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WOLLTEN SIE SCHON IMMER MEHR ERFAHREN ÜBER DIE

ETHNOLOGIE/VÖLKERKUNDE?

DANN LESEN SIE BITTE WEITER.

WAS IST ETHNOLOGIE UND WAS MACHEN ETHNOLOGEN?

EINE EINFÜHRUNG IN GESCHICHTE UND METHODIK DER ETHNOLOGIE

Ein Ebook von Martin Henking, M.A.

Mehr Informationen unter http://ethnologie.blog.de

Preis: 1 Euro

Copyright © 2010, Martin Henking

Alle Rechte vorbehalten


Dieses Buch darf – auch auszugsweise – nicht ohne die schriftliche Zustimmung des Autors
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könnte.
1. Einleitung:

Erst mal einige Informationen zu mir: In den Jahren 1992 bis 2000 habe ich an den

Universitäten Göttingen und Barcelona Ethnologie auf Magister studiert und

dieses Studium im Mai 2000 mit dem Abschluss Magister Artium abgeschlossen. In

meiner Magisterarbeit, die Sie als Abonnent meines Blogs als Ebook bekommen

können, habe ich mich mit dem römischen Geschichtsschreiber Cornelius Tacitus

(Autor unter anderem der berühmten Germania) und mit der sogenannten Writing

Culture Debatte, die eine Art postmoderne Kritik an der kolonialen Ethnologie

darstellt, beschäftigt. In den folgenden Jahren habe ich in der IT gearbeitet, doch

mein Interesse an Ethnologie bestand weiter und so las ich vieles und habe mich im

September 2008 dazu entschlossen ein Blog zu ethnologischen Themen

einzurichten, das Sie unter http://ethnologie.blog.de finden können.

Im März 2009 nahm ich die Themen, die ich meiner Magisterarbeit behandelt hatte,

wieder auf, denn in diesen Bereichen bin ich Experte und ich wollte sehen, was sich

seitdem getan hat. Hierbei entstand dann die Idee meine Magisterarbeit zu

überarbeiten und als Buch zu veröffentlichen. Sie werden demnächst die Arbeit als

Ebook herunterladen können.

Hiermit möchte ich dazu beitragen, dass die Ethnologie in der Öffentlichkeit und

in den Medien bekannter wird. Ich bin auch der Meinung, dass sich die Ethnologen

oftmals auch innerhalb ihrer akademischen Kreise verstecken und daher die

Öffentlichkeit das Fach Ethnologie fast nicht wahrnimmt. In dem ersten Text meines

Blogs habe ich mich dagegen gewandt: http://ethnologie.blog.de/2008/09/30/raus-

akademischen-elfenbeinturm-4803230/ und die Ethnologen dazu aufgefordert in die

Welt zu gehen und sich zu engagieren. So viel zu meiner Motivation dieses Ebook

zu schreiben und es werden noch weitere folgen.


Was ist Ethnologie? Das Wort kommt aus dem griechischen von Ethnos = Volk und

Logos = Wissenschaft, Lehre. Im deutschsprachigen Raum sagt man auch

Völkerkunde. Ethnologie wird in den meisten Fällen als die „Wissenschaft vom

kulturell Fremden“ definiert. Ethnologen beschäftigen sich also nicht mit der eigenen

Kultur, sondern mit fremden Kulturen. Was unter Kultur verstanden wird, kommt

später in diesem Text. Im folgenden gehe ich auf die Geschichte der Ethnologie

ein und werde dabei verschiedene Begriffe definieren. Es sind als

Fächerbezeichnungen 4 Begriffe zu unterscheiden, die ich kurz erläutern werde: in

Deutschland benutzt man seit Ende des 18.Jahrhunderts vor allem den Begriff

Völkerkunde, der am veraltet ist und aufgrund der Erfahrung im Nationalsozialismus

verpönt ist. In Frankreich entstand der Begriff der Ethnologie und dieser wird

heutzutage in Deutschland und den anderen deutschsprachigen Ländern benutzt.

Die us-amerikanische Ethnologie wird meistens als Cultural Anthropology

bezeichnet, denn es steht hier die Kultur an sich im Mittelpunkt. In Groß Britannien

spricht man dagegen von Social Anthropology, da sich die Forschung vor allem auf

die Gesellschaft konzentriert. Ich bevorzuge jedoch den Begriff Ethnologie,

weswegen mein Blog auch dieses Wort enthält. Zum Schluss des Textes gehe ich

auf die beruflichen Tätigkeiten der Ethnologen ein.

Was ist Ethnographie? Dieses Wort kommt ebenfalls aus dem Griechischen und es

besteht aus zwei Teilen: Ethnos ist wie gesagt Volk und graphein bedeutet

Schreiben. Die Ethnographie ist daher das Beschreiben fremder Völker und deren

jeweiliger Kultur. Ein Ethnograph ist jemand, der ein anderes Volk beschreibt. Dies

kann, wie im Falle der modernen Ethnologie, geschehen nach einem Aufenthalt vor

Ort bei diesem Volk, oder wie im Falle der römischen Ethnographie, durch Befragen

von Zeitzeugen, die vor Ort waren. Dazu mehr im Abschnitt zu Tacitus.
Kultur ist die Lebensweise, die ein Volk hat. D.h., so gibt es eine deutsche Kultur,

eine spanische Kultur, etc. die jeweils von den Spaniern und Deutschen geteilt

werden. Das ist aber nur eine Minimaldefinition. Bei der Betrachtung der modernen

und postmodernen Ethnologie werde ich auf verschiedene Definitionen von Kultur

eingehen. Ein Beispiel für eine solche Definition kann in meinem Weblog gefunden

werden: http://ethnologie.blog.de/2010/03/31/ethnogenese-germanen-8285940/

Die Darstellung der Geschichte der Ethnologie kann in diesem Rahmen natürlich

nicht vollständig sein, denn dann müsste ich ein Jahr forschen und Ihnen ein

vierhundert oder mehr Seiten starkes Ebook anbieten. Ich werde mich daher auf die

meiner Meinung nach wichtigsten Autoren konzentrieren. Dieses Ebook erhebt auch

nicht den Anspruch den höchsten wissenschaftlichen Erwartungen zu entsprechen,

denn die Zielgruppe sind keine Ethnologen, sondern an Ethnologie interessierte

Personen. Diesen möchte ich die Ethnologie etwas näher bringen.

2. Die Geschichte der Ethnologie

2.1 Antike Ethnologie:

Die Ethnologie entstand in der Antike. Als Vater der Ethnologie gilt Herodot, der von

490 bis 430 vor Christus lebte. In der Antike war die Ethnologie kein eigenes Fach,

sondern Teil der Geschichtsschreibung. Sie diente dazu, den Leser etwas vom

historischen Geschehen abzulenken und ihn zu unterhalten und diese sogenannten

völkerkundlichen Exkurse, die in die Beschreibung der geschichtlichen Ereignisse

eingefügt wurden, sondern ihm die Möglichkeit zur Entspannung bieten. Herodot

bereiste die Gebiete von Völkern, die keine Griechen waren, sondern als kulturlos
und wild galten. Er schrieb über Völker, die im Norden und Osten Griechenlands

lebten, wie die Skythen und Hyperboräer. In seiner Zeit teilte man die Welt in zwei

Gruppen ein: auf der einen Seite lebten die Hellenen (oder Griechen), die eine hohe

Stufe der kulturellen Entwicklung erreicht hatten und auf der Seite die Barbaren, die

auf einer niedrigeren Evolutionsstufe standen. Die Römer erweiterten diesen Begriff

auf sich selbst, d.h., es gab auf der einen Seite zwei Kulturvölker: die Griechen und

Römer und auf der anderen die Barbaren. Herodot bereiste auch Ägypten und

andere Länder außerhalb Griechenlands und er versuchte seine Beobachtungen in

seine Beschreibungen der fremden Völker einzubauen und verglich diese mit seiner

eigenen Gesellschaft. Sein wichtigstes Werk war „Historiai“, also Geschichte auf

Deutschi. Als Alexander der Große, der von 356 bis 323 vor Christus lebte, das

Perserreich eroberte und bis nach Indien vordrang, wurden den Griechen neue

Kulturen in Asien erschlossen, als das wäre die Perser, Ägypter, Juden, etc... Ein

wichtiger Vertreter dieser Zeit ist Hekataios von Abdera, der in seinem Werk

Ägyptiaka sich mit den Ägyptern und Juden beschäftigte und um 300 vor Christus

lebte. Er schrieb auch über die Hyperboräer, die bereits Herodot behandelt hatte. Der

Großteil seines Werkes ist leider verloren.

In römischer Zeit wurde die griechische Tradition fortgesetzt. Hierbei wären

besonders zwei Autoren zu nennen, nämlich Caius Iulius Caesar (100 bis 44 vor

Christus), der im Rahmen seines Gallischen Krieges Frankreich, Teile Belgiens und

der Schweiz eroberte und den Begriff des Germanen als Bewohner Germaniens

definierte. Danach waren die Germanen die Einwohner Germaniens, das rechts des

Rheins lag. Der Rhein stellte die geographische und kulturelle Grenze zwischen den

Galliern und Germanen dar. Hierbei wurde aber außer acht gelassen, dass es auch

auf dem linken Rheinufer Germanen gab und außerdem waren die Germanen nach

ihrem eigenen Verständnis keine Völkergruppe, die eine gemeinsame Kultur geteilt
hätte. Caesar rechtfertigte seine Eroberungen damit, dass man Gallien und seine

Bewohner und das Römische Reich vor den Germanen beschützen müsse. Siehe

hierzu meinen Artikel unter http://ethnologie.blog.de/2010/03/31/ethnogenese-

germanen-8285940/

Publius Cornelius Tacitus (ca. 55 bis 120 nach Christus) setzte diese Arbeit fort

und schrieb zu den Germanen die erste römische Ethnographie, d.h., die

ethnographische Beschreibung war nicht mehr Teil der Geschichtsschreibung,

sondern dieses Buch war ein reines ethnologisches Werk, das bis heute unser

Germanenbild entscheidend beeinflusst hat. Abgesehen von der Beschreibung der

Germanen beschäftigte sich Tacitus auch mit den Britanniern (in seinem Buch

„Agricola“, Kapitel 10 bis 17) und den Juden, die er aber eher negativ beschrieb und

dies ganz im Gegensatz zu den nordischen Barbaren, d.h., den Germanen und

Britanniern. Tacitus kannte aber die Germanen, die er besonders ausführlich in der

Germania beschrieb, nicht aus eigener Anschauung, sondern er betrieb

Quellenstudium und befragte Soldaten und Händler, die während der

Germanenkriege (zwischen 12 vor Christus bis 16 nach Christus) in Germanien

gewesen waren. Er übernahm aber auch bestimmte Vorstellungen aus der

ethnographischen Tradition, wie zum Beispiel, die Vorstellung, dass die Barbaren

Fleisch essen und Milch trinken, immer auf Krieg aus sind, jagen, et, die sich bei

Herodot, Caesar und vielen anderen finden. Das war für die römische Ethnographie

typisch, denn hier wurde viele Klischees übernommen und unkritisch verarbeitet. In

der Forschung spricht man auch von Wandermotiven oder Topoi (von griechisch

Topos = Gemeinplatz, Ort, damit ist in Fächern wie Ethnologie aber mehr ein

Stereotyp, ein Klischee gemeint. Die Römer und Griechen erklärten die fremden

Kulturen immer in den römischen und griechischen Begriffen und es gab keinen
Versuch. Man nennt dies interpretatio romana bzw. interpretatio graeca. Die

Ethnographie der Germanen ist sehr ausführlich und ist in dieser Form einzigartig,

denn es ist die erste ethnographische Monographie, d.h., es handelt sich nicht mehr

um einen völkerkundlichen Exkurs, der Teil eines Geschichtswerks ist, sondern es

ist ein rein ethnologischer Text. Die Germanen werden als eine reine, unberührte,

Natur verbundene, kriegerische und sittliche Völkergruppe beschrieben und sie sind

noch frei im Gegensatz zu den Römern in der Zeit des Tacitus, die unter Kaisern zu

leiden hatten, die ihr Volk unterdrückten und auspressten. Die Germanen sind daher

das positive Gegenbild zu den Römern. Sie benötigen noch keine Gesetze, um sich

richtig zu verhalten, denn „mehr vermögen dort gute Sitten als anderswo gute

Gesetze“ (Tacitus „Germania“, Kapitel 19). Die Britannier sind von ihrer Art her den

Germanen sehr ähnlich und sie haben die gleiche Lebensweise wie sie. Die Juden

stehen jedoch im Gegensatz zu allen bekannten Völkern und sie sind angeblich

Träger von Krankheiten wie Lepra, sie sind bei den Göttern in Ungnade gefallen,

denn sie haben sich gegen die diese aufgelehnt und verachten ihre Eltern und die

Familie überhaupt. Auch stehen ihre Sitten im Gegensatz zu allen anderen Kulturen.

Zu den Juden kann ich Ihnen den folgenden Text in meinem Blog empfehlen:

http://ethnologie.blog.de/2010/03/12/antike-judenfeindschaft-beispiel-tacitus-

8164144/

Tacitus hatte als Ziel seiner Arbeit formuliert, dass der Geschichtsschreiber

unparteiisch und nicht gehässig sein solle, doch ist zu bezweifeln, ob er sich daran

hält, denn die Darstellung der Germanen und Britannier als nördliche Barbaren ist

sehr positiv und die der Juden sehr negativ. Siehe hierzu auch meinen Artikel bei

antropologi.info unter http://www.antropologi.info/blog/ethnologie/2009/antike-

ethnologie-und-die-schlacht-im-teutoburgerwald
Nach Tacitus gab es als einen der letzten römischen Geschichtsschreiber, der sich

auch mit Ethnologie beschäftigt, noch Ammianus Marcellinus, der von ca. 330 bis

400 nach Christus lebte. In seinem Werk „Res gestae“ geht er unter anderem auf die

Hunnen, ein Nomadenvolk aus den Tiefen Asiens, das im 4. und 5.Jahrhundert bis

ins heutige Frankreich vordrang und viel Furcht und Schrecken verbreitete, die

germanischen Goten, die Alanen und andere Völker außerhalb des römischen

Reichs ein. Die ethnologische Tradition der Römer wurde von den Byzantinern

fortgesetzt. Hier wäre besonders Prokopios von Caesarea zu nennen, der den

Feldherrn Belisarius bei seinen Feldzügen in Nordafrika, Persien und Italien

begleitete und über die dort lebenden Völker berichtete und von ca. 500 bis 562 nach

Christus lebte. In der Spätantike traten an die Stelle des Gegensatzes von Römern

und Barbaren immer mehr der Gegensatz von Christen und Heiden und es ging auch

vermehrt um die Mission der nichtchristlichen Völker.

Eine Besprechung aller für die antike Ethnologie relevanten Autoren ist in diesem

Rahmen natürlich nicht möglich. Für mehr Informationen ist das bereits erwähnte

Buch von Klaus E. Müller auf jeden Fall sehr empfehlenswert.

2.2 die mittelalterliche Ethnologie

Was bereits in der Antike begonnen hatte, also die Tendenz die fremden Völker als

Fabelwesen, Monster, misslungene Kreaturen darzustellen und ihnen die Fähigkeit

rational zu denken und zu handeln abzusprechen, setzte sich im Mittelalter fort. Es

gab im Mittelalter zum Beispiel den arabischen Gelehrten Ibn Khaldun, der von

1332 bis 1406 lebte, den byzantinischen Geschichtsschreiber Nikephoros Gregoras

(1295-1360), den Handelsreisenden Marco Polo (1254-1324), der bis nach China

reiste und davon berichtete. Im Mittelalter war die Tendenz nur noch zwischen den
angeblich unterentwickelten und gottlosen Heiden und den angeblich

hochentwickelten Christen zu unterscheiden sehr dominant. Im Mittelalter enstand

auch eine Tendenz, die bis in 19.Jahrhundert vorherrschte, nämlich, dass diejenigen,

die Ethnologie betrieben und zu fremden Völkern reisten und davon berichteten

Handelsreisende und christliche Missionare waren. Noch gab es keine

wissenschaftlichen Methoden der Ethnologie, sondern es bestand vor allem Neugier

an dem Fremden. Wie wir im nächsten Abschnitt sehen werden, entstand die

wissenschaftliche Methodik der Ethnologie erst im 19. und 20.Jahrhundert,

weswegen viele Menschen der Meinung sind, dass die Ethnologie erst in dieser Zeit

entstand. Meiner Meinung nach ist aber für die Geschichte der heutigen Ethnologie

auch die Kenntnis der Fachgeschichte wichtig.

2.3 die moderne Ethnologie

Durch die Entdeckung Amerikas wurde für Europa ein bis dahin unbekannter

Kontinent entdeckt. Kolumbus ging noch davon aus, dass er Indien auf dem Weg

nach Westen gefunden habe. Amerigo Vespucci fand jedoch heraus, dass es sich

um einen eigenen Kontinent handelte, der fortan Amerika hieß. Im 16.Jahrhundert

bildeten sich die ersten Kolonialreiche mit den Kolonialmächten Spanien und

Portugal, später kamen England und Frankreich hinzu. Bis in das späte

19.Jahrhundert wurden die Berichte von den fremden Völkern und Kulturen entweder

von Missionaren (z.B., Bernardo de Sahagún), Handelsreisenden und

Kolonialbeamten geschrieben. Einer der ersten modernen Ethnologen war Edward

Bernhard Tylor, der als erster den Begriff Kultur in die Ethnologie einbrachte: „ein

komplexes Ganzes von Glaube, Kunst, Gesetz, Moral, Brauch und jeder anderen

menschlichen Fähigkeit und Haltung.“ii


Eine wichtige Richtung in der Ethnologie war der Evolutionismus, der sich anlehnte

an Charles Darwin und seine biologischen Lehren. Der Evolutionismus zeigte eine

evolutionäre Entwicklung auf von den einfachsten Völkern, den sogenannten

primitiven Völkern, die noch keine politische Organisation hatten, über die

Häuptlingstümer, Monarchien und sonstige Formen autokratischer Herrschaft (man

denke zum Beispiel an den Stalinismus in der Sowjetunion) hinzu fortgeschrittenen

demokratischen Gesellschaften. Hierbei wurde angenommen, dass der Mensch sich

unter Nutzung bestimmter günstiger Umweltbedingungen zu einer höheren Kultur

entwickelte. Wichtige Vertreter waren unter anderem Lewis Henry Morgan (1818 bis

1881), George Frazer (1854 bis 1941). In dieser Zeit entstanden auch viele

Völkerkundemuseen und völkerkundliche Gesellschaften, wie die Deutsche

Gesellschaft für Völkerkunde. Am Evolutionismus wurde jedoch kritisiert, dass

einerseits biologische Kriterien auf die menschliche Entwicklung übertragen wurden

ohne diese genauer zu überprüfen und andererseits eine gewisse Wertung

eingeführt wurde, d.h., Gesellschaften, die weniger komplex waren (und das ist ja

eigentlich mit dem Wort primitive Völker gemeint) wurde als weniger wert

angesehen, als zum Beispiel eine komplexe Gesellschaft wie die us-amerikanische.

Daraus entstand dann ein Bewertungsschema. In der Ethnologie geht man aber

grundsätzlich davon aus, dass alle Kulturen gleichwertig sind und dass auch alle

Menschen die gleichen geistigen Fähigkeiten haben, denn alle Menschen können

denken und abstrahieren.

Der Historismus oder die Ethnohistorie ist eine weitere Richtung. Hierbei geht es

um das Studium der Geschichte der erforschten Völker. Es werden unter anderem

auch schriftliche Quellen, soweit vorhanden mit einbezogen oder man versucht

anhand der mündlichen Überlieferung oder oralen Tradition deren Geschichte zu


rekonstruieren. Dies ist natürlich wesentlich einfacher in westlichen Gesellschaften

wie der deutschen Gesellschaft, als bei dem Indianerstamm der Sioux in den U.S.A.

oder den Zulus in Südafrika. Bei den beiden letztgenannten wird man versuchen zum

Beispiel mit den Häuptlingen oder Anführern des Stamms zu sprechen, denn diese

geben traditionell ihr Wissen vom Vater auf den Sohn weiter. Eine wichtige Ideen war

in diesem Bereich die sogenannte Kulturkreislehre, die unter anderem von Leo

Frobenius (1873 bis 1938, nach ihm ist das Frobenius-Institut in Frankfurt am Main

benannt), Fritz Graebner (1877 bis 1934) und Bernhard Ankermann (1959 bis

1943) vertreten. Diese Lehre besagt, dass man die Welt in bestimmte Kulturkreise

einteilen kann, d.h., in Gruppen von Kulturen. So könnte man zum Beispiel vom

germanischen Kulturkreis sprechen oder vom keltischen Kulturkreis sprechen.

Im Rahmen der Beschäftigung mit der Geschichte ist auch der Diffusionismus zu

nennen, der davon ausgeht,dass die Kultur an einem bestimmten Zentrum entstand

und sich von dort ausbreitete. Es gab dann zum Beispiel die Auffassung, dass in

Ägypten die erste Hochkultur entstand und sich von dort aus die Kultur

ausbreitete in die ganze Welt. Vertreter dieser Idee waren unter anderem Friedrich

Ratzel (1944 bis 1904), Pater Wilhelm Schmidt (1868 bis 1954), der bereits

erwähnte Leo Frobenius und andere. Es wird hier oftmals von der Wiener Schule

gesprochen. Im Zusammenhang mit dem Studium der Geschichte ist auch die

Ethnohistorie zu erwähnen, die sich explizit mit der Geschichte fremder Völker

beschäftigt. Anfangs beschäftigte man sich nur mit schriftlosen Völkern, doch

inzwischen werden auch Schriftkulturen erforscht. Diese Unterdisziplin ist sehr

umfangreich und kann hier in dieser Form nicht dargestellt werden. Ein wichtiges und

neueres Einführungswerk ist von Karl R. Wernhart, der selbst ein Vertreter der

Ethnohistorie istiii. Diese beschäftigt sich zum Beispiel mit der Geschichte der
altamerikanischen Kultur der Inka, Maya und Azteken vor der Ankunft der Spanier in

Amerika.

Die Vertreter des Funktionalismus in England sahen die Kultur so, dass sie die

„Leistungsfähigkeit und den Bestand des Gesamtsystems“ iv erhalten solle. Jedes

Element der Kultur, sei es nun die Religion, Magie, etc..., diente einem bestimmten

System, der Gesellschaft. Zentral war die Kontinuität der gesellschaftlichen

Institutionen, d.h., der Religion, der Sozialorganisation, die politischen Strukturen,

etc... Veränderungen gab es nicht in den Gesellschaften, daher reichte es einmal

eine Ethnie zu erforschen, um für alle Zeit über diese Bescheid zu wissen.

Hauptvertreter dieser Richtung waren Bronislaw Malinowski (1884 bis 1942) und

Alfred Reginald Radcliffe-Brown (1881 bis 1955). Beide hatten in der Südsee

geforscht. Radcliffe-Brown sprach von der Sozialstruktur oder Social Structure und

Malinowski von der Kultur, doch letzten Endes bezogen sie sich beide auf den

gleichen Gegenstand und ihre Theorie war sehr ähnlich.

In Frankreich war besonders der Strukturalismus beherrschend, dessen Begründer

und Hauptvertreter Claude Lévi-Strauss war, der 1908 geboren wurde und letztes

Jahr verstarb. Seine Methode, die strukturale Anthropologie oder der

Strukturalismus baute auf der strukturalen Linguistik des Schweizer

Sprachwissenschaftlers Ferdinand de Saussure auf. Saussure sah die Sprache als

ein Zeichensystem an. Analog dazu sah Lévi-Strauss die Gesellschaft als ein

Kommunikationssystem an, das auf binäre Oppositionen aufbaute und sich darauf

stützte (zum Beispiel wäre eine binäre Opposition der Gegensatz zwischen Schwarz

und Weiß, der keine Zwischentöne erlaubt). Die Gesellschaft sei ein System, dass

auf wechselseitigen Tauschbeziehungen aufbaue und habe überall auf der Welt die

gleiche Basisstruktur. Man müsse die Gesellschaft als Ganzes studieren und nicht
ihre Teile. Leví-Strauss Hauptwerk ist seine „Strukturale Anthropologie“ (siehe

Literaturliste). Lévi-Strauss erforschte auch weltweit die Mythen verschiedenster

Völker und schrieb darüber. Lévi-Strauss hatte vor allem in Frankreich großen

Einfluss auf die Ethnologen. Aus Frankreich kommt auch der Begriff Ethnologie für

dieses Fach, der in Deutschland heutzutage bevorzugt wird, da in der Nazizeit viele

Ethnologen mit den Nationalsozialisten zusammenarbeiteten, die ebenfalls von

Völkern sprachen.

Die interpretative Anthropologie ist seit den Sechziger Jahren besonders in den

U.S.A. einflussreich gewesen. Als einen, meiner Meinung nach, wichtigsten Vertreter

möchte ich Clifford Geertz (1926 bis 2006) herausgreifen. In seinem Buch „The

Interpretation of Cultures“ erklärt er, dass alle kulturellen Elemente, die Ethnologen

studieren können, also zum Beispiel die Religion, der Hahnenkampf auf Bali, Rituale,

Glaubenssysteme, Sprache, etc..., letzten Ende Texte seien. Der Ethnologe

beschreibt nicht mehr, da eine objektive Beschreibung nicht möglich ist, sondern er

interpretiert vom Standpunkt des Erforschten aus, die Dinge, die er wahrnimmt. Es

geht folglich darum Bedeutungen zu finden und diese zu interpretieren und

verständlich zu machen. Kulturen sollen dicht beschrieben werden und dazu werden

literarische Ansätze benutzt. Geertz forschte in Indonesien (vor allem auf Bali) und

Marokkov. Wie wir im nächsten Abschnitt sehen werden, stellt er den Übergang zur

postmodernen Ethnologie dar.

Außer diesen mehr ideellen (d.h., man beschäftigt sich mit geistiger Kultur, Religion,

Denken, Ideologie, Sprache, etc.) Ansätzen wie man Kultur verstehen kann, gibt es

auch die Beschäftigung mit der materiellen Kultur. Hier wird dann eingegangen auf

materielle Güter wie Gebrauchsartikel, Artikel, Werkzeuge und anderes. Hier spielt
natürlich eine wichtige Rolle die Museumsethnologie, die sich mit der Darstellung

materieller Kultur in völkerkundlichen Museen und Sammlungen beschäftigt.

Ebenso wie in anderen Wissenschaften gab es auch in der Ethnologie eine

marxistische Strömung, den sogenannten Kulturmaterialismus, der sich von dem

Historischen und Dialektischen Materialismus à la Marx und Engels inspirieren

ließ. Hierbei standen im Mittelpunkt die Produktionsmittel, die wirtschaftliche Basis

einer Gesellschaft, zum Teil die Klassenstruktur und ähnliches. Diese Richtung spielt

aber aufgrund der Entwicklung in Osteuropa seit den Neunziger Jahre keine

Bedeutung mehr, doch ich möchte sie als eine historische Strömung erwähnen.

Vertreter dieser Richtung waren z.B. Stanley Diamond, Maurice Godelier und Claude

Meillassoux.

Eine weitere Richtung in der Ethnologie war und ist die Kulturökologie, d.h., man

beschäftigt sich mit den Wechselbeziehungen zwischen Kultur und Umwelt. Hierbei

werden die Umweltbedingungen und der menschliche Umgang mit der Umwelt

genauer untersucht. Es wird auch untersucht, wie die Umwelt die Bildung von Kultur

und die soziale Entwicklung beeinflusst. Es geht auch darum zu sehen, wie unter

bestimmten Umweltbedingungen sich eine Kultur gebildet hat und wie sich der

Mensch als gesellschaftliches Wesen an die Umwelt anpasst. Wichtige Vertreter

dieser Richtung sind zum Beispiel Julian H. Steward, Roy A. Rappaport, Marcel

Mauss und andere.

Eine der grundsätzlichen Fragen in der Ethnologie war und ist, ob man dem

Kulturrelativismus oder dem Universalismus sich zuwendet. Unter

Kulturrelativismus versteht man, dass jede Kultur für sich betrachtet wird und mit

keiner anderen vergleichbar ist. Dies bezieht sich auch moralische und ethische

Fragen, d.h., im Falle von Kriegsverbrechen oder Menschenrechtsverletzungen muss


ein Ethnologen, der diese Dinge sieht oder von Ihnen erfährt, schweigen, denn er hat

nicht das Recht jemanden zu kritisieren. Unter Universalismus versteht man, dass

im Gegensatz dazu, alle Kulturen vergleichbar sind, dass es gewisse Universalien

gibt, die für alle Menschen gelten. Ein Beispiel wäre die Universalität der

Menschenrechte. Ein Ethnologe, der zum Beispiel in China forscht, muss aufgrund

seiner Berufsethik zu Menschenrechtsverletzungen dort Stellung nehmen.

Andernfalls verliert er seine Glaubwürdigkeit.

Die Ethnologie ist letzten Endes eine Art Metafach, d.h., man kann mit

ethnologischen Methoden praktisch alles studieren. Es gibt in der Ethnologie

Unterfächer wie linguistische Anthropologie, die sich mit der Sprache beschäftigt,

die Rechtsethnologie geht auf die kulturelle Bedeutung von Rechtssystemen

verschiedenster Völker ein, die Medizinethnologie beschäftigt sich mit der Medizin

in Kultur vergleichender Hinsicht, die Religionsethnologie geht auf die Religionen in

der Welt ein und beschäftigt sich mit Themen wie Magie, Schamanismus,

Polytheismus (d.h., in einer Kultur wie der indischen werden mehrere Götter

verehrt), Monotheismus (d.h., wie im Christentum, Judentum oder dem Islam, wird

nur ein allmächtiger Gott verehrt), Naturreligionen, Glaubenssystemen allgemein

(wenn jemand an die Wissenschaft als die letzte und einzige Wahrheit glaubt, dann

wird diese quasi zu einer Religion), die Urbane Ethnologie geht auf das Leben in

den Städten und seine Besonderheiten ein, die Politikethnologie beschäftigt sich

mit politischen Systemen und Organisationen, die Sozialethnologie geht vor allem

auf Verwandtschaftssysteme ein, die Wirtschaftsethnologie behandelt

verschiedene Wirtschaftssysteme, die Kunstethnologie setzt sich mit der Kunst

weltweit auseinander und es gibt noch viele andere Unterdisziplinen. Im Rahmen

dieses Ebooks können sie aber nicht alle genannt werden.


2.4 die postmoderne Ethnologie

Die sogenannte postmoderne Ethnologie entstand aufgrund der Dekolonisierung

Afrikas und Asiens. Es wurde in den Sechziger und Siebziger Jahren immer

deutlicher, wie stark die moderne Ethnologie mit den Kolonialmächten verbunden

war und diesen diente. Beispiele hierfür waren zum Beispiel Evan Evans-Pritchard,

der während des 2.Weltkriegs für England in Afrika war.

Ein weiteres wichtiges Ereignis war die posthume Veröffentlichung von Bronislaw

Malinowskis Tagebuchvi im Jahr 1967, das seine Frau herausbrachte. Malinowski,

der Begründer der Methode der teilnehmenden Beobachtung, hatte darin

geschrieben, wie sehr er die Einheimischen, die er erforschte, verachtete und

geringschätze, wie unwohl er sich fühlte dort. Dies war ein Schock für die

akademische Gemeinschaft der Ethnologen, denn damit galt Malinowski als ein

Lügner, da er sich in seinen ethnologischen Werk als unparteiischer, objektiver

Beobachter dargestellt hatte oder wie man in der Ethnologenszene sagt, 'er hatte

sich als solcher konstruiert“ in seinen Büchern. Einen interessanten Artikel schrieb

Clifford Geertz in seinem Buch „Works and Lives. The anthropologist as Author“ auf

den Seiten 73 bis 101, das es auch in einer deutschen Übersetzung gibt vii. In diesem

sehr interessanten Buch zeigte Geertz die literarische Dimension der Ethnographien

auf, denn er bewies, wie Evans-Pritchard, Malinowski, Benedict und Lévi-Strauss

sich in ihren Werken als objektive Beobachter erfanden, die durch ihr vor Ort sein bei

den studierten Völkern berechtigt seien, Zeugnis davon abzugeben und als Experten

galten. Dabei verschwand die eigene Persönlichkeit des Ethnologen, ebenso wie die

sogenannten Natives zu Statisten degradiert wurden und keine Stimme hatten.


Natürlich gibt es zu diesen Themen viele Bücher und wissenschaftliche, doch ich

kann in diesem Rahmen nur die wichtigsten behandeln. 1986 gab es an der

Universität Santa Fe ein Seminar, an dem mehrere jüngere Ethnologen wie z.B.,

James Clifford, George Marcus, Michael Fischer und andere teilnahmen. Das

Ergebnis dieses Seminar war das Buch „Writing Culture. The Poetics and Politics

of Ethnography“viii. In diesem Buch wurde auch Kritik an der Verstrickung der

Ethnologie in den Kolonialismus geübt. In den USA wurde auch am Verhalten der

Ethnologen während des 2.Weltkriegs und während des Vietnamkriegs geübt, denn

es hatten die us-amerikanischen Ethnologen oftmals ihre ethischen Prinzipien

aufgegeben und dem Militär geholfen. Hierbei entstanden zum Beispiel die

sogenannten Nationalcharakterstudien und ähnliches.

Es wurde aufgezeigt, dass Ethnographie nicht objektive, wertfreie und emotionslose

Beobachtung ist, sondern, dass die Lebenserfahrung, das Wissen, die eigenen

Interessen, etc.. beim Schreiben einer solchen Schrift eine große Rolle spielen.

Es wurde auch an Clifford Geertz, als dem herausragendsten us-amerikanischen

Vertreter der interpretativen Ethnologie Kritik geübt, denn er setzte an die stellen des

Ethnographen als neutralen Beobachter den interpretierenden Feldforschen und

dessen Interpretationen wurde ebenfalls als objektiv gesetzt.

An der postmodernen Ethnologie wurde auch viel Kritik geübt, denn man warf ihr vor

Kritik an der ethnographischen Praxis zu üben, aber nicht aufzuzeigen, wie es

anders gehen könne. Die Ethnologie verkäme zu einer subjektiven und

unwissenschaftlichen Tätigkeit und es gab auch von Seiten der femininen

Ethnologinnen viel Kritik. Man sagt auch, dass die postmoderne Ethnologie nichts

neues gebracht habe. Heutzutage gibt es auch eine sogenannte post-postmoderne

Ethnologie, doch ist an den Universitäten noch immer die postmoderne Ethnologie

der Mainstream. Mehr Informationen zur postmodernen Ethnologie finden Sie in


meiner Magisterarbeit, in der ich mich ausführlich mit der sogenannten Writing

Culture-Debatte und der Kritik an ihr beschäftige. Es geht des weiteren in dieser

Arbeit auch um das ethnographische und historiographische Werk des Tacitus,

das ich ausführlich darstelle. In der Arbeit ging es aber auch darum den Historikern

eine Methode vorzustellen, die Ende der Neunziger Jahre bei diesen noch fast

unbekannt war. Ich habe auch versucht die Methode des Writing Culture auf

Tacitus anzuwenden, soweit dies möglich ist. Die postmoderne Ethnologie ist ja an

sich eine Kritik an der modernen Ethnologie und nicht an der Antike. Sie können

demnächst für nur 30 Euro meine Magisterarbeit käuflich erwerben.


3.Die Methoden der Ethnologie

Die nun folgenden Methoden entstanden im 19. und 20.Jahrhundert, als die

Ethnologie zu einer wissenschaftlichen Disziplin wurde. Ethnologen gehen bei ihrer

Arbeit in der Regel wie folgt vor: zuerst lernen sie die Sprache der Einheimischen,

die sie erforschen wollen, dann planen sie das Projekt an einem anderen Ort,

meistens in einem anderen Land, beschaffen sich die nötigen Genehmigungen,

legen fest, was mit ihrer Forschung erreicht werden soll und dann machen sie sich

auf den Weg. Wenn ein Ethnologe dann vor Ort forscht, zum Beispiel den

Hahnenkampf auf Baliix untersucht, dann wird als wichtigste Methode die

sogenannte „teilnehmende Beobachtung“, die auf den polnischen Ethnologen

Bronislaw Malinowski zurückgeht, benutzt. In seinem Buch „Die Astronauten des

westlichen Pazifik“ hatte er diese Methode definiert, auch wenn damals noch nicht

der Begriff „teilnehmende Beobachtung“ benutzt wurde x. Das funktioniert so: der

Ethnologe möchte zum Beispiel ein Ritual erforschen, dann wird er an diesem

teilnehmen, aber während er das tut, macht er sich Notizen, d.h., er ist sowohl

Teilnehmer, als auch Beobachter. Er nimmt Anteil am Geschehen und baut

gleichzeitig Distanz auf.

Weitere Methoden sind der Einsatz von Fragebögen, Interviews mit gezielten

Fragen, der Zensus (d.h., man erhebt Daten wie Informationen zur Wanderung der

Bevölkerung, der Größe derselben, dem Klima, sozio-ökonomischen Bedingungen),

um nur die wichtigsten zu nennen.

Es geht bei der Feldforschung, d.h., der Forschung vor Ort, darum die fremde

Kultur aus der Sicht ihrer Mitglieder zu verstehen. Dies nennt man die emische

Perspektive, die im Gegensatz zur Außensicht, der etischen Sicht, steht. Bei den

Römern zum Beispiel gab es den Versuch die fremden Kulturen aus der Eigensicht
zu verstehen nicht, sondern die Römer nutzten nur die etische Sichtweise zum

Verständnis der fremden Völker und Kulturen.

Wenn der Ethnologe in seine eigene Kultur zurückkehrt ist, dann schreibt er seine

ethnographische Monographie oder Ethnographie aufbauend auf den

gesammelten Daten und im Sinne einer bestimmten Theorie. Dieses Werk stellt er

dann der Allgemeinheit, vor allem den anderen Ethnologen, in Form eines Buchs zur

Verfügung. Heutzutage kommen in den Ethnographien auch verstärkt die

Beobachteten, das heißt, die sogenannten „natives“ zu Wort. Es wird versucht dem

Leser ein mehrstimmiges Werk anzubieten und den Erforschten etwas

zurückzugeben.

4.Was nützt uns im Jahr 2010 die Ethnologie?

In unserer globalisierten Welt ist die Begegnung zwischen sehr unterschiedlichen

Kulturen eine alltägliche Sache. Man muss nur mal sehen, dass in Ländern wie

Deutschland es einen Ausländeranteil von ca. 10 % gibt, es immer mehr gemischte

Ehepaare gibt (d.h., ein Partner ist Deutscher und der andere kommt aus einem

anderen Land), daher wird die Kenntnis fremder Kulturen und Sprachen immer

wichtiger. Heutzutage ist unsere Welt so stark vernetzt wie nie zuvor und wir wissen

innerhalb von 5 Minuten, was gerade in Indonesien passiert ist. Aus all diesen

Gründen ist die Ethnologie als die Wissenschaft vom kulturell Fremden auch

weiterhin sehr wichtig, auch wenn sie sich verändern muss und man nicht mehr die

traditionellen „primitiven“ Völker studieren kann, da diese heutzutage praktisch

ausgestorben sind, denn gibt es immer noch viele Themenfelder auf denen, die

Ethnologie sich positiv einbringen kann: Ethnologen vermitteln zum Beispiel bei
Auslandseinsätzen der Bundeswehr zwischen den deutschen Soldaten und den

Einheimischen, denn sie sind Kenner von deren Kultur (man denke nur an

Afghanistan) und sie kennen natürlich auch die eigene Kultur. Ethnologen arbeiten

oft auch in Entwicklungshilfeprojekten, bei zivilen Friedenseinsätzen, etc. Ethnologie

hilft uns dabei andere Kulturen, sei es auch die Kultur unseres türkischen Nachbar in

München oder Berlin, besser zu verstehen. Sie lässt uns erkennen, dass unsere

Sicht der Dinge nur eine mögliche Sichtweise ist. Ethnologen arbeiten auch in der

Ausländerarbeit,als Berater in interkulturellen Projekten bei Unternehmen, die

international aufgestellt sind und Mitarbeiter aus vielen Ländern haben. Ethnologen

erforschen auch das Zusammenleben von Deutschen und Ausländern in den

Städten. Ethnologen erforschen zum Beispiel auch das Internet, es gibt

Untersuchungen zur Nutzung der Web 2.0 Plattformen (man denke an Twitter,

Facebook, etc..) und sie studieren, wie Menschen per Internet kommunizieren und

ähnliches. Eines der bekanntesten ethnologischen Projekte im deutschsprachigen

Raum ist zum Beispiel auf dieser Seite zu finden: http://duplox.wzb.eu/index.html

Die Erforschung des Internets durch Ethnologen wird als Cyber anthropology oder

Ethnologie des Cyberspace, also des virtuellen Raums, bezeichnet. Wenn man im

Internet nach Ethnologie oder Völkerkunde sucht, dann wird man Tausende und

Abertausende Websites finden. Auch bei Youtube kann man viele Videos zu

ethnologischen Themen finden (siehe das Interview mit Clifford Geertz, das ich in

meinem Blog anbiete). Gerade das Internet bietet sehr viele Informationen zur

Ethnologie an. Unser heutiges Leben spielt sich nun mal verstärkt im Internet ab und

dieses dient als wichtigste Informationsquelle. Heutzutage wird man

wahrscheinlich nicht mehr in eine Bibliothek gehen, um sich über Ethnologie und

andere Fächer zu informieren, sondern man wird im Internet, vor allem bei Google,

suchen. Viele Ethnologen benutzen das Internet und bieten Informationen zur
Ethnologie an. Dies ist auch der Fall bei meinem Blog, das ich nun ergänzen möchte

durch das Angebot von Ebooks, die sie sich herunterladen können auf ihren

Computer. Hierin werde ich mit aktuellen und historischen Themen der Ethnologie

beschäftigen.

Alle Informationen finden Sie wie immer in meinem Blog unter

http://ethnologie.blog.de

Sie haben auch die Möglichkeit die Einträge meines Blogs zu abonnieren, dann

bekommen Sie alle Informationen per E-Mail.

5.Zusammenfassung und Schluss

Mit diesem Ebook wollte ich Ihnen einen ersten Einstieg in die Ethnologie geben und

ich hoffe, dass mir dies auch gelungen ist. Ich werde in nächster Zeit Ebooks zu

weiteren ethnologischen Themen schreiben und Ihnen diese dann zum download

bereitstellen. Des weiteren werde ich denjenigen, die ein Abonnement abschließen

wollen, meine Magisterarbeit zum Preis von nur 20 Euro zu erwerben. Das ist auf

jeden Fall ein sehr günstiger Preis, denn ich habe dafür fast 2 Jahre lang geforscht

und geschrieben, viele Nächte durchgearbeitet, Tausende Stunden am Computer

und in der Bibliothek verbracht, etc... Wenn Sie weitere Informationen zur

Ethnologie wünschen, dann empfehle ich Ihnen mein Blog unter

http://ethnologie.blog.de. hier finden Sie ständig neue Artikel und Infos.

Ich hoffe auch, dass Sie beim Lesen dieses Ebooks viel Spaß hatten und dass es mir

gelungen ist Ihr Interesse für Ethnologie geweckt zu haben.


Für Fragen und Anregungen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung. Gerne nehme ich

auch Vorschläge für neue Ebooks an. Bitte schreiben Sie mir an tacitus@gmx.eu.

Ich biete auch Vorträge zu einzelnen Themen an. Sie können mir auch auf Twitter

folgen: http://www.twitter.com/tacitus2010 und in Facebook finden Sie mich unter

http://www.facebook.com/martin.henking.

Ich hoffe Sie hatten viel Spaß beim Lesen dieses Ebooks und ich konnte Ihnen einen

Überblick über die Ethnologie geben. Dies ist nur das erste von vielen Ebooks.

Ich bin mir sicher, dass der sehr günstige Preis von 1,00 Euro es wert ist, denn wenn

man bedenkt, wie viel Zeitaufwand ich hatte, dann stellt ist dies einen sehr günstigen

Preis für ein so umfangreiches Thema dar für dass ich Ihnen auch 20 Euro oder

mehr berechnen könnte.

Ihr Martin Henking, M.A.

Das Blog zu ethnologischen Themen: http://ethnologie.blog.de


6. Literatur- und Linkliste

− - Walter Hirschberg (Herausgeber), 1988: „Neues Wörterbuch der

Völkerkunde“, Dietrich Reimer Verlag, Berlin

− - Walter Hirschberg (Herausgeber), 2005: „Wörterbuch der

Völkerkunde“, Dietrich Reimer Verlag, Berlin

- Hans Fischer und Bettina Beer (Herausgeber), 2003: „Ethnologie.

Einführung und Überblick“, Dietrich Reimer Verlag, Berlin

− Clifford Geertz, 1973: „The interpretation of cultures“, Basic Books New

York, die deutsche Übersetzung erschien 1983 mit dem Titel „Dichte

Beschreibung“ im Suhrkamp Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main

− Clifford Geertz, 1988: „Works and Lives. The Anthropologist as Author“,

Stanford University Press, Stanford

− James Clifford und George Marcus (Herausgeber), 1986: „Writing

Culture. The Poetics and Politics of Ethnography“, University of

California Press, Berkeley

− Eberhard Berg und Martin Fuchs (Herausgeber), 1993: „Kultur, soziale

Praxis, Text. Die Krise der ethnographischen Repräsentation“,

Suhrkamp Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main

− Claude Lévi-Strauss, 1977: „Strukturale Anthropologie I und II“,

Suhrkamp Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main

− Bronislaw Malinowski, 1979: „Die Argonauten des westlichen Pazifik“,

Frankfurt am Main, Syndikat

− Bronislaw Malinowski, 1967: “A Diary in the Strict Sense of the Term“,

Routledge & Kegan Paul, London


− Mein Blog: http://ethnologie.blog.de

− Ein mehrsprachiges Blog: http://www.antropologi.info/blog/ethnologie/

− Projektgruppe Kulturraum Internet: http://duplox.wzb.eu/index.html

− Zeitschrift für Ethnologie:

http://www.zeitschrift-fuer-ethnologie.de/zfe_zeitschrift.html

− Virtuelle Fachbibliothek: http://www.evifa.de

− Deutsche Gesellschaft für Völkerkunde: http://www.dgv-net.de/

− Das Ethnologieportal: http://www.ethnologie.de

− Mein Twitteraccount: http://www.twitter.com/tacitus2010

− Mein Facebookaccount: http://www.facebook.com/martin.henking

− eine wichtige amerikanische Zeitschrift:

http://www.aaanet.org/publications/ameranthro.cfm

− Die freie Enzyklopädie: http://wikipedia.de

− Zum Judenexkurs des Tacitus:

http://www.christen-und-juden.de/html/tacitus.htm

− Die Zeitschrift Paideuma:

http://www.frobenius-institut.de/index.php ?

option=com_content&task=blogcategory&id=57&Itemid=118

− Die Zeitschrift Anthropos: http://www.anthropos-journal.de


i Als gute Werke zum Einstieg in die antike Ethnologie empfehle ich Klaus E. Müller "Geschichte der
antiken Ethnologie", 1997, Verlag Rororo, Rowohlts Enzyklopädie, Reinbek bei Hamburg und Allan A.
Lund "Zum Germanenbild der Römer. Eine Einführung in die antike Ethnographie", 1990,
Universitätsverlag C. Winter Heidelberg.
ii Walter Hirschberg (Herausgeber), 1988 und 2005: „Neues Wörterbuch der Völkerkunde“, Dietrich Reimer
Verlag Berlin, dieses Buch liegt inzwischen in einer neueren Ausgabe vor, die mir aber nicht zur
Verfügung steht.
iii Karl R. Wernhart und Werner Zips (Herausgeber), 2008: „Ethnohistorie. Rekonstruktion und Kulturkritik.
Eine Einführung“, Promedia Verlagsgesellschaft m.b.H., Wien
iv Hans Fischer (Herausgeber), 1992 und 2003: „Ethnologie. Einführung und Überblick“, Dietrich Reimer
Verlag Berlin.
v Einen guten Einstieg bietet sein Buch: „The interpretation of cultures“, 1973, Basic Books New York,
vi Bronislaw Malinowski, 1967: “A Diary in the Strict Sense of the Term“
vii Clifford Geertz, 1988 „Works and Lives. The Anthropologist as Author“, Standford University Press und
die deutsche Ausgabe 1990 im Carl Hanser Verlag unter dem Titel „Die künstlichen Wilden. Der
Anthropologe als Schriftsteller“.
viii James Clifford und George Marcus (Herausgeber), 1986: „Writing Culture. The Poetics and Politics of
Ethnography“.
ix Clifford Geertz, 1987: „Deep play: Bemerkungen zum balinesischen Hahnenkampf“, in derselbe „Dichte
Beschreibung“, Seite 202 bis 260, Frankfurt am Main, Suhrkamp Taschenbuch Verlag
x Bronislaw Malinowski, 1979: „Die Argonauten des westlichen Pazifik“, Frankfurt am Main, Syndikat,
besonders die Seiten 2 bis 25.

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