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Diese Anleitung ersetzt die erste Version von 2007 und ist im
Internet zu finden unter:
http://www.woodworking.de/schaerfprojekt/index.html
1
Sie soll Holzwerkerinnen und Holzwerkern weiterhelfen, die
noch nie eine Säge unter der Feile hatten, aber auch denen,
die mit ihren bisherigen Schärfergebnissen nicht zufrieden
sind. Es wird ausführlich dargestellt, wie Sägen schneiden,
und in welchen Zustand sie folglich beim Schärfen gebracht
werden sollten, damit ihr Gebrauch wirklich Freude macht.
Wie ich beim Schärfen vorgehe, erläutere und demonstriere
ich ausführlich, mit umfangreicher Darstellung von Arbeits-
technik und Hilfsmitteln. Und ich zeige, was zu tun ist, wenn
einfaches Schärfen nicht ausreicht. Beispielsweise, wie eine
Säge durch Umstellung auf eine günstigere Zahnform erheb-
lich leistungsfähiger gemacht wird; wie eine Säge, die durch
unqualifizierte Schärfversuche verdorben scheint wieder in
Ordnung zu bringen ist; wie man das Blatt einer selbstgebau-
ten Säge ganz neu bezahnt.
Auch wenn ich durchaus überzeugt bin, es „richtig“ zu machen
– es gibt ganz sicher auch beim Schärfen von Sägen andere
Wege, die ebenfalls zum Ziel führen. Wer anders schärft als
ich und mit nicht zu großem Aufwand auch gute Ergebnisse
erzielt, macht nichts falsch!
Dipl.- Ing. Mathias Pyritz danke ich für die Erstellung des
CAD- Programmes, das mir die Herstellung geometrisch kor-
rekter Vorlagen für das Zeichnen von Bezahnungen ermög-
lichte, Pedder Brookmann für hilfreiche Diskussionen und
Hinweise.
Vor allem aber und ganz besonders bedanke ich mich bei
meiner lieben Frau Ingrid für ihre Unterstützung und für die
Geduld, mit der sie das langwierige Entstehen dieser Anlei-
tung begleitet hat.
Friedrich Kollenrott
Die Weitergabe oder Verwendung dieser Anleitung oder von Teilen aus ihr zu nichtkommerziellen
Zwecken ist gern gestattet und sogar erwünscht, vorausgesetzt dass keine inhaltlichen Veränderungen
vorgenommen und die Namen von Anleitung und Autor genannt werden.
1
Ohne Zweifel können Frauen (Holzwerkerinnen) all das, worum es hier geht, genauso gut wie Männer,
und sie sollen mit dieser Anleitung ebenso und gleichrangig angesprochen sein. Eine erträgliche
sprachliche Form, die daran nirgends einen Zweifel lässt, habe ich aber nicht gefunden. Ich bitte darum
um Verständnis für den durchgehenden Gebrauch der männlichen Sprachform in dieser Anleitung.
2
Es gab sie nicht immer. Mir begegneten sie zum ersten Mal in den 90er Jahren.
3
mir vorgelegte Zahlen eines großen Händlers zeigen, dass, was Stückzahlen angeht, die japanischen
Wechselblattsägen eindeutig den Markt für Handsägen hoher Qualität dominieren.
4
Diese „Laserhärtung“ ist nicht sichtbar, die Zähne sind nicht dunkel angelaufen. Aber hart sind sie.
5
„Standzeit“ = Benutzungsdauer bis die Säge stumpf ist.
6
Die Original- Ersatzblätter für deutsche Gestellsägen sind keine Wechselblätter: Weder sind sie in
wirklich hoher Qualität geschärft noch haben sie besonders hohe Standzeit durch Zahnspitzenhärtung.
Diese Blätter können und wollen vom Benutzer geschärft werden!
7
s. Kap. 8.1
8
„durchgehärtet“ bedeutet: Das ganze Blatt hat die gleiche mäßige Härte, so wie z. B. Federstahl.
9
Manche benutzen alte Markenbezeichnungen. Überwiegend sind es kleine oder ganz kleine Betriebe.
10
Es gibt Bezahnungen, die in reiner Handarbeit gemacht werden; andere die wohl fast fertig von der
Maschine kommen und nur noch ein wenig von Hand nachgestreichelt werden; und alles dazwischen.
11
Ja, das gab es mal, aber…..s. Kap. 8.5
12
Maschinen zum Schärfen von Handsägen: s. Kap. 8.3
Sorgen bereitete mir aber, dass es offenbar hierzulande nur noch sehr wenige Holzwerker gab, die tat-
sächlich ihre Handsägen schärften, und darum möglicherweise das Ende der Versorgung mit notwendi-
gen Hilfsmitteln wie Sägefeilen und Schränkzangen schon nahe war14. Darum machte ich mich, obwohl
damals selbst noch Anfänger, 2007 an das Verfassen einer deutschsprachigen Anleitung zum Sägen-
schärfen. Dabei traten unerwartete Probleme auf: Die im Bereich Handsägen übliche, überwiegend
handwerklich geprägte deutsche Fachterminologie ist sehr unpräzise – für eine schriftliche Anleitung
ganz schlecht. Und einige wichtige Fachbegriffe, die in der absolut vorherrschenden englischsprachigen
Literatur benutzt werden (insbesondere „rake“ und „fleam“), haben im Deutschen überhaupt keine ge-
bräuchliche Entsprechung. Ich entschied mich dafür, Begriffe und Definitionen festzulegen die weitge-
hend mit den im Englischen gebräuchlichen kompatibel sind. Bei der aktuellen Überarbeitung der
Schärfanleitung (2016) sind ein paar dazu gekommen.
Die neue Schärfanleitung ist schon deshalb besser, weil ich inzwischen einfach mehr Erfahrung habe.
Und sie zeigt, wie ich jetzt schärfe, nämlich deutlich anders als vor neun Jahren. Wichtigste Änderung:
Die von mir 2007 beschriebene, damals von meinen amerikanischen Vorbildern übernommene Metho-
de, jede zweite Zahnlücke auszufeilen und dann nach Umdrehen der Säge die ausgelassenen, wende
ich nicht mehr an. Stattdessen feile ich jetzt die Sägen von einer Seite. Das ist einfacher, schneller -
und die Ergebnisse sind besser. So eindeutig hat man es selten.
Natürlich habe ich überlegt, ob es sinnvoll ist, nach 9 Jahren noch einmal eine neue, aufwändige schrift-
liche Anleitung zu verfassen. Schließlich gibt es inzwischen zahlreiche Filmchen und Filme, in denen
Holzwerker15 demonstrieren, wie sie ihre Sägen feilen und dazu Erläuterungen geben. Ich finde solche
Filme sehr sinnvoll, weil sie deutlich machen, dass Sägenschärfen kein Hexenwerk ist. Aber ihr Infor-
mationsgehalt ist eher dünn.
Die Funktion einer Säge hängt von vielen Dingen und Details ab. Je mehr der Schärfer darüber weiß,
desto besser kann die Gebrauchsqualität der von ihm geschärften Sägen sein. Und desto besser kann
er sie an die Bedürfnisse ihres Benutzers anpassen. Er sollte auch, um beim Schärfen und beim Her-
richten von Sägen gute Ergebnisse mit nicht allzu großem Aufwand zu erzielen, mehr als nur die aller-
einfachsten Kenntnisse von Arbeitstechniken und Hilfsmitteln haben. Dieses spezielle Fachwissen kann
das Medium Film aber nicht gut vermitteln und präsentieren und schon gar nicht für jederzeitigen geziel-
ten Zugriff bereitstellen.
Meine Empfehlung: Gern Filme ansehen. Aber außerdem vor dem Schärfen erst mal weiterführende In-
formationen sammeln, beispielsweise durch das Lesen dieser Anleitung. Soviel Zeit muss sein. Ich ha-
be mich um Anschaulichkeit und sogar ein bisschen Unterhaltsamkeit bemüht. Willkommen!
13
Es gibt sie noch (auch wenn ich Tarans Namen darin nicht mehr finden kann):
http://www.vintagesaws.com/library/primer/sharp.html
14
Heute (2016) hat offenbar das Interesse an schärfbaren Sägen und am Sägenschärfen wieder zuge-
nommen. Anscheinend hat es das Internet geschafft, aus einzelnen Unentwegten eine kritische Masse
von Aktiven und Interessierten, die sich gegenseitig motivieren, zusammenzubringen. Schön!
15
Immer Männer. Grübel…
Etwas genauer zeigt Bild 3 den Schneidvorgang. Die im Werkstoff befindlichen Zähne arbeiten gleich-
zeitig. Die Schneide an der Spitze jedes Zahnes nimmt – mehr schabend als schneidend - einen dün-
nen Span ab, dadurch dringen die Zähne in einem flachen Winkel in das Werkstück ein („Bahn der Spit-
ze des Zahnes ganz rechts“). Der abgetrennte Werkstoff (Sägespäne) sammelt sich in der Zahnlücke
vor dem Zahn und fällt heraus, sobald der vorlaufende Zahn aus dem Holz austritt.
Zur Funktion einer Säge liefert diese Darstellung schon wichtige Erkenntnisse:
Die Schneiden (Spitzen) der Zähne müssen so scharf sein, dass sie Späne abtrennen können
Die Schneiden nehmen nur dann alle einen gleich dicken Span ab, wenn sie auf einer gedachten
geraden Linie, der Zahnspitzenlinie, liegen. Unterschiedliche Höhen der Zahnspitzen führen zu un-
terschiedliche Spandicken oder sogar dazu, dass einige Zähne gar nicht an der Zerspanungsarbeit
teilnehmen.
Die Zähne können nur schneiden, solange in der Zahnlücke vor ihnen Platz für Späne ist. Sobald
die Lücken vollgestopft sind, rutscht die Säge nur noch auf den zusammengepressten Spänen.
1: Schneide (Hauptschneide) am
Sägezahn
2: Grund der Schnittfuge
3: Seite der Schnittfuge
(= Schnittfläche)
A: Arbeitsrichtung der Säge
Rechts sind von der Säge nur noch die (freigeschnitten dargestellten) Spitzen zweier Zähne gezeigt.
Sie bewegen sich in Arbeitsrichtung A auf die Schnittfuge zu, um sie weiter zu vertiefen. Die Form der
Zähne ähnelt einem Stechbeitel („beitelförmig“) mit rechteckigem Querschnitt (schraffierte Schnittfläche)
und quer zur Arbeitsrichtung angeordneter Hauptschneide.
Jeder Sägezahn vertieft die Schnittfuge, indem er in ihrem Grund einen gleichmäßig dicken Span ab-
trägt. Weil in diesem Span die Fasern schräg liegen, zerfällt er in kurze Stücke, die typischen „Säge-
späne“. Das Lösen des Spanes an der Seite der Schnittfuge ist ein Abscheren entlang der Fasern, es
braucht (wie Spalten) wenig Kraft und hinterlässt eine relativ glatte Schnittfläche am Werkstück.
16
traditionelle deutsche Bezeichnung: „Schlitz-„ , englisch: „rip-“.
1: Hauptschneiden (schräg!)
2: Seitliche Spitze
3: Nebenschneide links
4: Nebenschneide rechts
5: Grund der Schnittfuge mit
Grat
Dadurch haben die Zähne, wie Bild 5 zeigt, trapezförmige Zahnquerschnitte (im Bild schraffiert) und
abwechselnd rechts und links Nebenschneiden, von denen die Holzfasern durchtrennt werden. Die
auffallende seitliche Spitze jedes Zahnes ähnelt der eines Anreißmessers. Die schrägen Hauptschnei-
den lassen im Grund der Schnittfuge einen dachförmigen Grat stehen, der aber oft nicht wirklich vor-
handen weil abgeschert ist.
Eine Säge mit derartigen Querschnittzähnen schneidet quer zur Faser tatsächlich deutlich leichter und
vor allem sauberer als eine mit beitelförmigen Längsschnittzähnen. Wie viele Holzwerker benutze da-
rum auch ich Sägen mit Längsschnitt- und solche mit Querschnittbezahnung, je nach Bedarf. Und ich
zeige im Folgenden auch das Schärfen beider Arten von Sägen. Ich will aber an dieser Stelle darauf
hinweisen, dass es Holzwerker gibt, die bei ihren westlichen Sägen ausschließlich die hier als „Längs-
schnitt- Bezahnung“ bezeichnete Zahnform anwenden, dazu s. auch Kap.8.11.
2.3 Schränkung
Sägeblätter mit Zähnen wie in Bild 4 und 5 gezeigt würden exakt so breit schneiden wie sie dick sind.
Das elastische Holz weicht aber dem Schnittvorgang eine Winzigkeit aus und federt danach zurück.
Folge: Das Blatt klemmt fest.
Zur Vermeidung dieses Klemmens muss die Schnittfuge ein wenig breiter sein als das Blatt dick ist. Da-
für werden die Zähne geschränkt, das heißt: Die Zahnspitzen werden abwechselnd ein klein wenig
nach rechts und nach links gebogen.
17
traditionelle deutsche Bezeichnung: „Absetz-“ oder „Absatz-“ , englisch: „cross-“.
18
Diese Sägen mussten den stinkenden Kettensägen weichen. Aber unter „crosscut logging saw“ findet
man noch viel Sehenswertes.
19
Für Sonderzwecke, z. B. für das bündige Abschneiden von Dübeln, gibt es ungeschränkte Sägen. Für
allgemeine Anwendungen sind die vollkommen unbrauchbar.
Bild 7: Zahnteilung T,
ppi, tpi
1: Sägeblatt mit Zähnen
2: Messschieber („Schieb-
lehre“)
T: Zahnteilung
Dort, wo noch das betagte „imperial system“ mit der Längeneinheit inch (= „Zoll“ = 25,4 mm) und Maß-
angeben gegebenenfalls sogar in gemischten Bruchzahlen gebräuchlich ist, wird die Größe der Zähne
angegeben in tpi (teeth per inch, also: Zähne pro inch) oder in ppi (points per inch, also: Zahnspitzen
pro inch). Wie Bild 7 zeigt, wird über eine Strecke von 1 inch die Zahl der Teilungen gezählt (das ergibt
tpi) oder die Zahl der Zahnspitzen (ppi), wobei man für ppi die Zahnspitze am Ende der inch - Strecke
mitzählt - muss wohl ein alter Indianerbrauch sein. Es gilt also:
ppi = tpi +1
7 ppi , wie im Bild gezeigt, entspricht 6 tpi und die Zahnteilung T beträgt dann 25,4 : 6 = 4,23 mm.
Ein Zurückgehen aus dem metrischen System in die Abgründe des imperialen wäre für mich eine deut-
liche Überschreitung der Schmerzgrenze21, ich gebe die Zahnteilung in Millimeter an.
Das Maß für die Größe der Zähne ist also die
Zahnteilung T (in mm) (engl. tpi oder ppi, anders definiert!)
Handsägen für die Bearbeitung von trockenem Holz haben Zahnteilungen im Bereich von etwa 1 mm
bis 6 mm. Tendenziell setzt man bei Längsschnittsägen etwas „gröbere“ Bezahnungen (mit größerer
Zahnteilung) ein als bei Querschnittsägen
20
„Teilung“ ist der in der Technik übliche Begriff für einen sich wiederholenden Abstand
21
Ich bin ein in Deutschland ausgebildeter Maschinenbauingenieur. Das dezimalmetrische System über
Bord zu werfen, ist für mich undenkbar.
Die Zähne einer so gefeilten Bezahnung haben darum immer einen Keilwinkel β = 60°!
Die Rundung an der Kante der Dreikantfeile erzeugt eine entsprechende Kontur im Zahngrund.
Der Winkel zwischen Bahn der Zahnspitze (5 in Bild 8) und Zahnspitzenlinie 4 variiert mit der Schärfe
der Säge, der Härte des Holzes usw.23
Wichtig für das Schneidverhalten einer Handsäge ist, wie „steil“ die Zahnbrust steht. Die vorherrschen-
de englischsprachige Literatur benutzt den Begriff rake und meint damit den Winkel zwischen der
Zahnbrust und einer Senkrechten auf der Zahnspitzenlinie, wobei die positive Richtung dieses Winkels
so definiert wird wie in Bild 8 gezeigt. Ich übernehme das24 und übersetze rake mit Neigung.
Also: Winkellage der Zahnbrust:
Neigung (N) (englisch: rake , identisch definiert)
Die in Bild 8 gezeigten Zähne haben also eine positive Neigung (der Zahnbrust), sie beträgt +10°. Sol-
che unsymmetrischen Zähne mit steiler Zahnbrust ( N kleiner als 30°) werden in Deutschland traditionell
als „auf Stoß gefeilt“ bezeichnet. Eine Neigung von nur wenigen Grad oder sogar Null ergibt einen ag-
gressiven, schnellen Schnitt. Zähne mit negativer Neigung kommen bei Maschinensägen häufig vor, bei
Handsägen für trockenes Holz kaum. Eine Neigung von 30° ergibt symmetrische Zähne, die in beide
Richtungen arbeiten, typisch z.B. für Zweimann- Schrotsägen.
Also: Die Grundgeometrie (ohne Schränkung) einer einfachen mit 60°- Feile hergestellten Längsschnitt-
bezahnung wird über nur zwei Größen beschrieben:
Zahnteilung T (mm)
Neigung N (°)
22
Es gibt „Feinsägefeilen“ mit deutlich kleinerem Profilwinkel, z. B. 30°. Ich habe trotz Bemühungen
niemanden gefunden, der die tatsächlich zum Sägenschärfen benutzt. Einen wirklichen Vorteil sehe ich
auch nicht, es scheint mir ein verzichtbares Überbleibsel aus der Vergangenheit zu sein.
23
Das bedeutet, dass die in der Zerspanungstechnik üblichen Bezeichnungen Freiwinkel und Spanwin-
kel hier genau genommen gar nicht anwendbar sind, denn sie beziehen sich auf die Bewegungsrich-
tung der Schneide, die z. B. bei Drehmaschinen (und Handhobeln!) tatsächlich genau vorgegeben ist.
24
obwohl es so in der heutigen Zerspanungstechnik nicht üblich ist. Und man darf sich nicht darauf ver-
lassen: Kürzlich sah ich in einer Publikation der (US-amerikanischen!) Fa. Gramercy Tools eine abwei-
chende Definition. Seufz. Also immer vorsichtig sein und lieber einmal mehr nachfragen.
25
„Zweidimensional“ ist eine LS- Bezahnung eigentlich nur, wenn man zur Vereinfachung die Schrän-
kung weglässt. An dieser Stelle darf man das, es ändert nichts.
Bild 9: Längsschnittbe-
zahnung LS
links: Geometrie einer
60°- LS- Bezahnung
rechts: perspektivisch, mit
Feile und Koordinaten,
ungeschränkt dargestellt!
1: Zahnspitzenlinie
2: Dreikantfeile, 60°
3: aktive Kante der Feile
4: Feilenfläche, die die
Zahnbrust bearbeitet
A: Arbeitsrichtung
N: Neigung
x, y, z: Koordinaten
II: räumlich parallel zu ..
Die waagerechte Zahnspitzenlinie fällt mit der mit der x- Achse zusammen. Quer dazu ist die y- und
senkrecht die z- Achse. x- und y- Achse spannen eine waagerechte Ebene auf, das Sägeblatt selbst
liegt in der senkrechten x–z- Ebene.
Die aktive Kante der Feile liegt in Richtung der y- Achse und somit lotrecht zur Fläche des Sägeblat-
tes. Die schraffierte Fläche 4 der Feile hat die Zahnbrust des Zahnes links von der Feile bearbeitet und
dabei den Winkel, in dem sie gehalten wurde, auf den Zahn übertragen.
Zur Erzeugung eines Zahnes mit der Neigung N wird also die Feile um ihre Längsachse so gedreht,
dass die Fläche der Feile, von der die Zahnbrust bearbeitet wird, um den Winkel N gegenüber der z-
Achse (senkrecht) geneigt ist. So wird gefeilt. Das ist alles, eine Kontrolle des Winkels am Zahn selbst
ist nicht erforderlich - und wäre bei feinen Zähnen auch schwierig.
Die Darstellung in Bild 9, rechts, ist symbolisch sollte keineswegs so verstanden werden dass erst ge-
feilt und dann geschränkt wird. Fertig gefeilt wird eine Bezahnung immer im geschränkten Zustand, Nä-
heres dazu s. Kap. 5.
ungeschränkt dar-
gestellt!
1 und 2: Dreikantfei-
le
N: Neigung
S: Schrägung
x, y, z: Koordinaten
II: räumlich parallel
zu ..
Die Geometrie ist jetzt etwas unübersichtlicher, und der erste Blick auf eine solche Bezahnung täuscht
ein wenig. Die Ebene, in der die Zahnlücke ihren 60°- Winkel aufweist, liegt wie die Feile schräg. Durch
diese Schrägung sind die Winkel, die ein Betrachter an der Seitenfläche des Blattes (in der x-z- Ebene)
als Zahnlückenwinkel und Keilwinkel sieht, größer als 60°. Und auch der Neigungswinkel an der Zahn-
brust erscheint in der x-z- Ebene größer als die erzeugende Fläche der Feile tatsächlich geneigt ist. In
älteren Veröffentlichungen wird das oft falsch dargestellt, und überhaupt ist nicht immer ganz eindeutig
klar, wie denn Winkelangaben für die Zähne von QS- Bezahnungen gemeint sind.
Mit all dem muss man sich aber gar nicht beschäftigen. Es genügt, sich darauf zu einigen: Die Zahnge-
ometrie einer mit 60°- Feile hergestellten Bezahnung ist auch bei QS- Bezahnungen durch Lage und
Bewegungsrichtung der Dreikantfeile beim Ausfeilen der Zahnlücke definiert. Und Richtungsbezug ist
26
die Zahnspitzenlinie bzw. die rechtwinklig zu ihr liegende z- Achse .
Also: Die
Neigung N (englisch: rake , identisch definiert)
wird (genau wie bei der LS- Bezahnung) definiert als der Winkel, um den die (in Bild 10 schraffierte)
Fläche der Dreikantfeile, von der die Zahnbrust bearbeitet wird, gegenüber der senkrechten z- Achse
geneigt ist.
Die zweite Kenngröße für die Zahnform ist der Winkel, um den die Feile gegenüber der y- Achse ge-
schwenkt wird (Bild 10). Dieser Winkel ist für jede Zahnlücke gleichgroß, wechselt aber seine Richtung.
Unsere Englisch sprechenden Freunde nennen ihn fleam, ich übersetze das mit Schrägung.
Also: Winkel zwischen Feile und Lot auf das Sägeblatt:
Schrägung (S) (engl: fleam, identisch definiert)
Somit wird die Grundgeometrie einer Querschnittbezahnung (QS) mit 60°- Dreieckszähnen über drei
Größen beschrieben:
Zahnteilung T (mm)
Neigung N (°)
Schrägung S (°)
26
So ist es auch üblich, aber selbstverständlich oder gar alternativlos ist es nicht. Und man sollte wis-
sen was man da eigentlich tut und warum.
Ich definiere die Schränkung als die Differenz zwischen Schnittbreite SZ und Dicke S des Blattes (s.
Bild 11).
Y = SZ - S
27
Aber Vorsicht! Das wird (mir nicht verständlich) oft anders gehandhabt!
Zum Anbringen der Schränkung gibt es Schränkzangen, die sollte man auch benutzen. Die heute übli-
chen Zangen (s. auch Kap. 7.5) biegen die Zähne nicht etwa ganz unten am Zahngrund, sondern weiter
oben wie das auch Bild 11 zeigt.
27
Sehr oft wird als „Schränkung“ einfach auch die Schnittbreite (Maß S z in Bild 11) bezeichnet. Dann
hätte ein 0,5 mm dickes, völlig ungeschränktes Blatt eine „Schränkung“ von 0,5 mm. Das kann es doch
nicht sein, darum mache ich es anders.
Ein sehr nahe liegender Einwand gegen das Feilen von einer Seite ist: Die Grate sind dann doch alle an
einer Seite! Ein so gefeiltes Blatt sägt doch sicher nicht mehr geradeaus! Meine Erfahrung sagt: Doch,
tut es - vermutlich weil die Grate doch deutlich kleiner sind als die Schränkung; s. auch Kap. 5.3.5.
Im Folgenden beschreibe ich das Vorgehen beim Feilen von LS- Bezahnungen und QS- Bezahnungen,
und zwar ausschließlich das Feilen von einer Seite, das mit Seitenwechsel möchte ich niemandem
mehr empfehlen.
Am Blatt entlang - in welche Richtung?
Ich beginne am in die Kluppe gespannten Blatt immer links und arbeite mich nach rechts vor – das ist
einfach persönliche Vorliebe, vermutlich auch wirklich günstiger für einen Rechtshänder. So ist es im
Folgenden auch dargestellt, aber das kann man natürlich auch anders machen.
Auf jeden Fall sollte man aber an der Spitze des Blattes anfangen und sich zum Griff hin vorar-
beiten, also entgegen der Arbeitsrichtung (ich spanne folglich die Säge mit dem Griff nach rechts in
die Kluppe). Bild 12 soll zeigen, warum diese Reihenfolge beim Ausfeilen der Zahnlücken günstig ist:
Dargestellt ist eine einzelne Zahnlücke mit der Dreikantfeile, von der sie gerade ausgefeilt wurde. Beim
Feilen entstehen immer Grate, weil der Werkstoff, wenn er geschnitten wird, sich auch plastisch ver-
formt. Der kräftigste Grat entsteht hinten, wo die Feilenzähnchen aus den Material austreten, also an
28
bei den Amerikanern und anderen englischsprachigen Holzwerkern, an denen man sich in Sachen
Sägenschärfen erst einmal orientieren sollte, weil es dort einfach viel mehr Know-how gibt.
29
z. B. Pilgerschritt: Von einer Seite, immer drei Lücken vor, zwei zurück. Gar nicht schlecht!
30
http://eccentrictoolworks.com/2010/06/18/dental-hygiene-sawmaker-style-a-close-shave-with-
occams-razor/
Bild 13: Richtung und Reihenfolge beim Feilen von LS- Bezahnungen
1: Sägeblatt 2: Griff der Säge A: Arbeitsrichtung der Säge
1, 2, 3, 4 etc: Zahnlücken mit Reihenfolge des Ausfeilens und Richtung (in der Kluppe: nach hinten!)
31
und habe einen Hinweis auf dieses Vorgehen auch in dem klassischen „Lehrbuch für Tischler“ von
Flocken/Walkling/Buhrmester, Teil1, 63. Auflage (Verlag Gebr. Jänecke 1973) gefunden.
Bild 15: Richtung und Reihenfolge beim Feilen von QS- Bezahnungen (von einer Seite)
1: Sägeblatt 2: Griff der Säge A: Arbeitsrichtung der Säge
1, 2, 3, 4 etc: Zahnlücken mit Reihenfolge des Ausfeilens und Richtung (in der Kluppe: nach hinten!)
Wie es Bild 15, oben, zeigt, beginnt man (genau wie bei LS- Bezahnungen) am vorderen Ende der Sä-
ge und arbeitet sich Lücke um Lücke in Richtung Griff vor. Dabei wird die Feile um den Schrägungswin-
kel S eingeschwenkt, und zwar von Lücke zu Lücke wechselnd. Die Zähne sind auch hier wieder stark
vereinfacht dargestellt.
Wenn ich eine Säge das letzte Mal selbst geschärft habe (wie immer mit einer Winkellehre, s. Kap.
Kap. 7.4.1 und 7.4.2), benutze ich beim Blind-Feilen dieselbe Lehre und dieselbe Feile; so kann ich si-
cher sein, dass ich die Geometrie korrekt reproduziere. Bei einer neuen oder unbekannten Säge, deren
Geometrie so bleiben soll35, ermittle ich die geometrischen Daten (s. Kap. 8.4) und benutze eine ein-
stellbare Lehre (s. Kap. 7.4.3).
Bild 16 soll das beim Blind-Feilen unvermeidliche Problem der jedes Mal ungleichmäßiger werdenden
Geometrie verdeutlichen. Wenn man also immer nur (wie beschrieben) blind feilt, kommt man zu einer
Geometrie wie auf den Bild unten gezeigt, und Schlimmerem. So was sägt auch noch. Aber nicht mehr
gut.
Bild 16: Blind-Feilen (Beispiel: LS-
Bezahnung)
1: Bezahnung mit perfekter Geometrie
(Teilung, Höhe der Zahnspitzen)
2: Zahnspitzenlinie
3: Zähne nach einmaligem Blind Feilen
4: Zähne nach vielmaligem Blind Feilen
Also: Blind Feilen ist einfach und schnell gemacht. Eine zuverlässige Schärfqualität erreicht man so
aber nicht.
32
Das Verfahren ist gängig und üblich, die Bezeichnung habe ich für diese Anleitung gewählt
33
Maschinell bezahnte Blätter, an denen nie jemand herumgefeilt hat, erfüllen i. Allg. diese Anforde-
rung; in guter Qualität handgeschärfte auch.
34
Ein „Feilenstrich“ bedeutet: einmal nach vorn und wieder zurück, der „Hub“ ist die Weglänge der Feile
35
Das gibt es bei mir nur ausnahmsweise. Sägen, die bei mir bleiben sollen, feile ich auf eine meiner
Standardgeometrien (s. Kap. 5.2) um.
Beim anschließenden Ausfeilen der Zahnlücken mit der Dreikantfeile wird die Feile entsprechend der
herzustellenden Zahngeometrie (Neigung, Schrägung) gehalten und geführt. Und es wird
genau dann aufgehört, wenn die Zahnkopffläche verschwindet, der Zahn also gerade scharf (in der
Seitenansicht: spitz) geworden ist (Bild 17 unten). Dadurch kann man sicher sein, dass alle Zahn-
spitzen hinreichend genau in einer geraden Linie liegen.
eine (nach Augenmaß) gleichmäßige Teilung hergestellt. Bild 17 (unten) zeigt ganz deutlich, dass
dies auch dann möglich ist, wenn die Teilung vor dem Schärfen ungleichmäßig war, es kann dann
durch Tieferfeilen (= Breiterfeilen) zu schmaler Lücken sowie ggf. durch Verschieben zur Seite eine
Vergleichmäßigung erzielt werden.
Beim Kontrolliert-Feilen wird durch visuelle Kontrolle und gezieltes Abtragen an Brust oder Rücken je-
des Zahnes dafür gesorgt, dass die neue, scharfe Bezahnung sowohl eine gleichmäßige Zahnspitzen-
höhe als auch eine gleichmäßige Teilung36 hat. Wenn man es richtig macht, bleibt die gleichmäßige Tei-
lung einer Bezahnung beim Schärfen erhalten. Und eine ungleichmäßige Bezahnung wird gleichmäßi-
ger. Das kommt häufig vor und deshalb ist es auch in Bild 17 und in den folgenden Beispielen gezeigt.
Aber für den Schärfer macht es im Grunde kaum einen Unterschied, ob er eine sehr gleichmäßige oder
eine deutlich ungleichmäßige Bezahnung unter der Feile hat. So oder so macht er die Teilung neu.
36
Eine deutlich ungleichmäßige Teilung sieht nicht nur schlecht aus. Sie hat vor allem den Nachteil,
dass es zwangsläufig auch sehr kleine Zahnlücken gibt, die schnell zustopfen. Außerdem kann das
Starten der Säge erschwert sein.
37
„gerade scharf wird“ bedeutet: Die Schneide liegt noch nicht nennenswert tiefer als die Kopffläche!
38
Und das ist wohl auch der Grund, warum das Feilen von einer Seite viel einfacher ist als das mit Sei-
tenwechsel. Jedenfalls für mich. Beim Feilen „mit Richtungswechsel“ sieht man die fertigen Teilungen
nämlich erst, wenn es zu spät und nichts mehr zu ändern ist.
39
Manchmal muss man sich geradezu zwingen, die Kopffläche bis auf einen winzigen Rest wegzufei-
len, siehe in Bild 19 die Kopffläche von Zahn 4.
40
Schränken in Kombination mit Blind-Feilen ist nicht unmöglich, aber ich mache das nicht.
41
Tischler muss damals ein sehr harter Beruf gewesen sein. Man sollte das nicht romantisieren.
42
Man muss sich allerdings daran gewöhnen, das Blatt deutlich stärker herunterzudrücken.
43
Eigentlich sollte man den Schnitt exakt ansetzen. Und während der ersten Stöße lässt sich jede Säge
in der Richtung korrigieren, auch bei sehr knapper Schränkung.
Ein „Feilenstrich“ bedeutet, dass die Feile einmal mit ihrer ganzen Länge durch die Zahnlücke gescho-
ben wird, mit leichtem Druck nach unten. Wenn man mehrere Striche machen will: Zurück auch in der
Zahnlücke, aber ohne Druck. Richtung und Winkellage sollen konstant gehalten werden, so gut man
das freihändig kann – keine Schaukel- oder Drehbewegungen!
Das in Kap. 5.4.5 ausführlich gezeigte beidseitige seitliche Abziehen der Bezahnung ist in diesem Fall
nicht erforderlich, weil es nicht um die Egalisierung der Schränkung, sondern nur um eine Reduzierung
des Feilgrates geht, und der ist hier einseitig.
Ein kleines Problem beim Blind Feilen: Wenn man das Feilen unterbricht, ist kaum noch wiederzufinden
wie weit man war. Ganz deutlich sieht man das aber, wenn man vor Beginn des Feilens mit einem
dunklen Filzschreiber einmal entlang der Zahnspitzen über die Säge gegangen ist. Leider ist der Filz-
schreiber danach nicht mehr brauchbar. Genauso gut funktioniert ein kleines Läppchen, das mit
schwarzer Ausziehtusche (sicher geht auch Anderes) befeuchtet wurde.
Die Kopfflächen sollen über die Länge des Blattes etwa gleichgroß sein. Je gleichmäßiger die Zähne
sind, desto kleiner dürfen die Kopfflächen sein. Gute Feilen sind etwas konvex gebogen (damit man mit
ihnen auch eine Planfläche in ihrer Mitte bearbeiten kann) und erzeugen, wenn man nicht aufpasst,
beim Abrichten eine etwas hohle Zahnkopflinie, die beim Sägen überhaupt nicht stört, aber evtl. beim
späteren Blankmachen mit einem planen Stein (s. Kap. 5.4.3).
5.4.4 Ausfeilen
Die Säge (wenn ihr Blatt länger ist als die Spannlänge der Feilkluppe: ihre Spitze) ist mit dem Griff nach
rechts in die Feilkluppe eingespannt und zwar sehr niedrig. Die Zahnspitzenlinie ist waagerecht, das
Blatt steht senkrecht. Die Feile ist in die Winkellehre gesteckt, die Libelle aufgesetzt.
Ich benutze beim Feilen grundsätzlich eine Kopflupe (Kap. 7.6). Und ich beleuchte die Bezahnung, wo
ich sie feile, mit einer sehr hellen, einstellbaren Scherenleuchte. Die wird oberhalb und hinter der Feil-
kluppe positioniert, in nur 20 bis 30 cm Abstand. Ich variiere die Position der Lampe und die meines
Kopfes, und drehe ggf. auch die Feilkluppe, bis die Kopfflächen sehr hell erscheinen, weil sie die Lampe
reflektieren. Brust- und Rückenflächen der Zähne haben eine andere Winkellage, darum reflektieren sie
das Lampenlicht nicht so sehr und bleiben dunkler. Meist schalte ich die übrige Werkstattbeleuchtung
aus; Tageslicht vom Fenster (von rechts) stört nicht.
Bild 23: LS- Bezahnung, teil-
weise fertig ausgefeilt
Zustand:
- Bezahnung abgerichtet, ge-
schränkt, Kopfflächen mit 1000er
Stein blank gemacht.
- die 3 Zähne links sind fertig
- der 4. Zahn von links hat noch
die halbe Kopffläche
- Die drei Zahnlücken rechts sind
noch nicht ausgefeilt
Bild 24 (unten) zeigt: an jedem zweiten Zahn ist die Spitze seitlich blank, entsprechend der Schrän-
kung. Ein vorstehener Grat unterhalb der Spitze, der auch beim Abziehen angegriffen wäre, ist nicht
sichtbar. Offenbar steht der (mit den Fingerspitzen fühlbare!) Grat seitlich weniger vor als die Zahnspit-
zen infolge Schränkung. Das erklärt auch, warum die einseitige Gratausbildung bei Bezahnungen, die
von einer Seite ausgefeilt sind, den Geradeauslauf nicht beeinträchtigt.
5.5 Drittes Beispiel: Kontrolliert schärfen (mit Schränken) einer QS- Bezahnung
Es wird jetzt nur erläutert, was anders ist als bei einer LS- Bezahnung
Objekt: Feinsäge W. Greaves, 250mm Blattlänge
Bezahnung: QS, Teilung = 1,7 mm , Schränkung: knapp
Zustand der Bezahnung: geometrisch OK, aber stumpf
Ziel: Die Säge soll wieder scharf und neu geschränkt werden.
5.5.1 Abrichten
Das Abrichten geschieht wie bei LS- Bezahnungen. Die Kopfflächen sind jetzt trapezförmig (sehr kleine
sind dreieckig).
5.5.4 Ausfeilen
Zustand:
- die 3 Zähne links sind fertig
- der 4. Zahn von links hat
noch einen Teil der Kopf-
fläche
- Die drei Zahnlücken rechts
sind noch nicht ausgefeilt
Die Bezahnung wurde für die
Aufnahme gesäubert
Die scheinbar gröbere Qualität der in Bild 25 gezeigten Bezahnung (verglichen mit der in Bild 23)
täuscht: Die Zähne sind viel kleiner (Zahnteilung 1,7mm!) und entsprechend sehr viel stärker vergrößert
dargestellt. Dadurch fällt auch die Rauigkeit der gefeilten Flächen viel stärker ins Auge. Diese Bezah-
nung lässt, fertig gefeilt, die Säge wirklich gut schneiden!
Der wichtigste Unterschied ist: Soll die Zahnteilung erhalten bleiben oder geändert werden? Im ersten
Fall wird die vorhandene Bezahnung überfeilt oder umgefeilt. Im zweiten wird sie völlig entfernt und eine
ganz neue gemacht.
6.1.1 Erstes Beispiel: Ein Spannsägenblatt mit (für mich) untauglicher Zahnform:
rechts: Schränkung
beseitigt, abgerichtet
44
Jeder provisorische Ambossersatz, z. B. die Bahn eines größeren Hammers, den man in den
Schraubstock spannt, tut es auch
Objekt: Fuchsschwanz englischer oder amerikanischer Herkunft, Fabrikat unbekannt, Blatt 595 mm
lang
Bezahnung: QS, Zahnteilung 4,2 mm (gestempelt: 7)46
Zustand der Bezahnung: rechts schneidende Zähne erheblich spitzer und länger als links schneiden-
de, offenbar nicht zufällig. Zahnlinie sehr stark krumm. So absolut funktionsunfähig!
Ziel: Die Säge soll bei gleicher Teilung eine QS- Bezahnung (12° Neigung, 25° Schrägung) bekommen.
links: Ausgangszu-
stand
rechts: Schränkung
entfernt, abgerichtet
45
Dabei kann es passieren, dass die Zähne auf Teilen der Blattlänge ganz verschwinden. Das muss
man unbedingt vermeiden, also ggf. das Abrichten unterbrechen und die vorhandenen Lücken etwas
tiefer feilen. Es ist viel einfacher, alte Lücken zu vertiefen und zu vergleichmäßigen, als ganz neue in
das Blatt zu feilen.
46
Bei alten amerikanischen Fuchsschwänzen ist oft die ppi- Zahl mit Schlagzahlen markiert
Diese Säge war ein eindrucksvolles Beispiel für unangenehme Überraschungen, die man mit alten Sä-
gen erleben kann. Das Blatt war sehr hart, an einer Stelle so hart, dass Feilen kaum möglich war. Und
es war außerdem an einer Stelle stark magnetisch, dort blieben die Feilspäne hängen und erschwerten
die visuelle Kontrolle. Was es alles gibt…
Objekt: Fuchsschwanz (Pax?) Blatt 615 mm lang, Zahnlinie bogenförmig (Mitte 4 mm vorstehend ge-
gen die Enden). Blattdicke 0,9 mm
Bezahnung: LS, N=10°, Zahnteilung 4,2 mm (gestempelt: 7 (ppi)
Zustand der Bezahnung: stumpf, ungleichmäßig, deutliche Korrosion
Ziel: Die Säge soll bei gleicher Teilung und Beibehaltung der Bogenlinie eine neue LS- Bezahnung be-
kommen.
Das Blatt wurde gesäubert, Richtung der vorhandenen Schränkung markiert und diese dann entfernt.
47
Die englische Fa. Thomas Flinn macht unter der Marke „Pax“ solche Sägen auch heute noch. Sinn ist
ein günstigerer Kraftangriff (ein größerer Kraftanteil, der die Zähne hinunterdrückt) beim Sägen im Be-
reich der Spitze des Blattes. Eine solche nur leicht bogenförmige Bezahnung lässt sich problemlos mit
Feile und Stein abrichten.
48
Zur Halbierung der Zahnteilung werden die Zähne abgerichtet bis die Kopfflächen etwa die halbe Tei-
lung breit sind, dann in die Mitte dieser Kopfflächen eine Kerbe gefeilt und zur Zahnlücke erweitert.
49
Suchbegriffe: Bezahnungsvorlage, Zahnteilung …………
beispielsweise: http://holzwerken.mkleinschmidt.net/holzwerken/saegen/zahnteilung/vorlage
oder: http://norsewoodsmith.com/files/file/saw-filing-templates.pdf
Traditionell waren Sägefeilkluppen aus Gusseisen. Solche Kluppen werden meines Wissens nicht mehr
gebaut. Der einzige mir bekannte gewerbliche Anbieter von Sägefeilkluppen, die amerikanische Fa.
Gramercy Tools, fertigt die aus dickem Stahlblech.
Der Niedergang der Kluppenproduktion ist aber nicht wirklich ein Problem. Einerseits gibt es viele noch
brauchbare alte eiserne Kluppen, andererseits – und vor allem – kann man sehr gute hölzerne Kluppen
selbst bauen, im Internet finden sich viele Hinweise dazu („Sägefeilkluppe“ oder „saw vise“). Das geht
auch mit weniger Aufwand als bei meiner neuen Eigenbaukluppe (Bild 36). Für erste Schärfversuche ist
es völlig ausreichend, das Sägeblatt mit Hilfe eines Schraubstockes oder von Schraubzwingen zwi-
schen zwei Holzbrettern einzuspannen.
50
Eine ausführliche Beschreibung dieser von mir erst vor einigen Monaten gebauten Kluppe findet sich
hier: http://www.woodworking.de/cgi-
bin/forum/webbbs_config.pl/page/1/md/read/id/70558/sbj/saegefeilkluppe-eigenbau/
Es gibt bei Feilen die interessante Unterscheidung von Werkstattfeilen und Präzisionsfeilen. Werk-
stattfeilen sind für einfache Arbeiten gedacht und auf niedrigen Preis (bei ordentlichen Gebrauchsei-
51
Die Angel ist der spitze, meist ungehärtete Zapfen, auf den das Heft aufgesteckt wird.
Beim Kauf von Sägefeilen trifft man auf merkwürdige Bezeichnungen: Schmal, extraschmal, doppelt
extraschmal…. Netterweise wird meist zusätzlich die Breite in mm angegeben, an der kann man sich
orientieren.
Zur Feile gehört ein Heft - so heißt der Feilengriff. Ich benutze beim Feilen von Sägen nur hölzerne, die
aus Plastik mag ich nicht. Bild 37 zeigt, dass ich teilweise recht große Hefte benutze (von netten Holz-
werkerfreunden gedrechselt). Ich mag die, weil ich die Feilen damit besonders gut führen kann. Wenn
ein Heft eine Zwinge54 mit sehr großem Durchmesser hat, kann die evtl. gegen die Backen der Kluppe
stoßen, darauf sollte man bei der Auswahl achten.
Die Sägefeilen mit spitzer Angel werden in das Heft geschlagen. Manchmal ist die Bohrung im Heft zu
groß. Kein Problem: Aufbohren, Dübel oder Rundstab einleimen, mit kleinerem Durchmesser neu boh-
ren. Die spitze Angel passt besser, wenn die Bohrung in der Tiefe enger wird. Das erreicht man durch
Einsatz eines Schneckenbohrers oder indem man mit einem dünnen Wendel („Spiral“-)bohrer tief vor-
und dann mit einem dickeren Bohrer etwa halb so tief aufbohrt.
Nadelfeilen haben an Stelle der spitzen Angel eine lange, geriffelte, zylindrische. Die ist als Griff ge-
dacht, aber zur besseren Führung bekommen bei mir auch diese Feilen ein Holzheft, und zwar eines
mit dickwandiger Messingzwinge: Das Heft wird entsprechend aufgebohrt und die Metallzwinge be-
kommt eine Gewindebohrung für die Schraube zum Festklemmen der Feilenangel (s. Bild 37, 4. Feile
von unten)
Diamantfeilen könnten im Prinzip geeignet sein, auch gehärtete Bezahnungen nachzuschärfen. Ich
habe es nie ausprobiert, weil alle meine Sägen durchgehärtet, also mit einer stählernen Feile schärfbar,
sind.
52
der meines Wissens gar kein Hersteller mehr ist
53
Man braucht ein System in welcher Reihenfolge man die Kanten nutzt. Die erste Kante ist bei mir die
rechts von der Herstellermarke oder einer von mir mit dem Funkenschreiber gravierten Markierung, und
dann weiter im Uhrzeigersinn, immer von der Angel aus gesehen. Und eine verschlissene Kante kenn-
zeichne ich durch eine kleine mit dem Doppelschleifer gemachte Kerbe (s. Bild 34, 2. Feile von oben).
54
Die „Zwinge“ ist der Metallring, der das vordere Ende des Heftes umschliesst.
55
Bei einigen anderen amerikanischen Autoren habe ich Ähnliches gesehen. Es gibt auch käufliche
einstellbare Lehren dieser Art, eine ist am Ende dieses Kapitels beschrieben.
56
Das ist eine runde Wasserwaage, die Abweichungen von der horizontalen Lage in allen Richtungen
anzeigt.
57
soll heißen: Feile 9 mm breit. Bei meinen neueren Lehren steht da „S“ für Sägefeile
Auf die Lehre wird im Gebrauch eine Dosenlibelle von 20 mm Durchmesser gesetzt, vgl. Bild 38, unten.
Sie ist auf eine kleine Sperrholzscheibe geklebt in deren Unterseite ein kleiner kräftiger Magnet (4 x 4 x
4 mm) bündig eingelassen ist. Die Stahlschraube in der Lehre ist soweit hineingedreht dass ihr Kopf
minimal unterhalb der oberen Fläche der Lehre liegt. Der Magnet berührt so die Schraube gar nicht,
zieht aber die Libelle spiel- und wackelfrei auf die Fläche.
Eine Kontrolle mit der Libelle während der Feilbewegung ist nicht möglich, da heißt es: Schön gerade-
aus ohne Schaukeln.
Wie bekommt man die Feile wieder aus der Winkellehre heraus? Nicht durch wackeln und ziehen, dün-
ne Feilen brechen dabei schnell ab! Ich stecke einen dicken Nagel mit abgefeilter Spitze von hinten in
die durchgehende Bohrung und schlage mit einem kleinen Hammer die Feile heraus. Bei den Nadelfei-
len schleife ich vor Gebrauch die sehr dünne Spitze auf dem Schleifbock etwas ab, damit das Heraus-
schlagen funktioniert.
Eine solche Lehre ist nützlich, wenn man sich beim Schärfen an die vorhandene Geometrie einer Be-
zahnung anpassen will (s. auch Kap. 5.3) ohne gleich eine neue hölzerne Lehre zu machen. LS- Be-
zahnungen sind damit ohne Einschränkung zu feilen; QS Bezahnungen allerdings nur mit Seitenwech-
sel, also: zuerst jede zweite Lücke, anschließend Säge umdrehen, Lehre umstellen und dann die aus-
gelassenen Lücken feilen59.. Man könnte natürlich auch auf die Schätzhilfe für die Schrägung verzichten
und nur die Neigung an der Lehre einstellen, dann ist „Lücke um Lücke“ kein Problem..
58
leider zölliges Gewinde, darum auch zölliger Stiftschlüssel („Inbus“) erforderlich.
59
Beim Ausfeilen von QS- Bezahnungen mit dieser Lehre von einer Seite müsste man den Schrä-
gungswinkel nach jeder Zahnlücke umstellen.
60
Und dann – ich erwähne es nur ungern- gibt es noch die Methode mit einem Schraubendreher
(„-zieher“), dessen Klinge man in der Zahnlücke dreht um zu schränken. Wer sich nicht scheut, so grob-
schlächtig vorzugehen, für den habe ich diese Anleitung nicht geschrieben.
61
Es gibt solche Lupen auch mit angebauter Beleuchtung. Das kann für mich nicht gut funktionieren,
weil ich Beleuchtung und Augen so zueinander positioniere dass die Kopfflächen der Zähne hell reflek-
tieren.
62
ein fabrikneues Blatt garantiert eine gerade Zahnspitzenlinie und gleichmäßige Teilung- das erleich-
tert das Schärfen für Anfänger doch sehr.
63
Suchbegriff für die Suche im Internet: foley saw filer
64
Das ist ein Mechanismus, der das Blatt Schritt für Schritt exakt um die Teilung vorschiebt, beispiels-
weise beim Neubezahnen. Heute würde man das z. B. mit Schrittmotor und Spindel machen.
65
und mit mäßiger Geschwindigkeit produziert, also nicht die letzten Cents aus den Fertigungskosten
herausquetscht.
8.8 „Slope“?
Die übliche und von mir hier vorgestellte Methode, verschiedene Zahnformen zu erzeugen, nutzt zwei
Parameter: Neigung (rake) und Schrägung (fleam). Dabei wird die Feile immer in der Waagerechten (x-
y- Ebene, vgl. Bild 10) bewegt. So erhält man Sägen, die bei Längsschnitt und Querschnitt wirklich gute
Gebrauchseigenschaften aufweisen.
In der großen Zeit der Handsägen hat man sich bemüht, die Zahnformen noch weiter zu verbessern,
indem man den „dritten rotatorischen Freiheitsgrad“ ausnutzte und die Feile zusätzlich um die x- Achse
schwenkte. Unter der Annahme eines weiterhin senkrecht eingespannten Sägeblattes heißt das: Es
wird schräg aufwärts oder abwärts gefeilt. Die Abweichung gegenüber der Waagerechten heißt auf
Englisch slope (übersetzt: Gefälle). So kann man die Form der Zähne weiter variieren.
Mir scheint, dass diese Bemühungen um optimale Zahngeometrie eine US-amerikanische Spezialität
66
waren. Es gibt im Internet viel Interessantes dazu .
Einen überzeugenden Hinweis darauf, dass auf diese Weise die Gebrauchseigenschaften der Sägen
wirklich deutlich verbessert werden können, habe ich nicht gefunden, darum werde ich sicher nicht an-
fangen, so zu schärfen.
66
z.B.: http://www3.telus.net/BrentBeach/sawjig/sloping%20gullets.html
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Aber dass merkte ich erst viel später, als ich vergleichen konnte.
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Leider, leider habe ich in meinen Anfangszeiten, als ich mir Sägen über das Internet besorgte, den
Zustand der schlimmsten Exemplare nicht fotografiert.
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Tage Frid, 1915 bis 2004. Zusammenfassung seiner Lehrbücher: Tage Frid Teaches Woodworking.
Taunton Press, Newtown, CT, USA.
Schärfen:
Parameter beim Es wurde:
Feilen:
Schränkung nach
Feilenart S, N, P*
kontrolliert gefeilt
Neigung (rake)
(mit Abrichten)
dem Schärfen
Breite, Hieb
blind gefeilt
geschränkt
Schrägung
(fleam)