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Kapitel 2:

Mechanik starrer Körper

2.1 Kinematik starrer Körper 2.2 Statik starrer Körper

2.3 Dynamik der Translation 2.4 Dynamik der Rotation

2.5 Trägheitskräfte
Mechanik

Grundbegriffe der Mechanik


• Mechanik ist der „klassischste“ Teil der Physik
• Grundlagen schon im 15./16. Jahrhundert geschaffen

Galileo Galilei
(1564-1642)
- Fernrohr
- Mechanik
- Astronomie
Mechanik

Grundbegriffe der Mechanik


• Mechanik ist der „klassischste“ Teil der Physik
• Grundlagen schon im 15./16. Jahrhundert geschaffen

Christiaan Huygens (1629-1695)


- Kreisbewegung
- Stoßgesetze
Mechanik

Grundbegriffe der Mechanik


• Mechanik ist der „klassischste“ Teil der Physik
• Grundlagen schon im 15./16. Jahrhundert geschaffen

Isaac Newton (1642-1727)


- Formalisierung der Mechanik
- Grundprinzipien der Bewegung
- Gesetze der Gravitation
Mechanik

Aufteilung der Mechanik – Grundgebiete

Statik Kinematik Dynamik


Zusammensetzung und Beschreibung von Kräfte verursachen
Gleichgewicht von Kräften Bewegungsvorgängen Bewegungen

Punktmassen starre Körper deformierbare Körper


Körper sind in Körper sind Körper können
einem Punkt ausgedeht, aber sich in der Form
zusammengefasst unveränderbar verändern

eindimensionale Bewegung zwei- und dreidimensionale Bewegung


Bewegung entlang einer Linie Bewegung in der Fläche und im Raum
Mechanik

Aufteilung der Mechanik – Grundgebiete

Statik Kinematik Dynamik


Zusammensetzung und Beschreibung von Kräfte verursachen
Gleichgewicht von Kräften Bewegungsvorgängen Bewegungen

Punktmassen starre Körper deformierbare Körper


Körper sind in Körper sind Körper können
einem Punkt ausgedeht, aber sich in der Form
zusammengefasst unveränderbar verändern

eindimensionale Bewegung zwei- und dreidimensionale Bewegung


Bewegung entlang einer Linie Bewegung in der Fläche und im Raum
2.1 Kinematik starrer Körper

Kinematik = Lehre von den Bewegungen der Körper


ohne Betrachtung der Ursachen und Wirkungen
Kinematik starrer Körper

2.1.1 Geschwindigkeit und Fahrstrecke


• umgangssprachlich: Geschwindigkeit = Zurücklegen einer Strecke in
einer bestimmten Zeit = Weg / Zeit, Einheit: m/s; km/h
• falls die Geschwindigkeit immer
gleich bleibt: v = v0

∆s
∆s = v0 ∆t oder v0 =
∆t
Weg-Zeit-Gesetz der gleichförmigen
linearen Bewegung

• Gleichförmige Bewegung liegt vor,


wenn in gleichen Zeitabschnitten
km 290 ⋅103 m gleiche Wegstücke zurückgelegt
v = 290 = = 80,5
h 3, 6 ⋅103 s werden: v = const.

Experiment gleichförmige Bewegung


Kinematik starrer Körper

Geschwindigkeit und Fahrstrecke


• Experiment gleichförmige lineare Bewegung
Kinematik starrer Körper

Geschwindigkeit und Fahrstrecke


• gleichförmige lineare Bewegung
Kinematik starrer Körper

Fahrstrecke und Geschwindigkeit - Anwendungen

• Licht (Lichtblitz) in Luft:


c = 300 000 km / s
• Schall (Donner) in Luft:
v = 340 m/s

• Wenn die Zeit zwischen Blitz und


Donner 5 Sekunden ist, ist die
Entfernung des Gewitters:

s = vt = 0,34km / s ⋅ 5s = 1, 7km
• Faustregel:
Schall legt in drei Sekunden eine
Strecke von einem Kilometer zurück.
Kinematik starrer Körper

Fahrstrecke und Geschwindigkeit - Anwendungen


• Ultraschallmessung für Tiefenbestimmung (Echolot),
Schallgeschwindigkeit in Wasser: v = 1500 m/s
Kinematik starrer Körper

Geschwindigkeit und Fahrstrecke


• in der Realität fährt man nie mit der gleichen Geschwindigkeit, so dass
v = v(t): ungleichförmige Bewegung
• mittlere Geschwindigkeit:

sges Einzelheiten der


v= Fahrt nicht bekannt,
v(t )
v t ges Angabe ohne Richtung

• Momentangeschwindigkeit
∆s (t ) Steigung der
v(t ) = lim Tangente an
∆t → 0 ∆t
Weg-Zeit-Kurve

Die momentane Geschwindigkeit bei ungleichförmiger Bewegung ist


ds
v(t ) = = s&(t )
dt
Experiment ungleichförmige, beschleunigte Bewegung
Kinematik starrer Körper

Geschwindigkeit und Fahrstrecke


• Wie kann die Fahrstrecke bestimmt werden ?
► Geschwindigkeits-Zeit-Diagramm: Bestimmung der Fahrstrecke
durch Berechnung der Fläche unter der Kurve = Integration
Kinematik starrer Körper

Geschwindigkeit und Fahrstrecke


• Geschwindigkeits-Zeit-Diagramm: Bestimmung der Fahrstrecke durch
Berechnung der Fläche unter der Kurve

Das bestimmte Integral


t1

∆s = s (t1 ) − s (t0 ) = ∫ v(t )dt


t0
liefert die Länge ∆s des Weges, der zwischen den Zeitpunkten t0 und t1
(Integrationsgrenzen) mit der Geschwindigkeit v(t) durchfahren wurde.
Bei variabler Obergrenze und einem Startwert s(t0) nutzt man das
unbestimmte Integral t
s (t ) = s (t0 ) + ∫ v(t )dt
t0

s(t) = Stammfunktion, s(t0) = Integrationskonstante


Kinematik starrer Körper

2.1.3 Beschleunigung
• Sprachgebrauch: beschleunigt = schnell
• Physik: Bewegung mit Änderung der Geschwindigkeit in der Zeit,
auch Verlangsamung

Die Beschleunigung ist die Änderung der Geschwindigkeit


r 2r
r dv r& d s &&r m
a= = v = 2 = s (t ) Einheit:  s 2 
dt dt
Konstante Beschleunigung = gleichmäßig beschleunigte Bewegung:
a = const.
• Beschleunigung ist ein Vektor:
- in Richtung der Geschwindigkeit: Bahnbeschleunigung
- senkrecht zur Geschwindigkeit: Radialbeschleunigung
Kinematik starrer Körper

Beschleunigung
• momentane Beschleunigung im a-t-Diagramm:
- Steigung / Änderung im v-t-Diagramm, kann positiv oder negativ sein
- Fläche gibt Geschwindigkeit an

v-t-Kurve
-2
Kinematik starrer Körper

Beschleunigung

Das unbestimmte Integral


t
v(t ) = v(t0 ) + ∫ a (t )dt
t0
liefert die Geschwindigkeit v(t), die zwischen den Zeitpunkten t0 und t
(Integrationsgrenzen) mit der Beschleunigung a(t) durchfahren wurde.
Bei gleichmäßig beschleunigter Bewegung gilt: a = const.
Für t0 = 0 gilt dann:
v − v0
v(t ) = v0 + at =a
t
Endgeschwindigkeit Beschleunigung

a > 0: Beschleunigung, dann ist (v-v0) >0


a < 0: Verzögerung, dann ist (v-v0) < 0
Kinematik starrer Körper

Beschleunigung

Die Fahrstrecke ist in diesem Fall


t t t
s (t ) = s (t0 ) + ∫ v0 (t )dt = s (t0 ) + ∫ v0 (t )dt + ∫ at (t )dt
t0 t0 t0

Bei gleichmäßig beschleunigter Bewegung gilt: a = const.


Außerdem ist v0 = const., t0=0:

1 2 1 2
s (t ) = s0 + v0t + at für s0 = 0: s (t ) = v0t + at
2 2
Für die Endgeschwindigkeit gilt:

v = 2as + v02
Kinematik starrer Körper

Beschleunigung - Bewegungsdiagramme

Bilder s,v,t

aus Stroppe:
„Physik“
Kinematik starrer Körper

Beschleunigung
Beispiel Überholvorgang
Kinematik starrer Körper

Beschleunigung

Sonderfälle

a) Start aus Ruhelage: ist v0 = 0, s0 = 0: v = 2as


b) Abbremsen bis zum Stillstand: v = 0, s0=0:

0 = 2as + v02

v02
v0 = −at s=−
2a
Anfangsgeschwindigkeit Bremsweg
Kinematik starrer Körper

Beschleunigung

Beispiel Bremsweg bei v = 50 km/h


Brems-Verzögerungswerte
v 2
s= 0
Asphalt (nass / trocken) 5.0 - 9.0 m/s2
2a Pflasterfahrbahn 4.0 - 8.0 m/s2
Schneefahrbahn 2.0 - 3.0 m/s2
Eis (je nach Temperatur) 0.5 - 3.0 m/s2
2
 50 ⋅1000  m  
 3600  s  
 
s= = 24,11[ m ]
m
2⋅4 2 
s 
Vergleich mit Bremsweg-Faustformel (nasse Fahrbahn):
Zehntel-Tacho hoch 2 = Bremsweg in Metern
Bremsweg 25 m
Kinematik starrer Körper

Zusammenfassung

Eine Bewegung heißt gleichförmig, wenn die Momentangeschwindigkeit zu


jedem Zeitpunkt konstant ist:
v = const.; s = vt ; s ∝ t ; a = 0

Eine Bewegung heißt ungleichförmig, wenn die Momentangeschwindigkeit


sich ändert:
v ≠ const.; ∆v ≠ 0; a ≠ 0
Eine Bewegung heißt gleichförmig beschleunigt, wenn sich die Momentan-
geschwindigkeit linear mit der Zeit ändert:
v ≠ const.; v ∝ t ; a = const.
Kinematik starrer Körper

Zusammenfassung
gleichförmige Bewegung
• differenzieren

ds(t ) v = const s
v(t ) = = s&(t ) → v =
dt t
dv(t ) d 2 s (t ) a = const v 2s
a (t ) = = = v&(t ) = &&
s (t ) → a = = 2
dt dt 2
t t
• integrieren

s (t ) = ∫ v(t )dt →


v = const .
s = vt + s0
at 2
gleichmäßig beschleunigte
s (t ) = ∫ ∫ a(t )dt 2 → a = const .
s= + v0 + s0 Bewegung
2
v(t ) = ∫ a(t )dt → a = const .
v = at + v0
Kinematik starrer Körper

2.1.4 Freier Fall


• wichtigstes Beispiel für gleichmäßig beschleunigte Bewegung:
der freie Fall mit der Fallbeschleunigung g = 9,81 m/s2
• Ursache der Fallbewegung: Anziehungskraft der Erde,
bleibt in der Kinematik außer Betracht
• Galilei Galileo: alle Körper fallen mit der gleichen Beschleunigung zum
Mittelpunkt der Erde (ohne Luftwiderstand)
Kinematik starrer Körper

2.1.4 Freier Fall


Kinematik starrer Körper

Freier Fall
• experimentelle Bestimmung der Fallhöhe

Zeiteinheiten: 1,2,3,4, ...


Fallhöhe: 1:4:9:16: ... Fallhöhe ~ Quadrat der Fallzeit

Experimente zum freien Fall


Kinematik starrer Körper

Freier Fall

g 2
Fallhöhe h= t
2
2h
Fallzeit t =
g
Fallgeschw. v = gt
v = 2 gh

g = 9,80665 m/s2
Kinematik starrer Körper

2.1.5 Senkrechter Wurf


• Wurf senkrecht nach oben (v = const.)
► Überlagerung der gleichförmig beschleunigten Bewegung nach unten
mit einer gleichförmigen Bewegung nach oben
► resultierende Bewegung ist wieder gleichförmig beschleunigt,
Überlagerung erfolgt unabhängig

aus Stroppe: Physik“


Kinematik starrer Körper

Senkrechter Wurf
• Wurf senkrecht nach oben (v = const.)

Geschwindigkeit nach Ablauf der Zeit t: v = v0 − gt


g 2
Wurfhöhe nach der Zeit t: h = v0t − t
2
Geschwindigkeit in der Höhe h: v = v02 − 2 gh
v02
Maximale Wurfhöhe (v = 0): hmax =
2g
Kinematik starrer Körper

2.1.6 Überlagerung von Bewegungen


• Geschwindigkeit und Beschleunigung sind Vektoren:
► bei gleichzeitigen Bewegungen überlagern sich Geschwindigkeit
und Beschleunigungen

r r r
v = v1 + v2
Kinematik starrer Körper

Überlagerung von Bewegungen

Superpositionsprinzip
Gleichzeitig ablaufende Bewegungen eines Körpers in verschiedene
Richtungen beeinflussen sich gegenseitig nicht. Resultierende Größen
(Weg, Geschwindigkeit, Beschleunigung) ergeben sich durch geometrische
Addition der Komponenten.

• Prinzip der Vektoraddition


r r r
v = v1 + v2
r
v = v12 + v22 + 2v1v2 cos α
Kinematik starrer Körper

Überlagerung von Bewegungen

Beispiel: Fährfahrt in Flussströmung: „Vorhalten“ für senkrechtes


Übersetzen
Strömungsgeschwindigkeit vF = 8 cm/s
Bootsgeschwindigkeit vB = 20 cm/s
gesuchte Geschwindigkeit vr

m
vr = v − v = 18,3  
2
B
2
F
s
vr
gesuchter Fahrwinkel α
vB
vF
α sin α = = 23, 6°
vF vB

Experiment: Rollwagen
Kinematik starrer Körper

Überlagerung von Bewegungen

Beispiel: Kurs eines Flugzeugs durch Winde

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