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AMI 12 Lippert Kordlar 1971 1978 PDF
AMI 12 Lippert Kordlar 1971 1978 PDF
I. Einführung
Die österreichischen Ausgrabungen am Kordlar-Tepe sind nun an einem Punkt an-
gelangt, an dem es berechtigt ist, rückblickend die wichtigsten Ergebnisse eines in sich
mehr oder weniger geschlossenen Grabungsabschnittes zu ordnen und zusammenzufas-
sen. Die Möglichkeit einer übersichtlichen Veröffentlichung verdanke ich dem großzü-
gigen Entgegenkommen der Herren Prof. Dr. Wolfram Kleiss und Prof. Dr. Peter
Calmeyer vom DAI in Teheran, die unsere Grabungen immer mit Aufmerksamkeit
verfolgt und mit vielen Hinweisen und Ratschlägen unterstützt haben.
Durch alle Kampagnen hindurch war mir Herr Dipl. Ing. Josef Dorner von der
bautechn. Fakultät der Universität Innsbruck mit seinen vielfältigen Grabungserfah-
rungen im Orient der wertvollste Mitarbeiter. Ich bin ihm für seine in Kordlar gelei-
stete selbstlose Hilfe zu tiefem Dank verpflichtet.
Die Grabungen wurden finanziell vornehmlich durch das österreichische Bundesmini-
sterium für Wissenschaft und Forschung gewährleistet, für dessen Aufgeschlossenheit
dem Projekt gegenüber sehr zu danken ist. Ständige Unterstützungen wurden unseren
Forschungen aber auch durch die Bank Schoeller & Co, den Verband d. Öst. Banken und
Bankiers und durch die Allg. Baugesellschaft Porr AG zuteil. Ich möchte daher nament-
lich den Herren Direktor Dipl.-Vw. Philipp v. Schoeller, Generaldirektor Dr. Helmut
H. Hatschek und Generaldirektor Dipl.-Ing. Hans Herbeck sowie Herrn Dipl.-Ing.
Robert Schröder von der Porr-Iran aufrichtig für ihre maßgebliche Hilfe danken.
Eine Vorexpedition in die Ebene von Urumiyäh (Rezayeh) in West-Aserbeidschan
führte ich erstmalig im Frühjahr 1971 durch, um einen geeigneten Fundplatz festzu-
legen. Es folgten dann in den Jahren 1972. und 1973 die ersten beiden unter der Lei-
tung von Herrn Univ.-Prof. Dr. Kar! Kromer (lnst. f. Ur- und Frühgeschichte, Univ.
lnnsbruck) stehenden Grabungskampagnen auf dem 13 km östlich von Rezayeh gele-
genem Tepe Kordlar, der wegen seiner auffälligen Lage in der Ebene und seiner be-
achtlichen Größe und Höhe bedeutende Fundschichten erwarten ließ. Zunächst legten
wir am Ostrand des Tepe ein die gesamte Schichtfolge erfassendes Stufenprofil an.
Das unterste Schichtpaket enthielt Fundmaterial, das am ehesten mit der ,.Pisdeli-
Keramik« und den Fundtypen der Schichte M von Geoy-Tepe in Verbindung gebracht
werden kann. Die mittleren Schichten von Kordlar sind der Phase der polychromen
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Keramik der vollen Bronzezeit zuzuordnen. Das oberste, sehr hohe Schichtpaket läßt
sich in eine Reihe von spätbronze- und früheisenzeitlichen Besiedlungsphasen gliedern.
Schon in den ersten beiden Grabungsjahren wurde die weitere Arbeit auf die oberen
Schichthorizonte konzentriert. Die Freilegungen wurden in Form von Quadranten mit
jeweils 10 m Seitenlänge im Nordostteil des Siedlungshügels begonnen. An dieser
Stelle bildet der Tepe eine oben leicht abgeflachte Erhebung, mit einem leichten Gelän-
deabfall nach Süden und Osten (Plan I). Die Quadranten in diesem Gebiet wurden bis
in eine Tiefe von etwa 5 m abgetragen, um die durch das Stufenprofil bereits ange-
schnittenen oberen Siedlungsschichten zu erfassen und kennenzulernenI.
Im Sommer 1974 übernahm ich die Leitung der Grabungen am Kordlar-Tepe, die
sich, wie auch die beiden Folgekampagnen 1976 und 1978, auf die Erweiterung des
schon früher begonnenen Grabungsfeldes im Nordostteil des Tepe konzentrierten. Die
Aufdeckungen konnten einen Schichtenkomplex nachweisen, der insgesamt sechs ein-
zelne Siedlungsphasen enthält. Die Bauhorizonte IV, III, II Bund II A zeigen eine
kontinuierliche, zusammenhängende Entwicklung, während die Baureste der Schichten
V und I in keinem so unmittelbaren Bezug zu den anderen Bauphasen stehen~.
Einen recht wesentlichen Bestandteil der Forschungen am Kordlar-Tepe bilden die
zoologischen Bestimmungen der Tierknochen aus den oberen Schichten. Sie schließen
das Material bis zur Kampagne 1974 mit ein und geben einen guten überblick von den
im Siedlungsbereich - sei es als Haus- oder Jagdtiere - vertretenen Tierarten im spä-
ten 2. und frühen I. Jahrtausend vor ehr.'.
SCHNITT 8 - B' c
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4 Diese und alle folgenden botanischen Bestimmungen verdanke ich Fr. Dr. H. H.ilscher vom Inst. f.
allgem. Botanik d. Univ. Innsbrudt.
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5 Herrn Dr. log. G. Sperl vom Erlch Schmid-Institut für Festkörperphysik in Leoben möchte ich
für seinen wertvollen Beitrag in demselben Band der AMI besonders herzlich danken.
KOROLAR TEPE 1°9
sich eine größere Menge (etwa 3 Liter) verkohlter Weizenkörner. Wegen der starken
Verkohlung konnte die Art aber nicht mehr genau bestimmt werden. Im kumpfförmi-
gen, schlecht gebrannten mürben Tonbehälter (H.: ca. 50 cm, MsDm.: ca. 35 cm) wur-
den Reste von geflochtenem Schilf (Korbreste? Taf. 24/4), verkohlte Pfahlrohrstengel
und verkohltes Holz gefunden. Vor dem Tisch lagen noch eine fragmentierte Reib-
schüssel aus Stein und ein zylindrischer Reibstein. Schließlich kamen in diesem Bereich
zahlreiche Reste von Lehmbewurf mit Schilfrohreinschlüssen (Dm. d. Rohre: ca.
0,7 cm) zum Vorschein.
Die Nord-Süd verlaufende, an die Umfassungsmauer gefügte Ziegelmauer wies an
der Verbindungsstelle eine deutliche Fuge mit Brandrötung auf; sie wurde also erst
nach Beginn der Periode errichtet, oder es handelt sich um eine Arbeitsfuge. Nach etwa
4 m Laufweite band eine ebenso beschaffene Ziegelmauer an der Ostseite der Ziegel-
mauer im rechten Winkel ein. Sie führte etwa parallel zur großen Umfassungsmauer
und zeigte durch ihre intensive Rötung und wegen mächtigen roten Brandschuttes be-
sonders heftige Feuerspuren. Die noch vorhandenen oberen Mauerreste wiesen von
Westen nach Osten ein sehr starkes Gefälle auf. Da der Bereich Gd 2 noch nicht bis auf
das Gehniveau der Periode IV abgetieft wurde, konnten auch weitere Zusammenhänge
der Bauelemente nicht geklärt werden. Rotgebrannte Halbziegel der Westostmauer in
Gd 2 Nord hatten ein Format von 41 x 17 x 12,5 cm.
Zwischen den rechtwinkeligzusammenstoßenden Ziegelmauern wurden eine frag-
mentierte Backhaube aus Ton und eine Bronzenadel mit verdidttem Kopf gefunden.
In Gd I Nordost gelangten Bruchstüdte eines großen, ca. I m hohen gerippten Vor-
ratsgefäßes mit plastischen Rippen zum Vorschein. Schließlich sind in Gd I Süd (M)
unmittelbar hinter den Lehmwannen am Boden sadtförmige Gefäße mit geometrischer
und figürlicher Bemalung hervorzuheben. Die Bruchstüdte des einen Topfes waren
durch Feuereinwirkung sehr stark verschladtt (Abb. loh; Taf. 2512041). über Boden
und Mauerzüge der Periode IV zogen in dem beschriebenen Bereich sehr did{e, gebän-
derte Brandschichten, die von einer starken Brandkatastrophe Zeugnis geben.
Auch für die Phase IV ist der weitere örtliche Verlauf der neuaufgestockten West-
ostmauer in Hd I noch nicht näher bekannt. Jedenfalls sind im Ostteil dieses Quadran-
ten verschiedene Mauerzüge ausgededtt worden, die an die Umfassungsmauer angefügt
sind. Sie zeichnen sich durch sehr mächtige Steinbloddundamente mit daraufsitzender
Lehmpadtung und Ziegelaufbau aus. Ihre Beziehung zum westlich davon befindlichen
Ziegelgebäude ebenso wie die verschiedenen Bestattungen, Skelette und Funde in die-
sem Gebiet wurden schon früher ausführlich beschrieben.
Die Freilegung und möglichst genaue Erfassung aller Bauperioden des Ziegelgebäu-
des südlich der Westost-Umfassungsmauer bildete bei den letzten Grabungskampagnen
der Jahre 1976 und 1978 den Mittelpunkt aller Anstrengungen. Durch die Abtragung
der Profi!stege und die entsprechende Erweiterung des Grabungsfeldes nach allen Sei-
ten gelang es, den Grundriß des Gebäudes von seinen Anfängen an zu erforschen.
110 ANDREAS LIPPERT
Der in der Periode IV erstmalig errichtete Ziegelbau zeigte im Mittelteil eine große
quadratische Halle (B). Im Osten und Westen schließen kleinere und schmälere Kam-
mern (A. D. L. E. F) an, von denen die Edrräume turmartig vorspringen (A. L. F).
Auch der winkelförmig angelegte Eingangsraum (Z) im Südosten stellt ein weitgehend
freistehendes turmähnliches Geviert dar. Insgesamt nimmt das Gebäude mit einem
Längen-Breitenausmaß von rund 22 x 20 m eine annähernd quadratische Fläche ein,
wenn die durch die Raumvorsprünge entstandenen Hofbereiche im Norden (J) und
Süden (C) miteinbezogen werden.
Die zwischen I und 1,5 m breiten Ziegelmauem (Maße der Ziegel: 38/39 x 38/12 cm)
saßen auf raumseitig zubehauenen Steinblöcken, zwischen denen gestampfter Lehm
eingebracht war. Dieser Unterbau aus Steinblöcken war aber nirgends eingetieft und da-
her nicht als eigentliches Fundament, sondern als raumbildender Sockel anzusprechen.
Die gestampften Lehmböden im Gebäudeinnern führten dort, wo keine Lehmbänke
bestanden, auch genau zur Unterkante dieser Sockelsteine. In den Räumen mit Lehm-
bänken entlang der Wände (B und Z) bildeten die mit einer Lehmschichte innen ver-
kleideten großen Sockelsteine die unmittelbare Rückwand oberhalb der Bänke.
An sich waren die aus Periode IV erhaltenen Mauerteile, wie die ausgebrochenen und
durch Brand beschädigten Mauerteile zeigten, selten höher als 1,5 m erhalten (vgl. Pro-
filschnitte AA', BB' und DD'). Im Plan 2 (Perioden V und IV) sind allerdings die Hö-
henkoten der Mauem nach der Höhe der darübergebauten Ziegellagen der Perioden
III und IV angegeben, da nur manchmal die Mauern der älteren Perioden eigens frei-
gelegt wurden und daher die entsprechenden lokalen Messungen vielfach fehlen.
Das Gehniveau der einzelnen Räume war sehr unterschiedlich. Es lag in den östlich-
sten Räumen am tiefsten, war im zentralen Raum B geringfügig höher und in den
westlichen Räumen, vor allem im Raum A, am höchsten. Es ist auffallend, wie unre-
gelmäßig die Mauem des Gebäudes verlaufen und in den Ecken vielfach den rechten
Winkel vermissen lassen. Dazu kommt, daß die Anlage als Ganzes scheinbar keine aus-
gewogene Anordnung der Räume zeigt.
Man betrat das Gebäude durch ein 1,30 m breites, mit einer durch lange Benützung
glattgeschliffenen roten Kalksteinplatte ausgelegtes Eingangstor im Nordosten des Rau-
mes Z. Entlang der Ost-, Süd- und Westwand zogen schmale ca. 30 cm hohe Lehm-
bänke. Knapp darüber war die Wand etwas gewölbt, offenbar, um ein bequemes Sitzen
zu ermöglichen. Vielleicht dienten diese Bänke aber auch zum Abstellen von Gefäßen
und Gegenständen, wenn auch (ebenso wie im Raum B) auf den Bänken selbst nur
wenige Funde lagen. In der südlichen und westlichen Bank war je eine wannenförmige
Ausnehmung eingelassen, die nicht ganz bis zum Boden reichte. In diesen von der Mit-
telachse der Bänke abweichenden Vertiefungen dürften die hölzernen Trägerpfosten
gestanden sein, auf denen die Hauptbalken der Deckenkonstruktion ruhten. Die Posi-
tion dieser Pfostenwannen nimmt jedenfalls genau Bezug auf die jeweils größte Raum-
länge.
Verkohlte, bis zu 20 cm starke und an den Enden zugeschlagene Holzbalken, ver-
aschte Schilfmattenreste und Lehmbewurf mit Abdrücken von Schilf und Rohr im
ltOllOLAll TEPE III
Raum Z wie aum in den übrigen Gebäudeteilen, lassen eine Vorstellung über die
Dedt.enkonstruktion zu. Es handelt sim im Grunde um ciieselbe Bauweise, wie sie nom
heute überall am Lande vorkommt: die Deckenbalken werden mit Reisig oder Stroh-
matten abgedeckt; darüber kommt eine Lehmauflage, die oft glei<hzeitig den Fußboden
des darüberliegenden Oberstockes bildet.
Die botanisme Bestimmung von verbrannten Dam- bzw. Deckenteilen aus dem Zie-
gelgebäude ergab interessante Aufsmlüsse. Das Holz stammte einerseits von der heute
in der Flußebene von Urumiyah heimismen Pappel, andererseits von einer Nadel-
baumart, die aller Wahrsmeinlimkeit nam mit Zypresse (Cupressus sempervirens)
glei<hzusetzen ist8 • Nadelholz gibt es in rezenter Zeit m. W. nur mehr in den weiter
entfernten Gebirgstälern. Die Smilfreste, entspremende Abdrücke im Lehmverputz
und zu Klumpen verkittete, verkohlte Körner lassen sim alle mit Simerheit auf Pfahl-
rohr (Arundo donax) zurückführen, dessen Verbreitung vom Mittelmeergebiet über
Syrien bis Transkaukasien reimt.
Die Bank an der südlimen Wand von Raum Z sprang an einer Stelle halbkreisför-
mig vor und wies oben eine runde Mulde auf. Unmittelbar davor befand sim im Fuß-
boden eine ovale seimte Senke, deren rote Verfärbung vielleimt auf eine ehemalige
Feuerstelle schließen läßt. In der Südwestecke des Raumes in 1,5 m Höhe wurde eine
ungefähr quadratisme Nisme mit einer Seitenlänge von 50 cm und einer Tiefe von
40 cm aufgededt.t. Im oberen Teil der Nisme waren beiderseits Ansätze eines heute
ausgebromenen Bogens zu erkennen. Das Innere der Nisme war gelb verputzt.
Entlang der banklosen Nordwand und knapp vor dem Eingang wurden die
Fragmente von großen leistenverzierten Vorratsgefäßen mit smmal zulaufenden,
manchmal ge1o<hten Böden gefunden. Diese Gefäße standen wahrscheinlich auf Holz-
gestellen, da man sie wegen ihrer smmalen Böden schwerlim auf den Fußboden stel-
len konnte. In diesem Raum gelangten die meisten Pfeilspitzen aus Bronze und aum
die einzige im Gebäude gefundene Bronzelanzenspitze zum Vorschein.
Vor der westlichen Bankausnehmung lag das ausgestreckte und gestörte Skelett eines
adulten MannesT. Die Schädelknomen waren angekohlt. Der Mann dürfte an diesem
Ort während der Brandkatastrophe am Ende der Periode IV von herabfallenden,
brennenden Gebäudeteilen getötet worden sein.
In dem zu einem schmalen Gang geformten nordwestlichen Teil von Raum Z be-
fand sich eine 1,10 m breite Türe, deren Schwelle mit zwei hintereinander liegenden
grauen Kalkplatten ausgelegt war. Auf der westlimen Seite des Türstockes lehnte die
fast senkremt verstürzte, ebenfalls graue Kalkplatte des Türsturzes. Ihre Maße
(1,10 x I X 0,11 m) zeigten, daß diese Platte gerade nom die Türöffnung überbrücken
konnte.
8 AuE Zypresse im besonderen deuten die streng in Reihen angeordneten HoftüpEel und die nur aus
Parenchymzellen bestehenden Holzstrahlen, die relativ dicke Zellwände haben, hin.
T Die vortäuE. anthropol. Bestimmung dieser Skelette und aller and. Skelette und Bestattungen vom
Kordlar-Tepe führte ich selbst durch. Die Skelette sind in Kordlar deponien.
112 ANDREAS LIPPEllT
Durch diese Türe schritt man in die Halle B, deren Bodenniveau von Süden nach
Norden um gut einen halben Meter Höhe fiel. Der Boden dürfte schon in alter Zeit
abgesunken zu sein, was Ausbesserungen durch eine weitere gestampfte Lehmboden-
lage besonders im Nordosten des Raumes notwendig machte. Hier waren deutliche
Risse im ersten Boden und ein darüber gelegter Lehmbodenausgleich festzustellen.
Im Süden, Westen und Norden der 8,5 x 7,5 m großen Halle B führten Lehmbänke,
ähnlich denen von Raum Z, entlang der Wände. Vor der östlichen Wand der Halle, die
sich zum benachbarten Raum E weithin öffnete, zog eine stark verbreiterte Lehmbank
nur entlang des bis zur Decke reichenden, geschlossenen Nordteiles.
Etwa in der Mitte der nördlichen Bank und im nördlichen Drittel der westlichen
Bank befanden sich die schon von Raum Z bekannten wannenförmigen Ausnehmun-
gen, die wohl für die Aufnahme der Deckenstützen gedacht waren.
In der südlichen Hälfte der Halle wurde ein massiver quadratischer Sockel auf-
gedeckt, der aus drei Ziegellagen gemauert und mit einem feinen Lehmüberzug über-
glättet war (Taf. 2312). Diese Plattform hatte eine Seitenlänge von 120 cm und eine
Höhe von 35 cm. In der Mitte war ein zylindrischer Schacht von 60 cm Durchmesser,
dessen Boden eine glatte Steinplatte aus grauem Kalkstein bildete. Die durch die Zie-
gelmauerung der Plattform entstandenen Zwickeln im Innern des Schachtes waren
'durch Lehmverputz abgerundet. Der Schacht enthielt ein rotbraunes, feines Erdmate-
rial, einige Tonscherben und kleine Tierknochen, aber keine Holzkohle. Dennoch ist
aufgrund von Analogien zu den Gebäuden von Hasanlu IV und anderen Fundplätzen
anzunehmen, daß der Lehmsockel zum Einsetzen einer Holzsäule gedient hatte. Außer-
dem bot der verhältnismäßig große Lehmblock die Möglichkeit für Sitzplätze rund um
den Pfosten.
In der Linie zwischen Lehmsockel und nördlichen Bankauslaß befand sich (unmittel-
bar nördlich der Herdstelle) ein tiefes, 20 cm breites konisches Loch, das eine lehm-
geglättete Innenwandung aufwies. Ein weiteres, aber flachbodiges, rund 25 cm breites
Loch wurde knapp vor der Ostwand von Halle B gefunden. Die westliche Bank-
ausnehmung und die beiden schon erwähnten Vertiefungen im Boden ergeben in ihrer
Verbindung ebenfalls eine Linie. Somit ließe sich eine Deckenkonstruktion für Halle B
erschließen, zu der ein mächtiger Holzpfeiler, der in einem Sockelfundament stand,
und Wandstützen in den nördlichen und westlichen Lehmbänken als tragende Teile
gehörten. Gleichzeitig oder vielleicht erst zu einem späteren Zeitpunkt, als durch Ab-
sinken des Fußbodens Reparaturen notwendig wurden, setzte man zwei zusätzliche
Holzstützen für die Decke in der West-Ost Achse der Wandstütze in der westlichen
Bank. Verkohlte Balkenteile von 17 bis 20 cm Durchmesser wurden in der Halle mehr-
fach am Boden oder in Bodennähe gefunden.
Etwas nördlich der Raumrnitte war im Boden eine 12 cm tiefe und 100 x 80 cm
große Herdmulde eingelassen, die eine sorgfältige, rotgebrannte Lehmauskleidung auf-
wies (Taf.23/r). Das südliche Ende des mit Asche und Holzkohle gefüllten Herd-
platzes war U-förmig gebildet. In den beiden südlichen Herdzungen wurde je eine zer-
KORDLAR. TEPE 113
brochene, aber gänzlich zusammenfügbare Tonhaube gefunden (Abb. 6/x,5; Taf.
26/x,2). Fundlage und Form der Objekte läßt an Glutscnützer oder Backhauben
denken.
Aus den Schichten IV-lI gibt es aus Kordlar nun schon rund 15 mehr oder weniger
fragm. Exemplare solcher Tonhauben, die somit ein Spezifikum für diesen Fundplatz
darstellen. Die Stücke aus den versch. Siedlungsphasen zeigen eine deutliche typologische
Differenzierung (vgl. 3. Vorbericht, Anm. -2, Taf. VlII/3). Allen ist ein durch den
abgesetzten scheibenförmigen Vorderteil und den schwanzartigen kleinen Henkel ge-
gebener, wenn auch stark schematischer, zoomorpher Charakter gemeinsam. Bei den
jüngeren Varianten sind gelochte Rücken- u. Scheibenteile sowie seitliche ohrenförmige
Lappen kennzeichnend.
Vielleicht sind tragbare, zoomorph gebildete Tonherde aus Ost- und Südosteuropa
mit unseren Funden in Beziehung zu bringen. Diese gehören vornehmlich der mittleren
und späten Bronzezeit an. Aus der umfangreichen Literatur sei hier nur auf einige
Arbeiten verwiesen8 •
Aufgrund verschiedener Beobachtungen und Erwägungen ist anzunehmen, daß die
im Gebäude zentral angelegte Halle B keinen Oberstock besaß. Zunächst kann rein
statistisch belegt werden, daß Fundstücke aller Art in dem gewöhnlich 1 m hohen
Brandschutt der Periode IV in den verschiedenen Räumen des Ziegelgebäudes regellos
verteilt lagen. In der Halle B hingegen lagen die Funde vorwiegend in Bodennähe.
Als zweites steht wohl fest, daß über dem Herdplatz in Halle B eine entsprechende
Abzugsöffnung für den Rauch (ins Freie) in der Decke eingelassen gewesen sein muß.
Damit war aber ein gänzlicher überbau der Halle B nicht mehr gut möglich. Schließlich
stellte eine größere Deckenöffnung über dem Herd auch eine notwendige Lichtquelle
für den großen Raum dar. Die Halle war von angrenzenden Räumen im Westen,
Südosten und Osten umschlossen und konnte am ehesten nur durch Fensteröffnungen
zu den Höfen C im Süden und J im Norden Tageslicht erhalten. Insgesamt stellte sich
also die Frage, ob und wieweit der zentrale Innenraum B als Lichthof konzipiert war.
In der Südostecke von Halle B, neben dem Eingang zu Raum Z, befanden sidl die
stark zerdrückten Reste von meterhohen großen Vorratsgefäßen mit plastischer Rippen-
zier (Bänder und Girlanden). über die gesamte Fläche von Raum B verstreut lagen
menschliche Skeletteile in mehr oder minder gestörtem Zusammenhang. Sie zeigten
häufig Spuren von Brandeinwirkung. Die gestörte Lage wird sowohl auf Tierfraß wie
auch auf die am Beginn von Bauphase III erfolgte Einebnung des Ruinenschuttes
zurückzuführen sein. Während der Grabung konnten mit Sicherheit 9 Individuen fest-
gestellt und vorläufig bestimmt werden (Skelette 15 a-i, q, t, z). Es waren dies zwei
Kleinkinder im Alter von 1 bis 2 Jahren (I 5 bund f), drei Kinder im Alter von 10 bis
14 Jahren, ein Mann (?) im adulten Alter (um 30 Jahre ?), zwei frühadulte Frauen
(zwischen 18 und 25; eine davon 15 c) und eine Frau im maturen Alter. Die Skelette
stammen wohl von Personen, die während der Brandkatastrophe, die die Siedlungs-
periode IV abschloß, nicht (mehr rechtzeitig ?) ins Freie gelangten und im Gebäude-
innem durch einstürzende Mauem und durch das Feuer ums Leben kamen. Das eine
männliche (?) Skelett lag etwa vor der Mitte der westlichen Lehmbank; Schädel und
Oberkörper waren von einem, offenbar vom Dach herabgestürzten schüsselförmigen
Mahlstein bedeckt. Knapp vor der östlichen Raumseite befand sich das Skelett einer
frühadulten Frau (15C) mit einer Perlenkette um den Hals (Abb. 16114 - 42). Un-
mittelbar südlich von ihr, aber 40 cm über dem Boden, war das Kleinkindskelett (15 b),
an dessen Schläfen ein bronzenes Ohrringpaar in situ lag (Abb. 16/z - 2).
Der langgestreckte Raum E an der Ostflanke des Gebäudes war zum großen Innen-
raum B hin über eine 4 m lange und 1,5 m breite bankförmige Schwelle offen. Diese
bankähnliche, mit Steinplatten ausgelegte Erhebung war auf der Seite der Halle B um
20-30 cm höher als die hier befindlichen Wandbänke. Das Niveau der beiden angren-
zenden Räume Bund E selbst war etwa gleich. Wie schon in der Halle B, so war
auch im Südteil von Raum E ein zweiter Ausbesserungsbelag des gestampften Fuß-
bodens erkennbar, der über eine schräg verlaufende Absenkung eingebracht war. Nörd-
lich und südlich wurde der weite Raumdurchlaß durch 1 bis 1,30 m hohe Wand-
vorsprünge aus lehmüberzogenen Ziegelsockeln begrenzt; sie mochten wohl als Abstell-
flächen für Keramik und andere Gegenstände gedient haben und bildeten eine zusätzliche
öffnung zum Raum B. Der nördliche Wandvorsprung besaß an der südlichen Schmal-
seite eine zur Schwelle vorgesetzte, niedrige, mit Steinplatten ausgelegte Lehmbank.
Außerdem waren auf den Innenseiten der beiden Wandvorbauten schmale Lehmbänke
angeschlossen.
Vor der (östlichen) Rückwand von Raum E wurde ein gut erhaltener kubischer
Lehmtisch mit einer Seitenlänge von rund 0,5 m aufgedeckt, der mit dem gestampften
Lehmfußboden unmittelbar verbunden war. Die seitliche Lehmverschmierung dieses
Lehmwürfels ging in Form einer Hohlkehlung unmittelbar in den Fußboden über. An
der Südseite des Tisches befand sich eine kreisrunde öffnung (Dm: 15 cm), die in einen
kubischen, schön ausgemauerten Hohlraum führte. Dieser Hohlraum war oben mit
einer Steinplatte abgedeckt. Die Tischfläche war an den Rändern durch Lehmverschmie-
rung muldenartig aufgewölbt. Im Innem des Hohlraumes lagen 27 teilweise ange-
kohlte, etwas abgeschliffene Astragali von Capra bzw. Ovis sowie ein gelochter runder
Tonscherben. Der Lehmblock stellte wohl einen Spieltisch für das heute noch übliche
Würfelspiel mit den Gelenkknochen von Schaf bzw. Ziege dar.
Auf der bankförmigen Schwelle zwischen den Räumen Bund E lag in der südlichen
Hälfte ein kreisrunder Steinversturz aus gröberen Kantsteinen, der in seiner Mitte eine
leere Stelle offenließ. Hier wurden grobwandige Scherben eines größeren Vorrats-
gefäßes gefunden (Steinhalterung für Vorratsgefäß?). Im Nordteil der Kammer E
stand der Bodenteil eines gerippten großen Vorratsgeräßes noch in situ am Boden.
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DRAUFSICHT
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SCHNITT 1-1
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Im Süden von Raum E kamen etwa 50 cm über dem Boden bis zu 2. kg schwere
verscblackte Lehmbrocken mit Eisengehalt zum Vorschein, die von einer hohen Brand-
intensität zeugen'. An manchen Stellen wurden Teile von verkohlten Holzbalken
(max. Dm: 15 cm) aufgedeckt. In der nordöstlichen Ecke der Kammer scbließlich lag
eine dreieckige Steinplatte mit 2.0 cm Seitenlänge und einer sanduhrförmigen Durch-
bohrung am Boden. Viellecbt war dies ein Angelstein der Türe, die an der nördlichen
Schmalseite zum Erkerraum F führte.
In den kleineren Raum F erhielt man auch über den Hof J Zutritt. Verstürzte
Mauersteine im Bereich des Gehniveaus dieses Hofes und auf der Nordseite von
Raum F weisen offenbar auf eine Verstärkung der Fassade in einem höheren Stockwerk
hin. Auch damit wird der Turmcharakter dieses nach Norden und Osten vorspringen-
den Eckraumes unterstrichen. Unmittelbar im Graben östlich von Raum F gelangte
das Skelett eines juvenilen Individuums (Skelett 8) unter 15 cm starken verkohlten
Holzbalken aus Pappelholz zum Vorschein. Es handelt sich wahrscheinlich um einen
während der Brandkatastrophe am Ende der Periode IV Verunglückten10 •
Die in den Hof J führende Türe war noch soweit erhalten, daß die Höhe von 1,60 m
festgestellt werden konnte. An beiden Seiten des Türsturzes wurden je vier runde
Ausnehmungen (10 cm im Dm) für die querführenden Holzbalken gefunden. Im ober-
sten Füllschutt der Türe lagen noch die Mattenreste und der Lehmverputz der Balken.
Im Vergleich zu den großen Räumen Z, Bund E und im weiteren zu den westlichen
Räumen A, D und L war die.Turmkammer« F geradezu fundarm. Es herrschten hier
vor allem größere Gefäße grobkeramischer Art vor.
Für den gegenüberliegenden Turmraum L konnte nur eine hofseitige Türe nachge-
wiesen werden. Trotzdem ist ein Durchgang von Raum L zu D, und von Raum D zu A
anzunehmen. Die entsprechenden Mauerpartien der Periode IV waren jedoch so stark
zerstört und verbrochen, daß Türstöcke nicht ausgemacht werden konnten.
Die Brandsdllchten im Raum L waren besonders mächtig und enthielten große
Bruchstücke von verkohlten Rundhölzern (7-10 cm im Dm). Am Fußboden nahe der
Ostwand wurden teils angebrannte Bestandteile einer Perlenkette (Abb. 8!I - 32.) ge-
funden. Mitten am Boden lag ein rotgebrannter und gut erhaltener Ziegel (Maße: 35 x
35 x 12. cm).
Ober die Räume D und A und deren Wohnperioden IV, III und II wurde schon bei
früherer Gelegenheit ausführlich beridttert. Im einzelnen noch näher untersucht wurde
bei der letzten Kampagne die Wand zwischen den beiden Räumen, die durchgehend
mit schweren Steinblöcken fundamentiert war (Profilansicht DD'). Auch hier handelte
es sich um Sockelsteine, die zum Aufgehenden der Wand gehörten, da der Lehmboden
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Auch der Aufbau der Periode IV-Außenmauern von Raum A konnte neuerdings
durch genaueres Studium erfaßt werden. So zeigte es sich, daß auf den besonders
schweren Fundamentsteinen Lehmblöcke und erst darüber Ziegeln aufgesetzt waren.
Im Hof C war an die südliche Außenmauer des Gebäudes eine breite Bank aus
mehreren Lagen Ziegeln angefügt.
Zusammenfassend können wir für Periode IV ein großes zusammenhängendes Ziegel-
gebäude mit Wehr- und Repräsentationsc:harakter annehmen. Der zentrale Hallen-
raum B scheint keinen Oberstock und auch nicht gänzlich überdacht gewesen zu sein.
Die übrigen Räume waren wahrscheinlich ein- oder mehrstöckig überbaut.
Es liegen für das Ziegelgebäude der Periode IV drei C-I4 Daten von Holzkohle-
proben vor, die einen verhältnismäßig langen Zeitraum umschreiben12 :
12 Die C I<J-Bestimmungen verdanke ien Herrn Dr. H. Felber vom Inst. f. Radiumforschung und
Kernphysik in Wien, der mir mit Schreiben v. H. H. 1976 auen weitere Erläuterungen zur Auswertung
der Daten mitteilte.
II8 ANDREAS L1PPERT
RaumZ
o.Inv.-Nr. Gr. Gefäß, dunkelgrauer Ton, schwarzer, geglätt. überzug, am Boden kreisrunde öffnung
(Abb. I).
o.Inv.-Nr. Gr. Gefäß, ziegelroter Ton, hellroter Oberzug, am Boden kreisrunde öffnung (1./r).
o.Inv.-Nr. Gr. Gefäß, brauner Ton, hellroter überzug, beim Osttor (1.11.).
o.Inv.-Nr. Gr. Gefaß, röd.-brauner Ton, gelblich-roter überzug. An der Nordwand (3/r).
o.Inv.-Nr. Gr. Gefaß, brauner Ton, Überzug zeigt hellgelbe, ziegelrote u. violette Brandflecken (311.).
Inv.-Nr.
11.5I Bronz. Pfeilspitze. 1,5 m v. W, 1,8 m v. S, 0,3 m über (411.).
11.5 6 Detto. 5,1. m v. W, 0,1 m über Südbank (4/3)
11.60 Detto. 3,2 m v. W, 2 m v. S, am Boden (414)
11.45 Detto. 2,25 m v. S, 2 m v. W, 0,5 m über Boden (4,5)
11.75 Detto. 2,6 m v. S, 4,6 m v. W, am Boden (4/6)
RaumB
13 1911 320 Tonhauben, dunkelbrauner Ton, dickwandig, grobe Außenglättung. In der Herdstelle (611,S;
Taf. 26)
13 06 Schale, dunkelgrauer Ton, graupoliert. S m v. W, I,S m v. N, 0,8 m über Boden (61.z)
2022 Schnabelkanne, schwarzer Ton, mäßige Glättung (6/3)
13 16 Wärmeständer, gelblicher Ton, mäßige Glättung außen. 1,1 m v. W, neben Nordbank am
Boden (6/4)
13 00 Pfeilspitze aus Bronze. Auf der Nordbank. 1,8 m v. W (711)
13 14 Stössel, dunkelgrauer Porphyr (71.z)
12 99 Wirtel, braun, geglättet (7/3)
13 64 Psalien aus Geweihsprossen, geglättet. 1,4-1,7 m nördl. von Südtüre (7/4; Taf. 2S).
RaumE
20S6 Schale, braungrauer Ton, geglättet (s/S)
20S0 Schüssel, rotbrauner, feiner Ton, geglättet (S/6)
2062 Topf, grauschwarzer Ton, graupoliert (S/7)
207S Fußschaie, grauschwarzer Ton, graupoliert (s/8)
20 54 Fußschaie, rotbrauner Ton, auf weißem Untergrund rotes Muster aufgemalt (SI9; Taf. 26/4)
20S2 Schale, schwarzer Ton, metallisch glänzende Oberfläche (Silo)
2061 Henkelbecher, feiner schwarzer Ton, schwarz poliert. Am Boden (6/7)
2060 Henkelbecher, feiner schwarzer Ton, schwarz poliert, Drehscheibenware, 0,3 m über Boden
(6/8; Taf. 261S)
20 72 Schöpfkelle, schwarzer, feiner Ton, schwarz poliert (6/9)
2068 Bronzenagel, 0,) m über Boden (7/S)
2070 Bronzenadel, 0,) m über Boden (7/6)
2069 Bronzepfriem m. Rillenzier, am Boden (7/7)
2074 Bronz. Pfeilspitze (7/8)
13 28 Dreieck. weißer Stein. Nordwestecke, am Boden (7/9)
2067 Fragm. Psalien aus geglätt. Geweihsprossen, am Boden (7110)
206 5 Schale, rotbrauner Ton, hellgelb überfangen. Südteil (7/11)
2066 Tondeckel, rotschwarz gefleckte Oberfläche, am Boden (7/12)
120 ANDREAS LIPPEllT
RaumF
UZ9 Randfragment v. gr. Gefäß, grauer Ton, innen rauh, außen dunkelbraun überzogen u.
geglättet (ulI)
1230 Zyl. Perle aus Perlmutter u. Bronzekügelchen (1212)
1196 Stößel aus grauem Porphyr, poliert (12/3)
1181 Fragm. Standringgefäß, grauer, steinchengemagerter Ton (12/4)
119S Wirtel, grauer Ton (u/S)
RaumL
zooz Schüssel, weinroter Ton, rauhe Oberfläche (S/4)
I)Z3 Kette aus versch. Bestandteilen. 1,4 m v. S, O,Z m v.O, knapp über Boden (SII-3z). Aus:
hellem Achat (I), weißer Glaspaste (2), heller Paste m. roten Punkten (3), Knochen (4),
hellblauer Paste In. Ritzmuster (s), weißer Paste (6), dunkelbraun. Paste (j), weißer Paste
(S), aus Zinn (l9), brauner Paste (10), schwarzer Paste (11), Knochen (12, 13), Karneol (14),
hellem Stein m. eingestanzten Würfelaugen (IS), Knochen In. eingestanzten Würfelaugen
(16), Bronzeblech (17,18: mit Bronzedrahuchlaufe), Bronzedraht (19), angekohlt. Knochen
(zo). schwarz-weiße Kaurimuschel (21). weißer u. bläulicher Paste (22-Z7. )0-31), an-
gekohlt. Knochen (18). Bronzeblech (29). grünem Stein m. eingestanzten Würfelaugen ()z).
Bereich MlGd I
IH9 Siebaufsatz, brauner, grober Ton, knapp nördl. v. Westonmauer (411)
136) Gefäß, grau-brauner, feiner Ton, gelbliche Grundierung m. roter Bemalung. Knapp nördJ.,
Westostmauer (jlt)
z041 Fragm., durch Feuer angegriffenes Gefall, rot-schwarzer Ton, cremefarb. Grundierung m.
dunkelbraun. Bemalung. Nördl. Ringwanne (IOIt; Taf. 2S)
z040 Fragm. Gefäß, rotbrauner Ton, eierschalenfarb. Grundierung In. dunkelrot. Bemalung.
Zw. Westostmauer u. Nordmauer v. Raum L (Iolz; Taf. z6/3)
Z021 Fragm. Gefaß, hellbrauner Ton, rote Bemalung. Im kl. Raum östlich ..Tormauere (111I)
I3S4 Fragm. Gefall, brauner Ton, gelblicher überzug m. orange-roter Bemalung (1112; Taf. z6/z)
Skelett I S b (Raum B)
13Z4 Halskette m. versch. Anhängern (I6114-4Z). Aus: hellblauer u. orangefarb. Glaspaste
(14-24, 26-27). hellbb.uer Paste m. eingedrückten X-Zeichen (2S). hellgelber Paste (z8),
Knochen, geglättet (29). rosa-weißer Paste (30), weißem Stein (3 I), weißlicher Paste (3Z),
weißer Pr e In. Augen (H), weißer Paste (34), Bronze <3S), braunem Achat m. weißen
Adern ()6), Muschel (37). 3 Hirschgrandln <3S-40). weißer Paste (41), gelber Paste (4Z)
Skelett I J f (Raum B)
13Z7 Zwei Ohrringe aus Bronze. An der Schläfe d. Toten (161t-z)
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lich der südlichen Türe erkennbar, wo die stark verbrochene Mauer mit zwei Reihen
von Rollsteinen ausgebessert und mit neuen Ziegellagen aufgestockt wurde. Auch wur-
den die neuen Mauerzüge des Gebäudes oft deutlich verbreitert, so daß sie über die
älteren, durch Schutt schon verdeckten Mauern etwas vorkragten (besonders die West-
mauer von Raum B und die Ostmauer von Raum E; beide waren nach innen zu ver-
breitert).
Am Beginn der Periode 111 wurde der Schutt nicht ausgeräumt, sondern nur mehr
oder weniger sorgfältig eingeebnet. Als Unterlage für den neuen Boden wurde eine
10 cm starke hellgelbe Lehmschichte aufgeschüttet.
Die alten Eingänge und Türen wurden beibehalten. Türangelsteine wurden im ent-
sprechenden Niveau bei den beiden Türen des Eingangsraumes Z jeweils an der rechten
Innenseite gefunden. Dies zeigt, daß die Türen nach innen und von links nach rechts
aufgingen.
Vor der Wiedererrichtung der Außenmauer von Kammer E wurde genau an der
Innenseite der alten Ostmauer, 20 cm unter dem neuen Bodenniveau 111, ein Neonatus
in Hockerlage mit dem Schädel nach Süden bestattet (Best. 15 x).
BESTATTUNG 15 X
~
o 10 ~O 30 40 50
Bestattung I SX
Die Innenwände von Raum Z, Bund D waren mit einem beigefarbenen und jene
von Raum L mit einem rötlich-braunen, gleichmäßig aufgetragenen Verputz überzogen,
der auch die Ziegelfugen sauber verdeckte. Lehmbänke entlang der Wände gab es in
dem neuerrichteten Ziegelgebäude nicht mehr. Auch Pfostenfundamente der Art, wie
sie aus Periode IV bekannt sind, wurden nidlt aufgedeckt. Eine zentrale HerdsteIle
konnte nicht gefunden werden. Eine bemerkenswerte Variante stellte aber ein nicht
näher definierbarer Ofen im Raum Z dar, wo in Bodennähe der Ostwand ein röhren-
förmiges Ofenloch (15 cm im Dm) entdeckt wurde. Es führte einen halben Meter hori-
zontal in die Mauer hinein und dann senkrecht aus der nur teilweise erhaltenen III-Ost-
ANDIlEAS LIPPERT
mauer heraus. Der Kanal wie auch die Wand um das innenwandige Ofenloch waren
von Feuer und Rauch rotgelb gefärbt. Es dürfte an dieser Stelle eine HerdsteIle mit
kaminartigem Abzug bestanden haben.
Das östliche Eingangstor und der nördliche Türbereich von Raum Z wurden in der
Phase 111 etwas verbreitert. In der Mittelhalle B gab es zwei wesentliche Neuerungen.
Zwischen der seitlichen Kammer E und dem Raum B zog man eine durchgehende, nur
aus zwei Ziegelreihen bestehende Mauer (Ziegelmaße: 41 x 3I x u cm; Ziegeln oft mit
Spaltrille und zweimal mit Abdruck von Hundepfoten), die nur am südlichen Ende
eine kleine Türöffnung freiließ. Gegenüber dieser Türe, am südlichen Ende der West-
wand von Raum B, wurde ebenfalls eine Pforte in den anschließenden Raum A ge-
schaffen. Sie besaß im Raum A eine mit zwei kleinen Steinplatten ausgelegte Schwelle.
Im Südosten der Halle B wurde im Boden ein ovales, rund 50 cm tiefes Loch, wahr-
scheinlich eine Pfostengrube, gefunden. Etwa vor der Mitte der Ostwand lag ein sehr
großer Steinläufer verkehrt am Lehmfußboden; auf ihm hafteten weißliche Faserreste
einer Matte (?).
Der seitliche Langraum E wurde in Periode 111 durch eine Mauerzunge in einen grö-
ßeren Nord- und einen kleineren Südteil gegliedert (E 1 und E 2). Diese Mauerzunge
bestand aus dunklen, sandigen Lehmziegeln und wurde beiderseits sauber vom neuen
Lehmboden angelaufen. Im südlichen Raumteil bildeten ungeordnet hineingeworfene
Steinplatten und Rollsteine den Untergrund für die Ausgleichslage und den Lehm-
boden der Periode 111. Auf dem Fußboden, der auch die Unterkante der neuen West-
wand anlief, wurde im gesamten Raum eine faserige dünne Schichte (Mattenbelag?)
festgestellt. In der Türe zur Turmkammer F war der Brandschutt eingeebnet und davor
mit vier Ziegeln (einer verbrochen) eine Schwelle ausgelegt.
Fundstücke aus Raum E, ebenso wie aus F waren äußerst spärlich, da bei der Anlage
der Kastenmauer in Periode 11 A der Schutt bis auf das Bodenniveau 111 ausgeräumt
wurde, um die Mauem und Lehmpackung auf entsprechend festen Untergrund einzu-
bringen (Schnitt AA'). Dennoch waren Spuren eines heftigen Brandes am Ende von
Periode III auch in den Räumen E und F nicht zu übersehen: auf den Lehmböden lag
stellenweise noch ein dicker Brandfilm, der die späteren Bauten deutlich unterlief. Vor
allem die Ostwand war stark eingebrochen und zeigte eine intensive Feuerrötung.
In den Räumen L, D und A wurden in der Periode 111 offenbar keine entscheiden-
den baulichen Veränderungen vorgenommen. Der weißlich-gelbe Lehmboden von
Raum L war von einer weißen faserigen Schichte (Matte?) überzogen. In der Nord-
westecke des Raumes befand sich ein durch zwei rechtwinklig zusammenlaufende, ge-
stampfte schmale Lehmmauern gebildeter Kasten, der über 70 cm hoch war. Er enthielt
einige bemerkenswerte zoologische Reste14). Sie bestanden aus einer einzelnen Geweih-
14 Die vorläuf. Bestimmung verdanke im Herrn Univ.-Prof. Dr. ]. Boessneck, der die Grabung 1978
in Kordlar besumte.
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ZIEGEL3ROCKEN ffiIIlI GRÜNUCHE
VERLEHMUNG
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Profilsmnitt AA'
ANOREAS LIPPERT
stange eines 8-Ender-Flußhirsches (Maral), die über der Rose und am Ansatz des Eis-
. sprosses abgeschnitten war, einer Pferdetibia und dem Schulterblatt eines Rindes. Das
Bruchstück einer weiteren Geweihstange eines Flußhirsches wurde in der Nähe der
nordöstlichen Türe am Boden gefunden. - In diesem Zusammenhang ist auf die wäh-
rend der Kampagne 1974 unmittelbar vor der östlichen Außenmauer von Raum E ent-
deckte Hirsch- und Wolfschädellage nochmals hinzuweisen16 •
An der südlichen Schmalwand von Raum L wurden 96 noch gut erhaltene Schnek-
kenhäuser in einer Ansammlung am Boden gefunden. Es handelt sich um die Species
juv. Helix figulina Passen18 • Auch für die Periode 111 konnte die Verbindung zwischen
Raum L und Raum D nicht mit Sicherheit festgestellt werden.
Am südlichen Ende von Raum D ragte von Westen her eine breite Mauerzunge aus
Ziegeln von etwa über I m Länge vor. Sie ließ somit einen breiten, mit Steinplatten
ausgelegten Durchgang zu Raum A frei. Die Mauerzunge war an der Eingangsflanke
durch einen etwas vorkragenden winkelfönnig gebildeten Stein fundamentiert, auf
dem offensichtlich die Türangel saß (Profilansicht DD').
Die West-Ost verlaufende »Umfassungsmauer« im Nordabschnitt der Grabungs-
fläche (Gd I, Gd 2, Hd I) wurde in der Periode 111 wiedererrichtet und großteils in
ihrer früheren Mächtigkeit noch nicht gesichert, da die entsprechende Tiefe der Mauer-
führung nicht erreicht wurde. Der im rechten Winkel nach außen anschließende breite
Mauerzug im äußersten Westteil (Gd 1 West) wurde ebenfals wieder instand gesetzt,
die schmale Toröffnung der Phase IV war aber mit Ziegelwerk verschlossen.
Deutliche Spuren der am Ende von IV erfolgten Zerstörung waren besonders auf der
südlichen zum Ziegelgebäude gewandten Seite der Westostmauer zu erkennen. Nord-
westlich von Raum L und im Bereich H verlief die Mauer etwas weiter innen, d. h. sie
war gegenüber früher schmäler. Auf der ausgebrochenen, von Brandschichten überzoge-
nen Mauerflanke IV setzte hier daher auch die in Periode 111 neuerbaute Hofmauer
des Ziegelgebäudes direkt auf.
Diese Hofmauer zog in wenigen Metern Entfernung annähernd parallel zu den
Außenmauern des Ziegelgebäudes. Von Nordwesten beginnend, wo diese auf einem
rund 60 cm hohen gstampften Lehmsockel erri<:htete und 1,20-1,4° m breite Ziegel-
mauer unmittelbar an die Westost-Umfassungsmauer anschloß, führte ein kurzer
Mauerzug zu dem rechteckigen Raum K, wohl einem Turm (»Westturm«). Dieser
Raum war der Mauerführung stark vorgelagert, sein Eingang befand sich auf der
Innenseite (Bereich H).
Im Süden schloß dann die Hofmauer wieder an, sie schwenkte in Ge 1 nach Osten.
Knapp vor der Richtungsänderung, also noch im Nord-Süd führenden Teil, befand
LEHMKASTEN
RAUM L
Lehmkasten Raum L
126 ANDREAS LIPPEllT
sich eine schmale, pfortenartige öffnung in der Mauer. Die Schwelle an der Innenseite
war mit Ziegeln ausgelegt. Zwei dieser Ziegeln wiesen je zwei intentionelle Eindrücke
von Zeige- und Mittelfingerspitze nebeneinander auf. Diese und andere regelmäßige
Zeichen auf Lehmziegeln begegnen vor allem auf Stücken der Periode 11 B und sollen
daher später nochmals behandelt werden.
Etwas südlich von der Südwestecke der Hofmauer wurde ein aus zwei schmalen
aufgewulsteten Lehmwänden begrenzter Ofen ausgegraben, der auf älterem Mauer-
werk aufgesetzt war.
Südlich von Hof C besaß die Umfriedungsmauer einen nach Süden vorgelagerten
Rechteckraum, den ,.Südtunn«. Er konnte vom Innenhof C aus betreten werden. Die
Grundmauern des ,.Südtunnes« und der anschließenden Mauern saßen nicht auf einer
planierten Schichte, sondern führten unmittelbar über die dicken Brand- und Aschen-
schichten von Periode IV. An der Ostseite des ,.Südtunnes« schloß die Hofmauer wie-
der an und zog in geringer Entfernung am Eingangsraum Z des Ziegelgebäudes vorbei.
Nach rund 6 m Länge öffnete sich die Mauer dann zu einem 1,70 m weitem, mit Stein-
platten ausgelegtem Tor, das zwei Ausbesserungsstadien durch Lehmüberzug der
Schwelle aufwies. Diese Ausbesserungen und besonders die Verschmälerung des Tores
erklären sich aus der im Laufe der Periode 111 erfolgten Anfügung eines großen, an-
nähernd quadratischen Ziegelbaues an der Südflanke des ,.Südtunnes« und der Hof-
mauer. Dieser Anbau aus schmalen Ziegelmauern hatte im Süden einen Eingang und
einen an der Außenwand angebrachten zweikanaligen Ofen.
Von dem Tor aus gelangte man entlang der Gebäudeflucht auf einem korridorähn-
lichen Gang zum Eingangstor von Raum Z. - An der östlichen Torseite setzte sich die
Hofmauer nach Osten weiter fort. An ihrer Innenseite war eine von späteren über-
bauungen weitgehend zerstörte Kammer mit nicht genau bekannten Ausmaßen er-
richtet. Auf jeden Fall hatte diese Kammer eine Türöffnung nach Westen zur Tor-
passage hin.
Es ist anzunehmen, daß die im Westen und Süden aufgedeckte Hofmauer in einer
gewissen Entfernung zur Ostseite des Ziegelgebäudes, indem sie vielleicht einen größe-
ren Hofbereich umschloß, nach Norden, zurück zur Westost-Umfassungsmauer in
Hd I, führte. Das Ziegelfonnat der Hofmauer war 40 x 35 x 12 cm bzw. auch 40 x
40 x 12 cm.
Im Laufe der Siedlungszeit 111 wurde an die Westostmauer im Bereich M ein sorg-
fältig aus Steinblöcken gefügter Mauervorbau außen angeschlossen. Sein östlicher Teil
ist durch spätere Abtragungen zerstört worden.
Der Zerstörungshorizont war vor allem im ,.Südturm« und der von dort nach We-
sten verlaufenden Mauerpartie der Hofmauer gut erkennbar: der Lehmsockel und
Ziegelaufbau war vielfach eingebrochen und stark verstürzt sowie aufgrund von in-
tensiven Brandspuren gerötet. Im ,.Südtunn« lag das Zerstörungsniveau etwa 75 cm
über dem gestampften Boden. Auch in den Innenräumen des großen Ziegelgebäudes
waren, wie erwähnt, die Brandspuren sehr heftig, der Zerstörungshorizont selbst aller-
dings in sehr unterschiedlicher Höhe.
KOllDLAll TEPE
Die Siedlungsperiode 11 B
a. Beschreibung der Bauten
Seit der Grabungskampagne 1976 sind viele neue Beobachtungen und Erkenntnisse
gerade in Bezug auf die Bauwerke der Phase II B hinzugekommen, die auf weitere
Aufdeckungen im westlichen Grabungsareal zurückzuführen sind. Dadurch muß man-
ches, was 1974 gesagt wurdetT, gewissermaßen einer Revision unterzogen werden. An-
dererseits sind wir noch weit davon entfernt, die größeren Zusammenhänge der in II B
entstandenen Anlagen vollkommen zu erfassen. Es soll daher nur der bloße Befund für
diese Siedlungsperiode kurz vorgelegt werden.
Das Ziegelgebäude wurde in der Phase II B in der Gestalt der vorangeRangenen
Phase III wiedererrichtet; ansmeinend war die Zerstörung diesmal nicht überall so
tiefgreifend gewesen, um die Räume nach einem neuen Plan anzulegen. In den Innen-
räumen wurde auf dem eingeebneten Schutt ein gestampfter Lehmboden eingezogen,
der im Innern des Gebäudes zwischen 1301,40 und 1301,80 m Seehöhe und somit um
60-100 cm über dem Bodenniveau III lag (Schnitt AA'). Nur in den Räumen E und F,
die später in das Kastenmauersystem der Phase II A einbezogen wurden, sind die
Böden und der darüberliegende Bauschutt von JI B ausgeräumt worden. Es gibt aus
diesen Räumen daher auch keine Fundstücke dieser Wohnperiode. Die Ostmauer der
Kammern E 1 und E 2 war offenbar stärker als andere Mauern am Ende der Phase IU
zerstört worden; ziemlich genau auf dem Niveau des außen an die Ostmauer anschlie-
ßenden Lehmbodens II B (± 1301,60 m) befanden sich zwischen dem abgebrochenen
Mauerwerk von Phase III und den aufgestockten ZiegellaRen von II B zahlreiche Ton-
scherben, die dem Beginn der neuen Bauphase zuzuschreiben sind.
tT Vgl. 3. Vorbericht' 93 ff. Hier auch Veransdtaulidlung der matigraph. Einordnung d. Siedlungs-
periode II B durch die schematischen Querschnittsskizzen auf Abb. S und 6.
128 ANDREAS LIPPERT
Der RaumE war,so wie früher, in zwei KammerhälftenE 1undE2 gegliedert, wobei
man auf der Mauerzunge aus 111 im südlichen Drittel des Raumes eine gestampfte
Lehmmauer aufführte. Die Türe zu Raum F wurde aber über einer deutlich sichtbaren
Brandschuttzone von rund 50 cm Stärke durch zwei Reihen von Ziegeln vermauert.
Wie die Höhe dieser Vermauerung zeigte, war die Zwischenwand von E 2 und F noch
gut 1 m hoch erhalten, bevor man auch sie in der Phase 11 B neu aufstockte.
Die südliche Außenwand von Raum Z wurde leicht vorkragend durch Ziegel in der
Phase 11 B aufgemauert, so daß der Zwischenraum von Gebäude und Hofmauer ge-
ringfügig enger wurde (Ziegelrnaß: 41 x 35 x 12 cm).
Die Führung der von der Feuerkatastrophe großteils in starke Mitleidenschaft ge-
zogenen Hofmauer mit ihren beiden »Türmen« wurde in 11 B genau beibehalten. Der
Aufbau erfolgte ausschließlich durch neue Ziegellagen und setzte auf den feuergeröte-
ten Mauerstümpfen von Phase 111 auf. Besonders intensive Brandspuren waren im
»Südturm« zu erkennen, wo die neuen Ziegelmauem auf dem stark verbrochenen älte-
ren Mauerwerk sorgfältig aufgesetzt worden waren. Auf und über dem Niveau 11 B
im »Südturm« wurden ein bronzener Spiralring, 10 einfache zylindrische Tonbecher,
ein einfacher Wärmeständer, Grobkeramik und mehrere Steinstössel gefunden. Inter-
essanterweise zeigten einige Mauerziegel (Maße: 39 x 35 x 12 cm) ganz bestimmte Fin-
gerabdrücke; es waren die »Abschläge« von einem oder drei Punkten. Es scheint sich,
wie bei den Schwellenziegeln der Südwestpforte der Hofmauer in Phase 111, um Zei-
chen der Ziegelhersteller zu handeln, die zur Berechnung der Arbeitsleistung dienten.
In der nordwestlichen Ecke des »Südturmes« war durch den Brandschutt und in den
Boden von Periode 111 ein kleiner Grabschacht für einen Neonatus (Best. 21) angelegt
worden.
Die südwestliche Toröffnung in der Hofmauer (Ge I) wurde mit einer Lehmpackung
verschlossen; sie saß deutlich auf einer schmalen Brandschichte der Phase 111 auf.
Auch die West-Ost ziehende Umfassungsmauer im Norden des Grabungsfeldes wurde
in der früheren Form wieder instand gesetzt. Einzelne Partien der Ausbesserungen und
Neuaufbauten waren besonders im westlichen Verlauf gut auszunehmen. Es wurden hier
großformatige Ziegeln verwendet (Maße: 42 x 42 X 12 cm). Im Anschluß an die öst-
lichsten bisher aufgedeckten Mauerteile in Hd 1 wurde ein aus gestampftem Lehm er-
richteter Mauerzug freigelegt, der der Periode 11 B angehört. Auch von ihm ist nur die
noch erhaltene südliche Flanke bisher bekannt. Immerhin war soviel zu erkennen, daß
diese Piseemauer durch in die ältere Mauer eingesetzte Fundamentsteine regelrecht in
die Westostmauer »eingezapft« wurde. Dieser angefügte Mauerteil überlappte die ältere
Mauer auch auf etwa 2 m Länge und scheint eine leichte Richtungsänderung anzu-
deuten.
Im Bereich M (Gd I) war in die außen an die Westost-Umfassungsmauer angesetzte
Steinbastion der Periode 111 eine Neonatus-Bestattung eingetieft (Best. 24).
Das südwestlich vom Ziegelgebäude in der Hofmauer befindliche Tor und die östlich
davon liegenden Mauerzüge und Anbauten der Hofmauer wurden in Bauperiode 11 B
KORDLAR TEPE
nicht mehr aufgebaut. In diesem Bereich wurden neue Bauten angelegt. Es handelt sich
dabei in erster Linie um eine Nord-Süd verlaufende wallartige Lehmpackungsmauer,
die auf zwei Reihen großer Felsblöcke, die als Funddamente dienten, saß. Der ge-
stampfte Lehm wies eine starke Häckselmagerung auf.
Von dieser, an der Basis bis zu 2,5 m breiten und noch stellenweise bis zu 2,50 m
Höhe erhaltenen Lehmpackungsmauer wurde im südlichen Grabungsareal (He 2 Süd)
die nördliche Flanke eines bastionsartigen Vorbaues in östlicher Richtung freigelegt.
Obere Teile der Mauer waren hier mit Ziegelwerk verstärkt worden. Unmittelbar nörd-
lich von dieser .Bastion« öffnete sich in der von Süden nach Norden stetig ansteigen-
den Lehmpackungsmauer eine Pforte, die nicht viel weiter als I m war. An die nörd-
liche Außenflanke fühne eine schmale, aber noch bis zu einiger Höhe erhaltene Mauer,
in deren Aufbau Lehmpackung und Ziegel wechselten, im rechten Winkel heran. Sie
war auf eine geringe Lage Mauerverbrauch gesetzt worden und wurde daher vielleicht
erst im Laufe von Bauphase 11 B errichtet. Die pfone mochte wohl gerade einem Reiter
mit Pferd Durchlaß gewähn haben.
Im weiteren Verlauf führte die Befestigungsmauer durch und über das ehemalige Tor
der Hofmauer, dann entlang der Ostmauer von Eingangsraum Z, auf dessen aus
Periode 111 datierendem Fundament sie seitlich aufgesetzt wurde, und bis zur Süd-
ostecke von Raum E. Die südöstliche Mauerecke dieses Raumes war soweit abgetragen,
daß die Lehmpackungsmauer direkt eingesetzt werden konnte. Offenbar fand der Be-
festigungswall von hier aus in den starken Außenmauem des Gebäudes seine Fort-
setzung.
Im Bereich He I NordlHd 3 Süd wurden auf der (westlichen) Innenseite der Befesti-
gungsmauer keine Fundamentsteine gelegt; man bezog vielmehr eine noch gut erhaltene
Ziegelmauer aus älterer Zeit (Horizont 111) ein, so daß auf das Steinfundament ver-
zichtet werden konnte.
Etwa don, wo sich das frühere Tor der Hofmauer aus Periode 111 befunden hatte,
schloß von außen her im rechten Winkel eine im Verhältnis schmälere Lehmpackungs-
mauer an die Nord-Süd führende Befestigungsmauer an. Diese seitlich angesetzte Pisee-
mauer war ebenfalls auf zwei Reihen von Fundamentsteinen errichtet worden.
Schließlich ist für die Bauperiode 11 B noch eine sorgfältig aus zwei Ziegelscharen ge-
schichtete Mauer zu erwähnen, die an der östlichen Außenmauer von Raum Bansetzte,
ohne in diese einzubinden (Arbeitsfuge?). Diese nach Osten führende, rund 80 cm
hoch erhaltene Mauer saß auf einem rund 20 cm starken Aschenband, das einen das
Gebäude außen anlaufenden gestampften Lehmboden der Periode 111 bedeckte. Im
nordwestlichen Winkel zwischen der Außenmauer von Raum E und der darangesetzten
schmalen Ziegelmauer wurden 16 Astragali von Capra/Ovis gefunden.
Vorläufig bleibt unklar, wo sich die Zugänge in das von verschiedenen Befestigungs-
mauem umgebene zentrale Ziegelgebäude während der Periode 11 B befanden. Dafür
konnten bisher keine Belege erbracht werden, da die erhaltenen Mauerteile nicht aus-
130 ANDIU!AS LIPPERT
reimend waren. Es kann aber die Möglimkeit angedeutet werden, daß man eventuell
über eine nimt mehr namweisbare Rampe ins Innere des Gebäudes gelangte. Aum
Treppen und Aufgänge versmiedener Art müssen in Betramt gezogen werden. Eine
Freilegung des östlimen Vorfeldes könnte in dieser Hinsimt nodl wimtige Hinweise
bringen.
Einzelne Gebäudeteile der Siedlungsperiode 11 B fielen möglimerweise einer Zer-
störung zum Opfer. Zumindest an manmen Stellen konnten mehr oder weniger in-
tensive Brandspuren beobamtet werden. Insbesondere ist der .Südturmc der Hof-
mauer simtlim niedergebrannt, wie die unteren, stark von Feuer geröteten Ziegellagen
im gesamten Innenraum zeigten. Hier war aum eine zwar niedrige, aber dom gut zu
untersmeidende Verbrumssmimte von rund 20 cm Höhe unter der in Periode 11 A ein-
gebramten Lehmpackung zu erkennen. Aum sonst fiel stellenweise Verbruch im Hof-
und Gebäudebereim auf, was natürlim aum auf einen Zustand des Verfalls bzw. der
Baufälligkeit am Ende der Phase hindeuten kann.
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18 Vgl. 3. Vorberich~ 95 ff.
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KORDLAll TEPE 13 1
Hand in Hand mit der Verlängerung dieser Befestigungsmauer nahm man eine mas-
sive Verbreiterung im Bereich des Gebäudes vor. Zwischen ihrer Innenflanke und dem
10Südturmc der Hofmauer wurde eine an der Basis breitere, getreppte Ziegelmauer
parallel zur Hofmauer gesetzt. Der neuerrichtete, etwa 2 m breite Mauerzug band in
keine der Mauern ein. Im Raum Z baute man als Fundament der neuen Innenkante der
Befestigungsmauer eine an der Basis aus zwei Scharen, weiter oben nur aus einer Schar
Ziegeln bestehende Schalungsmauer (Ziegelmaß: 38 x 36 XII cm), die einen Winkel
nach Westen bildete.
Im Raum E wurde nach Ausräumen aller Verbruchsschichten bis zum Fußboden UI
(Schnitt AA') je eine etwas innerhalb der früheren Westmauer und eine auf der Quer-
mauer zwischen EI und E 2 aufsitzende Schalungsmauer oder 10Kastenmauerc errich-
tet. Zwischen Innen- und Außenmauern bzw. in die durch Schalungsmauer und Kasten-
mauerwerk gebildeten Felder wurde gestampfter Lehm (Pisee) eingebracht (Plan 4.
graue Zone). Diese Lehmpackung war völlig homogen und beinahe ohne Fundein-
schlüsse; sie wurde ebenso im Raum F und westlich davon, im Hofraum ], in erheb-
licher Mächtigkeit eingefüllt. Der Hof] war im Westen und Norden eigens von je einer
schmalen 10Kastenmauerc umschlossen, von denen die nördliche außen entlang von
/
Raum F führte. Somit wurden statische 10Füllkammernc geschaffen (Schnitt BB ).
Die massive Lehmpackungs-Plattform erstreckte sich auf die südliche und westliche
Front des Gebäudes. Im Südwesten, also zwischen der Stützmauer aus Ziegeln südlich
der Hofmauer und der Schalungsmauer im Raum Z, war der gesamte Zwischenbereich
mit Lehmpackung ausgefüllt und überbaut. Die tiefste Unterkante der Packung lag bei
19
1301,50 m Seehöhe • Von hier weiter nach Westen, also zwischen .Südturmc und
Hofmauer einerseits und Gebäude andererseits, - Hof C war mit einer Schalungsmauer
abgemauert - hatte man ebenfalls eine entsprechende Lehmmasse eingebracht. Vor dem
Eingang des 10Südturmsc lag ein hochgekippter Schwellenstein in zweiter Verwendung,
der dazu diente, den ebenfalls mit Lehmpackung ausgefüllten Turmraum abzublocken.
Die Lehmfüllung konnte schließlich auch zwischen der westlichen Hofmauer samt
•Westturme und Gebäudemauern deutlich ausgemacht werden. Auch der.Westturme K
war durch ein Mäuerchen aus einer einzeiligen Schar von Ziegeln zu einer eigenen
.Füllkammerc umgewandelt worden.
Etwa auf der Höhe von Raum L schloß die Ost-West führende und im Bereich von
Gd 1 Süd wiedererrichtete bzw. neu instandgesetzte Befestigungsmauer an das Ge-
bäude an.
Als Ganzes muß man sich das Gebäude wohl mit einigen wenigen ebenerdigen Innen-
räumen und breiten, kasemattenartigen Mauergängen vorstellen, die auf einer mas-
siven, das Gebäude umziehenden Lehmrampe saßen. Eingänge ins Gebäude waren nicht
zu erkennen, da nur die Grundmauern bekannt sind.
Die Siedlungsperiode 1
a. Die Bauten der Phase I
Zur Zeit, als eine neue Besiedlung am Tepe mit der Phase I einsetzte, müssen da und
dort noch die Ruinen der vorangegangenen Bauten gestanden haben21 • An einer Stelle
der nördlichen Außenflanke der Burg (Gd I/Gd 2.) wurde in dieser Zeit der Schutt zum
Teil weggeräumt, um einen Anbau aus dürftigem Mauerwerk aus Ziegeln und Steinen
zu errichten (Haus G). Neben einfachen, einräumigen Hütten mit schmalen Pisee-
mauem oder Ziegelwänden und grubenartigen Feuerstellen wurden auch massivere,
allerdings bisher weitgehend ohne ersichtlichem Zusammenhang stehende breite Mauer-
züge aus Lehmpackung auf Steinblöcken gefunden. Alle diese Bauten, wie auch das
Fundmaterial, zeigen einen völlig anderen Charakter der Siedlung verglichen mit den
vorangegangenen Siedlungsphasen.
In diesem Beitrag möchte ich nur eine Auswahl der Fundstücke vorlegen. Eine zu-
sammenfassende Auswertung der bis jetzt erforschten Architektur und Besiedlung die-
ses Horizontes beabsichtige ich jedoch in einem eigenen Beitrag in absehbarer Zeit an
gleicher Stelle zu behandeln.
b. Kennzeichnende Fundstücke der Siedlungsperiode I
20)6 Schale, hellbrauner Ton, Rillenband am Hals, geglättet. Pd .. (1)/6)
2028 Hohes Gefäß, rotbrauner Ton, geglättet, umlauf. Rillen am Hals, Mundsaum ausgebrochen.
Am Bauchteil intentionell ausgeschlag. Loch. Zusammen mit 2029 im Oberflächenniveau
auf I)0),8m in NW-Edte von Gd I stehend gefunden (1)/7)
22 S. Kroll danke ich für seine Mühe, die Keramik von Kordlar zu bearbeiten und seine Absicht,
die Ergebnisse in den AMI vorzulegen.
23 T. Cuyler Young, A Comparative Ceramie Chronology for Western Iran, 1500-5°0 B. C. Fig.8.
KORDLAR TEPE IH
überein: vor dem I I. vorchristlichen Jahrhundert kann von einer .Eisenzeitc im eigent-
lichen Sinn daher auch nicht gut die Rede sein26•
Die Keramik der Siedlungsperiode I zeigt deutlich, daß es sich um eine ganz neue
Entwidclungsphase handelt. Die Tonware ist oft plastisch verziert, wie die Buckelgefäße
mit Doppelhenkel oder Gefäße mit Warzenauflagen zeigen. Charakteristisch ist auch
die scharfe Profilierung von Schalen. Die Keramik weist sehr häufig eine sorgfältige
Oberflächenbehandlung in Form eines glatten hell- bis dunkelbraunen überzuges auf.
Parallelen mit Hasanlu IV sind jedenfalls nicht zu verkennen25• Zeitlich stehen wir
hier sicher schon an der Wende vom 2. zum I. Jahrtausend v. Chr.
Was die Architektur der einzelnen Siedlungsperioden betriffi, so ist die eigenartige
Entwidclung des von uns freigelegten großen Gebäudes innerhalb der Siedlung beacht-
lich. Seine Anfänge gehen auf die Phase IV zurück. Zweifellos läßt sich das aufgedeckte
Ziegelgebäude nicht als gewöhnliches Wohnhaus erklären. Art der Anlage, Bauweise
und Größe zeigen von Anfang an Merkmale, die nicht nur für einen repräsentativen,
sondern auch wehrhaften Bau sprechen. Man könnte sich somit einen Herrensitz vor-
stellen, der in der Siedlungsphase IV über den Resten einer Siedlung errichtet und nach
einer Brandkatastrophe in der Periode 111 erneuert und von einer Hofmauer mit
Türmen umgeben wurde. Nach neuerlicher Zerstörung baute man zusätzliche Befesti-
gungen (11 B), bis man schließlich in der letzten Phase II A mit großem Aufwand einen
festungsartigen Bau innerhalb von mächtigen Umfassungsmauern aufrichtete, die wohl
auch andere Bauten einer Zitadelle umschlossen.
Abschließend ist noch auf den besonderen Charakter des cHerrschaftsgebäudes»
der Perioden IV und 111 einzugehen. Als kennzeichnende Merkmale können der
zentrale Raum mit Herd, die schmalen Seitenräume im Osten und Westen und die
turmartig vorspringenden Räume an allen Gebäudeecken gelten, zwischen denen sich
im Norden und Süden Hofbezirke (C und J) einschoben.
Besonders interessant ist die Anordnung .der Innenräume des Gebäudes in der
ersten Bauzeit IV. Seitlich von der mit umlaufenden Wandbänken versehenen Mittel-
halle B, die auch als Versammlungsstätte gedient haben mochte, lag die langgestreckte
Kammer E mit einem Spieltisch und kurzen Bänken. Diese Kammer war zur Mittel-
halle hin weitgehend geöffnet und stand daher offenkundig im Zusammenhang
mit ihr.
Mit Ausnahme der Innenhalle B, die offenbar einen Lichtschacht besaß, hatten alle
Räume zumindest einen Oberstock. Die Verteilung des Fundmaterials zeigt auffällige
Funktionsunterschiede der einzelnen Räume. Elegantere Tonware, Waffen, Pferde-
spalien, Schmuckbestandteile und große Vorratsgefäße traten vornehmlich im Eingangs-
26 V. Pigott, The Question of Presence of Iron in the Iran I Period in Western Iran. In: Biblio-
theca Mesopotamica VII (Malibu 1977) ~09 ff.
25 T. Cuyler YoungU vgl. Fig. 9.
ANDREAS LIPPERT
raum Z auf, wobei em Teil natürlich auch aus dem Obergeschoß stammen
wird. In der Halle B lag der Schwerpunkt der Fundformen mehr bei kleinerer
Gebrauchskeramik und bei häuslicheI\ Arbeitsgeräten, wie zum Beispiel Mahl- und
Reibsteinen und Spinnwineln. Daneben kam hier aber auch elegantere Tonware,
darunter »Palastware«, zum Vorschein. Von den übrigen Räumen heben sich besonders
die Räume A und E durch Objekte und Keramik hoher Qualität ab.
Die Architektur von Kordlar IVIIII geht in manchem auf ältere zentralanatolische
Traditionen zurück, die bis in die Mitte des 2. Jahnausends vor Chr. zu verfolgen
sind. Es treten in diesem Gebiet entwickelte Megaronbauten auf, deren Konzept im
Zuge einer West-Ost-Trift vom nördlichen Griechenland und dem mykenisch-ägäischen
Bereich übernommen worden ist. Diese Bauform besitzt einen Zentralraum mit Säulen,
Herdplattform und Bänken an der Wand, eine ausgeprägte Vorhalle mit oder ohne
Säulen und manchmal seitliche Arbeits- und Vorratsräume. Das Herrengebäude in
Kordlar war freilich kein klassischer Megaron, zeigt aber Anklänge in der Gliederung
in einen Eingangs- und einen Hauptraum und in mehrere seitliche Nebenräume. Dar-
über hinaus ist auch das Prinzip eines rechtwinkligen Zugangs durch den Eingangsraum
in die Innenhalle zu erkennen, wie es id Zentralanatolien bekannt ist26•
Andere Parallelen zu Kordlar finden wir im benachbanen Hasanlu am südlichen Ende
des Urmiasees. Hier sind in den »Burned Buildings II and III« der Periode Iv21 die
grundsätzlichen Züge des Megaronbaues weitgehend verwirklicht. Ganz besonders
kommt dies in der Anlage einer kleinen Vorhalle und einer großen mit Feuerplätzen
ausgestatteten Säulenhalle zum Ausdruck. Säulenarchitektur und Zweckbestimmung
der vielen Nebenräume sind aber wesentlich weiter entwickelt als in Kordlar. Am ehe-
sten erscheint die große Halle von »Burned Building III« vergleichbar, da dort die
beiden quadratischen Säulenfundamente ähnlich wie in Kordlar etwas abseits der Mit-
telachse errichtet sind. Davor, aber schon in der anderen Hälfte des Raumes, liegt der
Herdplatz. T. C. Young, der sich gründlich mit allen Konstruktions- und Herkunfts-
fragen der Architektur in Hasanlu beschäftigt hat, zieht für die Halle von BB III
einen Balkon und einen freiliegenden.Feuerplatz in Betracht28 •
Am bezeichnendsten für die Architektur Kordlars sind aber wohl die Ecktürme des
Gebäudes. Diese bauliche Eigenan ist in einem anderen zeitlichen und kulturellen Zu-
sammenhang wiederzufinden. Es handelt sich um einige archäologisch erforschte Ge-
bäudekomplexe in der Gegend von Hamadan: in Baba Jan war ein etwa quadrati-
scher Bau in der älteren Phase mit Eck- und Seitentürmen ausgestattet. In der Mitte
befand sich ein rechteckiger Hof, der zunächst keine überdachung aufwies. In der zwei-
ten Bauphase überdachte man diesen Platz und errichtete einen thronartigen Sitz an
26 R. Naumann, Ardlitektur Kleinasiens (Tübingen 1971) 391 ff. Zum Beispiel: Beycesultan Sdlidlte
V (1850-1650 c. Chr.), Raum 10 und 16: Abb. 5281529.
21 Periode Hasanlu IV wird in die Zeit von rund 1000 bis 800 vor Chr. datiert: R. Dyson, lNES
24, 1965, 198 ff.
28 T. Cuyler Young, IrAnt 6, 1966,48 ff.
KORDLAR TEPE 137
einer Längswand. An zwei gegenüberliegenden Seiten des Gebäudes verband man die
Türme dunn korridorartige Räume. Die bisherige Datierung der beiden Bauperioden
umfaßt das 9. und 8. Jahrhunderr 9 • Bevor jedoch das Fundmaterial von Baba Jan nicht
näher vorgestellt ist, erscheint diese genaue Zeitstellung noch ungesichert.
Ein auf jeden Fall jüngerer Herrensitz wurde innerhalb der Zitadelle von Godin
Tepe freigelegt. Hier tritt uns eine Anlage mit einer großen Audienz-Säulenhalle, ei-
nem Thron und seitlich liegenden, kleineren Wohn- und Arbeitsräumen entgegen. Das
Gebäude war von einer turmbewehrten Umfassungsmauer umgeben. Der Ausgräber
datiert die Entstehung des Gebäudes auf Grund der Keramik und einer Bronzefibel
um 750 v. Chr. 30• Die Säulenhalle in diesem Komplex wiederholt sich in Anordnung
und Größe im »Western Building« am Tepe Nush-i-Jan, wo eine Zeitstellung im 8. Jh.
vor Chr. angegeben wird3 t. Alle hier angeführten Gebäude (Baba Jan, Godin Tepe und
Tepe Nush-i-Jan) werden für Residenzen medischer Häuptlinge gehalten. Diese An-
nahme stützt sich nicht nur auf die charakteristische Keramik, sondern auch auf die
besonderen Architekturdetails, die später in noch weiter entwickelter Form in der
achämenidischen Kultur auftreten32 • Bekanntlich sind Säulenhalle und Ecktürme typisch
für die Apadana-Baukunst in Persepolis33• Darauf ist schon von anderer Seite hin-
gewiesen worden 34•
Besonders mit diesen letzten Ausführungen sollte verdeutlicht werden, welche
Stellung die in Kordlar schon am Ende des 2. Jahrtausends vor Chr. auftretende Ge-
bäudeform inne hat. Natürlich ist aus all dem noch keine geschlossene Entwicklungs-
reihe vom spätbronzezeitlichen Gebäudetyp am Kordlar-Tepe bis zu den Palastformen
der klassisch-persischen Zeit abzuleiten. Andererseits sind manche Wurzeln für spätere
architektonische Entwicklungen schon am Kordlar-Tepe gut zu erkennen.
Nachsatz. Es liegen nun folgende weitere C 14-Daten aus dem Grabungsjahr 1978 für
Periode IV und Periode III aus dem Labor Groningen vor:
GrN 8804: Raum E Nord, Fußboden IV 1065 BC (1380-1280 v. Chr.),
GrN 8805: Raum L Südwesten, Bodenbereich III 1010BD (1280-1220 v.Chr.).
29 C. Goff, 5, 1967, 133 f.; ebenda 6, 1968, 157 f.; ebenda 7, 1969, II5 ff.; sehr ausführlich: Iran 15,
1977, 103 ff.
30 T. Cuyler Young, Iran 6, 1968, 160 f.; ebenda 10, 1972, 184 ff.; ebenda u, 1974, 207 ff.; ders.,
Excavations at Godin Tepe. First Progress Report (The Royal Ontario Museum 1969) 31 f.; Excava-
tions of the Godin Project, Second Progress Report (ebenda 1974) 1:8:1.
31. M. Roaf I D. Stronach, Iran 7, 1969, I ff.; ebenda II, 1973, u9 ff.; ebenda 16, 1978, I ff.
32 R. Ghirsman, Village Perse-Achemenide - DP XXXVI (1954) 1:8:1.
33 H. Frankfort, The art and architecture of the ancient orient (1954) ZI7 Fig. 109; ZI9 Fig. IIO.
34 Vgl. T. Cuyler Young, Iran 6, 1968, 161.
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Unten: von Nordwesten; vorne WestOstmauer
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Taf. 22 - Kordlar Tepe. Links oben: Raum E von Süden. Rechts oben: Grabungsfeld
vorne Westostmauer u. Raum F. Unten: \VcstQstmauer ven Osten
KORDLAR TEPE TA FE L 2}
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Taf. 24 - Kordlar-Tepe. Oben: Abdrücke auf Ziegeln, Phase II B. Unten links: Spaltziegel
mit Fingerabstrim. Unten remts: Smilfgeflemt aus Bereim M, Phase IV
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KORDLAR TEPE TAFEL 25
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