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Modul – Hygienisches Arbeiten (3)

Übersicht zum Antimikrobiellen Regime und Händehygiene


Maßnahmen des Antimikrobielle Regimes (AR) – Standardhygiene
• Standardhygiene, auch Basishygiene, umfasst ein Bündel aus Maßnahmen, die bei der
Versorgung von Patienten/Klienten/Bewohner durchzuführen sind
• die Maßnahmen müssen vom Personal beachtet werden, wenn Tätigkeiten am Patient oder in
seinem Umfeld durchgeführt werden
• die Standardhygiene verhindert die Kolonisation von Patienten und Personal mit potentiell
krankmachenden Keimen

Distanzierung
„Trennung von infektiösen Personen und/oder kontaminierten Materialien von nicht-infektiösen
Personen und/oder nicht-kontaminierten Materialien“

Maßnahmen der Standardhygiene


Das Ziel der Standardhygiene ist es, Patienten und Personal vor Infektionen zu schützen.
Folgende Maßnahmen zählen zur Standardhygiene:
• Händehygiene mit Händedesinfektion und Händewaschen
➢ 80% der Krankenhausinfektionen werden über die Hände übertragen
• Persönliche Schutzausrüstung (PSA)
• Flächendesinfektion und Reinigung des Patientenumfelds
• Sterilisation von gebrauchten Instrumenten
• Schutz vor Stich- und Schnittverletzungen
• Einhaltung der Hustenetikette
• Isolationsmaßnahmen

➔ Jede Einrichtung im Gesundheitswesen hat seine eigene Hygiene-, Desinfektions- und


Reinigungspläne, in der die Standardhygiene sowie Maßnahmen beim Ausbruch von
Infektionskrankheiten festgehalten sind

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Händehygiene
• Die Händehygiene ist als wichtigste Maßnahme der Basishygiene integraler Bestandteil aller
KRINKO-Empfehlungen
• 80% der Krankenhausinfektionen werden über die Hände übertragen
• Ziel der Händehygiene ist es, die Übertragung zu unterbinden

1. Händewaschen
• Entfernung von groben Verschmutzungen um den Eiweißfehler von
Händedesinfektionsmitteln zu reduzieren
• Gut abtrocknen um Wechselwirkung zwischen Wasser und Händedesinfektionslösung zu
reduzieren
• Entfernt Bakteriensporen effizienter als die Desinfektion

Pflegende sollte ihre Hände zu folgenden Zeitpunkten waschen


• Bei Dienstbeginn und nach Dienstende
• Vor und nach der Pause
• Nach dem Besuch der Toilette
• Bei sichtbarer Verschmutzung
• Vor und nach dem Rauchen

Zum Waschen der Hände sollte


• eine hautverträgliche und rückfettende Seife verwendet werden und diese mit lauwarmem
Wasser abspülen
• ein Einmalpapiertuch zum Abtrocknen
• im Anschluss Hände mit Hautschutzpflege eincremen

2. Händedesinfektion
Die Händedesinfektion wird in zwei Formen unterschieden:
• hygienische Händedesinfektion
• chirurgische Händedesinfektion

Hygienische Händedesinfektion
• Durch die Händedesinfektion werden Keime wirkungsvoll von der Hautoberfläche beseitigt
und die Anzahl der hauteigenen Keime vermindert
• Die hygienische Händedesinfektion reduziert die Anzahl der Mikroorganismen auf den
Händen so stark, dass eine Übertragung vermieden wird

Chirurgische Händedesinfektion
• vor allen operativen Eingriffen vom Operateur und assistierenden Personal
• Einwirkzeit ist länger (3-5 Min.)
• Desinfektion wird zweimal durchgeführt
• Zusätzlich zu den Händen werden die Unterarme desinfiziert
• Die chirurgische Händedesinfektion tötet im Vergleich zur hygienischen Händedesinfektion
nicht nur die transiente (vorübergehend) Bakterienflora, sondern reduziert weitgehend auch
die residente Flora, die Bakterien, die zur physiologischen Hautflora gehören

Ziel der Händedesinfektion


• Ziel der Händedesinfektion ist die schnelle ausreichende Reduktion der transienten Flora (die
nicht zur eigenen Hautflora gehören)
• Dass von den Händen nach bekannter oder vermuteter Kontamination kein Risiko der
Weiterverbreitung von potentiell pathogenen Erregern ausgeht

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• Die Bestimmung der Compliance für die Händedesinfektion durch direkte Beobachtung ist
der Goldstandard!
• Das Unterlassen der hygienischen Händedesinfektion wird aus rechtlicher Sicht als grober
Behandlungsfehler gewertet

➔ die hygienische Händedesinfektion gilt weltweit als die wirksamste Maßnahme zur
Unterbrechung der Infektionskette in Gesundheitseinrichtungen!

Die 5 Indikationen für eine Händedesinfektion – „My 5 Moments of Hand Hygiene“ (WHO & RKI)
1. VOR Patientenkontakt
2. VOR aseptischen Tätigkeiten
3. NACH Kontakt mit potentiell infektiösem Material
4. NACH Patientenkontakt
5. NACH Kontakt mit der direkten Patientenumgebung
Die 5 Indikationsgruppen sind in allen Bereichen des Gesundheitswesens anwendbar.

Einwirkzeit des Händedesinfektionsmittels


• Die Einwirkzeit des Desinfektionsmittels ist in der Regel 30 Sekunden
➔ Wichtig ist aber immer auf die Herstellerangaben zu achten, ob diese von 30 Sekunden
abweichen
• Bei einigen Krankheitserregern, z.B. Norovirus oder Rotavirus, muss ein spezielles
Desinfektionsmittel verwendet werden, auch die Einwirkzeit kann verlängert sein (siehe
Herstellerangaben)
• Bei der Pflege von Menschen mit Tuberkulose muss eine zweimalige Händedesinfektion
durchgeführt werden

Benötigtes Wirkungsspektrum der Händedesinfektionsmittel


• hängt von der angestrebten Verwendung ab, schließt aber in jedem Fall Krankheitserreger
und Hefen ein
• Händedesinfektionsmittel enthalten als Hauptwirkstoff Alkohole wie:
➢ Ethanol, Isopropanol und n-Propanol
➢ wirken bakterizid, fungizid und begrenzt viruzid
➢ decken ein großes Spektrum ab (Wirkungsbereiche A und B)
➢ durch bestimmte Zusatzstoffe wird das Wirkungsspektrum mancher
Desinfektionsmittel noch erweitert
• nach Versorgung mit Viruserkrankungen bzw. nach Umgang mit virushaltigen Materialien
sind folgende Desinfektionsmittel anzuwenden:
➢ begrenzt viruzides (wirksam gegen behüllte Viren)
➢ begrenzt viruzid Plus wirksames (wirksam gegen Adeno-, Noro- und Rotaviren) oder
➢ viruzides (wirksam gegen behüllte und unbehüllte Viren)
• bei Versorgung von Patienten mit Viruserkrankungen durch unbehüllte Viren, z.B. Norovirus,
ist die Umstellung auf Händedesinfektionsmittel mit entsprechender Wirkung anzuwenden
• rein alkoholisches Desinfektionsmittel haben eine stark austrocknende Wirkung
➢ bei häufiger Anwendung führt dies zu Hautschäden
➢ enthalten daher rückfettende und hautpflegende Zusatzstoffe

Anforderungen an Händedesinfektionsmittel
• kurze Einwirkzeit
• breites Wirkungsspektrum
• irreversible Wirkung
• zuverlässige Wirkung
• gute Verträglichkeit
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• einfache Handhabung
• angenehmer Geruch

Durchführung
• Hände müssen trocken sein
• ausreichend Desinfektionsmittel in hohle Hand geben (ca. 3-5 ml)
• Hände über gesamten Zeitraum produktfeucht halten inkl. Falten der Handinnenflächen,
Fingernägel, Fingerkuppen und Zwischenräume der Finger (Einwirkzeit lt. Hygieneordnung)
• im Idealfall sollten Wandspender genutzt werden
• Unbedingt auf mögliche Benetzungslücken achten!

O.A., o.J.(2016): Hygiene in der Pflege, Schaubild, www.dguv.de/lug

Wirksamkeit der Händedesinfektion wird durch folgende Aspekte verstärkt


• persönliche Hygiene jedes einzelnen Mitarbeiters
• saubere und kurz geschnittene Fingernägel
• Verzicht auf Nagellack und künstliche Fingernägel
• keinen Schmuck an Händen und Unterarmen (Uhren, Armbänder, Ringe)
• keine Nagelbettverletzungen oder entzündliche Prozesse an den Händen

3. Hautpflege
• Eine intakte Haut ist eine wichtige Voraussetzung für eine effektive Händehygiene
• Hände kurz und so wenig wie möglich waschen
• Alkoholische Lösungen beanspruchen die Haut und trocknen diese aus
• Seifen mit hautangepasstem pH-Wert verwenden
• Desinfektionsmittel mit rückfettenden, hautpflegenden Komponenten verwenden
• während der Arbeitszeit mehrmals O/W-Emulsionen zur Hautpflege verwenden
• nach der Arbeit eher fetthaltigere W/O-Produkte benutzen
• Unterscheidung zwischen Hautpflege und Hautschutzcreme
➢ Hautschutzcreme bildet eine schützende Schicht auf der Haut und kann bei
mangelnder Händehygiene auch Resterreger unter dieser Schutzschicht einschließen
• Denken Sie an Ihre Hände, Sie sind Ihr tägliches Werkzeug zur Verrichtung der Arbeit!

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Literatur:
Bundesgesundheitsblatt (2016), Händehygiene in Einrichtungen des Gesundheitswesens, Empfehlung
der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut
(RKI), Springer-Verlag Berlin Heidelberg.
I care Pflege (2015), 2. Auflage Thieme Verlag.
Robert Koch-Institut (2015), Infektionsschutz und Infektionsepidemiologie, Fachwörter – Definitionen
– Interpretationen. Robert Koch-Institut (Hrsg.).
Thiemes Pflege, Schewior-Popp, Sitzmann, Ullrich (2017), 13. Auflage Thieme Verlag.

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