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%. Z/47
Schlüſſel
zur
Ge iſt er welt
oder
7
J. K er nn in g.
Zºº Z 4 / Zºe
Neue Auflage
Stuttgart, 1855.
Verlag von J. Scheible.
-
- ACD TS> TSD
Borwort.
alle Wider
– 12 –
Geiſterwelt.
Geiſterwelt, du kommſt uns näher und
wirſt uns theuer, denn in dir ſollen ſich un
ſeres Lebens Hoffnungen erfüllen.
Der Menſch kann außer ſich nicht in dich
dringen, er muß in ſich gehen und dort deinen
Geiſt belauſchen. Wo finden wir aber Bei
ſpiele, die uns lehren, wie dieſes Inſich
ſchauen möglich ſei und welche Reſultate es
bringe ?
– 17 –
Gegenwart.
Wenn wir den Magnetismus nicht hät
ten, ſo wäre die Gegenwart arm an geiſti
gen Erſcheinungen. Dieſem aber, ſo unvoll
kommen er auch iſt, danken wir die nächſten
Beweiſe, daß es ein inneres Leben gibt, in
welchem die Geiſterwelt ſich offenbart.
Dem ſtillen Forſcher zeigen ſich zwar
außer den magnetiſchen Behandlungen noch
viele lehrreiche Merkmale des geiſtigen Le
bens, aber dieſe ſind ſo verborgen und hal
ten ihr Glück ſo geheim, daß die plumpe
Neugierde nichts davon wahrnimmt, und nur
mit Schüchternheit wag ich es, einige ge
ſchichtliche Thatſachen zu geben, die auf un
ſern Gegenſtand Bezug haben.
K r z.
Im O– w–d ereignete es ſich vor meh
reren Jahren, daß Krz. , ein wohlhabender
Kleinhändler, ſeinen Sohn mit Einſtimmung
der Familie den Studien übergeben wollte.
Bernhard, ſo hieß der Sohn, wurde
über den Antrag verlegen, bat die Eltern
davon abzuſtehen und ihm zu erlauben, das
Schreinerhandwerk zu erlernen.
Höchſt erſtaunt über dieſen Wunſch, er
klärten ſich die Eltern geradezu dagegen, in
dem ſie ihn für findiſch hielten. „Wenn du
kein Gelehrter werden willſt,“ fuhr der Va
ter fort, „ſo widme dich der Handlung und
ich will dafür ſorgen, dir für die Zukunft
ein Etabliſſement zu gründen. Aber zu einem
Handwerk geben wir nie die Erlaubniß, weil
es dich zu ſehr von uns entfernen würde.“
Der Sohn blieb bei ſeinem Vorhaben und
ſprach: „Verzeiht mir, liebe Eltern, daß ich
euch ungehorſam ſein muß! Was ich be
gehre, kommt nicht aus mir, ſondern von
einer Macht, die mir gebietet, und der ich
nicht widerſtreben darf.“
Immer mehr in Verwunderung geſetzt
drangen ſie darauf, ihnen die Urſache ſeiner
Weigerung zu entdecken. „Ich darf nicht,“
antwortete er, „wenn aber die Zeit kommt
zu reden, dann werdet ihr mein Betragen
billigen und den Wunſch, ein Handwerksmann
zu werden, gern erfüllen.“
Nach zwölf Tagen bat er Vater und
Mutter, mit ihm allein in eine Kammer zu
kommen. Hier eröffnete er ihnen, daß er
mit Geiſtern Umgang habe. Die Eltern Ä
ſchracken, er aber ſprach: „Seid ruhig"
– 24 –
Rückblick.
Reue Bekanntſchaft.
H er dtmann trat in's Zimmer und
ſtutzte ein wenig, als er den kühnen Redner
erblickte; bald aber faßte er ſich und dachte,
wer weiß, ob es nicht zum Guten führt.
L . . h begrüßte ihn mit höflichem An
– 44 –
C. . . h's Zweifel.
L... h langte in einer ſonderbaren Stim
uung zu Hauſe an; er war nach R– ge
– 73 -
Zweiter Beſuch.
Herdtmann nahm ihn freundlich auf,
und wies ihm wieder das nämliche Zimmer
zur Wohnung an. „Es freut mich,“ ſprach
er, „daß Sie ſo bald Ihr Wort halten, mich
zu beſuchen. Ich habe dieſer Tage oft an
Sie gedacht, und wenn ich meiner Ahnung
trauen darf, ſo führt Sie der auf
richtige Wunſch zu mir, über Dinge in's
Klare zu kommen, die Ihnen räthſelhaft
ſcheinen.“
- L... h. So iſt es. Dießmal bin ich
hier, um mich aller Zweifel zu entladen, die
unſere letzte Unterredung in mir hervorge
bracht. Sie oder ich; Einer nur kann Recht
haben, deſſen bin ich vollkommen gewiß;
darum erlauben Sie mir eine Frage. Kön
nen Sie mir Aufſchluß geben über den letz
ten Zweck des Menſchen?
H –n. Ja.
L. ... h. Und welches iſt dieſer Zweck ?
H –n. Im Ganzen ſich finden als
ein Einzelnes, das ſeiner Beſtimmung ge
mäß lebt. -
H–n. Wozu?
L. h. Um für ſeines Lebens letzten
Zweck Beruhigung zu finden. - - - -
Kernning.
H– n. Iſt dieſe Fähigkeit allen Men
ſchen gegeben ?
L . . . h. Gewiß.
H–n. Wenn ſie Jemand nicht hätte?
L... h. Der wäre . . . Sie überraſchen
mich mit dieſer Frage.
H – n. Nun, was wäre er ?
L... h. Arm, ein verlaſſenes Geſchöpf.
H – n. Demnach wäre der Glaube dem
Menſchen ein Bedürfniß?
L. . . h. So ſcheint es.
H –n. Glauben Sie es nicht?
L... h. Ich muß es glauben, wenn ich
nicht der Menſchheit einen Stützpunkt neh
men will, der Reiche und Arme, Große und
leine, Gelehrte und Ungelehrte zuſammen
ält und zu Einem Ziele führt.
H– n. Sie haben ausgeſprochen, was
ich mir nicht zu ſagen getraut hätte. Der
Glaube iſt ein Bedürfniß in dem Weſen des
Menſchen, das wie Hunger und Durſt Be
friedigung ſucht. Wer daſſelbe noch rein und
unverfälſcht in ſich trägt, dem darf nicht ge
ſagt werden, was er glauben ſoll; er wird
dazu genöthigt, wie der Hungrige und Dur
ſtige, der von ſelber weiß, was er bedarf.
Haben Sie noch etwas dagegen einzu
wenden ?
L... h. Nein, ich hab' es ſelbſt ausge
– 83 –
Dritter Beſuch.
„Da bin ich ſchon wieder,“ rief er Herdt
mann entgegen, als er in deſſen Zimmer trat.
„Die Stadt will mich nicht mehr dulden,
und wo ſoll ich anders eine Zuflucht ſuchen,
als bei Ihnen? Jetzt bin ich hier, mich
ganz Ihrer Leitung zu vertrauen oder mich
auf immer von Ihnen zu trennen. Sie haben
einen Zwieſpalt in meiner Seele bewirkt, der
mir die Freiheit raubt, zu denken und zu
handeln. Laſſen Sie mich noch einmal Ihre
Lehren prüfen, damit ich mich überzeugen
kann, ob ſie mir genügen werden, oder ob
# der Dialektik
ſoll ?"
mein ganzes Leben weihen
-
Neue Bekanntſchaft.
Eines Tages ſagte Herdtmann: „Im
Walde dort oben, ungefähr eine Stunde von
hier, habe ich einen Freund, den wollen wir
beſuchen; es wird Sie nicht gereuen, ſeine Be
kanntſchaft gemacht zu haben. Wandorf iſt
ſein Name; er war Profeſſor der Mathema
tik und ſtand ſeinem Poſten mit Ehren vor;
allein ſeine Wiſſenſchaft hat ihn verlaſſen
und ohne andere Hilfe wäre er zu Grunde
gegangen.“ -
L. . . h als Schüler.
Nach vier Tagen, die L... h mit wechſeln
den Empfindungen zugebracht, ging er zu
Herdtmann und ſprach: „Der Schüler kommt
und bittet ſeinen Lehrer, ihm Unterricht zu
geben in der Kunſt des Lebens.“
H – n. Sie haben Recht; es iſt Zeit.
Jeder verlorene Tag gleicht einer Schuld, die
nicht mehr abzutragen iſt. So hören Sie:
Wenn Alles ſtirbt, der Schöpfer kann nicht
ſterben. Wenn Alles ſtirbt, das Geſchöpf, in dem
der Schöpfer ſich verklärt, kann auch nicht ſter
ben. Jenen zu ſuchen, ſeine Verklärung in
uns zu verwirklichen, iſt die Aufgabe. Mittel
gibt es viele, aber ſie führen verſchiedenen
Schrittes. Einige wirken langſam , Andere
ſchneller. Wer Muth beſitzt und Kraft, der
kann die letztern wählen. Dem Schwachen
muß man leichte Mittel geben. Unter welche
Claſſe zählen Sie ſich wohl?
L... h. Muth beſitze ich, doch ob auch
Kraft, das iſt mir ungewiß. Ich kenne ja
– 111 –
C... h in H...g.
Nachdem L... h von ſeinen Freunden ſich
getrennt hatte, beſuchte er ſeine Vaterſtadt,
um die nöthigen Einrichtungen zu ſeinem
künftigen Unterhalte zu treffen. Es war bald
geſchehen und nun begab er ſich an den Ort
ſeines künftigen Aufenthalts.
Er ſtieg in einem Gaſthauſe ab und ſuchte
mit Bequemlichkeit ein Quartier, vom Ge
räuſch entfernt, aber freundlich gelegen. Da
er wegen des Preiſes unbekümmert war, ſo
fand er bald, was er wünſchte und richtete
ſich, zwar einfach, aber geſchmackvoll ein.
Er traf die Vorkehrung, daß er von dem
Hausbeſitzer Koſt und Bedienung erhielt, und
ſah außer der Zeit des Eſſens und der Zim
mer-Reinigung Niemanden bei ſich. - -
– 129 –
Kernning.
– 130 –
C...h am Krankenbette.
Er lebte ein halbes Jahr lang ungeſtört:
Die Meſſerſchmiedsfamilie hatte zwar dº
Nachbarn Vieles von ihm erzählt, aber ſie
wußte ſeinen Namen nicht, und darºn fonnte
auch die Neugierde ihn nicht finden." be
unruhigen. 9
Fremder. Nun ?
L . . . h. Sind Sie geneigt zu antworten?
Fremder. Wenn die Frage nach mei
nem Sinne iſt.
L . . . h. Das iſt nicht genug; ich ver
lange ein unbedingtes Verſprechen.
Fremder. So fragen Sie.
L... h. Was kümmert Sie die Welt?
Fremder. Nichts.
L . . . h. Sie haben eine Lüge geantwor
tet; dieß gilt nicht.
Fremder. Warum nicht?
L... h. Weil es gegen Ihr Verſprechen
läuft.
Fremder. Ich habe nicht gelogen; die
Welt kümmert mich nichts.
L. . . h. Und doch haben Sie den Vor
ſatz, dieſelbe zu verlaſſen?
Fremder. Weil ſie mir zuwider iſt,
weil ich ſie haſſe, ſie verachte.
– 144 –
Deffentliches Wirken.
L . . . h's Wirkſamkeit, ſo ſehr ſie auch ver
borgen ſchien, wurde doch nach und nach be
kannt und gab zu neuen Vermuthungen An
laß. Sein Name, auf den man früher nicht
geachtet, ſchien jetzt auf ein Mal bekannt,
weil ſein Vater mit den bedeutendſten hieſigen
Häuſern in Geſchäftsverbindungen ſtand und
er ſelbſt als Gelehrter ſich einigen Ruf er
worben hatte. Den Geſchäftsleuten und Ge
lehrten lag jetzt daran, ſich über ſeine Per
ſon und ſeine Familie genaue Nachrichten zu
verſchaffen, um ihn dann näher kennen zu
– 153 –.
Dichter. Ja.
L. . . h. Auch dem Weſen nach?
– 171 –
Rückblick.
Der Anterricht.
Gottfried, ſo ſehr er auch fühlte, daß
er der Sohn des Hauſes ſei, den man mit
einem gewiſſen Grad von Ehrfurcht behan“
deln müſſe, wurde doch verlegen, als der
Caplan ihn anredete. Er wußte nicht gleich
etwas Paſſendes zu erwiedern und ſprach:
„Willkommen hier , Herr Caplan!“
Caplan. Seid mir gegrüßt, edler
Junker.
Gottfried. Ihr werdet wohl lange
bei uns bleiben?
Caplan. Das hängt von Euch ab.
Gottfried. Von mir?
Caplan. Ich ſoll Euch unterrichten in
der Kunſt des Lebens.
Gottfried. Die Mutter hat mir da
von geſagt.
Caplan. Dieſe Kunſt erlernt man aber
nur durch Muth und Feſtigkeit, denn viele
Hinderniſſe ſind zu beſiegen und harte Kämpfe
zu beſtehen. -
Deutſchland.
In den öffentlichen Angelegenheiten hatte
ſich Vieles geändert. Die Prätendenten der
Kaiſerkrone traten kriegeriſch gegen einander
auf und ſetzten die deutſche Ritterſchaft in die
peinlichſte Ungewißheit. Keiner wußte, welche
Partei zu ergreifen ſei, weil man den Aus
gang nicht vorausſehen konnte. Neutralität
war jedoch unmöglich, und ſo ſuchten ſich die
Kleinern unter ſich ſelbſt zu verbinden, um
irgendwo einen Ausſchlag zu geben. Ein
ſolcher Plan gedieh jedoch ſehr langſam und
das arme Vaterland ſah ſich als den Schau
platz verheerender Kriege.
Die Franzoſen waren indeß zurückgedrängt
und ſchienen abzuſtehen von ihren Abſichten
auf die deutſche Kaiſerwürde, aber der Kampf
mit ihnen hatte viele Opfer gekoſtet, denn der
Kern der Ritterſchaft lag theils ſchwer ver
wundet darnieder oder war auf dem Schlacht
felde geblieben. Unter den letztern befand ſich
auch Bernhard, der zweite Sohn des
Ritters Er . . k... ng; er ſelbſt aber ſah keine
Hoffnung, irgend etwas zum Beſten des Va
terlandes zu unternehmen,
Längſt wär' er ſchon nach Hauſe gezogen
aber er wollte ſich nicht der Nothwendigkeit
– 234 –
Neue Feinde.
In Preußen, das zu jener Zeit noch in
einem rohen Zuſtande ſich befand, ließ ſich
– 241 –
Neuer Kampf.
Nach wenig Tagen ſah man wieder preuſ
ſiſche Krieger, die zu den Schaaren der ſchon
bekannten Ordensritter gehörten. Gott
fried ſetzte die deutſchen Burgherren davon
in Kenntniß und ließ ſie fragen: ob ſie jetzt
entſchloſſen ſeien, Antheil an dem Kampfe zu
nehmen, der ſich bald wieder erheben werde?
Sie gingen zu Rathe. Einige Stimmen er
hoben ſich für den Kampf. Ritter Geb -
hardt von B... hl erklärte, daß es ſchimpf
– 251 –
Gottfrieds Heimkehr.
Nach einigen Tagen, als Gottfried
mit der Ritterſchaft die nöthigen Verabredun
gen getroffen, und die beiden Söhne des Ritters
L. . u . . gl's aus ihrer Verborgenheit gezogen,
verſammelte er ſeine Krieger um ſich und
Kernning. 17
– 258 –
ſprach: „Hier ſind die Kämpfe vorüber, in
der Heimath aber iſt große Noth; darum
laßt uns von dannen ziehen.“
Dort hatte ſich auch in der That Man
ches geändert. Die Parteiwuth wegen der
doppelten Beſetzung des Kaiſerthrones war
auf das Höchſte geſtiegen. Baiern hatte
alle Städte für ſich, Oeſterreich aber die Rit
terſchaft. Dieſes Getheiltſein gab Stoff zu
Reibungen, die dem Vaterlande ſchädlicher
waren, als der heftigſte Kampf. Die aufge
regten Bürger, nachdem ſie zu den Waffen
gegriffen, kannten keine Schranken mehr
und bezeichneten ihre Züge mit Feuer und
Mord.
Die Ritter ſchloßen ſich in ihre Burgen
ein und an eine Vereinigung ihrer Kräfte
war nicht mehr zu denken, weil Jeder ſich
ſcheute, ſein Beſitzthum zu verlaſſen, um
es nicht den Städtern in die Hände zu
liefern.
Unter unaufhörlichen Kämpfen erreichte
Gottfried die Heimath und zog zur Freude
ſeiner Mutter und des Vaters, welcher in
deſſen aus dem Felde zurückgekommen war,
unter dem Jubel aller Burgbewohner, in
ſein Geburtsſchloß ein. Man würde vergebens
verſuchen, die Gefühle zu ſchildern, die er
und die Seinigen empfanden, als ſie ſich
– 259 –
Die Städter.
Nun ging er mit ſeinem Vater über Deutſch
lands Lage zu Rathe, um dem überhand ge“
– 260 –
Drdenscapitel.
Rührend war es, alle die Tapfern zu
ſehen, denen Deutſchland ſchon ſo oft ſeine
Rettung verdankte, und die nun ſelbſt von
einem Kaiſer unterdrückt werden ſollen, der noch
nicht die volle Beſtätigung ſeiner Würde be
ſaß. Das ganze Land richtete ſeine Blicke
auf ſie und hoffte von ihnen die Entwirruug
der Verhältniſſe, die Jeden beengten, dem ſeine
eigene und die Wohlfahrt Anderer am Her
zen lag.
Kaiſer Ludwig hatte eine ſtreitbare Macht
zuſammenberufen, um einen gewaltſamen Ver
ſuch zu machen, die Ordensritter auseinander
zu treiben, aber der kühne Leopold von Oeſter
reich, der aus dieſer Zuſammenkunft eine
günſtige Wendung für den Mitkaiſer, ſeinen
Bruder Friedrich erwartete, rückte an die
– 267 –
Aleberblick.