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DIE ÜBERSICHT

Die therapeutische
Günter Hole Hypnose
D Formen, Möglichkeiten und Grenzen
ie in den letzten Jahrzehnten
auch im deutschsprachigen
Raum zunehmend häufige-
re Anwendung hypnotischer Zur therapeutischen Anwendung hyp- traditionen primitiver Völker über-
Verfahren in der Therapie wirft ver- haupt (2).
mehrt Fragen nach dem Wesen und notischer Methoden bedarf es eines Die systematische beziehungs-
den Möglichkeiten dieser Methode vom Hypnotiseur strukturierten Ablaufs weise wissenschaftliche Erforschung
auf. Sie ist erfreulicherweise als soge- hypnotischer Phänomene kann, abge-
nanntes Zweitverfahren offiziell Be-
mit Einleitung und Rücknahme des sehen von verschiedenen Vorläufern,
standteil der Psychotherapie-Curricu- Zustandes. Die angestrebten Wirkun- ab F. A. Mesmer (1734 bis 1815) da-
la geworden. Dennoch bilden wir hier gen können auf psychischer, motori- tiert werden. Er war zwar der physio-
eher das Schlußlicht in einer Entwick- logischen Theorie eines kosmischen
lung, vor allem gegenüber dem eng- scher und auch psychosomatischer Sym- „Fluidums“ und „animalischen Ma-
lischsprachigen Ausland. ptomebene liegen. Die Einbettung in ei- gnetismus“ verhaftet, verhalf aber der
Diese Verzögerung hat sowohl Hypnose als Heilverfahren im dama-
historische als auch psychotherapie- nen psychotherapeutischen Gesamtrah- ligen Europa zum allgemeinen
ideologische Gründe. Die Öffnung men ist hierbei unbedingt notwendig. Durchbruch. Im 19. Jahrhundert gab
gegenüber diesem uralten heilkundli- vor allem die Rivalität zwischen dem
chen Erfahrungsgut war nicht nur archaischen Schichten und ist relativ physiologischen Erklärungsmuster
durch allgemeine Vorurteile und die leicht anstoßbar und aktivierbar. An- („Hysterie“) der Schule von Paris
Bühnen-Hypnosen, sondern auch ders wäre es nicht zu erklären, daß es (J.-M. Charcot) und dem psychologi-
durch die Dominanz der Schulmedi- auch eine Tierhypnose mit hochin- schen Erklärungsmuster („Suggesti-
zin und die der Psychoanalyse ver- teressanten Phänomenen gibt (5, 11) on“) der Schule von Nancy (H. Bern-
stellt. und daß es nicht nur bereits Anfän- heim) der Erforschung des Phäno-
gern in der Hypnose-Weiterbildung, mens Anschub.
sondern sogar dilettierenden Laien Bei beiden hatte S. Freud (1856
Grundlagen und Wesen gelingt, entsprechende Zustände zu bis 1939) Erfahrung in der Hypnose
der Hypnose erzeugen – bei letzteren freilich mit gesammelt und diese auch therapeu-
erhöhter Gefahr von Zwischenfällen. tisch ausgeübt. Er verließ diesen Weg
Das Phänomen Hypnose Das breite Übergangsfeld von der aber wieder aus verschiedenen Grün-
allgemein methodisch induzierten Hetero-Hyp- den und gab der Psychoanalyse den
nose bis zur Selbsthypnose, Spon- klaren Vorzug. Die späteren Vorbe-
Abgesehen von der Mischung tanhypnose, Meditation und den vie- halte der Psychoanalytiker gegen die
von Faszination und Unheimlichkeit, lerlei Trancezuständen und ekstati- Hypnose überhaupt haben unter
die das Stichwort „Hypnose“ bei vie- schen Ausnahmezuständen zeigt anderem hierin ihre Wurzel. Die
len Menschen auslöst, stehen wir hier ebenfalls, daß es sich hier um gene- europäische Hypnosetradition setzte
auch wissenschaftlich vor einem Vor- relle Reaktionsmuster der Psyche sich zu Beginn unseres Jahrhunderts
gang, dessen Wesen und innere De- handeln muß. vor allem über A. Forell und E. Bleu-
terminanten noch weithin unklar ler in Zürich und über O. Vogt und
sind. Dabei läßt sich die Wirksamkeit Zur Geschichte der Hypnose J. H. Schultz in Berlin fort. Das
hypnotischer Techniken auf vielen von letzterem entwickelte Autogene
Gebieten bis ins Detail beschreiben Hypnotische Verfahren gehören Training ist ein von der Hypnose ab-
und auch zielmäßig planen. Dies gilt zweifellos zu den ältesten psychi- geleitetes selbsthypnotisches Verfah-
nicht nur für die öffentlichen Schau- schen Heilmethoden der Menschheit. ren.
Hypnosen, die besonders den Laien Sie sind aus dem alten Ägypten, dem
ansprechen, sondern gerade auch für Asklepioskult (Tempelschlaf) bei Wirkungstheorien und
die therapeutischen Hypnosefor- den Griechen und einer Vielzahl ana- Hypnotisierbarkeit
men. loger Praktiken bis in die Neuzeit be-
Unabhängig von den verschie- kannt. Ebenso finden sie sich in ande- Es gibt bis heute keine befrie-
denen gängigen Theorien der Hyp- ren Kulturen, im Schamanentum, bei digende oder umgreifende Theorie
nose beim Menschen handelt es sich den Medizinmännern und Heilungs- der Hypnose, trotz der erwiesenen
hier zweifellos um eine Fähigkeit Wirksamkeit. Das gängigste derzei-
biologischer Systeme überhaupt. Facharzt für Psychiatrie und Neurologie, tige Modell ist die sogenannte Disso-
Diese ruht offenbar in gemeinsamen Psychotherapie, Ravensburg ziations- beziehungsweise Neodisso-

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ziationstheorie (Janet/Hilgard) (4, 6, Arten der tionsmöglichkeiten oder die Neube-


7), die von der unabhängigen Funk- wertung von Symptomen in deren
tionalität der einzelnen kognitiven
therapeutischen Hypnose Symbolgehalt oder innerer Bedeu-
und physiologischen Systeme und Die direkte oder tung („reframing“). Leitgedanke ist
damit ihrer gezielten Beeinflußbar- „klassische“ Hypnose hierbei die Erschließung eigener Res-
keit ausgeht. Je nach Gewichtung sourcen zur Problemlösung und Sym-
der hypnotischen Einzelphänomene Sie geht von den historisch ent- ptomreduktion („utilisation“), im
wurde das Wesen der Hypnose auch wickelten und in vielerlei Varian- Vertrauen auf die im Unbewußten
als „organismische Umschaltung“ ten modifizierten Beziehungsmustern verankerten positiven Kompensati-
(Schultz), „partieller Schlaf“ (Paw- aus, die dem Hypnotisanden eine onsmöglichkeiten aus Lernerfahrung
low), „Fokussierung“ der Aufmerk- deutlich passive, untergeordnete, rea- und Kreativität. Diese, von Milton
samkeit (Erickson), Steigerung der gierende und dem Hypnotiseur eine Erickson (3) meisterhaft entwickelte
„ideoreflektorischen Erregbarkeit“ aktive, dominierende, bestimmende Form einer „neuen“ Hypnose hat in
(Bernheim), „außerwacher Bewußt- Position zuweisen. kurzer Zeit große Verbreitung gefun-
seinszustand“ (Thomas) oder „Be- Dies zeigt sich insbesondere bei den.
wußtseinssenkung“ mittels „Regres- den klaren suggestiven Anweisungen
sion der Grundfunktion der Persön- zur Einleitung der Hypnose, aber Kritische Bewertung
lichkeit“ (Stokvis/Langen) bezeich- auch in der Applikation von thera- der Unterschiede
net. peutisch wirksamen Formeln oder in
Ebenso finden sich lerntheoreti- der verbalen Führung durch Bild- Die neuen methodischen Ele-
sche Modelle, die die Hypnose bei- erlebnisse. Auch die Induktion von mente stellen sicher eine große Berei-
spielsweise als „abstraktes Konditio- Veränderungen im Körpererleben cherung und Erweiterung des hypno-
nieren“ (Welch) oder „konditionier- (Schwere, Wärme und anderes) oder therapeutischen Repertoires dar.
te Inhibition“ (Edmonston) auffas- in der Muskelfunktion (Armlevita- Doch ist davor zu warnen, sie einfach
sen, bis hin zur Interpretation als tion, Katalepsie) geschieht vorwie- als die fortschrittlicheren und damit
„sozialpsychologisches Rollenspiel“ gend in direktiver Weise. Diese durch „besseren“ Modelle zu betrachten,
(Sarbin). eher eindeutige Vorgaben gekenn- die die klassischen Methoden abzulö-
Jeder dieser Erklärungs- oder zeichnete Methode kommt der Struk- sen hätten. Vielmehr wird erst im sub-
Theorieansätze (5, 6, 7) trifft zwei- tur und hypnotischen Reagibilität vie- tilen Kennenlernen des Patienten und
fellos bestimmte Ebenen der hyp- ler Patienten auch heute sehr entge- in der Einzelindikation hinreichend
notischen Reagibilität, nicht aber gen. Ablauf und Ziele der Hypnose gut erkennbar, für welche Verfahrens-
die Komplexität des Phänomens. sind herbei transparent vorbespro- weise er seiner Struktur nach am be-
Die Frage nach der Hypnotisier- chen. sten geeignet ist. Häufig erweist sich
barkeit des Menschen überhaupt, als gerade eine gekonnte Kombination
Sonderfall der allgemeinen Suggesti- Die indirekte oder beider Formen als besonders wirk-
bilität, bewegt nicht nur viele Laien, „neue“ Hypnose sam. Ziel zukünftiger Hypnoseausbil-
sondern hat auch große Bedeutung dung muß daher sein, den Erwerb
für die therapeutischen Indikatio- Hier wird der Erfahrung Rech- entsprechender Kompetenz auf bei-
nen. Nach überwiegender Einschät- nung getragen, daß nicht wenige den methodischen Ebenen zu för-
zung gelten höchstens zehn Prozent Menschen vermehrt einen Wider- dern.
der Menschen als refraktär, das heißt stand gegen direkte psychische
nicht hypnotisierbar, wobei hiervon Fremdbestimmung entwickeln und
noch ein weiterer Teil durch häufi- sich daher auch in der Hypnose besser Durchführung und
ges Hypnotisieren reagibel werden einer permissiven, viel Wahlfreiheit Techniken
kann. Etwa 20 Prozent sind sehr tief lassenden Methode öffnen. Die Pati-
hypnotisierbar, teilweise bis zu som- enten werden hierbei eher unmerk- Aufbau und
nambulen Zuständen mit Amnesie, lich, meist über einen allmählich in therapeutischer Kontext
der Großteil liegt im Bereich mittel- den hypnotischen Zustand („Tran-
gradiger Hypnosetiefen (5). Gerade ce“) hineinführenden Dialog sugge- Der Hypnose liegt eine intensi-
diese erweisen sich aber für die The- stiv beeinflußt, wobei noch spezielle ve Beziehungsaufnahme beiderseits
rapie meist als günstiger, wohl eben Methoden zur Anwendung kommen („hypnotischer Rapport“) zugrunde.
wegen des erhaltenen bewußten Ich- können. Für deren möglichst störungsfrei-
Anteils. Hierzu gehören suggestive Ein- es Zustandekommen sollte eine
Für die Hypnotisierbarkeit und streutechniken und Verwirrtechni- entspannte, geräuscharme, optisch
die sogenannte „Tiefe“ der Hypnose ken, das empathische Aufnehmen leicht gedämpfte Atmosphäre ge-
wurde eine Vielzahl von Skalen und von Körpervorgängen („pacing“), schaffen werden. Auch die anzustre-
auch Testverfahren entwickelt, die zum Beispiel des Atemrhythmus, und bende ruhige, eher monotone Spra-
aber für die praktischen therapeuti- dessen unmerkliche Beinflussung im che des Hypnotiseurs dient der Innen-
schen Belange nur eine geringe Be- eigenen Mitgehen („leading“), auch orientierung im Rapport. Die nöti-
deutung haben. das Offenlassen divergierender Reak- ge Vertrauensbildung hierzu setzt ei-

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ne entsprechende empathische Ein- auch zur Ermittlung von inneren Wirkungsebenen


stellung des Hypnotiseurs voraus. Störungen.
Prinzipiell ist die Durchführung so- Von großer Wichtigkeit ist die
der Hypnose
wohl im Liegen als auch im Sitzen, richtige und komplette „Rücknahme“ Die Hypnose als typisch ganz-
als Einzel- oder als Gruppen-Hypno- aller hypnotischen Veränderungen, heitliches Verfahren bedient sich
se möglich. sowohl auf psychischer als auch auf schon in der Induktionsphase der Ein-
Jede therapeutische Hypnose, körperlicher Ebene (8). Dies ge- flußnahme, sowohl auf die psychi-
die nicht nur auf eine momentane schieht – aus Sicherheitsgründen – am schen als auch auf die psychomotori-
Symptomreduktion abzielt, bedarf ei- besten gestuft (Zählmethoden, geziel- schen und die somatisch-vegetativen
ner Einbettung in einen allgemeinen te Rücksuggestionen, taktile Reize) Symptomanteile des Menschen. In
psychotherapeutischen Zusammen- und schließt die Vergewisserung des der allgemeinen Entspannung, Ru-
hang. In welchem Abschnitt des the- Hypnotiseurs über den erreichten higstellung und Versenkung als
rapeutischen Prozesses dann das Ein- Normalzustand ein, um posthypnoti- Primäreffekt sind daher schon die
schalten einer hypnotischen Sequenz sche Zwischenfälle zu vermeiden. Bei günstigen Wirkrichtungen auf die je-
sinnvoll ist, bestimmt sich nach dem der indirekten Hypnose läuft die weiligen Funktionen vorgebahnt.
hierfür gültigen Indikationsspektrum Rücknahme meist weniger markant Auf der psychischen Ebene kön-
sowie entsprechenden Eignungskrite- ab, weil hier auch der Anteil an Ei- nen dann die spezifischen Suggesti-
rien auf Patientenseite. Unabhängig genregie größer ist. onswirkungen von der angestrebten
hiervon muß zu jeder hypnotischen Gelassenheit und Distanzierung
Sitzung ein direktes, wenn auch kur- Spezielle Variationen über die Beeinflussung von verschie-
zes Vor- und Nachgespräch gehören. denen Ängsten bis zur Hebung des
Die Hypnosetechnik wurde im Selbstwertgefühls oder zu besonde-
Einleitung, Vertiefung, Laufe der Zeit durch eine Vielzahl ren Erlebnisformen mit intendierter
Rücknahme von Abänderungsmöglichkeiten be- Verhaltensänderung führen. Auf der
reichert. So hat sich zum Beispiel zur psychomotorischen Ebene lassen
Das Hineinführen des Patienten stärkeren Vertiefung die sogenannte sich, außer der verminderten Mus-
in den hypnotischen Zustand („Ein- „fraktionierte Hypnose“ (nach Vogt kelspannung, auch konträre, oft als
leitung“, „Induktion“) kann über eine und Brodmann) (6) bewährt, bei der spektakulär erlebte hypnotische Ab-
Vielzahl sogenannter Einleitungs- der Hypnotisand nach verkürzter läufe erzeugen, wie zum Beispiel
techniken geschehen, erfordert aber Einleitung ein- oder mehrmals wieder unwillkürliche Bewegungsphänome-
jeweils ein innerlich klares, zielbe- partiell rückgeführt wird; die dann be- ne (Levitation, Katalepsie, automati-
wußtes Vorgehen beim Therapeuten richteten hypnotischen Sensationen sches Schreiben), die zum Teil auch
selbst. In der direkten Hypnose ste- werden in der erneuten Induktion be- therapeutisch eingesetzt werden
hen vor allem optische Methoden sonders verstärkt. können. Das vegetative System zeigt
(Augen-Fixierung, Farberleben, in- Wichtig für die anzustrebende sich, wie ja auch vom Autogenen
nere Bilder) oder akustische Metho- eigentherapeutische Verantwortlich- Training bekannt, offenbar in beson-
den (monotone Geräusche, ruhige keit des Patienten sind Methoden, die derer Weise einer hypnotischen Be-
Tonfolgen, suggestive Sprache), auch ihn allmählich von der konkreten An- einflussung und Umschaltung zu-
konzentrierte Suggestion von Kör- wesenheit des Hypnotiseurs abzulö- gänglich, die nicht nur über die glatte
persensationen (Schwere, Wärme, sen vermögen. In der sogenannten Muskulatur, sondern auch über das
Atmung) im Vordergrund. Die indi- „Ablationshypnose“ nach Klumbies sensorische System, die innere Se-
rekte Hypnose arbeitet vorwiegend wird dem Patienten zu Hause die kretion und das Immunsystem läuft
mit dialogischen verbalen Indukti- Möglichkeit des Wiederholens der er- (1, 5, 6, 7).
onen einschließlich des Aufgreifens lebten Hypnose gegeben (über Ton- Gleichermaßen sind hierbei so-
von Körper- und Bilderlebnissen; der band oder hypnotisch eingeprägte wohl bewußte innere Einstellungen
Patient kommt auf diese Weise oft un- Signalreize). Die von Kretschmer und als auch unbewußte System- und
merklicher oder für ihn überraschend Langen entwickelte „gestufte Aktiv- Ressourcen-Aktivierungen im Spiel.
in die Trance. hypnose“ andererseits geht den um- Die Vielfalt der therapeutischen In-
Ist durch solche Einleitungstech- gekehrten Weg: Der Patient hat zu- dikationsmöglichkeiten beruht of-
niken eine erste hypnotische Stufe er- erst die Grundübungen des Autoge- fensichtlich auf diesen komplexen
reicht, läßt sich eine weitere Vertie- nen Trainings zu erlernen und kommt Gesamtvorgängen, einer Synthese
fung durch gezielte, verbale, suggesti- dadurch in den hypnotischen Sitzun- aus Entspannungs- und Aktivie-
ve Führung anschließen. Diese Stadi- gen viel rascher in die hypnoide Um- rungsvorgängen gleichzeitig. Die
en sind für das Einbringen der ge- schaltung hinein (5, 6, 8). Immer wie- Hypnose stellt alles andere als einen
wünschten therapeutischen Elemente der ist daran zu erinnern, daß es sich Schlafzustand dar, was sich ja auch
(Formeln, Bilderlebnisse, geführte bei dem von J. H. Schultz entwickel- aus dem verstärkten Alpha-Rhyth-
Vorstellungen, hypnoanalytische Pro- ten Autogenen Training um ein direkt mus im Hypnose-EEG ergibt, der
zesse) besonders geeignet. Ein dialo- aus der Hetero-Hypnose abgeleitetes deutlich mit der Hypnotisierbarkeit
gischer Kontakt mit dem Patienten autohypnotisches Verfahren handelt beziehungsweise Suggestibilität kor-
sollte dabei jederzeit möglich sein, (9, 10). reliert (5, 6).

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Therapeutische fungsangst, Sucht, psychosomatische klärung der Motivationslage, der Ko-


Störung) entgegenlaufen; sie lassen operationsfähigkeit sowie die Pla-
Indikationen sich analog auch in das Autogene nung längerfristiger Behandlungsse-
Grundformen des hypnose- Training überführen (10). quenzen sind Voraussetzung für einen
therapeutischen Vorgehens Bereits größere Ansprüche an Erfolg. Ebenso erfordert der mögli-
das hypnotische Können stellen dann che, zum Teil aber kontrovers beur-
Aus der Vielfalt der Möglich- gezielte Dissoziationstechniken, bei teilte Einsatz der Hypnose bei depres-
keiten lassen sich generell vier Arten denen sich der Patient durch geführ- siven Syndromen viel Erfahrung und
von hypnotisch-suggestiver Einwir- tes Bilderleben in einer anderen, an- Flexiblität; die hypnotische Reakti-
kung auf bestimmte Störungsmuster genehmeren Situation vorfindet, wo onsfähigkeit nimmt ohnehin mit zu-
herausheben. Welche Art sich beim sich die Symptomatik positiv umdeu- nehmender Depressionstiefe ab. Be-
jeweiligen Patienten konkret nahe- tet (zum Beispiel hypnotische Anal- sonders strittig ist die Anwendung
legt, muß dann eine subtile Einzelbe- gesie in der Zahnbehandlung, Kopf- hypnotischer Verfahren bei schizo-
urteilung, auch des eigenen Ausbil- schmerz, Flugangst) oder wo die Sym- phrenen Psychosen (6, 7). Zu erwäh-
dungs- und Erfahrungsstandes, erge- ptome transformiert oder verschoben nen, aber nicht mehr zum Thema
ben. werden. Die gezielte hypnotische Mo- gehörig, ist der heute zunehmend
Die einfachste, auch für den An- bilisierung eigener Ressourcen und praktizierte Einsatz der Hypnose zur
fänger am ehesten geeignete Grund- Lösungsmuster schließlich, die beson- Leistungssteigerung (Sport, Lernen,
form ist die sogenannte „Indiffe- dere Stärke der Ericksonschen indi- Kreativität).
renz“-Stellung des Symptoms, das rekten Hypnose (3, 7), arbeitet mit
heißt, daß dieses (zum Beispiel Angst, dem erwähnten Repertoire von Utili- Hypnoanalyse
Schmerz) als „ganz gleichgültig“ sug- sation, Reframing und Kreativitäts-
geriert wird, um eine innere Distan- anregung, gerade auch bei komplexe- Trotz aller historischer Gegensät-
zierung zu erreichen. Als nächstes ren Prozessen (zum Beispiel Rei- ze zwischen Hypnose und Psychoana-
sind die Applikationen bewährter fungskrisen, psychosomatischen Syn- lyse hat sich eine fruchtbare Synthese
Formeln zu nennen, die, nachdem sie dromen, immunologischen Störun- zwischen beiden Methoden ent-
auch im Vorgespräch vom Patienten gen). Natürlich gibt es eine Vielfalt wickelt, die freilich viel Kompetenz
akzeptiert wurden, konkret und deut- von Kombinationsmöglichkeiten zwi- von beiden Seiten her erfordert. Sie
lich dem Syndrom oder unerwünsch- schen diesen hypnotherapeutischen belegt am deutlichsten, daß die her-
ten Verhalten (zum Beispiel Prü- Grundmustern. kömmliche Zuordnung der Hypnose
zu den sogenannten „zudeckenden“
Verfahren in der Psychotherapie
Spezielle Symptom- und stische Schmerzen, und zum anderen überholt ist. Die Aufdeckung psycho-
Krankheitsbereiche die direkte Schmerzausschaltung genetischer Determinanten für ge-
(hypnotische Analgesie) bei Eingrif- genwärtige Symptombildungen aus
Es ist nicht nur wegen der not- fen, heute zunehmend vor allem in der psychischen Biographie (Trauma-
wendigen Kürze, sondern auch wegen der Zahnmedizin. ta, Defizite) geschieht hier nicht mit
der stark divergierenden therapeuti- Motorische Störungen sind der bewußten, assoziativen Methoden,
schen Erfahrungen mit der Hypnose Hypnose um so zugänglicher, je stär- sondern mittels hypnotisch induzier-
überhaupt ein ungeschütztes Unter- ker ihr psychogener Anteil ist (Stot- ter Suchbewegungen (zum Beispiel
fangen, aufzählend die verschiedenen tern, Tics, Schreibkrampf, Bruxismus, gestufter Altersregression) oder ge-
Indikationsbereiche durchzugehen. psychogene Lähmung). Auf dem zielter Fokussierungen aus dem Un-
Unter Verzicht auf jegliche Abstufung großen Gebiet der psychosomati- bewußten heraus. So läßt sich oft viel
läßt sich hier nur angeben, wo hyp- schen Störungen gilt dasselbe, hier rascher und affektnaher ein Zugang
notische Interventionen zumindest sind praktisch alle Organsysteme par- zu verschütteten Erlebnissen gewin-
grundsätzlich wirksam sein können. tiell angehbar (vor allem Magen- nen und diese bearbeiten. Die Hypno-
Eines der Hauptfelder der Hyp- Darm-Trakt, Haut, Atmungstrakt, analyse ist gewissermaßen die „Hohe
nosetherapie – gerade auch für den Herz-Kreislauf, Harntrakt), und zwar Schule“ der Hypnose.
Anfänger – stellt die Vielzahl von um so mehr, je stärker der Zirkel Af-
Angstzuständen dar: umgrenzte Angst- fekt – Verspannung – Dysfunktion
syndrome im neurotischen Grenzbe- oder – Schmerz eine Rolle spielt. In Grenzen und Gefahren
reich (Flugangst, Examensangst), spe- gleicher Weise sprechen auch sexuelle
zielle soziale Ängste, Platzangst, Funktionsstörungen und sogar das Abgrenzung zur
Klaustrophobie, Panikattacken, bis zu Immunsystem auf hypnotische Me- Schau-und Laien-Hypnose
den klassichen Objektphobien und thoden an.
generalisierten Ängsten. Ein nächster Schwieriger, wie auch für andere In der Bevölkerung herrschen oft
Bereich sind chronische Schmerzsyn- Behandlungskonzepte, gestaltet sich große Irritationen und Vorbehalte be-
drome (natürlich soweit sie nicht aku- die Hypnosetherapie bei Suchtkran- züglich der Hypnose als therapeuti-
ten Signalcharakter haben): Kopf- ken (speziell Rauchen und Alkohol- schem Verfahren, aufgrund von Vor-
schmerzen, Phantomschmerzen, spa- abhängigkeit); die sorgfältige Ab- erfahrungen mit spektakulären Hyp-

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noseeffekten auf der Bühne und im geblich „einzige Hilfe“), bereits eine stellationen in der Medizin über-
Fernsehen. Hypnotischen Naturta- relative Kontraindikation darstellen, haupt. Jedoch kann hier speziell die
lenten gelingen, was nicht verwun- sowohl wegen der starken regressiven Situation der psychischen Nähe und
dert, oft sensationelle Phänomene, Wünsche als auch wegen der Überer- des psychischen Ausgeliefertseins,
besonders durch gekonntes Heraus- wartung, die hier meistens bestehen. mit Verringerung der individuellen
filtern hoch suggestibler Personen aus Als relative Kontraindikation gelten Kontrollmechanismen, die Versu-
der Menge. Ebenso können dilettan- auch stärkere hysterische Akzentu- chung steigern.
tisch vorgehende Laien, die Hypnose ierungen. Abgesehen von der ge- Die Möglichkeit hingegen, je-
einfach „ausprobieren“ wollen, oft nannten strittigen Indikation bei psy- manden in der Hypnose zur Aus-
unerwartete oder sogar unerkannte chotischen Zuständen an sich erfor- führung eines Verbrechens zu verlei-
hypnotische Zustände erzeugen. Die dern schließlich besonders paranoide ten – ein oft wiederkehrendes Thema
Gefahren, vor allem durch ausblei- Syndrome eine kritische Abwägung; in den Medien – besteht nur in
bendes oder mangelhaftes Zurück- ein Behandlungsversuch muß hier ei- äußerst geringem Umfang.
nehmen, liegen auf der Hand. Es nem hocherfahrenen Hypnosethera- Die Experten sind sich weithin
gehört zu den wichtigen Aufklärun- peuten vorbehalten bleiben. darin einig, daß es praktisch kaum
gen der Patienten im Vorfeld, die gelingt, einen Menschen in Hypnose
großen Unterschiede zur therapeuti- Gefahrenbereiche zu Handlungen entgegen seinem ei-
schen Hypnose möglichst deutlich zu und Zwischenfälle genen persönlichen Wertsystem zu
machen, vor allem auch die häufige nötigen, soweit keine sonstige soziale
Angst vor Kontrollverlust zu bespre- Die überwiegende Zahl negati- Druck- oder Abhängigkeitssituation
chen. ver Vorkommnisse beruht auf fehlen- des Patienten besteht (6, 7).
der oder unvollständiger Rücknahme
Therapeutische Begrenzungen der Hypnose, beziehungsweise der
und Kontraindikationen mangelhaften Vergewisserung über Schlußbemerkungen
eventuell persistierende psychische
Hypnose ist ein psychisch enorm oder körperliche Restphänomene. Die therapeutisch eingesetzte
invasives Verfahren, und seine ver- Sowohl verbleibende Ich-Dissoziatio- Hypnose ist ein Verfahren mit ver-
antwortliche Anwendung ist ohne nen, Affektregungen oder Bildvor- gleichsweise hoher Effizienz und
sorgfältige Vordiagnostik und ohne stellungen als auch Dösigkeit, Ver- gleichzeitig guter Steuerungsfähig-
Einbettung in einen psychotherapeu- schiebungen im Körperschema, keit. Durch ihren psychisch stark in-
tischen Gesamtprozeß nicht denkbar. Schweregefühl oder veränderte Sin- vasiven Charakter bietet sie die Mög-
Andererseits besteht, wie dargelegt, neswahrnehmungen können gefah- lichkeit zur Mobilisierung oft unge-
eine große Breite möglicher Indika- renträchtig werden, besonders im ahnter Heilungspotentiale und Res-
tionen, innerhalb derer durch das In- Straßenverkehr. sourcen, freilich auch manchmal mit
strument der kontrollierten Rücknah- Als nächstes sind die Folgen un- der Entbindung unerwarteter Reak-
me auch noch so intensive Effekte kritischer Indikationsstellung und tionen. Mit beidem in für den Patien-
und Erlebnisse rasch wieder auf den forsch angestoßener, aber nicht mehr ten fruchtbarer und beschützender
Normalzustand zurückgeführt wer- beherrschbarer psychischer Prozesse Weise umzugehen, bedarf einer über-
den können – meist besser als bei son- zu nennen, wie akute Angst- oder greifenden Kompetenz und Erfah-
stigen belastenden Psychotherapie- Entladungsreaktionen, Selbstwertkri- rung mit psychodynamisch-psycho-
methoden. sen, Orientierungsverlust, depressive therapeutischen Prozessen über-
Begrenzungen bestehen einmal oder psychotische Attacken. haupt.
und natürlicherweise durch geringes Zwischenfälle und unvorherseh- Damit ist auch eine Aussage
Ansprechen auf die Methode an bare Reaktionen kann es freilich auch über den für dieses Verfahren über-
sich, dann durch hirnorganische bei sachgerechter Durchführung der haupt akzeptierbaren fachlichen und
Störungen, Konzentrations- und Ko- Hypnose geben. beruflichen Hintergrund gemacht: Es
operationsmangel (Kleinkinder), In- Doch in der Hand von Unkundi- muß außer der speziellen Hypnose-
toxikationen (Alkohol), stärkere af- gen und Unbefugten sind die be- Ausbildung auch eine psychothera-
fektive Störungen (schwere Depres- schriebenen Gefahren unvergleich- peutische Aus- beziehungsweise Wei-
sion); sie gelten auch für deutlichen lich größer. Dies gilt vor allem dann, terbildung vorliegen. Hierdurch
Widerstand gegen die Hypnose wenn das gesamttherapeutische grenzen sich auch die in Frage kom-
überhaupt. Der alte Rat von J. H. Rüstzeug fehlt oder wenn – wie menden Berufsgruppen generell ein,
Schultz (9), man solle zwei Gruppen meist nach Schau-Hypnosen – die nämlich auf Ärzte und klinische Psy-
von Menschen nicht hypnotisieren: Betroffenen sich selbst überlassen chologen mit solcher Qualifikation,
solche, die unbedingt, und solche, bleiben. abgesehen von der Sondersituation
die auf keinen Fall hypnotisiert wer- Auch die oft diskutierte Gefahr bei hypnotisch arbeitenden Zahnärz-
den wollen, ist nach wie vor sehr be- des sexuellen Mißbrauchs in der Hyp- ten. Alles andere muß eine personen-
herzigenswert. nose ist zweifellos gegeben und be- bezogene und qualitativ vergleichba-
So können Patienten, die sich re- legt. Sie liegt aber wohl kaum höher re und kontrollierbare Ausnahme
gelrecht zur Hypnose drängen (als an- als bei anderen begünstigenden Kon- bleiben.

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DIE ÜBERSICHT/FÜR SIE REFERIERT

Bedenkt man daher die für eine 7. Revenstorf D (Hrsg): Klinische Hypnose.
Zitierweise dieses Beitrags: Berlin, Heidelberg, New York: Springer-
verantwortbar durchgeführte Hyp- Dt Ärztebl 1997; 94: A-3351–3356 Verlag, 1990.
nosebehandlung notwendigen Rah- [Heft 49] 8. Schäfgen E: Hypnosetherapie. Köln:
menbedingungen einschließlich des Deutscher Ärzte-Verlag, 1992.
9. Schultz JH: Hypnosetechnik. 9. Aufl.
jeweiligen Vor- und Nachgesprächs, Stuttgart, Jena, New York: Gustav Fi-
Literatur scher-Verlag, 1994.
so kann in der derzeitigen Vergü-
1. Bongartz W: Der Einfluß von Hypnose 10. Thomas K: Praxis des Autogenen Trai-
tungssituation*) nur eine offzielle und Streß auf das Blutbild. Frankfurt: Ver- nings/Selbsthypnose nach J.H. Schultz.
Geringschätzung des Werts einer sol- lag Peter Lang, 1996. Stuttgart: Thieme, 1989.
chen Leistung gesehen werden. Um 2. Ellenberger HF: Die Entdeckung des Un- 11. Völgyesi FA: Menschen- und Tierhypno-
bewußten. Bern: Hans Huber, 1985. se. Zürich: Orell Füssli Verlag, 1963.
so mehr verdient Anerkennung, wer 3. Erickson MH: Advanced techniques of
sich wegen seiner persönlichen Affi- hypnosis and therapy (edit J Haley). New
York, London: Grune and Stratton, 1967. Anschrift des Verfassers
nität zu diesem Verfahren und wegen 4. Hilgard ER: The problem of divided con-
seiner Überzeugung von dessen the- sciousness: a neodissociation interpreta- Prof. Dr. med. Günter Hole
rapeutischen Möglichkeiten dennoch tion. Ann New York Acad of Science 1977; Facharzt für
296: 48–59.
nicht abhalten läßt, es anzuwenden. 5. Jovanovic UJ: Methodik und Theorie der Psychiatrie und Neurologie,
Hypnose. Stuttgart: Gustav Fischer-Ver- Psychotherapie
lag, 1988.
*) EBM Nr. 858 = 375 Punkte, GOÄ Nr. 845 = 6. Kossak HC: Hypnose. 2 Aufl. München: Kantstraße 5/3
17,10 DM Psychologie Verlags Union, 1993. 88213 Ravensburg

ACE-Hemmer und Kalzium-Antagonisten nicht antagonisten und ACE-Hemmer kei-


neswegs effektiver und nebenwir-
besser als b-Blocker und Diuretika kungsärmer sind als Diuretika oder
b-Blocker, obwohl sie vielfach bei der
Eine deutsch-israelisch-schwei- Nach acht Wochen war die An- Hypertoniebehandlung als Mittel der
zerische Multicenterstudie verglich sprechrate für Atenolol (initiale Dosis ersten Wahl angesehen werden. Viel-
die Effektivität von Hydrochlorothia- 25 mg/die) mit 63,7 Prozent am höch- mehr müssen sie im Gegensatz zu den
zid, Atenolol, Nitrendipin und Enala- sten, gefolgt von Enalapril (5 mg/die) Diuretika und b-Blockern den Nach-
pril bei Patienten mit leichtem bis mit- mit 50 Prozent, Hydrochlorothiazid weis einer Verbesserung der Morbi-
telschwerem Bluthochdruck. (12,5 mg/die) mit 44,7 Prozent und dität und Mortalität bei Hypertoni-
868 Patienten mit essentieller Nitrendipin (10 mg/die) mit 44,5 Pro- kern erst noch erbringen. acc
Hypertonie (diastolischer RR-Wert zent. Nach einem Jahr war Atenolol
95 bis 120 mmHg) wurden in 48 immer noch effektiver als Hydrochlo- Philipp T et al.: Randomised, double
blind, multicentre comparison of hydro-
verschiedenen Zentren randomisiert rothiazid und Nitrendipin, aber gleich chlorothiazide, atenolol, nitrendipine,
doppelblind mit den oben genannten effektiv wie Enalapril. Die Nebenwir- and enalapril in antihypertensive treat-
ment: results of the HANE study. Br
Antihypertensiva behandelt, bei un- kungsrate lag bei Nitrendipin deutlich Med J 1997; 315: 154–159.
zureichendem Ansprechen nach vier höher als bei den anderen Präparaten.
Dr. med. Philipp, Zentrum für Innere
Wochen wurden die jeweiligen Medi- Die Autoren folgern, daß moder- Medizin, Universitätsklinikum Essen,
kamentendosen erhöht. ne Antihypertensiva wie Kalzium- Hufelandstraße 55, 45122 Essen.

Neonatale Risikofaktoren für Zerebralparese bei Frühgeborenen


Neonatale Risikofaktoren für riosus, Hypotension, Bluttransfusio- ler Sepsis. Die sehr unterschiedli-
die infantile Zerebralparese wurden nen, längerfristige Beatmung, Pneu- chen Faktoren zeigen nach Ansicht
in einer Fall-Kontroll-Studie an 59 mothorax, Sepsis, Hyponatriämie, der Autoren, daß die Häufigkeit der
Frühgeborenen mit Zerebralparese Krampfanfälle, parenchymale Hirn- infantilen Zerebralparese bei Früh-
und 234 ebenso vorzeitig geborenen schädigung und ventrikuläre Erwei- geborenen nach einer Schwanger-
Kindern ohne diese neurologische terung. Alle Faktoren wurden mit- schaftsdauer von weniger als 32 Wo-
Störung untersucht. Alle Kinder ka- tels Ultraschall diagnostiziert. Im chen nur durch kombinierte Verbes-
men vor der 32. Schwangerschafts- Gegensatz dazu waren isolierte in- serungen der Betreuung während
woche zur Welt und stammten nicht traventrikuläre Blutungen ohne Pa- der pränatalen, intrapartalen und
aus Mehrlingsschwangerschaften. renchymschädigung und Ventrike- neonatalen Periode gesenkt werden
Nach Adjustierung der Daten nach lerweiterung nicht mit einem erhöh- könnte. silk
Gestationsalter und nach durch vor- ten Risiko für infantile Zerebralpa-
hergehende Studien identifizierten rese verbunden. Murphy DJ, Hope RL, Johnson A: Neo-
pränatalen und intrapartalen Risiko- Die Studie bestätigte das bereits natal risk factors for cerebral palsy in
very preterm babies: case-control study,
faktoren zeigte sich bei folgenden früher festgestellte besonders ausge- Br Med J 1997; 314: 404–408.
Faktoren ein signifikant erhöhtes prägte Risiko bei intrauteriner In- Dr. D. J. Murphy, 22 Manor Park, Red-
Risiko: Persistierender Ductus arte- fektion und anschließender neonata- land, Bristol BS 6 7HH, Großbritannien.

A-3356 (56) Deutsches Ärzteblatt 94, Heft 49, 5. Dezember 1997

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