Prof. Dr. med. Klaus-Dieter Grosser Quelle: Bauersachs et. al, Deutsches Ärzteblatt, Jg.104/Heft18
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CHADS2Score zur Abschätzung des
Schlaganfallrisikos bei Vorhofflimmern Score Risk of Stroke Per 100 Patient Years
95% Cis from JAMA Study
Bei Vorliegen von… … ergibt sich
0 1,9%
C (chronic heart Strukturelle Herzerkrankung, 1 Punkt
failure) die Herzinsuffizienz 1 2,8%
verursacht
H (hypertension) Arterielle Hypertonie (auch 1 Punkt 2 4,0%
behandelt)
A (age) Alter > 75 Jahre 1 Punkt
3 5,9%
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Klinische Risikoeinschätzung für Klinische Risikoeinschätzung für
Blutungsereignisse Blutungsereignisse
Beispiele für nicht hohes Blutungsrisiko Beispiele für nicht hohes Blutungsrisiko
• Laparaskopische Chirurgie und Cholezystektomie • Augenchirurgie; Komplexe Eingriffe (z. B. Augenlid,
• Darmresektion, Hernienoperation, Hämorrhoiden-OP Tränendrüse, Orbitachirurgie) haben höheres
• GI-Polypektomie Blutungsrisiko)
• Abdominelle Hysterektomie, Dilatation und Kürrettage • Endarteriektomie
• Schulterchirurgie • Bronchoskopie mit/ohne Biopsie
• Knie- und Hüftgelenkersatz • Mamma, Lymphknoten, Pankreas, Myokard
• Schrittmacher- und AICD-Implantation
Auszug Deutsches Ärzteblatt, Jg. 104/Heft 18
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Klinische Risikoeinschätzung für Daten zur Umstellung einer oralen Antikoagulation mit NMH
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Daten zur Umstellung einer oralen Antikoagulation mit NMH
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Wo Bridging regressfrei läuft
Produkthaftung übernommen
Folgende Krankenkassen sehen bei der Anwendung von
niedermolekularen Heparinen zur Überbrückung der oralen Folgende Firmen übernehmen für die aufgeführten Präparate die
Antikoagulation (Bridging) von Regressanträgen ab: Produkthaftung für die Verwendung von niedermolekularer
Heparine zur Überbrückung der oralen Antikoagulation (Bridging):
•AOK Rheinland/Hamburg
•BKK Aktiv Hersteller Präparat
•BKK Basell
GlaxoSmithKline Fraxiparin
•BKK Vor Ort
(Nadroparin)
•BKK Hoesch
Leo Pharma Innohep
•LKK NRW (Tinzaparin)
•IKK Nordrhein Novartis Mono-Embolex
•Knappschaft (Certoparin)
•Ersatzkassen (alle) Sanofi Aventis Clexane
•Novitas Vereinigte BKK Enoxaparin
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10. bis 17.03.2003 18.03.2003 Quick 35% INR 2,01 PTT 42,6s
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Fall 1: Patient, 80 Jahre, männlich Fall 2: Patientin U. R., 62 Jahre
In der gesamten Zeit nach Absetzen des Marcumars wurde kein 1996 Marcumarbehandlung nach Auftreten einer TIA. Mit hoher
Heparin verabreicht. Am 16., 17. und 18.03. je 10 Tropfen Konakion. Wahrscheinlichkeit bedingt durch eine kardiogene Embolie.
21.03.2003
1999 Klappenersatz der Mitralklappe
Herzkatheter-Untersuchung:
11.07.2001
Dilatative Kardiomyopathie, keine hämodynamisch wirksamen
Vereinbarung eines Operationstermins für eine Katarakt-Operation.
Koronarstenosen.
Stationäre Aufnahme vorgesehen am 18.09.2001.
22.03.2003 (Samstag)
06.08.2001
Akuter Hirninfarkt durch eine kardiogene Embolie.
Bericht an den Hausarzt über die Operation. Quick-Wert sollte auf 40
Fazit: bis 50% angehoben werden.
Fehlerhafte Behandlung durch Unterlassung der Heparin-Therapie
nach Absetzen des Marcumar. Ersichtlich auch aus den PTT-Werten. 03.09.2001
Fehlerhafte Konaktionbehandlung. Quick-Wert 30%
09.09.2001
Marcumar abgesetzt
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Ab dem 13.09.2001 keine Behandlung mit Heparin vorgenommen. Behandlungen mit Heparin wurden weder am 20.09. noch am
21.09.2001 in der Kurve eingetragen.
18.09.2001
Aufnahme zur Augenoperation. Keine Heparinbehandlung. 24.09.2001
Patientin vorstellig bei der Hausärztin, berichtet seit dem 22.09.2001
19.09.2001 starke Oberbauchbeschwerden erlitten zu haben. Fühlt sich schlapp
Im Laborbericht findet sich im Krankenhaus die Eintragung „Quick- und elend. Wegen beginnender Schock-Symptomatik von der Praxis
Wert >100%, INR 0,92”. Heparinbehandlung: 1 x 1 Amp. mit dem NAW in das nächstgelegene Krankenhaus gebracht.
Monoembolex (einmalig).
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Fall 3 : Patient, 68 Jahre, männlich
Fall 2: Patientin U. R., 62 Jahre Vor einigen Jahren 3-fach ACVB- und Herzklappen-Operation. Seitdem
Marcumarbehandlung.
Dort ausgeprägte kardiogene Schock-Situation mit Reanimation. Im
Echo Thrombose der Mitralklappe, kurze Zeit später verstirbt die Anamnestisch 1988 Apoplexie.
Patientin. 14.03.2000
Fazit: Untersuchung beim Urologen. Prostata-Operation befürwortet. Bericht
Hausarzt: an den Hausarzt mit dem Hinweis „Marcumar absetzen“.
Unterlassene Überbrückungsbehandlung. Kein schriftlicher Quick-Wert-Bestimmungen:
Behandlungsplan. Keine schriftliche Unterrichtung des Augenarztes
08.03.2000 35%
über die Antikoagulationsbehandlung.
22.03.2000 30% Marcumar abgesetzt
Augenarzt: 23.03.2000 ø
Fehlerhafte Behandlung Gerinnungsfaktoren. Eine 24.03.2000 ø
Monoembolexbehandlung war nicht ausreichend. Fehlende 25.03.2000 ø
postoperative Behandlung.
26.03.2000 ø
27.03.2000 61%.
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Fall 3 : Patient, 68 Jahre, männlich Fall 4 : Patientin, 81 Jahre
1996 bei vorliegender absoluter Arrhythmie bei Vorhofflimmern TIA
Fazit: erlitten. Seit dieser Zeit Marcumar-Dauertherapie.
02.12.2005
Keine Quickwertbestimmung ab 22.03.2000
Augenoperation als Termin festgelegt.
Keine präoperative Heparinbehandlung
22.11.2005
Keine postoperative PTT-Kontrolle Medikamentenverordnungsplan der Hausärztin:
Heparindosis? 27.11.2005 Marcumar abgesetzt
ab 28.11.2005 Clexane 80, insgesamt werden 7 Ampullen überreicht.
1 x täglich Mono-Embolex unterdosiert
Da die Patientin in der Nähe der Praxis der Hausärztin wohnt, werden
die Blutuntersuchungen für die Bestimmung der Gerinnungsfaktoren
bei ihr zu Hause vorgenommen.
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Fall 4 : Patientin, 81 Jahre Fall 5 : Patientin, H. R. 57 Jahre
2. Für die postoperative Behandlung lag kein Behandlungsplan vor.
Ein Besuch der Hausärztin zur weiteren Kontrolle der Seit 1997 Marcumarbehandlung wegen Aortenklappenersatz
Gerinnungswerte fand nicht statt. Da die Hausärztin als
behandelnde Ärztin die Marcumar-Behandlung abgesetzt hatte, 1. Mai 2005 Überweisung vom Hausarzt zum Internisten wegen
hatte sie auch dafür zu sorgen, die postoperative Behandlung Erbrechen und Oberbauchkoliken
fortzusetzen. Die Unterlassung war fehlerhaft.
Diagnose: Gallensteinleiden – Operations-Indikation, sofort
Absetzen von Marcumar und Verordnung von 1 x Clexane 40
s.c. (Internist)
Bis 01.06.2005 Behandlung durch den Hausarzt in empfohlener
Dosierung
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Zusammenfassung Zusammenfassung
1. Vor einer notwendigen Bridging-Therapie sollten die Patienten 4. Tägliche Kontrolle der Gerinnungswerte sowohl prä- als auch
genau über das Procedere aufgeklärt werden. postoperativ sind erforderlich.
2. Ein schriftlicher Behandlungsplan sollte erstellt und Patienten und 5. Für die Bridgingbehandlung kann unfraktioniertes Heparin als
dem chirurgisch tätigen Kollegen übergeben werden. Dieser Infusion gegeben werden mit Kontrollen der PTT.
Behandlungsplan erfasst sowohl die präoperative als auch die
Niedermolekulares Heparin erfolgt gewichtsadaptiert in der
postoperative Phase.
vorgeschriebenen Dosis. Über die Vor- und Nachteile der Therapie
3. Es sollte mit dem chirurgischen Kollegen besprochen werden, ob er wurde bereits gesprochen.
nur eine Erhöhung der Quickwerte auf 40 bis 50% wünscht (z. B.
Herzkatheteruntersuchung) oder ob er die volle therapeutische
Heparinbehandlung vorzieht. Dabei müssen immer individuelle
Besonderheiten berücksichtigt werden!
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