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06 NOVEMBER 2019

ROBUST ■ STARK ■ SMART

MOB IL HYD R AU L I K
06 I EINE NEUE GENERATION
ELEKTRO-HYDRAULISCHER
ZUSATZLENKUNGEN

www.mobile-maschinen.info
Organ des Forums Mobile Maschinen im VDMA
MO B I L H YD R AULI K

EINE NEUE GENERATION


ELEKTRO-HYDRAULISCHER
ZUSATZLENKUNGEN

Hydac stellt auf der Agritechnica,


10. – 16.11. in Hannover,
in Halle 17, Stand H12, aus.

Autoren: Birgit Kiemle, Strategisches Marketing,


Hydac Electronic, Georg Komma, Product
Management Lenksysteme, Hydac Mobilhydraulik

erschienen in  Mobile Maschinen 2019/06  www.mobile-maschinen.info


Elektro-hydraulische Lenkungssysteme in Anhängern und gezogenen
Arbeitsmaschinen in der Landwirtschaft verzeichnen steigende Akzeptanz
aufgrund von steigenden Ansprüchen an Wendigkeit, Verschleiß,
Bodenschonung, Spurtreue und Fahrstabilität. Ein solches Subsystem soll
diesen Anforderungen sowie der funktionalen Sicherheit bei gleichzeitig
einfacher und sicherer Bedienung nachkommen.

D
er Hydraulikspezialist Hydac hat zur Agritech- schließen ist jede gelenkte Achse mit mindestens ­einem
nica, ein Subsystem für elektro-hydraulische Messsystem ausgerüstet, damit der Controller weiß in
Zusatzlenkung auf den Markt gebracht. Dieses welcher Position sich die Lenkachsen befinden. Hier
Subsystem zeichnet sich vor allem durch seine dient als Messsystem entweder ein Drehwinkelgeber
Modularität in Hydraulik, Sensorik und Softwaresyste- oder ein lineares Wegmesssystem, das im Lenkzylinder
matik aus. Diese ermöglicht den universellen Einsatz in integriert ist.
verschiedenen Anhängerfahrgestellen, wobei in Ver­ Als letzte Stellgröße wird die Fahrzeuggeschwindig-
bindung mit einer starren Führungsachse ein, oder zwei keit verarbeitet. Das Signal wird im Allgemeinen von
Achsen gelenkt werden können. mindestens einem Drehzahlsensor generiert, der die
Radgeschwindigkeit in der Starrachse des Anhängers
abgreift. Mithilfe des Warnsignals kann man frühzeitig
UNIVERSELLE EINSETZBARE LÖSUNG
den Lenkwinkel in Abhängigkeit der Geschwindigkeit
Zielsetzung für elektro-hydraulische Zusatzlenksysteme erfassen, um das Gespann auch bei hohen Geschwin-
ist das optimierte Nachführen des Anhängers, durch digkeiten s­ tabil zu halten. Die Verwendung des Winkel-
Einstellen des Lenkwinkels der lenkbaren Achsen auf signals zwischen Zugfahrzeug und Deichsel weist aber
den sich ergebenden Bahnradius der Starrachse um Schwachstellen auf. So ist die effektive und sichere Plat-
den Momentanpol. Da dieser Bahnradius vom Zugfahr- zierung des Drehwinkelgebers an der Deichsel nicht
zeug abhängig ist, wird klassisch der Winkel zwischen ­trivial und daher mit Aufwand und Kosten verbunden.
Zugfahrzeug und Anhänger gemessen. Technisch wird Die mechanische Verbindung zwischen Drehwinkel­
dies umgesetzt, indem ein Drehwinkelgeber auf, neben geber und Zugfahrzeug ist anfällig gegen mechanische
oder in die Zugdeichsel des Anhängers konstruiert Krafteinwirkung von außen, zudem verringert es meist
wird. Über eine mechanische Verbindung zu einem den max. Lenk­einschlag des Gespanns. Bei der Erst­
normierten Anlenkpunkt am Zugfahrzeug wird der inbetriebnahme, ­einem Softwareupdate oder nach Aus-
Drehwinkelsensor ausgelenkt und die aktuelle Stellung, tausch des Drehwinkelgebers muss dieser kalibriert
Zugfahrzeug zu Anhänger, an den Controller übermit- werden. Steht das Gespann nicht exakt gerade oder die
telt. Der Controller verarbeitet diese Daten und steuert Geometrie der m ­ echanischen Anbindung an das Zug-
ein oder mehrere elektro-hydraulische Proportional- fahrzeug hat Schwächen, folgt der Anhänger mit einem
ventile so an, dass die Lenkachsen des Anhängers auf konstanten Offset. Gleiches gilt für eine Beschädigung
eben diesem Radius fahren. Um den Regelkreis zu der Mechanik.

Modulare Hydraulik Sensorik Modulare Software

01 Modularer Baukasten für elektro-hydraulisches Zusatzlenksystem


Tridem Turning Tandem
Point

02 Lenkwinkelberechnung über den Neigungssensor HIT1500 und die Fahrzeuggeschwindigkeit

WEGFALL DER MECHANISCHEN ANBINDUNG ARBEITSMASCHINE HINTER BELIEBIGEN


DES WINKELSENSORS ­Z UGFAHRZEUG NUTZBAR
Aus Anwendersicht ist aber eine ganz wichtige Eigenschaft Den Wegfall der mechanischen Verbindung zwischen Sensor
nicht außer Acht zu lassen. Entscheidet man sich für ein und Zugfahrzeug macht dieses Subsystem einzigartig. Somit
­solches Lenksystem, muss jedes Zugfahrzeug die gleiche, benötigt die Lenkung lediglich hydraulische und elektrische
normierte Anhängevorrichtung besitzen. Ist dem nicht so, Versorgung vom Zugfahrzeug, ist ansonsten aber autark. Der
kann man den Anhänger oder die angehängte Arbeits­ Anwender kann nun jeden Anhänger oder Arbeitsmaschine
maschine nicht hinter jedem beliebigen Zugfahrzeug nutzen. mit der gleichen Anhängevorrichtung fahren wie bisher. Zug-
Somit beeinflusst diese Entscheidung die Flotte im Unter- maul, Hitch, Kugelkopf oder Zugpendel in unterschiedlichen
nehmen. Die beschriebenen Unzulänglichkeiten die der Ausführungen sind möglich und die Ausstattung des Fuhr-
Drehwinkelgeber auf der Zugdeichsel und dessen Anbin- parks wird nicht mehr von der Zusatzlenkung bestimmt.
dung an das Zugfahrzeug mit sich bringt, waren ausschlag- Auch die Montage des HIT  1500 ist sehr einfach, da er an
gebend für die Entwicklung dieses Lenkungssystems für die ­einer beliebigen Position am Fahrzeugrahmen des Anhän-
elektro-hydraulische Zusatzlenkung. Durch die Verwen- gers befestigt werden kann.
dung innovativer Sensortechnik aus dem eigenen Hause ist Bei Messungen auf der Teststrecke und im Feldeinsatz fiel
es dem Hersteller gelungen den Lenkwinkel der zusatzge- bei der Aufzeichnung der Lenkdrücke auf, dass sich eine
lenkten Achsen ohne den Winkel zwischen Zugfahrzeug
und Anhänger zu berechnen.
Die Schlüsselkomponente des Subsystems ist der Gier­
raten- oder auch Neigungsgeber der Familie HIT 1500. Dabei
handelt es sich um ein- oder zweiachsige Sensoren zur Er­
fassung der Neigung, bezogen auf die Horizontale. Bei allen 03 Lenkwinkel­
Neigungsgebern wird die Neigung als Messung im quasi­ berechnung über
statischen Zustand, die sichere statische Neigung, erfasst den Neigungssensor
HIT1500 und die Fahr-
und ausgegeben. Zusätzlich wird auch eine hochdynami-
zeuggeschwindigkeit
sche, bewegungskompensierte Neigung durch Sensorfusion
berechnet. Die Neigungsgeber verfügen über präzise und
­robuste Sensorzellen auf MEMS  – Basis. Neben ihrer
Kernaufgabe, die Messung der Neigung im Bezug
zur Horizontalen, erfassen diese Sensoren auch
die Bezugsdaten der Neigung, Winkelbeschleuni-
gung sowie die Drehrate in allen drei Raum­
achsen, und geben diese als Messsignal aus.
Diese Funktionalität und die Fahrgeschwin-
digkeit wird bei der Umsetzung des Zusatz-
lenksystems ausgenutzt.

erschienen in  Mobile Maschinen 2019/06  www.mobile-maschinen.info 


Neigungssensor HIT 1500
Steuergerät HY-TTC 32S

Lenkwinkelgeber
HAT 1200

Drehzahlsensor HSS

04 Verwendete Komponenten der elektro-hydraulischen Zusatzlenkung

­ inimale Abweichung in der Kalibrierung der Drehwinkel­


m Diese Normen definieren die Anforderungen an sicherheits-
gebers auf der Zugdeichsel, verglichen mit dem Signal aus gerichtete Steuerungssysteme wie sie in diesen Lenksys­
HIT  1500 und Geschwindigkeit enorm auf die Lenkkräfte temen zum Einsatz kommen. Dabei wird der gesamte
­auswirken. Es ergab sich ein gutes Folgeverhalten auch bei ­Lebenszyklus des Systems von der Konzeptphase über die
niedrigen Fahrgeschwindigkeiten bis zu 0,5 km/h. Zudem Systementwicklung, die Komponentenentwicklung, die Pro-
können Features wie geschwindigkeitsabhängige Lenk­ duktion und den Betrieb betrachtet. Beide Normen fordern
winkelreduzierung, unterschiedliches Lenkverhalten bei dabei eine Gefahren- und Risikoanalyse zur Bestimmung
­Vorwärts- und Rückwärtsfahrt sowie die Modi keine Lenkung ­eines Performance Levels (PL/AgPL). Jede Fehlfunktion des
und manuelle Lenkung in Anspruch genommen werden. Systems wird hinsichtlich ihrer Auswirkungen, der Häufigkeit
­Gerade die manuelle Lenkung, bei der die Vorgabe des Lenk- des Auftretens und der Kontrollierbarkeit der Folgen be­
winkels über das Eingabegerät erfolgt, kann beim Rangieren wertet. Aus dieser Bewertung ergibt sich das für das System
auf engsten Raum sehr hilfreich sein. erforderliche Performence Level, aus dem sich die System­
architektur und die Anforderungen für die Umsetzung der
Systemsoftware ergeben.
VERKÜRZTE ENTWICKLUNGSZEIT
Mit der Applikationssoftware auf dem zertifizierten Steuer-
Neben einem standardisieren CAN-Interface, zur Anbin- gerät HY-TTC 32S ist das gesamte System gekapselt. Die An-
dung des Lenkcontrollers an den Fahrzeugcontroller und wendung kann noch konfiguriert und parametriert werden
­einem einfachen Bediengerät gibt es auch die Möglichkeit und muss bei einer Anpassung der Maschinen weder um-
der Verwendung eines Displays (HY-eVision² 7"). Zum einen fangreiche Testdurchläufe noch ein neues Tüv-Zertifizie-
bietet diese Erweiterung Vorteile bei der Erstinbetriebnahme rungsverfahren durchlaufen. Die größten Vorteile der modu-
z. B. zur Fehleranalyse, zum anderen kann sie aber auch zur laren einbaufertigen Lösung der elektro-hydraulischen
Konfiguration, Parametrierung, Lenkmodiwahl und Be­ ­Zusatzlenkung besteht laut Hersteller darin, die Entwick-
dienung in der Serie genutzt werden. Ein wichtiger Aspekt lungskosten zu senken und die Anforderungen an die funkti-
bei allen Lenkungsystemen sind die Anforderungen an die onale Sicherheit zu erfüllen. Denn diese ermöglicht eine ver-
erhöhte funktionale Sicherheit. Neben den Komponenten, kürzte Zeit bis zur Produkteinführung.
die Sicherheitsanforderungen mitbringen, erfüllt die Soft-
Fotos: Hydac International
ware alle notwendigen Normen.
Die Lenkungssysteme von Hydac für Hilfs- und Zusatzlen-
kungen erfüllen die EN ISO 13849 PL‘d und ISO 25119 AgPL‘d. www.hydac.com

erschienen in  Mobile Maschinen 2019/06  www.mobile-maschinen.info


Fluidtechnik,
Hydraulik,
Elektronik und
Service. Weltweit.
Mit über 9.500 Mitarbeitern, 50 Auslandsgesellschaften
und über 500 Vertriebs- und Servicepartnern ist HYDAC
weltweit ein zuverlässiger Partner.
Unser Lieferprogramm umfasst Hydraulikspeicher,
Fluidfilter, Prozessfilter, Kühler, elektro hydraulische
Steuerungen, Industrieventile, Sensorik für Druck,
Wegmess- und Magnettechnik, Zylinder, Pumpen,
Befestigungstechnik, Armaturen, Condition Monitoring
und vieles mehr.
Wir projektieren und liefern schlüsselfertige
hydraulische Steuer- und Antriebssysteme einschl.
elektronischer Steuerungen und Regelungen für
mobile und stationäre Maschinen und Anlagen für die
unterschiedlichsten Branchen.

HYDAC INTERNATIONAL GMBH


Industriegebiet
66280 Sulzbach/Saar, Germany
Tel.: +49 6897 509-01
Fax: +49 6897 509-577
E-Mail: info@hydac.com
Internet: www.hydac.com

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