ICS 17.140.01
Die Europäische Norm EN ISO 10534-2:2001 hat den Status einer Deutschen Norm.
Nationales Vorwort
Die Internationale Norm ISO 10534-2 ist im Komitee ISO/TC 43/SC 2 „Bauakustik“ in Abstimmung mit
dem Europäischen Komitee CEN/TC 126 „Akustische Eigenschaften von Baustoffen und Bauteilen und
von Gebäuden“ unter intensiver deutscher Mitarbeit erarbeitet worden. Für die deutsche Mitarbeit ist
der Arbeitsausschuss NMP 231 „Schalldämmung und Schallabsorption, Messung und Bewertung“
des Normenausschusses Materialprüfung (NMP) verantwortlich.
Fortsetzung 25 Seiten EN
Juni 2001
ICS
Deutsche Fassung
Diese Europäische Norm wurde vom CEN am 13. Mai 2001 angenommen.
Die CEN-Mitglieder sind gehalten, die CEN/CENELEC-Geschäftsordnung zu erfüllen, in der die Bedingungen festge-
legt sind, unter denen dieser Europäischen Norm ohne jede Änderung der Status einer nationalen Norm zu geben
ist.
Auf dem letzten Stand befindliche Listen dieser nationalen Normen mit ihren bibliographischen Angaben sind beim
Management-Zentrum oder bei jedem CEN-Mitglied auf Anfrage erhältlich.
Diese Europäische Norm besteht in drei offiziellen Fassungen (Deutsch, Englisch, Französisch). Eine Fassung in einer
anderen Sprache, die von einem CEN-Mitglied in eigener Verantwortung durch Übersetzung in seine Landessprache
gemacht und dem Management-Zentrum mitgeteilt worden ist, hat den gleichen Status wie die offiziellen Fassungen.
CEN-Mitglieder sind die nationalen Normungsinstitute von Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich,
Griechenland, Irland, Island, Italien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Österreich, Portugal, Schweden, Schweiz,
Spanien, der Tschechischen Republik und dem Vereinigten Königreich.
â
EUROPÄISCHES KOMITEE FÜR NORMUNG
European Committee for Standardization
Comité EuropéEN de Normalisation
© 2001 CEN – Alle Rechte der Verwertung, gleich in welcher Form und in welchem
Verfahren, sind weltweit den nationalen Mitgliedern von CEN vorbehalten. Ref. Nr. EN 10534-2:2001 D
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EN ISO 10534-2:2001
Inhalt
Seite Seite
Vorwort
Der Text der Internationalen Norm vom Technischen Komitee ISO/TC 43 „Acoustics“ der International
Organization for Standardization (ISO) wurde als Europäische Norm durch das Technische Komitee
CEN/TC 126 „Akustische Eigenschaften von Baustoffen und Bauteilen und von Gebäuden“ übernommen,
dessen Sekretariat vom AFNOR gehalten wird.
Diese Europäische Norm muss den Status einer nationalen Norm erhalten, entweder durch Veröffent-
lichung eines identischen Textes oder durch Anerkennung bis Dezember 2001, und etwaige entgegen-
stehende nationale Normen müssen bis Dezember 2001 zurückgezogen werden.
Entsprechend der CEN/CENELEC-Geschäftsordnung sind die nationalen Normungsinstitute der folgen-
den Länder gehalten, diese Europäische Norm zu übernehmen: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finn-
land, Frankreich, Griechenland, Irland, Island, Italien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Österreich,
Portugal, Schweden, Schweiz, Spanien, die Tschechische Republik und das Vereinigte Königreich.
Anerkennungsnotiz
Der Text der Internationalen Norm ISO 10534-2:1998 wurde von CEN als Europäische Norm ohne irgend-
eine Abänderung genehmigt.
1 Anwendungsbereich
Dieses Prüfverfahren behandelt die Bestimmung des Schallabsorptionsgrades von Schallabsorbern bei
senkrechtem Schalleinfall unter Anwendung eines Impedanzrohres, zweier Mikrophonorte sowie eines
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digitalen Frequenzanalysesystems. Es kann auch zur Bestimmung der akustischen Oberflächenimpedanz
oder Oberflächenadmittanz von schallabsorbierenden Werkstoffen eingesetzt werden. Da die Impedanz-
verhältnisse eines schallabsorbierenden Werkstoffs mit seinen physikalischen Eigenschaften, wie
Luftströmungswiderstand, Porosität, Elastizität und Dichte, in Beziehung stehen, sind die für dieses Prüf-
verfahren beschriebenen Messungen in der Grundlagenforschung und Produktentwicklung anwendbar.
Das Prüfverfahren ist dem in ISO 10534-1 beschriebenen insofern ähnlich, dass ein Impedanzrohr ver-
wendet wird, das an einem Ende eine Schallquelle besitzt und am anderen Ende der Prüfling befestigt
wird. Das Messverfahren ist jedoch ein anderes. Bei diesem Prüfverfahren werden mit einem Rausch-
generator ebene Wellen im Rohr erzeugt und die Zerlegung des Interferenzfeldes wird durch Messung des
akustischen Druckes an zwei festen Orten erreicht, wobei an der Wand befestigte Mikrophone oder ein
im Rohr quer stehendes Mikrophon verwendet werden, sowie anschließender Berechnung der komplexen
akustischen Übertragungsfunktion, der Absorption bei senkrechtem Einfall und der Impedanzverhältnisse
des akustischen Werkstoffs. Dieses Prüfverfahren ist im Vergleich mit dem in ISO 10534-1 behandelten
ein alternatives und im Allgemeinen viel schnelleres Messverfahren.
Verglichen mit der Messung des Schallabsorptionsgrades in einem Hallraum nach ISO 354 bestehen
einige charakteristische Unterschiede. Beim Hallraumverfahren wird (unter idealisierten Bedingungen)
der Schallabsorptionsgrad bei diffusem Schalleinfall bestimmt und kann für die Prüfung von Werkstoffen
mit ausgeprägter Struktur in seitlicher und senkrechter Richtung angewendet werden. Jedoch erfordert
das Hallraumverfahren relativ große Prüflinge, so dass es für Forschungs- und Entwicklungsarbeiten nicht
geeignet ist, bei denen nur kleine Prüflinge von Absorbern zur Verfügung stehen. Das Impedanzrohr-
verfahren ist auf parametrische Untersuchungen bei senkrechtem Schalleinfall begrenzt, erfordert aber
Prüflinge, die die gleiche Größe wie der Querschnitt des Impedanzrohres besitzen. Für lokal wirkende
Werkstoffe können die Schallabsorptionsgrade bei diffusem Einfall aus den Messergebnissen geschätzt
werden, die mit dem Impedanzrohrverfahren gewonnen wurden. Die Umrechnung der mit dem Impedanz-
rohrverfahren (senkrechter Einfall) erzielten Prüfergebnisse auf diffusen Schalleinfall wird in Anhang F
angegeben.
2 Begriffe
Für die Anwendung dieses Teils von ISO 10534 gelten die folgenden Begriffe:
2.1
Schallabsorptionsgrad bei senkrechtem Einfall a
Verhältnis der durch die Oberfläche des Prüflings eintretenden Schallleistung (ohne Umkehr) zur einfal-
lenden Schallleistung einer ebenen Welle bei senkrechtem Einfall
2.2
Schallreflexionsfaktor bei senkrechtem Einfall r
komplexes Verhältnis der Amplitude der reflektierten Welle zur einfallenden Welle in der Bezugsebene bei
einer ebenen Welle mit senkrechtem Einfall
2.3
Bezugsebene
Querschnitt des Impedanzrohres, für den der Reflexionsfaktor r oder die Impedanz Z oder die Admittanz
G bestimmt werden und bei flachen Prüflingen gewöhnlich die Oberfläche ist
ANMERKUNG Die Bezugsebene wird bei x = 0 angenommen.
2.4
senkrechte Oberflächenimpedanz Z
Verhältnis des komplexen Schalldruckes p(0) zum senkrechten Anteil der komplexen Schallschnelle v(0)
bei einer einzelnen Frequenz in der Bezugsebene
2.5
senkrechte Oberflächenadmittanz G
Kehrwert der senkrechten Oberflächenimpedanz Z
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EN ISO 10534-2:2001
2.6
Wellenzahl k0
Variable definiert als
k0 = v/c0 = 2pf/c0
Dabei ist
v die Kreisfrequenz;
f die Frequenz;
c0 die Schallgeschwindigkeit.
ANMERKUNG Im Allgemeinen ist die Wellenzahl komplex, damit ist:
k0 = kq0 – jkw0
Dabei ist
kq0 der Realteil (k = 2p/l0 );
l0 die Wellenlänge;
kw0 der Imaginärteil, der die Dämpfungskonstante in Neper je Meter darstellt.
2.7
komplexer Schalldruck p
Fourier-Transformierte des zeitlichen Schalldruckes
2.8
Kreuzspektraldichte S12
Produkt p 2 ⋅ p 1*, bestimmt aus den komplexen Schalldrücken p 1 und p 2 an zwei Mikrophonorten
ANMERKUNG * bedeutet konjugiert komplex.
2.9
Autospektraldichte S11
wird aus dem komplexen Schalldruck p 1 am Mikrophonort 1 mit dem Produkt p 1 ⋅ p 1* bestimmt
ANMERKUNG * bedeutet konjugiert komplex.
2.10
Übertragungsfunktion H12
Übertragungsfunktion aus den Mikrophonorten 1 bis 2, definiert durch das komplexe Verhältnis p2 /p 1 =
S 12/S 11 oder S 22/S 21 oder [(S12/S 11)(S 22/S 21)]1/2
2.11
Kalibrierfaktor Hc
Faktor für die Korrektur von Amplituden- und Phasenfehlanpassungen der Mikrophone
ANMERKUNG Siehe 7.5.2.
3 Prinzip
Der Prüfling wird an einem Ende des geraden, starren, glatten und luftdichten Impedanzrohres montiert.
Mit einer Schallquelle (Zufall, Pseudo-Zufallsfolge oder Piepen (Chirp)) werden ebene Wellen im Rohr
erzeugt und die Schalldrücke an zwei Orten in der Nähe des Prüflings gemessen. Die komplexen akusti-
schen Übertragungsfunktionen der beiden Mikrophonsignale sind festgelegt und werden zur Berechnung
des komplexen Reflexionsfaktors (siehe Anhang C) und Absorptionsfaktors bei senkrechtem Einfall sowie
des Impedanzverhältnisses des Prüfwerkstoffes verwendet.
Die Größen werden als Funktionen der Frequenz mit einer Frequenzauflösung bestimmt, die durch die
Abtastfrequenz und die Aufzeichnungslänge des bei den Messungen eingesetzten digitalen Frequenz-
analysesystems festgelegt ist. Der nutzbare Frequenzbereich ist von der Rohrbreite und dem Abstand der
Mikrophonorte abhängig. Aus der Kombination von Messungen mit verschiedenen Breiten und Abstän-
den kann der nutzbare Frequenzbereich erweitert werden.
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Die Messungen können durch Anwendung eines der beiden Verfahren durchgeführt werden:
1. Zwei-Mikrophon-Verfahren (Verwendung von zwei Mikrophonen an festen Orten)
2. Ein-Mikrophon-Verfahren (Verwendung eines Mikrophons nacheinander an zwei Orten)
Verfahren 1
erfordert eine Vorprüfung oder Korrektur bei der Prüfung, um die Amplituden- und Phasendifferenz-
eigenschaften zwischen den Mikrophonen zu verringern, verbindet jedoch Geschwindigkeit, hohe Genau-
igkeit und einfache Ausführung miteinander. Verfahren 1 wird für allgemeine Prüfzwecke empfohlen.
Verfahren 2
besitzt eine besondere Art der Signalerzeugung sowie Prozessanforderungen und ist zeitaufwändiger. Es
werden jedoch Phasenfehlanpassungen zwischen den Mikrophonen ausgeschlossen und es gestattet die
Auswahl optimaler Mikrophonorte für jede Frequenz. Verfahren 2 wird für die Bewertung abgestimmter
Resonatoren und/oder der Präzision empfohlen; im Anhang B sind die Anforderungen in näheren Einzel-
heiten beschrieben.
4 Prüfausrüstung
4.1 Aufbau des Impedanzrohres
Die Apparatur besteht im Wesentlichen aus einem Rohr mit einem Prüflinghalter an einem Ende und einer
Schallquelle am anderen Ende. Die Mikrophonöffnungen befinden sich üblicherweise an zwei oder drei
Orten entlang der Rohrwand, jedoch sind Abweichungen unter Einbeziehung eines zentral angeordneten
Mikrophons oder Sondenmikrophons möglich.
Das Impedanzrohr muss gerade sein und einen gleichmäßigen Querschnitt (Durchmesser oder Querab-
messung kleiner t 0,2 %) sowie eine starre, glatte, nicht poröse Wand besitzen, die im Prüfabschnitt
(außer für die Mikrophonorte) keine Löcher oder Schlitze aufweist. Die Wand muss schwer und dick genug
sein, damit sie nicht durch das Schallsignal zu Schwingungen angeregt wird und sich im Arbeitsfrequenz-
bereich des Rohres keine Schwingungsresonanzen zeigen. Bei runden Impedanzrohren aus Metall wird
eine Wanddicke von etwa 5 % des Durchmessers empfohlen. Bei rechteckigen Rohren müssen die Ecken
stabil genug sein, um Verformungen der Seitenplatten zu verhindern. Es wird eine Dicke der Seitenplatten
von etwa 10 % der Querausdehnung des Rohres empfohlen. Rohrwände aus Beton müssen mit einer
glatten haftenden Deckschicht versiegelt werden. Das Gleiche gilt für Rohrwandungen aus Holz; diese
sollten durch eine äußere Hülle aus Stahl- oder Bleiblech verstärkt und gedämpft werden.
Die Querschnittsform des Rohres ist grundsätzlich freigestellt. Runde oder rechteckige (bevorzugt qua-
dratische) Querschnitte werden empfohlen.
Werden rechteckige Rohre aus Platten zusammengesetzt, ist sorgfältig darauf zu achten, dass in den
Ecken keine Nebenluft auftritt (z. B. durch Versiegelung mit Klebstoffen oder einer Beschichtung). Rohre
sollten gegen Außengeräusche oder Schwingungen schall- und schwingungsisoliert sein.
4.2 Arbeitsfrequenzbereich
Der Arbeitsfrequenzbereich ist:
fl < f < fu (1)
Dabei ist
fl die untere Arbeitsfrequenz des Rohres;
f die Betriebsfrequenz;
fu die obere Arbeitsfrequenz des Rohres.
fl ist durch die Messunsicherheit bei der Signalverarbeitung begrenzt.
fu wird so ausgewählt, um das Auftreten sich ausbreitender nicht ebener Wellenmoden zu vermeiden.
Die Bedingung für fu ist:
d < 0,58 × l u; fu ⋅ d < 0,58 × c0 (2)
für runde Rohre mit einem Innendurchmesser d in Meter und fu in Hertz.
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d < 0,5 × lu; fu ⋅ d < 0,5 × c0 (3)
für rechteckige Rohre mit einer maximalen Seitenlänge d in Meter; c0 ist die Schallgeschwindigkeit in
Meter je Sekunde nach Gleichung (5).
Der Abstand s zwischen den Mikrophonen muss nach folgender Gleichung ausgewählt werden:
fu ⋅ s < 0,45 × c0 (4)
Unter der Voraussetzung, dass Gleichung (4) erfüllt wird, ist die untere Frequenzgrenze vom Abstand
zwischen den Mikrophonen und der Messunsicherheit des Analysesystems abhängig, jedoch sollte als
allgemeine Richtlinie gelten, dass der Mikrophonabstand 5 % der Wellenlänge der interessierenden ent-
sprechenden niedrigeren Frequenz beträgt. Ein großer Abstand zwischen den Mikrophonen erhöht die
Genauigkeit der Messungen.
4.4 Mikrophone
An jedem Ort müssen identische Mikrophonarten eingesetzt werden. Bei Verwendung wandmontierter
Mikrophone muss deren Durchmesser im Vergleich zu c0 /fu klein sein. Weiterhin wird empfohlen, dass
die Mikrophondurchmesser kleiner als 20 % des Abstandes zwischen ihnen sind.
Bei der Seitenwandmontage werden Druckmikrophone empfohlen. Für Mikrophone in Rohren werden
Freifeld-Mikrophone empfohlen.
4.5 Mikrophonorte
Werden seitenwandmontierte Mikrophone eingesetzt, muss deren Membran bündig mit der Innenfläche
des Rohres eingebaut werden. Häufig ist eine kleine Aussparung notwendig (siehe Bild 1); die Aussparung
sollte klein gehalten werden und für beide Mikrophonbefestigungen gleich sein. Das Mikrophongitter
muss gegen das Gehäuse des Mikrophons dicht sein und zwischen Einbauöffnung und Mikrophon muss
eine Dichtung vorhanden sein.
Legende
1 Mikrophon
2 Dichtung
Bild 1 – Beispiele eines typischen Einbaus von Mikrophonen
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Wird ein Mikrophon nacheinander an zwei Wandorten eingesetzt, muss der nicht benutzte Mikrophonort
abgedichtet werden, um Nebenluft zu vermeiden und eine glatte Oberfläche im Rohr beizubehalten.
Bei der Verwendung von Mikrophonen mit seitlichen Luftlöchern ist darauf zu achten, dass die Druckaus-
gleichsöffnungen beim Einbau des Mikrophons nicht blockiert werden. Alle festen Mikrophonorte und
deren Abstand s müssen mit einer Unsicherheit von t 0,2 mm oder besser bekannt sein und müssen
aufgezeichnet werden (siehe Bild 2). Quer liegende Mikrophonorte müssen mit einer Unsicherheit von
t 0,5 mm oder besser bekannt sein.
Legende
1 Mikrophon A
2 Mikrophon B
3 Prüfgegenstand
Bild 2 – Mikrophonorte und -abstände
4.7 Probenhalter
Der Probenhalter ist entweder fest in das Rohr eingebaut oder ist eine getrennte Einheit, die während der
Messungen fest an einem Ende des Rohres befestigt wird. Die Länge des Prüflinghalters muss groß genug
sein, um Prüflinge mit einem geforderten dahinter liegenden Luftspalt einbauen zu können.
Wenn der Probenhalter eine getrennte Einheit ist, muss er hinsichtlich der Innenmaße bis auf t 0,2 % mit
denen des Impedanzrohres übereinstimmen. Der Einbau in das Rohr muss dicht und ohne den Einbau
elastischer Dichtungen erfolgen (zur Abdichtung wird Vaseline empfohlen).
Bei rechteckigen Rohren wird empfohlen, den Probenhalter fest in das Impedanzrohr einzubauen und den
Einbauabschnitt für die Befestigung des Prüflings durch eine abnehmbare Abdeckung zugänglich zu
gestalten. Die Berührungsflächen zwischen abnehmbarer Abdeckung und Rohr müssen sorgfältig
oberflächenbearbeitet sein; zur Vermeidung kleinerer Undichtigkeiten wird die Verwendung eines Dich-
tungsmittels (Vaseline) empfohlen.
Bei runden Rohren wird empfohlen, den Prüfling von Vorder- und Rückseite des Probenhalters zugänglich
zu gestalten. Damit ist es möglich, Lage und Ebenheit der vorderen Oberfläche sowie der rückseitigen
Lage zu überprüfen.
Bei rechteckigen Rohren wird im Allgemeinen empfohlen, den Prüfling seitlich in das Rohr einzubauen
(statt ihn axial in das Rohr einzuschieben). Es ist dann möglich, den Sitz und die Lage des Prüflings im Rohr
und die Lage und die Ebenheit der vorderen Oberfläche zu überprüfen und die Bezugsebene in Bezug auf
die vordere Oberfläche auszurichten. Mit einem Einbau von der Seite wird auch das Zusammendrücken
weicher Werkstoffe vermieden.
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Die Rückwand des Probenhalters muss starr sein und dicht am Rohr befestigt werden, da sie bei vielen
Messungen als schallharter Abschluss dient. Es wird eine Metallplatte mit einer Mindestdicke von 20 mm
empfohlen.
Bei einigen Prüfungen ist es erforderlich, durch ein Luftvolumen hinter dem Prüfling einen schallweichen
Abschluss zu erzeugen. Dies wird im Anhang C beschrieben.
4.8 Signalverarbeitungseinrichtung
Die Signalverarbeitungseinrichtung muss aus einem Verstärker und einem Zwei-Kanal-System für schnelle
Fourier-Analyse (FFT) bestehen. Dieses System ist für die Messung des Schalldruckes an zwei
Mikrophonorten und die Berechnung der Übertragungsfunktion H12 zwischen ihnen erforderlich. Weiter-
hin ist ein mit dem Analysatorsystem kompatibler Generator erforderlich, mit dem das geforderte Quellen-
signal erzeugt werden kann (siehe 4.10).
Der Dynamikbereich des Analysators sollte größer als 65 dB sein. Fehler in der geschätzten Übertra-
gungsfunktion H12 infolge Nichtlinearitäten, Auflösung, Instabilität und Temperaturempfindlichkeit der
Signalverarbeitungseinrichtung müssen kleiner als 0,2 dB sein.
Beim Ein-Mikrophon-Verfahren muss das Analysatorsystem die Übertragungsfunktion H12 aus dem
Generatorsignal und den beiden nacheinander gemessenen Mikrophonsignalen berechnen können.
4.9 Lautsprecher
Ein Membranlautsprecher (oder für höhere Frequenzen ein Druckkammerlautsprecher mit einem Trichter
als Übertragungsglied zum Impedanzrohr) sollte am entgegengesetzten Ende des Impedanzrohres ge-
genüber dem Prüflinghalter angebracht sein. Die Oberfläche der Lautsprechermembrane muss mindes-
tens zwei Drittel der Querschnittsfläche des Impedanzrohres abdecken. Die Lautsprecherachse darf
entweder mit der Achse des Impedanzrohres gleich oder zu ihr geneigt sein oder über einen Krümmer mit
dem Impedanzrohr verbunden werden.
Der Lautsprecher muss in einen schalldämmenden Kasten angebracht werden, um Luftschall-Nebenweg-
übertragung auf die Mikrophone zu vermeiden. Zwischen Impedanzrohr und Rahmen des Lautsprecher-
kastens sowie Lautsprecherkasten (vorzugsweise auch zwischen Impedanzrohr und Übertragungsglied)
muss eine elastische Schwingungsisolierung vorhanden sein, um Körperschallanregung des Impedanz-
rohres zu vermeiden.
4.10 Signalgenerator
Der Signalgenerator muss im interessierenden Frequenzbereich ein stationäres Signal mit einer konstan-
ten Spektraldichte erzeugen können. Er kann eine oder mehrere der folgenden Anregungsarten erzeugen:
zufällige, pseudo-zufällige, periodische pseudo-zufällige oder Piep-Anregung, falls gefordert.
Für das Ein-Mikrophon-Verfahren ist ein deterministisches Signal erforderlich, aber auch eine periodische
Pseudo-Zufallsfolge ist bei diesem Verfahren gut geeignet, obwohl eine besondere Signalverarbeitung
erforderlich wird. Die Verarbeitung ist zunächst mit der m-Folge-Korrelation über die schnelle Hadamard-
Tranformierte verbunden, um eine Impulsantwort zu erzeugen. Der Frequenzgang wird anschließend über
die Fourier-Transformierte der Impulsantwort erhalten.
Um das Rohr zu kalibrieren (siehe Anhang A), sind die Erzeugung einer diskreten Frequenz und deren
Anzeige notwendig. Einzelfrequenzerzeugung und -messung müssen eine Unsicherheit von weniger als
t 2 % aufweisen.
Legende
1 Mikrophon A 5 Schallquelle
2 Mikrophon B 6 Verstärker
3 Prüfling 7 Signalgenerator
4 Impedanzrohr 8 Frequenzanalysatorsystem
Bild 3 – Beispiel einer Ausführung für eine Prüfeinrichtung
Die vordere Oberfläche von flachen Prüflingen muss senkrecht zur Achse des Impedanzrohres ausgerich-
tet werden. Für Gegenstände mit flachen und glatten Oberflächen müssen ihre Positionen mit einer
größtzulässigen Abweichung von t 0,5 mm bestimmt werden. Bei porösen Werkstoffen geringer Eigen-
dichte kann es nützlich sein, die Oberfläche mit einem dünnen, nicht vibrierenden und großmaschigen
Sieb zu stützen und festzulegen.
Wenn der Prüfling eine unebene oder unregelmäßige Vorderseite besitzt, müssen die Orte oberflächen-
montierter Mikrophone in einer solchen ausreichend weiten Entfernung gewählt werden, dass die gemes-
sene Übertragungsfunktion im Abschnitt mit ebenen Wellen liegt. Besitzt der Prüfling eine unebene Rück-
seite, die einen nicht vorgesehenen rückseitigen Luftraum erzeugt, sollte eine Schicht aus kittähnlichem
Material zwischen der Rückseite und der schallreflektierenden rückseitigen Platte eingebracht werden,
um die Rückseite des Prüflings abzudichten und eine ausreichende Dicke hinzuzufügen, um eine Paral-
lelität von vorderer Oberfläche und rückseitiger Platte zu erzeugen.
Es sollten mindestens zwei Prüflinge, bei nicht einheitlichen Probekörpern auch mehrere, für Wieder-
holungsmessungen unter gleichen Montagebedingungen geprüft werden.
Wenn der Prüfling eine regelmäßige Seitenstruktur besitzt (z. B. perforierte Deckbleche, Resonatoran-
ordnungen usw.), müssen die Schnitte der Prüflinge entlang den Seitenlinien dieser Struktur verlaufen.
Wenn die Maße von Vielfachen der Struktureinheiten nicht in den Querschnitt des Impedanzrohres pas-
sen, müssen Messungen an mehreren Prüflingen mit veränderten strukturbezogenen Schnitten durchge-
führt werden. Wiederholungen der Messungen sind auch notwendig, wenn die Prüflinge an unterschied-
lichen Stellen des Prüfgegenstandes ausgeschnitten wurden und der Werkstoff seitlich inhomogen ist
(z. B. Mineralfaserprodukte).
7 Prüfungen
7.1 Festlegung der Bezugsebene
Der erste Schritt bei der Messung der akustischen Eigenschaften nach der Befestigung des Prüflings nach
Abschnitt 6 ist die Festlegung der Bezugsebene (x = 0). Üblicherweise fällt sie mit der Oberfläche des
Prüflings zusammen. Besitzt der Prüfling jedoch ein Oberflächenprofil oder eine seitliche Struktur, muss
sie in einem gewissen Abstand von der Vorderseite des Prüflings angeordnet werden.
Der Abstand der Referenzebene zum nächstliegenden Mikrophon muss mit 4.3 übereinstimmen. Der Ort
der Referenzebene bezüglich des Mikrophons 1 muss mit einer Messunsicherheit von t 0,5 mm oder
besser aufgezeichnet werden, wie es in Bild 2 dargestellt wird.
ANMERKUNG Die exakte Bestimmung der Bezugsebene ist nicht erforderlich, wenn nur der Absorptionsgrad
gemessen wird.
p aT 0
r = r0 (7)
p 0T
Dabei ist
T die Temperatur in Kelvin;
p a der Luftdruck in kPa;
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T0 = 293 K;
p0 = 101,325 kPa;
r0 = 1,186 kg/m3 .
Die charakteristische Impedanz ist das Produkt rc0 .
Legende
1 Mikrophon A 4 Position 1
2 Mikrophon B 5 Position 2
3 Prüfling
Bild 4 – Standardkonfiguration (Konfiguration I)
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Beide Mikrophone A und B werden ausgetauscht, siehe Bild 5.
Legende
1 Mikrophon B 4 Position 1
2 Mikrophon A 5 Position 2
3 Prüfling
Bild 5 – Konfiguration mit ausgetauschten Mikrophonen (Konfiguration II)
Beim Austausch der Mikrophone ist sicherzustellen, dass das Mikrophon A in Konfiguration II (Mikro-
phone ausgetauscht) genau den Ort einnimmt, den das Mikrophon B in Konfiguration I (Standard-
konfiguration) einnimmt und umgekehrt. Die Mikrophonanschlüsse dürfen nicht an den Vorverstärker oder
den Signalanalysator angeschlossen werden.
Die Übertragungsfunktion HII
12 wird gemessen, und berechnet wird die Übertragungsfunktion mit Glei-
chung (8):
I
H12 = (H12 ⋅ H12
II ) ‰ = H
| 12 |ejf (8)
Wenn der Analysator die Übertragungsfunktion nur in einer Richtung messen kann (z. B. von Mikrophon A
zu Mikrophon B), kann H12 mit Gleichung (9) berechnet werden:
H 12
I
H12 = II = | H12 |ejf (9)
H 21
H 12
H12 = | H12 |ejf = (13)
H c
S 12
H12 = = |H12|ejf = Hr + jH i (14)
S 11
S 22
H12 = = |H12|ejf = Hr + jH i (15)
S 21
S 12 S 22
H12 = ⋅
= Hr + jH i (16)
S 11 S 21
Dabei ist
Hr der Realteil von H 12;
Hi der Imaginärteil von H12.
Gewöhnlich wird Gleichung (14) verwendet.
Gleichung (15) wird für die Fälle empfohlen, bei denen am Eingang Geräusche vorhanden sind.
Gleichung (16) wird für die Fälle empfohlen, bei denen am Eingang und am Ausgang Geräusche vorhanden
sind.
Beim Ein-Mikrophon-Verfahren ist das im Anhang B beschriebene Verfahren anzuwenden.
H 12 − H I
r = | r |ejfr = rr + jri = e 2 jk0 xI (17)
H R − H 12
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Dabei ist
rr der Realteil;
ri der Imaginärteil;
x1 der Abstand zwischen Prüfling und dem am weitesten entfernten Mikrophon;
fr der Phasenwinkel des Reflexionsfaktors bei senkrechtem Einfall;
HI und Hr werden im Anhang D definiert.
8 Präzision
Einzelheiten des Prüfverfahrens und der Signalverarbeitung müssen so ausgewählt werden, um eine
Unsicherheit von 1 % oder besser bei der Amplitude und 0,6° oder besser für die Phase der Übertragungs-
funktion bei sämtlichen aufgezeichneten Frequenzen zu liefern. (Siehe Anhang E.3.)
ANMERKUNG Die folgenden Umsetzungen dieser Unsicherheiten für die bestimmten akustischen Werkstoff-
eigenschaften wären infolge Fehlerquellen, außer der Berechnung der Übertragungsfunktion, spekulativ, besonders
hinsichtlich der Werkstoffprüflinge und -anordnung, systematischer Fehler (siehe Anhang E) sowie Festlegung der
Bezugsebene.
Für diese Prüfverfahren liegen noch keine Angaben über Reproduzierbarkeit und Wiederholbarkeit vor.
Es wird empfohlen, diese Angaben durch Vergleichsprüfungen mit anderen Laboratorien so schnell wie
möglich zu erhalten (siehe ISO 5725-1 zur Information).
9 Prüfbericht
Der Prüfbericht muss folgende Angaben enthalten:
a) Erklärung, wenn sämtliche Einzelheiten zutreffen, dass die Prüfung entsprechend dem vorliegenden
Teil von ISO 10534 durchgeführt wurde; falls dies nicht zutrifft, sind die Abweichungen aufzuführen;
b) Name und Anschrift des Prüflaboratoriums;
c) Name des Herstellers und Kennzeichnung des Prüflings (gegebenenfalls Handelsname);
d) Name und Anschrift des Auftraggebers der Prüfung;
e) Beschreibung der Prüflinge mit ihren wichtigen akustischen Eigenschaften.
1) Ausführungsdaten, wie z. B.:
– Seitenabmessungen und Gesamtdicke;
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– Ebenheit der Oberfläche oder charakteristische Profilhöhe, falls vorhanden;
– Anzahl, Anordnung und Dicke von Schichten, einschließlich Lufträumen;
– Abmessungen von Baueinheiten, wie z. B. Resonatoren, und ihre Anordnung;
– Lage der Schnitte der Prüflinge bezogen auf charakteristische Linien des Prüfobjektes mit Quer-
aufbau;
– Ausführung, Dicke und Porosität von Abdeckungen, wie z. B. Gittern und perforierten Metall-
platten.
2) Werkstoffdaten, wie z. B.:
– Schüttdichte und, sofern verfügbar, spezifischer Strömungswiderstand von porösen Werkstof-
fen;
– Werkstoffe der Bauelemente des Prüfgegenstandes.
3) Konstruktionseigenschaften, wie z. B.:
– Verbindung der Schichten miteinander (geklebte oder andere);
– Trennwände senkrecht zur Oberfläche im Prüfling;
f) Beschreibung des Prüflings: Anzahl, Art und Befestigung;
g) Temperatur und Luftdruck;
h) Prüfdatum;
i) Tabellarische und/oder graphische Darstellung der Prüfergebnisse als Funktion der Frequenz; wurde
mehr als ein Prüfling einer Probe (des gleichen Werkstoffs) geprüft, müssen Einzelergebnisse oder
Unsicherheiten sowie der Mittelwert angegeben werden; wurden bei den Prüfungen unterschiedliche
Impedanzrohre für einen breiten Frequenzbereich verwendet, müssen sich die Arbeitsfrequenz-
bereiche um etwa eine Oktave überschneiden und die Prüfergebnisse getrennt angegeben werden; es
wird empfohlen, die endgültigen, gemittelten und zusammengefassten Prüfergebnisse in tabellari-
scher und auch in graphischer Form darzustellen;
j) Beschreibung der eingesetzten Geräte einschließlich genauer Angaben über Impedanzrohr und Prüf-
verfahren.
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Anhang A
(normativ)
Vorprüfungen
A.1.2 Temperaturmessung
Vor und nach jeder Prüfung muss eine Temperatur-Messeinrichtung mit einer Messgenauigkeit von
t 0,5 Kelvin oder besser für das Aufzeichnen der Lufttemperatur eingesetzt werden.
A.1.4 Signal-Rausch-Abstand
Das Schalldruckspektrum muss vor jeder Prüfung an jedem Mikrophonort mit an- und ausgeschalteter
Rauschquelle gemessen werden. Bei allen aufgezeichneten Frequenzen muss das Rauschquellenschall-
spektrum mindestens 10 dB über dem Hintergrundrauschen liegen. Im Prüfbericht muss vermerkt wer-
den, ob einzelne Frequenzen der aufgezeichneten Reihe nicht diesen Anforderungen entsprechen.
s n ⋅ e k 0 ″ x min, n − e k 0 ″x max, n
|r| = (A.5)
s n ⋅ e − k 0 ″ xmin, n + e − k 0 ″xmax, n
Da
p ( x min,n + 1 ) − p ( x min,n )
Dn = (A.11)
p ( x max,n )
dann wird:
Dn = 2 sin h (k0wl0/4) (A.12)
und folglich:
k0 ″λ 0 ∆n ∆ ∆ 2n
n
= arc sin h = ln + + 1
(A.13)
4 2 2 4
was der erforderliche Exponent ist, und für den Exponentialfaktor ergibt sich:
±1
∆ ∆ 2n
n
e ±k0″ λ 0 4 = + + 1 (A.14)
2 4
Die Dämpfungskonstante k 0w des Rohres muss nach jeder Rohrmodifikation nach diesen Gleichungen
bestimmt werden.
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A.2.1.4 Näherungsverfahren
Bei geringen Pegeldifferenzen (kleiner als 2 dB) zwischen dem ersten und dem zweiten Minimum, und
wenn xmin,1/l0 nicht größer als 0,3 m ist, kann eine Korrektur für die Dämpfung durch ein Näherungs-
verfahren bestimmt werden. Dieses Verfahren bestimmt ein korrigiertes Stehwellenverhältnis s0 durch
eine Geradenexpolation der Minima zur Ebene x = 0. Im Gegensatz zu dem in A.2.1.3 angegebenen
Verfahren muss diese Korrektur durch Extrapolation für jedes Prüfobjekt bei jeder Frequenz vorgenom-
men werden.
Die fiktive Amplitude | p0 | des ersten Minimums, wenn es an der Objektoberfläche x = 0 wäre (siehe
Bild A.1), kann durch eine erste Festlegung des korrigierten Stehwellenverhältnisses s 0 bestimmt werden
nach:
p ( x max,1 )
s0 = (A.15)
p0
1 1 x min,1 1 1
= + 2× ⋅ −
(A.16)
s0 s1 λ0 s
1 s 2
Dabei sind s1 und s 2 die Stehwellenverhältnisse des ersten und des zweiten Minimums, definiert mit dem
Druckmaximum | p max,1 | zwischen ihnen. Dieses korrigierte Stehwellenverhältnis s 0 ist in folgende Glei-
chung einzusetzen:
s0 − 1
| r| = s0 + 1
(A.17)
A.2.1.5 Schätzungsverfahren
Für Übersichtsmessungen und am unteren Ende des Arbeitsfrequenzbereiches kann, wenn es nicht
möglich ist, zwei Druckminima mit ausreichender Präzision zu bestimmen, die Dämpfungskonstante
numerisch geschätzt werden nach:
Dabei ist d, in Metern, der Durchmesser von runden Rohren oder das Verhältnis des Vierfachen der
Querschnittsfläche zum Umfang von rechteckigen Rohren, und f ist die Frequenz in Hertz. Diese Schät-
zung beachtet jedoch keine Dämpfungsquellen, wie z. B. poröse Wände und Gegenstände im Rohr.
Folglich kann sie als unterer Grenzwert angesehen werden.
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Wenn es ist nicht sicher ist, dass solche zusätzlichen Dämpfungsbeiträge vorhanden sind, wird empfoh-
len, die Dämpfung nach Gleichung (A.13) oder (A.14) bei Mitten- und oberen Frequenzen des Arbeits-
frequenzbereiches zu bestimmen und die unteren Frequenzen durch Extrapolation zu ermitteln.
1
d= (3ymin,1 – ymin,2) (A.20)
2
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Diese Korrektur kann auf alle Messwerte von ymin,n für die Bewertung der Gleichungen von xmin,n ange-
wendet werden:
xmin,n = ymin,n – d (A.21)
ANMERKUNG d wird negativ für ein akustisches Zentrum auf der rechten Seite.
Anhang B
(normativ)
Ein-Mikrophon-Verfahren
B.1 Allgemeines
Es gibt zwei Varianten beim Einsatz des Ein-Mikrophon-Verfahrens:
1. Feste Mikrophonorte
2. Veränderliche Mikrophonorte
Die Messunsicherheit des Ein-Mikrophon-Verfahrens ist von der Versuchsdurchführung abhängig. Es ist
unbedingt notwendig sicherzustellen, dass das Schallfeld an beiden Orten nacheinander mit einer stabi-
len Schallquelle geprüft wird. Für die Schallquelle wird ein deterministisches Signal empfohlen.
Hx2
H12 = (B.1)
H x1
Anhang C
(normativ)
Schallweicher Abschluss des Prüflings
Es wird manchmal ein schallweicher Abschluss des Prüflings gewünscht. Dieser schallweiche Abschluss
kann mit einem Luftspalt zwischen der hinteren Prüflingoberfläche und dem harten Abschluss des
Prüflinghalters gebildet werden, dessen Tiefe für die Prüffrequenz genau l 0/4 betragen muss. (NB: Die
Schallgeschwindigkeit im Rohr muss berücksichtigt werden.) Folglich muss die Tiefe des Luftspalts für
jede Frequenz sorgfältig angepasst werden. Deshalb werden manchmal herausnehmbare starre Kolben
als harte Abschlüsse des Prüflinghalters verwendet. Diese herausnehmbaren Kolben weisen jedoch oft
kleine Undichtigkeiten an ihren Rändern auf, so dass sie akustisch nicht mehr hart sind, und der dadurch
hervorgerufene Fehler kann quantitativ nicht berücksichtigt werden.
Die Notwendigkeit der Verwendung von schallweichen Abschlüssen ergibt sich oft aus der Aufgabe, die
komplexe charakteristische Impedanz Za und die komplexe charakteristische Ausbreitungskonstante Ga
des homogenen Absorbermaterials, wie z. B. Mineralfaser oder Schaum, bestimmen zu müssen.
Wenn die Schicht dieses Materials, das in den Prüfungen verwendet wird, eine Dicke b hat, und wenn die
Oberflächenimpedanz dieser Schicht Zr (hart) beträgt, wenn der Abschluss hart ist, und wenn die Ober-
flächenimpedanz der Schicht Zs (weich) ist, wenn der Abschluss ein schallweicher Abschluss ist, dann
berechnen sich die charakteristische Impedanz und die Ausbreitungskonstante des Absorbermaterials
nach:
1 Zs
Za = Z r ⋅ Z s ; Ga = ⋅ arctan h (C.1)
a Zr
Das Problem einer Nulllast-Impedanz kann mit einem anderen Verfahren vermieden werden. Die Tiefe t
des Luftspalts muss nicht genau l0/4 betragen, sondern sollte dicht bei diesem Wert liegen (siehe
Bild A.2). Dann wird die Lastimpedanz der Rückseite der Absorberschicht:
1 Za
Za = [Zr ⋅ Zs + Zl ⋅ (Zs – Zr)]‰ ; Ga = ⋅ arctan h (C.3)
b Zr
Dabei ist
Zr die Oberflächenimpedanz für harten Abschluss;
Zs die Oberflächenimpedanz mit Luftspalt, wie zuvor.
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Der zweite Ausdruck unter der Wurzel gibt den Fehler an, der beim ersten Verfahren durch eine Last-
impedanz Z1 entsteht, die nicht genau Null ist. Er kann ziemlich groß werden.
Bei praktischen Anwendungen des zweiten Verfahrens muss eine gegebenen Tiefe t des Luftspalts für alle
die Frequenzen verwendet werden, bei denen er etwa ein ungerades Vielfaches von l 0 ist, und für
Frequenzen, die auf beiden Seiten (etwa) eine Terz entfernt sind. Folglich kann der gesamte Frequenz-
bereich mit nur einigen Einstellungen der Tiefe t erfasst werden. Diese Tiefe, die Schallgeschwindigkeit
und die Frequenz sollten so präzise wie möglich bestimmt werden.
Die Dicke b der Absorberschicht darf bei derartigen Messungen der charakteristischen Konstanten des
Absorbermaterials nicht zu klein sein (drei oder vier Rohrdurchmesser), da sonst der Prüfling als Ganzes
zu Schwingungen angeregt werden kann, und die Messfehler von b können verhältnismäßig groß werden.
Anhang D
(informativ)
Theoretischer Hintergrund
Das Messverfahren beruht auf der Tatsache, dass der Schallreflexionsfaktor bei senkrechtem Einfall r aus
der gemessenen Übertragungsfunktion H12 zwischen zwei Mikrophonorten vor der Vorderseite des ge-
prüften Werkstoffes bestimmt werden kann, siehe Bild 2.
Die Schalldrücke der einfallenden Welle p I bzw. der reflektierten Welle pR sind:
p I = p̂Iejk0x (D.1)
und
p R = p̂R e–jk0x (D.2)
Dabei sind p I und p R gleich p I bzw. p R an der Bezugsebene (x = 0) und k0 = kq0 – jkw0 ist eine komplexe
Wellenzahl.
Die Schalldrücke p1 und p 2 an den beiden Mikrophonorten sind:
p 1 = p̂Iejk0x 1 + p̂Re–jk0x1 (D.3)
und
p 2 = p̂Iejk0x 2 + p̂Re–jk0x2 (D.4)
Die Übertragungsfunktion der einfallenden Welle HI ist:
p 21
HI = = e–jk0(x1 – x2) = ejk0s (D.5)
p11
Die Übertragungsfunktion H12 des gesamten Schallfeldes kann mit den Gleichungen (D.3) und (D.4) sowie
mit p R = rpI erhalten werden:
p2 e jk0 x 2 + r e − jk0 x 2
H12 = = (D.7)
p1 e jk0 x 1 + r e − jk0 x1
Durch Umstellen der Gleichung (D.7) nach r und unter Anwendung der Gleichungen (D.5) und (D.6) erhält
man:
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H 12 − H I
r= e 2 j k0x 1 (D.8)
H R − H 12
Der Schallreflexionsfaktor r an der Bezugsebene (x = 0) kann nun aus den gemessenen Übertragungs-
funktionen, dem Abstand x 1 und der Wellenzahl k0, die die Dämpfungskonstante des Rohres k einschlie-
ßen kann, bestimmt werden.
ANMERKUNG Beim Zwei-Mikrophon-Verfahren ist es wichtig, dass die Übertragungsfunktion für Fehlanpassungen
der Phase und der Druckamplitude der Mikrophone kompensiert wird.
Anhang E
(informativ)
Fehlerquellen
ANMERKUNG Fehlerquellen können in zwei Kategorien, in systematische und zufällige Fehler, eingeteilt werden.
E.1.2 Phasenfehlanpassungen
Wird das Zwei-Mikrophon-Verfahren eingesetzt, sind Fehler der Phasenfehlanpassung zwischen den
Mikrophonen unvermeidbar und müssen kompensiert werden. Dies kann durch eines der beiden Verfah-
ren, die durch diesen Teil von ISO 10534 gefordert und in 7.5 beschrieben sind, erreicht werden.
E.1.3 Amplitudenfehlanpassungen
Beim Einsatz von zwei Mikrophonen kann eine Empfindlichkeitsfehlanpassung vorliegen. Unter der Vor-
aussetzung, dass dieser Fehler konstant ist, ist er im Wesentlichen nicht entscheidend und hinsichtlich
des Zwei-Mikrophon-Verfahrens wird er im Wesentlichen durch das in 7.5 beschriebene Messverfahren
korrigiert. Um jedoch gleich bleibende Amplituden-Messwerte während der gesamten Prüfreihe sicher-
zustellen, ist im Anhang A eine getrennte Schalldruckpegelprüfung festgelegt.
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Beim Zwei-Mikrophon-Verfahren wird ein Vorteil daraus gezogen, dass Mikrophone vorliegen, die so
kalibriert sind, dass ihre Amplituden nicht mehr als 0,3 dB voneinander abweichen.
1 1
n= − 1 (E.3)
2 ε 2 γ 2
Dabei ist
n die Anzahl der Mittelungen;
e der normierte Standardfehler;
g2 die Kohärenzfunktion.
Die Kohärenzfunktion wird bestimmt mit:
g 2 = | S12| 11 ⋅ S22)
2 /(S (E.4)
ANMERKUNG Die Bestimmung der Kohärenzfunktion wird durch systematische Fehler beeinflusst, die mit der
Aufzeichnungslänge (oder Frequenzauflösung) und Nachhalleffekten im Rohr zusammenhängen. Es wird erwartet,
dass die Kohärenz zwischen Mikrophonen größer als 0,9 wird, ausgenommen davon sind Fälle mit hoch-
reflektierendem Abschluss, bei denen die Kohärenz bei Frequenzen, bei denen an einem der Mikrophone ein
Druckknoten vorhanden ist, geringer als 0,5 sein wird.
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Anhang F
(informativ)
Bestimmung des Schallabsorptionsgrades a st für diffusen Schalleinfall von lokal wirken-
den Absorbern aus den Ergebnissen dieses Teils von ISO 10534
Der Schallabsorptionsgrad ast für diffusen (d. h. allseitigen) Schalleinfall kann für „lokal wirkende“ Absor-
ber (d. h. ohne Schallausbreitung innerhalb des Absorbers parallel zur Oberfläche) aus der normierten
Impedanz z = zq + j ⋅ zw berechnet werden, die nach diesem Teil von ISO 10534 zu bestimmen sind.
Die Beziehung ist:
z′ z′
2
1 z ′ − z ′′
2
z ′′
ast = 8 1 − ⋅ ln(1 + 2 z ′ + z ′ 2 + z ′′ 2 ) + ⋅ arctan (F.1)
z ′ 2 + z ′′ 2 z′ 2+
z ′′ 2 z ′′ z ′ + z ′′
2 2 1 + z ′
Dabei ist
z = Z/rc0 die normierte Impedanz;
zq = R/rc0 der Realteil der normierten Impedanz;
zw = X/rc0 der Imaginärteil der normierten Impedanz.
Ist zw = 0, wird der letzte Term in den eckigen Klammern zu 1/(1 + zq). Der Maximalwert von ast, der sich
aus dieser Gleichung ergibt, ist 0,96.
Vergleichbare explizite analytische Beziehungen existieren nicht für gestapelte oder geschüttete Absor-
ber (Absorber mit innerer Schallausbreitung parallel zur Oberfläche, wie Schäume mit offenen Zellen und
niedriger Dichte oder Absorber aus Mineralfasern).
Literaturverzeichnis
ISO 266:1975, Acoustics – Preferred frequencies for measurements.
ISO 354:1985, Acoustics – Measurement of sound absorption in a reverberation room.
ISO 5725-1:1994, Acoustics (trueness and precision) of measurement methods and results – Part 1:
General principles and definitions.
ISO 10534-1:1996, Acoustics – Determination of sound absorption coefficient and impedance in imped-
ance tubes – Part 1: Method using standing wave ratio.