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LV 143.020, 143.

021 – ET, TM

PHYSIK

LV 138.029 – MB, VT, WI-MB

PHYSIK FÜR INGENIEURE

7. WELLEN

WS 2010/11
Vortragende:
N. GURKER, J. CUSTERS

Skriptum:
H. EBEL, N. GURKER, M. MANTLER, J. WERNISCH

Dieses Dokument unterliegt dem Urheberrechtsgesetz.


Vervielfältigungen, Übersetzungen, Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Medien sind nicht erlaubt.
7. WELLEN
Es können jedem Punkt des Raumes, für den die Welle definiert ist, lokale Schwingungen
zugeordnet werden, wobei zwischen den Schwingungen an verschiedenen Orten eindeutige
Phasenbeziehungen existieren (Welle = System von zusammenhängenden / kohärenten
Schwingungen). Handelt es sich um Schwingungen von Materie, so spricht man von Schall-
wellen. Der Begriff der Schallwelle ist nicht nur auf den hörbaren Bereich des Frequenzspek-
trums eingeschränkt, sondern umfaßt sämtliche an Materie gebundenen Wellenausbreitungen.
Sind die den Raumpunkten
r zuzuordnenden physikalischen
r Größen die Vektoren der elektri-
schen Feldstärke E und der magnetischen Feldstärke H , so spricht man von elektromagne-
tischen Wellen. Auch hier reicht das Frequenzspektrum über viele Größenordnungen, wobei
als wesentliches Charakteristikum der elektromagnetischen Wellen die Tatsache zu werten ist,
daß ihre Ausbreitung an kein Medium (Materie oder Lichtäther) gebunden ist. Gestattet es die
den Raumpunkten zuzuordnende Schwingung, die Wahrscheinlichkeit eines lokalen Ereignis-
ses zu beschreiben, so spricht man von einer Wahrscheinlichkeitswelle. Die Bedeutung der
Wahrscheinlichkeitswelle wird in der Quantenmechanik verständlich.

Arten von Wellen hinsichtlich der Richtung der Ausbreitung und der Schwingungs-
richtung:
Sind die beiden Richtungen parallel zueinander ⇒ Longitudinalwelle.
Stehen die beiden Richtungen senkrecht aufeinander ⇒ Transversalwelle.

7.1. Die Wellengleichung

Eine lange, zwischen zwei Klemmvorrichtungen ausgespannte Saite möge in der Mitte zwi-
schen den Einspannstellen zu einer harmonischen Schwingung angeregt werden. Diese Stö-
rung wird sich in der Form einer Transversalwelle entlang der Saite bis zu den
Einspannstellen hin ausbreiten und dort nach Reflexion wieder zurücklaufen. Um bei den
Überlegungen nicht noch zusätzlich die Überlagerung von gegenläufigen Wellen berücksich-
tigen zu müssen, sei nur der Zeitraum vor dem Einlangen der Welle an der Einspannstelle
betrachtet.

Abb.01w

88
Wellen

Ein Koordinatensystem wird so gewählt, daß die x-Richtung mit der Richtung der ausge-
spannten Saite zusammenfällt, der Mittelpunkt den Ursprung des Koordinatensystems bildet
und die y-Richtung mit der Schwingungsrichtung zusammenfällt. Die Störung pflanze sich
mit der Geschwindigkeit c fort. Die Schwingung an der Erregerstelle habe zur Zeit t einen
Nulldurchgang. Dann ist der nächste Nulldurchgang mit gleicher Bewegungsrichtung zur Zeit
t+T zu erwarten. T ist die Periodendauer der Schwingung. In der Zeitspanne von t bis t+T hat
sich der von t herrührende Nulldurchgang bis zur Stelle x=cT bewegt. Die Länge cT ist die
aus Abb.01w zu ersehende Wellenlänge λ.
Aus x = c·T = λ und T = 1/f ergibt sich der bekannte Zusammenhang zwischen der Ausbrei-
tungsgeschwindigkeit c der Welle, der Frequenz f und der Wellenlänge λ.
c =λ⋅ f Gl.01w
Wird das in der Abb.01w gezeigte Wellenbild mathematisch beschrieben, so läßt sich die
Auslenkung der Saite an einer beliebigen Stelle x zu einem beliebigen Zeitpunkt t gemäß
⎛ ⎛ x ⎞⎞
y = A ⋅ sin ⎜⎜ ω ⎜ t − ⎟ ⎟⎟ Gl.02w
⎝ ⎝ c ⎠⎠
angeben. x/c ist in Gl.02w jene Zeit, die die Störung benötigt, um von der Quelle der Störung,
dem periodischen Schwingungsgeber in der Saitenmitte, bis zur Stelle x zu gelangen, also die
Laufzeit. Beim Übergang zu einer dreidimensionalen Wellenausbreitung ist anzunehmen, daß
mit zunehmendem Abstand r von der Quelle die Amplitude abklingt, also A = f(r) gilt. Die
Laufzeit errechnet sich aus der Geschwindigkeit c und dem Abstand. Unter der Annahme ei-
ner Kugelsymmetrie mit dem Koordinatenursprung im Erregerzentrum lautet die Gleichung
einer Kugelwelle
⎛ ⎛ r ⎞⎞
ξ = A(r ) ⋅ sin ⎜⎜ ω ⎜ t − ⎟ ⎟⎟ Gl.03w
⎝ ⎝ c ⎠⎠
mit dem Abstand r
r= x2 + y2 + z2 . Gl.04w
Aus der Gl.03w ist, wenn man das Argument der Sinusfunktion ω(t-r/c) mit dem von einer
Schwingung mit Phasenverschiebung her bekannten ωt-ϕ vergleicht, festzustellen, daß der die
Ausbreitungsgeschwindigkeit c enthaltende Summand ωr/c den Phasenwinkel der Welle am
Ort der Beobachtung im Vergleich zum Phasenwinkel am Ort der Quelle beschreibt. Die Ge-
schwindigkeit c bestimmt also die Phasenlage und wird daher als die Phasengeschwindig-
keit der Welle bezeichnet. Der Energietransport der Welle erfolgt mit der
Gruppengeschwindigkeit cGr , die nicht notwendigerweise mit der Phasengeschwindigkeit c
identisch sein muß.

Im Zusammenhang mit den Ausführungen zur erzwungenen Schwingung wurde gezeigt, daß
die über eine Periodendauer gemittelte kinetische Energie dem Quadrat der Schwingungsam-
plitude A direkt proportional ist. Geht man von der Idealannahme aus, daß die in den Raum
laufende Welle keine Dämpfung, also keine Absorption erfährt, so flutet in einem kleinen
Volumenelement des Raumes die kinetische Energie in elastische Energie und umgekehrt.
Die gemittelten Energiewerte der beiden Energieformen müssen nach dem Energieerhaltungs-
satz gleich groß sein, und damit kann der Gesamtenergieinhalt des Volumenelements eben-
falls proportional zu A2 angenommen werden. Emittiert die Quelle eine Leistung P, so beträgt
die in der Zeit dt emittierte Energie dE = P·dt. In der Zeitspanne dt breitet sich die Energie mit
der Gruppengeschwindigkeit cGr kugelförmig in den Raum von r bis r+cGr·dt aus und erfüllt
so ein Volumen dV, das durch die Beziehung dV = 4πr 2 cGr ⋅ dt gegeben ist. Der Energiein-
halt dE des Volumens dV ist nach den bisherigen Überlegungen

89
dE = P ⋅ dt = const ⋅ A 2 4πr 2 cGr ⋅ dt Gl.05w

Bei konstanter Leistung P muß bei der Kugelwelle das Produkt A2r2 ebenfalls konstant sein,
oder aber die Amplitude A umgekehrt proportional zum Abstand r von der Quelle abnehmen.

7.2. Die Intensität

Die Intensität I einer Welle beschreibt den Energiefluß, der die Flächeneinheit je Zeiteinheit
in der Richtung des Flächenlotes durchsetzt (Einheit W/m2). In der Zeit dt emittiert die Quelle
eine Energie dE=P·dt, die im Abstand r eine Fläche 4·π.r2 durchsetzt. Drückt man die Intensi-
tät als Energie je Flächen- und Zeiteinheit aus, so erhält man für I = dE/(4πr2dt), oder mit
Gl.05w
P
I= = const ⋅ A 2 cGr Gl.06w
4πr 2

Die Intensität ist direkt proportional zu A2 und, da A umgekehrt proportional zu r abnimmt,


nimmt die Intensität der Kugelwelle umgekehrt proportional zum Quadrat des Abstandes von
der Quelle ab.

7.3. Abschließende Bemerkungen zur Kugelwelle

a) Der Begriff der Kugelwelle ergibt sich nach den bisherigen Ausführungen aus der Tatsa-
che, daß Punkte gleicher Phasenlage auf konzentrischen Kugelflächen zu finden sind, deren
Radien sich jeweils um λ voneinander unterscheiden. Voraussetzung dafür ist eine von der
Richtung unabhängige Phasengeschwindigkeit der Welle, oder anders ausgedrückt, ein iso-
tropes Medium. Elektromagnetische Wellen bedürfen keines Mediums für ihre Ausbreitung.
Durchsetzen sie hingegen ein für elektromagnetische Wellen durchlässiges Medium, so muß
dieses, um das Auftreten einer Kugelwelle zu gewährleisten, isotrop sein.

b) Ist der Weg s der Beobachtung einer Kugelwelle im Vergleich zum Abstand r von der
Quelle sehr klein, so ist die Änderung der Amplitude gering, und es kann in guter Näherung
von einer längs des Weges s konstanten Amplitude bzw. Intensität gesprochen werden. Damit
ist die ebene Welle als ein Sonderfall der Kugelwelle zu beschreiben.

c) In der Gl.03w wurden die Auslenkung ξ und der Scheitelwert der Auslenkung A in Verbin-
dung mit der Herleitung vom Modell einer Saite bezeichnet. Soll eine elektromagnetische
Welle beschrieben werden, so sind anstelle von ξ die jeweiligen Komponenten des Vektors
der elektrischen Feldstärke bzw. des Vektors der magnetischen Feldstärke einzusetzen, und A
ist durch die zugehörigen Scheitelwerte auszudrücken. ψ ist im Falle der Wahrscheinlich-
keitswelle die Analoggröße zu ξ.

90
Wellen

7.4. Überlagerung von Wellen

Sonderfall 1
Parallele Ausbreitungsrichtung
Transversalwellen
Senkrechte Schwingungsrichtungen

Die Abb.02w zeigt die Verhältnisse, wie sie sich einem Beobachter darstellen, auf den die
Welle zuläuft. Beschreibt man ξ und η durch
⎛ ⎛ x ⎞⎞
ξ = A ⋅ sin ⎜⎜ ω ⋅ ⎜ t − ⎟ ⎟⎟
⎝ ⎝ c ⎠⎠
Gl.07w
⎛ ⎛ x⎞ ⎞
η = B ⋅ sin ⎜⎜ ω ⋅ ⎜ t − ⎟ + ϕ ⎟⎟
⎝ ⎝ c⎠ ⎠
(ϕ ist die Phasenverschiebung zwischen den beiden Teilwellen)

Abb.02w

und beobachtet an einer beliebigen Stelle x, so erhält man entweder eine lineare, elliptische
oder zirkulare Schwingungsform (vgl. Sonderfall 3 bei der Überlagerung von Schwingungen).
Die Überlagerung ergibt linear, elliptisch oder aber zirkular polarisierte Wellen.

Sonderfall 2
Gegenläufige Ausbreitungsrichtung der Wellen
Gleiche Frequenz
Gleiche Schwingungsrichtung
Reflexion am losen Ende

Abb.03w hilft, die Bedeutung der verwendeten Symbole zu verstehen. Die hin- und die zu-
rücklaufende Welle sind durch ξ1 und ξ2 charakterisiert.
⎛ ⎛ x ⎞⎞
ξ1 = A ⋅ sin ⎜⎜ ω ⎜ t − ⎟ ⎟⎟
⎝ ⎝ c ⎠⎠
Gl.08w
⎛ ⎛ x + 2a ⎞ ⎞
ξ 2 = A ⋅ sin ⎜⎜ ω ⎜ t − ⎟⎟
⎝ ⎝ c ⎠ ⎟⎠

91
Beschreibt man die Summe der beiden Wellen durch ξ
⎛ ⎛ x⎞ ⎞
ξ = A * ⋅ sin ⎜⎜ ω ⎜ t − ⎟ + Φ ⎟⎟ Gl.09w
⎝ ⎝ c⎠ ⎠
und verwendet das Ergebnis der Überlagerung von Schwingungen gemäß Sonderfall 1, so
erhält man für die Amplitude A*
2 2
⎛ 2aω ⎞ ⎛ 2aω ⎞ ⎛ 2aω ⎞
A* = ⎜ A + A ⋅ cos ⎟ + ⎜ A ⋅ sin ⎟ = 2 ⋅ A ⎜1 + cos ⎟. Gl.10w
⎝ c ⎠ ⎝ c ⎠ ⎝ c ⎠

Wie man sich leicht überzeugen kann, verschwindet A* und damit auch die Welle an den Stel-
len a, für die 2·a·ω/c ein ungeradzahliges Vielfaches von π wird. Die in der Abb.03w darge-
stellte Grenzfläche zwischen den Medien 1 und 2 charakterisiert das lose Ende, an dem die
Reflexion erfolgt.

Abb.03w

Die Stellen an, wo die Amplitude A* der resultierenden Welle ξ verschwindet, sind Knoten-
stellen einer stehenden Welle, wie sie in Abb.04w dargestellt sind (n ist eine natürliche Zahl).
λ
an = (2n − 1) ⋅ Gl.11w
4

Abb.04w

92
Wellen

7.5. Schwingende Saite

Die Wellengleichung und Eigenfrequenzen

Abb.05w

Eine beidseitig eingespannte Stahlsaite (Querschnitt q, Spannkraft F) wird angeschlagen und


schwingt in einer der möglichen Eigenfrequenzen des Systems. Die linksseitige Einspannstel-
le fällt mit dem Abszissenwert x = 0 und die rechtsseitige mit x = l (Saitenlänge l) zusammen.
Zu einem bestimmten Zeitpunkt t möge die Auslenkung y (x,t) der Saite an der Stelle x durch
die in der Abb.05w gezeigten Größen charakterisiert sein. Die Horizontalkomponenten Fh,links
und Fh,rechts sind gleich der Spannkraft F. Die Richtungen der Kräfte Flinks und Frechts fallen
mit der Tangentialrichtung an die durch die schwingende Saite gegebene Kurve an der Stelle
x und x + dx (y(x) und y(x+dx)) zusammen. Es gelten
Fv ,links Fv ,rechts
tan α links = , tan α rechts = Gl.12w
Fh,links Fh,rechts
und
dy( x, t ) dy( x + dx, t )
= tan α links , = tan α rechts Gl.13w
dx dx
Die Auslenkung y(x+dx,t) kann durch die Auslenkung y(x,t) gemäß
dy ( x, t )
y ( x + dx, t ) = y ( x, t ) + ⋅ dx Gl.14w
dx
beschrieben werden. Die Ableitung nach x wird dann
dy ( x + dx, t ) dy ( x, t ) d ⎡ dy ( x, t ) ⎤ dy ( x, t ) d 2 y ( x, t )
= + dx = + ⋅ dx . Gl.15w
dx dx dx ⎢⎣ dx ⎥⎦ dx dx 2
Daraus errechnen sich die Vertikalkomponenten Fv,links an der Stelle x und Fv,rechts an der
Stelle x+dx zu
dy ( x, t ) ⎡ dy ( x, t ) d 2 y ( x, t ) ⎤
Fv, links = F ⋅ , Fv, rechts = F ⎢ + dx ⎥ Gl.16w
dx ⎢⎣ dx dx 2 ⎥⎦

93
d 2 y ( x, t )
Die Differenz der beiden Vertikalkomponenten F ⋅ dx ist gleich der resultierenden
dx 2
Kraft dF(x,t), die auf das Saitenelement der Länge x wirkt. Die Masse dm desselben folgt aus
dm=q·ρ ·dx (Dichte des Saitenmaterials ρ). Diese Kraft hat eine Beschleunigung
d 2 y ( x, t )
b= der Masse dm zur Folge.
dt 2
d 2 y ( x, t )
dm ⋅ b = F ⋅ dx Gl.17w
dx 2
Nach Einsetzen, Kürzen und Umordnen ergibt sich daraus
d 2 y ( x, t ) F d 2 y ( x, t )
= ⋅ Gl.18w
dt 2 q⋅ρ dx 2
F/q=σ (Saitenspannung σ)
d 2 y ( x, t ) σ d 2 y ( x, t )
= ⋅ . Gl.19w
dt 2 ρ dx 2
Da die Auslenkung y(x,t) von zwei unabhängigen Variablen (x,t) abhängt, sind die Ableitun-
d 2 y( x, t ) d 2 y( x, t ) ∂2y ∂2y
gen und durch die partiellen Ableitungen und zu ersetzen.
dt 2 dx 2 ∂ t2 ∂ x2
∂ 2y σ ∂ 2y
= ⋅ Gl.20w
∂ t 2 ρ ∂ x2
Die allgemeine Lösung der partiellen Differentialgleichung (Wellengleichung) setzt sich aus
einer hin- und einer zurücklaufenden Welle zusammen.
⎛ x⎞ ⎛ x⎞
y = y ( x , t ) = A1 ⋅ cosω ⎜ t − ⎟ + A2 ⋅ cosω ⎜ t + ⎟ Gl.21w
⎝ c⎠ ⎝ c⎠
Für die partiellen Ableitungen folgt
∂ 2y ⎡ ⎛ x⎞ ⎛ x ⎞⎤
= −ω 2 ⋅ ⎢ A1 ⋅ cos ω ⎜ t − ⎟ + A2 ⋅ cos ω ⎜ t + ⎟⎥
∂t 2
⎣ ⎝ c⎠ ⎝ c ⎠⎦
. Gl.22w
∂ 2y ω2 ⎡ ⎛ x⎞ ⎛ x ⎞⎤
= − 2 ⋅ ⎢ A1 ⋅ cos ω ⎜ t − ⎟ + A2 ⋅ cos ω ⎜ t + ⎟⎥
∂ x2 c ⎣ ⎝ c⎠ ⎝ c ⎠⎦
Werden diese in die Wellengleichung eingesetzt,
⎡ ⎛ x⎞ ⎛ x ⎞⎤
− ω 2 ⋅ ⎢ A1 cos ω ⎜ t − ⎟ + A2 cos ω ⎜ t + ⎟⎥ =
⎣ ⎝ c⎠ ⎝ c ⎠⎦
Gl.23w
σ ω2 ⎡ ⎛ x⎞ ⎛ x ⎞⎤
= ⋅ (−1) ⋅ 2 ⋅ ⎢ A1 cos ω ⎜ t − ⎟ + A2 cos ω ⎜ t + ⎟⎥
ρ c ⎣ ⎝ c⎠ ⎝ c ⎠⎦
so erhält man für die Phasengeschwindigkeit c
σ
c= . Gl.24w
ρ
Die Wellengleichung kann damit in allgemeiner Form angeschrieben werden.
1 ∂2y ∂2y
= Gl.25w
c2 ∂ t 2 ∂ x 2
An den beiden Einspannstellen, den Randstellen der Saite, muß zu jedem Zeitpunkt die
Randbedingung y(0, t) = y(l, t) = 0 erfüllt sein.

94
Wellen

0 0 0 0
A1 ⋅ cos ωt cos ω + A1 ⋅ sin ωt sin ω + A2 ⋅ cos ωt cos ω − A2 ⋅ sin ωt sin ω = 0
c c c c
A1 cos ωt + A2 cos ωt = 0
A1 = − A2
Wir definieren für A: A = 2 A1 x=0
Gl.26w

Wie sich gleich zeigen wird, ist A die maximale Auslenkung der Saite, also die Amplitude der
Schwingung.
A l A l A l A l
⋅ cos ωt cos ω + ⋅ sin ωt sin ω − ⋅ cos ωt cos ω + ⋅ sin ωt sin ω = 0
2 c 2 c 2 c 2 c
l
A ⋅ sin ωt ⋅ sin ω = 0 x=l
c
Gl.27w
Die zweite Bedingung ist für die folgenden diskreten Werte der Kreisfrequenz ωn
l
ω n ⋅ = n ⋅ π mit n = 1,2,3,.... Gl.28w
c
erfüllt. Aus ω=2π f errechnen sich die möglichen Eigenfrequenzen fn der eingespannten Sai-
te zu
c
fn = n ⋅ Gl.29w
2l
und die Lösung der Wellengleichung für die eingespannte Saite ergibt sich gemäß
⎡ σ ⎛⎜ ⎞ σ ⎛⎜ ⎞⎤
⎢ n⋅ ⎟ n⋅ ⎟⎥
A ⎢ ρ⎜ x ⎟ ρ⎜ x ⎟⎥
y = ⋅ cos π t− ⎟ − cos π l ⎜ t +
l ⎜ ⎟⎥ . Gl.30w
2 ⎢ σ σ
⎢ ⎜ ⎟ ⎜ ⎟⎥
⎜ ρ ⎟ ⎜ ρ ⎟
⎣⎢ ⎝ ⎠ ⎝ ⎠⎦⎥
Daraus folgt unter Verwendung der trigonometrischen Formeln für Winkelsummen:
⎛ nπ ⎞ ⎛ nπ σ ⎞
y = A ⋅ sin ⎜ x ⎟ ⋅ sin ⎜⎜ t ⎟ Gl.031w
⎝ l ⎠ ⎝ l ρ ⎟⎠

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Beispiele

w01
Gesucht sind Beispiele für Schallwellen, und zwar sowohl Longitudinal- als auch Transver-
salwellen. Welche Voraussetzungen sind für das Auftreten der einen und der anderen Wellen-
art vonnöten? Weiters mögen typische Beispiele für elektromagnetische Wellen genannt
werden.

w02
Wie kann eine in der x-Richtung fortlaufende elektromagnetische Welle, deren E-Vektor in
der xy-Ebene und deren H-Vektor in der xz-Ebene schwingt, in Gleichungsform ausgedrückt
werden?

w03
Zum Vergleich sei die Reflexion am festen Ende behandelt. Wie lautet die Gleichung der
resultierenden Welle? Wie werden die Knoten- und die Bauchstellen der resultierenden Welle
gefunden? In Abb.B_01w sind die Ergebnisse der Überlagerung bei einer Reflexion am festen
Ende gezeigt. Was bedeutet festes Ende, loses Ende, dünneres und dichteres Medium, und
wie hängen diese Begriffe mit den Wellenwiderständen der aneinandergrenzenden Medien
zusammen?

Abb.B_01w

Lösungen zu den Beispielen


w01
• Longitudinalwellen - z.B. Schall in Luft, in Festkörpern und Flüssigkeiten
• Transversalwellen - z.B. Wellenausbreitung auf einer ruhenden Wasseroberfläche oder
Scherwellen in Festkörpern
• Torsionswellen - z.B. Wellenmaschine im Hörsaalversuch (Scherwelle)
• elektromagnetische Wellen - grundsätzlich nur Transversalwellen, z.B. Radiowellen, Licht
etc.

96
Wellen

w02
Es wird eine ebene Welle angenommen, deren Maximalwerte Emax und Hmax unabhängig vom
Abstand von der Quelle sind, wobei die Ausbreitung ausgehend von x=0 im leeren Raum (c0 )
in der positiven x-Richtung erfolgen möge.
⎛ ⎛ x ⎞⎞
E y = Emax ⋅ cos⎜⎜ ω ⎜⎜ t − ⎟⎟ ⎟⎟
⎝ ⎝ c0 ⎠ ⎠
⎛ ⎛ x ⎞⎞
H z = H max ⋅ cos⎜⎜ ω ⎜⎜ t − ⎟⎟ ⎟⎟
⎝ ⎝ c0 ⎠ ⎠
Zwischen den Schwingungen der elektrischen und der magnetischen Feldstärke besteht keine
Phasenverschiebung. Die Schwingungsrichtungen von E und H stehen aufeinander senkrecht
(Ey und Hz) und senkrecht zur Ausbreitungsrichtung - Transversalwelle. Schließlich ist es
unmöglich, entweder nur eine elektrische oder eine magnetische Welle in den Raum laufen zu
lassen. Beide Wellentypen treten gemeinsam auf - elektromagnetische Wellen.

w03
In der Optik ist der Übergang von einem Medium mit kleiner Brechzahl n in ein solches mit
großer ein Übergang vom optisch dünneren in das optisch dichtere Medium, und umgekehrt.
Im Falle der Reflexion am dichteren Medium tritt an der Reflexionsstelle ein Phasensprung
von π (180°) auf, der in der Gl.08w für die Bestimmung der resultierenden Welle im Aus-
druck für ξ2 dadurch berücksichtigt werden kann, daß die Strecke 2a um λ/2 oder a um λ/4
vergrößert wird. Die Gleichungen für die resultierende Welle und deren Amplitude A* unter-
scheiden sich nur dadurch, daß an in Gl.11w durch an+λ/4 ersetzt wird.
λ λ
an + = (2n − 1)
4 4
oder
λ
a n = (n − 1)
2
Die Bauchstellen der am festen Ende reflektierten Welle befinden sich an den Knotenstellen
der am losen Ende reflektierten Welle.

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