Allgemein kann jeder Vorgang, der sich als zeitlicher Verlauf einer elektrischen Spannung abbilden
lässt, mit dem Oszilloskop durch einen stetigen oder unstetigen Kurvenzug dargestellt werden.
Dazu hat es eine rechteckige Anzeigefläche. Vorzugsweise werden periodische Verläufe betrachtet,
deren charakteristische Einzelheiten ihrer „Form“ erfasst werden sollen. Dabei dient die x-
Ablenkung der Zeitdarstellung.
Die Eingangsspannungen werden meistens über BNC-Buchsen auf der Frontseite direkt oder unter
Verwendung eines Tastkopfes angeschlossen. Die Buchsen sind bei Laborgeräten über Schutzleiter
einseitig mit Masse (Gehäuse, Schutzkontakt) verbunden. Entsprechend muss jede zu messende
Spannung einseitig in gleicher Weise geerdet oder potentialfrei sein. Vorzugsweise sind 2 oder 4
Eingangskanäle vorhanden für die Beeinflussung der y-Ablenkung von 2 oder 4
Eingangsspannungen.
Bei den meisten Oszilloskopen ist ein Eingang für die x-Ablenkung verwendbar, wodurch nicht nur
zeitabhängige Funktionen dargestellt werden können (t-y-Darstellung), sondern auch x-y-
Darstellungen (wie etwa Lissajous-Figuren oder Kennlinien). Gelegentlich gibt es einen z-Eingang,
über den die Intensität des Kurvenzugs beeinflusst werden kann.
Viele physikalische Größen können über Messumformer durch Spannungssignale dargestellt
werden. Dann können am Oszilloskop auch deren Einzelheiten wie Spitze-Tal-Wert, Gleichanteil
bzw. Periodendauer, Zeitspanne, Phasenverschiebung gemessen werden.
Je nach Ausstattung ist eine Summen- oder Differenzbildung zwischen zwei Kanälen möglich oder
die Darstellung anderer als zeitlicher Zusammenhänge, beispielsweise in Form von
• Kennlinien elektronischer Bauelemente (mit einer Zusatzschaltung über die x-Ablenkung)
• Frequenzgängen elektronischer Schaltungen (mit einem Wobbelgenerator).
Vertikalbaugruppe
Wie jedes Messgerät soll ein Oszilloskop die zu untersuchende Schaltung möglichst wenig
beeinflussen und das anliegende Signal möglichst wenig verfälschen. Damit soll die
Eingangsimpedanz möglichst hoch sein, zugleich sollen möglichst keine Reflexionen auf der
Messleitung auftreten. Diese Forderungen können nicht miteinander vereint werden.
• Ein Universal-Oszilloskop hat in der Regel einen Eingangswiderstand von 1 MΩ und eine
Eingangskapazität von 20 bis 50 pF. Mit einem Tastkopf können der Widerstand erhöht und
die Kapazität vermindert werden, meistens aber unter Verzicht auf die untersten
Messbereiche für kleine Spannungen.
• Bei Spezial-Oszilloskopen für reflexionsarme Hochfrequenz-Anwendungen kann der
Eingangswiderstand 50 Ω betragen.
Eine Besonderheit beim Oszilloskop: Der Spannungsnullpunkt liegt weder fest an einem Bildrand
noch fest auf der Mittellinie, sondern stets da, wo er zur optimalen Bildschirmausnutzung
individuell hingelegt wird.
Triggerbaugruppe
Zur Triggerung:
Dünne Linie: eine fortlaufend am Eingang vorhandene Sägezahn-Spannung.
Dicke Linie: Teil der Eingangsspannung, der bei gegebenem Maßstab auf dem Bildschirm sichtbar
ist (bei Triggerung auf positiven Anstieg).
Ein anliegendes Signal wird fortlaufend gemessen und vom linken Rand der Anzeigefläche bis zum
rechten immer wieder neu gezeichnet. Um bei den periodischen Signalen ein stehendes Bild zu
erhalten, ist es nötig, den Bildschirm-Durchlauf so lange aufzuhalten, bis das darzustellende Signal
einen festgelegten Anfangszustand erreicht. Erst dann wird eine neue Darstellung ausgelöst. Die
Durchläufe sind somit identisch und frischen das Bild immer wieder auf.
Üblicherweise werden dazu eingestellt
• das Triggerniveau (LEVEL, stufenlos einstellbare Spannung)
• den Triggeranstieg, mit dem das Signal das Triggerniveau überquert
(SLOPE, + oder −)
• die Triggerbetriebsart (MODE, normal oder automatisch).
Wenn die eingestellte Triggerbedingung durch das ausgewählte Triggersignal nicht erfüllt wird,
bleibt die Zeitablenkung bei Normalbetrieb in Warteposition; im Automatikbetrieb entsteht dann
eine, allerdings freilaufende, Darstellung. Beispielsweise kann Gleichspannung nicht triggern; auch
für das Suchen des Signalverlaufs bis zur korrekten Einstellung der Vertikalbaugruppe ist der
Freilauf hilfreich.
Als Triggerquelle, von deren Spannungsverlauf ausgelöst werden soll, kommt infrage
• jeder der Kanäle (CH1, CH2, …)
• ein externer Triggereingang (EXT)
• das Versorgungsnetz (50 Hz; LINE), da häufig netzsynchrone Ereignisse zu erfassen sind.
Je nach Ausstattung des Oszilloskops gibt es noch spezielle Triggerschaltungen, die z. B. TV-
Signale oder den I2C-Buszyklus erkennen und zur Auslösung verwenden.
Horizontalbaugruppe
Für den horizontalen Durchlauf des Bildes sorgt eine Zeitbasis, die ebenfalls hohen Anforderungen
genügen muss. Sie hat Einstellmöglichkeiten für
• den Zeit-Messbereich
• die horizontale Position des Bildanfangs.
Bei einem Analogoszilloskop erzeugt sie eine ab dem Triggerzeitpunkt mit der Zeit streng linear
ansteigende Spannung („Sägezahnspannung“), die für die Horizontalablenkung verwendet wird.
Bei einem Digitaloszilloskop wird der Verlauf abgetastet, und die Daten der Messpunkte werden in
einem Datenspeicher abgelegt, der ringförmig immer wieder überschrieben wird. Hier sorgt die
Zeitbasis für den zeitlichen Abstand, in dem Messdaten gewonnen und in den Speicher geschrieben
werden. Diese werden dann – ab einem festgelegten Abstand zum Triggerzeitpunkt – zum
Bildaufbau verwendet. Der Datenspeicher übernimmt Daten für eine längere Zeitspanne als die
Zeitspanne, die auf dem Bildschirm angezeigt wird. Dadurch kann bereits die Vorgeschichte des
Trigger-Ereignisses („pre trigger“) zur Anzeige gebracht werden.
Bei digitalen Oszilloskopen gibt es auch die bequeme Möglichkeit, einmalige Ereignisse
darzustellen („single“). Ab Triggerereignis wird der Datenspeicher nur noch mit einer festgelegten
Anzahl von Messpunkten beschrieben, aber nicht mehr ständig überschrieben. Dadurch lässt sich
ein transientes Signal aufnehmen und beliebig lange anzeigen.
Komfortable Oszilloskope verfügen über zwei Zeitbasen. Neben der Hauptzeitbasis gibt es eine
zweite Zeitbasis, mit der bei schnellerem Durchlauf Ausschnittvergrößerungen erzeugt werden
können. Diese startet nach einer einstellbaren Verzögerungszeit nach Triggerung der Hauptzeitbasis;
oder sie wird nach der eingestellten Verzögerungszeit triggerbar aufgrund eines zweiten
Triggerereignisses. Auf diese Weise ist ein Ereignis viel feiner auflösbar, als das mit der
Hauptzeitbasis möglich ist, wenn das Ereignis in einem größeren Abstand nach dem Triggerereignis
auftritt. Die zweite Zeitbasis kann entfallen, wenn Daten von vornherein ganz wesentlich dichter
erfasst und in den Speicher geschrieben werden, als sie zum Bildaufbau verwendbar sind. Zur
besseren Auflösung des Ereignisses wird ein Ausschnitt der Daten gespreizt dargestellt.
Messbereiche
Um Messwerte ablesen zu können, enthält der Bildschirm ein Raster. Bevorzugt wird es mit 10
Teilungen (Divisions, kurz „div“) waagerecht und 8 div senkrecht ausgestattet. Ein Messbereich
wird hier – anders als in der Messtechnik bevorzugt – nicht durch einen Nullpunkt und einen
Messbereichsendwert, sondern durch einen Maßstab („scale“) oder Ablenkkoeffizienten
gekennzeichnet.
Zur quantitativen Beschreibung der Zeit auf dem Bildschirm dient die Angabe
Δ t Δ x = 1 Horizontalgeschwindigkeit = Horizontal-Maßstab {\displaystyle {\frac {\Delta t}
{\Delta x}}={\frac {1}{\text{Horizontalgeschwindigkeit}}}={\text{Horizontal-Maßstab}}}
Typisch einstellbare Maßstäbe sind 10 ns/div … 1 s/div mit drei Einstellungen pro Zehnerpotenz in
den Faktoren 1, 2 und 5.
Aber auch 20 ps/div[1] oder 10 ks/div[2] werden angeboten.
Die Einstellmöglichkeiten reichen also typisch über die große Spanne von rund acht
Zehnerpotenzen, fallweise noch einige mehr.
Zur quantitativen Beschreibung der Spannung auf dem Bildschirm dient die Angabe
Δ U Δ y = 1 Empfindlichkeit = Vertikal-Maßstab {\displaystyle {\frac {\Delta U}{\Delta
y}}={\frac {1}{\text{Empfindlichkeit}}}={\text{Vertikal-Maßstab}}}
Typisch einstellbare Maßstäbe sind 2 mV/div … 5 V/div in derselben Stufung wie für die Zeit.
Arten
Digitales Oszilloskop
Überblick
Digitales Speicheroszilloskop
Kompaktes DSO
Unterabtastung
Wird die anliegende Spannung (dünne Linie) zu selten abgetastet, so werden die Messpunkte zu
einem entstellenden Bild zusammengesetzt (dicke Linie). In diesem einfachen Fall ist offensichtlich
die Frequenz falsch (zu niedrig).
→ Hauptartikel: Unterabtastung
Zu immer höheren Frequenzen der Eingangsspannung hin kann die Abtastung dem Vorgang nicht
mehr folgen. Bei weniger als 2 Punkten pro Periode kommt es zu Unterabtastung, und es entstehen
durch den Alias-Effekt Bilder, die mit dem ursprünglichen Verlauf nichts mehr gemein haben.
Periodische Signale können jedoch durch Abtastwerte aus vielen Durchläufen wieder korrekt
zusammengesetzt werden. Voraussetzung ist eine sehr schnelle Abtast-Halte-Schaltung, die in
besonders kurzer Zeit das Eingangssignal erfassen kann. Zwei bewährte periodische Abtast-
Techniken sind:[7]
Sequenzielles Abtasten: Pro Trigger gibt es nur eine Abtastung. Beim ersten Durchlauf liegt der
Abtastzeitpunkt um eine kleine Verzögerungszeit hinter dem Triggerpunkt. Zum zweiten Durchlauf
wird die Verzögerungszeit verdoppelt, zum dritten verdreifacht – bis das Zeitfenster gefüllt ist. Die
Bildpunkte werden in der Reihenfolge der Abtastung angeordnet, untereinander im Abstand der
kleinen Verzögerungszeit.
Analoges Oszilloskop
Überblick
Mehrkanalbetrieb
Meist ist es notwendig, zwei oder mehr Signale auf dem Schirm gleichzeitig darzustellen, um
Zusammenhänge erkennen zu können. Dazu gibt es verschiedene Verfahren.
• Zweistrahloszilloskop: Hier befinden sich in der Röhre zwei Elektronenkanonen,
Fokussierungen und y-Ablenksysteme, jedoch ein gemeinsames x-Ablenksystem. Auf diese
Weise lassen sich Kurvenverläufe zeitgleich unabhängig darstellen. Allerdings werden
derartige Geräte seit Jahrzehnten nicht mehr hergestellt. Zweistrahlröhren können auch mit
den folgenden Techniken kombiniert werden, um mehr als zwei Signale darstellen zu
können.
• Mehrkanaloszilloskop im Chopper-Betrieb: Es wird schnell zwischen den Eingängen
umgeschaltet, und die Teilstücke der Verläufe werden auf dem Bildschirm dargestellt, zur
besseren optischen Trennung auf verschiedenen Höhen. Die Darstellung besteht für jeden
Kanal aus einer gestrichelten (zerhackten) Linie, deren Segmente aber bei hoher
Umschaltfrequenz (im Verhältnis zur Ablenkfrequenz) so nahe zusammenrücken, dass das
Auge einen geschlossenen Kurvenzug sieht. Wenn ein Signal triggert, laufen die anderen
zeitgleich mit. Diese Betriebsart wird meist bei geringen Ablenkfrequenzen benutzt, zum
Beispiel bei der Darstellung langsamer Signalverläufe unter 100 Hz.
• Mehrkanaloszilloskop im alternierenden Betrieb: Das Signal eines Kanals wird einmal über
die volle Breite auf dem Bildschirm dargestellt, dann wird auf den nächsten Kanal
umgeschaltet und dessen Kurvenzug in anderer Höhe ganz dargestellt – in fortlaufendem
Wechsel. Bei genügend hoher Signalfrequenz sieht das Auge die Kurvenzüge flackerfrei
gleichzeitig, daher wird diese Betriebsart gewöhnlich bei der Darstellung schneller
Signalverläufe gewählt. Üblicherweise wird die Darstellung jedes Kurvenzugs vom gleichen
Signal getriggert. Dadurch bleibt der zeitliche Zusammenhang der Signale erkennbar, sofern
es sich um periodische Vorgänge handelt. Manche Oszilloskoptypen können auch so
eingestellt werden, dass jedes Eingangssignal seinen eigenen Durchlauf triggert. In dieser
Betriebsart geht allerdings der zeitliche Zusammenhang zwischen den Signalen in der
Darstellung verloren.
Ein Mehrkanaloszilloskop bedarf eines größeren Aufwands, da für jeden Kanal eine eigene
Vertikalbaugruppe notwendig ist.
CCD-Oszilloskop
Das Oszilloskop besitzt eine kleine Elektronenstrahlröhre, deren Elektronenstrahl das Oszillogramm
auf einem in der Röhre befindlichen CCD-Sensor erzeugt. Weil die Röhre sehr klein ist, kann sie im
GHz-Bereich arbeiten. Das Oszilloskop hat keine Abtastlücke. Ein LCD-Monitor zeigt das Bild an.
Durch Abschalten des Elektronenstrahls kann ein einziges Sample eingefangen werden. Der Preis
für ein modernes Gerät liegt bei etwa USD 20.000.
Mixed-Signal-Oszilloskop
Als Mixed-Signal-Oszilloskop werden digitale Oszilloskope bezeichnet, die nicht nur über einen
oder mehrere analoge Eingänge, sondern auch über zusätzliche digitale Eingänge verfügen: Die
digitalen Kanäle können meist auf eine bestimmte Logik-Familie eingestellt werden (TTL, CMOS
usw.) und unterscheiden dann nur die Zustände HIGH, LOW und undefiniert.
Waveformmonitor
Der Waveformmonitor (WFM) ist ein spezielles Oszilloskop, das in der professionellen
Videotechnik zum Messen von analogen Videosignalen benutzt wird.