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A.

Zülfüoglu

Praxishandbuch
für den Vorrichter
2. Auflage

z
y x
TEBODIN PETERS ENGINEERING

TEBODIN PETERS ENGINEERING GMBH


––––––
Tebodin Peters Engineering ist ein international tätiges
Engineering-Unternehmen mit Stammsitz in Ludwigshafen. Die
Anlagenplanung in der chemischen und pharmazeutischen Indus-
trie sowie in der Energie-, Öl- und Gasbranche zählt zu unserem
Kerngeschäft. Kommen Sie gerne auf uns zu.

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Praxishandbuch
für den Vorrichter


Avni Zülfüoglu

Praxishandbuch
für den Vorrichter
2. Auflage
44

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek


Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in
der Deutschen Nationalbiblio­grafie; detaillierte Daten sind im Inter-
net über http://www.dnb.de abrufbar.

ISBN 978-3-8027-2849-5 (Print)


ISBN 978-3-8027-3033-7 (eBook)

© 2017 Vulkan-Verlag GmbH


Friedrich-Ebert-Straße 55, 45127 Essen, Deutschland
Telefon: 0201 82002-0, Internet: www.vulkan-verlag.de
Lektorat: Nico Hülsdau, n.huelsdau@vulkan-verlag.de

Satz: e-Mediateam Michael Franke, Bottrop


Druck: CHMIELORZ Druckerei Chmielorz GmbH, Wiesbaden

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trachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.

Das vorliegende Werk wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch überneh-


men Autor und Verlag für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen
und Ratschlägen sowie für eventuelle Druckfehler keine Haftung.
 5

Vorwort

Das „Praxishandbuch für den Vorrichter“ ist eine Zusammenstellung


von praktischen Anleitungen für das Planen und Berechnen von
Rohrleitungsverläufen, von Bögen oder von Sonderformteilen für die
tägliche Arbeit eines Vorrichters und Rohrleitungsmonteurs, ob Neu-
einsteiger oder Berufserfahrene.
Kapitel 1 widmet sich der Nutzung des Koordinatensystems im Anla-
genbau und den mathematischen Grundfunktionen, die der Vorrich-
ter zur Berechnung benötigt.
In Kapitel 2 und 3 werden die Berechnung von Längen und Winkeln
in horizontalen und vertikalen Etagen sowie in Raumetagen einge-
hend behandelt. Durch die zahlreichen Beispiele soll vor allem Be-
rufseinsteigern die Thematik vermittelt werden. Hierbei wird dank der
grafischen Darstellungen der einzelnen Rechenbeispiele besonderer
Wert auf die Schulung des räumlichen Vorstellungsvermögens ge-
legt, das für den Vorrichter und Rohrleitungsmonteur grundlegende
Voraussetzung für seine Arbeit ist. Kapitel 2.3 bietet allerdings auch
dem geübten Vorrichter und Rohrleitungsmonteur eine Arbeitshilfe
zur schnellen Berechnung der benötigten Rohrleitungslängen bei
gegebenem Winkel und einer Seitenlänge.
Wie die fehlenden bzw. benötigten Maße und Winkel in Etagen mit
Zwangsmaßen berechnet werden, zeigt Kapitel 4. Dies ist in der Pra-
xis der Fall, wenn Maße bzw. Winkel durch vorhandene Anschlüsse
zu Pumpen, Behältern usw. vorgegeben und somit unveränderbar
sind.
Ein Sonderfall der Etagenberechnung ist die „Doppelte Raumetage“.
Die benötigten Längen und Winkel werden unter Verwendung des
Cosinussatzes für stumpfwinklige Dreiecke ermittelt, wie in Kapitel 5
dargestellt.
6Vorwort

Wie parallel verlaufende Rohrleitungen auf Rohrtrassen oder Rohr-


brücken zu berechnen sind, wird in Kapitel 6 erläutert.
In vielen prozesstechnischen Anlagen sind Rohrleitungen im Gefälle
zu verlegen. Dem Umgang mit diesem Thema widmet sich Kapitel 7.
Die Berechnung und Herstellung von Sonderformteilen wie Schräg-
stutzen, Tangentialstutzen, Schuhstutzen, Segmentbogen oder Seg-
mentkrümmer wird in Kapitel 8 behandelt. Die Rechenwege sind de-
tailliert aufgebaut und mittels Grafiken gut nachzuvollziehen.
Tipps zum Anfertigen von Sonderformteilen (Übertragen der berech-
neten Maße auf das Bauteil, Anfertigen von Schablonen, Schweiß-
nahtvorbereitung) finden sich in Kapitel 9.
In Kapitel 10 findet der Anwender des Praxishandbuches abschlie-
ßend Baumaße für Formstücke und Rohre, die er für seine Arbeit
häufig benötigt, so unter anderem Baulängen von Rohrbögen, Maße
für Kappen, Reduzierungen und T-Stücke. Kapitel 10.1 beschreibt
eingangs noch, wie die Bogenbaulänge eines Bogens mit bestimm-
tem Winkel berechnet werden kann. Das letzte Kapitel 11 widmet
sich dem Thema Kaltbiegen von Rohren.
Im Anhang sind noch einige hilfreiche Ergänzungen zusammenge-
stellt, so u.a. „Größen und Einheiten“, „Nichtdezimale Maße“, „Vor-
sätze und Einheiten“ sowie ein kurzes „Wörterverzeichnis Deutsch-
Englisch“ für gebräuchliche Begriffe des Anlagenbaus. Dem Verlag
danke ich für die sehr hilfreiche Unterstützung bei der Erstellung
dieses Buches, insbesondere Herrn Nico Hülsdau.
Ich wünsche allen Nutzern des Praxishandbuches gutes Gelingen
bei der Umsetzung des Wissens in die Praxis und freue mich über
Hinweise und Anregungen zur Verbesserung und Erweiterung des
Buches.

Ludwigshafen, im Mai 2017  Avni Zülfüoglu


 7

Inhaltsverzeichnis

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  5

1 Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  11
1.1 Das Koordinatensystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  11
1.2 Mathematische Grundfunktionen für den Vorrichter . . . . . . . .  18
1.2.1 Kreisumfang und Kreisbogen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  18
1.2.2 Rechtwinkliges Dreieck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  19
1.2.3 Schiefwinkliges Dreieck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  19
1.2.4 Teilung von Längen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  20

2 Etagen in horizontalen und vertikalen Ebenen . . . . . . . . .  21


2.1 Berechnen der Öffnungswinkel und der gestreckten
Länge A . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  22
2.2 Berechnen der gestreckten Länge A bei 45°-Etagen . . . . . . .  97
2.3 Etagenberechnung mit Faktorenwerten . . . . . . . . . . . . . . . . . .  104

3 Planen und Berechnen von Raumetagen . . . . . . . . . . . . . .  109


3.1 Berechnen der Öffnungswinkel und der
gestreckten Länge A . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  110
3.2 Berechnen der gestreckten Länge A bei 45°-Etagen . . . . . .  146
3.3 Berechnen von Raumetagen mit drei gleichen Maßen . . . .  148

4 Etagen mit unveränderbaren Maßangaben . . . . . . . . . . . .  149


4.1 Etage Bogen-Bogen (gleiche Bauart der Bögen) . . . . . . . . .  152
4.2 Etage von Naht zu Naht (gleiche Bauart der Bögen) . . . . . . 157
4.3 Etage Bogen-Bug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  160
4.4 Bug von Achse zur Naht (gleiche Bauart der Bögen) . . . . .  170
4.5 Etagen mit exzentrischer Reduzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  172
4.6 Etage von Naht zu Naht mit Richtungsänderung . . . . . . . . .  188
4.7 Etage mit Segmenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  189
8 Inhaltsverzeichnis

5 Doppelte Raumetagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  193

6 Parallel verlaufende Rohrleitungen auf Rohrtrassen


oder Rohrbrücken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  201

7 Berechnung von Rohrleitungsverläufen mit Gefälle . .  217

8 Berechnung von Sonderformteilen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  225


8.1 Schrägstutzen 45° DN 100 auf Hauptrohr DN 200,
achsensymmetrisch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  225
8.2 Schrägstutzen 52° DN 100 auf Hauptrohr DN 250,
achsensymmetrisch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  231
8.3 Schrägstutzen 45° DN 100 auf Hauptrohr DN 200,
achsenversetzt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  232
8.4 Schrägstutzen 45° DN 150 auf Hauptrohr DN 150 . . . . . . . .  234
8.5 Stutzen 90° DN 100 auf Hauptrohr DN 200,
achsensymmetrisch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  236
8.6 Stutzen 90° spitzflankig bei gleicher Nennweite DN 200 . .  238
8.7 Hauptrohrvorbereitung bei Stutzen 90°, spitzflankig bei
gleicher Nennweite (> DN 200) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  240
8.8 Tangentialstutzen DN 100 auf Hauptrohr DN 200 . . . . . . . . .  244
8.9 Schuhstutzen DN 100 auf Hauptrohr DN 200 . . . . . . . . . . . . .  246
8.10 Stutzen DN 50 auf Bogenrücken DN 80 . . . . . . . . . . . . . . . . . .  249
8.11 Segmentbogen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  252
8.12 Segmentkrümmer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  254
8.13 Hosenstücke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  256

9 Praktische Hilfen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  261


9.1 Praktische Hilfe 1: Übertragung der berechneten
Maße auf den Stutzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  261
9.2 Praktische Hilfe 2: Anfertigen von Schablonen . . . . . . . . . . . . 263
9.3 Abwicklung für die Herstellung eines konzentrischen
Konus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  269
9.4 Schweißnahtvorbereitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  270
Inhaltsverzeichnis 9

10 Baumaße von Formstücken und Rohren . . . . . . . . . . . . . .  275


10.1 Bögen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  275
10.2 Kappen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  291
10.3 Reduzierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  292
10.4 T-Stücke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  295
10.5 Vorschweißflansche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  298
10.6 Rohre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 306

11 Kaltbiegen von Rohren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  308

Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  313
Anhang A: Größen und Einheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  313
Anhang B: Vorsätze von Einheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  314
Anhang C: Nichtdezimale Maße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  315
Anhang D: Griechisches Alphabet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  316
Anhang E: Römische Zahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  317
Anhang F: Wörterverzeichnis Deutsch – Englisch . . . . . . . . . . . . . . . .  318
1.1  Das Koordinatensystem11

1 Grundlagen
1.1 Das Koordinatensystem
Mit Hilfe eines Koordinatensystems lassen sich Punkte oder Objek-
te eindeutig in einem geometrischen Raum bestimmen. Eines der
am häufigsten benutzten Systeme ist das kartesische Koordinaten-
system, bei dem die Achsen orthogonal, d. h. senkrecht zueinander
stehen. Das dreidimensionale kartesische Koordinatensystem be-
steht aus der x-Achse (Abszisse), der y-Achse (Ordinate) und der
z-Achse (Applikate). In der Regel liegen die
x- und y-Achse in der Ebene (Längen- und z
Breitenangabe), während die z-Achse der
Höhenanzeige dient. y x

In Anlagen werden an Bühnen und Stützen gut zugänglich Markie-


rungen gesetzt, auf denen zur lokalen Bestimmung Koordinaten
vermerkt sind. Diese müssen mit den Angaben in den Bauplänen
identisch sein. Sollte es Abweichungen geben, sind diese in den
Bauplänen zu vermerken. Die Montage von Rohrleitungen oder An-
lagenkomponenten erfolgt unter Beachtung der Nordachse, die in
den Plänen vermerkt ist. Für den Vorrichter ist die Nordachse nicht
relevant.
Die folgenden Abbildungen zeigen exemplarisch den Grundriss ei-
nes Stahlgerüstes einer Anlage sowie eine Rohrleitungsisometrie
zur Veranschaulichung und Beispiele für die Anlagenplanung mittels
PDMS-System.
12

6000
6000

6000
6000
Z Z

6000
6000
X Y

6000
6000

A B C D 6 5 4 3 2 1

Ansicht Schnitt

6
N

6000
5
6000
4
6000
3
6000
2
y

6000
1
x
6000 6000 6000

A B C D
Grundriss Erdgeschoss
Dreitafelprojektion eines Stahlgerüstes
Kapitel 1  •  Grundlagen
Aufbau des Koordinatensystems
N
B12
z
.0 0m
+ 18
y x
P1
2

6000
0m
2.0
+1
1.1  Das Koordinatensystem

6000
.00
+6

.0 0m
+0

6000
z
y x
m

6000
.00

6
-7

5
D

4
C

3
B

2
A

Planung: Nullpunkt
Z-Maß = ±0.00m Montage: Koordinaten
Nullpunkt
Hinweis: Der Nullpunkt in der Planung kann Bauseits +1.00m
13

auch außerhalb des Stahlgerüstes liegen ab Gitterrost-Oberkante


x= 12600
N 14
84
00

z
0
60
12
y x

1020
B12/N
x= 12600
y= 21500
z= 24850 z= 23830

3630
y= 29900
z= 20720
2000

P12/E
x= 12600
y= 2000 y= 1500
z= 21220 z= 18720
0
60
12
28
40

500
0

50
0
Beispiel einer
Kapitel 1  •  Grundlagen

Rohrleitungsisometrie x= 0
© Tebodin Peters Engineering (www.peters.bilfinger.com)
1.1  Das Koordinatensystem15
16
Kapitel 1  •  Grundlagen

© Tebodin Peters Engineering (www.peters.bilfinger.com)


1.1  Das Koordinatensystem17

© Tebodin Peters Engineering (www.peters.bilfinger.com)


18 Kapitel 1  •  Grundlagen

1.2 Mathematische Grundfunktionen für den Vorrichter


Im Folgenden sind die grundlegenden mathematischen Funktionen
und Lehrsätze, die in diesem Buch benutzt werden, zusammenge-
stellt.

1.2.1 Kreisumfang und Kreisbogen


Kreisumfang

u=2pr=pd

Kreisbogen

b = p r a / 180°

b = u a / 360°

Beispiel: Seitlicher Flanschanschluss an Hauptrohr DN 500


bei 50°

Gegeben: raußen = 254 mm, Winkel 50°

Gesucht: Bogenmaß b

b = u a / 360° = p r a / 180°
= p 204 · 50° / 180° = 222 mm
50
0
2
22
500

50° 50° 254


1.2  Mathematische Grundfunktionen für den Vorrichter 19

1.2.2 Rechtwinkliges Dreieck


Die meisten Berechnungen in diesem Buch sind über die trigono-
metrischen Funktionen im rechtwinkligen Dreieck und über den
Satz des Pythagoras zu lösen.

Trigonometrische Funktionen

sin a = a / c = Gegenkathete / Hypotenuse

cos a = b / c = Ankathete / Hypotenuse

tan a = a / b = Gegenkathete / Ankathete

Satz des Pythagoras C


a2 + b2 = c2 γ
b
a = √ c2 – b2

a
b = √ c2 – a2 α β
A B
c
c = √ a2 + b2

1.2.3 Schiefwinkliges Dreieck


Cosinussatz
a2 = b2 + c2 – 2bc cos a cos a = (b2 + c2 - a2) / (2bc)
b2 = c2 + a2 – 2ca cos b cos b = (a2 + c2 – b2) / (2ca)
c2 = a2 + b2 – 2ab cos g cos g = (a2 + b2 – c2) / (2ab)

Hinweis: Der Cosinussatz für schiefwinklige Dreiecke wird zur Be-


rechnung von Doppelten Raumetagen benötigt (siehe Kapitel 5).
20 Kapitel 1  •  Grundlagen

1.2.4 Teilung von Längen


a) Randabstand = Teilung

p p p p
l Gesamtlänge in mm

p Teilung in mm

n Anzahl der Bohrun-


l
gen, Sägeschnitte

l
p=
n+1

l = p · (n + 1)

b) Randabstand ≠ Teilung

p p p p l Gesamtlänge in mm

p Teilung in mm

n Anzahl der Bohrun-


a b
gen, Sägeschnitte

l a, b Randabstände
in mm
l – (a + b)
p=
n–1

l = p · (n – 1) + a + b

l – (a + b)
n= +1
p
 21

2 Etagen
Ebenen
in horizontalen und vertikalen

Die Planung und Berechnung von Etagen sind Grundlage der Arbeit
eines Vorrichters. Der Verlauf von Rohrleitungen kann in horizon-
talen oder vertikalen Ebenen oder auch im Raum durch die Anga-
be von Maßen und Winkeln exakt definiert werden. Kapitel 2 und
Kapitel 3 dienen der intensiven Schulung dieser Thematik; sie sind
insbesondere für Anfänger gedacht, die mit Hilfe der zahlreichen
Rechenbeispiele und der entsprechenden grafischen Ansichten das
leichte und schnelle Erfassen der gegebenen Aufgabenstellung ver-
innerlichen können.
Für erfahrene Vorrichter bietet Kapitel 2.3 eine Hilfe zur schnellen
Berechnung der gestreckten Länge A bei gegebenen Seitenlängen
und Winkeln und zur Berechnung der Seitenlängen der Ebene bei
gegebenem Öffnungswinkel und gegebenen Bogenbaulängen.
Mit Hilfe der gestreckten Länge A lässt sich durch Subtraktion der
Baulängen der Einschweißbögen die Länge des Rohrstücks berech-
nen, das zwischen die Einschweißbögen eingebaut wird (siehe Bei-
spielskizze). Die Ermittlung der Bogenbaulängen wird in Kapitel 10.1
eingehend behandelt, in Tabelle 10.1 und Tabelle 10.2 sind Baulän-
gen für verschiedene Winkel,
Nenndurchmesser und Bauar-
ten zusammengestellt.
BL

BL = Bogenbaulänge
A = gestreckte Länge
l
A

l = Rohrlänge
zwischen den
BL

Einschweißbögen
22 Kapitel 2  •  Etagen in horizontalen und vertikalen Ebenen

2.1 Berechnen der Öffnungswinkel und der gestreck-


ten Länge A
Etagen sind durch die drei Raumkoordinaten x, y und z definiert.
Verläuft eine Rohrleitung in der x-y-Ebene, so spricht man von hori-
zontaler Ebene, verläuft sie in der x-z- oder y-z-Ebene, so befindet
sich der Rohrleitungsverlauf in der vertikalen Ebene.
Bei gegebenen Seitenlängen sind zum einen die gestreckte Länge A
zu berechnen und zum anderen die Winkel der Einschweißbögen,
auch Öffnungswinkel 1 und 2 genannt. Bei Etagen mit Öffnungs-
winkeln über 90° (siehe 2 im Beispiel auf Seite 28) muss man
zunächst den sogenannten Schließwinkel berechnen (in diesem
Fall β). Anschließend subtrahiert man diesen von 180°, um den Öff-
nungswinkel zu erhalten.
Für den Anfänger ist es nicht immer einfach, den Öffnungswinkel
richtig zu erkennen. Hier ein einfacher Tipp: Fahren Sie mit den
Augen entlang der Verlaufslinie der Rohrleitung, beginnend vor Ein-
tritt in die Etage. An der Eintrittsstelle in die Etage wandern Sie zum
einen weiter geradeaus (siehe gestrichelte Linie), dies ist die eine
Basisseite zur Ermittlung des Öffnungswinkels, und zum anderen
biegen Sie an der Eintrittsstelle in die Etage in Richtung der Rohr­

Eintrittsstelle Eintrittsstelle
in die Etage  in die Etage 

2 2

1 
1
Eintrittsstelle Eintrittsstelle
in die Etage in die Etage

2.1  Berechnen der Öffnungswinkel und der gestreckten Länge A 23

leitungs­verlaufs­linie ab (siehe gepunktete Linie), dies ist die zweite


Seite zur Ermittlung des Öffnungswinkels.
Die Öffnungswinkel in den Rechenbeispielen werden als 1 und
2 bezeichnet. a und β sind die Winkel, die innerhalb der Etage
liegen. In einigen Beispielen entsprechen sie den Öffnungswinkeln,
in anderen werden Sie indirekt zur Berechnung der Öffnungswinkel
herangezogen (s. o.).
Die angegebenen Werte für x, y, z und A in den folgenden Beispielen
sind Längenangaben in mm.
24 Kapitel 2  •  Etagen in horizontalen und vertikalen Ebenen

Berechnungen z
y x

Vertikale Ebene
x = 470
z = 335
 A = √ x2 + z2 = 577
a = β = 1 = 2
α z = tan–1(z / x)
β
= 35,5°
A

Horizontale Ebene
x = 490
 y y = 215
x
α A = √ x2 + y2 = 535
α = β = 1 = 2
A

β
= tan–1(y / x)
 = 23,7°
2.1  Berechnen der Öffnungswinkel und der gestreckten Länge A25

Geografische Ansichten

Vertikale Ebene

N N

N N

Horizontale Ebene

N N

N N
26 Kapitel 2  •  Etagen in horizontalen und vertikalen Ebenen

Berechnungen z
y x

Vertikale Ebene
x = 684
z = 417
 A = √ x2 + z2 = 801
a = 1 = tan–1(z / x)
α z = 31,4°
A

β 2 = 90°
x

Horizontale Ebene
x = 490
 y y = 580
x
α A = √ x2 + y2 = 759
β α = 1 = tan–1(y / x)
A

= 49,8°
 2 = 90°
2.1  Berechnen der Öffnungswinkel und der gestreckten Länge A27

Geografische Ansichten

Vertikale Ebene

N N

N N

Horizontale Ebene

N N

N N
28 Kapitel 2  •  Etagen in horizontalen und vertikalen Ebenen

Berechnungen z
y x

Vertikale Ebene
x = 375
z = 483
 A = √ x2 + z2 = 612
a = β = 1 = tan–1(z / x)
α z = 52,2°
β
A

2 = 180° – β
x = 127,8°

Horizontale Ebene
x = 245
 y y = 380
x
α A = √ x2 + y2 = 452
α = 1 = tan–1(y / x)
A

β
= 57,2°
 β = tan–1(y / x)
= 57,2°
2 = 180° – β
= 122,8°
2.1  Berechnen der Öffnungswinkel und der gestreckten Länge A 29

Geografische Ansichten

Vertikale Ebene

N N

N N

Horizontale Ebene

N N

N N
30 Kapitel 2  •  Etagen in horizontalen und vertikalen Ebenen

Berechnungen z
y x

Vertikale Ebene
x = 718
z = 420
 A = √ x2 + z2 = 832
a = 1 = tan–1(z / x)
α z = 30,3°
β 2 = 90°
A

x

Horizontale Ebene
x = 120
 y y = 330
x
α A = √ x2 + y2 = 351
α = 1 = tan–1(y / x)
A

β
= 70°
 2 = 90°
2.1  Berechnen der Öffnungswinkel und der gestreckten Länge A 31

Geografische Ansichten

Vertikale Ebene

N N

N N

Horizontale Ebene

N N

N N
32 Kapitel 2  •  Etagen in horizontalen und vertikalen Ebenen

Berechnungen z
y x

Vertikale Ebene
x = 730
z = 430
 A = √ x2 + z2 = 847
a = 1 = tan–1(z / x)
z = 30,5°
α
A

β
β = tan–1(x / z)
x = 59,5°

2 = 180° – β
= 120,5°

Horizontale Ebene
x = 490
 y y = 580
x
α A = √ x2 + y2 = 759
β α = 1 = tan–1(y / x)
A

= 49,8°
 β = tan–1(x / y)
= 40,2°
2 = 180° – β
= 139,8°

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