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Ynglingatal

Ynglingatal ist ein im altskandinavischen Versmaß Kviðuháttr notierter Königlicher


Stammbaum der Herrscher eines Königsgeschlechts, das als Ynglinger Stammbaum der
bezeichnet wird. Diese Legende war Vorbild für den Abschnitt Ynglingasaga in Ynglingatal
Snorri Sturlusons Werk Heimskringla.
Odin
Njörðr
Freyr (Yngvi-Freyr,
Inhaltsverzeichnis nach ihm wurde das
Herrschergeschlecht
Ursprung
benannt)
Datierung
Fjölnir
Verwandte Dichtung Svegder
Historischer Quellenwert Vanland
Literatur Visbur
Domalde
Weblinks
Domar
Dygve
Ursprung Dag (der Weise)
Agne Skjafarbonde
Die ursprüngliche Version wird von Þjóðólfr ór Hvini stammen, der seine Erik und Alrik (zwei
Schrift auf früheren Überlieferungen aufbaute. Þjóðólfr widmete sein Werk dem Brüder)
sonst historisch nicht belegtem Kleinkönig Ragnvald, einem vermutlichen Yngve und Alf (zwei
Cousin von Harald I. Die norwegischen Könige wollten ihre Herkunft über die Brüder)
schwedischen Könige der Ynglinger in Alt-Uppsala bis auf die alten Götter Hugleik
herleiten. Þjóðólfrs Dichtung ist also ein Propagandawerk für seinen Herrscher, Jorund (oder
was dessen Glaubwürdigkeit senkt. Vor allem die Verknüpfung mit den Göttern Eorund) und Erik
hat heute keinerlei wissenschaftlichen Nutzen. Es ist auch zu bedenken, dass
Ane (oder Aun)
viele der beschriebenen Ereignisse schon mehrere Jahrhunderte zurücklagen
und mündlich überliefert wurden. Egil (oder Angantyr)
Ottar Vendelkråka
Adils (der Mächtige)
Datierung Eystein (oder Östen)
Yngvar (Ivar der
Über den Inhalt der Ynglingatal wurde ausgiebig debattiert. Schon lange
Beinlose, König von
bestand eine gesunde Skepsis gegenüber den Personen, welche in der Dichtung
Irland)
beschrieben werden. Andererseits galt die Datierung der Niederschrift um das
Anund (manchmal
Jahr 900 lange als feststehend.
Önund oder als
Der norwegische Forscher C. Krag war in den 1990er Jahren der Auffassung, Doppelname Bröt-
Anund)
dass die Ynglingatal bedeutend später entstanden sein muss, als man früher
annahm. Er stützte seine Ansicht auf eine Reihe Anachronismen, die er Ingjald Illråde
auszumachen glaubte, so zum Beispiel, dass dem Verfasser bereits die Olof Trätälja – oder
griechische Vier-Elemente-Lehre bekannt gewesen sei, deren Kenntnis aber erst möglicherweise
für das 12. Jahrhundert wahrscheinlich gemacht werden könne. Auch der dessen Sohn –
Euhemerismus, nach welchem die Götter ursprünglich Könige gewesen seien, verließ den Thron in
sei nicht für das 9. Jahrhundert anzunehmen. Krags Sichtweise fand in der Zeit Alt-Uppsala und
als die Schwedische Nationalenzyklopädie geschrieben wurde breitere begab sich nach
Zustimmung und so wurde diese Datierung in den entsprechenden Artikel Norwegen
übernommen. Halvdan vitben
(Halvdan Weißbein)
Gegen diese späte Datierung spricht jedoch eine Anzahl von Fakten. Wenn die Halvdan
Dichtung ein Propagandawerk aus späterer Zeit wäre, dann würde die Liste mit
Gudröd
einem bedeutenderen König als Ragnvald enden. Im Text tauchen Orte auf, bei
Olof Geirstadaalf
denen anhand archäologischen Materials festgestellt wurde, dass sie große
Bedeutung in der Vorwikingerzeit hatten, aber nicht darüber hinaus. In einer Ragnvald hederhög
späten Dichtung wären diese folglich nicht genannt worden. C. D. Sapp nennt
linguistische Belege für eine Datierung ins 10. oder eventuell auch 11. Jahrhundert.

O. Sundquist legt dar, dass Krag deutliche Zeichen der Ynglingatal wie Platznamen, Personennamen und
Kennings nicht beachtet, welche sie mit der schwedischen Dichttraditionen verbindet. Kulturelle
Phänomene, wie der König als Bewahrer heiliger Plätze oder das Gedenken an eine Elite berittener Krieger
können bis in die Vendelzeit zurückverfolgt werden. Sundquists Schlussfolgerung ist, dass Tjordolf sein
Werk im 10. Jahrhundert nach einer vorhandenen schwedischen Tradition komponierte.

Wenn das richtig ist, dann ist der Gedankengang Krags umgekehrt zu vollziehen: Seine „Anachronismen“
würden dann belegen, dass den Gelehrten die auf dem Kontinent vorhandene Kenntnisse bereits viel früher
zugänglich waren, als bislang angenommen.

Verwandte Dichtung
Die Ynglingatal kennt man am besten aus dem etwa 300 Jahre später entstandenen ersten Teil der
Heimskringla von Snorri Sturlusons, welche jedoch in Prosa verfasst ist. Letztere baut wahrscheinlich auf
einer mündlichen Weitererzählung der ursprünglichen Dichtung auf. Snorris Werk kann unvollständig sein.
So berichtet er, dass die Liste 31 Regenten enthält und zählt selber nur 27 von diesen auf.

Die im 12. Jahrhundert von einem norwegischen Mönch angefertigte Historia Norwegiæ enthält
überwiegend dieselben Fakten.

Historischer Quellenwert
Im Zusammenhang mit anderen Quellen hat die Ynglingatal teilweise einen historischen Nutzen. Ab den
Königen des 6. Jahrhunderts häufen sich die Übereinstimmungen mit anderen Texten. Beispielsweise findet
man einige Personen im englischen Beowulf und in französischen Chroniken wieder. Hier fällt auf, dass es
manchmal Unstimmigkeiten in der Reihenfolge der Herrscher zwischen den einzelnen Texten gibt. Selbst
bei den letzten Abschnitten des Stammbaums gibt es andere Angaben in isländischen Quellen.

Literatur
Der Artikel ist überwiegend eine Übersetzung des entsprechenden Artikels der
schwedischsprachigen Wikipedia vom 13. Mai 2006 (https://sv.wikipedia.org/wiki/Ynglingatal?o
ldid=2087939). Hier werden folgende Quellen genannt:
Åkerlund, W. Studier över Ynglingatal (Lund 1939).
Janson, H. Templum nobilissimum (Göteborg 1998).
Dómaldi’s Death and the Myth of Sacral Kingship, i J. Lindow et al. (Red.), Structure and
Meaning in Old Norse Literature (Odense 1986).
Krag, C. Ynglingatal og Ynglingesaga: en studie i historiske kilder (Oslo 1991).
Magerøy, H. 'Ynglingatal', in Kulturhistoriskt lexikon för nordisk medeltid 20 (Malmö 1976),
S. 362–63.
Sapp, C.D. Dating Ynglingatal. Chronological Metrical Developments in Kviduhattr,
Skandinavistik 2002:2, S. 85–98
Schück, H. De senaste undersökningarna rörande ynglingasagan [Svensk] Historisk
tidskrift 1895:1, S. 39–88.
Sundquist, O. Freyr’s offspring. Rulers and religion in ancient Svea society. (2004)
Wallette, A. Sagans svenskar (Malmö 2004).
Claus Krag: Ynglingatal. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Nr. 34. de Gruyter,
Berlin/New York 2007, ISBN 978-3-11-018389-4, S. 385 ff.

Weblinks
Ynglingatal (http://www.heimskringla.no/wiki/Ynglingatal) in Altnordisch, vom „Projekt
norwegische Texte und Lieder“, Norwegen.
Zwei weitere Varianten des altnordischen Textes (http://www.hi.is/~eybjorn/ugm/skindex/yt.htm
l)

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Diese Seite wurde zuletzt am 21. Dezember 2019 um 20:39 Uhr bearbeitet.

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