Zorica Nikolovska
Deutschsprachige Literаtur 8
Nr. 7, 11.05.2020
Friedrich Nietzsche
(1844 -1900)
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„Was mich nicht umbricht, macht mich stärker!“
„Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen!“
Leitgedanken:
Gipfel und Abgrund des Menschseins sind unlösbar miteinander verkettet!
das Schöne ist ohne das Schreckliche nicht zu haben!
das Leid überwiegt unausweichlich, aber es wird gerechtfertigt durch Momente
des Schönen, die daraus erwachsen können!
Radikale Forderungen seiner späten Werke:
gezielte Züchtung des Übermenschen
Vernichtung alles Schwachen
Friedrich Nietzsches Leben
1864 in Bonn und Leipzig Studium der klassischen Philologie, fällt als besonders
begabter Student auf
1869 Antrittfsvorlesung (24 J.) an der Uni zu Basel, wird dann zum
ordentlichen Professor ernannt und hält Vorträge über „Das griechische
Musikdrama“ und „Sokrates“
„Das Schopenhauer-Erlebnis“
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für Schopenauer, der vom Buddhismus beinflusst war, heißt Leben vor
allem Leiden (es wäre für den Menschen besser gar nicht geboren worden
zu sein!)
er las sein Werk in einem Zug und befand sich eine ganze Zeit „wie im
Rausch“
dieser Pessimismus Schopenhauers bedeutet für N. eine persöniche
Entlastung
damit war die Liebe zur Philosophie eingepflanzt und das Fundament
seines späteren Weltbilds
Es behandelt die antike Kunst und das archaische Theater, aber auch
das Leben unter dem Aspekt der Lebendigkeit, Lebenskraft und
Lebensfülle
Vitalität
Er sieht hier zwei entgegengesetzte Prinzipien, die er nach griechischen
Gottheiten benennt:
das eine als das Dionysische
das andere als das Apollinische
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Es ist der Grund allen Leids und allen Schreckens in der Welt, zugleich aber die Quelle
aller Lust und aller Schönheit
das Appolinische
Als Schutz gegen diese Abgründe wählt der Mensch das Appolinische
Prinzip der vom Mensch geschaffenen Kultur und Zivilisation:
Disziplin, Klarheit und Ordnung (damit soll das Dionysische im Zaum gehalten werden)
Sinn und Zweck für die Bestehung der Zivilisation = als Schutz gegen das Dionysische
außer uns und in uns
dabei übertreiben aber die Menschen
durch moralische Verbote versuchen sie das Triebhafte völlig aus ihrem Leben zu
verbannen und ersticken dadurch alle Lebendigkeit
das Leben ist aber auf die Zufuhr an dionysischer Energie angewiesen, die es nun nicht
mehr bekommt
Zitat:
„Die Menschen gleichen einem Gartenbesitzer, der die gesamte Fläche zubetonieren
lässt um zu verhindern, dass Unkraut wächst, das gelingt dann zwar, aber es wächst
auch sonst nichts mehr!“
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Ideal der dionysischen Weisheit
Auch die dionysische Weisheit bedarf der Kultur, aber einer Kultur, die das Lebendige
nicht abtötet, sondern anzapft und fruchtbar macht!
Beispiel: Musik R. Wagners, mit dem er einige Jahre eng befreundet war
Wagner
In seinen dramatischen Opern:
„Ring des Nibelungen“ spüren die Menschen ihre dionysischen Wurzeln
....„und eine unbändige Daseinslust und Daseinsgier“
„höchster Schmerz und höchste Lust zugleich“
rauschhaftes Musikerlebnis: N. nennt es Verzückungsspitze
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„Wir haben keinen Urtext, sondern nur Interpretationen!“
Philosophie ist keine Wissenschaft, sondern Kunst = subjektive Meinung des
Denkers
seitdem er Basel verlässt lebt er in verschiedenen Orten in Hotels und immer
allein
keine Frauenbeziehungen, keine Ehe
1882 in Rom, Lu Salome (Heiratsantrag)
„Selten denkt das Frauenzimmer, denkt es aber, taugt es nichts!“
Depressionen und Größenwahn
1889 Nervenzusammenbruch in Turin
in Kliniken, in Obhut der Mutter und dann in die der Schwester
seine letzten10 Jahre verbrachte er in tiefer Umnachtung (Verwirrung)
er starb am 25.08.1900 in Weimar, an den Folgen einer Lungenentzündung
Neue Moral
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Also Umwertung aller Werte ist erforderlich!
Eine neue Moral, in der die Tugenden der Starken eingesetzt werden: Mut, Stolz,
Härte, Kraft und Rücksichtslosigkeit
Nur dann kann das Leben seine urwüchsige Kraft voll entfalten!
Es ist ein robusteres Ideal: die Starken setzten sich durch, die Schwachen gehen
unter!
das ist ungerecht, aber im Sinne des Lebens und ist notwendig
es gehört zur unvermeintlichen Tragik menschlichen Daseins
Gerechtigkeit hat in der Natur und im Leben keinen Platz!
biologische Konsequenz: evolutionäre Weiterentwicklung des Menschen zum
Übermenschen
der Übermensch
„Also sprach Zaratustra“ (der Übermensch ist der Sinn der Erde, der Mensch soll
überwunden werden)
Übermensch = das Natürliche, Lebendige aber auch die geistigen Fähigkeiten
und die Kultur, er herrscht selbst, Herr seiner selbst und seines Lebens
„Der ÜM verhällt sich zum Menschen wie der jetzige Mensch zum Affen!“
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1. Periode (1869-76)
2. Nietzsches erstes Werk „Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik“
(1872) ist eine Betrachtung der vorklassischen Griechentums, worunter grob
gesagt die Zeit vor Sokrates (470-399 v. Chr.) zu verstehen ist
3. Die vorklassische griechische Kultur ist nach Nietzsche von zwei elementaren,
einander entgegengesetzten Kräften geprägt – dem Apollinischen und dem
Dionysischen
4. Apoll ist der Gott der Form, der Klarheit, des festen Umrisses, der Individualität
oder: der Plastik, der Architektur, des Epos.
5. Dionysos ist der Gott der Auflösung, der Rausches, der Entgrenzung der
Individualität, oder: der Gott archaischer, orgiastischer Kulte und Feste, der
Musik.
6. Diese Grundelemente des Griechentums kommen Nietzsches Ansicht nach in
der griechischen Tragödie, als „eine Art historischer Kompromiss zwischen dem
Dionysischen und dem Apollinischen zusammen!
7. Zum Ende der Schrift deutet er unter direkter Bezugnahme auf Wagners
„Tristan und Isolde“ darauf hin, dass Wagners Musikdramen eine
Wiederbelebung der griechischen Tragödie nach sich ziehen könnten.
8. „Unzeitgemäße Betrachtungen“(1873-76):
- bestehen aus 4 Einzelaufsätzen, in denen er sich u.a. mit Schopenhauer und
Wagner auseinandersetzt, ist aber auch sehr scharfsinnig:
„Über Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben“.
2. Periode (1876-82)
Es erscheinen „Menschliches, Allzumenschliches“ (1878), „Morgenröte“
(1881) und „Die fröhliche Wissenschaft“ (1882)
Seine aphoristischen Schriften machen klar, dass seine Philosophie ein System
sein will – im Gegensatz zur idealistischen deutschen Philosophie
Grundgedanken seiner weiteren Philosophie:
er kritisiert sein Zeitalter als dekadent, da Moral und Religion (Christentum) im
innersten unwahrhaftig geworden sind
3. Periode (1883-88)
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„Also sprach Zarathustra“ (1883-85) (wohl sein populärstes Werk)
Form: starke Anlehnung an die Bibel
Besteht aus 4 Büchern, die wiederum aus zahlreichen Einzelreden Zarathustras
bestehen.
Zarathustra redet dabei in Gleichnissen.
Im Zarathustra entwickelt Nietzsche auf literarische Art Gedanken, die präzisiert
werden in:
„Jenseits von Gut und Böse“
„Zur Genealogie der Moral“
„Ecce homo“
„Der Antichrist“
„Die fröhliche Wissenschaft“
„Dekadenz“:
Sinn, Moral und Tradition werden in Frage gestellt.
Dieses zeigt sich vor allem im Christentum: es ist z.B. durch die Wissenschaften
widerlegt. Sein Vorwurf ist, dass das Christentum in weiten Teilen Heuchelei ist,
da die Christen nicht mehr nach dem leben, was sie zu glauben vorgeben.
„Tod Gottes!“:
Dies ist die unmittelbare Konsequenz der Décadence.
„Gott ist tot! Gott bleibt tot! Und wir haben ihn getötet!“
„Nihilismus“:
Tod Gottes als Gleichnis dafür, dass in der Periode der Dekadenz dem Leben sein
jenseitiger Sinn abhanden gekommen ist. Das Leben wird dadurch sinnlos. Dies
führt zum Nihilismus = nach Nietzsche „die radikale Ablehnung von Wert, Sinn und
Wünschbarkeit“.
„Übermensch“:
- frei von Religion
- hat sie nicht verloren, sondern in sich zurückgenommen
- darin unterscheidet er sich vom gewöhnlichen Nihilisten, der ein reiner Atheist ist.
ENDE