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beherrscht wird. Es geht um das Preisen des Christentums und um deren Verbreitung, nicht
um Werte wie Ehre oder Stolz.
Das Heldenepos: Epische Grossform, entstanden aus dem Zusammenschluss von mehreren
Heldenliedern und Spielmannsepen. Beispiel: Nibelungenepos. Geschichtliche Ereignisse
bilden den Kern der Sagenstoffe, so z.B. die Kämpfe Theoderichs des Großen für die
Dietrich-von-Bern-Sage oder der Untergang des Burgundenreiches für das Nibelungenlied.
3. Merseburger Zaubersprüche
Sie sind im Jahr 750 in Fulda entstanden, aber erst im 10. Jhd. gefunden. In Zaubersprüche
ist der Stabreim verwendet, als die älteste Reimform der Germanen. Kein christlicher Einfluss
ist erkennbar, also sie sind ein Beleg für heidnische Religiosität.
Es gibt 2 Sprüche: Erster Spruch ist ein Lösezauber: Frauen befreien Krieger. Zweiter Spruch:
Heilsegen: Götter Phol und Wodan reiten durch den Wald und ein Pferd verrenkt sich den
Fuss. Heilung der Verrenkung durch Zaubersprüche. Wichtig ist die Symbolik bei
Kulturbräuchen. Idise, die göttliche Frauen, sind die, die jemanden befreien oder heilen. Bei
den Zaubersprüchen gibt es eine Dreiteilung: 1. Epische Einleitung, 2. Zauberspruch, 3.
Beschwörung der Wirkung.
4. Georgslied
Das Georgslied ist eine althochdeutsche Dichtung, entstanden um 900 im Kloster
Reichenau. Das Lied berichtet von der Bekehrung, der Verurteilung, dem Martyrium und
den Wundern des Soldatenheiligen Georg, der ein römischer Legionär war, welcher nicht
von seinem Glauben ablassen wollte und das Christentum verbreitete. Man kreuzigte ihn
mehrere Male, er stand aber immer wieder auf. Das Motiv der Unzerstörbarkeit, Symbol des
Ewigen Lebens. Das Lied in binnengereimten Langversen ist die erste Heiligenlegende in
deutscher Sprache.
5. Waltharius
Lateinische Heldendichtung, entstanden um 900 während der Ottonenzeit. Verfasser ist
Eckehart I aus St. Gallen. Das Lied beschreibt den Übergang vom heroischen Lied zum Epos.
Es handelt sich um die Flucht Walthers und Hildegunds von Attilas Hof, wo sie als Geiseln
gefangenhalten wurden, dabei werden sie von König Gunter (Burgunderkönig des
Nibelungenliedes) aus Worms überfallen. Waltharius ist ein Hexameterepos, auf der
Stoffgrundlage des alemannischen Waltherlieds entstanden. Anstatt Anpassung christlichen
Gehalts an germanisch-traditionelle Form, wie Heliand oder Übertragung in deutsche
Sprache wie Otfrid, wird Walhtarius für ein schriftkundiges, klerikales Publikum bestimmt.
6. Ecbasis captivi
.., d.h. die Flucht des Gefangenen, ist das älteste Tierepos des Mittelalters, in lateinischer
Sprache um 940 von einem Mönch von Toul verfaßt.
Die Handlung des Gedichts dreht sich um eine Fabel in einer Fabel. Ein Kalb wurde von
einem Wolf zu Ostern erwischt worden. Der Wolf hat einen Traum, in dem er gewarnt ist,
das Kalb nicht zu essen. Inzwischen kommen die anderen Tiere in die Wolfshöhle. Die innere
Fabel erklärt, warum der Wolf und Fuchs Feinde sind. Der Löwe, König der Tiere, war krank.
Alle Tiere schlagen Heilmittel für den Löwen vor, mit der Ausnahme der Fuchs. Der Wolf
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schlägt vor, dass der Fuchs für sein Versagen eine Kur zu bieten gehängt werden sollte. Ein
Panther warnt den Fuchs, sich zu präsentieren und verteidigen; der Fuchs erscheint und
erklärt, dass er auf einer Pilgerfahrt war. Er bietet seine Kur: man sollte den Wolf schinden
und lass den Löwen die Verwendung seiner Haut als eine Decke. Dies wurde getan, und die
Heilung wirkt. Der Löwe erholt; Höflinge singen Lieder im Vergleich zu den größten Leiden
Jesu Christi, und der Fuchs verdrängt den Wolf als Regentin. Dann zeigt sich der Wolf vor
die versammelte Menge von Tieren, was das Kalb für das Entkommen benutzt.
9. Ostertropen
Tropen sind Zusätze und Erweiterungen zu den festgelegten sakralen Gesängen
der Gregorianik. Diese ergänzen die Vorlage sowohl textlicher als auch melodischer Art,
ohne sie aber in ihrer eigenen Beschaffenheit zu verändern. Die ersten Tropen entstanden
in der karolingischen Zeit. Also ein Ostertropus ist ein neu gedichteter Zusatz zum Introitus
der Ostermesse. Erstmals erscheint er in einem Manuskript des Klosters St. Gallen aus
dem 10. Jahrhundert, breitet sich in den folgenden Jahren über ganz Europa aus und wird in
späteren Versionen auch zu umfangreichen geistlichen Spielen erweitert. Nach dem Vorbild
des Ostertropus entwickelte sich im 11. Jahrhundert der Weihnachtstropus.
Der Ostertropus wurde zur Grundlage des Osterspiels. Diese Form wurde um weitere
Szenen und Handlungselemente der biblischen Auferstehungsgeschichte erweitert, sodass
die Osterspiele zu umfangreichen Dramen wuchsen.
Osterspiel von Muri (1250) gilt als das älteste bekannte Schauspiel in deutschen Reimen. Die
erhalten gebliebenen Teile des Osterspiels deuten auf ein reines Rededrama ohne
lateinische oder musikalische Elemente hin.
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10. Geistliche Spiele
Eine Form des MA-Theaters, die ursprünglich als Bestandteil der
christlichen Liturgie entstand. Es diente seit dem HMA der Heilsverkündung
in dramatischer Form. Entwickelte sich vom 10. Jhd aus den an kirchlichen Festhandlungen
gesungenen Tropen. Text war ursprünglich lateinisch. Der Ostertropus wurde zur Grundlage
des Osterspiels. Diese Form wurde um weitere Szenen und Handlungselemente der
biblischen Auferstehungsgeschichte erweitert, sodass die Osterspiele zu umfangreichen
Dramen wuchsen.
Nach dem Vorbild des Ostertropus entwickelte sich im 11. Jahrhundert der
Weihnachtstropus und im 13. Jahrhundert das Weihnachtsspiel. Diese Form wird bis in die
Gegenwart als Krippenspiel in volkstümlichem Rahmen gepflegt.
Parallel entstanden die ersten Passionsspiele, die das Osterspiel um die Leidensgeschichte
Christi erweiterten.
Gemeinsam ist den Spielformen die Vermenschlichung des Heiligen im christlich religiösen
Kontext. Bischöfe und Päpste meinten, dass geistliche Spiele für Menschen verständlicher
seien als Vorlesungen. Mit der Reformation ging die große Zeit dieser Art von geistlichem
Drama zu Ende – es sind die Passionspiele in Oberammergau geblieben, die alle zehn Jahre
veranstaltet werden.
Osterspiel von Muri ist das älteste deutschsprachige Spiel.
12. Parzival
Um 1200, ein Epos von Wolfram von Eschenbach. Der Hauptkonflikt des Werkes ist
gegeben im Scheitern eines vorbildhaften Artusritters an einer Aufgabe, die nur durch ein
rechtes Verhältnis der Menschen zu Gott lösbar wird. Die Antwort auf diese ihn bewegende
Frage gibt er mit seiner großen ritterlich-humanistischen Utopie der Gralswelt, einem
Gegenbild der Artuswelt.
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Otfrids Evangelienharmonie, Petruslied (um 850), Muspilli (um 870), Georgslied (um
880), Ludwigslied (Lobpreisung eines christl. Königs 881/882), Ezzolied (1065,
heilsgeschichtliche Darstellungen), neutestamentliche Bibelepik (Genesis zB) etc.
15. Ritterepen
In den Verserzählungen wird der Lebensweg eines Ritters geschildert, der eine Reihe von
Abenteuern bestehen, viele Irrwege gehen muss, bis er sich zum wahren Ritter geläutert hat
und der höchsten Weihe des Rittertums teilhaftig werden kann. Diese besteht in den
Ritterepen in der Aufnahme an den Hof König Arthus. Nibelungenlied hat Sonderstellung,
da es germanische Sagenstoffe enthält.
Der höfische Roman ist die epische Großform (Gattung) der höfischen Dichtung. Er
verwendet alte Sagenstoffe, die der durch die Kreuzzüge geweiteten höfischen
Kultur entsprechend aus keltischen, antiken und orientalischen Quellen genommen
wurden. Das Thema dieser Dichtung des Hochmittelalters sind die an den Fürstenhöfen
lebenden Ritter. Zentralbegriffe der höfischen Dichtung sind die Minne (das dienende
Liebesverhältnis des Ritters zu einer Dame der Gesellschaft) und das von der ganzen
Gesellschaft getragene freudige Lebensgefühl (der „hôhe muot“). Die höfische Epik gibt ein
idealisiertes Bild der höfischen Lebenswelt. Aus deutschsprachigem Gebiet stammt der erste
höfische Roman von Heinrich von Veldeke - Eneasroman. Andere: Tristan, Parzival
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Humanismus: Entwickelt sich in 15-16 Jhd. in Westeuropa, zunächst in
Italien. Weltanschauung, die auf die abendländische Philosophie der Antike zurückgreift und
sich an den Interessen, den Werten und der Würde des einzelnen Menschen orientiert.
Humanismus bezeichnet die Gesamtheit der Ideen von Menschlichkeit und des Strebens
danach, das menschliche Dasein zu verbessern. Peter Luder war wohl der erste Deutsche,
durch den der italienische Humanismus in Deutschland verbreitet wurde.
Renaissance (Wiedergeburt): Europäische Bewegung zw. 14. bis 17. Jhd, welche antikes
Gedankengut und Kultur wiederentdeckte: Individuelle Persönlichkeitsentfaltung, Suche
nach Identität, „der Mensch ist das Mass aller Dinge“.
Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft zeigen seitdem eine Entwicklung des Menschen zu
individueller Freiheit im Gegensatz zum Ständewesen des Mittelalters. Der Buchdruck
erlaubt eine weitere Verbreitung der Bibel und anderer Literatur in der Volkssprache.
Bildung und Gelehrsamkeit breiten sich aus, Religiosität wird auch zur individuellen, ja sogar
intimen Angelegenheit, wenn sich der Einzelmensch privat mit Gott unterhält.
Bevorzugte Formen der Dichtung: Meistersang, Volkslied, Andachts-, Gebets-,
Sterbebüchlein, Benimmbücher, Streitgespräche, Fastnachtspiel, Fabeln, Novellen,
Schwänke..
17. Fastnachtsspiel
Als Fastnachtsspiele bezeichnet man komische Burlesken, welche im 15.
Jahrhundert in Deutschland entstanden sind und die ersten Anfänge einer
weltlichen Bühne darstellen. Die hatten seine Aufführung an Fastnacht. Spieler waren
meist Handwerksgesellen. Man erklärt ihren Ursprung dadurch am einfachsten, dass um die
Zeit der Fastnacht junge Burschen verkleidet von einem Haus zum anderen zogen, um ihre
Bekannten zu belustigen.
Um 1440 entstand die Tradition der komischen Stücke während der Fastnachtszeit. Diese
Tradition beginnt hauptsächlich in Nürnberg ohne Bezug zur antiken Komödie oder
zum geistlichen Spiel. Dort hat sich schon in der ersten Hälfte des 15. Jhd ein
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selbstständiges Stadtbürgertum entwickelt, was die Voraussetzung für die
Ausbildung weltlicher Spiele ist. Es gab keine Bühne, keine Regieanweisungen, keine
aufwendigen Requisiten. Denn nach 1400 wurde Nürnberg zu einem bedeutenden Zentrum
der Spruchdichtung und diese ist sehr eng mit den Fastnachtsspielen verwandt. Sie ähneln
sich in den Formen und den Techniken, da die Gesamtform von einem Fastnachtsspiel
einem Aneinanderreihen von Einzelreden (ähnlich den Sprüchen) entspricht und Hans
Rosenplüt und Hans Folz, die ersten Fastnachtspieldichter, auch Spruchdichter waren.
Schwankdichtungen sind Lieder aus dem Kreis der Fastnachtsdichtung.
Das Fastnachtsspiel des 16. Jahrhundert prägte vor allem der Nürnberger Dichter Hans
Sachs.
Wichtigste Verfasser von Fastnachtslieders: Hans Sachs, Hans Folz, Hans Rosenplüt.
Beispiel: Hans Sachs: Der Fahrende Schüler im Paradies
19. Meistersang
Lieddichtung des 14.-16 Jhd., entstanden in den Kreisen bürgerlichen Zunfthandwerker. Die
Mischung des Minnesangs und der Spruchdichtung gab eigentlich den Meistersang.
Heinrich von Meissen gilt als Begründer.
Meistersinger waren bürgerliche Fahrende, die durch Wettsingen und durch
Veranstaltungen einen Verdienst ergattern konnten. Kunst wurde ein Nebenberuf,
Liebhaberei der Meistersänger-gesellschaften, die nach dem Muster der Zünfte als eine
Institutionalisierung enstanden. Meistersänger organisierten sich in Schulen (älteste in
Augsburg 1415). Meistersang besteht, ähnlich wie der Minnesang, aus 3 Strophen. Nur
beste Reihen und Töne dürfen benutzt werden. Es gab feste Vorschriften für Vers und
Gesang (Tabulaturen = Abfassung über Reim und Sprache, die etwas Religiöses beinhaltet).
Geistliche Themen standen im Vordergrund. Tabulatur enstand um 1500: Wer konstenfrei
unterrichtet werden wollte, musste die Tabulatur beherrschen. Ein Sänger musste Strophen
und Melodien kennen, ein Dichter musste einen Text zu einer vorhandenen Melodie
erfinden können und jemand mit dem Titel des Meisters musste eine BAR (neue Strophe)
und eine WEISE (Melodie) schaffen. Diese erfundenen Lieder sind dann jeweils Eigentum der
Singschulen und werden bei öffentlichen Wettstreiten aufgeführt, wobei das Publikum dafür
zahlt (kleiner Handel - wie heute mit den Autorenrechten).
Textbeispiel: Meistersängerische Lieddichtung in der Colmarer Liederhandschrift.
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20. Hohes Mittelalter (1050-1250)
Im hohen Mittelalter war Schreiben und Lesen nicht mehr nur dem Klerus vorbehalten,
sondern nun auch Teilen der Beamten und Teilen des Adels. Die Literatur verarbeitete nicht
mehr nur geistliche und philosophische Themen und wurde nicht mehr nur in lateinischer
Sprache verfasst, sondern oft auch in der Landessprache. Wichtige Rolle spielte das
Rittertum, ihre Lebensformen, Lebensideale, Kreuzzüge.
Hauptformen der ritterlichen Dichtung waren der höfische Epos (Ritterepos) und der
Minnesang. Hauptformen der Lyrik: Lied (Minnesang), Spruch (politische und belehrende
Inhalte), Leich (religiöser Inhalt).
Literarische Formen: Heldenepos, höfischer Epos, Minnesang, Kreuzlied, Artusroman.
Neben Minne und Epos entsand die Vagantendichtung. Die stellte die Gegensätze des
irdischen Lebens dar und wurde in lateinische Sprache verfasst.
Die Kirche mit dem herausgebildeten Papsttum entwickelte nach innen eine klare
Hierarchie, nach außen kämpfte sie mit den weltlichen Herrschern um die Vormacht. Diese
Machtkämpfe wurden von vielen Zeitgenossen kritisiert. So entstanden in
Deutschland kirchliche Reformbewegungen. Die ersten Universitäten wurden gegründet.
Diese Bildungsrevolution wurde durch die Wiederentdeckung antiker Schriften ermöglicht
(Aristoteles).
23. Passionsspiel
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Häufigste Form des geistichen Dramas im Spätmittelalter. Aufführung findet an Karfreitag
statt. Entstanden in Spanien und Frankreich aus einer Erweiterung der Osterspiele durch den
Miteinbezug der Leidensgeschichte Christu. Anstelle der lateinischen Sprache wurde die
Landessprache verwendet. Passions- und Osterspiele wurden oft zusammen aufgeführt. Die
bekanntesten Passionsspiele finden seit dem 17. Jahrhundert in ununterbrochener Tradition
in Oberammergau statt.
Durch Aussonderung bestimmter Teile eigene Spiele: Fronleichnamsspiele etc. Heidelberger
Passionsspiele.
24. Weihnachtsspiele
Form des geistlichen Dramas, hervorgegangen aus den liturgischen Weihnachtsfeiern. Kern
bildet das Krippenspiel am Altar um Maria, Joseph und das Christkind. Thema der
Weihnachtsspiele ist die Geburt Christi. Aufgeführt wird das Krippenspiel meist
an Heiligabend in der Kirche. Schon im 10. Jahrhundert gab es das Krippenspiel. Daraus
entstanden im 12. Jahrhundert die Weihnachtsspiele. Aus dem 13. Jahrhundert ist
das Weihnachtsspiel aus Benediktbeuern in lateinischer Sprache erhalten. Das
Weihnachtsspiel unterscheidet sich vom Krippenspiel vor allem dadurch, dass es weitere
Szenen aus der Bibel enthielt wie die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies.
25. Spielmannsdichtung
Bezeichnung für Erzähldichtungen, die von herumziehenden Spielleuten geschaffen worden
sind, ab 1150. Versromane mit traditionellen Themen. Charakteristisch für alle diese
Erzählungen ist die Vermischung heroischer, historischer und legendärer, derber und
höfischer Züge. Die Spielleute mussten die alten Heldensagen und andere volkstümliche
Geschichten halb improvisierend, halb aus dem Gedächtnis vortragen.
Beliebte Märchen- und Sagenmotive (Brautwerbung, Entführung, Verkleidung) sind
arrangiert mit Lust am Exotischen (Orientabenteuer) und oft voll mit drastischer Komik. Dies,
die Anonymität der Verfasser und die schmale schriftliche Verbreitung signalisieren, dass es
sich um eher unterhaltende und wenig repräsentative Vorlesestoffe für eine weniger
gebildete adlige Zuhörerschaft gehandelt hat.
Verfasser waren Geistliche und Spielleute (Fahrende, die von Ort zu Ort zogen). Man nennt
so eine Literatur als Unterhaltungsliteratur.
Die Werke: Herzog Ernst, König Oswald, König Rother, Salman und Morolf, Orendel.
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verwendet auch den syntaktisch einfacheren Zeilenstil.
28. Hildebrandslied
Um 800 in Fulda von Mönchen im Stabreim verfasst. Handlung siehe Gedichtstext.
29. Ludwigslied
Ludwigslied war das erste deutsche geschichtliche Lied, das um 881 entstand. Es ist
eigentlich ein Preislied, welches dem König Ludwig III gewidmet wurde. Dieser siegte
damals über die Normannen. Ludwig wird als Gesandter Gottes – Reiter Gottes – gefeiert.
Das Lied setzt sich aus Langversen in zwei- und dreiteiligte Strophen zusammen.
Verwendet ist der Stoff traditioneller Epik - der Held und sein Gefolge besiegen den Feind,
also wird christlicher Ethik verwandt: der Gott leitet die Handlung, die als Kampf gegen die
Heiden und als göttliche Prüfung aufgefasst ist. Ludwig wurde auch als vorbildlicher König
und Kämpfer dargestellt und propagandisiert. Es ist also anzunehmen, dass das Lied den
Zwecken christlisch-politischer Propaganda diente.
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Minne ist MINNEDIENST, der musikalisch verwirklicht wird und als Ausdruck einer Kultur
diente. Minnesang wurde eine kunstvolle Benehmensform, Stil-Konvention, ein Akt, eine
Handlung und nur von Männern praktiziert: sie tun, was sie in Wirklichkeit nie tun würden,
z.B. sich vor der Frau auf die Knie werden (sie demütigen damit ihr Kraftpotenzial). Minne
war das Resultat eines Kompensierungsbedürfnisses, weil der Ritter oft weg war, etc. Nach
Jahrhunderten der Jenseits- und Gottesverehrung werden nun persönliche Gefühle entdeckt
und den Sinn des Schönen im Diesseits. Minne ist keine Liebe, weil Liebe wird im MA nur im
Bezug auf Gott gebraucht. Es geht nicht um das Individuum, sondern um das Schöne
allgemein, das Streben danach. Die Minne wird außerdem niemals erwidert, es gibt darin
etwas Tragisches. Die Erfüllung der Minne wäre ihr Ende – wegen des Standesunterschieds
war die Erfüllung auch nicht möglich. Die Frau in der Minne war das Symbol des
Unerreichbaren.
Hohe Minne: Ritter zu höhergestellten Dame,
Niedere Minne: Ritter zu niedergestellten Dame.
Neben der geselligen Unterhaltung waren Minnedichtung und Minnedienst Teil des
ritterlichen Tugend- und Erziehungssystems. In der Minne sah man den Inbegriff des
Ritterideals.
Hochmittelalterische Lyrik war eine hochentwickelte Formkunst, ihre Hauptform war das
Lied; man kann aus dieser Zeit auch Leiche und Sprüche finden. Zum jeden Lied gehört eine
Melodie.
Bekannte Dichter: Heinrich von Morungen, Heinrich von Veldeke, Walther von der
Vogelweide
32. Nibelungenlied
Mitteldeutscher Heldengesang, Heldenepos, um 1200. Handlung siehe Buch.
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33. Ackermann aus Böhmen
Johannes von Tepls Der Ackermann aus Böhmen erschien 1401 ( im 1460 schon gedruckt)
und verdeutlicht gut den Übergang vom Spätmittelalter zur Neuzeit. Es entstand zu Beginn
der Renaissance und des Humanismus, als die Menschen des späten Mittelalters tiefe
Sehnsucht nach geistiger Erneuerung verspürten.
Von Tepl hatte die Prosaform gewählt, die dem Spätmittlelalter als wahr galt (auch die Bibel
war in Prosa), während Reim und Vers dagegen vergessen wurden.
In den ungeraden Kapiteln beschuldigt der Ackermann den Tod, der ihm seine geliebte Frau
geraubt hat, in den geraden Kapiteln antwortet der Tod. Gegen die Emotionen des
Ackermanns setzt er Logik, stellenweise auch Zynismus ein. Im Kapitel 33 tritt Gott auf, lobt
den Ackermann wegen der Liebe zu seiner Frau, gibt aber auch dem Tod Recht, weil dieser
Gottes Anordnung ausgeführt hat, allerdings tadelt er ihn auch wegen seines Auftretens.
Das Kapitel 34 ist ein lyrisches Gebet des Ackermanns für die Seele seiner verstorbenen
Frau. Das Werk wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Vorläufer bzw. Anfang
des Humanismus in der deutschen Literatur angesehen, was heute als überholt gilt.
Werte, die durch dieses Buch dargestellt sind: Mensch ist die Krone der Schöpfung,
Personenrecht des Menschen, Erringen der Reife als Mensch, Erringen der Mündlichkeit, des
Mensch-Seins – alles was früher in der Obhut der Kirche war, die sagte, was Leben ist und
wie man leben sollte.
38. Mädchenlieder
Mädchen sind nicht vergebene Frauen, was einen wichtigen Unterschied zur Minnelyrik
darstellt, da die Frauen dort vergeben sind. Somit besteht bei Mädchenliedern – im
Gegensatz zu den Minneliedern – eine Möglichkeit der Vereinigung von Mann und Frau
bzw. Mann und Mädchen. Ein Bruch mit der hohen Minne ist dann so einer Typ der Lieder.
Man nennt diese Art auch niedere oder erreichbare Minne.
Dieser Liedtyp wurde besonders von Walther von der Vogelweide geprägt. Die populärsten
seiner Lieder thematisieren die erfüllte Liebe zu einem Mädchen, dessen Stand meist nicht
ausgesprochen wird, das aber nicht als adelig zu denken ist.
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39. Höfisches Ethos und „Tugendsystem“
Höfisch bezeichnet die Lebensart, die der am Hof einer Monarchie entspricht. Insbesondere
ist dies die Bezeichnung für die ritterliche Gesellschaftskultur ab dem
hohen Mittelalter (nach franz. Vorbild um 1200 in Deutschland eindringend). Als höfisch gilt
ein Mann, der eine vornehme Abstammung, eine edle Gesinnung, gute Umgangsformen,
körperliche Schönheit, ritterliche Tugenden und einen frommen Charakter hat. Erfüllt sich
eins dieser Attribute nicht, ist die Person nicht höfisch. In Aues Werk Der arme
Heinrich verliert Heinrich seine Höfischkeit, als er seine körperliche Schönheit verliert.
Die idealen ritterlichen Tugenden des höfischen Wertekanons begegnen einem in der
mittelalterlichen Literatur in Begriffen wie hoher muote ( seelisches Hochgestimmtsein),
manheit, mâze ( Mäßigung der Leidenschaften), zuht ( Anstand, Wohlerzogenheit), müete,
êre ( Ansehen, Geltung, Würde), milte
( Freigebigkeit), stæte ( Beständigkeit, Verlässlichkeit) oder triuwe ( Treue, Aufrichtigkeit).
Die ritterlichen Tugenden bestanden aus persönlichen wie sozialen Normen, die zum einen
das Ansehen des Rittertums und damit des Adels überhaupt erhalten und begründen, aber
auch die Ordnung der sozialen Beziehungen der Menschen festigen und garantieren sollten.
Natürlich fußten sie auf den militärischen Tugenden von Treue und Tapferkeit
(denn Ritter waren zunächst nichts Anderes als die Soldaten eines Lehnsherren), überstiegen
diese jedoch weit. Wichtig dabei ist zu beachten, dass es sich dabei um Idealisierungen
handelt, die vornehmlich der so genannten höfischen Dichtung wie Erec, Parzival sowie
dem Minnesang entlehnt sind und die sich dort in ritualisierten Handlungen niederschlagen.
Die höveschkeit, aus dessen Begriff der neuhochdeutsche Begriff der Höflichkeit sich noch
speist, bezeichnet die Umgangsformen am Hof, welcher ein gesittetes wie musikalisch
gebildetes Verhalten nahelegt. Im Minnesang wird diese Ritterlichkeit am stärksten
ritualisiert, indem das lyrische Ich die Allgemeine zu einem unerreichbaren Ideal stilisiert,
wobei es diese stets seines hôhen mouts, staete, die müete und triuwe versichert. In den
Ritterepen kommen die Ritterfiguren nur durch mâze und staete an ihr Ziel. Ritterlichkeit
und christliche Tugenden wie sie sich in den mönchischen Tugenden der Hilfsbereitschaft,
keuschen Zucht und Askese wiederfinden, ergänzen sich. Ritterlichen Tugenden fussen auf
den christlichen Tugenden.
40. Gattungen der Lyrik im MA
Im volkssprachlichen Mittelalter treten Individualpersönlichkeiten vor allem
im Minnesang und in der Spruchdichtung hervor (Troubadors) und ab Ende des 11. Jh auch
Kreuzzugslyrik. Nebst dem Minnesang gab es außerdem noch den Meistersang und die
Heldenlieder.
Lyrische Gedichte waren meist als Gesang gedacht. Hauptsächlich wurde die mittelalterliche
Lyrik gesungen und kaum aufgeschrieben. Aufgrund ihrer mündlichen Tradierung besteht
daher von wissenschaftlicher Seite nur ein geringer Authentizitätsanspruch.
(Die geistliche Lyrik (z. B. die Sequenzen) sowie die lateinische Vagantendichtung sind oft
anonym in größeren Sammlungen überliefert (Carmina Burana) (11./12. Jh.).
Die Meistersänger des städtisch geprägten Spätmittelalters (u. a. Hans Sachs (16. Jh.)
inszenieren ihre Dichtung als lern- und abprüfbares Silben- und Töne-Handwerk.)
42. Dietrichepik
Sammelbegriff für mhdt. Heldenepen, die Dietrich von Bern als Hauptfigur haben. Die
Thidrekssaga stellt als einzige mittelalterliche Quelle das gesamte Leben des Dietrich von
Bern dar.
Dietrich von Bern ist eine Sagenfigur des HMA und SMA. Man kann schriftliche Zeugnisse
als Heldenlied (Hildebrandslied), Epos (Dietrichepik) oder Prosa (Heldenbücher) zwischen 9.
und 16. Jhd finden. Dietrich spielt eine Rolle auch im Nibelungenlied. Neben den MHD
Dietrichepen in Versen, die immer nur Episoden aus dem Heldenleben Dietrichs zum Thema
haben, stellt die skandinavische Thidrekssaga einen Sonderfall der Überlieferung dar, weil
sie die gesamte Vita des Helden nach niederdeutschen Quellen in Prosa erzählt.
Dietrich wächst als Königssohn auf. Er hat einen Waffenmeister namens Hildebrand, der bis
ins hohe Alter bei ihm bleibt. Er sammelt einen Kreis von Kampfgenossen (12 bzw. 11) um
sich und wird nach dem Tod seines Vaters König von Bern. Dietrich vollbringt große
Heldentaten. Eines Tages wird Dietrich von seinem Onkel vertrieben und ist gezwungen,
beim Hunnenkönig Attila (Etzel) ins Exil zu gehen. Er unterstützt den Hunnenkönig bei
vielen Kämpfen. Beim Kampf des Königs mit den Nibelungen versucht er zuerst zu
vermitteln. Im Verlauf der Schlacht stellt er sich auf Attilas Seite und bewirkt maßgeblich das
Ende des Schlachtens, indem er sowohl die Mörder Siegfrieds als auch dessen rachesüchtige
Witwe Kriemhild unschädlich macht. Am Schluss gewinnt er sein Reich zurück.
44. Spätes MA
Innerhalb des Deutschen Reichs, mit dem Untergang der Staufer in der Mitte der 13 Jhd,
waren die Fürsten die Gewinner und das Papsttum hatte auch im Grunde verloren. Die
Zentralisierung innerhalb der Landesherrschaften bedeutete, dass die niedere und mittlere
Adel seine staatstragende Bedeutung verloren haben.
Im SMA wurden Frühere Werte zu Lastern. Beispiel: Man glaubte, dass die 7 Kardinallaster
zu einer Krankheit führen: Hochmut (Eitelkeit, Stolz, Übermut), Zorn (Rachsucht, Vergeltung,
Wut), Neid (Eifersucht, Missgunst), Geiz (Habgier), Völlerei (Gefräßigkeit, Selbstsucht),
Wollust (Genusssucht), Faulheit (Feigheit, Ignoranz). Von Sünden konnte man sich freikaufen
(Gebete aufsagen, zahlen etc.), sodass die Kirche die Kontrolle über das Volk hat, was die
beste Kirchenpolitik für die Bewahrung der Vorherrschaft war.
Spekulative Mystik gewinnt an geistliche Macht. Verarbeitung und Aufarbeitung des Alltags
wird zur Kunstausübung.
In dieser Zeit war eine Untergangsstimmung: Brände, Pest, Hungersnot hat das Volk als
Strafen Gottes interpretiert. Das alles führte zu vertiefter Frömmigkeit. Bestimmte Stämme
waren mit einem Führungsanspruch, deswegen gab es wieder mehr Dialekte in der Literatur.
Dichtung gelang langsam in andere Schichten. Verfällt die Bedeutung der FORM. Am
meisten gab es simples Silbenzählen statt eine Formschema.
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50. Religiöses Schrifttum im Hohen MA
- Spielmannsdichtung (auch von Geistlichen!)
Bezeichnung für Erzähldichtungen, die von herumziehenden Spielleuten geschaffen worden
sind, ab 1150. Versromane mit traditionellen Themen. Charakteristisch für alle diese
Erzählungen ist die Vermischung heroischer, historischer und legendärer, derber und
höfischer Züge. Die Spielleute mussten die alten Heldensagen und andere volkstümliche
Geschichten halb improvisierend, halb aus dem Gedächtnis vortragen.
Beliebte Märchen- und Sagenmotive (Brautwerbung, Entführung, Verkleidung) sind
arrangiert mit Lust am Exotischen (Orientabenteuer) und oft drastischer Komik. Dies, die
Anonymität der Verfasser und die schmale schriftliche Verbreitung signalisieren, dass es sich
um eher unterhaltende und wenig repräsentative Vorlesestoffe für eine weniger gebildete
adlige Zuhörerschaft gehandelt hat.
Verfasser waren Geistliche und Spielleute (Fahrende, die von Ort zu Ort zogen). Man nennt
so eine Literatur als Unterhaltungsliteratur.
Beispiel: Legendenromane um den heiligen Oswald.
Die Werke: Herzog Ernst, König Oswald, König Rother, Salman und Morolf, Orendel.
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unterschiedlicher Gattungen enthält: Neben Visionen finden sich z.B. Lehr – und
Streitgespräche, Allegorien, Verhaltensregeln zur Leitung einer geistliche Gemeinschaft,
Sinnsprüche, aber auch Gottesminnelyrik - Liebesdialoge voller Poesie. Mechthild benutzt in
ihrem Werk Bilder des Hohenliedes, um die mystische Vermählung der Seele mit Christus zu
beschreiben. Ihre Schriften, die ersten mystischen Texte überhaupt, gelten als eines der
beeindruckendsten Beispiele der deutschen Frauenmystik und zeigen die Höhe der
Frauenbildung im Mittelalter.
Die Minneallegorie ist eine allegorische Handlung zur Darstellung einer Minnelehre. Die
Allegorie ist die Verbildlichung eines abstrakten Begriffs oder Vorgangs; oft durch
Verkörperung als Person, z. B. der Tod als Sensenmann. Im Unterschied zum sinnfälligen
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Symbol enthält die Allegorie eine gedanklich-konstruktive Beziehung zwischen dem
Dargestellten und dem Gemeinten. Findet sich z.B. in Strassburgs Tristan und Isolde – die
Minnegrotteallegorie. Die Eigenschaften der Liebenden und der Liebe werden auch
manchmal personifiziert (Frau Minne, Frau Treue). Oft wird die Liebeshandlung mit dem Bild
einer Jagd wiedergegeben: der Liebende als Jäger, die Geliebte als Wild (z. B. „Die Jagd“
1335/1340 von Hadamar von Laber).
Beispiel: Unter den Linden, Tagelied
55. Kaiserchronik
Um 1150, in deutschen Reimen verfasste Chronik. Sie stellt das umfangreichste und am
dichtesten überlieferte Werk der frühmhdt Literatur dar, verfasst von Geistlichen des
Regensburger Hofes.
Somit entsteht eine Weltchronik von der Gründung Roms (Caesar) bis zur Vorbereitung
des zweiten Kreuzzuges 1147 – sein erst Teil stellt Leben und Taten der römischen Kaiser
vor, umrankt von Sagen und Legenden, während der zweite Teil, der sich mit den
Biographien der deutschen Kaiser beschäftigt, auffallend sachlicher ist.
Die Absicht, lehrhaft (christlich-moralisch) zu erzählen, überwiegt bei weitem das Anliegen,
einen historisch präzisen Bericht zu erstatten. Die Darstellung hat nicht in erster Linie der
historischen Wahrheit, sondern vielmehr der gotes minne („Gottes Heilsplan“) zu
entsprechen. Das bedeutet, dass die einzelnen Episoden sollen nicht nur der Unterhaltung
dienen, sondern besitzen vor allem eine religiöse und ethisch-exemplarische Bedeutsamkeit.
Der Autor möchte dadurch sein Werk von den lugen einer rein weltlichen Dichtung
abgrenzen.
Uns übrigeblieben sind 15 Handschriften, im Unterschied zu einem oder ganz wenigen wie
die andere Handschriften; dies spricht für ein neues Bildungs-, Politiks- und
Literaturinteresse des Adels.
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musst. Er ist ein Symbol der Vanitas, d.h. der Vergänglichkeit und war Grundbestandteil
der cluniazenischen Liturgie.
Stilistisch hält sich der Text großenteils an biblisch und patristisch vorgebildete Metaphern
und Bildern, in denen der Sprecher ohne sich in seine Predigt einzubeziehen, dem Publikum
den sicheren Tod vor Augen hält: das Gedicht ist eine Warnung vor der Welt und für den,
der der Welt verfällt ist, vor dem Tod.
Bereits in der Zeit der Karolinger gab es hier und da Dichtungen mit vergleichbarer
Thematik, doch erst im beginnenden HMA wurde Memento mori mit der Cluniazenischen
Reformbewegung für etwa 100 Jahre zur bestimmenden Grundidee. Die entsprechende
Literatur, in deren Zentrum religiöse Texte standen und die von 1060 bis 1170 dauerte, wird
daher auch „cluniazensisch“ genannt und eine ihrer wesentlichen Formen war die
Reimpredigt. Insgesamt sechs dieser großen Reimpredigten sind uns erhalten: das Ezzolied,
das zusammen mit dem Memento mori in derselben Ochsenhausener Handschrift, Himmel
und Hölle, das Annolied, usw.
58. Meistersingergesellschaften
Lieddichtung zwischen des 14.-16 Jhd., entstanden in den Kreisen bürgerlicher
Handwerksmeister, doch zählten auch Priester, Lehrer und Juristen dazu. Minnesang löste
sich auf und wurde durch den Meistersang abgelöst. Heinrich von Meissen gilt als
Begründer.
Meistersang ist aus dem ritterlichen Minnesang und Spielmannsdichtung
zusammengeflossen. Meistersinger(-sänger) waren bürgerliche Fahrende, die durch
Wettsingen und durch Veranstaltungen einen Verdienst ergattern konnten. Kunst wurde ein
Nebenberuf, eine Liebhaberei. Diese Dichter waren in Meistersängergesellschaften (nach
dem Muster der Zünfte entstanden) . Hauptsingen oder Singschulen hießen die öffentlichen
und feierlichen Kunstübungen der versammelten Meistersänger. Ihre Dichtungen und
Melodien leiteten sich aus dem Minnesang ab, gehorchten aber strengen Regeln - ein
Meisterlied besteht aus mehreren Strophen (mindestens drei, und die Anzahl der Strophen
immer ungerade). Der Gesang, seine Vers- und strophige Struktur (und anfangs
auch Lauten-Begleitung) wurden an Meistersingerschulen gelehrt. Die Zentren der
Meistersinger waren Augsburg, Nürnberg sowie Straßburg und Frankfurt am Main, u.a.
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Muspili: Entstand um 880. Es ist eine Vermischung heidnischer und christlicher Elemente,
mit der Verfassung in Stab- und Endreim. Als Wort selbst bedeutet etwas aus
Bedeutungsfeld des Weltgerichts/Weltende.
Der erhaltene Ausschnitt beginnt mit dem Kampf der Engel und Teufel um die Seele des
Menschen, die sich im Tode vom Körper gelöst hat – in der Hölle warten Feuer und
Finsternis, im Himmel aber Leben ohne Tod. Mit einer Mahnung zu christlicher Umkehr
schließt dieser erste Teil.
Im zweiten Teil gibt es ein Zweikampf des Elias mit dem Antichrist, mit Elias als Vertreter der
Sache Gottes.
Das letzte erhaltene Drittel schildert, nach einer Warnung an Richter, dass nichts nunmehr
geleugnet werden kann, keine List vor Straft schützen.
Das Muspilli wurde für Menschen, die im Rechtsdenken geschult wurden, vielleicht sogar
selbst Richter waren, geschrieben.
Petruslied: Das Petruslied ist das älteste bekannte althochdeutsche Kirchenlied, was den
Anfang der geistlichen Lieddichtung bezeichnet. Textlich ist es unter dem Oberbegriff
der Leisen (Kirchelieder, die einstrophige Antworten in der Volkssprache auf Gesänge der
Messfeier, insbesondere zu Sequenzen sind) einzuordnen. Es entstand um 880
in Freising/Bayern und ist ein Bittgesang für Notzeiten, Wallfahrten oder Prozessionen um
Gnade Gottes in altbairischer Sprache. Heute gibt es noch ein Originalexemplar aus jener
Zeit. Der Autor ist nicht überliefert. Petrus ist der Hüter der Himmels-pforte und einer der
Apostel Christi.
60. Tabulatur
Meistersang besteht, ähnlich wie der Minnesang, aus (mindenstens) 3 Strophen. Nur
bestimmte Reihen und Töne dürfen benutzt werden. Es gab feste Vorschriften für Vers und
Gesang – Tabulaturen waren Abfassungen über Reim und Sprache, die was Religiöses
beinhalteteten. Geistliche Themen standen im Vordergrund. Tabulatur enstand um 1500.
Wer kostenfrei unterrichtet werden wollte, musste die Tabulatur beherrschen.
Ein Sänger musste Strophen und Melodien kennen, ein Dichter musste einen Text zu einer
vorhandenen Melodie erfinden können und jemand mit dem Titel des Meisters musste eine
BAR (neue Strophe) und eine WEISE (Melodie) schaffen. Diese erfundenen Lieder sind dann
jeweils Eigentum der Singschulen und werden bei öffentlichen Wettstreiten aufgeführt,
wobei das Publikum dafür zahlt (Kleiner Handel - wie heute mit den Autorenrechten). Es
gibt eine große Sammlung der meistersängerischen Lieddichtung in der Colmarer
Liederhandschrift von 1450.
61. Sammelhandschriften
Handschriften, in denen unterschiedlichen Texte – Werke verschiedener Autoren oder
literarischer Gattungen und Textsorten – zu einem Codex vereinigt sind. Vor allem kürzere
Texte wie
Minnereden, Schwänke, Lieder, Predigten usw. sind fast immer in Sammelhandschriften
überliefert.
Sammelhandschrifen können thematische Schwerpunkte haben, so gibt es geistliche,
medizinische, juristische oder weltlich-literarische Sammelhandschriften. Codizes mit dem
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Schwerpunkt auf lyrischen Texten heißen auch Liederhandschrift, Liederbuch
oder Canzoniere. Beispiel: Codex Manesse.
65. Märendichtung
Ein Märe ist eine deutschsprachige schwankhafte oder belehrende kurze Verserzählung. Die
Gattung entstand im 13. Jhd. und hatte ihre Blütezeit im Spätmittelalter. Wie
einer Fabel geht dem Märe oft ein Promythion (vorangestellter Lehrsatz) voraus, oder es
folgt ein Epimythion (nachgestellter Lehrsatz), also eine kurze moralisierende Auslegung der
Geschichte. Doch manchmal enthält sie baren Unsinn.
In der Regel sind die Texte jedoch anonym überliefert. Nicht selten gibt es mehrere
Varianten derselben Verserzählung („Schneekind A“, „Schneekind B“). Viele Mären erhielten
ihren Titel erst durch den Literaturwissenschaftler Hanns Fischer. Fischer unterscheidet
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aufgrund ihrer Inhalte drei Grundtypen: schwankhafte Mären, höfisch-galante Mären und
moralisch-exemplarische Mären.
Vier großen Märendichters des MA: Hans Rosenplüt, Der Stricker, Heinrich
Kaufringer und Hans Folz. Ein bekannter Märenautor ist auch Konrad von Würzburg
(„Herzmäre", "Heinrich von Kempten").
66. Rolandslied
Das Rolandslied (zwischen 1075 und 1110 entstanden) ist
ein altfranzösisches Versepos über das heldenhafte Ende Rolands. Es umfasst
4002 assonierende zehnsilbige Verse in 291 Strophen (sog. Laissen) und ist eines der
ältesten Werke der Gattung Chansons de geste. Das Rolandslied wurde verfasst von einem
sonst nicht weiter bekannten Turoldus.
Das Rolandslied umfasst zwei größere Teile: in den ersten drei Fünfteln ist eindeutig Roland
der Protagonist, in den letzten zwei eher Karl der Große.
Roland begleitet seinen Onkel Karl den Großen auf einem Feldzug in
das maurische Spanien, wo sein Stiefvater Ganelon versucht ihn mittels einer Falle an den
verfeindeten König von Saragossa Marsilius auszuliefern. Roland verliert alle seine Krieger,
sein Onkel Karl vernichtet aber den sarazenischen
Gegner, als Roland sich endlich entschließen kann diesen mit dem Signalhorn Olifant um
Hilfe zu rufen. Ganelon wird nach einigem Hin und Her vor Gericht gestellt und verurteilt.
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