Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
IAS HGB
1. Das International Accounting Stan- 1. Der deutsche Gesetzgeber als staat-
dards Board (IASB) als international liche Institution erläßt Regeln für die
zusammengesetzter privater Standard- Rechnungslegung in Form des Han-
setter gibt Regeln für die Rechnungs- delsgesetzbuchs (HGB).
legung in folgenden Formen vor: 2. Die handelsrechtlichen Regelungen
• International Accounting Standards sind durch das Maßgeblichkeitsprinzip
(IAS), Grundlage für die steuerliche Gewinn-
• Interpretationen der Standards (SIC), ermittlung in Deutschland.
• Rahmenkonzept (Framework). 3. Es handelt sich um allgemeingültige
2. Die IAS sind für die steuerliche Gewinn- Regelungen (code law).
ermittlung in Deutschland nicht relevant. 4. Die Vorschriften des HGB sind vom Ge-
3. Es handelt sich um Einzelsachverhalts- danken des Gläubigerschutzes ge-
regelungen (case law). prägt und haben das Ziel einer vorsich-
4. Die Regelungen der IAS orientieren tigen Gewinnermittlung.
sich i.w. an den Informationsbedürf- 5. Das HGB gilt grds. für einzelne Unter-
nissen von Investoren (F.101)). nehmen aller Rechtsformen und Kon-
5. Die IAS gelten grds. für einzelne Unter- zerne. Es enthält jedoch differenzierte
nehmen und Konzerne; das Haupt- Regeln für Nicht-Kapitalgesellschaften
augenmerk liegt jedoch auf kapitalmarkt- und Kapitalgesellschaften sowie für
orientierten Konzernen. Konzerne.
1) F.10 bezeichnet den 10. Absatz des Rahmenkonzepts (Framework) der IAS.
RWTH Aachen – Lehrstuhl für Betr. Steuerlehre und Wirtschaftsprüfung – Seite 3/28
IAS – Grundlagen (III): IASB und Standarderstellung
• Das IASB setzt sich zusammen aus Angehörigen von Berufsgruppen, die sich mit der
Rechnungslegung beschäftigen (i.w. nationale Standardsetter, Wirtschaftsprüfer und
Unternehmensvertreter). Diese kommen aus diversen Ländern (auch Deutschland).
Weitere Informationen zum IASB und zu seiner Arbeit sind auf der Homepage des
IASB unter http://www.iasb.org.uk zu finden.
Seit 03.09.1998 ist das Deutsche Rechnungslegungs Standards Committee
(DRSC) durch das Bundesjustizministerium als deutsches privates Rechnungs-
legungsgremium anerkannt. Aufgabe des DRSC ist es u.a., Empfehlungen für eine
ordnungsmäßige Konzernrechnungslegung in Form von Standards zu entwickeln und
sich an der Arbeit des IASB zu beteiligen. Weitere Informationen zum DRSC und zu
seiner Arbeit sind auf der Homepage des DRSC unter http://www.drsc.de zu finden.
RWTH Aachen – Lehrstuhl für Betr. Steuerlehre und Wirtschaftsprüfung – Seite 4/28
IAS – Grundlagen (IV): Rahmenkonzept und Aufbau der Standards
• Das Framework enthält neben Aussagen zur Zielsetzung der IAS grundsätzliche An-
nahmen, Anforderungen und Definitionen.
• Es dient unter anderem als Leitlinie für die Erstellung neuer Standards und als Hil-
fe für die Behandlung bisher noch nicht durch einen IAS geregelter Sachverhalte.
• Das Framework hat jedoch nicht den Verbindlichkeitsgrad eines Standards. Es geht
insbesondere nicht einer konkreten Regelung in einem Standard vor.
• Die einzelnen Standards werden laufend durchnumeriert (vgl. die Liste der gültigen
Standards auf Folie 27).
• Jeder Standard beginnt mit der Darstellung seines Anwendungsbereichs.
• Anschließend werden die erforderlichen Definitionen aufgeführt.
• Schließlich folgen die einzelnen Vorschriften des Standards.
• Zur Strukturierung werden die einzelnen Absätze eines Standards laufend durch-
numeriert. Zudem enthält jeder Standard Überschriften (auf unterschiedlichen Ebe-
nen), die die einzelnen geregelten Sachverhalte voneinander abgrenzen.
• Jeder Standard enthält fett-/kursivgedruckte Absätze. Diese stellen die wesent-
lichen Vorschriften des Standards dar. Die normal gedruckten Absätze dienen der Er-
läuterung und Konkretisierung dieser Vorschriften.
RWTH Aachen – Lehrstuhl für Betr. Steuerlehre und Wirtschaftsprüfung – Seite 5/28
IAS – Grundlagen (V): Anforderungen nach IAS vs. handelsrechtliche GoB
IAS HGB
– Annahmen und Anforderungen – – Rechenschaftsgrundsätze der GoB –
Basisannahmen: Rahmengrundsätze:
• Unternehmensfortführung (F.23) und • Richtigkeit und Willkürfreiheit,
• Grundsatz der Periodenabgrenzung • Klarheit,
(F.22) • Vollständigkeit und
Qualitative Anforderungen: • Wirtschaftlichkeit und Wesentlichkeit
• Verständlichkeit (F.25), Definitionsgrundsätze:
• (Entscheidungs-)Relevanz (F.26-30), • Realisationsprinzip und Anschaffungs-
• Verläßlichkeit (F.31-38) und wertprinzip,
• Vergleichbarkeit (F.39-42) • Abgrenzung der Sache und der Zeit
Nebenbedingungen: nach und
• zeitnahe Berichterstattung (F.43), • Imparitätsprinzip, Grundsatz der verlust-
• Abwägung von Kosten und Nutzen freien Bewertung
(F.44) und Ergänzende Grundsätze:
• Abwägung der qualitativen Anforderun- • Stetigkeit, Vergleichbarkeit und
gen an den Abschluß (F.45) • Vorsichtsprinzip
Anm.: Auch nach HGB wird die Unternehmensfortführung unterstellt.
IAS und HGB gehen beide von einer gewissenhaften und sachlich korrekten Rechen-
schaftslegung aus. Unterschiede gibt es jedoch im Hinblick auf die handelsrechtlichen
Realisations-, Imparitäts- und Vorsichtsprinzipien, die unter IAS so nicht existieren.
RWTH Aachen – Lehrstuhl für Betr. Steuerlehre und Wirtschaftsprüfung – Seite 6/28
IAS – Grundlagen (VI): Nicht explizit geregelte Bereiche nach IAS
Im Gegensatz zum HGB behandeln die IAS folgende Bereiche nicht explizit:
• Mengenerfassung und Inventar
(weder im Framework noch in den IAS findet sich ein Hinweis auf Inventur-
arten oder -verfahren),
• Aufstellungsfristen
(lediglich das Erfordernis zeitnaher Berichterstattung wird in F.43 genannt;
verpflichtende Aufstellungsfristen gibt es jedoch nicht),
• Prüfung
(F.1 (e) stellt lediglich fest, daß Abschlußprüfer neben den IAS auch das
Framework als Urteilsbasis bei ihrer Prüfung berücksichtigen sollen; eine
Vorschrift, die eine Prüfung vorschreibt, existiert jedoch nicht),
• Offenlegung
(obwohl die IAS explizit für veröffentlichte Abschlüsse von Unternehmen
gelten, gibt es keine verpflichtenden Vorschriften über Fristen oder Art und
Weise der Offenlegung dieser Abschlüsse; IAS 1.52 empfiehlt lediglich, daß
eine Veröffentlichung innerhalb von 6 Monaten nach dem Bilanzstichtag
erfolgen sollte).
RWTH Aachen – Lehrstuhl für Betr. Steuerlehre und Wirtschaftsprüfung – Seite 7/28
IAS – Grundsätze der Aktivierung u. Passivierung (I): Aktivierung nach IAS
RWTH Aachen – Lehrstuhl für Betr. Steuerlehre und Wirtschaftsprüfung – Seite 8/28
IAS – Grundsätze der Aktivierung u. Passivierung (II): Aktivierung: IAS vs. HGB
Rechnungsabgrenzungsposten: Rechnungsabgrenzungsposten:
• Nach Konzept der Periodenabgren- • Grds. Ausgabe vor dem Bilanzstich-
zung anzusetzen, sofern Vermö- tag und Aufwand für eine bestimmte
genswert-Eigenschaften vorliegen Zeit nach dem Bilanzstichtag.
(F.22).
Bilanzierungshilfen: Bilanzierungshilfen:
• Existieren als solche nicht; • Ingangsetzungsaufwendungen und
aktive latente Steuern sind anzu- • aktive latente Steuern.
setzen (IAS 121)).
1) IAS 12 bezeichnet den International Accounting Standard mit der laufenden Nummer 12.
RWTH Aachen – Lehrstuhl für Betr. Steuerlehre und Wirtschaftsprüfung – Seite 9/28
IAS – Grundsätze der Aktivierung u. Passivierung (III): Beispiele zur Aktivierung
RWTH Aachen – Lehrstuhl für Betr. Steuerlehre und Wirtschaftsprüfung – Seite 11/28
IAS – Grundsätze der Aktivierung u. Passivierung (V): Passivierung: IAS vs. HGB
Rechnungsabgrenzungsposten: Rechnungsabgrenzungsposten:
• Nach Konzept der Periodenabgren- • Einnahme vor dem Bilanzstichtag
zung anzusetzen, sofern Schuld- und Ertrag für eine bestimmte Zeit
Eigenschaften vorliegen (F.22). nach dem Bilanzstichtag.
RWTH Aachen – Lehrstuhl für Betr. Steuerlehre und Wirtschaftsprüfung – Seite 12/28
IAS – Grundsätze der Aktivierung u. Passivierung (VI): Passivierung, Beispiel 1
RWTH Aachen – Lehrstuhl für Betr. Steuerlehre und Wirtschaftsprüfung – Seite 13/28
IAS – Grundsätze der Aktivierung u. Passivierung (VII): Passivierung, Beispiel 2
Beispiel: Eine Maschine wurde Anfang des Jahres 20X0 für 2.100 TEuro gekauft.
Ihre voraussichtliche Nutzungsdauer beträgt 10 Jahre, ihr Restwert wird
auf 100 TEuro geschätzt. Als Abschreibungsmethode wird die lineare
Abschreibung gewählt. Der beizulegende Wert beträgt im Jahr 20X3
1.600 TEuro und im Jahr 20X7 400 TEuro.
RWTH Aachen – Lehrstuhl für Betr. Steuerlehre und Wirtschaftsprüfung – Seite 20/28
IAS – Gliederung und Ausweis (I): Mindestgliederung der Bilanz nach IAS
In praxi wird die Bilanzgliederung bei den meisten Unternehmen deutlich über
die Mindestgliederung hinausgehen, da zahlreiche IAS unter bestimmten Vor-
aussetzungen zusätzliche Angaben und Aufgliederungen erfordern.
1) Die Equity-Methode ist eine Bilanzierungsmethode für Unternehmensbeteiligungen, bei der der Wertansatz in Folgejahren entsprechend
dem Anteil des Bilanzierenden am Reinvermögen des Beteiligungsunternehmens berichtigt wird (IAS 28.3). Handelsrechtlich ist diese
Methode nur im Konzernabschluß anwendbar.
2) Zahlungsmitteläquivalente sind kurzfristige, äußerst liquide Finanzinvestitionen, die jederzeit in bestimmte Zahlungsmittelbeträge
umgewandelt werden können und nur unwesentlichen Wertschwankungen unterliegen (IAS 7.6).
RWTH Aachen – Lehrstuhl für Betr. Steuerlehre und Wirtschaftsprüfung – Seite 21/28
IAS – Gliederung und Ausweis (II): Erfolgsrechnung nach IAS: GKV vs. UKV
Der im Vergleich zum HGB bei den IAS nur sehr groben (Mindest-)Bilanz-
gliederung sowie dem fehlendem Lagebericht stehen deutlich umfang-
reichere Anhangangaben nach IAS gegenüber. Zudem wird Unternehmen
empfohlen, außerhalb des IAS-Abschlusses freiwillig einen Bericht des
Managements über die Unternehmenslage zu veröffentlichen (IAS 1.8).
1) Diese Darstellung enthält gemäß IAS 1.86-89 neben dem Periodenergebnis alle Posten, die auf Grund anderer IAS (an der Erfolgsrech-
nung vorbei) direkt im Eigenkapital erfaßt werden, sowie die Auswirkungen von Änderungen der Bilanzierungs- und Bewertungsmetho-
den sowie der Berichtigung von Fehlern, die nach IAS 8 (gemäß der Benchmark-Methode) direkt im Eigenkapital zu erfassen sind.
Zudem sind anzugeben: Eigenkapitalveränderungen durch Transaktionen mit Anteilseignern und durch Ausschüttungen, die Verände-
rungen der Rücklagen sowie je Eigenkapitalposition (gezeichnetes Kapital, Agio, Rücklagen) eine Überleitungsrechnung vom Perioden-
anfangs- zum Periodenendbestand. Insgesamt soll so die Entwicklung der Posten des Eigenkapitals transparent gemacht werden.
2) Die Kapitalflußrechnung stellt die Veränderungen der Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente (=cashflows) einer Periode, ge-
trennt nach betrieblicher Tätigkeit, Investitionstätigkeit und Finanzierungstätigkeit, dar (IAS 7).
RWTH Aachen – Lehrstuhl für Betr. Steuerlehre und Wirtschaftsprüfung – Seite 23/28
IAS – Bilanzpolitik (I): Grundsätzliche Möglichkeiten der Bilanzpolitik nach IAS
RWTH Aachen – Lehrstuhl für Betr. Steuerlehre und Wirtschaftsprüfung – Seite 24/28
IAS – Bilanzpolitik (II): Ausnutzen v. IAS-Bilanzierungs-/Bewertungsalternativen
Ermessensspielräume, z.B.:
• Abgrenzung von kurzfristigen und langfristigen Positionen bei Gliederung der
Bilanz nach Fristigkeit,
• Weg der Veröffentlichung des Abschlusses (Veröffentlichung im Bundes-
anzeiger oder in sonstigen Informationsmedien, Versendung an Aktionäre
und/oder andere Interessenten auf Anfrage oder automatisch, Bereitstellung
eines Internet-Downloads etc.).
1) Die Fristigkeit eines Vermögenswerts/einer Schuld bestimmt sich nach der erwarteten Verweildauer im Unternehmen (IAS 1.57, IAS 1.60);
die Bilanzgliederung hat bei Wahl dieser Ausweisalternative zu unterscheiden zwischen kurzfristigen (z.B. ≤ 1 Jahr) und langfristigen Posten
(z.B. > 1 Jahr). RWTH Aachen – Lehrstuhl für Betr. Steuerlehre und Wirtschaftsprüfung – Seite 26/28
IAS – Liste der geltenden Standards
Nr. Titel Nr. Titel
Hinweis: In der obigen Aufstellung fehlende IAS wurden zwischenzeitlich ersetzt oder zurückgezogen.
RWTH Aachen – Lehrstuhl für Betr. Steuerlehre und Wirtschaftsprüfung – Seite 27/28
IAS – Literatur zu IAS
Liste der empfohlenen Literatur zu IAS
Lehrbücher zur handelsrechtlichen Rechnungslegung, die auch die IAS behandeln:
• Baetge, J./Kirsch, H.-J./Thiele, S.: Bilanzen, 6. Aufl., Düsseldorf 2002,
• Buchholz, R.: Grundzüge des Jahresabschlusses nach HGB und IAS, Mit Aufgaben
und Lösungen, München 2002,
• Coenenberg, A. G.: Jahresabschluß und Jahresabschlußanalyse, Betriebswirtschaft-
liche, handelsrechtliche, steuerliche und internationale Grundlagen - HGB, IAS, US-
GAAP, 18. Aufl., Landsberg (Lech) 2001.
• Born, K.: Rechnungslegung nach IAS, US-GAAP und HGB im Vergleich, 2. Aufl.,
Stuttgart 2001,
• Buchholz, R.: Internationale Rechnungslegung, Die Vorschriften nach IAS, HGB und
US-GAAP im Vergleich, Mit Aufgaben und Lösungen, 2. Aufl., Bielefeld 2002,
• Wagenhofer, A.: International Accounting Standards, Bilanzierung und Bewertung,
Auswirkungen auf den Jahresabschluß, 3. Aufl., Wien/Frankfurt 2001.
RWTH Aachen – Lehrstuhl für Betr. Steuerlehre und Wirtschaftsprüfung – Seite 28/28