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Grundzüge des Verfassungsrechts, S. 132 f.; ders., Bestand und Bedeutung der
Grundrechte in der Bundesrepublik Deutschland, EuGRZ 1978, 427 (431);
v. Pollern , aaO, 648.
89 Vgl. Bethge, Zur Problematik von Grundrechtskollisionen, S. 268, 266;
ferner W. Schmidt, Wissenschaftsfreiheit als Berufsfreiheit - Das Bundesver-
fassungsgericht und die Hochschulautonomie, NJW 1973, 585 (586 f.).
90 Vgl. Schwabe , Probleme der Grundrechtsdogmatik, b. 3Uö; Bethge , aaU,
S. 265 f.
91 Bethge , aaO, S. 268.
92 Vgl. etwa Scheuner , VVDStRL 22 (1965), 1 (53).
98 Vgl. Bethge , aaO, S. 269; ferner P. Schwacke, Grundrechtliche Spannungs-
laeen, 1975, S. 88.
94 Dazu eingehend Bethge , aaO, S. 272 ff., unter Beschränkung auf Grund-
rechtskollisionen; vgl. auch Schnapp , JuS 1978, 729 (735).
95 Vgl. nur BVerfG, NJW 1978, 2235 (2237 f.), sowie Bethge, aaO, S. 265;
Schmidt , NJW 1973, 585 (586); a. M. Schmitt Glaeser , Die Freiheit der For-
Das wäre dann nicht der Fall, wenn man die Grundrechte lediglich
als verschiedene Sektoren einer im wesentlichen einheitlichen, homo-
genen Freiheit zu begreifen hätte,
- sei es, weil man nicht nur auf jede rangmäßige Gewichtung und Ord-
nung von Grundrechten, sondern auch auf jedes wertende Gewichten
von Individualinteressen und -gii tern1 10 sowie jede selbstgewichtige
Interpretation der besonderen Freiheitsverbürgungen überhaupt ver-
zichten zu müssen glaubt,
- sei es, weil man Gewicht, Bedeutung, Wertigkeit und Schutzwürdig-
keit der konkret betroffenen Freiheitsverwirklichungsmodalität ent-
scheidend durch eine „Sachanalyse" dieses betroffenen Freiheitsaus-
schnitts zu ermitteln hätte, ohne daß es auf dessen Zuordnung zu
einem bestimmten Grundrecht ankäme111.
In beiden Fällen würde von der Zuordnung zu einem bestimmten
Grundrecht des Grundrechtskatalogs nur die Bestimmung des Beschrän-
kungsvorbehalts, sonst aber nichts Entscheidendes mehr abhängen.
110 Hierauf verzichtet, wie gezeigt, Schlink (oben 1 2). Dennoch versucht er,
der Entdifferenzierung der verschiedenen Freiheitsrechte entgegenzuwirken.
Dieses Ziel will er mit Hilfe von „Dogmatiken der Einzelgrundrechte" errei-
chen, „die für die verschiedenen sozialen Bereiche festhalten, welche Zwecke
dem Staat versagt sind, mit welchen Hypothesen die Wirklichkeit zu erfassen
und Geeignetheit und Notwendigkeit zu prüfen sind und welche Mindest-
position zu wahren ist" (Abwägung im Verfassungsrecht, S. 195, 200, 203). Das
von Schlink damit angesprochene Erfordernis, daß der Staat nur Zwecke ver-
folgen dürfe, die von dem jeweils maßgeblichen (qualifizierten) Beschrän-
kungsvorbehalt gedeckt sind (vgl. etwa S. 201 f.), betrifft die schrankenrecht-
liche Unterschiedlichkeit der Grundrechte; diese Frage ist vorstehend behan-
delt worden und spielt für die nunmehr zu behandelnde Frage keine Rolle
mehr. Als sonstige Beispiele für die Verfolgung illegitimer Zwecke nennt
Schlink etwa die Fälle, daß Bürger gegen ihr Gewissen zum Kriegsdienst mit
der Waffe gezwungen oder an der Bildung von Vereinigungen zur Wahrung
und Förderung von Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen gehindert werden
(S. 192). Die insoweit bestehende unterschiedliche Wirkkraft einiger Grund-
rechte hat kaum eine praktische Bedeutung, weil der Gesetzgeber „kaum jemals
die Grundrechte so kraß verfehlt" (Schwabe, Probleme der Grundrechtsdog-
matik, S. 323 Fukn. 45). Inwieweit nach Schlinks Konzeption Besonderheiten
der Grundrechte die Geeignetheits- und Notwendigkeitsprüfung prägen, wird
nicht recht ersichtlich (vgl. hierzu S. 193, 207 ff.). Verschieden ist nach Schlink
jedenfalls die - jedoch nur ausnahmsweise relevante - Frage nach der unab-
hängig von den Umständen zu wahrenden Mindestposition bei verschiedenen
Grundrechten zu beantworten (S. 193 ff.). Diese Unterschiedlichkeit verschließt
sich allerdings schon von der Definition her der Entfaltung in einer echten
Güter- und Interessenabwägung. Nach alledem bleibt bei Schlink bis auf
extreme Konstellationen letztlich im Dunkeln, was er der Entdifferenzierung
der Grundrechtsgewährleistungen entgegenzusetzen hat und inwieweit er von
seinem Ausgangspunkt aus „auf die Verschiedenheit verschiedener Grund-
rechte . . . eingehen" kann (S. 203).
111 So Schwabe, vgl. oben 1 2.
2. Unterschiedlicher Gewährleistungsgehalt
a) Begründung
aa) Unabhängig davon, ob man die einzelne
gen als verfassungsrechtliche Reaktion auf
fährdungslagen versteht und in ihrem Inha
„historisch-verfassungsrechtliche Sinngebun
sie als besondere Erscheinungsformen einer
chend umfassend begriffenen Handlungsfrei
je eigene und spezifische Gewährleistungsge
spezifischen Abwehrkraft zuerkennen müsse
Freiheitsverbürgungen durch die Verfassun
haben, die durch sie erfaßten - zunächst re
interessen überhaupt für verfassungsrech
schützt zu erklären; dafür hätte ein allgem
reicht. Sie kann allein den Sinn haben, beso
essen für besonders schützenswert und w
besondere Bedeutung anzuerkennen115 und
keitsentfaltung in je spezifischer Weise rech
sen besonders intensiven Schutz117 kann
allein über die besonderen Beschränkung
wollen. Sonst hätte er auch deren Ausgestal
merksamkeit zugewendet. Allerdings kann d
eine gewisse Indizwirkung für die Bedeut
sprochen werden118. Wie der Gesetzgeber a
nung eines subjektiven Rechts zum Ausdruck bringt, daß er das zugrun-
deliegende Interesse an sich für schutzwürdig und wertvoll hält119, sind
daher auch die Grundrechte, je nach ihrer Eigenart, Ausdruck verfas-
sungsrechtlicher Wertentscheidungen, die vom Gesetzgeber und Richter
zur Geltung zu bringen sind120; eine formale, wertneutrale und relati-
vierende Grundrechtsauffassung ist damit ausgeschlossen121.
Macht der Gesetzgeber von der Ermächtigung zur Einschränkung von
Grundrechten Gebrauch, muß er dem besonderen Gehalt und der be-
sonderen Bedeutung der jeweiligen grundrechtlichen Gewährleistung
Rechnung tragen122. Die von der Verfassung vorgenommene Wertung
der Gewährleistung muß bei Gelegenheit jedes neuen Eingriffs ihren
Ausdruck und ihre Bestätigung finden. Die Ermächtigung zur Begren-
zung eines Grundrechts darf daher nie von der Gewährleistung des
Grundrechts gelöst werden, sondern muß stets „im Lichte der Bedeutung
dieses Grundrechts" gesehen werden123. Es bedarf daher der Klärung
und Festlegung des spezifischen normativen Freiheitsgehalts und der
Tragweite der einzelnen Grundrechte, um ihren verfassungsgef orderten
umfassenden und effektiven Schutz zu erreichen124.
bb) Der spezifische Schutzgehalt eines Grundrechts äußert sich vor
119 Vgl. Hubmann, Grundsätze der Interessenabwägung, AcP 155 (1956), 85 ;
(98). Dazu, daß rechtlich relevante (Individual-) Interessen wertmäßig qualifi-
zierte Interessen sind, siehe auch Hotz , Zur Notwendigkeit und Verhältnis-
mäßigkeit von Grundrechtseingriffen, S. 41 f.
120 Vgl. BVerfGE 7, 198 (204 f., 215); 7, 377 (404); 14, 263 (277 f.); 21, 150
(155); 25, 112 (118); 38, 241 (253); 39, 1 (41); Badura/ Rittneri Rüthers, Mitbe-
stimmungsgesetz 1976, S. 247; Hubmann, AcP 155 (1956), 85 (98); Larenz, ļ
Methodische Aspekte der „Güterabwägung", in: Festschrift für Klingmüller,
1974. S. 235 ff. (238). !
121 Hesse, EuGRZ 1978, 42
Goerlich, Wertordnung und
122 Vgl. BVerfGE 7, 377 (40
Wertentscheidung des Grund
reich vor; der Gesetzgeber i
wendung des allgemeinen
öffentliche Gewalt geltenden
halt der Gesetzgeber erst für
gung der für sie jeweils gelt
hat". Ferner: „Es gilt . . . de
deutung des Grundrechts in
Regelung nehmen muß". Bei
Inhalts des Eigentums muß d
gesetzes zugunsten des Priva
121 [132]; 21, 150 [155]; 25,
Eigentumsgarantie des Art.
[252]; auch bereits BVerfGE
weils hinzugefügt; vgl. auch
Grabitz, AöR 98 (1973), 568
123 BVerfGE 7, 198 (208 f.); 1
i24 Hesse, EuGRZ 1978, 427
29 AöR 104/3
145 AaO, 135 f.; das Bundesverfassungsgericht bleibt die nähere Präzisierung
allerdings schuldig.
146 AaO, 134, 135, 135 f.
147 Vgl. M. Schmidt-Preuß, Verfassungsrechtliche Zentralfragen staatlicher
Lohn- und Preisdirieismen, 1977, 164 f., und jetzt auch BVerfG, aaO, 136.
148 Vgl. P. Selmer, Steuerinterventionismus und Verfassungsrecht, 1972, S.
344 f.
149 BGH, DÖV 1976, 209 f.
160 BVerfGE 32, 98 (108) - Unterlassung einer Bluttransfusion aus Glaubens-
gründen.
151 Vgl. BVerfG, EuGRZ 1979, 121 (137) - Mitbestimmung; das Gericht be-
zeichnet das in Art. 9 Abs. 1 GG gewährleistete Prinzip freier sozialer Grup-
penbildung als „konstituierendes Prinzip der demokratischen und rechtsstaat-
lichen Ordnung des Grundgesetzes".
169 Selmer , in: Festschrift für Ipsen, S. 533; vgl. auch BVerfG, NJW 1964, 217
(217); NJW 1966, 69 (70).
170 AaO, S. 533 f.
171 AaO, S. 536 f.
172 Vgl. auch Ruf ner , in: Festgabe Bundesverfassungsgericht, Bd. II, S. 467 f.;
SchweratfegerJ Optimale Methodik der Gesetzgebung als Verfassungspflicht,
in: Festschrift für Ipsen, 1977, S. 173 ff. (178 f.); Hesse , Grundzüge des Ver-
fassungsrechts, S. 142.
173 Vgl. Hotz , Zur Notwendigkeit und Verhältnismäßigkeit von Grundrechts-
eingriffen, S. 13; GentZy NJW 1968, 1600 (1603); K. Engisch, Auf der Suche
nach der Gerechtigkeit, 1971, S. 229, 241 f.
174 Vgl. Zimmerli, ZSR Bd. 97 II, 1978, 1 (120 f.); Wolffers , ZBJV Bd. 113,
1977, 297 (306 f.); Schachtschneider , Der Staat 16 (1977), 493 (495); Selmer ,
Steuerinterventionismus und Verfassungsrecht, S. 284 f.; siehe auch Schlink,
Abwägung im Verfassungsrecht, S. 47, 151 f.; Goerlich, Rechtstheorie 1977,
231 (238).
175 Vgl. auch Zimmerli , aaO, 23.