¡No Pasarán!
hängige Historikerkommission trug mit ihren gene Opferidentität fixiert.
Erkenntnissen über das reale Ausmaß des
Angriffs zu einer teilweisen Versachlichung Erinnerungsweltmeister mit
der sehr emotionalisierten Debatte bei. An- militärischer Machtpolitik
statt nur auf die eigene Opferrolle abzustellen, Der Diskurs um den »Mythos Dresden« ist
Nazis blockieren, Extremismusquatsch angreifen, Opfermythen bekämpfen!
betonen Dresdener Offizielle mittlerweile auch ein perfektes Beispiel für die gesamtdeut-
die deutschen Verbrechen. Dennoch bleibt es sche Geschichtspolitik. Die Geschichte ist
A
m 13. Februar 2010 haben wir mit ein zentrales Motiv für das Leiden der »un- bei der Stilisierung von Dresden als »Opfer des angeblich aufgearbeitet, die deutsche Schuld
Tausenden von Menschen in Dres- schuldigen Zivilbevölkerung«, für ein Ge- Krieges«. Die Stadt wird mit Stätten deutscher anerkannt. Dafür »darf« man endlich über
den den größten Naziaufmarsch schichtsbild also, in dem auch die Deutschen Verbrechen wie Coventry, Warschau oder Aus- deutsche Opfer sprechen.
Europas verhindert. Mit entschlossenen während des Nationalsozialismus vor allem chwitz in eine Reihe gestellt. Hinter diesem
Blockadeaktionen haben wir den Rahmen Opfer waren. Opferstatus verschwindet die deutsche Schuld Spätestens seit der rot-grünen Bundesre-
des symbolischen Protests verlassen und an Vernichtungskrieg und Holocaust. gierung wird außerdem die Erinnerung an
den kollektiven Ungehorsam nach Dresden Der »Mythos Dresden« ist im deutschen die deutsche Schuld im Sinne deutscher
getragen. Auch im kommenden Februar Geschichtsdiskurs fest verankert. Er han- Heute wird Dresden als geläuterte Stadt prä- Machtinteressen gewendet: Gerade wegen
werden wir den geplanten Naziaufmarsch in delt von einem »sinnlosen Angriff« auf eine sentiert, die die Vergangenheit bewältigt hat. seiner Schuld an Vernichtungskrieg und Ho-
Dresden mit Massenblockaden verhindern. »unschuldige Kulturstadt« und ihre Zivilbe- Dabei dient der Nazi-Aufmarsch als willkom- locaust und wegen deren vorbildlicher »Auf-
völkerung, dem Hunderttausende zum Op- mene Möglichkeit zur Abgrenzung und zum arbeitung« sei Deutschland nun dazu präde-
Der alljährlich als Trauermarsch inszenierte fer gefallen seien. Doch Dresden war keine Beweis der eigenen Läuterung. So sollte stiniert, in der ganzen Welt dafür zu sorgen,
Naziaufmarsch ist nicht nur wegen seiner unschuldige Stadt. Dresden war wie alle die von Oberbürgermeisterin Helma Orosz dass »so etwas nie wieder passiert« – und
Größe von zuletzt 6000 TeilnehmerInnen deutschen Städte eine nationalsozialistische organisierte Menschenkette am 13. Februar das natürlich auch mit militärischen Mitteln.
relevant, sondern auch wegen seiner Bin- Stadt, eine Garnisonsstadt noch dazu und ein
nenwirkung in die verschiedenen, sonst oft wichtiger logistischer Knotenpunkt in Rich-
zerstrittenen Spektren der Nazis. Autonome tung Osten.
Nationalisten, NPD, DVU, rechte Burschen-
schaften und Verbände konnten sich hier ge-
meinsam als mächtige Bewegung darstellen.
Zu Beginn der 90er geriet der 13. Februar in
das Blickfeld organisierter Nazis. Mischten
¡No pasarán! – sie kommen nicht durch!
sie sich anfangs noch unter die BürgerInnen »No pasarán« – »sie werden nicht durch- Hierzu veranstalteten wir im Herbst 2009
Dresden, Deutschland – alles Opfer? vor der Frauenkirche, organisierten sie ab kommen« – ist Anspruch und Name unseres eine Aktivierungskonferenz in Dresden aus
Der Naziaufmarsch in Dresden zeigt deutlich, 2000 stetig wachsende Aufmärsche, denen Bündnisses zugleich. Das bundesweite Anti- der das Bündnis »Nazifrei – Dresden stellt
wie anschlussfähig bestimmte geschichts- fast kein politischer Widerstand entgegen- fa-Bündnis »No-Pasarán« besteht aus ver- sich quer« hervorging. Wir als »No-Pasarán«
politische Diskurse der gesellschaftlichen gebracht wurde. Daneben beteiligten sich schiedenen antifaschistischen und linksra- sind tragender Teil dieses Bündnisses, indem
Mitte für die Nazis sind. Mit ihrer Propagan- Nazis an der Seite bürgerlicher Parteien an dikalen Gruppen aus ganz Deutschland. Wir wir uns maßgeblich an der Arbeit dort beteili-
da vom »Völkermord aus der Luft« knüpfen den offiziellen Feierlichkeiten am Dresdener haben uns 2008 gegründet, um dem bisher gen und eigene Inhalte und Positionen hinein
die Nazis an gesamtdeutsche und Dresdener Heidefriedhof. Erst 2010 wurde durchgesetzt, jährlich zum Jahrestag der Bombardierung tragen.
Diskurse zur Bombardierung Dresdens im dass sie ihre Kränze erst nach Ende des offi- Dresdens stattfindenden Naziaufmarsch • www.no-pasaran.mobi
Februar 1945 an. Darin war und ist Dresden ziellen Aktes ablegen konnten. wirksamen Widerstand entgegenzusetzen. • www.dresden-nazifrei.com