Datum: 26.03.2020
Unterrichtsbeginn: 9:15
Unterrichtsende: 10:35
Fach: Religion
Die Idee zur UE, dies muss ich gleich eingestehen, ist nicht von mir selbst, sondern ich habe
sie vor einigen Monaten zufällig auf dem Instagram-Profil einer evangelischen Vikarin
entdeckt. Und weil sie mir so sehr gefiel, war mir gleich klar, dass ich eine Abwandlung davon
selbst ausprobieren müsse. Besagte Vikarin nämlich hat in ihrer dritten Klasse einen Teddybär
getauft (mehr als diese Grundidee hat sie nicht gepostet; ich hoffe daher, dass man mir keinen
Plagiatsvorwurf macht, wenn ich nicht auf den ursprünglichen Post verweise, den ich leider
nicht mehr finden kann). Diese Idee habe ich abgewandelt dazu, dass, nachdem in der
vorangegangenen Doppelstunde die SuS den kirchlichen Innenraum v.a. anhand eines
Chaosspiels kennengelernt haben (s. später), in der hier behandelten Doppelstunde die SuS in
diesem kirchlichen Innenraum das Gelernte anwenden und in diesem Kirchenraum aktiv
werden sollten, indem sie in der ersten halben Stunde gemeinsam eine kurze Taufliturgie
entwickeln und in der zweiten halben Stunde diese gemeinsam mit der Lehrkraft durchführen
sollten.
Zu den grundlegenden Kompetenzen, die die SuS zum Abschluss der 2. Jahrgangsstufe
erworben haben sollen, gehört unter anderem folgende:
[1] Den Kirchenraum nehmen sie [s.c. die SuS] als Ort der besonderen
Gegenwart Gottes, des Gebets und des Gottesdienstes wahr und [2] verstehen
Kirche als Gemeinschaft, der Christen durch die Taufe angehören. [x] Sie
erkennen, dass Christen im Gebet, in der Feier des Sonntags und in den Festen
im Kirchenjahr ihren Glauben an Jesus Christus zum Ausdruck bringen und
gestalten dies in Ansätzen mit. (ebd.)
Wie bei vielen Themenbereichen ist auch hier sofort klar, dass einige Formulierungen dieser
grundlegenden Kompetenz und des Lernbereichs, zu dem die zu besprechende UE gehört,
„aufeinander hingeschrieben“ sind; die Kompetenzerwartungen des Lernbereichs entsprechen
dem fast genau, was ich durch die eingefügten Ziffern verdeutlicht habe:
„Fast“ deshalb, weil die zweite Hälfte der grundlegenden Kompetenz“ sich nicht in der
Kompetenzerwartung dieses Lernbereichs wiederfindet, sondern im Lernbereich 9: „Den
Glauben feiern – Gottesdienst und Kirchenjahr“ (den übrigens Birgit Pfeifer schon Anfang des
Schuljahres „abgearbeitet“ hat und den ich daher in meiner Sequenz und UE weitestgehend
voraussetzen kann); der fünfte Punkt des Lernbereichs 8 dagegen findet sich wieder in der
grundlegenden Kompetenz „Die [SuS] nehmen in ihrer Umwelt Menschen mit verschiedenen
kulturellen Hintergründen und religiösen Prägungen wahr &c.“ Der dritte Punkt mit seiner
Betonung der Rolle der Heiligen hat gar keine rechte Entsprechung in den grundlegenden
Kompetenzen; ein schönes Beispiel dafür, dass sich die beiden Bereiche (natürlich) nicht 1:1
entsprechen.
Dies also sind die nächsten und nähsten Bezüge: Zum Themenfeld „Kirche und Gemeinde“, zu
den grundlegenden Kompetenzen „[1] Den Kirchenraum nehmen sie [s.c. die SuS] als Ort der
besonderen Gegenwart Gottes, des Gebets und des Gottesdienstes wahr und [2] verstehen
Kirche als Gemeinschaft, der Christen durch die Taufe angehören“ und zu den Lernbereichs-
Kompetenzerwartungen „[Die SuS] verstehen, dass der Glaube Gemeinschaft bildet, und
bringen dies in unterschiedlichen Gestaltungsformen zum Ausdruck“ und „[Die SuS] verstehen
die Taufe als Siegel der Zugehörigkeit zu Christus in der Gemeinschaft der Kirche.“
1
Den Abschnitt 2.3. Elementare Erfahrungen / Wahrnehmung der Klasse, der im Aufsatz „Die schriftliche
Unterrichtsvorbereitung Katholische Religionslehre – LehrplanPlus“ (=Heil/Huth/Kunkel/Och/Wald 2016, S. 4)
empfohlen wird, werde ich mit 2.1 und 2.2 verquicken, da das dort Erörtertere dergestalt ist, dass es direkte
Konsequenzen für die in der konkreten Klasse möglichen Methoden hat.
„Kommunizieren“, „Gestalten“ und „Teilhaben“ ab, so dass der wesentlichste Stundeninhalt
letzterer sein dürfte.
Ich kenne meine Klasse und weiß zufällig, dass sie zur Taufliturgie stärkere lebensweltliche
Bezüge haben: Im ersten Halbjahr wurde die kleine Schwester einer der Schülerinnen getauft,
was in der Klasse etwa fünf Minuten thematisiert wurde. Ich weiß daher: Für die SuS der
Kombiklasse 1-2 ist die Taufliturgie ein bekannter Aspekt des christlichen Brauchtums und
fester Bestandteil ihres Familienlebens; theologisch reflektiert haben sie diesen festen
Bestandteil aber nicht. Dass sie ein bekannter Aspekt des christlichen Brauchtums ist, war dabei
ohnehin zu erwarten; Kaul etwa berichtet in ihrem Buch „Taufpastoral“ über das „(noch)
vorhandene Monopol“ Säuglings- und Kindertaufe der „beiden großen Kirchen“ und gibt die
Statistik der Katholischen Kirche von 2006 wieder, nach der von 100 katholischen Geborenen
noch 72,7 katholisch „kinder-getauft“ werden (vgl. Kaul 2011, S. 25). Maass/Jahn-Bettex
2010, S. 55 nehmen an, die Taufe sei für Kinder deshalb relevant und interessant, weil sie über
ihre eigene Taufe Teil ihrer eigenen Biographie sei – für die SuS der Kombiklasse 1-2 kann ich
das so nicht bestätigen; für sie ist die Taufe nicht theologisch und nicht biographisch interessant,
sondern als Teil des Brauchtums, der fest verankert ist in ihrem (katholischen
Dorfkinder-)Leben und je und je spannend, weil es emotional ist, da es die eigene oder
befreundete Familien betrifft. Viel mehr muss zu den elementaren Erfahrungen der Klasse gar
nicht gesagt werden, da sie (anders als die Kombiklasse 3-4) relativ homogen ist, was ihren
religiösen und kirchlichen Hintergrund angeht: Bis auf ein Kind sind alles „Ur-Wernfelder“
oder „Ur-Adelsberger“, die als solche gut eingebunden sind in die Dorfgemeinschaft und
religiöse Gemeinschaft; das eine zugezogene Kind war es zufällig gerade, dessen Schwester
getauft wurde, daher weiß ich auch um seine Grunderfahrungen mit der Taufe. Zum
Leistungsvermögen müsste bei anderen Unterrichtsentwürfen angemerkt werden, dass zwei der
Jungen regelmäßig Abwechslung und Bewegung brauchen, da sie sonst leicht ihr Interesse am
Unterricht verlieren können; bei diesem Stundenmodell wird diese Gefahr aber nicht drohen.
Ist der wesentliche Inhalt „Sinn, Struktur und Inhalte der Taufliturgie“ und kann man einen
engeren lebensweltlichen Bezug zur Taufliturgie bei den SuS der Klasse als gegeben
voraussetzen, geht es also vor allem um die Vertiefung der theologischen Substanz des Themas
– den Sinn der Taufe – und die Reflexion auf und die Vertiefung selbst der Erfahrungen, die
Kinder mit diesem Thema gemacht haben, also der Sinnhaftigkeit der einzelnen Elemente in
der Struktur der Taufliturgie. Dannecker/Saberschinsky gliedern den Sinn der Taufe in vier
Aspekte auf: Sie „schenkt die Gotteskindschaft, sie gliedert in die Gemeinschaft der Kirche ein,
sie verleiht Anteil am Geschick Jesu Christi, vor allem an seinem Tod und seienr Auferstehung,
und sie vergibt Schuld und Sünde“ (2017, S. 13). Von diesen vier Sinndimensionen wird in der
Lernbereichs-Kompetenzerwartung bereits eine vor-ausgewählt: „[Die SuS] verstehen die
Taufe als Siegel der Zugehörigkeit zu Christus in der Gemeinschaft der Kirche“ (s.o.);
wesentlicher Inhalt beim Sinn der Taufe wird also sein: „Sie gliedert in die Gemeinschaft der
Kirche ein“.
Die Struktur und die Inhalte sind schnell zusammengefasst (vgl. dazu ebd., S. 23); die
vollständige Taufe gliedert sich in die Teile:
1. Eröffnung
a. Begrüßung
b. Fragen an Eltern und Paten
c. Bezeichnung mit dem Kreuz
d. Gebet
2. Wortgottesdienst
a. Prozession zum Ort des Wortgottesdienstes
b. Schriftlesung(en)
c. Homilie / Predigt
d. Anrufung der Heiligen und Fürbitten
e. Gebet um Schutz vor dem Bösen (Exorzismus-Gebet)
f. Salbung mit Katechumenenöl oder Handauflegung
3. Tauffeier
a. Prozession zum Taufort
b. Lobpreis und Anrufung Gottes über dem Wasser
c. Absage und Glaubensbekenntnis
d. Taufe
4. Ausdeutende Riten
a. Salbung mit Chrisam
b. Bekleidung mit dem weißen Taufgewand
c. Übergabe der brennenden Kerze
d. [evt.: Effata-Ritus]
5. Abschluss
a. Prozession zum Altarraum
b. Gebet des Herrn
c. Segen und Entlassung
d. [evt.: Gang zum Marienbild]
Diese Struktur muss, so glaube ich, in der 1.-2. Klasse nicht vollständig explizit und diskursiv
entwickelt werden: Liturgie hat den Vorteil (oder vielleicht manchmal besser: will den Vorteil
haben), dass ihre Symbole sich aus sich selbst heraus erklären. Es genügt daher, wenn im ersten
Teil der Stunde (s. Unterrichtsverlaufsplan) erarbeitet wird, dass wesentlichen Elemente der
Taufe die Existenz von Eltern und Paten, der Wortgottesdienst, der an die Taufe Christi
anknüpft, das Glaubensbekenntnis und die Taufe selbst sind; die ausdeutenden Riten dagegen
sind in der Tat derart, dass sie sie sich selbst erklären und nicht diskursiv entfaltet werden
müssen (sehr wahrscheinlich wird aber ohnehin schon vorweg vonseiten der Kinder die Rede
auf das Taufgewand und die Kerze kommen, warauf man sich dann ggf. spontan einzustellen
hat).
2
Am Ende: Vorbereitung auf die Exkursion auf die nächste Doppelstunde; ich würde ihnen aber schon zwei
Wochen zuvor eine Einverständniserklärung an die Eltern mitgegeben haben, damit sie auch rechtzeitig zurück
kommt.
und können dies in und nach der
Stunde mit- und nachvollziehen.
Ü 3-4 Lernzuwachs überprüfen (Soll-Stand)
4 Lernen bilanzieren und reflektieren
7.1 Kirche als Die SuS verstehen, dass Verstehen
Gemeinschaft, „Zugehörigkeit zur Kirche“
oder: „Warum „Gemeinschaft“ bedeutet.
Kirchweih?“ (Hierbei wird auch der Soll-
Stand überprüft, worauf ggf. in
UE 9 noch einmal reagiert
werden wird)
7.2-8 Gemeinschaft! Die SuS bereiten sich darauf Gestalten
Kirchweih! vor, dieser ihrer Zugehörigkeit
zur Gemeinschaft bei der
Gemündener Kirchweih im
Festgottesdienst Ausdruck zu
verleihen.
9.1 „Puffer-Stunde“ Ggf. wird auf Soll-Stand Kommunizieren.
reagiert; den Themenbereich
abschließend wird ein (Dank-?
Fluch-?)Gebet über
vergangenen Sonntag verfasst.
Danach Initiierung des nächsten
Lernbereichs.
3.4. Unterrichtsverlaufsplan
Lernbereiche:
8: In der Gemeinde leben – zur katholischen Kirche gehören
Kompetenzerwartung(en):
Die SuS verstehen die Taufe als Siegel der Zugehörigkeit zu christus in der Gemeinschaft
der Kirche.
Die SuS nehmen Kirche als Ort der besonderen Gegenwart Gottes, des Gebetes und der
Feier des Gottesdienstes wahr.
Z PK P I S M
1-3 - - Die SuS sammeln sich zum - -
Abmarsch
4-10 - - Marsch zur Kirche - Beine
11-12 V Lernen Lehrereinführung: „Darf ich FU Teddy
vorbereiten euch – hm, er hat leider noch
und initiieren keinen Namen – darf ich euch
diesen Teddy vorstellen? Er hat
mir verraten, er würde ab heute
gerne an unserem katholischen
RU teilnehmen – aber ist noch
gar nicht katholisch. Was
können wir denn da machen?“
13-20 V Lernwege L-S-Gespräch: „Taufen!“ – Pinwand- Flipchart,
eröffnen und „Was müssen wir da alles Moderation Symbole
gestalten machen?“ – Abschnitte von
Taufliturgie werden mit
Symbolen (z.B. Buchsymbol für
Lesung) an Flipchart (aus
Pfarrheim nebenan) angebracht.
Außerdem: Abstimmen über
Name (falls dies länger dauert,
kann min 40-70 gekürzt
werden).
21-23 V Ü 2-3 Lehrer-Überleitung: „Tja. Nur FU Symbole
haben wir ja vieles noch gar
nicht, was man für so eine Taufe
braucht. Tut euch mal in
Gruppen zu je 3 zusammen, wir
werden das jetzt gestalten.
Schaut: Diese 3 Symbole gebe
ich jetzt Frau Pfeifer, Frau Huth,
und eines nehme ich selbst, und
ihr geht dann vom einen zum
anderen und formuliert hier ein
Bittgebet [=1d], hier eine kurze
Fürbitte [=2d], und hier sucht
ihr euch jeweils ein Lied aus.
Tut euch erst mal in Gruppen
zusammen...
Und jetzt geht ihr bitte hier hin,
ihr hier und ihr hier.“
24-39 K Kompetenzen SuS stärken in UE 1-2 GA Je 2 Blanko-
G stärken und erworbene Gebetskompetenz Blätter und 1
erweitern und in UE 3-4 erworbene Stift für
Liturgiekompetenz durch Gruppe 1+2
Gestaltung der Taufe.
40-70 W Ksue Durchführung der Teddytaufe. Rollen- Angepasster
T „Fragen an Eltern und Paten“ spiel Liturgietext,
werden abgewandelt in „Fragen
an SuS“ und angepasst an Frau Pfeifers
Situation, Taufliturgie ist Gitarre
reduziert auf (falls nicht andere
Elemente zusätzlich min 13-20 Tauf-
genannt wurden): „Material“
1a Begrüßung (Sakristei)
1b Lied der SuS
1c Fragen an SuS
1d Bezeichnung mit Kreuz
1e Gebete der SuS
2a Lesung: Tauferzählung (Mk
1,9-11)
2b Fürbitten der SuS
2c Lied der SuS
3a Gemeinsamer Ortswechsel
zum Taufort
3b Lobpreis und Anrufung
(s.o.)
3c Glaubensbekenntnis
(bekannt)
3d Taufe
4a Bekleidung mit Taufgewand
4b Übergabe der Kerze
4c Lied der SuS
5a Vaterunser (bekannt)
5b Segen und keine Entlassung
71-72 - Ü 3-4 Lehrer-Überleitung: „Das FU -
müssen wir jetzt natürlich
erstens noch offiziell machen
und zweitens feiern, das machen
wir aber draußen vor der Tür.“
73-5 V Lernen Lehrer-Überleitung: „Ich habe Rollen- Danklied aus
+ T bilanzieren hier die Klassenliste, da spiel Liederschatz,
76-80 schreiben wir jetzt NN hinein – Frau Pfeifers
und ab sofort darf er bei Gitarre,
unserem RU mitmachen. ... Muffins, die
Und jetzt feiern wir natürlich danach
noch schnell mit einem ausgeteilt
Danklied. werden (in
Sakristei
deponiert)
81-90 - - Marsch zur Schule - -
4. Anlagen
4.1. Literatur
4.1.1. Zitierte Literatur
Büttner, Gerhard (2015): Entwicklungspsychologie, in: WiRiLex. Online unter:
https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/100083/ (22.06.2020)
Dannecker, Klaus Peter / Alexander Saberschinsky (2017): Neues Leben aus Wasser und Geist.
Zur Vorbereitung der Kindertaufe. Freiburg/Basel/Wien.
Maass, Nele / Gunnar Jahn-Bettex: Mit Konfis und Jugendlichen, in: Augustin, Judith / Heinz
Behrends (2010): Taufe und Tauferinnerung. Aktionen, Projekte, Feiern (=Gemeindearbeit
praktisch 3). Hamburg.
4.1.2. Grafiken
Abbildung 1: https://www.lehrplanplus.bayern.de/fachprofil/grundschule/katholische-
religionslehre/1 (21.06.2020)
4.2. Erklärung
Hiermt bestätige ich, dass ich keine anderen als die im Literaturverzeichnis angegebenen
Hilfsmittel verwendet habe.
Gemünden 23.6.2020
_______________________________________
Kompetenzstrukturmodell
Gegenstandsbereich(e):
Prozessbezogene Kompetenz(en):
Grundlegende Kompetenz(en)
Den Kirchenraum nehmen sie als Ort der besonderen Gegenwart Gottes, des Gebets und des
Gottesdienstes wahr und verstehen Kirche als Gemeinschaft, der Christen durch die Taufe
angehören.
Fachlehrplan
Lernbereich(e):
Kompetenzerwartung(en):
Die SuS verstehen die Taufe als Siegel der Zugehörigkeit zu christus in der Gemeinschaft der
Kirche.
Die SuS nehmen Kirche als Ort der besonderen Gegenwart Gottes, des Gebetes und der Feier
des Gottesdienstes wahr.
Inhalt(e):
Exkursion zur Kirche; Kennenlernen der Taufliturgie; Gestaltung und Durchführung derselben.