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Raue)
| Zur Vorbereitung:
Stellvertretungsrecht
Rechtscheinvollmachten
Kaufmännisches Bestätigungsschreiben
| Fall 5
G ist bei der X-GmbH als Geschäftsführer angestellt. D ist seine langjährige Lebensge-
fährtin, mit der er zusammen wohnt. Da G häufig auf Geschäftsreise ist, händigt er D im
September ein handgeschriebenes und unterschriebenes Schriftstück aus, in dem er sie
widerruflich zu allen Rechtsangelegenheiten, die G persönlich betreffen, ermächtigt.
In einem unbeobachteten Moment durchsucht D kurze Zeit später die Wohnung nach
der Ermächtigung und findet diese in der Altpapierablage im Arbeitszimmer des G. Sie
nimmt die Ermächtigung wieder an sich. An einem Samstag Ende Oktober geht D ein-
kaufen und sucht im Verlauf des Tages den Juwelier J auf, bei dem das Paar zuvor bereits
mehrfach Schmuckkäufe getätigt hatten. Sie kauft unter Vorlage der Ermächtigung gegen
Rechnung eine goldene Luxusuhr für 5.000 Euro im Namen des G. Zudem sollen zum
Preis von 500 Euro in die Uhr die Inschrift „In Liebe D“ und ein kleines Gedicht eingra-
viert werden. Auf Bitte der D soll J die Uhr nach Fertigstellung der Gravur an G schicken.
Durch diese Überraschung hofft D, ihre Beziehung retten zu können. J, der von den stän-
digen Beziehungsproblemen des Paares gehört hatte, macht sich bereits während des
Einkaufs der D auch wegen des verknitterten Zustandes des Zettels Gedanken hinsicht-
lich der Berechtigung der D. Diese Gedanken verdrängt er jedoch wegen des ihm in die-
sem Moment lukrativ erscheinenden Geschäftes.
Nachdem D das Geschäft verlassen hat, fragt sich J zunehmend, ob bei dem Kauf wirklich
alles seine Richtigkeit hatte oder ob seine Zweifel berechtigt waren. Um ganz sicher zu
gehen, schickt er nach Geschäftsschluss per Telefax eine Auftragsbestätigung an G, in der
er sich für den Kauf durch G bedankt und die einzelnen Rechnungsposten aufführt. Das
Telefaxgerät des G empfängt das Telefax noch am selben Samstagabend. Als G kurze Zeit
später das Telefax liest, ist er empört. Von D erfährt er kurz darauf, dass diese die Er-
mächtigung wieder an sich genommen hatte. Am darauf folgenden Montagmittag wen-
det er sich telefonisch an J und verweigert die Bezahlung. G berichtet über die Gescheh-
nisse. J entgegnet, „das ginge ihn nichts an“ und verlangt weiterhin Bezahlung. Nach
Vornahme der aufwendigen Gravur am Sonntag hatte er (J) die Uhr am Montagmorgen
bereits an G versandt. J ist der Ansicht, G hätte bemerken müssen, dass die Ermächti-
gung verschwunden sei. Es sei daher ein wirksamer Vertrag zustande gekommen, der G
zur Zahlung der 5.000 Euro für die Uhr, der 500 Euro für die Gravur und von 15 Euro
Versandkosten verpflichte. Sollte der Kauf der Uhr unwirksam sein, so stünde ihm zu-
mindest Schadensersatz zu, da er durch den Verkauf der Uhr an einen anderen Kunden
nachweislich 1.500 Euro Gewinn erzielt hätte, was wegen der Gravur nun nicht mehr
möglich ist. Auch die Anfertigung der Gravur und die Versandkosten müssten in jedem
Fall bezahlt werden.
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