O. Sundquist legt dar, dass Krag deutliche Zeichen der Ynglingatal wie Platznamen, Personennamen und
Kennings nicht beachtet, welche sie mit der schwedischen Dichttraditionen verbindet. Kulturelle
Phänomene, wie der König als Bewahrer heiliger Plätze oder das Gedenken an eine Elite berittener Krieger
können bis in die Vendelzeit zurückverfolgt werden. Sundquists Schlussfolgerung ist, dass Tjordolf sein
Werk im 10. Jahrhundert nach einer vorhandenen schwedischen Tradition komponierte.
Wenn das richtig ist, dann ist der Gedankengang Krags umgekehrt zu vollziehen: Seine „Anachronismen“
würden dann belegen, dass den Gelehrten die auf dem Kontinent vorhandene Kenntnisse bereits viel früher
zugänglich waren, als bislang angenommen.
Verwandte Dichtung
Die Ynglingatal kennt man am besten aus dem etwa 300 Jahre später entstandenen ersten Teil der
Heimskringla von Snorri Sturlusons, welche jedoch in Prosa verfasst ist. Letztere baut wahrscheinlich auf
einer mündlichen Weitererzählung der ursprünglichen Dichtung auf. Snorris Werk kann unvollständig sein.
So berichtet er, dass die Liste 31 Regenten enthält und zählt selber nur 27 von diesen auf.
Die im 12. Jahrhundert von einem norwegischen Mönch angefertigte Historia Norwegiæ enthält
überwiegend dieselben Fakten.
Historischer Quellenwert
Im Zusammenhang mit anderen Quellen hat die Ynglingatal teilweise einen historischen Nutzen. Ab den
Königen des 6. Jahrhunderts häufen sich die Übereinstimmungen mit anderen Texten. Beispielsweise findet
man einige Personen im englischen Beowulf und in französischen Chroniken wieder. Hier fällt auf, dass es
manchmal Unstimmigkeiten in der Reihenfolge der Herrscher zwischen den einzelnen Texten gibt. Selbst
bei den letzten Abschnitten des Stammbaums gibt es andere Angaben in isländischen Quellen.
Literatur
Der Artikel ist überwiegend eine Übersetzung des entsprechenden Artikels der
schwedischsprachigen Wikipedia vom 13. Mai 2006 (https://sv.wikipedia.org/wiki/Ynglingatal?o
ldid=2087939). Hier werden folgende Quellen genannt:
Åkerlund, W. Studier över Ynglingatal (Lund 1939).
Janson, H. Templum nobilissimum (Göteborg 1998).
Dómaldi’s Death and the Myth of Sacral Kingship, i J. Lindow et al. (Red.), Structure and
Meaning in Old Norse Literature (Odense 1986).
Krag, C. Ynglingatal og Ynglingesaga: en studie i historiske kilder (Oslo 1991).
Magerøy, H. 'Ynglingatal', in Kulturhistoriskt lexikon för nordisk medeltid 20 (Malmö 1976),
S. 362–63.
Sapp, C.D. Dating Ynglingatal. Chronological Metrical Developments in Kviduhattr,
Skandinavistik 2002:2, S. 85–98
Schück, H. De senaste undersökningarna rörande ynglingasagan [Svensk] Historisk
tidskrift 1895:1, S. 39–88.
Sundquist, O. Freyr’s offspring. Rulers and religion in ancient Svea society. (2004)
Wallette, A. Sagans svenskar (Malmö 2004).
Claus Krag: Ynglingatal. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Nr. 34. de Gruyter,
Berlin/New York 2007, ISBN 978-3-11-018389-4, S. 385 ff.
Weblinks
Ynglingatal (http://www.heimskringla.no/wiki/Ynglingatal) in Altnordisch, vom „Projekt
norwegische Texte und Lieder“, Norwegen.
Zwei weitere Varianten des altnordischen Textes (http://www.hi.is/~eybjorn/ugm/skindex/yt.htm
l)
Diese Seite wurde zuletzt am 21. Dezember 2019 um 20:39 Uhr bearbeitet.
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