Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Viele größere Unternehmen fördern oder pla nen das ehrenamtliche Engagement
ihrer Mitarbeiter, im Fachjargon Corporate Volunteering genannt. Mehr und mehr
spielen dabei auch personalwirtschaftliche Erwägungen eine Rolle. Aus diesem
Grund wird Corpora te Volunteering immer interessanter für mittelständische
Unternehmen.
Die Beispiele sind vielfältig: Bei einem internationalen Konzern spendeten die Mitarbeiter
zum Firmenjubiläum weltweit eine Million Stunden ihrer Zeit für soziale Projekte, bei
einem anderen Unternehmen bauen Angestellte Holzhäuser für Kindergärten, ein drittes
schickt Führungskräfte zu einem einjährigen Austausch in eine Umweltorganisation.
Corporate Citizenship, jenes Teilgebiet von CSR, in dem sich Unternehmen daranmachen,
zu (guten) Bürgern zu werden, tritt oft in Form des Corporate Volunteering auf, des
ehrenamtlichen Engagements der Arbeitnehmer in diversen Projekten gemeinnütziger Art
außerhalb ihres Arbeitsplatzes.
Der Beitrag, den das Unternehmen dabei leistet, variiert. Zunächst wird damit eine
intelligente Alternative zum traditionellen Spendenwesen aufgebaut, wie zum Beispiel mit
Programmen, die den Beschäftigten die Möglichkeit geben, den Arbeitsplatz zu verlassen
und sich für ebendiese Zeit außer Haus zu engagieren. Manche Unternehmen setzen
dabei thematische Schwerpunkte und stellen bei Bedarf den Kontakt zu den
Partnereinrichtungen her, andere lassen ihren Mitarbeitern gänzlich freie Hand in der
Frage, wo sie sich engagieren: sei es als Laienschauspieler, in der Ausbildung von
Rettungshunden, im Sportverein oder in anderen sozialen Initiativen.
Andere Formen des Corporate Volunteering sind zentral organisiert: Im Rahmen von
Aktiv- oder Aktionstagen verlassen die Mitarbeiter das gewohnte Tätigkeitsfeld und helfen
bei der Renovierung eines Kindergartens, bei der Reinigung eines Parks oder beim Umzug
einer Hilfseinrichtung. Führungskräfte stellen ihre Kompetenz zeitweise als Mentoren
unterstützungswürdigen Personen oder Einrichtungen zur Verfügung.
Doch Volunteering steht nicht nur im Dienst der Unternehmensreputation, wichtiger wird
inzwischen der Nutzen im Bereich der Personalentwicklung eingeschätzt. Es gilt als
erwiesen, dass bestimmte Kompetenzen in klassischen Lehrsituationen nur schwer zu
vermitteln sind. Statt von "soft skills" spricht man immer häufiger von
Schlüsselqualifikationen: Teamfähigkeit, Flexibilität, Selbsthinterfragung, Sensibilität für
die emotionalen Komponenten einer Situation, Improvisationsfähigkeit,
Frustrationstoleranz lassen sich nicht in einem Klassenraum erlernen. Weil sie aber
dennoch handfesten Einfluss auf viele wichtige Geschäftsprozesse nehmen, haben
manche US-Unternehmen bereits Extra-Anreizsysteme ("dollars for doers") für ihre
Volunteers entwickelt.
Dies sollten vor allem auch kleinere und mittlere Unternehmen beherzigen, die am meisten
unter dem demographischen Wandel leiden und dennoch Corporate-Volunteering-
Aktivitäten oft nur willkürlich oder halbherzig aufbauen. Neben den positiven
Außenwirkungen auf das potentielle Personal ist es vor allem auch eine große Chance zur
Beziehungsgestaltung zwischen Unternehmen und Standort, die ihnen attraktiv
erscheinen muss.
----
Christiane Stöhr, Business Director, Scholz & Friends Reputation, Berlin, und Tobias Ruderer,
Consultant, Scholz & Friends Reputation, Berlin