Entdecken Sie eBooks
Kategorien
Entdecken Sie Hörbücher
Kategorien
Entdecken Sie Zeitschriften
Kategorien
Entdecken Sie Dokumente
Kategorien
BAU Januar 18
115 . J A H R G A N G
Das Architektur-
Magazin
ME ISTER
Arbeitswelten
Über
Freiräume und
ihre
Grenzen
+
BUREAU SPEC TACUL AR
KINZO
SELGASCANO
MENSING TIMOFTICIUC
ARCHITECTS
SCOPE ARCHITEKTEN
HERMAN HERTZBERGER
4
194673
016003
01
CH
I
A,L
D
19,90 €
18 €
16 €
24 SFR
WERTE BAUEN
FASSADENKLINKER Hagemeister GmbH & Co. KG
Klinkerwerk
PFLASTERKLINKER Buxtrup 3 · D-48301 Nottuln
info@hagemeister.de
FORMKLINKER www.hagemeister.de
KLINKERRIEMCHEN
K
aum ein gesellschaftlicher Bereich wandelt sich so rasant wie die
Welt der Arbeit. Ich kann das aus eigener Erfahrung bestätigen.
Dieses Editorial schreibe ich in Mexiko, knapp 10.000 Kilometer
von meinen Kollegen in der Redaktion entfernt. Die Abstimmung
darüber läuft danach über Skype.
Kommunikation mit Kollegen im Transatlantik-Format – vor weni-
gen Jahren noch utopisch, heute für viele Angestellten normal.
Und neues Arbeiten braucht neue Räume. Es lohnt also, einen Blick
auf Lösungsansätze zu werfen, die die Architektur für unsere Ar-
beitswelt bereit hält. Das tun wir in dieser Ausgabe.
Und Sie werden sehen – die Architekten von heute hecheln neuen
Arbeitsformen nicht hinterher, sondern prägen diese mit. Zum AB SEITE
38
Beispiel in Hannover. Der dortige Coworking-Space „Hafven“ fun-
giert als Schreibtisch, Werkstatt, Treffpunkt, Bühne, Quartiersanker.
Und er fungiert auch als architektonisches Statement.
Das ist wichtig: Je digitaler wir arbeiten, desto relevanter wird
das Gesicht des Umfeldes, in dem wir dies tun. Wir brauchen
charaktervolle Räume, unterscheidbare Städte. Nur dann wird
die Digitalisierung inspiriert. Nur dann produziert sie mehr als aus-
tauschbare Facebook-Sklaven-Lebensstile. „Digital“ und „analog“
funktionieren nur gemeinsam. Und deshalb ist die Architektur
heute wichtiger denn je. Auch die Architektur neuer Büroumfelder.
Ein Spezifikum unserer Art zu arbeiten ist der Verzicht auf vordefi-
nierte Rollenbilder. Die Fixierung auf starre Hierarchien hat ausge-
dient. Wer gute Ansätze vieler integriert, erzeugt bessere Produkte.
Dieses Heft ist ein Beispiel dafür. Geboren wurde die Idee im Ge-
spräch zwischen mir und der Innenarchitektin und Wissenschaft-
lerin Tanja Remke. Sie hat uns auch in der Umsetzung unterstützt.
Außerdem wichtig: Der dauerhafte, offene Dialog über die Gren-
zen der eigenen Disziplin hinweg. Ein Heft wie dieses kann einen
COVE RFOTO: MODE LL: BUREAU SPEC TACUL AR; FOTO: INJE E UNSHIN
Anstoß dafür geben. Der Dialog über das Thema „Zukunft der
Arbeit“ wird für uns als Verlag aber auch künftig einen wichtigen
inhaltlichen Schwerpunkt bilden. Wir planen einen Award und eine
digitale Plattform für wegweisende architektonische Lösungen.
Und wir laden alle Beteiligten – Architekten, Bauträger, Unter-
nehmen – ein, mit uns den Austausch zu suchen.
Alexander Gutzmer
Chefredakteur
a.gutzmer@baumeister.de
4
B1 Köpfe Ideen
Unsere Jobs
haben sich
in den letzten
Jahren
grundlegend
verändert.
Wir zeigen,
wie die Archi-
tektur darauf
reagiert.
Die unterstri-
chenen Bei- 10 20
träge rechts Geschichtenerzähler: das Bureau Spectacular Viel Grün: das Second Home in Lissabon
befassen
sich mit dem
Titelthema. 10 20
Bureau Second Home
Spectacular London
Von der Papierarchitektur zur
gebauten Realität
und Lissabon
Wie Coworking die Arbeitswelt verändert
14 38
Kinzo Hafven Hannover
Ob Großraumbüro oder Einzelzelle:
Kinzo aus Berlin gestalten die neue Sozialer Katalysator: ein Coworking
Arbeitswelt Space aus Deutschland
50
Apple, Facebook,
Google
FOTOS V. L .: INJE E UNSHIN; IWAN BA AN; JOHAN VAN DE R KE UKE N; K ALDEWE I
Hauptquartiere und Arbeitersiedlungen
der Tech-Giganten
BAU
MEISTER. 64
DE Innovation Center
2.0 Potsdam
Lernen vom Silicon Valley: SAP und das
neue Arbeiten
Fragen Lösungen
Gast-Arbeiter
78 100
Wie sieht er aus, Referenz
Farbige Schalter von Jung im Ferienhaus
der perfekte
Arbeitsplatz? 102
Bad
84
Wer rettet
Hertzberger
und Eiermann?
RUBRIKEN
Mark Phillips hat eine Professur
06 für Innenarchitektur an der
EIN BILD Hochschule Coburg inne und ist
36 Director Interior Design bei
SONDERFÜHRUNG Orangeblu Building Solutions in
48 Stuttgart. Für uns schreibt er
KLEINE WERKE über das Coworking-Konzept
62 der „Second Homes“ in London
UNTERWEGS und Lissabon.
10 0
REFERENZ
105
IMPRE SSUM + VORSCHAU
106
KOLUMNE
Asad Raza, Untitled (plot for dialogue) Mailand 6
Ein Bild
7
Immer mehr
Firmen locken
heutzutage mit
Fitnessräumen,
Lounge-Berei-
chen und diver-
sen anderen Frei-
zeitangeboten.
Die Idee dahinter:
Ist der Mitarbeiter
entspannt, arbei-
tet er effektiver –
sagen zumindest
die Businessex-
perten. Als Folge
verschwimmt die
Grenze zwischen
Arbeit und Freizeit
immer mehr, was
sich auch auf die
Architektur aus-
wirkt: Alles soll
multifunktional
und veränderbar
sein. Allerdings
gibt es immer
noch Räume,
die sich diesem
Zwang widerset-
zen. Kirchen sind
so ein Beispiel.
In denen ist das
oben erwähnte
Freizeitangebot
nur schwer vor-
stellbar – so
scheint es zumin-
dest. Jetzt hat der
amerikanische
Künstler Asad
Raza den Gegen-
beweis ange-
treten und einen
Tennisplatz im
Schiff der Kirche
San Paolo Con-
verso in Mailand,
platziert. Die Hal-
le des im 16. Jahr-
hundert gebau-
ten und heute als
Ausstellungsraum
verwendeten
Sakralbaus wurde
einen Monat lang
von den jewei-
ligen Besuchern
bespielt. Damit
wollte Raza die
dort stattfinden-
FOTO: ANDREA ROSSE T TI
de sportliche
Tätigkeit als reine
Freizeitaktivität
und Dialogplatt-
form präsentieren
– ganz ohne
Arbeitszwang.
5
Köpfe:
SEITE
10
Spectacular
SEITE
14
Kinzo
MARTIN JACOBS CHRIS MIDDLETON
K ARI M E L-ISHM AWI
FOTO: INJE E UNSHIN
10
Die Geschichten-
erzähler
JIMENEZ LAI
Kunst,
Architektur,
Geschichte,
Politik,
Soziologie, Rechts: Der „Tower
of Twelve Stories“,
Linguistik,
den Bureau
Spectacular für das
Kunst- und Musik-
festival Coachella in
Grafikdesign,
Technologie
und Comicbücher – das alles
vereint das Bureau
JOANNA GRANT
Spectacular in
seiner Arbeit.
Ein möglicher Weg
von der Papier-
architektur zur
gebauten Realität
FOTOS: INJE E UNSHIN FOTO RECHTE SE ITE: JE FF FROST
Köpfe
1 bis 2
11
12 Köpfe 1 bis 2
Schöne
neue Arbeitswelt
M ARTIN JACOBS
Soundcloud, Erste
Bank, 50Hertz:
Karim El-Ishmawi,
Martin Jacobs
und Chris Middleton,
die Köpfe hinter
CHRIS MIDDLETON
dem Berliner
Büro Kinzo,
gestalten Büros,
in denen man
gerne seine
Arbeitstage verbringen
würde.
K ARI M E L-I SHM AWI
Kritik:
Anja Hall
Fotos:
Sebastian Dörken
Köpfe 2 bis 4 15
Arbeitswelt, Bürolandschaft, Open Space
– für viele ist das nur eine freundliche Um-
schreibung dafür, möglichst viele Büroar-
beiter auf möglichst engem Raum zusam-
menzupferchen. Karim El-Ishmawi, Martin
Jacobs und Chris Middleton, die drei
Gründer von Kinzo, würden das allerdings
so nicht unterschreiben. Sie entwerfen
moderne Büroräume – kreativ, undogma-
tisch. „Wir verteufeln weder Großraumbü-
ros noch Einzelbüros“, sagt Chris Middle-
ton. „Die entscheidende Frage ist doch:
Was passiert da genau in dem Raum? Die
Art der Nutzung muss mit der Belegung
und dem Ort abgestimmt sein.“ Soll hei-
ßen: Wer, wie beispielsweise ein Lektor,
viel Ruhe zum Arbeiten braucht, bekommt
von Kinzo ein Einzelbüro geplant. Für
Teams, die sich regelmäßig austauschen
müssen, kann dagegen ein Open Space
die bessere Lösung sein. Wenn Unterneh-
men neue Firmensitze planen, fällt die Ent-
scheidung der Bauherren allerdings fast
immer zugunsten von Großraumbüros
oder eben „Bürolandschaften“ aus. Das
hat vor allem drei Gründe: Unternehmen
wollen die Kommunikation innerhalb der
Teams verbessern und Flächen effizienter
nutzen. Sind die Arbeitsplätze dann auch
noch attraktiv und modern, ist das im
Wettbewerb um hochqualifizierte Mitar-
beiter ein wichtiger Pluspunkt.
Kreative Spielwiesen
körper mit Fassaden aus Glas und Holz, in Großmutters Wohnzimmerlampe anmu- die großen Projekte von Kinzo eine sehr
denen die Büros der Bankmitarbeiter un- ten, lassen die Büroetagen im Erste Cam- hohe Akzeptanz erreichen würden. Nach-
tergebracht sind. Das Kinzo-Team griff die pus fast schon wohnlich wirken. trägliche Befragungen hätten ergeben,
Idee der Parklandschaft für die Innenge- dass 70 bis 80 Prozent der Mitarbeiter ihre
staltung auf und entwarf eine weitläufige Partizipative Planung Arbeitsplatzsituation besser als vorher
Bürolandschaft, die sich aus kleinen, empfinden. Dieser hohe Akzeptanzgrad
überschaubaren Einheiten zusammen- Schöne neue Arbeitswelt? Könnte sein – liegt womöglich an der aufwendigen Vor-
setzt. Ausgangspunkt der Planung war al- Tatsache bleibt allerdings, dass Mitarbei- gehensweise, mit der Kinzo seine Aufträge
lerdings die Frage, welcher Arbeitsplatz ter regelmäßig Sturm laufen, wenn sie ihre angeht. „Wir entwickeln unsere Projekte
WEITER
16 Köpfe 2 bis 4
anhand der Marke und der Unterneh-
menskultur – und in Workshops mit Nutzern
und Entscheidern“, sagt Middleton dazu.
Die Innengestaltung der neuen Hauptzen-
trale 50Hertz in Berlin, die im Sommer letz-
ten Jahres eingeweiht wurde, ist in einem
solchen partizipativen Verfahren entwi-
ckelt worden. Die Mitarbeiter des Übertra-
gungsnetzbetreibers konnten schon mit
dem Beginn der Planung in Workshops
und verschiedenen Dialogformaten bei
der konkreten Planung und Ausstattung
mi t reden, wo ran deut l ich wi rd, dass
durchdachte Entwürfe nur eine Seite der
Medaille sind. Mindestens genauso wich-
tig sind die psychologischen Aspekte.
„Der Planungsprozess sollte mit den Nut-
zern intensiv kommuniziert, die Planung
möglichst genau erklärt werden. Wenn
die Mitarbeiter wissen, was warum ge-
plant wurde, steigt die Akzeptanz“, so
Middleton.
probieren.
bestworkspaces.com
Inspiring projects. Creative leaders. Smart solutions. One network.
7
Ideen:
SEITE
20
„Second Home“
in London
und Lissabon
SEITE
38
„Hafven“
in Hannover
SEITE
50
IT-Hauptquartiere
im Silicon Valley
SEITE
64
„Innovation
Center 2.0“
in Potsdam
FOTO: IWAN BA AN
20
Kommuniziert
mit der Stadt:
das Second Home
I. London Spitalfields in
London
22
W
für die eigene Tätigkeit, die Fortschritt
möglich machen. Zusammen arbeiten ist Es geht beim
dann so etwas wie gemeinsam zusammen
leben – statt zusammenzuleben. kreativem
Humanistisches Arbeiten Arbeiten um alle
er sich mit der Frage beschäftigt, ob und
wie sich das gestaltete Büroumfeld auf die
Darin zeigt sich eine humanistische Be-
trachtung von Arbeit, die sich von der eher
Disziplinen, die
Kreativität von Menschen auswirkt, wird
den Ursachen der Kreativität etwas auf
rationellen Betrachtung der Mitarbeiter im
Büro des 20. Jahrhunderts stark unter- in ihrer täglichen
den Grund gehen müssen. Kreativ arbei- scheidet. Dieser humanistische Ansatz ist
ten zu können hat nämlich viel damit zu allerdings immer noch stark von einer rati- Büroarbeit
tun, ob vorhandene Potenziale genutzt onalen Vorgehensweise geprägt. Die Hal-
werden und die kreative Intuition durch tung zu dem, was unter Arbeit verstanden neue Dinge
die Räume, in denen das Arbeiten stattfin- wird, manifestiert sich in der gestalteten
det, unterstützt wird. Es geht beim kreati-
ven Arbeiten um alle Disziplinen, die in
Arbeitsumgebung und wirft die Frage auf,
ob bestimmte Räume für unsere menschli-
entwickeln oder
ihrer täglichen Büroarbeit neue Dinge ent-
wickeln oder erschaffen, Herkömmliches
chen Systeme, unsere Intuition oder Intel-
ligenz ansprechend sind oder nicht. Wenn
erschaffen,
infrage stellen und somit Innovationen
hervorbringen. Dies kann auch temporär
ein räumliches Konzept in der Lage ist, ge-
nau die Tätigkeiten zu fördern, denen wir Herkömmliches
der Fall sein und ist ganz unabhängig da- uns als Menschen für kreative Tätigkeiten
von, ob man ein Web-Designer oder Pro- automatisch oder intuitiv zuwenden, dann infrage stellen
grammierer ist. sollten wir diese Räume in unseren Büros
In dieser Hinsicht bietet Coworking, das
man als „zusammen arbeiten“ übersetzen
verwirklichen. So ließe sich ein weiterer
Schritt zu einem humanen Büro- und Ar-
und somit
könnte, eine interessante neue Interpreta-
tion des kreativen Arbeitens. Der feine Un-
beitsumfeld ebenso realisieren, wie ein
Beitrag zu einem humanistischen Men-
Innovationen
terschied zwischen „zusammen arbeiten“
und „zusammenarbeiten“ macht dabei
schenbild des Büroarbeiters.
hervorbringen.
A
insofern Sinn, als er eine Bedeutung auf-
zeigt, bei der sowohl das gemeinsame Ar-
beiten wie auch das bloße Zusammensein
einen Wert darstellen. Nimmt man Letzte-
res ernst, so stellen sich durchaus interes-
sante Fragen: Worin hat diese Form des
Zusammenseins neben dem Arbeiten ih-
ren Wert? Was kann daraus entstehen und uffällig ist, dass es sich bei den Gebäuden,
wie kann man dieses fruchtbare „Zusam- die diesen Konzepten entspringen, oft
men“ befördern? nicht um klassische Verwaltungs- und Bü-
rogebäude handelt. Es sind vielmehr Uni-
Zusammen sein versitäts- und Hochschulverwaltungsge-
und zusammen arbeiten bäude, denen jeweils zu ihrer Zeit ein Pla-
nungskonzept zugrunde lag, das die Be-
Aus dem zusammen sein und zusammen dingungen für Kreativität und Innovation
arbeiten wächst ein Bedürfnis nach Kom- schaffen sollte. Im Bereich der Bürokon-
munikation und Austausch – insbesondere zeption ist die Idee der Unterstützung von
über das Arbeiten. Viel mehr als das Ar- kreativem Arbeiten verhältnismäßig neu.
beiten an einem gemeinsamen Projekt In der Geschichte finden sich daher erst in
oder das Sitzen im selben Raum treten den letzten Jahren Beispiele, bei denen
beim Coworking die Möglichkeiten des diese Bedingungen bei der Planung eine
Austauschs über die jeweilige Tätigkeit in Rolle gespielt haben. Coworking ist solch
den Vordergrund. Zusammen arbeiten ein Beispiel. Der Begriff wurde geprägt
bedeutet gerade nicht, dass Teams zu- durch die Hackerszene im Berlin der
sammen in einem Raum oder in einem Be- 1990er-Jahre. Laut dem Internet-Magazin
reich arbeiten, sondern vielmehr dass un- „Deskmag“ wird der Begriff im Jahr 1999
terschiedliche Mitarbeiter aus unter- erstmals eingeführt von Brian DeKoven als
schiedlichen Bereichen ein Bedürfnis ha- eine „...Methode, die Zusammenarbeit
ben, sich darüber auszutauschen, woran und Geschäftstreffen über Computer er-
sie gerade arbeiten. Das Zusammenar- leichtert“.
beiten entsteht somit erst durch den inten-
siven und vor allem zufälligen Austausch, Das Second Home-Konzept
der die Grundlage für die Planung und
Einrichtung eines Coworking Space ist. Einige ganz aktuelle Beispiele für Cowor-
Erst durch den ungeplanten Austausch mit king-Räume, die Interdisziplinarität, Kol-
anderen ergeben sich kreative Impulse laboration, Kommunikation und zufällige
Ideen 1 bis 2 23
I.
Begegnungen als Katalysator für Kreativi- sogenannten Mid-Century-Möbeln aus-
tät und Innovation unterstützen sollen, gestattet sind. Die Möblierung und eine
sind die Coworking Spaces von Second Fülle an Pflanzen führen dazu, dass diese
Home. Auch hier findet der zufällige Aus- zeitgemäße und radikale Umsetzung der
tausch üblicherweise nicht an den ge- Idee von Coworking auf den ersten Blick
wohnten Plätzen statt, also weder am Ar- so wirkt, als sei sie ursprünglich eine Idee
beitsplatz noch in Konferenz- oder Mee- aus den 60er- oder 70er-Jahren des 20.
tingräumen. Er findet vielmehr dort statt, Jahrhunderts. Die Pflanzen sind dabei ein
wo man sich ungeplant trifft. Und er findet integraler Bestandteil des Konzepts und
zwischen verschiedenen Mitarbeitern un- finden sich an allen Standorten von Se-
terschiedlicher Arbeitgeber beziehungs- cond Home wieder – sei es in London oder
weise verschiedener Unternehmen aus in Lissabon. Gepflegt werden sie von ei-
unterschiedlichen Branchen statt. Cowor- nem festen Team, das durch eine ständige
king ist dort ein radikales Konzept für Zu- Rotation dafür sorgt, dass jede Pflanze
sammenarbeit. ausreichend Tageslicht bekommt und im
Im Englischen und auch im Deutschen Wintergarten gepflegt wird, wenn es ihr
wird ein Ort, in dem Coworking stattfindet, mal nicht gut geht – ganz so als wären die
als Coworking Space bezeichnet. Es fin- Pflanzen ebenfalls „Members“ und Kolle-
den sich anhand der Konzeption der Lon- Second Home Spitalfields gen derjenigen, die dort arbeiten. Denn
doner Coworking-Standorte von Second auch um die Menschen kümmern sich die
Home einige Anhaltspunkte, was diesen In den Räumen von Second Home in Spi- Betreiber intensiv, indem sie ein Angebot
„Space“ – also den Raum oder den Ort – talfields – dem ersten Standort, der 2014 an wöchentlichen Update-Gesprächen,
tatsächlich ausmacht. Dessen poetischs- eröffnet wurde – ist die Ausgangsidee des täglicher Präsenz vor Ort auf jedem Stock-
te Seite ist am besten im dazugehörigen Buchladens in Form eines viergeschossi- werk, Yogastunden am Morgen, Sportkur-
Buchladen Libreria, auf der gegenüberlie- gen Bürogebäudes zu besichtigen. Auch se sowie Kultur- und Informationsveran-
genden Seite des Standorts des ersten Se- hier sitzen die unterschiedlichsten Men- staltung anbieten.
cond Home im Stadtteil Spitalfields im Os- schen aus verschiedenen Branchen ne-
ten von London, spürbar. Dort sind die Bü- beneinander oder liegen die als „Studios“ Durchmischung der Nutzer
cher in den hohen Regalen zu beiden Sei- bezeichneten Arbeitsräume verschiede-
ten des langgezogenen Raumes nach ner Unternehmen auf einem Geschoss Konzepte zum Thema moderne Arbeits-
spezifischen Themen geordnet, was dazu dicht beieinander. Ein hoher Designan- welten, wie das Coworking-Konzept von
führt, dass man zu einem Thema wie „Aus- spruch ist sofort auszumachen. Der be- Second Home, das vom spanischen Archi-
steigen“ Romane, Sachbücher, Bildbän- zieht sich allerdings nicht allein auf das tekturbüro Selgascano in eine räumliche
de, Reiseführer, aktuelle und klassische Design von Büros und einer Infrastruktur Realität übersetzt wurde, beruhen weni-
Literatur ganz zufällig angeordnet beiein- wie der Lobby, Lounges mit Pflanzen, ei- ger auf wissenschaftlichen Forschungen,
ander findet. Sucht man so die Regale ab, nem Café, Duschen mit Schließfächern, sondern zumeist auf der eigenen Erfah-
dann stößt man neben Büchern aus dem Besprechungszimmern und Konferenzbe- rung. Dies mag dadurch erklärbar sein,
eigenen Sachgebiet immer wieder auf reichen oder dem bereits er wähnten dass sich Trends in der Arbeitswelt sehr
überraschende Entdeckungen aus einem Buchladen. Vielmehr besteht die Idee da- schnell ändern und eine wissenschaftli-
anderen Genre. Neben einem Bildband rin, dass Design im Sinne einer gesamt- che Untersuchung dagegen lange dauert.
über Designer-Hütten im Wald – der in ei- heitlichen Problemlösung auch ein Kon- Oder auch dadurch, dass Trends einfach
ner normalen Buchhandlung im Bereich zept für den Raum ist und dass dies Auswir- schneller sind als die Prozesse, die in ei-
von Design, Architektur und anderen Bild- kungen auf das kreative Arbeiten hat, was nem konservativen Unternehmen stattfin-
bänden zu finden wäre – entdeckt man überall im Gebäude zu spüren und vor al- den, das sich für eine Forschung im Be-
gleichzeitig den Roman „Walden“ von lem zu hören ist: Es summt wie in einem reich neue Arbeitswelten interessier t.
1854, in dem David Thoreau beschreibt, Bienenstock, ein ständiges Kommen und Doch Coworking, wie es sich bei Second
wie er für zwei Jahre in einer Hütte im Wald Gehen, sich begegnen und in Kontakt mit Home darstellt, allein als eine besondere
bei Boston gelebt hat. Im Spruch an der Tür den unterschiedlichsten „Members“ tre- räumliche Gestaltung von Arbeitsplätzen
zur Libreria kommt auch die grundsätzli- ten sind hier als Teil des räumlichen Kon- oder -orten zu definieren wird dem Phäno-
che Idee von Second Home zum Aus- zepts realisiert worden. Offene, großzügi- men nicht gerecht. Es ist vielmehr eine
druck: „Second Home’s mission is to foster ge Treppenverbindungen zwischen den neue Selbstbestimmung durch eine neue
creativity and innovation, which is why we Geschossen, sich windende und weitende Definition des Begriffs Arbeit. Das Konzept
created this bookshop“ – die Unterstüt- Flure mit Aufenthaltsbereichen, gemütlich des Coworking beruht auch bei Second
zung von Kreativität durch zufällige Entde- möblierte und schön eingerichtete Zwi- Home auf „Freelancern“ und „Entrepre-
ckungen und Begegnungen. schenräume für zufällige Begegnungen neurs“, also auf Selbstständigen und klei-
und attraktive Vorräume spielen dabei nen Unternehmen, die zu den häufigsten
ebenso eine Rolle wie das Café, die Nutzern von Coworking Spaces zählen.
Loungebereiche und die Lobby im Ein- Dort entsteht dann automatisch ein inter-
gangsbereich. disziplinärer Austausch, da sich eben sehr
unterschiedliche Menschen an einem Ort
Über Pflanzen und Menschen treffen. Und das sind zunehmend auch fest
angestellte Mitarbeiter von Unternehmen,
Die tatsächliche gestalterische Ausprä- die Flächen buchen und zur Verfügung
gung stellt sich dabei als sehr retrospektiv gestellt bekommen. So wird der Cowor-
dar: Es handelt sich zu einem großen Teil king Space auch zum Ersatz für das Home
um rundlich geschwungene und mit Plexi- Office. Insofern ist es kaum verwunderlich,
glasscheiben abgetrennte Räume, die mit dass sich das Angebot von Second Home
WEITER
24
Typisch Selgascano:
Plexiglas, viel Farbe
und geschwungene
Formen im Café
Offenes Raumkon-
tinuum: Der Standort
in Spitalfields er-
möglicht vielfältige
Formen der
Kommunikation.
26 Ideen 1 bis 2
Über Lufträume
werden vielfältige
Blickbeziehungen
I. zwischen den
Nutzern hergestellt.
27
Zufällige Begegnun-
gen sind ein wich-
tiger Faktor für den
kreativen Austausch
im Second Home.
28
Längsschnitt
I.
M 1: 2 0 0 0
Lageplan
1. Obergeschoss BAUHERR:
Second Home
ARCHITEKTEN:
selgascano
MITARBE ITE R:
Paolo Tringali, Víctor Jiménez,
Bárbara Bardín, María Levene,
Inés Olavarrieta
TR AGWERKSPL ANER:
Tibbalds
C A . M 1:5 0 0
BAULEITUNG:
OD Group
MÖBELDESIGN:
selgascano
FERTIGSTELLUNG:
2014
STANDORT:
Erdgeschoss 68-80 Hanbury Street, London
Ideen 1 bis 2 29
Das Café
Ein zentrales
Element des Second Vielmehr
Home in Spitalfields
ist das Café, das besteht die
sich als orange-
farbener Tunnel
nach außen wölbt.
Idee darin, dass
Die Fassade der
ehemaligen
Design im Sinne
Teppichfabrik wurde
dafür im Erd- einer gesamt-
geschoss aufge-
brochen. heitlichen
Problemlösung
auch ein
M 1:1 0 0
Konzept für
den Raum ist
und dass dies
Auswirkungen
auf das kreative
Arbeiten hat.
1. Obergeschoss
Erdgeschoss
30
II.
mit circa 400 Plätzen in London im Jahr
2014 in nur vier Jahren auf über 2000 Plät- Die spezielle
ze mehr als verfünffacht hat.
Nutzerstruktur
Grenzen des Wachstums
Hybride Nutzung:
Coworking in
Lissabon über einer
Markthalle
34 Ideen 1 bis 2
II.
BAUHERR:
Second Home
ARCHITEKTEN:
selgascano
Schnitt A — A
M 1:5 0 0
MITARBE ITE R:
Julio Cano, Bárbara Bardin, Inés Ola-
varrieta, Paolo Tringali, Giulia Cosen-
tino, Víctor Jiménez, Ricardo Man-
cho, Barbara Pitto, Carolina Hidalgo
LANDSCHAFTS-
ARCHITEKTEN:
Grow Green
BAUPHYSIK:
Adam Ritchie,
Ritchie+Daffin
MÖBELDESIGN:
selgascano 1. Obergeschoss
F E R T I G S T E L L U N G : 2016
M 1:5 0 0
STANDORT:
Time Out Market – 1st Floor
Mercado da Ribeira
Avenida 24 de Julho, Lissabon
Die Markthalle
FOTO: CHRISTOPH PAR ADE CA . 1974 ; UNTE RSTÜT Z T VON DE R WÜSTE NROT STIF TUNG, UNCUBE UND BAUNE T Z
Parade Architekten aber bei unseren Häusern
entworfen wurde. sagen wir: „Kann weg, weil es
...Oliver Elser Der Entwurf stammt eh alle hässlich finden.“ Der
aus dem Jahr 1963, Brutalismus hat es besonders
fertiggestellt wurde schwer. Dabei ist es die Zeit
des Aufbruchs: Neue Univer-
Kurator der Ausstellung das Gebäude 1974.
Damit die Schüler sitäten, Rathäuser als Zeichen
„SOS Brutalismus – Rettet den Sichtbeton bürgerlichen Selbstbewusst-
nicht bekritzeln, seins, robuste Schulen und
die Betonmonster!“ im wurde in den Klas- Kitas entstanden in den
senräumen des Boomjahren der 1960er und
Deutschen Architektur- Gymnasiums keine 1970er. Es steckt schon etwas
museum in Frankfurt am Kreide offen auf- Mad-Man-Nostalgie darin,
bewahrt. zugegeben, man muss sich ja
Main bis 2. April 2018 nur mal die Fotos in unserem
Katalog anschauen: Junge
Männer in schmal geschnitte-
nen schwarzen Anzügen, rau-
chend vor gestockten Beton-
wänden. Heute dagegen
wird in Berlin ein Betonklotz
gebaut, um anschließend für
ein preußisches Kostümfest
herausgeputzt zu werden,
VARIANT®
schönen Harten. lungszeitstrahl abzubilden,
wurden die Bauten innerhalb
B : Der britische Kritiker
Reyner Banham erkannte im
der Regionen chronologisch
sortiert, maßgeblich war das
DAS UNIVERSELLE
Brutalismus eine neue archi- Entwurfsjahr. Drittens: Die Ar- BANDSYSTEM FÜR
tektonische „Ethik“. Heute chitekten sollten vorzugswei-
wird das Wort „Ethik“ eher mit se aus der jeweiligen Region OBJEKTTÜREN
nachhaltiger Architektur in stammen. Der Anteil an Frauen
Verbindung gebracht. Ist bru- ist beschämend gering, wir
talistische Architektur dem- zeigen Bauten von Krystyna
nach immer noch ethisch? Toł łoczkoRóżyska aus Polen,
O E : Nein, das war sie bereits Högna Sigurðardóttir aus
nach wenigen Jahren nicht Island und Yasmeen Lari aus
mehr. Banham ist daran Pakistan. Architektinnen
ziemlich verzweifelt. Es war waren in jener Zeit lediglich in
schlicht eine Mode, ein inter- Osteuropa und Israel häufiger
nationaler Betontrend. Aber in führenden Positionen tätig.
obwohl aus der Ethik schnell Viertens: Die regional typi-
eine Ästhetik wurde, wie schen Bauaufgaben sollten
Banham um 1966 bereits er- repräsentiert werden und
kannte, bietet die ästhetische fünftens: Der heutige Zustand
Seite des Brutalismus viele spielt eine wesentliche Rolle.
Entdeckungen. Zum Beispiel, „Zeitkapseln“ sind besonders
dass es viele regionale Bruta- interessant, also Bauten, die
lismen gab, in Israel, Japan, weitgehend im Originalzu-
Jugoslawien oder Brasilien. stand erhalten sind. Sechs-
Überall dort diente der Bruta- tens: Nicht zuletzt galt es, die
lismus als eine Art architekto- richtige Mischung aus „übli-
nische Nährlösung für einen chen Verdächtigen“ und
Prozess, den wir „Nation Buil- Neuentdeckungen zu finden.
ding“ nennen, also den Auf-
bau neuer Staaten. Es ist ab- B: Was hat das Ende des
solut faszinierend zu sehen, Brutalismus verursacht?
welche immense Rolle Archi- O E : Da kommt vieles zusam-
tektur dort jeweils gespielt men: Die Energiekrise und
hat. So haben wir entdeckt, das Öko-Bewusstsein der
dass es in den USA in den 1970er-Jahre haben, bis heu-
1960er-Jahren eine Gegend te, die Bauten in ein Wärme-
gab, in der eine Dieselmoto- dämm-Mäntelchen gepackt.
renfabrik die Architektenho- Gleichzeitig konnte sich im
norare für Bauten der öffentli- Westen niemand mehr die
chen Hand übernahm, wenn extrem aufwendigen Holz-
die Entwerfer aus einer Liste schalungen leisten, die in den
bekannter Namen bestand. 1960ern beispielsweise die
ESO STERNWARTE, MÜNCHEN
So kamen dort Eero Saarinen, Kirchenbauten von Gottfried Architekt: AUER WEBER, Stuttgart
Cesar Pelli, Robert Venturi, Böhm und vielen anderen
Robert Stern, John Johansen, buchstäblich geprägt haben.
Gunnar Birkerts oder Ieoh Gleichzeitig sorgten die Flä- Ein abgestimmtes System aus Band
Ming Pei zu Aufträgen. chenabrisse von gründerzeit- und Aufnahmeelement. Mit geprüfter
lichen Wohnquartieren und Sicherheit durch CE-Zertifizierung.
B : Nach welchen Kriterien der Bau von Trabantenstädten
haben Sie die ausgestellten für einen immensen Vertrau-
Projekte ausgewählt? ensverlust in die moderne
O E : Wir haben versucht, Architektur. Obwohl brutalis-
folgende Kriterien gegenein- tische Bauten ja häufig die
ander abzuwägen: Erstens: Diven in einem Meer von Mit- VARIANT® VX
die Identifizierung der wich- telmaß waren, wurden sie von gBelastungswerte bis 400 kg
tigsten Länder innerhalb der der generellen Ablehnung gkomfortable 3D Verstellung
Regionen in Bezug auf eine und dem absolut notwendi- gvielfältige Oberflächenvarianten
brutalistische „Szene“ oder gen Kurswechsel hin zur gfür Holz,- Stahl- und
Aluminiumzargen
einen Diskurs und zweitens: Stadtreparatur voll erfasst
die Berücksichtigung früher und niemand wollte mehr in
wie späterer Projekte, also Monster investieren.
www.simonswerk.com
38
Geschlossenes
Äußeres, offenes
und kommunika-
tives Inneres: der
Hafven in Hannover
40 Ideen 3
E
vornehmen“, so Raczkowski, „wenn etwas erst der Beton habe introvertierte Räume
nicht funktioniert, reißen wir es wieder geschaffen, die sich zum Hof hin öffnen
ein.“ Sie selbst braucht wie viele andere und sich dadurch gut für konzentriertes
hier nur einen Laptop und ein Handy zum Arbeiten eignen. „Das Haus ist eine Her-
Arbeiten und bewegt sich den Tag über ausforderung“, sagt Pauline Raczkowski
durch die Räume, sitzt mal hier, mal dort. über die Architektur und deren Aneig-
Ihr Traum ist es, im kommenden Jahr im nung. „Doch die Herausforderung tut gut.
„in eigenes Büro könnte ich mir gar nicht dann grünen Innenhof zu arbeiten. Der ist Das Haus bildet die rohe Leinwand, auf der
leisten“, sagt die zweiunddreißigjährige als Urban-Gardening-Projekt konzipiert wir uns austoben.“
Stella Dobewall. Und Homeoffice sei ihr zu und kommt vor allem dem Café zugute, Im Quartier stößt der Koloss wegen seiner
einsam. Die freie Szenografin arbeitet lie- das Herz, Treffpunkt und Bühne des Haf- hermetischen, fast brachialen Anmutung
ber im Coworking Space und sitzt mit ih- vens ist – und auch eine Transitzone. Nach nicht überall auf Gegenliebe. „Sicher, das
rem Laptop stets im Zentrum des Gesche- dem Espresso geht es von hier aus zu den Haus provoziert“, sagt Raczkowski dazu.
hens. Dobewall ist eine von gegenwärtig Arbeitsplätzen. Im Sommer werden die „Aber wir versuchen, seinen Zweck zu er-
rund 730 Coworkern, die seit September Mitarbeiter des Cafés Tomaten und Kräu- klären, und arbeiten an seiner Öffnung
2016 in Hannovers Nordstadt die Arbeits- ter ernten, die im Rahmen eines Flücht- zum Quartier.“ Regelmäßig finden des-
welt der Zukunft testen. An der Kreuzung lingsprojekts in Hochbeeten angepflanzt halb Kulturveranstaltungen statt, der Haf-
eines kleinteiligen Gewerbegebiets gele- wurden. Die Verwendung regionaler Pro- ven sei zwar kein rein lokales Projekt, aber
gen und in fußläufiger Entfernung zur im- dukte ist dabei kein hohles Label, sondern eben lokal angebunden.
mer hipper werdenden Quartiersmeile Anspruch der Hafven-Food-Community.
Engelbosteler Damm sowie in Rufweite Trend-Spielwiese
der Leibniz Universität sitzen sie gemein- Einfach und komplex
sam in einem grauen Monolithen aus Be- In den Werkstätten ist es möglich, Kleinst-
ton, genauer gesagt im Hafven. Der ist die So geschlossen der Bau von außen wirkt, s e r i e n vo n P ro d u k t e n h e r z u s t e l l e n,
Speerspitze des Coworkings mit einem so offen empfängt er die Menschen in sei- 300.000 Euro Maschinenwert stehen zur
bundesweit einmaligen Konzept und ei- nem Kern. Entworfen wurde er vom jungen Verfügung. Deshalb entdecken auch Kon-
nem Architektur-Statement, das es in sich Berliner Architekturbüro Mensing Timofti- zerne wie Bosch oder KPMG den Hafven
hat. ciuc. Ihr erst zweites realisiertes Projekt und schicken Mitarbeiter dorthin. „Es geht
erhielt 2017 gleich eine Anerkennung um Innovationsmanagement“, sagt Ge-
Die Mischung machts beim Deutschen Architekturpreis und schäftsführer Jonas Lindemann dazu. „Die
schaffte es auf die Shortlist des DAM-Prei- Leute sollen kreative Luft schnuppern.“ So
Coworker müssen Mitglied im Hafven wer- ses 2018. gewinne man heute den Kampf um Talen-
den, die monatlichen Kosten zwischen „Der Hafven war ein total rationales Pro- te. Auch Pauline Raczkowski ist von der
zehn und 190 Euro sind moderat und vari- jekt“, sagt Marius Mensing, einer der Part- Zukunftsfähigkeit des Konzepts überzeugt:
ieren je nach gebuchtem Kontingent. 70 ner des Berliner Büros. Es sei zwar ein kom- „Die Erfahrungen zeigen, dass die Bedürf-
Arbeitsplätze stehen zur Verfügung, vom plexer Raum, der in der Wahrnehmung nisse der Menschen danach, ihr eigenes
Schreibtisch bis zur CNC-Fräse. Was es al- schwer zu verstehen sei und dessen Les- Ding zu machen, steigen. Sie wollen das
lerdings nicht gibt sind Einzelbüros. Über barkeit man sich erst erarbeiten müsse, Arbeitsleben stärker selbst bestimmen.“
ein Community-Management werden Ar- der aber doch ein einfaches Regelwerk Der Hafven ist Spielwiese dieses Trends,
beitszeiten online organisiert, im Bürobe- habe. Auf drei Geschossen, ähnlich wie in die Vision eines flexiblen, selbstbestimm-
reich des Open Space oder in den Werk- alten Stockwerk-Fabriken, orientieren ten Arbeitslebens wird hier tagtäglich er-
stätten des Maker Space kommt man sich sich die Räume auf durchlaufenden Ge- probt. Die Architektur transzendiert die
so nicht in die Quere. „Bei uns trifft Pro- schossdecken um einen zentralen Innen- Idee des Work in Progress und schafft so
grammierer auf Grafiker auf Schreiner- hof. Die 25 Zentimeter starken Betonau- einen Zukunftsort.
meister“, sagt Hafven-Geschäftsführer ßenwände erlauben es den Nutzern, bei Stella Dobewall, die hannoversche Free-
Jonas Lindemann über das Konzept. Bedarf Löcher zu bohren, dazu kommen lancerin, ist jedenfalls begeistert von ih-
„Wenn die im Hafven gemeinsam Mittag Ausbauwände aus Kalksandstein im In- rem Arbeitsplatz: „Ich muss mich hier nicht
essen, entstehen Ideen, die es so sonst nern – Leichtbauwände hätten nicht zum festlegen, sitze jeden Tag woanders, ar-
nicht gegeben hätte.“ Lindemann, der in rauen Charme des Hafvens gepasst. „Wir beite gern. Ich treffe neue Leute und alte
den USA und Australien selbst 14 Monate haben nach der Kraft alter Produktionsge- Bekannte, lasse mich inspirieren und auch
Coworking ausprobierte, ist der Meinung, bäude gesucht. Wir wollten eine moderne mal ablenken. Ich genieße die Atmo-
dass vor allem der Austausch der Nutzer Halle, und wir wollten die Gegend mit ei- sphäre. Der Hafven, das sind meine Kolle-
entscheidend für den Erfolg eines solchen nem besonderen Typus bereichern“, sagt ginnen und Kollegen, das ist auch ein
Projekts sei. „Ein stylishes Loft mit Desig- Mensing über das Gebäude. Stück Zuhause.“
nermöbeln allein nutzt nichts. Geile Leute
mit geilen Ideen, darum geht’s.“ Derzeit Aneignung des Orts Pläne auf der
feilen 20 Start-ups im Hafven an ihren Ide- folgenden Seite
en. Die ungewöhnliche Geometrie des Hau-
„Wenn viele zusammenkommen, werden ses ergibt sich aus dem schwierigen
die Ideen größer“, sagt auch Pauline Ra- Grundstückszuschnitt und aus der hetero-
czkowski, die im Hafven zuständig für die genen Nachbarschaftsbebauung. Die
Kommunikation ist. „Und, obwohl dies ge- Fassade steigt über dem Eingang pultartig
sellschaftlich meist noch immer streng an, um die umliegenden Höhen aufzuneh-
getrennt wird, sind Kopf- und Handarbeit men, während die vertikalen Schlitze der
bei uns gleichberechtigt.“ Dieser Ansatz Fenster an die Kolossal-Ordnung alter Fa-
ist bundesweit einzigartig. „Wir wollen mit briken erinnern. Ursprünglich hatten die
dem Konzept aber keine starre Setzung Architekten mehr Glas vorgesehen, doch
46 Ideen 3
Coworking
M 1: 2 0 0 0
Lageplan
Der Ort
FOTOS VON OBE N: HANNE S BUCHHOL Z , LUCAS THORE NSSE N, SASCHA WOLTE RS; FOTO LINKS: HÉ LÈ NE BINE T
Der Hafen fügt sich
in die heterogene
Bebauung von
Hannovers Nord-
stadt ein und nimmt
dessen unterschied-
liche Gebäude-
höhen auf. Er liegt
an der Kreuzung
eines kleinteiligen Seit September Herz, Treffpunkt und
Gewerbegebiets 2016 arbeiten rund Bühne des Hafvens
und in fußläufiger 730 Coworker im ist. Im Innenhof
Entfernung zur Hafven. Dort gibt es wird Gemüse im
Quartiersmeile 70 Arbeitsplätze – Rahmen eines
Engelbosteler- vom Schreibtisch Flüchtlingsprojekts
Damm sowie in Ruf- bis zur CNC-Fräse. angepflanzt.
weite der Leibniz Zum Projekt gehört
Universität. auch ein Café, das
47
C A . M 1:5 0 0
Schnitt A — A Schnitt B — B
C A . M 1:5 0 0
1. Obergeschoss 2. Obergeschoss
Erdgeschoss Untergeschoss
M THE
ZU M
R
A
H
LE
E
M
BAU
SE N SIE
MEISTER.
G.
DE
O
L
B N
UN
SE REM
Früher war Arbeit meist ortsabhängig – Vollzeit und unbefristet. spiel dafür ist die sogenannte CPHØ1. Unter diesem Namen hat der
Heute hat die digitale Revolution den Arbeitsmarkt komplett um- australische Architekt Marshall Blecher zusammen mit Studio Fok-
gekrempelt: Man kann von Hong Kong aus seine Kunden in Berlin strot eine 20 Quadratmeter große Insel für den Hafen von Kopen-
beraten, in Bali die Marketingstrategie einer amerikanischen hagen entworfen. Sie besteht aus Holzplatten, recycelten Plastik-
Fluggesellschaft entwickeln oder von Kapstadt aus einen spani- flaschen inklusive einer sechs Meter hohen Linde und steht jedem
FOTO: AIRFLIX
schen Onlineshop gestalten. Dafür wird nur eine Sache benötigt: zum Grillen, Campen oder einfach nur zum Faulenzen zur Verfü-
eine gute WLAN-Verbindung. Mit der können die „Digitalen Noma- gung. Und natürlich kann man dort auch arbeiten – falls man es
den“ auf jeder einsamen Insel an ihren Projekten arbeiten. Ein Bei- schafft, den Laptop trocken auf die Insel zu bringen.
Subscribe
now!
TOPOS MAGAZINE.COM/SHOP
50
Neudenker haben’s
auch nicht leicht
Kritik:
Alexander Gutzmer
Ideen 4 bis 6 51
I
turfirma im Team für sich arbeiten lässt – schichte und Gegenwart der Planung im
am Neubau der Weltzentrale in Mountain Valley ergründen. Die Forscher formulie-
View (Kalifornien) genauso wie in London, ren auch klare Forderungen an Unterneh-
wo die beiden Büros die neue Europazen- men und Regionalpolitik: mehr Ansied-
trale errichten. lungen von Unternehmen in den (ja durch-
aus existierenden, wenn auch kleinen)
Woran anknüpfen? Zentren, weniger isolierte Firmensitze.
m deutschen Architekturdiskurs ist der Be- Stärkere Investments in den öffentlichen
griff „Silicon Valley“ natürlich negativ Dabei erscheint aus europäischer Sicht lo- Nahverkehr und mehr Ansiedlungen von
konnotiert. Hier gilt als „kritisch“ oder gischerweise das London-Projekt leichter A rbei t splä t zen rund um bestehende
wohlinformiert, wer dem Treiben großer nachvollziehbar. Es gliedert sich ein in Bahnhöfe. Breiter gestreute Wohnungs-
Unternehmen in den USA mit Skepsis be- den Kanon der „europäischen Stadt“, den bauinitiativen. Und die Reduktion der Ab-
gegnet. Mit Erleichterung dürften viele wir hierzulande gerne bemühen. Im Sili- hängigkeit vom Individualverkehr. Jede
Beobachter da die Missstimmung notiert con Valley gibt es keine konzentrische Forderung für sich genommen kommt
haben, die Norman Fosters Apple-Firmen- Stadt, in die sich die Firmenzentralen ein- nicht mal besonders originell daher. Zu-
sitz unter einigen Mitarbeitern ausgelöst gliedern könnten. Überhaupt erscheint es sammen aber sind sie sinnvoll, um dem
hat. „War klar, sobald es an die Architek- schwer, sinnvolle Ideen wie städtische Valley auch raumplanerisch etwas von
tur geht, versagen die“, so der Tenor. Mein Eingebundenheit oder Bezug auf lokale jener Dynamik zu geben, die in den Fir-
Vorschlag an dieser Stelle dennoch: ge- Parameter zu realisieren, wenn mit Aus- men selber herrscht.
nauer hinschauen. Was man dann sieht, ist nahme von San Francisco nur wenige de-
D
nämlich überraschend wenig homogen. zidiert urbane Parameter vorhanden sind
Denn letztlich sind Apple, Facebook und (und nach dort sind es von Palo Alto aus
Google sehr unterschiedliche Unterneh- noch 50 Kilometer). Der Schritt hin zu ei-
men. Und unterschiedlich fallen folgerich- nem eigenen Campus, also letztlich der
tig auch die architektonischen Projekte Simulation urbaner Mechanismen unter
der Giganten aus. Ausschluss von Öffentlichkeit, ist da ir-
gendwie naheliegend. Aber er repliziert
Formenliebe eine überkommene Typologie. Seit Eero as Silicon Valley ist der einzige Ort der
Saarinen in den 1950er-Jahren die „Bell Welt, der nicht versucht zu sein wie das Si-
Der „Apple Park“ in Cupertino ist weniger Laboratories“ auf die grüne Wiese zim- licon Valley“, formulierte einst der Grün-
ein „Park“ als ein fetischhaftes Kreisen um merte, wurden die USA zur prototypischen der des Ethernets, Robert Metcalfe. Er
die perfekte Form. Ein Raumschiff ist ge- Landschaf t für den Typus „Corporate meinte das positiv. Doch was mal eine
landet, proklamierte der mittlerweile ver- Campus“. Groß verändert haben sich die- Stärke war, könnte sich nun als Schwäche
storbene Firmengründer Steve Jobs, als er se bis heute nicht. Auch Apple Park ist kein entpuppen. Aus Planungssicht täte etwas
das Projekt im Stadtrat präsentierte. Ein Schritt in eine völlig neue Dimension. Und mehr (ganzheitliche) Nabelschau der
Statement, das zeigt, wie verliebt Jobs und die Frage stellt sich, durch welche Art Wiege der Digitalwelt gut.
Foster in die Form des Gebäudes waren. räumlicher Reibung den Appleianern die
Was passt, denn letztlich ist Apple ebenso künftigen Großideen für die Städter der
sehr Designfirma wie Tec-Company. Welt kommen sollen. Und natürlich produ-
ziert der Apple Park Probleme. Die Ver-
A
kehrslage im Silicon Valley ist verheerend.
Apple hat genauso viel Platz für Autos ge-
plant wie für seine Mitarbeiter. So erzeugt
man weitere Verkehrsdramen. Das Projekt
wirkt daher bei einem Unternehmen, das
sich in der Zukunft der Automobilität en-
gagieren will (Stichwort Apple Car), et-
nders der Facebook-Campus in Menlo was, nun ja, konventionell.
Park. Eine Arbeitsmaschine, ein provozie-
A
rend unfertiges Konstrukt. Auch hier ein
Raumschiff? Vielleicht, aber dann eines,
das mehr mit den irritierenden Formen des
Kampfsterns Galactica zu tun hat als mit
einer elegant schwebenden Untertasse.
Auf jeden Fall passt dazu, dass Facebook
jetzt OMA mit der Planung eines ganzen
Stadtteils um den Campus herum beauf- lso: Den Status als Labor für Arbeitswelten
tragt hat. Hierbei sollen gerade auch der hat das Silicon Valley womöglich, den ei-
Wohnungsbau und die Anbindung an den nes urbanen Raumlabors sicher nicht.
öffentlichen Nahverkehr eine große Rolle Doch immerhin – im Valley kursiert zumin-
spielen. dest der Gedanke, dass dieser Status an-
Und Google (beziehungsweise Alphabet, zustreben wäre. Eine Forschungsinitiative
wie sich die Konzernmutter der Suchma- de r l oka l en Non-Pro f i t- O rgan i sa t ion
schine jetzt nennt): Das Unternehmen „SPUR“ zeigt dies. „Rethinking the Corpo-
scheint den Weg als Ziel zu begreifen. Dies rate Campus: The Next Bay Area Work-
zeigt sich schon daran, dass man mit BIG place“, so der Titel des Projekts, in dem
und Heatherwick zwei statt eine Architek- W issenscha f t le r und U rban isten Ge-
WEITER
52
I.
Apple Park die Planer die rund 12.000
Mitarbeiter untergebracht.
Es sollte der ganz große Viele von ihnen hatten aber
Wurf sein – und, verzeihen vorher Einzel- oder Zweier-
Sie mir das erwartbare büros. Einigen gefiel die
Wortspiel, eine runde neue Offenheit deshalb gar
Sache: das neue Firmen- nicht. Folglich protestierten
gebäude namens „Apple sie medienwirksam gegen
Park“, das Foster + Partners die neue Großraumsituati-
für rund 5 Milliarden US-Dol- on. Ein Blogger griff den
lar in acht Jahren realisiert Unmut auf – und die ganze
haben. Und eine Ikone ist gute Eröffnungslaune war
das neue Apple-Headquar- erst mal dahin. Die Kritik
ter ja auch. Die perfekte entzündete sich nicht zu-
Form, elegant, dynamisch. letzt an den sogenannten
Die Fassade gestalterisch „Pods“ – riesigen Gruppen-
beeindruckend. Geschaf- räumen mit geteilten
fen wurde sie mithilfe des Tischen, je Geschoss hat
deutschen Unternehmens der Apple Park 80 Pods.
Seele. Dieses produzierte Formal hat Apple bei deren
die 800 jeweils 15 Meter Gestaltung vieles richtig
hohen, gebogenen Glas- gemacht. Die Arbeitsplätze
paneele für die Außenwand sind akustikoptimiert, die
des Ufos. Tische aus weißer Eiche eig-
Ja, das Ufo stellt eine ful- nen sich zur Kollaboration.
minante architektonische Die Ausstattung stammt
Geste dar. Aber natürlich vom japanischen Designer
auch eine reichlich selbst- Naoto Fukasawa.
bezügliche. Eine Offenheit Großraum ja oder nein –
in Richtung Stadt oder vermutlich hätte Firmen-
Umfeld signalisiert diese gründer Steve Jobs die
260.000-Quadratmeter- Strahlkraft seines größten
Zentrale jedenfalls nicht. Produkts ungern auf diese
Sie agiert so autistisch wie Debatte beschränkt wissen
viele Apple-Produkte, die wollen, die so alt ist wie die
sich gegenüber Verlinkun- Idee, nicht jedem Mitarbei-
gen mit Nicht-Apple-Ob- ter sein eigenes Büro zu
BAUHERR: jekten ja auch nicht gerade stiften. Am Ende wird man
Apple
offen zeigen. wohl noch ein wenig am
ARCHITEKTEN: Kritik dieser Art dürfte Raumkonzept im Inneren
Foster + Partners
Apple erwartet haben. Eher feilen. Was so überraschend
GRÖSSE: überrascht sein dürfte das letztlich auch nicht ist. Ein
260.000 m2
Unternehmen hingegen von iPhone bekommt ja auch
FERTIGSTELLUNG: dem Unmut, den einige Mit- immer mal ein Update
2017 arbeiter zur Arbeitssituation verpasst.
STANDORT:
im Inneren äußerten.
Cupertino, USA In Großraumbüros haben
WEITER
Ideen 4 bis 6 53
Lageplan
54 Ideen 4 bis 6
Erdgeschoss
M 1:5 0 0 0
Untergeschoss
55
Das Ufo ist mittlerweile gelandet, Bilder
vom Gebäude sind aber rar.
VISUALISIE RUNGE N: FOSTE R + PARTNE RS
II.
Facebook Willow über den neuen Bauherrn.
Campus Für Facebook zu planen sei
aufregend, weil der Innova-
Wie eine Arbeitsmaschine tionsgeist des Unterneh-
wirkt das vom Büro Frank mens sich auch in Richtung
Gehry gestaltete Haupt- räumlicher Konnektivität er-
quartier Facebooks in Men- strecke.
lo Park. In seiner bewussten Die Stadt- und Regionalpla-
Schroffheit signalisiert es nung als Ausdruck eines
durchaus so etwas wie Of- ganz neuen, an Verbindun-
fenheit für künftige bauli- gen orientierten, ganzheit-
che Veränderungen. lich denkenden
Gearbeitet werden soll Unternehmens? Das kann
nicht nur in, sondern auch man so sehen. Man kann
mit diesem Gebäude. An- hierin aber auch eine ganz
ders als im Apple Park ist traditionelle Auffassung von
hier keine glatte Ikone ent- Unternehmertum entde-
standen, sondern ein Ge- cken: Im 19. Jahrhundert
bäude, das Fragen stellt haben Unternehmen schon
– auch an seine Umgebung. einmal großflächig sozial
Nur konsequent erscheint motivierte Arbeitersiedlun-
es da, wenn das Unterneh- gen realisiert. Außerdem
men Facebook sich nun sind womöglich Bezüge
auch planerisch mit dieser zum Modell „Gartenstadt“
Umgebung befasst. Rem von Ebenezer Howard zu
Koolhaas’ Firma OMA soll entdecken. Insgesamt
deshalb einen Masterplan 1.500 Wohneinheiten sollen
für ein ganz neues Dorf ent- entstehen. 15 Prozent davon
werfen, das sich an den Fir- sind für Mieten unter dem
mensitz in Menlo Park Marktpreis vorgesehen. Die
anschließt. Über 220.000 sinnvolle Idee: das Berufs-
Quadratmeter Land hat Fa- pendeln Richtung Menlo
cebook dafür gekauft – den Park zurückzufahren. Au-
früheren „Menlo Science & ßerdem soll das höhere
Technology Park“ südlich Maß an Wohndichte mittel-
vom Hauptsitz. Der neue, fristig auch für mehr öffentli-
„Willow Campus“ genannte chen Personenverkehr in
BAUHERR: Stadtteil soll vor allem Richtung Menlo Park sor-
Facebook
Wohnraum und öffentlich gen. Die erste Bauphase
ARCHITEKTEN: nutzbare Funktionsgebäu- soll bereits im Frühjahr 2021
OMA
de schaffen. Knapp 12.000 abgeschlossen sein.
GRÖSSE: Quadratmeter sind für
220.000 m2
Shoppingflächen reserviert.
FERTIGSTELLUNG: Shohei Shigematsu, Chef
In Planung des New Yorker OMA-Büros,
STANDORT:
äußerte öffentlich schon
Cupertino, USA mal seine Begeisterung
WEITER
Ideen 4 bis 6 57
Ein Dorf für Facebook: der Willow
Campus im Silicon Valley
VISUALISIE RUNGE N: OM A
III.
Google werden und in welchem
King‘s Cross Central Maße sie auch der Öffent-
+ lichkeit zugänglich sind.
Google Eines sollten wir nicht ver-
Charleston East gessen: Der All-inclusive-
Ansatz, der auf nicht-urba-
Architektur ist immer auch nem Gelände im Silicon
eine Frage der Perspektive. Valley Sinn macht, mag im
Die Visualisierungen für das servicemäßig hyperer-
neue Europa-Headquarter schlossenen London wie ein
von Google demonstrieren Fremdkörper wirken. Bjarke
dies. Sie signalisieren einen Ingels betonte anlässlich
großen Wurf, ein drama- der Planvorstellung den
tisch bergab mäanderndes lokalen Charakter des
Stück Büroarchitektur. Doch Gebäudes. Dieser führe zu
die weiteren Bilder zeigen einer „kontextuell definier-
ein weitaus weniger aufre- ten Gebäudehülle“. Dane-
gendes – oder aufgeregtes ben kommt es ihm darauf
– Exempel Westlondoner an, möglichst viele Ver-
Gebäudegestaltung. Natür- bindungen zwischen den
lich definiert dieses Gebäu- Googlers auf den unter-
de sich nicht zuletzt über schiedlichen Geschossen
den Dachgarten. Daneben zu stiften. Mit dem neuen
beinhalten die 93.000-Qua- Gebäude macht Google
dratmeter eine Laufbahn die Gegend um King‘s Cross
und einen Pool – Mitarbei- ein Stück weiter zu „Google-
ter-Pampering, wie man es Land“. Gleich um die Ecke
von Google gewohnt ist. sitzt das Unternehmen näm-
Bis zu 7.000 „Googlers“ sol- lich künftig noch in zwei
len in dem Komplex in Kings weiteren Gebäuden. Schon
Cross arbeiten. Die kaska- heute unterhält der Techgi-
disch an- oder absteigende gant Büros im „6 Pancras
Struktur beginnt mit sieben Square“ von Wilmotte &
und endet bei elf Geschos- Associés (Paris). Darüber
sen. Eine diagonale Treppe hinaus baut man einen
zieht sich am gesamten weiteren Elfgeschosser in
BAUHERR: Gebäude von Stockwerk Westlondon, dieses Mal
Google eins bis elf entlang, der nach Plänen von Mossessi-
ARCHITEKTEN:
Dachgarten überspannt an Architecture (London).
BIG das gesamte Gebäude. Mit dem Londoner BIG-
Heatherwick Studio
Daneben dürfen sich die Heatherwick-Entwurf ver-
GRÖSSE: (ohnehin verwöhnten) Mit- sucht Google etwas, was in
80.819 m2
arbeiter über einen Event- der kalifornischen Bay Area
FERTIGSTELLUNG: bereich, ein Fitnesszentrum leichter von der Hand geht
In Planung und diverse Cafés freuen. als in der Themsemetropo-
STANDORT:
Man wird sehen, ob diese le: die Schaffung einer
King‘s Cross, London Angebote wirklich genutzt eigenen, campusähnlichen
WEITER
Ideen 4 bis 6 59
Das Google King‘s Cross Central
in London
VISUALISIE RUNGE N: BIG
BAUHERR:
Google
ARCHITEKTEN:
BIG
VISUALISIE RUNGE N: BIG
Heatherwick Studio
GRÖSSE:
600.000 m2
FERTIGSTELLUNG:
In Planung
STANDORT:
Mountain View, USA
61
Der Campus Charleston East von
Google in den USA
62
Oben:
Zehrt immer noch von vergangenem
Ruhm – der Kur- und Wintersportort Bad Gastein
Links:
Auch im Winter schön – Sonnenbaden auf der
Panoramaterrasse. Unten: Trotz vieler Sammlerstücke
und Designaccessoires in Empfang, Bar und
Restaurant sind die Gästezimmer angenehm schlicht
ausgestattet.
Hotel Miramonte
Bad Gastein
Orangerie
des IT-Zeitalters
E
ines von weltweit zwölf Innovationszent-
ren des Software-Weltmarktführers SAP
steht im Norden Potsdams am Jungfern-
see, ein respektables Bürogebäude, des-
sen bemerkenswerte Innenausstattung
vom Stuttgarter Architekturbüro Scope
entwickelt wurde. Nebenan ist jetzt ein Er-
weiterungsbau nach dem Entwurf von
Scope entstanden, das Innovation Center
2.0, der nun auch architektonisch ein Aus-
rufezeichen setzt. Es ist kein massives Ge-
bäude, sondern eine Art gläsernes Regal
mit einem signifikanten Diagonalstützen-
system und auskragenden Geschossebe-
nen – gebaute Offenheit, gebaute Trans-
parenz, gebaute Nonchalance. Ringsum
ist noch alles grün, während in der Nach-
barschaft weitere Bürobauten in die Höhe
wachsen, und zumindest im Winter fällt
der Blick durch die Uferbäume auf den
Jungfernsee. Das Gebäude zelebriert das
Naturerlebnis und den Rundumblick über
Landschaft, See und eigenen Gar ten
durch eine geschosshohe Verglasung, die
große Dachterrasse und einen Tiefhof mit
Sitztreppe.
WEITER
70 Ideen 7
F
rierte, mit dämpfendem Teppichboden
ausgestattete klassische Meeting Rooms
nutzbar sind. Im Untergeschoss stehen ein
Konferenzraum und ein Telepräsenzraum
mit Bildwänden zur Verfügung, in dem Lageplan
weltweite Videokonferenzen in High-End-
Bildqualität möglich sind. Dass die smar-
ten Digital Board Rooms aus der Zeit gefal-
lene, Potsdam-spezifische Bezeichnun-
gen wie „Orangerie“, „Sanssouci“ und
ast könnte man meinen, dass derartige
Angebote kontraproduktiv sind und sich
die Mitarbeiter durch die vielfältigen Zer-
S
„Marmorpalais“ tragen, wird wohl nur die-
jenigen überraschen, die noch nicht vom
Engagement des SAP-Chefs Hasso Platt-
ner für die Rekonstruktion des historischen
streuungsangebote – vom Café im Erdge-
schoss bis zu den Schaukelstühlen auf der
Dachterrasse – von der Arbeit abgelenkt
fühlen müssten. Doch heute weiß man,
A
Potsdams gehört haben.
M 1:5 0 0
Querschnitt
BAUHERR:
SAP SE
ARCHITEKTEN:
SCOPE Architekten
MITARBE ITE R:
Oliver Kettenhofen,
Mike Herud,
Andreas Witte,
Christine Ackermann,
Lachezar Hristov
und
Sophia Zouros
TRAGWERKS-
PLANER:
Gruninger + Schrüfer
Beratende
Ingenieure GmbH
3. Obergeschoss Erdgeschoss
LANDSCHAFTS-
ARCHITEKTEN:
Topotek 1
BAUPHYSIK:
GN Bauphysik
FERTIGSTELLUNG:
2016
STANDORT:
Konrad Zuse Ring 8,
Potsdam
M 1:5 0 0
1. Obergeschoss Untergeschoss
73
3
Fragen:
SEITE
74
Wie werden wir
künftig arbeiten?
SEITE
78
Wie sieht er
aus, der perfekte
Arbeitsplatz?
SEITE
84
Wer rettet
Hertzberger und
Eiermann?
74
Fragen 1 75
Wie
werden
wir
künftig
arbeiten
Simester, D. 2016:
The Lost Art of Thinking
in Large Organizations.
In: MIT Sloan Manage-
ment Review 57.4
78 Fragen 2
Wie
sieht er aus,
der
perfekte
Arbeitsplatz
Factory to family
WEITER
80 Fragen 2
Mittelpunkt der Betrachtun- damit endgültig für die Loslö- enthaltsqualität des campus-
gen, und als Loslösung vom sung des Arbeitsplatzes von ähnlichen Geländes bedeut-
bisherigen, starr linearen Sys- der Fassade. Teppich als Ver- sam. Was im Larkin Administ-
tem entwickelte Wright die legeware und erste System- ration Building in Ansätzen
Idee des „Deep Plans“, eines möbel halfen dabei, die vorhanden war, setzte sich
großen, offenen und somit Raumakustik und Zonierung hier fort: Pools, Bars, Tischten-
flexibel nutzbaren Büroraums. dieser tiefen Büroflächen in nis, Bücherei, Wäscherei,
Seine naturbezogen und den Griff zu bekommen. Bowling, Tennis, Cafeteria,
emotional vielfach als „Wald- Kurse für Fremdsprachen, Sin-
lichtung“ mit „pilzähnlichen“ Rasterarchitektur gen oder Autoreparaturen
Stützen beschriebene, intro- dienten zum einen der Mitar-
vertierte Gestaltung setzte Das Connecticut General Life beitermotivation, zum ande-
die neuen Anforderungen Insurance Building von 1957 ren der Attraktivität des Ar-
und veränderten Sichtweisen zeigt dieses Zusammenspiel beitgebers auf dem Land.
nicht nur funktional, sondern meisterhaft. SOM hatten hier Das Action Office von
auch motivisch-thematisch das Rastermaß der abge- Kampf dem Chefbüro George Nelson
um. In der Folge rückte der hängten Decke als Grundmo-
Team-Gedanke in den Fokus dul zugrunde gelegt. Danach Auch in Europa dachte man
von Unternehmen und Wis- richteten sich alle weiteren in der Nachkriegszeit zuneh- zeit. Die große, flexibel orga-
senschaft: Teamarbeit wurde Elemente – vom Schreibtisch mend über Arbeitsräume nisierte und frei gestaltbare
als mögliches Modell unter- über den Stauraum bis zur nach. Zur Optimierung der Bürofläche stellte somit einen
sucht, um der fehlenden Mit- Trennwand und der Anord- Arbeitsabläufe in den sich Paradigmenwechsel dar,
arbeitermotivation und der nung ganzer Teams, die in manifestierenden Strukturen räumliche Anpassungen auf
Strenge der Fließbandkon- diesem typischen Gebäude des Deep Plans analysierten veränderte Arbeitsprozesse
zeption entgegenzuwirken. des Deep Plan flexibel grup- die Organisationsberater des konnten nun erstmals aus-
Flexible, rekonfigurierbare piert werden konnten. Quickborner Teams (QT) den schließlich durch die Einrich-
tung abgebildet werden.
Das Quickborner Team war
konsequent in seinem Tun. Im
Kampf um die optimale Büro-
optimierung kratzten sie
auch am Tabu des Einzel- und
Chefbüros, da es der Verkür-
zung der Bearbeitungszeiten
nicht zuträglich ist. Ein weg-
weisendes Beispiel für die so-
genannte „Bürolandschaft“
ist die Osram Hauptverwal-
tung in München von Walter
Henn aus dem Jahr 1962. Der
FOTOS: OBE N RECHTS: © VITR A DE SIGN MUSE UM , NACHL ASS GEORGE NE L SON; UNTE N LINKS: HE INRICH HE IDE RSBE RGE R
im Deep Plan immanente Au-
ßenraumentzug führte in die-
ser Zeit auch zu einer neuen
Fokussierung auf den Arbeits-
platz und das Möbel als Be-
zugseinheit.
Aus dieser Erkenntnis heraus
entwarf George Nelson, seit
1946 Chefdesigner bei Her-
man Miller, das „Action Of-
fice“. Aus verschiedenen,
modulartigen Elementen be-
Die Osram-Hauptverwaltung von Henn Architekten stehend, konnte es frei zu-
sammengestellt und der Ar-
beitssituation entsprechend
Arbeitsgruppen lösten das li- Um ein derart durchdachtes, Papierfluss im Büro. Das Er- angepasst werden. Von 1964
neare Büro des Taylorismus integriertes Design erreichen gebnis war eine grafische an hergestellt, war es zwar re-
ab. Auch die technischen In- zu können, musste sich auch Darstellung der Prozessab- volutionär in Konzept und Wir-
novationen dieser Jahre be- der Planungsprozess ändern: läufe im individuellen Büro- kung, wurde aber 1971 auf-
einflussten die Entwicklung Erstmals bestand das Pla- betrieb, die räumlich umge- grund geringer Verkaufszah-
der Büroarchitektur: Leucht- nungsteam nicht nur aus Ar- setzt wurde: kleine, leichte len wieder eingestellt.
stofflampen, Klimaanlagen- chitekten und Fachplanern, Schreibtische, die organisch Robert Probst entwarf daher
technik und abgehängte De- sondern wurde auch um In- anhand des Papierflusses an- 1968 das ökonomischere
cken erlaubten erstmals eine nenarchitekten und Organi- geordnet wurden, verkürzte „Action Office II“, welches
flexible Versorgung von Licht, sationsberater erweitert. Laufwege und eine daraus die Module an freistehende
Luft und Strom über ganze Bü- Neben dieser konsequenten resultierende, deutliche Ein- und beliebig konfigurierbare
roflächen hinweg und sorgten Gestaltung ist auch die Auf- sparung der Bearbeitungs- Wände koppelte. Das System
81
eignete sich hervorragend
zur flexiblen Organisation der
Bürolandschaften in Groß-
raumbüros und war enorm
erfolgreich.
Schnell wurde aus dem Ac-
tion Office eine Box – allein
40 Millionen Angestellte in
Amerika arbeiteten bis 1998
im sogenannten „Cubicle“.
Es ist bis heute ein mit extrem
negativen Assoziationen und
Beispielen belegtes Synonym
für Büroarbeit und wird leider
nur noch selten mit dem fort-
schrittlichen, flexiblen und
offenen Konzept assoziiert,
als das es eigentlich gedacht
war.
WEITER
82
In ausgewogener Balance durchaus ernst. Mit der Mani-
von starker Unternehmensi- festation dieses inzwischen
dentität und jeweiligem Regi- globalen Verständnisses von
onsbezug entstehen Büroar- „neuer Arbeitswelt“ entste-
chitekturen mit spielerischer, hen in großer Geschwindig-
zumeist bunter und extremer keit neue Büroformen. Nach-
Gestaltsprache. Sie richtet dem die Nachteile des von
sich klar an ihrer Zielgruppe vielen beschworenen Home-
aus: junge, gut ausgebildete office deutlich geworden
Mitarbeiter, oft direkt von der sind, entstehen seit dem
Universität kommend. Für sie Jahrhundertwechsel soge-
wird auch bei Google das nannte „Third Places“, Orte
Konzept eines umfassenden der Wissensarbeit neben Büro
Nutzungsangebots verfolgt: und Homeoffice. „Coworking
Neben dezentralen „Micro- Spaces“ werden überall er-
kitchens“ mit kostenfreiem öffnet ( Seite 20 und S. 38), in
Essen sind Sportangebote, Kombination mit „Maker
gesundheitsfördernde und Google Office in Tel Aviv von Camenzind Evolution Spaces“ kann Erdachtes
zum Alltag benötigte Funktio- gleich prototypisch produ-
nen Teil der Bürowelt: So sol- ziert werden.
len Kommunikation und Moti- ten Fabrikgebäude mit dem men. Die neue Hauptverwal- In Deutschland stand das
vation der Mitarbeiter in einer Konzept des Activity Based tung der Sparkasse LeerWitt- „Beta-Haus“ im Jahr 2009 am
hart umkämpften Branche Working und einem Werk- mund zeigt sich jüngst mit Anfang dieser Entwicklung.
gesteigert, aber auch deren stattcharakter eine neue vielfältigen Raumangeboten Aber: All dies betrachtet noch
Effektivität erhöht werden. Identität. und einem gemeinsamen vor allem den statischen Ort
Auch in Deutschland setzt Aber nicht nur aufstrebende Schreibtisch für alle drei Vor- der Arbeit. Für eine qualitati-
sich dieser Trend mehr und Unternehmen der New Eco- stände. Man meint das Vor- ve Gesamtbetrachtung müs-
mehr durch. 2014 eröffnet nomy bedienen sich dieser haben, den Standort in der sen jedoch auch temporär
„Soundcloud“ in Berlin (Seite Methoden, längst ist die Ent- strukturschwächeren Gegend wählbare Arbeitsplätze mit in
14). Dort gaben die Innenar- wicklung auch in der Mitte Ostfrieslands auf diese Weise die Betrachtung einbezogen
chitekten von Kinzo einem al- der Gesellschaft angekom- perspektivisch zu gestalten, werden: Arbeiten in Cafés,
FOTOS: OBE N: BOBAK HA‘E RI CC-BY-SA-3.0; UNTE N: ITAY SIKOL SKI FÜR EVOLUTION DE SIGN
WEITER
Fragen
3
WEITER
87
Die Grundidee für das Ge- veränderten Nutzungsprofi- kein Kunstwerk sein, an dem
Über die bäude der Centraal-Beheer- len gerecht werden. Das Ge- keine Veränderungen vorge-
Versicherung besteht darin, bäude ist als ein geordnetes nommen werden dürfen, son-
Zukunft des ein Raummodul von 9 x 9 Me- Gebilde gedacht, dessen dern eine Struktur, die unter-
tern als Basiskomponente Grundstruktur aus einer im schiedliche Inhalte aufneh-
Centraal stetig zu wiederholen. Die
Größe bemisst sich daran,
gesamten Komplex weitge-
hend unveränderlichen Zone
men kann, ohne jedoch ihr
eigenes Prinzip aufzugeben.
Beheer alle Komponenten des Pro-
gramms in einem Modul un-
besteht und einer dazu kom-
plementären variablen und
Angesichts der konstitutio-
nellen Offenheit des Entwurfs
terzubringen. Die Raummo- interpretierbaren Zone. Die für Veränderungen sind die
dule haben zwar eine cha- Grundstruktur trägt gewisser- jüngsten Vorschläge zum Um-
rakteristische Form, sind aber maßen den Gebäudekom- bau keineswegs unpassend.
nicht an bestimmte Funktio- plex in seiner Gesamtheit. Transformationen gehören zu
nen gebunden und daher va- Seitdem die Versicherungs- einem Gebäude grundsätz-
riabel interpretier- und nutz- gesellschaft Achmea aus lich dazu, eine Bewahrung
bar. Die Geschosse sind als dem Gebäude ausgezogen des ursprünglichen Zustands
„Inseln“ artikuliert, die über ist, beschäftigen wir uns mit nach Fertigstellung, wie sie
verschiedene, als Brücken Studien für eine multifunktio- vielleicht bei einem Kunst-
fungierende Elemente mitei- nale Nutzung, mit dem werk möglich ist, wäre in un-
nander verbunden und von Schwerpunkt Wohnraum. Da- seren Augen unangemessen.
offenen Räumen (Hohlräu- bei ist eine Ausrichtung auf Solange die Grundstruktur
Ein Vorschlag von men) umgeben sind. Insge- das Thema Nachhaltigkeit gewahrt bleibt, kann das Ge-
Herman samt weist der Komplex eine sehr wichtig. Da es vor allem bäude je nach wechselnden
Hertzberger durchbrochene Struktur auf, Raumbedarf für Bildungsein- Anforderungen neu ausge-
dessen verschiedene Ebenen richtungen und Wohnungen staltet werden. Neben der
räumlich miteinander ver- gibt, insbesondere für Stu- Möglichkeit, Dachgärten an-
bunden sind. Das Gebäude denten und für ältere Men- zulegen, eignen sich die
wurde von innen nach außen schen, wollen wir feststellen, Dachflächen auch für zusätz-
entworfen, die gleich großen in welchem Umfang entspre- liche, leichtgewichtige Mo-
Raummodule folgen in ihrer chende Programme in der dulaufbauten beziehungs-
Anordnung einem Schach- bestehenden Konstruktion weise für eine Installation von
brettmuster. Je nachdem, unterzubringen wären. Solarpaneelen in größerem
welche Nutzungsmöglichkei- Dass die Räumlichkeiten der Umfang. Jüngst angefertigte
ten in einem Abschnitt des Module sich für Bildungsver- Entwurfsskizzen zeigen das
Komplexes benötigt werden, anstaltungen nutzen lassen, Gebäude mit einer doppel-
können den Modulen jeweils ist auf den ersten Blick er- wandigen Glasfassade, ähn-
neue Funktionen zugeordnet sichtlich. Für Wohnungen sind lich einem Gewächshaus. Für
werden, sie sind insofern in- große Fassadenflächen wich- die Umwandlung in Wohnun-
terpretierbar. Gleichzeitig tig, das heißt, eine weitflächi- gen wäre eine stärkere Be-
sind sie trotz der Brückenver- ge Peripherie. Der vorhande- grünung der Außenflächen
In einem Telefonat bindungen von einem Meer ne Komplex dagegen hat viel sinnvoll, etwa durch das An-
mit unserem Redak- an Raum umgeben. Dadurch Raum im Inneren. Hier wäre legen von Gärten auf den
teur Alexander Russ entsteht ein großer „Gemein- eine erhebliche Verbesse- Terrassen oder dem Anbau
erzählte Herman schaftsraum“, dessen Atmo- rung durch das Anlegen von von Gemüse auf den umge-
Hertzberger von sphäre das Gefühl eines ge- Innenhöfen zu erzielen. Dafür benden Freiflächen. Neben
der Geschichte und meinschaftlichen Arbeitsor- müssten eventuell einige der den Einheiten mit Wohnungen
möglichen Zukunft tes vermittelt. Die Firmen- „Türme“ in der Mitte geopfert würden Freiflächen für kom-
seines Hauptwerks. struktur ist einem ständigen werden. Auf diese Weise ge- munale Dienste sowie für
Seine Gedanken Wandel unterworfen. Das länge es, die richtige Balance kleine Büros, Sport- und Bil-
brachte er für macht häufige Anpassungen zwischen außen- und innen- dungseinrichtungen oder
uns noch einmal zu der Größe einzelner Abteilun- liegenden Räumen zu schaf- vielleicht ein Restaurant be-
Papier. gen erforderlich. Vom Ge- fen. Restliche Freiraumflä- reitgestellt. Mit diesem ehr-
bäude wird erwartet, dass es chen in der Mitte könnten für geizigen Programm ließe sich
diese firmeninternen Verän- die Errichtung von Gemein- der Gebäudekomplex in eine
derungen raumorganisato- schafts- und Veranstaltungs- Mikrostadt verwandeln, was
risch auffängt. Gleichzeitig räumlichkeiten genutzt wer- in der Tat die Erfüllung jener
muss der Gebäudekomplex den. Die ursprüngliche Ent- Vision wäre, die in der frühen
als Ganzes in allen Aspekten wurfsidee des Gebäudes war Entwurfsphase angestrebt
und zu jeder Zeit funktionie- es, ein Ensemble von größen- wurde. Es wäre auch ein Be-
ren. Fortwährende Adaptier- begrenzten und funktional weis dafür, dass das Konzept
barkeit ist daher Vorausset- unbestimmten Raummodulen der interpretierbaren Raum-
zung des Entwurfs. Die einzel- zu schaffen, die auf unter- module, die, statt Funktionen
nen Komponenten müssen, schiedliche Weise genutzt zu erfüllen, Rahmenbedin-
um das Gleichgewicht des werden können. Der Entwurf gungen vorgeben und für
Systems insgesamt aufrecht- war also bereits auf zu erwar- Transformationen und unter-
zuerhalten, im Falle eines or- tende Umwandlungen einge- schiedliche Nutzungen offen
ganisatorischen Umbaus den stellt. Das Gebäude sollte sind, gelingen kann.
IBM-Hauptverwaltung von Egon Eiermann 88
Fragen
3
89
kleinteiligen, auf das Indivi- eingeschossiger Baukörper
duum bezogenen Maßhaltig- für die Kantine und das Gar-
keit. Die Funktionen sind nach tenensemble von Walter Ros-
„öffentlich“ und „privat“ ge- sow bilden das heute denk-
trennt. Gleichzeitig und na- malgeschützte Areal, wel-
hezu unbemerkt ist das Ge- ches bereits im Bebauungs-
bäude eine großmaßstäbli- plan eine Erweiterung um
che Bürolandschaft für mehr zwei weitere Pavillons fest-
als 1000 Mitarbeiter. „Das legte, um die geforderten
Gefühl, Teil einer Arbeitsge- 1650 Arbeitsplätze auf insge-
meinschaft zu sein, ohne in samt 3000 ausweiten zu kön-
der Menge verloren zu ge- nen. Die nahezu gleiche An-
hen“, war das erklärte Ziel zahl an Parkplätzen war da-
des Architekten. mals Bedingung. Verbunden
Ganz im Sinne der Partizipati- sind die Pavillons durch filig-
on und des bewusst unferti- rane Brücken und Übergän-
gen und „einfüllbaren“ Ge- ge, die gemeinsam mit den
bäudekonzepts wurden Mit- vorgelagerten Balkonum-
arbeiter zur Gestaltung ihrer gängen den feingliedrig li-
Arbeitsbereiche ermutigt. nierten Charakter der Ge-
Ihre Individualität sollte ge- bäude und vielschichtige
stärkt und mit privaten Ein- Sichtbeziehungen ermögli-
richtungsgegenständen zum chen.
Ausdruck gebracht werden. Anders als das Centraal Be-
Die von den Büros aus zu- heer beinhaltet das Nut-
gänglichen Dachterrassen zungskonzept eine Mischung
lassen das Bürogebäude tat- aus klassischen Einzel- und
sächlich zu einer vertrauten Großraumbüros. Die Einzel-
Umgebung werden, Nutzer büros sind introvertiert und
werden hier fast zu Bewoh- umlaufend um die Innenhöfe
nern. Bis heute ist es in einem angeordnet, die Gruppenbü-
bemerkenswert guten Zu- ros liegen extrovertiert an
stand. Zuzuschreiben ist das den Außenflächen der Pavil-
dem dreißigjährigen Mitspra- lons. Den sich ständig verän-
cherecht des Architekten und dernden Nutzungsanforde-
der wertschätzenden Haltung rungen des Unternehmens
des Bauherrn. Unter Denk- konnte während der gesam-
malschutz steht der Komplex ten Nutzungsdauer durch An-
bislang nicht. passungen der Grundriss-
strukturen entsprochen wer-
Kulturdenkmal IBM den, was die große Flexibilität
und Adaptionsfähigkeit des
Die ehemalige IBM-Haupt- Gebäudes zeigt.
verwaltung, auch Eiermann- Eiermann erlebte die Fertig-
Campus genannt, ist ein Kul- stellung nicht mehr, er starb
turdenkmal der Nachkriegs- am 19. Juli 1970. Die Baumaß-
moderne. Seine inselähnliche nahme wurde durch die Ar-
Lage in einem Waldgebiet, chitektengemeinschaft Kuhl-
umgeben von zwei Autobah- mann-Biró-Biró-Wieland wei-
nen und einer Hauptstraße, tergeführt. Einen vierten Pa-
war mit einer Freistellung der villon ergänzten die
Bauten zur Autobahn als ad- Architekten Kammerer Belz
ressbildende Planungsab- im Jahr 1984 nach dem Vor-
sicht bewusst gewählt. Eier- bild der drei bestehenden. Bis
mann entwickelte einen Ent- 2009 wurden die Gebäude
wurf in flacher Pavillon-Bau- von IBM, deren baukultureller
weise, die einerseits auf Fokus als Marketingstrategie
Topografie und Baumbestand lange Zeit gut funktionierte
Rücksicht nahm und anderer- und die sich weltweit mit Bau-
seits den funktionalen An- ten renommierter Architekten
sprüchen einer abschnitts- wie Eero Saarinen, Norman
weisen Errichtung der Bauten Foster oder eben Egon Eier-
Pavillon-Ensemble: und einer späteren Erweite- mann einen Namen gemacht
Die IBM-Haupt- rung genügte. hatten, in einem exzellentem
verwaltung von Drei freistehende, 60 mal 60 Zustand gehalten. Inzwischen
FOTO: IBM
Egon Eiermann in Meter messende Bürogebäu- ist der äußere Verfall aber un-
Stuttgart-Vaihingen de in Atriumbauweise, ein übersehbar, innen sind die
WEITER
90 Fragen 3
13
Lösungen:
SEITE
94
Mauerwerk
und Wand-
baustoffe
SEITE
102
Bad
+ REFERENZ:
FARBIGE SCHALTE R VON JUNG IM
FERIENHAUS
SEITE
FOTO: SU UND Z ARCHITE K TE N
10 0
94 Lösungen
1
Mauerwerk
und
Wandbaustoffe
Die Hersteller
von Mauer-
WWW.UNIPOR.DE
werkssteinen
beäugen arg-
wöhnisch, was
die Kollegen
vom Holzbau
gerade so trei-
ben. Ihre Sorge:
Der derzeit an-
gesagte Bau-
stoff Holz könnte
ihnen den Rang Die inneren Werte zählen wachsendes, FSC-zertifiziertes Nadelholz.
Dieses Material lässt sich hervorragend
als wichtigstes Ziegel mit integriertem Dämmstoffkern er- mit dem Ziegel kombinieren und schafft
möglichen ein gesundes, zukunftsfähiges somit ein umweltverträgliches Naturpro-
Baumaterial im Wohnen und Arbeiten in energetisch und dukt: ressourcenschonend und zugleich
2
nungsgesellschaft Neuland, Hans Dieter
Sabine Brand, war diese massive Konstruktion
schneller und günstiger als die ursprüng-
Schneider lich vorgesehene Holzrahmenbauweise.
Zudem seien der Detaillierungsaufwand
und die statischen Berechnungen auf-
grund der hohen Druckfestigkeiten von
Kalksandstein deutlich geringer und ein-
facher gewesen.
Mauerwerk und Wandbaustoffe
3
W W W. SCHL AGM ANN.DE
Wohnen am Auwald
5
W W W.HAGE ME ISTER.DE
6
FOTO: JUD ARCHITE K TUR/SE BASTIAN JUD/R AFAE L KRÖT Z
Mineralische Lösung für Passivhaus-Dämmstandard wurden der Mauerstein „Super-K plus VBL2“ in 36,5 cm
Breite als Außenschale und der „Meier M10 VBL4“ in
Der Neubau einer Grundschule in Ulm-Unterweiler 49 cm Breite als Innenschale. Die 20 mm breite Fuge
sollte eine mineralische, massive und homogene zwischen den Mauerschalen wurde mit einer zement-
Wärmedämmung erhalten, die zugleich passivhaus- gebundenen Liapor-Schüttung 4 – 8 mm verfüllt.
tauglich ist. Eine monolithische Bauweise mit gefüge- Als Fensterstürze hat man vorgefertigte, bis zu 3,80 m
dichtem Liapor-Leichtbeton schied aufgrund zu hoher lange Elemente aus stahlbewehrtem, gefügedichtem
Wandstärken aus. Der Stuttgarter Architekt Sebastian Liapor-Leichtbeton verwendet, auf den eine Schicht
Jud entschied sich deshalb für einen doppelschaligen aus haufwerksporigem Liapor-Leichtbeton aufbeto-
Wandaufbau mit Liapor-Mauersteinen. Verwendet niert wurde.
Mauerwerk und Wandbaustoffe 99
7 Schallschutz mit
Kalksandstein
Vor allem in Kellern von Häusern, die vor 1947 gebaut wurden,
kommt es immer wieder zu Feuchteschäden. Der Grund: Die
WWW.ISOTEC.DE
8 Ausschreibung
Vergabe
bringt Sie zum Ziel!
Kostenmanagement
CONSTRUCT IT
Essen - Stand F36
FOTO: UNIK A
Abrechnung ratis
jetzt g !
orca-software.com/ava test n
e
100
W W W. JUNG.DE Lösungen
Der Vorarlberger Architekt Georg Bechter entschied sich für einen Schalterklassiker von Jung, der sich den Wandfarben anpassen kann.
Farbharmonie
an der Wand
SCHALTER VON JUNG IN E INE M FERIE NHAUS
IM BREGE NZE RWALD
Farbgestaltung
Der Bregenzerwald ist für seine Holzarchi- Außen wurde das gesamte Gebäude neu
tektur weithin bekannt. Von der Bushalte- mit Weißtanne vertäfelt. Im Inneren kam
stelle bis zum Hotel, vom Kindergarten dem Farb- und Materialkonzept entschei- Den Jung-Schalterklassi-
bis zum Wohnhaus – der Werkstoff verbin- dende Bedeutung zu, damit alt und neu ker „LS 990 in Les Cou-
det Altes mit Neuem, traditionelle Bauten miteinander harmonieren, der Übergang leurs® Le Corbusier“ gibt
mit auffallend modernen. Folgt man der aber trotzdem erkennbar bleibt. es – wie der Name sagt –
Straße von Langenegg in Richtung Roten- Im Bestand sind Böden und Vertäfelung in den 63 matten Farben,
berg, findet man diese Verbindung sogar nachgedunkelt. Dagegen heben sich die die Le Corbusier für sein
innerhalb eines Ferienhauses. E rbaut neuen Räume mit einer Verkleidung aus Farbsystem „Polychromie
wurde das ehemalige Bauernhaus in den Weißtanne deutlich ab. Die gemütlichen architecturale“ zusam-
1960er-Jahren. Die einzigartige Aussicht Ecken, also die Schlafnische und der Alko- mengestellt hat.
auf den Bodensee und die Damülser Spit- ven sind mit türkisblauem Filz ausgeklei- Neben konventionellen
ze waren für die Besitzer der Grund, es nun det. So entstehen einzelne Ruhezonen, Schaltern, Steckdosen
zu einem Ferienhaus umzugestalten. die Akzente setzen. Das Türkis findet sich oder Dimmern sind auch
Im Erdgeschoss befinden sich Küche, Bad, ebenso an den Schranktüren wieder, die Bedienelemente zur
Essbereich, ein Schlafzimmer und eine den Atelierraum schließen, als auch in Steuerung von Raum-
Loggia. Für die Nutzung durch eine Familie den Mosaik-Fliesen des Badezimmers. funktionen in das Farb-
war dies allerdings zu wenig. Im Rahmen Damit die flächige Wirkung des türkisfar- system integriert. Mit
der umfassenden Modernisierung wurde benen Filzes nicht gestört wird, entschied „LS ZERO in Les Couleurs®
daher auch der Wohnraum erweitert – im sich Georg Bechter für den Schalterklassi- Le Corbusier“ lassen
Einklang mit der Gestaltungssatzung. ker LS 990 von Jung im Corbusier-Farbton sich die handlackierten
Der ortsansässige Architekt Georg Bech- „32030 bleu céruléen 31“. Für das Projekt Schalter auch flächen-
ter löste diese Aufgabe, indem er den wurden die Schalter und Steckdosen in bündig in Möbel, Mauer-
Dachstuhl abtragen ließ, um ein halbes einem speziellen Verfahren handlackiert. werk und Trockenbau
Geschoss aufstockte und das Dach wie- Dadurch entsteht eine besonders matte verbauen.
der neu errichten ließ. Darunter gestaltete Oberfläche, die optisch und haptisch mit
er einen offenen, großzügigen Raum mit dem Filz eine Einheit bildet.
zwei Panoramafenstern an den Stirnsei- Die Eigentümer genießen diesen neu ge-
ten. Vor einem der Fenster steht ein raum- stalteten Rückzugsort sehr. So sehr, dass
hoher Alkoven, der als zusätzliches Bett sie nahezu jede freie Minute dort verbrin-
genutzt werden kann. An seiner Rückseite, gen. Und auch die Gestaltungskommis-
dem Raum zugewandt, sind Schränke, mit sion ist zufrieden.
deren Schranktüren sich der Atelierraum
FOTOS: ADOLF BE RE UTE R
In den Städten
wird der Wohn-
raum immer
W W W. D U R AV I T. D E
knapper, und
da werden nicht
nur die Wohnun-
gen tendenziell
kleiner, sondern
auch die Bade-
zimmer. Deshalb
sind hierfür intelli-
gente, platzspa- Walk-in-Dusche und Badewanne in einem Das formstabile Kissen liegt auf der integ-
rierten Tür sowie dem Wannenrand auf
rende Lösungen Mit der Dusch- und Badekombination und bietet eine bequeme Sitzgelegenheit
„Shower + Bath“ ist es Duravit gelungen, und zusätzliche Ablagefläche. Einge-
gefragt, die zu- die hohen Ansprüche an modernes Bad- rahmt wird der Duschplatz von einer groß-
gleich den ge- design und optimale Raumnutzung zu
vereinen: Der Entwurf von EOOS ist Walk-
flächigen Abtrennung aus Glas. Optional
bietet Duravit die Duschabtrennung auch
wohnten Komfort in-Dusche und Badewanne in einem. in Spiegelglas an. Diese Variante bringt
Dank integrierter Glastür wird die Wanne außerdem optische Großzügigkeit in klei-
bieten. Die Her- schnell und unkompliziert zur offenen ne Bäder. Kompakte Außenmaße von 170
Kompaktes Dusch-WC
nen aus Dusche
und Badewanne Geberit erweitert seine Dusch-WC-Serie
„AquaClean“ um das neue Modell „Tuma“:
sowie filigrane Die Komfor t toilet te vereint elegantes
Design mit praktischen Funktionen und er-
und modular zu- möglicht dank ihrer kompakten Form eine
sammenstellbare optimale Raumausnutzung. Erhältlich ist
Tuma als Komplettanlage mit passender
Badmöbel. spülrandloser WC-Keramik und verdeck-
ten Strom- und Wasseranschlüssen oder
als Aufsatz va riante zum Nach rüsten.
von Herzstück des neuen Dusch-WCs ist die
patentierte „WhirlSpray“-Duschtechnolo-
Alexander gie: Dabei wird der Duschstrahl dank dy-
namischer Luftbeimischung ver feinert
Russ und sorgt so für eine schonende und ge-
2
zielte Reinigung des Intimbereichs. Die
Ladydusche ist separat in geschützter
Ruheposition in die Duschdüse integriert.
Weitere Funktionen wie eine WC-Sitzhei-
zung, ein Föhn sowie eine Geruchsabsau-
gung runden die Ausstattung ab. Für die
Steuerung stellt Geberit eine Fernbedie-
nung oder ein Wandbedienpanel bereit.
Bad
SEI 884
3
Callwey ist der führende Verlag in den
Themen Architektur, Handwerk, Garten und
Lifestyle. Mit unseren Marken gestalten wir
Erlebniswelten für unsere Kunden. Mit unse-
W W W.KE R A M AG.DE
rer Leidenschaft für Journalismus schaf-
fen wir individuelle Lösungen für unseren
Kunden.
Callwey sucht
EDITOR (M/W)
Content Hub «Architecture, City Landscape»
4 Filigrane Waschtisch-Schalen
5
WWW.SAMOO.CH
S 4
REDAKTION
Anschrift wie Verlag
Tel +49 (0) 89 / 43 60 05 – 0, Fax +49 (0) 89 / 43 60 05 – 14 7
info@baumeister.de, www.baumeister.de
CHEFREDAKTION
Prof. Dr. Alexander Gutzmer Tel – 11 8
(verantwortlich für den redaktionellen Inhalt)
B2
REDAKTION
Sabine Schneider Tel – 146
Alexander Russ Tel – 172
Vorschau
GE STALTUNG
Stephanie Ising und Tom Ising (Artdirection)
Daniel Ober, Hans Findling für Herburg Weiland, München
ALLE ILLUSTRATIONEN
Clemens Habicht, Paris
ABONNEMENTSERVICE
Leserservice Baumeister, D-65341 Eltville
Tel +49 (0) 6123 / 92 38-225, Fax +49 (0) 6123 / 92 38-244
leserservice@baumeister.de
V E R T R I E B E I N Z E LV E R K AU F
DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH
www.dpv.de
ERSCHEINUNGSWEISE
monatlich
Unverbindlich empfohlene Bezugspreise (alle Preise in Euro):
Die Inlandspreise enthalten 7% MwSt.
Inland:
Studenten:
178,00
95,00 Alle paar Wochen
Ausland: 188,00
Studenten: 105,00
Einzelpreis: 16,00
schneit ein neuer Höhen-
Bestellung: Abonnements können direkt beim Verlag oder bei jeder Buchhandlung
bestellt werden. Abonnementgebühren sind im Voraus zu begleichen. Das Abonne- rekord in die Redaktion
men t g i l t zunächs t fü r e i n Jah r und ka n n da nach jede r ze i t gekünd ig t we rden .
Die Belieferung erfolgt auf Gefahr des Bestellers. Ersatzlieferungen sind nur möglich,
wenn sofort nach Erscheinen reklamiert wird.
herein: Nachrichten
Widerrufsrecht: Sie können die Bestellung binnen 14 Tagen ohne Angabe von Gründen
formlos widerrufen. Die Frist beginnt an dem Tag, an dem Sie die erste bestellte Ausga- von geplanten Holzbau-
be erhalten, nicht jedoch vor Erhalt einer Widerrufsbelehrung gemäß den Anforderun-
gen von Art. 246a § 1 Abs. 2 Nr. 1 EGBGB. Zur Wahrung der Frist genügt bereits das
rechtzeitige Absenden Ihres eindeutig erklärten Entschlusses, die Bestellung zu wider-
projekten in Brisbane,
rufen. Sie können hierzu das Widerrufs-Muster aus Anlage 2 zu Art. 246 a EGBGB nutzen.
Der Widerruf ist zu richten an: Leserser vice Baumeister, D-65341 E lt ville, Tel +49 (0) São Paulo, Bergen, London
6123 / 92 38-225, Fax +49 (0) 6123 / 92 38-244, leserservice@baumeister.de
VERL AG
oder Wien, die 100, 200
Verlag Georg D.W. Callwey GmbH & Co. KG
Streitfeldstraße 35, D 81673 München, Postfach 80 04 09, D 81604 München und sogar 300 Meter
Tel +49 (0) 89 / 43 60 05 – 0, Fax +49 (0) 89 / 43 60 05 – 113
www.callwey.de hoch werden sollen. In
PERSÖNLICH HAFTENDE GESELLSCHAFTERIN
Georg D.W. Callwey Verwaltungs-GmbH Deutschland sind solche
ALLEINIGER GESELLSCHAFTER
Helmuth Baur-Callwey, Verleger in München
KOM M ANDITISTE N
Holzhochhäuser derzeit
Helmuth Baur-Callwey und Dr. Veronika Baur-Callwey, Verleger in München;
Dr. Marcella Prior-Callwey und nicht realisierbar, den-
Dominik Baur-Callwey, Geschäftsführer in München
GESCHÄFTSFÜHRER
Dominik Baur-Callwey Tel – 159
noch entstanden in letzter
Dr. Marcella Prior-Callwey
ADVERTISING DIRECTOR
Tel – 165
Zeit einige bemerkens-
Andreas Schneider Tel – 197
(verantwortlich für den Anzeigenteil)
DISPOSITION
werte Gebäude mit
Kirstin Freund-Lippert Tel – 123, Fax 4 36 11 61
DIRECTOR BUSINESS DEVELOPMENT Holz- und Holzhybrid-
Christian Keck Tel –178
Marion Bucher
VERTRIEB
Tel – 125, Fax – 113
konstruktionen, die wir
HERSTELLUNGSLEITER
Mark Oliver Stehr Tel – 167 in der nächsten Ausgabe
(alle Adressen wie Verlag)
DRUCK, BINDUNG
vorstellen.
OPTIMAL : MEDIA, Glienholzweg 7, D – 17207 Röbel / Müritz
Sonderdrucke einzelner Beiträge dieser Ausgabe können beim Verlag angefragt wer-
den. Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge und Abbildungen
sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des
Urheberrechtsgesetzes bedarf der Zustimmung des Verlages. Mit der Einsendung von
Manuskripten und Bildmaterial erklärt sich der/die Autor/in einverstanden, dass diese
vollständig oder teilweise in der Zeitschrift Baumeister publiziert werden. Ebenso stimmt
er/sie der Verwertung im Wege der digitalen Vervielfältigung und Verbreitung über Off-
line- oder Online-Produktionen zu (z.B. CD-ROM oder Datenfernübertragung). Falls eine Auszeichnungen
Vergütung vereinbart wird, deckt diese die genannten Verwertungsformen ab.
Erfüllungsort und Gerichtsstand München
das Bauhaus „aktualisieren“ lässt. Damit ist gemeint, Und genau das haben Ito, Chipperfield und Pawson
welche Bedeutung das Bauhaus für uns heute hat. gemacht. Sie gehören zu den wenigen zeitgenössi-
Und spiegelt letztlich den Versuch der Institutionen, schen Architekten, die nicht nur Paläste und Hütten,
ihre eigene Existenz zu legitimieren. sondern auch Löffel entworfen haben. Das Essbesteck
Ja, das Bauhaus, was wollten die nochmal? Den von Ito heißt „Mu“ und hat sechseckige Griffe, was
neuen Menschen schaffen und die Welt verändern. wohl irgendwie an Japan erinnern soll. Ebenfalls von
Dieser revolutionären Seite steht aber auch ein ganz Alessi wird ein Besteck von David Chipperfield ange-
bürgerliches Moment gegenüber. Zumindest in der boten. Es ist etwas zu klobig, um minimalistisch zu sein,
Wirkungsgeschichte, denn im sogenannten Bauhaus- und heißt Santiago. Warum es diesen Namen trägt,
Stil wurden mehr Arztpraxen eingerichtet als Arbeiter- ist unklar, vielleicht, weil es wie die Reichstagskuppel
wohnungen. von Calatrava entworfen wurde, aber sich unter dem
„Das letzte, wenn auch ferne Ziel des Bauhauses“, so Namen Chipperfield besser vermarkten lässt. John
der Gründungsdirektor Walter Gropius, „ist das Ein- Pawsons Besteck wird von einer kleinen belgischen
heitskunstwerk, der große Bau.“ Einen ähnlichen An- Firma namens „When Objects Work“ vertrieben und
spruch formulierte bereits 1898 der Architekt Joseph hat gar keinen Namen. Dafür wurde er bei der Gestal-
Maria Olbrich bei der Eröffnung der ersten Ausstellung tung von georgischen Mönchen inspiriert. Das Bau-
der Wiener Secession: „Eine Stadt müssen wir erbau- haus ging bisher leer aus. Inspiriert es keinen mehr?
en, eine ganze Stadt. (…) Alles von dem selben Geist Wir erwarten also für das Bauhaus-Jahr 2019 eine
beherrscht, die Straßen und die Gärten und die Paläs- spektakuläre Besteckausstellung. Architekten aller
te und die Hütten und die Tische und die Sessel und die Länder, beteiligt euch, und entwerft Essbestecke.
Leuchter und Löffel Ausdrücke derselben Empfin- Damit wäre dann auch die Frage, welche Bedeutung
dung.“ das Bauhaus heute noch hat, beantwortet.
An dieser Stelle schreibt der Architekturtheoretiker Friedrich von Borries im Wechsel mit
der Architektin Anne-Julchen Bernhardt
und Baumeister-Chefredakteur Alexander Gutzmer.
URBANE
ARCHITEKTUR
LEBT VON
INTELLIGENTER
VERDICHTUNG.
Alexis Angelis & Horst Gumprecht | Architekten
Angelis & Partner Architekten mbB | Oldenburg
LI
S
BE
EN
50
H ÄUS E R
E
DI
2 0 1 8
Die Bedingungen
Teilnahmeberechtigt sind Architekten aus dem deutschsprachigen Raum, die Urheber der eingereichten Projekte
sein müssen. Die Häuser sollen nach dem 1. Januar 2015 fertig gestellt und noch nicht in einer Buchpublikation
veröffentlicht worden sein. Die Teilnahmegebühr beträgt 190,- Euro pro Projekt. Die eingereichten Arbeiten
werden von einer unabhängigen Jury unter Vorsitz von Peter Cachola Schmal (Direktor DAM) beurteilt.
Die Preise
Der 1.Preis ist mit 10.000 Euro dotiert; weitere Büros bekommen eine Auszeichnung.
Die 50 besten Einfamilienhäuser aus dem Wettbewerb werden im Buch Häuser des Jahres 2018 veröffentlicht
und in einer mehrwöchigen Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt präsentiert. Die
Architekturzeitschrift BAUMEISTER berichtet ausführlich über die Sieger.
s
eschlus
Die Teilnahme Einsend i s
ert b
Detaillierte Informationen zum Wettbewerb sowie die Teilnahmeformulare finden Sie ab 30.11.2017 unter: verläng
018
09.02.2
www.haeuser-des-jahres.com