Das Althochdeutsche:
Das Indogermanische:
Indogermanisch wird eine Gruppe genetisch und damit strukturell verwandter
Sprachen genannt.
Derartige Sprachen bilden eine Sprachfamilie.
Die indogermanische Sprachfamilie ist eine der am besten bekannten und
erforschten Sprachfamilien.
Sie umfasst alle Sprachen vom östlich gelegenen Indischen bis zum westlichen
Germanischen.
Sie ist mit über 2 Milliarden Sprechern eine der größten Sprachfamilien.
Glossen Einzelglosse
Alphabetisches Glossar (Abrogans)
Sachglossar (Vocabularius Sancti Galli)
1. Vokalismus:
-Alle Vokale sind kurz zu lesen, wenn sie nicht durch einen waagerechten Strich
als Langvokale gekennzeichnet sind (geba, tage)
-Langvokale: â, ê, î, ô, û
-Diphthonge ei, ou, ua, ie, io, iu werden mit Betonung auf dem ersten
Bestandteil gesprochen
-Betonung: Typisch ist Anfangsbetonung auf der Wurzel. Sie ist beizubehalten,
auch wenn in einer anderen Silbe später ein Langvokal folgt (strangêta)
2. Konsonantismus:
-Bei den meisten Konsonanten kann von den heutigen Lautwerten ausgegangen
werden (l, r, m, n, p, t, k, b, d, g)
<k> k kneht
<c> gicostôt
<ph> pf gilimphit
<ch> kch trinchit
ch uuârlîcho
<h> vor Kons., im Auslaut ch kneht, vvuohs, thih
im Anlaut, intervokalisch heim, spâhidu
h
<f> f fol
<u> <v> f faran
u uunsera, unsaremo
<uu> <u> w uuârlîcho, zuelif
<vu> vuir
<vv> <v> vvuohs, vîp
<s> s sîne
<z> s thaz
ts zuelif
<zz> s wuazzar
ts sizzantan
<st> st strangêta
<ng> ng strangêta
<qu> kw quâmum
Die Präteritopräsentien im Althochdeutschen
Es gibt 11 Präteritopräsentien:
(Das SBE endet auf –n; schwache Deklination oder konsonantische Deklination)
wa-Stämme wô-Stämme
Mask. Neutr. Fem.
‘der See’ ‘der Schmutz’ ‘die Augenbraue’
ja-Stämme jô-Stämme
Mask. Neutr. Fem.
‘der Hirte’ ‘das Geschlecht’ ‘die Sünde’
Neutra:
daz fihu (Nom./Akk.Sg)
Die übrigen Formen gehen nach der a-Deklination.
Feminina:
hantum, -un (Dat. Pl.von diu hant ‚die Hand’). Der Dat. Pl. hantum ist im Nhd.
noch in der Form ‚vorhanden’ bewahrt. Die übrigen Formen gehen nach der i-
Deklination. Ist in der Endung ein i enthalten, weisen diese Formen Umlaut auf
(diu hant/dio henti)
Maskulina Feminina
Sg. Einheitsformen: Einheitsformen:
fater, bruoder muoter, tohter, swester
daneben Gen., Dat.
nach der a-Dekl.
Wurzelnomina
Mask. Fem.
Sg. Einheitsform: man Einheitsform: naht
Gen. u. Dat. auch (Gen./Dat. Sg. teilweise
nach der a-Dekl.: auch nach der i-Dekl.)
des mannes, demo manne dera nahti, deru nahti
Sg. Pl.
Weitere Wörter, die ihren Pl. mit –ir bilden: kalb, (h)rind, blat, wîb.
Das starke Verb im Mittelhochdeutschen
gezem-en gezam
sprech-en sprach
bind-en band
Nhd. Mhd.
Besondere Verben
IV. Ablautreihe
Neben den Verben, deren GM auf einfachen Nasal oder Liquid ausgeht, gehören
hierher einige Verben auf –ch (ahd. –hh) und ein Verb auf –ff:
VI. Ablautreihe
heven heve houp huoben gehaben ‚heben’
Mhd. Ahd.
Merkmale
Der ahd. Wurzelvokal erscheint in den Formen, in denen im Ahd. ein i folgte, im
Mhd. umgelautet: (u>ü)
Ahd. Mhd.
dû bugi dû büge
siu zugi siu züge
st.V. sw.V.
Prät. Ablaut Dentalsuffix
sie sturb-en/sterben sie won-ten/wonen ‚sich aufhalten
Imp. Nullendung -e
wirf/werfen lebe/leben
Im Mhd. gibt es zwei Klassen schwacher Verben:
Klasse I Klasse II
Die 3 ahd. schwachen Verbklassen (jan-, ôn- und ên-Verben) fallen im Infinitiv
in einen Verbtyp auf –en zusammen.
Diese Gruppe hat sich aber im Mhd. vergrößert, weil im Mhd. alle
umlautfähigen Vokale umgelautet werden.
Daher muss hier bei relativ vielen Verben mit diesem Nebeneinander gerechnet
werden:
Mhd.
Inf. Prät.
küssen kuste
hoeren hôrte
waenen wânte
grüezen gruozte
tröumen troumte
Veränderungen bei den starken Verben vom Ahd. zum Mhd:
Auslautverhärtung
Verkürzte Endungen
Mehr Umlaut
Nebensilbenabschwächung
Synkopierung
Apokopierung
Aufgrund der lautlichen Veränderungen vom Ahd. zum Mhd. sind die
Flexionsformen im Mhd. stark vereinheitlicht worden.
Dies hat zur Folge, dass die Einteilung der Flexion der Substantive nach den
ursprünglichen Stammklassen für das Mhd. nicht mehr durchgehend erkennbar
ist.
Aus synchroner Sicht zeigen sich aber
4 Hauptklassen
Die ahd. Endsilben –u, -a, -o, -i sind im Mhd. alle zu –e abgeschwächt.
Die 1. Klasse:
Die n-Klasse des Ahd. ist in der 1. Klasse der mhd. Subst. bewahrt.
Die 2. Klasse:
Die 2. Klasse der mhd. Substantive ist deutlich als Entsprechung der ahd. 2.
Klasse, der ô-Klasse, erkennbar.
Die 3. u. 4. Klasse:
Die Klassen 3 und 4 entsprechen nicht in derselben einfachen Weise den ahd.
Klassen der a- und i-Flexion.
Die Maskulina der 4. Klasse (Typ gast – geste) sind als Fortsetzung der
ahd. i-Stämme erkennbar.
Die Maskulina der 3. Klasse (Typ tac – tage) sind jedoch nur teilweise die
Fortsetzung ahd. a-Stämme (tag – taga > tac – tage).
Hinzugekommen ist ein Teil der alten i-Stämme.
Durch die Abschwächung der ahd. Pluralendungen –a und –i zu –e sind die ahd.
a- und i-Stämme im Hinblick auf die Endungen vollständig identisch geworden.
Ahd. i-Stämme mit nichtumlautfähigem Wurzelvokal (wie z.B. ahd. scilt – scilti,
mhd. schilt – schilde) können daher im Mhd. überhaupt nicht mehr von den
a-Stämmen unterschieden werden.
In Klasse 4 stehen also im Mhd. nur noch die ehemaligen Subst. der i-
Stämme mit Umlaut des Wurzelvokals im Pl.
Während im Ahd. der unterschiedliche Endungsvokal im Pl. die Klassen
unterscheidet, ist im Mhd. der Umlaut das Klassenmerkmal.
Von den femininen i-Stämmen des Ahd. gilt entsprechend den Maskulina, dass
diejenigen mit umlautfähigem Wurzelvokal im Mhd. in der Klasse 4 erscheinen.
Unverändert erscheinen die Neutra der 3. Klasse (daz wort – diu wort).
Die ahd. Neutra mit ir-Plural stimmen auch im Mhd. mit dem Sg. dieser
Klasse überein.
Je nach Wurzelvokal tritt vor dem Pluralkennzeichen –ir Umlaut oder kein
Umlaut auf (rint – rinder, lamp – lember).
Die ahd. ja-Stämme sind nur noch im Hinblick auf den Nom./Akk. Sg. (u. Pl.
der Neutra) eine Variante innerhalb der 3. Klasse:
der hirte, daz künne – der tac, daz wort (hirte, hirtes, hirte, hirte ...)
Neutra 3. Klasse:
des spils – des wortes, dem spil – dem worte
Feminina 3. Klasse:
der tür – der zîte
Arbeitsblatt, S. 20:
-Auslautverhärtung (tag-tac)
-Nebensilbenabschw.
(dia taga- tage, dero tago- tage, dem tagum –tagen)
-Nebensilbenabschwächung
(zungun/-en, zungono/-en, zungom/-en)
Der indogermanische Konsonantenbestand
Außerdem enthielt das idg. Konsonantensystem noch die Liquiden r, l und die
Nasale m, n, die sich jedoch nicht verändert haben.
Die 1. Lautverschiebung (Indogermanisch – Germanisch)
1.
Stimmhafte unbehauchte Verschlusslaute b d g gw
(Medien)
Stimmlose Verschlusslaute p t k kw
(Tenues)
2.
Stimmhafte behauchte Verschlusslaute bh dh gh gwh
Stimmhafte Reibelaute b g gw
3.
Stimmlose Verschlusslaute p(h) t(h) k(h) kw(h)
(behaucht und unbehaucht)
w
a) stimmlose Reibelaute f Þ
b) stimmhafte Reibelaute b g gw
Germ. g Þ
Ahd. h g d t
ahd. b t g
Ahd. f d h
Die Ursache für dieses Nebeneinander ist der freie Wortakzent im Idg. und
frühen Germanischen.
Der Däne Karl Verner (1846-1896) entdeckte die Regelung der Verteilung von
stimmlosen und stimmhaften Reibelauten.
Ging den idg. Lauten der Akzent voraus, entstanden die stimmlosen Reibelaute.
Bsp. zîhan:
In den h-Formen (zîhu, zêh ) lag der Akzent auch im Idg. auf der Wurzelsilbe,
der Wortakzent ging also voraus. (Es entstand im Germ. der stl. Reibelaut )
Grammatischer Wechsel
Germ. f b Þ d g s r
Ahd. f b d t h g s r
f b: heffen huoben
d g: zîhan zigun
s r: wesan werun
Akzent Akzent
vor p,t,k nach p,t,k
Nasalausfall vor h
Im Germ. schwindet n nicht nur vor h, sondern auch vor den Reibelauten f, Þ
und s, wobei Ersatzdehnung des vorangehenden Vokals eintritt.
ûs ûs uns uns
(engl. us) (nhd. uns)
Primärer Berührungseffekt (PBE)
Er geht bereits auf Entwicklungen innerhalb des Idg. bzw. des frühen Germ.
zurück.
Der PBE betrifft den Zusammenstoß eines Konsonanten mit einem Dental
innerhalb des Wortes, was zu lautlichen Veränderungen führte:
Kombinationen:
dû weist: *wait-t > *waiss > *wais > ahd. weis > weis-t
-urspr. Wurzel + alte Personalendg. der 2. Sg. > Zusammenstoß von D+D > PBE
> Vereinfachung der Verdopplung im Auslaut > t-Endung im Ahd. ist nicht
lautgesetzlich, sondern später hinzugefügt worden.
Ind. Prät.:
*Þank-ta > *danh-ta > ahd. ih dâhta
*Þunk-ta > *dunh-ta > hd. ih dûhta
Gemination?
Die Gemination vor j tritt am häufigsten auf, weil j in vielen Suffixen auftritt.
Nach Langvokal bzw. Diphthong wurde die Gemination meist wieder
vereinfacht.
Bsp.:
Die mit jan-Suffix gebildeten swV. können die Gemination i.d.R. entsprechend
nur in den Flexionsformen zeigen, in denen j nachfolgte.
Steht j vor einem i der Flexionsendung ist j ausgefallen, so dass auch hier keine
Gemination eintreten konnte:
Der Reibelaut wird teilweise bewahrt (sehs), teilweise zum Hauchlaut h und
im Anlaut vor Kons. verschwindet er ganz.
Germ. Ahd.
Die sth. germ. Reibelaute b g bzw. die aus ihnen entstandenen sth.
Verschlusslaute b d g erscheinen im Ahd, vielfach als b t g.
(Abweichungen davon sind sprachgeographisch zu erklären.)
Bsp.:
Germ. Ahd.
b > b as. geban ahd. geban
> t as. dag ahd. tag
g > g as. stîgan ahd. stîgan
Die wichtigste Veränderung innerhalb des Kons. betrifft die stl. Verschlusslaute
p t k, die sich zum Ahd. hin ganz speziell u. typisch weiterentwickeln.
Sie werden je nach Stellung im Wort verändert, u. zwar danach, ob sie nach
einem Vokal (postvokalisch) oder nicht postvokalisch (entweder im Anlaut,
nach einem Konsonant oder in der Gemination) stehen:
Germ.p t k p t k
Ahd. ff ss hh pf ts kch
Doppelreibelaute Affrikaten
(Doppelfrikative) (Verbindung aus Verschluss- u. Reibelaut)
Beispiele
A) in postvokalischer Stellung:
Wie bei der 1. LV gibt es auch hier in Verbindung mit bestimmten Konsonanten
keine Verschiebungen. Dies betrifft:
Bsp.:
spil, stein, skôni
haft, naht
2. Lautverschiebung (LV)
Die regionale Gliederung des Deutschen ist seit Beginn des Ahd. insbesondere
durch die unterschiedliche Ausprägung der 2. LV bestimmt.
MITTELDEUTSCHER RAUM
HOCHDEUTSCHER RAUM
OBERDEUTSCHER RAUM
N i e d e r d e u t s c h e r Raum:
Er wurde von der 2. LV nicht erfasst.
Hier sind die germ. stl. Verschlusslaute p, t, k und germ. b, , g /b d g
unverändert bewahrt.
H o c h d e u t s c h e r Raum:
Gemeinsamkeit aller hochdt. Mundarten ist:
-die Verschiebung von germ. p, t, k in postvokalischer Stellung zu ff, ss, hh
(außer bei t nach Vokal in Kleinwörtern wie dat, et, allet)
Niederdeutsch
Hochdeutsch
Postvokalisch p t k nichtpostvokalisch t
Westmitteldeutsch Ostmitteldeutsch
Die Grenze zwischen den mitteldt. und den oberdt. Mundarten heißt Speyerer
Linie (auch Appel-Apfel-Linie). Sie trennt z.B.:
Nordalemannisch
----------kind-kchind-Linie-----------------------
Südalemannisch
chind /kind
danch /dank
leckchen / lecken
W e s t m i t t e l d e u t s ch
Die meist schwach betonten Kleinwörter das, was, es alles haben t auch südlich
der Benrather Linie bewahrt.
Ripuarisch
M i t t e l f r ä n k i s c h:---------dorp-dorf-Linie-------------
Moselfränkisch
------------dat-das-Linie---------------------------------------------------
Rheinfränkisch
Die Grenze zwischen dem Ripuarischen und Moselfränkischen ist behaftet mit
dem Merkmal der Verschiebung von p (nach Liquid r, l).
Nördlich ist p unverschoben, südlich haben wir verschobene Formen: