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W E N D E L B E R G E R G . 1950.

Z ur Soziologie der kontinentalen H alophytenvegetation M itteleuropas. — ö s te rr. A kad. W iss., math.-


naturwiss. K l., Denkschr. 10 8 , 5. A bh.
W E RFE L F.
D er Neusiedlersee. - In: K Ö N IG O ., 19 6 1, Das Buch vom Neusiedlersee, S. 11
W IN D B R E C H T IN G E R -K E T T E R E R T. 19 6 1.
A nonym e A rchitektur. - In: R A IN E R R ., A nonym es Bauen N ordburgenland, S. 8 0 -8 1
W O L K IN G E R F. 1978.
Botanische Exkursionen rund um den N eusiedler See. - N atur und U m w elt im Burgenland, H eft 1: 9 -3 2

A n sch rift des V erfassers:

U n iv .-P ro f. D r. F ran z W olkin ger


In stitu t f ü r U m w eltw issen schaften u n d N aturschu tz
d e r ö sterreich isch en A k a d e m ie d e r W issenschaften,
H ein rich Straße 5,
A -8010 G raz
A b teilu n g f ü r Ö kologie u n d N atu rsch u tz
am Pflan zen ph ysio logischen In stitu t d er U n iv ersität G raz
Sch ub ertstraß e 51,
A -8010 G raz

K O N R A D LORENZ 75 JAH R E
Konrad Lorenz, integrierender M itbegrün­ sporn. In diesem eher metaphysischen Sinn
der der Vergleichenden Verhaltensforschung, w ar einer dieser Lehrer Immanuel Kant.
ist durch sein Wesen und Wissen über diese Konrad Lorenz als Philosoph w urzelt in
erste Anfangsfunktion weit hinausgewachsen Kants Vorstellungen von K ritik, V ernunft,
und längst zu ihrem Pater familiaris aufge­ Urteilskraft und Ästhetik. Es w ar ihm ein
stiegen. Sein Name verbindet heute die zahl­ Triumph, als O rdinarius fü r Psychologie auf
reichen ideellen Richtungen der Ethologie den Lehrstuhl Kants nach Königsberg beru­
gleichermaßen wie ihre personellen Träger. fen zu werden. Doch frei von statisch behar­
Er ist zum zentralen, nicht umgehbaren Be­ rendem D enken, transponiert er als Schüler
zugspunkt fü r Freund und Feind geworden. und Assistent des W iener Anatom en Hoch-
M ehr kann ein Mensch w ohl kaum erreichen. stätter die Kantsche Philosophie in den Er­
V on solcher W arte aus blickt Konrad Lorenz kenntnisbereich der modernen vergleichen­
nun zurück auf einen 75 Jahre langen, vom den Anatom ie, jen er W issenschaft, die ihm
erlebenden Kind über den Wissen absorbie­ zum M odell fü r den A ufbau der Verhaltens­
renden Schüler bis hin zum gebenden Lehrer forschung geworden ist.
führenden Weg. Sinnvoll erscheint es daher, Von früher Kindheit an interessiert sich K on­
auch seine Erzieher und Lehrer zu nennen, rad Lorenz fü r das Leben der Tiere, für die
aus deren W irken der ihnen entwachsene Kleinkrebse in W iesentüm peln rings um A l­
Schüler und nunmehr Forscher und Gelehrte tenberg und die Vögel im Landschaftsbereich
erst richtig verstanden werden kann. der Donau. H ier wieder w irk t als geistiges
Ein Lehrer braucht nicht dauernd korrigie­ V orbild O skar H einroth, der aufgrund seiner
render, steuernder, ermahnender und bera­ im wahrsten Sinn des W ortes richtungswei­
tender Vorgesetzter zu sein; oft genügt seine senden ornithologischen W erke als frühester
aus Zeit und Raum herausgehobene Exi­ Initiator ethologischer Betrachtungsweisen
stenz, das anerkannte V orbildw irken, die und Arbeitsm ethoden gilt.
empfundene Beziehung, der gebotene A n ­

Natur und Land, 64. Jahrgang, Heft 6/1978 2 11


Entdeckers der M öglichkeit zur „unblutigen
O peration“ , wäre auch anderswo in der W elt
mit gleichen Funktionen denkbar gewesen.
D urch A d o lf Lorenz ist sie ein Begegnungs­
ort von Persönlichkeiten der Wissenschaft,
der großen Gesellschaft. Von der hohen
Decke hängt die Fahne der Vereinigten Staa­
ten in die geräumige Halle, in der auch der
einstige König Ferdinand von Bulgarien kurz
zu Gast war. Alles hier ist Teil aus dem
W irkungsbereich des berühmten A rztes, des­
sen Leben sich einspannt zwischen V orlesun­
gen, Akademiesitzungen, Behandlungszim­
mern und Patienten.
H ier lebt Konrad Lorenz als jüngster Sohn.
Er macht die Fahrprüfung, besitzt ein schwe­
res M otorrad, fährt sogar Rennen und er­
w irb t das Kapitänspatent für die D onau­
schiffahrt. Er studiert zeitweilig in den U SA ,
spricht Englisch so fließend wie Französisch.
K onrad L orenz form uliert und präzisiert die­ Dienstpersonal betreut den großen Haushalt.
se neu entstehende W issenschaft, nicht zu­ Konrad Lorenz hat zahlreiche Freunde. Er
letzt unter dem Eindruck der Gedankengän­ wächst im vieldimensionalen Sozialgefüge
ge Kants, aus dem sachlichen Wissen einer auf, in jenem kontaktfreudigen Bezugssy­
modernen vergleichenden Anatom ie. Er ver­ stem, das man als „G roßfam ilie“ bezeichnen
mag die G runderkenntnisse der Verhaltens­ kann.
forschung folgerichtig zu beweisen. Daß er Z ur G roßfam ilie auf wissenschaftlicher Ebe­
vorrangig D ohlen, Kolkraben und N achtrei­ ne w ird um ihn auch der Kreis der Zoologen
her, Enten, Graugänse, Fische und letztlich und Verhaltensforscher. Jeder ist mit jedem
auch den Haushund als Ausgangsbasis für Freund. Als erster genannt sei Erwin Stese-
seine Forschungen wählt, hängt mit dem Le­ mann aus Berlin, internationale Kapazität der
bensraum rings um Altenberg zusammen. O rnithologie. D urch ihn wird die früheste
Das Haus der Eltern liegt in einem Park von Konrad Lorenz verfaßte A rbeit über
zwischen W ienerw ald, bäuerlichen Feldflu­ D ohlen veröffentlicht. O tto Koehler, O rd i­
ren und der D onau. Man muß die stille V iel­ narius fü r Zoologie in Königsberg, treffend­
falt dieser Landschaft kennen, um die Tras­ ster und präzisester Form ulierer wissen­
sierung des Lern- und Lebensweges von schaftlicher Aussagen, haargenau im Denken
Konrad L orenz vo ll zu verstehen. Er verfolgt sowohl wie im U rteil. Da ist auch der In­
das Treiben seiner D ohlen rings um das Haus stinktforscher N iko Tinbergen aus H olland,
bis hinauf zu den Wiesenhängen der Hügel, engverbundener Freund, der gemeinsam mit
paddelt und schwimmt m it seinen Gänsen in Konrad Lorenz die ersten genauen Versuchs­
den Seitenarmen der Donau und baut in anordnungen in Altenberg aufbaut. Dann
Aquarien nach, was er draußen in Tümpeln G ustav Kram er, spezialisiert auf O rientie­
erspäht hat. rungsforschung und gleichzeitig sieggewohn­
Doch das Haus, in dem Konrad Lorenz groß ter Sportler. U nd nicht zuletzt Erich von
w ird, ist nicht gewachsener Teil dieser Land­ H olst, genialer Physiologe und vielbew un­
schaft, sondern durch M enschenwillen in sie derter Geigenbauer, der mit O tto Koehler
hineingestellt. Diese prunkvolle, vielräumige zusammen abendelang auf der Bratsche kon­
Villa seines berühmten Vaters A d o lf Lorenz, zertiert. Diese erste, wenngleich auch durch
Begründers der modernen O rthopädie und den Tod schon gelichtete Elterngeneration

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der Ethologie, O skar H einroth mit einge­
schlossen, ist bis zur Gegenwart die Elite
geblieben. Sie w ar ein Kreis, getragen von
Vielseitigkeit und Genialität. Gleich einem
M onolith ragt Konrad Lorenz, heute so rege
wie einst, nur eben weißhaarig statt blond,
über die Schar der echten Schüler und Epigo­
nen. Die Masse jener, die sich derzeit mit
Verhaltensforschung befassen, ist kaum noch
zu überschauen. A n Fachkongressen nehmen
ihrer zwei- oder dreihundert teil.
Konrad L orenz lebt heute nach Beendigung
seiner Tätigkeit an dem von ihm gegründeten
,,M ax-Planck-Institut fü r V erhaltensphysio­
logie“ im bayrischen Seewiesen wieder in der
heimatlichen V illa zu Altenberg, w o seine
H unde bellen und in großen Aquarien bunte
Fische schwimmen. Seine Gänse betreut er in Zwischenbericht über die
G rünau. Als K antverehrer dem Schönen ver­
Aktion Patenschaft
pflichtet, käm pft er fü r den Schutz der Na­
tur, systemsichtig und Ganzheit erkennend, D er österreichische Naturschutzbund will
mit dem H om ologieverständnis des biolo­ mit der A k tion „Patenschaft fü r Tiere“
gisch geschulten vergleichenden Anatom en G eldm ittel aufbringen, um durch Kauf,
und Ethologen. Zu seinen beiden in jungen Pacht und Pflege die Lebensräume bedrohter
Jahren erworbenen D oktoraten der M edizin Tiere zu sichern oder um die W iedereinbür­
und der Zoologie kamen sieben Ehrendokto­ gerung ausgerotteter Tierarten finanzieren zu
rate hinzu, zahlreiche Auszeichnungen, O r­ können.
den und als Krönung der N obelpreis, den er Seit am 23. Mai 1978 der Startschuß zu dieser
mit K arl von Frisch und seinem ältesten A k tion erfolgte, sind über eine Viertelm illion
Freund N iko Tinbergen teilt. Man gratuliert Schilling an Spenden eingegangen. Die Stei­
in neidloser Bewunderung. ermark hat daran mit über S 12 5 .0 0 0 .- einen
Und dennoch möchte man von all diesen überdurchschnittlich hohen A nteil, gefolgt
O rden und Auszeichnungen ein kleines von N iederösterreich mit S 5 0 .0 0 0 .-, W ien S
Stückchen wegnehmen, möchte ein winziges 3 5 .0 0 0 .-, Salzburg S 2 2 .0 0 0 .-, O beröster­
Eckchen Nobelpreis und ein wenig von den reich S 1 4 .0 0 0 .- und Tirol mit S 10 .1 0 0 .-.
Ehrendoktoraten abzwacken, um es dankbar Zum Lieblingstier w urde der Luchs erkoren.
seiner Frau zu überreichen. G retl Lorenz, Erfreulich ist die hohe Beteiligung von Schu­
selbst erfolgreiche Ä rztin , gebürtig aus dem len. Herausragendes Sammelergebnis waren
Tullnerfeld und herangewachsen im elterli­ S 4 .7 3 2 .- des Bundesgymnasiums und W irt-
chen Gärtnereibetrieb, hat in unendlich zä­ schaftskundlichen Realgymnasiums Krem s;
her A rbeit jene häusliche und mitmenschli­ S 2 .4 5 0 .- der Handelsakademie und Han­
che U m w elt aufgebaut, gehegt, bewahrt und delsschule K losterneuburg; S 1 .5 0 0 .- der
bis heute lebendig erhalten, auf deren Basis Hauptschule Pottenbrunn, S 1 .1 3 6 .- der
Konrad Lorenz seine Genialität voll entfalten Hauptschule Raiffeisengürtel in Bruck und
konnte und auch weiterhin entfalten wird. S 1 .0 2 6 .- der 1-A -K lasse des Bundesgymna­
O tto Koenig siums Am stetten.
Folgende Einzelpersonen oder Institutionen
haben einen Beitrag von S 1 .0 0 0 .- und dar­
über gespendet:
Arbeiterkam m er W ien; D r. Max Bartor,

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