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Ein verprägter Denar des Kaisers Otho aus

Augst, Insula 48

Autor(en): Martin, Max

Objekttyp: Article

Zeitschrift: Jahresberichte aus Augst und Kaiseraugst

Band (Jahr): 3 (1983)

PDF erstellt am: 26.05.2020

Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-395413

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Ein verprägter Denar des Kaisers Otho aus Augst, Insula 48

Max Martin

In den Wirren nach der Ermordung des Kaisers Nero 9. Juni 68 n.Chr.) gelangten im
Jahre 69, dem sogenannten Dreikaiserjahr, gleich vier Kaiser nacheinander zur Macht1:
Auf Kaiser Galba, der von den sieben am Rhein stationierten Legionen nicht anerkannt und
am 15. Januar in Rom ermordet wurde, folgte Marcus Salvius Otho, der früher Statthalter
in Lusitanien gewesen war. Bereits am 14. April 69 wurde aber auch Otho, der von den Prä-
torianern zum Kaiser gemacht worden war, bei Bedriacum, in der Nähe von Cremona, von
den rheinischen Legionen besiegt, die noch im März den Grossen St. Bernhard überquert
hatten. Nun wurde deren Favorit Vitellius zum Kaiser ausgerufen.
In den drei Monaten seiner Herrschaft konnte Otho keine umfangreiche Münzprägung
durchführen. Es sind von ihm nur wenige verschiedene Münzen aus Edelmetall in der stadt-römischen

Prägestätte geschlagen worden. Umso mehr überrascht, dass unter den Fund-münzen
von Augst eine offensichtliche Fehlprägung des Kaisers anzutreffen ist: Ein kräftig
abgenützter Denar2 des Kaisers, mit dem markanten Kopf Othos, der bekanntlich eine Pe-rücke

getragen hat, auf der Vorderseite Abb. 1


a), zeigt auf der Rückseite anstelle der weni-gen
von Otho ausgewählten Propagandamotive - z.B. die Victoria für seinen erhofften
Sieg über Vitellius - nochmals den Kaiserkopf, diesmals allerdings im Negativ Abb. lb).
Deutlich sind Perücke, Nase, Mund und Doppelkinn des Kaisers sichtbar, ebenso einige
Buchstaben MOT...) vom Beginn der Umschrift.
Die Unachtsamkeit eines Arbeiters der kaiserlichen Münze hat dieses seltene Phänomen
verursacht: Der Schrötling, aus dem diese Münze besteht, lag auf dem fest eingelassenen
unteren) Münzstempel, der immer das eingravierte Bild der Vorderseite trug, zum Schla-gen
bereit. Im mobilen oberen) Münzstempel mit dem Bild der Rückseite war unbeachtet
der eben zuvor geschlagene Denar - mit ausgeprägter Vorderseite nach unten - haften ge-blieben.

Diese Vorderseite traf nun beim Schlag den weichen Schrötling unserer Münze.
Dabei formte sich auf beiden Seiten - unten gewollt, oben ungewollt - der Kopf des
Kaisers3. Die fehlgeprägte, aber normalgewichtige Münze überstand offensichtlich auch
eine abschliessende Kontrolle, falls eine solche in jenen Monaten überhaupt stattgefunden
hat. Sie blieb, wie ihre kräftigen Abnützungsspuren zeigen, einige Jahre oder Jahrzehnte
im Umlauf, bis sie ihrem letzten Besitzer im Südteil der Koloniestadt Augusta Rauricorum
verloren ging.

Abb. la + b Vorder- und Rückseite des verprägten Denars. Massstab 2:1. Foto R. Steiger.
Abb. 2 Kautschukausguss der verprägten Rückseite Abb. 1 b. Massstab 2:1. Foto R.Steiger.

Anmerkungen
1

Eine anschauliche Schilderung der damaligen Ereignisse, die ja auch das schweizerische Mittelland berührten
- Aquae Helveticae Baden) ging damals in Flammen auf -, bei F. Staehelin, Die Schweiz in römischer Zeit
19483) 187 ff.
2
-
Römermuseum Äugst, Inv. Nr. 68.1753; Gewicht: 3,245 g. RIC 17, 18, 22, 24 oder 25. Die Münze kam bei
den Ausgrabungen von T. Tomasevic-Buck, der ich für die Publikationserlaubnis auch hier danken möchte, in
Äugst, Insula 48 zum Vorschein Fundkomplex 7796); die mitgefundene Keramik Inv. Nr. 1968.4637-4736) ist
in die zweite Hälfte des 1. und erste Hälfte des 2. Jahrhunderts zu datieren.
3

Zu derartigen Fehlprägungen vgl. R.Göbl, Antike Numismatik 1978) 1, 54; 2, 144 mit Taf. 31,370-373 und
M.R.-Alföldi, Antike Numismatik 1 1972) 31 f.

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