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FÜR
A.LTERTHUMSKUNDE
BEGRÜNDET
TOM
CONRAD BÜRSIAN,
HERAUSGEGEBEN
ov
IWAN V. MÜLLER,
VROFK8SOR DER CLASSISCHBM PHILOLOGIE AN DIR UNIVBRSITÄT ERLANGEN.
1888.
BERLIN.
VERLAG VON S. CAL V'AR Y & CO.
BIDCCCXC.
Inhalts - Yerzeichniss.
Bette
Michael Burger von J. Sarreiter 1
Qfid Weisheit der Inderc iohrte ihn dann auch zum Stadium des Sanskrit
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2 MkliMl Biii|«r.
Harmonie lebende, ihm ebeobOrtige Oattm, nicht nur die ilm näher ken-
nenden Freunde, aneb seine Collegen wurden durch das so rasche Bode
des treffltcbes Mannes erschüttert. Ilam yäp dXyr^dvjv ia^Jiibg drui^öfjLevoQ.
Denn Burger war ein wahrhaft edler Charakter, wohl etwas zurückhaltend,
weil feinfOblig und deceut, doch in seinem Wesen wohlwollend und be-
scheiden. Schreiber dieser Zeilen, der sich' seit der üniversitätszeit seinw
Freundschaft erfreute und mit ihm in Briefwechsel stand, yerehrta ihn
wegen seiner Offenheit, Gefälligkeit und Liebenswürdigkeit; gleiches
schfitzten Collegen an ihm. Ihm war so recht eigen, was das Dichter-
wort einem wackeru Manne naclirühmt: Pudor et incorrupta fides. Er
war ein ganzer Mann. Bei seinem grufsen linguistischen Wissen ging er
nicht etwa in Büchergelehrsamkeit auf, auch die Natur, die Welt, die
Kunst zügt'n ihi! inächtitr an. Aus dem wifsbe^Mengeü Knaben war ein
Mann erwachsen, (Un a les Edle und Schöne, alles, was geistiges Inter-
esse bietet, anzog und lebhaft beschäftigte.
Um Land und Leute aucli auswärts kennen zu lernen und die
Kunstschätze an ihrem Standort zu geniefsen, sein theoretisches Kunst-
wissen durch Autup:3iü lu vervollkommnen, hat er weite Reisen unternom-
mm. Schon 1860 besuchte er mit einem strebsamen Miisihüler und
Freunde Oberitalien; später wiederholt; er sah als Student i'tag; reiste
nach Wien, nach Dresden ond Berlin, war zweimal in Paris, auch in
Bönen, Bologna und Florevt aot
hielt tieh in
Bei alledem war der ConeentratioaBpnnkt eeiner Beetrebungen, sei-
nen Wiesene ond KOnnene —
die Sehole; ihr diente der atannenewert
fieleeitige Hann in Wert und Schrift Seine Neigung hatte ihn, wie er^
wftbnt, snerat ins grofee^ weite Qebiet der LingniekilL geftfart Nachdem
er in die Praxis flbergetreten war, interessierten ihn besondere pftdago-
gisehe nnd ewar soni^hst methodologische Probleme, wie solche sich
einem Lehrer ja nie in grOCnrer Zahl nnd einschneidenderer Bedentong
anfdr&ngen muteten, als gerade in den loteten 16 Jahren, snmal die Oym-
nasialpftdagogik, dnrch die Zeitideen gedrftogt, bei vertoderten Zielen sieh
gewissermaliMn erst neo anfbanen mute,
Prof* Bnrgere verschiedene Beitrftge zur Didaxie des Unterrichts,
in denen er eigene Gedanken vorführt, finden sich unten am Schlors so*
sammengestellt. Immer war sein Streben darauf gerichtet, den Schülern
Bandliaben zu bieten, die, indem sie den Unterricht vergeistigen halfen,
ihnen sogleich das Aneignen, wie das Behalten erleichtern sollten. In
diesem Streben scheute er weder Mühe noch Kosten. Durch praktische
Zusammenstellung instruktiver Musterbei<pip!(> zur lateinischen Syntax,
»mit merkenswertem, möglichst viele Bildungskeime bergendem Sinn«,
80 besonders im viel verlangten Programm: »Gedanken und Thatsachen»,
durch übersichtliche Darstellungen einzelner Partien der griechischen und
der englischen Formenlehre, welche er selbst hektographisch herstellte
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4 Iffcifciiit Bngtf;
Italieuische schon weniire Stnnden von Bötzen«. Der Grund sei »die Gut-
mütiirkoit der Tiroler und die Gleichgutiirkeit der Regierung«. Dem Ä'.Ige-
. Kj 1^ d by Googlq
Michael Barger. 5
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6 Hidiael Borger.
Bd. XVIII. Syl?. Köhler. Das Tierleben im Sprichwort der Griechen and
Börner. Leipzig, Fernaa. S. 207.
Bd. XIX A. Dräger, Hist Sjotax der ktein. Sprache. 2. Bd. 2. Aufligs.
18H1. S. 137- !39.
Bd. XXII. H. Matzat, Methodik des geoerr. Unterrichte. Berlin^ Parey 18^.
S. 235. (Berichtigung der Recensiion vod Schmitz).
Bd. XXIV. J. H. Schmidt, Synonymik d»r griech. Sprache. IV. Bd. 1886.
43-45.
S.
Bd. XXIV. Jos. Wagner, Zur Prfiparatioa von Piatos aaseew. Dialogeo.
b) Abhandlungen:
BL fikr das bayer. GymD.-Scholwesen : Bd. xn. Zor Didaktik der griech
Formenlehre. Eine noiif^ Art, die gnech. nnregelmftssigen Verbi
tn behandeln. 8. 345—354.
Bd. XV. Gymnasiallehrmittel ans Nordamerika auf der Pariser Weltaoi*
Stellung 1878. S. 97-104.
Ebeodort: Zur Statistik des eogliachen Unterrichts an den hom. Gyai-
Bayerns. S. 171.
o) Pragramme:
1. Ein halbes Tanssnd griechischer WOrter, dem Anfilnger aas Pcemdslr-
tern und Eigennamen erklärt 46 8. 8^. Stadtenanstalt Freising 1874-
8. Oedsoken und Thatsachen. 39 S. 8<^. StudiensnsCalt Preising 1860>
(Tgl. Philol. BondsohsD. I. Jahrg. S. 284.)
Gustav Teichmüiler,
geb. den 19. November 1832, gest. deo 22. Mai 1888.
Jahr (1848) die Arbeit unmöglich machte; iucli zog ihu ieiiie grosso
Neigung /.u {iliilo.siijihischer und andürcr Leclüre und selbstständiger wis-
senschaftlicher Arbeit zu seinem eigenen Verdruss von den Schulpflichten
ab, 80 dass or später zur Maturitätsprüfung gelangte, als bei seiner Be-
gabung sn erwarten war. Schon in der Tertia hatte er die Philosophie
als teinen Beruf erkannt nnd sieh fest entsehloseen« anf der ÜniTereitit
mit Fleiaa nnd Bmst die wissensehsfUiehe Lanfbahn sn verfolgen. Sein
Vater, der die Begahnng des Jung ngs frtth bemerkt hatte, nnteratfitate
veiatlndnissvoll sein Streben ond Itess ihn im Herbat 1869 die Berliner
üniTeraitftt beliehen. Dort atndirte er drei Jahre, mit Ansnahme einee
Semesters, daa er in Tübingen Terbraehte. Von beaonderem Einflnas anf
ihn waren der Physiolog J. Mittler^ der Physiker Dove, der Chemiker
Mltscherlich, der Geograph Bitter, der Qeolog Quenstedt, die Philologen
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8 GusUt TeichmOUer.
Boeckh, Meineke, Haupt, der Hi^t ike: Ranke, der Theolrg Nitzsch, der
Staatsrechtslehrer Stahl, die Philosophen Reiff, Visrher, vor allen aber
Trendelenhurg , den Teichmöller auch in >fiDen späteren Jahren steSi
mit gröspter Hochachtung und Liebe i\ls seiueü Lehrer nannte uüd uuta
desseo EiüfluHs er seine ersteu wisseDscbaftlicheD Arbeiten verfasste.
Im Mai 1855 wurde TeicbmQller plAtzlicb aos seinen Studien ge-
rissen, durch die unerwartete Nachricht vom Tode seines geliebten Vaters,
der ihn bisher mit al'en Mitithi zur iuitbildung ausgerüstet haiic. Er
sah sich nun materiell aul sich selbst angewiesen, da sich iijzwischec
die Vermögensumstände der Familie weniger günstig gestaltet batttn
uud noch die Erziehung zweier jüDgeren Brödcr in Betracht kim, mi
entscblos« sieb, im August 1855 die Stelle eines Ersiebers bei dem Mi*
Werther
niiter Fteiberni Toa ansoiiehiiieo, in deesen Hame er in Berlii
tmd aof dem Oote Hieboeeh in SehleeieD lebte end eoch onajigeeettf
seine wieeenacbaftlicben Stadien (ortsetsen konnte. Kadidem TeidmUller
am 28. JaU 1866 in Halle die Doctorwflrde erworben hatte, ging er aut
dem Freiherm Ton Werther nach Boaaland, da dieser als prenasiseh«
Geaandter nach St. Petersburg versetat wurde. Diese Betee wnrda gaat
entscheidend fftr die Znknnft Teichmüllers: in Bnialand aollte er dw ftr
ihn bedeutsamen Familtenliesiehnngen anknflpfen und einnml diej«n|gs
Stellong erhalten, in der er bia an aeinem Tode verbaute nnd dl« ikm
die grOssten staaflicben Ehren aowle auch die Mosse an seinen wiassn-
schaftlichen Arbeiten Terschaflte. Schon bald nach seiner nknnfi ta
St Petersburg kam er in Yerkehr mit mehreren Vitgliedem der Aka-
demie der Wissenschaften, besondere aber mit den Natarforacbem Ißd-
dendorff, E. E. von Baer, den Sprach forschem Böbtlingk und Schiefasr
und dem Archäologen Stepbani, und Teröffentlicbte aucb eine seiner ereteo
wissenscbaftlicben Arbeiten «Die Einheit der Aristotelischen Endämoniet
im Bulletin dieeer Akademie. Er genoss in der Hauptstadt Busslands
hohe Anerkennung, die er seinem sprühend lebhaften Geist verdankte,
sowie auch der Gewandtheit in wissenscbaftlicben Discussionen , dsr
Klarheit seiner Vorträge und seinen gesellscbaftlichen Gaben. Auf Som*
merreisen nach dou LandgQteru seiner Freunde lernte er Land und Leut«
auch im Innern Busshnds genauer kennen. Als Teichmüller 1S58 die
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QofUf TeiehmaUer. 9
die Tochter ehi66 wtl&ndtseheii OotsbesHMra, mit der er sich im Jahre 1860
ermftblto, als ihm nach beinabe firnjUirigein Aofentbalte Id Bassland di«
YerbältDine erlaubten, in sein Vaterland anrOekzukehren und sich als
Priratdoeent in Güttingen in babilitiren. In Sommereemester des Jah-
res 1860 begann er seine Vorlesungen, in denen er die Qeschiebto der
Philoaopbie bevonogte* Besonders blfibte in GOUingen sein Arietete*
liscbee Practicom, in welehem er onter seinen ZahOrem auch solche
halte, die spftter sich in der philosophischen Forschung aoaieichneten,
wie s. B. B. Euchen, der bekannte Verfiuser der Geschichte und Kritik
der Grondbegriffe der Gegenwart
Nach sweijlbriger Ehe starb ihm seine Frao bei der Gebort der
sweiton Tochter» und dieses ünglQck traf ihn so tief erschQtternd, daaa
ihm das Leben in der gewohnten ümgebong onertriglich wurde. Er
suchte xnerat Trost in neuen Studien nnd beschäftigte nch viel mit Me-
diciBf um dem TodOi dessen unerbittliche Strenge ihm sein Familienglfick
lerstOrt hatte, ktlnftig erfolgreicher entgegen arbeiten tu kennen; aber
es gelang ihm trots aller seiner Anstrengungen nicht die verlorene Bube
wieder su gewinnen; er entechloas sich daher, auf den Vorschlag seines
Schwiegervaters, diesem seine Kinder ansu vertrauen und trat im Augost
1868 seine groese orientali&che Reise an. Anderthalb Jahre weilte er
an den Stätten der alten Kultur in JLgypten, Palästina und Griechenland.
Mit reichen Erfahrungen und in seinem Innern geklärt, kehrte er nach
OOttingen snrOck, wo er seine akademische Lehrtbätigkeit forteetste und
lugletch an seinen »Beiträgen sur Erklärung der Poetik des Aristeteles«
arbeitete, die er 1867 herausgab nnd die ihm die Ernennung som Pro*
besor eztraordinsrius einbrachten. Während des Aufenthaltes in G9t-
tingen stend er inregem Verkehr mit seinen nächsten Fkchgenossen Lotse
und Bitter (nach dessen Tode er das Werk »Bitter and Preller Historia
phil. Graec. et Born.« in neuer Auflage herausgab), aber bei seinen viel-
seitigen Interessen auch mit Heule, Klinkerfoess, Weite, Emst.Cortios,
Domer und vielen andern. Auch einen neuen häuslichen Heerd gelang
es ihm tu grflnden, indem er sich im Herbst 1866 mit der Schwester
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10 GiitUiT TeictuuOiler.
rend er vorlier von grösseren Werken nur die zwei ersten Bänce der
1873 eine Reihe von grösiseren Werken und kleineren Abhaodlongen. die
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UiisteT TeichmOller. 11
nend nnd belehrend sei. Ferne!- bemerkt Lotze, dass in der Ge-
schichte der altPii Philosophie manche Irrthümer sich laiiire fortschleppen,
»weil eine Unsumme anf n'm verwendeter o<ier noch verwendbarer 6e-
»lehrsamkeit nutzlos werden würde, wonn nKin sie als völlig werthlose
»Einfalle der verdienten Ver^^es-enheit fi bertj-el t n wollte. Es ist mit
»Grund zu fürcbteo,« fabrt Lotze fort, »das» der angesammelte Träg-
»heitswiderstand dieser grossen Gelehrsamkeitsmasse sich auch Teich-
»müllers Versuche zu einer Geschichte der Ideen widersetzen werde; ich
»will deshalb nicht unterlassen, meinerseits meine Freude an dem Be-
»ginn und der Fortsetzung dieser Untersuchungen ausiosprechen , von
9denen ich gewiss zu sein glaube, dass manchen einzelnen l ankt cad- sie
»gQltig feststellen, und von denen auch da, wo sie nicht bis zu Ende
»gekonim sind, eine Ifenge der lebhaftesten Anregungen zu interessan-
»ten weiteren Forschnng^n aaagehen.c (Odtt. gel. Ans. 1876, SUlok U,
e. 461.)
Obgleich Iiotiee Name an dieser Stelle genügen könnte, erwftbne ich,
um TieUeiebt das Intereese mancher Leser an befriedigen, unter den deat*
neben Gelehrten, die sich mit Teichmüllera Aneiehten nfther vertraut ge*
macht haben, A. Spielmann (Platona Pantheismns 18tt), H. von Kleist
(Phil. Monateh., 1886) Blase (B. I. 38. Bd. 8. 284), Aehelis (Zeitechritt f.
PhUoe. n. pbilos. Krit, Fiehte-Ülrict N. F. 1879 Bd. I 8. 90—108), J. Ohee
<Zn Flatone Charmides, Fellin 1886), E. Pflnderer (Eeraklit 1886) - in
England A. W. Benn (The Oreek philosophers. 2 vol. London 1888), Wallaoe
(Aristottee Peychology, Cambridge 1889), in Frankreich. Thnnery, der
Ober TMchmQIlers historische Arbeiten folgendermarsen urtheilt: »De
tons les philoeophes dmdits, qoi ont approfondi cee difflciles questions,
nnl plos qne Gustav TeichmOller m'a pam an ooeur mdme de la v^ritä,
nnl ne m*a sembld avoir r^edifi^ un Systeme mieux lie, plus clair, et ^nr-
tout permettant une explication plus compl^te et plus satisfaisante et dee
öerita de Piaton et des donn^s extärieures que nous poss^dons sur ses dog-
mes.« (L'edocation platonicienne Bevue philoaophique XII, 626). »La m^-
thode et les nouvelles voies qu'il ouvre nous paraiasent propres ä amener
de profondes modifications daus les conceptions ordinaires sur le ddvelop-
pement de la pens^e humaine en g6n^ral et ppccialoment de la pen^f'^e
hellene.« (Rev. phil. XITT 501). öeber die »Litorarischen Fehden« urtheilt
Tannery: »Gustav Teichmüller, dans le premier volunie de sa Pol^mique
litt^raire au IV. siöcle avant J.-C. . jetait enfin, apr^s ks etTnrts infrnc-
Cllate uJj^e der geneigte Leser daiorch eDtechnMigen, daii TaiuKtry a]j
und sein ürtheil LiivergleichlKb mehr ios Gewicht fallt, als das des Eei«-
retiieu, welcher, aia Scbtller TeicbmOUera, leicht ffir partMiach gtbaita
werden könnte.
Eine eroise Änerkeunrjner i)nd Beachtung bat TeichmtÜler auch in
Italien trefuüden, wie die» aus den Becensionen von Masci. Tocc«, <GkMr-
üale Napol. Vol. II, Nuov. ser. 1879 S. 27ü 296, CültLra Anno L X. IV
1881, fil-'suf. delle scuole ital. Vol. XXXU Die. 1885), Chui.^-i.j (Un
Duovo criticü di Piatone in Germania, Baseegna Setümanale lb79 VoL 4
K. 84) ond dem grösseren, fon der Akademie in Florenz preisgekrönten
W«rk TOD Cbiappelli (»Deila loterpiMAsioDe paoteietka di Platone, fl>
fmie 1881«) so eneben umä wie ich eelbtt iiei einem üiigeM Aef*
enthalt in Italien wahnunehmen Gelegenbett hatte. Ungeaebtel dieeer
Anerhennong, die ihm in fremden Lindern gesellt wnrde flr eeiae biete-
risch-phüoeopbiachen Arbeiten , blieb TeiehmlÜler nicht aof dimtm Wege
und wandte sieb in den leisten Jahren eeinee Lebens einer nenen Aal-
gabe sa, ttftmlicb der Daretellnng seiner eigenen philoeephieehen üelmr-
seogongen, die aUmlhlieh neben seinen historischen Untereoefannge« ia
ihm sn fdlliger Klarheit gediehen waren. Er glanbia in ihnen eine üeber-
einstimmong mit den Gmndlehren des Christenthnms sa erkennen ^ fui
im flbrigeo bei Leibnitt einige Anhnflpfangspnnfcte Ar seine AnffiiBnwnR
die er syslematieeb danostellen beabeiehtigte. Yen dieeem System sind
leider bei seinen Lebzeiten nar zwei Theile erschienen, nämlich die He-
taphysik und Religio nsphilosophie, wobei jedoch in beiden, nach
die
dem Zettgnies von ihm Torbereiiete
des Verstorbenen, nicht der ganze
Stoff zor Verwertbung kam. Es ist hier nicht der Ort, die philosophi-
schen Ansichten TeichmOllers daraosteilen, ond es sei nar noch erlaabt
auf die Eecensionen Ton Laas, J. Hoher, Ctopari, Eocken, König, Zöckler,
Lipmoe, Carri^re za verweisen, sowie aach auf die besondere Schrift
des Neapolitaner Akademikers Filippo Masci »Un metafisico antiofolniMh
uista Gustavo TeichmQller, Napoli 1887.«
In der Arbeit nn einer «reuen Gnindlegung der F^ychf^lrig^ie and
Logik« überraschte Teichoiüller eine schwere Krankheit (der Magenkrebs),
die ihn im Verlauf von drei Monaten dem Tode entgegenföhrte. Vor seinem
Tode hat er die Herausgabe seines noch nicht völlig abgeschlossenen
Werkes seinem Obse übertragen, mit dem er noch in meinen
St iiiiler J. letj-
Ober die Uusterblichkeit der Seele, über das Wesen der Liebe, über die
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QniteT TeidimlUilir. 18
sa. Tbilo. Dia tbeologiaiimid« B«ebt>- aad StMidtbn. GOtt. g«L Ah.
1862. S. 131.
40. Teichtnfiller. Gesell ich te des Begriffs der Parasie. GÖtt gel. Aaz.
1872. S. 2049.
41. Teichmüller. Studien zur Geschichte der Begriffe. Gött gel. Aar
1874. S. 1167.
42. Harms. Betriff der Psychologrie. Gött gel. Anz. 1875. S. 402.
KittiBi und Preller. Historia philosophiae graec et ruman. Göll-
gel. Anz. 1875. S. 1185.
44. Bywater. Heraclit. Gött gel. Anz. 1877. S. 826.
45. Teich mQ] 1er. Ceber die Beihenfolge der Platos. Dialoge. Gött.
geL Adz. 1878. 8. 1313.
Sophie, über seine Reisen im Orient, Aber die BedeutunL' des Iheattjis,
über den Spiritismus, Ober G( ethes Verhältniss zur Philosophie, über Kants
Kritik der reinen Vernunft, über den Begriff der Bildansr, Zweck des Lebens,
Stellung der Keligion im Leben, über Poi t: aitatatucn u. s. w.
Hiermit kommen wir zu einem gauzUcii unbestrittouen Verdienst von
TeichmOlIer: es mögen Gelehrte nicht immer seinen wisse?) schaftlichen
Ergebnissen beigestimmt haben, aber kein einziger der Hunderte, man
darf sagen der Tausende von Zuhörern, die sich an seinen Vorlesungen
gebildet haben, wird leogntn können, dass Teichmflller ein ausgezeich-
neter Lehrer gewesen ist. Sein Vortrag, obgleich .-\>tematisch, wurde
nie langweilig, weil er immer anregende Gesichidpuukte heranzuziehen
wuäste, immer durch intere'^saute Anspielungen auf allen naheliegenden Ver-
hältnisse die Aufmerksamkeit wach erhielt. Da er sehr viel gereist war
und :ins?er Deutechland nnd Kusslaud noch Schweden, Norwegen, Däne-
Luaik. Belgien, Frankreich, England, Spanien, Italien, Griechenland nnd
den Orient besucht hatte, so verfügte er nber eine sehr grosse Menschen-
kenntniss, die ihm erlaubte, einerseits stine Rede dem Verstandniss der
Zah?^rer anzupassen, andererseits aus lobtn liger Erfahrung treffliche Bei-
Sf iO'O znr Erklärung der tiiei retischen Ansichten herauszugreifen. Er be-
gann gewöhnlich damit, den Stoff logisch zu gliedern und prägte üio Ein-
theilnni^' dein Tiedfichtniss <ior Zi.hi.rer ein, indein er sie auf einleuchtende
Grüniie stfit/te, und liei den einzeiuen Gliedeni i!ir Verhaltniss zum Gan-
zen ( harakteriöirte. Wenn er Geschichte <ier i'hilosophie vortrug, wusste
er u])jectiv die Ansicht der Philosophen vorzutragen, oder vielmehr
sich ^elbst so vollständig auf den Standpunkt des darznstellendeii Philo-
sophen zu versetzen, dass man ihn nach der Keihe für einen Aristoteliker,
Pant [leiste II, Kantianer, Hegelianer oder gar Materialisten hätte halten kön-
nen, wenn nicht immer auf die Darstclltinir -rh her Systenie eine humor-
^'dle, zerslöreniie Kritik gefolgt wäre, die wiederum Teichmüller als Skep-
tiker erscheinen Iiess. Skeptiker war er jedoch am allerwenigsten, und
«r püegte in den Vorlesungen , wo von der Philosophie im Allgemeinen
die Bede war, immer die Herrschaft der Vernunft und die Fähigkeit des
Menschenfereistos ii-üiaphysische Wahrheiten noch klarer als die der Sinne
tu erfassen, auf das nachdrücklichste zu betonen und auf das überzeu-
gendste zu beweisen Teichmüller hielt in Dorpat Vorlesungen über Ge-
schichte der Philosophie, Logik und Metaphysik, Pädagogik, Religions-
philo^ophie. Philosophie des Christenthums, Ethik, Aesthetik, Psychologie,
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16
uBt V«fBgQ]ig hitti, wir dtr Aadnog der ZaUnr m gna» tei^ hmm^
dtn am Aafuig des Btmmttn, ia» Znklrti^gi^oM— ^ Mm ftttai
Ibndüi nod ftebm noMleii.
Anter d«ii Vorttiaii^ bot T<kh—Ihr ScUlin Mcfc mm hMg
OokgtDhMt, TM ihm pontaUdi flter wiiwiiclnftKch» Pnbte AiTkÜ-
TOBg 1B orlialtaD. In jodMi StoMiter Witte <r mm Pisdkn, n «tlctai
Jeder gins frei ihn befragen koBDte, ehoe ao belMiteB, daaa aeiae ¥imgm
uebetflckaicbtigt bliebtn, oder gar, wie diee gerade bei fbiloeifMarhei
Fragen ao leiefat ist, mit Spotl oder Sehers abgefertigt wMei. T«icb-
DfiUer, der ea hl «einen SebrifIeD gewagt hatte, den grOeeten Philoeopken
der Heoaeit bomoristisch zq verspotten (Wahrhettagetreoer Bericht über
meine Beise in den Birnuie), Ton Imm^muel Kant), oad der hürjg^ gering*
echfttaend ftber gewisee Lehren selbst der anzesebeneten Z^iteeDosses
sich aoBsprach, konnte in eeinem Practtcum nitooter ganz verkehrte ond
licheriirbe Ansichten aeioer Zuhörer mit der grö&sten Milde anhören; ja
sogar, wenn jemand seine Ansichten nod Einwürfe nicht klar and deo^
lieh in Worte zu fassen im Stande war, wusste TeichmfiUer diese zu er-
ratheo, un1 zum Erstaunen des Opponenten diesem dessen eigene Meinung
in einer für Alle veiständlii htn Wei^e dariulegon, sie «?esto besser
nachher zu widerlegen. Nie wendete er im Verkehr mii seinen Schüiera
die Professoren- Autorität an, um damit die falschen Ueberzeacnngren ohnf
Untersuchung todt zu machen; immer hatte er Gründe hei der U^nd ticii
forderte «elbst TriypOl t^ und Bescheidene zur Di^cnssi-ni heran?, üm da«
Tei dien'it Tei' hmuiiers m dieser Hin-^icht zü begreifen, muss ui^n bedenken,
daes in I>"rpat ausser den Bewohner« der baltischen Pruviuzen viele ßusjfeD
find Piden .^^tudiren und unter diesen sich viel mehr leiienseh ifdich U-
geiött'rt« Auhänger des PobitiiiaUius und Materialismus, beredte Feinde
aller Metaphysik finden als in Deutschland: es kam daher mitanior in
2iiiäi«B Hill io die Boflcbiftigmig mit der Pbüoeophie ao dar Dorpater TToi»
8«iitit fikderten.
•Aoeh ADgesicbls dee Todee ferlengnete Teichmllller aeine eeht pbi.
.y >phi8ehe Geeinnong und seine üebeneagoDg von der ewigen Fortduer
.
'
Seele nieht; er wosete, dses aeine Knnkbeit onbeilbar sei, und traf
TftUiger Geistesklarbeii und Bube die Torbereitungeo snin Absdüed
i den irdiseben Leben.
Arnold Qerber,
geb. den 15. Oktober ie27, gest. den 21. April 1888.
Södholstein tluitig-. Die damals wenig erfreulichen und wenip aussieht^ vollen
Zustände iii llulslpin bewogen ihn, sein IleinKitliland zu verlassen; er trat
iQDächst in preussische Dienste und war von Ostern 1857 bis Michaelis
1858 wissenschaftlicher Hilfslehrer am Gymnasium zu Minden^ sodanu
bis Michaelis 1860 kommissarischer ordentlicher Lehrer zu Barmen. Per-
Boolicbe Verhältnisse, die sein Geumliisleben stark zu afßcieren drohten,
Hessen ihm aber einen baldigen Wechsel wOnschenswerth erscheinen,
und so ergrifif er, da der österreichische Staat damals deutsche Lehrer
an sich zu ziehen suchte, gern diese Gelegenheit, sich einen anderen
Wirkungskreis zu verschaffen: er erhielt Herbst 1860 eine Anstellung für
»•krolof« 1688. 2
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4 -— -1 j rt 1
IS
ii Qmrbmr in Tefbindoog, nod wir beide haben dann nach einen bis
ibiD unbekannten Grondiafai, nicht nur k la Merguet mechanieeh das
ilUtiiidige StelleDmalerial ao geben, eondern dieeee naeh seinen Tersebie*
•mh Bedeutungen so bearbeitest dae Werk in Angriff genomtneD, wohl
isMnd, dass gerade in Bezog aof einen Tscitos die in diesem Sinne un-
trnoiDDaene Bearbeitung ganz andere Schwierigkeiten fflr die Entwick-
2ug ond Darstellang der Bedentungen in sich berge als etwa ein Leiicon
o Caesar, Sallust oder Livius bieten würde. Ein blos bequemes Nach-
cblagebnch zu geben, iat gar nicht die Absiebt des Werkes: dieser Ge-
ianke war auch scboii durch den so zu sagen oft flbervollen und zugleich
läufig äusserst Terscbiedenartigen luhalt der einzelnen Worte ausgeschlos-
sen, falle es einen wirklichen Fortschritt in der Philologie erzielen wollte.
Der erste Fasciculus erschien 1877, der letzte 1886, ein siebenter, bis
cneditatnentuin reichend, ist im Drucke vollendet. Wenn Gerber sich auch
schon vuihür luit dem fcjludium des Tacitus eingehender und zwar beson-
ders, wie auch seine Programme zeijfen, mit den Partikeln beschäftigt
hatte, so fällt doch seine Arbeit uui Luxicon Taciteum in dio Zeit seines
Aufenthaltes \u Gluckstadt, wohin er Ostern 1870 aus Teschen berufen
vi.rtJe. Da er nämlich durch seine bit-herigen Erlebnisse zu der Ueber-
zeii^ujig^ gekommen war, dass seine Existenz in Oesterreich auf die Dauer
keine gesicherte mehr sei, so fasste er, der mit Glücksi^uterü durchaus
nicht gesegnet war, trotz voraussiclitlicher Einbusse an Einkommen den
Kntschluss, in sein Vaterland zurfickzukehren, wo sich seit seinem Weg-
fraiige eine so pewalti^'e und segensreiche Aenderuner der Verhältnisse voll-
zogen hatte. Nachdem er auf der Kieler Phih>lutreij -Versammlung 1869
seine Lage dem Königl. Provinzialschuhalli Snuimerbrodt vorgestellt hatte,
worde er — ein sehdnes Beispiel unserer Konigl. ßegienm^^ eineni alten
herigen Dienstzeit Ostern 1870 als erster ordentlicher Lehrer uut dem
Titel Oberlehrer am Königl. Gymnasium zu Glück^tadt angestellt: er stieg
Osterfi lb72 zum dritten etatsmässigen, Ostern 1876 zum zweiten, Ostern
1679 zum ersten Oberlehrt^r aut und erhielt Juni 1884 den Professortitel.
Hier in Gluckstadt schrieb er ausser einigen Recensionen im Philologi-
schen Anzeiger von ?. Leutsch und kleineren Artikeln un Pbilologus, welche
sich auf Tacitus bey.nsren, die beiden GymnaHialprograinme Nonnulla de :
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20 AfBoM Öortor. - JtkMma Meponk Ott.
BildoDg eine nothwendigo Folge daYon sei. Ifit Eifer ergriff er die Idee
des deatschen ScboUertins, trat in Verbindong mit dem Yorsitxeod«» 4m
Kieler ScboWerein?, dem jetzigen Professor in Marbnrg Fischer, ond grte-
dete in GlQckstadt einen ZweigTerein, dessen Vorsitzender er seit 1882
war. Seiner Beg^eisterang für die edle Sache nnd ^emetn onennödiichea
Streben ist es zu danken, dass die Ortäigruppe Qläckatadt in VerbalfifiiM
III andern recbt viele MiU<:Ii<^^^r hatte.
In den letzten Jahren iiug Oerber zu kränkeln an, doch hoffte er»
nen: aber am zweiten Weihnacht^tage 1887 warf ihn ein leichter Schiag-
anfail aui üa^ Kfitbkeulager , von dem er sich nur langsam erholte: ein
aweiter Schlagfluss am 21. April entriss ihn am selbigen Tasre der An-
stalt, an welcher er 18 Jahre lang mit Treoe nnd gru^^em Se^eo ge>
arbeitet hatte.
Was zunächst den altpren der l>eiden Brflder, Meinrad Ott, anbe-
langt, 60 hatte sich derselbe nach seiner Ordination z!7m katholischen
Geistlichen entschlosseu, sich dem höheren Lehrfuche zu widmen. Zc
diesem Zwecke besuchte er noch nach Absolvieröiitr seiner theologischen
nnd philosuphiacheu btudieu in Töbiugen die Universität Erlangen und
wurde ein begeisterter Schüler Nägelsbachs. In WQrttemberg nämlich,
wo manche philologische Lehrstellen mit kirchlichen Pfrfinden verbunden
sind, finden sich immer Geistliche, die an den gelehrten Schulen als
I<ebrer thatig sind. EOunen solche Lehrer bei den gesteigerten Ao-
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JoluiDD Nepomidi (Ht 21
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93 JdiaBD Kep«mnk Ott
auch nach seinem übertritt aof die üniverfiität Tübinpen in di? dn-tige
Wilbelmsstift aufgenommen wurde. Wegen seiner hervorrfiLreriden Be-
paViun^:, nicht minder aber auch wegen seiner geselligen Eigenschciften,
wegen seines köstlichen Humors und seiner uuvQrsieglichen Hniterkea
wurde und blieb jDliann Nepomuk Ott der Liebling von Lehrern und
Kommilitonen. Kach näherer Bekanntsrliaft mit dem akademischen Leben
änderte er seinen bisherigen Lebensplan und widoiete «ich auascbliefslich
dem Studium der Philologie. Von Töbingen begab er sich auf die üni-
ersitHtenWien und München und bestand im Herbst 1864 das philolo-
gische Professoratsexamen. Hierauf wurde er vorübergehend als Ober-
präceptoratsverweser in Mergentheim und als Präceptor in Spaichingen
angestellt. Im Herbst 1865 bezog er noch einmal, um auch die nord-
deotscben Philologen kennen za lernen, die Universität Leipzig, hörte
vnlsr andmm bei BitseU, Curtin« ond Zarncke and kam hieraof nach
Irarm VenreoduRg an den iiBtercii Eknen 1868 an das ObergjniiiMiaB
m Rottweil. Yon da an begann ftr ibn «Ina Zait nnontarbndieiiaB 8cte^
fans im Dienrta der Wissenaohafl nod dar Bchala; aa fehlte aber aicb
Samern Lsban nicht an anrftrrasndan Liefatbliekan. Im April 16S8 achlofii
ar mit Hildsgard Barkaid ?oq Botfcweil dan Bond der Bha, ana wekfasr
naht hotfoongaYoHa, bitthende Ktndsr entsprofstsn; im Herbst lB*t8 erfblgta
seina Bmennang mm Bektor; 1860 arbielt ar von 8r. Kajastftt das Bil>
tsrkraaa das Friadrichsordana; 1882 abrtsn ihn aaina Ifitbllrgar dnreli die
Wahl dan Landtag, dam ar bis so seinem Tode angahftria.
in
Üm
dia PanSniichkait Johann Nepomnk Otfea recht witrdigan sa
kSnnao, mofs man ihn im Alltagegaifiad gesehen babao, wie ar im Kniss
asinar Schfller, im Schofse seiner Familie nnd im Umgänge mit aainss
Frannden sich bswegte. Der Gelehrte trat hier ganz in den Hintergrand;
Niemand sah es dam einfachen Manne an« welche Ffllle von Oelebrsam-
halt in ihm verborgen war. Auch lag seine Bedeutung nicht im Schrei-
ban, sondern in der praktischen Verwartong seines Wissens im WBittsl-
baren Verkehr von Person zo Person. So zorfickhaltend er sonst war«
konnte er eine eretaonliche Gelehrsamkeit entwickeln, wenn er mflndlidi
oder brieflich in einer wissenschaftlichen Frasre nm seine Meinen»
fra^t wtirdp. Dabei büeb er anppriniislos über die Mafsen. Ais ihm
gelungen war, für sich und seine isunilie ein bescbeidenp«? fleim mit
einem Garten in der Nahe der Stadt zu erwerben, glanbte er das Ziel
seiner Wünsche erreicht tn haben. Hier umschiofs ein entrer Kaum a!!e5.
was ihm heb und teuer war; hier sah man ihn nach angeHtrengtem Sta-
dium mit dem Grabscheit in der Hand bei seinen Baumanlagen, oder reit
der Bienenkappe auf dem Haupte hei seinem Bienenstande die Stnndeo
der Krholung zubringen; hier genofs er im Umgang mit Fran und Kia-
Johtmi Kepovittk Ott
tarn Mint rtintten mid mgvtrflbiotteB FrendoB. Anf tin ErMogois Bei-
les Qartnit pflegt» er etolier sn sein ale eof eine nieeeBeehaftlictae Lei-
iftuB^. Da er bei eeieer ümginglicbkeit ood Freendlichkeit JedermADii
Mine Srfiiluratigeii eis und tlMoreiiedier Landbebener nnd
praktieelier
l^Artmkltaietler gerne nittetlto» kam
er in den Bof ale Imker und Pomo-
lo0* «ioe Aaktoritit so eeio. Diee trog otokt wenig data dab er M,
iB der Stadt nad aaf dem Lande einer groüMB Popolaritit eich erfreute.
Als miin im Jabre 1888 die Wahl ftr den wflrttembergieehea Landtag
bSTontandy worden die Stimmen .der Wähler oneebwer aof aeinen Namen
emtnigt, obwohl er niemale in Olfentlicben Fragen Stellong genommen
bfttte. Aber gerade deawegen eobien er damals der geeignete Kann so
a^. In Wftrttemberg nftmlieb hatte aoeb der preoisische Koltorkampf
iBoofern aeine Wirkoog geftoibert, dafe bei der katbolieeben Bof^lkeroog
^ialfafib eioe tiefe MiftetinnDong Plati gegriffen hatte. Diese Mifoetim-
BBong kam gelegentlich der politischen Wahlen an die Oberflftehe ond
Yorbitlerte in hohem Orade dae Parteileben. Diee aeigte sich aoeh in
deoi grdistenteils aoe einer katbolieeben BevOlkerong beetehenden Batt-
weiler Besirke. Als je doch anfbnga der achtsiger Jahre die innere Lage
aieli geUftit hatte ond der ktrchenpeiltische Streit einem Aosgleicbe nahe
stand» war maä der aofregeoden Parteikfimpfe flberall mfide geworden.
Da Ott einerseite ah flbersengoogstreoer Katholik bei den Katholiken,
aBdarareeita ala billig denkender Marni bei allea Parteien in Achtong
slaad, eo werde ea ihm aicht schwer gemacht, ein llandat fflr die Volka-
vaitiwtong so erlangen. Doch fühlt» er sieh anf der pcdftischen Arena
niemals heimiecb; es fbhlte ihm die Schlagfertigkeii einea ParlamentaF*
fiera nnd die Gabe der Bede. Deehalb sehnte er sidi auch bald aoa dem
Stiadessl sorOck nach seinen Biebern nnd seiner Familie.
Litterarisch eatfbltete Ott swar keine nmihngreiche Th&tigkeit. Wae
er aber terOiENitlichte, gab jedesmal einen schönen Beweis Ar die Akri«
bie,mit der er eeine Studien betrieb. FQr die Detailforschung, fllr Be-
bandloog lexikalischer ond grammatischer Fragen war er geschaffen, wie
kaum elo tweiter; die Glossenlitterator fordankt ihm deswegen manchen
sehitsenswerten Beitrag. Da er immer bedauerte, dals die sp&ilateinische
Litterator für die Kenntnis der Sprache ond ihrer Geschichte so wenig
ansgebeotet worden sei, widmete er sich mit Vorliebe der lexikalischen
Erforschung nacbaugiisteischer Autoren, insbesondere der Kircbenvftter,
nnd unter diesen bevorzugte er wieder die Afrikaner. Auch das Bibel-
latein und Vulgärlatein zog er in den Bereich seiner Forschungen. An
die Beurteilung einer Reihe von Werken über Bibellatein von Wiseman,
Garns, Heifs, ßoenach, Loch und Kaulön in Fleckeisens Jahrb. 1874,
Seite 167fif. knüpfte er iieuierkun^en, die zum Besten gehören, was bis«»
mutigte ihn, in der Ital;i-Frage SteJlun^^ zu nolimen und den afri kaTHN,:hen
ancb diese Anerkennung wegen seiner Eigenschaften sie Gatte, als Vater,
als Mann der Wissenschaft und als flberseugungstreoer Katholik. Seine
Hajaatftt der KOnig, der von deesen Ableben mit Bedauern Kenntnis ge-
nommen, liefe den Hinterbliebenen seine Teilnahme ausdrOcken. Auch
Tom Staatsminister des Innern war ein Beiletdeeohreiben an die Witwe
•iDg«1anfbn, Der Terfaaser des Torliegenden, der im Namen des Lebrer-
eoUegiums ^nen Krani auf das frische Grab niederlegte, sprach wohl
ave dem Herssn aller; »Rohe sanft t treue, edle Seele! Deinen SchOlem
warnt Do ein gewissenhafter Lehrer, den Lehrern ein treuer Kollege, der
Anetalt ein gewtssenhdfler Vorstand. Empfange den Lohn fQr Deine Ar-
beiten, Sorgen nnd Mflhen! Dieser Kranz aber, den wir auf Dein Grab
niederlegen, m&go ein Sinnbild ffir die Wahrheit sein, dafs das Band, das
uns bienieden terbunden, nicht zerrissen ist, sondern in einem besseren
Leben ans wieder verbinden wird!«
Der litterarische Nachlafs Otts besteht teils in Programmen und
Abhandlungen, teils in Becensioneu uud Miscellen.
An Abhandlungen besitzen wir von ihm: 1. »Beiträge zur
lateiniBchen LeiikograpUie mit besonderer BerOcksichtigung des Hand-
w5rterbucbs von Klots«. L Bälfte. Rottweil, Gjmnasialprogramm 1868.
8. »Fortsstanng der Beiträge zur lat. Lexikographie etc.c D. Hälfte. Bott>
wml 1869L 8. »Die Substantivierung des lat. Ädjectivs durch Ellipsec.
Bottweii 1874. 4. »Die Doppelgradation des lat. Ädjectivs und Verweebs-
ivng des Gradus unter einander«. Fleckeisens JahrbQoher 1876 S. 787 IL
5. »Zur Lehre des Ablativus Gerundiic in der Festschrift aor 4. Sftknlar-
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26 JobAon 14epomuk Ott. — Karl ÜeiDiicb LugebU.
Kind üiner urspi unu^ln h aus Preussen stammenden Familie zu St. Peters-
burg geboren. Sewi Vater Joachim Lugebil und seine Mutter, eine gebo-
rene Müller, lebten daselbst in bescheidenen Verbftltnissen vom Ertrage
eines kleinen Juweliergeeobftffak Alle, die den Vater kannten, rflbmia
Karl Heinrich LogeUL 97
Min oflRniis, gvndos und biedem WtMn, seine BaeblechiflbnheU mid eeinen
moflUlend entwickelten Foreehangetrieb, den er als Autodidakt an befrie-
digen mobte. Oieee Elgenechaften und niebt materieUe Qftter waren das
ErbftbwU Karl LugebUs, als sein Vater schon im Jahre 1888 im Alter
oti nur 45 Jahren an einer dorch £rk&Itnng angesogenen Gebirnsotsfln-
düng Terslarbi).
Als armes Waisenkind ksm er erst ins Waisenhans der dortigen Intb^
risehoD St Annen-Gemeinde» wurde aber bald, als man seiner ansgeseicb-
noten Fähigkeiten gewahr wurde, in die Hanptschole desselben Kirchspiels
(dia 8t Annen -Schole) ftbergeitthrt Nach beendigtem Gymnastalknrsns
trat er 1848 in die 8t Petersburger Unirersltftt ala Student der historisch-
philologischen Fkkultftt ein nnd widmete sich hier dem Stadium der klassi- .
1) Die meisten der hier folgenden Angaben sind dem im russischen Joar-
Bt) des Idinisterinms der Voiksaafklärung ersdiienenen, von Prof. Jernstedt
vMüMsten NAfoIog entnommen^ der ansser daer treffenden Gharakleristlk
des verawigisn Lehmrs die wicbtigsren Thatiachen ans seinem Lehen mitthellt
nad sogleieh em sehr voUstlndtges Verseichniss seiner Arbeiten giebt.
t) Vgl die Reiension PreUers in d. Jahrb. f. Pbilol. 1869- 8.611 ff. Be-
achtenswerth ist der Untersuchung Lugebils Q. a. die Emendstion Aristoph.
in
Tilgnog des Komma Aristoph. Nub. 62 zwischen den Worten Ktuhd^oq Tev«-
tuXXi^'x;. üober Aphrodite Kolia>< — (»ertptyllis vgl. u. a. nnch Roscher, Nek-
tar UD(I An^bro^ia Mit einem Anhang Uber die Urnndbedeutimg der Ajthro«
dile Qjid Atheoe. \m. S. 8? f.
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28 Eari Heinrich Lugebil.
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Karl Htittick Ug«biL 29
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50 KarlBaiwkh LnfM.
S. 161 — 169; Zu Solon (fr. .Hfi Bergk.) ebenda 1884 S. 819 f.; Zur Fra^re
über zweithf'ilige und emtheiiige Sätze (auf Veranlassung von Miklosichs
Schritt: »Die subjecUoseu Sätzec), im Aich. f. slav. Fhild. ViU. 1884
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Kart Beinrieh Lngebil. 31
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82 Karl Ueiiuridi itOgebü.
Gesinnung und, wenn ich mich so aosdrücken darf, die vom höchsten See-
Vaterland Kussland von ganzem Herzen und hat all seine Lebenskraft in
scher Mann sein und hat uiehe beme Gesinnuiitr oLleu, 'Vielleicht oft n
schroff zur Schau getragen. Alle seine Arbeiten kiezeugen, wie er grad?
die Vermittlung zwischen deutscher und russischer Wissenschaft fflr seiae
Lebensaufgabe ansah.
In allem erwies er pich alv ein Wi^hrf^r Apostel der WiSMDSCbaft, W
Mann jes Lichts. Heilig bleibe seiu Augedeakan!
Gustav Kramer,
geb. 1. April 1806, gest. 31.JuU 18dS.
Oastar Eramer wurde als der jfingate Sohn des Mediunalraia Dr.
tgisintind Kramer aa Halberatadt am 1. April 1806 geboren. Sein Täter,
in von allgemeinem Yertranen getragener Arst, atarb achon im Jahre 1808,
) da£i seine Eraiebunir gana in den Händen aeiner Mutter lag, welche
oa einer nach Aafhebeng dea Edikte ?on Hantea flflchtig gewordenen nnd
ach Halberatadt gesogenen fransösischen ProteetantenCimilie atammte.
hrem klaren Blick fBr die aogenblicklichen Bedfirfniaae nnd ihrer Willens-
raft gelang ea, obwohl Kramer noch aecha Geschwiater hatte, die ffir
1er seinen Yater nie gekannt, wie ein Yater geehrt nnd geliebt*
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1
34 Qostar Kramer.
eelben geboten, noch einen anderen Aafentbaltsort als Berlin zur VoUea-
dang seiner [Erziehung ins An^e zu fassen. Nach längerem Übarkgen
wurde Genf gewählt und so löste denn Kramer sein Verhältnis tarn gnmea
Kloster und begab sich bald nach Ostern 1831 mit seinem ZAglinge aaf
den Weg nach dem Süden. Die Reise dahin berührte alle Punkte, tob
denen Kramer glaubte, dafs ihre Kenntriis für die Ansbildting^ seines Zol-
lings wichtig wäre. Über Frankfurt a. M. fuluen gio im cieenon Wagen
das Rheintha] nnfwärtp, durchzogen die Schweiz und kamen Anfang August
desselben Jahres in Genf an. Dort fanden sie in der Familie eines vorneh-
men Genfers, welcher durch die Dranp^ale der frauzösischen Revolution den
grofsten Teil seines Vermögens verloren liaite nnd daher Fremde aufzuneh-
men nicht ablehnte. Aufnahme Es war dies eine glückliche Wendonr,
denn durch seine Beziehungen zu den angesehensten Familien GeuCs nnd
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Gustav Krämer. 35
len edlen Charakter des in seinem Hause herrschenden Tons bot ihr Wirt
ie beste Bfirgschaft dafQr, dafs der AufentbaU io Genf ein förderlicher
ein werde.
Diese Genfer Zeit daoei-te von Anfanf^ August 1831 h'is ^egen Ende
ies Jahres 1832 uud brachte für Kiamor ai l'-ct der Anschauung der herr-
ichen Alpennatnr und aufser der il iin«? sich in der Gesellschaft 7a\ be-
regpi), bcpondprs noch ritie bedeutende Kenntnis der fran-^ösiscben Sjiraclip,
Iis des Landet so verschaffen. Daneben aber hoffte er, durch Ritters Um-
gang auf geographische Aufgaben hingewiesen, für die alte Geographie
taliens auf einige Ausbeute und widmete schon in Berlin einen Teil seiner
'eit dem Studioin des Strabo. Auch das Archäologische hatte frühzeitig
seine Teilnahme erregt, doch botdafflr selbst B( i lin in damaliger Zeit ein
tanm nennenswertes Anscbanungsmaterial« Wie ist das seitdem anders
^worden!
Mitte Oetober 1883 Oberscbritt er den Brennerpafä und stieg nach
ftalien hinab» nm daselbst, ^nscbUefslich eines Aufenthalts in Griechenland,
irci Jahre an verleben, die in jeder Hinsicht die wichtigsten fflr seine
iDsere Entwieklong wurden.
Jn Verona traf er mit Gerhard, der damals Ton Berlin l^am, nm für
»ine Stellrertretong am arehäologiscben Institnt in Bern die nötigen
Abritte an tbon, nnd mü Emil Braun ansammen* Hit Gerhard war er von
frftber her bekannt, Brenn lernte er hier kennen, nnd mit beiden ging es
nach SQden, Ton Flerens ab, wo Gerhard schneller Torw&rtsrelsend sich
ren ihnen trennte, mit Brenn altein dorch Etrnrlen nach der ewigen Stadt
In Born nahm er Wohnnng auf dem Capitol, in nnmittelbarer Nfthe
^es Gebindes der prenfoischen Gesandtschaft Drei Winter hindurch brachte
(r hier xn, wUirend die Sommermonate den mannigfaltigsten AnsflOgen
gewidmet waren.
Die persönlichen Beiiebnngen gestalteten sich besonders reich im
mten Winter 1888 auf 1884. War in Berlin das Bitlersche Hans nnd
mit dieeem in edler Frenndschaft verbundene des Professors nnd nach-
Oftligen Ministers von Bethmann* Holl weg mit seinem geistig anregenden
Verkehr fär Ihn eine Stätte reinaten Genusses gewesen, so wurde ihm
8*
36 Oostof Kfimer.
hi«r in Rom das ihm durch Kiebabra Empfehlong ond durch den dama-
ligen Legationssecret&r Sydow schnell geöffnete Haus des preolsischen
Gesandten Freiherrn Bonsen eine ebenso reiche neue Heimat, und er
t*
durfte alles das mit erleben, was in dieser dem anregendsten Verkehr sich
öffnenden Familie geboten wnrde. Er ward zugleich Mitglied des archaeiK
logischen Instituts und genoTs so auch von dieser Seite her den ümgang
vieler geistig bedeutenden Männer, die nach und nach in den drei Jahres
seines Aufenthalts Rom zum Zweck archaeologiscber Studien auräochten.
Der Colonie der in Korn lebenden Kunstler war er zwar durch mm
Wohnung ferner gerückt, doch war es ihm vergönnt, auch mit Künstle-a
ersten Hanges, wie Thorwaldseo und Overbeck» in persönliche Berühroug
zu kommen.
Namentlich schon während des ersten Winters seines römischen
Aufenthaltes besuchte er die Bibliotheken fleifjjjg, um die Handschnfi«B
des Strabo zu vergleichen. Er fand bald, in wie verderutem Zastande
der Text desselben war, und hei zunehmender Durchsicht der Bibliuiheken,
entfaltete sich vor ihm ein übersichtliches Bild der gegenseitigen Abhaih
gigkeit der zahlreicheu vorhandenen Handschriften.
Während die Wintermonate ein mehr gleichförmiges Gepräge trugen,
durch das den Gebäuden, den Museen, den Bibliotheken, der Geselligkeit
gewidmete Interesse, braclitcn die Sommermon:\te die herrlichste Abwechs-
lung, indem nach und n;icli gnnz Italien nud Sicilieo zum grürsteo Tüti
zu Fiifs durcliu.uiJert wuide, tiils allem teils mit den in Rom gewonnenen
i reunden. So führte ihn im März 183Jt eiu Ausilug durch die Canipag&a
nach Tarquinii und weiter durch Etrurien. Im Mai ging es wieder durch
Etrurien in langsamen Tagereisen nach Pisa und Florenz, woselbst ein
In Athen ioste sich dieselbe zu Kr.aners Freude auf und wenn ihm
auch 60 die Auöäicht, Kleinasieu zu besuchen, zerrann, so war er doch
nun in Athen sein eigener Herr und konnte die Zeit ausnutzen. Doch
überanstrengte er sich bei Besichtigung der Denkmäler und verhel in eine
schwere Fieberkrankheit, die aber zu einer, wenn auch laugsam fort-
schreitenden Genef^ung fuinte. Anfang AntM-t trat er vom Piraeus aus
die Rückreise nach Italien an, die über Acgina zum Peloponnes und quer
•Inrch denselben nach Patras führte. Da dort nur ein nach Tiiest be-
.^tininites SchifT zur Abfahrt bereit war, wurde er nach Oberitalien ge-
lubrt,so dafs nun auch Venedig besucht werden konnte.
Im November 1835 langte Kramer wiederum in Kuin an. Der über-
aus milde Winter gestattete zu jeder Zeit Ausflöge. Im Jainnir ging es
n ch einmal nach Neapel. Jedoch kamen ihm jetzt bereits die Gedanken;
10 die Heimat zarQci[ZQl(ebren, als ihm von seinem Schwager Bitter nahe
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38 GuUv EiUMr.
Maimeru ausgeprägt. Xramtr blickte stets mit Dank und gröfster Be-
friedigung auf diese lange glückliche Zeit zurück.
Im ersten Winter 1836/37 des nun beginnenden längeiea AuUat-
halts in Berlin übernahm Kramer einige Lehrstunden am Gymnasium zum
graoen Elontor «od erhielt tn Oeiern 1837 proTisorisch eine ordentliche
Lahrarttolli am KöUniidieii Oynnaeinm, mit welcher der französische Un-
terrichi in Prima, der lateiniacha in Obereeeanda nnd Qoarta Terbnndea
war. Im Lanfe desaelben Jafarea enchien aneb seine eiato Scbrin^ eine
Frocbt eeiner italiftniseben Beiao» nnter den Titel »Ueber den 8tjl aad
die Herkunft der bemalten grieebiaoben TbongeflLbe«.
Oetern 1838 wurde Kramer feat angestellt Wftbrend dieser erstea
Jahre in Berlin basebftftigte ihn Tornebmlich die Sicbtnng seiiMr Slra-
beniana* Eine Yergleichung der in Paria beflndlieben wicbtigan Hand*
acbrifiken wnrde wflhrend eines acbtwdebentlicben Anfentbalta daaeibat im
Sommer 1838 ansgefQbrt und so daa Material fervoUattodigt In Paris
kam ibm der Conserratar der griecbiscben Mannscripte, C. Bened. Hase
in gewohnter Weise freundlicb entgegen und erleicbterte ibm die Arbeit
nach Kräften.
Anfaerdem aber war die eigene Ansebaaung des Lebens in der fiaa-
zösischen Hauptstadt und deren Umgebung ungemein anregend fAr iba.
Mit Otto Jahn, der in Paris aufhielt und sich eng an Knmer aa*
sich
schlofs und mit Haase (später in Breslan), werden geoeinaame
Friedr.
Ansfinge gemacht, auf denen bald ein angenehmes Frenndsebaftsftrbiltms
die drei Männer rerband.
Nach Berlin zurückgekehrt, widmete er sich den Lehreraufgaben
mit grofser Pflichttreue, fand aber noch Zeit, schriftstellerisch seine ita-
liänischen Erfahrungen zu verwerten. 1839 erschien die selbständige
Schrift >Üer Fuciner See«. In demselben Jahre trat er mit dem Titel
Professor als erster Oberlehrer an das franztoiscbe Gjrmnasium aber.
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OnitoT Krtnier. 39
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40 GaaUf Krämer.
persijDlich für die Sache sehr wann interessierte, \•::iv^ der Ruf an Kramer.
Er sah in (]ie;em Hufe, der ihn ganz unerwartet trat, eine Füg-ung Cvttes
und verliefii Berlin, wo ilim eiue so befriedigende Thätigkeit beschiedeo
geweseu war, weno auch schweren Herzens, um nach UaUe zu gehen.'»
lieber den Umfang der ihn in Halle erwartenden amtlichen Aufir^b'^n
erhielt er erst mit dem Eintritt in seine dortij^e Stt luni: eiueo wolkn
Überblick. Dio franckescheu SiiftuDgeo uoifafsien 1853 zwei vollständige
Gymnasien, eine h5here Rea!schn1e, eine höhere Töchterschule, je eine
Knaben- nnd Mädchenbürgerschule, je eine Knaben- Kni3 Mädchenfrei-
schule mit eigenen Rektoren und Infi « kt' ;en an ihrer Spitz*». vn-\ weit
fiber 3000 Schülern und Schölerini ei% eifie Waisenanstalt und zwei IVn-
i^ionate für zahlende Schüler, wiederum mit eigenen Vorstehern. Daiü
kam noch eine Apotheke und Hedikamenienexpedition, Buchhandlung und
Buchdruckerei mit facbm&fsigen Administratoren, endlich ein nicht uner-
heblicher Grundbesitz, der in Pacht geireben war.
Dieser so umfangreiche Ori;aii;:>:;:i;s beih^rftL^ /ur notwendigen Ord-
nung des Hautliakes einer Verwaltung mii eigccom Verwaltungspersonal,
an dessen Spitze ein juristisch und admitiiätrativ get»cbuUer Alaun, der
Syndikus der Anstalt, vollauf zu thun fand.
£s war f&r Kramer, der nicht wie die meisten seiner Vorgänger in
und mit den Stiftoogen aufgewiehi«ii war, doppelt schwer, ia diese«
eigenartigen Getriebe die leitende Stellong xu fibemehaen, somal da sich
immer mehr heraoBatelUe dafs die doreh die gewife TerdtensUichen Be-
,
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GoitAT KrtoMr. 41
rigkeiten widmeto. Dafe ihm dieses auf oino befriedigende Weise gelung,
I»etrac1ite(e er als eioen nenen Beweis des von jeher auf Fraoekes Stiflon-
^en ruhenden Segens Gottes.
Führte so der Drang der Zeit ihn ur entscheidenden Mitarbeit an
reta adninistratifen Aufgaben, so ging seine Tbfttigkeit doch keineswegs
darin auf. Er fibemahm von Anfang an das selbständige Direktorat des
EOnigliehen Fftdagogiams, des einen der beiden Torhin erwähnten Gymna*
sieo» während die lateinisehe Haoptsehole tmd die mit Ihr verbnndene
grolSio PeneioDsanstalt sunäehst im Wesentlichen der Leitung des sach-
kondigen Ceadirektors Dr. Eckstein fiberlassen blieb. Einen besonders
hertliehen Anteil aber bewies Krämer ?on vornherein der Waisenanstalt,
die doch eigentlich den Kern der Stiftungen bildete.
Anch im Gesamtlebeu der Stiftungen, vor den Augen der ScbOler
.
und des Publikums, trat Kramer immer mehr hervor, so namentlich bei
Gelegenheit der 200 jährigen Geburtstagsfeier A. II. Franckcs am 22.
März 1863, so wio bei ^icm jährigen IJausjnbil.ii.m des Königlichen
i
gt-ben wurJe, so folgten nun zur Säcularfeier von des Stiltors GebLiitUi^'
weitere »Vier Briefe A. II. Franckes«, die viel Interesse fanden, d i/.u die
eigentliche Festschrift des Direktoriums »Die Stiftungen A. II. Fianckes in
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42 Gu»Ut Krämer.
Die Entlastung, vrelcho durch das Eingehen des Päda'^f ciuiv.s ali
Was die erstere anlangt, so war er schon Ostern 1854 als ausser-
ordentlicher Professor in die theologische FilralUlt d0r OiiiTersitil HaUi-
Wiltenberg eingetreten mit der Verpflichtung, pEdagogische VorlesnsfiB
zo halten nnd das pädagogische Seminar zu leiten. Hatte er dud scboB
seit seiner Übersiedelung nach Halle mit den naüpt?ertret€m der theo-
logischen Wissenschaft, Tholock, J. Müller nnd Hupfeld in nächster per-
sönlicher Beziehung gestanden, so brachte üin de» Eintritt in den aka-
demischen Lehrkörper und in die wissenschafthcho FrCfnngskomrri??:on
auch in furtdaiierndo amtliche und persönliche iierührung mit Mitglie-
dern namentliili der philoFophischen Fakultät, so mit den Profefsoren
Beruhardy, Bergk, Dömmlcr, Zacher, Keil, Erdmann u. a. Bei Gelegenheit
des fönfzi^'jährigen Juhiliinrns dor Universität Halle -Wittenbe'-^ 1867
wurde ihm die Würde eines Dokturs der Theologie hon. ris causa verlie-
hen und als in demselben Jahre die Philologeiiversamuilung in Halle
tagte, wurde ihm neben Bernhardy und Bergk eine Stelle im Pf.däi<iium
eingeräumt. Es war dies nicht nur RQcksichtnahme auf seine Stellung
aU Direktor der Franckeschen Stiftungen, hatte er doch schon einmal
1850 dem Philologentag in Berlin in Gemeinschaft mit Boeckh präsidiert.
Die litterarische Thätigkeit Krämers war während dieser Zeit auf die
Vollendung der Biographie seines Schwagers Carl Bitter, deren erster
Band 1864 erschienen war, deren zweiter Band jetzt 1870 erschien und auf
die Fertigstellung der bald (1874) nötig gewordenen zweiten Aull iL-e dersel-
ben gerichtet. Daneben aber entstanden auch die Artikel »Gj'mnasiumt und
p Realschule« in Schmids pä ian-ogischer Encyclopädie und die Lebensab-
risse der Direktoren der Franckeschen Stiftungen bis auf Job. Georg
Knapp iu der allgemeineu deutschen Biographie.
und Wege, die Arbeit wieder selbstfm Iii; aufzunehmen, blieben auch weiter
versagt, aber es wurden von Kramer auch fcrnerhiti die Mis?on«nachrich-
ten der ostiridischcii Missionsanstalt zu Halle unter Mitwirkung der Mis-
sionsdirektüren Graul (seit 1855) und Hardeland (seit 1867) in viertel-
L^iyiii^uü Ly Google 1
43
iro Bondschan ttber das gasamia Hiasionsgebiet und arei in nauestor Zeit
orch volkatAmliebara BlAiter abgeltet worden*
FQr die r, Canaieinacha BibalanetaU ergaben dcb neben den FortecliriU
en der Technik, walcba in daa atUla Treiben der Stiftongen im Jahre 1859
Xb I>aimi^aacbina ainfQbrten — die Drockerai der Bibelanetalt war die
rale Halleeehe Drnekerei, welehe aam Dampfbetrieb« schritt — gaui
i«tte Aufgaben von sanftchet unüberaehbarer Ausdehnung durch die For-
laronff eines ravldiarftan nnd für gans Deutschlaud einheitlichen Textea
ler I«ntberbibel. Die mühsamen und zeitraubenden Verhandlungen mit
^achmännero, Behörden und Bibelanstalten, welche seit 1855, lebhafter
^eit 1857 begannen und noch jetzt des letzten Spruches harren, ist hier
nicht der Ort genauer zu verfolgen. Aucli den voiiiiufigen Abschlufs der
Arbeit mit der Probebibel von itdJ erlebte Krämer niclit mehr im Amte.
Aber über die Tcxtgestaltung des Neuen TLÄtaii.eaLts kuniite er (mit
MOiickeberg) dem XII. iLutsclicn evaiipeli^clicn Kirchentago im Jahre
1862 einen Kuiiferen'/berirht vorlegen und im Jahre 18(37 den Probedruck
des Neuen Testanu iite.> autgeheu lassen. Die Konferenzen, welche — in
der Kegel jährlich zweimal —
im Konferenzzimmer des Pädagogiums statt-
fanden, brachten Stunden der Vereinigung mit n.imhaften Miinnern aus allen
deutschen Gegenden, Veitreteru der Universitätstbeologie und des kirch-
lichcu Amtes —
Stunden, welche vielen Teilnehmern noch viele Jahre
nachher in weihevoller Erinnerung geblieben sind — sie ergaben weit- ,
Männern wio H. Leo und K. Witte, mit denen ihn bald herzlirho Freund-
schaft verband. Mit zunehmendem Alter freilich trat er von der thätigen
Teilnahme am politischen Leben zurück, während das kirchliche Altesten-
amt von ihm bis in sein hohes Alter verwaltet wurde. Im Jahro 1877
ward seine Ehegattin durch den Tod abgerufen und er beging daher 187Ö
das 25jährige Jubiläum als Direktor der Franckeschen Stiftungen in aller
Stille, konnte aber doch genugsam Beweise davon sehen, dafs namentlich
die in den Stiftungen unter ihm Arbeitenden ihm jetzt herzlich ergeben
waren, ein wuhlthuender Gegensatz zu dem, was er 1853 erfahren muf^^te.
Um dieselbe ^eit hatte er hereUe den ßntschlufs ins Auge ^efafsti
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44 Owlaf Knmer.
sein Amt in die Hände seines Freuü und bestätigten einsUgCB Hadh
folgere Adler abzugeben. Zu Micbaeüs 1878 f&hrte er ihn aus. Fast
ftechsundswaDkig Jahre hatte er die LeituDg der ausgedehnten Anstalt»
innegehabt und, wie aus dem Vorigen ersichtlich, durch eine der schwie-
rigsten Perioden ihres Bestehens bindurchföhren mflaeeii. Jetzt sab er,
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GhrisUao Friedrich Beek. 45
Der Nestor nicht nur dci baverit'Chen, sondeia wohl aller bis (hiliin
lebenden deutschen Dichter ist mit Dr. Deck ans dem Leben gtsclucden.
Dersclbo war geboren zu Ebersberg in Oberbayerti, den; uralten, berühmten
Klostersitze. Sein Vater, ein feingebildeter Mann, der I leuud Fritz Stid-
bergs und Michael Suiilers, stand üaytlhsi in Diensten des Johanniterordens.
Im J ihro 1800 Würde er als Landrichter nach Innsbruck ?erselzt, 1815
aber nach Keuburg a. D. berufen. Dort besuchte der junge Beck das
Gvmnaöium. An die Universität Muiichen übergetreten, gab er sicli aufser
den gelehrten Fäcliern — er studierte Philosoplüe unter Schoiling und
Baader, Philologie unter Thiersch — mit Eifer auch der Kunst der Land-
«chiift>in;dcrei hin. Schlieftilich entschied er sich für das Lehramt als
Lebeusberuf. 1836 wurde er Studienlehrer, 1850 Gymnasialprofessor
am Lndwigsgy ninapinm tu München. Durch ein Augenleiden Yer-
anlafst, trat Prof. Beck 1860 in den Ruhestand. Während er in der Zeit
von 1839 — 1858 die Redaktion der »Münciicner itolitiscben Zeitung«,
später »Neue Münchencr Zeitungt genannt, führte, nahm er regen Anteil
an den geistigen Pestrcbungen Münchens und unterhielt mit Männern
wie Lndwig Aurbachor, Graf Pocci, ?. Aufscf^:, dem prot. Theosophcn Jul.
Hamberger (f 1885) und vielen Künstlern freundschaftlichen Verkehr.
Er war Jlitgründer der Gesellschaft zu den drei Schilden, aus welcher
später der historische Verein von Oberbayern und das gcmanischc 5Iu»
seum in Nürnberg hervorgingen. Schon in jener Zeit war Dr. Deck n>it
leben« 1861 (Merhoff), das Epos »Lother u. Maller« 18Ü3, ferner das re-
ligiöse Lehrgedicht »Theopbanie« (1877 in zweiter Auflage bei Perthes).
Der Dichter, den durchweg eine elegante Versifikation auszeichnet^ hat
besonders für letzteres Werk wegen der Gewalt seiner Sprache und der
mannigfaltigen, jeder einzelnen Gedankensphäre angemessenen Rhythmen
das einstimmige Lob der Kritiker georntet; 1883 erschien (hei Hnttlet)
sein Sprach* ond RätselbOchlein, 1869 die antike Tragödie »Tclephos«.
Mehrere Gelegenheitsgedichte und patriotische Gesänge Dr. Deck«, von
namhaften Musikern componiert, sind ins Volk gedrungen. (1860 dichtete
er die »Featbjmne zur Enthüllung des Goethestandbildes«, Isen i4 seine
»Volkshymne« selbst an den Ufern des Rheins erklungen; 1887 schenkte
er Bayern das »Lnitpoldlied«, kurz vor seinem Tode brachte die Fest-
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46 ChrittiAB Friedrich Beck.
der letzten Zeit verlor er auch das Gebor. K;neii Freadentag brachte
deui vereinsamten Manne noch die Erneaerun^j; seines Doktordiploms Ton
Seiten der Univorpität Erlangen (14. August lbi9). Trotzdem bewahrte
er ein staunenswert gutes üedächtnis; den Horaz kannte er fast ganz ans-
wendig; viele mttrisclie Übersetzungen aus diesem Dichter, u. a. der
epistolii ad Tisones uiktierte er aus dem Gedächtni?, wie denn überhaopt
seit! poetischer Boin trotz der zunehmenden körperlichen Hinfälligkeit nie
versiegte. In dem Kflcklafs, welcher in die Hände des Herrn Prof. Dr.
Hjüc. Holland in Muiicheii überging, linden sich noch zahlreiche religiöse
Gedichte, Übersetzungen, Spruchdichtongen.
Prof. Dr. Friedr. Beck war ciu edler Mensch, ein neidloser, be-
scheidener Gelehrter, ein gottbegnadeter Sänger. ydp jja dsoe ngpi
Smxt» dotSIliv Tepmtv.
Dr. Fr. Becks Schulbücher und schönwisBeiiBohaftliche Schriften.
1. Lehrbocb des deatechen Prosastils f&r höhere Unterrichts -Anstaltes.
Mit einer Sanmliiiig von ÜbnngBaofgaben ond HtoweiaaDir «if Moiter-
beispiele. 7. Aufl. 1886 München. Gert Herhoffs Verlag. 2. Materitliti —
ond Dispositionen an Übnngaaofs&ifen* I., II., III. Abi 2. Anfl. 1878. Catl
Merhoir. — 3. Lehrbncb der Poetik (Ar habere Unterrichte - Anstalten.
6. Aofl. Manchen 1888. Merhoff.
Programm des k. Lndwigsgynraasioms so Mfinchen 1852:
Über die SSeosldee in ihrer centralen Stellong som faelleniscben
GOtterkreis. Abhandlung (Mscr.): Über die weltgescbicbtliebe Bedenteag
der Wiederherstellung der klassischen Litteratnr nnd Knn&t
Fragment einer epischen Dlchtang: »Die Schlacht bei The r*
mopylä«, StilUeben, S. 835 - 348. Trsgödis sTelepbosc» Ttrsnch
einer Nachdlchtang der gleichnamigen Tragödie des Eoripides, mit Bin-
leitung nnd kritischen Notlsen. Blfttter fftr das bayerische Gymnasial*
SChalwesen. V. Bd. S. 325 866. —
Lonis Claude St. Martins Dichtungen fibersetzt und erl&nteri Mün-
chen 1863. Merhoff. Übersetzung Ton Horat. Od. 1, 3 in den Blättern Ar
das bayerische Gymnasialschulwesen. XVII. Bd. S. 159. Übersetanng fsn
Horat. Od. 1, 7, ebendort S. 2&0.
Speier a. Bh. Joseph Sarreater.
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Christoph Ziegler. 47
Christoph Ziegler,
geb. 8. Febnur 1814, goat 12. Juni 188&
Cbristopli Ziegler iei geboren In Ulm am 8. Febroar 1814. Er
KUmmle aos einer dev Gewerbestande angehOrigen Familie. Sein Vater
war Manier d. h. Yiktoalienh&ndler. Er ?erloT denselben indes schon in
seinem nennten Jfahre nnd lebte epftter bei seiner Grotoniter in stiller
ZnrOeltgeBOgenheit Ohne väterliche LeÜnng, Oberhaupt frei Ton äutSraren
Binilflaaen, Er suchte
entwiekeUe er sich gans nach seiaer Eigenart*
weder Geeelligkeit noch Preondschaften; ohne gegen andere abstofSiend sn
sein, hielt er sich snrflek, seine Sebnlarbeit war ihm alles. Er galt achon
die societas Grnera und in das philologische Soniiii;ir aufgein iniiien, nnd
bald trat er zu Hermann, der den ebenso besclieilL'iien als tüchtigen
juDgeu Mann lieb gewann, auch in ein näheres peisoniicbes VerbältniSf
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48 ChrUtoph Ziegler.
das fui sein ganzes Leben seine schünste Kriuiierung bildete. Er be-
trachtete ihn als den ilaun, dem or alles verdanke, wurde nicL: müiie
von ihm za erzählen und sprach den Namen seines Godofredos Hermannus
immer nur im Tone höchster Verehrang aas. Ein Denkmal dieser Pietät
ist d«r Artikel G. Hermanni den er für die Scbmidsche Encyklopädie be-
Diese Arbeiten fesselten ihn ein ganzes Jahr in Koni, während auf ^s'eapel,
Florenz und Älailand nur eine kurze /oit fiel. Kr liolTte in Balde eine sof
alterliche und moderne, uud auch das südiicliG VclksleLen übte seine
7/uhung^kiaiL auf ihn aas. Sein vorzüglichcä Gedächtnis hielt alle An*
schauungeu und Kiudrucke mit gleicher Treue fest Wie der Leipziger
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Chrlslopli Ziegler. 49
iofenlhalii lo bstto aoch dieeo ita]MDitche BoiM die Wirkung, ibn mit
ier Aofeenwelt in stftrkere Berflbrang m bringen, er wnrde anechltefeen-
ier Qnd mitteileamer, ebne dämm sein originelles Wesen anfengeben.
Naeb im Sommer 1842 widmete er seine ganie Zeit
seiner Bftekkebr
ier Bearbeitung des Tbeokrit and fikbrto seine Aufgabe binnen Jahresfrist
lu Bnde. In dieser Zeit er5ffnete sieb ibm die Aussiebt» eine neu er-
riebtele LebisteUe an. dem Himer Gymnasium su srbalten, und da mit
derselben der ünterricbt in der franiDeiscben Spracbe Tsrbnnden war,
entaeblolii er sich im Deiember 1848 rasoh, einen l&ngeren Aufenthalt in
Paris tu nehmen, um sich in dieser Sprache weiter anssubilden. Von dort
ans bat er G. Hermann um die Briaubnis, ihm seinsn Tbeokrit widmen
su dürfen, und die Antwort lautete: »Wie kdnnte ich das Zeichen Ihrer
treuen Liebe, das Sie mir dnreh Zueignung Ihres Tbeokrit geben wollen,
nicht mit Freuden und lebbafker Brlnnerang an die Zeit, da Sie in Leipzig
waren, annebmen?t Sein Wonach, in ülm angestellt su werden, ging nicht
in BrfHUung, dagegen machte er sich Hofhinng, an dia.Landeeunifersit&t
berufen su werden, und mit Besiehung darauf bemerkt Hermann in dem
Dankschreiben f&r den Empfang des Tbeokrit: »Sie hoffen in Tftbingen
angestellt su werden. Dasu wOnscbe ich Ihnen und noch mehr der dor-
ilgea üniTorsit&t Glttck, auf der, wenn auch Tafel ein sehr gelehrter
Mann und Wals ein durch eigene Anscbaanng erfisbrener Arcbftolog ist,
doeb die klassische Philologie einer Anregung und tOehtigen Stfttse gar
nicht unbedflrftig schetnic Auch diese Hoffnung verwirklichte sich nicht,
wohl aber erhielt er im Jahre 1845 eine Lehrstelle an der oberen Ab-
teilung des Gymnasioms in Stuttgart als Nachfolger des hochverdienten
Panly, des Herausgebers der Realencyklopädie. Jetzt schlug er sich alle
anderen Wfinsche aus dem Sinne, um sich seiner schönen, ihn völlig be-
friedigenden Aufgabe mit ganzer Seele zu widmen, und wirkte zuerst an
Simtlichen Obericlassen, dann ganz an Prima als hocligeschätzter, von den
SchlUern und verehrter Lehrer einonddreifsig Jahre lang mit
geliebter
ausgeseichnetem Erfolg. Seine Arbeit galt immer m erster Linie der
Schule, fflr die ihm keine MQhe, kein Zeitaufwand zu grofs war. Beim
Unterricht aber machte sich seine Eigenart in entschiedenster Weise gel-
tend. Er wollte von Didaktik und Pädagogik nichts wissen; mit diesen
Wissenschaften sich zu beschäftigen hielt er für verlorene Zeit, und
ebenso kümmerte er sich in der Praxis wenig um aie Regeln der Methodik.
TOUig hingenommen von seinem Gegenstand und lebhaft erregt durch das
Bemfibeo, ihn voll und ganz den Schülern zum Verständnis zu bringen,
Steigerte er seine Stimme bis zu den höchsten Tönen, sprach selbst zu
iil, wartete die Antworten der Schüler nicht ab und kam nicht dazu,
die ganze Klasse scharf im Augo zu behalten.
Aber trotzdem war er ein
VonQglicher Lehrer. Die Kektoren Roth und Schmid, welche in dci Pä-
dagogik ihre Hauptstärke hatten und es mit dieser Seite des Unterrichts
sonst sehr genau nahmen, verzichteten daraul, an ihm
etwas anders zu
IMknUegt, IMS. 4
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50 Cbnttoph Ztegler.
ist mehr wert, al- aKe Methv^dik.« Was i;«»«e be; ihm ersetzte, am wir
?or allem der vrdle Ausdruck wahrer BegeisieruDg^ für den St-ff. yatä»--
lirh und ungefeiiclit. mit der L'anzeu Kralt übcretrdmendeQ Gefüb!> br^ö
diese hervor und wirkte zündend auf die Herzen der Schöler. Dazu kau
seihe groftoe Lebendigkeit, die Sicherheit, Gröndlifhkeit cad Mannitrf.i'.tifi:-
keit meines Wispene, das die sprachliche und die reale Seite des Altertutu;
Die Frucht seiner araton Baiaa (1841—42) war aeiae im Jahra 1844 er-
sowie die verdieustlif he Ans^abe der von ihm zuerst veröffentlichten Am-
brosianischen Scholien zu Theokrit (1867). Eine dritte Ausgabe dies-^-
])irhters erschien 1879 nach seiner dritten (1877 - 70), eine zwoiif
lieise
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Christoph Ziegtor« 51
goren Mofsszrit; er erbat sich und erhielt im Herbst 1871 einen ürhiub
auf ein Jahr. So erschien denn im Jahre 1876 das srste Heft seiner
llloatrationen, und 1877 war das Werk vollendet, das von seinem ersten
firacheinen an fiberall mit grdfster Freude begrOfst und als ein vorsflg*
liehes, In solcher Vollkommenheit nie dagewesenes Ansdiaoungsmittel fttr
den Unterricht anerkannt wurde. Und als vollends im Jahre 1882 die
beispiellos billige Schulausgabe erschien, dnrch die es in dis Hand jedes
SohOlers gelangen konnte, da durfte er sich sagen, dafs dieser Teil seines
Gedankens die vollkommenste Verwirklichung gefunden habe. Er hatte
die ihm suteil gewordene Anerkennung aber auch wohl verdient Wie er
bei der Ausarbeitung des Textes die gründlichsten Üntersochungen ge-
macht hatte, so sparte er auch keine Mflhe bei der Auswahl und An*
fertigung der Abbildungen. Immer sab man ihn auf dsm Wege au den
damit beschäftigten Kanstlero, die er dnrch aachkundigen Bat, durch er-
munternden Zuspruch und durch Geschenke för sein Werk gewann nnd
zu besonderen Leistungen anfeuerte. Zu einer Fortsetzong des Werkes,
fOr welches ihm von der wflrttembergiscben Regierung die grufse goldene
Medaille Kunst ond Wissenschaft verliehen wurde, kam es nicht, ob-
fflr
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52 CbrUtoph 2i«gler.
heiratet und ffliilte, wr« damit seinem Leben abs'ingr. Doch lebte er in
den ersten Zeiten feieines Stuttgarter Aufenthalts in einem, wenn auch be-
scheidenen, geselligen Verkehr, später zog er sich inimer mehr auf sich
selber zurück. Übrigens verhielt er sich in der Gesellschaft keineawei^'9
passiv. Er war lebhaft, mitteilsam, liebte Witz und Sehers und be-
mäclitigte sich nicht selten ganz der Unterhaltung. Dabei war er origiüiU
in den Gedanken und im Ausdruck. Sein Chanikter war von seltener
Reinheit, er war eine anima Candida im vollsten Sinne des Worts, wahr
and offen, verläfi^lich, wohlmeiDend and woblthaend, ein Feind aller
Stuttgart. M. Planck.
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Hfrauum BoniCi. 58
Hermann Bonits,
geb. 2d. Jaii 1814, gest. 25. Juli 1888.
nebr bald anf ibm» bald unterhalb deeeelben« den Sitireihen entlang in
Bteter Bewegung eine mittelgroÜM echlanke Geetalt, ein wangenrothee nnd
doch eebon eoharf ausgeprägtes AntUts mit reichem Haar- nnd apArllchem
Bartwoche, die braonen Augen Aber der Stampfnase nnter den Augen-
glieem lüog herTorlogend, der reich modulierte Vortrag von lebhaften
Körperbewegungen begleitet, vor allem von einer Qeberde der rechten
Hand, welche scharfer begrifflicher tTaterscheidung dient — so steht
Boniti Yor meinem Auge ans den Tagen her, da ich lom ersten-
geistigen
mal andScbtig den Worten des Uekters hiaichte. Bs war dies am Be-
ginn meines ersten flemestsrs, im October 1649, sn einer Zeit, als den
ass ihrem alten, angeblich dnrch die BoToltition entweihten Bits Torwie-
seoen Dntversitfttsstodien die in der Vorstadt Wieden befindliche, ?on
«inem herrlMien Park nmgebene tbweslanische Ktterakademie ein gast-
liebes Obdach darbot
Wien lag damals im Banne des Belagerongszastandes. Allein das
fröhliche, aas langem Winterschlaf erwachte Stodienleben ward dorch
die nnanfhOrlicheo Zeitnngsconfiscationen so wenig gestört, als durch die
starken HilitftrpatroQillen, welche Stadt and Vorstädte zu durchstreifen
pflegten. Es war ein Oeisteslenz Aber Österreich gekommen. Begierig
drängten sich die dichtgeschaarten Hörer, darunter auch solche in reiferen
Jahren, welche die durch den unzulänglichen vormärzlichen Lebrplan
verschuldeten Versäumnisse gutzumachen wünscliten, um die gefeierten
Lehrer, die, zum grossen Theil aus Deutschland berufen, dazu ansersehen
waren, dem Bildungsweson unserer {leimat ein neues Leben einzuhauchen.
In der vordersten Keiho diesor Miinnor .stand Bonit/, der es durch eine
vielseitige und tief eingreifende Wirksauiköit veidieut hat, der »iVaeceptor
Austriae« zu beissen.
Mit Bonitz war der rechte Mani] im rechten Augenblick bei uns er-
schienen. An reicher Begabung hat es den Völkern Österreichs niemals
geiölilt. Mit Stolz dürfen wir nicht nur auf die grosse medicinische
Schule Wiens, sondern auch auf zahlreiche Forscher ersten Ranges blicken,
welche auch vor dem gewaltigen Umschwung, welchen das Jahr 1848 mit
bich brachte, in den verschiedeDsten Wissenszweigen ihrem Vaterland zn
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54
lieh hochstebenden Lebrerstandee, er war nicht nor ein Hann Ton ent-
nenter didaktiscber Begabang, er beaafs ancb in eeltenstem Halse eben
das, dessen wir am meisten bedurften. Er, der dem grolsen Denkmeisler
Aristoteles fon Mb
auf das eindringendste Stadium gewidmet hatte, dar
philologische Methode mit mathematischer Schulung wie kaum ein An-
derer Terband, der nach universaler Bildung gestrebt batte, ehe er die
dsBsiscbea Stodlen su eeinem Lebensberuf erkor, und durch das phtlo-
sopbische System, dem er anhing, Torsugsweise auf die Ergrflndong pi-
dagogiacber Fragen hingewiesen wurde, war ganz eigentlich dazn beruleo,
eine Pflanzstätte geistiger Zucht zu eröffnen, reiche, aber oft allzu flppigc
Triebe zu beschneiden ond einen lange verwahrlosten Boden för eine neue
wissenscbafUiche Aussaat urbar tn machen. Der Mittelschullehrer war
unter diesen eigenartigen Umständen der rechte und richtige Hocbscbol-
lehrer. In dreifacher Richtung entfaltete er alsbald eine pn fsartige und
reichf,'esegnete Wirksamkeit: als Forscher, als Hochschullehrer und alg
Mibreorganisator der Mittelschule. Doch ehe wir weiter schreiten, scheint
es angemessen, den Lebens- und Bildungsganp: des Torehrteu Mannes vor
seiner Berufung nach Österreich su schildern.
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Htrmaiiii Bonlts 55
L
Hermann Benitz wurde am 29. Juli 1814 zu Langensalza geboren.
Vährend er in der Wiege lag, verhandelte der Wiener Congrefs Ober das
Schicksal seines Heimatlandes. Dasselbe (die jetzige Provinz Sachsen)
vard im darauffolgenden Jahre zum Königreich Preassen geschlagen,
/allein der aftbe Sondereinn seiner Bewohner fttgte sich nnr widerwillig
in die neue Ordnung; und damit mag es zusammenhängen, dafs der Ver-
ftioTbene fast zwei Jahrzehnte hing, und darunter auch in Zeiten intensiver
Spaimung zwisehen den beiden deutschen Vormächten, sich ganz und voll
il» ÖBterreicber ftblte, und hierin erst dann eine Änderung eintrat, als
Preufsen begonnen hatte, sich zu Deutschland zu erweitem. Seinen Stamm*
bäum pflegte Benitz scherzweise auf den mittelalterlichen italienischen Oe-
acbicbtsschreiber und Gegner Heinrich IV., Bonizo, zurflckzufQhrea. In
Wahrheit hatten seine Vorfahren i), seit Jahrhunderten im sftchsiscben
Sntgehirge sesshafti im Berg- und Hflttenbau die Kräfte gestfthlt, welch«
in ihrem sj|>ftten Enkel der Schule und der Wissenschaft zu Gute kommen
sollten. Vom Orofsvater Grobschmied mochte er die wuchtige Arbeits*
kraft, fem Vater den Zug zu höherer Bildung, die Tiefe und Beinheit des
Gemfltbes ?on der Mutter geerbt haben, von der wir den bedeutsamen
brieflichen Ausspruch kennen : »Mein einziges Bestreben ging dahin, euch
zur Frömmigkeit zu erziehen; ob ihr dabei reich oder arm, mObselig oder
bequem leben würdet, waren mir Nebensachen.«') Den Grund zu schlichter,
gesunder NatOrlichkeit, den wir als einen Hauptzug in Bonitzens wissen-
schaftlichem Charakter erkennen werden, mag der Jugendaufenthalt in
der kleinen Landstadt gelegt haben > wo der heranwachsende Enabe sich
in Wald und Feld frei umherzutummeln pflegte. Zum vfiterlichen Pfarr-
haus gehörten ausgedehnte Äcker und Obstgärten, wodurch reiche Gelegen*
heil geboten war, Liebe und Verständnis fUr landwirtschaftliche Dinge
zu erwerben. Biese JugendeindrOcke hafteten fest in seiner Seele* Koch
in späten Jahren konnte er »jedes Saatfeld in dem Stande seines Ge-
deihens beurtheilen, jede Obstbaum blOthe mit unfehlbarer Sicherheit von
ferne erkennen.*) Allezeit liebte er den Verkehr mit gebildetenLand-
wirten, wie er denn auch während seines Wiener Anfenthalts auf den
ansehnlichen Pachthöfen einee geschätzten Freundes (H. Wittgenstein) ein
oftund gern gesehener Gast war. Von seinem Vater, dem Magister Karl
Friedrich, der die Stellung eines Superintendenten and Oberpfzrrers in
Langensalza bekleidete, fftr die Schule wohl forbereitet, ist er 1826 in
die Tertia der altberOhmten Landesechule Pforta eingetreten, in jene
Musteranstalt, deren Leitung damals in den kräftigen Händen Karl David
Ogens, dee trefflichen, von Gottfried Hermann (in der Widmung der »Hjmni
I)
\>! die auf Mittlieiliuigen der iiinUM-Miobcnen bemheudeü AufschlttMO
über Bomtzons Vater und Vorfahren bei Schenkl, b 4.
Zq Ofitern 1832 schied Bonitz von Schulpforta und bezog die Unifäfftiiit
Leipzig, au welcher er zonäcbst Theologie und Philosophie studierte. Von
erheblichem Belang für seine ganze kflnftige Geistesrichtung war es, dals
seine Lehrer in der Philosophie, Drobisch und Hartenstein M «der letztere
ein jugendlicher, erst vierundzwanzigjäbriger Doceui, dem er aicL beson-
ders eng anschlofs), der Schule Herbarts angehörten. Die damals in
wiesen hatte. (Die Kenntnis dieser Thatsachen verdanke ich der freundiichefi
Mittbeilung meines vormaligen CoUegen Ottokar Lorenz).
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Henmmi Bonlta. 57
wiisenflebaft iD*8 Auge gelabt Jiaite, wandte er eich eeUieblich der Phi-
lologie VI (l88d). Oder Tielmehr —
din dfirfen wir mit Znfereieht ans
eeinor hald sn heeprecbendeD Bretüngeechrift gleichwie ine der noch nm
twel Jahre filteren nngedrockten Preiesrheit (e. Anhang II.) erediUefeen
— Philologie im Bunde mit Philosophie, dee anf strenger Qoellenforschong
berahende Stadium der Geschichte der griechischen Philosophie stand
sicherlich schon damals im Mittelpunkt seiner ?)elartigeii, auf die Bibel-
exegese nicht minder ale aof die höhere Mathematik sich erstreckenden
Interessen. Vor allzo frOher Specialisierung bewahrte ihn der Einflufs
GottfriedHermanns, dem er sich nonmehr ganz zu eigen gab. Der vor-
nehmste Hellenist deotscher Nation, der Freund Goethes behandelte in
seinen Interpretationscollegien fast ausschliefslich griechische Dichter.
Dies mufste unserem jungen Theologen und Philosophen ungemein from-
men; aber auch sonst konnte das grofse und freie Wesen des herrlichen
Mannes, der von aller engherzigen Zfinftigkeit so weit entfernt war, dafs
er in seiner »philosophischen Gesellschaft« über alle Dinge zwischen
Himmel und Erde disputieren lief^, dein in engem ländlichem Kreise auf-
irewachseneii Jüngling nur zum Heile goroichcn. 1S34 ward Bonitz in
Hermanns »griechische Gesellschaft« aufgenommen.^) Und wie warm
mochte es ihm lim's Herz sein, wenn er an einem jener uns so wohlbe-
Icannten') rreitiigabende dorn gewalti^'e]) und doch so Linspruchslosen
Lehrer gegeiiüber an einer der »beiden Langseiten des alten Tisches«
(etwa neben Bergk oder Kuchly) Platz nahm, »welchen trübe und lliefsendo
Talglichter in defecten Blechleuehtern /nr Nothdurii erhellten,« nimiUen
j^h&b getäumigeU] zum giulbteii Theil aiu kimmerischcs Dunkel« gehöllten
Hörsaals — ans welchem sich ein so helles Licht über das claasische
AltertlujH) erL'ossen hat. Zu Ostern 18^ö trat or an die Universität Berlin
über, wo er Böckh und Lachüiann hörte und in das von ihnen geleitete
Semmar aufgenommen wurde. Doch der im Sommer jenes Jahres erfolgte
Tod seines Vaters zwang ihn, seine Studien rascher, als er gewünscht
hätte, zum Abschlufs zu bringen und für seinen und der Seinigen ünter-
hilt /AI sorgen. So entschl<>f8 er sich denn nach glänzend zurückgelegter
Lehramts priifiinp' (bei welcher er, nebenbei bemerkt, Trendelenburg zum
ersten Male nahetrat), zu 0»tmn 183G eine Stelle an der Blochmannschen
Erziehungsanstalt in Dresden in übernohmen. In dieser Stellung verblieb
er zwei Jahre lang, eine Zeit, m welche die \'eroffenlliohung seiner ürst-
lingsschrift fällt, die uns zu läugerem Yerweiien auffordert.
1) Dftfo BoDiti nn Decemher 1838 der Soeietas Gnee» noch nicht isgo»
hOrt«, lehrt das VeTseichaiader »sodaleac in der jenem Jahr entstammendea
Oratniatlonsschtift, welche Bergka »commenCatio de fragraentas SephocUsc
entbftlt.
2) Aus eben jenem Jahre rührt die anschaoliche ScfaUderuDg Köchlys her,
der wir auch das Obige entnehmen. (iGottfried Hermannp« Heidelberg 187^
&fie, 79,84).
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II.
stimm^ -ind. Ein flüchtiger BÜck aof die erste ond beides teodefe dtr
beidfcü Abhandluntren »De Plat« nis idea tdni« ^die iweite handelt too
den Bestandthetten der Welt^^eele bei Plate-. »De animae mandmnae apod
Flatonem elementis«) kann freilich unser Unheil a!> ein Gberschwänf-
liches erscheinen lassen. Es wird eine alte, längr^t bekannte Lehre: »Die
Idee des Gnten und die Gottheit sind fftr P!at<7 identischt gegen re'.e'".:ch
der wobt bekannt ala Herbart nnd Kant JedaAntorititanaebao iai ihm fread.
Er polamiaiert freimfltbig, wenn ancb mit jener erlesenen Höflichkeit, da
seinen Streitscbriflea allezeit eigen war, gegen Karl Friedrich Hermi«
ond Trendelenbarg in der ersten, wie gegen Böckb und Hegel in dar
zweiten Abhandlung. Er zeigt sich in der philologischen Interpretatioa
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Hermano Booitx. 59
\t erkennt eine Lehre nicht er?t daiin oder darnm als pla-
onisch an, weil er sie für objertiv wahr und wolil d egründet
.alt. Er übt vielmehr an platonisclien üoctrinen die i:nei schrockenste
iTid einschneidendste Kritik. Man vpl. z.B. p. 11: »Itane propter hanc
ncolnniitatem snhlata sensnum fide et experientiae aiicti)ritate notiones id
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60
Da trat deun itach Uoi emem Vierte\jahrhQndert Bonitx toli uvüem 4ui
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61
»dabei weit entfernt von dem Gedanken, durch die« in Aussicht gestellten
Erl^rternngen »eine vollständige Erklärung der« betreffenden »Dialoge zu
geben.c Seine Arbeit »kann und will nur für elementar gelten — ein
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63
scliDiUe uijü die weitere Au&führuug der älteren Aufsätze eine erheblich«
Bereicherung erfahren. Den Kern des liucbes bilden n&ch wie vor die
gen von Bonits lonet der Fall sa eein pflegt. Dftrflro vir eehlielblicb mit
einem Worte an! das biaweieen, worin wir einen Mangel der *Plali>
nisoben Stadien« erblicken, so ist es das Folgende. Dem Bilde PlateM.
welebee ons aoe ibnen entgegenblickt, feblt es allauaebr an Zai^ sei
Ortsfarbe gleichwie an individoeller fieetimmtbeit Die etarken perain-
licben Sympathien ond Antipatbien, von denen der athenische Pblloeefk
wie kaum ein anderer gleich groCBor Denker erfflUt war, desgleichen die
Bedürfnieee eeiner Polemik treten hinter den rein didaktischen Absicbtei,
die ihm zugeschrieben werden, alliueehr zuiück. Man darf freilich keioea
Augenblick verkennen, dafs dies zum Theil mit der Beschränkung des
Planes zusammenbäugt, welche Benitz sich auferlegt bat. Allein es f«falt
nicht au Fällen, in welchen die innere Einheit einer platoniecbeii Sehrifi
uns notbwendigerweiso entgehen mufs, wenn wir es ganz und gar vor»
meiden wollen, jenen mehr subjectiven Gründen nachzuspfiren. Ein Bei-
spiel mag das Gesagte deutlicher machen. Das Band, welches die beides
Haupttheile des Sophisten : das Suchen nach der Detinition des S-^phistec
und die Lehre von des y.urjojv'a -utv fevwv innerlich verknüpft, wird m%n
anch in Honitzens umfassender und hochbedeutsamer KrA-ternng über difsr-
wicliUge Gespräch vergebens suchen. Und doch i>t es r lif ii >li" vi>n ihiii ge
gebene uuzweitelhuft richfiu:*' [»(nitimg diej-er /weiieu Hauptmas-e,* weicht
ons den Schlüssel zum VdrAtandulü des Ganzen nahezu in die Hand legt
Platö unterzieht äeiue Ideeulehre einer tiefgreifenden Modificatioti, mekht
ilin dem Verdacht aussetzt, die Geltung des Satzes des Widerspruches in
leugnen. Ist doch »das Seiende selbst in so vielfacher Weise nicht seiend,
soviel Anderes es gii {Vhi. Stud. S. 173). Diese That.-.ache und
der weitere LuiiLaud, uafs er eeine ohnehin so vielfach iiugetucblen«
Gruudlehre uuumeür selbst umzugestalten für nöthig b<, läfst ibn eine
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Hennana Bomts. 68
Floi bfftiger ond bitterer Angriffe omn8eb«n, vamü vod 8«ito der-
jeoigao, welche der Ideenlebre Tom AnfiiDg ra feiDdllch gegenüberetan-
den ond die Qberdies dieeelben aind, welche man gleieheam die Leibgarde
des Sataee dea Widerapmcbea nennen könnte —
Antiathenee nnd die An-
hänger der megartachen Schule. Dieaem Angriff kOmmt Plate aafor, in-
dem er aeine peraOnlichen nnd philesopbiachen Gegner ala Sophiaten be-
aeiehnet ond Teronglimpft, waa nnter der HOUe einer rein objectiven
ünteraoehung Aber den Begriff dea Sopliiaten mit einem Raffinement von
Boaheit geacbiebt, welehea in der Oeaebichte der Wiaaenacbaften kanm
aeinea gleichen findet. 0 Man aagt daher achwerlich an viel, wenn man
bebauptet: DerTbeil dea Sopbtates, welchen Bonita »die nmacblieAende
Schalet nennt, iat ein Offenaivatoft» der daan beatimmt iat, eine Ver-
ftnderong der Anfakellung an maakieren. Und desgleichen in Betreff dea
Pbftdma. Wird nicht die innere Einheit auch dieaea Dialoges nm Tielea
klarer, wenn wir nna dea fondamentalen Oegenaataea erinnern, der in
mebr ale einem Betracht awiachen Pinto nnd aeinem dortigen Gegner
Lyalaa beateht: awiachen dem Ariatokraten nnd dem Demokraten, dem
Bomantiker nnd dem Phiüater, dem idealen Mythenbildner nnd dem
genrebaften Kleinmaler, dem Hanne der genialen achwftrmerlscben Leiden-
aebnft ond dem Vertreter kalter, berechnender Sinnlichkeit ond wenn —
wir demgeroftlb der Abfaaanng dea Dialoga ein atarkea peraOnllchea Motiv
ond nicht blofe eine lehrhafte Abaicbt ao Qraade legen?
Bonitzeoa platonische Forscboogen bilden den Pankt, an welchem
sieb daa Wirken dieaea anspruchaloaen Fachgelehrten am engaten mit
den grolben geiatigen Strömungen dea Jahrhnnderta berabrt Denn cor
Signator einea Zeitalters geh&rt die Art, wie ea sich an Plate stellt^ ond
dieaea Yerbftttnia iat wieder dorcb daa alleaeit ao ongemeio schwierige
ond vielomatrittene YeralAndnia seiner Schriften bedingt Hier hat Bonite
entacheidend eingegriffen. Sein vorsichtiges, achrittweiaea Vorgehen, sein
Versiebten auf allom fassende LOaongen ateht au den flberkobnen Hypo-
thesen, die vor aeinem Auftreten gang ond gftbe waren, in demaelben
Gegenaata, welchen die gegenwftrtig in nnbeetrittener Geltoog atehenden
natorwisaeoacbafUicheo Methoden so deo aprioriatiaehen Systemen bilden,
die in der ersten H&lfte nnserea Jahrhnnderts die herrschenden waren.
Die von ihm aof dieaem Felde gewonnenen Ergebnisse roftgen in einigen
Pnnkten der Berichtigung, in vielen der Vervollständiguug bedürfen —
and darfiber gab er sich selbst, wie wir gesehen haben, nicht der min-
desten T&oscbong hin ,
—
im grofiien nnd ganzen wird aeine Leistung
rungen ülfr il.ia V\ t'sen der Kometen »Siudien im Gebiete der Psychologie
und der Kik* uFitnistheorie« angereiht und an fiie3e unter dem Vorwand, Flem-
uitte des wisseuachattlicheu Fortschnti» darzulegeu , die allerpersüniichsleu
Malicen gegen T>Ddall, Hofinann n. a. w. geluüpft werden.
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64
feststehen cnd von der Welle nicht hinweggespült werden. Nicht om-
soQSt hat dieser klare, kräftit^'e und nüchterne Kopf ein halbes Jahr-
hundert lang mit den Problemen geronnen, welche die Plate - Forschung
darbietet; nicht vergeblich hat die gesmide Natürlichkeit seines Wesens
auf diesem mehr als anf jedem anderen Gebiete einen leben&laDgea Kaapf
gegen ünnator, Künstelei und Verschrobeuheit geffihrt.
Wir haben den jogendlichen Verfasser der »Disputationes Platonicae«
laugst aus den Aogen yerloren. Durch eine in Gemeinschaft mit einem
Theil der Z^^glinge unternommene Harxreise an Leib und Seele gekräftigt^
erbrachte er üuch ein Semester im Elbeflorenz, dem er zu Ostern 1838
den Rücken kehrte. Zuaacbst ging es nach Berliu, wo er vier Jahre
als Oberlehrer verblieb, vorerst am Friedrich Wilhelms-Gymnasiuro, diuin
am altberühmten grauen Kloster, welches er dereinst als Director lu leiteo
tung seiner Gollegen nicht weniger als die warme Zuneigung seiner SchBltr
so erwerben. Den schwächerea unter diesen half er durch PriTatlectionea
nach, die Verirrten führte er yielfach dorch ernsten Zuspruch nnf dsa
rechten Weg zurfick. Im ünterricht erzielte er durch die gesammelte
Kraft seines Wesens Ergebnisse, welche das Erstaunen seiner Amtsgt-
Dossen erregten. So bewältigte er in der Lectflre der Classiker Aof-
^aben von einem Umfang, welcher den Meisten unerreichbar schien. Und
zwar setzte er, hierin vielfach von dem gewohnten Herkotnraen abweichecd,
die Sache stets über die form, den Qebalt der antiken Meisterwerke über
die grammatische Schale. Die dreizehnjährige Wirksamkeit an Mittel-
schulen hatte ihn endlich einen Schatz von Erfahrungen und Eii;:^ichteQ
') Noch weitere Details über diese Lchcnsahschnitte findet man bei Belle^
manu, S. 5 — 7, dem sich im Obigen Vieles entlehnt habe; die Vor^eschicbt?
seiner Berufung nach Wien schildert Sclienkh dem ich hier und im Folgeadca
Tielfacli verpflichtet bm, aul üruud der Üngiaaibriefe, S. 6—7.
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Hflrmm Bontt«, 65
III.
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HwiTiMn Bonllc.
Zu Ostern 184Ü traf Bonitz in Wien ein und fand sich hier tißer
Aufgabe gegenüber, welcher nor eine eiserne, durch kein Hemmnis ani
keineo Widerstand sd beogsnde Thai- ond Arbeitskraft gewachsen war.
Znoftdisl gaK «a» die too Exner begonnene Ojmnaaia]rafeiiB Bode n u
bringen nnd ine Leben einsnflihren. Se luden an dieaem Behnfa tfglidi
Berathungen atatt, anf deren Gnind er in den IConaten Aptü bin Jaai
1849 den »Entwurf der Organisation der Gymnasien und Bealaeholsn is
öaterreichc (abgesehen von der von Einer sslbst Gondpieitea EiakHaag
nnd dem aUgemeinen Theile) sammt den meisten der im Anhange gege-
benen Instructionen ausarbsitste und der Befision Exneru Torlegta. Si
traf eich ftberaos glQcklicb, dab der Entwurf, welcher vemahmlich das
Werk der beiden Freunde gewesen war, durch den Schftler eiiiea de^
selben sur Verwirklichung gelangte. »Graf Leo Thun find bei seiair
Übernahme des Unterrichtsministsrinma im Juli 1849 dissen 0igaBi8atieBs>
Entwurf bereits ausgearbeitet und unterzog ihn einer eingehenden M*
fbng; auf die Grundsätze desselben rfickbaltlos eingehend, brachte er ihn
zunächst zu provisorischer Einführung und erreichte im Jahre 18S4 die
definitive kaiserliche Sanktion desselbeo.c In der Brust dieses wahrhaft
hoclisinnigen Edelmannes, in dessen Inneres uns sein kOrslicb veröffent-
licbter Briefwechsel mit Anastasius GrQn den wohlthuendsten Einblick
gewährt, wohnten zwei Seelen. Die eine führte ihn zum Abscblnfs des
Concordats, die andere war von reinster Begeisterung deutsche Wissen-
fflr
schaft und von hingebender Vereiirung für seinen Lehrer Einer erfüllt
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Harauum Boolti. 67
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68 Hermaan Boniu.
lich nicht österreichischen Ursprungs. Allein, was drauitseu »im Reich« tis
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HifsuuiD Bolüti. 6d
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70
gendeter Bedeotong fflr die Beorkheilung ?on Fragen ist, die aodi naeb
Ablaof eines Menscbenalten noch nicht aufgehört beben , brennende ss
sein. »Eine solche Änderung ruft alle diejenigen Hftuner sa berechtigtsm
Widerstande auf, welche die Gegenwart mit offenem Blicke betraehtia
und ihre unabweislichen, woblbegrflndeten Bedftrfnisse zu wQrdigen wissen.
Be kUnnte immerbin noch sein, dafs man fftr sukflnflige Geistliche, Bichtsr
und einen Tbeil der sebllnftigen Lehrer an Mittelscbulen den Torgeedila'
genen Lebrplan angemessen Ande . Wir sind freilich dieser ÜberiM-
. .
gung nicht, sondern halten es fftr verderblich, wenn der zukfinftige Bachter
oder Lehrer des eigenthttmlichen und unersetzlichen BildnngstnoflMilSl
entrathen soll, das in den Naturwissenschaften liegt, nnd sind gewi&b
dafs der nichts segensreiches räth, der dem zukfinftigen Seelsorger einen
wesentlichen Zugang zum VerBtändnisse eines Gedankenkreises abschneidet,
in welchem der Aber immsr*
gebildete Theil seiner Pflegebefohlenen lebt.
hin . . könnte und man wohl für diese Lebenswege den neos»
würde
Lehrplan . . ausreichend finden. Man könnte und würde ps aber nicht
für die zuküiifti<,^en Arzte und einen grofsen Theil auch der höbert.teht'n-
den Reamtüu der Staatsverwaltung. Also der zukünftige Arzt, würde
heifsen, welcher i^atein zu lesen nnd zu schreiben kauoi anders in des
Fall kommt, als in seiner Pharmacopoea und bei spinen Recepten. seil
vier Jahre fast ansscMiefslich den alten {Sprachen und insbesondere dsia
Lateinischen widmen? Von dieaer un wieder brioglichen Zeit frischer £bi-
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Hefouuui Boniti« 71
pfiLnglicbkeit Boii nioht eine Stande aof SchärfiiBg dee Bliekee für die
sinoUche Nator Terwendet werden, deren genaoer Anffusang nnd ge-
wiai«nbafker Bebandlnng einet sein Leben gewidnet eeln wird?c . « .
»Ist nnn (tr dieee Lebenswege« (so beitst ee im Folgenden) »dae Oym*
nasliim naeb dem Torgescblagenen neuen Lebrplane nicbt die geeignete
YorbereitQDg • . so ist nur einer ron folgenden swei P&llen so erwarten:
Entweder diese Lebensberafe, die ibrer volletändigsten Ber&drsicbtigong
immer Bieber eein kOnnen, erswiogen sieb eine Umgestaltung der Oym*
naalen, ansscbliefslicb in ibrem Sinne, i. B. so, dsfs den pbilologiscben
Studien im Untergymnasiom die einmal Qblicbe Sbrenbeseugnng gebracbt
seif das Obeigymnasinm aber den modernen Spraeben, der Oescbiebte mit
Ctoograpbie nnd den Natnrwissenscbaflen aosscbliefelicb gewidmet sei;
oder die YorbUdang Ar diese Lebeoswege fiUlt aussobliefslicb den Beal-
ohnlen anbeim. Welebe erscbQtternde Folgen der eine wie der andere
Fall ftr aassre gesammtsn BildoogsfsrbUtnisse baben mflJSite, bedarf
kaiiier Aassinandsrsstsaagfl (1868, 8. 118—115).
Fngt man ans nnnmebr naeb den Erfolgen der Ton den beiden Be-
organisatoren oneeres Gymnasial wssens ins Werk gesststen Beform, so
darf nnsere Antwort also lanten: Das Bildongsnifeaa der bier in
Betracbt kommenden BevOlkerongskreiss bat sieb angemein geboben. Die
wissensebaftliebe Betriebsamkeit ist in Folge der ümgeetaltong
der Oymnaeien nnd der damit Haod in Hand gebenden Qrttnduog der
pbilesopbiseben Facoltäten ond bat siob aof
anÜBerordentlieb gesteigert
Gebiete ausgedehnt, an deren Bearbeitung österreicb Tordem Jabrbnnderte
lang 80 gut als gar niebt tbeilgenommen bat, Wobheranlagte jQnglinge
yarlaseen oneere Gymnasien mit einer scbOnen barmoniscben Bildung und
erweissn sieh in gelehrten wie in aicbtgelebrten Berufen aur Erfftlluog
dar ihnen anfallenden Aufgaben taugliob^). Freilich die ÜberbQrdungs-
klagen wollen noch immer nicht Terstommen; auch jetzt nicht, nachdem
durch eine Beibe tou Verordnungen, insbeeondere in Betreff der Matu*
ritJUsprttfuag, manche H&rten beseitigt worden sind. Allein es darf mit
ZaTorsicht behauptet werden, dafs an diesen Klagen, sowsit sie begrflndet
sind, nicht der Lebrplan Schuld trägt, sondern die nie gans su Tormei-
t) Wenn Panlaen S. 708 auf Grund der Verhandlungen der Im Jahre 1870
sannunengetfetenen Enqn6tecommiadon ein weit nngOnstigeree Bild entwurft,
so iit dagegen tweierlei au erimiem. Einmal Die Wirkungen der neuen Or-
:
ganisation waren ror neunzehn Jahren weit weniger sicher au erkennen als
bentzotage. Waren doch in Folge zahlreicher Neugrflndungen von GymnasieD sehr
Tiele Lehrstellen theila mit ungeprüften, theüs mit zwar geprüften, :t hör ohne
Ahpohierung dps Prohejahrps angestellten Krätten be'^ftzt. Vgi. hierüber die
überrascheuden AugaliMi —
bei Kiedl, S. 52 ö3. Ferner war ein sehr erheb-
Heber Brut htheil der damaligen Lehrer selbst noch aus den unreformierten
oder duch uur halbreformierten Gjuiuäsieu hervorgegangen ^ und ist der be*
treffende firneu erungeprocefs anch hente noch nicht abgescUoneo.
72 HamMu Bonfis.
den statt auf einem einzigen Wege, der fQr Alle derselbe ist In Wahr-
heit nahm das oft in die Irre gehende, aber nicht selten auch sein Ziel,
ond gelegentlich selbst ein hohes, erreichende Autodidaktenthtirn im alt-
Österreichischen Bildnngswesen einen breiten Kaum ein. Daher maüch
»ein Xarr aul eigene laust«, aber auch viel Originalität des Geistes und
Charakters. Aus diesem Grunde die BQckkehr zu den alten Übelstäodeo
zu ersehnen oder ihr Schwinden zu beklagen, diee wftre aioberlieh nicht
minder rerkebrt, als hätte man einst Ten der erstarkenden Staatsgewalt
Terlangt, sie solle das Leben and Eigentbnm der Barger erauUnglieb
ZQ scbfltsen fortfabren, damit diesen die erwftchsige Kraft einee Zeitaltsis
erbslten bleibe, io welebem jedermann avf Selbstyertbeidigung angewissMi
war. Nsbesn jeder errnagene Fortaebritt hat eine Ansabl ibm eigen-
thOmlicber Kacbtbeile in eeinem Gefolge, und die meneidiliche Brfindeam-
keit molk ibr Bemflben darauf riebten, niebt den Forteebritt aofbuheben,
sondern den ibm anhaftenden nnfermeidlioben Übeln #0 Gegeogewieht sa
bieten. In unserem Falle gflt es ohne Zweifbi, alle Keime der Selbst»
thfttigkeit nnd der Originalit&t, welche innerhalb des Babmena eiaea ferrsU-
kommneten Sebolwesens Platt finden, anfs eifrigste au&osoehen mid aaft
sorgsamste au pflegen.
') Die obigen vor nahezu drei Jahrzehnten von Bomt/: geschriebeatfl
Worte (Zisch. 1861, S. 689) gelten für die Gi genwarL vielleicht noch in stär-
keieiu Müiüe als iür die Zeit, der sie eutätammeu.
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Homuma Bonlti. 73
IV.
helfen zu müssen. Seino nur wenige Mim ten vom Theresianuui uiitferiito
Wohnung (im Kiiej i'er.-Llieii Iliiiise, jetzt Nr. 51 der Wiedner Haupt-
Btrafse) glich in ileu Xachmiltagstunden einen* Bienenstocke. Ein Student
reu hte dem andern die ThOre. Bonitz war unerrnUdlich, und seine väter-
liclie Fürisorge erstreckte sich mit nie ermattender Theilnahme auch auf
die Subsistenzmittel, aul die gegenwärtigen und künftigen Aussichten
seiner Schutzbefohlenen. Diese lohnten die rückhaltluse Hingabe mit
wärmster Verehrung. Der hochgeschätzte Lehrer galt seinen Zuhörern
»\n nachahmungswOrdiges Muster, dessen Rath nnd Beispiel weit Uber
den Bereich blofs wissenschaftlicher Fragen hinaus für Viele mafsgebend
geworden ist. »Bonitz sagt, man mQsse dies thon oder jenes unterlassen«
— dies waren Redewendungen, welche man in unserem damaligen Quartier
Wieduer Vorstadt, wo Lehrende und Lernende dicht beieinan-
latin, der
ihn wenige Jahre vor seinem Tode zam letzten Maie id Gastein sab und
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u Hannann Bo&iU.
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Hermaiui Boniti. 75
uuzweiieihal't iiihtig i:iid ebenso die Anwendung, die der Verfasser den
hier entwickelten Grunilhutzen bei der Auslegung einer Reihe von Stellen
(insbesondere aus dem Oedipua aui Koiouos) gegeben hat, bei deoeu er
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76 BfiBiBB Boniti.
1) Ich entnehme das Obige einer Be^rechnng des ersten Heftes jenv
fidtrige, welche ich in einer Wochenschrift (österreichisehe Blitter Ar lüc-
ratnr and Knast, 80. Angoit 1866) vertlFentlicfai habe. Hier darf ich lid-
leicht einen für die Bescheidenheit des Mannes bozeichnendea Zng erw&hnen.
Derselbe hatte das Maouscript eben dieses Heftes im Herbste 1855 seinem da-
mals 23 jährigen Schüler, der diese Zeilen schreibt, »mit der Bitte an strsngita
Durchsiebte übermittelt.
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Hemion Bonlti. 77
AneiMunnng der Krilte, auch ein schweres Erlebnis hatte ihm seine on«
ertilgbaren Spuren aofgedrSckt. Ein hoffnnngsvolles, sftrtlich geliebtes
SObnchen war in Wiener Erde sor lotsten Bobe gebettet worden. »Qe>
brochenen Lebenst nannte «r sich damals seihet io einem an mich ge*
ricbteten Briefe. Bs kam die Zeit, da wir ihn nicht mehr den Ünsem
beilben sollten. Die Bntscheidong, welche anf den böhmischen Schlacht*
feldem ge&Uen war, bildete einen Wendepunkt noch seines Lsbensscbicko
saleo. Bs duldete ihn nicht mehr in dem ron Deutschland staatlioh ge*
trennten (ysterreich. Nachdem er noch im Jahre 1866 eine Berufbng an
die Bonner Hoehscbole abgelehnt hatte, willigte er Jetit in den Antrag,
die Leitung des Gymnasiums snm grauen Kloster in Berlin tu ttbemehmen.
Der national-politische Beweggrund war iBr ihn hierbei freilich nicht der
allein bestimmeude. Bei dem Abschiedsmal, welohea ihm su Ehren Ter»
anataltet wurde, sprach er denselben Qedanken aus, den er damals den
Freunden gegenüber mehrfech laut werden liefB. Seine Bildung sei ron
Hans aus auf das Wirken an Mittelschulen angelegt gewesen, nnd gern
sncbe er an der Schwelle des Greieenalters, welches aur Selbstbeschrla-
kong mahne, wieder Jene stillsre Wirkungsspbira auf. So kehrte er denn
nach einem Tlert^ahriiandert als Dirsctor an die LehranstsH surüek, an
welcher er ein so treffliches Andenken hinterlassen hatte. Die dankbare
Liebe nnd Bewunderung seiner ScbOler nnd Enkelschttler hat aber nicht
an den schwars-gelben Gienipf&blen halt gemacht, sie folgte ihm in die
neue alte Heimat und bethitigte sich insbesondero bd der Feier seinee
siebeniigsten Geburtstags in unTorminderter Stftrke. In seiner Erwide-
rung auf die ihm dargebrachten Huldigungen gleichwie in seinen Lebens*
erinnemngen hat er seiner Freude dartber lebhaften Ausdruck gegeben,
dali seinem Wirken in östemich, waches fireilich hinter seinem Streben
weit aorflckgeblieben sei, von Deutschen nnd Nichtdeotschen, von Mit-
gliedern des geistlichen wie des weltlichen Standes, eine so ehronfolle,
sein MOhen roichlich lohnende Anerkennung sn Theil geworden sei
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78 Harmmnn Bopit».
V.
Wenn Bonitz sich bei seioftr Übtniadlong DMh Berlin der Hoff-
nnn^ hingab, sein LebensachifT nanmehr in sieherem Hafen geborg«o n
haben, so sollte ihm die Enttäoschung nicht erspart bleiben. Das Fahr-
zenp- wfir pbrn mrh nV.iw geetüchttg", als dafs man ihm lange Hafenrast
gegönnt hätte Ii n erwarteten npue Muhen, nene Kämpfe und Anfech-
tungen. Aber einiere Jahre eiiL'umhegten Wirkens und beglfickenden
Schaffens waren ihm jetzt allerdings gesichert. Bei den Einzelnheiteo
seiner Gymnasialleituni? zu verweilen, haben wir Icemon ÄnlafsM Glück-
lich sind freilich die .Tnnglinee zu preisen, welche in athemloRPr Span-
nung an den Lij pen hingen, wc.che ihnen die Schöpfungen eines Plat--*,
. Kj 1^ d by Google
Hmaoii Bonfts. 79
•iMiMOMhr der sogBnäontaii nifdtm ond der hohem ale der hOcheten
KMk, d«a hetlil in nneerem Falle der BeurtiieilaDg der Wahrheit eriate-
Miacber Lehren. Ba fOhrt m
n&mlich lo die Werkatftte dee aehaffen-
den Philoiophen ein nnd läfat nna daa Keimen ond Wachsen Beiner Ge-
danken heUoMhen. Da fermOgen wir denn gar hftofig an erkennen« oh
die Begriffe, welche hei ihm daa gleiche Wortgewand tragen, in Wahrheit
fichObUnge sind, die aaa einer Worsel entapriefaen, oder oh nar eine
trügerische Analogie dasn gefthrt hat, weeentllch ferachiedene Voratellongen
mit dem gleichen Worte to henennen nnd dadurch eine ergiehlge Quelle
Tcrwirrender Zweideotigkelt nnd irrthomlicher ScblQsse an schaffen.
0er »Indexe, welcher den grOCiten Theil dea 7. Bandes der Berliner
Akademie-Anagahe sinnimmt, bildet daa lettte Glied einer hingen Reibe
Arbeiten, deren Betrachtong wir auf dieee Stelle Terapart haben nnd
Uber welche wir nunmehr in Toller Ausführlichkeit handeln Wörden, wenn
wir nicht fürchten mübten, die nna sngewieeenen Grenien an Oberschreiten.
Den Beigen eröffnen die 1842 ?erOffentlichten »Obaervationes eriticae in
Ariatotelia libroa metapbysicos.« Es achliefeen sich 1844 die »Obaer-
fationes eriticae in Ariatoteliaqnse fernntor Magna Moralia et Ethica
Bndemiac an. Ea Ausgabe dea bedeotendaten antiken Common-
folgt die
tan aurMeiaphyaik dee Ariatotelee, des Werkee dee Alezander tonAphro»
diaias (1847), fon welchem bis dahin nur die eine (sweifelloa echte) HAlfte
ToUat&ndig, die andere, ?om VI Buche angefangen, nur auaaugaweiae im
griecbiachen Urtexte an*B Licht getreten war. Ond dieser wichtigen Yorar»
heit ist die Bearbeitung der »Hetaphyslki selbst mit reichhaltigstem aprach-
lidiem nnd sachlichem Commeotare auf dem Fofae gefolgt (1848—1849).
Die durch die Obersiedlung nach Österreich etnigermaliMn in*8 Stocken ge-
nthene Beechftftignag mit den Werken des Stagiriten wird bald wieder
an/genommen, und als ihre reifbten Früchte erscheinen in den Jahren 186S
bia 1867 die fünf Hefte der »Ariatotelischen Studienc, welchen die 18A8
•rOibntlichte Abhandlung »Über die Kategorien dea Ariatoteleac foran*
ging, wfthrend eine Ansabl Ton kleineren Binielbeitrftgen anm Veratftndnia
dea PhiUwophen ihnen theils nachfolgte, tbeils sie begleitete.
Für Aristoteles hat Bonits all das geleistet, waa Ton der lebenalangen
Bingabe einee Philologen an Minen Lieblingaautor erwartet werden kann.
Zugleich aber auch weit mehr als dieses. Der ?on den claseischen Phi-
lologen aalt Jahrhunderten Temacblftssigte Text des grOfsten encyklo-
pidiachen Denkers aller Zeiten hatte doreb die fon Immanuel Bekker
benorgte grofse Berliner Akademieausgabe (1881) eine neue Orundlage
erhalten; aber nur eine Orundlage, nicht ein »wenigstens teitweiliger Ab-
aehlulbc war dadurch erreicht worden. Die mafsgebenden Handschriften,
welche dieser grofise Kritiker mit dem ihn auszeichnenden sicheren Scharf-
blick aus der überwältigenden Masse des vorhandenen Materials heraoe*
gefanden hatte, waren «LeKonQber der vorherigen Vnlgata nicht immer
mit der Strengei zur GeituDg gebracht worden, welche der oberste Kanon
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80 Henzuum Boniti.
Haft dar »Stodian«, walehaa dta laraebiadanan anm ThaU bia dabin toH-
Btftndig farkannten Ariern dar Satafbgaog bafaandalt, bat anaaeblialalieh
gawidmat Mit dar Terwartong dar antikan Coomantara baban dia kriti*
acban Bamarkangan aar »Matapbjaiki dan Anfang gemacht Dia taxt-
kritiaeban Arbeiten, walabe aich auf dia mannigfaehaten Theila daa an-
atotelischen Corpna erstrecken, haben ebensosehr jene obenerwähnte oberale
methodische Norm zo Ehren gebracht, wie sie von dem glQcklicben nad
erfinderiacfaen Seharfainn ihrea Urbebers ein beredtes Zeugnis abiegia.
Hier «regnet es Emendationenc — dieses Wort eines stimm&bigeo Be-
urtheilers, Adolf Torstrik, welches zunächst der Behandlung der >Pn>>
blemec im fierten Heft der »Aristotelischen Studienc gegolten hatte
Anwendung. Das Kleinste und scheinbar
gestattet eine viel umfassendere
dem wirklichen oder vermeintlichen
Geringfügigste, wie jene Frage nach
Unterschiede im Gebrauch der Worte rAHo^ und zd&r^pa. welche d&e
ganze fünfte lieft der »Studien« einnimmt , wird mit derselben hinge-
benden Sorgfalt behandelt, wie die h^rlisii n auf Wesen, Wert und Wahr-
heit der aristotelischen Lehren bezüglichen Fragen. Üeun der Commeutar
y.iir »Metaphysik«, in diesem Betracht ein ünicnm der i^hilologischen Litte-
ratur, begnügt sich nicht damit, den Wortlant dt's 'i't'\le> festzustellen,
die jedesmaligen Abtiiciiien de^ Autors zu erKiünden und die geschicht-
lichen Bezüge seiner Doctrinen zu beleuchten; er erhebt sich auch zu dem,
was wir die Kritik im höchsten Sinne genannt h;iben, nämlich znr Be*
urtheilung des Inhalts des Werkes, ja der Gesaiumtleistung seines Ur-
hebers. In letzterer Richtung kann ich nicht umhin, eine bedeutsame
Stelle, welche Bonitzens Gesammturtheil über die Voiiüge und Mängel
der aristotelischen Geistesart enthält, hierher zu setzen. »Is enim ut eet
diligentissimus in cognoscendis rebus singulis, quarum ingentem et prope
ineredibilem anlma complexos est adentiam, ut est acotoa et inganieaas
in redigendia bis singulia rebus ad sommas, quas diatinxit, omninm aotiam
categoriaa : ita quum de iacieodia aitiaaimia deetrinae fandamantia et de
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fiermanii fionitt. 81
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HenMoo BooSte.
Abschiedsfeier bedeute. Und doch war es nicht anders. Nur noch wenige
Monate, und Bonitz scliöidet iür iiuoiei vuu dem, was bis daian dea vor-
nehmsten Heiz und Inhalt seines Daseins gebildet hatte, von Forschung,
Lehre ond sdiriftatelleriaeher Th&tigkeit Die Thoren der Hinisterial-
boreanx schliefen aiefa hinter ihm, nm ihn niehi wieder freiingeta.
VI.
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Hemaim fiooiti. 83
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84 BerauiD Booits.
walelM dtraalba Mann 1849 ra der Doua ond 188S u te S^na tar
OtltODg brachte. Dab hiar wia dort dia arbgaaaaaaaaB MAebta ihiaa
altiD Baaita mit Hartoialrigkait farthaidigtaa» dafii liiar wto dort dia tiaf-
ainMbaaidaada Naoaron; aich ntobt ohna 9Mi und SehwiarigkaÜ «all*
VIL
Wenn unser bisheriges Bemühen kein völlier vergebliches war, so wird
es nicht mehr vieler Worte bedOrfen. um das Bild, welches wir zu zeich-
nen versucht haben, der Seele dea Lesers deutlicl) und dauernd einzuprägen.
Der berühmte Sohn Langensalzas war sicherlich einer der gröfsten Philo-
logen einer Zeit, der es an grorsen Philologen nicht gefehlt hat. An Gelehr-
samkeit mochte er manch einem Geringeren nachzustehen scheinen, vor-
Mhinlieh dirnm, weil iliDi jedw Wissensprank ebenso fremd war, wie die
EuDit, über die Grtnstii mIm
EOnnen« oiiiBii t&aBchenden Nebelschleier
SQ wbreiUn. An firtnoser Vielg^hifliglteit haben 6t ihm mwMsh« in-
TOfgetban, an naebbaltig^r Wirkung ibn nor wenig« ftbertroffen. Er woCrte
Hiebt fon Tielam etwas, sondern er beberrscbte einen immerbin weften«
aber doeb
das Heisters.
M
noBebriebenen Kreis von Gegensttaden mit der Sieberbeit
Dieser Kreis nmspannte ein betrftobtlicbes Tbeilgebiet der
dassieeben Pbilologie nnd find in Segmenten, weiche anderen Bereieben,
namentHeb der Fbileeopbie nnd Pädagogik, angeboren, eine willkommene
Ergftttinng. Qenaner geeproeben, Mine pbilosopbieebe nnd pbilologisebe
Bildnng erginslen einander nicht änsserlich, sie standen vielmehr im Ter*
hiltnis innigster, frocbtbarster Weobselbeiiebsng. Die Philologen, welche
anf Dilettanten aller Art mit so bocbmQtbiger QeringschUinng berabia-
aeben pflegen, sind selbst gar bftnfig die allerscblimmsten Dilettanten
— nämlich jedeemal dann, wenn sie sieb mit einem Gegenstand befassen,
den sie gleichsam nnr von anfsen, von Seiten eeiner spracblicben HQlle,
nicht aber in seinem inneren Grund nnd Wesen xu erfassen nnd kq be-
artbeilen vermögen. Anders ein Mommsen oder ein Bonitz. Wenn ein
Kopf ersten Banges oder ein Geist von hoher philoso-
politisch geschalter
phischer Bildnng —
ansgestattet mit dem vollen RQstzeog philologischer
Technik nnd spezieller Sachkenntnis —
jener ein geschichtliches Denk-
mal, dieser das Werk eines Denkers erläutert, zergliedert oder wiederher-
stellt, dann hat man das frohe Gefhhl, anf einem Punkte all das ver*
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86
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Uvriuaua HouiU. 87
ANHANG.
I.
BeoQtzt wurden bei der Abfassoog dieser Skitzo in erster Reibe die
on BoDÜs selbst niedergeschriebenen Mittheilungen fiber sein Leben in
Heidemann's »Geschichte des grauen Klosters in Berlint (Berlin
1874). S. 313—318. Dieselben sind jedesmal dort gemeint, wo eine Stelle
mit Anf0hrQn£r97eichen erscheint, ohne dafs eine bestimmte Quelle ntD*
haft gemacht wird. Ferner Tornehmlicb:
Karl Sehen kl, Bede bei der Trenerfeier llkr Hemann Booiii im %1. Octo-
ber 1888 im Feetoaele der ünirersitU Wien gehalten (Wien 1888).
Ludwig Bellermann, Zar Erinnerong an Hermann Boniti, Vortrag
gehalten in der Berliner Oymnaeiallehrer-Geaellsehalt am 21* No-
vember 1888 (Berlin 1880).
Wilhelm Ton Härtel, Beniti nnd sein Wirken in öeterreieh, Vertrag
gehalten in der Bitaiing der »Mittelschule« vom 16. Deiember 1888
(Lins 1889).
Friedrieh Panlaen, Gesobichte dw gelehrten Unterrichte anf den
deotechen Sehnlea nnd Unirersiiiten (Leipiig 1885).
Bob. Chr. Riedl, Über die Vorbildong tnm Lehramt an den Hittel-
Khnlen (Programm des therosianischen Oymnasinms, Wien 1886).
n.
Eine ungedruokte Jugendsohrift.
In seinen LebeoBnachrichten erw&hnt Benitz einer von ihm n Leipeig
»im letzten Semestert seines »dortigen Stodinms abgegebenen nnd von
der Facnltftt gekrönten philosophischen Preisschrift«, auf Grund deren
ihm im Jahre 1838 der Doctorgrad verliehen wnrde. Mein Wunsch, diese
Dank der freondücben Vermittlung
Erstlingsarbeit kennen zu lernen, bat
des Dr. Karl Boresch in Leipzig nnd der nicht genug- zu rühmenden
Liberalitclt der dortigen philosophischen FacuUät, insbesondere des Vor-
standes des üiiiversitatsarcluvs Geh. llofraths ZarncVe, soino unges&amte
Verwirklichung gefunden. Es wurden mir zwei Mauuscripte zugesandt
mit dem Bemerken, eine«; von beiden müsse das crepuchte Opus sein. In
der That unterliegt es nicht dem iiiiiidesleu Zweifel, dafs die Preisschrift
mit dem Motto aus Scotns Erik'en;i: »Nihil aliud est vera auctoritas, nisi
rationis virtute cooperta verila?,« präsentiert den 2. April 1836, das Werk
Bonitzene ist. Schon das Datum der anderen Ende Juli abgegebenen und
den 3. August 1885 präsentierten Preisarbeit uiit dem .Motto; »Facilis
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88 UerioaiiQ Booiu.
ARGUMENTUM.
FEOOEMIÜM.
Qnaeetio de Absolnti idea, nt principio philosophiae proponiiur [
1-5.
Qaoraodo perventum sit ad ideam Absolutio bistorice expücatar p. 6-1^:
eins notae neceseariae recenaentur p. 19—26 et secuodum eaa omoia dis^*
tatio dividitor p. 27.
GONGLUSIO.
ünus ex Omnibus Abeolutum tamquam principinm constanter leuuit
ParmenideB p. 143—147.
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90 Hw— IUI BoDits.
die Lehre Picbief, als er ihr in Folge seiner Riehtang auf NsturlonehMf
und durch Spinoza beeinflofst, etwa» binzufOge. 8. 19 wird fiimmrn
fassend gezeigt,»quomodo a Kantii eentoniia ad philosophiam Absoloti
continuo quodam progrossn perventam Bit.« Zneleich wird eeeen die
Philosophie des Absoluten ein stark sarkastischer Tod angeschlagen i::
dem Satze: »Quippe glonari nr»n posstimus nobis contigisse Absoloti ia-
nicht eingehen; er spart diese Polemik, so dürfen wir bemerken, aaf die er«tt
der «bitputationes Platonicae duaei auf, die zwei Jahre später erschiene!)
bind. Doch wird schon hier ein Argument vorweg genommen. »Hoc unoiE
Hermannum omnibus fere
liceat certe contendere, locis allatis eo abutL,
quod non simul eorum neiuoi respicit.« Vgl. Disp. Plat. p. 6:
»Est antem haec quaeetio eiosmodi, ut neque ex propoaito reipablicaa
loco . . . dififlohi qneat, neque allato «lio qnodam singulari Imo . • . sid
vaAe» 9X onivorBi sjstematU n«xn reeto d« r» dyndimri pMät
Eine oicht mioder schligeiid« ÜbeninetiiDiDung beaftdit twiacliMi:
P. 94 dtr FnSmMh und Ditp. Fiat, doia p. 98.
Dwm mim vel deos gODue hiiiiia^ Sicot enim omnlno apod ganiM
nun dio eolnit, anteqonm philoso* ae popnloB religio daommqna caltai
pliari qnidam ineiperent; dei et no- molto est pbiloMphiae atodla aatf>
Dtn r0for«itor et notionera qnandaai quior, ita etiam singuli quiqoe iMh
habent in animo infiiam non minus mines diu ante dei vel deornm ne>
üt qoi a phUosophia pronna alieni tienem, licet satis obscnram et
annt,quam qni in ea qnom naiime sam, conceptam habent» aiiteiiaaB
Tenaatnr. pbüoeopbari in ci plant
timore id quaerit, qimrl ost, boni scriptoris instar, qui res gestas ncii uti
eas fuisse optaverit, ^ed uti fuernnt, sine ira ac studio repraesentat, vel
magis ctiam iiibtar mathematici,« eto, P. 46 werden Stellen aus Plak^s
Mono und Eutiiydem besprochen, gleichwie p. 52 Sophistes und Politicos,
p. 64 Philebus, 89 aufser den schon genannten Dialogen auch Phaedo an-
p.
geffibrt und erwähnt wird. Ein scharfes Tadelswort wird p. 46, Anm. 2 gegec
Anstuteles laut, indem es von seinen Kunstausdrücken duvafice, ivdpysta
und ivreke^eia beif&t: »Sed haec aihil nisi vocabula sunt, rem non ex-
plicaut.« P. 61 und 62 ist von den Denkschwierigkeiten die Rede, welche
für Plate in Folge der mangelliaften Aosbilduug der Logik vorhäudeB
waren und die man nicht mit den modernsten Philosophen fertoschen
dürfe. Daä platonische System wird p. 89 einer einschneidenden Kritik
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HermtiiD fiooiu. 91
unterzogen: die Ethik liabe hei ihm diR PhvsiV pescbädigt, zum Theil
habe aucii das ümp-ekelirte stattgefunden. Hegels und Schleiermarhers
Lob der Dialektik im Parmenidos wird aurückgewiesen p. 102. Nebenbei
wird gegen Herbaris Deutung einer StoUe jenes Dialoge [Werke XII, 69
— 70] Einspraclie erhoben.
Spino/a ^'i]t ihm als der trewalticste Vertreter der eregneriRchen These,
uud seinem System ^ir i daher eine besonders umfassende und eindring-
liche Bestreitung gew: Imet p. 92 - 97 niul 102 — 122 Von äufserster
Schärfe ist die Bekämpfung Scbellings und Hegels p. 76, p. 82 — 83,
p. 140 sqq. Der mathematisch Gebildete verräth sich p. 125. Herbart
uod Hartenstein nennt der Verfasser p. 143 seine Meister, denen er nach*
zaeifern bestrebt sei.
III.
Wir entsjireolieTi dem Wunsche der Redaction, indem wir ein inf>prlichst
I. Plato:
Diapotationes Platonicae duae (Dresden 1837, Progr. des Bloch-
mann* Vitzthum sehen Gymnasiums).
92 Bemaoa Boniii.
2. ARISTOTELES.
Obeervatioiies criticae m Aristotelis libros metapby sicr.g
(Berlin 1842, der erste Abscboitt im Progr. d. Gjmn. sum grsBes
Kloster).
Observationes criticae in AriBtotelis quae feruntur Maena
Moralia et Etbica Bodemia (Berlin 1844, Progr. dee SteUioer
Gymnasium).
Aiexandri Apbrod isiensis commentarius in libros metapbj-
81 cos AristoteliB, recensuit H. B. (Berlin 1847).
Aristoteliß Metapbysica, recognovii et enarravit H. B. (2 voll. Boos
1848-1849).
Ober die Kaiegorien des Aristoteles (Wiener SittungsbericbU
Bd. 10, 1858).
Aristotelische Studien (5 Hefte 1862, 1868, 1866, 1867, Wiener
Sitzuiigsber. Bd. 39, 41, 42, 62, 66).
. Kj ^ d by Googl
Hwnuuiii Booits. 93
BMtnaioD«» ton:
Domanofiki, AnthroiMtlogit des Aristoleles (Z. 1866, 8.282).
Bi6lil, Aristotolis de bMlitodine hmnanA dootriiM (Z. 1869* 8. S26—828)«
BerDijs, Dm Dialoge des Arietotelee (Z. 1864« 8.218—221).
R ose, Arletoteles {»seodepigiaphuB (Z. 1864, 8.222—228).
Mikleaieb, Verba impersooalia im Slavischen (Z. 1866, S. 744 — 749
[zam gröfsten Theil auf aristotelischen SpracbgelHraoeh bezflglieh]).
Heiti, Die verlorenen Schriften des Aristoteles (Z. 1866, 8.771—777).
Spengel, Aristotelische Studien (Z. 1866, S. 777—804).
Bocken, De Aristotelis dicendi ratioae (Z. 1866, S. 804—812).
Karsten, IiixnXixtou eig vä '^Mmrc^ovc ngpi oupa»ou hm^^mffM (Z.
1867, S, 631-641).
Beraays, Obersetzung der ersten drei Bflcher von Aristoteles' Politik
(Ztschr. t das tijfDaasialw. 1872, 8. 891 — 696). 8. auch Abthsi-
luog 13.
Lasaulx, De» Sckrates Leben, Lehren und Tod (Z. 1858, S. 848-852).
5. HOMER:
Über den Orsprong der homerischen Gedichte (Vortrag, gehalten
im St&ndehause zu Wien am 8. M6rs 1860, 6. Anfl. beeorgt von
S. Menbauer 1881).
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94 Rtmaan Boniu
I
Becennoiieo fon:
Wildauer, Plan und Einheit der Ilias (Z. 1850, S. 715-716).
Mrniak, Quaestiones Homericae (Z. 1853, S. «83—684). >
S. 771—772).
SchDeidewio*8 Ausgabe des Sophokles (Z. 1856, S. 688— 662; 18S7,
S. 198—205).
Lft Boehe, Über di« Gronaidee des Pbiloktetea toh Sophokles (Z. 185Y,
8. 2T8— 879).
Wiener, Die Bedeetnog des Chors in der Anttgone des Sophokl« (Z-
186T, 8. 879-880).
Lepsif, Die »Sieben gegen Theben« ton Aeschylos, TerKHchen mit
8. 459-474).
Behdantz' Aoagabe dee Deoioeihenes (Z, 1861, 8. 466—469).
Vömel, DemooHienis eentiones (Z. 1861, 8.469-474).
Oonperz, Demoeibenes sls Staatsmann (Z. 1864, 8. 878 -878).
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HernanD Booite
9. OrieoMiolio LHtirahirgeaohiolita.
Becensioneii von:
Doslal, Karzgefafste Zusammenstellang der Litteratur der Qridcheu (Z.
1854, S. 580).
Nicolai, Oeeeliichte der griechieeben Litteraiar (Z. 1867, 8. 68—62).
II. SohulbiiolMriHttnrtiir:
Beoenatonan ynmz
L. Brieker, Lebrbneb dar Geometrie (Z. 1860, 8. 97—108).
L. Briaker, Lebrboeb der Algebm (Z. 1860, 8. 108—118).
K. Ziegler, Blementarbflcblein der griecbiaeben Spracba (Z. 1861,
8. 212-314).
Beat and WOste mann, Anleitung som Überaetaen aoa dam Deotacben in
daa Griechische (Z. 1861, S. 215).
Me tager und Sebmid, Qriecbiacba Cbreatomatbie (Z. 1861, 8. 808
—804).
Scbnitaer, Chrestomathie aoa Xenepbon (Z. iBr.i, S. R05 -807).
Sannesi, Compendio di grammatica greca (Z. 1857, S 369 -376).
Leute, Lehrgang der griechischen Syntax (Z. 1857, S. 452— 458).
Bemerk Dneen zu Wilbelm's Abhandlung Ober die Lehrbücher der
lateiuiecben Grammatik (Z. 1861, 8. 165—166, 848).
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96
Ürtbeiie Olr>€r den »Entwarf der Organisation der Qjmnasien und K*ä1-
schukn in Österreich« (Z. 1850, 6. 47 — 80, 130- 160, 231 — ^40,
625- 639, 702 — 714, 871-882).
Über den Unterricht im Altdeutecben (L. 1850, S. 228—231).
Üb«r Schulgeld (Z. 1850, S. 392-397).
Beeension ton Oabrial, Über dta Zwack and dia Mittal dar Gjmnaaaal-
bildnng (Z. 1850, 8. 569—560).
Übar die Binriehtong der Frogravima (Z. 1860, 8. 808--564).
Baeenriaa von T. A. Matasaebab, Wann wird daa Stadivai dar Matha-
matik aafbOna, vialaD gabiaaig «i 1860, 8. 089— 04f)i aatalF (Z.
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Bflfmian Bunks. 97
Über die Inderoag dee GymBaaiallebrplaaa fftr daa Lateiaiicbe aad die
887—869, 611-617«
pbileaopbiacbo PrepAdealik a. a. w. (Z. 1866, 8.
686-681).
BeeeBBioii vob 8BbadJa, 8ebale aad LebeB (Z. 1866, 8. 691—698).
> » Drageai, Über daa Verbtttaia des Haaeee aar 8ebale
(Z. 1866, 8. 698)b
BaeenaioB' feii Oreeebaer, Bia Wort Aber die GjraiBaeialbUdaBg« wie
sie Jetat aageatrebt wird (Z. 1866, 8. 698--698).
Aamerkaag aa F. ?. HdBigaberg*a Abbaadlaag Aber die SemeetimK
leagBiaee <Z. 1866, 8.706- 718).
HAMlofi. IM. 7
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98 Hmatia Boote.
S. 263—264).
Besprechung der Verhandlungen der 18. Vereammlnng deotscher Philo-
55—56).
Der Unterricht im Griechischen an den französischen Lehranstalteo (Z.
1859, S. 672-074).
Recension von Schmid's Encykluiadie des gesaromten Erziehangs-
Unterrichtswesens (Z. 1859, S. 672-074).
Zusatz so dem Au&atze Lindner*s über Erziehnng und ünterrieht tif
den Gymnasien (Z. 1859, S. 858-870).
Bemericnngen an Bessere Abbandlong ans der Schule (Z. 1860, 8. 310
-836).
Die Interpretation der griecbiscben nnd römischen Classiker an Dnsfrm
Gymnasien (Z. 1860, 8. 607—686).
Anzeige Ton yani6ek*s Scbematismns der Ooterr. Gymnasien d. b. v.
-636).
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HmuHui Boolts. 99
eraeichnen:')
'^Verbesserongen warn Commentar des Aleiander fon Apbrodisias Aber das
dritte Buch der aristeteliseben Hetaphysik nebst einer Denkschrift
Ober die Wichtigkeit dieses Cenmentars sor Metaphysik (Monate-
berichte 1844^ 8. 184).
Robert Scliramm,
geb. 5. April 1806^ gesk 19. Doiember 1888.
Olatz, aus.
Geboren den 6. April 1808 in LeobschQtz O.-S. als Sohn dee dortign
Gymnasial -Professors August Schramm, trat Robert Schramm 1819 anter
dem Direktor Yeloneck in die III. Klasse des Gymnasiums seiner Vater-
stadt ein und wnrde im Augast 1826 mit dsm Eeife-Zengnisse Ko< 1 iv
Universität entlassen.
Er studierte zu Breslau zunächst die Rechte, entschied sich im Mai
1826 für das Studium der Philologie und Philosophie und arbeitete s?t»
Ostern 1827 bis Oktober 1828 unter Leitung des i'rofeasors Schneider
mit »rühmlichem Fleifaec als ordentliches Mitglied des philologisciMi
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Bobert Sdinmm. 101
SemiDars. Dann siedelte er nach Berlin Ober und erwarb sich auch hier
als ordentliches Mitglied des philologischen Seminars das oneiDgeschr&nkte
Lob der Leiter desselben: Prof. Boeckh, Bernhardi, Lachmann In diese Zeit
fällt seine üntersuchoog Qber die »Echtheit des Platonischen Dialogs üip-
pias maior.« Eifrig hörte er: Boeckh, Zumpt, C. Ritter, Hegel und erhielt
II. 3. vv. 277 sqq., erwarb sich durch sie in den alten Sprachen die Lehr-
bpfähigung für alle Gymna^ial-Klassen tmd leistete vom September 1830
bis August 1831 unter Direkior Kabath am KÖnigl. Gymnasium zu Gleiwitz
mit besten Krfoigen sein Probejahr. Von hier nach Breslau an das Kathol.
<Jvirinasium als Hilfslehrer berufen, erhielt er unter dem 30. November
1833 seine feste Aii^telli;ntT an dem Königl. Gymnasium zu Glatz und blieb
diesem die ganze Zeit seines feruereo Wirkens and Lebeos treU| dieser
Anstalt und dieser Stadt.
Unermüdlich weihte er seine ganze Thatigkeit der Blöte dieses Gym-
nasiums. Er flbernahm 1834 die Bibliothek desselben, ordnete und katalo-
gisierte 1839 ihren Bestand mit aufopfernder MQhewaltung, so dafs
bis
sie ein sprechendes Zeugnis seiner Genaoigkeit, Sorgfalt und Unermfld-
iiclikeit ist und bleiben wird. 1839 wurde ihm die Kassenverwaltung
übertrai^en.
Eine ununterbrochene Reihe von ohi euvollen Anerkennungen der Uohen
Vorgesetzten BeiiÖrde beglüiteteii seiue Amts- und wissenschaftliche Thatig-
keit So wurde er im August 1843 zum zweiten Oberlehrer befördert mit
Befreiung von der Prüfung pro ascensioue, erhielt im März 1857 in An*
•rkeQonog auch seiner sebrifMallerischeB Leistungen die ProfessorwQrde,
wurde im Febrotr 1877 dnreh die Terleibong des Kronen-Ordens 17. Klasse
und am 21. Angnst 1880 ans AnlaCi saines SOjfthrigen Amtsjubilanma mit
dem Kronen-Orden m. Klasse ansgeseiehnet
Vom Angost 1882 trat Prof* Dr. Schramm aof eigenen Antrag in
1.
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102 Uoberi öchramm.
Kiffl Pleitner,
gib. «m l. Febniar 1810^ geat an 10. Ifftim 1888.
Am 10. Min
1886 sterb Iii MOndiMi dir k. Sehnlni Karl PloUntr,
riD.SebolniAiio, wdehw 44 Jabn als Oflbntlicher Labrar und daranlar fall
87 Jahre ala Rektor eiaee Gjnnaaioiiia dem üntenichte und der Bnkbaaf
der Jugend gelebt hat
Pleitner werde tor Zeit, a)e T^iel unter bayerieoher Bmcbaft etui,
am 1. Februar 1810 in Innebroek geboren. Bald nachher kam der Vatv,
fom Zenghaoptmann bell^rderti naeh Mfinchen» in deeeen Schalen EMtair
seine wiaBanachafüiche Bildung erhielt. Besondem Eiofiels mag aaf im
jnngen Gymnasiasien der damalige Eektor nnd Klafsprofessor Job. t. God
Fr61ilicfa gefibt haben, der >om die Wissenschaft und die Jagendbildeag
80 verdiente^ dabei so bescheidene und wohlwollende ond ?en allen, dii
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Karl Pieitner. 103
laiehneter Weise genügt, den Lehrern nnd Scbfllem als Muster voran-
leochtet und die einen wie die anderen mit fester Hand leitet und zu-
sammenhältc — »für sein eifriges nnd ersprieblichea Wirken wiederholt
4ie wohlverdiente Anerkennungc ans.
Ein neues Schülerelement und eine mit den Jahren stetig steigende
Anzahl von Schülern führte das am 1. Oktober 1862 erOCTnete bischöfliche
Knabenssminar der Anstalt lo. Pleitner begrOfete es als ein taebr freu-
104
diges Ereignis ?on gröfster und daaerndpr Hedoutung« «nd der Hoch-
würdigste llorr Bischof von Auf^sburg eprach ihm wiederholt die Ge-
fühle Mioer »wärmbt^n Dank bar keit«^ aus. Die Anstalt zählte im letz Leu
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Jüuri Pleitner. 105
uiufste sich aber auf eine kleinere, nur 26 Seiten in 4^ umfassende, kritische
Abhandlunt,^ über »des Q. Valerius Catullus Epigramme an und über C.
Jul. Caesar und Mamurra« b<»Hrbränken denn bpi den damalig-en Unruhen
;
ralen Partei, für welche er in Freundeskreisen thätig war; doch den Hoden
der ÖCTentlichkeit wollte er nicht betreteu. Seine Eides- und Königstreoe
bewährte sich in besonderer Weise im Jahre 184ö in Speier, als die da-
malige re?olutiou&re Begierung der Pfalz den Eid auf die Reichsverfassung
d«8 Frankfurter Parlamentes und Gehorsam für sich auch ?on den Pro-
ftiMr«D dtr Studienanstalten forderte. Beides verweigerte er on4 lofort
•rfelgit aoeb atin« Ateotemig dnreh die provisorische Regierung. Doch
•dwii Bach drai Wodm «ar dii BafolntioD in dar Pbls bawUligt and
wnrda Plaitoar mit dan flbrigan abgaaatiton ProÜBaaoran tob dar k. Ba-
giemng wiadar in aaina SMla sorflekbarnfan nnd ihm »dia AUarhOehata
ZofHadanbaii 8r. KtoigUcban^M^aattt Ar aaina pflicbttraoa Handlonga^
wniaa wftbrand dar aMimiacban Taga ra?o)ntionlinr Bawegung in dar Pbbc
ausgesproaban.
Am 4. Oktobar 1867 laiabnita Sr. Mijaaai dar KOnig dan k. SUidian-
raktor Plailoar ana darah Yarlaibnng daa Blttarkraniaa I. Xlaaaa daa Tar*
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106 Karl Pleitoer.
Diilingen. Daieenbergar.
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0. WUhtlm Goiarau. 107
O. WUlielm Gotoan,
geb. 28. Septenber 1610, gest 1. Jftootr 1888.
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108 0. Wilhelm Qoltema.
Bei der Umwandlung: der Anstalt in eiue Realschule niufate er sich ein
anderweitiges UnterküinmeD suchen. Während cinrr Keihe von Monaten
waren bei der auch damals vorhandenen Überfülle v ri Schulanits-Kandi-
daien all seine BemQhungen umsonst, bis er — im Jahre 1835 durch
Direktor F. Ranke au das Quedlinburger Gymnasium zur Vertretung einee
erkrankten Ulerlphrers berittiii wurde, zunächst freilich ohne die Gewifs-
heit einer Entschädigung, die ihm später iui Betrage von 30 Tbalem für
eine dreivierteljährige Arbeit zugestanden wurde. Aoch für die Folge bot
sich ihm Gelegenheit au der Anstalt zu bjeilten. Nach drei Jahren ward
er als vierter Kollaborator fest angestellt, und als er nach weiteren vier
Jülaen ein Gehalt von 300 Thalern bezog, führte er, 82 Jahre alt, seine
Frau, eine Quedlinburger Bürge rstochter, heim, die ihm eine treue Ge-
fährtin seines Lebens gtbUeben ist. In Quedlinburg verblieb er bis an
das Ende seines Lebens; in stiuer Anspruchslosigkeit und bei seinem
Hängen am Gewohnten verschmähte er es, nach vorteilhafteren Stellungeu
aoszamin. Dazu war der freundlich gelegene Ort, dessen Umgebung seinen
regelmälsigen Spaziergängen und Wanderungen willkommene Ziele bot,
ibm bald li«b gewordao. hat so lieb, wie sein onTsrgeblicbes Nanmbnrg.
GofeiaQS ünterriobt lag von Anfang an vorwiegend in den oberen Klansea;
daa Latein wurde der Hittelponkt eeiner Stadien nnd ssiner Thätigkeit in
der Sebnle, docb hat er eine nicbt geringere Liebe der QeecUehto nnd
dem Hebr&isehen sagewandt. Im Jahre 1870 —
nach dem Erscheinen
eeiner lateioischen Sprachlehre —
wurde er sam Protaor ernannt In-
swischen begann ein Angenleidea, mit welchem er bereits fHkhsr mehiCieh
sn kimpfen gehabt^ einen immer bedrohlicheren Charakter ansonehrnsn;
dasselbe reranlafsts ihn, nach einer 4SjUirjgen Dienstseit er wir —
damals srster Oberlehrer und Prorektor —
om seine Rnflassong ans dem
Amte nacbsnsDchen,' die ihm mit dem 1. Jnli 1876 unter Yerleihnng des
B.-A.*0. IV. Klasse bewilligt ward. Mehr als 12 Jahre hat er den Biihe-
stand genoessn bei einer bis in die lotste Zeit fortgesetsten wiasenadmlW
liehen Thätigkeit, soweit die Rflckeicht auf die notwendige Schonong der
Aogen eine solche irgend gestattete. Leider betraf ihn in den Weihnachts-
tagen des Jahres 1884 ein schmerzlicher nnd verhängnisvoller Unfall, in-
er bei seioen SehOlenit wie bei denen, die ihm sonst im Leben n&he ge-
tretui» sich erworben, davon legte eine Reihe teils öffentlicher Kondge-
bangen, teils privater Zuschriften an die Witwe des Entschlafenen bei
Bekanntwerden seines Todes Zeugnis ab. Sein zähes FpFthalten am be-
währten Alten, das ihn oftmals zum Inndator tpmporis acti mfiehte, ein
in jeder Wciso koriKcrvativrr Sinn, der Mut der Konsequenz, eine nnbe-
dincrtc Pflichttreue und StieiiL'^e geg'en sieb selbst erinnertr-n bisweilen :in
jenen alten siUenstreniren KOmor, dessen Bild er vor dem geietigen An^'O
«ier Schüler so geschickt zu zeichnen wufste. Als Lehrer war Gofsrau
eiiiö durcbaiis eiprenartie-e nnd bedeutende Persönlichkeit, Ganz seinem
Berufe hinu:egeben und von dessen sittlicher Bedeutung' erfüllt, im Besitze
seltener Kenntnisse wie eines klaren, den Stoff dnrchd ringenden und be-
herrschenden Verstände-^ wurmte er auch ohne rhetoristiiiei» Aulwand, der
ihm weder zu eieen u^^ Ii aucli synipatliiüch war, olme didaktische Knnst-
mittel und doch in sicherer, aus der ganzen Persönlichkeit hervt»! gegan-
gener Methode seine Schüler für die Sache zu erfassen, mochte er nun
die klassischen Erieugnisse der römischen Litteratur interpretieren, oder
die grammatischen und stilistischen der fremden
Eiis'enttimlichkeiten
Sprache erklären, oder Geschichte alter wie neuerer Zeit in seiner ein-
fachen und doch ansprechenden, oft ergreifenden und nachhaltige Ein-
drücke hiiiterliissen den Art v irzutragen. Wie ihm selber jede Oberfläch-
liclikeit veihalt«! war, bu strebte er auch in heinom Unterrichte nicht nach
äufserlich glänzenden Erfolgen, wohl aber danach, durch die rechte Kr-
kliiHDg des Gebotenen den Verstand und die Schärfe der Auffassung zu
fllMn and durch die Art der Übermittelung auf das Gemüt zu wirken.
Oofeniü imr ein eotecbiedener Verteidiger des Lateinischen als der
GrandUge gymiiaiiBlffr Bildung. In ihm sah er den notwendigen Mittel-
punkt der yvpLvaaki dee jogendliehen Oeietee, der in wieeenecbaftlicher
Tbfttigkeit enogen wtrd«i
eollte. Mit wabrlnftem Scbmene eeli er dt-
her die frühere berracbende Stellung deeeelben mebr und mebr in Frage
gestellt, wie er aneb mit dem im Betriebe jenes Faebes beste geltenden
Omnda&tien neb Tielfacb nicht an befreunden vermoebte. Hiebt viel
während der Stande aus dem Scbriftateller flbersetien so buaen
pflegte er
^
(der Umfang der Lektüre wnrde dnrcb eine jeden Monat eorgflltig kon- \
wie sie in dem Babmea onaerer jetzigen Arbeite*
trolierke PriTatlektflre,
}
ferteilong nieht annähernd mebr anslbhrbar ist, erbeblieb aosgedebnt),
weit mebr kam es ihm anf ein grftndlicbes nnd allieitiges Versteben nnd
Erlbssen des hier Gelesenen an. Er maebte dabei strenge Anforderungen i
an die Präparation wie ancfa binsicbtlicb der Aneignung des in der frfl-
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no
B«i der BrkJSrong des SchriftstoUon, welebe überall von der gtmom
Auffassung de« einzelnen Wortes ausging (^1. dsrQber das Yorw, it
Cic. pro Rose Amer. S. II), drängte sich die grammatische Seite udit
hervor; die klare Anschanang des Gelesenen, die Deatang des seebliekM
und psychologischen Zasammenhanges, die ästhetische WQrdigtmgy du
Verständnis der mannigfaltigen Seiten des antiken Lebens bliebeo immer
das Wesentliche dabei. Wohl den meisten seiner SchQler werden ans
diesen Stünden dauernde Eindrfirke geblieben sein. Doch war ihm die
Grammatik nicht a u s s c h 1 i e fs 1 i ch eine Dienerin der Lektüre: wie er
sich nicht darauf beschränkte, die besonderen Regein der lateinischen
Sprache den Schüler lernen und anwenden zu lassen, sondern bemüht war.
dieselben zum Verständnisse zu bringen, galt ihm die Grammatik zagieicb
als Mittel einer sprachlich-lofrischen Schuinn^r, und er rerstand e« dabei,
selbst einen spröden Stoff interessant zu machen.
Zum Zwecke der schriftlichen L bungen in der lateinischen Sprache
suchte er auf eine selbständige Vergleichung jener mit der Mutter-
sprache hinzuführen , Stilistik in die Hände
ohne dafs der Schüler eine
bekommen hätte. Jenem Zwecke dienten vor allem, gleichsam zur Vor-
bereitnng fftr die Anforderungen der Prima, besondere Stunden in der
Ober^ekunda, in denen die weiter unten zu erwähnenden Loci memo-
riales III., aupgewäblte Fartieen aus den Schriften Ciceros, unabhängig
yon der laufenden LektOre behandelt wurden. Es wurde viel aus den-
selben auswendig gelernt, und doch lernten die Schüler nicht mit l nlu^t.
Gofsran ging dabei von der Überteiigong ans, dafs das ffir da^ Latein-
schreiben erforderliehe Spreehgeffibl durch kein anderes Mittel auf nat&r-
licherem Wege eder in gleich hefaem Onde geweckt werde, als dorch die
oUe Aneignung moslergültiger Fron dnrch des Gedächtnis. Nicht aos
HandhUchem sollten die Schiller Latein lernen, sondern aas
stiUstaschen
der Quelle seihst sollten sie schlüpfen, nnd swar mehr sie Jene Bücher w
bieten veimOgeo. Damit sich mit der Anfiiahme das rsehte Veinliiidnii
verbinde, worden die m
erlemsoden StCicke sovor nach Tenchiedensa
Seiten hin erklitt, wobei aof den Unterschied der Jateiniechen nnd dsnt-
sehen Ansdmckswsise hingewiesen wurde. So hatte der SehOIar «tat
StQistik und Phruedogie in jenen Loci, anf die immer wieder tarttek-
gegrifni werden konnte. Sie worden ihm ein liebes Bflchlein, daa sr
gern snr Hand nahm; auch die Mannig^tigfcett des Inhsitea, die eist
einen Sinblich in den reichen, Yen idealer nnd patriotis^r Qesinanng
getragenen Gedankenkrsis des geietfoUen nnd die Bildong sefaier 2eH in
sich vereinigenden Schriftstellers ermöglichte» hatte etwas Anatehendee.
Gobraos Streben war darauf gerichtet, den Sehfller la einer freien Hand-
habong der lateinischen Sprache binialeiten: die aogenblicUich beliebtsa
ÜbersstiangsQbnngen >im Anschlufs an die Lektflre« anch f5r die obttstsn
Stnfen waren ihm in tiefoter Seele zuwider. Er sah in denselben ni^t
eine »Konientratioat, sondern eine Verleid eng frendiger Arbeit Aach
O. Wilhelm GoDmo. III
gab M bei ihm kein ]>rewieraD auf die Anwendung eines begreniten
Kreitee you Begeln, keine HonetreeititeD wie fotorom ftierit, ui n. ft.
daneben auch ein Zeichen der Anerkennung fUr besonders gut getroffene
Stellen. Die ?orzöglichsten Arbeiten wurden wohl vorp-elesen, den flbrigen
Schalem znr Yergleicbnng und Nacheifernng. Wiederholt hat Oofarao
später YOrsichert, dafs ihm die Korrekter der Arbeiten ein VergnQgen
gewesen sei, dafs die MQhe überwogen wurde durch die Genogthoong,
welche ihm die wachsende Fertigkeit der Schfller gewährte. Am meisten
habe es ihn gefreut« wenn er einzelnes in den SchQlerarbeiten gefunden, ,
das besser gelungen war als in Feinem eigenen, allerdings schnell hinge-
worfenen Konzepte. Im Interesse der Einheitlichkeit des Ausdruckes hielt
or auf eine Ts^achahmunp de? cicernnianischen Sprachgebrauches, vielleicht
in Obertriolioner Strenge, wio pr aurli in der. oft dnrch originelle und
drnstipche Beispiele erläuterten I ' nterpcheidunp f^c^r Synntiymri in seiner
Konsequenz iind Gedankenschärfe, die er überall auch beim Schriftsteller
voraussetzte, nicht selten zn weit ging. Den oft von sehr beträchtlichem
Umfange gelieferten Auffät7Pn wurden zumeist Stoffe aus der alten Ge-
schichte oder solche aus der Lektüre zu Grunde gelegt. Eine besondere
»Technik des lateinischen Aufsatzese wurde nicht gelehrt; unter Zurück-
weismte phrasenhnfter Wendungen wurde auf eine fA]t:oricIitige Entwicke-
lung der Gedanken Tind auf korrekten Ausdrnrk Wort prelegt. Filr das
Prädikat wurden die vier Punkte: Disposition, Aiisfolininf,' derselben, La-
und grammatische Korrektheit jeder besonders censiert und liierans
tinität
nach bestimmten Grundsätzen das Facit gezogen. Zur Übung im münd-
lichen Gell rauche der lateinischen Sprache wurden bisweilen geregelte Dia-
pntationsübungen angesetzt, denen schriftliche Referate einzelner Schüler
zu Grande lagen. Erwähnt sei noch die Vorliebe Gofsraus für metrische
Übungen, ein Erbstück der Pforta. Selber ein gewandter Versifikator ver-
waiidt<) er in der Obersekunda wöchentlich eine Stunde auf dieselben.
Durch die eigenartige Handhabung auch dieser Seite des lateinischen
Unterrichts wufste er die Schüler dafür zu gewinnen; zu freiwilliger
häuslicher Übung wurden die Texte deutscher, in Hexametern oder Disti-
chen abgefafster Gedichte gewählt. In der Prima blieb indes fQr die
FortfQhrong dieser Übungen auch damals kein Raum mehr.
Anf dieee Weise wufste Gofsrau bei seinen ScbOlem ein besonderes
nteresse für sein Fach so erwecken. Die grAndliehe nnd wissensebaft-
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112 G. Wiltelm GoteM.
U«hOt Qberall auf Klarheit and Schftrfe dringeiMlo, alle Phrase Teimb-
aelMoende Art seines UnterrichlM war geeignet, aoch in den Scbfllen
wissenschaftlichen Sinn zu erwecken, der sich anch vielfach in freiwilligen
Arbeiten bekundete. machten damals die übrigen Lehrfächer neck
Freilich
nicht in derselben Weise Rechte geltend wie heotzatage. Die Tor-
ihre
oberen Klassen gemacht. Die herzliche Weise seines Verkehr? m\i deo
SchQlern, welcher bisweilen ein gesunder Humor nicht fehlte, schlofs nicht
ans, dafs er, sobald eine besondere Veranlassung Torlag, mit der gaoxra
eindringlichen Kraft seiner Worte sich an das Gewissen der ScbQler wen-
dete. Da l'Qblte man, dafs sein Herz um dag sittliche Wohl der anch ihn
Anvertrauten wahrhaft bekümmert war, sah er doch in der Erziehung
zum sittlichen Wollen die höchste Frucht alles Unterrichts.
der sprachlichen Gesetze war sein Ziel. Wiewohl die Formenlehre eine
sehr sorgfältige Behandlung erfahren hat, liegt der Uauptwert des Buches
in der Syntax, welche eine Fülle selbständiger und feiner Bemerkungen
enthält. Am eigenartigsten ist die Ausführung der Tempus- und Modus-
leltrc. Die erstere mit ihrer konsequenten Scheidung von Tempus und
Actio in den Konjunktiven und »Subjuuktiven« hat niancijerlei Anfech-
tungen erfahren, ist aber bis heute weder wirklich widerlegt noch durch
Besseres ersetzt. Eine besondere Sorgfalt ist anch der Lehre von der
Wortstellung, dem Periodenbao, Sonna und Numerus gewidmet. Trots
Üiris wieaensehaftlielien Charakters ist die Grammatik fttr die Schale und
snr UnterstQUung fQr das Lateinscbreiben bestimmt; daram ist stets anf
die BigentOmlicbkeiksn der lateinischen Sprache in ihrem Unterschiede
Tom Bentschen BQcksicbt genommen, flberall der klassische Sprachge-
brnncb unter GegenObersteHnng des Tor- und nachklasstsehen in erster
Linie dargestellt und die Belegstellen mit Vorliebe den Loci memoriales
entnommen. Freilich ein Schulbuch ist diese Grammatik nicht geworden
ond kann es ihrer Natur nach nicht werden, dasa ist sie viel sn umfang-
reieb —
aber keiner» der der lateinischen Syntax ein ernsteres Studium
anwendet, wird die tief durchdachten und auf einer sorgOltigen, weit
ausgedehnten LektOre beruhenden Auffassungen Oolsrans nnberfickstohtigt
laseen dtkrfen. Mehr als ein blofser Aussog aus der Sprachlehre ist die
fttr die nnteren und mittleren Klassen der Ojmnasien und fQr alle Klassen
der Bealgymnasien bestimmte Lateinische Elementargrammatik
(ebeodaeelbst 1871), doch findet eine Trennung der Grammatiken nach
den verschiedenen Klassenstufen heute nnr noch wenig Anhftuger.
Einer langjährigen, liebevollen Behandlung des Schriftstellers im Un-
terricht verdankt die erklärende Aasgabe der Aeneis ihre Kntetebung
(Publti Virgilii Maronis Aeneis. In osoffl scbolarum annotatione perpetua
illostravit G. Qoedlinb. et Lips. 1846, in aweiter Aufl. i^aedl. 187d>. Hier
a«kf«l«g« 1888. 8
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114 6. WiUMlm GoftnuL
seine Latinität einen Gewinn zu bnimeii. Nach der kritischen Sei:o be-
ansprucht die Austj'abe keiueilei Verdienst; zu einer Prüfung und Ver-
gleiciiung der Handschriften standen dem Herausgeber, was er selber in
der Vorrede beiilagt, die nötigen liülfsmittel nicht zu geböte; doch was
alte und neue Erklärer zum Verstiln inisse des Gedichtes beigebracht ist
gewissenhaft berücksichtigt und verwertet, Oberiill aber dem selbständieen
Urteile unterstellt worden. Wie viel eigene, oft feine Reinerkuugeu sicu
unter dem Dargebotenen iiudeu, ist bei einiger Vergleicliung leicht er-
sichtlich. Wenn selbstredend im einzelnen Kontroversen bleiben werden,
80 fällt doch jedenfalls dem Verfasser das Verdienst zu, ein gut Stück
zur Erklärung und Würdigung des Dicbtenrerkee beigetragen ond ftr dii
Feststellong firgiliADiscbeo 8prachgebraiich«B eio nkbm Material n-
aaiBiiiengebraeht so haben. Die dem Gedanken des Diditeri Daefageheade
Art der Anffiusung, die flbrigena dnrcbaoa nicht blind gegen man^
Sobwftchen dea oaTolIendeton Werkes bleibt, ist die beste Apologie d«
so oft nngereeht beurt^lteo Dichtung, wie aneh keiner der Schiller aai
den Virgilstnnden dea Bindrock Ton der »Langwelligkeitc des Dichten
davongenommea haben mag. Von den sp&teren BrUftrem dee Bpee hat
keiner mit gröberer Dankbarkeit die Verdienete Gofimuia anerkannt, eis
sein ehemaliger, ihm om einige Monate im Tode Torangegaagener Sehikr
0. Broeia hi der trefflichen, leider nicht Tollendeten kommentierten Aas*
gäbe der Aeneis in der Perthesscheo Sammlong. Über die v«n ihm —
beobachtete konserfative Orthographie, gegen welche man gerechte Be-
denken erheben mag, spricht sich Gofsrao in der Yorrede sor swaite
Auflage aus.
Weniger bekannt geworden sind dieAocgaben zweier Reden Cicem:
pro Sexto Roscio Ameriao oratio (Qoedlinb. 1853)
JC. Tollii Ciceronis
und ej. oratio de imperio Ca-Fompeii sive pro lege Ifaailia. Mit toU-
ständiger Einleitung, kritischen und erklärenden Anmerkungen. Q» i8M»
Das Eigenartige dieser Ausgaben bestobt darin, dals, während sprach*
Hohe Bemerknngen fehlen oder (in der zweiten der genannten Reden) aar
gani sparsam gegeben werden, die zum Verständnis dienenden sack*
liehen Erklärungen nicht den Text begleiten, sondern, nm ein toU-
at&ndigea Bild su geben, in inneren Siosammenhang gebracht, dem Texte
CK Wilhtim Goftnni. 115
ToranagMehiekt siDd, ao daft in dieaam nur ain HiDwaia auf dia ba-
trellaiidaii Paragraphaa dar Einlaiimig atattfindat Dar Scholar aoUta dia
Bcdan Aoa dar Zait and dan Tarbiltniaaaii haraaa, in daoan aia antatan-
d^D waran, Yanftaban, nm aieb glaiebaam in dia Laga dea Badnara binain-
Ttraetian sa ktanans in dieaam Zwacka rnnfsta ar aaeb aina klara Vor-
ntellnog von dar politiaebaii Tarfaaaang ond dam GarichtawaBan dar rö-
miachan Bapoblik baailaan. So aind in dar Bada pro Boado Torveg ba-
handelt: BOmiecbe Zostäode zur Zait dar Bada, Laben daa Cicaro, Yar-
anlassuDg zur Anklage des BoscioB, zusammenhängende Bemerkungen zur
Seda aalbst, das öffentliche Gericht. lodern dar Scbfllar alles diea bei-
annman finde, sollte dem Labrer Zeit gewonnen werden für eine grOnd«
liebe apraeblicba ErklArong; die in dar Handschrift fertigen lateinischen
Anmarknngan wurden zurOckgabalten» um der Thätigkeit jenes hierin
niehta Torwegzunebmen. Der passende daatsche Ausdruck solle in ge-
mainsamar Arbeit von Schfiler ood Lehrer gefunden werden. In der Ein-
leitung zur Rede pro lege Manilia ist der Schwerpunkt auf die sehr aus-
führliche historiBche Einleitung gelegt, die, an die beiden Namen des
Mithridates und Pompejus angereiht, allein 113 Seiten nmfafst und eine
genaue quellenmäfsige Erzählung der mithridatischen Kriege enthalt.
Daran pchliefsen sich dann noch BemerknntrPTi über die Verwaltung der
Provinzen u, s. f. Dem abfälligen Urteile Icntuinns n. a. gegenüber wird
das Auftreten Ciceros in dioser Angelegenheit verteidigt.
Orientierende AniiierkuiiLren sprachlicher Art wird der Schüler för
seine Präparation hier immerhin vermissen; auch würde eine Kontrole
darüber, dafs jener sicli mit dem Inhalte der KinleitnnL^n bekannt tre-
für den Zweck Icr SlIuiIo zuviel, die Darstellung der mithridatischen Kriege
ipt eher als eine liistorische Mon(»graphie zu bezeichnen. Doch verdient
das Bestreben, dem Schüler auf (Jrund einer zusammenhängenden Erläu-
terung ein gründliches, nicht fragmentarisches Verständnis zu vermitteln,
folle Anerkennung.
Die zur Unterstützung des lateinischen Unterrichts nach Ruthardts
Vorschlägen (E. Ruthardt, Vorschlag und Plan einer äufseren und inneren
Vervollständigung der gramuiatikiilischen Lehrmethode, zunächst för die
Lat. Prosa. Bresl. IbU; vgl. dess. Loci memoriales. Bresl. 1840) «tt-
aus den Sebriften Ciceros, als des optimns latinitatis auctor,ond in der
Reihenfolge derselben nach eeiten des Inhaltes wie der Form wertfoUt
und in sich möglichst abgeschlossene Stell^'n heraosgehoben; in vollem
Umfange in dem fQr die Oberskife berecbneteo dritten Teile, in mehr nnd
mehr verkürzter Weise im zweiten nnd ersten, während die Loci gram
matici deuselben Stöcken entnommen, doch nach grammatischen Gesichts-
punkten geordnet sind. Im Unterschiede von anderen Loci meinon&les,
welche für die verschiedenen Stufen irp?nndr-rte Stofffl traben, so daf«! die
die früheren biitze und Gedanken mehr und üielir bis zu einer abgerun-
deten Auslulirung erweitert auf den oberen Stufen wiederkehren. So wira
der Schüler unt dem einmal Angeeigneten vertraut, ohne dafs eine Er-
müdung -Lu befürchten wäre. Und eben auf eine volle Aneignung kommt
es hier an, sollen anders die Loci ihren Zweck erfQllen. Über die Ver-
wertung und den Nutzen dieser ÜbüMt,"eii ist oben bereits gesprochen.
Wer wird die Folgerichtigkeit der hier zur Geltung gebrachten Grund-
sätze mit triftigen GrQnden bestreiten können? Gewifs wird eine Sprache
doch nur unvollkommen ans Grammatik und Stilistik erlernt, wenn nicbt
tqgleicb ibr lebendiges Bild in die Anschauung und in das Bewofstseta
des LerneDdea aufgenommen wird; diese Aneignung aber Teroiillsit^ ab-
gesehen von einer sehr aasgedehnten LektQre, niebto anderes mehr oad
nat&rlicber ale die EinfBhrang in das OedSübtaie, oraasgesetst, dalk dis
gedftehtaismälsige Anfnabme dnreh fortgesetate Bepetition so einem aiehe-
ren Besitse fthrt Nicht nar die grammatischen Begeln finden an den
eingeprftgten Mustern einen festen Statapnnkt, nicbt nur Phraseologie aad
Stilistik ebenda die rechte Fundstätte, sondern ee wird aach dnrcb die-
selben, waa keine Grammatik nnd Stilistik ?ermag, das Gefthl Ar Ls*
tinit&t nnd fftr den Wohllaut der Bede von unten auf geweckt» welches
7wisrhpii Ziel nnd Mittel ein in der Sache selbst begrOodetes Mifsvar-
bältnis eingetreten sein niufs?
Dafs die Loci nur ans Cicero gewählt sind, mag mau um des einheit-
lichen Sprachg-ebranchs willen billigen, weiiij^'er vielleicht die an einigen
Stellen, übrigens mit Oeschiclv vorgenommene Kontamination der Stücke;
dafs jene anch iühaltlich (infii reichen Schatz bieten, haben wir oben
bereits betont. Der dritte, vollständigste Teil derselben ist die beste
Wiiiüiiegung de« Vorurteils, welohea man vielfach gegen Chrestomathieeo
aos^iprechen und nachsprechen hört.
Unter den von Gofsrau gelieferten Programm-Abhandlungen
ist die bedeutendste die vom Jahre 1850: Über die hebräischen
sogenannten Tempera, welche, wie es scheint, nicht die ihr ge-
bührende Beachtung gefunden hat. Und doch ist Gofsrau auch hier der
selbständig forschende, lu die Tiefe gehende Grammatiker. Wie er überall
in der Sprache dem ^oyoc nachspürte, so kam es ihm anch hier darauf
an nachzuweisen, wie die hochentwickelte hebräische Sprache mit voller
Dentlichkeit ond gröfster Feinheit ihre briden »Tempora« tod einander
DDterecUedea habe, deren Wesen er in konsequentester Weise auf die
Veiden Varroniscbeo Aetiooes sorflekfflhrt Er wendet sieh gegen die
oberflftcbliehe Anffassang, dafs die Sprache mit diesen Tempora willkflr*
lieh omgesprungen sei and dalb ein orgesetstes Va? das eine in das
andere habe verwandeln kOnnen* Über Qofsrans hebrftiscben Unterrieht
sei mir gestattet das Urteil eines seiner früheren Schiller, jetsigen Uni-
Ttreitats-Profeseore, mitsoieilen, welcher beiengt, dafs er sptter bei be-
rttiiiaten Orientalisten Vorlesongen gebM habe, dafs er aber die Anf-
faaanng dee hebrfti sehen Spracbgeistes und Sprachbaoes nie bei ihnen
gelernt haben wOrde, die er in der Prima doreh jenen gewonnen. Lange
trug sieb lettterer denn anch mit dem Oedanken, eine hebr&isehe Oram-
mniik tn verfassen, doch kam er davon xorflek, seitdem ihm nach einer
veränderten Verteilung der Lektionen die dauernde Anregung data durch
den Unterriebt fehlte.
Werk war: unternahm die Verteidigong der Einheit und Echtheit der
er
mosaischen Böcher und suchte durch eine eingehende Pröfuug und Er-
klärung des ersten Buches den Nachweis zu liefern, dafs die gegen die
Einheitlichkeit desselben und gegen die Autorschaft Mobis vorgebrachten
GrQnde sich als nicht «tirhhaltig erwiesen. Auch der Wechsel der Gottes-
namen Elohim und Jeh^vnh beweise keinen verschiedenen Urfsprung der
Bestandteile; mit dem ersteren werde überall der allmächtige tiott, mit
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118 G. Wiiheiiu (lofärau.
ohne dafs man sich dies recht eingestehen ni5cht^. Daher die ifi ve'--
zweifelten Versuche, deu alten Schein zu w, ihren, die ein gewi>se> Vw.:^
hageu erweciieQ mOsseOi wie es jede innere Unwahrheit herforzaruida
'
pflegt.
Adalbert Horawits»
ge^ dtD 2S, Jas. 1840 m Lodi, gett. den 6. Not. 1888 in DObHog bei WitoJ)
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120 Adalbert HorAwito.
Im Jahre 1844 wurde der Vater als Obersrat und Spitaldirektor oacb
Klosterneuborg zum k. k. PSonier- und Pontonierkorps verMtit Hier
worde dor tnt vierjährige Knabe alsbald der Volkescbole fibeigebeo, in
der damals »das krasseste PrOgelsystemc herrscbie. Sein Lehrer Anton
Wolfram begeisterte ihn in so hohem Orade fftr Mosik, dafii er sich gani
der Mnsik widmen wollte nnd alle freien Stunden am Chifiere snbnebte.
Die Freude an der Musik ist auch dem Jfitngling und gereiften Hanne
geblieben.
Den ersten herben Sehment erlebte der Knabe, als im Jahre IS48
der Vater in den italienisehen Feldsug fort mulSite. Im gleichen Jahre
trat Horawita in die erste Gymnasialklasss der Sehnle des Chorberre-
Stiftes ein, wo es die muntere Jugend trots der geistüchen Lehrer nn
aosgelsssenen Streichen nicht fehlen lieCi, an die sich noch der Haan
gern erinnerte. Eine vollkommene Änderung der Lebensweise iral ein,
als die Matter mit ihrem Adalbert (erwar das einzige Kind seiner Eltern)
auf Betreiben des Grofsvaters nach Wien in ein altes Haus der Sigmund«
gasse Obersiedeln mufste. Die Studien wurden unter Leitung eines gnt-
mQtigen alten Piaristea, namens Cserwenka, fortgeeetat« der ein tflchtiger
Lateiner war.
Des Vaters Försorge verschaffte dem elQäbrigen Knaben in dem
etwas älteren Heinrich Sailer, i^eni späteren berf^hmten Nationalr>konomen,
für das ^an?e Leben eiueo treuen Freund , der ihm so teuer wurde als
ein leiblicher Bruder.
Mit dem 13. in das Obergymnasium auf.
Jahre stieg Horuwitz Ge-
schichte und waren die Ljeblini?sfächer des Knaben.
Naturgeschichte
SchwiPM^'kf'iten ergaben sich in der neuen K];ls^o in Latein und Mathe-
matik, wuriii die Vorkenntnisse sehr schwach waren. Unter den Lehrern
der Anstalt gab es auch geringwertige Pädagogen, so z. B. den Lehre*,
der Xenophüii erklären sollte, bei dem aber die meisten Schüler etwii»
Anderes trieben, z. B. Karten spielten. Daneben hatte Horawitz das Qläck,
auch voti ausgezeichneten Lehrern lernen zu dürrVn. Mit Dankbarkeit nennt
er Dr. Adnlt liocr, welcher die deutsche l^iticratur lehrie, Viucx'i.i Eal,
zugleich Custüs des k. k. Münz- und Antikenkabinets, iu der äufseren Er-
scheinung »der echte Scblafrockprofessor mit goldener Tabaksdose^c der
aber trotzdem dorch sein gediegenes Wissen ond p&dagogiscben Takt deo
Scbttlem imponierte, der Deatschb<)fame Heinrich Hartmann, b«i den die
jungen österreicber sich als Dentsebe üDblen nnd Deatsehlands Litterater
bswnndern lernten.
Der am IB. September 1866 erfolgte Tod des Vatsrs liefe Motter ond
Sobn in so kftmmerlichen VermOgensTerbftltnissen surftck, dals dsr Sobn
PriTotonterricbt erteilen mofste. tEine vortreffliche Übong namentlich
für den, der Lehrer wird, hier ond da noch bei gotmOtigen, tnlentiertes
Knaben eine Quelle des Vergnairens, abn* schrecklich, wenn man tw-
dammt ist, wie das meist der Fall ist, die Elemente ganz DnAhigsn,
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Adalbert UorawiU. 121
"Widerwi üifcreii ein jiaukr-n und dio kostbaren Rtinnipn. welche man der
drinijciui nutigeu eiKeuen Aubbildung zu^vemieu möchte, nuf die«? Weise
veigeuilfn zu mfi^sen « Trotz dieser Abhaltung bp<t;in.i »^r löö7 am
Josefstädter Gymnasium zu Wien seine Maturitätsprüfung, wobei er sich
in Latein (TacitoB), Griechisch (Plato) und deutscher Geschichte aus-
seicbuetf'
Nnn mnfste der Bernf gewäiilt werden. Dabei trat an ilorawitz der
Gedanke heran, ins Kloster zu gehen und Geistlicher zu werden. Nor
die Kiicksicht auf die innig geliebte Mnttcr, von der er sich liatte trennen
müssen, und das Abraten seines Ireundes Sailer hinderten ihn an der
Ausführung dieses Vorhabens. In den letzten Jahren seines Lebens hat
Hortwits es bereut, seiner Neigung nicht gefolgt zu sein. »Wenn ich
damals gewofat bftlt«,t tehrvibt er 1q seiner Autobiographie, »wie rasch
mir lUeB Liebe, Tor allem die Mutter, dann Sailer und so viele, viele
Teuren entrieaen werden würden, wenn ieb gewufot bitte, dab Mifeerfolg
Allan meinen Sebritten folgen würde, data icb endlieb ein armer Hanrestola
bleiben mfleae, bitte icb docb die Schwelle dee Cborberrnattflee (tu ElcBter-
neobnrg) aberaebritten, nm immer und
daselbst zu weilen, micb der Predigt
Seelaorge tn widmen. Nocb jetzt siebt oft eine Art Heimweh darnach
dorcb meine Seele. Wer weib» wie glicklicb ich in dem Berufe wire,
anderen das Schwere und Harte dee Lebena leichter and ertriglicber
sa machen U
Gegen den Willen dee Orofevatersi welcher ana dem Bnkelsohn gerne
elDcn Theologen oder Juristen gemacht bitte, damit er »kein armer Teofeli
werde, wiblte Horawiti daa Stndiom der Philologie und Qeechichte. So
wurde er von 1866—1863 atrebeamer und fleilliiger Student an der Alma
mater tn Wien. Er bl^rte die Torachiedensten Yorleeungen: grieebiecbe
LHteratnrgeBchicbte bei Bonits, Vergil bei Hoffmann, alte Geschichte bei
Aecbbacb, Sanekrit bei Boller nnd machte zugleich philologiach-hiatorieche
Seminarfibungen mit Am bebten gefiel es ihm bei dem strengen Asch-
bach, deaaen Gunst er durch eine Seminararbeit Ober den Tod des älteren
Kyros gewann. Hit österreichischer Geschichte machte sich Horawitz unter
Leitung dee gelehrten Benediktinera Albert Jäger bekannt, der weitherzige
Toleranz auch gegen andere Auffassungsweise übte. Die Anregungen iscb*
bachs wirkten so nachhaltig, dafs Horawitz »ich mehr und mehr von der
Philologie zurückzog und sich fast ausschliefslich der Geschichte widmete.
Von dieser veränderten Bichtung seiner Studien sagt er selbst: »Übrigens
lag darin nur ein Zug der Naturnotwendigkeit. Denn von jeher haben
mich nur der Mensch, seine Geschichte, sein geistiges Lobeu, seioe Be-
ziehungen intorpssiort Die Form war nnd i.st mir sehr Nebensache.«
»Die eigentliche Altertumswissenschaft, zu der n)uh stets zug, ist denn
4och nichts als Eine neue Welt der Knr-rhiuie prschlossen
(Ipsrhichte.«
ihm die Vorlesunu-en Theodor Sickel, dessen grolse Geli'hrsamki it
von
alsbald wie von den anderen Höreiu auch von Horawitz bewuudert wurde.
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122 Adalbert JUorawiUs.
1) So wenigstens lautet die Angabe von Horawits, die doeh wohl riehtif
sein mnfs, aber nicht mit den sonstigen Quellen stimmt.
8o rechnet Horawitz ?p!b«t in seiner Autobiographie. Nach den tob
Ptaschnik mir übersandten Notizen wäre Horawitz erst 1865 Suj^plent aa der
Realschule zu Troppau geworden. Zur Zeit fehlt mir die MOgiichkeit, dieioi
Widerspruch zu beseitigen.
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Adalbert UorawiU- 123
bunden war, reichte für Horawitz nicht aus, um mit seiner Mutter be-
haglich zu leben. Eine nochmalige Bewtroung um eine Profess^renstelle
an dem JosephstÄdt^r Gymnasitim wurde wieder abgewiesen, ond obgleich
ein warmer Anhänger des CTsmuasiums, mufste er sieb beqnemen, 1870
eine definitive Lehrstelle an der Scbottenfelder Realschale in Wien anio-
nehmen, nur um endlich einmal der drückendsten Nahrungssorgen über-
hoben zu sein. Die Besorgnisse des erfabreuero Grofsvaters wegen de«
»armen Teufels« waren doch nicht so ungegrOodet gewesen , wie der jn-
gBDdliche Brmmkopf in Mlnem wiiMnschnllliehett EDtbosiasmos gemeint
hatte.
Von 1875—1888 war Horawits Professor am Staate -GjDoasiem im
nennten Besirk sn Wien. Über seine Thfttigkett an dieser Anstalt sehrtibt
der gegenwärtige Leiter derselben» Herr Begiernngsrat Ptaaebnik: »Pro-
fessor Horawits war ein Frennd der studierenden Jogend nnd als Lehrer
allgemein geseh&tst«
Heben seiner Schnlthfttigkeit ging die akademisehe an
der Universit&t Wien einher. 19 Jahre war er Prifatdosant der
Qeschichts. Br hatte einen siemlieh nmfangreicben Kreis ?on Vorleaan-
gen. Unter anderm las er ttber Allgemeine Oesehichte des Hitteklters
(Sommersemester 1886; auch fOr Sommsrsemester 1868 hatte er dieselbe
angekAndigt) konnte aber nicht mehr lesen), Oeschichte dss 14. nnd 15.
Jahrbnnderts mit beeonderer Berflcksicbtigang den Enltnrlebena (Sommer^
Semester 1882), deutsche Oeschichte (Winterseraester 1883/84), Allgemeine
Knltorgeschichte (Sommersemester 1884 nnd 1885), Geschichte des Huma-
nisrauB in Deutschland (Sommersemester 1874), Geschichte des Humanis*
mns (Wintersemester 1875/76), Frankreich im Zeitalter der Renaissaaee
(Sommersemester 1877), Geschichte Frankreichs und Englands im Zeit-
alter der Benaissance (Sommersemester 1883), BVankreich im Zeitalter
der Benaissance (Sommersemester 1877), Geschiebte der Benaisaance ia
. uj y Googl
Adalbert Homwitt. 125
SiB sehr dnnkles Blatt im Lehen von Homwits ist seine Bhe. Eine
sohftne Wienerinwar der Gegenstand seiner StndenteDliebe gewesen, hatte
aber dann einen andern Ehebund geschlossen, da Horawits die Mittel snr
Qrftndnng eines Hausstandes fehlten. Spftter ?erwitwete die Jugendgeliebte»
nachdem sie ihrem Gatten swei Kinder geboren hatte. Eine Annfthernag
swischen ihr und Horawits fftbrte in der That sn einer Ehe, die aber nnr
•in Jahr gedauert hat. Eine grQndlicbe EntUkuscbung ?eranla£ite die
Trennung und Horawits hat den Rest seines Lebens als Janggeselle gelebt
Über die letste Zeit seines Lebens mag Franz Scbmidl berichten, der
aeiaem Freunde auch in diesen schlimmen Monaten tren snr Seite ge-
atanden. »Bs war Ende Oktober 1887, als Horawitz sich eines Tsges
beklsgte, dals Fsfsschmenen am Knöchel des rechten Beines ihm das
Gahen sehr erschwerten. Schon in Ebensee am Traunsee, wo er in den
letsten Jahren immer Erholung von dem Staube Wiens holte, hatte er
Schmerzen Torspflrt, doch ihrer nicht geachtet Jetzt ward er genötigt,
mnf Amaten des Arstsa sich su Bette tu legen, »TorlAufig auf fierzehn
126 Adalbert Hoimrtti.
Tage,« aus denen sehr bald sechs Wochen worden. Der ihn behandelnde
kni socbte unter der GeschwnUt Eiter und schnitt sie aof, ohne das Er-
murtoto IQ finden. Veracbiedeoe Speeialisten legten ihm nahe, sich oach
Wien auf die Klinik Oberfßhren zo lassen (er wohnte in den letzten Jahren
in dem nahe bei Wien gelegenen Elosternenbnrg); doch Horawitz war dazo
um keinen Preis zu bewegen. So lag" er unter vpr?c!iie'1enen Knren, d?e
sich alle nicht bewähi t( n. bis ins Frühjahr 1888 hinein, von der müderen
Jahreszeit Heilung erwartend. Doch vergebens! Im Jcli kam T'i'Ir. th
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Adalbert HorawiU. 127
immer atwaa lernen kann. Ab nnd an wird man freilieb die Oleiob-
mlbigkeit in der Bebandlnng des mitgeteilten Stoffen nnd die anbedingte
Angaben vermisaen.
Zoverlftsaigkeit der
Weniger glQoklieb war Horawiti in der rein philologischen Behand*
long der mitgeteilten Texte. Bnrsian im »Jahresbericht fflr Altertums-
wissinecbaft,c Hehle in seiner Arbeit Ober Jakob liocber nnd andere
haben sebon daraaf hingewiesen. Aber auch Horawitz war eich darüber
ToUsttodig klar. Hit anerkennenswerter Offenheit sagt er gelegentlich (Ana-
lecten zur Geschichte der Reformation und des Humanismns in Schwaben,
S. 9): »Bei der Wiedergabe dee eo verderbten Textes habe ich von Etnen-
daiiensn laet gaai abgesehen nnd auch arge Widersinnigkeiten stehen
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128 Adalbert Uonwittk
lassen; die Emendation ist eben nicht meine Sache nnd mag Berafenereo
flberlaaaen bleiben.« Hier rächte es sicli, dafs er so früh von t^en streng
philolt'£ri«rhen Studien abgesprungen war und sich aus^rhlief^licb auf Ge-
schichte geworfen hatte. Doch ist er wieder in manchen Arbeiten eifrisr
be?iiüht gewesen, die von ihm veröffentlichten Texte möglichst lesbar tu
machen. So sayt er in einer anderen Arbeit; nir ir-e SchwieriLTkeiten —
ond ich fürchte bo inancJie unbehobene — rii<jchte uer häufitr .-inn;-'-' ver-
derbte Text, der von einem Abschreiber lierrührt, der Tifter gauz gedanken-
los copiert haben mufs. Da galt es gewaltsam dreuuüfahren ; Aceentfeh}#r,
von denen m wimmelte, ond dergleichen lieben 8ich freilich leicht emeo-
diereu; schlimmer war es, wenn mehrere Sät7.e durch kleine An^ngs-
buchsubtüi und falöchti Interpunktionen tu einein, einer zu mehreren ge-
haben.
Seins ombogreicbsle Arbeit betiebt sich auf Beatus Bbsaant
sae SebUltetsdt, den aosgezeidiBeUs Honaiisleii, den imemidlichn
und gesobidtten Heraoifeber klasiieober ond epiterer Texts, den kritiaebet
Qeecbiebteforscber und Patnoten, den Frennd und Liebling dee berflbmtea
ErasoDS ?od Eotterdam. Er bat deeatti Leben nnd Sebriften aowi« seine
der Stadt Seblettatadt Ternacbts BibUolbek in Tisr AoMtaen bsbandelt,
welebs die Wiener Alndemie in ihre Sitanngsberichte an^soommeo bat
Die wertrolUts Quelle dafAr war der sehr umftingrelcfae bnodedirtl^
liehe Briefwechsel des BbenannSt welcher in der stftdtisehen BihUo4hd(
stt Scblettstadt anfbewahrt nnd Ton einem wenig frtnndliehen nnd tienh
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129
legnog sagte i«h so und maehto ibm meine Yonehttge filier die Ati der
Hetanagabe, die er faat alle billigte. lob bekam aen eiaen gewalttgea Woat
nngeordaeter Mannakripte, die aaent aa aichtoa aad dann aaeb dem Daiam
der Briefe ebronologisch zu ordnen waren. Nachdem ieb dareh einen mebr-
maligen Aufenthalt in Schlettstadl die Sammloag TerTollständigt, zahl-
reiche Briefe nochmals kollationiert hatte, konnte die Bedaktions - Arbeit
selbst anfangen. Die Daten worden, wo das nötig, nach dem jetzigen
Kalender reduziert, sämtliche Briefe chronologisch gelegt, Anmerkungen
SQ den achwierigon Stelleu hinzugefügt oder die Stellen angedeutet, wo
Horawitz solche hinzufOgen aoUto. Aufserdem dnrcbancbten wir beide
die gedruckten Briefsammlongen von Homaniaten, nm unser Werk mög-
lichst vollständig zu machen. Nach mehrjähriger Arbeit konnte ich das
Bchön geordnete Manuskript nach Elosterneuburg, wo Horawitz damals
wohnte, schicken, damit er seine Zusätze mache. Ein frischer, liebens-
%vLi:dii':ei Brief, wie Horawitz viele geschrieben, dankte mir für die Hilfe.
Aber erst im Jahre 1886 verliefs der umfann"!eiche Band die Presse.
Welche Teile desselben gemeiiisarae Arbeit sind, welche ich allein fertig
gestellt, darüber giebt die Vorrede Aufschlufs. Ein Ii er/.l icher und ju-
belnder ikief des Mitarbeiters, worin mir dem jüngeren und nie gesehe-
nen das freundschaftliclje j>Dut angeboten wurde, belohnte mich, als die
fertigen Exemplare des \Verke8 bei Horawitz anlingten.
Beatas Kbenaimö fülirt ungezwungen zu Jeni i^iolsüii Deside rius
ErasüiQs- Beide Mänripi waren treue 1 reunde und haben lange in ver-
tranteui Verkehr gestaudeii. Der gioläero und altere Erasmus h'di seinen
Schlettstadter Freund wie einen Sohn geliebt und mit den zärtlichsten
Namen belegt. Bhenanus ist der Herausgeber zahliL' icher Werke von
Kraiiiiüs, und als letzterer im Jahre 1536 starb, da hut UheütiJius seine
"Werke gesuiiiuieit und ihnen eine pietätsvolle Biographie des grofsen
Humanisten beigegeben, das Beste, was d;is ig. Jahrhundert über Eras-
mus gesagt hat. Nun haben Historiker, Laierarhistoriker, Pädagogen
nnd Theologen es drucken lassen, dafs es uns Deutschen an einem ge-
ollSenden, annmmenfaaaenden nnd anparteiischen Werke Qber Eraamna
immnr noeh fehlt Kaehdem Hornwita aieli brieflich mit Lndwi|r Beigw
benten liatte, entacbloft er alcb, die Herknieearbeit einer Enaninablo-
grapbie an wagen.
Seiner Qewobnbeit gemib aab er aicb annflchat nach nngedmckten
Eraaaiiatta nm; Aufmfe Lftndem Enropaa hatten den
in Teracbiedenen
aebAnen Erfolg, dala Ibm bandacbriftlicbe Eraamiana in aolcber Menge
angingen, dafe er mit ihnen fier Hefte Eraamiana fflUen konnte. Ee
aind anm teil wertTolle Ergftnanngen dee ohnehin ecfaon eebr nm&ng-
reichen gedruckten Briefwechsela von Eraamna. Aber Aber die Samm-
Inng dee Materiala ist Horawita nicht hinanagekemmen. Einen einaigen
Anüttti Aber die weltberflhmten CoUoqain, der in Hanembrechera Taachen-
bnch eraeUen, hat er noch gnna fertig gebracht
nefcmtoitiaN. 9
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IdO Adalbert HMMita.
Zwar eröflFneie sich üiid dorch die Gründong der Ton Karl Kahrbaeh
fache Verbindungen cint^in^^ nnd pich nicht ängstlich gegen andere ab-
achlofs, kann als eine Humanistencicrenschaft bezeichnet werden.
So sclieido ich von dem lieben Freunle nnd Rtrebegenossen mit dem
Worte, das ihm Geiger ins Grab nachL'prnfon : j^Wir. die mit ihm ar-
beiteten, seine tQchti^e Kraft und sein reines Gemöt kannten, wollen
sein Andenken in £hren halten, c
1871.
2. Kationale Geeehiohtaehreibnng im 10. Jahrhnndert (Sjbela Hiateriaaha
Zeiteehrift Bd. 26, 66—101. Ifflnehen 1871).
1872.
3. Beatus Rhenanus. Ein biographischer Versuch (Sitzungsberichte der
kaiserl.Akademie der Wissenschaften zu Wien (philos.-histor. Cl.)
•Ina oder dte andere noch gieht» habe leh ni^to SIeherea aihanden kennen.
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182 Adalbert Honwits.
1873.
8. Zur Geschichte der Elosterwirtschaft. II. (Zeitschrift für die Kultur-
geschichte. N. F. II. (1873). S. 170—185).
1874.
9« Zor Qeachiehte des deutschen Hnnuismos. Jena. Meitke. (BigeoUieb
sehn Besensionen ans der Jenaer LilteiatonettoDg 18T4 (Nr.fiS.
Artikel 78t) mit HiDsofOgang einiger nngedroekten homanietiaciwi
Aktensttteke).
10. Caspar Broecbios. Bin Beitrag snr Geaehichte des Hnmanianna aal
der Beformation. Herausgegeben vem Vereine Ittr Gesehidite dsr
Deutseben in Böhmen. Prag und Wien. Selbstmleg doa Tersinsa
In Commissiott F. A. Brockbaua in Leipaig.
11. Beitrüge zu den Sammlungen ?on Briefen Melaocbthoas (Sittnngs-
berichte der kaiserlichen Akademie der WiBaenachaften su Um
(phil.-hist Cl.). Bd. 76. (1874). Heft 2. 8. 899—884). Auch aapant
erschienen.
12. Die Bibliothek und Correspondenz des Beatus Rheoanus zo Schlett-
stadt. Ein Beitrag (Sitsnngsbericbte der kaiserlichen Akademie d«r
1876.
14. Michael Hummelberger. Bine biographische Skisie. Berlin. 8. Csl-
vaiy und Co. 8®. 60 8.
16. Zur Geschichte des deutschen Haroanismus und der deutschen Histo-
riographie (Maliers Zeitschrift fQr deutsche KulturgeechichtOb Keet
Folge. Jahrg. 4. 8. 86—86).
1877.
16. Analecten zur Geschichte des Humanismus in Schwaben (1512—1518»
(Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wisäengchaftsa xa
Wien (phil.-hist. Cl.). Bd. 86. (1877). S. 217— 278).
17. Zur Biographie und Correspondenz Jobannes Keucbiin's. ^Ebendaselhit
üd. 86. (1877). S. 117-1Ö0).
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Adaibert HorawiU. 133
1878.
18. Erasmiana. I. (Ebendaselbst Bd. 90. S. 387—457). Auch separat er-
sciiieiien. (Wien. K. Gerolds Sohn. 187^^
19. Aualecten zur Goscliichte der Reformation nnd des Humanismus in
Schwaben. (Ebendaselbst IM. 80. (1878). S. U5-184). Auch separat
erschienen. (Wien. K. Gerolds Sohn. 1878).
1879.
20. Briefe des Claudius Cantiuncula und Ulrich Zasins von 1521 1533.
f Ebendaselbst IM. 93. (1879). S. 425 -4ö2). Aucb separat er-
schienen. (Wien. K. GeroMs Sohn. 1879).
1880.
21. Enumiana. IL (EbendMelbst Bd. 9S. (1880). 8. 67ft— 610). Aach
Mparat ersebieneii. (Wien. K. Gerolds Sobo. 1880).
1882.
22. Eraemoe fon Botterdam nnd Martiaoa Ltpsias. Ein Beitrag tor Ge-
lehrtengeeebicbte Belgiena. (EbendaaelbBt Bd. loo. Heft 2. S. 666
bia 799). Aoeb separat eracbienen. (Wien. K. Gerolde Sohn. 1882).
'
1883.
23. Erasmiana. III. (Aus der Rehdiu'erana zu Breslau). ir)l9 — 1530.
(Ebendaselbst Bd. 102. (1883). Heft 2. S. 75ö— 798). Auch separat
erschienen. (Wien. K. Gerolds Sohn. 1888).
24. Der Humanismus in Wien. (Historisches Taschenbuch. Sechste Folge.
U. S. 1-66).
1884.
25. Johann iieigerlin (geuaiint taber), Bischof ?od Wien, bie tum Be-
gensburger Convent. (Sitzungsberichte der kaiaerficbea Akademie an
Wien (pbil.-bist GL). Bd. 107. Heft 1. 8. 88—820). Aach eeparat
eracbienen. (Wien. E. Gerolds Sobn. 1884).
26. Oriechieebe Stadien. Beiträge inr Geecbicbfte dea'Grieebiseben in
Dentsehland. I. Stflcli. Berlin. S. Calvary nnd Co. 1884. 8^. 42 S.
27. Bericht ttber die aaf die Geeebichte der elasaiseben Alterthnmawissen*
flchaft bezQgliche Litteratnr der Jabre 1882—1884. Jabreeberiobt
fflr AlterthuDawiaaenaebaft. Bd. 40. (12. Jahrgang. 8. 274—316).
1880.
28. Erastiiuiiia IV. (Ans der Rehdigerana zu Breslau. 1530 — 1536.
(Sitzungsberichte der kaiserlichen Alcademie der Wissenschaften
(phil.-hist. Cl.). Bd. 108. Heft 2. S. 773- 856). Auch separat er-
1886.
29. Zur Geschiebte des Humanismus in den Alpenlfindoi n. I. (Kbendaselbat
Bd. III. Heft 1. S. 331—880). Auch separat erschienen. (Wien. K.
Gerolds Sohn. 1886).
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134 Adalbert H<NWwits.
80. Bericht Ober die auf die QeBchichto der classiseheD AlterUmmswisseB-
1884—1886. (Jahrasberidit
scbaft bezflglicbe Lltterator der Jahre
AlterthuMwitMiiMhaft Bd. 48. (1886). 3. 181—184).
ffir
81. Über die »CoUoqtiiac deo Braamoa Ton Botterdam (Hiatoriaehea Tttdif»>
boch. VI. Folge. Jahrg. 6. a
51-121).
82. GameinaaiD mit Karl Hartfelder: Briefweefaael dea Btataa Bhenaiioa.
Qesammelt und henroegegeben. Leipsig. Tenbaer. 1886. 8*. ulV.
und 700 8.
1887.
88. Zor Geechiohte dea HmnaDiamoa io den Alpeiüindeni. H. (Sitsonga-
beriehte der kaiaerlichea Akademie der WiMenaehafkao (phiL-hiak
Cl.)* Bd. 114. Heft 2. 8. 886—404). Aach aeparat eraohieomi. Wien.
188&
87. Geadiicbte der Wiener ünWenitftt Ton Joaaph Bittor ?on Aaehbaeh.
Bd. m.
mit Spaiialtitol: Dia Wiener UnlTerail ond Ibra GaMutaa.
1620 bia 1666. Wien 1888. (Dieaea Werk aeinaa Lebreca hat Honk
will nach deoaen Tod snm Drnoke beeorgt).
Attberdem hat Horawits aahlreioha Baaenaioneii in dia foracMadanalHi
ZeitBohriften nnd Zeitaagen« Feoilletona, Anla&tae dea feCTcbiadanatan Ia>
haltoa, Artikel in dia Allgemeitte deotaehe Biographie nnd andere Sammd«
werke geschrieben. Ana der groCaen Zahl der letzteren Arbaiteo aind eur
folgende bekannt geworden: Gustav Freytag als Dichter (1871). Biohaid —
Wagner ond die nationale Idee (1882). - Soziale Fragen (1883). — Aee*
breitung and Abwehr des Verbrechens (1886). — Fürst Bismarek (1885). —
Wilhelm Sohaier, ein Blatt der Erinnarang (1886). — Adolf Marx (1887).
Wilhelm Hensen»
geb* d€B S4. JADur 1810, grat den 97. Janoar 1887.
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186 Wilhelm UenxeiL
Jahre trieb er aufserdcm noch Sanskrit bei Schlegel. Auch fOr das Alt-
deutsche interessirte er sich und hörte bei Diez alt> und mittelhochdeutBcbe
Grammatik. Vorlesungen, die er bei Fichte über Philosophie, bei Schlegel
Ober neuere dentsche Litterator, bei Dim Aber Ariost, bei Oagem Aber
devtadie OMehidite nod pniküMbe Politik bdrto, bekiiiid«ii sein Stribtn
Qscli TielMitiger aUgeineiner AnsbUdoiig.
HeoMD vorkehrte in Bonn nenontlidi mit eiDom kleinen Srvlee von
Bremer Lnoddeaten, enter denen er eieb beeonden mit 4em wenig ilterm
NioolEU Deilas eng befrenndote, eine PreiindBebaft, die mgetrflbi bis n
Delins' Tode fortgedauert bat Darcb dieee Freande wnrde er naeh n
einem beseboidenen Lebenegeneiii ^ranlafst^ wenn er gleicb dem eigene
Beine Seit war jedenfalls von
liehen Stndentenleben ginilieb fern blieb.
den dnreh die genannten Vorlesnngen angedeeteten Stadien gant in An*
spmoh genommen.
Offenbar batte er» im Streben nach mOgliebst rnnfsssenden KennW
niesen, in vielerlei anf einmal in Angriffgenommeo. Dies mnlb ilm tarn
Bewnlbtsein gekommen sein; denn mit seiner ObOrsiedelnng naeb Berlin
(Mai 1838) liefs er das Sanskrit gänzlich liegen nnd ist nie wieder da-
rauf zurücki^^ok rmmen. Im flbrigen blieb die Richtung seiner Studien die
gleiche. Er scblolb sich namentlich an Boeckh an, bei dem er grie-
cbiache Litteratargeschichte , griechische Altorthömer, Metrik, Encjklo-
paedie, Sophokles und Piudar hOrte: alles was Boeckh in diesen J&hrea
las,mit Ausnahme einer Vorlesung über Plato*s Bepublik. Bei Droysen
hörte er alte Geschichte, Geschichte der griechischen Poesie, Qber die
griechische KnmAdie. Dafs ihn das römische Alterthum nicht anzog, tritt
hier nnrh deutlicher hervor: aufser einer Vorlesung von Savigny Aber
römische KechtsalterthQmer hörte er in dieser ganzen Zeit nichts darauf
bezbgliches. Dagegen hörte er bei Ritter Geographie ?on Europa, Geo-
graphie von i Jrierhenhnd ,
allcremeine Geographie. Vorlesungen über
deutsche, netiere und neueste Geschichte
Kauke, über Anthropolog««'
bei
Offenbar hat die Philologie als Kunst, die Textkritik, ihn nicht an-
gezogen, es scheint vieluiehr. liaf.^ er sie mit BGwufstsein fernhielt. Weder
bei Lachmann noch bei Iiumaiiuel Uekkur hat er irgend etwas philolo-
gidciit's gehört, auch au Seuiinarubuugüu üch uicht betheiligt.
lu Berlin kam Henzen nun auch dazu, sich ein Gebiet für eigei ^
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Wilhelm üeiizeo. 137
Folybius hinwies, dem er sich mit Eifer hingab und dessen Frucht seine
Dissertation war, mit der er im Simmer ]S40 in Leipzig promovirte:
- Quaestiouum Pnlybiananim s|iecimeji; ri iitineiis vit/niL Berolini 1840.
Sie enthält eine !ieiiVii:e i;mi mpthodi^rlie qnellenmalsiKe i)ar>t('llnng
nicht nur Jes Lebens des Polybius, sondern auch seiner Welt- uiul Ge-
schieh tsanschauung, nnd zeugt von anhaltender und eiudiaiglicher Durch-
forschung des Schriftstellers. Dafs ihn dabei hauptsächlich die Ansgaugo
der griechischen Staaken, nicht die Geschichte Roui anzogen, dafs er
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138
Henzen vorzugsweise mit der Topographie und dem Studium der antikes
Bauwerke; schon am 2U. und 30. Januar schrieb er läügere topogra-
phische Auseinandersetzungen, wohl die "Resultate von Gesprächen mit
Ulrichs, in sein Tagebuch. Doch beschränkte sich sein Interesse keines-
wegs hierauf. Auch Sculpturwerke die ihm vorkameü, btudierto unA
,
seinen jüngeren Jahren ein liicht ungeschickter Zeichner war. Auch die
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Wühelm üensoa.
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MO WiUieim Uenxen.
Sytd ciiii 31. Nun wurden Delos, von dessen Alterthümern Henzen eine
besonders auf,luhrliche Beschreibung in sein Tagebuch schrieb, Mykonos,
wo die Eeisendeu durch einen Sturm in ernste Gefalir kamen. Tenos und
Andros besucht. Dann ging es nach Karystos and za dem alten Tempel
auf dem Ocba, am 6. Ober Bnaron naeb Athen zorfick.
Gl%kit dtrenf ward» dio BOckfiriirt nach Itdimi angetreten. Welcker,
der noch erat einige Ponkte im Peloponnee beeoebeo wollte, reiste im
9. August so Lande, Henien ood Torrettiai am la. ra SehiCf ab; ia Pa>
tias Terein igten eich die Beieegenoeeen wieder ond trafen am 12. in An-
cona ein. Erst nach «w^lft&giger Qaaiantine, wftbread welcher Henatn eeia
Tagebncfa Aber die Ineelreise ine Beine eehrieb, konnte am Si. dia Beiae
nach Neapel angetreten werden: es ging die KfMe entlang bin Feeeara,
dann dnrch die Abrosten (kber Solmooa ond Isernia, ond weiter ftbar Ye*
nafro nnd Cspna; am 81. worde Neapel erreicht. Hier worde der Sep-
tember verbracht Henien etodirte fleiCug das Moseom ond machte aoe-
fllhrUche Anfseichnongen fiber dasselbe; auch Pomp^i beeochta er wieder^
holt Der October worde aof eine Beise nach Sioflien verwandt^ an der
aviser Welcker auch Braon ond der ältere Zompt Theil nahman. Am
28* September fobren sie nach Meseina; fon da ging es sftdwirts und
rings um die Insel bis Palermo, wo sie am 18. October ankamea Hier
blieben sie bis zum 25., besuchten zum Schluss noch Termini und kehr-
ten dann nach Neapel sorfick (29. October), wo noch ein korser AufenU
halt genommen wurde, unterbrochen durch den Besuch ?on Salemo,
Paestum und Amalfi. Mit Brwähnung eines in Begleitung des bekannten
Kupferstechers Bartoccini am 12. November 1842 unternommenen Aos-
flugs nach Camaldoli bricht Henzen's Tagebuch ab. Seitdem bat er kein
Tag'ebuch mehr geführt. Vermuthlich ist er am folgenden Tage nach
Rom gereist, wo er sogleich den für sein weiteres Leben entscheidenden
Anschlufs an das archäologische Institut (»Institut für archAolegiaf^
Corre8j)ondenz«) fand.
An der Spitze de.-? Instituts stand damals Emil Braun, mit dem
Henzen schon während seines ersten römischen Aufenthalts und weiter
auf der sicilischen Reise bekannt geworden war. Das Zusammeiitreffen
mit diesem genialen Manne war der entscheidende Weude{>uukt seines
Lebens. Er war es der, mit sicherem Blick Heniens Tüchtigkeit und die
Art seiner Begabung erkennend, ihn au den richtigen Platz brachte und
ihn auf das Arbeitsgebiet hinwies, auf dem er die Erfolge erzielen sollte,
welche seinen Namen anf die Nachwelt bringen werden.
Der zweite Sekretär und Bibliothekar des Instituts, W. Ahekeu, war
schon länger kiauklith üimI befand sich damals, seiner Gesundlieit halber,
in Deutschland, wo er bald (29. Juiiuar 1843) starb. So ruhte die ganze
Last der Institntsarbeit aof Braun, der ihrer nicht mehr Herr werden
konnte und sich nach HQlfe umsah. Da Uenzen ihm der götii^fuete M^üh
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Wilhalm HaiMO« 141
tücliii^^en und willigen junj^^en M iiui, auter lesen, von welcliem ich viel
19. Mai 1843 legte er zwei Lampen mit Oladiatorendarstellongen vor. Noch
in der Sitzung am 27. Februar 1846 besprach er das damals eben ent-
4tekto Oladiatorenrelief aas Pompeji (BoU. d. Inst 1846 8. 89). Ab
17. mn 1848 (Ball. 8. TOff.) eittoMe w 4«n Im «iner grieetuMbM Ib-
sebiiftTorkommeodan Aoidniek Mrtpoe «adUoc* «r ilm auf dv mäm
Gladialoranweaen beng.
Biaig« äadora Arbeitea diMir antoa rOaiiidini Zdt Imflpfto aa dii
griMhiaelM Biisa aa. An 8. Fabniar 184S apiaeb Beana mn aniM ml
ia aiacr 8itRnir daa lastitota: ar lagta B. Corlaaa* Seluift Da porlibaa
Atheaaniai vor; lo aadi am 17. Hin ManTa Jonnal' of a toor m Oraaoe
aad tha Joaiaa ialaada (Boll. 184S 8. 61. 77). Im fotgandan Jabra ba-
apraeb ar Cortiaa* Aaaedata Daipbiea (Ball. 1844 a 29 IT.) imd daa abai
varatarbaaaa Franadaa Ülrieba* ia aiaar griacblaebaa Zaitaebrift aiaobia-
nana Uatarancbnagaa flbar dia HÜni and langaa Haaan lan Attua
(BoU. 1644 8. 76 ff.); im Jabre 1845 desselbaD im Bhaiamcbaa ICaaaam
(1844) enchienenea Aafeatz Aber die Lage Trojans. In dao Aaaali 1846
and 1848 erschienen, ?on Hanzen ins Italiaaische ftbersetzt, die ton ÜI*
rieh's hinterlassenen Reisen und Foraebnngen in Griechenland. Uni noch
in den Jahren 1853 ond r^i kebrta araof dies Gebiet zurfick: als Welcker
a soggetto fuDebre, Ann. 1843 S. 27fi fl.), so war dies wohl nur durch das
Bedörfnifs dos Instituts bedinert, cm Bcdnrfnifs, welches fortfiel, nachdem
im Herbst 18 13 H. Rrunn nach Horn gekommen war und sich dem Insti-
tut atigescblosseQ haito. Henzen ist aaf diesem Gebiet Qie heimisch ge-
worden.
Der römischen Epigraphik war Höuzen bisher gau7, fnm geblieben.
Wahrend seines Aüfenthalts in Athen kam auf einem Spaziergange nach
PhaieroD, mit Rofs und Welcker, das Gespräch auf Inschriften. Henzen
schrieb oachher in sein Tagebuch, wie er bei dieser Gelegenheit von Rofs
erfahren, dafs eine Sammlung der lateinischen Inschriften von Keliermann
begonnen, durch dessen Tod aber vereitelt sei: es scheint düls damals
das, was seine Lebensauferabe werden sollte, zuerst la seinen Gesichts-
kreis trat. Seine Studien, luteressen und Arbeitspläne lagen eben auf
ganz andorem Gebiet, und wenn er sich nun auf Brauns Zureden ent-
zum Hauptgegenstande seiner wissen-
schlofs, die lateinisclien Insclirifteu
schaftlicheu Thatigkeit machen, so bedeutete dies fOr ihn dts Aof«
zu
geben aller der Pläne und Ziele, denen er bis dabin seine nnnnterbroeheiw
Tbitigkeit gewidmet liatte. denen ancta die grieehisoh« BeiM ta dtenen
bofttamii ww. Deoii es konnte ihm niohi •rboigra bltibra, dalb es sieh
tater nm Anfjgaben handelte, die ihn nnf nicht «baebbare Zeit ganz in An-
n Bihment «in ^
anderen ArbeiteB nicht zur Aosfahrung
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144 Wilhelm fieiui«iL
deUe doe coloone di marmo riofeoQte alla Marmorata, Aonali 1848 8. 3S8
—846. Duraof folgte tie am 10. Mal 1844 im ÜMtitot forgetrageoi Er-
iLl&rong einer ihm Ton DenniB, dem bekanoteo, ihm befreandeten Be-
Bohreiber Etroriene mitgetheilten altlaieinieeheii Ineebrsfl* Der betretede
Aoftato (Epigrafe latina di tomba etruea, Boll. 1844 8. 161—188) war
Ter dem Dmck Borghesi vorgelegt worden oud eathilt eine Hitllieünng
von ihm. —
Das Gebiet dee AlUateiniaeben betrat Bensen nodi einmal
mit der aoeffthrUehen Bespreehnng der Terkolejerinachnft von 8oim:
Iscriiione aroaiea di Sora, Boll. 1848 8. 71-80.
Inaohrift tod Sora in Batnmiflchen Tereen, Bheiii. Mus. T (184T)
8. 70—70. 160. 464; YI 8.6U.
Später hat er diea Gebiet nur fltditig, namentlich bei Gelegenheit
der bei Paleabina gefandenen archaiaehen Inschriften berflbrt
Wenig apftter bot sich Henzen der Gegenstand seiner ersten gr6te-
ren epigraphischen Arbeit, die seinen Bnf auf diesem Gebiet begründen
Es bandelte sich um die schon 1832 gefundene, im Sommer 1844
sollte.
tat welche die von Trajan zum Zweck der Alimentarstiftong dieser Ge-
meine angewiesenen Gelder bypothccirt waren. Erst im Sommer des fol-
genden Jahres kam die hierauf bezügliche Arbeit zum Abschlufs.
Mittlerweile hatte sich Henzen so weit in den epigraphischen Stodiea
heimisch gemacht, dafs es an der Zeit scliien, mit Borphesi, dem aner>
kannten einzigen Meister, in persönliche Verbindung zu tieien. Es war
verabredet worden, dafs während des Sommers 1844 Brunu die Institnts-
gescbäfte besorgen, Henzen aber 7.11 Marino gehen
Borghesi nach San
sollte. Donnoch aber hielten ihn während des Som-
die Institutsgeschfifte
mers m Küüi lest; erst am 12. Septeiiiljer koiintt^ er >ibrüiaeu und kam am
18. nach San Marino, wo er, mit füntzehntägigei Luterbrechnng, bis Ende
November blieb. Auf das günstigste gestaltete sich auch persönlich udi.
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Wübelm Hextseo. 145
Arbeit über die Equite< singulares er-t in Angriff genommeu weiden n iLh
Beendig'ung des Äufsaties über die Alimentartafel. »So habe ich doch
endlich,« s« hrieb er am 27. October ao Braun, i>ein festes Ziel für meine
Studien, und damit ist gcwifs viel gewonnen.« In der That war die vor
zwei Jahren begonnene Wendnng seines Lebens nnn zum Abscblufs ge-
kommen: zielbewuf^it und sicher schritt er ?öd jetzt an auf der einge-
schlagenen Bahn vorwärts.
^äbrend des Aufenthaltes in San Marino trat auch der Plan einer
oUsifindii^D Sammlnng der lateinischen Inschriften, eines Corpus Inscrip-
tiononi LatiDarom, Benzen zuerst nahe. Ein solches UnternehraeD wurde
damals ven Paris ans, naiiieallich durch de» Minister Vülemain hetriehen.
Ko<l des Tergsrs hielt sich im Sonnsr 1844 «nf seiner Villa bei Bimini
anf nnd Terhandelte mit Borghesi Aber dessen Betheiliguug; Verband*
lungen, anf die Borghesi bereitwillig einging, die aber doeh schlieCiUeh
sa keinem Besultat gef&brt haben. Er wQnschte mit Bensen in Verbin-
dung so nnd hatte Borghesi gebeten, ihn ton seiner Ankunft tu
treten
benachrichtigen. Dies Ahrte daiOt data Henien seinen Anfentiialt in San
Marino nnterbrach, uro mit Des Vergers eine vienehntigige epigraphiscbe
Btise dnrch die Marken au unternehmen, eine Heise, tu der er sich nur
ungern erstand, weil sie ihn ton seinem n&ehsten Zweck ablllhrte. finde
October traf er wieder in San Marino ein. Das Besultst des Verkehrs
mit Dss Veigers war Henzen*s Ein willigong snr Mitarbsit an der beab-
sichtigten Inschriftsnssmmlong: es wnrde verabredet, daCi er anf der ROek-
reise namentlich in Perugia, Todi nnd Amelia die dortigen Inschriften
coptren sollte; fQr Born stellte er seine Hfllfe inr Ansnnttnng der hand-
schriftlichen Quellen in Aussicht
Gefördert in seinen Studien und befestigt in seinen Zielen verlief«
Henzen Ende November San Marino. Dagegen hatte dieae Beiss eine nach-
haltige, ihn noch lange behindernde Schädigung seiner Gesundheit lar
Folge. Seine orsprflnglich zarte Constitution hatte sich wahrend der Üni-
versitätszeit und auf den Reisen, bei denen er sich wenig schonte, er-
beblich gekräftigt, so dafs er als rüstiger junger Mann in Rom ankam.
Doch war er dem Übergangdem heifsen, von ihm in angestrengter
aus
Arbeit verbrachten Sommer in das Herbstklima des hochge-
rfimisciien
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146 WUhelm Uenzen.
nnd arbeitete nnvf^rdmcspn. Aber auf der Eückreise erkrankte er and war
in Perugia oieiirere Tage bettlägerip-; am 14. December kam er, noch halb
krank, nach Rom zurück. An den Folgen dieser Strapazen und Erkran-
kungen litt er noch lange: erst im März 1845 schrieb er an Gerbar*!,
dafs seine Gesundheit nun so ziemlich hergestellt sei- Aber noch in dem
Vorwort seiner in den Annali 1850 gedruckten Arbeit über die Equitea
siugulares pasrt er, dafs er Jahre lantr durch seine schwankend© Gesond-
heit m seintn Arbeiten behiuaerl war. Nachher g;ng es besser; durch
mäfsige und geregelte Lebensweise Abhariung gegen
bei systemati.'jcher
Erkältungen erreichte es Henzen, daEs er sich bis korz vor seinem sieb-
zigsten Jahr dauernder Gesondbeit erfreute, augeseben Ton der Schwäche
seioer Augen, die ihm 8i»&ter Dicht erkahte, bei Lieht ra arMten, eod
EopfBchmeneD, die ihn bis etwe so eeioem sechzigsten Jahre von Zeit
so Zeit fOr einige Tage arbeitsnnffthig machten.
Noch in anderer Besiehong war das Jahr 1844 fftr Hensen wichtig.
Schon seit seinem ersten römischen Änfenthalt Terkebrte er im Hause dss
Bildhaaers Steinhftnser, eines Bremer Landsmannes. Hier hatte er deesss
Schwftgerin Aogaste Francke ans Oflstro« kennen gelernt und war ssit
dem Sommer 1848 mit ihr ?ertobt. Sein Olflck schien schwer bedroht,
als er im Sommer 1844 von seiner Braut hörte, dab sie dem Katbolicis-
mns gewonnen sei. Brenn, dem er in seiner Noth sich anTertraote, war
der Meinung, dsls sofortige Heirath das beste Gegengewicht bilden nnd
den Übertritt verhindern wflrde; er betrieb die Beschlennic^ng aller Fbr-
malitftten, nnd am 24. Joni 1844 fand die Hochseit statt Bnan*s Tei^
aossicbt bewahrheitete sich nicht: die junge Fran trst gleich nachher vom
Katholicismus Qber.Bensen, dem giftabigen Protestanten, bereiteten disss
Vorginge schwere GemQthsbewegungen. Doch war die Ehe trotz der Re-
ligionsverschiedenheit, und obgleich sie kinderloe blieb, eine gl&cklicbs:
in necessariis nnitas, in dubiis libertas, in omnibus Caritas, mit diesen
Worten Angustin's, die er auf das Grab der 1869 verstorbenen Frao aetite,
und die auch auf seinem Grabe stehen, beseichnete Henten das gegen-
seitige Verhältnifs.
Auf die Begegnung mit Borghesi folgte die Anknüpfung einer weiteren
persönlichen Beziehung, welche in nicht geringerem Grade für Henztn's
wissenschaftliche Thätigkeit wichtig werden sollte. In dem nun folgenden
Winter 1844- 45 war Th. Mommsen in Rom. Die nahe Verwandtschaft
der beiderseitigen Studien führte sufort zu lebhaftem Anstanscb, zu ge-
meinsamer Arbeit, zo einem Freundschaftshunde, der bis zu Heuzeos Tod«
ununterbrochen gedauert hat. Es konnte uichl tehieu, dafs Momins^-n's
genialer Scharfsinn, der Eifer, mit dem er jede Aufgabe erfafste, steine !s»:h<ja
damals nmfassen u'n Kenntnisse auf Henzen vielfach fordernd wirkten, dafs
sein weiter historischer Blick ihn den Werth des gewählten Arbeitüfelde^
erst recht ermessen lehrte. In der Thal lät das Verhaitniis zu Mommsea
Wilhelm Heuen. 147
sagte ihm Henzen, er habe während der Nacht über den Gedanken an
dies Gespräch kein Auge schliefsen können; seitdt iu blieben beide in ge-
meinsamer Arbeit und persönlicher Freundschaft eug verbunden.
So stand Henzen auch durch persönliche Beziehungen mitten in den
wichliKöltn Lpigraphischen Bestrebungen jener Zeit. Der Kreis, welchem
er angehörte, war das Haiiptcentrum dieser Studien, und es war klar, dafs
ohne Betheüigung desselben ein Corpus Inscriptionum nicht zu Stande
kommen konnte.
Hauptaufgabe des Winters 1844^46 war die unter steter Theilnabme
Hommsen^s betriebene Heransgabe and Brklftrong der Alimentartafet. An
diese Arbeit welche erst im Sommer 1845 tum Drack kam, knftpft sich
ein Streit mit dem gelehrten Jesniten Oarraeei, welcher nach Bronn die
Brenaetafel abgeschrieben hatte und sie, Hensen*a Pnblication lomkem-
mend, anf Ornnd seiner ungeuQgenden Abschrift mit einem aehr mangal*
haften Commentar heraosgab (Antichitik dei Lignrt Bebiani, Napeli 1845).
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Wilhelm Heuen. 149
S- 235-291.
Er konnte in dieser seiner letzten Arbeit feststellen, dafs auch das,
was er damals vermuthungsweise geäuisert hatte, durch die neuen Funde
lediglich bestätikit ward.
Uenzen dachte eben daran, st'iue Arbeiten auf ein weiterep Gebiet
auszudehnen und eirie Darstellung des Municipnlwesens in Angriff zu neh-
men, als ihm eine Arbeit augetragen wurde, welche ihn in erwünschtester
Weise in die Lage brachte, seine Kenntnisse theils systematisch zu ver-
vollständigen und abzurunden, theils weiteren Kreisen nutzbar zu machen.
Es handelte sich darum, die im .Jahre 1828 erschienene Orelli'sche lo-
schriftensamnihing durch einen dritten I^and zu vervollständigen. Er über-
nahm diese Aufgabe nach dem Tode Orelli's, im Sommer 1849; nach fünf-
jähriger Arbeit war imSommer 1852 das Manoscript fertig; doch zog sich
4er Drack bis zum September 1866 hin. Der neue Band ist betitelt:
InscriptioBum latinanin lelectamm ampUsstma oollectio ad lUastran-
dam Bomanae anttqnitatis disciplinam aceommodata. Volumen tertiom, col*
lectionis OreUianae supplementa emendationesqQe exbibens edidit Qniliel-
mos Bensen; acoednnt indiees reram ae notaram qnae in tribns volomini-
bns inveniontor« Torid 1866.
Bs ist bekannt genug, in wie Tortrefllieher Weise Bensen seine Auf-
gabe gelöst ond welchen groliwn Dienet er dadurch der Wissenschaft er-
wiesen hat. Die kritische Bevision der beiden froheren Binde, die Be-
reicherung um etwa 2000
Inschriften mit trefiichem, in knappster Ftasong
dss NOthige bietendem Commentar, endlieh die sweckmftfsig angelegten,
auch die froheren B&nde umfassenden Indiees machten das Werk sn dem
nnentbehrlicfasten Hflifsmittel fOr jeden, der BinfOhmng in die Epigraphik
oder Anskonft Ober die inschrifklichen Zeugnisse in Betreff irgend eines
Punktes der römischen AltertbOmer suchte, unentbehrlich such heute
noch, nicht nur fOr die fielen, denen das Corpus inscriptionnm nicht su«
ginglich ist.
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150 WOImIie HeoMo.
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Wilhelm Ueozen. 151
damia, daa Warb In dia Hand nebman wollta^). Aaob biarfftr worda mit
Hanian uod Hommaaii, dia bei aiDam aolaban Untamabmaii niebt so om*
gaban waraii, varbaodalt. Daiwiacbaa tratan dia StArma daa Bavolotiona-
jahres. Nacbhar warda dann bald, darcb das Erscheinen von Mommsen'a
Inscriptiones Begni Neapolitani dem Zweifel ein Endo gemacht: die Ber-
liner Akademie übertrug das ünternabmaii Mommsen, Uenzen und Da
Bossi. Noch vor Schlufs des Jahres 1853 war das Verbältnifs völlig ge-
ordnet: Henzen Qbernabm die Herausgabe der stadtrGmischen Inschriften.
Seit dam Jahre 1854 erscheinen in den Monatsberichten der Akademie,
bia aom Jahre 1872, Henzen's Berichte Ober seine Arbeiten am Corpoa
Inacriptionvm, welche fortan seine Hauptlebensaufgabe bildeten.
Die grofse Aufgabe wurde sofort rüstig in Angriff genommen. Im
Sommer 1854 schrieb Henzen die Inschriften des capitolinischen, im fol-
genden Winter die des vaticanischen Museum's ab, während de Rossi, wie
auch in den folgenden Jahren, die Ausbeutung des handschriftlichen Ma-
terials besorgte. Im Sommer 1855 c'inpr Uenzen nach Deutschland, um
mit Mommsen in Breslau die Ordnung und Theilung der die älteren Samm-
lungen umfasaenden Zettelmasse vorzuuehmon. Auf der Hinreise wurden
noch die Inschriften von Civitacastellana, Tenii und As. isi abgeschrieben-
Auf der KHrkroise verbrachte Uenzen in Turin etwa einen Monat mit der
Ausbeutung des Manugcnpts des Ligorio, dessen Verarbeitung, nebst der
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152 Wilhelm Heniaa.
Bensen an seiner Stelle an die Spitie des Instituts trat Dab ee wfln-
schenswertb sei, fftr die aweite Stelle Bronn >d gewinnen, wurde eben-
falls Namentlich Bensen bemfibta sieb darom, und
allgemein anerkannt.
da die geringe Dotirang der Stelle es erschwerte, so erklftrte er ia nn*
eigennAtsigster Weise, dafs er darauf ersiebte. Brannte Tolle Beaoldnng
SU bskommen, vielmAr Vorschlags, dafs das Gehalt sn gleichen Theüsa
swischen den beiden Sekretftren getheilt werde. So ttbernabmea denn Hensea
und Bronn im Winter 1866—67 die L^Umg des Instituts, welches ach,
wie bekannt, bald zu neuer BlQthe erhob, theils durch die eifrige nnd
erfolgreiche Tbätigkeit der beiden Sekretäre, theils dadurch, dafs iiamtat>
lieh in Folge von Henzeu's Bemühungen die durch Brano verlorenen Be-
ziehungen wieder angeknüpft und zahlreiche Mitarbeiter sowohl in Italien
als in Deutschland gewonnen wnrden'). Nicht wenig trog freilich n
1) Michaelis, Geschichte des deutschen archaeologiachen inslitota 1889
1879, Berlin, A. Asher & Co., 1879, S. 101 ff
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Wilhelm Henien. 153
dsewin Gedeihen des Institiiia aoeh der gleich danof sehr wesentlich er-
werden dankbar der mit ihm in den Aluseen und in den Culuuibarien oder
vor den mit loschrifteo versehenen Bauwerken Borns verbrachten Stunden
gedenken.
Henzens Arbeitslast konnte durch die neue Stellunt; nicht erhöht
werden: er hatte sie schon früher ganzem Umfange gttiagen und
in er-
hielt jetzt Juii:h Brunn wirksauie Huile. So nahmen die Arbeiten für
das Corpus ungestört iliriii Fortgang. Die folgenden Jahre gingen hin
mit weiterer Ordnung der Scheden, Vervollständigung der Abschriften
nich den Originalen (im Sommer 1861 wurde das Magssln des Lateran
erledigt), Ausbeutung der Localliteratur, Eintragung derselben, sowie des
handsehrifÜishSD Matarials in den Apparat Daneben war Hauen ba-
aehftftigt mit der Aasarbaitang dar eapitoliniachen Faatan fftr dan Anihng
1863 arsehiananan aiatan Band daa Corpna:
Faati eonsnlaraa ad a. a. a. DCCLXVI adtti a Oailalmo Haniaa, in
C.LL.I., S. 418- 479.
Im Sommer nach Brachainan daa ersten Bandes (1862) ging Hanien
aaf drei Monate nach Plorans, nm noch einige epigraphischa Bandschriftan
sn benntsen and sagleich die dortigen Steina so revidiren. Olaicbfalla
aar TarvoUatftndigang daa handachriftlichan Materiala diente im Iblgendaa
SoiDmar (1868) eine mahrmonatlicha Beiaa in Oberitatien (9. Hai 8. Juli, —
11. —
29* September); es handelte eich aanaatlich am die in Hodena be-
findliahsn Papiere Haratori's. Hit dar Eintragong dea Ertrage disaer
Baisen in den Apparat waren die Yorarbaitan beendigt nnd die Ansar-
baitnng fllr den Dmck konnta beginnen.
Das hierbei eingeschlngene Verfahren, indem nftmlich snarst die in
dan ältesten, dann die in den nächstältesten Sammlungen Torkommendan
Inschriften aupgearbeitet worden, führte zu Untersuchungen fiber diese
Sammlangaa, Dntarsochangaa die in drei, in den Monataberichtaa dar
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154 Wilhelm ütiuen.
erledigt waren, trat Hensen ?on der Bedaetion aorflek. Die nan aoeb
übrigen Sepolcialinscbriften zam Drock sa bringen, ftbemahm Chr. HAlsen.
Von ihm wurde nnter fortdauernder Hitwirkong Heniea'e der Beat das
sweiten und der dritte Theil beeoigt und wird anob das noch ftbriga er»
ledigt werden.
Als die Vorarbeiten f&r die Sammlung der stadtr^ymiaeban Inseliriftn
im besten Gange waren, erfobrea diese eine grofse und unerwartete Be-
reicherung durch die wichtigen Funde im Hain der Arvalbrüder. I^is
sirh der Hain der Doa Dia mit dem Heiligtbum der Ar?alen beim vierten
Meilenstein der Via Portuensis befand, stand durch frühere Funde fest
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Wilhelin Henieo. 155
tigen Urkunden zn Tage zu f<?rdern. Über die Resultate der ersten Aus-
grabungen, April bis Juni 1867, berichtete Henzen in den Aunali 1867,
S. 225 — 296. Nachdem dann von März bis Juni 1868 die Ausgrabungen
fortgesetzt waren, gab er noch in demselben Jahre, unter Bormann's
eifrip^er und wirksamer Beib&lfe, das bis dahin gefoodene heraus in dem
anstührüchen Bericht:
Scavi nel bosco sacro dei fratelli Arvali per larghezza delle LL.
MM. Guglielmo ed Augasta re e regina die Prnssia operati dai signori
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156 Wilhelm HenMo
Zeit Braun's aus dem Institut geworden sein würde. Zn dem spateren
Aufblühen wirkten freilich auch andere Umstände mit: die bald Dach
Braun's Tode erhöhte Beihülfe des Staates, später förmliche Übernahme
auf den Staat und dann auf das Reich; ferner die Wirksamkeit von Hen-
zon's Collegen , Bninn und spater Helbig-. Doch hat anch Henzen nicht
dem Institut widmen konnte. Ganz besonders aber war seiner poien
Persönlichkeit das hohe Ansehen, welches das Institut in It^^lien genofs,
und das ausgezeichnete Verhältnifs desselben zu den einheimischen Ge-
lebiten zu düiikLJi. Aus einer Vereinigung von Gelehrten der verschie-
densten Nationen zur Mittheihaig und Veraibeitung der archaeologisehen
Fonde war das archaeologische Institut durch die geschichtliche Entwicke-
loDg, DamenÜlch seit AbtreoDUDg der fraDZÖsischeo Seciion, tbats&chlicb to
einer Station dentBcher Wissentebaft anf itdisohem Boden geworden, woldio
dcb die Erforsobong der AltertbQmer Italiens, mftglicbet im Verein mit den
einbeimieehen Oelebrten, sor Aufgabe machte. Von dem alten Cbarabtir
war eigentlich nor das geblieben, dab eeine Sitsnngen einen gern aaf-
Nie hatte er, das wufste jeder, nach persönlichen Vortheilen und Shm
gestrebt, vielmehr in bescheidenen Verbältnissen auf seinem Poeten aos-
gehalten. Und es war nicht einmal allgemein bekannt, wie sehr er stets
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Wilhelm Heazeo. 157
heit; jedes überflüssige Wort wurde unterdrückt: er schrieb eben nur für
den, der belehrt sein wollte. Sorgfältig enthielt er sich jeder Änfsernng
Ober Dinge, die er nicht ganz beherrschte. Im persönlichen Verkehr war
er, bei feinen und sicheren Uinganpsfornien, jedem mit Freundlichkeit ent-
gegenkommend, doch eher zurückhaltend. Zu heiterem oder gar scherzen-
dem Gespräch, auch nur zu lebhaftem Meinungsaustausch, kam er nicht
leicht: es beherrschte ihn auch hier die Scheu, irgend etwas zu sagen,
was er nicht ganz hätte venintworteD könneo. Jede Art von Intriguen
war ihm fremd: nie kam ihm in den Sinn, etwas anders als anf dem
geradesten Wege lu erreichen, nie mischte er sieb in Dinge, für die sn
sorgen er nicht berafen war.
Diese Schlichtheit nnd Wahrheit seines Wesens war in hohem Orade
geeignet, Yertranen in erwecken nnd ihm die Henen zn gewinnen. So
war es nicht an ?erwttndern, dafs ihm Achtang, Liebe nnd Vertraoen
ancb der ohne dafs er sich sonderlich darnm bemüht li&tte, Ton
Italiener,
selbst Hit den berTorragendsten italienischen Fschgenossen,
snflelen. .
frdber mit Borghesi, dann namentlich mit De Rossi nnd Fiorelli, war er
eng befreundet; auch bei denen, die ihm weniger nahe standen, genols er
die allgemeinste Yerehrnng. Sein ttath worde stete gern gehOrt, nnd ancb
on der italienischen Begierong manchmal erbeten: man war stets sicher,
dafs derselbe nnr anf Grund Toller Saohkenntnifs nnd nnbeeinflofst durch
peraftnlicbe Bücksichten gegeben wurde.
So war Bensen gant besonders geeignet, an der Spitze einer wisssn-
schafUichen Anstalt zn stehen, für deren Tbitigkeit das eintrftcbtige Zu-
sammenwirken der Deutschen und Italiener ein Hanptfactor war. Dies
von ihm so lange gepOegte Verhältnifs lag ihm ganz besonders am Herzen.
Auch als nach der Entstehung eigener italienischer Organe ein Zusammen-
arbeiten in der früheren Weise nicht mehr stattfinden konnte, erschien
ihm doch die stete FQhlong mit den italienischen Gelehrten als besonders
wichtig. »Domicilio et animo concivit heifst es in der Widmung des Albums,
welches ihm seine italienischen Freunde und Verehrer zu seinem siebzigsten
Gebartstag Qberreichten, was freilich nicht so verstanden werden darf, als
wäre er ganz oder halb zum Italiener geworden. Pei aller Liebe zu dem
Lande, weiches ihm eine zweite Ileimatli geworden war, war er sich doch
der Verschiedenheit des deutschen und italienifchen Wesens sehr deutlich
hewufst und fühlte sich auf das Hestiiumleste als Deutscher. Den poli-
tischen Bewegungen Italiens hielt er sich voIlständiLT fern und kam wohl
zu keiner bestimmten rarteinahme. Seine Freude war es, dafs m >leii
Eaumen und in den Schriften des In^tituts die Gegensatz^ ver nw müBn (
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15$ Wiilkeün Hessen.
K« \<t hpkannt pentip geworden, dafs di» mit dorn Jahre 18€f6 ins
haben. Es ist hier uwhi der Ort, auf so neue unu kaum zam Abschi&ff
gekommeoe Vorgäoge eiozogebea. Nor folgendes ina^ bervorgebobu
werden.
Den wis.senftchafilichen Veikeiif iiiii den einheimischen Gelehrten ta
unterhrtlten war und ist noch jetzt der Zweck der wAchentlichen ZusaiD«
menküufte (»Adananzen«) des Instituts, in denen Henzen dreiXsig Jahre
hindurch den Vorsitz f&hrte. Die Verhandlungen werden, dem Zweck ent-
spriebend, fonriffODd In der LaadcMprache gefflhrt, tMuneotUch verbot
neb der Qebraoeh des Deoteeben tod selbst» da die italieniseben Mshrtse
desselben nicht binttngUcb miebtig sind. So ersebieaen noch die Zeit-
scbriften dee InstHnts, so besserer Pflege diessr Gemeinsebaft, in ilnUe^
niseber Spnebe. Nnn hatte es eine Zeitlang den Anschein, es sollte diessr
nQndliebe nnd scbriftlicbe Oebnucb der italisnisehsn Bpracbe der Art
beocbrftnkt werden, dafii dadurch die bisherige Gemeinsebaft awinehea
Deotscben und Italienern wesentlich beemtiftcbtigt, namentlich ihr Ver»
kehr in den Sitsongen des Instituts nnmOglich gemacht ssin würde. Hsnasn
sah hisrin das Aufgeben der Stellaog, welche das Insütot dnreb die Ar-
bsit eines halben Jabrbaaderta sieb in Italien erworben nnd inr Ehre
Deotschlands nnd snm Nntaen beider Ydlher behauptet hatte, einer Stel-
lung, die nach seiner Überteugung noch Tollkommen haltbar war. IHessr
Oedanke machte ihm scbwsrs Sorge, nnd unter dem Eindrucke dasaelben
brachte er seine schon länger gehegte Absicht zur AosfQbrnng, s^nsn
Abschied zu nefamen: ein Schritt, der dnrch sein hohes Alter hinlfti^lich
]ieT)n!n das alte bleiben möcbtei war sein Wunsch und sein Bestreben bis
zaletzt.
Einen aiisgedehntereu Verkehr in italienischen Kreisen hat aber Henzen
nie gehabt. Er lehte überhaupt rMTücV jemgen, und feemen Umgang fand er
hauptsüchlich in der in ihrem Jiestaiiiitt von Jahr zu Jahr wechselnden
deutschen Gelehrtencolonie, und unter dieser standen natürlich in erster
Reihe die nähereu und weiteren Angehörigen des Instituts, welche stets
gern in seinem gastlichen Hause ferkehrten. Da er wegen seiner Anisen«
schwache bei Licht nicht arbeitete, versammelte sich fast allabendlich ein
gröfserer oder kleinerer Kreis um ihn; allen den verschiedenat ti,:en Be-
strebungen, die ihm hier nahe traten, kam er mit freundlicher ThtUiiuliiLe
entgegen, stets bereit, nach bestem Können zu rathen, zu helfen, Scbwie-
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Wilhelm Henien. 159
rigkeiteft aas dem Weg« za räameti. Bei Lebzeiten seiner Gattio war der
Tod des Haases ein vorwiegend ernster und strenger. Zwangloser and
anspruchsloser gestaltete sich der Verkehr, als nach dem Tode derselben
Henzen's liebenswOrdige Ilausgenossin, Fräulein RoBina Kopf (jetzt Frau
Rittmeister von POtz) —
die das kinderlose Ehepaar schon vor dem Todo
der Frnn ITcn^en 711 sich zunehmen beabsichtigte — sich pprnoinsam mit
ihm bemiihtc, sein Haus den Schutzbefohlenen zur Heimalh zu machen.
Viele gedenken mit Dankbarkeit der bei «Vater Heozea« verbracbtea
Stunden.
Hen/oji litt wohl schon seit längerer Zeit an pinem Ht'r'"ibpK welches
in (ien letzten Jahren dem sonst rüstigen Manne l*ei stärkerer Bewegung,
namentlich beim Steigen, Beschwerden verursachte. Eine Bronchitiä führte
schneller als man beförchten konnte, das Ende herbei: ein in Folge der-
selben eingetretener Herzschlag raubte ihm Sprache und Bewegung; nach
wenigen qualvollen Taeren erfolgte der Tod durch Lnnironlähmung am
27. Januar 1887. Der vSchmerz und die Theilnahme w.irtn allgemein. Mit
aufüerordentlichen Ehren auch von Seiten der staatlichen und städtischen
Behörden ward er zu seiner ivuhe>tatte bei der Cestiuspyramide geleitet.
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leo Wilhdni Henimi.
SD erOlFben. Kictats ron dem, was «r fbst^ war TsrloreD; lange Zeit war
jeder seiner Schritte, jede Erweiterung seiner eigenen Kenntnifs sagleich
eine Bereicherung der Wissenschaft. Frabisitig stand ihm der ün&ng
seiner Anfgabe fest, und
im Alter die Kräfte nachlieCdsn, war das
als
Werk soweit gefSrdert, dafs er das noch übrige rahig andersn Hindea
flberlassen konnte.So durfte er am Ahend seines Lebens, in Mitten all*
gemeiner Dankbarkeit und Verehrung, die ihm ein Jahr vor seinem Tode,
an ssinem siebzigsten Geburtstag« iot\ allen Seiten kondgegtben wurden,
auf ein wohl getbanes Tagewerk, anf ein fertiges, abgernndetes Besolut
seiner Arbeit zurflckblicken.
Bom. A. Man.
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Anzeigeblatt
xum
Alfrodus Gudeman.
VJ, 90 S. gr. 8. » Mark.
Joannes Maisei
Ph. Dr.
Beiträge
sor
Griechischen Geschichte
ton
LuiUHff Holzapfel.
92 Seiten, gr. 8. Z Mark 50 Pf.
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2 AjQzeige-BUtt.
Formenlehre
der
Lateinisclien Sprache
von
Friedrich Neue,
Auflage
jyritfe
von O. WaflT^neir.
Die dritte Auflage von Neue*s Formenlehre eracheiQt in
drei bis vier Bäodeo.
Zunächst kommt dor zweite Band (die Adjektiva, Name-
ralia, Pronomina, Adverbia, Präpositionen, ConjuDctioDen , Inter-
jectionen) zur Ausgabe. Dieser Band erscheint in etwa 10 Liefe-
rungen zu vier Bogen gr. 8*^ zum Subscriptionspreii^e von 1 Mark
50 Pf. dieser Subsn iptiüiisprois erlischt iiarh dem Erscheinen des
:
P.iiülcs, und tritt alsdann ein Ludriipreib voq 2 Mark für die Lie-
ieruijg iiikia.lt. Einzehie Lieferungen werden niciit abgegeben.
Der Abnehmer der ersten Lieferung verpflichtet sich zur Abnahme
des ganzen Bandes.
Die Ausgabe des dritten Bandes (das Verbum) folgt un-
mittelbar nach Vollendung des zweiten Bandes. Der UmiSuig
dieses Bandes ist gleichfalls auf zehn Lieferungen zu vier Bogen
gr. 8^. zum Subscriptionspreise von 1 Mark 50 Pf. berechnet. Die
Bedingung der Einzeichnung sind dieselben, wie beim zweiten Bande.
Das Erscheinen des ersten Bandes ist noch nicht festzu-
stellen. Jedenfwlls werden eiuige Jalirn von dem Erscheinen des
dritten bis zu dem des ersten Bandes vergehen. Den .Abnehmern
des zweiten und dritten Bandes wird während des Erscheinens des
Werkes der erste Band in zweiter AuHage:
das SUbstantivum, statt mit XS Mark zu läMark,
das Register zur zweiten Auflage, welches dadurch, dals in d«r
dritten Auflage die Seitenzahlen der zweiten angeführt sind, auch
f&r ^ese verwendbar ist,
statt 7 Mark SO jy för 5 Mark
abgegeben. Dieser Vorzugspreis gilt nur für die Abnehmer dor
neuen Auflage und während des Erscheinens derselben. Zur Er-
leichterung ist der ersten Lieferung ein Bestellschein beigefugt,
9äai welchen hin jede Buchhandlung in der Lage ist, die betrrf*
fenden Teile zum angeführten Vorzugspreise zu besorgen.
Aaieig«-fiUtt. S
seqiiantur
TOD einer Neubearbeitung in der Weise, wie sie die beiden auderen Teile er*
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4 Aaseige-Blatt.
Dritter Teil.
I^a^teiiiisolie Syntax.
Neu besrbeitet von
der lateinischen Syntax mustergültig, sie ist gleicbEeitig die reichste uud toi-
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Neuer V^riag von S, Oalvary A Co., Berlin W.
Sammlung
Mtter Ausgaben älterer dasmeher Hül&bicher
zum Studium der Philologie,
In jährlichen Serien von ca. 16 Bänden.
Subscn|>tiout>preis iür den Band 1 M. 50 Pf. Einzelpreis 2 Mark.
Sechsundachtzigater Band:
Reisig' s Vorlesungen über lateinische Sprachwissenschaft,
13. Lieferugi (Zweiter Teil, Sematiologio, neu bearbeitet Yon
H*. Heerdei^n, pag. 1—96.)
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6 Aazeige-BlaU.
BERLINERFÜR STUDIEN
CLASSISCHE PIHLOLUGIE UND ÄHlHAEOl.uGlE.
f> bat sich das Bedürfniss heraupge>tent, nelton den v'plrn ho=tohen(!»
rubiikatioDeo auf dem Gebiete der klassischeii Philologie und Arcbaeoiogie noch
ein Organ ra Minffen, dM dem Zwe^e dient, Arbeiten m
TertlTentUciieii, wekhi
far eine Zeitschrift tu amfingreieh and f&r eine eeUietlndige VertfliBai&dNn«
nicht gross genug sind.
Zu den Schriften der lotztgedacbteo Art gehören namentlich anch die tie-
legenheitsschrifteo. Sebnlprogramme nod DiasertatioiieD, von denen die benme
wohl verdi'^ncn, diirrh eino Sammlnng erhalten 10 Ueitwo and die Ümen ge»
bfthrende Verbreitung zu linden.
Sechster Band
Drittes Heft: Volkmar Hölzer, Beiträge zn einer Thoorie der lateinis^M
SemasioloKii'. ca 10 Bogoii. gr 8. ca 5 Mark. (Unter der Presse}.
J. H. LlPSIüa -
Preis: 20 Hark.
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Aweife-Bbtt
Sapphus ad Phaonem.
Apparatu critico iostructa, commeotario illustrata
et 0?idio vindicata.
Scri])sit
G. JJe Vries,
*V.
Vou
Karl Troost.
Gymuasiallehrer io Fraokenstein i. Schi.
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8 Aasiigi-BhlL
ord. öfifentl
Iwan Müller,
Professor der cla°sischen Philologie in Erlangen
. 15. Jahrgang: 1887 50.-53. Band. Heft 3-12 1.
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10 AnseigebUU.
Erwiderung.
In mtmwt XiliiaUiaM im
aoatige 11. und 18. M«, t. abth. (16. Jalr*
gug) dieior Zettiebrift, 8. 867 werd» mir dto folg^den wovte sugvtdkrichCB:
Ego talem aentnitiam deridtn»; tm ioTWl gimtte Ttniat com ptoziBum aaaai
his pitam [tiet] ToUfl arbiler adiit Amor, (Dio notining pilam und Ittel},
»reatitai (venne IV. 0. 19 »et ioTeiii grata« ... et 90 »hie idem votii tarn vel»
»esset amorc) ». . . Ego talem sententiam deddero: rio iuvoü grata«, mm
»cum proxiuuis annus, his palam votis arbiter adsit Amor. — 8ed. ui üiü,
»dßsppro flc prnptidatinne certa« l-^s NvJin nur billig geweseu, dass auch djtä
Maguus, urihrÜ! 11 küjinten, mit wrlchem rechte mir jeuer fehler zugeschnebea
wird. Ich gab our den gewQoscbteu Siuu (seotcntia) ohne » « und gab mch
Dicht eine tncerta emendatio. Das wort ccrta ist nur hiningefOgt, da
mir beim aelireiben eine andere lesimg vorschwebte, die ich ala nicht certa
ontordraekte, nlmlioh his idem ?otia («s dun eadem haee ?oCa fioat) imn tetai
adeit amer.«
Sciilusswort
Herr Francken wenn er meint, dass durch Hitteilaag der in meinem
irrt,
jeder als Verse lesen muss, keine Verse seien, und wenn er endlidi schUesst
wird, d. h. in einer solchen, welche die Worte des Autors wiederherstellen soü,
nicht wie er sie geschrieben haben mnss, wohl aber wie er sie etwa geechhebea
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Anieigeblatt. 18
aus der Zeit des Augustua Übertragung des ersten und dritten Buches
der Vergillschen Aeneis in Oktaten nebst Einleitong. XX, 80 S. gr 8.
3 M. 20 Pf.
— — Inhalt und Echtheit der Platonischen Dialoge auf Gnind logischer
Analyse. IV, 48 S. gr. 8. Einzelpreis 2 M.
Tietzes et Psellus. Tzetsae allegoriae lUados, graeeej aecedont PselH
allegoriae, quanim una iaedita, graeee; curante J. F. Boissonade. Piris
1851. VHI. 414 S 8 ;i M.
Vries, 8. G. de, Kpistula Sapphus ad Pbaoocm. Apparatu critico instructa,
commeotario illustrata et Ovidio vindicata. IX, 155 S. 8. 4 M. 50 Pf.
Woek«n9ehrlfl Berliner Phllologlseli«. Herausgegeben fon Ohr. Be g e r I
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14
In der U a n 'aeheii
Ii Verlassbachhmndlang in Leipaig ist anrhinfi
e s:il£ o n.
der lateinischen Wortformen
00
Prof. Dr. K. E Georges.
Erste Lieferang (Titel und Bogen 1—5). Lex.-8. 1888. 2 Mark.
Das Lexikon erscheint in 5 ~
6 LieferODgen k 2 Marie (in Liefarungea
von 4-6 Bogen) and wird bia Mitte nlduteo Jtiirei voiMndif in dnn Hinien
der Snbaeribenten aein.
Vollständiges Wörterbuch
über die Gedichte
des Homeros und der Homeriden«
Zum Schul- und Privat- Gebranch
nach dem {rübereo Sei 1er 'sehen Homer -Wörterbuch
neu bearbeitet von
FrofMOr Br. C. Capelle.
9. verbell. AnHage. gr. a. 1880. 4 IL 80 Pf.
Beiträge
anr
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AoatlgeUirtt
Tr ^ de
fej or
Chronologie d'histoire et de g6ographie
ponr r^tade et Femploi des doeiimente du moyen-fige
par
le Comte de Mas Latrie
Membre de l'lnstitut
Griechische Geschichte
van ilireiii UrspraBge bis zum Untergänge der Selbgtändii^lieit
des grieetaiseben Volkes.
Von
Adolf Holm.
4 Binde in ea. 90 Lieferungen k % Mark.
Zweiter J3and,
Gesebiebte Griechenlandg m 5. Jahrhundert v. Chr.
Vm, 608 S. kl. ö. Preis 12 Mark.
Digitized
10 Anxeig^»l«tt.
Fragen
der
TOD
B. HeiBterbergk.
VUI, 106 S gr.a. £iBS«lpr«ii 4 Muk
Berliner Studien
für elasfiiaciie Pbilalagie and Arckaeol^gie.
Neonter fiaod. YU, 888 8. gr. a Flreia 11 Mk. 90 PI
Inhalt: Talninu de SohoelTer, De Deli insnlae rebus.
Karl Tratest. Inbr^lt und Echtheit der Platoni^hen Dialoge.
B. fieisterbergk, ir ragen der ältesten Geschichte Siciliena.
Die Ortsgottheiten
in der griechischen und römischen Kunst
von
Otto SchtUtx.
IV, 84 S. gr. 8. 3 Mark.
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Anzeigeblatt
zum
Erwiderung.
Die Recension, die meuieni etymolofjiscbon Scbriftcbcn in den >Jab-
reäberichteu über cla?;8iscbe Altert iiincro Nro. 458 Seite 307 zu teil gewor-
den, hat nameullicb au meinem »rit;- r-croc = wert«, Anstofs gefuuden,
wol deshalb, weil sich darin ein Verstofs gegen die Lautgesetze ?ersieckt
halteo mQfste.
Es Hei mir gestattet, zur HichtigstelluDg der Saciie uur das Not-
wendigste zu entgegnen:
Fürs Erste kann ich meinen Satz: »d<Tr€?oc= werte, lieb und »wertt
wiederholen, denn das /a<r- iu faff'TeToc gehört zu skr. vas-ati, wohin
got. vis -an, dann mhd. wcs-en = währ-eo, dauern.... Von diesem
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18 Anzeige- BlAtU
Antwort.
Gegen die von Herrn Sob. Zehetmayr aufgestellte Etymologie des
Wortes dunetoc habe ich weder tu meinem Beriehto Zweifel erhoben,
noch finde ich Anlafs, es Jetst tn thnn. H. Ziemer.
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Anzeige -Blatt. 19
Soeben erscbien:
Lehrbuch der Geschichte
des
Caelelli, 6.» L'ellh e la patrw di QaiDto Corsio Bofo. Volume Primo. 80 p. 8<i.
1 M. GO Pf.
— La via consulare Salaria: Roma Beate — Asculum —
Adriaticum
coo carte itineraria del Pteena 86 p. 6^, Mit einer Karte. 1 M.
Pietrograndet 6., Ateste oella mUUia imperiAle. 984 S. 40. Mit vielen
Holzschnitten. 10 M.
THr^r^ Bach ist in Italien bereits ?ergril!en. Eine Freiaerbbbnng bleibt
> or 1 1
1
' 1 ui 1 1
1' [ 1
HORATIUS
EX HECENSIONE OREJULII J. G.
EDiTlO QUARTA MAIOR,
VOLUME» ALTKßüM
CÜRA\Tr
Den Sobscribenten des aweiten Bandes liefern wir während des Erscbei-
Dens desselben den 1. Band der 4. Auflage, beransgegeben von W. Hinehfeldsr,
Ladenpreis 20 Mark, mit 1' M irk ^ cl; i^ilt dieser Vorzugspreis nur för die
.
Subscribenten des zweiten Bandes und nur w&hrend des Erscheinens desselben.
Griechische Geschichte
Ton ihrem Urspraige Iiis snm Untergaiig« 4er MbstMlfkdt
des grieebisehen Yoikes.
Von
Adolf Holm.
4 Binde in ca. 90 LitüBningeB i % Mark.
Zweiter Band.
Gesehichte Griechenlands iin 5. Jahrhundert v. €br.
Vni, G08 S. kl. 8. Preis 12 Mark.
Im Jahre 1886 erschien:
Erster Band.
ttesehiclite Griechenlands bis zum Aasgange des 6. Jahrh. v. Ctar.
IC lu o I o ig'ie.
Neu bearbeitet von Neu bearbeitet von
Band III.
S n t a 3c.
Neo bearbeitet foo
J. H. SehmalE und 0. Landgraf
1888, Tili, 078 S. U. 8. 18 Hark.
Nach Vollendung obiger SchlufalieferaDK wird dieses für die latmoteehe
Sprachwissenschaft überaus wichtige Werk, welches seit langen Jahren ver-
griffen war, wieder vollständig vorliegen. Dasselbe ist unter der Hand der
bewährten Herausgeber gleichnm ein neues Werk geworden ond ist die An-
eehaffnng for jeden Fhiloiegen und jede Bibliothek wanacfaenewert.
Beiträge
aar
Griechisclien Geschichte
von
Tjudivig Holz€i/pfeh
92 beiteiL gr. 8. 2 Maris Pf.
Studien
zur griechischen Mythologie
von GtO^Hed Goerresm
Ente Folg«.
II, 246 S. gr. 8. Preis 8 Mark.
CORNELTT TACITI
DK VITA ET MORIBÜS JliLlI AGRICOLAE LIBKH
AD FIDEM CODICUN
EDIDIT
A. E. SCHOENE.
IV, 4S S. gr. 8 Preis 2 Mark.
Zlur ErklAiriiiigr
der
'
Digitized by
Anlage -Blatt 33
Berliner Studien
für classische Philologie und Arcliaeologie.
Es hat sich das Bedürtniss herausgestetlt, neben den vielen bestehenden
Pabl!kat!on«B auf dem Qebiete der klassischeD Philologie und Arebaeologie
noch ein Orf^an zn schaffen, das dem Zwecke (Hont, Arboilcn zu veroffeutlichen,
w( Ichp fnr eino /( itschrift zn umfangreich und für eine selbst&ndiga YerOffeofc*
lichuiig nicht grusd genug bind
Zu den Sdirifteo der lelitgedachten Arl gebftren nameotlidi auch die Oe»
legenhcitsscbrift»'u, Sclmlprogramrae und Dissertationi-n, von denen die besseren
Mohl verdienen, durrb eine Sammlung erhalten zu bleiben und die ihnen ge«
bühreode Verbreitung 7,u finden.
Neu eintretenden Abonnenten werden die ersten beiden Binde zur Hälfte
daa Prtiaaa »19 iWarii abgegeben.
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SI4 AiiteigeUaCt
MAGROBII
OPERA
BD.
LÜDOYICÜS JANUS.
2 foll. gr. 8. Qaeditnbargae 1848 -1862
unr^ setzen deu Preis für das Exemplar vorläufig von IH Marie auf ß MetHk
herab» wobei wir ans ap&tere Freiaerhöhang vorbehalten.
JAHRESBERICHT Ober
HERAI^ISTN BONITZ.
Ein Nachruf
TODTÄ. Gomperi$»
62 S. gr. 8. Preia 2 Marh.