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Wenn am 27. Mai 2011 der 800. Geburtstag der Wieden gefeiert wird, ist das ein zufälliger, wenn auch nicht willkürlich gesetz-
ter Gedenktag. Zufällig deshalb, weil eine bestimmte Urkunde in einer Abschrift diese 800 Jahre überdauert und das Datum der
ersten urkundlichen Nennung der Wieden überliefert hat. In einem hohen Maß ist es auch dem Zufall überlassen, was wir aus
der Geschichte wissen und erfahren können. Auch wenn historische Darstellungen oft eine Kontinuität vermitteln, ist diese auch
konstruiert aus Fakten und Erzählungen, die die Zeit überdauert haben. Wir haben uns daher entschlossen keine chronologische
Geschichte zu erzählen, sondern im ganzen Bezirk Plätze von historischer Bedeutung zu suchen und Geschichte dort zu verorten.
Dreizehn Wege führen so durch die Wieden und widmen sich dabei unterschiedlichen Themen. Wege wie "Musik auf der Wieden"
oder "Kunst auf der Wieden" mischen Geschichte und Geschichten quer durch die Jahrhunderte, Antonio Vivaldi steht neben Alma
Rosé, die barocke Karlskirche neben Tony Cragg.
Auch auf dem Weg "Adelige Wieden" wird ein Zeitraum von Kaiser Maximilian I. an der Wende zum 16. Jahrhundert bis zum
Ende der Monarchie durchmessen. Andere Wege wie die "Mittelalterliche Wieden" sind chronologisch enger gefasst. Auch die
Wege "Vom Werden der Großstadt" und "Die Metropole" behandeln enge Zeitabschnitte, stehen aber auch in Beziehung zu den
Wegen "Arm, reich und dazwischen", "Gemeinwohl auf der Wieden", "Wiedner Politik" oder "Wiedner Pioniergeist".
Ein Weg fällt aus diesem Konzept heraus: "Wenn Gassen Geschichte erzählen" wurde von Rudolf Platzer und Helmut Manhardt,
zwei Historikern, die intensiv zur Geschichte der Schleifmühlgasse geforscht haben, verfasst und gibt einen Abriss ihrer Geschichte
und von zwei Häusern im Detail.
Die Auswahl der beschriebenen Stationen folgte zwei Prinzipien. Einerseits sollte die historische Entwicklung der Wieden, wenn
auch nicht in chronologischer Abfolge, nachvollziehbar werden, wie sich die Wieden von der kleinen mittelalterlichen Vorstadt zu
einem Bezirk im Zentrum der Metropole Wien entwickelte. Andererseits wollten wir Geschichten erzählen, die bislang noch nie im
Zusammenhang mit der Geschichte der Wieden erzählt wurden. Manches Bekannte wird dabei dem Einen oder Anderen fehlen,
manches Andere dafür neu sein.
„800 Jahre Wieden” kann man Tag und Nacht besichtigen. Man kann die vorgeschlagenen Gehwege benützen, sich aber auch
seine ganz persönliche Route zusammenstellen: Ein Gesamtregister aller Punkte am Ende des Heftes ermöglicht auch die indivi-
duelle Auswahl und Zusammenstellung des Weges. Mit den Nummern lassen sich die Stationen im Heft finden. Es gibt aber auch
innerhalb der Wege Verweise auf Persönlichkeiten oder Ereignisse, die in einem inhaltlichen Zusammenhang mit dem jeweiligen
Weg stehen. Wichtig war uns zu zeigen, dass die „große” Geschichte mit den „kleinen Geschichten” zusammenhängt und dass
auch mittlerweile Unsichtbares noch heute in seinen Folgen sichtbar gemacht werden kann. Wie eine Geschichte erzählt wird, wo
sie beginnt und wo sie endet, hängt vom Standort der Erzählenden ab. Es soll erreicht werden, dass Geschichte selbst nicht als
monolithische allgemein verbindliche Erzählung vermittelt wird, sondern auch als Ergebnis der Wahrnehmung der verschiedenen
Bewohnerinnen und Bewohner der Wieden durch die Jahrhunderte.
Verschiedene Wahrnehmungsweisen von historischen Ereignissen sollen nicht das Bild eines abgeschlossenen „harmonischen
Ganzen”, sondern ein Bild von Geschichte vermitteln, die aus Konflikten besteht, aus Deutungen und Deutungshoheiten,
Geschichte, die nicht ohne Machtinteressen geschrieben wurde und aus der Manche scheinbar verloren gingen.
„800 Jahre Wieden” ist ein Mosaik unterschiedlicher Gehwege und damit Lebenswege durch 800 Jahre Geschichte.
So bleibt uns nur noch viel Vergnügen zu wünschen, beim Durchwandern der Wieden und ihrer Geschichte.
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wieden800
Der 4. Wiener Gemeindebezirk Wieden entstand zwar erst im 19. Jahrhundert durch die Einge-
meindung der Vorstädte, doch die erste urkundliche Erwähnung der Wieden fand im Jahr 1211 als
„Widem“ im Zusammenhang mit der Errichtung des Heiligengeistspitals, dem ersten Spital Wiens,
statt. Damit ist unser Bezirk einer der am frühesten genannten Vorstädte des historischen Wien und
begeht heuer sein 800-jähriges Jubiläum.
Es ehrt mich sehr, ein so bedeutendes Ereignis für unseren Bezirk als Bezirksvorsteher mit Ihnen
feiern zu dürfen. Die Wieden ist nicht nur reich an Geschichte, sondern auch an Persönlichkeiten, die
hier gelebt haben. Einer davon ist der langjährige österreichische Bundeskanzler Bruno Kreisky, der
seine Jugend auf der Wieden verbracht hat und heuer hundert Jahre alt geworden wäre. Ich sehe
mich in der Tradition dieses großen Sozialdemokraten und stelle den Menschen stets an erster Stelle
meines politischen Handelns. Am Wohnhaus Kreiskys in der Rainergasse 29 werden wir seitens des
Bezirks demnächst eine Gedenktafel anbringen.
800 Jahre Wieden bedeutet aber keineswegs bloß einen historischen Rückblick, sondern unser kleiner, feiner Bezirk, der in Wien
eine wichtige Brückenfunktion zwischen dem neuen Hauptbahnhof und der Innenstadt einnehmen wird, wird zu seinem Jubilä-
um ein kräftiges Lebenszeichen von sich geben. Ich danke allen Kulturschaffenden und engagierten Bezirksbewohnerinnen und
-bewohnern für die Vorbereitungen für unser Geburtstagsfest und darf Sie alle recht herzlich am 27. Mai 2011 zu den großen
Feierlichkeiten einladen: Vom Straßenfest am Elisabethplatz über eine Vernissage an der Theresianummauer bis hin zum Ge-
meindebaufest im Südtiroler Hof. Darüber hinaus erwarten Sie Konzerte, Ausstellungen, Bezirksspaziergänge und viele weitere
Veranstaltungen.
Gemeinsam mit Ihnen, liebe Wiednerinnen und Wiedner, möchte ich unseren Bezirk noch schöner und lebenswerter gestalten. Zu-
sätzlich zu meinen regelmäßigen Sprechstunden im Amtshaus in der Favoritenstraße 18 gibt es daher jeden letzten Donnerstag im
Monat einen Tag, an dem ich von 9 bis 11 Uhr und von 14 bis 18 Uhr in der Bezirksvorstehung für die Anliegen der Bürgerinnen
und Bürger zur Verfügung stehe. Ich freue mich auf Ihre Anregungen, Wünsche und Ideen für unseren Bezirk!
Mehr Grün für die Wieden war auch schon in den 1970ern ein Thema, das für den Bereich rund
um die Mühlgasse/Pressgasse und Margaretenstraße zukunftweisende Auswirkung haben sollte.
Seit 1976 wohne ich auf der Wieden, und da hatte das Projekt Planquadrat bereits seinen unum-
kehrbaren Verlauf genommen. Die damals geplante Stadtautobahn im Wiental hätte auch eine
Verbreiterung und somit den Abriss der Biedermeierhäuser in der Mühlgasse nach sich gezogen. Mit
Unterstützung von Voitl/Guggenberger, zweier Filmemacher aus dem Grätzel, entstand jedoch im
Jahr 1973 eine Gegenströmung, die sich - im Sinne der dort wohnenden Menschen - für den Erhalt
der Häuser und deren Sanierung einsetzte. Viele, viele Gespräche, die Begleitung der Medien,
Mieter-Versammlungen, Ausstellungen und die Arbeit einer „Planungsgruppe“ führten letztlich zum
Umdenken der Politik.
In diesem Teil des Bezirks gab es zuvor keine öffentlich zugängliche Grünfläche. Die insgesamt
dreizehn Hinterhöfe wurden zum Planquadrat-Garten zusammengelegt und gingen ab Sommer 1977
in die Verantwortlichkeit des "Gartenhof-Vereins" über, Eigentümerin des Areals ist nach wie vor die Gemeinde Wien. In die Jahre
gekommen, hat sich der Verein im letzten Jahr neu formiert. Seine Mitglieder kümmern sich in bewundernswerter Verantwort-
lichkeit um das Wohl und die Entwicklung des Planquadrat-Gartens. An dieser Stelle und durchaus passend im Jahr 2011 zum
Europäischen Jahr der Freiwilligentätigkeit mein herzlicher Dank für dieses ehrenamtliche Engagement, das vielen großen und
kleinen BesucherInnen im „Plani“ schon unzählige schöne Stunden beschert hat.
Solche Initiativen und Engagement wünsche ich mir als Grüne und als begeisterte Wiednerin meinem Bezirk weiterhin, zu diesem
Jubiläum und zum denkwürdigen Anlass der ersten urkundlichen Erwähnung der Wieden vor 800 Jahren.
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wieden800
Unsere Wieden, einst älteste Vorstadt von Wien, hat sich in diesen 800 Jahren zu einem bürgerli-
chen, vielfältigen, urbanen und kulturell hochwertigen Bezirk entwickelt.
Die Wieden ist reich an historischen Bauwerken, wie zum Beispiel die Karlskirche, die Technische
Universität oder das Theresianum. Nicht zu vergessen die Kirchen von St. Thekla, der Paulaner und
von St. Elisabeth. Große Persönlichkeiten wie Karl Lueger, Rosa Mayreder, Bruno Kreisky oder
Erhard Busek sind mit der Wieden eng verbunden.
Was aber die Wieden auch auszeichnet, sind die immer mehr werdenden gemütlichen Grätzel im Be-
zirk, sei es die Schleifmühlgasse mit ihren Seitengassen, das Grätzel um den St. Elisabeth Platz oder
die Plätze um den Engelsbrunnen und den Mozartplatz. Das sind Orte, wo man gerne ist und einfach
die Seele baumeln lassen kann.
Gerne mache ich am Mozartplatz, der zwischen Favoritenstraße und Wiedner Hauptstraße liegt,
Halt und genieße ein wenig die Ruhe. In der Mitte des Platzes steht der Mozartbrunnen, der auch
Zauberflötenbrunnen genannt wird. Er wurde unter Bürgermeister Karl Lueger im Jahr 1905 errichtet und - zwischenzeitlich -
auch revitalisiert. Der Entwurf des Brunnens stammt vom Architekten Otto Schönthal. Die beiden Bronzefiguren erinnern an die
Uraufführung von Mozarts „Die Zauberflöte“, die 1791 im nahe gelegenen Freihaustheater, auch Schikanedertheater genannt,
stattfand. Der Platz wird von Blumenbeeten umgeben, die den urbanen Flair des Platzes noch mehr betonen. Gleich hinter dem
Mozartplatz, Richtung Favoritenstraße, stand das Johann Strauß Theater. In diesem fand die Weltpremiere von Emmerich Kal-
mans „Die Csardasfürstin“, bzw. die Uraufführung von Franz Lehars „Paganini“ statt. Leider geriet das Theater auf Grund der
Weltwirtschaftskrise in finanzielle Schwierigkeiten, es wurde 1931 von Architekt Carl Witzmann in ein Kino, die Scala, umgewan-
delt und schließlich 1959/60 abgerissen. Damit war wieder ein Stück Geschichte der Wieden weg.
Im Namen meines Teams wünsche ich, dass die Wieden weiter so vielfältig und liebenswert bleibt und sich die Bürgerinnen und
Bürger in ihrem Grätzel wohlfühlen.
Helga Riedel
Klubobfrau der ÖVP Wieden
Bildrechte Manner AG 51
Alle aktuellen Fotos von Gebäuden, Monumenten, Kunstwerken, Gedenktafeln Martin Frey, www.luftschutzkeller.at 80
und Straßenschildern auf der Wieden stammen von Peter Hiller Österreichisches Staatsarchiv 84
Weitere Lizenzgeber (Seite): Prayner Konservatorium 54
Archiv der Bundespolizeidirektion Wien 75 Sepp Engelmaier 20
Bezirksmuseum Wieden 16, 38, 48, 64, 67, 73, 76 Ulli List 27
Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek 24, 28, 30, 31, 34, 40, 41, Werner Marsano 70
44, 46, 47, 73, 83, 87, 91 Wertheim GmbH 50
Daniela Beranek 26 Wien Bibliothek im Rathaus 37, 66, 77, 91
Feuerwehrmuseum Wien 91 Wien Museum 6, 9, 17, 22, 26, 34, 36, 40, 42, 58, 73, 94
Forschungsinstitut Brenner-Archiv, Universität Innsbruck 94 Wiener Stadt- und Landesarchiv 23, 72
Geldmuseum der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) 50 Es konnten nicht zweifelsfrei alle RechteinhaberInnen von historischen
Ines Rieder 30, 31 Fotografien ermittelt werden. Bei berechtigten Ansprüchen erstatten wir das
Josef Samuel 9, 84, 86 branchenübliche Honorar: office@qwien.at
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M i tte l a l ter l i c he W i e d e n
Von der Wieden im Mittelalter ist mit Ausnahme der Heumühle kein Bauwerk erhalten, an dem man diese erste Blütezeit der
Vorstadt festmachen könnte. Wichtige Gebäude der mittelalterlichen Wieden wurden schon im Jahr 1529 bei der ersten Türken-
belagerung Wiens zerstört und danach nicht mehr aufgebaut. Viel Vorstellungskraft ist notwendig, um sich das Leben in dieser
kleinen Siedlung vorzustellen. Überquerte man die Brücke über die Wien stadtauswärts, lagen rechts die Heiligengeistmühle und
die Klosterkirche mit dem Heiligengeistspital. Links folgte nach einer Reihe von Häusern, der sogenannten Neulucke, die nahe
der Wien standen, die Antoniuskapelle mit ihrem Friedhof. Entlang der Wiedner Hauptstraße standen einige Häuser, bis sich der
dreieckige Anger des heutigen Rilkeplatzes öffnete, von dem die Paniglgasse und die Margaretenstraße wegführten. Die Wieden
beschränkte sich anfangs auf einen kleinen besiedelten Bereich. Auf der einen Seite bildete der Wienfluss die Grenze, über die
heutige Schleifmühlgasse ging es weiter in einem Bogen über die Favoritenstraße bis zur Karlsgasse und diese zurück zur Wien.
Dieser Ortskern wurde in der Mitte des 15. Jahrhunderts durch eine Befestigung aus Wällen, Palisaden, Gräben und kleineren
Wehranlagen geschützt. Besonders effektiv war dieser Schutz wohl nicht. An der Wiedner Hauptstraße wachte hingegen der
mächtige Laszlaturm über die wichtige Handelsstraße in Richtung Süden. Außerhalb dieser Befestigung war die Besiedlung bis
auf einzelne Meierhöfe und kleinere Dörfer wie Hungelbrunn, das bis heute ein Teil der Wieden ist, dünn, nur entlang der Ver-
kehrswege Wiedner Haupt- und Favoritenstraße entwickelte sich früh wirtschaftliches Leben. Der überwiegende Teil der Wieden
in ihren heutigen Grenzen war mit Äckern und vor allem Weingärten bedeckt.
Dieser Rundgang führt uns zu längst verschwundenen Zeugnissen einer Geschichte, die bis heute Spuren im Bild der Wieden
hinterlassen hat. Sei es in der Anlage von Straßen und Plätzen oder in manchen Bezeichnungen, die sich erhalten haben. In dieser
frühen Zeit des Mittelalters wurde die Keimzelle für eine sich prosperierend entwickelnde Vorstadt gelegt, auch wenn in dieser
Entwicklung immer wieder Rückschläge erfolgten, sei es durch kriegerische Auseinandersetzungen oder durch Katastrophen wie
Brände, Überschwemmungen, ein gewaltiges Erdbeben oder Seuchen.
In einer Schenkungsurkunde für das Heiligengeistspital, die mit 27. Mai 1211 datiert ist, wird der Name WIEDEN erstmals
erwähnt, auch wenn die Geschichte der Wieden sicher weiter zurückreicht. Das Heiligengeistspital und die benachbarte Antonius-
kapelle sind die ersten Gebäude der Wieden, die wir identifizieren können.
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M i tte l a l ter l i c he W i e d e n
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rund um die Antoniuskapelle das spi- - versuchte er zu retten, was zu retten gewählt, weil die Antoniuskapelle
rituelle Zentrum der Wieden. So wie war. Als aber nach der Türkenbela- und der angrenzende Friedhof die
das Badehaus des Spitals eine wichtige gerung 1529 von Kloster, Spital und Möglichkeit boten, die Leichentei-
medizinische und soziale Funktion er- Mühle nur noch Brandruinen standen, le feierlich mit einer Totenmesse zu
füllte, denn ein Bad für die körperliche versagte sein Herz und er sank vom begraben. Sektionen wurden an Op-
Reinigung war für arme Menschen oft Schlagfluss getroffen tot zusammen. fern von Exekutionen vorgenommen,
nur in karitativen Institutionen mög- Die Güter des Heiligengeistspitals wur- meist in der kalten Jahreszeit, um den
lich. Wirtschaftlich war das Heiligen- den auf Vorschlag des Bischof dem Verwesungsprozess zu verlangsamen.
geistspital nie sonderlich erfolgreich, Bistum Wien zugeschlagen. Nicht nur Mitglieder der medizini-
das Bürgerspital als von den Bürgern schen Fakultät waren zugelassen,
der Stadt getragene Einrichtung hat-
te beim Sammeln von Schenkungen
offenbar die besseren Karten. Dass
2 Treitlgasse 3
Heiligengeistspital
auch Kollegen anderer Fakultäten
konnten gegen Entgelt den bis zu ei-
ner Woche dauernden Untersuchun-
vor allem der niedrige Klerus mit der Am 12. Februar 1404 geschah im Hei- gen der Leichen beiwohnen. Vorbeu-
katholischen Kirche unzufrieden war, ligengeistspital, wie die Akten der gend gegen die Übelkeit wurde Wein,
zeigt die Tatsache, dass schon wenige Universität Wien, die erst wenige oft versehen mit Gewürzen, gereicht,
Jahre nach der Verkündigung von Lu- Jahrzehnte davor von Rudolf IV. dem oder sogenanntes Konfekt, das man
thers Thesen 1517 alle Brüder den Or- Stifter gegründet worden war, fest- sich als Mischung aus Kräutern, Ge-
den verlassen hatten und der eilig aus halten, etwas Ungeheuerliches: die würzen und Zucker vorstellen kann.
Rom entsandte Großmeister des Or- erste anatomische Sektion in Wien. Die enge Verbindung zur Wiener
dens Dr. Jakob Nagel ein leeres Spital Die in Wien unterrichtenden Ärzte Universität, die fast 100 Jahre bis zum
vorfand. Unter großem persönlichen aus Padua hatten die Technik dafür Niedergang des Ordens währte, gab
Einsatz - Nagel bezahlte alle anfallen- mitgebracht. Das Heiligengeistspital dem Heiligengeistspital eine Son-
den Kosten aus seiner eigenen Tasche bzw. dessen Badestube wurde deshalb derstellung unter Wiens Spitälern.
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M i tte l a l ter l i c he W i e d e n
Paulaner- ne Martinsspital als Armenhäuser leg zu, das für die Stadt zu mahlende
und Altersheime vorstellen, gab es im Getreide auf die anderen Mühlen der
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Heiligengeistspitals von 1211 wur- anlage auf eigene Kosten kümmern.
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mühle de ein Mühlbach erwähnt. Ob es zu Im Falle eines Brandes sollte das Spital
Antonius-
kapelle Heiligengeist
diesem Zeitpunkt bereits eine Müh- nur ein Drittel der Kosten für die In-
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Neuluc nf Heiligengeistmühle zu den ältesten che Belastungen, aber der Müller der
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Mühlen Wiens und war im Mittelalter Heiligengeistmühle hatte mit einer
die wichtigste, weil sie für die Versor- Brauerei eine weitere Einnahmequelle.
wichtige Gebäude der
mittelalterlichen Wieden gung der Stadt von zentraler Bedeu- Diese durfte er zwar nur in Lizenz des
Steinerne Brücke
vor dem Kärtnertor
tung war. Jeden Herbst erfolgte die Bürgerspitals betreiben, denn jenes
Lieferung von den Getreidefeldern am besaß seit 1432 das alleinige Braurecht
Wienerberg über die Favoriten- bzw. innerhalb der Burgfriedensgrenze,
Karte der mittelalterlichen Wieden, rekonstruiert
nach Walther Brauneis
Wiedner Hauptstraße bis zur ver- die in der Wieden beim Klagbaum lag.
Muss man sich das vor dem Kärntner- kehrsgünstig an der Brücke über die Aber auch der Betrieb einer Bieraus-
tor gelegene Bürgerspital, oder das Wien gelegenen Heiligengeistmühle. schank war für Müller Mert Orthofer
Richtung heutigem 6. Bezirk gelege- Deren Müllermeister kam das Privi- an einem so prädestinierten Ort knapp
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M i tte l a l ter l i c he W i e d e n
Bereits 1397 wurde platz war. Er zeigt, dass In den Jahren 1452-55 errichtet, war
die Panigkl Straß die Stadt ein langes der Laszla-Turm, ein imposanter Qua-
erstmals urkundlich Gedächtnis hat, was derbau mit kleinen Ecktürmen, der
erwähnt. Damit zählt sie mit der Rosen Lu- manche Straßenzüge wichtigste Teil der vorstädtischen Be-
cken im Bereich der heutigen Resselgasse zu belegen, die Wien schon festigung. Nach der Zerstörung bei der
den ältesten Gassen der Wieden. in der Römerzeit durch- ersten Türkenbelagerung 1529 wurde
zogen haben, wie dies er nicht wieder errichtet.
auch bei der Wiedner
vor dem Brückenkopf nach Wien si-
cher ein gutes Geschäft. Nach der Zer-
störung des Spitals 1529 verlor auch
Hauptstraße der Fall war. Römische
Gräberfunde im Bereich des Karlsplat-
zes belegen, dass der Weg Richtung
7 Heumühlgasse 9/Hof
Heumühle
die Heiligengeistmühle an wirtschaft- Baden, schon in der Römerzeit ein Heute gilt die Heumühle gemein-
licher Bedeutung und musste nach beliebtes Thermalbad, Aquae genannt, hin als ältester Profanbau Wiens,
1683 endgültig dem Ausbau der Fes- oder zum Posten Inzersdorf, der genau nur Kirchen sind somit älter. Was
tungsanlagen weichen. Das Mühlrecht einen Tagesmarsch von Wien entfernt wir heute sehen, ist aber ein Gebäu-
wurde auf die wenige Jahre später er- lag, durch die heutige
richtete Bärenmühle übertragen. Wieden führte. Im Rilke-
platz hat sich eine typi-
sche frühmittelalterliche
4 U-Bahnaufgang Treitlgasse
Die Steinere Brücke Platzgestaltung in Form
eines Dreieckangers,
also eines dreieckigen
Dorfplatzes erhalten. Er
bildete im Frühmittelal-
ter das erste Zentrum der
Wieden, um diesen Platz
scharten sich die ersten
Häuser. Zwei Straßen
zweigten schon im frü-
Die romantische Heumühle vor der Sanierung fotografiert von
hen 13. Jahrhundert von Josef Samuel
diesem an der Wiedner
Hauptstraße liegenden Platz ab: die de, das im frühen 19. Jahrhundert im
Margaretenstraße und die Paniglgas- Stil der Gotik errichtet wurde. Die
Die Steinere Brücke verband über 400 Jahre lang se. Die Wieden war vor 1529 mit etwa gotischen Fenster täuschen Mittelal-
die Stadt Wien mit ihrer Vorstadt Wieden
60 Häusern durchaus überschaubar. ter vor, denn älter als 200 Jahre sind
im Grunde nur einige Mauern. Nach
Die Stainerne Prugken bey Chernerthor der Heiligengeist- und Schleifmühle
wurde 1400-1404 anstelle einer bereits
1211 erwähnten Holzbrücke über die
6 Wiedner Hauptstraße 20
Laszla-Turm (Punkte 13+57) war die Steinmühle,
wie die Heumühle bis ins 17. Jahr-
Wien errichtet. Die Errichtung einer hundert auch häufig genannt wurde,
sicheren Brücke über die Wien festig- die dritte mittelalterliche Mühle am
te die wirtschaftliche und verkehrs- Mühlbach, der wahrscheinlich aus
technische Bedeutung der Wieden. Bis einem alten Nebenarm der Wien ent-
1821 hielt sie allen Hochwassern der standen ist. Der heutigen Grün- und
Wien stand, aber später den Anforde- Mühlgasse folgend war der Mühlbach
rungen des Verkehrs der wachsenden ein wertvolles Gut, weil mit den Müh-
Großstadt nicht mehr. Ihr Nachfol- len auch die Versorgung der Stadt
gerbau hielt nur bis 1850 und musste mit Mehl sichergestellt wurde. Nicht
wegen Baufälligkeit durch die Elisabe- umsonst wurde im Meldemanplan,
thbrücke ersetzt werden. einem Stadtplan, der die Zerstörun-
gen von 1529 festhielt, extra darauf
5 Rilkeplatz
Die erste Siedlung
auf der Wieden
hingewiesen, dass mit der Mühle
auch ein großes Mehllager vernichtet
wurde. Als die Starhembergs auf dem
Gelände des Freihauses, das unter-
Mit dem Heiligengeistspital als wirt- Der Laszla-Turm nach der Zerstörung durch die halb der Schleifmühle an den Mühl-
schaftlichem Zentrum entwickelte Truppen des Osmanischen Reichs im Jahr 1529
auf dem Plan von Niklas Meldeman. Von der als
bach grenzte, eine Streckmühle zum
sich auch eine befestigte Siedlung, Kerner vorstat (Kärntner Vorstadt) bezeichneten Auswalzen von Feinblech errichte-
deren Zentrum der heutige Rilke- Wieden stehen nur noch Ruinen.
ten (es wäre die Erste in Österreich
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