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Auf der Jugendministerkonferenz vom 17. bis 18. Mai 2001 in Weimar wurde der
Bericht der Kommission Kindertagesstätten, Tagespflege, Erziehung in der Familie zum
„Lernort Praxis“ in der Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher zur Kenntnis
genommen. Die Jugendministerkonferenz hat beschlossen, dass es notwendig ist, in
den Ländern Formen der Zusammenarbeit der Lernorte „Praxis“ und „Schule“ zu ver-
stärken und weiter zu entwickeln. Damit wird der Mitverantwortung der Jugendhilfe
bei der Weiterentwicklung der Struktur der Ausbildung von Erzieherinnen und Erzie-
hern, wie auf der Jugendministerkonferenz vom Juni 1998 beschlossen, Rechnung
getragen.
Nachfolgend drucken wir den Beschluss der Jugendministerkonferenz vom Mai 2001
sowie den Bericht „Lernort Praxis“ ab.
3. Der Beschluss und der Bericht sollen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Protokollnotiz Baden-Württemberg:
Es besteht Einigkeit darüber, dass mit der Zustimmung zu dieser Vorlage die Geeignetheit
anderer Ausbildungen und Fachrichtungen für die darin angesprochenen Aufgaben nicht in
Frage gestellt wird.
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Besonders begrüßenswert ist, dass die Kul- gemeinsamen Verantwortung von Schule
tusministerkonferenz auf ihrer 161. Amt- und Praxis für die Ausbildung von Erziehe-
schefkonferenz am 27./28. Januar 2000 rinnen und Erziehern zu gewährleisten, ist es
nunmehr eine neue Rahmenvereinbarung erforderlich, dass der Dialog zwischen Kul-
zur Ausbildung und Prüfung von Erzieherin- tus- und Oberster Landesjugendbehörde,
nen und Erziehern beschlossen hat, in der – als ein Vertreter der Abnehmerseite der Kin-
unter ausdrücklichen Verweis auf den der- und Jugendhilfe, auf Länderebene fort-
Beschluss der Jugendministerkonferenz vom gesetzt wird. Vor dem Hintergrund der
25./26. Juni 1998 mit Blick auf das berufli- Komplexität der Jugendhilfepraxis sowie
che Anforderungsprofil von Erzieherinnen angesichts der zu bewältigenden neuen
und Erziehern – die mit der Ausbildung Anforderungen muss sich von einem zu eng
angestrebten Qualifikationen beschrieben gefassten Aufgaben- und Zuständigkeits-
und als Bezugspunkt für den gesamten Aus- denken gelöst werden. Die Umsetzung der
bildungsprozess bestimmt werden. Darüber neuen Rahmenvereinbarung in Ausbil-
hinaus wird – der Komplexität und Vielge- dungs- und Prüfungsordnungen sollte des-
staltigkeit sozialpädagogischer Praxis Rech- halb in partnerschaftlicher Zusammenarbeit
nung tragend – auf die Festlegung von von Kultusseite und der Seite der Obersten
Fächern verzichtet; stattdessen werden Landesjugendbehörden erfolgen.
Lernbereiche sowie methodisch-didaktische
Grundsätze vereinbart, die ein ganzheitli-
ches Lernen ermöglichen sollen. Mit dieser Grundsätze für die Ausbildung
Rahmenvereinbarung wird der Praxis als
Bezugspunkt der Ausbildung eine größere Die Obersten Landesjugendbehörden emp-
Bedeutung beigemessen und auch eine stär- fehlen daher, folgende Grundsätze bei der
kere Mitverantwortung bei der inhaltlich- Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern
fachlichen Gestaltung der Ausbildung zuer- zu berücksichtigen:
kannt.
1. Aus der Sicht der Obersten Landesju-
Die mit der neuen Rahmenvereinbarung gendbehörden brauchen die Erzieherin-
festgeschriebene gemeinsame Verantwor- nen und Erzieher, die zukünftig fähig sein
tung von Schule und Praxis für die Ausbil- sollen die Praxis zu gestalten, Erfahrun-
dung von Erzieherinnen und Erziehern kann gen sowohl aus dem „Lernort Schule“ als
nur dann verantwortungsvoll wahrgenom- auch aus dem „Lernort Praxis“. Die
men werden, wenn die strikte Zweiteilung Kompetenzen, die die Erzieherinnen und
der Ausbildung, bei der theoretisches Wis- Erzieher in der Praxis brauchen, können
sen nur in der Schule und praktische Erfah- keineswegs alle in der fachschulischen
rungen nur in der Praxis vermittelt werden, Ausbildung angemessen erworben wer-
zu Gunsten eines sich ergänzenden Mitein- den. Wichtige Lernerfahrungen brau-
anders überwunden und eine Neubestim- chen den „Lernort Praxis“. Umgekehrt
mung des Verhältnisses der Lernorte Schule sind für eine nicht nur auf passive Anpas-
und Praxis vorgenommen wird. Dies gilt es sung abzielende Ausbildung Erfahrungen
auch bei der Umsetzung der neuen Rah- im „Lernort Schule“ unabdingbar.
menvereinbarung in Ausbildungs- und Prü-
fungsordnungen auf Länderebene zu be- 2. Für die Praxis bedeutet das, will sie sich
rücksichtigen. Um die Wahrnehmung der dauerhaft als ein unverzichtbarer Partner
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in den Prozess der Weiterentwicklung der sind durch ihren jeweiligen Aufgabenbe-
Ausbildung von Erzieherinnen und Erzie- reich, ihre Zielgruppe und auf Grund des
hern einbringen, dass sie sich selbst pädagogischen Konzeptes in der Lage,
zunehmend als ein Lernort begreift, der insbesondere folgende Lernerfahrungen
eine differenzierte Auseinandersetzung zu ermöglichen oder zu vermitteln:
mit den am „Lernort Schule“ erworbenen
Kenntnissen in konkreten Handlungssi- • Umsetzung ganzheitlicher Arbeits-
tuationen ermöglicht und sich dafür qua- ansätze, die der Komplexität der
lifiziert. Für den „Lernort Schule“ hinge- Jugendhilfepraxis Rechnung tragen;
gen heißt das, die Praxis als einen Lernort
wahrzunehmen, der für die Überprüfung • Umsetzung der erlernten interdiszi-
der vorwiegend theoriegeleiteten Bear- plinären Arbeitsformen, der verschie-
beitung praxisnaher Fragestellungen denen Konzepte, Methoden und
unverzichtbar ist und anerkennt, dass der Medien der sozialpädagogischen
Erwerb beruflicher Handlungskompetenz Arbeit in den pädagogischen Tages-
nur in sinnstiftenden und praxisbezoge- ablauf;
nen Kontexten möglich ist.
• praktische Gestaltung der Arbeit mit
3. Im Rahmen der Ausbildung von Erziehe- Kindern und Jugendlichen, Erwachse-
rinnen und Erziehern entspricht der nen, Institutionen und Einrichtungen;
„Lernort Praxis“ dem Einsatzfeld dieser
Berufsgruppe. Als vorrangiges Einsatz- • nachvollziehbare Konzeptionsent-
feld gilt der gesamte Bereich der Kinder- wicklung und Umsetzung im Hinblick
und Jugendhilfe mit den Arbeitsfeldern auf die betroffene Zielgruppe und die
Kindertagesbetreuung, Hilfen zur Erzie- Besonderheiten des Umfeldes sowie
hung und Jugendarbeit/Jugendsozialar- eine entsprechende Angebotsgestal-
beit/erzieherischer Kinder- und Jugend- tung;
schutz. Die praktischen Erfahrungsräume
für die Schülerinnen und Schüler sind die • Sicherheit bei der Beobachtung, dem
Praxisstellen, die aus den Einrichtungen Erkennen des Entwicklungsstandes
und Diensten dieser Arbeitsfelder als des Kindes/Jugendlichen, bei der
geeignet ausgewählt wurden. Sie bilden Analyse der Situation, Lebenswirklich-
den „Lernort Praxis“ im Rahmen der keit und Umfeld des Kindes/Jugendli-
Ausbildung. chen, der angemessenen Handlungs-
weise;
4. Der „Lernort Praxis“ trägt eine große
Verantwortung für die Umsetzung der • Einüben von planerischer, didakti-
im „Lernort Schule“ erworbenen Kennt- scher, kommunikativer und diagnosti-
nisse. Darüber hinaus soll er den Schüle- scher Kompetenz;
rinnen und Schülern persönliche und pro-
fessionelle Sicherheit und Stabilität ver- • Kennenlernen von partizipativen For-
mitteln sowie zentrale Schlüsselkompe- men der innerbetrieblichen Organisa-
tenzen stärken. Als geeignet ausgewähl- tion und der Partizipationsmodelle in
te Praxisstellen sind unverzichtbar für die der Arbeit mit den Kindern, Jugend-
Realisierung der Ziele der Ausbildung. Sie lichen und Eltern;
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stungsstand der Schülerinnen und nimmt. Sie sorgt dafür, dass den Schüle-
Schüler zu geben; rinnen und Schülern Fachkräfte zur Seite
• die Berufsfähigkeit der Schülerinnen gestellt werden, die über eine mindestens
und Schüler nach geklärten und be- zweijährige, einschlägige Berufserfah-
nannten Kriterien zu beurteilen; rung verfügen und für die Anleitung
• sich an Prüfungen zu beteiligen. besonders qualifiziert sind. Dabei ist
wesentlich, dass den Fachkräften, die die
– In Anerkennung der Zuständigkeit des Anleitung übernehmen, im Rahmen der
Trägers ist es für ein Gelingen der Ausbil- Dienstplangestaltung ein entsprechen-
dung unabdingbar, dass auch die Ein- des Zeitbudget für die Qualifizierung die-
richtungsleitung Verantwortung für die ser Aufgabe durch den Besuch von Fort-
Schülerinnen und Schüler während der bildungen und für diese Tätigkeit zur
praktischen Ausbildungsabschnitte über- Verfügung gestellt wird.
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