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Berichte: Blickpunkt Arbeitsmarkt | April 2019

Akademikerinnen und Akademiker


Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

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Berichte: Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker,
Nürnberg, April 2019

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2
Inhaltsverzeichnis
1. Allgemeiner Teil.......................................................................................... 7
1.1 Der Arbeitsmarkt 2018 ............................................................................... 7
1.2 Der Arbeitsmarkt für Akademikerinnen und Akademiker........................... 7
1.3 Entwicklung der Erwerbstätigkeit................................................................ 8
1.4 Künftige Ersatzbedarfe..............................................................................11
1.5 Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung............... 13
1.6 Gehälter..................................................................................................... 22
1.7 Arbeitslosigkeit ......................................................................................... 25
1.8 Arbeitskräftenachfrage.............................................................................. 31
1.9 Akademischer Nachwuchs........................................................................ 36
1.10 Berufseinstieg mit Bachelorabschluss.....................................................41
1.11 Berufseinstieg mit Masterabschluss........................................................ 48
2. Berufsgruppen.......................................................................................... 54
2.1 Ingenieurwesen......................................................................................... 54
2.1.1 Maschinen- und Fahrzeugtechnik.......................................................... 58
2.1.2 Mechatronik, Energie- und Elektrotechnik............................................. 62
2.2 Architektur und Bauingenieurwesen......................................................... 70
2.3 Informatik.................................................................................................. 75
2.4 Naturwissenschaften................................................................................ 79
2.5 Wirtschaftswissenschaften....................................................................... 84
2.6 Rechtswissenschaften.............................................................................. 88
2.7 Medizin und Pharmazie............................................................................. 92
2.8 Sozialwesen.............................................................................................. 97
2.9 Lehre und Ausbildung............................................................................. 101

3
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

2.10 Gesellschaftswissenschaften................................................................ 107


2.11 Psychologie............................................................................................112
2.12 Geisteswissenschaften..........................................................................115
2.13 Publizismus.............................................................................................121
3. Quellenangaben...................................................................................... 125
4. Hinweise zu statistischen Angaben..................................................... 127

4
Der Arbeitsmarkt
für Akademikerinnen und Akademiker

Die Zahl Erwerbstätiger mit Hochschulabschluss hat weiter zugenommen und


erreichte 2017 9,2 Millionen. Damit verfügt mehr als jeder 5. Erwerbstätige in
Deutschland über einen Hochschulabschluss.

Vor allem die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung wächst. 2018 waren


5,7 Millionen Akademikerinnen und Akademiker sozialversicherungspflichtig
beschäftigt. Das waren 306.000 mehr als im Vorjahr (+6 Prozent).

Die Arbeitslosenzahl hat sich 2018 um 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr verringert.
Die Akademiker-Arbeitslosenquote entspricht mit 2,2 Prozent Vollbeschäftigung.

Die Zahl der gemeldeten Stellenangebote erreichte mit 201.000 Zugängen im


Laufe des Jahres 2018 einen Rekordwert. Es gibt Engpässe bei der Stellenbesetzung
vor allem in IT-Berufen und der Medizin. In Ingenieurberufen zeichnet sich eine
leichte Entspannung ab.

Die Studierendenzahl ist im Wintersemester 2018/19 mit 2,9 Millionen so hoch


wie nie zuvor. Das akademisch ausgebildete Fachkräftepotenzial wird deshalb in den
nächsten Jahren weiter spürbar steigen.

5
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

6
1. Allgemeiner Teil

1.1 Der Arbeitsmarkt 2018 1.2 Der Arbeitsmarkt für


Akademikerinnen und Akademiker
Der Aufschwung der deutschen
Wirtschaft setzte sich im Jahr 2018 fort. Die Situation am Arbeitsmarkt für
Auch der Arbeitsmarkt entwickelte sich Akademikerinnen und Akademiker
weiter sehr gut. Die Erwerbstätigkeit hat entwickelte sich 2018 weiter sehr
wegen des Aufbaus sozialversiche- positiv. Der Trend zur Höherqualifizie-
rungspflichtiger Beschäftigung weiter rung setzt sich fort und mündete in
deutlich zugenommen. Die Zahl der einen neuerlichen Höchststand an
Erwerbstätigen erreichte mit 44,8 Millio- erwerbstätigen und sozialversiche-
nen einen neuen Höchststand. Vor rungspflichtig Beschäftigten. Die Zahl
allem die sozialversicherungspflichtige der gemeldeten Stellenangebote nahm
Beschäftigung ist mit 705.000 deutlich weiter zu. Gleichzeitig ging die Zahl der
auf 32,9 Millionen gewachsen. Der Arbeitslosen zurück. Die Arbeitslosen-
Arbeitskräftebedarf der Betriebe hat quote sank mit 2,2 Prozent auf den
weiter zugelegt. Der Bestand an niedrigsten Wert seit der Wiedervereini-
Stellen, die bei der Bundesagentur für gung und signalisiert Vollbeschäftigung.
Arbeit gemeldet waren, stieg im
Vergleich zum Vorjahr um 66.000 auf In einigen Berufen und Regionen gab
796.000 (+9 Prozent). Die Dynamik hat es Besetzungsengpässe. Hier sind vor
2018 aber etwas nachgelassen; so allem die Softwareentwicklung, einige
gingen im Vergleich zum Vorjahreszeit- Ingenieurfachrichtungen sowie ärztli-
raum 3 Prozent weniger Stellenangebo- ches und pharmazeutisches Personal
te neu ein. Insgesamt wurden im zu nennen. Der anhaltende Bauboom
Jahresverlauf 2018 2,3 Millionen Zugän- geht zunehmend mit Besetzungs-
ge an gemeldeten Stellen verzeichnet. schwierigkeiten in Bauingenieurwesen
Der jahresdurchschnittliche Bestand an und Architektur einher.
Arbeitslosen ist auf 2,3 Millionen
gesunken. Das ist der niedrigste Stand Jungen Hochschulabsolventen bietet
seit der Wiedervereinigung. Die Arbeits- der Arbeitsmarkt gute Chancen für
losenquote lag bei lediglich 5,2 Prozent. einen erfolgreichen Start ins Erwerbsle-

7
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

ben. Allerdings verläuft der Berufsein- 1.3 Entwicklung der Erwerbstätigkeit


stieg nicht immer problemlos. Probleme
bereitet immer wieder, dass Arbeitgeber Gut jeder Fünfte hat einen akademi-
Berufserfahrung erwarten. Vor allem in schen Abschluss
den Geistes- und Gesellschaftswissen- 9,2 Millionen Erwerbstätige verfügten
schaften, in Medienberufen oder in der 2017 über einen akademischen
Biologie sind außerdem nur wenig Abschluss.1 Damit hatte mehr als jeder
einschlägige Stellen zu besetzen. Nach fünfte Erwerbstätige an einer Universi-
einer gewissen Suchphase gelingt der tät, Fachhochschule oder einer Berufs-
Einstieg ins Erwerbsleben aber in der akademie studiert (22 Prozent). Die
Regel auch hier, wenngleich die Zahl erwerbstätiger Akademiker ist in
Beschäftigung nicht immer studienad- den letzten Jahren kräftig gewachsen:
äquat erfolgt. seit 2008 um rund 2,4 Millionen oder

1
Quelle: Statistisches Bundesamt. Mikrozensus.

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8
35 Prozent 2 (Abbildung 1). Der Akade- status von Bedeutung. Überdurch-
mikeranteil kletterte in diesem Zeitraum schnittliche Zuwächse sind in allen
um 4 Prozentpunkte. Dies spiegelt den Erwerbstätigkeitsformen feststellbar
fortschreitenden Strukturwandel hin zu (Abbildung 2). So ist die Zahl der
einer wissensgeprägten Dienstleis- angestellten Akademiker seit 2008 um
tungs- und Informationsgesellschaft 43 Prozent gewachsen. Insgesamt gab
wider. es bei Angestellten (und Arbeitern) in
diesem Zeitraum ein Plus von „nur“
Der Großteil der Erwerbstätigen übt 11 Prozent. Die Gesamtzahl der
eine sozialversicherungspflichtige Selbständigen ist leicht gesunken, die
Beschäftigung aus (vgl. Kapitel 1.5). Zahl der Akademiker unter ihnen
Außerdem sind in akademischen hingegen um 11 Prozent gestiegen.
Berufen Selbständigkeit und Beamten- Auch im öffentlichen Dienst ist der
2
Ab 2011 werden auch Abschlüsse an einer Berufs-
Trend zur Höherqualifizierung zu
akademie oder der Dualen Hochschule Baden-Würt- beobachten. Bei einer insgesamt
temberg als akademische Abschlüsse einbezogen, was
rückläufigen Zahl verbeamteter
ebenfalls zur Erhöhung der Akademikerzahl beiträgt.
Das betraf 2017 372.000 Erwerbstätige. Staatsbediensteter gab es 2 Prozent

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9
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

mehr Beamte mit Fachhochschul- oder kern. Aber auch Geistes- und Gesell-
Hochschulabschluss. schaftswissenschaftler, Bauingenieure
oder Betriebswirte sind häufig abhängig
Unterschiedliche Erwerbsformen in beschäftigt.
akademischen Berufen
Wirtschaftswissenschaftler, Lehrkräfte, Selbständigkeit und Verbeamtungen
Ingenieure, Ärzte und Pharmazeuten kommt eine sehr unterschiedliche
sowie Informatiker bilden die größten Bedeutung zu – eine Tatsache, die
akademischen Berufsgruppen (Abbil- unter Umständen schon bei der Wahl
dung 3). Rund 60 Prozent Akademiker des Studienfachs berücksichtigt werden
gehören einer dieser Berufsgruppen an. kann (Abbildung 4). Unter Psychologen,
Rechtswissenschaftlern, Medizinern,
In vielen Berufsgruppen dominiert das Architekten und Journalisten ist der
Angestelltenverhältnis. Besonders groß Anteil Selbständiger überdurchschnitt-
ist der Anteil der Angestellten bei lich hoch.
Ingenieuren, Sozialpädagogen,
Naturwissenschaftlern und Informati-

Abbildung 3

Wirtschaft, Lehre und Ingenieurwesen sind die großen Tätigkeitsfelder


für Akademikerinnen und Akademiker
Erwerbstätige Expert/inn/en
2017

Wirtschaftswissenschaften 2.224.000

Lehrkräfte 1.489.000

Technisches
818.000
Ingenieurwesen

Medizin, Pharmazie 523.000

Informatik 452.000

Datenquelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus

10
Abbildung 4

Das Angestelltenverhältnis dominiert in vielen Berufsgruppen


Anteile der Erwerbsformen an der jeweiligen Berufsgruppierung (jeweils Expert/inn/en)
2017

Wer ist angestellt? Wer ist selbstständig?

Techn. Ingenieurwesen 94 43 Psychologie

40 Rechtswissenschaften
Sozialwesen 93
38 Human- und Zahnmedizin
Naturwissenschaften 92
33 Architektur

Informatik 89 31 Publizismus

Geistes-, Gesellschaftswiss. 83
Wer ist verbeamtet?
Bauingenieurwesen 76
58 Verwaltung, Bibliothek
Wirtschaftswissenschaften 74
46 Lehrkräfte

Pharmazie 73 Rechtswissenschaften
17
Datenquelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus

Verbeamtungen gibt es in großen 1.4 Künftige Ersatzbedarfe


Umfang nur bei Verwaltungsberufen,
Archivaren und Bibliothekaren sowie in Die Zahl der Erwerbstätigen, die heute
den Bildungsberufen, namentlich bei 55 Jahre oder älter sind, bietet einen
den Lehrerämtern. Nennenswert sind Anhaltspunkt dafür, wie viele Personen
darüber hinaus Juristen, die als Richter in den nächsten gut zehn Jahren in den
und Staatsanwälte tätig sind oder auch Ruhestand eintreten werden. Jeder
als Referenten und Sachbearbeiter in vierte Erwerbstätige mit akademischem
Behörden und Ministerien. Unter Abschluss war 2017 mindestens
Wirtschaftswissenschaftlern ist der 55 Jahre alt. Insgesamt waren das
Beamtenanteil mit 2 Prozent verschwin- 2,0 Millionen Erwerbstätige. Stellt man
dend gering. Aufgrund der Größe dieser das Anforderungsniveau der ausgeüb-
Berufsgruppe ist die absolute Anzahl ten Tätigkeit in den Vordergrund und
von 47.000 beamteten Wirtschaftswis- vernachlässigt den formalen Abschluss,
senschaftler dennoch erwähnenswert. kommt man auf 1,9 Millionen Ältere und
einen Anteil von 24 Prozent an allen
Erwerbstätigen mit hochkomplexem

11
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

Aufgabenprofil. Gleichgültig, welche ben ausscheiden. Das entspricht rund


Betrachtung man zugrunde legt, der 145.000 Ärzten und 355.000 Lehrkräf-
Anteil der älteren Arbeitnehmer ist in ten. Da bereits ein Fachkräftemangel in
den letzten Jahren gestiegen und dürfte diesen Berufen beklagt wird, erscheint
in nächster Zeit weiter steigen. Dies diese Entwicklung als große Herausfor-
liegt im Großen und Ganzen daran, derung. Auch in der öffentlichen
dass die geburtenstarken Jahrgänge Verwaltung oder der Psychologie ist der
das entsprechende Alter erreichen und Anteil Älterer sehr hoch; auch wenn die
außerdem Erwerbstätige länger im absolute Zahl der Ruhe­stands­eintritte
Berufsleben bleiben. merklich kleiner ausfällt als bei den
erstgenannten großen Berufsgruppen.
Der demografisch bedingte Ersatzbe- Anteilig sehr wenig ältere Erwerbstätige
darf ist in den Berufsgruppen unter- finden sich beispielsweise in der
schiedlich groß (Abbildung 5). Fast Mediengestaltung und in MINT-Berufen,
jeder dritte Arzt und fast jede vierte was nicht zuletzt auf die gestiegenen
Lehrkraft könnte altersbedingt in den Absolventenzahlen der letzten Jahre
nächsten Jahren aus dem Erwerbsle- zurückzuführen sein dürfte.

Abbildung 5

Viele Eintritte in den Ruhestand zu erwarten


Erwerbstätige mit mind. 55 Jahren, Anteile an der jeweiligen Berufsgruppierung (jeweils Expert/inn/en)
2017

Verwaltung, Bibliothek 35% (54.000)


Psychologie 32% (33.000)
Human- und Zahnmedizin 32% (145.000)
Bau und Architektur 29% (109.000)
Rechtswissenschaften 25% (61.000)
Expert/inn/en insgesamt 24% (1.933.000)
Lehrkräfte 24% (355.000)
Wirtschaftswissenschaften 23% (522.000)
Sozialwesen 23% (88.000)
Geistes-, Gesellschaftswiss., Publizismus 23% (74.000)
Naturwissenschaften 22% (37.000)
Technisches Ingenieurwesen 20% (163.000)
Informatik 13% (58.000)
Mediengestaltung, Werbung, Marketing 11% (10.000)

Datenquelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus

12
Ein hoher Anteil älterer Erwerbstätiger künstlerischen und unterhaltenden
muss allerdings nicht automatisch zu Berufen erwartet.3
einer Mangelsituation führen. Entschei-
dender dürfte vielmehr die absolute 1.5 Entwicklung der sozialversiche-
Anzahl im Vergleich zur künftigen Zahl rungspflichtigen Beschäftigung
der Absolventen sein. Darüber hinaus
gibt es viele Einflussfaktoren, deren Trend zur Akademisierung setzt sich
Auswirkungen heute noch gar nicht dynamisch fort
absehbar sind. So spielen der Struktur- Die Beschäftigtenstatistik der Bundes-
wandel der Wirtschaft, die Digitalisie- agentur für Arbeit weist bereits Daten
rung, neue Technologien, politische für 2018 aus. Danach gab es 2018 rund
Rahmensetzungen, weltpolitische und 5,7 Millionen4 sozialversicherungspflich-
weltwirtschaftliche Entwicklungen oder tig Beschäftigte mit Hochschul- oder
Wanderungsbewegungen eine Rolle. Fachhochschulabschluss (Abbildung 6).
Das Bundesinstitut für Berufsbildung Gegenüber dem Vorjahr waren das
und das Institut für Arbeitsmarkt- und 306.000 mehr. Dies entspricht einem
Berufsforschung kommen in einer Anstieg von 6 Prozent, während die
Berufsfeld-Projektion, die bis zum sozialversicherungspflichtige Beschäfti-
Jahr 2035 reicht, zu dem Ergebnis, gung insgesamt „nur“ um 2 Prozent
dass der Arbeitskräftebedarf in akade- zugelegt hat. Damit bestätigt auch die
mischen Berufen – auch bei weiter Beschäftigungsstatistik: Der Trend zur
steigendem Bedarf – im Allgemeinen Akademisierung setzt sich rasant fort.
durchaus gedeckt werden dürfte, weil
deutlich mehr Hochqualifizierte neu in Im Verlauf der letzten zehn Jahre hat
den Arbeitsmarkt einsteigen als aus sich die Zahl der beschäftigten Akade-
Altersgründen aussteigen. Mögliche miker um rund die Hälfte erhöht
Engpässe sieht die Forschung punktuell (Abbildung 7). Im gleichen Zeitraum
zum Beispiel in medizinischen Gesund- stieg die Beschäftigung von Personen
heitsberufen, in der Land-, Tier- und mit Berufsabschluss5 um 15 Prozent,
Forstwirtschaft oder in Bau und die von Beschäftigten ohne formalen
Architektur. Dagegen wird ein hoher 3
Quelle: BIBB Report 7/2018.
Konkurrenzdruck (weiterhin) bei
4
In den Angaben zu sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten mit Fach- und Hochschulabschluss sind
Lehr- und Forschungstätigkeiten an geschätzte Angaben einbezogen für Personen, für die
Hochschulen, in den Sprach-, Literatur- keine Angaben zum Berufsabschluss vorliegen. Das
gleiche gilt für die Berechnung der Anteile.
und Geisteswissenschaften oder in 5
Einschließlich Personen mit Meister-, Techniker-
oder gleichwertigem Abschluss

13
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

Abbildung 6

Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Akademikerinnen


und Akademiker steigt kontinuierlich an
Sozialversicherungspflichtig beschäftigte Akademiker/innen** in Millionen
jeweils zum Stichtag 30.6.
Einführung der 5,7
"Klassifikation der 5,4
Berufe 2010" 5,0
4,8
4,5
4,3
4,1
3,9
3,8

2008 2009 2010 2011* 2012* 2013 2014 2015 2016 2017 2018
* Auf Grund Einführung der Klassifikation der Berufe (KldB 2010) keine Daten vorhanden.
Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit ** Einschließlich Schätzwerte für Fälle ohne Angaben zum Berufsabschluss.

Abbildung 7

Trend der Akademisierung setzt sich fort


Indizierte Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach Berufsabschluss*
Jahr 2008 = 100, jeweils zum Stichtag 30.6., 2011 und 2012 keine Angaben

152 akademischer
144 Abschluss
(5,7 Mio)*

mit Berufs-
114 115 abschluss
(22,3 Mio)*
105
100 ohne Berufs-
abschluss
100
(3,6 Mio)*

2008 2009 2010 2011/12 2013 2014 2015 2016 2017 2018

*Schätzung: Fehlende Angaben zur Qualifikation wurden entsprechend ihrer Struktur verteilt,
2013 außerdem leichter Aktualisierungseffekt aufgrund Umstellung auf KldB 2010.
Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen Alle Angaben ohne Auszubildende (2018 1,3 Mio Beschäftigte).

14
Berufsabschluss lag 2018 nach neben der Informatik, hohe Zuwächse
zwischenzeitlichem Rückgang nur an Arbeitsplätzen in Wirtschaftsberufen
5 Prozent über dem Stand von 2008. (+37.000), in technischen Ingenieurbe-
In dieser unterschiedlichen Entwicklung rufen (+19.000) und bei Lehrkräften
zeigt sich der Strukturwandel am (+13.000).
Arbeitsmarkt: So werden auf der einen
Seite mehr qualifizierte Beschäftigte Frauenanteil gestiegen, aber große
benötigt, auf der anderen Seite stagnie- Unterschiede zwischen den Berufen
ren die Beschäftigungsmöglichkeiten Knapp 47 Prozent der sozialversiche-
für Geringqualifizierte. Nicht nur die rungspflichtig Beschäftigten, die 2018
Zahl der „Köpfe“ mit akademischen über einen Fachhochschul- oder
Abschluss steigt, auch relativ gesehen Hochschulabschluss verfügten, waren
gewinnen akademische Qualifikationen Frauen. Damit war der Frauenanteil
an Bedeutung: 2018 verfügten 18 Pro- unter Akademikern ähnlich hoch wie bei
zent aller sozialversicherungspflichtig allen Beschäftigten (46 Prozent). Wird
Beschäftigten über einen Fachhoch- aber nur die Gruppe der Beschäftigten
schul- oder Hochschulabschluss. Zehn betrachtet, die einer hochqualifizierten
Jahre zuvor lag der Anteil bei 14 Pro- Tätigkeit6 nachgingen, waren Frauen
zent. mit einem Anteil von 40 Prozent
unterrepräsentiert. Auffällig sind die
Digitalisierung lässt Beschäftigung großen Unterschiede zwischen den
von IT-Experten stark wachsen Berufen (Abbildung 9): In der Psycholo-
Am deutlichsten zeigte sich 2018 das gie oder in sozialen Berufen sind
Beschäftigungswachstum sowohl relativ Frauen deutlich in der Mehrzahl,
als auch absolut in den IT-Berufen. Hier während unter 100 technischen
hat die Zahl der sozialversicherungs- Ingenieuren nur 12 Frauen zu finden
pflichtigen Arbeitsplätze gegenüber sind. Mehr Frauen als Männer gibt es
dem Vorjahr um 32.000 oder 13 Prozent auch unter den Angestellten in geistes-,
zugelegt (Abbildung 8). Relativ betrach- gesellschaftswissenschaftlichen und
tet gab es hohe Beschäftigungsgewinne publizistischen Berufen, bei Lehrkräf-
auch in der Psychologie sowie in ten, in Medizin und Pharmazie oder in
Mediengestaltung, Werbung und Verwaltungs- und Rechtsberufen.
Marketingberufen. Der aktuelle Bau-
boom spiegelt sich in einer steigenden
Beschäftigtenzahl in Bau und Architek- 6
Anforderungsniveau 4 – hoch komplexe Tätigkeiten
tur wider. In absoluten Zahlen gab es, (KldB 2010).

15
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

Abbildung 8

Größtes Wachstum in IT-Berufen


Bestand sozialversicherungspflichtig beschäftigter Expert/inn/en
30.6.2018 im Vergleich zum Vorjahr

+2%
Informatik +13% (+31.800)
+4%
Psychologie +7% (+2.700)
+2%
Mediengestaltung, Werbung, Marketing +6% (+2.800)
+1%
Bau und Architektur +5% (+9.900)
+4%
Geistes-, Gesellschaftswiss., Publizismus +4% (+8.100)
+9%
Rechtswissenschaften +4% (+3.000)
+3%
Medizin, Pharmazie +3% (+10.700)
+5%
Technisches Ingenieurwesen +3% (+18.800)
Wirtschaftswissenschaften +3% (+36.800)
Lehrkräfte +2% (+13.000)
Sozialwesen +2% (+7.300)
Naturwissenschaften +1% (+1.300)
Verwaltung, Bibliothek +1% (+700)

Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

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16
Weiter zunehmende Präsenz Frauenanteil immerhin bei 46 Prozent,
von Frauen 6 Prozentpunkte mehr als über alle
In den vergangenen Jahren ist der Alterstruppen betrachtet. Die wachsen-
Frauenanteil unter den akademischen de Präsenz von Frauen ist in allen
Beschäftigten kräftig gestiegen. Berufsgruppen (außer in Lehre und
2008 lag er mit 39 Prozent noch Ausbildung) festzustellen (Abbil-
8 Prozentpunkte unter dem heutigen dung 10).
Anteil. Auf die zukünftige Entwicklung
kann man schließen, wenn die Unter- In akademischen Bau- und Architektur-
schiede zwischen jüngeren Menschen berufen sind beispielsweise nur
und der Gesamtgruppe untersucht 31 Prozent Frauen. Wenn man jedoch
werden. Dabei fällt auf, dass Frauen bei Personen unter 35 Jahren betrachtet,
Akademikern unter 35 Jahren mit beträgt der Frauenanteil 42 Prozent.
52 Prozent stärker vertreten sind als Ältere Jahrgänge mit hohem Männeran-
Männer (nicht abgebildet). Bei Beschäf- teil, die nach und nach aus dem
tigten unter 35 Jahren, die hoch Erwerbsleben ausscheiden, werden
komplexe Tätigkeiten ausüben, liegt der hier also durch Jahrgänge mit größerem

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17
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

Frauenanteil ersetzt. Dadurch dürfte (23 Prozent). Gegenüber dem Vorjahr


der Frauenanteil insgesamt in den ist die Zahl der ausländischen Akademi-
nächsten Jahren allmählich steigen. ker um 69.000 gestiegen (+14 Prozent).
Fast zwei Drittel des Zuwachses gehen
Ähnlich ist die Situation in den naturwis- auf gut Gebildete aus Nicht-EU-Staaten
senschaftlichen und wirtschaftswissen- zurück, allen voran Beschäftigte mit
schaftlichen Berufen, bei denen unter indischer, syrischer oder türkischer
den Jüngeren ein (fast) ausgeglichenes Staatsangehörigkeit. Hochqualifizierte
Geschlechterverhältnis herrscht. In aus nichteuropäischen Asylzugangslän-
Lehre und Ausbildung ist die Situation dern wie Syrien, dem Iran oder Pakis-
umgekehrt. Hier gibt es in jüngeren tan machen insgesamt 12 Prozent des
Jahrgängen einen geringeren Frau- Zuwachses aus. Unter den akademisch
enanteil als insgesamt. Bemerkenswert qualifizierten EU-Ausländern, die in
ist auch die Entwicklung im medizini- Deutschland arbeiten, hat sich vor
schen Sektor; dort sind nahezu allem die Zahl der Polen, Italiener und
zwei Drittel der jungen Beschäftigten Rumänen erhöht.
weiblich. In einem starken Kontrast zu
allen anderen Berufsgruppen stehen Insgesamt stammen leicht mehr als die
die Informatik sowie die technischen Hälfte der ausländischen Akademiker
Ingenieurberufe. Obwohl auch hier eine aus einem Land der Europäischen
Veränderung sichtbar ist, werden diese Union (Abbildung 11). Polen, Italien und
Berufe wohl auf absehbare Zeit eine Frankreich gehören zu den beschäfti-
Männerdomäne bleiben. gungsstärksten EU-Einzelnationen.
Nicht-EU-Staatsangehörigkeiten, die
Ausländische Akademikerinnen und zahlenmäßig eine größere Bedeutung
Akademiker fast zur Hälfte aus haben, sind Russland, Indien, China
Nicht-EU-Staaten und die Türkei. Die Staatsangehörigkeit
Rund 553.000 in Deutschland sozial- eines nichteuropäischen Asylzugangs-
versicherungspflichtig beschäftigte landes7 besaßen 2018 rund
Akademiker hatten 2018 eine ausländi- 29.000 Akademiker. Letztere haben
sche Staatsbürgerschaft. Der Auslän-
deranteil bei Akademikern betrug
7
Als nichteuropäische Asylzugangsländer werden
hier die nichteuropäischen Staaten zusammengefasst,
10 Prozent. Er ist damit höher als bei aus denen in den letzten Jahren die meisten Menschen
Arbeitnehmern mit Berufsabschluss in Deutschland Asyl beantragt haben (Afghanistan,
Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia, Syrien).
(6 Prozent), aber erheblich niedriger als Näheres siehe: statistik.arbeitsagentur.de > Statistische
bei Personen ohne Berufsabschluss Analysen > Migration und Arbeitsmarkt

18
Abbildung 11

Ausländische Akademikerinnen und Akademiker kommen


fast zur Hälfte aus Nicht-EU-Staaten
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mit (Fach-)Hochschulabschluss und ausländischer
Staatsangehörigkeit
30.6.2018
Ausländer/innen
37.000 Polen
30.000 Italien
26.000 Frankreich
Deutsche 24.000 Rumänien
90% EU
4.766.000 51%
162.000 sonstige EU
10%
553.000 27.000 Russland
25.000 Indien
Nicht- 22.000 China
EU 22.000 Türkei
49% 29.000 Asylzugangs-
länder*
147.000 sonstige

Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit * Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia, Syrien

zweifelsohne den größten relativen Wachsende Bedeutung atypischer


Zuwachs mit einem Plus von 38 Prozent Beschäftigungsverhältnisse
gegenüber dem Vorjahr. Dies entspricht Die Arbeitsmarktreformen nach der
einer Beschäftigungszunahme von Jahrtausendwende haben flexiblere
8.000 Personen. Beschäftigungsmöglichkeiten eröffnet.
So ist der Beschäftigungsanstieg seit
Die kulturelle Vielfalt der in Deutschland Mitte des letzten Jahrzehnts von einer
beschäftigten Akademiker ist größer als Zunahme flexibler, auch „atypisch“
der Ausländeranteil vermuten lässt. genannter Beschäftigungsverhältnisse
1,8 Millionen Akademiker haben einen begleitet. Hierzu zählen Teilzeitverträ-
Migrationshintergrund8 – das sind ge, Minijobs, befristete Beschäftigung
19 Prozent aller Erwerbstätigen mit und Zeitarbeit. Auch am Arbeitsmarkt
Hochschulabschluss. für Akademiker haben atypische
8
Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus Beschäftigungsverhältnisse an Bedeu-
2017, Erwerbstätige mit Migrationshintergrund im en- tung gewonnen. Insgesamt spielen sie
geren Sinne, das heißt: Ohne in Deutschland geborene
Deutsche mit Migrationshintergrund, die nicht mehr mit
aber im Vergleich zu den anderen
ihren Eltern in einem Haushalt leben. Qualifikationsebenen eine nachgeord-

19
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

nete Rolle. So hatten 2018 rund sind dagegen erheblich seltener.


98.000 Akademiker einen Arbeitsver- Ausschließlich einem Minijob gingen
trag in der Zeitarbeit.9 Bezogen auf alle 7 Prozent der beschäftigten Akademi-
sozialversicherungspflichtig beschäftig- ker nach. Bei einer Bewertung dieser
ten Akademiker entspricht dies einem Zahlen ist zu bedenken, dass insbeson-
Anteil von lediglich 2 Prozent. Bei dere Teilzeitarbeitsverhältnisse, aber
Arbeitnehmern mit Berufsabschluss fällt auch Minijobs häufig freiwillig gewählt
dieser Anteil leicht höher und bei Arbeit- sein können, weil sie den persönlichen
nehmern ohne Berufsabschluss Präferenzen und Lebenssituationen am
deutlich höher aus (Abbildung 12). besten entsprechen. Sie können aber
auch deswegen zustande kommen, weil
Mit 1,5 Millionen sozialversicherungs- es an alternativen Angeboten (zum
pflichtig Beschäftigten arbeitete jeder Beispiel in Vollzeit) oder vielleicht an
vierte Akademiker in Teilzeit. Minijobs Kinderbetreuung mangelt. So wollten
2017 laut Mikrozensus 215.000 er-
9
Hier sind jeweils geschätzte Angaben einbezogen
werbstätige Akademiker ihre Arbeitszeit
für Personen, für die keine Angaben zum Berufsab-
schluss vorliegen.

Abbildung 12

Atypische Erwerbsformen spielen bei Akademikerinnen und Akademiker


in der Regel eine untergeordnete Rolle
Atypische Beschäftigung nach Berufsabschluss, Anteile in Prozent
30.6.2018, Befristung 2017

Zeitarbeit Befristung
(ohne Auszubildende)
16

7 9
6
3 2

ohne Berufs- mit Berufs- (Fach-)Hochschul- ohne Berufs- mit Berufs- (Fach-)Hochschul-
ausbildung ausbildung abschluss ausbildung ausbildung abschluss

Teilzeit Minijobber
(ausschließlich geringfügig
28 29
26 26 entlohnt beschäftigt)

11
7

ohne Berufs- mit Berufs- (Fach-)Hochschul- ohne Berufs- mit Berufs- (Fach-)Hochschul-
ausbildung ausbildung abschluss ausbildung ausbildung abschluss
Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Statistisches Bundesamt (Befristung), Beschäftigte ohne Angabe des
Berufsabschlusses wurden entsprechend ihrer Anteile einbezogen.

20
um durchschnittlich 13 Wochenstunden Häufig werden Befristungen, vor allem
ausweiten.10 sachgrundlose, in unbefristete Arbeits-
verträge umgewandelt. Nach Erkennt-
In der Regel nicht freiwillig wird dage- nissen des Instituts für Arbeitsmarkt-
gen die Befristung eines Arbeitsverhält- und Berufsforschung mündeten 2017
nisses angenommen. Mit 48 Prozent 42 Prozent der befristet geschlossenen
hatte 2017 jeder zweite neu abge- Arbeitsverhältnisse in einen Dauerver-
schlossene Arbeitsvertrag eines trag.12 Die oben genannte Befristungs-
Akademikers ein Ablaufdatum.11 quote bei neu begonnenen Beschäfti-
Bei Arbeitnehmern mit Berufsabschluss gungsverhältnissen lässt sich deshalb
war der Anteil an Befristungen erheblich sinnvoll durch eine Gesamtbefristungs-
geringer (38 Prozent), bei Beschäftigten quote ergänzen: Bezogen auf alle
ohne Berufsabschluss höher (56 Pro- abhängig beschäftigten Akademiker
zent). Zwischen den Branchen gibt es hatten 9 Prozent einen befristeten
merkliche Unterschiede. Sehr häufig Arbeitsvertrag. Dies enstpricht
sind Befristungen in der Kultur- und 365.000 Akademikern mit befristeten
Unterhaltungsbranche oder auch an Arbeitsvertrag.13 Auch bei dieser
Hochschulen und Forschungseinrich- Gesamtbetrachtung sind, wie bei der
tungen, denn Forschungsprojekte sind Fokussierung auf die neu begonnenen
in der Regel zeitlich begrenzt und das Beschäftigungsverhältnisse, Befristun-
Wissenschaftszeitvertragsgesetz gibt gen in akademischen Berufen deutlich
einen weiten Rahmen für Befristungen verbreiteter als bei Beschäftigten mit
vor. Viele Befristungen bei Neueinstel- Berufsabschluss (Abbildung 12).
lungen gibt es außerdem bei gemein-
nützigen Organisationen, im Öffentli- Befristungen treten vorrangig in der
chen Dienst oder im Gesundheits- und Anfangsphase des Berufslebens auf
Sozialwesen. Dagegen sind die und werden mit fortschreitender
Befristungsanteile im Verarbeitenden beruflicher Etablierung immer mehr zur
Gewerbe oder bei Banken und Versi- Ausnahme. Während von allen abhän-
cherungen geringer. gig Beschäftigten unter 35 Jahren 2017
jeder Sechste befristet tätig war, betraf
dies bei den 35- bis 49-Jährigen nur
10
Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus, Quelle: IAB-Kurzbericht 16/2018
12

Sonderauswertung. Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus,


13

11
Quelle: Beschäftigungsstatistik der Bundes­agentur Angaben ohne Ausbildungsverträge. Enthalten sind
für Arbeit. Es liegen hier nur Angaben zu Befristungen 25.000 Erwerbstätige, die eine Daueranstellung aus-
bei neu begonnenen Beschäftigungsverhältnissen vor. drücklich nicht wünschten.

21
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

noch jeden 17. Arbeitnehmer. Bei (Westdeutschland 5.540 Euro, Ost-


Personen mit mindestens 50 Jahren deutschland 4.482 Euro). Das Median­
hatte lediglich jeder 36. einen befriste- entgelt von sozialversicherungspflichtig
ten Vertrag.14 beschäftigten Fachkräften mit dem
Anforderungsprofil einer betrieblichen
1.6 Gehälter oder schulischen Berufsausbildung lag
mit 2.965 Euro deutlich niedriger (West
Ein Studium lohnt sich in der Regel 3.098 Euro, Ost 2.375 Euro).
auch in finanzieller Hinsicht. Das Institut Es gibt allerdings beträchtliche Unter-
für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung schiede zwischen und innerhalb der
(IAB) hat errechnet, dass Fachhoch- einzelnen Berufsgruppen. Ebenso wird
schul- und Hochschulabsolventen im das erzielte Gehalt durch Faktoren wie
Laufe ihres Berufslebens im Schnitt den Beschäftigungsort, die Beschäfti-
860.000 Euro mehr verdienen als gungsbranche, die Betriebsgröße, die
Facharbeiter mit Berufsabschluss.15 Die Berufserfahrung oder auch das
Entgeltstatistik der Bundesagentur für Geschlecht beeinflusst.
Arbeit, die auf den Angaben zur
Sozialversicherung der 2017 über Deutliche Unterschiede nach
32 Millionen sozialversicherungspflich- Berufen...
tig Beschäftigten in Deutschland Innerhalb der Akademikerberufe
aufbaut, bestätigt diese Abstufung. Sie erzielen zum Beispiel sozialversiche-
weist für Vollzeitbeschäftigte mit einer rungspflichtig Beschäftigte in Medizin
Tätigkeit, deren Anforderungsprofil und Pharmazie, in Ingenieurberufen, in
einem mindestens vierjährigen Hoch- Wirtschafts- und Managementberufen
schulabschluss entspricht, ein mittleres oder in den Rechts- und Naturwissen-
Monatsentgelt16 von 5.302 Euro aus schaften weit überdurchschnittliche
Gehälter (Abbildung 13). Dagegen
14
Quelle: Statistisches Bundesamt, Sonderauswer-
tung des Mikrozensus. fallen die Monatsentgelte in der
15
Quelle: IAB-Kurzbericht 17/2016. sozialen Arbeit, in der Psychologie, der
16
Einkommen werden in der Beschäftigungsstatis-
tik nur bis zur Höhe der Beitragsbemessungsgrenze
Landwirtschaft, der Mediengestaltung
ausgewiesen (2017 West 6.350 Euro, Ost 5.700). Als oder in der Bildung tendenziell geringer
Mittelwert wird deshalb nicht das arithmetische Mittel aus.
(=Durchschnitt), sondern der Median ausgewiesen
(50 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftig-
ten verdienen mehr, 50 Prozent weniger). Der Median Zwischen West- und Ostdeutschland
hat auch den Vorteil, dass er nicht von statistischen
Ausreißern mit sehr geringen oder sehr hohen Ver-
besteht rechnerisch ein durchschnittli-
diensten beeinflusst wird. ches Lohngefälle von 19 Prozent, was

22
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¼ 1DWXUZLVVHQVFKDIWHQ ¼
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¼ ,QIRUPDWLN ¼
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¼ 3XEOL]LVPXV ¼
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etwa 1.060 Euro entspricht. Eine ... und Branchen


Ausnahme bilden Lehrkräfte im Osten Nach Branchen betrachtet zählen
Deutschlands, die laut Entgeltstatistik Akademiker, die bei Finanz- und
mehr verdienen als ihre Kollegen in Versicherungsdienstleistern oder im
Westdeutschland. Dieses Phänomen ist Verarbeitenden Gewerbe tätig sind, zu
mit der unterschiedlichen Verbeam- den Spitzenverdienern. Hier übersteigt
tungspraxis im Schuldienst zu erklä- in Westdeutschland bei mehr als der
ren.17 Hälfte der sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten das erzielte Entgelt die
17
Auf die Lehrergehälter in Westdeutschland schlägt Beitragsbemessungsgrenze von
sich dämpfend nieder, dass dort junge Lehrkräfte (mit
geringeren Gehältern) unter dem sozialversicherungs-
6.350 Euro monatlich (Abbildung 14).
pflichtig beschäftigten Personal einen größeren Anteil Auch im Gesundheitswesen und in der
einnehmen als in Ostdeutschland (Anteil der unter Verkehrs- und Logistik-Branche fallen
40-jährigen Angestellten in Westdeutschland 49 Pro-
zent im Vergleich zu 41 Prozent in Ostdeutschland). die Entgelte überdurchschnittlich aus.
Das liegt daran, dass in den westlichen Ländern die
Lehrkräfte – vor allem die berufserfahreneren und damit
besser dotierten – wesentlich häufiger verbeamtet sind
Die mittleren Vollzeit-Bruttoentgelte von
als in den östlichen Ländern. Männern und Frauen lagen 2017 laut

23
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

Abbildung 14

Spitzen-Gehälter werden bei Finanz- und Versicherungsdienstleistern,


im Verarbeitenden Gewerbe und im Gesundheitswesen erzielt
Mittleres Monats-Bruttoentgelt von sozialversicherungspflichtig vollzeitbeschäftigten Expert/inn/en
nach Wirtschaftsabteilungen in Westdeutschland (Werte für Ostdeutschland in Klammern)
2017

Finanz- u. Versicherungsdienstl. > 6.350 € ( 5.402 € )


Verarbeitendes Gewerbe > 6.350 € ( 5.003 € )
Gesundheitswesen 6.065 € ( 5.604 € )
Verkehr und Lagerei 5.768 € ( 4.598 € )
Information und Kommunikation 5.464 € ( 4.425 € )
Immobilien, freiberufl., wissenschaftl. u. techn. DL 5.284 € ( 4.259 € )
Baugewerbe 5.224 € ( 4.051 € )
sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen 4.942 € ( 3.593 € )
Handel, Instandhaltung, Rep. von Kfz 4.900 € ( 3.714 € )
sonst. Dienstleistungen, private Haushalte 4.619 € ( 4.187 € )
Öffentliche Verwaltung 4.599 € ( 4.492 € )
Erziehung und Unterricht 4.349 € ( 4.746 € )
Heime und Sozialwesen 3.906 € ( 3.315 € )
Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Entgeltstatistik der Bundesagentur für Geschlecht. Darüber hinaus schlagen


Arbeit in Westdeutschland 1.505 Euro unter anderem Unterschiede hinsicht-
bzw. 25 Prozent auseinander. Im Osten lich der Beschäftigungsbranchen, der
Deutschlands fällt die Lohnlücke mit Berufserfahrung oder -unterbrechungen
527 Euro oder 11 Prozent erheblich sowie der Häufigkeit von Führungsposi-
geringer aus. Die Differenz zwischen tionen zu Buche. Die nominalen
Frauen- und Männergehältern kommt Entgeltunterschiede zwischen Männern
auch durch die unterschiedlichen und Frauen verringern sich deshalb
Präferenzen bei der Berufswahl merklich, wenn man nur die Gehälter
zustande, die sich im Westen stärker z. B. derselben Berufsgruppen,
zeigen als im Osten. Während Frauen derselben Branche und derselben
häufig soziale, lehrende, erziehende Anforderungsniveaus miteinander
oder geistes- und gesellschaftswissen- vergleicht. Nach diesem Prinzip
schaftliche Berufe ausüben, in denen ermittelt das Statistische Bundesamt
die Gehälter geringer ausfallen, alle vier Jahre auf Basis der Verdienst-
dominiert in den einkommensstarken strukturerhebung den sogenannten
technischen Berufen das männliche bereinigten Gender Pay Gap. Danach

24
lassen sich rund drei Viertel der 1.7 Arbeitslosigkeit
unbereinigten Lohnlücke mit den
geschilderten Strukturunterschieden Arbeitslosenzahl weiter rückläufig
erklären. Rechnerisch bereinigt um Im Jahresdurchschnitt 2018 waren
diese Unterschiede verdienten Frauen 185.000 Personen mit akademischem
bei vergleichbarer Tätigkeit, vergleich- Abschluss arbeitslos gemeldet. Das
barer Qualifikation und Position waren 8.000 weniger als im Vorjahr
6 Prozent weniger als Männer.18 Für (-4 Prozent). Die Zahl arbeitsloser
Akademiker liegen leider keine geson- Akademiker ist damit 2018 das
derten Angaben vor. dritte Jahr in Folge gesunken (Abbil-
dung 15).

18
Quelle: Statistisches Bundesamt, Pressemitteilung In den Jahren 2012 bis 2014 hatte es
Nr. 98 vom 14.03.2019. Wenn für die Berechnungen
weitere Informationen über lohnrelevante Einflussfak-
eine Zunahme der Arbeitslosenzahl
toren zur Verfügung stünden, würde der bereinigte gegeben, was nicht zuletzt auf hohe
Gender Pay Gap möglicherweise geringer ausfallen. So Absolventenzahlen zurückzuführen war.
liegen beispielsweise zu familienbedingten Erwerbs­
unterbrechungen keine Informationen vor. Trotz der aktuellen Rückgänge der

Abbildung 15

Geringe Arbeitslosenzahl signalisiert Vollbeschäftigung


Jahresdurchschnittsbestand an Arbeitslosen mit (Fach-)Hochschulabschluss und Arbeitslosenquote

-8.000 bzw.
-4% ggü. Vorjahr
+22.000 bzw.
+13% ggü. 2009
203.000 203.000 198.000
191.000 194.000
185.000
178.000
164.000 168.000 170.000

2,6% 2,7% 2,6%


2,5% 2,4% 2,4% 2,5% 2,5% 2,5%
2,2%

2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

25
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

Arbeitslosenzahl wird 2018 der niedrige gruppen ist die Arbeitslosenzahl 2018
Stand in den Jahren vor 2013 noch gesunken (Abbildung 16). Am deutlichs-
nicht erreicht. Zur Einordnung dieser ten hat bei absoluter Betrachtung die
Entwicklung ist ein Langzeitvergleich Zahl der Arbeitslosen abgenommen,
sinnvoll: Verglichen mit 2005 waren im die eine technische, wirtschaftswissen-
Jahr 2018 ein Viertel weniger Akademi- schaftliche oder naturwissenschaftliche
ker arbeitslos gemeldet. Außerdem ist Tätigkeit anstreben. Auch die geistes-,
gleichzeitig die Zahl erwerbstätiger gesellschaftswissenschaftlichen und
Akademiker kräftig gestiegen und damit publizistischen Berufe konnten ebenso
die relative Arbeitslosigkeit kleiner wie Fachleute in Bau und Architektur
geworden (siehe Akademiker-Arbeitslo- von der sehr guten Arbeitsmarktlage
senquote). profitieren. Hingegen ist der Arbeitslo-
senbestand erkennbar gestiegen in
Technische, wirtschaftliche und Medizin und Pharmazie sowie bei
naturwissenschaftliche Berufe Lehrkräften oder sozialen Berufen. Da
profitieren der Arbeitsmarkt in diesen Berufen sehr
In nahezu allen akademischen Berufs- aufnahmefähig ist, kann vermutet

Abbildung 16

Rückläufige Arbeitslosenzahl in MINT- und Wirtschaftsberufen


Veränderung des Jahresdurchschnittsbestands an arbeitslosen Expert/inn/en
2018 im Vergleich zum Vorjahr

Medizin, Pharmazie +410


Lehrkräfte +290
Sozialwesen +280
Psychologie +70
Verwaltung, Bibliothek -90
Mediengestaltung, Werbung, Marketing -240
Rechtswissenschaften -260
Informatik -360
Bau und Architektur -410
Geistes-, Gesellschaftswiss., Publizismus -750
Naturwissenschaften -1.150
Wirtschaftswissenschaften -1.390
Technisches Ingenieurwesen -1.510

Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

26
werden, dass Arbeitslose hier tendenzi- losenquote von 3 Prozent sprechen
ell etwas länger nach gut passenden Ökonomen von Vollbeschäftigung.
Stellenangeboten Ausschau halten.
Gleichzeitig können regionale Disparitä- Ein Rückblick über vier Jahrzehnte
ten zwischen Angebot und Nachfrage zeigt, dass Arbeitskräfte mit (Fach-)
den Ausgleich in die Länge ziehen, Hochschulabschluss immer vergleichs-
wenn zum Beispiel eine ärztliche weise selten von Arbeitslosigkeit
Praxisanstellung in gut versorgten betroffen waren. Selbst in konjunkturell
Ballungsgebieten gesucht wird, schlechten Zeiten blieb die Akademi-
während die meisten Vakanzen in ker-Arbeitslosenquote auf sehr niedri-
Krankenhäusern oder außerhalb der gem Niveau.19 Seit der Wiedervereini-
Großstädte angesiedelt sind. Statistisch gung bewegte sich die Quote durchweg
betrachtet sind die absoluten Anstiege unter der 4-Prozent-Marke, seit 2007
der Arbeitslosenzahl sehr klein im sogar kontinuierlich unter 3 Prozent.20
Verhältnis zum Zuwachs an Beschäftig-
ten und weisen aufgrund des geringen Das größte Risiko, arbeitslos zu
Niveaus der Arbeitslosigkeit nicht auf werden, tragen im Gegensatz dazu die
eine Verschlechterung der Arbeits- nicht formal Qualifizierten. Hier ist die
marktsituation hin (vgl. folgende Arbeitslosenquote in den letzten
Ausführungen zur Arbeitslosenquote). zwei Jahrzehnten auf ein sehr hohes
Maß gestiegen. Zwar ist die Quote seit
Akademiker-Arbeitslosenquote auf dem Krisenjahr 2009 rückläufig,
Vollbeschäftigungsniveau trotzdem war 2018 fast jeder
Die Arbeitslosenquote sagt als relative
19
Seit dem Jahr 2006 können für Personen mit Fach-
Maßzahl mehr über die Höhe der schul-, Meister- oder Technikerausbildung die Quoten
Arbeitslosigkeit aus als eine isolierte nicht mehr isoliert berechnet werden. Weitergehende
Bestandszahl und ist auch gut geeignet Analysen mit ILO-Daten zeigen aber, dass die Erwerbs-
losenquote für Arbeitskräfte mit diesen Weiterbildungs-
für längerfristige Betrachtungen. Für abschlüssen ähnlich gering oder 2015 sogar geringer
Personen mit Fachhochschul- und ist als die Arbeitslosenquote von Akademikern. Siehe
IAB – Qualifikationsspezifische Arbeitslosenquoten,
Hochschulabschluss ergibt sich für das 24. Oktober 2016, Nürnberg.
Jahr 2018 eine Arbeitslosenquote von 20
Die qualifikationsspezifischen Arbeitslosenquoten
2,2 Prozent. Das waren nochmals von 1975 bis 2014 beruhen auf Berechnungen des
Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Die
0,3 Prozentpunkte weniger als im Berechnungsmethode unterscheidet sich von der der
Vorjahr und überhaupt die geringste Statistik der Bundesagentur für Arbeit, die ab 2015
verfügbar ist. Die Unterschiede in den Quoten sind aber
Arbeitslosenquote seit der Wiederverei- minimal. Näheres siehe: statistik.arbeitsagentur.de >
nigung (Abbildung 17). Ab einer Arbeits- Grundlagen > Methodenberichte > Arbeitsmarkt

27
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

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fünfte Geringqualifizierte arbeitslos. äußerst gering aus.21 Auch bei Bank-


Darin spiegelt sich der Strukturwandel
wider: Die Zahl der Arbeitsplätze, die 21
An dieser Stelle wird ein Überblick über die studi-
enfachspezifischen Arbeitslosenquoten gegeben. Ab
hohe Anforderungen an die Qualifikati- 2019 stellt die Statistik der Bundes­agentur für Arbeit
on der Beschäftigten stellen, nimmt zu, erstmals auch berufsspezifische Arbeitslosenquoten
zur Verfügung (statistik.arbeitsagentur.de > Statistik
während der Bedarf an einfachen nach Themen > Berufe). Dabei steht nicht, wie bei
Tätigkeiten, die keinen Berufsabschluss den studienfachspezifischen Arbeitslosenquoten, die
erfordern, auf niedrigem Niveau formale Qualifikation im Fokus, sondern die konkret
ausgeübte bzw. gesuchte Berufstätigkeit. In vielen
verharrt. akademischen Berufen sind die ausgewiesenen berufs-
spezifischen Arbeitslosenquoten ähnlich gering wie die
bei der Betrachtung des Studienfaches. Es gibt aber
Geringste Arbeitslosenquoten in in einigen Berufsgruppen auch erhebliche Abweichun-
Finanzberufen, Medizin und bei gen: Vor allem in Studienfächern, die nicht auf eine
Lehrämtern konkrete Berufstätigkeit vorbereiten (z. B. Geistes-
oder Naturwissenschaften), fällt die berufsspezifische
Obwohl die absolute Zahl an Arbeitslo- Arbeitslosenquote nominal zum Teil erheblich höher aus
sen in der Medizin leicht gestiegen ist als die studienfachspezifische Arbeitslosenquote. Siehe
Hinweise zu Statistischen Angaben und Methodenbe-
(Abbildung 16), fällt die studienfachspe- richt „Einführung berufsspezifischer Arbeitslosenquoten
zifische Arbeitslosenquote nach wie vor auf Basis des amtlichen Berechnungskonzeptes“

28
und Versicherungskaufleuten oder Region in Zusammenhang stehen, fällt
Lehrämtern, in den Erziehungswissen- die Arbeitslosenquote auch regional
schaften, in der Informatik, in der betrachtet unterschiedlich aus. Sehr
Sozialpädagogik, in den Rechtswissen- niedrige Arbeitslosenquoten gibt es –
schaften oder in der Psychologie kommt wie bei der Gesamtarbeitslosigkeit – im
Arbeitslosigkeit sehr selten vor (Abbil- Süden Deutschlands (Abbildung 19).
dung 18). Es gibt aber auch Akademi- In den östlichen Ländern ist die
ker, bei denen die studienfachspezifi- Arbeitslosenquote von Akademikern mit
schen Arbeitslosenquoten durchschnittlich 3,0 Prozent höher als in
vergleichsweise hoch sind. Hierzu Westdeutschland (2,0 Prozent). Auch
gehören publizistische Berufe, Berufe in die Stadtstaaten weisen höhere Arbeits-
Werbung und Marketing, in der Biologie losenquoten auf. Aber für den Osten
oder Geschichte. Deutschlands und die Stadtstaaten gilt
ebenso: Akademische Fachkräfte sind
Regionale Unterschiede überall weit seltener von Arbeitslosig-
Da die Arbeitsmarktchancen mit der keit betroffen als Erwerbspersonen
wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit einer insgesamt. So lag zum Beispiel die

Abbildung 18

Arbeitslosenquote in den meisten akademischen Berufsgruppen


sehr gering
Studienfachbezogene Arbeitslosenquoten für ausgewählte Studienfachrichtungen in Prozent
2018 Veränderung
Studienfachrichtung Arbeitslosenquote zum Vorjahr
Bank, Versicherungskaufleute 1,3 
Human- und Zahnmedizin 1,3 
Lehramt allgemeinbildende Schulen 1,3 
Erziehungswissenschaften 1,4 
Informatik 1,5 
Sozialarbeit, -pädagogik 1,7 
Rechtswissenschaften 2,2 
Ingenieurwissenschaften 2,2 
Psychologie 2,2 
Akademiker/innen insgesamt 2,2 
Mathematik, Statistik, Physik 2,4 
Chemie, Chemieingenieurwesen 2,6 
Sprach- und Literaturwissenschaften 2,7 
Politikwissenschaften 3,4 
Geschichte 4,0 
Biologie, Biochemie, Biotechnologie 4,2 
Werbung und Marketing 4,5 
Redaktion, Journalismus, Verlagswesen, PR 4,5 
Datenquelle: Eigene Berechnungen auf Basis von Daten der Statistik der Bundesagentur für Arbeit (Arbeitslose) und des Mikrozensus des Statistischen
Bundesamtes (Erwerbstätige nach Studienfachrichtung). Angaben sind als Schätzgrößen zu verstehen, da Erwerbstätigendaten auf Hochrechnungen
beruhen und hinsichtlich der Zuordnung von Studienfachrichtungen und Ausbildungsberufen Unschärfen bestehen. Angaben für 2018 sind vorläufig.

29
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

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6DFKVHQ$QKDOW 6DFKVHQ$QKDOW
1RUGUKHLQ:HVWIDOHQ
 1RUGUKHLQ:HVWIDOHQ 

6DFKVHQ 
 6DFKVHQ
+HVVHQ 7KULQJHQ 7KULQJHQ 
 +HVVHQ
  

5KHLQODQG3IDO]
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6DDUODQG
6DDUODQG
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 %D\HUQ
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EHUELV
 
EHUELV
EHUELV

'DWHQTXHOOH6WDWLVWLNGHU%XQGHVDJHQWXUIU$UEHLW

Arbeitslosenquote in Mecklenburg-Vor- dieser Anteil erkennbar niedriger


pommern insgesamt bei 7,9 Prozent, (50 Prozent), bei nicht formal Qualifi-
die der Akademiker bei 2,9 Prozent. In zierten war er nochmals 6 Prozentpunk-
Bremen waren es durchschnittlich te kleiner (44 Prozent). Langzeitarbeits-
9,8 Prozent gegenüber 3,2 Prozent bei losigkeit, also ein Jahr Arbeitslosigkeit
Akademikern. und länger, war für jeden fünften Aka-
demiker ein Thema. Bei Arbeitslosen,
Arbeitslosigkeit dauert kürzer als bei die keinen akademischen Abschluss
anderen Qualifikationsgruppen haben, sind die Anteile Langzeitarbeits-
Akademiker sind im Mittel kürzer loser deutlich höher (bis hin zu 38 Pro-
arbeitslos als Personen mit geringerer zent bei Ungelernten).
formaler Bildung. Im Vordergrund steht
hier die Sucharbeitslosigkeit. 62 Pro- Geringste Arbeitslosenquote in der
zent der arbeitslosen Akademiker im Europäischen Union
Jahr 2018 waren kürzer als ein halbes Auch im europäischen Vergleich ist die
Jahr arbeitslos (Abbildung 20). Bei Arbeitslosenquote von Akademikern in
Arbeitslosen mit Berufsabschluss lag Deutschland eine der geringsten

30
Abbildung 20

Anteil der kurzfristig Arbeitslosen ist bei


Akademikerinnen und Akademikern am größten
Durchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit nach Art der beruflichen Qualifikation
Anteile 2018

28%
ein Jahr und 38% ohne
länger Berufs-
abschluss
20%
16%
akade- 42% 18%
mischer
6 bis
unter 12 18% Abschluss
Monate
unter 3 33% 33%
20% Monate mit
Berufs-
3 bis unter 6 Monate abschluss

17% 17%

Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

(Abbildung 21). Die ILO-Erwerbslosen- senquote von Hochschulabsolventen


quote von Personen mit tertiärer geringer als die Erwerbslosenquote
Ausbildung belief sich in Deutschland insgesamt.
auf 2,0 Prozent.22 Nur in Tschechien
und Ungarn wurden noch geringe 1.8 Arbeitskräftenachfrage
Arbeitslosenquote ermittelt (nicht
abgebildet). Innerhalb der EU variiert Nachfrage erreicht neuen Rekord-
die Akademiker-Erwerbslosenquote stand
erheblich, da sie stark von der Wirt- Im Laufe des Jahres 2018 wurden
schafts- und Arbeitsmarktlage des 201.000 Stellenangebote für hoch
jeweiligen Landes abhängt. Gleichwohl komplexe Tätigkeiten23 bei der Bundes-
ist in allen EU-Ländern die Erwerbslo- Das Merkmal (Fach-)Hochschulabschluss ist in der
23

Statistik der gemeldeten Stellen nicht vorhanden. Des-


22
Quelle: Eurostat, Angaben für 2017.Tertiäre Ausbil- halb werden hier Stellen mit dem Anforderungsniveau
dung: ISCED-2011-Level 5 bis 8. Alter 15 bis 64 Jahre. 4 – hoch komplexe Tätigkeiten (Experte) zu Grunde
Näheres zur ILO-Erwerbslosigkeit siehe gelegt. Voraussetzung für die Ausübung einer solchen
statistik.arbeitsagentur.de > Grundlagen > Arbeitslo- Tätigkeit sind Kenntnisse und Fertigkeiten, die einem
sigkeit und Unterbeschäftigung > Arbeitslosigkeit und mindestens vierjährigen (Fach-)Hochschulabschluss
Erwerbslosigkeit entsprechen oder damit vergleichbar sind.

31
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

Abbildung 21

Auch in anderen Ländern sind Akademikerinnen und Akademiker


seltener arbeitslos als andere Qualifikationsgruppen
ILO-Erwerbslosenquoten insgesamt und Akademiker/innen (Fachkräfte ISCED Level 5 bis 8) in Prozent
Ausgewählte Staaten, 2017
17,3

11,4
10,0
9,5
7,8

Akademiker/innen
6,5
5,6 5,2
4,6

insgesamt
4,4
3,8
3,2 2,8
2,0

EU 28 Österreich Deutschland Vereinigtes Frankreich Italien Spanien


Datenquelle: Eurostat
Königreich

agentur für Arbeit neu gemeldet. Das wandten.25 Im Monatsdurchschnitt hatte


war die höchste Jahreszahl an Stellen- die öffentliche Arbeitsvermittlung damit
meldungen seit 2007.24 Im Vergleich 63.000 Arbeitsstellen für Arbeitskräfte
zum Vorjahreszeitraum stieg die mit hoch komplexen Anforderungsprofil
Nachfrage in diesem Segment um und 67.000 für komplexe Spezialistentä-
3 Prozent, während über alle Qualifi­ tigkeiten im Angebot (Abbildung 22).
kationsebenen 3 Prozent weniger
Arbeitsangebote neu gemeldet wurden. Gesamtwirtschaftliche Nachfrage
Darüber hinaus gingen weitere In Deutschland gibt es keine Melde-
192.000 Stellenangebote ein, die sich pflicht für offene Stellen. Deshalb ist der
an Arbeitsuchende mit einem Meister-, gesamtwirtschaftliche Bedarf an
Techniker- oder Bachelorabschluss Arbeitskräften größer als die Zahl der
gemeldeten Stellen. Nach Erhebungen
Stellenangebote mit dem Anforderungsniveau 3 –
25

komplexe Spezialistentätigkeiten (Spezialisten). Eine


Differenzierung nach Meister-, Techniker oder Hoch-
Für frühere Jahre liegen keine vergleichbaren
24
schulausbildung ist nicht möglich. Siehe auch Hinweise
Angaben vor. zu statistischen Angaben.

32
des Instituts für Arbeitsmarkt- und Wirtschaftswissenschaftliche,
Berufsforschung (IAB) wurden 2018 technische und soziale Berufe am
44 Prozent der offenen Stellen bei den häufigsten gesucht
Vermittlungseinrichtungen angezeigt. Die Liste der „gefragtesten“ Akademiker
Bei Stellen für Akademiker liegt die wird angeführt von den Wirtschafts-Ex-
Meldequote niedriger: für knapp perten: fast 40.000 Stellenangebote für
30 Prozent der freien Stellen wurde Tätigkeiten in Management, Handel,
ein Vermittlungsauftrag erteilt. Laut Finanzen oder Wirtschaftswissenschaf-
IAB-Stellenerhebung waren im vierten ten gingen im Laufe des Jahres 2018
Quartal 2018 rund 236.000 Stellen für bei der Bundesagentur für Arbeit ein
Kräfte mit Fachhochschul- oder (Abbildung 23). Technische Ingenieure
Hochschulabschluss zu besetzen. Das waren die über die öffentlichen Vermitt-
war ein Plus von 35.000 gegenüber lungseinrichtungen am zweithäufigsten
dem Vorjahr und gleichzeitig ein neuer gesuchte akademische Berufsgruppe.
Rekord. Sozialarbeiter und-pädagogen folgen
auf Platz 3. Darüber hinaus gab es
großen Bedarf an Informatikern,

Abbildung 22

Steigende Nachfrage nach hochqualifizierten Kräften


Gemeldete Arbeitsstellen für Expert/inn/en

193.000 195.000 201.000


166.000
Zugang
(Jahressumme) 144.000 150.000 144.000 147.000
129.000 124.000
118.000

Bestand 63.000
56.000 59.000
(Jahresdurchschnitt) 42.000 46.000
39.000 41.000
32.000 28.000 30.000 38.000

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

33
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

Abbildung 23

Die gefragtesten akademischen Berufe


Zugänge gemeldeter Arbeitsstellen (Jahressumme) für Expert/inn/en in akademischen Berufen
2018

Wirtschaftswissenschaften 39.800
Technisches Ingenieurwesen 27.400
Sozialwesen 26.600
Informatik 25.800
Bau und Architektur 18.700
Lehrkräfte 12.000
Geistes-, Gesellschaftswiss., Publizismus 7.300
Medizin, Pharmazie 6.900
Naturwissenschaften 5.900 201.000 Stellenzugänge für
Expert/inn/en insgesamt,
Verwaltung, Bibliothek 5.500 3% mehr als im Vorjahr
Rechtswissenschaften 5.400
Psychologie 3.000 Arbeitsmarkt insgesamt:
2,3 Mio Stellenzugänge,
Mediengestaltung, Werbung, Marketing 2.300 3% weniger als im Vorjahr

Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Bauingenieuren und Architekten sowie schem Ingenieurwesen und Naturwis-


Lehrkräften. senschaften, ebenso wie die nach
Juristen und Verwaltungsfachleuten.
Stellenzuwachs in der Informatik Der Rückgang an gemeldeten Stellen
und anderen MINT-Berufen für Lehrkräfte ist auf weniger Stellen-
In fast allen akademischen Berufsgrup- meldungen von Hochschulen und
pen zeigte sich 2018 wiederum ein außerschulischen Einrichtungen
Nachfrageplus gegenüber dem Vorjahr. zurückzuführen, während die Nachfrage
Sowohl absolut als auch relativ am nach Lehrkräften für allgemeinbildende
stärksten ist die Zahl der Stellenmel- Schulen deutlich zugenommen hat.
dungen in der Informatik gestiegen Gleichzeitig geht der Bedarf an Perso-
(Abbildung 24). Der Zuwachs unter- nen mit geistes-, gesellschaftswissen-
streicht den mit der zunehmenden schaftlichem oder publizistischen Profil,
Digitalisierung einhergehenden Bedarf der im Zuge der Bewältigung der
an Fachexperten. Überdurchschnittlich Zuwanderungshochs der Jahre 2015
zugenommen hat auch die Nachfrage und 2016 sprunghaft angestiegen war,
nach MINT-Fachleuten in Bau, techni- nun wieder etwas zurück.

34
Abbildung 24

Ausgeprägter Stellenzuwachs in MINT- und Wirtschaftsberufen


Veränderung der Zugänge gemeldeter Arbeitsstellen für Expert/inn/en (Jahressumme)
2018 gegenüber Vorjahr

Informatik +2.400 (+10%)


Wirtschaftswissenschaften +800 (+2%)
Bau und Architektur +800 (+4%)
Technisches Ingenieurwesen +800 (+3%)
Naturwissenschaften +500 (+10%)
Rechtswissenschaften +500 (+11%)
Verwaltung, Bibliothek +400 (+8%)
Sozialwesen +300 (+1%)
Psychologie +30 (+1%)
Medizin, Pharmazie -10 (-0%)
Mediengestaltung, Werbung, Marketing -20 (-1%)
Geistes-, Gesellschaftswiss., Publizismus -300 (-4%)
Lehrkräfte -500 (-4%)

Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Vakanzzeit als ein Indikator für beeinflusst werden, zum Beispiel wie
Besetzungsprobleme zeitig mit der Personalsuche begonnen
Die Zeitspanne zwischen dem vom wird oder wie aufwändig und formal ein
Arbeitgeber gewünschten Besetzungs- Auswahlverfahren gestaltet wird.
termin und der tatsächlichen Abmel- 2018 waren Stellen für akademische
dung eines Stellenangebotes bei der Experten durchschnittlich 97 Tage
Arbeitsvermittlung, die sogenannte vakant. Das waren zwar 5 Tage mehr
Vakanzzeit, liefert Anhaltspunkte dafür, als im Vorjahr, aber deutlich weniger als
wie schnell es Unternehmen gelingt, bei Stellen für Fachkräfte mit Berufs-
freie Stellen zu besetzen. Ein hohes ausbildung (118 Tage). Allerdings gibt
Niveau kann einen Engpass signalisie- es eklatante Unterschiede zwischen
ren.26 Allerdings kann die Besetzungs- den Berufen.
zeit auch von anderen Faktoren
Die Qualität der Kennziffer hängt unter anderem
26 Engpässe in Medizin, Informatik,
davon ab, mit welchem zeitlichen Vorlauf Arbeitgeber Technik und Bau
Stellenangebote melden und wie schnell sie die Ar-
beitsvermittlung über die erfolgreiche Besetzung freier
Hohe, weit überdurchschnittliche
Stellen informieren. Vakanzzeiten kennzeichnen die

35
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

Stellenangebote für Ärzte, Apotheker, Geistes- und Gesellschaftswissen-


Informatiker, technische Ingenieure und schaften, in den Naturwissenschaften
Bau-Experten (Abbildung 25). In Kombi- oder sozialen Berufen. Dies lässt den
nation mit einer sehr geringen Arbeits- Schluss zu, dass hier Stellen in der
losigkeit kann dies als Hinweis auf Regel in angemessener Zeit besetzt
Engpässe gesehen werden. Um von werden können, auch wenn 2018 die
Besetzungsengpässen zu sprechen, Vakanzzeit in einigen Bereichen
sind dagegen bei Wirtschaftsfachleuten merklich gestiegen ist.
die Vakanzzeiten zu nahe am Durch-
schnitt. Auf deutlich unterdurchschnittli- Nähere Informationen zu aktuellen
chem Niveau sind auch die Vakanzzei- Fachkräfteengpässen, auch in nichtaka-
ten bei Stellenbesetzungen für demischen Berufen, sind in der Fach-
Verwaltungs- und Lehrkräfte27, in den kräfte-Engpassanalyse der Bundes-
agentur für Arbeit zu finden.28
Es gibt allerdings Hinweise darauf, dass die Va-
27

kanzzeit für Stellenbesetzungen im öffentlichen Sektor


einschließlich der Bildung systematisch unterzeichnet statistik.arbeitsagentur.de > Arbeitsmarktberichte >
28

sein könnte. Fachkräftebedarf

Abbildung 25

Sehr hohe Vakanzzeiten in Medizin, Informatik und Ingenieurwesen


Durchschnittliche Vakanzzeit gemeldeter sozialversicherungspflichtiger Arbeitsstellen in Tagen,
gemessen bei Abmeldung der Stellen, ohne gemeldeten Stellen von Zeitarbeitsunternehmen
2018, Veränderung gegenüber Vorjahr in Tagen
2012
2014
Medizin, Pharmazie 133 (+2)
Informatik 126 (+6)
Technisches Ingenieurwesen 121 (+5)
Bau und Architektur 112 (+9)
Wirtschaftswissenschaften 108 (+10)
Expert/inn/en insgesamt 97 (+5)
Mediengestaltung, Werbung, Marketing 97 (+14)
Rechtswissenschaften 74 (-10)
Sozialwesen 69 (+1)
Psychologie 67 (-4)
Naturwissenschaften 66 (+0)
Geistes-, Gesellschaftswiss., Publizismus 57 (+2)
Lehrkräfte 56 (+4)
Verwaltung, Bibliothek 47 (-14)
Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

36
1.9 Akademischer Nachwuchs kräfteengpässe dürften sich vor allem in
Gesundheitsberufen ergeben.
Wie viele Jungakademiker zukünftig
dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen Studierendenzahl erreicht neues
werden, wird beeinflusst durch die Allzeithoch
demografische Entwicklung, die Insgesamt waren im Wintersemester
Studierneigung junger Menschen, 2018/1930 rund 2,87 Millionen Studie-
Ausmaß und Struktur von Zu- und rende immatrikuliert, ein Prozent mehr
Abwanderung oder auch Reformen des als im Vorjahr und 41 Prozent mehr als
Bildungssystems. vor zehn Jahren. Damit erreichte die
Studierendenzahl ein neues Allzeit-
Demografisch bedingt geht mittelfristig hoch.
die Zahl junger Menschen zurück. Dies
könnte aber durch eine steigende Trend zum Studium setzt sich auf
Studierneigung oder Zuwanderung hohem Niveau fort
ausgeglichen werden. Die BIBB-IAB- 509.000 Personen, davon 51 Prozent
Qualifikations- und Berufsfeldprojektio- Frauen, nahmen im Studienjahr 2018/19
nen29 rechnen damit, dass bis 2035 ein Studium in Deutschland auf. Die
wesentlich mehr Akademiker ins Zahl der Neueinschreibungen ist damit
Erwerbsleben eintreten als ausschei- ein Prozent geringer als im Vorjahr. Sie
den. Das Angebot an akademischen bewegt sich nur wenig unter dem
Arbeitskräften dürfte insgesamt den Rekordjahr 2011/12. Damals gab es mit
Ersatzbedarf übersteigen. Da jedoch fast 519.000 die meisten Studienanfän-
der wirtschaftliche Strukturwandel ger (Abbildung 26). Nach Phasen der
zusammen mit der fortschreitenden Stagnation in den 1990er Jahren und
Digitalisierung einen steigenden Bedarf von 2004 bis 2006 zeigen die Studien-
an akademisch gebildeten Arbeitskräf- anfängerzahlen seit 2007 einen klaren
ten mit sich bringen dürfte, könnten die Aufwärtstrend. 2018/19 begannen
Hochschulabsolventen der nächsten 28 Prozent mehr Menschen eine
Jahre auf dem Arbeitsmarkt auch akademische Ausbildung als zehn Jah-
nachgefragt werden. Längerfristig bleibt re zuvor. Bezogen auf die Bevölkerung
allerdings laut BIBB und IAB offen, ob nimmt mittlerweile fast jeder Zweite ein
alle Hochschulabsolventen eine ihrer Studium auf. Die Studienanfängerquote
Qualifikation entsprechende Beschäfti- betrug 2017 46 Prozent (ohne Auslän-
gung werden finden können. Arbeits- der, die ihre Hochschulzugangsberech-
29
BIBB Report 3/2016 und 7/2018. 30
Statistisches Bundesamt; vorläufige Ergebnisse.

37
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

tigung nicht in Deutschland erworben Rückgang auf 465.000 Studienanfänger


haben).31 Daran lässt sich die Bildungs- im Jahr 2025. Das entspricht etwa dem
expansion der letzten Jahre ablesen: Niveau des Jahres 2010. Allerdings
2005 hatte nicht einmal jeder Dritte ein haben in den letzten Jahren die
Studium begonnen (31 Prozent). tatsächlichen Erstsemesterzahlen die
erwarteten jeweils merklich übertroffen.
Auch in den nächsten Jahren viele
Erstsemester Mehr Prüfungen, aber viele Weiter-
Die Kultusministerkonferenz geht in studierende
ihrer Vorausberechnung der Studienan- Die Zahl der erfolgreichen Hochschul-
fängerzahlen aus dem Jahr 201432 für prüfungen ist 2017 auf rund 502.000
2019 von weiterhin knapp 500.000 gestiegen – ein erneuter Rekord und im
Studienanfängern aus. Für die nächsten Vergleich zum Vorjahr ein Plus von
Jahre erwartet sie einen allmählichen 2 Prozent (Abbildung 26). Seit Anfang
des Jahrtausends steigt die Zahl der
31
Statistisches Bundesamt, Fachserie 11, Reihe 4.3 Absolventen kontinuierlich und hat sich
32
KMK: Vorausberechnung der Studienanfängerzah-
len 2014-2025 – Stand 8.5.2014. gegenüber 2008 um 65 Prozent erhöht.

$EELOGXQJ

6WXGLHQDQIlQJHU XQG$EVROYHQWHQ]DKOHQEOHLEHQDXIKRKHP1LYHDX
6WXGLHUHQGHLP+RFKVFKXOVHPHVWHUXQGEHVWDQGHQH3UIXQJHQ
$E9RUDXVEHUHFKQXQJGHU.XOWXVPLQLVWHUNRQIHUHQ]9HUlQGHUXQJHQJHJHQEHU9RUMDKU

 6WXGLHUHQGH LP


  +RFKVFKXOVHPHVWHU

 

  %HVWDQGHQH 3UIXQJHQ


  
RKQH %DFKHORUGLHHLQHQ
0DVWHUDQVFKOLH‰HQ

 




        
'DWHQTXHOOH6WDWLVWLVFKHV%XQGHVDPW9RUDXVEHUHFKQXQJ.0.3UIXQJHQRKQH%DFKHORUGLHHLQHQ0DVWHUDQVFKOLH‰HQ6WDWLVWLVFKHV
%XQGHVDPW'=+:HLJHQH%HUHFKQXQJHQ

38
Allerdings ist diese Steigerung mit um 2 Prozent gestiegen. Der in den
Zurückhaltung zu interpretieren. Ein Teil vergangenen Jahren aufgetretene
des Anstiegs wurde auch dadurch Effekt überzeichneter Wachstumsraten
hervorgerufen, dass mit den Bachelor- durch die Einführung der Bachelorab-
prüfungen eine neue Prüfungsart schlüsse zeigt sich seit 2016 nicht
eingeführt wurde, für die vorher kein mehr, weil der Anteil der Bachelorprü-
Pendant existierte. Mehr als die Hälfte fungen sich jetzt bei etwas über
der Prüfungen führte 2017 zu einem 50 Prozent eingependelt hat und nicht
Bachelorabschluss (55 Prozent)33. mehr weitergestiegen ist.
2008 lag ihr Anteil noch bei 14 Prozent,
2011 bei 43 Prozent. Nur der kleinere Vor dem Hintergrund konstant hoher
Teil startet sofort nach dem Bachelor- Studienanfängerzahlen ist zu erwarten,
abschluss in das Berufsleben, viele dass die Zahl der Absolventen in den
setzen das Studium fort. Beim Absol- nächsten Jahren auf ähnlichem Niveau
ventenjahrgang 2013 nahmen 82 Pro- bleiben wird.
zent der Uni-Absolventen nach dem
Bachelor ein Masterstudium in Angriff; Zuwächse vor allem in den Rechts-,
an den Fachhochschulen war es mit Wirtschafts- und Sozialwissenschaf-
44 Prozent knapp jeder Zweite.34 ten sowie den Ingenieurwissen-
schaften
Deshalb ist die Zahl der akademischen Um einzuschätzen, wie viele Absolven-
Berufseinsteiger in Wirklichkeit nicht so ten 2017 in den einzelnen Fachrichtun-
groß, wie die Prüfungszahlen vermuten gen dem Arbeitsmarkt neu zur Verfü-
lassen und es ist sinnvoll, die Angaben gung standen, sind bei den folgenden
ohne die weiter studierenden Bachelor Prüfungszahlen die Bachelorprüfungen
zu betrachten: Die dem Arbeitsmarkt herausgerechnet, bei denen sich ein
neu zur Verfügung stehende Absolven- Masterstudium anschließt.
tenzahl lag 2017, so berechnet, bei
rund 348.000. Das waren 20 Prozent Fast 40 Prozent der Absolventen hatten
mehr als 2008 (statt 65 Prozent, ein Studium der Rechts-, Wirtschafts-
berechnet mit der unbereinigten und Sozialwissenschaften abgeschlos-
Prüfungszahl). Im Vergleich zum sen. Mit rund 136.000 Berufsanfängern
Vorjahr ist die Zahl der Berufseinstei- setzt sich, unterbrochen durch eine
ger, wie die Gesamtzahl der Prüfungen, Phase der Stagnation in den Jahren
33
Ohne Lehrämter.
2010 bis 2012, der Aufwärtstrend im
34
Quelle: DZHW: Forum Hochschule 1/2016. Jahr 2017 fort. Im Vergleich zum

39
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

Vorjahr gab es 4 Prozent mehr Berufs- In den Naturwissenschaften gibt es seit


starter (Abbildung 27). 2004 steigende Nachwuchszahlen.
41.000 Mathematiker und Naturwissen-
Knapp jeder vierte Absolvent war ein schaftler standen 2017 dem Arbeits-
Ingenieur oder Informatiker. Mit 83.000 markt neu zur Verfügung, ein leichtes
Nachwuchs-Technikern waren dies Plus gegenüber dem Vorjahr.
4 Prozent mehr als im Vorjahr. Die viel
diskutierten Fachkräfteengpässe bei Nach wie vor hoch ist ebenfalls das
Ingenieuren resultieren in erster Linie Interesse an den Geisteswissenschaf-
aus dem Einbruch der Absolventenzah- ten. Jeder neunte Berufseinsteiger legte
len in den Jahren ab 1997. Seit 2003 2017 eine Abschlussprüfung in dieser
nimmt die Zahl der Absolventen wieder Fächergruppe ab. Das waren etwa
zu. Aktuell übersteigt die Zahl der 40.000 Menschen, ein Prozent weniger
Berufseinsteiger sehr deutlich den als im Vorjahr.
bisherigen historischen Peak des
Jahres 1996 (58.000). Im Gegensatz zu den anderen Fächer-
gruppen zeigen sich die Humanmedizin

Abbildung 27

Zuwachs vor allem in den Rechts-, Wirtschafts- und


Sozialwissenschaften sowie den Ingenieurwissenschaften
Bestandene Prüfungen ohne weiterstudierende Bachelor, Veränderung zum Vorjahr in Klammern

136.000 (+4%)
136.000
Rechts-, Wirtschafts-,
Sozialwissenschaften

83.000 (+4%)
Ingenieurwesen, Informatik

66.000
40.000 (-1%)
53.000 Geisteswissenschaften
41.000 (+0,7%)
Mathematik, Naturwissensch.
26.000
21.000 27.000 (+1%)
18.000 Humanmedizin, Gesundheits-
wissenschaften

1993 1996 1999 2002 2005 2008 2011 2014 2017


Datenquelle: Statistisches Bundesamt, DZHW, eigene Berechnungen, einschl. Lehrämter

40
und die Gesundheitswissenschaften Lehramtsabschluss zum Ziel hatten,
über die Jahre – trotz Ärztemangel – 11 Prozent ein Staatsexamen oder
vergleichsweise konstant. Dabei spielt einen sonstigen universitären Ab-
die Steuerung über Zulassungsbe- schluss und 4 Prozent eine Promotion.36
schränkungen in der Medizin eine Der Anteil der Studienanfänger in den
große Rolle. Der aktuell leichte Zu- neuen Studiengängen ist damit so hoch
wachs von einem Prozent bei den wie in den zwei Vorjahren und scheint
Berufseinsteigern geht überwiegend auf sich bei rund 86 Prozent einzupendeln.
den Studienbereich Gesundheitswis- Insgesamt sind nun vier von fünf der
senschaften zurück. In der Humanmedi- Studierenden in einem gestuften
zin fiel der aktuelle Anstieg geringfügig Studiengang eingeschrieben (Abbil-
aus – ebenso wie in den letzten dung 28).
zehn Jahren.
Seit 2011 werden mehr Bachelor- und
Bachelor und Master sind zum Masterabschlüsse als traditionelle
Regelabschluss geworden Studienabschlüsse erworben. Mit rund
Peu à peu haben Bachelor und Master 413.000 Absolventen schlossen 2017
die traditionellen akademischen 84 Prozent ihr Studium als Bachelor
Abschlüsse überholt. Im Wintersemes- oder Master ab. Mehr als die Hälfte der
ter 2018/19 führten 92 Prozent aller Prüfungen entfiel dabei auf Bachelor-,
Studiengänge zu einem Bologna-Ab- ein knappes Drittel auf Masterabsolven-
schluss. An Fachhochschulen liegt die ten.
Quote sogar bei 99 Prozent, an
Universitäten bei 89 Prozent.35 Die 1.10 Berufseinstieg mit Bachelor-
meisten der nicht umgestellten Studien- abschluss
gänge sind solche, die mit Staatsexa-
men abschließen oder im Zuständig- Bachelor und Master sind am Arbeits-
keitsbereich der Kirchen liegen. Eine markt angekommen. Laut Mikrozensus
Umstellung ist nicht geplant. verfügten 2017 fast 2,1 Millionen
Erwerbstätige über einen Bologna-Ab-
86 Prozent der Studienanfänger im schluss. Davon hatten 1,21 Millionen
Wintersemester 2017/18 strebten einen einen Bachelorabschluss und rund
Bachelor- oder Masterabschluss an,
während 3 Prozent einen „klassischen“ 36
Studienanfänger - Studierende im 1. Fachsemester.
Die Zahl der Bachelor- und Masterprüfungen schließt
Quelle: Hochschulrektorenkonferenz: Statistiken zur
35
jeweils auch Lehramtsstudierende mit Bachelor oder
Hochschulpolitik 1/20178 Masterprüfung ein.

41
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

$EELOGXQJ

%DFKHORUXQG0DVWHUKDEHQVLFK]XP5HJHODEVFKOXVVHQWZLFNHOW
$QWHLOH%DFKHORUXQG0DVWHUDQDOOHQ6WXGLHUHQGHQEHVWDQGHQHQ3UIXQJHQ

6WXGLHUHQGH LP 6WXGLHUHQGH %HVWDQGHQH 3UIXQJHQ


)DFKVHPHVWHU

 
    



    %DFKHORU
  



  0DVWHU


    
 

        


:LQWHUVHPHVWHU 0DVWHU :LQWHUVHPHVWHU 3UIXQJVMDKUH

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6RPPHUVHPHVWHUXQGYRUKHUJHKHQGHV:LQWHUVHPHVWHU

852.000 einen Master. Diese Zahlen Die Mehrheit der Uni-Bachelor


sprechen dafür, dass der Bachelor im schließt ein Masterstudium an
Allgemeinen akzeptiert wird, trotz aller Vor allem den Studierenden an einer
Skepsis, die ihm anfänglich entgegen- Universität reicht ein Bachelorabschluss
gebracht wurde und zum Teil heute nicht aus. Der weit überwiegende Teil
noch wird. startet nach der Bachelorprüfung nicht
in das Berufsleben, sondern schreibt
Eine umfassende Befragung des sich in einen Masterstudiengang ein.
Absolventenjahrganges 2013 schätzt Vier von fünf Uni-Absolventen haben in
die Arbeitsmarktakzeptanz im Großen den eineinhalb Jahren nach ihrem
und Ganzen positiv ein.37 Gleichwohl Bachelorabschluss ein Masterstudium
zeigen sich auch Schwierigkeiten beim begonnen; bei den Fachhochschulab-
Berufseinstieg, die vor allem bei solventen war es knapp jeder Zweite
Uni-Absolventen mit Bachelorabschluss (Abbildung 29). Besonders hoch ist der
häufiger zu Tage treten. Anteil der Weiterstudierenden in den
Ingenieurwissenschaften, den Natur-
37
DZHW: Forum Hochschule 1/2016. wissenschaften und den Lehrämtern.

42
Darüber hinaus plant jeder fünfte
Abbildung 29
Fachhochschulbachelor zu einem
Die meisten Universitätsbachelor studieren weiter
späteren Zeitpunkt den Master nachzu- im Gegensatz zu Fachhochschulbachelor
holen; bei Uni-Bachelor beträgt dieser Verbleib von Bachelorabsolvent/inn/en eineinhalb Jahre
nach Studienabschluss, Anteile in Prozent
Anteil acht Prozent.
82

Für die Hälfte der Studierenden an


65
einer Universität stand bereits vor dem
Bachelorstudium fest, anschließend ein
Masterstudium aufzunehmen. Lediglich 44

neun Prozent haben sich erst nach dem


Abschluss für ein Weiterstudieren 25

entschieden. An den Fachhochschulen


wurde die Entscheidung für ein Master- Master- Erwerbs-
studium tätigkeit
studium mehrheitlich erst während des
FH Uni
Studiums (56 Prozent) oder nach dem Datenquelle: DZHW, Befragung des Absolventenjahrgangs 2013
*Mehrfachnennungen möglich
Studium (30 Prozent) getroffen.
Im positiven Fall können diese „späten“
Entscheidungen dafür stehen, dass sich Arbeitslosigkeit spielt beim Be-
bei den Bachelorstudierenden das rufseinstieg kaum eine Rolle
fachliche Interesse im Laufe des Spiegelbildlich zu den unterschiedlichen
Studiums erhöht hat und der Wunsch Übergangsquoten in ein Masterstudium
nach Vertiefung entstanden ist. Im ergibt sich bei den Fachhochschulba-
negativen Fall kann die Entscheidung chelor eine mit 65 Prozent relativ hohe
für ein Masterstudium Ausdruck von Erwerbstätigenquote. Von den Universi-
Problemen sein, mit dem Bachelorab- tätsbachelor wird dagegen nur ein
schluss eine passende Arbeitsstelle zu kleiner Teil im Zeitraum von anderthalb
finden. Tatsächlich begründeten Jahren nach dem Bachelorabschluss
Fachhochschulabsolventen, die sich erwerbstätig (25 Prozent).38
erst nach dem Bachelorabschluss für
ein Weiterstudieren entschieden haben,
ihre Entscheidung häufiger damit, dass
Aufgrund des relativ langen Befragungszeitraumes
38

es ein zu geringes Stellenangebot gäbe von etwa eineinhalb Jahren und nicht immer fließender
und dass Unternehmen häufig Be- Übergänge zwischen Studium und Erwerbstätigkeit
ergeben sich durch Mehrfachnennungen Anteile von
rufserfahrung, Spezialkenntnisse oder erwerbstätig gewordenen Absolventen und Masterstu-
einen anderen Abschluss fordern. dierenden von zusammen über 100 Prozent.

43
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

Positiv festzuhalten ist, dass Praktika Anforderungen einem Hochschulab-


und Übergangstätigkeiten wie Jobben schluss entsprechen (Abbildung 30).
oder Honorartätigkeiten beim Be- Dabei sind Fachhochschulbachelor mit
rufseinstieg kaum eine Rolle spielen. 80 Prozent häufiger adäquat beschäftigt
Auch Arbeitslosigkeit tritt nur selten auf. als Universitätsbachelor mit 69 Prozent.
Die Arbeitslosenquote lag für Fach- Dieser große Unterschied hängt auch
hochschulabsolventen bei 3 Prozent, für mit dem unterschiedlichen Fächermix
Uni-Absolventen sogar bei nur 2 Pro- von Universitäten und Fachhochschulen
zent.39 Allerdings bestätigen sich die zusammen. Nach Fachrichtungen
größeren Schwierigkeiten der Sprach- betrachtet schnitten die Geisteswissen-
und Kulturwissenschaftler beim schaften am schlechtesten ab. Hier
Berufseinstieg, die von den klassischen gingen 32 Prozent einer Arbeit nach,
Abschlüssen her bekannt sind. die keinen Hochschulabschluss
Der Anteil Arbeitsloser lag hier mit erforderte. Auch in den Wirtschaftswis-
7 Prozent (Fachhochschulen) und senschaften ist rund jeder Vierte
5 Prozent (Uni) über dem Durchschnitt. unterwertig beschäftigt. Die besten
Auch Übergangstätigkeiten, Praktika Ergebnisse waren für Ingenieurabsol-
und Volontariate nahmen in diesem venten der Fachhochschulen zu
Berufsfeld einen größeren Raum ein verzeichnen.
(FH 13 Prozent, Uni 14 Prozent).
Einstiegsgehälter bei Fachhoch-
Fachhochschulbachelor häufiger in schulbachelor höher
adäquater Beschäftigung Das durchschnittliche Vollzeit-Jahres-
Als Qualitätskriterien der Erwerbstätig- gehalt belief sich ca. eineinhalb Jahre
keit können Aussagen zur Adäquanz nach dem Universitätsstudium auf
der Beschäftigung, zum Einkommen 33.200 Euro. Das Einkommen von
und zur individuellen Gesamtzufrieden- Fachhochschulbachelor fiel mit
heit herangezogen werden. 39.100 Euro höher aus. Diese Abstufun-
gen zwischen den Verdiensten zeigen
Die Mehrheit der erwerbstätigen Bache- sich in allen Fachrichtungen. Zu den
lor übt ca. eineinhalb Jahre nach dem besseren Verdienstaussichten von
Studium eine Tätigkeit aus, deren Fachhochschulabsolventen trägt bei,
Die Angaben in diesem Absatz beziehen sich auf
39 dass überproportional viele bereits mit
die Befragung des Absolventenjahrgangs 2009, da für einer abgeschlossenen Berufsausbil-
den Absolventenjahrgang 2013 keine entsprechenden
Angaben veröffentlicht sind. Quelle: HIS: Forum Hoch- dung in ihr Studium gestartet sind. Sie
schule 17/2011. verfügten somit über Berufserfahrung

44
$EELOGXQJ

'LH0HKU]DKOGHU%DFKHORUEWHLQHDGlTXDWH7lWLJNHLWDXV
(LQVFKlW]XQJGHV$GlTXDQ]QLYHDXVGHUDNWXHOOHQ7lWLJNHLW$QWHLOHLQ3UR]HQW
%DFKHORUDEVROYHQWLQQHQFDHLQHLQKDOE-DKUHQDFKGHP$EVFKOXVV

PLQG%DFKHORU NHLQHQ +RFKVFKXO


DEVFKOXVV DEVFKOXVV
%DFKHORU)+LQVJHVDPW
%DFKHORU)+LQVJHVDPW  

,QJHQLHXUZLVVHQVFKDIWHQ  

:HOFKHQ$EVFKOXVV :LUWVFKDIWVZLVVHQVFKDIWHQ  
HUIRUGHUWGLHDXVJHEWH
7lWLJNHLW" 6R]LDOZHVHQ  

%DFKHORU8QLLQVJHVDPW
%DFKHORU8QLLQVJHVDPW  

,QJHQLHXUZLVVHQVFKDIWHQ  
0DWKHPDWLN
 
1DWXUZLVVHQVFKDIWHQ
*HLVWHVZLVVHQVFKDIWHQ  

:LUWVFKDIWVZLVVHQVFKDIWHQ  

'DWHQTXHOOH'=+:%HIUDJXQJGHV$EVROYHQWHQMDKUJDQJV

und waren älter als ihre Kommilitonen Hohe Unzufriedenheitswerte gab es in


von Universitäten. Unabhängig davon den Geisteswissenschaften und den
überrascht es nicht, dass die Ingenieur- Sozial- und Politikwissenschaften, wo
wissenschaften die höchsten Einstiegs- jeder vierte bis fünfte wenig bzw.
gehälter erzielen und Geisteswissen- überhaupt nicht zufrieden war. Insbe-
schaften die geringsten. sondere im Hinblick auf Einkommen
und Aufstiegsmöglichkeiten herrschte
Hohe Berufszufriedenheit in den hier Unzufriedenheit. Deutlich höhere
Ingenieurwissenschaften Zufriedenheitswerte wurden dagegen in
Fachhochschulbachelor waren einein- den Ingenieurwissenschaften regist-
halb Jahre nach dem Studium etwas riert, gefolgt von den Wirtschaftswis-
häufiger (sehr) zufrieden mit ihrer senschaften und Lehrämtern.
beruflichen Situation als Hochschulba-
chelor (59 Prozent versus 52 Prozent).
Ausdrücklich unzufrieden war bei
beiden Hochschularten nur eine
Minderheit von 15 bzw. 14 Prozent.

45
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

Vielfältige Einsatzbereiche in
$EELOGXQJ
Technik und Wirtschaftswissen-
(LQVDW]EHUHLFKHIU%DFKHORU 7HFKQLN
schaften $QWHLOHGHU8QWHUQHKPHQGLH%DFKHORULQGLHVHQ%HUHLFKHQ
HLQVHW]HQ
Die Unternehmen in Deutschland sehen
für Bachelorabsolventen eine weite
Palette von Einsatzfeldern vor. Ingeni- 
0DUNHWLQJ
XQG9HUWULHE
eure werden am häufigsten in der
Konstruktion, in Forschung und
Entwicklung oder in Marketing und  

3URGXNWLRQ .RQVWUXNWLRQ

Vertrieb eingesetzt.40 Es folgen Produk- )RUVFKXQJXQG


(QWZLFNOXQJ
tion, Beratung, Schulung und Kunden-
dienst sowie Montage und fertigungs-
nahe Dienste (Abbildung 31). Es gibt 
allerdings auch Restriktionen. So 6FKXOXQJ
.XQGHQ
 GLHQVW
zeigen sich Arbeitgeber zurückhaltend 0RQWDJH %HUDWXQJ

gegenüber Bachelorabsolventen, wenn 'DWHQTXHOOH ,:3HUVRQDOSDQHO$QWHLOHEH]RJHQDXI8QWHUQHKPHQGLHEHUHLWV


%DFKHORUHLQJHVWHOOWKDEHQXQGIUGLHGHUMHZHLOLJH%HUHLFKUHOHYDQWLVW
es um forschungsintensive Aufgaben
geht oder vertiefte Spezialkenntnisse
gefordert sind.41 auch in betriebs- und volkswirtschaftli-
chen Abteilungen, im Personalwesen,
Vier von fünf Unternehmen, die im Finanzmanagement, Einkauf,
Wirtschaftswissenschaftler mit Bache- Öffentlichkeitsarbeit oder in der
lorabschluss eingestellt haben, nennen Assistenz der Geschäftsleitung (Abbil-
Rechnungswesen, Controlling und dung 32).
Marketing, Marktforschung und Vertrieb
als wichtigste Einsatzbereiche. Wirt- Projektaufgaben und Sachbearbei-
schaftswissenschaftler arbeiten häufig tung als Einstieg
In der Regel werden die Berufseinstei-
40
Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft:, ger mit der eigenständigen Bearbeitung
Institut der deutschen Wirtschaft Köln: Karrierewege
für Bachelorabsolventen, Essen 2015. Die Befragung
einer Projektaufgabe betraut oder sie
richtet sich nur an Absolventen der Ingenieur- und arbeiten in der Sachbearbeitung nach
Wirtschaftswissenschaften. Anweisung. Die Mehrheit der Unterneh-
41
Qualitative Interviews mit Großunternehmen in:
Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Hoch- men, die derzeit Bachelor beschäftigen,
schulinformationssystem (HIS), Institut der deutschen sehen hierin Einstiegspositionen. Nicht
Wirtschaft Köln: Mit dem Bachelor in den Beruf – Arbeit-
smarktbefähigung und -akzeptanz von Bachelorstudier-
selten bekommen Bachelor auch die
enden und -absolventen, Essen 2011. Gesamtverantwortung für ein Projekt

46
ohne Personalführung übertragen (in die als Abteilungsleiter arbeiten. In
43 Prozent der Unternehmen), selten mehr als vier von fünf Betrieben haben
dagegen mit Personalverantwortung Bachelorabsolventen die Position der
(14 Prozent). Für Berufseinsteiger mit Projektleitung erreicht. Allerdings gibt
Masterabschluss werden diese Positio- es durchaus Karrierepositionen, die
nen zwar etwas häufiger vorgesehen Bachelorabsolventen verschlossen
(54 bzw. 22 Prozent); insgesamt sind bleiben. So gibt es in jedem fünften
jedoch Aufgaben mit hoher Verantwor- Unternehmen, das mehr als 250 Be-
tung die Ausnahme für Berufsanfänger, schäftigte hat, Aufgaben, für die ein
egal, welchen Abschluss sie haben. höherer Studienabschluss erwartet
wird. Oft betrifft das oberste Führungs-
Karriere ist mit dem Bachelorab- kräfte wie Vorstand oder Geschäftsfüh-
schluss möglich, aber es gibt auch rung, manchmal aber auch das mittlere
Restriktionen Management. Auch wissenschaftsnahe
Auch mit dem Bachelorabschluss kann oder sehr spezialisierte Fach- und
man Karriere machen. So gibt es in Leitungsaufgaben können Bewerbern
zwei von drei Unternehmen, die mit Masterabschluss oder Promotion
Bachelor beschäftigen, bereits welche, vorbehalten sein.

Leistungsmotivation ist entschei-


$EELOGXQJ
dend
(LQVDW]EHUHLFKHIU%DFKHORU
:LUWVFKDIWVZLVVHQVFKDIWHQ Wenn es um die Auswahl für höhere
$QWHLOHGHU8QWHUQHKPHQGLH%DFKHORULQGLHVHQ%HUHLFKHQ Fach- und Führungspositionen geht,
HLQVHW]HQ
spielt die Art des Abschlusses zwar
 
$VVLVWHQ]
/HLWXQJ
0DUNHWLQJ eine Rolle, aber nicht die größte: Für
0DUNW
IRUVFKXQJ
9HUWULHE
knapp jedes vierte Unternehmen ist ein
 Masterabschluss sehr wichtig oder eher
YRONVZLUWVFK
 $EWHLOXQJHQ wichtig, während für ähnlich viele

(LQNDXI
Unternehmen die Abschlussart völlig
5HFKQXQJVZHVHQ
&RQWUROOLQJ
unwichtig ist. Die Hälfte der Betriebe
 schätzt die Art des Abschlusses und
des besuchten Hochschultyps als eher
3HUVRQDO
ZHVHQ

  unwichtig ein. Viel zentraler für einen


)LQDQ]HQ
.RPPXQL
NDWLRQ
beruflichen Aufstieg sind Leistungsmoti-
'DWHQTXHOOH ,:3HUVRQDOSDQHO$QWHLOHEH]RJHQDXI8QWHUQHKPHQGLHEHUHLWV vation, die Identifikation mit den Zielen
%DFKHORUHLQJHVWHOOWKDEHQXQGIUGLHGHUMHZHLOLJH%HUHLFKUHOHYDQWLVW
des Unternehmens und die Kommuni-

47
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

kationsfähigkeit. Andere motivieren zu 1.11 Berufseinstieg mit Master-


können und führen zu wollen, ist abschluss
ebenfalls entscheidend für einen
beruflichen Aufstieg; ebenso wie Nach drei bis vier Monaten sind die
Bewährung im Unternehmen und meisten erwerbstätig
Bereitschaft zur Weiterbildung (Abbil- Mit 88 Prozent übte die Mehrzahl der
dung 33). Masterabsolventen des Absolventen-
jahrgangs 2013 eineinhalb Jahre nach
Fazit: Bachelor als neuer Abschluss dem Studium eine Erwerbstätigkeit aus.
akzeptiert An den Fachhochschulen, an denen die
Zusammengefasst zeigen die Ergebnis- Promotion seltener ist, waren es sogar
se: Die pauschale Befürchtung, der 95 Prozent.
Bachelorabschluss vermittle keine
Berufsbefähigung, ist unbegründet. Rund drei bis vier Monate haben die
Viele Unternehmen beschäftigen Master durchschnittlich nach einer
Bachelorabsolventen und auch ein Stelle gesucht. Am kürzesten war die
beruflicher Aufstieg ist möglich. Beim Suchzeit bei Absolventen der Informatik
Berufseinstieg und den Beschäftigungs- sowie von Architektur und Bauingeni-
chancen zeigt sich allerdings eine eurwesen. Mit bis zu sechs Monaten
ähnliche Abstufung der Fachrichtungen dauerte dagegen die Suche in den
wie bei den herkömmlichen Ab- Sozial- und Politikwissenschaften, in
schlussarten: In den MINT-Fächern gibt den Geisteswissenschaften, in Psycho-
es überdurchschnittlich gute Chancen, logie, Pädagogik oder auch bei Wirt-
in den Sprach-, Kultur- und Geisteswis- schaftswissenschaftlern von Fachhoch-
senschaften ist es schwieriger, denn schulen etwas länger.
hier sind einschlägige Arbeitsplätze rar.
Im Vergleich der Hochschularten gelingt Mehrheit ist adäquat beschäftigt
der Berufsstart den Fachhochschulba- Mit Blick auf die Adäquanz der ausge-
chelor besser als den Bachelor von übten Tätigkeit hat sich der Masterab-
Universitäten. schluss vor allem für Universitätsabsol-
venten gelohnt. Gaben noch lediglich
69 Prozent der Uni-Bachelor an, eine
Tätigkeit auszuüben, für die ein
Hochschulabschluss notwendig war,
stieg dieser Anteil bei den Uni-Master-
absolventen auf 94 Prozent. Allerdings

48
Abbildung 33

Formaler Abschluss eher zweitrangig für die Karriere −


Leistungsmotivation oder Identifikation sind wichtiger
Auswahlkriterien für höhere Fach- und Führungspositionen, Anteile in Prozent
eher
sehr wichtig wichtig
Leistungsmotivation 80 19
Identifikation mit den
Unternehmenszielen
78 21

Kommunikationsfähigkeit 70 29

Fähigkeit, andere zu motivieren 61 37

Bewährung im Unternehmen 59 34

Führungsmotiviation 59 36

Weiterbildungsbereitschaft 42 52

Uni- statt Fachhochschulabschluss 5 23

Master-Abschluss nach dem Bachelor 3 19

Doktortitel 1 4

Datenquellen: IW-Personalpanel 2014

waren darunter 8 Prozent, für deren Uni-Master bringt deutlichen Ge-


Aufgabenwahrnehmung auch ein haltsgewinn gegenüber dem Uni-Ba-
Bachelorabschluss ausgereicht hätte chelor
(Abbildung 34). Nur für die Tätigkeit von Das durchschnittliche Jahreseinkom-
5 Prozent der Uni-Master wäre ein men von vollzeiterwerbstätigen Master-
Hochschulabschluss vollständig absolventen von Universitäten über-
entbehrlich gewesen. Auch bei den steigt mit 43.600 Euro das ihrer
Masterabsolventen von Fachhochschu- Uni-Kommilitonen mit Bachelorab-
len übte mit 92 Prozent der Großteil schluss (33.200 Euro) deutlich. Der
eine Tätigkeit aus, die einen Hochschul- Gehaltsunterschied zwischen Bachelor
abschluss erforderte. Aber 21 Prozent (39.100 Euro) und Master an Fachhoch-
hätten ihre Stelle auch mit Bachelorab- schulen (44.100 Euro) fällt bei Weitem
schluss erhalten, so dass sich nur nicht so groß aus. Aus der Einkom-
71 Prozent als abschlussadäquat mensperspektive zahlt sich also
beschäftigt sahen. offensichtlich vor allem für Studierende
an einer Universität ein Masterstudium
aus, während Absolventen von Fach-

49
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

$EELOGXQJ

0HKUKHLWGHU0DVWHUDEVFKOXVVDGlTXDWEHVFKlIWLJWIUMHGHQIQIWHQ)+
0DVWHUKlWWHDEHUHLQ%DFKHORUJHQJW
(LQVFKlW]XQJGHV$GlTXDQ]QLYHDXVGHUDNWXHOOHQ7lWLJNHLW$QWHLOHLQ3UR]HQW
0DVWHUDEVROYHQWLQQHQFDHLQHLQKDOE-DKUHQDFKGHP$EVFKOXVV

:HOFKHQ$EVFKOXVV
HUIRUGHUWGLHDXVJHEWH
7lWLJNHLW"

PLQG0DVWHU PLQG%DFKHORU NHLQHQ +RFK


DEVFKOXVV DEVFKOXVV VFKXODEVFKOXVV

0DVWHU)+   

0DVWHU8QL   

'DWHQTXHOOH'=+:%HIUDJXQJGHV$EVROYHQWHQMDKUJDQJV

hochschulen bereits mit Bachelorab- Merklich geringer sind die Gehälter


schluss vergleichsweise viel verdienen dagegen in den Geistes- sowie
und der Master nur noch einen kleine- Sozial- und Politikwissenschaften.
ren Gehaltszuwachs bringt. Letzten
Endes sind aber die Einkommensunter- Master häufiger zufrieden als
schiede zwischen Uni-Master und Bachelor
FH-Master geringfügig. Bei den Masterabsolventen ist der
Anteil derjenigen, die mit ihrer berufli-
Hinsichtlich der Fachrichtungen ergibt chen Situation zufrieden sind, bei
sich die gleiche Abstufung wie bei den beiden Hochschularten höher als bei
Bachelorstudiengängen. Die höchsten den Bachelorabsolventen. Lediglich
Einkommen werden in den Ingenieur- 11 bzw. 13 Prozent zeigen sich explizit
wissenschaften erzielt, gefolgt von der unzufrieden (Abbildung 35). Die
Informatik und den Wirtschaftswissen- meisten negativen Einschätzungen gibt
schaften. es in den Sozial- und Politikwissen-
schaften, gefolgt von den Geisteswis-
senschaften und der Psychologie und

50
Pädagogik. Die Bewertungen dieser Master gut positioniert, aber Unter-
seit jeher für ihre schwierigere Marktpo- schiede nach Studienfächern
sition bekannten Studienfächer führen Insgesamt bestätigt die Befragung,
dazu, dass der Anteil der zufriedenen dass der Master als neue Abschlussart
Masterabsolventen von Universitäten gut positioniert ist. Ein wenig verhalte-
insgesamt geringer ausfällt als an ner scheint sich die berufliche Situation
Fachhochschulen. Vergleicht man aber dabei für die Masterabsolventen von
die großen Fächergruppen Ingenieur- Fachhochschulen darzustellen. Hier
wesen, Wirtschaftswissenschaften und fallen die Vorteile gegenüber dem
Informatik miteinander, die an beiden FH-Bachelorabschluss nicht so deutlich
Hochschularten gelehrt werden, aus wie bei den Absolventen von
bewerten die Universitätsmaster ihre Universitäten. Das liegt aber auch
Situation häufiger positiv als Fachhoch- daran, weil der FH-Bachelor am
schulmaster. Arbeitsmarkt besser platziert ist als der
Uni-Bachelor. Im Vergleich der Hoch-
schularten schneidet der Universitäts-
master in Punkto Adäquanz der

Abbildung 35

Master häufiger zufrieden als Bachelor


Zufriedenheit mit der beruflichen Situation, Anteile in Prozent
Absolvent/inn/en ca. eineinhalb Jahre nach dem Abschluss

11 13 (sehr)
15 14
unzufrieden

22 weder noch
24
26
34

(sehr) zufrieden
68 63
59
52

Bachelor FH Bachelor Uni Master FH Master Uni

Datenquelle: DZHW, Befragung des Absolventenjahrgangs 2013

51
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

ausgeübten Tätigkeiten oder beruflicher


Zufriedenheit etwas besser ab als der
Master von Fachhochschulen.

Entscheidender als die Hochschulart ist


für den beruflichen Erfolg und die
Berufszufriedenheit nach wie vor das
Studienfach. Ähnlich wie beim
Bachelor­abschluss oder auch beim
traditionellen Diplomabschluss fällt es
Absolventen der Informatik, der
Ingenieur- oder Wirtschaftswissen-
schaften in der Regel deutlich leichter
sich am Markt zu etablieren als den
Absolventen der Geistes- oder Gesell-
schaftswissenschaften.

52
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

2. Berufsgruppen

2.1 Ingenieurwesen fällt die Arbeitslosigkeit so gering aus,


dass man von Vollbeschäftigung
Überblick sprechen kann.
Dieses Kapitel betrachtet die ingenieur-
technischen Tätigkeitsfelder Besetzungsprobleme traten nach Daten
der Bundes­agentur für Arbeit vor allem
• Maschinen- und Fahrzeugtechnik in der Fahrzeug- und Automatisierungs-
• Mechatronik, Energie- und technik zu Tage. Im Maschinenbau
Elektrotechnik, haben die gestiegenen Absolventen-
• technische Forschung, zahlen der Vorjahre dazu geführt, dass
Entwicklung, Konstruktion und kein Fachkräftemangel mehr erkennbar
Produktion.42 ist. Der Trend zur Höherqualifizierung
und die hohe Studierendenzahl dürften
Ingenieure fanden auch 2018 einen das Fachkräftepotenzial auch weiter
sehr guten Arbeitsmarkt vor. Sowohl steigen lassen und zur Bewältigung des
der Bestand an gemeldeten Stellen als anstehenden Generationenwechsels
auch der Zugang an neuen Stellenoffer- beitragen.43
ten, der besser das Nachfragevolumen
eines Jahres beschreibt, fallen höher Zahl erwerbstätiger Ingenieurfach-
aus als im Jahr 2017. Das Nachfrage- kräfte deutlich gestiegen
hoch der Jahre 2011 und 2012 wurde Rund 1,1 Millionen Erwerbstätige
aber nicht mehr erreicht. Die Zahl der verfügten 2017 nach Angaben des
Beschäftigten ist 2018 weitergewach- Statistischen Bundesamtes über einen
sen. Gleichzeitig nahm die Zahl der Studienabschluss als Ingenieur in den
Arbeitslosen, die eine Tätigkeit als hier betrachteten Tätigkeitsfeldern. In
Ingenieur anstrebten, trotz hoher den letzten Jahren ist die Zahl der
Absolventenzahlen ab. Nach wie vor Erwerbstätigen deutlich gestiegen –
42
Damit ist nicht das gesamte ingenieurwissenschaft- im Vergleich zum Jahr 2008 um rund
liche Spektrum abgedeckt. Nicht berücksichtigt sind hier 214.000 oder knapp ein Viertel
zum Beispiel Ingenieure in Bergbau und Hüttenwesen,
in Bauwesen und Architektur (siehe Kapitel 2.2), Fein-
(Abbildung 36).
werktechnik, Medizintechnik oder Verkehrswesen. 43
vgl. auch BIBB Report 7/2018.

54
Abbildung 36

Erwerbstätigkeit weiter gestiegen


Erwerbstätige mit ingenieurwissenschaftlichem Abschluss* sowie erwerbstätige und
sozialversicherungspflichtig beschäftigte Ingenieurfachkräfte
1,1 Mio

885.000
799.000 818.000 Erwerbs-
tätige
731.000 747.000 753.000
689.000
Selb- 617.000
580.000 599.000
544.000 565.000 ständige

sozialvers.pfl.
Beschäftigte

45.000 Selbständige
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
* Ingenieurwesen allg., Maschinenbau, Verfahrenstechnik,
Verkehrstechnik, Energietechnik, Elektrotechnik und
Datenquellen: Statistisches Bundesamt, Statistik der Bundesagentur für Arbeit Produktionstechnik

Die Zahl der als Ingenieur Arbeitenden Für die größte Teilgruppe der abhängig
liegt allerdings deutlich unter einer Beschäftigten – nämlich Beschäftigte,
Million, da nicht jeder, der einmal ein die in einem sozialversicherungspflichti-
Ingenieurstudium abgeschlossen hat, gen Arbeitsverhältnis stehen – liegen
diesen Beruf aktuell ausübt: Der differenzierte Daten aus der Beschäfti-
Mikrozensus ermittelte rund gungsstatistik der Bundesagentur für
818.000 Erwerbstätige, die als Exper- Arbeit bereits für das Jahr 2018 vor.
ten in der Maschinen- und Fahrzeug- Danach waren 2018 insgesamt rund
technik, der Mechatronik, Energie- und 617.000 Ingenieurfachkräfte sozialversi-
Elektrotechnik oder der Forschung, cherungspflichtig beschäftigt. Das war
Entwicklung, Konstruktion oder Produk- ein Anstieg von 3 Prozent gegenüber
tion tätig waren.44 Der Großteil befand dem Vorjahr. Auch in den Vorjahren gab
sich in einem abhängigen Beschäfti- es Zuwächse von um die 3 Prozent.
gungsverhältnis. Nur 6 Prozent waren
als Selbständige tätig.

44
Berufshauptgruppen 25, 26 und 27 (KldB 2010).

55
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

Überdurchschnittliche Vakanzzeiten zu 152 Tagen in der Technischen


Selbst in der Wirtschaftskrise 2009 und Forschung und Entwicklung verzeich-
erst recht in den folgenden Jahren mit net. Im Vergleich zum letzten Jahr sind
guter wirtschaftlicher Lage war und ist die Vakanzzeiten bei gemeldeten
der Ingenieurarbeitsmarkt von der Stellen für Ingenieure wieder gestiegen,
Diskussion um den Fachkräftemangel nachdem sie in den letzten fünf Jahren
geprägt. Offene Stellen signalisieren für eher stagnierten (Abbildung 37). Am
sich allein aber noch keinen Fachkräfte- zügigsten gelang 2018 die Stellenbeset-
mangel. zung im Tätigkeitsfeld Produktionspla-
nung und -steuerung. Zeitlich aufwändi-
Als guter Gradmesser für Schwierigkei- ger gestaltete sich dagegen die
ten bei der Suche nach Fachkräften Personalsuche, wenn Ingenieure für
kann die Zeit herangezogen werden, Forschung und Entwicklung, für
die ein Unternehmen benötigt, um einen Mechatronik, Energie- und Elektrotech-
freien Arbeitsplatz zu besetzen. Ist nik oder für Maschinen- und Fahrzeug-
diese Vakanzzeit auffällig lang, könnte technik gefragt waren.
dies ein Anzeichen dafür sein, dass
Unternehmen Probleme bei der Engpässe in einzelnen Fachrichtun-
Stellenbesetzung in angemessener Zeit gen46
haben, weil entsprechende Fachkräfte Auf der Grundlage der Daten der
fehlen. Bundesagentur für Arbeit gibt es derzeit
keine Anhaltspunkte für einen generel-
In vielen Ingenieurfachrichtungen len Ingenieurmangel. Jedoch signalisie-
zeigen sich überdurchschnittliche ren überdurchschnittliche Vakanzzeiten
Vakanzzeiten. Während 2018 die und geringe Arbeitslosigkeit in einigen
durchschnittliche Vakanzzeit von Fachrichtungen einen Expertenmangel.
gemeldeten Stellen über alle Berufe45 Dies ist der Fall in der Fahrzeugtechnik,
115 Tage betrug, waren Stellenangebo- in der Automatisierung sowie im
te für Ingenieure im Schnitt bis zu Bereich Konstruktion und Gerätebau.47
135 Tage vakant. Im Vergleich zu den Im Durchschnitt belief sich die Vakanz-
Jahren 2012 und 2013 scheint sich die
Lage aber etwas entspannt zu haben.
46
vgl.: Bundesagentur für Arbeit: Blickpunkt Arbeits­
markt - Fachkräfteengpassanalyse Dezember 2018.
Damals wurden Vakanzzeiten von bis statistik.arbeitsagentur.de > Arbeitsmarktberichte >
Fachkräftebedarft
Sozialversicherungspflichtige Arbeitsstellen ohne
45 47
Berufsuntergruppe 2521 (KldB 2010). Angegebene
Helfer und ohne gemeldete Stellen von Zeitarbeitsunter- Werte beziehen sich auf die entsprechenden Berufs-
nehmen. gruppen.

56
Abbildung 37

Überdurchschnittliche Vakanzzeiten
Durchschnittliche Vakanzzeiten gemeldeter sozialversicherungspflichtiger Arbeitsstellen für
Expert/inn/en (gemessen beim Abgang, in Tagen, ohne Zeitarbeit)

152
148
140

136

135
134

131

129
126

126
125
122
121

121
120

119
119
119

117

115
115
113

110

107
104

103
103

102
102

101

99
99

97
97

86
84

79
78
76
65
2012

2018
2015
2016
2011

2013
2014

2017

1 2 3 4 5
Maschinen- und Mechatronik-, Technische Techn. Produktions- alle Berufe
Fahrzeugtechnik Energie- u. Forschung planung,-steuerung (ohne Helfer)
Elektroberufe und Entwicklung
Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

zeit hier auf jeweils mehr als 145 Tage. In anderen Fachrichtungen wie dem
Gleichzeitig kamen 2018 in diesen Maschinenbau oder der Ver- und
Feldern rechnerisch jeweils höchstens Entsorgung, hat sich die Suche nach
250 Arbeitslose auf 100 gemeldete Fachkräften in letzter Zeit entspannt.
Arbeitsstellen.48 Da in akademischen Dies schlägt sich statistisch in relativ
Berufen nur rund jede vierte bis fünfte moderaten Vakanzzeiten nieder.
offene Arbeitsstelle der Bundesagentur Offensichtlich führen die hohen
für Arbeit gemeldet wird, fällt diese Absolventenzahlen dazu, dass Unter-
Arbeitslosen-Stellen-Relation49 sehr nehmen ihre offenen Stellen wieder
knapp aus. Zusammen mit den gerin- leichter besetzen können.
gen Arbeitslosenquoten von deutlich
unter 3 Prozent, lässt dies auf einen
Fachkräftemangel schließen.
48
Bei Berechnung der Arbeitslosen-Stellen-Relation
sind keine Stellenangebote von Zeitarbeitsunternehmen
berücksichtigt.
49
Anzahl von Arbeitslosen, die rechnerisch auf eine
gemeldete Arbeitsstelle kommen.

57
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

2.1.1 Maschinen- und Fahrzeug- ten – weist die Beschäftigungsstatistik


technik der Bundesagentur für Arbeit für 2018
130.000 Personen aus. Das war ein
Der Artbeitsmarkt zeigt sich für Ingeni- Zuwachs von 3 Prozent gegenüber dem
eure der Maschinen- und Fahrzeug- Vorjahr. Der Beschäftigungsaufbau hat
technik nach wie vor sehr positiv. Die damit in den letzten zwei Jahren wieder
Zahl der Beschäftigten ist weiter leicht an Dynamik gewonnen, nachdem er im
gewachsen. Die Arbeitslosigkeit bewegt Jahr 2016 mit einem Plus von einem
sich auf Vollbeschäftigungsniveau und Prozent unterdurchschnittlich ausfiel.
ist weiter rückläufig. Die Zahl der Den Beschäftigungsschwerpunkt des
gemeldeten Stellen ist stabil. In der Berufsfeldes bilden mit fast 83.000 be-
Fahrzeugtechnik gab es, wie in den schäftigten Personen und einem Anteil
Vorjahren, vor allem im Süden und von knapp zwei Dritteln der Maschinen-
Westen Deutschlands Schwierigkeiten, bau und die Betriebstechnik. Dieser
offene Stellen in angemessener Zeit zu lässt sich in drei Teilbereiche gliedern:
besetzen. Im Gegensatz dazu zeigte Knapp 51.000 Ingenieurfachkräfte
sich im Maschinenbau eine Entspan- gestalten und optimieren beispielsweise
nung der Fachkräfteknappheit, wozu als Maschinenbau- oder Verfahrensin-
vor allem gestiegene Absolventenzah- genieur im Maschinenbau und in der
len beigetragen haben. In den kommen- Betriebstechnik Produktionsabläufe
den Jahren dürfte die weiterhin hohe oder entwickeln und konstruieren
Absolventenzahl der Ingenieurstudien- Maschinen und Fertigungsanlagen.
gänge noch vorhandene Engpässe Rund 19.000 sind im Technischen
abmildern. Service und der Instandhaltung tätig
und weitere fast 13.000 nehmen in
Großes Beschäftigungsfeld mit erster Linie Führungsaufgaben wahr
weiterhin leichtem Wachstum (Abbildung 38).
Rund 264.000 Maschinen- und Fahr-
zeugtechnik-Experten, deren Anforde- In Berufen der Fahrzeugtechnik waren
rungsprofil einer mindestens vierjähri- 2018 etwa 47.000 Experten sozialversi-
gen Hochschulausbildung oder cherungspflichtig beschäftigt, mit
vergleichbaren Kompetenzen ent- 28.000 die meisten in der Kraftfahr-
spricht, waren 2017 in Deutschland als zeugtechnik. Es folgt als weiterer,
Angestellte, Selbständige oder Beamte zahlenmäßig nicht zu unterschätzender
tätig. Für die größte Teilgruppe – die Tätigkeitsbereich die Luft- und Raum-
sozialversicherungspflichtig Beschäftig- fahrttechnik mit 10.000 Ingenieuren.

58
Abbildung 38

Maschinen- und Fahrzeugtechnik


Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte

Frauen

([SHUWLQQHQ
 7%
)DKU]HXJWHFKQLN VRQVWLJH

 )KUXQJVNUlIWH
  0DVFKLQHQEDX
  /XIW XQG
  %HWULHEVWHFKQLN
5DXPIDKUW
  
 

.I]  


7HFKQLN  55+

 22%
 

)KUXQJVNUlIWH
7HFKQ 6HUYLFH
,QVWDQGKDOWXQJ
([SHUWLQQHQ

0DVFKLQHQEDXXQG
%HWULHEVWHFKQLN
    
'DWHQTXHOOH6WDWLVWLNGHU%XQGHVDJHQWXUIU$UEHLW
Selbständige

8%
Arbeitslose und gemeldete Arbeitsstellen (jeweils Bestand)

4.600
4.300 4.300
4.200
4.000 4.100 4.100
4.000
3.800
3.600 Arbeitslose Entgelt
3.300
3.200
3.000 Gemeldete
2.900 4.911 €
2.800 2.800 3.200 Stellen
2.600
2.500

2.600
2.200 2.200

6.196 €

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Anteile von Frauen, Älteren, Selbständigen beziehen sich auf Erwerbstätige (ausgeübte Tätigkeiten), Quelle: Statistisches
Bundesamt, Mikrozensus 2017, Entgelt Quelle: Statistik der BA 2017. Näheres siehe „Hinweise zu statistischen Angaben“.

59
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

Hinzu kommen nicht ganz 8.200 Stellenmeldungen gingen im


8.000 Ingeni­eure, die in der Fahrzeug- Jahresverlauf bei der Bundesagentur
technik mit Leitungsfunktionen betraut für Arbeit ein, 3 Prozent weniger als im
sind. Vorjahr. Monatsdurchschnittlich hatte
die öffentliche Arbeitsvermittlung 3.000
Sonstige kleinere Tätigkeitsfelder sind Stellen im Angebot, 3 Prozent mehr als
der Schiffbau, die Land- und Bauma- im Vorjahr. Vom Hoch der Jahre 2011
schinentechnik oder die Zweiradtechnik. und 2012 sowie 2007 und 2008 ist die
aktuelle Nachfrage damit weit entfernt.
Nachfrage stabil Dabei könnte aber auch eine Rolle
Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl spielen, dass Unternehmen, die in der
der Zugänge gemeldeter Stellen 2018 Vergangenheit Schwierigkeiten mit der
leicht rückläufig, nachdem sie 2016 und Besetzung von freien Arbeitsplätzen
2017 gestiegen war. hatten, ihre Vakanzen seltener melden,

60
weil sie geringe Realisierungschancen nominal steigen ließ, obwohl viele
über die öffentliche Arbeitsvermittlung Bachelorstudierende erst nach dem
sehen. sich anschließenden Master nach
Beschäftigung suchen. Neben dem
Arbeitslosigkeit auf Vollbeschäfti- Studienbereich Maschinenbau, Verfah-
gungsniveau renstechnik wurden noch weitere
Die Zahl der Arbeitslosen war 2018 5.500 erfolgreiche Prüfungen im
weiter rückläufig. 3.600 Arbeitslose Studienbereich Verkehrstechnik, Nautik
suchten im Jahresdurchschnitt eine absolviert.
Arbeit als Experte der Maschinen- oder
Fahrzeugtechnik. Das waren 11 Prozent In den nächsten Jahren kann weiterhin
weniger als im Vorjahr. Damit befindet mit vielen Absolventen gerechnet
sich die Arbeitslosigkeit auf einem werden. Auch wenn die Zahl der
Niveau, welches Vollbeschäftigung Neueinschreibungen 2017/18 um
entspricht. Bezogen auf alle im Maschi- 6 Prozent kleiner ausfiel als im Vorjahr,
nen- und Fahrzeugbau Tätigen lag die bewegte sie sich, wie in den Vorjahren,
Arbeitslosenquote bei 2,5 Prozent. mit rund 55.000 Studienanfängern auf
einem sehr hohen Stand. Insgesamt
Weiterhin großes Interesse am waren 190.000 Studierende im Studien-
Studienfach bereich Maschinenbau, Verfahrenstech-
Im Prüfungsjahr 2017 beendeten nik eingeschrieben, doppelt so viele wie
36.000 Absolventen erfolgreich ihr um die Jahrtausendwende. Daneben
Studium im Studienbereich Maschinen- studierten 29.000 junge Menschen
bauwesen, Verfahrenstechnik. Das war Verkehrstechnik, Nautik.
ein Prozent weniger als im Vorjahr.
Damit ist die Absolventenzahl im
Vorjahresvergleich zum zweiten Mal
seit 2016 nicht mehr weiter gestiegen.
Trotzdem ist die Zahl der erfolgreichen
Prüfungsteilnehmer nach wie vor sehr
hoch. Im Zehn-Jahres-Vergleich fiel
2017 die Zahl der Berufseinsteiger um
etwa ein Fünftel höher aus. Dabei ist
bereits rechnerisch berücksichtigt, dass
der Bachelorabschluss als neue
Prüfungsart die Absolventenzahl

61
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

2.1.2 Mechatronik, Energie- und Die Beschäftigungsstatistik der Bundes-


Elektrotechnik agentur für Arbeit, für die bereits Daten
für das Jahr 2018 vorliegen, weist im
Die Arbeitsmarktsituation für Experten Feld der Mechatronik, Energie- und
der Mechatronik, Energie- und Elektro- Elektrotechnik 87.000 sozialversiche-
technik stellt sich gut dar. Die Arbeitslo- rungspflichtig beschäftigte Experten
senquote signalisiert Vollbeschäftigung. aus. Nach 2017 hat die Beschäftigten-
Die Zahl der gemeldeten Stellen ist zahl damit erneut leicht zugelegt,
2018 weiter gestiegen. Die Beschäfti- nachdem sie von 2013 bis 2016
gung zeigt sich insgesamt stabil. Das stagnierte (Abbildung 39). Vergleiche
gewachsene Interesse an einem mit den Jahren vor 2013 sind aufgrund
Studium der Elektrotechnik kommt der Umstellung auf die Klassifikation
mittlerweile merklich der Deckung des der Berufe 2010 (KldB 2010) nicht
Fachkräftebedarfs zu Gute. Bundeswei- möglich. Aussagen zu Entwicklungs-
te Engpässe zeigten sich nach Daten trends können aber getroffen werden,
der Bundesagentur für Arbeit 2018, mit wenn man stattdessen die ähnlich
Ausnahme der Automatisierungstech- gefasste Berufsgruppe der Elektroinge-
nik, nicht. Die hohe Zahl an Studieren- nieure betrachtet: Hier ist die Zahl der
den dürfte in den nächsten Jahren zu sozialversicherungspflichtig Beschäftig-
einer Erhöhung des Fachkräftepoten­ ten von 2004 bis 2011 um 11 Prozent
zials beitragen. gesunken.

Zahl der Beschäftigten insgesamt Damit gehören Elektroingenieure zu


stabil den wenigen Berufsgruppen, bei denen
Nach letzten Angaben des Mikrozensus die Beschäftigtenzahl langfristig
waren 2017 rund 167.000 Experten der betrachtet rückläufig war und in den
Mechatronik, Energie- und Elektrotech- letzten drei Jahren nur unterproportio-
nik in Deutschland tätig. 8 Prozent von nal gestiegen ist. Es scheint, als ob die
ihnen übten die Arbeit als Selbständige geringen Absolventenzahlen in den
aus. Mit 154.000 Personen befand sich Jahren vor und nach der Jahrhundert-
die große Mehrheit in einem abhängi- wende dazu führten, dass Beschäfti-
gen Beschäftigungsverhältnis als gungsmöglichkeiten nicht ausgeschöpft
Angestellte, Beamte oder Minijobber wurden. Darüber hinaus kann von einer
beispielsweise neben einem Studium. zunehmenden Verlagerung von der
Elektrotechnik hin zur (technischen)
Informatik ausgegangen werden. In der

62
Zusammenschau betrachtet ist das gemeldet, 6 Prozent mehr als im
Berufsfeld Informatik/Informations- und Vorjahr. Auch der Zugang an neuen
Elektrotechnik merklich gewachsen. Stellenofferten, der besser das Nach-
fragevolumen eines Jahres beschreibt,
Trotz gestiegener Nachfrage gelingt ist um 6 Prozent gegenüber dem
die Stellenbesetzung schneller Vorjahreszeitraum gestiegen und belief
Die Zahl der gemeldeten Stellen ist sich auf 10.600 Stellenangebote.
2018 noch einmal merklich gestiegen,
nachdem die Nachfrage in den Jahren
2016 und 2017 bereits deutlich zuge-
nommen hatte. 2018 waren monats-
durchschnittlich 4.100 Stellenangebote

63
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

Wenige Arbeitslose aufnehmen wollen, ist deswegen


Die Zahl der Arbeitslosen, die 2018 eine kräftiger gestiegen (+4 Prozent) als die
Expertentätigkeit in der Mechatronik, Zahl der Prüfungen (+1 Prozent).
Energie- und Elektrotechnik anstrebten,
ist gegenüber 2017 nochmals deutlich Nicht zuletzt die guten Arbeitsmarktper-
gesunken (-15 Prozent). Rund 2.900 Ar- spektiven dürften dazu geführt haben,
beitslose waren 2018 gemeldet. dass sich seit 2007 mehr und mehr
Gegenüber 2008 waren das 10 Prozent junge Menschen für die Aufnahme
weniger (Abbildung 38). Die Arbeitslo- eines Studiums der Elektrotechnik
senquote lag bei geringen 2,9 Prozent. entschieden haben. Im Studienjahr
2017/18 schrieben sich 28.000 Technik-
Interesse am Ingenieurstudium auf interessierte neu ein. Das waren
hohem Niveau stabil 3 Prozent mehr als im Vorjahr. Insge-
Nachdem die Zahl der erfolgreichen samt waren 2017/18 rund 84.000 Stu-
Prüfungen im Studienbereich Elektro- dierende im Studienbereich Elektro-
technik 2016 geringfügig zurückgegan- technik eingeschrieben, etwas weniger
gen war, stieg sie im Jahr 2017 wieder als im letzten Jahr (-1 Prozent), aber
leicht an. Etwas mehr als 15.000 fast 30 Prozent mehr als vor zehn
Studierende legten ihr Examen ab, ein Jahren.
gutes Prozent mehr als im Vorjahr. Der
Anteil der Absolventinnen lag bei nur
11 Prozent.

Die Hälfte der Prüflinge erwarb


(zunächst) einen Bachelorabschluss.
Drei von vier dieser Bachelorabsolven-
ten streben ein weiteres (Master-)
Studium an und stehen damit dem
Arbeitsmarkt erst später zur Verfü-
gung.50 Im Vergleich zum Vorjahr hat
sich der Anteil der Masterprüfungen von
37 auf 41 Prozent erhöht. Die Zahl der
Ingenieure, die mit ihrem gerade
erworbenen Abschluss eine Arbeit
Quelle: DZHW: Forum Hochschule 1/2016 Hoch-
50

schulabschlüsse nach Bologna.

64
Abbildung 39

Mechatronik, Energie- und Elektro-


technik
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte

Frauen

7%

85.000 85.000 85.000 86.000 87.000

Mechatronik und
Automatisierung

10.000
12% 55+
Energie-
10.000 technik
12% 24%
2018

66.000
77%
Elektrotechnik
2014 2015 2016 2017 2018
Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Rundungsbedingt kann die Summe der Anteile größer als 100% sein. Selbständige
8%
Arbeitslose und gemeldete Arbeitsstellen (jeweils Bestand)

4.400
4.100 4.100 Gemeldete
3.900
Stellen
3.800
3.600 3.700 Entgelt
3.600
3.200 3.400
3.300
3.200 3.200
2.900 Arbeitslose 4.642 €
2.700 2.800 2.700
3.100 2.900

2.600

2.100
1.900 6.016 €

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Anteile von Frauen, Älteren, Selbständigen beziehen sich auf Erwerbstätige (ausgeübte Tätigkeiten), Quelle: Statistisches
Bundesamt, Mikrozensus 2017, Entgelt Quelle: Statistik der BA 2017. Näheres siehe „Hinweise zu statistischen Angaben“.

65
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

2.1.3 Forschung, Entwicklung, ten am deutschen Arbeitsmarkt. Dies


Konstruktion und Produktion zeigt sich in einer dynamisch gewach-
senen Beschäftigung. Die Arbeitslosig-
Neben den in den vorangehenden keit war 2018 nach wie vor gering. Nach
Kapiteln beschriebenen Tätigkeitsfel- der bereits hohen Nachfrage in den
dern finden Ingenieure vielfältige Jahren 2016 und 2017 ist die Zahl der
Einsatzbereiche in der Forschung, neu gemeldeten Stellen 2018 im
Entwicklung, Konstruktion und Produkti- Vergleich zum Vorjahr weiter gestiegen.
on. Hier entwickeln sie zum Beispiel Stark gestiegene Studierendenzahlen
Produkte, technische Verfahren oder dürften in den nächsten Jahren zu einer
Technologien, sind in der Grundlagen- spürbaren Erhöhung des Fachkräftepo-
forschung tätig, organisieren und tenzials beitragen.
überwachen den Betrieb von Anlagen
und Fertigungsprozessen oder arbeiten Forschung und Entwicklung als
an Aufgabenstellungen wie Kosteneffi- wichtiges und stark wachsendes
zienz, Qualitätssicherung und Prozess- Arbeitsfeld
und Produktsicherheit. Typisch für In den Tätigkeitsfeldern Technische
dieses Feld sind Tätigkeitsbezeichnun- Forschung und Entwicklung51 einerseits
gen wie Forschungs- und Entwicklungs- und der Produktion und Konstruktion
ingenieur, Projektingenieur, Konstrukti- andererseits waren 2018 insgesamt
onsingenieur, Qualitätsingenieur oder 401.000 Ingenieurfachkräfte sozialver-
Wirtschaftsingenieur. Gerade die sicherungspflichtig beschäftigt.
Verbindung von technischem Knowhow
und betriebswirtschaftlichem Sachver- Von ihnen waren 224.000 Ingenieure
stand, die kennzeichnend für die vorwiegend mit Forschen und Entwi-
letztgenannte Berufsgruppe ist, hat an ckeln betraut, darunter 11.000 als
Stellenwert gewonnen. Als Führungs- Führungskräfte. In der Produktionspla-
kräfte sind Ingenieure darüber hinaus in nung und -steuerung sowie der Kon­
produzierenden Unternehmen unter struktion waren 177.000 Ingenieure
anderem für die Steuerung der Ferti- beschäftigt. Fast jeder zweite Ingenieur
gung im Hinblick auf Quantität und Qua- übte Leitungsaufgaben aus, während
lität, Termintreue und Effizienz verant- nahezu jedem Dritten als Arbeitspla-
wortlich. Berufe in der technischen Forschung und
51

Entwicklung, soweit sie nicht bei den Berufen in der


Maschinen- und Fahrzeugtechnik bzw. der Mechatronik,
Diese hochqualifizierten Technik-Exper- Energie- und Elektrotechnik erfasst sind. Berufsgruppe
ten zählen zu den gefragten Fachkräf- 271 (KldB 2010).

66
nungs-, Betriebs-, Fertigungs- oder Der Zuwachs geht mit 10.000 Beschäf-
Wirtschaftsingenieur fachliche Verant- tigten vor allem auf das Konto von
wortung in der Produktion übertragen Forschung und Entwicklung. Hier
war. Für weitere 16 Prozent stand die dürften sich Investitionen in Indust-
technische Qualitätssicherung im Mittel- rie 4.0, alternative Antriebe oder
punkt der Berufsausübung. Ferner autonomes Fahren u. ä. widerspiegeln.
waren 8 Prozent als hochqualifizierte Differenzierte Aussagen zur längerfristi-
Fachkräfte in der Konstruktion bezie- gen Entwicklung der Beschäftigtenzah-
hungsweise im Gerätebau tätig len sind aufgrund der Umstellung der
(Abbildung 40). Klassifikation der Berufe nicht möglich.
Die Richtung der Entwicklung ist aber
2018 war, wie in den Vorjahren, ein eindeutig: Auch in den Jahren vor 2013
deutliches Beschäftigungsplus zu gab es von Jahr zu Jahr kräftige
verzeichnen. Im Vergleich zum Vorjahr Zuwächse.
stieg die Zahl der Ingenieurarbeitsplät-
ze um 14.000 (+4 Prozent).

67
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

Stellenmeldungen spürbar im Plus Ingenieurwesens.52 Das war ein


Monatsdurchschnittlich hatte die Zuwachs von 3 bzw. 2 Prozent gegen-
öffentliche Arbeitsvermittlung 2018 rund über dem Vorjahr. Mittlerweile wird in
2.900 Stellenangebote im Portfolio. 3 von 5 Prüfungen ein Bachelorab-
Damit hat sich der Stellenbestand schluss erworben.
erneut deutlich erhöht (+13 Prozent). Im
Laufe des Jahres wurden 8.600 Stellen- Insgesamt waren rund 110.000 junge
angebote neu gemeldet, das waren Menschen 2017/18 für ein Studium des
5 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Wirtschaftsingenieurwesens einge-
meisten Offerten richteten sich dabei an schrieben. Gleichzeitig wies die
Kräfte in der technischen Produktions- Hochschulstatistik 48.000 Studierende
planung und -steuerung. der Allgemeinen Ingenieurwissenschaf-
ten aus. Das waren 1 bzw. 2 Prozent
Arbeitslosigkeit auf mehr als im Vorjahr und so viele wie
niedrigem Niveau noch nie. Im Bereich des Wirtschaftsin-
Jahresdurchschnittlich waren 2018 genieurwesens hat dabei der ingenieur-
6.500 Personen arbeitslos gemeldet. wissenschaftliche Schwerpunkt
Die Arbeitslosenzahl hat sich damit erheblich an Bedeutung gewonnen.53
gegenüber dem Vorjahr weiter merklich Wählte im Jahr 2009 nur etwa jeder
verringert (-8 Prozent) und setzt den Vierte diesen Schwerpunkt, so war es
seit 2016 sichtbaren Trend fort. Die 2017/18 bereits deutlich mehr als jeder
Arbeitslosenquote fiel mit 1,7 Prozent Zweite.
sehr niedrig aus.

Zahl der Studierenden deutlich


gewachsen
Die Zahl der jungen Menschen, die
erfolgreich ein Wirtschafts­ingenieur-
Studium oder ein Studium des Allge-
meinen Ingenieurwesens abgeschlos- 52
Für eine Berufstätigkeit in Forschung, Entwicklung,
sen haben, verzeichnete in den Konstruktion oder Produktion kann der Zugang natürlich
auch über andere als die hier beschriebenen Ingeni-
vergangenen Jahren einen steten eurfächer erfolgen (z. B. Maschinenbau/Verfahrens-
Aufwärtstrend. 20.700 Personen technik). Die Entwicklungen in diesen Studienbereichen
wurden in den vorhergehenden Abschnitten beschrie-
schlossen 2017 ein Studium als ben.
Wirtschaftsingenieur ab und weitere 53
Differenzierte Betrachtung von Schwerpunkten ab
8.500 ein Studium des Allgemeinen 2009 möglich.

68
Abbildung 40

Forschung, Entwicklung, Konstruktion


und Produktion
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte

Frauen

14%
)RUVFKXQJXQG 3URGXNWLRQVSODQXQJ
(QWZLFNOXQJ VWHXHUXQJXQG.RQVWUXNWLRQ



 /HLWXQJVDXIJDEH





.RQVWUXNWLRQ
 *HUlWH 55+
0RGHOOEDX
  17%
 
4XDOLWlWV
VLFKHUXQJ


7HFKQ
3URGXNWLRQVSODQXQJ
VWHXHUXQJ
    
'DWHQTXHOOH6WDWLVWLNGHU%XQGHVDJHQWXUIU$UEHLW Selbständige
3%
Arbeitslose und gemeldete Arbeitsstellen (jeweils Bestand)

7.800 7.800
7.600
7.200 7.100
6.900
6.500 Entgelt
6.100
5.900 5.800
4.611 €
Arbeitslose

3.600

2.800 2.900
2.500 2.600 Gemeldete 6.217 €
2.200 2.100 2.100 Stellen
2.000 2.000
1.400
1.100

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Anteile von Frauen, Älteren, Selbständigen beziehen sich auf Erwerbstätige (ausgeübte Tätigkeiten), Quelle: Statistisches
Bundesamt, Mikrozensus 2017, Entgelt Quelle: Statistik der BA 2017. Näheres siehe „Hinweise zu statistischen Angaben“.

69
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

2.2 Architektur und Bauingenieur- tekten und Stadtplaner. Zwei von fünf
wesen waren freischaffend tätig. Eine Tätigkeit
als Bauingenieur oder in der Bauleitung
Der Arbeitsmarkt für Architekten und übten 239.000 Personen aus (Abbil-
Bauingenieure ist eng mit der Entwick- dung 42). Auch hier spielt die Selbstän-
lung der Baubranche verknüpft. digkeit eine wichtige Rolle. Jeder fünfte
Angesichts niedriger Zinssätze und Erwerbstätige war sein eigener Chef.
eines anhaltenden Wachstums im Rund 13.000 Bau-Fachkundige waren
Wohnungsbau stellt sich die wirtschaft- darüber hinaus bei Bauämtern oder
liche Situation gut dar. So nimmt auch anderen Institutionen des öffentlichen
die Erwerbstätigkeit kontinuierlich zu Dienstes als Beamte beschäftigt.55
und die Nachfrage nach Architekten
und Bauingenieuren erreichte 2018 Erwerbstätigkeit im Aufwind
einen neuen Höchststand im 10-Jah- Die Zahl der Erwerbstätigen mit einem
resvergleich. Die Arbeitslosigkeit fällt Studienabschluss im Bauingenieur­
sehr gering aus und ist zudem rückläu- wesen oder in der Architektur ist im
fig. Angesichts steigender Studieren- Lauf der letzten zehn Jahre immer
denzahlen ist für die nächsten Jahre wieder Schwankungen unterworfen
von einem steigenden Fachkräfte­ gewesen. Tendenziell zeigt sich jedoch
potenzial auszugehen. eine spürbare Zunahme (Architektur:
+37 Prozent im Vergleich zu 2008,
Fast 480.000 hochqualifizierte Bauingenieurwesen +17 Prozent). Auch
Baukundige aktuelle Angaben für die Berufsaus-
Laut Mikrozensus verfügten 2017 rund übenden weisen auf eine Fortsetzung
246.000 Personen über einen Ab- des positiven Trends hin: Die Bundesar-
schluss im Bauingenieurwesen54 und chitektenkammer vermeldet zum
231.000 über einen der Architektur. Die Januar 2018 ein Vorjahresplus von
Zahl der tatsächlich als Architekt tätigen einem Prozent. Laut BA-Statistik ist die
Personen ist merklich kleiner: Der Zahl der sozialversicherungspflichtig
Mikrozensus weist rund 140.000 aus beschäftigten Architekten und die der
(Abbildung 41), die Mitgliederstatistik Bauingenieure und Bauleiter 2018
der Bundesarchitektenkammer regis­ gegenüber dem Vorjahr jeweils um
trierte insgesamt rund 131.000 Archi- 5 Prozent gestiegen.

Einschließlich Studienfächer Holzbau, Stahlbau,


54
Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus
55

Wasserbau, Wasserwirtschaft, Meliorationswesen, 2017. Zwischen Architekten und Bauingenieuren kann


Verkehrsbau. hierbei nicht trennscharf unterschieden werden.

70
Abbildung 41

Architektur
Erwerbstätige (Studienabschluss und ausgeübte Tätigkeiten)

231.000
Erwerbstätige mit einem Frauen
Studienabschluss
in der Architektur
37%

168.000

erwerbstätige Architekt/inn/en
140.000
129.000 125.000 129.000
124.000 123.000
118.000
116.000 117.000
110.000

55+

28%

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
Datenquelle: Bundesarchitektenkammer, Statistisches Bundesamt Selbständige

Arbeitslose und gemeldete Arbeitsstellen (jeweils Bestand) 33%

3.400
3.300
3.200

Entgelt
2.800
2.600 2.600
2.500
2.400
3.222 €
2.100
2.000
1.900
Arbeitslose
1.500
1.300
1.100 4.014 €
Gemeldete
800 Stellen
700
600 600
500
400 400 400

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Anteile von Frauen, Älteren, Selbständigen beziehen sich auf Erwerbstätige (ausgeübte Tätigkeiten), Quelle: Statistisches
Bundesamt, Mikrozensus 2017, Entgelt Quelle: Statistik der BA 2017. Näheres siehe „Hinweise zu statistischen Angaben“.

71
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

Hohe Nachfrage im Bauingenieur­ im Angebot. Dem standen rund


wesen 3.700 arbeitslose Bauexperten gegen-
Bauingenieure konnten in den letzten über, 8 Prozent weniger als im Vorjahr.
Jahren von der guten Baukonjunktur Im Rückblick der letzten zehn Jahre
profitieren. So nimmt die Nachfrage gestaltete sich der Abbau der Arbeitslo-
nach Fachexperten im Bau seit Jahren sigkeit sehr eindrucksvoll. Der
zu. Vor allem in der Bauleitung treten Arbeitslosen­bestand reduzierte sich
zu­nehmend Engpässe bei der von 2008 auf 2018 um 45 Prozent.
Fachkräfte­rekrutierung auf. Im Verlauf Auch die Arbeitslosenquote fiel 2018 in
des Jahres 2018 wurden 14.200 Stel- Architektur und Bauingenieurwesen mit
lenangebote neu gemeldet, 5 Prozent 1,8 Prozent sehr gering aus.56
mehr als im Vorjahr und gleichzeitig ein
neuer Höchststand. Damit hatte der
Arbeitgeber-Service der Bundesagentur
Berufsspezifische Arbeitslosenquote für die Berufs-
56
für Arbeit monatsdurchschnittlich hauptgruppe 31 Bauplanung, Architektur, Vermessungs-
5.100 Stellenofferten für Bauingenieure berufe.

72
Abbildung 42

Bauingenieurwesen
Erwerbstätige (Studienabschluss und ausgeübte Tätigkeiten)

Frauen
246.000
Erwerbstätige mit einem 17%
Studienabschluss
im Bauingenieurwesen 239.000
211.000 233.000

212.000 215.000 215.000

erwerbstätige 55+
Bauingenieure/innen

29%

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
Datenquelle: Statistisches Bundesamt Selbständige

20%
Arbeitslose und gemeldete Arbeitsstellen (jeweils Bestand)

6.900
6.700 6.600

Entgelt
5.600
5.100 5.100 5.000 5.100 Gemeldete
4.800 4.800 Stellen 4.030 €
4.500
3.800 4.000
3.700
3.100
2.800 Arbeitslose
2.400 2.500 4.931 €
2.100
1.600 1.700
1.500

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Anteile von Frauen, Älteren, Selbständigen beziehen sich auf Erwerbstätige (ausgeübte Tätigkeiten), Quelle: Statistisches
Bundesamt, Mikrozensus 2017, Entgelt Quelle: Statistik der BA 2017. Näheres siehe „Hinweise zu statistischen Angaben“.

73
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

Gute Entwicklung in der Architektur spektiven bewerten die Situation


Die Nachfrage nach abhängig beschäf- ambivalent: die aktuelle Geschäftslage
tigten Architekten stieg von 2017 auf im Baugewerbe ist zwar so gut wie
2018, gemessen an den im Jahresver- noch nie, für die kommenden Monate
lauf neu gemeldeten Arbeitsstellen, um wird jedoch von Eintrübungen in der
2 Prozent auf 4.500 Jobofferten. Dies Geschäftsentwicklung ausgegangen.
entsprach einem jahresdurchschnittli- Dennoch erwarten die befragten
chen Bestand von 1.500 Arbeitsstellen Betriebe einen weiteren Beschäfti-
und war gleichzeitig der höchste Stand gungsaufbau.59
seit mindestens 2007.57 Auf der anderen
Seite ging die Arbeitslosenzahl von Interesse am Bauingenieurwesen
Architekten um 5 Prozent zurück. gestiegen
1.900 Arbeitslose waren im Jahres- Die Hochschulstatistik verzeichnete
durchschnitt registriert. Das war der 2017 rund 10.700 Absolventen des
niedrigste Stand der letzten zehn Jahre. Bauingenieurwesens. Das waren
Die Arbeitslosenquote lag zusammen knapp 5 Prozent mehr als im Vorjahr.
mit dem Bauingenieurwesen bei In der Architektur und Innenarchitektur
1,8 Prozent. erhielten 8.900 Studierende einen
Abschluss (+6 Prozent). Mehr als jede
Positive Lage in der Bauwirtschaft zweite Prüfung führte dabei zu einem
Laut den aktuellen Wirtschaftsindikato- Bachelorabschluss.
ren dürfte die Nachfrage nach Arbeits-
kräften in der Bauwirtschaft auf einem Für die nächsten Jahre können weiter
hohen Niveau bleiben. So überstiegen zunehmende Absolventenzahlen
im Bauhauptgewerbe die Auftragsein- erwartet werden. Denn seit zehn Jahren
gänge im Dezember 2018 kalender- und ist ein zunehmendes Interesse an
preisbereinigt die des Vorjahres um einem Studium des Bauingenieurwe-
6 Prozent. Die Baugenehmigungen für sens zu verspüren; in der Architektur
Wohnungen sind im Vergleich zum steigen die Studierendenzahlen seit
Vorjahr nach dem deutlichen Minus im neun Jahren. Zuletzt waren im Bauinge-
letzten Jahr noch einmal leicht zurück- nieurwesen 59.000 (+1 Prozent
gegangen.58 Auch die ifo Konjunkturper- gegenüber Vorjahr) und in der Architek-
57
Für frühere Jahre sind keine vergleichbaren An- tur nahezu unverändert 41.000 Studie-
gaben vorhanden. Stellen für Selbständige sind in der rende eingeschrieben.
Regel nicht enthalten.
58
Quelle: Statistisches Bundesamt, Pressemitteilung Quelle: ifo Konjunkturperspektiven, 2019, 46,
59

vom 25.02.2019 und Veröffentlichung vom 25.03.2019. Nr.  2, 11-14.

74
2.3 Informatik 177.000 zugenommen. Zu den Er-
werbstätigen zählen neben den
Der Arbeitsmarkt für IT-Fachleute60 hat sozialversicherungspflichtig Beschäftig-
sich 2018 sehr gut entwickelt. Nach wie ten, die den Hauptteil ausmachen,
vor gibt es nur wenig Arbeitslose mit Selbständige und Beamte sowie
IT-Berufen. Das Vordringen der geringfügig Beschäftigte.
Informatik in nahezu alle Arbeits- und
Lebensbereiche geht einher mit einem Vor allem die sozialversicherungs-
überdurchschnittlichen Zuwachs an pflichtige Beschäftigung nimmt zu
Arbeitsplätzen für Computerfachleute in Das Wachstum der Erwerbstätigkeit
den letzten Jahren. Die Nachfrage nach speist sich zum großen Teil aus einer
neuen Mitarbeitern bewegte sich, Zunahme der sozialversicherungspflich-
gemessen am Bestand der 2018 bei der tigen Beschäftigung. Die Beschäfti-
Bundesagentur für Arbeit gemeldeten gungsstatistik der Bundesagentur für
Stellen, auf Höchstniveau. Gleichzeitig Arbeit, für die bereits Daten für das
hatten Unternehmen Schwierigkeiten, Jahr  2018 vorliegen, weist
ihre vakanten Stellen für hochqualifi- 802.000 IT-Fachleute aus, die in
zierte Softwareentwickler und Anwen- diesem Jahr in Deutschland sozialversi-
dungsberater zu besetzen. Eine cherungspflichtig beschäftigt waren. Im
steigende Zahl von Absolventen eines Vorjahresvergleich zeigt sich ein
Informatikstudiums leistet einen Beitrag Beschäftigungsplus von 47.000 Perso-
zur Fachkräftesicherung. nen (+6 Prozent), nachdem es auch in
den Jahren davor jeweils kräftige
Zahl erwerbstätiger IT-Fachleute Zuwächse gegeben hatte. Der größte
wächst weiter Teil des Beschäftigungszuwachses geht
Rund 1,01 Mio. IT-Fachleute waren laut auf Beschäftigte mit Fachhochschul-
Mikrozensus 2017 in Deutschland tätig. und Hochschulabschluss zurück. Ihr
Das waren 3 Prozent mehr als im Anteil an allen IT-lern ist von 40 Prozent
Vorjahr. Damit setzt sich der Wachs- im Jahr 2013 auf 47 Prozent im Jahr
tumskurs der letzten Jahre fort. Von 2018 gestiegen (Abbildung 43).
2012 bis 2017 hat die Zahl der erwerbs-
tätigen IT-Fachleute um insgesamt Überdurchschnittliche Gehälter
Sozialversicherungspflichtig vollzeitbe-
60
In diesem Kapitel wird der Gesamtarbeitsmarkt für schäftigte IT-Kräfte erzielten 2017 im
IT-Kräfte, unabhängig vom Berufsabschluss, betrachtet.
Auf die Situation von Akademikern wird dabei als Teil-
Mittel ein monatliches Bruttogehalt von
größe eingegangen.

75
Abbildung 43

Informatik
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte

 Frauen
 14%
 PLW )DFK
 
 +RFKVFKXO
 DEVFKOXVV

 

 

55+

13%

          
'DWHQTXHOOH6WDWLVWLNGHU%XQGHVDJHQWXUIU$UEHLW 'DWHQDXIJUXQG8PVWHOOXQJDXI.OG% QLFKWYHUIJEDU
Selbständige

8%
Arbeitslose und gemeldete Arbeitsstellen (jeweils Bestand)

32.400

29.800
27.500 27.300 27.400 27.600
26.600 26.300
22% Entgelt
24.600 25.200
23.000 Arbeitslose

19.800 Gemeldete 4.048 €


Stellen
17.100 mit (Fach-)
35%
Hochschul
abschluss
13.500
11.100 11.400
10.300 10.700 5.072 €
9.100
7.100
6.200
5.400

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Anteile von Frauen, Älteren, Selbständigen beziehen sich auf Erwerbstätige (ausgeübte Tätigkeiten), Quelle: Statistisches
Bundesamt, Mikrozensus 2017, Entgelt Quelle: Statistik der BA 2017. Näheres siehe „Hinweise zu statistischen Angaben“.

76
4.926 Euro (West 5.072 Euro, Ost Zahl der gemeldeten Stellen auf
4.048 Euro). Sie konnten sich damit Höchstniveau
über ein Einkommen freuen, das Jahresdurchschnittlich hatte die
deutlich über dem Mittel aller Berufe61 Bundesagentur für Arbeit 2018 rund
rangiert (Deutschland 3.380 Euro, 19.800 Jobangebote für IT-Kräfte im
West 3.522 Euro; Ost 2.733 Euro). Mit Bestand. Das waren 16 Prozent mehr
der Komplexität der Anforderungen als im Vorjahr und gleichzeitig der
steigt das Gehalt. Für Tätigkeiten, die höchste Stand seit 2008. Die Neuzu-
einen mindestens vierjährigen Hoch- gänge gemeldeter Stellen, die mehr
schulabschluss oder vergleichbare über die Dynamik der Nachfrage
Kompetenzen erfordern, weist die aussagen, beliefen sich 2018 auf
Entgeltstatistik monatlich 5.283 Euro 53.900 Arbeitsstellen – ebenfalls die
aus (West 5.447 Euro, Ost 4.368 Euro). höchste Zahl an Stellenmeldungen seit
Bei mindestens zwei von fünf Hochqua- 2008.
lifizierten lag das Monatsgehalt sogar
über der Beitragsbemessungsgrenze Lange Vakanzzeiten
von 6.350 Euro in Westdeutschland und Dass der Bedarf an qualifizierten
5.700 Euro in Ostdeutschland. IT-Fachleuten nicht immer ohne
weiteres gedeckt werden kann, zeigt
Geringe Arbeitslosenquote sich an einer langen Vakanzzeit. Diese
Die Zahl arbeitsloser IT-Kräfte ist 2018 Vakanzzeit umfasst den Zeitraum vom
erneut gesunken, nachdem sie 2013 bis geplanten Besetzungstermin bis zur
2015 leicht angestiegen war. Rund tatsächlichen Abmeldung des Stellen-
23.000 IT-Fachleute waren 2018 angebots bei der Bundesagentur für
arbeitslos gemeldet. Gegenüber dem Arbeit. 2018 waren gemeldete Stellen
Vorjahr waren dies 2.000 oder 8 Pro- für Informatiker auf Fachkraft- und
zent weniger. Fachleute mit einem Spezialisten-Ebene 132 Tage vakant.
Informatikberuf sind seltener arbeitslos Das waren 14 Tage mehr als im
als viele andere Berufsgruppen. Die Durchschnitt aller Berufe. Bei IT-Exper-
Arbeitslosenquote betrug insgesamt ten dauerte die Stellenbesetzung
2,7 Prozent. Noch etwas niedriger fiel 126 Tage; 29 Tage länger als berufs-
die Quote mit 2,6 Prozent für die übergreifend bei Experten. Damit waren
Teilgruppe der Experten mit einer Stellen für IT-ler deutlich länger
vierjährigen akademischen Qualifikation unbesetzt als Stellenangebote in
oder vergleichbaren Kenntnissen aus. anderen Berufsgruppen.
61
ohne Helfer.

77
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

Fachkräftemangel in der Soft- 2008 kontinuierlich gewachsen.


wareentwicklung Insgesamt verzeichnete der Studienbe-
Ausgeprägte Engpässe sind seit Jahren reich Informatik im Studienjahr 2017/18
bei der Besetzung von Stellen in der rund 216.000 Studierende. Das waren
Softwareentwicklung auszumachen, 10.000 oder 5 Prozent mehr als im Jahr
wenn Kompetenzen gesucht werden, zuvor.
die einem mindestens vierjährigen
Informatikstudium entsprechen. Weitere Informationen zum IT-Arbeits-
Stellenbesetzungsprobleme zeigten markt sind in der Broschüre „Blickpunkt
sich 2018 darüber hinaus in der Arbeitsmarkt: IT-Fachleute“ zu finden.63
IT-Anwendungsberatung.62

Großes Interesse an Informatikstudi-


engängen
Seit der Jahrtausendwende sind die
Absolventenzahlen der Informatikstudi-
engänge stetig gewachsen. Rund
26.000 Informatiker schlossen 2017 ihr
Studium erfolgreich ab, 5 Prozent mehr
als im Vorjahr und so viele wie noch
nie. Der Anteil der Bachelorabschlüsse
liegt mittlerweile bei 61 Prozent. Die
meisten Angehörigen dieser Prüfungs-
gruppe treten jedoch nicht unmittelbar
in das Erwerbsleben ein, da sie noch
ein Masterstudium anschließen. Der
Masteranteil hat sich auf 34 Prozent
erhöht.

In den nächsten Jahren dürfte die Zahl


der Berufseinsteiger weiter zunehmen,
denn die Zahl der Studierenden ist seit

vgl. Bundesagentur für Arbeit: Blickpunkt Ar-


62

beitsmarkt – Fachkräfteengpassanalyse, Nürnberg


Dezember 2018. statistik.arbeitsagentur.de > Arbeits­ statistik.arbeitsagentur.de > Arbeitsmarktberichte
63

marktberichte > Fachkräftebedarf >Berufe

78
2.4 Naturwissenschaften schluss aus.64 Im Zehn-Jahres-Rück-
blick ist die Erwerbstätigkeit um
Der Arbeitsmarkt für Naturwissen- 39 Prozent gestiegen (Abbildung 44).
schaftler zeigte sich im letzten Jahr-
zehnt sehr aufnahmefähig, was sich in Die Zahl der originär als Naturwissen-
einer kräftig gestiegenen Erwerbstätig- schaftler Tätigen fällt mit schätzungs-
keit widerspiegelt. Gleichzeitig befindet weise 170.000 im Vergleich dazu gering
sich die Arbeitslosigkeit in den meisten aus. Darunter waren rund 65.000 Che-
Fachrichtungen auf einem geringen miker, 36.000 Physiker, 35.000 Biolo-
Niveau und ist 2018 zudem rückläufig. gen, 18.000 Mathematiker und Statisti-
Allein in der Biologie ist eine für ker sowie 16.000 Geografen,
Akademiker überdurchschnittlich hohe Geowissenschaftler und Meteorologen.
Arbeitslosigkeit zu verzeichnen. Trotz Die große rechnerische Differenz zur
des erneuten Anstiegs der Stellenmel- Zahl derjenigen mit einem naturwissen-
dungen im Jahr 2018, fällt die Zahl der schaftlichen Abschluss ist unter
gemeldeten Stellenangebote, die sich anderem darauf zurückzuführen, dass
explizit an Naturwissenschaftler richtet, Naturwissenschaftler häufig interdiszip-
insgesamt sehr überschaubar aus. linär in den verschiedensten Berufsfel-
Insbesondere in der Biologie zeigt sich dern tätig sind und ihre konkrete
eine deutliche Diskrepanz zwischen der Berufsausübung oft nicht den Naturwis-
Zahl der Arbeitslosen und der Zahl der senschaften zugeordnet wird. So
gemeldeten Stellen. arbeitet laut Mikrozensus ein großer Teil
der studierten Naturwissenschaftler in
Erwerbstätigkeit hat stark zugenom- Tätigkeitsfeldern wie Lehre und
men Forschung, Unternehmensführung und
Die Zahl der in Deutschland tätigen -organisation, Informations- und
Naturwissenschaftler hat sich in den Kommunikationstechnik oder techni-
letzten Jahren stetig erhöht. Der sche Entwicklung und Produktion
Mikrozensus wies 2017 insgesamt (Abbildung 45).
545.000 Erwerbstätige mit einem
naturwissenschaftlichen Hochschulab-
Quelle: Statistisches Bundesamt, Erwerbstätige mit
64

einem Hochschulabschluss der Hauptfachrichtungen


Mathematik, Physik, Astronomie, Chemie, Lebens-
mittelchemie, Biologie, Biochemie, Biotechnologie,
Geowissenschaften und Geografie (ohne Informatik,
Pharmazie).

79
Abbildung 44

Naturwissenschaften
Erwerbstätige (Studienabschluss und ausgeübte Tätigkeiten)


Frauen
(UZHUEVWlWLJH PLWQDWXUZLVVHQVFKDIWOLFKHP
6WXGLHQDEVFKOXVV
35%



*HRZLVVHQ
VFKDIWHQ
*HRJUDILH 0DWKHPDWLN

 
  DOV 1DWXUZLVVHQVFKDIWOHULQ
(UZHUEVWlWLJH 55+
3K\VLN %LRORJLH
      
   22%


&KHPLH



         
'DWHQTXHOOH6WDWLVWLNGHU%XQGHVDJHQWXUIU$UEHLW6WDWLVWLVFKHV%XQGHVDPW Selbständige
5%
Arbeitslose und gemeldete Arbeitsstellen (jeweils Bestand)

12.100
11.700 11.500
10.600 10.500 Arbeitslose

9.300 Entgelt
8.900 9.100
8.700
8.000 Chemie
7.700 2.200 4.352 €

Geo-
1.700 1.200 wissen-
schaften

1.400

3.700 Biologie 5.681 €

3.000 Gemeldete
Stellen
Naturwissen-
1.100 1.200 1.100 1.300 1.400 schaften
900 900 1.000 1.000 900 1.000
1.600 Physik
1.000
500 700 Mathe
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Anteile von Frauen, Älteren, Selbständigen beziehen sich auf Erwerbstätige (ausgeübte Tätigkeiten), Quelle: Statistisches
Bundesamt, Mikrozensus 2017, Entgelt Quelle: Statistik der BA 2017. Näheres siehe „Hinweise zu statistischen Angaben“.

80
Abbildung 45

Naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sind in vielen


Berufen zu Hause
Erwerbstätige mit Studienabschluss der Naturwissenschaften nach ausgeübten Tätigkeiten

Unternehmens- Informatik Techn. Entwicklung,


führung, 10% 4%
Produktion
-organisation Verkauf, Vertrieb,
14% 3%
Werbung, Handel
Marketing, Medien 3%
3% Medizin,
Pharmazie
Verwaltung, Recht 3%
31%
Lehre und Forschung 3% Finanzen,
22% Rechnungsw.

sonstige 12%

Naturwissenschaften
23%

Datenquelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus 2017

Die Spielräume bei der Berufszuord- Leichter Rückgang der Arbeitslosig-


nung werden auch beim Blick in die keit bei etwas mehr Stellenangebo-
Beschäftigungsstatistik der Bundes- ten
agentur für Arbeit deutlich. Danach 2018 waren rund 1.600 Personen
waren 2018 als Naturwissenschaftler arbeitslos gemeldet, die eine hochquali-
rund 96.000 Personen sozialversiche- fizierte Tätigkeit in der Physik suchten,
rungspflichtig beschäftigt. In der 14 Prozent weniger als im Vorjahr. In
Geografie/Geologie sowie der Biologie Relation zur hohen Zahl Erwerbstätiger
gab es dabei merkliche Zuwächse mit einem Physik-Studium bewegt sich
gegenüber dem Vorjahr (+4 bzw. die Arbeitslosigkeit mit einer Quote von
+5 Prozent). In der Physik zeigte sich 2,4 Prozent auf einem niedrigen
ein leichtes Plus (knapp 2 Prozent), Niveau.65 Bei den gemeldeten Stellen
während die Beschäftigtenzahl in gab es einen Anstieg, allerdings von
Mathematik/Statistik und der Chemie einem geringen Niveau ausgehend.
minimal gesunken ist (knapp ein
Studienfachspezifische Arbeitslosenquote für die
65
Prozent). Studienfächer Mathematik, Physik, Statistik. Vergleiche
„Hinweise zu statistischen Angaben“.

81
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

Agenturen für Arbeit damit 2018 etwa


200 Stellen für Mathematiker im
Angebot.

In der Chemie ist die Entwicklung


ähnlich. So sank die Arbeitslosenzahl
um 11 Prozent auf 2.200 Arbeitslose.
Bezogen auf die Zahl aller Erwerbsper-
sonen mit einem Studienabschluss der
Chemie ergibt sich eine geringe
studienfachspezifische Arbeitslosen-
quote von 2,6 Prozent. Im Jahresverlauf
wurden 1.600 Stellenangebote neu
gemeldet, 13 Prozent mehr als im
Vorjahr. Monatsdurchschnittlich standen
So gingen für Physiker von Januar bis damit nicht ganz 400 Stellenangebote
Dezember rund 1.000 Offerten ein, für Chemie-Experten zur Verfügung.
6 Prozent mehr als im Vorjahreszeit-
raum. Durchschnittlich hatten die Auch für Biologen hat sich die Arbeits-
Agenturen für Arbeit damit 2018 rund marktsituation 2018 leicht verbessert.
270 Stellen im Angebot, die sich explizit Im Jahresdurchschnitt suchten rund
an Physiker wandten. 3.700 Arbeitslose eine Anstellung als
Biologe. Die Zahl der Arbeitslosen in
Auch in der Mathematik stellt sich der der Biologie ging damit um 9 Prozent
Arbeitsmarkt gut dar. Rund 700 zurück. Die studienfachspezifische
Arbeitslose suchten 2018 eine hoch- Arbeitslosenquote fällt allerdings unter
qualifizierte Tätigkeit als Mathematiker, den Akademikern nach wie vor ver-
7 Prozent weniger als im Vorjahr. Die gleichsweise hoch aus (4,2 Prozent).
studienfachspezifische Arbeitslosen- Der Einstellungsbedarf, gemessen an
quote von 2,4 Prozent signalisiert, dass den gemeldeten Arbeitsstellen, war
Arbeitslosigkeit in der Regel nur ein zwar höher als im Vorjahr. Insgesamt ist
kurzfristiges Suchphänomen darstellt. aber die Nachfrage nach Biologie-Ex-
Im Laufe des Jahres gingen knapp perten gering. So standen den 3.700
700 Offerten für Mathematiker ein, Arbeitslosen monatsdurchschnittlich
3 Prozent mehr als im Vorjahreszeit- nur 350 gemeldete Stellen gegenüber.
raum. Durchschnittlich hatten die Die Neuzugänge an Stellenangeboten

82
im Jahresverlauf, die ein gutes Maß für Physik und Mathematik sowie Geowis-
das Besetzungsvolumen eines Jahres senschaften einschließlich Geografie
darstellen, beliefen sich 2018 auf entfallen jeweils ein Sechstel bis ein
1.600 Vakanzen, 7 Prozent mehr als im Siebtel. Fast jede sechste Prüfung
Vorjahr. Dabei fällt ein hoher Anteil (18 Prozent) schloss mit einer Promoti-
befristeter Stellenangebote auf. Fast on ab und noch 5 Prozent mit einem
jede zweite Biologie-Stelle wird mit traditionellen Diplomabschluss.
Ablaufdatum ausgeschrieben.
Mehr als 2 von 5 Prüfungen führten zu
Eine Tätigkeit in den Geowissenschaf- einem Bachelorabschluss, dem in den
ten, Geografie oder Meteorologie Naturwissenschaften in der Regel noch
strebten 1.200 Arbeitslose an, 15 Pro- ein Masterstudium folgt. Laut Absolven-
zent weniger als im Vorjahr. Gleichzeitig tenbefragungen reichen die Anteile der
hatte die öffentliche Arbeitsvermittlung nach einem Bachelor Weiterstudieren-
monatsdurchschnittlich gut 200 Stellen den von 88 Prozent in der Biologie bis
für diese Berufe im Bestand. Betrachtet hin zu 97 Prozent in der Chemie.66 Der
man die Zugänge an Stellenangeboten, Anteil der Prüfungen, mit denen ein
die von Januar bis Dezember 2018 Masterabschluss erworben wird, stieg
gemeldet wurden, war mit 900 Stellen- binnen Jahresfrist von 32 auf 35 Pro-
meldungen ein Zuwachs von 23 Prozent zent. Aus diesem Grund stagnierte die
gegenüber dem Vorjahr festzustellen. Zahl der potenziellen Berufsanfänger
gegenüber dem Vorjahr nicht wie die
Studierendenzahl auf mehr als eine Zahl der Prüfungen, sondern hat um
Viertelmillion gestiegen ein Prozent zugenommen.
Nach stetigem Anstieg der Prüfungs-
zahlen in der Fächergruppe Mathema- Auch in den nächsten Jahren werden
tik, Naturwissenschaften seit 2002 sind die Absolventenzahlen hoch bleiben.
diese 2016 erstmals leicht gesunken Insgesamt 266.000 Studierende waren
(-0,4 Prozent) und blieben 2017 2017/18 in der Fächergruppe Mathema-
unverändert. Rund 47.000 Naturwissen- tik, Naturwissenschaften eingeschrie-
schaftler beendeten nach Angaben des ben. Das waren minimal weniger als im
Statistischen Bundesamtes im Jahr Vorjahr, aber 38 Prozent mehr als 2008.
2017 ihr Studium erfolgreich. Der größte
Teil hat Biologie studiert (26 Prozent).
Jeder Fünfte legte seine Prüfung in
Chemie ab. Auf die Fachrichtungen 66
Quelle: DZHW: Forum Hochschule 1/2016.

83
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

2.5 Wirtschaftswissenschaften Erwerbstätigenzahl stark gestiegen


Studierte mit wirtschaftswissenschaftli-
Die Wirtschaftswissenschaften gehören chem Abschluss können sich über ein
zu den großen Berufsfeldern. Gut jeder stark gewachsenes Arbeitsplatzpotenzi-
vierte Akademiker ist in einem wirt- al freuen. Im Laufe der letzten zehn
schaftswissenschaftlichen Beruf tätig. Jahre hat sich die Zahl der Erwerbstäti-
Der Arbeitsmarkt hat sich positiv gen, die über einen wirtschaftswissen-
entwickelt. Die Zahl der Erwerbstätigen schaftlichen Hochschulabschluss
ist deutlich gewachsen. Die Nachfrage verfügen, um drei Fünftel erhöht.
nach Fachkräften hat 2018 weiter 1,8 Millionen wies der Mikrozensus
zugenommen. Die Zahl der Arbeitslo- zuletzt aus. Insgesamt waren sogar
sen befindet sich auf einem niedrigen 2,2 Millionen Erwerbstätige mit hoch-
Niveau und ist aktuell rückläufig. Die qualifizierten Aufgaben in Management,
weiterhin steigenden Studierendenzah- Handel, Finanzwesen oder Volkswirt-
len könnten in den nächsten Jahren schaft betraut. Das zeigt, dass auch
allerdings eine verstärkte Konkurrenz Fachkräften, die nicht Wirtschaft
am Arbeitsmarkt bedingen. studiert haben, gute Beschäftigungsop-
tionen in diesem Berufsfeld offenste-
Der Bereich Wirtschaftswissenschaften hen. Der Anteil der Selbständigen liegt
wird hier in vier Tätigkeitsfelder unter- bei knapp einem Viertel.
teilt, die Beschäftigungschancen
insbesondere für Absolventen mit Die Statistik der Bundesagentur für
(betriebs-)wirtschaftlichen Studienab- Arbeit weist 1,2 Millionen Experten aus,
schlüssen bieten: die 2018 einen wirtschaftswissenschaft-
lichen Beruf sozialversicherungspflich-
• Unternehmensführung, -beratung, tig ausübten. Gegenüber dem Vorjahr
-verwaltung, ist die Beschäftigung um 3 Prozent
• Handel, Vertrieb, Verkehr und gewachsen. Vor allem Jobs in der
Logistik, Unternehmensführung, -beratung,
• Finanzen, Rechnungswesen, -verwaltung haben zu diesem Wachs-
Steuerberatung und Wirtschafts- tum beigetragen.
prüfung sowie
• volkswirtschaftliche Eindeutiger Aufgabenschwerpunkt ist
Tätigkeiten. die Unternehmensführung, -beratung
und -verwaltung. Mehr als jeder zweite
Wirtschaftswissenschaftler war 2018

84
hier tätig. Gut jeder vierte Wirtschafts- Handel, Vertrieb, Verkehr und
experte nahm Aufgaben in Handel, Logistik
Vertrieb, Verkehr oder Logistik wahr, Für Betriebswirte mit den Schwerpunk-
während rund jeder sechste einen Beruf ten Handel, Vertrieb, Verkehr und
im Bereich Finanzdienstleistungen, Logistik wurden der Bundesagentur für
Rechnungswesen, Steuerberatung oder Arbeit im Laufe des Jahres insgesamt
Wirtschaftsprüfung ausübte. Auf 19.300 Stellen neu zur Besetzung
Tätigkeiten mit volkswirtschaftlicher gemeldet. Das waren 4 Prozent mehr
Ausrichtung entfielen knapp ein Prozent als im Vorjahr. Der größte Teil entfiel mit
der sozialversicherungspflichtigen 14.700 Stellenangeboten auf Tätigkei-
Arbeitsplätze (Abbildung 46). ten im Handel und Vertrieb (+4 Pro-
zent). Für Experten in Verkehr und
Unternehmensführung, -beratung, Logistik wurden 4.600 Vakanzen gemel-
-verwaltung det (+6 Prozent). Auf den Monat
Der Bedarf an Experten der Unterneh- bezogen hatte die öffentliche Arbeits-
mensführung, -beratung und -verwal- vermittlung damit insgesamt 7.800 Stel-
tung ist 2018, gemessen an den lenofferten in der Kartei. Dem standen
Neuzugängen gemeldeter Stellen, leicht 15.200 Arbeitslose gegenüber, die eine
gestiegen. Im Jahresverlauf wurden Leitungs- oder Expertentätigkeit in
14.600 Stellen neu gemeldet, ein Pro- diesem Feld suchten, 4 Prozent weniger
zent mehr als im Vorjahr. Im Monats- als im Vorjahr. Die berufsspezifische
durchschnitt belief sich der Stellenbe- Arbeitslosenquote ist mit 4,5 Prozent
stand auf 3.500 Offerten. Die höher als im Durchschnitt aller akade-
Arbeitslosenzahl ist im Vergleich zum mischen Erwerbspersonen.
Vorjahr um ein Prozent gesunken. Rund
16.500 Arbeitslose, die eine Tätigkeit in Finanzen, Rechnungswesen, Steuer-
der Unternehmensführung, -beratung beratung, Wirtschaftsprüfung
oder -verwaltung anstrebten, waren Die Nachfrage nach Experten für
durchschnittlich gemeldet. Das waren Finanzen, Rechnungswesen, Steuerbe-
zwar 8 Prozent mehr als vor zehn Jah- ratung oder Wirtschaftsprüfung blieb
ren. Gleichzeitig war aber die berufs- 2018 gemessen am Stellenzugang im
spezifische Arbeitslosenquote mit Vergleich zum Vorjahr unverändert.
1,4 Prozent äußerst gering. 5.700 Offerten wurden in diesem
Tätigkeitsfeld im Laufe des Jahres
gemeldet. Im Monatsdurchschnitt waren
1.800 gemeldete Stellen zu besetzen.

85
Abbildung 46

Wirtschaftswissenschaften
Erwerbstätige und sozialversicherungspflichtig Beschäftigte

1,78 Mio
Frauen

Erwerbstätige mit wirtschaftswissenschaftlichem


Studienabschluss 33%
Beschäftigte

1,21 Mio 1,24 Mio


Volkswirtschaft 1,17 Mio
1,13 Mio 1,13 Mio 1,15 Mio
8.000 1,11 Mio
1% Handel,
Finanzen Vertrieb,
321.000 Logistik
216.000
26%
17%
55+
Beschäf-
tigte
2018 23%

698.000
56%

Unternehmens-
führung, -organisation

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Statistisches Bundesamt Selbständige

24%
Arbeitslose und gemeldete Arbeitsstellen (jeweils Bestand)

43.700
42.600 42.300 41.600
39.900 39.900
38.700 Arbeitslose
37.400 38.200 37.200
Entgelt
32.200
Logistik,
Handel,
15.200 Vertrieb 4.553 €

13.000

600 Volkswirtschaft

4.900 Finanzen
1.200
2.700 5.986 €
13.200
11.200 11.700 Gemeldete
10.100 Stellen
8.100 8.900
7.900
6.700 16.500
5.400 5.000 Unternehmens-
4.600
führung
15.300

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Anteile von Frauen, Älteren, Selbständigen beziehen sich auf Erwerbstätige (ausgeübte Tätigkeiten), Quelle: Statistisches
Bundesamt, Mikrozensus 2017, Entgelt Quelle: Statistik der BA 2017. Näheres siehe „Hinweise zu statistischen Angaben“.

86
Gleichzeitig waren 4.900 Arbeitslose belief sich nur auf 60. Dabei sind die
registriert, 8 Prozent weniger als im Beschäftigungsmöglichkeiten regional
Vorjahr. unterschiedlich ausgeprägt: In Bal-
lungsräumen wie dem Rhein-Main-Ge-
Wenngleich die Arbeitslosenzahl aktuell biet oder in Berlin, in denen es viele
deutlich höher ausfällt als vor zehn Banken und Behörden gibt, werden
Jahren, bewegt sie sich – dank einer vergleichsweise mehr Volkswirte
hohen und gestiegenen Beschäftigung gesucht. Dagegen sind Arbeitsplätze in
– auf einem niedrigen Niveau. Die mittelständisch geprägten Regionen rar.
berufsspezifische Arbeitslosenquote
liegt bei 1,7 Prozent. Mehr akademischer Nachwuchs
Im Studienbereich Wirtschaftswissen-
Volkswirtschaft67 schaften haben 2017 rund 89.000 Ab-
Der Arbeitsmarkt für Volkswirte hat sich solventen erfolgreich ihre Abschluss-
2018 weiterhin gut entwickelt. Rund 600 prüfung absolviert, 2 Prozent mehr als
Personen, die eine Tätigkeit als ein Jahr zuvor. Darunter waren 51.000
Volkswirt suchten, waren 2018 arbeits- Absolventen der „klassischen“ Betriebs-
los gemeldet. Das waren 14 Prozent wirtschaftslehre, knapp 5.000 der
weniger als im Vorjahr. Die berufsspezi- Volkswirtschaftslehre und 16.000 der
fische Arbeitslosenquote fällt mit allgemeinen Wirtschaftswissenschaf-
5,8 Prozent für Akademiker überdurch- ten. Ein weiteres stark belegtes
schnittlich aus. Das macht deutlich, Studienfach war die Internationale
dass einschlägige Arbeitsmöglichkeiten Betriebswirtschaft/Management mit
für Volkswirte begrenzt sind. Mit 11.000 erfolgreichen Examina. Insge-
insgesamt 250 Stellenzugängen samt erwarben gut 2 von 3 Prüflingen
suchten 2018 nur wenige Arbeitgeber einen Bachelorabschluss.
wie Banken, Forschungsinstitute oder
der öffentliche Dienst explizit nach Auch für die kommenden Jahre dürfte
Volkswirten (-11 Prozent gegenüber der Trend bei den Absolventenzahlen
dem Vorjahreszeitraum). Der durch- klar nach oben zeigen. 2017/18 waren
schnittliche Bestand gemeldeter Stellen insgesamt 436.000 Studierende im
Bereich Wirtschaftswissenschaften
Betrachtet wird hier die Berufsgruppe 914
67

(KldB 2010) „Wirtschaftswissenschaften“. Da diese eingeschrieben. Das waren 3.000 mehr


Bezeichnung gleichzeitig als Oberbegriff für alle als im Vorjahr (+1 Prozent) und 135.000
betriebs- und volkswirtschaftlichen Tätigkeitsfelder ver-
wendet wird, wurde auf die Benennung „Volkswirtschaft“
mehr als 2008 (+45 Prozent).
zurückgegriffen.

87
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

2.6 Rechtswissenschaften Rechtsanwalt oder Notar. Insgesamt


waren das 2017 laut Mikrozensus
Insgesamt zeigt sich die Lage am 139.000 Personen, 10 Prozent mehr als
Arbeitsmarkt für Juristen positiv. Die im Jahr zuvor.68 Knapp jeder dritte
Zahl Erwerbstätiger ist in den letzten Rechtswissenschaftler stand im Dienst
Jahren kontinuierlich gewachsen, wobei des Staates – rund 110.000 Personen.
mehr und mehr Juristen außerhalb von Davon waren 23.000 als Richter tätig
Kanzleien und Behörden tätig sind. Die und 6.000 als Staatsanwälte.69 Auch
Arbeitslosigkeit befindet sich auf einem ihre Zahl ist in den letzten Jahren
sehr geringen Niveau und ging 2018 weitgehend stabil. Von den weiteren
weiter leicht zurück. Trotz allem fällt der rund 81.000 Juristen, die im öffentlichen
Berufseinstieg nicht immer leicht. Dienst arbeiteten, sahen 35.000 ihren
Steigende Studierendenzahlen könnten Tätigkeitsschwerpunkt auf juristischen
zudem in den nächsten Jahren zu mehr Aufgabenstellungen. 46.000 Juristen
Konkurrenz führen. nahmen dagegen in Behörden und
Ministerien vorrangig allgemeine
Zahl der Erwerbstätigen stark Aufgaben wahr, z. B. in der Sachbear-
gestiegen beitung, als Referent oder als Füh-
Die Zahl der Juristen ist im vergange- rungskraft.
nen Jahrzehnt deutlich gewachsen.
Rund 356.000 Erwerbstätige mit einem Weitere gut 107.000 studierte Juristen
Jura-Abschluss waren 2017 in Deutsch- arbeiteten außerhalb von Kanzleien und
land tätig. Gegenüber 2008 war das ein Behörden. Schätzungsweise jeder
Fünftel mehr. Allerdings sind nur 2 von Dritte (36.000) übte dabei vorrangig
3 Personen, die einmal Jura studiert juristische Aufgaben aus, z. B. als
haben, aktuell mit juristischen Aufga- Wirtschaftsjurist, Vertragsberater oder
benstellungen betraut (Abbildung 47). als Justiziar. Zwei Drittel (71.000)
Rund jeder dritte Jurist arbeitet dage-
gen fachfremd. Offen bleibt dabei, in 68
Die Angaben der Kammerstatistiken weichen
aufgrund anderer Erhebungsstrukturen von den An-
welchem Umfang für die Tätigkeit als gaben des Mikrozensus ab. Die Mitgliederstatistik der
Führungskraft, Manager, Berater, Bundesrechtsanwaltskammer kommt auf rund 165.000
Lehrkraft oder Sachbearbeiter juristi- Rechtsanwälte (Stand 1.1.2018). Das waren zwölf
Prozent mehr als 2008. Hinzu kommen laut Statistik
sche Kenntnisse notwendig sind oder der Bundesnotarkammer 1.700 hauptamtliche Notare
inwieweit das Jura-Studium für das (Stand 1.1.2018).
69
Diese Angaben stammen aus der Personalstandsta-
Erreichen der Position förderlich war. tistik des öffentlichen Dienstes 2017. Der Mikrozensus
Zwei Fünftel aller Juristen arbeiten als weist ähnlich viele Richter und Staatsanwälte aus.

88
nahmen dagegen Tätigkeiten wahr, die Gemeldete Stellen auf hohem Niveau
keine eindeutige juristische Ausrichtung Rund 1.400 gemeldete Arbeitsstellen
hatten. Zu den häufigen Einsatzfeldern standen im Jahresdurchschnitt zur
gehörten betriebswirtschaftliche Besetzung bereit. Damit ist die Nachfra-
Aufgaben, Finanz- und Versicherungs- ge nach Juristen weiter auf einem
dienstleistungen, Lehre und Forschung, hohen Niveau (Abbildung 48). Die im
Geschäftsführung, Personalwesen oder Jahresverlauf neu eingegangen
auch allgemeine Bürotätigkeiten. Offerten, die die Dynamik am Arbeits-
markt aussagekräftiger beschreiben,
Die Statistik über die sozialversiche- beliefen sich auf 5.400. Die gemeldeten
rungspflichtige Beschäftigung weist Stellen bilden nur einen Teilausschnitt
2018 rund 76.000 Juristen aus. Das des Arbeitsmarktes ab. Stellen für
waren 4 Prozent mehr als im Vorjahr. Richter, Staatsanwälte oder sonstige

Abbildung 47

Jede/r dritte Rechtskundige übt keine juristische Tätigkeit aus


Erwerbstätige mit Abschluss der Rechtswissenschaften nach ausgeübten Tätigkeiten

29.000 35.000
mit
Richter/innen,
juristischer
Staatsanwälte
Tätigkeit
/innen
Häufige nichtjuristische
46.000 Tätigkeitsfelder:
Öffentlicher Dienst
Betriebswirtschaftliche Aufgaben
Versicherung, Finanzen
139.000 ohne Lehre, Forschung
juristische Geschäftsführung
Rechtsanwälte/innen, Tätigkeit Sachbearbeitung
Notare/innen
Personal
Freie Wirtschaft
71.000

36.000

Datenquelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus 2017

89
Abbildung 48

Rechtswissenschaften
Erwerbstätige (Studienabschluss und ausgeübte Tätigkeiten)

356.000 Frauen
Erwerbstätige mit einem
Studienabschluss der
Rechtswissenschaften
42%
297.000

55+
29.000
28.000 Richter/innen,
Staatsanwälte
/innen 25%

Rechtsanwälte
129.000 139.000 /innen,Notare
/innen

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
Datenquelle: Statistisches Bundesamt Selbständige

Arbeitslose und gemeldete Arbeitsstellen (jeweils Bestand) 40%

6.100
5.700 5.600
5.400
5.200 5.300 5.400 5.200 Entgelt
4.700 4.600
4.300
4.941 €

Arbeitslose

2.200
5.719 €
Gemeldete
1.400 Stellen
1.200

800 900
600 600 600 700 700
500

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Anteile von Frauen, Älteren, Selbständigen beziehen sich auf Erwerbstätige (ausgeübte Tätigkeiten), Quelle: Statistisches
Bundesamt, Mikrozensus 2017, Entgelt Quelle: Statistik der BA 2017. Näheres siehe „Hinweise zu statistischen Angaben“.

90
stieg nicht immer ohne Schwierigkeiten.
Dies wird daran deutlich, dass unter
den arbeitslosen Juristen ein sehr
hoher Anteil junger Menschen zu finden
ist. So war mehr als die Hälfte der
arbeitslosen Juristen noch keine
35 Jahre alt.

Mehr Nachwuchs von den Hoch-


schulen
Knapp 17.000 Rechtswissenschaftler
beendeten 2017 erfolgreich ihr Studium.
Das sind etwa so viele wie im Jahr
zuvor. Da viele zunächst ein Referenda-
Beamte sind hier in der Regel nicht riat beginnen, erfolgt der tatsächliche
enthalten.70 Eintritt in den Arbeitsmarkt allerdings
erst nach frühestens zwei Jahren. Jeder
Geringe Arbeitslosigkeit Dritte hatte einen Bachelor- oder
Die Arbeitslosigkeit unter Juristen ist Masterabschluss erworben und strebt
2018 weiter zurückgegangen. Jahres- damit zum Beispiel eine Tätigkeit als
durchschnittlich waren 4.300 Juristen Wirtschaftsjurist an.
arbeitslos gemeldet, 6 Prozent weniger
als im Vorjahr. Im Allgemeinen stellt Die Studierendenzahlen setzten
Arbeitslosigkeit für Juristen nur ein 2017/18 ihren Wachstumskurs fort, der
Randphänomen dar. Die studienfach- seit 2008 zu beobachten ist. Rund
spezifische Arbeitslosenquote lag bei 138.000 Frauen und Männer waren in
2,2 Prozent. einem rechtswissenschaftlichen
Studiengang eingeschrieben. Das
Auch im Rückblick der letzten zehn waren 2 Prozent mehr als im Vorjahr.
Jahre gab es eine positive Entwicklung: Gleichzeitig wurde damit die höchste
So fiel die Arbeitslosenzahl 2018 sogar Einschreibungszahl seit der Wiederver-
um 16 Prozent niedriger aus als noch einigung erreicht.
2008. Trotzdem verläuft der Berufsein-
70
Eine gute Informationsgrundlage für den Einstel-
lungsbedarf an Referendaren bieten die Internetseiten
der Justizministerien des Bundes und der Länder.

91
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

2.7 Medizin und Pharmazie Obwohl die Ärztezahlen kontinuierlich


zunehmen, ist der Fachkräftemangel
Das Gesundheitswesen befindet sich bei Humanmedizinern deutlich zu
auf Wachstumskurs. Damit einher geht spüren; und das vor allem in ländlichen
eine steigende Zahl an Erwerbstätigen. Gebieten, weniger in Ballungszentren.
Auch die Arbeitslosigkeit ist sehr gering. Mehrere Gründe führen dazu, dass der
Vorrangig in ländlichen Regionen wird Bedarf an Humanmedizinern wächst:
ein Mangel an Humanmedizinern, aber Erstens bringen der medizinische
auch an Tierärzten oder Apothekern Fortschritt und die zunehmende Zahl
beklagt. Die Studierendenzahlen älterer Menschen häufigere und
verzeichnen kaum Zuwächse. aufwändigere Behandlungen mit sich.
Zweitens gibt es zwar mehr Personen,
Humanmedizin die als Ärzte tätig sind. Gleichzeitig
Die Beschäftigungschancen nach dem steigt aber auch die Zahl der Teilzeitbe-
Abschluss des Medizinstudiums stehen schäftigten, denn auch in der Ärzte-
sehr gut. Laut Mikrozensus waren 2017 schaft gewinnt die Vereinbarkeit von
rund 381.000 Ärzte in Deutschland Familie und Beruf an Bedeutung.
tätig. Der Wachstumstrend der letzten Arbeitete vor zehn Jahren nur jede
Jahre setzte sich damit unvermindert sechste angestellte ärztliche Fachkraft
fort. Laut Ärztestatistik71 gab es in Teilzeit, war es 2018 bereits mehr als
gegenüber dem Vorjahr 2 Prozent mehr jede vierte. Dieser Trend zur Teilzeitar-
berufstätige Ärzte. Im Vergleich zum beit wird durch eine stetig steigende
Jahr 2008 bedeutete dies sogar eine Zahl von Ärztinnen noch verstärkt. So
Steigerung um ein Fünftel. Rund jeder waren unter den Angestellten 2018 gut
dritte Arzt arbeitet als niedergelassener die Hälfte Frauen (52 Prozent). Zehn
Arzt auf selbständiger Basis. Sozialver- Jahre zuvor lag der Frauenanteil noch
sicherungspflichtig angestellt waren laut bei 47 Prozent. Ein dritter Aspekt: Fast
Beschäftigungsstatistik der Bundes- jeder dritte Arzt ist heute 55 Jahre oder
agentur für Arbeit 2018 rund älter. Das heißt, rund 118.000 Human-
253.000 Ärzte. Die Zahl der Angestell- mediziner werden in absehbarer Zeit in
ten wächst in den letzten Jahren den Ruhestand eintreten.72
deutlich stärker als die Zahl der Ärzte
insgesamt, zuletzt um 3 Prozent.

Quelle: Bundesärztekammer, Ärztestatistik zum


71
Quelle: Statistisches Bundesamt, Berufsgruppe 814
72

31.12.2017. ohne Zahnmedizin (8147), Mikrozensus 2017.

92
Abbildung 49

Medizin und Pharmazie


Erwerbstätige (ausgeübte Tätigkeiten)

Frauen
30.000 Tiermedizin

28.000 74.000 Zahnmedizin 50%

63.000
67.000 Pharmazie
64.000

55+

381.000 Humanmedizin
346.000 31%

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
Datenquelle: Statistisches Bundesamt Selbständige

37%
Arbeitslose und gemeldete Arbeitsstellen (jeweils Bestand)

7.600
7.200

6.500

5.700 Entgelt
5.300
4.800 Arbeitslose
4.500 > 5.700 €
4.200 4.200 4.300
4.000
3.500 3.500
3.300 3.200
3.100 3.100
2.800 2.800 2.800 2.900 Gemeldete
2.600 Stellen
6.196 €

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Anteile von Frauen, Älteren, Selbständigen beziehen sich auf Erwerbstätige (ausgeübte Tätigkeiten), Quelle: Statistisches
Bundesamt, Mikrozensus 2017, Entgelt Quelle: Statistik der BA 2017. Näheres siehe „Hinweise zu statistischen Angaben“.

93
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

Trotz Fachkräftemangel stieg die Zahl viel wie im Vorjahr und 6 Prozent mehr
arbeitsloser Ärzte 2018 gegenüber dem als 2008. Mit rund 51.000 ist der größte
Vorjahr wiederholt an: um 300 Perso- Teil der Zahnärzteschaft niedergelasse-
nen oder 7 Prozent auf jahresdurch- ner Zahnarzt. Allerdings geht diese
schnittlich 4.800 arbeitslose Ärzte. Hier Zahl seit 2008 leicht, aber stetig zurück.
könnte sich eine wachsende Diskre- Im Gegensatz dazu steigt die Zahl der
panz zwischen den Wünschen der Zahnärzte, die in einer Praxis angestellt
arbeitsuchenden Mediziner und den sind: Laut Zahnärztekammer waren
angebotenen Stellen niederschlagen. dies rund 18.000 – mehr als doppelt so
So gibt es vergleichsweise viele viele wie 2008. Hinzu kommen rund
Arbeitslose in den Großstädten, 3.000 Zahnärzte, die als Beamte oder
während viele Stellenangebote im Angestellte außerhalb von Zahnarztpra-
ländlichen Raum unbesetzt bleiben. xen für die Zahngesundheit tätig waren.
Nach wie vor bewegt sich jedoch die Der Frauenanteil fällt bei den Angestell-
Arbeitslosigkeit auf sehr niedrigem ten in Praxen mit 64 Prozent hoch aus.
Niveau. Die Arbeitslosenquote lag bei Bei den niedergelassenen Ärzten sind
1,3 Prozent und entsprach damit dagegen die Männer in der Überzahl,
Vollbeschäftigungsniveau. Hinzu der Frauenanteil liegt hier nur bei
kommt, dass der größte Teil nach einer 38 Prozent.
kurzen Suchphase von weniger als
drei Monaten seine Arbeitslosigkeit Arbeitslosigkeit ist für Zahnmediziner
wieder beendete. kein Thema und wird es in absehbarer
Zeit auch nicht werden. 1.100 Personen
Im Laufe des Jahres 2018 wurden der waren im Jahresschnitt 2018 arbeitslos
Bundesagentur für Arbeit 5.000 neue gemeldet – und das meist nur für kurze
Stellenangebote gemeldet. Das waren Zeit. Gegenüber dem Vorjahr gab es
etwa so viele wie im Vorjahr. Der zwar einen Anstieg um fast 100
monatsdurchschnittliche Stellenbestand (+6 Prozent). Die Arbeitslosenquote von
belief sich auf 2.000 Angebote. gut einem Prozent zeigt aber, dass
nach wie vor Vollbeschäftigung
Zahnmedizin herrscht.
Laut Mikrozensus waren 2017 insge-
samt rund 74.000 Zahnärzte in Etwa 500 Stellenangebote gingen 2018
Deutschland tätig. Die Bundeszahnärz- bei der Bundesagentur für Arbeit ein,
tekammer weist in ihrer Mitgliederstatis- 10 Prozent mehr als im Vorjahr. Dies
tik etwa 72.000 aus. Das waren ähnlich entsprach einem durchschnittlichen

94
Bestand von 200 Stellenangeboten für Niveau der Vorjahre. Im Jahresverlauf
Zahnärzte einschließlich Kieferorthopä- gingen bei der Bundesagentur für Arbeit
den. knapp 800 Stellenangebote ein,
25 Prozent mehr als im Vorjahr. Der
Tiermedizin durchschnittliche Stellenbestand lag bei
Auch bei Tierärzten herrscht Vollbe- 200 gemeldeten Stellen.
schäftigung. In vielen Regionen ist laut
Aussage von Verbänden ein Mangel an Pharmazie
Fachkräften zu verzeichnen. Rund Der Arbeitsmarkt für Apotheker und
30.000 Tierärzte waren laut Mikro- Pharmazeuten entwickelte sich in den
zensus 2017 in Deutschland tätig. Die letzten Jahren positiv. Trotz steigenden
Statistik der Bundestierärztekammer Kostendrucks bei den Gesundheitsaus-
kommt für 2017 ebenfalls auf 30.000 gaben und der Zunahme des Versand-
und weist damit ein Plus von 2 Prozent handels mit Arzneimitteln blieb die Zahl
gegenüber dem Vorjahr aus. Im
Vergleich zum Jahr 2008 entspricht
dies sogar einem Zuwachs von fast
einem Viertel. Knapp jeder zweite
tierärztlich Tätige übte seine Arbeit als
Selbständiger aus.73 Rund 1.600 Tier-
ärzte sind laut Tierärztestatistik als
Beamte für die Tiergesundheit tätig.
Auch 2018 setzte sich das Wachstum
fort. Laut Beschäftigtenstatistik der
Bundesagentur für Arbeit stieg die
Anzahl der sozialversicherungspflichtig
beschäftigten Tierärzte um 5 Prozent
auf 13.000.

Die Arbeitslosigkeit bewegte sich 2018


mit gut 400 Personen und einer
berufsspezifischen Arbeitslosenquote
von 1,8 Prozent auf dem geringen
73
Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus
2017. Der Anteil der niedergelassenen Tierärzte beträgt
laut Statistik der Tierärztekammer rund 40 Prozent.

95
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

der Berufstätigen stabil bei 64.00074. aber mit 1,8 Prozent nach wie vor sehr
In öffentlichen Apotheken waren rund gering.
51.000 Apotheker tätig. Rund
11.000 Pharmazeuten waren z. B. in der Kaum Zuwächse bei den Studieren-
Pharmaindustrie, an Universitäten und den
anderen Lehreinrichtungen, bei Rund 23.000 Absolventen beendeten
Behörden oder Prüfinstituten beschäf- 2017 in den hier betrachteten Berufsfel-
tigt. Rund jeder vierte Arzneimittelkun- dern erfolgreich ihr Hochschulstudium.
dige übte laut Mikrozensus seinen Beruf Davon waren 16.500 Absolventen der
als Selbständiger aus. Die Statistik der Humanmedizin (+0,4 Prozent gegen-
Bundesagentur für Arbeit, in der bereits über Vorjahr), 2.800 der Zahnmedizin
Daten für 2018 vorliegen, wies 2018 (-6 Prozent), 1.500 Tiermediziner
rund 52.000 sozialversicherungspflich- (+7 Prozent) und 2.500 Pharmazeuten
tig angestellte Apotheker und Pharma- (-12 Prozent).
zeuten aus. Dies entspricht einem
Zuwachs von 3 Prozent gegenüber dem Die Zahl der Studierenden stieg in den
Vorjahr. letzten Jahren moderat an. Im Studien-
jahr 2017/18 waren 94.000 Frauen und
Rund 1.500 Stellenangebote wurden im Männer für ein Medizinstudium einge-
Verlauf des Jahres 2017 für Pharma- schrieben (+2 Prozent gegenüber
zieberufe bei der Bundesagentur für Vorjahr), 15.000 in der Zahnmedizin
Arbeit gemeldet, ähnlich viele wie im (+0,4 Prozent), 8.000 in der Tiermedizin
Vorjahr. Damit hatte die öffentliche (-1 Prozent) und fast 16.000 in der
Arbeitsvermittlung monatsdurchschnitt- Pharmazie (+1 Prozent). Verglichen mit
lich gut 600 zu besetzende Stellen im anderen Studienfachrichtungen fallen
Angebot. Vor allem in ländlichen die Zuwächse der letzten Jahre gering
Gebieten gab es zunehmend Schwie- aus. Während im Vergleich zum Jahr
rigkeiten bei der Besetzung offener 2008 die Studierendenzahl über alle
Stellen. Die Zahl arbeitsloser Pharma- Fächergruppen betrachtet um 43 Pro-
zeuten zeigte sich mit 1.200 um zent zugenommen hat, gab es – trotz
2 Prozent höher als im Vorjahr. Die allseits beklagten Ärztemangels – in der
berufsspezifische Arbeitslosenquote ist Humanmedizin gerade einmal ein Plus
von 18 Prozent.
Quelle: Bundesvereinigung Deutscher Apothe-
74

kerverbände. Der Mikrozensus kommt mit 67.000 auf


eine ähnliche Zahl von erwerbstätigen Apothekern und
Pharmazeuten.

96
2.8 Sozialwesen gewonnen. Allein die Zahl der Erwerbs-
tätigen mit einem akademischen
Der Arbeitsmarkt hat sich in der Abschluss in der sozialen Arbeit hat
sozialen Arbeit in den letzten Jahren sich seit 2008 um ein Drittel erhöht:
sehr positiv entwickelt. Die Erwerbstä- Waren 2008 noch etwa 235.000 Men-
tigkeit hat stark zugenommen. Die Zahl schen in Deutschland erwerbstätig, die
der gemeldeten Stellenangebote über einen (Fach-)Hochschulabschluss
bewegt sich auf hohem Niveau. Die in der Sozialen Arbeit verfügten, stieg
Stellen werden allerdings häufig diese Zahl bis zum Jahr 2017 auf rund
befristet und in Teilzeit angeboten. 316.000 Personen (Abbildung 50). Die
2018 ist die Arbeitslosenzahl leicht Zahl der Menschen, die in der Sozialen
gestiegen. Sie fällt aber weiterhin Arbeit mit hochqualifizierten Aufgaben
gering aus. Zu der guten Arbeits- betraut sind und deren Anforderungs-
marktentwicklung im Sozialwesen profil, unabhängig vom formalen
haben verschiedene Faktoren beigetra- Abschluss, einer akademischen
gen: Der demografische Wandel macht Ausbildung entspricht, fällt sogar noch
mehr soziale Betreuung und Beratung erheblich höher aus: 375.000 Erwerbs-
älterer Menschen notwendig. Hinzu tätige, darunter 74 Prozent Frauen,
kommen Projekte wie der Ausbau der übten 2018 einen Beruf in der Sozialar-
Kinderbetreuungseinrichtungen, der beit, Sozialpädagogik, in der Sozialbe-
Schulsozialarbeit und der Ganztags- ratung75 aus oder nahmen in diesem
schulen. Spätestens ab der zweiten Feld Leitungsaufgaben wahr. Das war
Jahreshälfte 2015 ließ auch die ein Prozent mehr als im Vorjahr. Der
Fluchtmigration den Bedarf an Bera- größte Teil war als Angestellter be-
tung, Betreuung und Begleitung rasant schäftigt. Nur 6 Prozent waren als
steigen. Für die kommenden Jahre Selbständiger ihr eigener Chef.
kann mit einer weiter wachsenden Zahl
an Nachwuchskräften gerechnet Die Beschäftigungsstatistik weist für
werden, denn die Zahl der Studieren- 2018 rund 338.000 sozialversiche-
den nimmt seit 2008 kontinuierlich zu. rungspflichtig Beschäftigte in der
Sozialen Arbeit aus, 2 Prozent mehr als
Erwerbstätigkeit kräftig gewachsen im Vorjahr. Auffallend hoch ist die
Im Laufe der letzten zehn Jahre hat die Teilzeitquote: gut jeder zweite Arbeits-
Sozialarbeit, Sozialpädagogik und platz wird in Teilzeit ausgeführt. Unter
Sozialberatung als wichtiger Beschäfti- einschließlich Heilerziehungspflege und Sonderpäd-
75

gungsbereich spürbar an Bedeutung agogik.

97
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

allen sozialversicherungspflichtig Arbeitsstellen bei der Bundesagentur


Beschäftigten mit komplexem Aufga- gemeldet. Das war ein Prozent mehr als
benprofil war nur knapp jeder Fünfte im Jahr zuvor. Durchschnittlich waren
teilzeitbeschäftigt. damit über das Jahr betrachtet
6.400 Arbeitsstellen zu vermitteln,
Ein gutes Drittel der Beschäftigten ebenso viele wie im Vorjahr.
arbeitet im klassischen Feld des
Sozialwesens, jeder Fünfte in einer Die Vakanzzeit, also die Zeitspanne
Heimeinrichtung, zum Beispiel für vom beabsichtigten Besetzungstermin
Kinder, Jugendliche, Behinderte oder bis zur Abmeldung des Stellenangebots
Senioren. Ein weiteres Sechstel ist im bei der Arbeitsvermittlung, stieg 2018
öffentlichen Dienst angestellt; hierzu gegenüber dem Vorjahr um einen Tag
zählen Sozialämter, Jugendämter oder auf 69 Tage. Gleichwohl gelang die
die Sozialversicherungsträger. Jeder Stellenbesetzung damit schneller als im
elfte Sozialpädagoge übt eine Tätigkeit Durchschnitt aller akademischen Berufe
im Bildungswesen aus, beispielsweise (97 Tage, vergleiche Abbildung 25).
als Schulsozialarbeiter in einer Ganzta- Dies zeigt, dass gemeldete Stellen
gesschule oder auch bei einem durchschnittlich in angemessener Zeit
Bildungsbetrieb, der Berufsvorbereitung besetzt werden können.
und Berufsausbildung für benachteiligte
Jugendliche oder Behinderte anbietet. Da viele Stellen im sozialen Bereich im
Weitere zahlenmäßig bedeutende Rahmen von Projekten öffentlich
Arbeitgeber sind Organisationen in gefördert werden, gibt es einen hohen
Trägerschaft von Interessenvertretun- Anteil befristeter Stellen. So waren
gen, Kirchen und religiösen Vereinigun- 58 Prozent der 2017 neu begonnenen
gen oder auch Krankenhäuser. Beschäftigungsverhältnisse befristet.
Hinzu kommt außerdem, dass die
Nachfrage hoch, aber viele Offerten für soziale Berufe häufig in
Befristungen Teilzeit ausgeschrieben werden
Die Zahl der Stellenzugänge hat 2018 (vergleiche Abschnitt zur Beschäfti-
wieder leicht zugenommen, nachdem gung).
2017 die aufgrund der Fluchtzuwande-
rung zuvor stark gestiegene Nachfrage
etwas nachgelassen hatte. Sie ist
weiter auf einem hohen Niveau. Im
Laufe des Jahres wurden 26.600 freie

98
Abbildung 50

Sozialwesen
Erwerbstätige und sozialversicherungspflichtig Beschäftigte

Erwerbstätige mit einem Studienabschluss Frauen


in der Kinder- und Jugendarbeit sowie 338.000
326.000 331.000
Sozialarbeit und Beratung 316.000
302.000 304.000 307.000

235.000
74%

55+
Beschäftigte
23%

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Statistisches Bundesamt Selbständige

6%
Arbeitslose und gemeldete Arbeitsstellen (jeweils Bestand)

8.200 8.100 8.000


7.800 7.800
7.500 7.600 7.400
7.100
6.400 Entgelt
6.600
6.200
5.400 6.300 6.400
3.256 €
Gemeldete
Stellen

3.600
3.200 3.300
3.000
2.800 2.800
2.500 3.825 €
Arbeitslose

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Anteile von Frauen, Älteren, Selbständigen beziehen sich auf Erwerbstätige (ausgeübte Tätigkeiten), Quelle: Statistisches
Bundesamt, Mikrozensus 2017, Entgelt Quelle: Statistik der BA 2017. Näheres siehe „Hinweise zu statistischen Angaben“.

99
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

Arbeitslosigkeit betroffen. Ihre studien-


fachspezifische Arbeitslosenquote lag
bei 1,7 Prozent.

Absolventen- und Studienanfänger-


zahlen weiter deutlich im Plus
16.000 Studierende beendeten 2017 ihr
Studium. Das war eine Zunahme von
6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der
Anteil der Bachelorabschlüsse lag im
Sozialwesen bei 86 Prozent, so hoch
wie in kaum einem anderen Studien-
fach. Hier dürften sich die deutlich
gestiegenen Anfängerzahlen der letzten
Jahre niederschlagen. Außerdem sind
in der Sozialarbeit mit dem Bachelorab-
schluss sehr viele Beschäftigungschan-
cen vorhanden. Ein weiterführendes
Studium könnte deshalb nur für einen
kleineren Personenkreis interessant
erscheinen, zum Beispiel, wenn eine
forschende oder konzeptionelle
Tätigkeit angestrebt wird.

Insgesamt waren im Wintersemester


2017/18 rund 85.000 junge Menschen
Arbeitslosigkeit gering für ein Studium der Sozialen Arbeit, der
Im Jahresdurchschnitt waren 6.600 Per- Sozialpädagogik oder des allgemeinen
sonen arbeitslos gemeldet, die in der Sozialwesens eingeschrieben. Das
Sozialarbeit, der Sozialpädagogik oder waren 8 Prozent mehr als ein Jahr
-beratung eine Tätigkeit auf Fachhoch- zuvor.
schul- oder Hochschulniveau suchten.
Dies waren zwar 4 Prozent mehr als im
Vorjahr. Bezogen auf alle Erwerbstäti-
gen waren akademische Fachkräfte im
Bereich der sozialen Arbeit wenig von

100
2.9 Lehre und Ausbildung Lehramtsabschluss anstreben, nimmt
seit einiger Zeit zu.
Der Arbeitsmarkt hat sich für Lehrkräfte
und Dozenten 2018 weiter positiv 1,5 Millionen Lehrkräfte
entwickelt. Die Zahl Arbeitsloser ist in Deutschland
sehr niedrig. Die Nachfrage nach Rund 1,5 Millionen Lehrkräfte gibt es in
Lehrpersonal stabilisierte sich auf Deutschland.76 Etwa 2 von 3 unterrich-
hohem Niveau. An den öffentlichen ten an allgemein- oder berufsbildenden
Schulen ist die Lehrerzahl leicht Schulen (Abbildung 51). Etwa jede
gestiegen. Der Lehrkräftebedarf stellt fünfte Lehrkraft vermittelt ihr Wissen an
sich nach Bundesländern, Schulformen Studierende einer Fachhochschule oder
und Schulfächern unterschiedlich dar. Hochschule. Jede siebte, das sind rund
In vielen Bereichen ist aktuell ein 221.000, ist in der außerschulischen
Lehrkräftemangel zu konstatieren. Bildung tätig. Hierzu zählen die
Gleichzeitig wächst die Zahl der Erwachsenenbildung, musikalische und
Unterrichtenden an Hochschulen. Die
Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus
76

Zahl der Studierenden, die einen 2017.

Abbildung 51

Jede siebte Lehrkraft ist in der außerschulischen Bildung tätig


Erwerbstätige Lehrkräfte nach ausgeübten Tätigkeiten

Berufs-
bildung
Lehre, Forschung an
142.000 Hochschulen
321.000 107.000 Erwachsenenbildung

Außerschulische
Bildung
221.000
53.000 Musikpädagogik
Allgemeinbildende
Schulen
804.000 32.000 Sprachen

29.000 IT-Schulung,
Theaterpädagogik u.a.

Datenquelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus 2017

101
Abbildung 52

Lehre und Ausbildung


Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte

Frauen

0LR 0LR
0LR 0LR 0LR
0LR
 $X‰HUVFKXOLVFKH
%LOGXQJ
 
62%
/HKUH)RUVFKXQJ
 DQ+RFKVFKXOHQ
 

%HUXIVELOGXQJ
  
EHWU$XVELOGXQJ
55+

24%
$OOJHPHLQ
 ELOGHQGH
 
6FKXOHQ

         
'DWHQTXHOOH6WDWLVWLVFKHV%XQGHVDPW Selbständige

9%
Arbeitslose und gemeldete Arbeitsstellen (jeweils Bestand)

15.900
15.400 15.300
14.700 14.400
14.000 14.100 14.100 14.400
Entgelt
12.200 12.300

4.829 €

Arbeitslose

4.545 €

2.900 2.800 2.800 Gemeldete


2.000 1.900 1.900 2.200 Stellen
1.700 1.800 1.700 1.800

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Anteile von Frauen, Älteren, Selbständigen beziehen sich auf Erwerbstätige (ausgeübte Tätigkeiten), Quelle: Statistisches
Bundesamt, Mikrozensus 2017, Entgelt Quelle: Statistik der BA 2017. Näheres siehe „Hinweise zu statistischen Angaben“.

102
sprachliche Bildung, Kultur-, Theater-, dritte.78 Dies könnte auf einen hohen
Religionspädagogik oder auch IT-Schu- Bedarf an Nachwuchslehrern in den
lungen und Sportunterricht (Abbildung kommenden Jahren hindeuten. Aller-
52). Gut 2 von 5 arbeiten in der außer- dings ist hierbei von erheblicher
schulischen Bildung auf selbständiger Bedeutung, wie sich die Schülerzahl
Basis. entwickelt. Nach letzten Angaben der
Kultusministerkonferenz, die aus dem
Lehrerzahl an allgemein- und Jahr 2018 stammen, wird sie auf Basis
berufsbildenden Schulen zuletzt der Schülerzahlen von 2016 bis 2030
leicht steigend um 2,5 Prozent steigen, was bei gleich
Laut Mikrozensus waren 2017 in bleibender Schüler-Lehrer-Relation
Deutschland 804.000 Lehrkräfte für tendenziell einen höheren Lehrkräftebe-
allgemeinbildende Fächer und 142.000 darf zur Folge hätte.79 Auch eine
für berufsbildende Fächer und Ausbil- aktuelle Bertelsmann-Studie80 kommt
dungspädagogik tätig. Die Schulstatistik zu der Einschätzung, dass die Schüler-
verzeichnet für das Schuljahr 2017/18 zahlen aufgrund Zuwanderung und
679.000 voll- und teilzeitbeschäftigte steigender Geburtenzahlen merklich
Lehrer an allgemeinbildenden Schulen zunehmen. Deshalb würde künftig auch
und 126.000 an berufsbildenden eine deutlich höhere Zahl an Lehrkräf-
Schulen.77 Im Vergleich zum vorange- ten benötigt, zunächst vor allem an
gangenen Schuljahr ist damit die Grundschulen. Wie die Höhe des
Lehrerzahl 2017/18 leicht gestiegen Bedarfs tatsächlich ausfallen wird, ist
(+1 Prozent). Rund ein Drittel aller darüber hinaus von weiteren Faktoren
Lehrkräfte arbeitet als Angestellte, etwa abhängig, wie der Entwicklung der
zwei Drittel sind verbeamtet. Teilzeitquote, des tatsächlichen
Renten- oder Pensionseintrittsalters
Jede dritte bis vierte Lehrkraft oder bildungspolitisch gesetzter
mindestens 55 Jahre alt Rahmenbedingungen, beispielsweise
Jede vierte Lehrkraft an allgemeinbil- der Größe der Schulklassen oder der
denden Schulen ist 55 Jahre oder älter, Schulformen an sich.
an den Berufsschulen sogar fast jede
78
Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus
77
Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 11, 2017.
Reihen 1 und 2. Berücksichtigt sind voll- und teilzeitbe- 79
Quelle: Kultusministerkonferenz, Vorausberechnung
schäftigte Lehrkräfte, ohne stundenweise beschäf- der Schüler- und Absolventenzahlen 2016 bis 2030.
tigtes Lehrpersonal. Im Unterschied dazu sind beim 80
Klaus Klemm, Dirk Zorn: Lehrkräfte dringend
Mikrozensus auch stundenweise beschäftigte Personen gesucht – Bedarf und Angebot für die Primarstufe,
eingerechnet. Bertelsmann-Stiftung, Gütersloh, Januar 2018.

103
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

Eine Vorausschätzung des Bedarfs den Ländern schwerer fallen, genügend


bleibt daher schwierig. Lehrkräfte zum Beispiel für die Fächer
Mathematik, Informatik, Chemie,
Lehrkräftemangel Physik, Englisch, Kunst oder Musik zu
Laut ihren letzten Vorausschätzungen finden. Für Fächer wie Sozialkunde/
geht die Kultusministerkonferenz81 Gesellschaftslehre/Politik, Geschichte
zumindest bis 2022 davon aus, dass und Erdkunde wird dagegen eine eher
der Lehrereinstellungsbedarf bundes- geringe Nachfrage erwartet. An den
weit größer ausfällt als das Angebot an Berufsschulen dürften besonders
Nachwuchskräften. Ab 2023 könnte in Bewerber mit den Fächern Metall-,
vielen westdeutschen Ländern das Elektro- und Fahrzeugtechnik sowie
Lehrkräfteangebot ausreichen, während Pflege und Sozialpädagogik gefragt
in Ostdeutschland weiterhin zu wenige sein, ebenso wie Lehrkräfte mit dem
Nachwuchskräfte zur Verfügung allgemeinbildenden Fächerportfolio
ständen. Der Lehrerbedarf fällt dabei je Mathematik, Naturwissenschaften und
nach Schultyp und Unterrichtsfach, Fremdsprachen.
aber auch in den einzelnen Ländern82
verschieden aus. Vor allem fehle es an 2017 viele Einstellungen in den
Lehrämtern von Grundschulen sowie Schuldienst
Haupt- und Realschulen. Ebenfalls Nach Angaben der Kultusministerkonfe-
mangele es an Lehrkräften der Sonder- renz haben die deutschen Bundeslän-
pädagogik und für den Sekundarbe- der 2017 rund 34.000 neue Lehrkräfte
reich II (berufliche Fächer), während bei in den öffentlichen Schuldienst einge-
Lehrämtern für den Sekundarbereich II stellt. Das waren zwar 5 Prozent
(allgemeinbildende Fächer) oder für das weniger als im Vorjahr, aber weiterhin
Gymnasium in vielen Ländern ein deutlich mehr als in den Jahren 2009
Bewerberüberhang gesehen wird. Nach bis 2014. Damals bewegte sich die Zahl
Fachrichtungen betrachtet, dürfte es der Neueinstellungen auf einem
stabilen Niveau von jährlich um die
81
KMK: Lehrereinstellungsbedarf und -angebot in der
Bundesrepublik Deutschland Modellrechnung
30.000, nachdem in den Jahren 2003
2018 - 2030, Statistische Veröffentlichungen der Kul- bis 2008 deutlich weniger Personal
tusministerkonferenz Dokumentation Nr. 216 – Oktober rekrutiert wurde. Der aktuell hohe
2018.
82
Viele Bundesländer erstellen eigene Bedarfspro- Einstellungsbedarf wird dadurch
gnosen und veröffentlichen diese im Internet. Einen deutlich, dass die Zahl der Seitenein-
guten Überblick bietet: studienwahl.de
> Studienfelder > Lehrämter > Übersicht über länder-
steiger ohne Lehramtsabschluss mit
spezifische Bedarfsprognosen

104
4.300 höher ausfällt als mindestens in Mehr Hochschulpersonal
den letzten 15 Jahren.83 An den Hochschulen gibt es beim
wissenschaftlichen und künstlerischen
Die Einstellungen von Absolventen der Personal einen stetigen Aufwärtstrend
ersten Lehramtsprüfungen in den zu beobachten. Hier spiegeln sich die
Vorbereitungsdienst (Referendariat) zunehmende Akademisierung wider,
waren 2015 und 2016 leicht rückläufig. ebenso wie die doppelten Abiturjahr-
2017 wurden 31.000 junge Menschen in gänge, mit zuletzt allerdings nachlas-
den Vorbereitungsdienst eingestellt, sender Bedeutung. Für 2017 weist die
5 Prozent mehr als im Vorjahr. Hochschulstatistik rund 250.000 
hauptamtlich Tätige85 aus (+3 Prozent
Gute Chancen gegenüber Vorjahr). 48.000 davon
Und wie standen für Absolventen des haben eine Professur inne. Hinzu
Vorbereitungsdienstes die Chancen auf kommen rund 145.000 Lehrbeauftragte
Übernahme in den Schuldienst? Von und wissenschaftliche Hilfskräfte, die
2000 bis 2012 wurden jährlich mehr an Hochschulen nebenberuflich tätig
Lehrkräfte eingestellt als es Absolven- sind. Der Mikrozensus weist für 2017
ten des Vorbereitungsdienstes im insgesamt rund 321.000 Lehrende und
jeweiligen Jahr gab. 2013 und 2014 war Forschende an Hochschulen aus.
bundesweit ein leichter Überhang zu
verzeichnen, der sich vor allem in Zahl der gemeldeten Stellen stabil,
Bayern und Nordrhein-Westfalen aber Neuzugänge rückläufig
deutlich bemerkbar machte. In den Die Zahl der Neuzugänge an gemelde-
ostdeutschen Flächenländern und in ten Stellenangeboten für Lehrkräfte
den Stadtstaaten gab es dagegen sank 2018 mit 12.000 Angeboten um
deutlich mehr Einstellungen als 4 Prozent. Im Jahresdurchschnitt 2018
Absolventen. Von 2015 bis 2017 wurden führte dies zu einem Bestand von
in nahezu allen Ländern mehr Lehrkräf- 2.800 Arbeitsstellen - ebenso viele wie
te eingestellt als in diesen Jahren den im Vorjahr. Bei diesen Offerten
Vorbereitungsdienst beendet hatten.84 handelte es sich zu gut zwei Fünftel um
Stellenausschreibungen für Lehrämter
an allgemeinbildenden Schulen. Ein
knappes Viertel entfiel auf Dozenten an
Für frühere Jahre liegen hier keine Angaben vor.
83

KMK: Einstellung von Lehrkräften 2017, Berlin Juni


84
Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 11
85

2018. Reihe 4.4.

105
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

Universitäten oder Fachhochschulen.86 sich 5.100 Lehrkräfte, die eine Arbeit an


Darüber hinaus wurden Beschäftigun- allgemeinbildenden Schulen oder in der
gen an Berufsschulen, Privatschulen, beruflichen Erstausbildung suchten
Volkshochschulen, privaten Bildungsträ- sowie 6.400 Personen, die an außer-
gern oder in der Erwachsenenbildung schulischen Bildungseinrichtungen
angeboten. unterrichten wollten, zum Beispiel in der
Erwachsenenbildung. Hinzu kamen
Arbeitslosigkeit sehr gering rund 2.700 Arbeitslose, die eine
Insgesamt 14.400 Arbeitslose, die eine Dozenten- oder Forschungstätigkeit an
lehrende oder ausbildende Tätigkeit einer Hochschule im Auge hatten. Im
anstrebten, waren im Jahresdurch- Verhältnis zur Zahl der erwerbstätigen
schnitt registriert. Das bedeutet einen Lehrer ist die Arbeitslosigkeit sehr
leichten Anstieg gegenüber dem gering. Rechnerisch ergibt sich eine
Vorjahr (+2 Prozent). Darunter befanden Arbeitslosenquote von unter 2 Prozent.
Jeweils bezogen auf die Jahressumme der
86

Zugänge gemeldeter Stellen. Viel Lehrkräftenachwuchs


44.000 Studierende legten 2017
erfolgreich die Lehramtsprüfung ab.
Das waren so viele wie nie zuvor, wenn
auch der Anstieg im Vergleich zum
letzten Jahr klein ist (+1 Prozent).

In den nächsten Jahren dürfte die


Absolventenzahl hoch bleiben, denn die
Zahl der Studierenden ist im Vergleich
zum Vorjahr um 3 Prozent auf 241.000
angewachsen. Die Zahl der Studienan-
fänger im 1. Fachsemester erreichte
sogar einen neuen Höchststand. Eine
genaue Einschätzung der Lehrkräf-
te-Nachwuchsentwicklung wird aller-
dings dadurch erschwert, dass in
einigen Ländern auch Nichtlehr-
amts-Bachelor später noch einen
Master mit Lehramtsprüfung anschlie-
ßen können.

106
2.10 Gesellschaftswissenschaften engeren Sinne, zum Beispiel in der
Forschung oder Lehre.
Der Arbeitsmarkt hat sich 2018 in der
Soziologie, Politologie, in den Erzie- Etwa 1.100 Arbeitslose, 7 Prozent
hungswissenschaften und anderen weniger als im Vorjahr, strebten 2018
gesellschaftswissenschaftlichen Berufe eine Tätigkeit als Soziologe, Gender-
positiv entwickelt. Die Arbeitslosigkeit oder Sozialwissenschaftler an. Weitere
ist zum wiederholten Male gesunken. 1.500 Arbeitslose, die auch Soziologie
Die Fachkräftenachfrage zeigt sich, studiert hatten, suchten vorrangig
gemessen am Zugang gemeldeter alternative Tätigkeiten, zum Beispiel im
Stellen, stabil. Dies dürfte auch auf Personalwesen, der Sozialpädagogik
Bildungs- und Integrationsangebote für oder Lehrtätigkeiten. Bezogen auf alle
Flüchtlinge zurückzuführen sein. Erwerbspersonen mit einem Abschluss
Generell gibt es aber eher wenige in der Soziologie fiel die Arbeitslosen-
Stellenangebote, die sich explizit an quote mit rechnerisch 3,2 Prozent für
Arbeitsuchende mit sozialwissenschaft- Akademiker zwar leicht überdurch-
lichem Abschluss wenden. Deshalb schnittlich, aber dennoch gering aus.
erschließen sich arbeitsuchende
Gesellschaftswissenschaftler zuneh- Die Zahl der neu gemeldeten Stellen
mend fachverwandte und fachfremde stieg im Vergleich zum Vorjahr (+2 Pro-
Tätigkeitsbereiche. Steigende Studien- zent), ausgehend von einem niedrigen
anfängerzahlen lassen für die nächsten Niveau. Insgesamt fast 1.000 Vakanzen
Jahre ein wachsendes Potenzial an wurden im Jahresverlauf gemeldet. Im
wissenschaftlichen Nachwuchskräften Monatsdurchschnitt betrachtet bedeute-
erwarten. te das aber lediglich einen Bestand von
200 gemeldeten Stellenangeboten und
Soziologie damit vergleichsweise wenig einschlägi-
Der Arbeitsmarkt für Soziologen zeigte ge Bewerbungsmöglichkeiten.
sich in den letzten Jahren stabil. Laut
Mikrozensus waren 2017 circa Rund 6.600 Absolventen schlossen
81.000 Personen mit einem sozialwis- 2017 erfolgreich ein Studium der
senschaftlichen Studienabschluss in Sozialwissenschaften ab. Das waren
Deutschland erwerbstätig – 59 Prozent 6 Prozent mehr als im Vorjahr. Die
mehr als 2008. Allerdings arbeitete mit Konkurrenz am Arbeitsmarkt könnte
rund 5.100 Erwerbstätigen nur ein sich künftig verstärken, denn die Zahl
kleiner Teil als Sozialwissenschaftler im der Studierenden steigt seit 2008

107
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

kontinuierlich: an die 41.000 Menschen zent für Akademiker überdurchschnitt-


waren 2017/2018 in einem sozialwis- lich aus.
senschaftlichen Studiengang immatri-
kuliert. Im Vergleich zum Vorjahr war Trotz eines deutlichen Anstiegs der
dies ein Plus von 3 Prozent. gemeldeten Stellen, die sich gezielt an
Politikwissenschaftler wandten
Politikwissenschaften (+11 Prozent), war die Nachfrage
Die Politikwissenschaften haben, gering. Im Laufe des Jahres 2018
gemessen an der Entwicklung der Zahl verzeichnete die Bundesagentur für
der Erwerbstätigen mit einem entspre- Arbeit 250 Stellenzugänge. Monats-
chenden Studienabschluss, in den durchschnittlich bedeutete dies bundes-
letzten Jahren an Bedeutung gewon- weit lediglich 50 einschlägige Jobange-
nen. So steigt die Zahl der erwerbstäti- bote.
gen Politologen kontinuierlich an. Etwa
72.000 waren 2017 in Deutschland Ungeachtet der geringen Zahl an
tätig. Damit hat sich ihre Zahl seit 2008 Stellenangeboten stößt das Studienfach
fast verdoppelt. Allerdings ordnen nur Politik auf großes Interesse. So waren
12.000 Erwerbstätige ihre Tätigkeit im Wintersemester 2017/18 in den
originär politikwissenschaftlichen Politikwissenschaften fast 32.000 Im-
Aufgaben zu. matrikulierte zu verzeichnen. Das
waren merklich mehr als im Vorjahr
Die Zahl der Arbeitslosen, die eine (+5 Prozent) und gleichzeitig die bislang
Tätigkeit im Feld der Politikwissen- höchste Einschreibungszahl im Fach
schaften suchten, hat sich 2018 Politik seit 1993. Die Zahl der Absolven-
gegenüber dem Vorjahr um 4 Prozent ten im Fach Politikwissenschaft fiel
auf jahresdurchschnittlich 700 Arbeits- 2017 höher aus als im Vorjahr (+7 Pro-
lose verringert. Weitere 1.800 Arbeitslo- zent). Rund 4.900 Studierende legten
se, die einen Abschluss der Politikwis- erfolgreich eine Abschlussprüfung ab.
senschaften vorweisen konnten, Davon erhielt gut jeder Zweite einen
suchten schwerpunktmäßig Aufgaben Bachelorabschluss.
in Büro und Sekretariat, in der Öffent-
lichkeitsarbeit, im Journalismus, in der
Unternehmensberatung oder in der
Projektleitung. Die Arbeitslosenquote
fiel, bezogen auf alle Erwerbspersonen
mit einem Politikabschluss, mit 3,3 Pro-

108
Abbildung 53

Gesellschaftswissenschaften
Erwerbstätige (Studienabschluss)

227.000 Frauen
Erziehungswissenschaften
204.000

69%

55+
81.000
Sozialwissenschaften 24%

51.000 72.000

Politikwissenschaften
38.000

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
Datenquelle: Statistisches Bundesamt Selbständige

10%
Arbeitslose und gemeldete Arbeitsstellen (jeweils Bestand)

5.300 5.300
5.200 5.200
5.000 5.000

4.500
4.400
4.100 Entgelt
4.000 Arbeitslose
3.700
3.001 €

2.600
Politik-, Sozial-
und sonstige
2.400 Gesellschafts-
wissenschaften
3.472 €
1.800

1.300 Erziehungs-
750 750 720 wissenschaften
540 Gemeldete
430 350 370 400 390 390
250 Stellen

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Anteile von Frauen, Älteren, Selbständigen beziehen sich auf Erwerbstätige (ausgeübte Tätigkeiten), Quelle: Statistisches
Bundesamt, Mikrozensus 2017, Entgelt Quelle: Statistik der BA 2017. Näheres siehe „Hinweise zu statistischen Angaben“.

109
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

Erziehungswissenschaften Arbeitssuche auf verwandte oder auch


Rund 227.000 Erwerbstätige mit einem fachfremde Tätigkeitsbereiche ausrich-
Studienabschluss der Erziehungswis- teten. Die studienfachspezifische
senschaften waren laut Mikrozensus Arbeitslosenquote fällt für Erziehungs-
2017 in Deutschland tätig – 11 Prozent wissenschaftler mit rechnerisch 1,4 Pro-
mehr als 2008. Darunter waren 9 Pro- zent nach wie vor sehr günstig aus.
zent selbständig tätig. Allerdings
ordneten nur knapp ein Drittel der Es gibt relativ wenige Stellenangebote,
studierten Erziehungswissenschaftler die sich ausdrücklich an Erziehungswis-
ihre Tätigkeit dem engeren erziehungs- senschaftler wenden. Monatsdurch-
wissenschaftlichen Aufgabenfeld zu. schnittlich hatte die Bundesagentur für
Der überwiegende Teil (56 Prozent) Arbeit um die 400 zu besetzende
arbeitete als Lehr- und Ausbildungsper- Stellen im Bestand. Übers Jahr verteilt
sonal oder war in der praktischen gingen 2018 rund 1.700 neue Stellenan-
Erziehung oder der Sozialarbeit und gebote bei der Bundesagentur für
-pädagogik tätig. Darüber hinaus waren Arbeit ein. Das war gegenüber dem
11 Prozent mit Aufgaben der Unterneh- Vorjahr ein Rückgang von 7 Prozent,
mensführung oder -verwaltung betraut, was vor allem der Tatsache geschuldet
wozu unter anderem das Personalma- ist, dass die Nachfrage nach Fachkräf-
nagement und die Personalentwicklung ten für Sprachförderung und Integrati-
gehören. onsangebote für Flüchtlinge zurückge-
gangen ist. Die Mehrzahl der
Mit Blick auf die Arbeitslosigkeit und die Stellenangebote kommt aus dem
gemeldeten Stellen hat sich der Bildungswesen, angefangen von
Arbeitsmarkt für Erziehungswissen- Kindergärten bis hin zu Universitäten
schaftler und Pädagogen 2018 im und Einrichtungen der Erwachsenenbil-
Vergleich zu den Vorjahren gut entwi- dung, aus sozialen Beratungseinrich-
ckelt. Die Zahl der Arbeitslosen, die tungen, Schul- und Jugendämtern,
explizit eine Tätigkeit als Pädagoge Jugendzentren, Pflegeheimen, Unter-
oder Erziehungswissenschaftler nehmenszentralen sowie Krankenhäu-
anstrebten, ist trotz deutlich gestiegener sern. Es fällt aber auf, dass 2 von 5
Erwerbstätigkeit 2018 leicht gesunken gemeldeten Stellen befristet sind.
auf 1.300. Darüber hinaus waren aber
weitere 1.900 Arbeitslose registriert, die
über einen erziehungswissenschaftli-
chen Abschluss verfügten, und ihre

110
Fast 11.900 Studierende schlossen im
Jahr 2017 ein Studium der Erziehungs-
wissenschaften erfolgreich ab, ein Pro-
zent weniger als im Vorjahr. Fast zwei
Drittel der Prüflinge (64 Prozent)
erwarben einen Bachelorabschluss und
schließen zum großen Teil noch ein
Masterstudium an. In den nächsten
Jahren dürfte die Zahl der Berufsein-
steiger weiter merklich steigen, denn ab
2008 nahm die Zahl der Studierenden
im Fach Erziehungswissenschaften
kontinuierlich zu und pendelte sich in
den letzten drei Jahren bei etwa
60.000 Studierenden ein.

111
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

2.11 Psychologie87 Geringe Arbeitslosigkeit


Die Arbeitslosigkeit bewegt sich in den
Insgesamt entwickelte sich der Arbeits- letzten Jahren auf einem gleichbleibend
markt für Psychologen in den letzten niedrigen Niveau. Im Jahresdurch-
Jahren positiv. So ist die Erwerbstätig- schnitt 2018 suchten 1.900 Arbeitslose
keit kräftig gewachsen (Abbildung 54). eine Anstellung als Psychologe und 400
Gleichzeitig fällt die Arbeitslosigkeit eine als nichtärztlicher Psychothera-
gering aus. Steigende Studierenden- peut. Rechnerisch ergibt sich für
zahlen dürften in nächster Zeit zu einer Absolventen eines Psychologie-Studi-
Erhöhung des Fachkräftepotenzials ums eine niedrige studienfachspezifi-
beitragen. sche Arbeitslosenquote von 2,2 Pro-
zent.
Erwerbstätigkeit stark im Wachsen,
viele Selbständige Viele Stellenangebote aus Kranken-
Der Mikrozensus verzeichnete in häusern und Reha-Kliniken
Deutschland 2017 rund 138.000 Er- Im Jahresdurchschnitt hatte die
werbstätige, die ein Psychologiestudi- Bundesagentur für Arbeit 760 Stellen-
um erfolgreich absolviert haben. Das angebote für Psychologen, darunter
waren fast 77 Prozent mehr als 2008. 150 für nichtärztliche Psychotherapeu-
Nach dem aktuell ausgeübten Beruf ten im Angebot. Die Stellenzugänge im
befragt, gaben rund 102.000 Personen Laufe des Jahres, die mehr über die
an, als Psychologe tätig zu sein. Dynamik der Nachfrage aussagen,
43 Prozent boten ihre Dienstleistungen beliefen sich auf 3.000 Angebote im
auf selbständiger Basis an. Die Zahl der Bereich der Psychologie. Das war
sozialversicherungspflichtig angestell- ein Prozent mehr als im Vorjahreszeit-
ten Psychologen belief sich 2018 laut raum. Darin enthalten waren 400
Beschäftigungsstatistik der Bundes- Offerten für Psychotherapeuten,
agentur für Arbeit auf 42.000. Mit einem 5 Prozent weniger als im Vorjahr. Die
Zuwachs von 7 Prozent gegenüber dem meisten Vakanzen waren im Gesund-
Vorjahr setzt die sozialversicherungs- heitswesen zu besetzen. So kamen fast
pflichtige Beschäftigung damit auch 4 von 10 Stellenangeboten aus Kran-
2018 ihr Wachstum fort. kenhäusern und Rehabilitationskliniken.
Aber auch im Bildungs- und Sozialwe-
sen, von der öffentlichen Verwaltung,
87
Die Berufsgruppe umfasst Psychologen und
nichtärztliche Psychotherapeuten. Ärztliche Psychothe-
von kirchlichen Vereinigungen, Bil-
rapeuten sind der Berufsgruppe der Ärzte zugeordnet. dungs- und Jugendorganisationen

112
Abbildung 54

Psychologie
Erwerbstätige (Studienabschluss)

138.000 Frauen

Erwerbstätige mit einem


Studienabschluss in der
Psychologie
102.000
99.000
92.000 92.000 74%
89.000
84.000
78.000

55+

32%

Erwerbstätige

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
Datenquelle: Statistisches Bundesamt Selbständige

Arbeitslose und gemeldete Arbeitsstellen (jeweils Bestand)


43%

2.200 2.200 2.200 2.200 2.200


2.100
2.000
1.900 Entgelt
1.800 1.800 1.800

3.728 €

Arbeitslose

720 720 760 4.347 €


620
530 520 560 530
510 Gemeldete
430 Stellen
370

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Anteile von Frauen, Älteren, Selbständigen beziehen sich auf Erwerbstätige (ausgeübte Tätigkeiten), Quelle: Statistisches
Bundesamt, Mikrozensus 2017, Entgelt Quelle: Statistik der BA 2017. Näheres siehe „Hinweise zu statistischen Angaben“.

113
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

sowie von Unternehmensführungen und Prüfung geht auf einen Bachelorab-


-beratungen wurden Psychologen und schluss zurück. Erfahrungsgemäß folgt
Psychotherapeuten gesucht. danach vielfach noch ein Masterstudi-
um. Auch die Zahl der Psychologie-Stu-
Großes Interesse am Studium der dierenden insgesamt wächst in den
Psychologie letzten Jahren sehr deutlich. So waren
Der akademische Nachwuchs scheint in im Wintersemester 2017/18 rund
der Psychologie gesichert: Die Hoch- 80.000 junge Männer und Frauen für
schulstatistik weist für das Jahr 2017 ein Studium der Psychologie einge-
13.000 erfolgreiche Abschlüsse aus – schrieben. Das waren 7 Prozent mehr
im Vergleich zum Vorjahr eine Steige- als im Vorjahr und mehr als doppelt so
rung um 11 Prozent. Gut jede zweite viele wie vor zehn Jahren.

114
2.12 Geisteswissenschaften Mehrzahl in adäquaten Tätigkeiten
Auf der einen Seite ist der Arbeitsmarkt
Unter geisteswissenschaftlichen für Geisteswissenschaftler dadurch
Berufen werden hier insbesondere geprägt, dass es angesichts hoher
Sprach- und Literaturwissenschaftler, Konkurrenz nur einem Teil der Absol-
Geschichts-, Medien- und Theaterwis- venten gelingt, einen Arbeitsplatz in
senschaftler, Philosophen sowie einem studienadäquaten Tätigkeitsfeld
Regionalwissenschaftler und Anthropo- zu finden. In Befragungen geben zwei
logen zusammengefasst. Insgesamt hat von drei Absolventen der Sprach- und
sich der Arbeitsmarkt für diese Berufe Kulturwissenschaften an, einer Tätigkeit
zwar positiv entwickelt; er stellt sich nachzugehen, deren Inhalte, Anforde-
aber nicht unproblematisch dar. Die rungen und Position ihrem Studium
Zahl der Erwerbstätigen ist in den entsprechen. Dies heißt im Umkehr-
letzten Jahren sehr stark gestiegen. schluss aber nicht, dass alle anderen
Allerdings verläuft der Berufseinstieg Geisteswissenschaftler unterwertigen
oft alles andere als einfach, da es nur Tätigkeiten nachgehen. Jeder Vierte
wenige Stellenangebote gibt, die sich beschreibt seine Arbeit zwar als
explizit an die Vielzahl der Absolventen fachfremd, die berufliche Position aber
geisteswissenschaftlicher Studiengän- als durchaus einem Hochschulab-
ge richten. Eine frühzeitige berufliche schluss angemessen. Lediglich
Orientierung, Flexibilität und regionale 11 Prozent der Diplom-Absolventen der
Mobilität sind daher wichtig für eine Sprach- und Kulturwissenschaften
erfolgreiche Etablierung am Arbeits- sehen sich zehn Jahre nach ihrem
markt. Die Arbeitslosigkeit fällt in der Studium tatsächlich sowohl fachlich als
ersten Zeit nach dem Studium höher auch positionsbezogen unter Niveau
aus als in anderen Fachrichtungen, beschäftigt.88 Aktuellere Befragungen
insgesamt bewegt sie sich aber auf des Jahrgangs 2013 nach einem Jahr
einem niedrigen Niveau. Das liegt auch sprechen dafür, dass sich die Situation
daran, dass Absolventen der Geistes- nicht verbessert hat. So sind Mas-
wissenschaften bei der Arbeitssuche ter-Absolventen zu 13 Prozent inad-
offen für studienfernere Tätigkeiten äquat beschäftigt. Bei Bachelor-Absol-
sind. Die Zahl der Studierenden hat in venten ist es sogar fast ein Drittel.
den letzten Jahren zugenommen. Dies
könnte künftig zu mehr Konkurrenz am
88
Quelle: HIS-Forum Hochschule 10/2013, Prüfungs-
Arbeitsmarkt führen. jahrgang 2001, zehn Jahre nach dem Bildungsab-
schluss.

115
Abbildung 55

Geisteswissenschaften
Erwerbstätige (Studienabschluss)

Frauen
(UZHUEVWlWLJHPLW6WXGLHQDEVFKOXVV 
GHU6SUDFK/LWHUDWXU XQG
*HLVWHVZLVVHQVFKDIWHQ


69%

55+

20%

         
'DWHQTXHOOH6WDWLVWLVFKHV%XQGHVDPW Selbständige

19%
Arbeitslose und gemeldete Arbeitsstellen (jeweils Bestand)

4.600
4.400
4.300
4.200 4.200
4.100
3.800
Entgelt
3.600
3.400 3.400
3.100 Arbeitslose 2.330 €

2.486 €

300 300 Gemeldete


200 280
110 120 150 150 150 160 Stellen
80

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Anteile von Frauen, Älteren, Selbständigen beziehen sich auf Erwerbstätige (Studienabschluss), Quelle: Statistisches Bundes-
amt, Mikrozensus 2017, Entgelt Quelle: ebd. Näheres siehe „Hinweise zu statistischen Angaben“.

116
Zahl der Erwerbstätigen kräftig noch 278.000 Erwerbstätige mit einem
gewachsen Abschluss der Sprach- und Kulturwis-
Auf der anderen Seite ist zu beobach- senschaften, der Geschichte oder der
ten, dass Geisteswissenschaftler in den Philosophie in Deutschland tätig, stieg
unterschiedlichsten Wirtschaftsberei- ihre Zahl bis 2017 auf 384.000 Perso-
chen zunehmend geschätzt werden, nen. Das ist ein beachtliches Plus von
verfügen sie doch in der Regel über mehr als einem Drittel (Abbildung 55).
ausgeprägte Kompetenzen im Bereich
des Wissensmanagements. Auch ihre Vielfältige Einsatzfelder
interkulturellen Kompetenzen und Mehr als die Hälfte arbeitet in Bran-
Fertigkeiten bei der Informationsgewin- chen, die typisch sind für klassische
nung und -aufbereitung gehören zu den Arbeitsfelder von Sprach- und Kultur-
nachgefragten Fähigkeiten in einer wissenschaftlern (Abbildung 56). Hierzu
wissensbasierten und globalen Arbeits- gehört mit knapp 112.000 Erwerbstäti-
welt. So ist die Zahl der Erwerbstätigen gen vorrangig das Bildungswesen,
in den letzten Jahren kräftig gestiegen. gefolgt von 28.000 Erwerbstätigen in
Waren im Jahr 2008 laut Mikrozensus Medien-Unternehmen (Verlage, Funk

$EELOGXQJ 

0HKUDOVGLH+lOIWHDUEHLWHWLQ%UDQFKHQIUGLHHLQ6WXGLXPGHU
.XOWXU XQG6SUDFKZLVVHQVFKDIWHQLGHDOW\SLVFKLVW
(UZHUEVWlWLJHPLW6WXGLHQDEVFKOXVVGHU6SUDFK XQG.XOWXUZLVVHQVFKDIWHQQDFK:LUWVFKDIWV]ZHLJHQ
hEHUVHW]HQ
'ROPHWVFKHQ )RUVFKXQJ
 
.XQVW X.XOWXU

gIIHQWO
9HUZDOWXQJ 9HUDUEHLWHQGHV
*HZHUEH 

 +DQGHO
0HGLHQ
 ZHLWHUH *HVXQGKHLW
 VRQVW
%UDQFKHQ 6R]LDOHV
 ZLUWVFKDIWO
 'LHQVWO
,7'LHQVWO 

%LOGXQJ
  VRQVWLJH

'DWHQTXHOOH6WDWLVWLVFKHV%XQGHVDPW0LNUR]HQVXV

117
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

und Fernsehen), 19.000 in Kunst und Unterdurchschnittliche Gehälter


Kultur sowie 13.000 Personen, die mit Die große Varianz der von Sprach-,
Dolmetschen und Übersetzen beschäf- Literatur- und Geisteswissenschaftlern
tigt sind. 19.000 Sprach- und Kulturwis- ausgeübten Tätigkeiten macht es
senschaftler sind im öffentlichen Dienst schwierig ein „typisches“ Durchschnitts-
beschäftigt – auch hier dürften viele gehalt zu ermitteln. In der Entgeltstatis-
fachnahe Einsatzbereiche zum Beispiel tik der Bundesagentur für Arbeit, die
in der Kulturverwaltung oder in der ausschließlich auf den ausgeübten
Wissenschaft zu finden sein. Außerhalb Tätigkeiten und nicht auf den vorliegen-
des öffentlichen Sektors sind weitere den Abschlüssen basiert, sind keine
7.000 mit Forschungsaufgaben betraut. aussagekräftigen Angaben enthalten.90
Der Mikrozensus bietet zumindest ein
Außer diesen für die Geisteswissen- paar Anhaltspunkte, weil hier die
schaften typischen Branchen finden Fachrichtung des erworbenen Hoch-
sich auch Einsatzmöglichkeiten, die mal schulabschlusses hinterlegt ist.
mehr oder oft auch mal weniger mit den Allerdings werden hier nur Nettoein-
Studieninhalten in Zusammenhang kommen ausgewiesen und es bleibt
stehen dürften. So sind jeweils 29.000 wiederum offen, welche Tätigkeit
im Verarbeitenden Gewerbe oder im konkret ausgeübt wird. Für abhängig
Handel tätig. Weitere Geisteswissen- Beschäftigte mit Fachhochschul- oder
schaftler arbeiten im Gesundheits- und Hochschulabschluss weist der Mikro-
Sozialwesen; andere bei Dienstleis- zensus 2017 insgesamt ein monatliches
tungsunternehmen wie z. B. Reisebü- Netto-Einkommen von 2.910 Euro aus.
ros, Reiseveranstaltern oder Call-Cen- Selbständige erzielten dagegen im
tern oder IT-Dienstleistern. Zu kleineren Durchschnitt ein um rund 1.000 Euro
Anteilen werden Arbeitsplätze angebo- höheres Nettoeinkommen (3.952 Euro).
ten bei Verbänden, Organisationen oder Bei Erwerbstätigen, die einen Studien-
kirchlichen Einrichtungen, in Unterneh- abschluss in der Fächergruppe Sprach-
menszentralen und -beratungen oder und Kulturwissenschaften, Sport
auch im Gastgewerbe oder bei Werbe- aufweisen, zeigt sich die finanzielle
büros.89 Lage erheblich verhaltener. Abhängig
Beschäftigte mit einem entsprechenden
89
Quelle: Statistisches Bundesamt, Sonderauswer- Studienabschluss erzielten ein
tung Mikrozensus 2017 – Erwerbstätige mit Studien-
abschluss der Sprach- und Kulturwissenschaften, der Auch die Verdienststrukturerhebung des Statisti-
90

Geschichte oder der Philosophie nach Wirtschaftszwei- schen Bundesamtes, die alle vier Jahre durchgeführt
gen. wird, stößt auf ähnliche Probleme.

118
durchschnittliches monatliches Netto- Im Verlauf des Jahres 2018 wurden der
einkommen von 2.458 Euro Bundesagentur für Arbeit 1.400 Stellen-
(West 2.486, Ost 2.330). Diese Ge- angebote gemeldet, die sich explizit an
haltsangabe wird dadurch positiv Sprach-, oder Geisteswissenschaftler
beeinflusst, weil auch Lehramtsabsol- wandten. Das waren etwa ebenso viele
venten zu dieser Fächergruppe gehö- wie im Vorjahr. Monatsdurchschnittlich
ren. Absolventen der Germanistik betrachtet, bewegten sich die öffentlich
kamen auf 2.207 Euro, Historiker auf zu vermittelnden Stellenofferten mit
2.414 Euro. Etwas höhere Gehälter einem Bestand von rund 300 Stellenan-
erhielten ehemalige Theologie-Studie- geboten aber weiterhin auf einem sehr
rende (2.669 Euro), Kulturwissenschaft- niedrigen Niveau.
ler dagegen deutlich geringere
(1.954 Euro). Die Selbständigkeit mag Im Einzelnen gingen für Historiker und
im Hinblick auf Arbeitsinhalte oder Archäologen knapp 300 Stellenangebo-
Selbstbestimmtheit Vorteile bringen, auf te bei der Arbeitsvermittlung ein, für
das Netto-Einkommen wirkt sie sich nur Germanisten und andere Sprach- und
wenig aus. Selbständig tätige Sprach- Literaturwissenschaftler gut 300. Für
und Geisteswissenschaftlern erzielten Medien- und Theaterwissenschaftler
2017 im Mittel nicht ganz 50 Euro wurden weitere 700 Stellen gemeldet.
höhere Einkommen als abhängig
Beschäftigte. Geringe Arbeitslosigkeit
Nachdem die Zahl Arbeitsloser, die eine
Zuwachs an gemeldeten Stellen, geisteswissenschaftliche Tätigkeit
jedoch von niedrigem Niveau anstrebten, von 2003 bis 2008 kontinu-
ausgehend ierlich rückläufig war, stieg sie von 2009
Berufseinsteigern bereitet es immer bis 2014 leicht an. Seit 2015 sinkt sie
wieder Schwierigkeiten, dass es relativ deutlich. Mit 3.100 Arbeitslosen gab es
wenig Stellenangebote gibt, die sich 2018 einen Rückgang von 9 Prozent
ausdrücklich an Geisteswissenschaftler gegenüber dem Vorjahr. Gegenüber
richten. Es gilt daher, sich möglichst 2008 war die Arbeitslosigkeit 2018 gut
frühzeitig über Tätigkeitsfelder zu 10 Prozent geringer.
informieren und auf ein klares arbeits-
marktgerechtes Qualifikationsprofil Es würde jedoch zu kurz greifen, wenn
hinzuarbeiten. Hierzu sind praktische man hier nur Arbeitslose berücksichtig-
Erfahrungen und gezielte Netzwerkpfle- te, die eine geisteswissenschaftliche
ge sehr hilfreich. Tätigkeit anstreben, die der engen

119
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

Definition laut Klassifikation der Berufe Sprach- und kulturwissenschaftliche


entspricht. So suchen Sprach-, Litera- Studiengänge beliebt
tur- und Geisteswissenschaftler nicht Ungeachtet des begrenzten Angebots
nur nach den dünn gesäten Stellenan- an einschlägigen Arbeitsangeboten
geboten für Historiker, Germanisten, erfreuen sich die Geisteswissenschaf-
Amerikanisten, Romanisten, Sinologen ten nach wie vor großer Beliebtheit. Seit
oder vielleicht Theaterwissenschaftlern. 2014 waren jedes Jahr über
Vielfach richten sie ihre Arbeitsuche auf 230.000 Studierende immatrikuliert. Im
alternative Einsatzgebiete aus oder Wintersemester 2017/18 ist die Zahl mit
wählen manchmal auch nur andere, 229.000 Studierenden91 jedoch leicht
tätigkeitsorientierte Berufsbezeichnun- zurückgegangen (-3 Prozent) .
gen. So waren 2018 weitere 11.500 stu-
dierte Geisteswissenschaftler arbeitslos Mit 33.000 bestandenen Abschlussprü-
gemeldet, die zum Beispiel eine Arbeit fungen gab es 2017 geringfügig mehr
suchten als wissenschaftliche Mitarbei- Absolventen als im Vorjahr.
ter an Hochschulen, als Übersetzer, als
Journalist, als Lehrkraft oder als
Pressesprecher. Auch weniger studien-
nahe Bereiche wie Büro- und Sekretari-
atsaufgaben, Werbung und Marketing,
Verkauf, Unternehmensberatung oder
kaufmännische Tätigkeiten standen
immer wieder im Fokus.

Aber auch wenn man diesen erweiter-


ten Personenkreis mitzählt, bewegt sich
die Arbeitslosigkeit auf einem niedrigen
Niveau: Die Arbeitslosenquote lag für
studierte Sprach- und Literaturwissen-
schaftler bei 2,7 Prozent. Das dürfte
nicht zuletzt auch der hohen Flexibilität
bei der Wahl der Arbeitsfelder zu
verdanken sein.

91
ohne Lehrämter

120
2.13 Publizismus92 Über 200.000 Erwerbstätige in
publizistischen Berufen
Die Medienwirtschaft befindet sich im Rund 220.000 Frauen und Männer
Umbruch. Zurückgehende Verkaufszah- übten 2017 eine Tätigkeit in Redaktion
len und Werbeeinnahmen im Printbe- und Journalismus, Verlags- und
reich, die bislang nicht durch entspre- Medienwirtschaft oder in der Öffentlich-
chende Mehreinnahmen im boomenden keitsarbeit aus (Abbildung 57). Der
Online-Bereich auszugleichen sind, Großteil entfällt mit 158.000 Erwerbstä-
machen vielen Medienunternehmen tigen oder 72 Prozent auf Tätigkeiten in
das Leben schwer. Diese Veränderun- Redaktion und Journalismus. Hierzu
gen bleiben nicht ohne Wirkungen auf zählen neben Redakteuren und
den Arbeitsmarkt und die Beschäfti- Journalisten, die zusammen einen
gungsbedingungen. Trotzdem sind die Anteil von 59 Prozent ausmachen, auch
aktuellen Arbeitsmarktdaten aber nicht Autoren und Schriftsteller (6 Prozent)
schlecht. sowie Lektoren (5 Prozent). In Berufen
der Verlags- und Medienwirtschaft
Positiv hervorzuheben ist eine steigen- waren 18.000 Personen tätig (8 Pro-
de Zahl der sozialversicherungspflichtig zent). Weitere 44.000 (20 Prozent)
Beschäftigten. Die Arbeitslosigkeit fällt arbeiteten zum Beispiel als Pressespre-
höher aus als in anderen akademischen cher, PR-Berater oder Lobbyist im Feld
Berufsgruppen; gleichwohl geht sie in der Öffentlichkeitsarbeit.
den letzten Jahren zurück. Die Zahl an
Stellenangeboten ist 2018 gesunken Positive Beschäftigungsentwick-
und insgesamt gering. Da die sprach- lung, viele Selbständige
und kulturwissenschaftlichen Studien- Der Wachstumstrend der sozialversi-
gänge sehr beliebt sind, könnte cherungspflichtigen Beschäftigung ist
perspektivisch die Konkurrenz auf dem ungebrochen. Die Statistik der Bundes-
Arbeitsmarkt noch anwachsen. Offen agentur für Arbeit weist für 2018
bleibt dabei, wie sich der Kostendruck 113.000 Redakteure, Journalisten und
im klassischen Medienbereich und die Öffentlichkeitsarbeiter aus, die als
Dynamik der Online-Nachrichtenwelt Angestellte sozialversicherungspflichtig
künftig weiter auswirken werden. beschäftigt waren. Das war gegenüber
dem Vorjahr ein Plus von 4 Prozent,
nachdem es bereits seit 2014 jedes
Betrachtet werden hier Berufe in Redaktion, Jour-
92 Jahr jeweils merkliche Zuwächse
nalismus, Öffentlichkeitsarbeit und Verlagen. gegeben hatte. Längerfristige

121
Abbildung 57

Publizismus
Erwerbstätige und sozialversicherungspflichtig Beschäftigte
(ausgeübte Tätigkeiten)

220.000 Frauen
213.000
204.000 211.000
200.000 201.000 Erwerbstätige

53%
Verlags- und
Medienwirtschaft
Öffentlich-
keitsarbeit 18.000
8%
44.000 109.000 113.000
20% 101.000 105.000
96.000 99.000 55+
Erwerbstätige
2017
22%

158.000
72%

Redaktion
Journalismus Beschäftigte

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Statistisches Bundesamt Selbständige

Arbeitslose und gemeldete Arbeitsstellen (jeweils Bestand) 31%

7.400 7.300
7.100 7.000 7.000
6.600 6.500 6.500
6.200 6.300
Entgelt
5.700
Arbeitslose

3.865 €

4.579 €

680 750 720 Gemeldete


460 490 540 480 470 520
350 330 Stellen

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Anteile von Frauen, Älteren, Selbständigen beziehen sich auf Erwerbstätige (ausgeübte Tätigkeiten), Quelle: Statistisches
Bundesamt, Mikrozensus 2017, Entgelt Quelle: Statistik der BA 2017. Näheres siehe „Hinweise zu statistischen Angaben“.

122
Vergleiche sind – wie bei anderen Das waren 7 Prozent weniger als im
Berufsgruppen auch – aufgrund der Verlauf des Vorjahres. Im Durchschnitt
Umstellung auf die neue Klassifikation entsprach dies einem monatlichen
der Berufe nicht exakt möglich. Den- Stellenbestand von 720 Stellenangebo-
noch lässt sich mit Daten zu Beschäftig- ten, die über die Bundesagentur für
ten nach „alter“ Klassifikation, die bis Arbeit zu besetzen waren.
zum Jahr 2011 vorliegen, ebenfalls ein
spürbarer Zuwachs an sozialversiche- Arbeitslosigkeit rückläufig, aber
rungspflichtigen Arbeitsplätzen feststel- überdurchschnittlich
len. So stieg die Beschäftigung von Die Zahl Arbeitsloser ist 2018 erneut
2003 bis 2011 in publizistischen gesunken. 6.300 Arbeitslose, die eine
Berufen um 15 Prozent – ein überdurch- Arbeit als Journalist oder Redakteur
schnittlicher Anstieg, der auch auf den oder eine hochqualifizierte Tätigkeit in
Boom der Online-Medien zurückgehen der Öffentlichkeitsarbeit oder in der Ver-
dürfte. lags- und Medienwirtschaft suchten,
waren 2018 durchschnittlich gemeldet.
In den schreibenden Berufen kommt Das waren 4 Prozent weniger als im
auch der freiberuflichen Tätigkeit eine Vorjahr. Trotz der positiven Entwicklung
hohe Bedeutung zu. Mit 69.000 Selb- fiel die Arbeitslosenquote für Erwerbs-
ständigen war fast jeder Dritte sein personen, die ein Studium der Publizis-
eigener Chef. tik oder Journalistik abgeschlossen
haben, mit 4,5 Prozent überdurch-
Nachfrage gesunken schnittlich aus.
Die Fachkräftenachfrage schwankt mit
der allgemeinen wirtschaftlichen Lage. Mit 4.100 Frauen und Männern strebte
So war die Zahl der gemeldeten Stellen 2018 der überwiegende Teil der
2009 und 2010 krisenbedingt eingebro- Arbeitslosen eine Tätigkeit als Redak-
chen und im wirtschaftlichen Auf- teur oder Journalist an. Weitere
schwung 2011 und 2012 wieder 1.700 Personen hatten eine Betätigung
merklich gestiegen. Nach einer wieder als Pressesprecher oder andere
verhaltenen Entwicklung in den Jahren Aufgaben im Bereich Public-Relation
2013 und 2014 stieg die Nachfrage von ins Auge gefasst. In Berufen der
2015 bis 2017 erneut an. Im Jahr 2018 Verlags- und Medienwirtschaft waren
ist die Nachfrage zurückgegangen. Im rund 400 Arbeitslose auf Jobsuche.
Verlauf des Jahres 2018 wurden
2.700 Stellenangebote neu gemeldet.

123
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

Vielfältige Zugangswege in eine Allein im Studienbereich Kommunika­


journalistische Tätigkeit tionswissenschaften, Publizistik legten
Die Wege zum Einstieg in eine Tätigkeit 2017 rund 4.000 Studierende erfolg-
als Journalist sind vielfältig. In der reich ihre Prüfung ab, 2 Prozent mehr
Regel wird für ein Volontariat in der als im Vorjahr. Die Tendenz ist weiter
Medienbranche ein erfolgreicher leicht steigend, denn die Zahl der
Studienabschluss vorausgesetzt. Dabei Studierenden wächst von Jahr zu Jahr.
muss es sich nicht unbedingt um ein Insgesamt waren 2017/18 rund
Journalistik-Studium handeln. Geistes- 19.000 Studierende für ein Studium der
wissenschaftliche Studiengänge Kommunikationswissenschaften,Publi-
kommen ebenso in Frage wie fachspe- zistik eingeschrieben. Das war ein
zifische. Prozent mehr als im Vorjahr.

124
3. Quellenangaben

• Statistik der Bundesagentur für Arbeit: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte,


gemeldete Arbeitsstellen, Arbeitslose, Arbeitslosenquoten, spezifische Einzel-
auswertungen
• Statistisches Bundesamt: Erwerbstätigenstatistik (Mikrozensus), Schulstatistik,
Hochschulstatistik (Studierende, Prüfungen, nichtmonetäre Kennzahlen)
• IAB-Stellenerhebung http://www.iab.de/de/befragungen/stellenangebot.aspx
• IAB-Kurzbericht 17/2016 Berufsspezifische Lebensentgelte: Qualifikation zahlt
sich aus
• IAB – Aktuelle Daten und Indikatoren: Qualifikationsspezifische Arbeitslosenquo-
ten, 24. Oktober 2016
• BIBB-Report 3/2016 Die Bevölkerung wächst – Engpässe bei fachlichen Tätigkei-
ten bleiben aber dennoch bestehen
• BIBB-Report 7/2018 Bevölkerungswachstum bei geringer Erwerbslosigkeit
• Kultusministerkonferenz (KMK): Vorausberechnung der Studienanfängerzahlen
2014-2025 – Stand 8.5.2014
• KMK: Vorausberechnung der Schüler- und Absolventenzahlen 2016 bis 2030,
Vergleichsjahr 2016 – Mai 2018
• KMK: Lehrereinstellungsbedarf und -angebot in der Bundesrepublik Deutschland
Modellrechnung 2018 - 2030, Statistische Veröffentlichungen der Kultusminister-
konferenz Dokumentation Nr. 208 – Oktober 2018
• KMK: Einstellung von Lehrkräften 2017, Berlin Juni 2018
• Hochschulrektorenkonferenz: Statistische Daten zu Studienangeboten an
Hochschulen in Deutschland, WS 2018/19, Statistiken zur Hochschulpolitik
1/2018
• Stifterverband für die deutsche Wissenschaft: Mit dem Bachelor in den Beruf,
Essen 2011
• HIS: Forum Hochschule 17/2011 Hochschulabschlüsse im Umbruch
• HIS: Forum Hochschule 7/2012 Übergang vom Bachelor- zum Masterstudium
• HIS: Forum Hochschule 10/2013 Karriere mit Hochschulabschluss?
• DZHW: Forum Hochschule 1/2016 Hochschulabschlüsse nach Bologna

125
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

• Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Institut der deutschen Wirtschaft


Köln: Karrierewege für Bachelorabsolventen, Essen 2015 Mitgliederstatistiken
von Berufsvereinigungen und Kammern

126
4. Hinweise zu statistischen Angaben

Angaben zu Berufen
Die Berufsgruppierungen in dieser Broschüre basieren auf der Klassifikation der
Berufe (KldB 2010) und sind in derselben Abgrenzung sowohl für gemeldete
Arbeitsstellen und Arbeitslose (ab dem Jahr 2007) als auch für Erwerbstätige und
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (ab dem Jahr 2012) verfügbar. Mit
früheren Veröffentlichungen auf Grundlage der Klassifikation der Berufe 1988 bzw.
1992 sind sie nicht vergleichbar.

Die Zuordnung zu einem Beruf richtet sich in der Regel nach der ausgeübten Tätig-
keit. Diese muss nicht unbedingt dem formalen Berufsabschluss entsprechen. So
wird zum Beispiel ein Erwerbstätiger mit einem kulturwissenschaftlichen Ab-
schluss, der als Pressesprecher arbeitet, statistisch nicht als Kultur- oder Geistes-
wissenschaftler ausgewiesen, sondern in der Berufsgruppe Öffentlichkeitsarbeit.

Um eine bessere Lesbarkeit des Textes zu gewährleisten, sind die Bezeichnungen


teilweise gegenüber den offiziellen Benennungen in der Klassifikation verkürzt.

Akademische Berufe
Die Gesamtzahl der erwerbstätigen, sozialversicherungspflichtig beschäftigten
oder arbeitslosen Akademiker bezieht sich auf Personen, die über einen Fach-
hochschul- oder Hochschulabschluss verfügen, unabhängig davon, welche
Tätigkeit sie ausüben oder anstreben. Gleiches gilt für Erwerbstätige mit einem
Studienabschluss einer bestimmten Hauptfachrichtung. Wenn im Text von Hoch-
schulabschluss gesprochen wird, schließt das in der Regel auch den Fachhoch-
schulabschluss mit ein.

Als erwerbstätige, sozialversicherungspflichtig beschäftigte bzw. arbeitslose


Akademiker in den einzelnen Berufsgruppen werden ansonsten Personen ausge-
wiesen, die aktuell eine Tätigkeit mit dem Anforderungsniveau „Experte“ in genau
diesem Berufsfeld ausüben oder anstreben. Im Sinne einer tätigkeitsorientierten
Betrachtung tritt hierbei der formale Abschluss in den Hintergrund.

127
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

Dem entsprechend werden in der Regel auch die gemeldeten Arbeitsstellen


ausgewiesen: Als gemeldete Arbeitsstellen für Akademiker werden also Stellenof-
ferten verstanden, die eine Tätigkeit anbieten, die dem Anforderungsniveau 4
„Experte“ entspricht.

Das Anforderungsniveau 4 - Experte bezieht sich auf Berufe, die in der Regel eine
mindestens vierjährige Hochschulausbildung und/oder eine entsprechende
Berufserfahrung voraussetzen. Der typischerweise erforderliche berufliche
Bildungsabschluss ist ein Hochschulabschluss (Master, Diplom, Staatsexamen,
ggf. Promotion oder ähnliches).

Je nach Relevanz werden zum Teil zusätzlich Angaben zum Anforderungsniveau 3


- Spezialist einbezogen. Diesem sind Berufe zugeordnet, denen eine Meister- oder
Technikerweiterbildung bzw. eine gleichwertige Fachschulausbildung vorausge-
gangen ist. Ebenso sind Berufe beinhaltet, für die eine Ausbildung an einer
Berufsakademie oder eine bis zu dreijährige Hochschulausbildung (in der Regel
Bachelor) vorausgesetzt wird. Eine Differenzierung nach akademischer oder
nichtakademischer Berufsqualifikation ist innerhalb des Anforderungsniveaus
„Spezialist“ nicht möglich.

Statistische Abgrenzung akademischer Berufsfelder


Soweit nicht anders angegeben, wurden für die akademischen Berufsfelder
folgende Studienfachrichtungen bzw. Abgrenzungen auf Basis der KldB 2010
(jeweils Anforderungsniveau 4) zu Grunde gelegt:

Nach ausge-
Nach Abschluss:
übten Berufen:

Kapitel beschriebene Berufe/Berufsaggregate KldB 2010 Studienfachrichtung

1 Verwaltung, Bibliothekswesen 732, 733


1 Mediengestaltung, Werbung, Marketing 23, 921 Marketing und Werbung
1 Land-, Tier, Forstwirtschaft, Gartenbau 11,12
911, 912, 913,
Geistes-, Gesellschaftswissenschaften,
1 922*, 923*,
Publizismus
924*

128
Maschinenbau/-wesen, Verfah-
renstechnik, Verkehrstechnik
(Fahrzeugtechnik, Luft- und
Raumfahrttechnik, Verkehrsinge-
2.1 Technisches Ingenieurwesen 25-27
nieurwesen, Schiffbau/Schiffstech-
nik) Energietechnik, Kerntechnik,
Elektrotechnik, Fertigungs- und
Produktionstechnik
2.1.1 Maschinenbau und Fahrzeugtechnik 25
Maschinenbau und Betriebstechnik 251
Maschinenbau, Betriebstechnik i. e. S. 2510, 2518
Technischer Service, Instandhaltung 2513
Führungskräfte Maschinenbau 2519
Fahrzeugtechnik 252
Kfz-Technik 2521
Luft- und Raumfahrt 2523
Führungskräfte Fahrzeugtechnik 2529
2.1.2 Mechatronik, Energie und Elektrotechnik 26
Mechatronik und Automatisierung 261
Energietechnik 262
Elektrotechnik 263
Forschung, Entwicklung, Konstruktion,
2.1.3 27
Produktion
Forschung, Entwicklung 271
Leitungsaufgaben 2719
Produktionstechnik 273
Prod.planung,-steuerg.,Konstruktion 272, 273

Konstruktion, Gerätebau 2722, 2728

techn. Prod.planung, - steuerung 2730


Qualitätssicherung 2731
Leitungsaufgaben 2729, 2739
Architektur, Bauwesen (Bauingeni-
3111 und eurwesen/Ingenieurbau, Holzbau,
2.2 Architektur und Bauingenieurwesen 31-33 Stahlbau, Wasserbau, Wasser-
(ohne 3111) wirtschaft, Meliorationswesen,
Verkehrsbau)
2.3 Informatik 43**
Mathematik, Naturwissenschaften
2.4 Naturwissenschaften
(ohne Informatik und Pharmazie)
Mathematik, Physik 411, 414
Chemie 413
Biologie 412

129
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

Geowissenschaften, Geografie, Meteo-


421
rologie
2.5 Wirtschaftswissenschaften Wirtschaftswissenschaften
oder Management, Handel, Finanzen,
Wirtschaftswiss.
Handel, Vertrieb, Verkehr und Logistik 61, 62, 51
Unternehmensführung, -beratung, -ver-
71 ohne 714
waltung
Finanzen, Rechnungswesen, Steuerbera-
72
tung, Wirtschaftsprüfung
Volkswirtschaft 914
2.6 Rechtswissenschaften 731 Rechtswissenschaft, Rechtspflege
2.7 Medizin und Pharmazie
Humanmedizin 814 ohne 8147
Zahnmedizin 8147
Tiermedizin 815
Pharmazie 818
Kinder- und Jugendarbeit
2.8 Sozialarbeit, Sozialpädagogik, -beratung 831
sowie Sozialarbeit und Beratung
2.9 Lehrkräfte 84
2.10 Gesellschaftswissenschaften 913
Politologie 9131 Politikwissenschaften
Soziologie 9132 Sozialwissenschaften
Erziehungswissenschaften 9133 Erziehungswissenschaften
913 ohne
andere Gesellschaftswissenschaften
9131-9133
2.11 Psychologie 816 Psychologie
nichtärztliche Psychotherapie 8163
Psychologie (ohne nichtärztliche Psycho-
816 ohne 8163
therapie)
Sprach- und Kulturwissenschaften
Sprach-, Literatur- und Geisteswissen- allgemein, Sprachwissenschaften,
2.12 911, 912
schaften Philosophie, Kulturwissenschaften,
Geschichte
Germanisten, andere Sprach-, Literatur-
911
wissenschaftler

Historiker und Archäologen 9122, 9123

Medien- und Theaterwissenschaftler 9124

Redaktion, Journalismus und Öffentlich- 922*, 923*,


2.13
keitsarbeit 924*

* Anforderungsniveau 3+4 ** Anforderungsniveau 2-4, darunter 4

130
Angaben zu Arbeitslosen
Die Angaben zu Arbeitslosen beinhalten auch Daten der Jobcenter in kommunaler
Trägerschaft (zugelassene kommunale Träger – zkT). Die registrierte Arbeitslosig-
keit wird damit vollständig abgebildet.

Studienfach- und berufsspezifische Arbeitslosenquoten


In dieser Broschüre wird auf zwei verschiedene Berechnungsarten von Arbeitslo-
senquoten zurückgegriffen, die jeweils einen anderen Fokus haben:
Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit wendet ab 2019 ein Konzept an, mit dem
berufsspezifische Arbeitslosenquoten auf Basis des amtlichen Berechnungskon-
zepts berechnet werden können (vgl. Methodenbericht „Einführung berufsspezifi-
scher Arbeitslosenquoten auf Basis des amtlichen Berechnungskonzeptes“). Die
berufsspezifische Arbeitslosenquote wird ermittelt, indem die Zahl der Arbeitslo-
sen, die einen bestimmten Zielberuf anstreben, bezogen wird auf die Summe der
Erwerbstätigen (Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, Selbständige, Beamte,
geringfügig Beschäftigte), die diesen Beruf ausüben, und der Arbeitslosen, die
diesen Zielberuf anstreben. Mit Schätz- und Korrekturverfahren werden auftreten-
de Datenlücken ausgeglichen. Bei der Interpretation der berufsspezifischen
Arbeitslosenquoten ist zwingend zu beachten, dass die Quoten sich auf spezifi-
sche Zielberufe beziehen und Arbeitslose, die solche Berufe anstreben, häufig
auch Beschäftigungen in anderen Berufen aufnehmen können. Die Arbeitslosen-
quote bringt also nur zum Ausdruck, wie groß das Risiko ist, in dieser spezifischen
beruflichen Tätigkeit keine Beschäftigung zu finden und arbeitslos zu sein. So
bedeutet eine hohe berufsspezifische Arbeitslosenquote zwar ein hohes Risiko für
Personen mit diesem Zielberuf, dass sie in dieser beruflichen Tätigkeit nicht zum
Zuge kommen. Berücksichtigt man aber die Spielräume beruflicher Mobilität, kann
das Arbeitslosigkeitsrisiko für diese Personen deutlich kleiner ausfallen, wenn die
Einmündungsmöglichkeiten in andere berufliche Tätigkeiten berücksichtigt werden.

Soweit vorhanden, wird in dieser Broschüre daher die studienfachspezifische


Arbeitslosenquote ausgewiesen (vgl. Abbildung 18). Aufgrund der Datenlage ist
dies jedoch nur für ausgewählte Studienfachrichtungen möglich. Im Unterschied
zur berufsspezifischen Arbeitslosenquote liegt dabei eine abschlussorientierte
Betrachtung zu Grunde: Im Zähler stehen registrierte Arbeitslose, die einen
bestimmten Studienabschluss erworben haben, unabhängig davon welchen
Zielberuf sie anstreben. Der Nenner enthält alle Personen mit diesem

131
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

Studienabschluss, die (in irgendeinem Beruf) erwerbstätig sind bzw. als Arbeitslo-
se mit diesem Studienabschluss (irgend)eine Beschäftigung suchen. Die tatsäch-
lich ausgeübte oder angestrebte Tätigkeit spielt in diesem Kontext also keine Rolle.
Insoweit kann diese Quote als Risiko interpretiert werden, mit einem bestimmten
Studienabschluss – trotz Ausnutzung aller vorhandenen beruflichen Mobilität –
arbeitslos zu sein. Insbesondere bei Studienfächern wie z. B. den Sprachwissen-
schaften, denen eine große Bandbreite an beruflichen Tätigkeitsfeldern zur
Verfügung steht, fällt die studienfachspezifische Arbeitslosenquote nominal
deutlich kleiner aus als die berufsspezifische Arbeitslosenquote, weil letztere
ausschließlich Personen berücksichtigt, die Tätigkeiten in der jeweiligen Berufs-
gruppierung der KldB 2010 ausüben bzw. anstreben. Die nominale Differenz
zwischen den beiden Arbeitslosenquoten gibt damit Hinweise darauf, wie das
Arbeitslosigkeitsrisiko durch berufliche Mobilität verringert werden kann.

Angaben zur sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung


Die Beschäftigungsstatistik wird aus den Arbeitgebermeldungen zur Sozialversi-
cherung gewonnen. Aufgrund der Abgabefristen und des Meldeflusses sind stabile
Ergebnisse aus der Beschäftigungsstatistik erst nach einer Wartezeit von sechs
Monaten zu erzielen.

Erwerbstätigenstatistik und Beschäftigungsstatistik


In vielen Berufsgruppen gibt es große Unterschiede zwischen den Angaben zu
erwerbstätigen Personen (Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus) und
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (Quelle: Statistik der Bundesagentur für
Arbeit, Beschäftigungsstatistik). Dies hat mehrere Gründe:

Zum einen stellt die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, neben zum


Beispiel Selbständigkeit, Beamtenstatus und geringfügiger Beschäftigung, eine
Untergröße der Erwerbstätigkeit dar. Insoweit liegt es auf der Hand, dass die Zahl
der Erwerbstätigen in der Regel höher ausfällt als die Zahl der sozialversiche-
rungspflichtig Beschäftigten.

132
Zum anderen gibt es merkliche Differenzen, die auf die unterschiedlichen Erhe-
bungsmethoden zurückzuführen sind: Während die Statistik über die Erwerbstätig-
keit auf Hochrechnungen aus dem Mikrozensus beruht, resultiert die Statistik über
die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aus einer Vollerhebung im Wege
des Meldeverfahrens zur Sozialversicherung.

Die Ergebnisse beider Statistiken weichen darüber hinaus aufgrund von Beurtei-
lungsspielräumen bei der Zuordnung einer ausgeübten Tätigkeit zu einem Beruf
laut KldB 2010 voneinander ab. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass bei
der Erwerbstätigkeit Jahresdurchschnitte angegeben werden (letzte Angaben von
2017). In der Beschäftigungsstatistik wird dagegen der Stichtag 30. Juni als
Jahreswert verwendet. Letzte Angaben sind hier für das Jahr 2018 verfügbar.

Angaben zum Entgelt


Die Entgeltinformationen stammen aus den Arbeitgebermeldungen zur Sozialversi-
cherung. Ausgewiesen wird in dieser Broschüre jeweils der Median der Monats-
bruttoentgelte der sozialversicherungspflichtig Vollzeit-Beschäftigten (ohne
Personen in Ausbildung). Die aktuell vorliegenden Angaben beziehen sich auf das
Kalenderjahr 2017. Das Anforderungsniveau richtet sich nach den oben definierten
Berufsfeldern. Das Entgelt wird nur bis zur Höhe der Beitragsbemessungsgrenze
erfasst. Diese beläuft sich 2017 in Westdeutschland auf 6.350 Euro monatlich und
in Ostdeutschland auf 5.700 Euro.

Angaben zu Studienanfängern und Absolventen


Die Zahl der Studienanfänger entspricht den Studierenden im 1. Hochschulsemes-
ter einschließlich der Leramtsstudierenden. Bei Betrachtung der einzelnen Studi-
enfachrichtungen werden als Studienanfänger die Studierenden im 1. Fachsemes-
ter herangezogen; diese Zahl beinhaltet auch die Studienfachwechsler.
Lehramtsstudiengänge bleiben hierbei außen vor. Auch bei den Angaben zu den
erfolgreichen Prüfungen werden die Fachrichtungen ohne Lehrämter ausgewiesen
(soweit im Einzelfall nicht anders angegeben). Die Lehramtstudiengänge werden
zusammengefasst in Kapitel 2.9 Lehre und Ausbildung betrachtet.

Ab Wintersemester 2015/16 wird in der Hochschulstatistik eine geänderte Fächer-


systematik verwendet, die eine teilweise Neuzuordnung von Studienbereichen zu
Fächergruppen bewirkte. Für die Angaben in dieser Broschüre wurde die aktuell

133
Blickpunkt Arbeitsmarkt - Akademikerinnen und Akademiker

gültige Fächerzuordnung rechnerisch auch für die Studienjahre vor der Umstellung
2015/16 zu Grunde gelegt. Damit können konsistente Entwicklungen ab 1993
abgebildet werden.

Zeitangaben und Datenverfügbarkeit


Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Text in der Regel nur das jeweilige
Jahr benannt. Im Einzelnen verbergen sich dahinter folgende Größen und Zeit-
punkte beziehungsweise Zeiträume:

Bei Angaben zur Erwerbstätigkeit handelt es sich jeweils um Jahresdurchschnitts-


bestände. Aktuell sind Daten zu Berufen auf Grundlage der KldB 2010 nur für die
Jahre 2012 bis 2017 verfügbar. Vergleiche mit früheren Jahren sind nicht möglich.
Eine Ausnahme bilden die Angaben zu Erwerbstätigen, betrachtet nach Studienab-
schluss. Hier sind weiterzurückgehende Zeitvergleiche möglich (allerdings ohne
Aussagen zum ausgeübten Beruf).

Daten zur sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung beziehen sich in dieser


Broschüre jeweils auf den Stichtag 30. Juni. Angaben zu den ausgeübten Berufen
sind nach der KldB 2010 seit dem Jahr 2013 auswertbar. Vergleiche mit früheren
Jahren sind nicht möglich.

Bei Jahresangaben von Arbeitslosenbeständen wird auf den Jahresdurchschnitts-


bestand des jeweiligen Jahres zurückgegriffen. Daten nach der KldB 2010 sind seit
2007 verfügbar.

Hinsichtlich der gemeldeten Arbeitsstellen werden die Zugänge von Januar bis
Dezember sowie der Jahresdurchschnittsbestand des jeweiligen Jahres betrachtet.
Angaben nach Berufen sind auf Basis der KldB 2010 ebenfalls seit 2007 vorhan-
den.

Im Bereich der Hochschulstatistik umfasst das Studienjahr das jeweilige Sommer-


semester und das darauffolgende Wintersemester. In der Prüfungsstatistik
beinhaltet das Prüfungsjahr das Sommersemester und das vorangehende Winter-
semester. Angaben liegen bis zum Studien- bzw. Prüfungsjahr 2017/18 vor.

134
Datenrevisionen
Aufgrund der Weiterentwicklung der Auswertungsprozesse in der Statistik kann es
zu Abweichungen im Vergleich zu früheren Veröffentlichungen kommen. Näheres
in Bezug auf die BA-Statistik siehe: statistik.arbeitsagentur.de > Grundlagen

Glossar der Statistik der Bundesagentur für Arbeit


Weitere Erläuterungen zu allen für die Statistik der Bundes­agentur für Arbeit
relevanten Fachbegriffen können im Glossar nachgelesen werden.
statistik.arbeitsagentur.de > Grundlagen > Glossar

135
Unser Service für Studien-
interessierte, Studierende sowie
Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer
Unsere Beratungs- und Vermittlungsfachkräfte für akademische
Berufe bieten Studieninteressierten, Studierenden und jungen
Absolventinnen und Absolventen einen umfassenden Service für
den optimalen Start ins Berufsleben.
Information und Beratung zu
- Berufs- und Studienwahl
- Karriereplanung und Berufseinstieg
- Bewerbungsprozess
- Weiterbildung/berufliche Qualifizierung
- Studienabbruch/-wechsel
- Existenzgründung
Vermittlung
Informationsveranstaltungen

So erreichen Sie uns:


Telefon: 0800 4 5555 00* (Mo - Fr. 8-18 Uhr)
persönlich: in Ihrer örtlichen Agentur für Arbeit
Internet: www.arbeitsagentur.de

Die ZAV
Die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) ist Ansprechpartner für
die internationale Vermittlung und spezielle Berufsgruppen.
Unsere Angebote im Überblick:
- Beratung und Information zur Beschäftigung im Ausland
- Rekrutierung von Ausbildungsinteressenten und Fachkräften aus dem
Ausland für Arbeitgeber in Deutschland
- Vermittlung von Führungskräften des oberen und obersten Manage-
ments
- Vermittlung darstellender Künstlerinnen und Künstler
- Akquise deutscher Expertinnen und Experten für internationale Organi-
sationen und die Entwicklungszusammenarbeit
- Stellenakquise für schwerbehinderte Akademikerinnen und Akademiker

So erreichen Sie uns:


Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV)
Villemombler Straße 76, 53123 Bonn
Info-Center: 0228 713-1313
Internet: www.zav.de

Unser Service für Arbeitgeber


Der Arbeitgeber-Service der Agenturen für Arbeit berät Unterneh-
men zu Personalfragen und unterstützt sie mit seinem umfangrei-
chen Dienstleistungs- und Serviceangebot.

So erreichen Sie uns:


Telefon: 0800 4 5555 20* (Mo - Fr. 8-18 Uhr)
persönlich: in Ihrer örtlichen Agentur für Arbeit
Internet: www.arbeitsagentur.de

*Der Anruf ist für Sie kostenfrei.


KOMPETENT. VOR ORT.
Herausgeber
Bundesagentur für Arbeit
90327 Nürnberg
Statistik/Arbeitsmarktberichterstattung
April 2019

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