden, daf mit grofter Wahrscheinlichkeit alle drei Teile des in Ujjain liegenden Gilgit-Manuskripts Werke der Milasarvastivada-Schule sind. 9) Diesen Hinweis verdanke ich Herrn Prof. v. Hinuber. ”) Vel. hierzu L. Schmithausen, ,Rezensionen*, 5.82, 84 und 88-89. 7) ,Rezensionen®, S.92. 7) ,Rezensionen*, S. 110.

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