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Feire Fiz (Hans Zimmermann) : lapsit exillis (index) : Quellen zum Thema "Schöpfung" und zum Weltbild der

Antike und des Mittelalters in


zwölf Sprachen
Materialien und Quellen für den Unterricht : Griechisch / Latein & Ethik / Weltreligionen / Philosophie : Der Vogel Phönix (Banu, Phoinix,
Phoenix)
Physiologus: Das Einhorn : Der Löwe

Der Vogel Phönix


Phusiologos - Physiologus 7
griechisch (transliteriert) / deutsch

bitte wählen: Schriftart des griechischen Textes –


Symbol (griechische Schrift) oder Times New Roman (in lateinische Schrift transliteriert)

und weitere Quellen (griechisch / lateinisch / mittelhochdeutsch) zum Phoinix - Phoenix - fenis):
Herodot Hist.2,73 : Ovid: Met.XV, 391-407 : Mela 3,83 : Plinius Nat.10,2 : Tacitus Ann.6,28 : Isidor v. Sevilla
Etym. 12,7
Wolfram v. Eschenbach: Parzival IX,471 ff
(Übers. außer beim Ovid-Text Hans Zimmermann, Görlitz März 2003)

links : index

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Phusiologos - Physiologus ("Der Naturkundler", griech./dt.)
Um 200 n.Chr. in einheitlicher Form redigierte Sammlung von 48 symbolisch-narrativen "Tier"-Darstellungen. Bekannt sind außer dem
folgenden "Phönix" vor allem auch die Stücke vom Pelikan und vom Einhorn. Alle beginnen mit einem Bibelspruch und enden oft mit der
Formel "Schön hat der Physiologus gesprochen vom ...". Zahlreiche Übertragungen und umgestaltende Übernahmen aus dem Griechischen
ins Lateinische (in Prosa und Versform) und in die verschiedenen Muttersprachen der antiken und mittelalterlichen Erzähler,
Mirabiliensammler und Autoren weiterer Bestiarien. Von außerordentlicher Breitenwirkung in den Ikonographien von Kunst und Religion und in
den "gesunkenen" Literaturen (z.B. Märchen) bis zum Ende des Mittelalters, solange solch eine symbolistisch-moralisierende Typologie noch
von Bedeutung war. Neu von Interesse seit C.G. Jungs Archetypenlehre und J.K. Rowlings "Harry Potter".

Peri Phoinikos peteinou – Vom Vogel Phönix

Ho Kurios elexen en tôi Euangeliôi


Exousian echô theinai tên psuchên mou
kai exousian echô palin labein autên.
kai oi Ioudaioi êganaktêsan epi tôi logôi.

Der Herr sprach im Evangelium:


"Vollmacht habe ich, einzusetzen meine Lebensseele
und Vollmacht habe ich, sie wieder an mich zu nehmen."
Und die Juden regten sich auf über dieses Wort.

Esti peteinon en têi Indiai Phoinix legomenon.


kata pentakosia etê eiserchetai eis ta xula tou Libanou
kai gemizei tas pterugas autou arômatôn
kai sêmainei tôi hierei tês Hêliou poleôs tôi mêni tôi neôi
tôi Nêsan ê tôi Adar
toutesti tôi Phamenôth' ê tôi Pharmouthi.

Es ist ein Vogel in Indien, Phönix genannt.


Nach fünfhundert Jahren fliegt er in die Wälder des Libanon (also "Phöniziens")
und füllt seine Schwingen mit aromatischen Essenzen
und zeigt sich dem Priester von Heliopolis ("Sonnenstadt", On in Ägypten) im neuen Monat,
im Nisan oder Adar (babylonisch-jüdischer Kalender: Mitte März bis Mitte April),
das heißt im Phamenoth oder Pharmuti (ägyptischer Kalender: April).

ho de hiereus sêmantheis erchetai kai empiplai ton bômon ampelinôn xulôn.


to de peteinon eiserchetai eis Hêliou polin gegomômenon tôn arômatôn
kai anabainei epi ton bômon
kai heautôi to pur anhaptei kai heauton kaiei.

Der Priester, dem er sich gezeigt hat, kommt und füllt den Altar mit Holz von Weinstöcken an.
Der Vogel aber fliegt nach Heliopolis, beladen mit den aromatischen Essenzen,
und steigt auf den Altar
und entzündet für sich das Feuer und verbrennt sich selbst.

têi de epaurion o hiereus ereunôn ton bômon


heuriskei skôlêka en têi spodôi.
têi de deuterai hêmerai heuriskei auton neosson peteinou
kai têi tritêi hêmerai heuriskei auton peteinon teleion
kai aspazetai ton hierea kai poreuetai eis ton idion autou topon.

Am folgenden Tag, wenn der Priester den Altar durchsucht,


findet er einen Wurm in der Asche.
Am zweiten Tag findet er ihn als Küken eines Vogels,
und am dritten Tag findet er ihn als ausgewachsenen Vogel vor,
und dieser verabschiedet sich vom Priester und reist zu seinem Heimatort.

ei oun to peteinon touto exousian echei heauto apokteinai kai zôopoiêsai


pôs hoi anoêtoi Ioudaioi aganaktousin kata tou Kuriou eirêkotos
Exousian echô theinai tên psuchên mou
kai exousian echô palin labein autên?

Wenn nun der Vogel solche Vollmacht hat, sich selbst zu töten und wiederzubeleben,
wie regen sich die unwissenden Juden auf über den Herrn, der da sagt:
"Vollmacht habe ich, einzusetzen meine Lebensseele
und Vollmacht habe ich, sie wieder an mich zu nehmen"?

ho oun Phoinix prosôpôn lambanei tou Sôtêros hêmôn.


elthôn gar ek tôn ouranôn tas duo pterugas autou haplôsas
mestas euôdias ênegke
toutestin enaretôn ouraniôn logôn
hina kai hêmeis di' euchôn ekteinômen tas cheiras
kai anapempsômen euôdian pneumatikên dia politeiôn agathôn.

Der Phönix nun nimmt das Antlitz unseres Erlösers an:


Indem er von den Himmeln kam, breitete er seine beiden Schwingen aus
und trug sie voller Wohlgerüche
das heißt voller vortrefflicher himmlischer Worte
damit auch wir in Gebeten die Hände ausbreiten
und geistigen Wohlgeruch emporsenden durch gute Lebensführung.

Kalôs oun ho Phusiologos elexe peri tou Phoinikos.

Ja, schön hat der Physiologus vom Phönix gesprochen!

Zu den im Mittelalter kursierenden lateinischen und mittelhochdeutschen Übersetzungen des Physiologus


s.u.

siehe auch: Einhorn und Löwe im Physiologus

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Hêrodotou Istôriês apodexis – Herodot, Historiae 2,73
- Herodot aus Halikarnassos, Verfasser der ersten historischen Darstellung des Abendlandes, lebte ca. 484 bis nach 430 v.Chr. -

über den ägyptischen Auferstehungs-Vogel, den Banu, hier: Phoinix (Phoinix)

Esti de kai allos ornis hiros tôi ounoma Phoinix.


egô men min ouk eidon ei mê hoson graphêi
kai gar dê kai spanios epiphoitai
sphi d' eteôn hôs Hêliou poliêtai legousi pentakosiôn.
phoitan de tote phasi epean hoi apothanêi ho patêr.
Es gibt noch einen anderen heiligen Vogel mit Namen Phoinix.
Ich habe ihn nicht selbst gesehen, nur einen solchen im Bild,
und er kommt auch selten zu Besuch,
wie die Sonnenstädter sagen, nur alle fünfhundert Jahre.
Er kommt nur dann, wie man sagt, wenn sein Vater gestorben ist.

esti de ei têi grafêi parhomoios tososde kai toiosde


ta men autou chrusokoma tôn pterôn ta de eruthra.
es ta malista aietôi periêgêsin homoiotatos kai to megathos.
Er ist, wenn er seinem Bild ähnlich ist, so groß und so beschaffen wie folgt:
Teils goldgefiedert sind seine Schwingen, teils rot.
Zumeist wird er nach Gleichartigkeit und Größe wie ein Adler gezeichnet.

touton de legousin mêchanasthai tade


emoi men ou pista legontes
Daß er folgendes in Gang setze, behaupten Leute,
die mir nicht gerade Glaubhaftes zu sagen scheinen:

ex Arabiês hormeomenon es to hiron tou Hêliou


komizein ton patera en smurnêi emplassonta
kai thaptein en tou Hêliou tôi hirôi.
Nämlich daß er aus Arabien herbeifliegend in den Sonnentempel
seinen Vater bringe, in Myrrhe gehüllt,
und ihn im Sonnentempel begrabe.

komizein de houtô
prôton tês smurnês hôion plassein hoson te dunatos esti pherein
meta de peirasthai auto phoreonta
epean de apopeirêthêi
houtô dê koilênanta to hôion ton patera es auto entithenai
smurnêi de allêi emplassein touto
kath' ho ti tou ôiou egkoilênas enethêke ton patera
egkeimenou de tou patros ginesthai tôuto baros.
emplasanta de komizein min ep' Aiguptou es tou Hêliou to hiron.
tauta men touton ton ornin legousi poieein.
Er bringe ihn folgendermaßen:
Zuerst forme er von der Myrrhe ein Ei, so groß, wie er tragen kann,
dann versuche er, es aufzuheben;
wenn er dies erfolgreich versucht habe,
höhle er auf folgende Weise das Ei aus und lege seinen Vater in es hinein;
mit der restlichen Myrrhe verhülle er dieses
an der Stelle, wo er das Ei ausgehöhlt und seinen Vater hineingelegt habe.
Obwohl sein Vater darin liegt, werde es genauso schwer wie vorher.
Eingehüllt bringe er ihn nach Ägypten in den Sonnentempel.
Daß dieser Vogel ebendies tue, behaupten sie.

Publius Ovidius Naso


43 v.Chr. – 18 n.Chr.

Metamorphôseôn liber XV,


259-478:
Die Lehren des Pythagoras über den
Phönix
Übersetzung Erich Rösch

Vegetarismus : Goldenes Weltalter : dichterisch-religiöse Inspiration : unsterbliche Seele durch


viele Reinkarnationen : panta rhei : Astronomie : Jahreszeiten : Lebensalter : Elemente :
Geographie-Exempla : Wasser-Exempla : Aetna : Urzeugung, Insekten : Phoenix : Tier-Exempla :
historische Exempla, Troia

'Haec tamen ex aliis generis primordia ducunt,


una est, quae reparet seque ipsa reseminet, ales:
Assyrii Phoenica vocant; non fruge neque herbis,
sed turis lacrimis et suco vivit amomi.
haec ubi quinque suae conplevit saecula vitae, 395
ilicis in ramis tremulaeque cacumine palmae
unguibus et puro nidum sibi construit ore,
quo simul ac casias et nardi lenis aristas
quassaque cum fulva substravit cinnama murra,
se super inponit finitque in odoribus aevum. 400
inde ferunt, totidem qui vivere debeat annos,
corpore de patrio parvum phoenica renasci;
cum dedit huic aetas vires, onerique ferendo est,
ponderibus nidi ramos levat arboris altae
fertque pius cunasque suas patriumque sepulcrum 405
perque leves auras Hyperionis urbe potitus
ante fores sacras Hyperionis aede reponit.

All die führen indes auf andre zurück ihren Ursprung.


Einen Vogel gibt es, der selbst sich erzeugt und erneuert.
Phoenix nennt der Assyrier ihn. Er lebt nicht von Frucht und
Kräutern, sondern von Zähren des Weihrauchs, vom Saft des Amomum.
Hat seines Lebens fünf Jahrhunderte dieser erfüllt, dann
baut er sich selbst mit den Klaun und dem reinen Schnabel ein Nest im
Eichengezweig oder auch im Wipfel der schwankenden Palme.
Hat er Casia dort und die Ähren der schmiegsamen Narde,
gelbliche Myrrhe dazu und gestoßenen Zimt unterbreitet,
bettet er selbst sich darauf und endet in Düften sein Leben.
Hier, so sagt man, entsteht aus dem Leibe des Vaters ein kleiner
Phoenix, dem ebensoviel an Jahren zu leben bestimmt ist.
Hat sein Alter dem die Kraft es zu tragen verliehen,
löst er des hohen Baumes Gezweig von der Last seines Nestes,
trägt seine Wiege – und das Grab seines Vaters – er fromm, und
wenn durch die flüchtige Luft er die Stadt Hyperions erreicht hat,
legt er am heiligen Tor des Sonnentempels es nieder.

Pomponius Mela, De Chorographia 3,83 f:


- Geographie in Form einer weltumspannenden Reisebeschreibung aus dem Jahre 44 n.Chr. -

83 De volucribus praecipue referenda Phoenix, semper unica.


non enim coitu concipitur partuve generatur,
sed ubi quingentorum annorum aevo perpetua duravit,
super exaggeratam variis odoribus struem sibi ipsa incubat
solviturque.

Von den Vogelgestalten ist vornehmlich die Phoenix zu erwähnen, die nur eine einzige ist.
Sie wird nämlich nicht durch Paarung empfangen noch durch Geburt hervorgebracht,
sondern wenn sie ununterbrochen ein Alter von 500 Jahren durchlebt hat,
legt sie sich auf einen für sie selbst aus verschiedenen Duftstoffen errichteten
Scheiterhaufen
und löst sich vom Leib.

84 dein putrescentium membrorum tabe concrescens


ipsa se concipit atque ex se rursus renascitur.
cum adolevit, ossa pristini corporis inclusa murra
Aegyptum exportat
et in urbe quam Solis appellant flagrantibus arae bustis inferens
memorando funere consecrat.

Indem sie dann aus der Lösungsmasse der verwesenden Glieder neu erwächst,
empfängt sie sich selbst und wird aus sich selbst wieder neugeboren.
Sobald sie herangewachsen ist, umhüllt sie die Gebeine ihres vormaligen Körpers mit
Myrrhe
und trägt sie nach Ägypten
und indem sie sie in der sogenannten Sonnenstadt auf die lodernden Scheiterhaufen des
Altars legt,
weiht sie sie so mit einer denkwürdigen Bestattung.

Plinius d.Ä., Historia naturalis 10,2,3-5:


Umfassende lateinische Gesamtdarstellung aller Naturwissenschaften, erschienen 77 n.Chr.

3 Aethiopes atque Indi discolores maxime et inenarrabiles ferunt aves


et ante omnes nobilem Arabiae Phoenicem, haud scio an fabulose,
unum in toto orbe nec visum magno opere.

Aethiopier und Inder berichten von höchst verschiedenfarbigen und unbeschreiblichen


Vögeln,
vor allem aber vom edlen Phoenix in Arabien, ich weiß nicht ob nur im Märchen,
daß er einzig sei auf dem ganzen Erdenrund und ungesehen, trotz großer Bemühung.

aquilae narratur magnitudine,


auri fulgore circa colla, cetero purpureus,
caeruleam roseis caudam pinnis distinguentibus,
cristis fauces caputque plumeo apice honestante.

Man sagt, er habe die Größe eines Adlers,


den Glanz von Gold um seinen Hals, er sei ansonsten purpurn,
er habe rosige Federn, die einen bläulichen Schwanz durchsetzten,
Kammauswüchse, einen flaumigen Scheitel, der die Kehlen und den Kopf auszeichne.

4 primus atque diligentissime togatorum de eo prodidit Manilius,


senator ille maximis nobilis doctrinis doctore nullo:
neminem extitisse qui viderit vescentem,
sacrum in Arabia Soli esse,
vivere annis DXL,
senescentem casiae turisque surculis construere nidum,
replere odoribus et superemori.

Als erster Römer hat Manilius ausführlich und sorgfältig von ihm berichtet,
jener Senator, geadelt mit unerhörten Lehren, von keinem Lehrer übertroffen:
daß es keinen gegeben habe, der ihn je fressen gesehen habe,
daß er in Arabien dem Sonnengott heilig sei,
daß er 540 Jahre lebe
und, wenn er alt werde, sich ein Nest aus Schößlingen von Zimt und Weihrauch baue,
mit Düften erfülle und darüber hinsterbe.

ex ossibus deinde et medullis eius


nasci primo ceu vermiculum, inde fieri pullum,
principioque iusta funera priori reddere
et totum deferre nidum prope Panchaiam in Solis urbem
et in ara ibi deponere.

Aus den Gebeinen dann und aus seinen Eingeweiden


werde zuerst so etwas wie ein Würmchen geboren, daraus werde ein Küken,
und dieses gebe seinem früheren Ursprung die ihm gebührende Bestattung
und trage das ganze Nest in der Nähe der Insel Panchaia in die Sonnenstadt,
und lege es dort auf dem Altar nieder.

5 cum huius alitis vita magni conversionem anni fieri


prodit idem Manilius
iterumque significationes tempestatum et siderum easdem reverti,
hoc autem circa meridiem incipere quo die signum arietis sol intraverit,
et fuisse eius conversionis annum prodente se
P. Licinio Cn. Cornelio cos. CCXV.
Cornelius Valerianus Phoenicem devolavisse in Aegyptum tradit
Q. Plautio Sex. Papinio cos. allatus est et in urbem
Claudii principis censura anno urbis DCCC
et in comitio propositus,
quod actis testatum est, sed quem falsum esse nemo dubitaret.

Daß mit dem Leben dieses Vogels sich der Umlauf eines Weltenjahres vollende,
berichtet ebenderselbe Manilius,
und daß die Zeichensetzungen der Zeiten und Gestirne in gleicher Weise wiederkehren,
dies aber gegen Mittag beginne an dem Tag, an dem die Sonne wieder in das Widderzeichen
eintritt,
und daß es zur Zeit seines Berichts das 215. Jahr dieses Umlaufs gewesen sei,
im Konsulatsjahr von P. Licinius und Cn. Cornelius.
Cornelius Valerianus berichtet, der Phönix sei nach Ägypten hinabgeflogen;
im Konsulatsjahr des Q. Plautius und des Sex. Papinius wurde er auch in die Stadt gebracht
unter der Zensur des Kaisers Claudius, im 800. Jahr der Stadtgründung,
und in der Volksversammlung vorgestellt,
was auch in den Akten bezeugt ist, aber natürlich zweifelt keiner daran, daß das wahr
ist.

Tacitus, Annales 6,28:


- Darstellung des Julisch-Claudischen Kaiserhauses, entstanden 112-125 n.Chr. -

Paulo Fabio L. Vitellio consulibus post longum saeculorum ambitum


avis Phoenix in Aegyptum venit
praebuitque materiem doctissimis indigenarum et Graecorum
multa super eo miraculo disserendi.
de quibus congruunt et plura ambigua,
sed cognitu non absurda
promere libet.

Im Konsulatsjahr des Fabius Paulus und L. Vitellius nach Verlauf von vielen Jahrhunderten
kam der Vogel Phoenix nach Ägypten
und gab den Gelehrtesten der Eingeborenen wie der Griechen Stoff,
viele Erörterungen über dieses Wunder zu verfassen.
Worin sie übereinstimmen und auch das viele Zweifelhafte,
aber im Licht der Erkenntnis nicht ganz Unsinnige,
darf ich hier wohl darlegen:

sacrum Soli id animal


et ore ac distinctu pinnarum a ceteris avibus diversum
consentiunt qui formam eius effinxere.

Daß dieses Tier dem Sonnengott heilig ist


und durch seinen Schnabel und die Zeichnung seiner Federn von den anderen Vögeln
verschieden,
darin stimmen diejenigen überein, die seine Gestalt nachgebildet haben.

de numero annorum varia traduntur:


maxime vulgatum quingentorum spatium.
sunt qui adseverent mille quadringentos sexaginta unum interici,
prioresque alites Sesoside primum,
post Amaside dominantibus,
dein Ptolemaeo, qui ex Macedonibus tertius regnavit,
in civitatem cui Heliopolis nomen advolavisse,
multo ceterarum volucrum comitatu
novam faciem mirantium.

Über die Zahl der Jahre seiner Wiederkehr wird verschiedenes überliefert:
Am meisten verbreitet ist eine Zeitspanne von 500 Jahren.
Einige versichern, daß 1461 Jahre dazwischenlägen,
und daß die früher erschienenen Vögel zuerst unter des Sesosis,
die späteren unter des Amasis Herrschaft,
dann unter Ptolemaios, der von den Makedonen als dritter regierte,
in die Stadt, die Heliopolis heißt, geflogen seien,
wobei sie von Scharen anderer Vögel begleitet worden seien,
die über die neuartige Vogelerscheinung verwundert waren.

sed antiquitas quidem obscura.


inter Ptolemaeum ac Tiberium minus ducenti quinquaginta anni fuerunt.
unde non nulli falsum hunc Phoenicem neque Arabum e terris credidere,
nihilque usurpavisse ex his
quae vetus memoria firmavit.

Aber die alte Geschichte liegt gewiß im Dunkeln.


Zwischen Prolemaios und Tiberius sind noch nicht einmal 250 Jahre verflossen.
Daher glauben einige, daß dieser Phönix unecht sei und nicht aus arabischen Ländern
stamme,
und daß er nichts von dem Eigentümlichen ausgeführt habe,
was die alte Erinnerung behauptet hat.

confecto quippe annorum numero, ubi mors propinquet,


suis in terris struere nidum
eique vim genitalem adfundere ex qua fetum oriri.
et primam adulto curam sepeliendi patris,
neque id temere sed
sublato murrae pondere temptatoque per longum iter,
ubi par oneri, par meatui sit,
subire patrium corpus
inque Solis aram perferre atque adolere.

Wenn er nämlich die Zahl seiner Lebensjahre vollendet hat und der Tod naht,
baue er in seiner Heimat ein Nest
und ergieße seine Zeugungskraft da hinein, aus der dann ein Junges hervorgehe.
Und der Heranwachsende habe als erstes die Pflicht, seinen Vater zu bestatten,
und dies nicht unbedacht, sondern,
nachdem er sich einen Ballen von Myrrhe aufgeladen und einen langen Weg
versucht habe,
sobald er der Last gewachsen sei, sobald er der Wanderung gewachsen
sei,
nehme er den väterlichen Leichnam auf sich
und trage ihn hinüber auf den Sonnenaltar und verbrenne ihn da.

haec incerta et fabulosis aucta.


ceterum aspici aliquando in Aegypto eam volucrem non ambigitur.

Das ist wohl ungewiß und mit Märchen angereichert.


Im Übrigen aber besteht kein Zweifel daran, daß dieser Vogel zuweilen in Ägypten gesehen
wird.

Isidor von Sevilla, Etymologiae 12,7,22:


- Eine Art Lexikon oder etymologisch orientierte Enzyklopädie Isidors, des Erzbischofs von Sevilla, 570-636 -

Phoenix Arabiae avis,


dicta quod colorem phoeniceum habeat,
vel quod sit in toto orbe singularis et unica.
nam Arabes singularem 'phoenicem' vocant.
haec quingentis ultra annis vivens, dum se viderit senuisse,
collectis aromatum virgulis rogum sibi instruit,
et conversa ad radium solis alarum plausu
voluntarium sibi incendium nutrit,
sicque iterum de cineribus suis resurgit.

Phoenix heißt eine Vogelgestalt in Arabien,


so genannt, weil sie Purpurfarbe hat,
oder weil sie im gesamten Erdenrund einzigartig und einmalig ist.
Denn die Araber sagen für "einzigartig" "phoenix".
Diese nun, über 500 Jahre lebend, wenn sie bemerkt, daß sie alt geworden ist,
baut sich aus den gesammelten frischen Trieben von Duftkräutern einen
Scheiterhaufen,
und zu den Strahlen der Sonne gewandt, unter Klatschen der Flügel,
nährt se freiwillig das für sich selbst entzündete Feuer
und ersteht auf diese Weise aus ihrer Asche wieder auf.

weitere Quellen zum "Phönix"-Motiv:


Rgveda 10,81: Das Selbstopfer des Vishvakarman (All-Tat) in geflügelter Gestalt
Evangelien; z.B. Markus-Evangelium : Taufe * Verklärung * Auferstehung
Apostelgeschichte : Himmelfahrt& Pfingsten * Feuervogel als Pfingstmotiv
Johannesevangelium 10,17 f:
Exousian ecô theinai tên psucên mou
kai exousian ecô palin labein autên.
Die Phönix-Verwandlung des "kleinen Sohns"
im Machandelboom-
Märchen

Philipp Otto Runge : Der


Morgen
Die Phönix-Wandlungen
in der Chymischen Hochzeit Christiani Rosencreutz

Einhorn und Löwe im Physiologus


Physiologus, lateinische hexametrische Fassung (Latin Library, Ad Fontes)
Physiologus, mittelhochdeutsch: Millstädter Reimfassung
Phönix-Abbildung aus dem Petersborough Bestiarium
Phönix-Abbildung im Aberdeen-Bestiarium

Der Phönix (fenis) in:


Wolfram von Eschenbach, Parzival IX
Trevrizentbuch 471 ff über den Gral:

dâ wont ein werlîchiu schar. Da wohnt eine Schar, die sich tapfer
ich will iu künden umbe ir nar: wehrt;
ich will Euch künden, wovon sie sich
si lebent von einem steine, nährt:
des geslähte ist vil reine.
hât ir des niht erkennet, Sie leben von einem Stein,
der wirt iu hie genennet. dessen Art ist sehr rein.
er heizet lapsit exillîs. Habt Ihr den nicht gekannt,
von des steines craft der fênîs so wird der Euch hier genannt.
verbrinnet, daz er ze aschen wirt: Er heißet Lapsit Exillis.
diu asche im aber leben birt. Von des Steines Kraft der Fenis
sus rêrt der fênîs mûze sîn verbrennt, daß er zu Asche wird:
unt gît dar nâch vil liehten schîn, Die Asche ihm aber Leben gebiert.
daz er schoene wirt als ê. So durchläuft der Fenis die Mauser sein
ouch wart nie menschen sô wê, und gibt danach wieder hellichten
swelhes tages ez den stein gesiht, Schein,
die wochen mac ez sterben niht, daß er so schön wird wie vorher.
diu aller schierest dar nâch gestêt. Auch ward kein Mensch so krank, da er
sîn varwe im nimmer ouch zergêt: wenn er den Stein sieht, von dem Tag
man muoz im sölher varwe jehen, die Woche er nicht sterben mag,
dâ mit ez hât den stein gesehen, die gleich danach kommt, – ja, sieh:
ez sî maget oder man, Seine blühende Haut verbleicht ihm nie:
als dô sîn bestiu zît huop an, Man muß ihm die Hautfrische zugestehn,
saeh ez den stein zwei hundert jâr, mit der er hat den Stein gesehn,
im enwurde denne grâ sîn hâr. gleich ob Frau oder Mann,
selhe craft dem menschen gît der mag sein, daß sein bestes Alter begann,
stein, sähe er nur den Stein für zweihundert
daz im vleisch unde bein Jahr,
dann würde ihm nicht einmal grau sein
jugent enpfaehet al sunder twâl. Haar.
der stein ist ouch genant der grâl. Solche Kraft gibt dem Menschen der
Stein,
daß ihm sein Fleisch und Gebein
sich verjüngt immer neu von Mal zu Mal.
Der Stein wird auch genannt "der Gral".

Der köstliche Stein : Jes 28,16 und Psalm 118,22 im 1.Petrusbrief


Schriftauslegung der Lebensschrift-Chiffre: Novalis: Die Lehrlinge zu Sais
Hymne : Klingsohrs Märchen von Fabel und Eros : Astralis
- - – kannst du die Schrift, die Ornamente finden / die Salomon versiegelt mit Verstand – - -
Das Lesen der Chiffernschrift nach der Feuerprobe : R. Steiner: Wie erlangt man Erkenntnisse der
höheren Welten?
Joh.Val. Andreae: Chymische Hochzeit Christiani Rosencreutz / Fama Fraternitatis / Confessio
Fraternitatis
Islam: die ältesten Koran-Suren (arab./dt.) * Moschee in Cordoba * Alhambra in Granada
S.T. Coleridge: Kubla Khan * Franz Kafka: Parabeln * Paul Eluard: liberté
Siebenstern - philosophische Lyrik (Zimmermann) * Das Mandala eines Tages (Zimmermann)
Das Hohe Lied: "Wo ist denn dein Freund hingegangen, du Schönste?", "Morgenröte im Aufgang"
W. Blake: The book of Thel : The book of Urizen * Enuma Elisch * Popol Vuh : Schöpfungs-Mythos
der Mayas
Philipp Otto Runge : Die Zeiten : Der Morgen * Novalis: Hymne / Astralis
Entfaltet der Sohn die Werke des Vaters auch in der Natur?
Requiem: Dies irae

Raffaelo Santi: Philosophenschule von Athen (mit Erläuterungen): Pythagoras


Der Parnaß (Apollon mit den Musen)

Index (griech./lat. Quellen):


Philosophieseiten
Hesiod: Werke und Tage (Pandora)
Theogonie (gesamt, griech./dt.)
Euripides: Die Bakchen /
Philostrat: Dionysos-Szenen

Pythagoras bei Diogenes Laertios: Leben und Lehren berühmter Philosophen 8,1
bei Aristoteles: Metaphysik 1: Lehrmeinungen der Pythagoreier griech./ deutsch
und Ovid: Metamorphosen 15: Lehren des Pythagoras lat./ deutsch
Heraklit: panta rhei, Logos, Widersprüche, Naturlehre (Feuer) griech./ deutsch
Parmenides, DK 28 B 8 (to ON) und alle anderen Fragmente griech./ deutsch
Platon: Sonnengleichnis, Linienanalogie und Höhlengleichnis
Politeia 6,506 a bis 7,519 d
Menon (gesamt, griech./dt.)
Platon/ Calcidius/ Zimmermann: Timaios/ Timaeus 27d-34b griech./ lat./ dt.
Platon/ Calcidius/ Müller: Timaios/ Timaeus gesamt, griech./ lat./ dt.
Aristoteles: Metaphysik L (Buch 12) griech./ lat./ dt.:
to kinoun akinêton - das unbewegte Bewegende
= hê noêsis noêseôs = das Sich-Erkennen des Erkennens
Aristoteles Latinus, Met.12, übers. Wilh.v.Moerbeke (13.Jhd.)
Pythagoras in Metaphysik A (Buch 1): Lehrmeinungen der Pythagoreier
Unmöglichkeit infiniter Begründungsketten: Metaphysik a (Buch2)
Aratos / Cicero / Germanicus: Phainomena (Himmelserscheinungen) Sternbilder griech./lat./dt.

M. Tullius Cicero: Somnium Scipionis lat./ deutsch


Platon: Unsterblichkeitsbeweis aus dem Phaidros (übers. Cicero)
Vergil - Kosmologie-Seiten
(4. und 6. Ekloge, Aeneis 6,703 ff)
Ovid, Metamorphoses 1,1-150
Apuleius: Das Märchen von Cupido (Amor) und Psyche
im milesischen Roman vom "Goldenen Esel" (Metamorphoses)
Censorinus: De die natali / Der Tag der Geburt:
Sphärenharmonie, Weltenjahr und Kalender

Archaische Kunst (aus dem "Perserschutt" der Akropolis):


Herakles und die Elemente; Athene
Einhorn und Löwe im Physiologus
Apokalypse des Johannes
Qumran: Hymnenrolle Lied III: der Geburtsschmerz der Passion
Psalmen
Die vier Evangelien:
Matthäus, Markus, Lukas, Johannes
Prolog des Johannesevangeliums
Entfaltet der Sohn die Werke des Vaters auch in der Natur?
Da Himmelreich ist gleich einem Senfkorn
1.Johannes-Brief:
Gott ist Licht, Gott ist Liebe
Paulus: 1.Korintherbrief:
Abendmahl, Auferstehungskeime

Plutarch: "Du bist!" : Über das E in Delphi


Über Isis und Osiris

Boethius: De institutione musica: Sphärenharmonie als musica mundana; De institutione


arithmetica
vgl. Isidor von Sevilla, Etym.III: De musica
De hebdomadibus: über die Teilhabe der Seienden am göttlichen "esse" (zu SEIN)
Proklos Diadochos (Neuplatonismus): Stoicheiôsis Theologikê (Theologische
Elementarlehre)
liber de causis – ein Auszug aus der Stoicheiosis Theologike des Proklos –
im 12. Jahrhundert aus dem Arabischen ins Lateinische übersetzt,
elementares philosophisches Lehrbuch der Hochscholastik (13. Jhd.)
- lateinische Fassung
- arabisch-deutsche Fassung (Bardenhewer)
- Liste der 31 Thesen (lat.) und deutsche Fassung
Zwischen De hebdomadibus und Liber de causis –
zu Form und Argumentation der Regulae theologicae des Alanus ab
Insulis
Texte der Logik in Spätantike und Mittelalter (Zusammenfassung)

Anselm von Canterbury:


Monologion
Proslogion (fides quaerens intellectum)
Cur Deus homo
Thomas von Aquin:
Summa Theologiae, prima pars qu.2: IST Gott?
Fünf Gottesbeweise (lat., dt.):
movens ipse amotum, efficiens primum, ESSE necessarium, perfectio, causa
intelligens
Absolute Bewegungsursache, erste Verwirklichung, notwendiges SEIN,
Vollkommenheit, Intelligenz
Engellehre (ST qu 108, lat.)
Meister Eckhart:
dt. Predigt "Iesus intravit in templum" (mhd./nhd.)
quaestio: utrum in Deo sit idem esse et intelligere

Raffaelo Santi: Philosophenschule von Athen (mit Erläuterungen)


Disputa del Sacramento (Trinität und Eucharistie : Theologie)
Der Parnaß (Apollon mit den Musen : Dichtung)

Heinrich von Ofterdingen (vgl. Wagners "Tannhäuser"), Wolfram und Klingsôr


im "Sängerkrieg auf der Wartburg" (mittelhochdeutsch):
Fürstenlob : Rätselspiel : Der Gral aus Luzifers Krone

Ethik: Weltreligionen – religionskundliches Wissen, Zugang zu religiösen Fragen


Philosophie – Zugang zu philosophischen Fragen
Einführung in die philosophische Tradition (in vier Briefen)

ICH BIN der ICH BIN (Exodus 3)

Al-Qur'an (Koran), 16 Suren der ersten mekkanischen Offenbarungsperiode


Sure 6: Schlüssel und Zeichen * Sure 24: Gott ist das Licht des Himmels und der Erde
Sprüche, Lieder, Briefe und Gebete des Sufi-Meisters Husain ibn Mansur al-Hallâj
(Halladsch),
des "Baumwollkämmers", hingerichtet 922; der kühnste Vertreter der frühen islamischen
Mystik:
"Ana'l-haqq" ("Ich = die Wahrheit")
Abu Hamid al-Ghazzali (Algazel, Al-Ghasali), aus: "Die Wiederbelebung der Wissenschaften
von der Religion":
Über das Gottvertrauen, Das Einheitsbekenntnis: Das große Gleichnis vom
Schreibrohr

indische Philosophie (Quellen, Sanskrit / Deutsch)

Rundbriefe 2002 / 2003 / 2004 / 2005 / 2006 / 2007 / 2008 / 2009 / 2010 / 2011 / 2012
aktuelle Rundbriefe * emaille?!

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Phusiologos – Physiologus 7 griechisch / deutsch


und weitere Quellen (griechisch / lateinisch / mittelhochdeutsch) zum Foinix - Phoenix - fenis):
Herodot Hist.2,73 : Ovid: Met.XV, 391-407 : Mela 3,83 : Plinius Nat.10,2 : Tacitus Ann.6,28 : Isidor v.
Sevilla Etym. 12,7
Wolfram v. Eschenbach: Parzival IX,471 ff

Einhorn und Löwe im Physiologus


Feire Fiz (Hans Zimmermann) : lapsit exillis (index) : Quellen zum Thema "Schöpfung" und zum Weltbild der Antike und des
Mittelalters in zwölf Sprachen
Materialien und Quellen für den Unterricht : Griechisch / Latein & Ethik / Weltreligionen / Philosophie : Der Vogel Phönix (Banu,
Phoinix, Phoenix)

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