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Nenad Cambi, Die Stadtrömischen Sarkophage in Dalmatien, Archaologischer Anzeiger 1977, str. 444-459.
Članak na njemačkom o sarkofazima iz radionica grada Rima (takozvani ''gradskorimski'') u Dalmaciji.
Nenad Cambi, Die Stadtrömischen Sarkophage in Dalmatien, Archaologischer Anzeiger 1977, str. 444-459.
Članak na njemačkom o sarkofazima iz radionica grada Rima (takozvani ''gradskorimski'') u Dalmaciji.
Nenad Cambi, Die Stadtrömischen Sarkophage in Dalmatien, Archaologischer Anzeiger 1977, str. 444-459.
Članak na njemačkom o sarkofazima iz radionica grada Rima (takozvani ''gradskorimski'') u Dalmaciji.
At NENAD CAMBI
zelne Gestaltungselemente zwischen den Werkstiitten ausgetauscht wurden, Diese Lésung
muB sich besonders dann empfehlen, wenn man sie vor dem Hintergrund der stilistischen
Abhangigkeit wahrscheinlich aller groBen gallienischen Sarkophage von der klassizistischen
Formtradition der Werkstatt des Hippolytossarkophags Vatikan sieht. Denn zumindest
im Bereich der Sarkophage erweist sich damit die ‘gallienische Renaissance’ als eine Be-
wegung, deren Anfinge bis ins frihe 3. Jh. zuriickreichen, Jene ‘Renaissance’ war kein
plotzlicher Umschwung, keine bloBe Reaktion, sondern die lange vorbereitete volle Ent-
faltung einer der Richtungen, die in der ersten Halfte des 3. Jhs. nebeneinanderher-
liefen**’, Diese Verankerung in einer weit zuriickreichenden Formtradition schuf die ent-
scheidende Voraussetzung dafiir, daS die Bewegung nach dem einmal erreichten Dutch-
bruch schnell eine besondere Kraft gewann. Das Verdienst des Kaisers Gallien mag es
dabei gewesen sein, jenen Durchbruch im Wege bewuBter Férderung der klassizistischen
Richtung mitherbeigefithrt zu haben.
Diskussion:
Aus den Referaten ergaben sich Uberlegungen zur Art des Werkstattbetriebes. Die
Sarkophagrohlinge, die das bei S. Pietro in Bevagna versunkene Schiff enthielt, waren, wie
H. Wiegartz vermutete, fiir eine einzige stadtrémische Werkstatt bestimmt®*; Umfang
und Wert der Schiffsladnng lassen erschlieBen, daB diese Werkstatt ein grofer, finanz~
starker Betrieb gewesen ist. Die Uberlieferung, daB sich die Marmorbriiche seit der Zeit
des Tiberius in kaiserlichem bzw. staatlichem Besitz befanden, kénnte es nahelegen, auch
die Sarkophagproduktion fiir ein staatlich gelenktes Unternehmen zu halten; diese Folge-
rung wurde jedoch nicht akzeptiert. Verflechtungen zwischen verschiedenen Stilrichtungen
in gallienischer Zeit wurden versuchsweise darauf zuriickgefiihrt, daB eine groBe Werkstatt
mehrere Handwerkergruppen in sich vereinigte, deren Produkte ihrerseits werkstatt-
maBige Eigenheiten aufwiesen. Diese Annahme ist unter wirtschaftsgeschichtlichen Aspek-
ten interessant, tragt aber nach Ansicht der Referenten nicht dazu bei, das im engeren Sinne
kunstgeschichtliche Problem der Unterscheidung von Werkstattstilen zu lésen.
Anschvijt: Dr. Helmut Jung, Institut far Archdologie der Ruhr-Universitat Bockum, Postfach 2148,
‘D-4630 Bochum
‘Die stapTROIscHEN SARKOPHAGE IN DALMATIEN*
von Nenad Cambi
Unter den importierten Sarkophagen in Dalmatien sind die attischen bei weitem die
zahlreichsten. Das wurde vor langer Zeit von Rodenwaldt festgestellt. Iam war am adriati-
schen Ostufer nur cin einziger stadtrémischer Sarkophag bekannt — der friihchristliche,
%7 Auf die gleichzeitige Existenz ciner klassi- _gallienische Sarkophage — unter ihnen den
Zistischen und einer ‘romischen’ Steérmung in _Jahreszeitensarkophag in New York — in die
der ersten Halfte des 3. Jhs. wies schon F.Matz Jahre 220—235.
hin (Ein rOmisches Meisterwerk, Ja Esg-H. Vl. H Wiegartz in MéL, Mansel I (1974) 346°.
19 [1958] 1631). Allerdings ging er von einer mit Anm. 7.
Chronologie aus, die auf Rodenwaldts An- * Fr sprachliche Oberarbeitung sowie hesondere
sitzen aufbaute, d. h., er datierte wichtige Hinweise danke ich H. Jung.ZWEITES SYMPOSION UBER DIE ANTIKEN SARKOPHAGRELIEFS 445
auf dem der Durchgang der Istaeliten durch das Rote Meer dargestellt ist. Von attischen
Sarkophagen kannte Rodenwaldt dagegen einige mehr, und er vermutete hier eine Folge
der attischen Handelsexpansion®, Die zahlenmaBig starkere Vertretung der attischen
Gruppe erklirte sich fiir Rodenwaldt daraus, daB der Sarkophaghandel Athens besonders
erfolgreich dort war, wo der attische Handel schon frther guten Absatz gefunden hatte™®,
Auch Ward-Perkins hat nun unkingst wieder den genannten frihchristlichen Sarkophag
als einziges Beispiel eines aus carrarischem Marmor gefertigten stadtrmischen Sarkophags
bezeichnet, der als Importsttick dstlich von Italien gefunden wurde*
Wahrend meiner Beschiftigung mit den attischen Sarkophagen in Dalmatien fand ich
noch sehr viel mehr Sticke, als Rodenwaldt kannte, Auch die Reihe der von Kallipolitis
und Giuliano in ihren Katalogen aufgefiihrten Sticke’ wird nun weit tibertroffen®,
Andererseits habe ich auch eine ziemlich groBe Anzahl von Sarkophagen aus stadtrémi-
schen Werkstatten gefunden, was mit Hinblick auf die zitierten Meinungen nicht zu er-
warten war. Es handelt sich nur um Fragmente, die jedoch deutlich auf die Verbindungen
zwischen den stadtrémischen Werkstitten und Dalmatien hinweisen. Trotz des fragmenta-
rischen Zustandes der Stiicke glaube ich, daB es mir in den meisten Fallen gelungen i
die Thematik zu rekonstruieren.
Ich méchte hier einen Uberblick tiber die gegenwiirtig bekannten stadtrémischen Sarko-
phage Dalmatiens geben, ihre Themen durch Vergleich mit gut erhaltenen Stiicken re-
konstruieren und ihre Chronologie bestimmen. Ein solches Vorgehen ist natiirlich immer
dann gefahrlich, wenn es sich nur um geringe Fragmente handelt. Dennoch hofie ich, auch
in diesen Fallen 2umeist befriedigende Ergebnisse erzielen zu kénnen,
Nachdem zt Anfang bereits der Sarkophag mit dem Durchgang der Istaeliten durch das
Rote Meer erwihnt wurde, méchte ich meinen chronologischen Uberblick im Widerspruch
zum zeitlichen Ablauf zunachst mit einer kurzen Ubersicht itber die stadtrémischen Sarko-
phage christlicher Thematik beginnen.
I. CHRISTLICHE SARKOPHAGE
1. Sarkophag mit dem Durchgang der Isracliten durch das Rote Meer. Split, Archaologi-
sches Museum, Inv. D 175. L 2,22m; B 0,66 m; H 0,56 m. Abb. 119.
Der Sarkophag befand sich lange Zeit in der Franziskanerkirche am Spliter Kai. Nach
der Tradition waren in ihm bis 1587 die Reliquien des salonitanischen Martyrers Felix
aufbewahrt®, Nachdem die Reliquien in einen speziellen Schrein gelegt worden waren
und noch einmal etwas mehr als drei Jahrhunderte vergangen waren, wurde der Sarkophag
Abbildungsnachweis: Abb. 119. 121140: die Existenz mehrerer attischer Sarkophage
Arheoloski muzej, Split. — Abb. 120: Regio-
nalni za zaititu spomenika kulture u Splitu.
380 G, Rodenwaldt, RM 57, 1943, 15; ders., Jal
45, 1930, 187.
Mo G, Rodenwaldt, RM 57, 1943, 16.
> J, B, Ward Perkins, Disputationes Salonitanae
4, 1970, 43.
Rodenwaldt war nur eine kleine Anzahl atti-
scher Sarkophage aus Dalmatien bekannt. Aus
den Briefen, die er an M. Abramié, den da-
maligen Direktor des Archologischen Mu-
seums von Split schrieb, geht hervor, da er
E
vermutete, Ex bat Abramié, Nachforschungen
anzustellen und darhber im Jahrbuch des
Deutschen Archéologischen Instituts zu be-
richten, Dazu ist es aber leider nie gekommen,
9 Bei B. G. Kallipolitis, Xpovohoyixh xorérrakis
“Gv peTd HUBOAOY KEY TrapaoTécECY ErTKGy
capKopéyaoy iis Beonaikis troyiis (1958) Nr.
137. 156, 168. 185 und 190 werden fanf, bei
A. Giuliano, I commercio dei sarcofagi attici
(1962) einundsechzig Sticke aufgefthrt
® Ich konnte rund hundert Bruchstticke von
attischen Sarkophagen feststellen.
4 B, Bulié, BullDalm. 25, 1902, 180446 NENAD CAMBI
Abb. 119, Durchgangssarkophag. Split, Arch. Mus.
an das Archéiclogische Museum von Split verkauft. Es besteht einiger Grund fiir die
Annahme, dab der Sarkophag aus Salona oder Epetion (Stobret) nach Split kam.
Enwahnt sei noch, da der Sarkophag zu den vollstiindigsten und kiinstlerisch reifsten
Stlicken der grofen Sarkophaggruppe gleichen Themas gehart.
Abb. 120. Hirtensarkophag.
Split, Dom
2. Hirtensarkophag. Split, Dom. 1 1,83 m; B 0,87 m; H.0,48 m. Abb. 120.
Der Sarkophag war in den mittelalterlichen Altar des Hl, Domnio im Dom von Split
eingebaut. Er stammt aus dem 4, Jh. Im Mittelalter dachte man offensichtlich, in ihm sei
der genannte Heilige beigesetzt gewesen, Entdeckt wurde der Sarkophag wahrend Restau-
rationsarbeiten in der Kathedrale im Jahre 19588, Es handelt sich um einen Sarkophag
mit strigilisformigen Riefeln, dessen Mittelfeld von einer hangenden Muschel bekrént
wird. In dem Feld steht ein Hirtenknabe mit zwei Schafen. Der Knabe ist mit einer kurzen,
gegiirteten Tunica bekleidet. Der Stil des Kopfes — fiir ihn sind das feine ovale Gesicht
und der schnende Blick charakteristisch — weist den Sarkophag in die Zeit des sogenannten
Schénen Stils™*
3, Fragment: Mannlicher Kopf. Zagreb, Archéologisches Museum, ohne Inv.-Nr. L 0,7 m;
BO,11m. Abb. 121
Von dem altesten frithchristlichen Sarkophag in Dalmatien ist nur ein kleines Fragment
8 C. Fiscovié, Bull. Instituta za likovne umjet- 7 Zu diesen stilistischen Charakteristiken vgl.
nosti JAZU 6, 2, 1958, 8241 J. Kollwitz, RACrist 39, 1963, 1995.ZWEITES SYMPOSION UBER DIE ANTIKEN SARKOPHAGRELIE 447
Abb, 121. Sarkophagtrag- Abb. 122. Fragment eines dionysi-
ment. Zagreb, Arch. Mus. schen Sarkophags. Split, Arch, Mus,
erhalten, der Kopf einer biirtigen Gestalt. Der Sarkophag muB ungefihr in konstantini-
scher Zeit entstanden sein.
II, HEIDNISCHE SARKOPHAGE
Unter den importierten stadtrémischen Sarkophagen Dalmatiens sind die heidnischen
sehr viel zahlreicher als die christlichen, doch sind die Stiicke nicht so gut erhalten.
1. Fragment eines dionysischen Sarkophags. Split, Archiologisches Museum, ohne Inv.-
Nr. B 0,25 m; H 0,24m; D0,19m. Abb. 122.
Das Fragment zeigt unter der oberen Randleiste des Sarkophagkastens einen negroiden
Knabenkopf. Dieser Kopf kénnte auf eine Darstellung des indischen Triumphs des Diony-
sos weisen, In Darstellungen dieses Themas kommen lnliche negroide Figuren hiufig vor.
Képfe wie dieser befinden sich gewdhnlich unter der oberen Randleiste, da sie 21 Knaben
gehoren, die auf Elephanten, Kamelen oder Panthern reiten®*, Manchmal begegnen negroi-
de Figuren auch auf den Darstellungen des curriculum vitae rémischer Feldherren, s0 7. B.
auf dem Sarkophag in der Villa Taverna bei Frascati; sie erscheinen dort aber, gemal
ihrer Rolle im Gesamtbild, an einer etwas tiefer gelegenen Stelle. Man wird danach mit
einiger Sicherheit annehmen diirfen, da das vorliegende Bruchsttick von einem dionysi-
schen Sarkophag stammt.
2. Fragment eines Jahreszeitensarkophags. Zagreb, Archiologisches Museum, Inv. 148,
Fundort Salona. L 0,35 m; H 0,34 m; D 0,5 m. Abb. 123.
Das Fragment ist ein Teil der rechten Ecke eines kleineren Sarkophagkastens, der be-
reits in der Antike eine sckundare Verwendung als Tiirschwelle fand®*, Auf der Vorderscite
ist ein schwebender Eros dargestellt, der ein — leider nicht erhaltenes — Medaillon trigt.
M8, Matz, Die dionysischen Sarkophage, ASR 14, Taf. 1,
IV 1 (1968) Taf. 764. Nr. 58.A; ASR IV 2(1968) J. Brunémid, Kameni spomenici hrvatskog na-
‘Taf. 116 Nr. 95; 126 Nr. 100; 127 Nr. 101; 158 _todnog muzeja u Zagrebu (Zagreb 1904—1911)
Nr 141 wa. 76 Nr. 148. N. Cambi, VAHDalm. 62, 1960,
9G, Rodenwaldt, Ober den Stilwandel in der 70 Taf. 16, 1
antoninischen Kunst (AbhBerlin 1935, Nr. 3)Abb, 123. FrZWEITES SYMPOSION UBER DIE ANTIKEN SARKOPHAGRELIEFS 449
Abb. 128a—h. Sarkophagfragmente, Split, Arch. Mus, Das Oberkirperfragment a
ist um 90° zn drehen.
Rechts von diesem Eros steht ein anderer, der in der erhobenen Rechten ein Friichtebiindel
halt; neben ihm liegt am Boden ein umgeworfener Kob mit Friichten. Man begegnet einem
solchen Darstellungsschema bei vielen stadtrémischen Sarkophagen**,
3. Fragment eines Léwenjagdsarkophags. Split, Archéologisches Museum, Inv. E 69.
Fundort Salona. B 0,32 m; H 0,35 m; D 0,16 m. Abb. 124.
Dieses kleine Fragment, auf dem die Mahne und ein weiteres Stiick vom Vorderteil eines
Léwen zu schen sind, stammt wahrscheinlich von einem Liwenjagdsarkophag. Es sind noch
Teile der Kleidung eines Reiters wie auch ein Knie desselben erhalten. Zwischen Lowe
und Reiter befindet sich das Sttick eines Pferdebeins, das zum Pferd des Jagdherrn gehiren
kénnte. Wir haben offensichtlich ein Fragment vom Mittelteil der Kastenfront vor uns,
wie z, B, auf den Sarkophagen in Pal. Rospigliosi und Pal. Giustiniani®?,
4, Fragment eines Sarkophags mit Okeanoskopf. Split, Archéologisches Museum, Inv.
E 157. Fundort Salona. L 0,79 m; 10,29 m; D 0,15 m, Abb. 125.
In der Mitte des Fragments ist ein Okeanoskopf mit wellenihnlichem Bart dargestellt.
Dicht an dem Kopf sitzen, jeweils nach auBen gewandt, zwei Sphingen. Dieses Motiv
kommt — in Verbindung mit verschiedenen anderen Motiven — auf stadtrémischen Sar-
Kophagen unterhalb des Clipeus vor, Es darf zweifellos angenommen werden, da8 das
Motiv auBer der dekorativen Funktion auch einen symbolischen Sinn hatte, Das Frag-
ment kénnte zu einem Meerwesensarkophag gehdren®®,
%1G. M. A. Hantmann, The Season Sarcophagus %* K, Schauenburg, AA 1975, 2804.
in Dumbarton Oaks, Dumbarton Oaks Studies gy,
Ir (1951) Abb. 536 ale
A. Vaccaro Melucco, StudMisc 11, 1963/64 % Vgl, 2. B, A. Rumpf, Die Meerwesen, ASR V1
(1966) Taf. 5, 12; 10, 23. (1939) Taf, 8 Nr. 29; 11 Nr. 32. 33; 13 Nr. 36.450 NENAD CAMBI
Abb. 129 und 130. Sarkophagrag-
ment. Ansichten der Vorder- und
Schmalseite, Split, Arch. Mus.
5. Fragmente eines Totenmahlsarkophags. Split, Archologisches Museum, Inv. D 446.
Fundort Salona. MaBe des gréften Fragments: L 0,58m; H 0,50 m; D 0,14m, Abb. 126
bis 128a—c. f. g.
Auf einem besonders schénen
ment ist die Totenmahlszene dargestellt
(Abb. 127),
Die Szene ist um so interessanter, als sie verhaltnismaBig selten auf stadtrémischen Sarko.
phagen begegnet**, Von den auf der Kline liegenden Figuren der Verstorbenen ist hier nur
ein Ellenbogen erhalten (Abb. 127 und 128c); doch erscheint auf einem anderen Fragment,
das nur aus einer alten Aufnahme bekannt ist, der Brustteil der Mannerfigur (Abb. 1284)
Hinter den Figuren hiingt ein Parapetasma, und ein schwebender Eros triigt eine Girlande.
Unterhalb von diesem befindet sich ein zweiter Eros, der auf der Kline sitzt. Merkwiirdiger-
weise haben die beiden Eroten ganz verschiedene Frisuren. Auf einer alten Aufnahme er-
scheint noch ein dritter Kopf (Abb. 1281), Wahrscheinlich gehdrt zu dem Sarkophag auch
cin Fragment, das einen bekrinzten Madchenkopf mit vollen Wangen zeigt (Abb. 127)
Die vollen Wangen und die auf den Lippen sichtbaren Spuren lassen erraten, da8 das
Madchen auf der Flote bkist, die auf dem oben genannten gréBeren Bruchstiick erhalten
ist (Abb. 127). Hinter dem Kopf des Madchens erkennt man noch den oberen Teil eines
Gesichts, doch ist es nicht méglich zu sagen, ob es zu einer mannlichen oder weiblichen
Figur gehirte. Die untere Hilfte des Gesichts erscheint noch auf einer alten Photographie
(Abb. 128b), ist jetzt aber verloren. Die Totenmahlsarkophage zeigen sowohl Manner wie
Frauen als Flstenspieler?, Von der Lautenspielerin, die bei solchen Szenen gewéhnlich
auf einem geflochtenen Stuhl sitzt, ist leider nichts erhalten.
56, Himmelmann, Typologische Untersuchun- __sammelt.
gen an romischen Sarkophagrcliefs des 3. und 7 Vgl. ebenda Taf. 26 (Frau). 30 (Mann)
4, Ths. n. Chr. (1973) 454. hat 42
cke ge:ZWEITES SYMPOSION UBER DIE ANTIKEN SARKOPHAGRELIEFS 451
‘Dem Motiv und den einzelnen Figuren nach steht der Sarkophag dem aus Sassari nahe;
es begegnet dort nur ein Eros mehr, auch ist der auf der Kline sitzende Eros bekleidet!
Im Ubrigen kommt unserem Exemplar grofe Bedeutung zu, da es — meines Erachtens
dem Archetypus besonders treu folgt.
Abb. 131. Fragment eines Saulensar- Abb. 132. Fragment eines Meleagerjagdsar-
Kophags. Insel Kologep, Pfarrhaus kophags. Split, Arch. Mus,
6, Fragment einer linken Sarkophagecke, Split, Archaologisches Museum, Inv. D 449.
Fundort Salona. Vorderseite: B 0,33m; H0,90m; D0,18m. Schmaksite: B 0,25 m;
0,88 m; D 0,18 m. Abb. 129 und 130.
Auf der Vorderseite ist eine weibliche gegirtete Gestalt erhalten, bei der allerdings der
Kopf und ein groBer Teil des Oberkdrpers fehlen. Die Schmalseite zeigt die Reste einer
mannlichen Gestalt mit Sandalen, Diese hilt in ihrer Linken entweder eine Buchrolle oder
den Saum eines Palliums. Ich glaube, daf es sich hier um die Darstellung eines Philosophen
handelt, wobei fiir die Vorderseite dann wohl an beiden Ecken als Musen deutbare weib-
liche Gestalten anzunehmen sind™
7. Fragment eines Siulensarkophags. Insel Koloéep. Pfarrhaus. Fundort Kirche der Hl.
Sergios und Bachos auf der Insel Kologep. L 0,55 m; H0,59 m; D 0,8 m. Abb. 131.
Auf diesem Fragment sind awei Figuren in einem Interkolumnium dargestellt. Ein mit
einem Pallium bekleideter Mann sitzt auf einem Stuhl und halt in der Linken eine gedffnete
Buchrolle, wihrend er mit der Rechten den — leider nicht erhaltenen — Kopf stiitzte.
Links von ihm steht cine Gestalt mit gekreuzten Beinen, Sehr wahrscheinlich handelt es
sich um eine Muse, die eine Palla trigt™. Thr linker Arm ist gegen den Mann ausgestreckt.
Der nicht erhaltene Kopf war auf die rechte Hand gestiitzt. Die Szene mit einer aus einer
Buchrolle lesenden Figur gehért zum typischen Bildbestand der Philosophensarkophage®*!
388 Ebenda Taf. 30. dargestellt, wie z, B, auf dem Marsciller Sarko.
8 Vgl. N. Himmelmann, in Festschr. F. Matz phag: vgl. M. Wegner, Die Musensarkophage,
(1962) Taf. 38, 1 (Der Sarkophag eines gallieni- ASR V 3 (1966) Beil. 5b Nr. 53.
schen Konsuls). a8 HL Wiegartz, [leinasiatische Siulensarkophage,
%0 In dieser Stellung wird gewohnlich Polyhymnia __TstPorsch 26 (1965) 1104. Taf. 23.
wo aa is452 NENAD CAMBI
Abb. 133, Fragment vom Deckel eines Mele-
agerjagdsarkophags. Split, Arch. Mus.
Das Fragment wurde fiir den Bau des Tkonostasisgiebels einer frithromanischen Kapelle
auf der Insel Kologep verwendet,
8, Fragment eines Meleagerjagdsarkophags. Split, Archologisches Museum, Inv. D 448.
Fundort Salona. GréBtes Fragment: L 0,53 m; H 0,28 m; D 0,7 m. Abb. 128. 132—134.
Die zahlreichen Fragmente, von denen jedoch ein Teil verschollen ist, stammen wahr-
scheinlich vom Kasten und vom Deckel des Sarkophags. Zum Glitck existieren zwei alte
Aufnahmen, die es uns erméglichen, das Sarkophagrelief mit gewisser Sicherheit als Darstel-
lung der Kalydonischen Jagd zu identifizieren (Abb. 128. 134). In der Deckelmitte befand
sich ein Medaillon, wie aus einem Rest des Rahmens auf dem groften Fragment des
Deckels zu ersehen ist (Abb. 133). Auf diesem Fragment sieht man rechts einen Knaben
mit einer Spitzamphora. Er begegnet oft auf Meleagersarkophagen, wo er in den Zusammen-
hang der Mahlvorbereitung nach der Jagd gehért. Der kahle Kopf eines Greises mit Vollbart
und der Kopf einer anderen Figur kénnte auf Mahlteilnehmer zu beziehen sein (Abb. 134).
Ich vermute also, daB auf dem Deckel die Mahlvorbereitung und das Mahl selbst dargestellt
waren, Entsprechende Szenen kommen wiederholt anf Sarkophagen mit der Kalydonischen
Jagd vor", Die zum Deckel gehdrende Figur, die einen langen geraden Gegenstand halt,
bleibt allerdings ungedeutet (Abb. 132).
Auf dem Sarkophagkasten war sehr wahrscheinlich die Kalydonische Jagd dargestellt.
Den Beleg bietet meines Erachtens ein Kopf, der alle charakteristischen Ziige des Meleager-
kopfes aufweist (Abb. 128d)**, In der Szene, die der Jagd vorausgeht, sieht man auf einigen
Sarkophagen den Kopf des Meleager auf dieselbe Seite gewandt, Als Beispiel sei der Sar-
kophag im Kapitolinischen Museum genannt***, Méglich ware allerdings auch, daB wir ein
Fragment aus der Jagdszene vor uns haben. Dann miifite es der Kopf des Jagers sein, der
gewohnlich rechts vom Eber steht und nach links blickt. Meleager ist in dieser Szene nach
rechts gewandt. Manchmal findet man eine gewisse Ahnlichkeit zwischen den Gesichts-
aiigen dieses Jagers und des Meleager®*. Auch der Frauenkopf, dessen Frisur jener der
Géttin Artemis ahnelt, kommt auf den Sarkophagen mit der Kalydonischen Jagd vor
(Abb. 128e)**", Der Kopf ist allerdings nach links gewandt, so daB weniger Atalante als
Artemis in Frage kommt, Noch andere Fragmente sprechen ftir die Deutung auf den Melea-
germythos, z. B. das mit dem Kécher (Abb. 128h. i). Am wichtigsten sind allerdings die
9 Lj. Karaman, Iz koljevke hrvatske proilosti __Meleagerképfe.
(1930) Abb. 116,
9 Vgl. G. Koch, Meleager, ASR XII 6 (1975)
pee Taare trial 0 Vgl, ebenda Taf. 24 Nr. 17. 18.
%4 Vgl. alle bei G. Koch, ASR XII 6, abgebildeten *” Vgl. ebenda Taf. 18 Nr. 12; 44 Nr. 156.ZWEITES SYMPOSION UBER DIE ANTIKEN SARKOPHAGRELIEFS. 453
Abb. 134, Sarkophagfragmente. Split, Arch. Mus.
Fragmente mit der speergreifenden Hand des Meleager (Abb. 134a) und dem Eberkopf
(Abb, 1344). SchlieBlich ist denkbar, daB das Fragment mit dem Kopf eines bartigen
Mannes, vielleicht des Oineus (Abb. 128g), 2u dem Sarkophag gehirte.
Die Fragmente miissen noch weiter untersucht werden. Da viele Bruchstticke fehlen,
ist es jetzt nicht leicht, alle Einzelheiten festzustellen, Es besteht aber die Méglichkeit,
a8 manche fehlenden Stiicke noch gefunden werden,
9. Hippolytossarkophag. Split, Archiologisches Museum, Inv. D 29. Fundort Salona.
12,34 m; B 0,86 m; H1,5m. Abb. 135—137.
Der schon lange bekannte Sarkophag wurde in Salona (Manastirine) neben dem Sarko-
phag mit dem Guten Hirten gefunden. Er ist ein Produkt der stadtrémischen Werkstiitten,
gearbeitet von Bildhauern, die entweder aus dem Osten kamen, oder deren Entwicklung
unter dstlichem KinfluB stand. Jedenfalls glaubt man an dem Sarkophag neben attischen
auch kleinasiatische Zage wahrzunchmen.
Seiner Darstellung nach gehdrt der Sarkophag zur Gruppe der dreiszenigen Hippolytos-
sarkophage (liebeskranke Phadra; Uberreichung des Briefes an Hippolytos; Theseus er-
halt die Nachricht vom Tod der Phadra und des Hippolytos). Auf der rechten Schmalseite
ist Hippolytos mit einem Pferd dargestellt, auf der linken ein sitzender Philosoph. Thema-
tisch stehen sehr nahe die Sarkophage im Louvre**, in der Villa Giustiniani-Massimo,
%88C, Robert, Einzelmythen, ASR IIT 2 (1904) Taf. 51 Nr. 161, Vgl. auch G. Rodenwaldt, Jat 55,
1940, 50ff. Abb. 10.NENAD CAMBI
454
kophag. Split, Arch. Mus,
Abb. 135. Hippolytossa
2ANTIKEN SARKOPHAGRELIEFS 455
Abb. 138. Sarkophagiragment. Abb. 139. Sarkophagfragment,
Split, Arch. Mus, Zagreb, Arch. Mus,
Rom* und im Thermenmuseum*?,
10. Fragment: Minnlicher Kopf. Split, Archdologisches Museum, ohne Inv,
Salona. B 0,9 m; H 0,14_m. Abb. 138.
Fiir die Identifizierung des biirtigen Kopfes finden sich keinerlei Anhaltspunkte,
r. Fundort
11, Fragment einer mannlichen Figur. Zagreb, Archiologisches Museum, Inv, 159, Fund-
ort unbekannt, L 0,11 m; H 0,16 m; D 0,85 m, Abb, 139.
Erhalten sind der Kopf und ein Teil des Oberkérpers einer mannlichen Figur im Halb-
profil, auBerdem der Rest eines Parapetasmas. Fine Identifizierung der Figur ist nicht
miglich.
IL. CHRONOLOGIE,
‘Auf die Hinweise zur Thematik der importierten stadtrémischen Sarkophage Dalma-
tiens soll nun der Versuch einer chronologischen Einordnung folgen. In derselben Weise,
in der durch den fragmentarischen Erhaltungszustand der Sarkophage die thematische
Identifizierung erschwert ist, ergeben sich natiirlich auch Schwierigkeiten fiir die Be-
stimmung der Chronologie. Es ist praktisch unméglich, die tektonische Struktur der Sarko-
phage zu verfolgen oder einen Vergleich mit anderen Exemplaren des jeweiligen Themas
anzustellen, Auszunehmen sind hier allerdings zwei Stiicke: der in Fragmenten erhaltene
Totenmahlsarkophag und der Hippolytossarkophag. Meines Erachtens gehdrt der erst-
genannte an den Anfang, der zweite dagegen ans Ende seiner thematischen Reihe
Von allen hier erwahnten Sarkophagen ist stilistisch der dlteste jener mit der Darstellung
des Okeanoskopfes (Abb. 125). Im Gesicht des Okeanos, und das betrifit besonders Mund,
39 Robert a. 0. Taf. 51 Nr. 162, s10 B, Andreae, L’art de l'ancienne Rome (1973) Abb. 616.456 NENAD CAMBI
Nasenlécher und Augen, finden sich keinerlei Spuren einer Bohreranwendung. Der Sarko-
phag kann also vor den sogenannten spatantoninischen Stilwandel datiert werden, ungefihr
um das Jahr 17087,
Einen Glticksfall stellt es dar, daB im Jahre 1908 zu Suéurac bei Salona in der Krypta
eines Mausoleums die Reste dreier Sarkophage gefunden wurden (Fragmente des Toten-
Abb, 140, Fragmente von Sarkophagdeckel, Split, Arch. Mus,
mahl- und des Meleagersarkophags und Eckstiick mit der Gestalt eines Philosophen). Bei
welcher Gelegenheit und unter welchen Umstanden es zum Fund kam, ist leider nicht be-
kannt. Einige wenige Angaben, die sich auf die gemeinsame Auffindung bezichen, enthalt
das Inventar »De des Archtiologischen Museums von Split. Die Eintragungen stammen
leider nicht von F. Bulié, der gewohnlich umfangreiche Anmerkungen machte. Der Fund
wurde auch nicht, wie sonst iiblich, in der Muscumszeitschrift registriert. Immerhin féhrt
jedoch allein schon die Tatsache, daB die betreffenden Fragmente zusammen gefunden
wurden, zur Méglichkeit eines gegenseitigen Vergleichs und der Feststellung einer relativen
Chronologie. Ich vermute, daB die drei Sarkophage einer einzigen Familie gehérten und
héchstens von zwei Generationen benutzt wurden. Hinsichtlich der absoluten Chronolo-
gie bietet — abgesehen von den stilistischen Eigenheiten — die leider ohne Kopf ethaltene
Frauenbitste mit contabulatio ber der Brust einen Anhalt (Abb. 140b), Die Biiste gehdrte
wahrscheinlich zum Deckel eines der in der Krypta in Fragmenten gefundenen Sarkophage.
Die mit einem breiten Brustband versehene Tracht kam in Dalmatien kurz vor der Mitte
des 3. Jhs. auf, Die Priifung der vorgefundenen Fragmente ergibt, daB die Képfe, die
auf den drei Sarkophagen begegnen, einen gemeinsamen Stil vertreten, Dies bezieht sich
besonders auf die Art, in der die Augen und Augenbrauen modelliert sind. Die Augen-
brauen sind fein ausgearbeitet und — ohne besondere Betonung der Haare — leicht hervor-
gchoben. Auch die Augenlider weisen cine feine Formung auf, doch sind sie etwas dicker,
besonders das obere. Fir die Angabe der Pupille ist eine halbkreisférmige Eintiefung ge-
wahlt. In der Darstellung der Haare verrat sich eine Kombination von Bohr- und MeiGel-
arbeit. Bei der Mehrzahl der Képfe herrscht allerdings die Bohrarbeit vor, wahrend andere
liberwiegend Meifelarbeit zeigen. Flir die Ausftihrung der Gewandfalten wurde der Bohrer
kaum verwendet.
st Dieselbe Meinung vertrat auch Prof. B. An- 8 Vgl, den salonitanischen Marmorsarkophag,
reac in der Diskussion wihrend des Sarko- auf dem cin Ehepaar dargestellt ist (F. Bulié,
phag-Symposions in Bochum, BullDalm. 30, 1907, 99 Taf. 12).ZWEITES SYMPOSION OBER DIE ANTIKEN SARKOPHAGRELIE!
cS 457
Auf Grund des Vergleichs der zu den drei Sarkophagen gehdrenden Fragmente méchte
ich annehmen, da der Sarkophag mit der Darstellung des Totenmahls relativ der alteste
ist. Hingewiesen sei auf die barocke Formgebung, den Unterschied 2wischen den beiden
Erotenkpfen auf dem Hauptfragment, das Hervortreten der Gestalten aus dem Hinter-
grund, selbst wenn es sich wie bei den genannten beiden Eroten um Nebenfiguren handelt.
Auf die Frage der absoluten Datierung bezogen sind die Unterschiede allerdings ziemlich
unbedeutend, so daB alle drei Sarkophage als Werke der dreifiiger oder vierziger Jahre des
3. Jhs. gelten kinnen. Angesichts der Art, wie Kleidung und Bewegung wiedergegeben
sind, kénnte man bei dem Eckfragment mit der Darstellung eines Philosophen von einer
gewissen Erstarrung sprechen, Daraus lieBe sich der SchluB ziehen, daB das Fragment etwas
spiiter entstanden ist. Dies wiirde mit der Popularitat des Philosophenthemas, wie sie seit
der gallienischen Zeit zu beobachten ist, tibereinstimmen™®,
Besondere Bedeutung kommt zweifellos der Tatsache zu, daB der Totenmahlsarkophag
mit ziemlicher Sicherheit als das alteste Beispiel ftir die Darstellung des Themas auf stadt-
rémischen Sarkophagen anzusehen ist. Innerhalb des bisher bekannten Materials tauchte
das Thema nicht vor der gallienischen Epoche auf, Um so mehr muB bedauert werden,
daB die Behandlung des Themas auf unserem Sarkophag wegen des schlechten Erhaltungs-
mustands nicht besser verfolgt werden kann.
Zwei Fragmente, die nicht in der genannten Krypta gefunden wurden, weisen eine groBe
stilistische Ahnlichkeit mit den von dort stammenden Stiicken auf. Gemeint sind das Frag-
ment mit dem negroiden Kopf (Nr. 1 Abb, 122) und das mit dem Haupt eines birtigen
Mannes (Nr. 10 Abb. 138); beide Fragmente gehiren ebenfalls der Zeit vor der Mitte des
3. Jhs. an.
Etwas spiiter entstand der durch ein Bruchstiick vertretene Léwenjagdsarkophag (Nr. 3
Abb. 124), Er gehdrt zu den jiingsten Exemplaren seiner Gruppe®, Die schematisierte
Mahne des Léwen, die mittels tiefer, beinahe parallel laufender Bohrrillen wiedergegeben
ist, weist schon auf eine Entstehung im letzten Viertel des 3, Jhs.
Bei dem Fragment eines Jahreszeitensarkophags (Nr. 2 Abb. 123) ist auf die Wieder-
gabe des Haares bei den Eroten — ausschlieBlich durch zahlreiche runde Bohrlécher —
und auf die starre und ungeschickte Bewegung der Figuren hinzuweisen. Hier verrit sich
nicht nur eine mindere Qualitit der Bildhauerarbeit, sondern auch der spezifische Stil
der Tetrarchenzeit. Der Sarkophag kénnte in den achtziger Jahren des 3. Jhs. entstanden
sein.
Kleinasiatisch beeinfluBte Siulensarkophage begegnen in Rom in groBerer Anzahl nach
der Mitte des 3. Jhs.*¥. Das Fragment aus Dalmatien (Nr. 7 Abb. 131) legt mit seinen star-
ren und groben Gewandfalten die Vermutung nahe, daB es bereits aus dem letzten Viertel
des 3. Jhs. stammt.
38 Zu den Sarkophagen mit Philosophenthema
vgl. G. Rodenwaldt, Jal 51, 1936, 1024. und
N. Himmelmann, in Festschr. F, Matz (1962)
passim (Der Sarkophag eines gallienischen
Konsuls). Eine abweichende Meinung vertritt
R, Turan, Les sarcophages romains & repré
sentations dionysiagues (1966) 103, der betont,
daB diese Sarkophage nicht ausschlieBlich der
gallienischen Epoche angehoren, sondern schon
gegen 230 vorkommen,
S'1N, Himmelmann, Typologische Untersuchun-
gen an rdmischen Sarkophagreliefs des 3. und
4, Jhs. n. Chr. (1973) 19.
% Dieses Exemplar aus Dalmatien steht dem
Sarkophag im Camposanto zu Pisa sehr nahe;
vgl. A. Vaccaro Melucco, StudMise 11, 1963/64
(1966) Taf. 17, 39,
°H. Wiegartz, Kleinasiatische
phage, IstForsch 26 (1965) 1841.
Siulensarko-458 NENAD CAMBI — NIKOLAUS HIMMELMANN
Beim Hippolytossarkophag schlieBlich bieten neben den stilistischen Elementen auch
die Fundumstinde einen Anhalt fr die Datierung. Der Sarkophag wurde zusammen mit
dem Guten Hirten-Sarkophag im Korridor auf der Nordseite der Basilika zu Manastirine
in Salona gefunden*”, Allem Anschein nach standen die beiden Sarkophage urspringlich
in der Memoria Nr. VII, von wo sie spater entiernt wurden. Angesichts der Tatsache, dab
sich der Memorienkranz um das Grab des Martyrers Domnio erst in der Zeit gegen 313 zu
entwickeln began, méchte man ungern annehmen, da die Memoria Nr. VIT vor dem
Jahr 320 errichtet wurde. Vergleicht man andererseits den Hippolytossarkophag mit den
Stiicken im Louvre, in der Villa Giustiniani-Massimo und im Thermenmuseum, die das
‘Thema in gleicher Weise behandeln, so ist man geneigt, das salonitanische Exemplar ftir
das zeitlich letzte in der Serie zu halten. Bei ihm wird das Prinzip der Isokephalie konse-
quent durchgehalten, der Art, daB die sitzenden Eckfiguren dieselbe Hohe wie die stehen-
den Gestalten erreichen, obwohl die Stiihle nicht wie bei den anderen drei Sarkophagen auf
Postamenten ruhen. Beriicksichtigt man weiterhin die dichte Aufreihung der Figuren, die
Steifheit und schematische Anlage der Gewanddrapierung, die gleichformige Wiedergabe
des Haares mittels tiefer, sichelartiger Bohrlécher, so kann an der spiteren Entstehung
dieses von orientalischen Einflissen mitgepragten Stiickes kaum ein Zweifel sein. Das voll
von der Tendenz zur transzendierenden Darstellung erfafite Relief kann meines Erachtens
nicht vor dem Jahre 300 entstanden sein, ein Ansatz, der tbrigens schon vor langer Zeit
wiederholt vertreten wurde,
Die stilistischen Beobachtungen stimmen danach mit den Folgerungen aus den Fund-
umsttinden iiberein; es muB ja ohne weiteres denkbar erscheinen, daB der Sarkophag etwa
zehn Jahre vor der Unterbringung im Mausoleum gearbeitet wurde.
Zam Schlu8 ist noch einmal mit Nachdruck festzuhalten, daB die insgesamt vierzehn
stadtrmischen Sarkophage (einschlieGlich der drei christlichen) einen klaren Beweis {tir
den durchaus vorhandenen stadtrémischen Import nach Dalmatien bieten. Obwohl der
Absatz der stadtrémischen Werkstiitten nicht so gro8 war wie jener der attischen (bisher
wurden etwa 100 Fragmente attischer Sarkophage gefunden), war er doch nicht unbedeu-
tend, und es kann mit einiger Sicherheit erwartet werden, daB noch weitere Sticke zum
Vorschein kommen.
Die von Rodenwaldt und Ward Perkins zur Frage des stadtromischen Imports vertrete~
nen Meinungen erweisen sich als nicht linger haltbar. Indem Klargestellt ist, daB ein solcher
Import durchaus existierte, entfallen auch die Griinde, die zur Erklirung des zahlenmaBig
stirkeren attischen Imports vorgebracht wurden. Es ist jetzt nach anderen Griinden hier-
fiir zu suchen,
Die attischen Lieferungen haben den Umfang des rémischen Imports nicht beeinfluBt;
denn wiire dies der Fall gewesen, so hiitte sich die Anzahl der stadtrdmischen Sarkophage
nach dem Jahr 270, dem ungefahren Endpunkt der attischen Produktion, deutlich er-
hohen miissen. Statt dessen ist der stadtrémische Import sogar geringer geworden. Der
von Ward Perkins gegebene Hinweis auf Transportschwierigkeiten wird durch die Zahl der
importierten Sticke entkraftet. Die Griinde mitssen woanders liegen. Die stadtrémischen
Werkstiitten haben wahrscheinlich von vornherein kein besonderes Interesse an der Aus-
fuhr gehabt; noch weniger werden sie an der Eroberung von Markten in den Provinzen
377 R. Egger, Forschungen in Salona IT (1926) 30.81. W. Altmann, Architectur und Ornamentile
378 5. A. Riegl, Die spitrémische Kunstindustrie der antiken Sarkophage (1902) 111. C, Robert,
nach den Funden in Osterreich-Ungarn (1900) nzelmythen, ASR TIT 2 (1904) 202.ZWEITES SYMPOSION UBER DIE ANTIKEN SARKOPHAGRELIEFS 459
interessiert gewesen sein, wo sie in der Lage waren, ihre Erzeugnisse ohne besondere’ An-
strengungen bereits zu Hause abzusetzen, Nahere Aussagen wird man tiber die Handel
probleme allerdings erst dann machen kénnen, wenn die Produktion der Werkstatten in
ihrer Gesamtheit erforscht wird.
Schaut man auf die geographische Verbreitung der stadtrémischen Sarkophage in
Dalmatien, so fallt auf, daB mit Ausnahme von drei Fragmenten alle in Salona, der rémi-
schen Provinzhauptstadt, gefunden wurden. Auch die anderen Gruppen importierter
Sarkophage kommen am haufigsten in Salona vor, das sich innerhalb Dalmatiens als der
groBte Besteller dieser luxuridsen Erzeugnisse erweist.
Die chronologischen Beobachtungen fiihren zu dem Ergebnis, da8 die stadtrémischen
Sarkophage bereits in der zweiten Halfte des 2. Jhs. nach Dalmatien importiert wurden,
d. h, ungefiihr fiinfzig Jahre nach der Aufnahme ihrer Produktion, und daB die Lieferungen
am Ende des 4. Jhs., unmittelbar vor der Produktionseinstellung, aufhérten.
Diskussion
Zor Erginzung der im Referat zusammengestellten Reihe stadtrémischer Sarkophage
von der Ostktiste der Adria wies N. Himmelmann auf 2wei Sticke aus Durazzo in Istanbul
hin®"®, Er schlug vor, die weibliche Figur auf dem Eckfragment Nr. 6 als Dienerin in einer
Mahiszene zu deuten; die Zahl der bekannten Totenmahlsarkophage hitte sich demnach
um ein weiteres Beispiel vermehrt.
Anschrift: Dr. Nenad Cambi, Arheoloshi Musej, Post. pret, 15, YU-58 000 Split
EINIGE BUKOLISCHE DARSTELLUNGEN DES 4. JHS. N. CHR.
von Nikolaus Himmelmann
Zusammenfassung™
Noch bis vor kurzem war die Forschung geneigt, in den vor allem ftir die Sarkophagkunst
des spiten 3. Ths. so bedeutsamen Hirtenszenen christliche Vorstellungen zu entdecken.
Insbesondere die Figur des Schaftragers, des im Anschlu8 an Johannes X 11 sogenannten
Guten Hirten, galt als eine christliche Gestalt xat’ &oxt\v. Th. Klauser war es, der dem-
gegentiber in den 60er Jahren nachwies, dal der Gute Hirte auch in der Spatzeit nicht aut
christliche Zusammenhiinge beschrinkt ist. Um die Verwendung des Typus gleichermafen
im heidnischen wie im christlichen Bereich 2u erkkiren, schlug Klauser eine Deutung des
Guten Hirten als Allegorie der Menschenliebe, der Philanthropie, vor. Er fand damit in der
Forschung iiberwiegend Zustimmung. Indessen zeigt sich, daB diese Deutung bei einer Be-
trachtung, die mehr auf den Zusammenhang mit den ‘ibrigen bukolischen Darstellungen
schaut, nicht zu halten ist. In vielen Fallen steht der Gute Hirte anderen Gestalten des
bukolischen Bereichs gegeniiber, wobei es sich ofiensichtlich um gleichgewichtige Figuren
379 Mendel I Nr. 4f. Abh, der Rheinisch-Westfalischen Akademie
380 Zusammenfassung des Referats durch H. Jung. der Wissenschaften in Dusseldorf.
Eine ausfuhrliche Fassung erscheint in den