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Die Geile

von Gebhard Malocha alias M. W. und M. O.

Rotpuff guf, das schrille Quietschen des Gummis noch in den Hörgeräten, wie das Arschge-
sicht an ihm abgiel. Mit zwei Fäusten schlug er die Nutte zurück auf den Gehweg. „Hat es Ih-
nen denn wenigstens Spaß gemachen?“ Er fohl sich an allen Stellen angetatschen. Mit einer
fast exhibitionistischen Bewegung much er sich so frei. „Nein, nein, so gar nicht. Bin
schwul.“, sug er noch beinah’ mit Furcht erfollen, als er sah, dass die die Alte ihm nachstur.
Eine Welle von Schwäche stieg von seinen Beinen auf, auch von seinem Dritten. Das hätte
ihm gerade noch gefohlen, er unter der Nutte auf der Straße liegend, eine stöhnende Menge
über ihnen und dann auch noch die Polizei! Er durfte jetzt nicht schwach werden; weiter ren-
nen nur weiter rennen und nicht grölen: „Gott ist ein Popstar und Uri Geller hat Gene!“. All-
mählich ließ das Verlangen nach… Dreißig Jahre und immer noch Jungfrau! Wenn das so
weiterginge, bräche er bald den Rekord und käme in die Wechseljahre. Ewig konnte er sein
Wasser ja auch nicht halten: Er musste mal wieder aufs Klo, Kontakt aufnehmen mit den
anderen Jungfrauen, 40 und männlich. Ein Mann musste sich finden lassen, möglichst noch
vor den Wechseljahren. Seine Hand fuhr über den Reißverschluss seiner Hose – hoch, runter,
hoch, runter; ja er funktionor noch – gute Arbeit die Hose.
Ein Auto mit dem Kennzeichen CO BRA 11 fuhr an ihm vorbei und alle Autos hinter ihm ex-
plodoren „BUUM!“. Er warf sich hin, um nicht Opfer des Maschinengewehrgeballers zu wer-
den; diejenigen, die wugen weiterzugehen, wurden abgeknallen, einer nach dem anderen. Ein
ovaler Schwerlasttransporter, der zufällig Benzin geladen hatte und zufällig über eine Rampe
mit einer Geschwindigkeit von 200 km/h fuhr, flog 50 Meter über ihn hinweg und explodor in
einem Hochhaus „BÄÄM!“. Gestöhne auf ihm riss ihn aus seinen jähen Träumen. Die Alte
lag wieder auf ihm drauf und giel ab. Für eine Sekunde war er geil, doch dann schlug er direkt
in ihren offenen, schwarz bemalenen Schlund. Er schie sich um. Die Autos fuhren, das
Hochhaus stand noch. Eine Straßenbahn flog vorbei. Und wieder Menschen, Arschkrampen
wie der Sachse sagt, ein Strom flutendes Gestöhns und ein Gesicht. Rotpuff (nervös) fährt
unwillkürlich mit der Hand an seine Brust. Er stellt fest, dass der Stoff feucht und kalt ist.
Wovor hab’ ich eigentlich Angst, verdammte Geile, wie soll die mich jetz’ noch kriegen unter
dieser Menge. Aber er spor nur zu genau, dass sie irgendwo über ihm lag, abgestoßen weiter
gegeilen. Ihn kutz plötzlich – einer an, fünf Schichten über ihm. Das konnte nur Einbildung
sein, vor 3 Monaten waren es noch sieben. Damals stand sein Name schwarz auf rotem Papier
auf jeder Internetseite zu schauen, Jens Rotpuff; nur gut, dass das Video so geil war – der In-
halt war damals noch unzensoren, wurde aber gemolden und ritsch bald in die Spalten von
über 18-Jährigen.
Rotpuff zwang sich aus der Menge und rannte in eine Seitenstraße, die Menschen gielen hin-
ter ihm her – noch ein paar Abbiegungen; sie sprangen auf seinen Rücken – noch ein paar
Schritte – hier sah ihn keiner. Er tast erneut den Reißverschluss seiner Hose, als ihm der
Rückenwind plötzlich einen Geruch von Parfüm in die Nase biehr von der Geilen her. Ihn
kutz – erneut. Ein breites Rotlichtband fiel quer vor ihm über die Straße, jemand kam aus dem
kleinen Lokal, mit einem Dunst, der kam näher und näher… und näher. Rotpuff hechelte hi-
nein; der kleine als Lokal aufgetakelte Puff war fast leer. Ein paar Exhibitionisten standen
herum, nackige Damen in ihrer Gesellschaft. Auf den kleinen Tischen standen als Lämpchen
verkliedene Dildos. Ein Kondomautomat begann aus der Ecke zu hämmern. Hinter der Theke
lahn ein Fedder mit bloßem Körper – kotz! „Klosterfraumelissengeist, doppelt“, worg Rotpuff
zu dem Typen. Er mark, dass er sein Ding noch in der Hand hielt und legte es auf den leeren
Stuhl neben ihm – und stak sich einen Dildo in den Arsch. Die ersten Sekunden muchen ihn
leicht benommen; schön heiß war es hier. Die Geräusche hatten sich geändert; überzogen
jaulende Schreie, hor er ein halblautes Stöhnen, ein spitzes Fiepen vom Nachbartisch. Gut hor
sich das an. Der Fedde hinter der Theke dachte jetzt nach, es stank gewaltig. Draußen
explodor eine Wagentür „Wuum!“. Gleich darauf kamen zwei Männer hinein, der eine sah
aus, wie Semir Gerkhan, - er blieb in der Mitte des Ladens stehen – der andere im langen
Ledermantel steuerte auf den Kondomautomaten zu. Beide legten ihren Ledermantel ab,
Rotpuff versoch hinüberzuschielen, es durchfuhr ihn. Er sah, wie der mit dem Großen, sich
über den Tisch bug, kurz etwas in der Hand hielt. Der Kondomautomat hatte aufgehoren zu
spielen. „Wolle Rose kaufe?“, hor er den Schwarzen vom Nebentisch sagen. „Wolle Rose
kaufe?“ Das Mädchen krum einen 12mm-Colt aus ihrer Handtasche. „Kaufe Rose!“, sug der
Mann eigensinnig. Er war im nächsten Moment tot. Rotpuff klammerte sich von hinten an die
Dildolampen, er spor, wie seine Finger einen Schalter berohren. Der rauchige Raum fing an
zu vibrieren. Ihm war, als spälte sich der Boden unter ihm und er fiele in einen
wohlbekannten schwarz bemalenen Schlund – aber das konnte nicht sein. Der mit dem
Großen hatte seine Runde beandt. Er ging auf Semir Gerkhan zu, der immer noch im Raum
lag, die Hände merkwürdig um den Reißverschluss verkrampfen. Rotpuff sah, wie er mit dem
Großen Mund-zu-Mund-Beatmung much. Er konnte es nicht verstehen. Dann kam Semir
Gerkhan geradewegs auf ihn zu.
„Sie entschuldigen“, sug er, „haben Sie Feuer?“ Rotpuff schie gar nicht erst auf. Er nahm sei-
ne Beine in die Hand und rannte davon. Da fiel der Kronleuchter von der Decke und drock
ihn auf den Boden. Er wusste selbst nicht, was ihn so unruhig much – passiert doch jeden Tag
-, aber als er empor schie, sah er ein Auto in den Raum fliegen. An dessen Steuer saß die
Geile. Semir Gerkhan stand ganz ruhig neben ihm – er hatte sein Feuer in seinem Pulli durch
spontane Selbstentzündung gefunden. Die Geile sprang heraus: „Komm her, du Luder!“, sug
sie. Aus einer unnatürlichen Unruhe hor Rotpuff, sich selber sprechen: „Ich hasse sie, diese
-“, er zögerte etwas „Prostituierten!“ Seine Stimme stand spröde im Raum. Vom Nachbartisch
gocken die Nutten rüber. „Oh Mann, zieht das rein!“, sug Semir Gerkhan, grans, als er seine
Jacke in Flammen stehend sah „Feuer.“ Er fingerte eine Wodkaflasche aus seiner Jack-
entasche und kapp sie sich über den Kopf. Doch das Flammeninferno wurde jäh geloschen,
als ein Tornado durch den Puff jug. Die beiden gingen.
Rotpuff lahn sich zurück und der Stuhl kapp um. Diese Spanner! Er hätte jubeln können, doch
da sah er, die Geile auf sich zu kommen. Triumphierend satz der Kondomautomat wieder ein.
„He, vergessen Sie Ihre Wagentür nicht!“, sug der Fedde hinter der Theke. Draußen atmete er
tief, und begann, wieder durch die Straßen zu rennen. Langsam spor er den Atem in seinem
Rücken, das Rotlicht nahm ab, die Läden, die Leuchtzeichen an den Wänden. Aus einem Sex-
Shop kam ein Knäuel Kondome auf ihn zugeflogen. Es tat ihm wohl, als sie ihn striffen.
„Helga!“, hor er eine tiefe Frauenstimme hinter sich sagen. Jemand fieß seinen Arm. „Du
brauchst keine Angst zu haben, Darling!“, sug die Geile hinter ihm. Rotpuff zog ihr eines der
Kondome über den Kopf. Verdammt hübsch, sug er zu sich. Im Weiterrennen ließ er eine
Bananenschale fallen. Ein dunkel glänzender Wagen ritsch auf ihr aus und flog in ein Haus,
Kaskaden des Feuers ergossen von den Fassaden, Zuhälter schrien. Hinter einer großen, leicht
beschlagenen Rotlichtglasscheibe, sah er undeutlich fickende Paare; pulsierend drang das
Gestöhne auf die Straße. Ihm ging einer ab. Ewig hätte er zugucken können, so wie jetzt. Er
hor wieder zu. Kaum wollte er den nächsten Schritt machen, mark er, dass er schon wieder
begraben wurde. Im Sog der Menge wurde er auf den Boden gezogen zusammen mit
leuchtenden Dildos und riesigen Viagratabletten. Um der Menge zu entkommen, öff-nete er
einen Gullydeckel und flog hinab. In der Kanalisation hor er Hard Rock Musik. Stand da nicht
eine Frau vor ihm? Rotpuff gesall sich zu den Ratten. Sie schie sich um, kannte er nicht das
Parfüm? Dicht hinter ihr zwang er sich zur Leiter. Er hor die Leute über der Erde noch
stöhnen. Er kroch an die Oberfläche. Ein paar Prostituierte sochen nach Arbeit, ein Mann in
einem langen Mantel stand auf der anderen Seite der Straße. „Willst’e ma’ anpacken?“, rief er
auf einmal und wuckel wie wild hin und her; Gesichter wandten sich ab, die stöhnende Menge
kam auf ihn zu, sein Ding in die Hand nehmend. Gleißendes Scheinwerferlicht übergoss ihn.
Jemand drock ihm eine Peitsche in die Hand. Zwei strahlend lächelnde Politessen gielen
rechts und links auf ihm ab, eine Kamera luch auf, und zu allem stohn eine geolene Stimme,
die vor innerer Geilheit fast zu bersten schien: „Jetz’ darf ich dich von ganzem Herzen lieben,
Darling, du bist mein hunderttausendster Kunde!“ Rotpuff lag wie betuben. „Und jetzt sag mir
deinen Namen, Baby!“, giel die Stimme unwiderstehlich weiter. „Enis, Peter Enis!“, sug er.
Noch ehe er wusste, was passor, flog das Nummernschild schon auf ihn zu. Die Politessen,
die eben noch gestohnen hatten, wurden vom Nummernschild in tausend Stücke gerissen und
Rotpuff wurde von einer fünf Meter hohen Stichflamme übermannen. Das letzte, was er sah,
war Semir Gerkhan, wie er sug: „Boah, ey!“

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