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Ill
[zahlen werden;] ich, Abraham, einen Solidus, sowie Kosma ebenfalls einen [Solidus,
und] wir stimmen ihm bei (βτοιχεϊν).
Ich, Ü3») , er hat mich gebeten (und) ich habe für sie geschrieben,
denn sie können nicht schreiben.
Die Zunft der Schmiede3. Ich, , der Sohn des Nesi (bzw. Esi)4, ihr Vor-
stand: ich erkläre, [daß ich] durch Liberius, [den herrlichsten] Pagarchen (140), 6 [Pfund
Pfeffer . . .
Verso. Abrechnung der Pfeffer(verteilung).
Eine neuerliche Untersuchung ergab aber nicht nur eine viel schärfere Sonder-
stellung der nubischen Gruppe, sie zeigte auch, wie sich in den Grabinschriften die
Entstehung und Entwicklung der nubischen Kirche wiederspiegelt: ihre Gründung
durch Byzanz, die Beeinflussung durch die koptische Kirche und das Weiterleben der
eingebürgerten nubischen Elemente. Dieses Bild tritt freilich erst dann klar hervor,
wenn der Vergleich der ägyptischen und nubischen Inschriften sowie der Liturgien,
aus denen ihre Gebete hervorgegangen sind, systematisch bis in jede Einzelheit durch-
geführt wird. Es ergab sich dabei auch manches Neue für die christliche Epigraphik
Ägyptens, doch kommen diese Resultate in der vorliegenden Arbeit nur zum Ausdruck,
wenn sie mit ihr in direkter Verbindung stehen.
Besondere Rücksicht wurde auch auf das Verhältnis zwischen den beiden Sprachen
der Stelen genommen; für das Koptische treten einige Sonderfragen hinzu: Nubien ist
das einzige Land, das unter seinem Einfluß gestanden hat und in dem sich außerhalb
Ägyptens Denkmäler in dieser Sprache gefunden haben. So mußten die Gründe für
das Vordringen des Koptischen nach Süden, die Art seiner Verbreitung und insbesondere
seine Bedeutung in der nubischen Kirche untersucht werden.
6. Ermenne. Hier "wurden im Jahre 1911 bei den Grabungen der Akademie der
Wissenschaften in Wien zwei christliche Friedhöfe freigelegt; auf dem nördlichen, der
Gräber des Ginäri-Typs aufwies, kamen 12 Grabsteine zutage, die teils koptische,
teils griechische Inschriften trugen.
7. Gebiet von Far as. a) Museum Berlin Inv.-Nr. 1486; griechische Stele = LI). VI,
99, Nr. 537 = LEF. Nr. 634 1 ; — b) Colasucia nahe Faras: zwei griechische Stelen =
LEF. Nr. 635 — 636. — c) koptisch-griechische Stele des Bischofs Thomas, von Lyons
in Serre-West gefunden — Recueil des travaux XX, S. I I P ; MASPERO, Annales du
Service 4 , S. 1 6 1 — 1 6 4 3 — d) koptische Stele in der Kirche gegenüber Dibere=
MILE HAM, Churches in Lower Nubia S. 2 0 und PI. 7 .
8. Sai. Koptischer Grabstein des Bischofs Jesu = STEIXDORFF in ÄZ. 44, S . 71 if.
und Nachtrag S. 133.
9. Kasr Wad Nimri. Griechische Stele des Zacharias = SAYCE in PSBA. 1910,
S. 266f. Nr! 10.
10. Kudi. Fragment einer griechischen Stele = SAYCE I.e. Nr. 11.
1 1 . Alt-Dongola. Drei griechische Stelen, fragmentiert = LEF. Nr. 6 4 1 — 6 4 3 .
12. Wadi Gazäl bei Merowe. Von hier stammen rund 20 Grabsteine, die L E P S I U S
auf seiner Expedition in der Nähe des Klosters entdeckte; siehe LD. Text V, S. 292,
Friedhof an der Südost-Seite des Klosters; = LD. VI, 99, Nr. 547—55b die griechischen
Inschriften, VI, 103, Nr. 41—56 die koptischen; erstere = LEF. 606—612, letztere =
REVILLOUT, Revue Egyptologique IV, S. Iff., Nr. 46—50 und S. 15, Anm. 1.
1) Siehe auch LD. Text V, S. 182. — 2) Found . . . at Maharraqa opposite Serra; es kann sich also
nicht um das Maharraka in Unternubien handeln; Thomas war ehedem Abt in Maurage, das mit letzterem
identifiziert wird. Ob Ree. 1. c. der Name des Fundortes aus der Inschrift erschlossen wurde? —
3) MASPEBO gibt an, der Stein sei von Lyons bei einem Händler in Beliane gekauft worden; Thomas starb
als Bischof von Faras, bei dem Serre gelegen ist; die Inschrift gibt τταχωρας, nicht Pachoraspolis; die auf
Pachoras folgenden Zeichen sind λοιπόν zu lesen.
Zeitschr. f. Ägypt. Spr., 60. Band. 15
Im allgemeinen kann sein Versuch als geglückt bezeichnet werden: von den unter XL,
Nubie (Provenances douteuses) aufgeführten Nummern ß48—668 1 stammen die meisten
unzweifelhaft daher, andere dagegen sind auszuscheiden; an ihre Stelle treten verschiedene
Nummern, die im Recueil unter den ägyptischen Stelen erscheinen. Um eine
gesicherte Zuweisung vornehmen zu können,, muß bei jeder einzelnen Stele genau
geprüft werden, ob die Anzeichen wirklich genügen. Der Satz LEFEBVRES S. X X V I I I
„L'identification des steles de Nubie est facile ä etablir" gilt nur mit großen Ein-
schränkungen. Die Unterscheidungsmerkmale der nubischen Stelen werden unter C III
eingehend erörtert; sie erstrecken sich auf Material und Form. Gebete und Formeln,
Datierung usw. Eine definitive Zuweisung erfolgt nur da. wo mehrere Momente
zusammentreffen.
1. Sicher nubisch sind Stelen mit der langen Gebetsformel χ (unter C H I a), wie schon
RICCI, Comptes rendus 1. c. bemerkt hat = LEF. 6 6 4 — 6 6 7 a ; der charakteristische Text
ist in Nubien öfter, nie aber auf sicher ägyptischen Stelen belegt; das Material ist,
wo angegeben Sandstein, 665 ist der Grabstein eines Eparchen der Nobaden, 666 und
667 zeigen nubische Eigennamen 3 , 664 gibt ein für Ägypten unmögliches Datum. —
Hierher ist auch LEF. 564 mit der Provenienz Aswan zu stellen; das Stück ist dort
offenbar gekauft worden; Material, äußere Form, Gebet und Schluß mit Angabe des
Lebensalters und Datierung stimmen vollkommen mit den nubischen Stelen überein, die
nachweislich aus Aswan stammenden Stelen zeigen dagegen eine wesentlich verschiedene
Formulierung; s. LEF. 565—582 4 .
2. Ebenso gesichert erscheint die Zuweisung von LEF. 659. Durch die Funde
von Ginäri ist die bisher vereinzelt stehende Formel als nubisch erwiesen: auf dieselbe
Herkunft weisen das Gebet und die Schlußformel, welche das auf Nubien beschränkte
τέλει τοϋ βίου έχρήσατο verwendet; dies und die eigentümliche Wiederholung des Amen
machen Ginäri als Fundort wahrscheinlich.
3. Die Nummern 649, 652, 654, 655, 660 gehören einer Gruppe an: a) Einleitung
ένθα κατάκειται Ν., b) έτελεώθη5, c) Datum, d) Gebet um Ruhe im Schöße der
Patriarchen. Nun sind die Wendungen a und b und ähnlich die kurze Form d fast
ausschließlich auf Nubien beschränkt; c zeigt die in Nubien stets, in Ägypten weniger
häufig gebrauchte Fassung, bei der die Zahl nach der Indiktion steht 6 . Stelen wie die in
Frage stehenden kommen genau so in Untemubien vor, besonders häufig in Ginäri
und Kaläbsche; aus Ägypten ist ein sicher lokalisiertes Beispiel nicht nachgewiesen.
Auch die Form ist die in Nubien übliche: kleine rechteckige Steinplatten. Wenn als
Material in Nr. 649ff. Kalkstein erscheint, so sei einmal daraufhingewiesen, daß dies,
wie in C Γ gezeigt wird, die nubische Provenienz nicht ausschließt; andererseits ist
auch eine Verwechselung mit dem weißlichen festen Sandstein in Erwägung zu ziehen;
so gibt HALL gegenüber LEF. 649 einfach „Tablet" an, während sonst Limestone Tablet
und Sandstone Tablet unterschieden wird; offenbar war er sich über die A r t des Steines
nicht im klaren 7 .
1 ) N r . 658 = Berl. l n v . 1506 gehört sicher zu den Funden von W ä d i Gazäl; s . L D . T e x t V , 1. c. und „ A u s f .
Verzeichnis" S. 412. — 2 ) S. auch Duchesne, Melanges d'Arch. S. 586. — 3 ) Zu 666 siehe unter B;
ίσου in 667 siehe Gbiffith, The Nubian texts of the christian period, Abh. der Ak. d. W . Berlin 1913,
S. 54/55 zweimal. — 4) Mit dieser Feststellung wird auch L e f . 656 entschieden, das die einleitenden
W o r t e des Gebetes zeigt. — 5 ) ετελ' in L e f . 652 ist entsprechend den übrigen Beispielen nicht in έτελεύτησεν,
sondern in έτελεώθη zu ergänzen. — 6 ) Dies Kriterium ist also negativ und nur in dem Sinne zu ver-
wenden, daß eine Stele mit Zahl v o r der Indiktion wahrscheinlich Nubien nicht zugewiesen werden kann. —
7 ) Auch L e f . 670 wird hier beizufügen sein; s. auch unten bei L e f . 382.
4. Ähnlich wird man LEF. 661 nun sicherer Nubien zuweisen; Einleitung, ALL der
Datierung und die Hauptelemente des Gebetes stimmen mit den nubischen Stelen
überein.
5. LEF. 648 ist durch äußere Form, Art der Datierung und έτελεώθη für Nubien
gesichert; die Einleitung ύ—έρ μνήμης weist auf Nordnubien hin; s. auch C III. —
Ähnlich wird man unbedenklich der Zuweisung von LEF. 668 beistimmen können 1 .
6. LEF. 657 hat eine sonst nicht belegte Einleitung, das Gebet aber stimmt zu
den in Nubien üblichen Formeln 8 ; Marmor als Material auch sonst belegt; s. unter C I.
7. Bei LEF. 650 muß die Lokalisierung als ganz zweifelhaft bezeichnet werden;
manches im Gebet mag für Nubien sprechen, auch der Schluß mit ναί; andererseits aber
ist die dem έν -r9j λαμ-ρόττ,τι entsprechende Wendung koptisch mehrfach gerade in
Ägypten belegt; auch folgt bei der Datierung die Zahl auf die Indiktion. — Ähnlich
erscheinen für LEF. 668 die Anhaltspunkte unzureichend; die Datierungsweise ist nicht
nubisch3.
8. Noch unsicherer ist die Zuteilung bei LEF. 651, 653 und 662; bei 653 könnte
allenfalls das μ[ετά τ]ών άγίων [πατέρ]ων für Nubien angeführt werden; die Formel
der Nr. 662 ist bisher nicht belegt, der entsprechende koptische Text aber in Ägypten
häufiger wie jede andere Formel, in Nubien dagegen fehlt er ganz; s. auch unter 0 III.
Es bleiben nunmehr die Stelen zu besprechen, die ich für Nubien in Anspruch
nehme und die bisher entweder als ägyptisch angesehen wurden oder ohne jede Pro-
venienzangabe blieben. Die Nr. 564 und 670 sind schon oben S. 114 behandelt worden
1. LEF. 382 mit der Angabe „Vallee des rois"; ebenso HALL S. 10, CIG. IV,
Nr. 9111 usw. Diese Zuweisung scheint auf ein MißVerständnis des ersten Heraus-
gebers zuräckzugehen. LETKONNE veröffentlichte 1834 in den Transactions of the
iioyal Society of Literature II, Nr. 52 den Text mit anderen Texten als Inschriften
aus thebanischen Königsgräbern nach der Abschrift SALTS.
Danach hat er LEF. 382 wohl als Inschrift auf einer Wand angesehen, wie die
übrigen drei mitveröffentlichten Texte; von einer Stele ist nirgends die Rede. Er
schließt aus dem Vorkommen, daß die Königsgräber zeitweise auch für christliche
Bestattungen benutzt wurden. Nun ist es an sich schon unwahrscheinlich, daß die
Christen einmal hier ihre Toten begruben4, und es wurde hier auch nie wieder eine
Stele entdeckt. Das Rätsel löst sich einfach auf folgende Weise: LETKONNE veröffent-
lichte, wie erwähnt, die Inschriften aus dem Tal der Königsgräber nach einer Kopie
von SALT; nun hat aber dieser eine Sammlung von Stelen besessen, die, soweit nach-
weisbar, aus Nubien stammen: LEF. 654, 656, 670 (s. auch unten); so wird die Kopie
einer dieser Stelen aus Versehen zu den erwähnten Inschriften geraten sein.
Die Stele selbst erscheint auf den ersten Blick als nubisch: Material, äußere
Gestalt, Gebet und Formel lassen keinen Zweifel an der Provenienz; ja wir können
mit ziemlicher Sicherheit Kaläbse als Fundort erschließen: hier fanden sich zwei bis
in jede Einzelheit identische Stelen, LEF. 621 und 804, vgl. auch 626. Dazu kommt,
daß auch die übrigen aus der Sammlung SALT stammenden Exemplare 6 5 4 , 6 5 6 und
1) Gegen LEF. Anm. zu 668 ergänze ich [άνοίπαυσο]ν [τ]ήν [ψυχή]ν των δουλον σου. — 2) Die
letzten Zeilen können wohl ergänzt werden: 10. [κ/στεναγμο]ι μ[ίτα] 11. [παντιυν των αγι]ων; [σου] 12. [τ]ε[λίΐ
τ]ου[βιου «χρησ] 13. α[το Monat und Zahl] ib [Zahl]; damit ergäbe sich ein neuer Beweis für die nubische
Provenienz. — 3) E s ist wohl sicher zu lesen σεληνη κ—ς eiv/ = am 20. Mondtag, im 6. Jahre der Indik-
tion; die Abkürzung ιν/ ζ. B. LEF. 81, 85, 88, 101 usw.; ei für ι passim; siehe speziell «ιν&ικ/ LEE. 4 7 9 ;
damit entfällt jede Schwierigkeit der Z. 27. — 4) Allenfalls wäre es verständlich bei einem Anachoreten,
der sich hier eine Zelle eingerichtet hätte, aber der Grabstein gehört der „seligen Suai" ohne den Titel einer
μονάχη oder παρθενσς ο. ä.
1δ*
670 deutlich auf Unternubien hinweisen. So ist wohl anzunehmen, daß S A L T die
vier Stelen in Kaläbse erworben hat. wie einige Jahrzehnte später H . L I T T E L T O N
1
A N N E S L Y , British Mus. Nr. 6 0 2 , 8 2 2 — 2 4 , an derselben Stelle sammelte .
2. LEF. 563 hat die Beischrift: Assouan-Assiout, collection de M. Ch. B E A U G E .
Eine Herkunft von einem Aswaner Friedhof ist damit nicht gegeben, die Stele erscheint
privat im Handel erworben zu sein. Damit kann ebensogut Nubien als Provenienz
gelten, das ja in Aswan seinen nächsten Markt, auch für Altertümer hat. Zu den
Stelen vom Friedhof des St. Simeonsklosters LEF. 565 ff. steht 563 im Gegensatz; der
Charakter des Textes paßt dagegen ganz zu Nubien; für die Verwendung des Griechischen
und Koptischen vgl. die zweisprachige Inschrift Berlin 13 716 = LEF. 647.
3 . H A L L , PI. 8 , Nr. 6 0 7 = S. 8 , 3 . Die äußere Gestalt der roh zugehauenen Stele,
die nach unten sich verbreiternde Form, das Mittelfeld, die Gestalt des Anfangskreuzes2
weisen ebenso nach Nubien wie die in Ägypten nie belegte, für Nubien aber charak-
teristische Einleitungsformel £ΐτπ-τπροπι&. usw.; auch das Gebet ist das in Nubien
übliche. Der Schluß ist sicher folgendermaßen zu ergänzen: £ητ.ΰϊϊ[τρρο ΪΪ]ΛΪΠΗ-Τ€
[eqeujio]ne eine genaue Parallele s. CIASCA 4 I, S. XXII: gTtT.uÜTepo «AuiHire
£A.MHn eqeigione (Totengebet).
4. Aus ähnlichen Gründen ist das Fragment einer Sandsteinstele Brit. Mus. 403
= HALL, PI. 7, S. 6, 2 als nubisch anzusprechen. Die erhaltenen Zeilen müssen
lauten: 1. [+ G J R T N P O M ^ 2. [ Μ ] Π Π Ο Τ Τ € U 3. [Τ^] 5 ΤΜΑ.Κ*.ΡΐΛ. M 4. MTOII M.UOC
5. [g^]e[u)]p e ntio 6. [irre . . . folgte das Gebet.
Nicht publizierte und mir nicht zugängliche Stelen aus Nubien sind: 1. Stele aus
Kostamne, s. F I R T H S. 4 1 ; 2 . Stelen aus Ibrim, von W E I G A L L gefunden; s. oben;
3 . eine Anzahl nubischer Stelen befindet sich im Museum in Khartum; G R I F F I T H ,
Nubian Texts S. 127 ff. entnehme ich: Stele des Angeloskö, griechisch, von „Arab el Hag";
Stele der Genseüsa, griechisch, = Nr. 17; Stele des Massüda, koptisch, = Nr. 16; Stele
des Michaelikol, koptisch, aus dem Jahre 1038 = Nr. 14.
Ein beträchtlicher Teil der Grabinschriften, wohl der größte, ist uns für immer
verloren gegangen. Es muß auf den ersten Blick wundernehmen, daß sich auf den
großen guterhaltenen Friedhöfen Nubiens verhältnismäßig so wenig Stelen gefunden
haben; in Ginäri kommen beispielsweise auf ca. 4000 Gräber nur 50 Exemplare.
Selbst wenn man annimmt, daß manche Stelen vorher verschleppt wurden, andere sich
noch verworfen bei den Resten der Oberbauten finden mögen, so bleibt der Prozent-
satz noch immer verschwindend. Ähnlich ergab Ermenne mit mehreren Hundert
Gräbern nur 12 Stelen, Kostamne nur eine. Es ist nun von vornherein nicht anzu-
nehmen, daß nur ein so geringer Teil der Gräber eine Bezeichnung erhielt, zumal es
sich meist um gute verputzte Oberbauten handelt. Die Lösung scheint ein Grab in Er-
menne zu geben; bei ihm fand ich die Reste einer Inschrift in den Verputz der westlichen
Stirnseite eingeschrieben, d. i. gerade an der Stelle, an der auch die Stelen eingesetzt
sind. So wie man den weißgetünchten Sarkophag-Oberbau mit Mustern von Palmen,
Blättern, Strichen und Punkten in Rot verzierte ( F I R T H I, 40), so wird man in gleicher
1) LEF. 382 trägt die Nr. 409 des British Museum; Nr. 407 = LEF. 648 weist ebenfalls auf Kaläbse,
für 408 = LEF. 668 ist eine nähere Lokalisierung nicht möglich; ob 409 mit 407 — 408 zur gleichen Er-
werbung des Museums gehört, wie andererseits 8 2 2 — 8 2 4 ? — 2) So auf mehreren koptischen Stelen von
Wädi Gazäl, Ibrim usw. — 3) Die Umkehrung des «.ΜΗΠ eqeujume vereinzelt auch sonst belegt; s. LEF.
625 und CIASCA 1. c. renc-ro JAIHN. In dem Datum am Schluß lese ich ///// Π/ -S—·~ι Ω = β.πο THOKA. CS;
ob nach ω noch eine Zahl steht, ist auf dem Faksimile nicht zu erkennen; damit ist die Stele mindestens
1084 datiert; dazu stimmt das schlechte Koptisch der Inschrift. — 4 ) Sacrorum Bibliorum Fragmenta,
Rom 1885FF. — 5 ) So schon REVILLOUT, Rev. Eg. IV, S. 31, Nr. 45.
Weise Name, Todestag und Gebet aufgezeichnet haben. Die Stirnseiten aber waren
bei der Reihenanlage der Friedhöfe gerade am meisten gefährdet, so daß bis jetzt
das Grab von Ermenne der einzige positive Nachweis bleibt.
daran, daß sie keine Rücksicht auf die Form des Steines und damit auf die Länge
der Zeilen nehmen. Die Stele verbreitert sich nach unten bedeutend; die einge-
rahmte Schriftfläche bildet ein Trapez mit paralleler Ober- und Unterlinie und un-
gleich gerichteten Seiten; der Winkel an der oberen rechten Ecke ist nicht unbedeu-
tend größer als an der linken. Trotz des fragmentarischen Zustandes der Stele läßt
sich so der Umriß der Schriftfläche einwandfrei herstellen; damit ist auch die Länge
der einzelnen Zeilen gegeben. Ich habe die Photographie und die Ergänzung der
Schriftfläche auf ein karriertes Papier übertragen und dadurch einen Anhalt für die
Zahl der Buchstaben erhalten, die auf die einzelnen Zeilen entfallen können. Die
Ergänzungen werden in den Bemerkungen begründet; es braucht nicht hervorgehoben
zu werden, daß nicht für alle ergänzten Worte die gleiche Sicherheit besteht, aber
einmal kann ein großer Teil als unbedingt zuverlässig gelten, und an Aufbau und
Inhalt kann nicht gerüttelt werden.
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-j- Κατά την τοΰ παντοκράτορος θεού αμετάθετο ν άπόφασιν, ήτοι τ ό : γ η ε! και εις γ η ν άπε-
λεύση: άπέστη των ενταύθα πολυστενάκτων πονηρών ή μακάρια: Ί η σ ο ϋ υιός Μαριάμη: επί τ η ς έπι-
φωσκούσης ημέρας ογδόης τοΰ Ά θ ϋ ρ άπό μαρτύρων (Zahl). — Κύριε πολυέλεε και οϊκτφμον
έλέησον τ η ς ψυχής αύτη ς και άνάπαυσον αυτήν έν τόπω φωτεινοί Ινθα άπέδρα οδύνη και λύπη και
και στεναγμός και συγχώρησον α ύ τ η τ α ένταϋθα ήμαρτημενα δτι ούδενός έστιν ό βίος άναίτιος, σύ
γάρ ει ό μόνος άναμάρτητος ναι άμήν γένοιτο άμήν. Ό δέ βίος πας αύτης τω όρισμω τοΰ θεοϋ
ετων (Zahl).
Bemerkungen.
Ζ. 3. Die Zeile war bisher unverständlich. Rev. 1. c. läßt den Schluß darum gauz weg; Lef. be-
merkt: Le dernier mot doit se lire, sans doute, στιχειο = στοιχεϊον: έ ν τη γ η βτοιχεϊον ά π ε λ ε ύ σ ε ι
„Tu t'en ira, element, dans la terre" ( M i l l e t ) . Die Photographie läßt über meine Lesung keinen Zweifel;
es handelt sich klar um Genesis 3, 19: δτι yfj εί, και εις γ η ν ά π ε λ ε ύ ο η ; die Stelle wird mit ήτοι τό
eingeleitet. — Damit ist die Verwendung dieses Bibelverses zum erstenmal auf einer griechischen Stele
nachgewiesen; in koptischen Inschriften Ägyptens und Nubiens ist sie häufig.
Z. 5. Für die bisher vorgeschlagene Ergänzung κακών ist die Lücke zu groß.
Z. 6. Lesung und Ergänzung bedürfen der Rechtfertigung. Auf der Photographie steht klar ühcoTc,
dicht hinter c ein senkrechter Strich, aber kein i, denn die Spitze weist auf einen Winkel, am ehesten
auf m, wie etwa in Z. 2. In vc muß eine Abkürzung stecken. Nun kennen wir einen ebenso beginnenden
Namen auf der Braunsberger Stele = W. WEISSBRODT, Ein ägyptischer christlicher Grabstein usw. im
Verzeichnis der Vorlesungen am Hosianum in Braunsberg 1905/6 und 2. Teil 1909 (im folgenden als
W. zitiert). Die ebenfalls aus Nubien stammende Stele zeigt Z. 8 und 22 den Namen des Inhabers, den
WEISSBKODT einmal ϊ η β ο υ ü ö μ α ρ ι α μ η und in Z. 22 ϊηοου ϋ ε μ α ρ ι α μ η liest; auf der W 1, S 3 bei-
gegebenen Photographie lese ich aber in beiden Fällen ganz deutlich ϊ η ο ο υ i x μ α ρ ι α μ η . Daß in Z. 6
ebenso zu ergänzen ist, steht mir nun außer Frage; zunächst paßt der zur Verfügung stehende Raum dazu;
dann könnte vor έ π ί nur noch eine Filiationsangabe stehen; zu einer solchen aber kann TC nicht ge-
hören, da es sich um eine Frau als Inhaberin der Stele handelt. Bemerkt sei noch, daß eine Haplo-
graphie vorliegt — TC steht für τ « — , ferner daß eine Lesung Ί η ο ο ϋ σ als Eigenname, wie sie
W 1, S 22 angenommen wird, den Abkürzungstrich vernachlässigt, und nicht Rücksicht darauf nimmt,
daß in griechischen und koptischen Stelen sonst Jesu und nicht Jesus erscheint 1 ; auch geht es nicht an,
den Namen ohne Zusatz als Frauennamen anzunehmen. Andererseits ergibt sich aus unserer Stele, daß
die Braunsberger Inschrift einer verstorbenen F r a u angehört 2 , da nicht anzunehmen ist, daß derselbe von
Vertretern beider Geschlechter getragen wurde, wenn er dies auch seiner Eigenart gemäß zuließe. Denn
es handelt sich, wie schon W 1, S 21 zur Wahl stellt, um einen Eigennamen in Form eines Satzes:
„Jesus ist der Sohn Märiens". Warum aber der Name ncstorianisch sein soll, sehe ich nicht ein, er ist ein
Bekenntnisname ohne polemische Spitze (ähnlich dem Sigel Χ Μ Γ „Maria hat Christum geboren"); er könnte
sich ebenso gegen Doketen richten. W. hat übrigens nicht gewußt, daß der Braunsberger Stein aus
Nubien stammt, wo die dem Nestorianismus gerade entgegengesetzte Irrlehre des Monophysitfsmns damals
längst eingeführt war.
Z. 8 könnte natürlich ebensogut α π ο Δ ι ο κ λ . ο. ä. stehen.
Ζ. 9. Ausgangspunkt für die Ergänzung bilden ice und - ö o v in Z. 10. Es wird also, wie schon LEF.
vermutet hat, ε λ ε η σ ο ν einzusetzen sein; doch genügt das zur Ausfüllung der Lücke nicht; es stand also ent-
weder ein zweites Verbum dort, wie LEF. 661: ο ι κ τ ο ι ρ ο ο ν κ α ι ε λ ε η ο ο ν , oder es folgte dem π ο λ υ ε λ ε ε
ein zweites Adjektiv wie ο ί κ τ ί ρ μ ω ν ; siehe LEF. 661 Z. 10; vgl. insbesondere auch Goar 547, 559.
Z. 10—12. Die Rekonstruktion muß von Z. 12 κ α ι λ ύ π η ausgehen; damit ist έ ν θ α bis β τ ε ν α γ - μ ό ς
völlig gesichert; vor έ ν θ α muß die Angabe eines Ortes stehen; siehe dazu C l l a Gebet α ; hier verbietet
der Raum die Verwendung der ausführlichen Formel; für die kürzere Fassung LEF. 541, 564, 650, 657, Goar
Euchologium Graecum S. 531, 543, SWAINSON, Greek Liturgies S. 800; die Raumverhältnisse Z. 10/11
lassen nur eine Ortsbezeichnung zu; die vorgeschlagene Ergänzung ist die wahrscheinlichste, weil sie ge-
rade in der Basiliusliturgie verwendet wird, s. Goar S. 170; vorher muß das Verbum stehen, als wel-
ches nach allen Parallelen nur ά ν ά π α υ β ο ν in Betracht kommt; es ist nicht ausgemacht, ob κ α ι vor
diesem Verbum ausgeschrieben ist oder verkürzt erscheint.
Z. 12—15. F ü r das Gebet um Sündenvergebung siehe C I I a , Formel α; f ü r die Konstruktion SWAINSON
1. c. S. 140: θ υ γ χ ώ ρ η θ ό ν μοι τ ά π α ρ α π τ ώ μ α τ α μ ο υ ; statt έ ν τ α ΰ θ α könnte auch έ ν τ ω βίω eingesetzt
werden, worauf A.WILHELM mich aufmerksam macht — Der Hinweis auf die Schuld aller Menschen
und die Sündenlosigkeit Christi siehe in demselben Gebet α ; hier nur in abweichenden Wendungen; die
Schlußwendung ähnlich SWAINSON 1. c. S. 800 aus der Johannesliturgie: „Jesus Christus, α ύ τ ό ς γ ά ρ έ β τ ι ν
ό μ ό ν ο ς ά ν α μ ά ρ τ η τ ο ς , oder Goar 761: εί μ ή μ ό ν ο ς βύ, ό . . . . ά ν α μ ά ρ τ η τ ο ς ; vgl. 550.
Ζ. 15/16. Die Bekräftigung oder Beschwörung am Schluß s. auch LEF. 6 6 1 : ν α ι κ ύ ρ ι ε ά μ η ν ; sie
steht auch, was nicht erkannt wurde, in den zwei letzten Zeilen von LEF. 650; es muß heißen ν α ι ε λ υ ε
Θ ε ε π α ν τ ο κ ρ α τ ω ρ = ο barmherziger Gott, du Allmächtiger! — Am Schluß, nach dem Gebete, kann nur
mehr eine Angabe über die Lebensdauer erwartet werden, wie entsprechend in LEF. 564, 665, 6 6 6 ; in
LEF. 643 findet sich auch eine Beifügung, die der in Z. 16 entspricht: τ ά δ έ έ τ η α ύ τ ο ϋ & ό θ ε ό ς α ύ τ φ
ώ ρ ι β ε ν έ π ί τί)ς γ η ς ; statt ό ρ ι β μ ω könnte auch δ ρ ω oder όρίΟματι stehen. — Ein Bedenken könnte der
Zusatz π ά ς zu βίος erregen; ich kenne ihn noch einmal koptisch auf der Stele von Sai, wo zunächst
die J a h r e vor der Weihe und die des Episkopats angegeben werden; dann heißt es: „alle Jahre seines
Lebens aber waren 82". Somit könnte man auch Z. 16 eine Summierung erwarten, etwa in der Form, daß
Z. 15 zunächst die Jahre im Ehestande gezählt werden; wenn man γ έ ν ο ι τ ο ά μ ή ν ausläßt und die häufigen
1) So auf der Braunsberger Stele des Bischofs von Sai: ιηβόυ, GBIFFITH, Nubian texts S. 54 eicov;
in den beiden letzten Fällen handelt es sich um Männer, die den Namen Jesu tragen; gemeint ist aber
Jesu, Sohn des Nave, der in der LXX und in den koptischen Texten genau so geschrieben wird; Vulgata
hat Josue. — 2) Dagegen kann das τ ο ν der Z. 7 nicht sprechen, da der Text ganz verwildert ist.
Abkürzungen ε β , = έβίωσεν und ετ' = ε τ ω ν annimmt, könnte diese Angabe etwa mit γαμετή Platz ge-
funden haben.
2. LEP. 5 5 6 = Berl. Inv. Nr. 1 4 9 9 = LEF. 607 muß ausführlicher besprochen werden,
weil es sich als die einzige bisher bekannte nubische Stele erweisen wird, die ohne
Einleitung mit dem Namen beginnt, die Angabe des Lebensalters und des Todestages
und dann das Gebet folgen läßt. Den LEPSiüSschen Text hat KIRCHHOFF nach einem
Abklatsch neu herausgegeben, als Nr. 9 1 2 8 des C. I.G. IV. Nur das Gebet war bisher
verständlich; s. auch Ausf. Verzeichnis S. 412. Die durch die Photographie gewonnenen
Lesungen und die Parallelen lassen folgenden Text entstehen (s. Tafel):
1 + [e^ic
2 ä ^ C J t Ä.IIO[CI»V.A.
3 Ϊ [CT]COH τρ[ΐίνκο
4 -i.-5-jo Τ€[ΐν.ι τ £»\ö]
5 e^[pHc]^T [ιπ]·^[/τ]
6 piTHC € Π Ϊ H[.uep]
7 Ä.C n ^ ne.w[THc]
8 cTn^pieaiHc[oH]
9 λττοιι oec
10 Τ Ί^ΙΩΙΙ CO[T]
11
12 το nitÄ. ÄWTTOT
13 €ipHl\[H]
, ο-
Ι4 Π
Bemerkungen.
Ζ. 1. Zwischen Namen und απο muß die Filiationsangabe stehen, allenfalls ein zweiter Name mit
ή καί wie LEF. 47. Von dem zweiten Namen ist sicher ein Schluß-τ erhalten; das Nächstliegende ist, an
Elisabeth als Name der Mutter zu denken, zumal der erste Buchstabe von Z. 2 ein zu sein scheint (die
Vertiefung daneben stammt von der Verwitterung); Angabe des Namens der Mutter u. a. LEE. 136, 156, 568.
Doch sind in Nubien auch Männernamen auf τ nicht ausgeschlossen, wie Ωρεκωτ, Παχωτ beweisen. —
Gegen die Annahme, daß der Grabstein einer Frau vorliegt, könnte das αύτόν in Z. 9 und αύτοϋ in Z. 12
angeführt werden, auch ist LEF. 37 ein Ε υ δ ο κ ι ο ς belegt, doch lese ich deutlich mit LEPSIUS IÖ., und Ver-
wechselungen des Genus sind in den nubischen Inschriften, griechischen wie koptischeu häufig; neben der
mangelhaften Kenntnis in diesen Sprachen darf als Grund wohl auch angeführt werden, daß die Nubier
in ihrer eigenen Sprache keine Unterscheidung des Genus kennen; für griechische Grabsteine s. ζ. B. LEF.
6 5 0 u. 652. — Das ϊ am Anfang der Z. 2 legt nahe an das Σιλαϊ des Grabsteines LEP. 558 = Inv. No. 2 2 5 6
zu denken; der Raum erscheint freilich ein wenig zu groß dafür, aber bei der stark wechselnden Größe
der Zeichen auf der Stele ist dies Bedenken vielleicht ohne Bedeutung. Der Name des Ortes ist übrigens
wirklich Silai, nicht Σ Λ α ί ρ ε , wie LEF. 612 und im Verzeichnis von GRIFFITH, Nubian Texts S. 131 steht.
Nach der Photographie ist ρ ausgeschlossen; κ ε ist sicher und bezeichnet, wie schon Ausf. Verz. S. 412
vermutet wird, das Alter des Verstorbenen; es steht für ετ od. ε τ ώ ν κ ε ; vgl. analog die Stelen LEF. 338,
341 u. a.
Z. 3/4. Vor ε τ ώ ν hätte allenfalls noch ein εβ/= έβίωσεν Raum, aber das Verbum fehlt an dieser
Stelle in vielen Fällen. Anfang und Schluß der Zahl sind erhalten: der Anfang als τρ od. τε (LEF. hat
το); der Schluß ist o, allenfalls α ; neben der oben angegebenen Ergänzung wäre daher vielleicht auch
τεσσαρακοντα möglich; die Zahlen sind bei der Angabe der Lebensdauer auch sonst nicht selten ganz
ausgeschrieben, wie LEF. 257, 267, 268 usw.
Z. 4/5. Da das έχρήσατο gesichert erscheint und der Satz mit τε beginnt, kann die Ergänzung,
nach der typisch nubischen Formel, die auch in Wädi Gazäl auf LEP. 547 erscheint, als gesichert gelten.
Da der Raum in Z. 4 für ca. 2 Zeichen weniger spricht, wird του durch τ wiedergegeben, wie το in Z. 5
und τ ω ν in Z. 1 0 ; auch wird ο und υ in βίου zu $ verkürzt worden sein, wie auch sonst auf den Stelen
von Wädi Gazäl: LEP. 547 Z. 7, LEP. 549 Z. 4 u. 7.
Ζ. 6/7. Da das Zeichen nach επι einem η ähnlicher sieht als einem Μ und andererseits Z. 7 mit «.c
beginnt, ist ημέρας, nicht μ η ν ό ς zu lesen, vgl. LEF. 4 1 5 έ τ ε λ ε ύ τ η σ ε ν ή μ ε ρ α α θ η ρ ϊη. Der Raum am
Schluß der Zeile spricht für πεμτης statt πέμπτης; der Wegfall des π ist hier auch sonst belegt, wie
L E F . 63 U. 100.
Z. 13. Ε ι ρ ή ν η steht deutlich da, ist aber nirgends wiedergegeben; das Fehlen des έ ν auch L E F . 4 1 5 ;
s. auch C II 1 c.
Z. 14. Die Lesung der Zeichen auf dem Unterteil der Stele ist nach Z. 6/7 klar; sie enthalten nicht
das Datum 6 0 5 , wie Ausf. Verz. S. 4 1 2 vermutet wird, sondern wiederholen nur das Datum des Todes-
tages = Παχο/ε; das ä. hat dabei eine etwas ungewöhnliche Form.
8. LD VI, 103 Nr. 43 — Berlin Inv. Nr. 1495 entpuppt sich als die einzige
LEl'SiUSsche Stele aus Wädi Gazäl, die ein Datum aufweist; sie zeigt außerdem ein
Gebet, das sonst in Nubien nicht belegt ist. Von der Stele ist nur die linke Seite
des unteren Teiles erhalten; der LD 1. c. publizierte Text ist nach einer Photographie
verbessert; s. Tafel.
• Bemerkungen.
Ζ. 1. Der obere abgebrochene Teil der Stele enthielt den Namen des Toten und ein Verbum für ent-
schlafen o. ä. Die ersten erhaltenen Zeichen sind Ψ ι ε — 715, d. i. von der Ära der Märtyrer = Jahr 999
unserer Zeitrechnung. Ψ wird auch von LEPSIUS SO gelesen, und kann trotz der Bestoßung am oberen
Teil als gesichert gelten; ein Φ , etwa als Ende von [ ε π κ ] ^ ο. ä. kommt schon deshalb nicht in Frage, weil ein
* i e Μπείιοτ nach einem Monatsnamen nicht möglich ist; es müßte bei einer solchen Stellung heißen n c o r
ie ÄinefcoT, aber auch eine solche Form der Datierung ist in Nubien nicht belegt; die häufigere Form ist
Scot ie Χίπείιοτ επΗ<£; die vorliegende Datierung entspricht dem mhiioc ϊ Ρ der koptischen Stele
Rev. Nr. 1 u. 2 oder dem griechischen έ ν μηνί Ν. oder έ ν τ ω μηνϊ Ν. (BIGGE). F ü r die Stellung der
Jahreszahl vor dem Monatsdatum vgl. u. a. LEF. 5 6 4 , 6 6 4 , 6 6 6 , sämtlich aus Nubien.
Z. 2/3. Die Rekonstruktion nach der Stele von D i b e r e : πποττε ni.ri.eoc m i d πΜ&ιρωΜε eq-
e-V®.n&ni.vac π τ ε ^ τ χ Η und-dem häufigen ά γ α θ ό ς και φ ι λ ά ν θ ρ ω π ο ς der Totengebete; für «.π&π&ταε
ist der Raum zu klein, daher wurde das ebenso häufige ΜΤΟΠ eingesetzt.
Z. 4/5. Zur Ergänzung vgl. die Stele von S e r r e : eqe-^Μτοη πτε^^τκ-χΗ . . ^itoicAhm πτπε; s. auch
unten LEP. 5 1 ; es kann nicht etwa „Reich des Himmels" dastehen, denn dies ist immer Μϊϊτρρο πΛϊπκτε
= βασιλεία τ ώ ν ο υ ρ α ν ώ ν , gegenüber dem Ι ε ρ ο υ σ α λ ή μ έ π ο υ ρ ά ν ι ο ν Hebr. 17, 22.
Ζ. 5 — 9 . Das erste Zeichen der Ζ. 6 ist Ι, nicht wie LEPSIUS hat; es steht etwas höher als die
übrige Linie, entsprechend den ersten Zeichen von Z. 5 u. 8. Mit nq- und ικλ ist die Ergänzung nach
Rev. Nr. 3 5 gegeben: π-χοειε . . . jüniy& Η·χι-[κλΗρο]ποΜΐ4. Μηπ[ετ]οτ*.δ.β τΗροττ. Zu einer allenfalls mög-
lichen Ergänzung Μππεπειοτε ετο-8-e.i.fc «.fepa.gd.-u usw. stimmen weder die ersten Zeichen von Z. 7 noch
die Raumverhältnisse, μπ vor ηετοτ«.«Λ setzt dabei die vorhergehenden μ π nicht fort, sondern schließt
direkt an κλκροπο.Μΐ&. an: „Laß ihn im Schöße Abrahams . . . Teil haben mit allen Heiligen".
4. Von LEP. 51 galt bislang nur die letzte Zeile als lesbar; mit Hilfe einer guten
Photographie konnte nunmehr der ganze Text hergestellt werden. Nur der Unter-
teil der Stele mit dem Schluß des Gebetes ist erhalten; s. Tafel.
Zeitechr. f. Ägypt. Spr., 60. Band. 16
5. Brit. Mus. 8 2 5 = HALL, PI. 10, S. 11, Nr. 4 ist die einzige bisher bekannte
koptische Stele aus dem nördlichsten Nubien, bis Kostamne. Sie weist zudem Wen-
dungen auf, die sonst nur in Ägypten belegt sind. HALL gibt leider von dem oberen
stark beschädigten Teil nur einige Worte ohne Angabe von Zeile und Stelle, so
daß eine Wiederherstellung der Anfangsformel unmöglich ist. Zu Ζ. 8 — 5 schlägt
er eine Ergänzung vor, die zwar den Sinn trifft, den Parallelen aber nicht ganz gerecht
wird. Da die Zeilenlänge durch Z. 3 — 5 bestimmt ist, kann mit Sicherheit rekon-
struiert werden:
Ζ. X + 1 £I\t]M«
2 [τρρο ΠΜΠΗΤΓε gMnjoTocm ntteK
3 [Π€ΤΟΤΤΑ.Α.£Ι Α,-ΤΩ i i o j ^ Q NJ.wnujis. itcu>
4 [TAI CTC.UH ΕΤ^ΛΟΑ" ·Χ€-ΑΜΟΤΓ Π£Μ
5 €TitA.noirq] Α/τω jwnicroc
6 [πσίιωκ e^ovn eno-yjnoq Mn[e]
7. κ [-sc]
Bemerkungen.
Ζ. 1/2. In dem oberen Teil der Stele müssen Einleitung, Name und Todestag des Verstorbenen ent-
halten sein, sowie die Bitte, Gott lasse ihn ruhen in . .
Z. 2/3. Z u r E r g ä n z u n g vgl. die Stele des Abraham im W i e n e r Museum = Ree. VII, 1 9 5 „Gott lasse
. . ruhen . . im Paradies . . . Λεπποτωιπι « v r e πιεβοτΛ-έ επτ&κ; s. auch die Stele von E s n e W 1, S 1 5 ,
Abschn. V I I , s. unten D.
Z. 3 / 4 . Z u r Rekonstruktion wurde der W i e n e r Grabstein der Susine, ÄZ. 1 8 7 8 S. 2 5 benutzt: nq*.o.c
HMHUJÄ. itctoTM CTCCMH; s. auch unter D.
Z . 5/7 ist sicher zu ergänzen nach Matth. 25, 21 u. 2 3 CIASCA, Sacrorum Bibliorum F r a g m . I I I S. 7 3 :
KiAwc ngM<j«.<V eTimnoTq «.irio ÄtnicToc . . . . 6ωκ egOTir enp&.uje ÄineR'soeVc; vgl. Annales VIII, S. 179
unter D.
C. Beschreibung.
I. Die äußere Gestalt.
Schon in ihrer Erscheinung stellen die nubischen Stelen eine ziemlich geschlossene
Gruppe dar. In fast allen Fällen haben sie die Form einfacher Platten ohne jedes
Ornament. Meist sind es rechteckige Stücke, zuweilen findet eine Verbreiterung nach
unten statt, wie L E P S . 537 und 51, in anderen Beispielen ist der Oberteil gerundet,
ζ. B. Ennenne 11. k. 10, Berl. Inv. 12 835 und 12 836 aus Wädi Gazäl; Leipzig 688
hat die Rundung am Unterteil, die Stele ist aber wohl nur in der verkehrten Richtung
beschrieben. Oft wird ringsum die Inschrift eine Rille gezogen oder eine Doppelrille
wie Ginäri 122; seltener sind dabei auch die Zeilen durch Linien getrennt, ζ. B.
Ginäri 79, 122, LEP. 51, 557, Berl. Inv. 12 835, 12 836. Bei größeren Exemplaren
insbesondere sind die Schriftflächen manchesmal in den Stein vertieft, wie LEP. 549,
Berl. Inv. 13 843, Stele BRAUNSBERG, Leipzig 687, 688.
Nur selten begegnen wir dem Versuch eines wirklichen Dekors der Stele; von
Ginäri heißt es F I R T H I, 4 0 „In a few cases . . . . an arch supported by capitals and
columns"; von LEF. 665: La stele etait cintree, et le cintre soutenu par deux
colonnettes". Das einzige Stück dieser Art, von dem mir eine Reproduktion zur Ver-
fügung stand ist Leipzig 682: eine kleine breite rechteckige Sandsteinstele, an der
rechten und linken Seite ein Säulchen mit Kapitell eingeschnitten, der Schaft mit
schrägen parallellaufenden Linien verziert; am oberen Rand eine Borte mit Zickzack-
linie, in dem Mittelpunkt der entstandenen Dreiecke eine kleine kreisrunde Vertiefung.
In zwei Beispielen aus Wädi-Gazäl erscheint der Rand des runden Oberteils
profiliert; in Berl. Inv. 12 835 ist dabei das erhöhte innere Band mit einem primitiven
Muster: abwechselnd Punkte und x , verziert. LEP. 558 hat die Form eines koptischen
Kreuzes, mit Fuß zum Einsetzen in den Boden. LEP. 556 zeigt einen vorspringenden
Unterteil, am Ende roh gelassen, wohl auch zum Einstecken. — Die einzelnen Zeichen
der Inschrift sind öfters durch Rot hervorgehoben.
Das M a t e r i a l ist in den allermeisten Fällen Sandstein; doch ist auch Kalkstein
in Verwendung gekommen, wie LEF. 635, und ebenso Marmor, wie bei der Stele von
Dibere; s. auch GRIFFITH, Nubian Texts S. 127 aus dem Museum von Khartum:
marble tombstone des Angeloskö, ebenso Nr. 17, Grabstein der Genseüsa. Aus Wädi
Gazäl sind LEP. 41, 56, Berl. Inv. 12 835, 12 836 aus Ton, der nach Einritzen der
Inschrift gebrannt wurde.
Die ursprüngliche Lage der Stelen ist nur in wenigen Fällen mit Sicherheit ge-
geben; in Ginäri fanden sich noch einige Exemplare in der westlichen Stirnwand
des sarkophagähnlichen Oberbaus eingemauert1, und überall, wo Grabsteine auf Fried-
höfen des Ginäri-Typs gesichtet wurden, muß man eine ähnliche Verwendung an-
nehmen. Von Wädi Gazäl berichtet LEPSIUS, Text V, S. 292, daß die Inschrifttafeln
an der Westseite der Gräber aufgerichtet waren; dem Wortlaut nach standen sie also
frei, worauf auch in zwei Fällen — LEP. 558 und 556 — der unbehauene schmalere
Unterteil hinweist.
Der Gegensatz zu den Grabstelen Ägyptens ist deutlich zu erkennen. Zwar finden
sich auch in Ägypten einfache rechteckige Platten in größerer Anzahl, aber ihnen
steht eine Menge von Stelen mit reichem Dekor gegenüber; gerade sie bilden einen
beträchtlichen Teil des Materials für die Geschichte der koptischen Kunst und ins-
besondere für die lokale Entwicklung derselben in den einzelnen Bezirken. Man mag
nun diesen Gegensatz zwischen Nubien und Ägypten einfach dadurch erklären, daß
ersteres in seiner Kultur weit hinter seinem Nachbarland zurückstand; und in der Tat
wird hier ein Hauptgrund für die verschiedene Ausführung der Stelen liegen; aber
restlos wird damit die Frage doch wohl nicht gelöst. Denn Steinskulpturen aus christlicher
Zeit sind ζ. B. beim Kirchenbau in Nubien nicht selten und ihre Ausführung erscheint
durchaus nicht barbarisch. Man sehe u. a. LD. Text V Ibrim S. 131, Faras S. 181,
Dendan S. 182 und Somers Clarke, Christian Antiquities in the Nile Valley. Selbst
1 ) S . F I B T H I, S. 4 0 u n d I I , PI. 2 .
16*
wenn wir annehmen, daß diese Arbeiten von koptischen Steinmetzen herrühren, so
wird der Befand damit nicht erklärt, denn man hätte denselben Kräften Grabstelen
in Auftrag geben können, besonders wenn es sich um Denksteine für hervorragende
Persönlichkeiten handelte; hat man doch auch in vielen Fällen das Material der
Stelen, weißen Marmor und Kalkstein importiert. Man hat aber, scheint es, in Nu-
bien von Anfang an die einfache Grabplatte vorgezogen, die in die Vorderseite des
Tumulus eingemauert wurde, und bei der nicht der symbolische Dekor, sondern die
Inschrift die Hauptsache war. Das hängt einmal damit zusammen, daß hier vor-
christliche Parallelen zur Stelenausschmückung fast völlig fehlten, die in Ägypten
für die Entwicklung der Grabsteinreliefs nicht ohne Einfluß waren; von größerer Be-
deutung aber war es gewiß, daß die ersten Missionare Nubiens aus einem Lande
stammten, in dem die Stelen ebenfalls durchschnittlich weder reichere Ausschmückung
noch symbolische Darstellungen zeigen; es lassen ja auch die Texte der nubischen
Grabsteine, wie unter D. nachgewiesen wird, den engsten Zusammenhang mit Byzanz
erkennen. So kam in Nubien mit der Einführung des Christentums die Sitte der
einfachen Grabplatte auf und wurde auch dann beibehalten, als der koptische Einfluß
im Lande erstarkte.
II. Die Inschriften,
i. Die griechischen Texte.
a. G e b e t e und A k l a m a t i o n e n .
a.. Das wichtigste Gebet wurde schon von WEISSBRODT in seiner öfter er-
wähnten Arbeit „Ein ägyptischer christlicher Grabstein" usw. eingehend behandelt;
neues Material brachte S. d. Ricci in den Comptes rendus 1909, S. 153 ff. Der Wort-
laut sei hier nach Ricci 1. C. wiedergegeben: Έ ν ονόματι τοϋ πατρός και τοϋ υίοΰ και τοϋ
άγίου πνεύματος, άμήν. Ό θεός των πνευμάτων και πάσης σαρκός Ό τον θάνατον καταργήσας και
τον ςί,δην καταπατήσας και ζωήν τω κόσμω χαρισάμενος άνάπαυσον την ψυχήν τοϋ δούλου σου
Ν έν κόλποις 'Αβραάμ και Ισαάκ και 'Ιακώβ, έν τόπω φωτεινώ, έν τόπω χλόης έν τόπω άναψύξεως
ένθα άπέδρα οδύνη και λύπη και στεναγμός. Παν άμάρτημα παρ' αύτοΰ πραχθέν έν λόγω ή έν
έργω ή κατά διάνοιαν άνες άφες ως άγαθός και φιλάνθροπος συγχώρησον, δτι ούκέστιν άνθρωπος δς
ζήσεται και ούχ' αμαρτήσει. Σ ΰ γάρ μόνος θεός πάσης άμαρτίας έκτος υπάρχεις και ή δικαιοσύνη
σοϋ δικαιοσύνη είς τον αιώνα. Κύριε ό λόγος σου άλήθεια. ΣΎ γάρ εΐ άνάπαυσις και άνάστασις
τοϋ δούλου 1 σου Ν , και σοι την δόξαν άναμέλπομεν τω πατρί καί τω υίώ και τω άγίω πνεύματι,
νΰν καί· άεί καί είς τους αιώνας τών αιώνων άμήν.
In dieser Form, oder nur mit geringen Abweichungen ist das Gebet in mehreren
Fällen erhalten, s. Ricci 1. c. Ebenso häufig ist aber eine stark verkürzte Form, die
die Einleitung mehr oder minder vollständig bringt, das Gebet aber nur bis 'Ιακώβ
führt. Belege LEF. 685 (Colasucia); Berlin 18 715, 13 716, 13 844, Ginäri 640 und
S. 50 Nr. 2, Wädi Nimri PSBA. 1910 S. 266. Eine geringe Weiterführung des Textes
bringt die Stele von Dongola LEF. 642, doch bleibt die Lesung der Z. 5—6 unsicher.
Eine stärkere Verkürzung zeigt Ginäri 270, das an σαρκός gleich καί ζωήν anschließt;
noch weiter gehen Ginäri 37, LEP. 548 und LEF. 656, die auf σαρκός gleich άνάπαυσον
folgen lassen.
Es wird übrigens kein Zufall sein, daß gerade diese verkürzten Gebete im Schluß-
teil besondere Abweichungen aufweisen; so schreiben sie nicht einfach: im Schöße
Abrahams USW., sondern έν κόλποις τών πατέρων 'Αβραάμ USW. (LEF. 635); τών πατέρων
ημών Ά . (Berl. 13 715, 13 844); Ginäri 37 ganz abweichend: άνάπαυσον τήν ψυχήν αΰτοΰ
μετά τών εύαρεστης 8ί( . έν χώρα ζώντων έν μοναΐς δικαίων, έν κόλποις USW. — So liegt die Ver-
1) So gegen RICCI, 1. c.
daneben stehen Gebete, die nur vereinzelt belegt sind; das mag ζ. T. auf Zufall beruhen,
in anderen Fällen aber wird man gewiß ein selbständiges Vorgehen annehmen dürfen.
Die Quelle bildet auch hier die Liturgie.
1) An erster Stelle sei das oben rekonstruierte Gebet LEP. 537 genannt. Im
Aufbau gemahnt es deutlich an den zweiten Teil von α, weicht aber in der Fassung
und der Wahl der Worte ab.
2 ) LEP. 557 = LEF. 6 5 8 : ϊϋ χε ιλεος αυτής την ψυχην την δουλην σουυ8j(. σοχσιντα αναπ1-
αυσον αυτής εν 2 κολποις USW. Ίακωβ εν τοπω Die Einleitung
φωτινω εν 3 τοπω αναψυξε 4 .
ist offensichtlich verderbt; es schwebte entweder eine Wendung wie LEP. 537 vor
έλέησον της ψυχής αύτής και άνάπαυσον αυτήν, resp. LEF. 6 6 3 άνάπαυσον τήν ψυχήν . . . και
έλέησον αύτης — oder eine Fonnel nach Angabe von Namen und Datum LEF. 6 6 1
έλέησον τήν ψυχήν αύτης.
3) Einen Aufbau aus verschiedenen Elementen zeigt LEF. 661: das Gebet άνά-
παυσον . . 'Ιακώβ wird eingeleitet durch die Anrufung ό θεόσ 'Αβραάμ . . Ίακωβ. Nach
diesem Gebet folgt eine zweite Anrufung συ κε οθσ ο μονος αγαθοσ και φιλάνθρωπος και
οικτοιρμος — WOZU man Gebet α Mitte vergleiche — und die Bitte οικτοιρισον και έλέη-
σον (siehe 1 und 2); der Schluß άπό τοϋ νϋν, der hier nicht recht passen will, findet
sich am Ende von Gebet α.
4) LEP. 556 ist oben S. 120 besprochen.
5) Am Ende der Stele LEF. 643 aus Dongola stand ein Gebet, von dem nur
die sonst nicht belegte Anrufung erhalten ist: ό βασιλεύς των αιώνων χριστός.
6) Die Reste eines anderen bisher nicht bekannten Gebetes finden sich auf dem
Grabstein der Ά λ ή θ ι α FIRTH I S. 50: „ · · · θ(εος) καί πάσης . . . . έξουσίαν ζωής και ανα
dann folgt (άνά)παυσον bis 'Ιακώβ. Eine Ergänzung bzw.. Veibesserung des Textes bei
FLRTH e r g i b t : [ό θεός των πνευμάτων] καί πάσης [σαρκός δς έχεις] έξουσίαν ζωής καί θανά
[του άνά] παυσον usw.
Der zweite Teil der Formel ist Sap. 16, 13 entnommen: σύ
γάρ ζωής καί $α\άτου έξουσίαν έχεις. Die Stelle wild auch im Sakramentarium des
Serapion von Thumis bei der Einleitung zum Totengebet benutzt, ebenfalls in Ver-
bindung mit der Wendung: „ 0 Gott der Geister und Herr alles Fleisches"; s. W 2,
S. 25; ähnlich in der Johannesliturgie, SWAINSON, Greek Liturgies S. 288—289, bei
dem Gedächtnis der Verstorbenen.
7) Vereinzelt ist auf der Stele von Bigge REISNER S. 104 nur das έν ονόματι
τοϋ Πατρός USW. d e m έτελεύτησεν vorgesetzt.
8) LEF. 563 = ύπέρ κοιμήσεως . . . δεηθώ μεν s. unten D.
Akklamationen.
Von Anrufungen an die Verstorbenen sind nur 2 Beispiele, beide aus Kaläbse
erhalten: LEF. 620: μι λυπησ ουδισ αθανατος εν τ ω βιω του[τω]; kürzer LEF. 619: μη λυπείς
ουδις αθανατος. Am Schluß des Gebetes LEP. 556 steht ειρηνη; s. oben S. 120.
b. D i e F o r m e l n , in denen das Verscheiden des Inhabers der Stele, sein Name
und sein Todestag angegeben werden, beschränken sich auf wenige Typen. Ihre
Stellung in der Inschrift ist verschieden, einige kommen nur als Anfang vor, andere
stehen nach dem Gebete, vereinzelt auch zwischen zwei Gebeten.
1) ένθα κατάκειται usw. leitet immer den Text ein; in Ginäri ist es die häufigste
Formel; meist tritt sie in folgender Fassung auf:
1) N wie Η — 2) ε wie eckiges Θ geschrieben — 3) So gegen LEP. und LEF. V ist auf der Photo-
graphie deutlich, ε noch gut in Spuren zu sehen. — 4) Hier endet das Wort aus Raummangel, es ist
nichts zerstört.
auf nubischen Stelen auch hier immer nach, ζ. Β . Χοιακ ϊς ινδ/ ä LEF. 6 2 2 . Diese
Regel wird in dem bis jetzt zugänglichen Material nie durchbrochen. Damit ist ein
negatives Kriterium für die Zuweisung nicht lokalisierter Stelen gewonnen; s. oben
S. 114. — Jahresangaben nach einer Ära sind selten und nur bei größeren In-
schriften nachgewiesen; in Verwendung ist auf rein griechischen Inschriften nur
άπό μαρτύρων, die Ära der Sarazenen ist nicht belegt. Angaben über das Lebensalter
begegnen wir selten und im Gegensatz zu Ägypten ausschließlich am fende großer
Inschriften: LEF. 564, 686, 643, 665, 666, Berl. 1486 = LEP. 587.
Die Wendungen sind: αΰτοϋ της ζωής ημέρα ογ ( L E F . 5 6 4 ) — τ ά Ι τ η της ζωής
επί τ ή ς γ ή ς ήμέρα ο (LEF. 6 3 6 ) — τά έτη τής ζωής αΰτοϋ μη (LEF. 6 6 5 , ä h n l i c h 6 6 6 ) —
τ ά δ(έ) έτη αύτοϋ ά ό θεός αύτω ώρισεν επί τ ή ς γ ή ς ξη (LEF. 6 4 8 ) — ü b e r B e r l i n 1 4 8 6
s. oben S. 119.
Vor die Inschrift, als Beginn der ersten Zeile, oder auch über den Text wird
meist ein Kreuz gesetzt; neben der einfachsten Form + , wie Ginäri 37, Ermenne 12.
i. 4, Berl. Inv. 1506, 13715, 2256 usw. ist eine in Gebrauch, die wohl in Nubien
besonders beliebt ist und an das Malteserkreuz erinnert, so Berl. 13716, 13843.
ist u. a. belegt L E F . 6 2 0 , 6 2 1 , 6 4 1 , Bigge REISNER 1 0 4 . — Drei Kreuze über dem
Text zeigt Ginäri 374, 397, 842 usw. —
Ginäri 79 steht über der ersten Zeile — Eine Anzahl der Stelen, die
das große Gebet α enthalten, zeigen gleichmäßig über dem Text + CX. -)- ω wie
LEF. 564, 636, 666, RICCI, Comptes rendus 1. c. S. 1551. — Über der Inschrift der
Stele von Dongola LEF. 641 steht ζωη.
Am Schluß des Textes steht entweder ein einfaches Kreuz, wie LEF. 622,
635, 652 usw. — oder άμήν wie Ginäri 259, Ermenne 12. i. 4, 11. h. 6, L E F . 606 usw.
— oder άμήν + wie Ginäri 37, 124 usw., Ermenne 13. k. 4, L E F . 621, 625 — oder
αμήν mit 2 oder mehr Kreuzen, wie Ginäri 598, Ermenne 13. i. 11, L E F . 629, 654 usw.
Statt der gewöhnlichen Schreibung des Amen ist, wie es scheint, ausschließlich
in Ginäri das Zahlzeichen q e = 99 = Amen2 im Gebrauch, z. T. allein q e wie 39, 841,
q 8 + wie 95, 323, mit mehreren Kreuzen, wie 208, 246, 254 usw. — oder dreimal
wiederholt mit nachfolgenden Kreuzen, wie 123, 374 usw. Daneben ist die zwei-
lache Schreibung auf derselben Stele nachgewiesen wie αμην q e q 9 + Ginäri 2 3 0 ,
ähnlich 1 2 2 , 2 6 9 , 4 8 3 ; L E F . 6 5 9 , das αμην + q e + q e + q e zeigt und einen sonst nur
in Ginäri belegten Text hat, verrät auch durch diese Schlußzeichen seine Provenienz.
A m S c h l u ß d e r S t e l e L E F . 6 6 5 s t e h t άμήν γένοιτο άμήν, a u f L E F . 6 2 5 a u s K a l ä b s e
γενιτο αμην. — G i n ä r i 8 0 7 s c h l i e ß t m i t ΐσ χσ νικα q e — U n t e r B e r l . 1 3 7 1 6 s t e h t
und der Drudenfuß.
2. D i e k o p t i s c h e n T e x t e i n i h r e m V e r h ä l t n i s zu d e n g r i e c h i s c h e n .
Die Anordnung erfolgt genau nach der Einteilung des vorhergehenden Abschnitts,
so daß die Übereinstimmungen und Abweichungen sofort kenntlich sind.
a. G e b e t e und A k k l a m a t i o n e n .
α. Das große Gebet α der griechischen Texte liegt in keinem einzigen Falle in
Übersetzung vor. Nur zwei Stelen zeigen deutliche Anklänge: Den Anfang und
Stücke aus dem ersten Teil bringt der Grabstein des Bischofs Thomas: πποτττε
ΜΐΗΪ&,ΤΩΗ AMC&.P£ ΪΙΙΜ 3 NENT^Q-^· Μ Π Ω Η ^ MÜKOCMOC e q e ^ - Μ Τ Ο Η . . citoirnq R ^ -
. . . ΠΜΑ. NTA>.QNOIT... Λ ^ Λ ^ Ο Λ Ί . Es folgen zwei Wendungen, die den griechischen
1) Vgl. am Ende der griechisch-koptischen Stele LEF. 647 ®>ω. — 2) s. KAUFMANN, Handbuch der
altchristlichen Epigraphik 1917, S. 143. — 3) In genauer Übersetzung des nubischen Gebetes; die Formel
zeigt auf koptischen Stelen Ägyptens eine andere Rezension; s. unter D I.
8. Unter diesem Abschnitt wurden die griechischen Gebete behandelt, die sich
keiner der Gruppen zuteilen lassen. Es ist von vornherein nicht zu erwarten, daß
für diese vereinzelt auftretenden Formen koptische Äquivalente vorhanden sind. Das
in 1), 2) u. 3) vorkommende έλέησον ist entsprechend erhalten in Ibrim 687: [epe]
RMOTTE P-O-YITA. I{M.W[&.Q] ÜQUO'SQ ENKOTUQ usw. Es seien aber an
dieser Stelle jene Wendungen aufgezählt, die sich auf koptischen Stelen ohne
Äquivalent in den griechischen Texten finden:
1) Mehrfach wird als Ort der Ruhe für den Verstorbenen „das himmlische
Jerusalem" erfleht, wie LEP. 43, s. oben S. 1 2 1 ; Stele von Serre mit Zusatz: £üeie^.HM
ÜTNE ΗΤΑ.-Η€ΤΟΤΤΛ^ΊΊ MTOU MMOOV Ü^HTQ; LEP. ÖL in der sonst nicht belegten Wendung:
„er möge ihn hineinbringen in das himmlische Jerusalem zusammen mit allen
Heiligen"; s. oben S. 122.
2) Dreimal wird gebeten, „Gott möge ihn jenen frohen Ruf hören lassen" usw.,
doch wird der Inhalt dieses Rufes verschieden angegeben; auch die Fassung der
Einleitung ist nicht gleich: Die Stele Dibere allein hat einfach: nqTpeqcioTM
HTCCAIH ΜΛΙ^Κ&,ρίΛ. €ΤΜΛΙ&. IT HÄ.lsi(, €T«\'XOOC ·2£€-Α.ΛΙΗΙΤη ll€TCM^M^ii>.T USW., die
Stelle Matth. 25, 34 bis IIKOCAIOC. — Die Stele von Kaläbse Brit. Mus. 825, s. oben
S. 122, leitet ein: „Er möge ihn würdig machen, den süßen Ruf zu vernehmen
« K o m m du guter und getreuer Knecht» usw." = Matth. 25, 21. — Ibiim 686 gibt:
NQÜMHUJA. UA.Q RCUITÄI ÜTCC.UH JI.U&.pie>. JIT^.U/ 1 ; folgt Angabe des
Lebensalters; es ist also der Inhalt des Rufes gar nicht angegeben, denn in den
letzten 4 Zeichen kann er nicht stecken.
3 ) L E P . 4 3 enthält ein Gebet um die Κ Λ Η Ρ Ο Η Ο Μ Ί Λ . mit den Heiligen im Schöße
der Patriarchen; s. oben S. 121 und unter D.
4) Die Stele von Kaläbse Brit. Mus. Nr. 825 erwähnt das „Licht der Heiligen";
s. oben S. 122 und unten unter D.
5) Im Text der Stele von Dibere wird zwischen einer auch sonst bekannten
Formel und der Bitte, die unter 2) erwähnt wurde, eingeschoben: ü q T p e - n ^ p ^ ^ t · -
ce^oc au^^hA. nnequeec.
6) Am Schlüsse der Stele von Serre steht hinter den Bitten: ^lfü-nenpecfieiA.
ÜTeeeoTOc .u^piA.; vgl. πρεσβείαις τ η ς θεοτόκου, Goar 6872.
7) LEP. 51 betet (s. oben S. 122), daß der Tote „eingehen möge in das Paradies
der Wonne und in die Gezelte der Heiligen".
A k k l a m a t i o n e n u. ä.
Dem μή λύπει der Stelen von Kaläbse entsprechend schreibt Ermenne 12. g. 9:
ΜΪΐΡΑΛΠΗ mR—AkTAtoT und 1 2 . h. 7 : Μ Π Ρ Τ Ν , τ τ π Η - S E - ^ K . u o T λιπ-^τμοτγ
£ι·χμπκα.£. Diese beiden Stelen leiten die Inschrift ein mit: οττ^-ne i m o v r e .u&oHeoc
ΠΊΛΤΛΊΟΥ· •HA.TR&.DWQ ( 1 2 . h . 7 ) und oir&.-ne NNOTRRE ÄOH^OC «OTTOH. « I M ( 1 2 . g. 9); in
12. g. 9 folgt darauf unmittelbar die Akklamation, in 12. h. 7 steht dazwischen Name
und Todestag des Steleninhabers.
Am Ende des Textes 12. g. 9 steht nach dem Datum gno-reipHWH an gleicher
Stelle bei 13. h. 19 GNOTRPH8IC3.
b. D i e F o r m e l n . Der Gegensatz zwischen den griechischen und koptischen
Texten offenbart sich am deutlichsten in den Formeln; hier ist eine vollständige
Wandlung eingetreten. Bezeichnenderweise wird die lose Verbindung mit den
griechischen Inschriften hier nicht durch die geläufigsten Formeln hergestellt, es
1) Ob vor π noch ein Zeichen stand, ist fraglich; mit m/ schließt die Zeile. Man ist versucht,
nöMe, entsprechend dem ν α ί der griechischen Stelen zu lesen; 686 ist schlecht und in einem barbarischen
Koptisch geschrieben. — 2 ) Ebenfalls am Schluß eines Totengebetes; ähnlich Goar 685. — 3 ) Zeilenende.
finden sich Entsprechungen nur bei seltener belegten: Von den oben unter 1)—4)
aufgezählten weitverbreiteten Wendungen ist im Koptischen nichts erhalten geblieben.
— δ) Dem έκοιμήθη kann man das stereotype koptische ιίτλ^ΛΪτοη XLuoq gegenüber-
stellen, das freilich nie einen Text einleitet. — 6) Das nur einmal belegte ή ήμερα
τής κοιμήσεως findet sich einmal im Koptischen wieder: negooT iiT^qiuTon M.uoq ü\&\
usw. Ermenne 13. h. 1 9 l . — 7) Dem selteneren ύπέρ μνήμης entspricht ein ga.npn.u-
[eevc] ÜT.uavKa^pia. N. Ibrim 682 und 684.
In Ermenne und Ibrim beginnen mehrere Stelen mit npn.ueeTe Mn.ua.Ka.p*oc
X. KTa.q.uTou lu.uoq ncoT = 10. g. 1 — nach dem Namen negoo-ir «Ta.qMTOU usw.
Ibrim 681, 683, 685; eine Entsprechung liegt in den griechischen Texten Nubiens
nicht vor, doch könnte npn.ueeire usw. die Übersetzung des auf ägyptischen Stelen
häufigen μνημεΐον τοϋ Ν. έτελεύτησεν -J- Datum sein, s. Erment LEF. 398, 430, 437 usw.
Aswan 573, 5 8 1 2 ; zwar liegt Memoire de la Mission III, 3, S. 27, Nr. 11 als Übersetzung
ein ne.unH.uion ΪΪ^ΠΑ. Ν. vor, aber das spricht natürlich nicht gegen unsere Annahme;
siehe auch den Wechsel von a.na.na.Trcic und Λϊτοη. —
Am häufigsten belegt und typisch für Nubien ist die Einleitung der Texte, in
der berichtet wird, daß nach der Vorsehung (oder auf Befehl, im Namen) Gottes der
selige N. entschlief; sie findet sich auf 17 mir bekannten Stelen, denen nur 13 mit
anderen Formeln gegenüberstehen3. Die einfachste Fassung lautet:
gnT[np]onia. [jüJnno-irTe nTa».qMTo|n] Xüuoq ϊΐβΊ usw. LEP. 56 4 . Varianten giTn-
TKeXe-ycic junnoirre LEP. 4 4 — vgl. HALL, P I . 7, Nr. 4 0 3 . Häufiger sind Zusätze zu
nnoirre, wie giTi'tTnponia. jünnoirTe na.na.«oc Ibrim 688 — gMnpa^n ΜΠΠΟΙΓΤ€
sic
πηΑητωκβ.ΡΤΟΡ Berlin Inv. 1 3 8 4 3 ; vgl. L E P . 4 7 — giTttTK€^.eircicsic πηοττε Π·*.ΗΛΜ-
oirpcoc iunTHpq L E P . 4 9 , ebenso 5 0 und ähnlich HALL, PI. 8 , Nr. 6 0 7 .
Hier schließen sich Erweiterungen an, welche darauf hinweisen, daß der Tote
aus dem Leben geschieden sei infolge des Urteilsspruchs gegen Adam: „Erde bist
du" usw. Aus den griechischen Texten wurde dieser Hinweis auf Gen. 3, 19 für
LEP. 537 erschlossen (s. oben S. 118), die koptischen Epitaphien verwenden ihn mehrere-
mal: Stele von Dibere, Stele von Sai, Ibrim 686 und 687. Die Fassungen weichen
im einzelnen nicht unerheblich voneinander ab. Die Stele von Sai beginnt: „Nach
der Vorsehung Gottes, des Schöpfers des Alls ΠΛ,Ϊ ETE-o-YNTA^Q E^O-YCIA. ΑΪΛΙΜΓ E.uo-
TTOTT a.-5-ω eTA.ngo nTa.q*xooc «Teige itna^g p.u-nennpoTona^TOjp : -xe usw. «Teige
giTn-TeqKe7v.eirc\c a«.qMTon; — wesentlich kürzer die Stele von Dibere: nenTa^q-xooc
na^at-u nujopri npui.ue ·ΧΪ «Teige a>.qMTon. Die Schriftstelle selbst erscheint
durch das Vorsetzen des Namens Adam erweitert in Ibrim 687: . . . . Mnnoirre
so
Mn^i.uHO-ypcoc gÄüiTHpq πλί «T&.q'xooc ϊϊλ'ΧΛΛί: λ^λΜ ίιΛλΛί HTK-OTRawg €κηΑ.-
κοτκ em;a>.g eTfie-naa A.qMTon M.uoq . . , 5 ; ähnlich mit Veränderung des Schlusses 686:
sie
KAWTAOE HTa^qajpn-xooc nna^gpn-na.-i.AK.u: A^AUU irren-κηΛ.ηκοτκ on ΠΟΤΓ-
na^g TÄ.'i-T€ e e ivqluTon . . . .
1) Nach einer anderen Formel, also innerhalb des Textes außerdem 12. i. 5, Ibrim 6 8 1 — 6 8 5 . —
2) npn-ueeire des seligen Petrus nrfci V«. dagegen scheint, wenn es sich nicht um eine Verkürzung handelt,
zu bedeuten: „Das Gedächtnis des N. ist am 11. Tybi", entsprechend LEF. 4 8 : έοτιν δέ ή μνήμη αύτής
φαμενώθι κγ. — 3) Bei weiteren 9 Stelen ist der Anfang so zerstört, daß eine sichere Entscheidung
betr. der Eingangsformel nicht möglich ist. — Zu der Wendung „Durch die V o r s e h u n g Gottes" vgl. von
den griechischen Formeln Nr. 4) rq . . . προνοία, das freilich in ganz anderer Umgebung steht; vgl. anderer-
seits auch die Bauinschrift LEF. 584, Ζ. 1. — 4 ) Nach Photographie verbessert. — 5) Nach dem Namen
wird sonderbarerweise der Hinweis auf Adams Los wiederholt: κί,τ^βε n-r«.-neivxocic ni.oe.eoc gopice
MMOC ΠΛ»Π€ΠΕΙΩΤ Hujiopn es liegt in dem späten Text wohl eine Vermischung von zwei Formeln vor.
17*
Die Einleitung der Inschrift auf der Stele von Serre war vielleicht ähnlich geartet;
s. auch unten. Das Ableben des Bischofs wird später in folgenden Wendungen aus-
gedrückt, die ζ. T. an oben aufgeführte Formeln erinnern: ^.-n^i-uioTpcoc Κηοτττε
pn.ueeire Sneqgice &qtyiue Sctoq & . Q M T O N M.uoq usw. — LEP. 50 hat die Einleitung:
„Nach der Vorsehung Gottes, des Allmächtigen 3n-i.H.wioTpnoc .wnTH4[pq] | n e ^ c
&qiugn; da die Stele nicht in der Berliner Sammlung ist und darum eine Photographie
nicht zur Verfügung steht, ist Z. 4 nicht mit Sicherheit zu lesen; ich möchte vor-
schlagen ic Y^C oder ic ne JQC ZU Demiurgos gehörend, und &.QKE>. [COO.UA egpevi]
statt des sonst üblichen ^qMTo«, wie Mem. de la Miss. III, 3, S. 27, Nr. 7,
CIO.UA. E G P ^ I S C O T usw.; ebenso 1. c. S. 28, Nr. 40 und Saqqära passim; für Nubien
s. Ibrim 6 8 7 : negoo-y -^.e uTA.qKfc.-cu).uA. Sgrn-q egp^\.
Der T o t e erhält entsprechend den griechischen Texten fast allgemein das Beiwort
Λίλκ&,ριοΐ bzw. .u^K^pi^; Ibrim 686 heißt er M^piioT^TOc von M&pioc, das in grie-
chischen Inschriften neben μακάριος steht; s. auch Z. 1 6 / 1 7 TCC.UH M . U ^ P I ^ . Entsprechend
steht auf der Stele von Serre TeqxJry^H M.ujvK^piA,. — Der Bischof von Sai erhält
den Titel: NEII£OCITOTA.TOC SCICOT Λ Μ Λ I H C O T ; ähnlich und mit einem Zusatz der Bischof
von Pachoras auf der Stele von Serre: nach der Abbildung Annales IV, gegenüber
S . 1 6 1 lese ich sicher gegen S A Y C E und M A S P E R O : [ES starb] [N]S"[I] NGOCNOTEVTOC
[ η ι ω τ n ] T & . q p - n o - T O i ) U j lünuoTTe Mneo-Toeiuj T H p q Mneqioiig
Ohne Entsprechung auf griechischen Stelen sind die Titel der Mönche von Wädi
Gazäl: Π Λ Ι Μ Μ Ο Τ Τ « neon L E P . 4 4 , 4 9 ; dem άδελφός ημών steht neweon L E P . 4 7 und 5 6
gegenüber — ohne Beiwort ϊϊβΊ-ϊωίι in Ermenne 12. h. 7.
Die D a t i e r u n g erfolgt nicht nach einem einheitlichen Muster; ganz vereinzelt
erscheint die Indiktionszahl in der Anordnung der griechischen Stelen: -uecovpe χ
[i]ti"iL/c i c Ermenne 12. i. 5. Sonst sind folgende Formen im Gebrauch:
1) „Er starb NN. Aieco-rpe ϊ Brit. Mus. 607, vgl. 403, LEP. 56 usw. — npn.ue-
€T€ MN.WA.KI<P\OC Ν. ττ&Ι ΐ Λ Ermenne 11, k. 10. — N E G O O T S [ T ^ C ] M T O H MMoqflic
SgH-fq ne: ^eHp ·"£ Ibrim 682.
2) „Er starb SCOTT- unTiyo.UIVT S N & . P M O T T E Ermenne 10. g. 1, 13. i. 13 — gScoir-
•2to7VTg.uSaic π*ρΜθΑ.τ Ermenne 12. g. 9 — „Der Tag, an dem die selige N. entschlief
^Scov-.uSTCivigqe enit^ Ermenne 13. h. 19; ebenso . . . . M T O H ΜΛIOC SgHfc s i c -ne C O T -
\Jric M n ^ n e Ibrim 6 8 4 ; ίσ κβοοτντ 685.
χ
3 ) Ä.QMTON w^p^nKOTr^^ ne KIÄKGNCOIR-CO MnefioT L E P . 4 4 .
4) MNEFCOT + Monatsname und Tag in LEP. 43; s. oben S. 121.
5) Er starb Sco-y-oto-yioT ÄvnefioT π λ χ ω η ι Stele von Sai, Stele von Dibere;
SCOT + UNEFIOT ΕΠΗΉ» Stele von Serre, ähnlich L E P . 4 9 , L E F . 5 6 3 .
Der Wochentag ist eigens angegeben in Berl. Inv. 13 716, (Sonntag) und
Ibrim 6 8 7 : HJuepA. c ^ M ^ t . Die Stunde des Verscheidens auf der Stele von Sai:
SoTttoir -^e S-xn-co. — Datierungen nach einer Ära sind auch in den koptischen In-
schriften selten und auch hier auf größere Texte beschränkt. Neben der Ära der
Märtyrer — *πο Λΐ^ρτ um = 1093 Ibrim 686, tynZ = 1053, ibid. 6 S 7 ; = 1029
Stele von Dibere; Λ Η Ο - ^ Ι Ο Κ Λ Η Τ CTH \\FO= 1053 Stele von Sai, Q>ÖH = 862 Stele von
Serre 1 — erscheint auch die Ära der Sarazenen: e c^p&.H/Toe = 1007,
Berl. Inv. 1 3 8 4 3 c * p * R t | = ? Ibrim 688. Die zweisprachige Inschrift Berl. Inv. 13 716
— LEF. 647 gibt die Datierung nach beiden Ären = 913.
Das L e b e n s a l t e r teilen wie bei den griechischen Epitaphien nur größer angelegte
sie sie
Inschriften mit; ζ. B. nec^ge-xe ST&.qA.*c gmemocAioc po.une givg .uSoTefsoT Ibrim 6 8 8 ;
1 ) L E P . 4 3 , s. oben S. 1 2 1 ; B r i t . Mus. 6 0 7 : ω = 1 0 8 4 oben S . 1 1 6 A n m . 3 .
ich lese deutlich; will man kein Verschreiben annehmen, wozu keine Form der Zahlen
einen Anlaß gibt, so muß man annehmen, daß wohl das Monatsdatum der Geburt
bekannt war, nicht aber das Jahresdatum. Eine ähnliche Form der Altersangabe liegt
auch in den letzten Zeilen der Stele von Dibere vor; Milehamgibt: nen n-r^q im
"λ,ε; ich lese deutlich auf der Abbildung: xe n T & q ^ q Ae. —
Ibrim 686: rt€£o[cnr MjneqoTio 1 £\·χ[μπκ]λ.£ ετ . . n « : i ü : nach er ist ein
Stück des Steines weggebrochen, sodaß nicht sicher ist, ob CTH steht oder po.une ergänzt
werden muß; negoo-y = ημέρα in der Bedeutung Lebenszeit s. oben S. 128. Die Stele
von Sai schreibt am Schluß: neqponne -^.E τΗροτ CTH nfe.
Abweichend von der Gepflogenheit der griechischen Stelen werden in den beiden
koptischen Texten von Serre und Sai auch andere Angaben aus dem Leben des Grab-
inhabers gemacht. Die Stele von Serre erzählt den Werdegang des nachmaligen
Bischofs von Pachoras, die Stele von Sai teilt das Lebensalter des Abba Jesu bei seiner
Bischofsweihe mit sowie die Jahre, die er als Bischof wirkte.
Vor der eigentlichen Inschrift erscheint wie auf den griechischen Stelen meist
ein Kreuz; die einfachste Form u. a. in LEP. 44. Ermenne 12. g. 1, 12. i. 5, 13. h.
19 usw. — Ein ,.Malteserkreuz" LEP. 56, Berlin Inv. 18843, Brit. Mus. 607. — Ein
Ermenne 12. i. 1, 12. h. 7. Über der Inschrift: ic JQC Ibrim 681, ic und 5cc zwischen
drei „Malteserkreuzen" Ibrim 687; — Ibrim 688 hat die Folge: c§a Λ.-ι0-ω-5ς<:; —
über der Stele von Dibere steht + ic OJQC Q>ioc ^OJHC.
Am E n d e des Textes steht wie bei griechischen Stelen oft ein Kreuz, so Er-
menne 10. g. 1, LEP. 46; — A..UHI\ LEP. 44, Ermenne 13. h. 19, 12. g. 9; —
G^MHTT UENOITO + Stele von Serre — Α,ΜΗΠ eqeujwiie + LEP. 49, LEP. 41; — Α,ΜΗΚ
eqeujtone eqeujume Ibrim 685; — q e für Amen Ibrim 686; siehe auch die Zeichen
hinter eqeujcone LEP. 56 und in der untersten Linie von LEP. 42?; — ohne jedes
Schlußzeichen bleiben u. a. Ermenne 11. k. 10, 12. i. 5, 13. i. 13, 12. h. 7.
Ergebnis. Der Vergleich der beiden Textgruppen zeigt, daß parallel mit der
Scheidung in der Sprache eine weitgehende Abweichung in Gebeten und Formeln
Platz gegriffen hat. Für die Wertung dieser Unterschiede ist es von Bedeutung,
daß auch in der ägyptischen Epigraphik die koptischen Texte alles andere als eine
Übersetzung der griechischen darstellen. Gewiß lassen sich in vielen Fällen starke
Anlehnungen an griechische Vorlagen nicht verkennen, aber es treten auch allent-
halben neue Wendungen und neue Kompositionen auf. Am deutlichsten zeigt sich
die Entwicklung, wenn Inschriften aus beiden Sprachen gegenübergestellt werden,
die denselben Herkunftsort haben. Leider sind es von den christlichen Friedhöfen
Ägyptens nur wenige, die dazu das entsprechende Material liefern, aber das Vor-
handene dürfte doch genügen, um uns ein Bild von dem Verhältnis der beiden Gruppen
zu geben.
Von Esne stammt ein längerer griechischer Text = LEF. 541 aus dem Jahre 892;
die stärkste Verbindung mit ihm zeigt die koptische Inschrift W E I S S BRODT 1, S. 15
Nr. VII, 1104 datiert 2 : Einleitung und Gebet stellen zum größten Teil eine einfache
Übersetzung dar; deutlich ist auch der Zusammenhang mit Brit. Mus. 1 3 3 6 = HALL
PI. 7; bei der Einleitung: KT^CMTOH MMOC p n e ^ c . . . g^p^i ^ μ π ο ο τ figoo-y3, vom
Gebet die Anrufung, πηοτττε Knenneir.u&. Α,-τω Π-xoeic fic^P^. «IM; abweichend die
eigentliche Bitte. Weiter ist der Abstand in Brit. Mus. 6 2 2 = HALL PI. 1 2 , das
1) „Die Zeit seines Weilens auf Erden". — 2) Veröffentlicht von LABJB in / A i n Scherns" 3, S. 98;
mir nicht zugänglich. — 3) So, nicht go·* (on the day of cold?), es steht g = ou·, nicht ·χ; siehe auch
Brit. Mus. 622; Z. 8, die Datierung enthaltend, lies N^PXTGOF-RN COT X].
zweifellos aus Esne stammt 1 ; nur die Einleitung ist, von dem vorgesetzten «N OUO.W\TI
abgesehen, dieselbe. Z. 6 ist wohl p n ^ c zu lesen; das Gebet aber ist in Anrufung
und Inhalt verschieden.
A n t i n o u p o l i s . Hier dürfte das Material am reichsten sein; die griechischen
Stelen umfassen bei LEFEBVRE die Jini. 167 — 211, die koptischen sind publiziert in
den Annales du Musee Guimet 2 XXX, 3, S. 142f., PL I—II, Bulletin del 'Institut III,
S. 87/88, Annales du Service VIII, 84if. Während in den griechischen Texten mit
der Formel έχοιμή&η, dem Gebet άνάτταυσον τήν ψυχήν und der Akklamation μή λύπε·.
fast ausschließlich das Auslangen gefunden wird, erscheint jetzt in der Anrufung
nnovTe Ko^^oireoc, das Gebet ist nur in vereinzelten Fällen dem άνά-αυσον
entsprechend; stattdessen tritt auf: «ρ-οτπ^ .üü (ca. 10 mal) oder *pi-n.u€eve, wie
Bulletin 1. c. Nr. 40, Annales Guimet 1. c. Nr. 19 oder ujAh^. e-x» Nr. 21 usw.3.
Wenn man nicht wüßte, daß die koptischen Stolen aus demselben Orte stammen,
könnte man aus den Texten selbst wohl nie einen solchen Zusammenhang erschließen.
In' A s w a n sind in den griechischen Texten verschiedene Formeln vertreten:
έτελεύτησεν, έκοψ,ήθη, μνημεΐον ΤΟΫ usw. s. LEF. 565—583 — die koptischen Stelen da-
gegen verwenden ausschließlich eine andere, im Griechischen nicht belegte Form:
π€£00ΤΓ jünpnMeeire Miuw^K^pioc Ν. ΰτΑ^ΛΪτοη ÄLuoq H£HTq u. ä. s. Ree. 1884,
S. 62ff.; es ist dieselbe Formel, die auch auf Philae im Gebrauch ist.
Die Verschiedenheit der Texte dürfte wohl folgendermaßen erklärt werden: die
eingebürgerten griechischen Formeln lebten auf den Stelen weiter, als längst andere
Ausdrucksformen aufgekommen und in der Liturgie neue Gebete in Übung waren.
Als man nun begann, die griechischen Texte durch koptische zu ersetzen, war man
nicht mehr so stark an die Tradition gebunden, man mochte manche Wendungen
der griechischen \ r orlagen benutzen, konnte daneben aber andere, jetzt beliebtere
Gebete aus der griechischen Liturgie übersetzen oder aus der sich allmählich bildenden
koptischen Liturgie übernehmen, und endlich war nun der Weg für eigene Komposition
der Grabinschriften freier 4 .
Für die nubischen Stelen liegen die Verhältnisse freilich etwas anders; einmal
weil die Quelle der griechischen Texte hauptsächlich die byzantinische Liturgie war
(s. unter D.), während in den koptischen der Einfluß der ägyptischen Kirchengebete
sich bemerkbar macht — und dann, weil das Koptische nicht die Sprache der Ein-
wohner war und das Griechische nie eine solche Verbreitung hatte wie in Ägypten.
Es sind also jedesmal fremde Faktoren, auf die die Ausgestaltung der Grabinschriften
hauptsächlich zurückzuführen ist.
1) Siehe: Form des Kreuzes, crn « ω als Überschrift, die fast identische Einleitung und den
Tonoc ni.n4.ne.Tcicim Gebet wie Brit. Mus. 1336. — 2) Bis zur Unkenntlichkeit flüchtig kopiert. —
3) Außerdem erscheinen längere Texte wie Annales Nr. 16. — 4) Eine Untersuchung der Quellen
der koptischen Grabinschriften Ägyptens würde gewiß zu greifbaren Resultaten führen, wie mir schon eine
flüchtige Durchsicht der Liturgie ergab; ein kleiner Hinweis auf andere Quellen sei hier gegeben: Zu der
wichtigen Inschrift Kairo 8 7 0 6 , Z. 4 — 7 vgl. JUNKEB, Koptische Poesie S. 2 2 4 / 2 5 , Brit. Mus. 9 7 4 .
ca. 50 erhaltene Stelen mit griechischen Inschriften. Es dürfte ferner kein Zufall sein,
daß uns aus Kaläbse 12 griechische Stelen überkommen sind, und nur das Fragment
einer koptischen. Andererseits stammen aus Ibrim 8 koptische Stelen und weitere
in der gleichen Sprache hat WEIGALL dort gesichtet (s. oben S. 1 1 2 ) , während bisher
kein Exemplar mit griechischem Text von dort nachgewiesen ist. In Ermenne stehen
vier griechischen Stelen acht koptische gegenüber; ähnlich ist das Verhältnis in Wädi
Gazäl, wo LEPSIUS 8 griechische und 1 5 koptische Grabsteine gesammelt hat. Die
drei in Alt-Dongola gefundenen Inschriften sind in griechischer Sprache verfaßt; aus
dem Bezirk von Faras stammen 3 griechische, eine koptische imd eine zweisprachige
Stele. Bei diesem Befunde bedarf die Bemerkung GRIFFITHS „Nubian Texts" S. 6
wohl einer Korrektur 1 . Stärker noch drückt sich die Eigenentwicklung der Bezirke
in der Wahl und Verwendung der Gebete und Formeln aus. Einige Grabschrift-Typen
sind freilich dabei auszunehmen, sie scheinen nubisches Gemeingut geworden zu sein:
so von griechischen Gebeten die Formel α, ό θεός των πνευμάτων usw., die in Ginäri.
Faras, Wäd-Nimri und Wädi Gazäl belegt ist, ähnlich die Form γ: „Laß ruhen NN.
im Schöße Abrahams" usw., sowohl griechisch wie koptisch; die Einleitung ^MTÜTC-
nponiA. ÄvnnoTTe findet sich von Ibrim bis Wädi Gazäl.
Aber andere Wendungen sind auf bestimmte Friedhöfe oder Bezirke beschränkt.
Gewiß können spätere Funde hier noch Verschiebungen hervorrufen, aber an dem
Wesen des Bildes werden sie nichts ändern, da wir ja mehrere geschlossene Gruppen
einander gegenüberstellen können.
Bezeichnend ist, daß die Stele von Bigge sich in ihrer Formulierung an ägyptische
Vorbilder anlehnt; — Ginäri eigentümlich ist die Form β der griechischen Gebete,
die Formel 8) der Einleitung, die Bezeichnung des Verstorbenen als όιζυρός usw. —
Nur aus Kaläbse belegt ist Nr. 4) der griechischen Formeln und die Akklamation
μή λύπει —. Die Einleitung εν&α κατάκειται ist bisher nur in Unternubien gesichtet worden:
Ginäri, Kaläbse und Dakke — υπέρ μνήμης usw. ist aus Kaläbse, Ginäri und Ermenne
bekannt —. Nur in Ermenne wird Formel 3 ) verwendet: θεοΰ θ-έλοντος usw., und von
koptischen Wendungen das οτ^-ne πποττε sowie Mnp-XirnH. — Die Einleitung
npn.uee-re stammt aus den beiden nahe nebeneinanderliegenden Nekropolen von Ibrim
und Ermenne. Die Entwicklung lokaler Typen in Nubien entspricht übrigens ganz
der Ausgestaltung der Grabinschriften in Ägypten: auch hier stehen neben Formeln,
die über das ganze Land oder über große Teile desselben verbreitet sind, lokal ent-
wickelte Typen bestimmter Bezirke. Für die griechischen Inschriften ist L E F E B V E E
S. XXVI ff. eine Übersicht gegeben, die freilich einiger Einschränkungen und Ergänzungen
bedarf; für die koptischen Stelen fehlen Vorarbeiten, man vergleiche aber beispielsweise
die oben S. 133 angeführten Typen von Esne, Antinoupolis und Aswan miteinander.
D. Der Vergleich mit den ägyptischen Stelen und der Einfluß von Byzanz.
I. Die griechischen Texte.
a) G e b e t e : Das große Gebet <* ist, wie schon oben S. 114 bemerkt wurde, auf
Nubien beschränkt, für alle vorhandenen Exemplare läßt sich die nubische Herkunft
direkt oder indirekt nachweisen. Die Belege stammen aus fast allen Bezirken des
Landes. — Es ist das Verdienst W . WEISSBRODTS, den Zusammenhang dieses Gebetes
mit der byzantinischen Liturgie festgestellt zu haben: es findet sich dort ungefähr
1) „Christian inscriptions in Greek . . . are much more frequent . . . and Coptic tombstones are
especially frequent in the Dongoläwi region between the Third and Fourth Cataracts".
1) Liturgiarum orientalium collectio, Paris 1715. — 2) Am Schluß des Gebetes steht fast immer
σύ γ ά ρ ει . . . άνάβταβις τ ο ν δ ο υ λ ο ν öou Ν., statt τοΰ δούλου βου (so 564, 636, 665); vielleicht stand
in der liturgischen Vorlage τ ώ ν δ ο ύ λ ω ν allgemein. — 3) Der äthiopische Text hatte eine mit den Hand-
schriften übereinstimmende Vorlage, die τ ό ν δ ι ά β ο λ ο ν statt τ ό ν αδην der Inschriften lesen; daher ist
der Gedanke, Abessinien könnte das Gebet durch Vermittlung Nubiens erhalten haben, abzuweisen. Die
Vorlage für die äthiopische Übersetzung war griechisch, wie das „Sankorison" = σ υ γ χ ώ ρ η ο ο ν beweist. —
4) Unverständlich.
(XVI, 22: XXVII IG fehlt), aber die verbreitetere Rezension, die allein in den litur-
gischen Gebeten erscheint, enthielt sicher noch n-xoeic als Parallele zu πκοττε.
Diese ägyptische Fassung aber ist in Nubien nie belegt, so daß der Schluß auf
eine außerägyptische Quelle für die dortigen Texte durchaus zwingend erscheint; als
solche kommt allein die byzantinische Liturgie in Betracht, die in den Totengebeten
dieselbe Fassung des Zitats aufweist. Bei der verkürzten Form des Gebetes, die, wie
oben bemerkt wurde, eine selbständige Ausgestaltung erfahren hat, treten verschiedene
Zusätze auf, und es ist bedeutsam, daß auch diese Wendungen sich allesamt in der
byzantinischen Liturgie wiederfinden. Zu έν χώρα ζώντων siehe Goar 5 6 7 , 5 3 4 , 5 5 3 usw.,
έν μοναΐς δικαίων Goar 5 4 0 Vgl. 5 4 5 , μετά πάντων των . . . εύαρεστησάντων Goar 5 4 0 , 5 6 3 ,
5 8 6 ; für τών άγίων πατέρων ήμών 'Αβραάμ usw. s. Basiliusliturgie, RENAN DOT I, 7 1 usw.
Es lassen sich zwar diese Ausdrücke größtenteils auch in den liturgischen Texten
Ägyptens belegen, bzw. als liturgisches Gemeingut auch der abendländischen Kirche
erweisen, aber das ist für die Beweisführung ohne Bedeutung, da sie in Verbindung
mit typisch byzantinischen Wendungen auftreten und nie auf ägyptischen Epitaphien
erscheinen, während andererseits Wendungen, die einem gemeinsamen liturgischen Gut
entnommen sind, in ägyptischen Inschriften verwendet werden, in Nubien aber ganz
fehlen; siehe auch unter II.
Gebet ß, das ebenfalls auf Nubien beschränkt ist, bietet ein weiteres Beispiel
einer direkten Kopie des liturgischen Textes. Die Vorlage hat W 2, 21 in einer
Handschrift des Klosters von Grottaferrata ermittelt. Die Varianten, die Ginäri 79
zeigt, konnten oben wiederum auf verschiedene in der byzantinischen Liturgie übliche
Gebete zurückgeführt werden. Das Gebet muß übrigens in ähnlicher Form auch in
der ägyptischen Liturgie existiert haben, da eine koptische Übersetzung vorhanden
ist; es mag freilich auch in späterem Zeitpunkt übernommen worden sein1. Ausschlag-
gebend für die Entlehnung von Byzanz erscheint, daß Gebet β nicht an die der kop-
tischen Ubersetzung zugrundeliegende Rezension anschließt2, sondern die Grottaferrata-
Version wörtlich übernimmt.
Gebet γ. Diese einfache Form könnte an sich aus dem Vergleich ausscheiden,
da z. B. das Gebet um Ruhe im Schöße der Patriarchen in der gesamten christlichen
Liturgie, auch im Abendlande nachzuweisen ist. Und doch tritt auch hier die Eigen-
entwicklung der nubischen Epigraphik deutlich zutage und zeigt ihre nahe Anlehnung
an byzantinische Gebete.
γ 1) — Schon LE BLANT, Manuel 8 1 und STEINDORFF, ÄZ. 4 4 , 7 1 machen auf
die auffallend häufige Verwendung dieses Gebetes in Nubien aufmerksam. Bleibt
man bei den griechischen Texten, so ergibt sich, daß die Formel in Ägypten etwa
7 mal verwendet wird, d. i. auf etwas mehr als l°/ 0 der Stelen, während in
Nubien rund 90°/o aller Epitaphien das Gebet allein oder als Bestandteil größerer
Formeln verwenden; in Ginäri z. B. ist es von 50 Stelen auf 48 nachgewiesen, die
beiden restlichen zeigen die kurze Formel γ 7); in Ermenne steht es auf allen grie-
chischen Stelen. Dieser Gegensatz allein schließt schon den Gedanken aus, daß die
Formeln von Ägypten nach Nubien verpflanzt wurden. Außerdem ist die einfache
Fassung γ 1) nur in einem Falle, Kairo 8 7 0 9 , nachgewiesen, sonst erscheint die Bitte
nur als Teil eines längeren Gebetes. Wichtiger ist noch, daß dabei die nubische
Fassung άνάπαυσον έν κόλποις auf den ägyptischen Stelen nur zweimal belegt ist; die
1) In den Grabinschriften Ägyptens findet sich nie ein Anklang an den Text. — 2) Das Gebet steht
TUKI, Rituale TPAP beim Begräbnis einer Nonne: n<?c πτε-πιππετΜ«. οτοο Φ-^ me-co-p^ mfien ΦΗ CTC
Kö.To.neqcoe'ni eTgmi ώ,κοωτπ π^ψτχκ rcm mcum«. usw.; das charakteristische ό τών όρωμένων
ποιητής fehlt also; der koptische Text schließt sich an die Rezension Goar S. 543 an.
Zeltschr. f. Ägypt. Spr., 60. Band. 18
übrigen zeigen die typisch ägyptische Formulierung: άνάπαυσον τήν ψυχή ν . . . και άνί-
Berl. Inv. 7 7 7 1 ) o d e r έλέησον . . . και άνάκλ-.νον
κλινον . . εις κόλπους USW. (LEF. 1 0 7 , 7 9 0 ,
(LEF. 6 7 ) ; LEF. 4 8 abweichend κατασκήνωσε . . . εις κόλπους, siehe auch unter I I . Das
ist umso bedeutsamer, als das liturgische Gebet, wie Ä Z . 4 0 , 1 2 άνάπαυσον . . . έν κόλ-οις
verwendet.
γ 3 ) , 4), ß ) Auch diese Formeln, die mit άνάπαυσον ζ. Τ. unter Hinweglassung von
έν κόλποις andere Wendungen verbinden, lassen sich alle auf Gebete der byzantinischen
Liturgie zurückführen: έν σκηναΐς τών δικαίων = Goar 5 3 8 , 5 4 5 , 5 4 9 , 5 5 5 , 5 6 7 : — έν
σκηναΐς τών άγιων = Goar 5 4 9 , σκηναϊς άγίων Goar 6 8 5 , μετά τών άγίων σου Goar 5 3 1 , 543,
5 6 6 (3 x ) ; — die βασιλεία τών ουρανών Goar 5 2 6 , 5 2 7 und Johannesliturgie, S W A I N S O N ,
Greek Liturgies 800.
Auch hier gilt das oben unter Gebet α (Schluß) Gesagte: Wenn auch diese Aus-
drücke ζ. T. Gemeingut der Liturgie sind, so zeigt doch ihr Fehlen auf ägyptischen
Stelen einerseits und ihr häufiges Vorkommen in nubischen Grabinschriften anderer-
seits, daß die liturgischen Gebete der byzantinischen Kirche letzteren als Quelle gedient
haben, zumal bei Gebet α u. β diese Zusammenhänge zweifellos erwiesen sind.
δ. Bei einzelnen der Fonnein, wie έν ειρήνη u. έλέησον, liegen Wendungen vor,
die Gemeingut der christlichen Totenliturgie sind, aus denen also für einen Zusammen-
hang mit einer bestimmten Liturgie nichts erschlossen werden kann. — Bei LEP. 537
wurden oben mehrere Hinweise auf byzantinische Gebete gegeben. — Für LEP. 556
lassen sich ebenfalls klare Parallelen aus dem griechischen Euchologium anführen: für
συναρίθμησον USW. Vgl. Goal' 5 3 8 : μετά δικαίων συναριθμήσαι, 5 6 3 συναρίθμησον; — für δε-
ξάμενος 's. Goar 5 5 9 προσδέξαι τήν ψυχήν τοϋ δούλου σου; vgl. 5 3 0 , 5 3 1 , 5 8 0 ; δέξαι 5 3 1 ;
δέξαι έν ταϊς χερσί σου τήν ψυχήν αύτοϋ 574; προσδεξάμενος 574 USW.1. — Bei LEF. 563
hat M I L L E T schon auf eine Parallele aus der Jakobuslitürgie hingewiesen: hinzuzufügen
ist, daß die Formel ύπέρ . . άναπαύσεως . . . . τοΰ κυρίου δεηθώμεν direkt aus einer Anaphora
übernommen ist und eigentlich nicht ein Gebet, sondern die Aufforderung des Diakons
zum Gebet für die Verstorbenen darstellt: siehe ζ. B. S W A I N S O N , 1. c. 1 1 0 : ό δ ι ά κ ο ν ο ; . . .
' Τ π έ ρ της , . . τοϋ κυρίου δεηθώμεν; vgl. S. 1 2 5 , 1 3 4 , 2 4 8 usw.; im Pfingstoffizium Goar 7 5 8
vor dem Gebet, in dem auch das Gedenken der Verstorbenen steht. Für die Einleitung
vgl. Sacramentarium des Serapion, FUNK, Didascalia I I , 1 9 2 : δεόμεθά σου περί κοιμήσεως
και άναπαύσεως τοΰ δούλου σου τοϋδε.
1) Alle Stellen stammen aus Totengebeten. — 2 ) Über das Vorkommen auf koptischen Stelen s.
unter II.
b. Die F o r m e l n führen zu dem gleichen Ergebnis wie die Gebete; auch hier
erscheint ein Zusammenhang mit der Epigraphik Ägyptens ausgeschlossen:
1 ) ένθα κατάκαται ist für Unternubien typisch; Ginäri allein weist 3 6 Belege auf,
Kaläbse deren 5. In Ägypten ist die Formel nur einmal auf einem Grabstein nach-
gewiesen: in dem ganz aus dem Rahmen der übrigen Inschriften fallenden Epitaph
des Paulus und der Aniane L E F . 6 5 (aus Benha): εν9αδε κατακιτε usw.; außerdem noch
in einem Graffito im Steinbruch von Abu Heimes = LEF. 222 \ Es fragt sich nun,
wie wir das Auftreten der Formel in Nubien zu erklären haben. Eine Entlehnung
aus Ägypten erscheint bei dem dargelegten Sachverhalt ausgeschlossen. Zwar handelt
es sich um eine sehr einfache, auch in Grabinschriften des Abendlandes oft belegte
Wendung, die auch nicht typisch christlich ist, aber wenn andererseits feststeht, daß
sie an vielen Orten des byzantinischen Kreises häufig verwendet wurde, so ist es das
Nächstliegende, hier dieselbe Quelle zu suchen, aus der auch die Gebete stammen.
2)—4) Auch bei den unter diesen Nummern besprochenen Formeln liegen die
Verhältnisse vollkommen klar: έ τ ε λ ε ώ θ η 2 ist in Ägypten nur einmal sicher belegt:
L E F . 2 4 5 in der Wendung έτε[λε]ώθ·η ετων μ; in Nubien dagegen ist es ein häufig ver-
wendeter Ausdruck3. An seiner Stelle erscheint in Ägypten έτελεύτησεν, vor allem in
Erment und Aswan4; in Nubien fehlt diese Form ganz, sie ist nur einmal in Bigge
(REISNER 1 0 4 ) belegt, das aber ähnlich wie Philae in unseren Belangen nicht zu Nubien
gezählt werden darf; hier faßte ja das Christentum schon früher, vor der Missionierung
Nubiens, Fuß. — Ausschließlich nubisch ist die Formel τέλει τοϋ βίου έχρήσατο; mit
der Zuweisung von LEF. 382 nach Unternubien ist auch die einzige Ausnahme beseitigt.
Wenn nun auch für die Entstehung dieser Formeln nähere Anhaltspunkte fehlen, so
ergibt sich wenigstens negativ mit Deutlichkeit, daß sie nicht aus der ägyptischen
Epigraphik stammen.
5 ) έκοιμήθη ist in Ägypten in allen Gauen vertreten, besonders häufig in Alexandrien,
Tehne, Antinoupolis; meist leitet es die Inschrift ein, steht aber auch nach Gebet
oder Akklamation. In Nubien ist das Verhältnis umgekehrt, nur in einem sicheren
Beispiel (Ginäri S. 50 Nr. 1) steht es am Beginn des Textes, dagegen häufiger bei der
Angabe des Todestages nach einer anderen Einleitung. Der in Ägypten oft belegte
Zusatz έν κυρίω steht nur L E F . 6 4 5 . Diese Verschiedenheiten sowie die Tatsache, daß
έκοιμήθη auch auf griechisch-byzantinischen Stelen in Gebrauch ist, stimmen ganz zu
den bisher gewonnenen Resultaten.
1) Der Ausdruck kehrt auch in der poetischen Grabinschrift aus Erment = LEF. 4 2 3 wieder: τις
Ή τ ί ν ο ς έ ν θ α δ ε κείται. — Wenn LEF. X X X I bei der Formel angibt: nombreux exemples, so ist nach
dem Gesagten die Angabe auf Nubien einzuschränken. — 2) vgl. Sap. 4, 13 τ ε λ ε ι ω θ ε ί ς , ν ε ό τ η ς τ ε λ ε -
σ θ ε ΐ ο α 4, 16. — 3) LEF 1. c.: formule presque exclusivement propre Ä la Nubie. — 4 ) E s liegt kein
Grund vor, έ τ ε λ ε [ LEF. 3 4 0 in έ τ ε λ ε ώ θ η zu ergänzen, έ τ ε λ ε ύ τ η β ε ν ist nach 304 u. 3 1 5 derselben
Provenienz wahrscheinlicher; siehe auch die Form έ τ ε λ ε ί ω ο ε ν LEF. 246 ebenfalls aus Achmim.
18*
Die Stelle kehrt wieder auf einem Graffito Saqq. IV, S. 105 Nr. 335; endlich ist
sie
sie auch auf einer griechischen Grabinschrift Ägyptens belegt = LEF. 107: άκούσα(οα)
δευ[τε ο]ι ευλογημένη^ του π α τ ρ ς μου κληρονομησατον USW. — Auf der Stele VOn Kaläbse
(s. oben S. 122) ist mit ähnlicher Einleitung Matth. XXV, 21 zitiert; auch diese Wendung
ist in Ägypten belegt: Annales VIII, S. 1 7 9 : T^ÄmujÄ». H C I O T M ivreicMH M^K^piA.
ίιωκ egoirn enp^uje MneR-xoeie.
2. Auf der Stele von Kaläbse Brit. Mus. 825 == HALL P L 11 (s. oben) tritt die
Wendung auf: „ I m Licht deiner Heiligen", ein Zitat aus Ps. 109: έν ταϊς λαμπρότησι
τ ω ν άγίων σου. Die griechischen Stelen Nubiens verwenden die Stelle nicht, dagegen
ist sie in Ägypten belegt 1) in der bohairischen Inschrift des Wiener Museums (s.
1 ) I m einzelnen sei b e m e r k t : D a das Bruchstück aus der M i t t e des Steines stammt, ist die Zeilen-
länge m i t Sicherheit nur i n s o f e r n zu bestimmen, als sich die A n z a h l der Zeichen von einem P u n k t bis zu
dem in derselben Senkrechten liegenden P u n k t der folgenden oder vorhergehenden Z e i l e festsetzen läßt,
wobei es nicht notwendig ist, eine bestimmte Lage des F r a g m e n t s nach rechts oder links anzunehmen.
D i e v o r g e s c h l a g e n e L ö s u n g g r ü n d e t sich auf die A n n a h m e , daß, w i e sonst o f t , m i t π π ο τ τ ε die neue Z e i l e χ + 3
beginnt und Ζ . χ + 10 m i t KOCAIOC endet. — Ζ . 1 ist uj aus dem Zeichenrest H A L L 1. c. erschlossen. —
Z. 4 — 5 bieten die e i n z i g e S c h w i e r i g k e i t , insofern Μ v o r ne.pe.-^icoc statt des üblichen steht (s. S T F R N
§ 5 3 4 ) ; ich kann dabei auf ein p a r a l l e l e s ή τ ε κ Μ π τ ε ρ ο I b r i m 686 hinweisen, dessen K o p t i s c h f r e i l i c h nicht
das beste ist; als e i n z i g e r A u s w e g bliebe [Teq]Mi.Ki.pi& Μ ^ κ - χ Η ] zu lesen, statt der oben eingesetzten,
auf den Stelen üblichen V e r b i n d u n g (s. auch S T E B N § 1 8 7 ) ; es müßte in diesem F a l l e 4.NE.NE.TCIC statt «ΤΟΠ
in Z . 3/4 und gfioTMü. ϊ ί ^ ' λ ο Η in Z . 5 eingesetzt werden.
2) Nach dieser Stelle ist auch Bulletin de l'Inst. III, 1 9 0 3 , S. 8 7 bzw. Annales V I I I , 3 6
unschwer zu ergänzen: Z. 2 : Aqivrofq € Π Κ Α £ Κ A T A ] Ζ. 3 [T]AITO3>ACIC € Τ [ Α - Π Η Ο Ι Τ Τ €
T A T O C ] Ζ. 4 [ · Χ € ] Α · * Α Λ Ι ητκ O(VKA£ βκηΑκοτκ] Ζ. 4 [ E N K A ] ^ . 3 ) Ree. Τ . 1 8 8 4 , I 6 8 :
. . . ΚΑ£ €ΠΚΑ£ Κ Α Τ Α ne-rfcHg] . Λ 4 ) vgl. Bulletin 1. c. 1 9 0 2 , S. 4 4 : CAI'KTOI C I I H A ^
3
KA.TA.EE itiieiieioTe . 5 ) Stele aus Assiut, Annales VIIT, 9 5 A C T A J O I S I ^ I - T A N O Q J A C I C
ÜTACTAge-nenujopii κ«ιωτ Α - ^ , Α Μ -xe A ^ A M H T K usw. 6) Ausführlicher behandelt den
Sündenfall und das Urteil des Todes die Stele des Kosma ÄZ. 38. Ähnliche Wen-
dungen auch in der koptischen Totenliturgie, ζ. Β. π κ \ ^ ι Aquo-rq eriKAgi Rituale
φκ& vgl. Tqe. Da aber die gleichen Wendungen sich auch in der byzantinischen
Liturgie belegen lassen4, muß die Frage des Zusammenhangs doch vorläufig noch
offen bleiben.
Viel klarer tritt der Einfluß ägyptischer Formulierung in einer scheinbar bedeu-
tungslosen Abänderung des Gebetes γ zutage: die nubischen Stelen in griechischer
Sprache verwenden ausschließlich als Verbum άνάπαυσον, während die koptischen häufiger
zwischen ^ M T O « und κο-rnq ein üqno-xq einschieben; ohne Zweifel geschah das
unter Einwirkung der koptischen Stelen Ägyptens; vgl. die Wiener Stele aus Beliane:
eqe^-MTon . . . NQNO^TC enoTrüq und Brit. Mus. 2 6 2 2 0 = HALL P I . 8 ; so auch sicher
Annales VIII, S. 1 7 0 : ^ M T O I I . . . nqijo.H eiiKorntq usw. — vgl. auch das Totengebet
auf dem Rand des Tobias-Ms. Ciasca I, S. XXII: Ανω nqno-xq eKo-ynq wAfspAgAM
usw.5 Der koptische Text ist die Übersetzung der in Ägypten bevorzugten Fassung
άνάπαυσον . . . και άνάκλ'.νον s. oben.
5. LEP. 43 tritt ein -χι-κλΗροκοΜίΑ auf, für das in den gx-iechischen Inschriften
Nubiens keine entsprechende Wendung vorkommt; in Ägypten dagegen ist die Formel
griechisch und koptisch mehrfach belegt; auf Rev. Nr. 35 wurde schon oben S. 121
1) Nicht: „in earth shalt thou sleep", sondern wörtlich die Stelle Genesis III, 19. — 2) So wohl sicher
zu ergänzen. — 3) Zu der *.no<£«.cic vgl. auch Bullet, de l'Inst. 1903 1. c. Nr. 33 und Revue egyptol. IV,
S. 3. — 4) ζ. B. Goar S. 553 . . ό π λ ά β α ς μ ε και εϊπων μοι δτι γ η ει και εις γ-ην ά π ε λ ε ύ β η ; vgl.
S. 577, 580 usw. — 5) Die Wendung itq^eMTon.n«.q gnuonq Saqqara III, 31; epoirn«. . . gnKonq Annales
VIII, 171.
Beispiele Kairo 8468, 8510, 8631. — Die griechischen Texte Nubiens kennen das dem
oTÄ.-ne nitoTTe MfsoHeoc usw. (Ermenne 12. g. 9, 12. h. 7) entsprechende εις θεός
ό βοηθών nicht, das in griechischen Inschriften Ägyptens rund 75 mal belegt ist; so-
nach wäre eine Entlehnung von dort das Gegebene. Aber es verwenden die kop-
tischen Inschriften Ägyptens ausschließlich, soviel ich sehe, den griechischen Wort-
laut, nicht die Übersetzung, ferner ist die Fassung in Ermenne nicht die gleiche
(s. oben S. 130), und endlich hegt eine Formel vor, die auch z. ß. in Syrien häufig
belegt ist (s. KAUFMANN, 1. c. S. 71).
8. Der Gegensatz zwischen den griechischen und koptischen Stelen Nubiens ist
mit dem Vergleich der Gebete und Formeln nicht erschöpft, es fällt auf, daß sich,
wenigstens vereinzelt, die ganze Auffassimg des Epitaphs geändert hat. Die griechi-
schen Inschriften sind samt und sonders ganz unpersönlich gehalten, Gebet und
Akklamation erscheint die Hauptsache, daneben wird nur der Todestag und höchstens
das Alter angegeben, auch da, wo es sich um hohe Persönlichkeiten handelt; s. vor
allem die Stelen mit dem großen Gebet α. Demgegenüber gibt die koptische Stele
von Serre in 15 Zeilen den Lebenslauf des Bischofs Thomas wieder und verwendet
nur sechs Zeilen auf das Totengebet. Diese Auffassung der Stele als Denkstein ist
zwar auch in Ägypten nicht häufig, aber immerhin in mehreren Exemplaren vertreten,
so daß ein freilich rein ideeller Zusammenhang nicht ausgeschlossen erscheint; von
griechischen Stelen vgl. LEF. 65, 70, von koptischen die Stele von Kau (ÄZ. 38)
mit der Schilderung des jähen Todes des Kosma; die Inschrift Kairo 8706 mit dem
Lob der Tugenden eines anderen Kosma, vgl. auch Annales du Service VIII, S. 95 Nr. 28,
S. 179 Nr. 80.
9. Der Vergleich zwischen den koptischen Grabinschriften Nubiens und Ägyptens
bliebe unvollständig, wenn nicht auch aufgezeigt würde, was hier im Gebrauch war,
dort aber fehlt. Dabei kommen freilich nur Dinge in Betracht, die nicht lokal be-
schränkt sind, sondern allgemein als ägyptisch angesehen werden können. So fehlt
in Nubien jede Spur einer Totenklage, die uns auf koptischen Stelen Ägyptens so
häufig erhalten ist; ζ. B. Stele des Kosma ÄZ. 1878, Kairo 8706, Ree. 1884, S. 68,
Bulletin de linst. II, 1902 S. 44, III, 1903 Nr. 33 vgl. S. 87, Annales du Service VIII,
179 Nr. 80, Rev. Nr. 1, Nr. 12 usw.; von der in zahlreichen Beispielen aus verschie-
denen Provinzen belegten Bitte ivpi-oima, ist nur ein Beleg, Ibrim 687, erhalten,
von dem ebenfalls häufigen UJ?V.HÄ e » N - gar keiner. Von besonderer Bedeutung
erscheint mir, daß von dem Typ der Inschriften, der in erster Linie als charakte-
ristisch für Ägypten angesprochen werden darf, sich in Nubien überhaupt keine Spur
findet: es sind die Inschriften, die ein Totengebet mit Anrufung verschiedener Hei-
ligen enthalten. Diese litaneiartigen Gebete sind griechisch nur vereinzelt belegt1,
unter den koptischen Texten aber nehmen sie die erste Stelle ein2. Das zeigt
deutlich, daß Nubien nicht einfach die Entwicklung in Ägypten mitmachte; zwar
übernahm es vieles aus der ägyptischen Epigraphik, verschloß sich aber unbedingt
gegen anderes.
E. Ergebnisse.
I. Die Sprache der Stelen.
Wie aus der unter A. gegebenen Zusammenstellung hervorgeht, überwiegen in
Nubien im allgemeinen die griechischen Stelen gegenüber den koptischen, wenn auch
1) LEF. 662; wird von LEF. 1. c. ohne jeden Grund zweifelnd Nubien zugewiesen. — 2) Über Ur-
sprung und Bedeutung dieser Texte werde ich an anderer Stelle meine Ansicht äußern.
der eine oder andere Fundort ein umgekehrtes Verhältnis zeigen mag. . Daß sich
Ginäri-Tefe gegen das Koptische ganz verschloß, hat seinen Grund vielleicht darin,
daß hier das Griechische fester wurzelte als im übrigen Nubien 1 , und wenn anderer-
seits in Ibrim bisher noch keine griechische Stele gesichtet wurde, so mag das ein
Zufall sein, da eine systematische Untersuchung des Friedhofes noch aussteht, oder
es mögen besondere örtliche Verhältnisse vorliegen.
Es erweisen sich die koptischen Inschriften durchaus nicht immer als die jüng-
sten: den datierten koptischen bzw. griechisch-koptischen Stelen aus den Jahren 862
(Serre), 999 (Wädi Gazäl), 1029 (Dibere), 1035 (Ibrim), 1058 (Sai) und 1098 (Ibrim)
stehen griechische gegenüber aus 9 1 3 (Berl. Inv. 1 3 7 1 6 ) , 1 0 0 7 (LEF. 6 6 5 ) , 1 1 5 7
(LEF. 564), 1173 (LEF. 660) und 1248 (LEF. 664). In E r n e n n e war, nach den Fund-
stellen auf dem Friedhof zu schließen, eine zeitliche Reihenfolge in dem Sinne, daß
die griechischen Texte immer die älteren sind, durchaus nicht wahrscheinlich. Der
Befund erklärt sich nur so, daß die koptischen Inschriften zwar von einem be-
stimmten Zeitpunkt an neben den griechischen erscheinen, sie aber nie ganz ablösen,
so daß griechische Epitaphien wenigstens an einzelnen Orten bis zum Untergang der
nubischen Kirche auftreten. Auf diese Weise erklärt sich auch das Vorkommen zwei-
sprachiger Stelen in Nubien: LEF. 563, 647 und ähnlich Stele von Dibere. Die litur-
gischen Gebete sind in griechischer Sprache abgefaßt, die Angaben über Namen und
Todestag dagegen koptisch; in LEF. 647 ist der koptische Passus in den griechischen
Text verwoben: auf der Stele von Dibere ist der Schluß des großen Gebetes α der
griechischen Stelen dem koptischen Text angefügt. Man darf dabei nicht auf die
zahlreichen sogenannt griechisch-koptischen Stelen Ägyptens hinweisen, die an der
Spitze den Ausruf είς θεός tragen, sonst aber rein koptisch sind; es handelt sich um
eine Wendung, die so häufig vorkam, daß sie in dieser Form übernommen wurde,
ähnlich einem Fremdwort, das sich einbürgert und entsprechend so manchen grie-
chischen Wendungen, die in anderssprachige Liturgien Eingang gefunden haben, wie
das κύριε Ιλέησον in die abendländische; speziell aus der koptischen Liturgie läßt sich
eine Anzahl solcher Beispiele nachweisen, wie δόξα σοι φιλάνθρωπε (Tuki qjÄTeff.), κύριε
ελέησαν ( c n c ) , άξιος . . ό χριστ.ανός (pie) U S W .
Die nubischen Bilinguen dagegen sind anders geartet, sie beweisen, wie zäh
man an dem griechischen Texte festhielt, auch dann, als man die speziellen Angaben
zum besseren Verständnis in Koptisch abfassen mußte oder wollte 2 .
1) Der Friedhof liegt nahe bei Kertassi, wo in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten eine Gomos-Ge-
meinde bestand, die von Griechen aus Ptolemais geleitet wurde (s. ROEDEB, Debod bis Kalabsche, Kairo 1911,
S. 133). Wie in diesem Bezirk der heidnische Kult sich lange gehalten hat und Skulpturen ägyptischen Stils
auffallend spät nachgewiesen sind, so wird auch hier das Griechische, die Kultsprache des Gomos, fester wie
in den anderen Bezirken verankert gewesen sein. Neue Stärkung erhielt es durch die Einführung der
byzantinischen Liturgie (s. unten) und war so imstande, sich gegen den Einfluß des Koptischen wenigstens
in den liturgischen Belangen abzuschließen. Die Frage nach der Rasse der Bewohner wird dadurch nicht
berührt; wie zu Zeiten der Gomos-Gemeinde treten auch jetzt in den Inschriften einheimische Namen auf,
wie Μ ε ρ χ ω (FIBTH I, Grab Nr. 325), Ά ρ ο υ μ π ά ρ α (807), Μ ε ρ χ α ν ι (837), Τ ο υ β . . . (123), Μπρρϊ,οτε(?)
(S. 50, Nr. 4), alles Frauennamen; meroitisch ist der Name der Αμαντα-Οετε (Nr. 8), eine Bildung wie
Amni-lhete GRIFFITH, Meroitic Inscriptions 55, 56; Grab 412 möchte man in [Αμα]ναολει ergänzen.
— 2) Ein zufälliges Eindringen eines koptischen Wortes in eine griechische Stele findet sich, wie man
bisher nicht erkannt hat, in LEF. 676 = Kairo 8409: Tahör und ihr Gemahl(?) Stephanos waren kurz
hintereinander gestorben, am 18. bzw. 23. Tybi; das Gebet auf der gemeinsamen Stele lautet: α ν α π α υ β η
τ ε ν ψ υ χ ή τ σ ε ν τ ε = ά ν ά π α υ ο ο ν την ψ υ χ ή ν Tctrre „laß ruhen die Seelen, die beiden"; der Schreiber
vermochte nicht die überkommene Form des griechischen Gebetes für diesen speziellen Fall zu ändern und
setzte darum das koptische Wort für „die beiden" ein.
Das Bild, das die Grabsteine für die Verwendung der beiden Sprachen ergeben,
paßt übrigens gut zu dem, was wir sonst über die Holle des Griechischen und Kop-
tischen in Nubien wissen. In Ägypten war das Griechische, mit der Ptolemäerzeit
beginnend, allmählich zur Verwaltungs-, Geschäfts- und Verkehrssprache geworden
und behielt diese Rolle unter byzantinischer Herrschaft erst recht. Mit Einzug des
Christentums wurde dazu ein bis dahin fast unberührt gebliebenes Gebiet, die Religion,
in den Bereich derselben Sprache gezogen; und wenn auch bald eine Gegenbewegung
einsetzte, so behauptete sich das Griechische hier gerade in manchen Belangen am
längsten. Nubien hatte in der vorchristlichen Periode speziell in seinen nördlichen
Provinzen ebenfalls stark unter dem Einfluß des Griechischen gestanden — ich ver-
weise auf die zahlreichen Inschriften von Philae, Kertassi, Kaläbsche —, imd als das
Meroitische allmählich verschwand, blieb Griechisch die einzige offizielle Sprache des
Landes: Silko läßt seine Siegesinschrift in dieser Sprache verfassen, die Kleinkönige
der Blemyer ahmen ebenso wie die nubischen Fürsten an ihrem Hofe die Einrich-
tungen der Byzantiner nach und lassen ihre Urkunden griechisch abfassen 1 . Die
wichtigste Stütze erhielt das Griechische in Nubien dadurch, daß die Christianisierung
des Landes von Byzanz her erfolgte: damit war das Griechische auch die Kultsprache
Nubiens geworden.
Das Auftreten des Koptischen in Nubien ist auf zwei Gründe zurückzuführen:
a) Im geschäftlichen Leben war in Ägypten das Griechische allmählich von dem
Koptischen verdrängt worden, der Prozeß vollzieht sich allmählich und in den ver-
schiedenen Gauen nicht gleichmäßig, ist aber schon im 6. Jahrb. stark vorgeschritten
(vgl. CRUM, Coptic Ostraca, S. XXI)2. Diese Wandlung war auch für Nubien von Be-
deutung, insonderheit für die nördlichen Distrikte, die in vielen Dingen auf Ägypten
angewiesen und dem Einfluß ägyptischer Kultur mehr ausgesetzt waren. Für sie
hatte das Griechische als Sprache des geschäftlichen Verkehrs, die ihnen die Ver-
bindung mit dem Nachbarlande erleichterte, jede Bedeutung verloren, als es dort
außer Geltung kam; auch vermochte sich die Sprache hier überhaupt nicht allzulange
für das praktische Leben genügend zu erhalten, sobald die Stütze schwand, die sie
in der Verbreitung des Griechischen in Ägypten hatte. So sehen wir demi bald
auch hier das Koptische als Geschäftssprache vordringen: es sind uns Urkunden in
dieser Sprache aus Unternubien bis Mehendi aus dem 8.—9. Jahrh. überkommen.
Weiter südlich dagegen, schon in Dirr, wird das Griechische durch die einheimisch-
nubische Sprache abgelöst, die in griechischen Lettern mit Zusatzbuchstaben ge-
schrieben wurde und aus der uns religiöse Texte, Urkunden, Ostraka und Graffitis
erhalten sind3, b) Ganz anderer Art war der Einfluß des Koptischen in Nubien auf
religiös-kirchlichem Gebiete. Zwar war das Land durch die byzantinische Kirche
christianisiert worden, aber die Verbindung mit ihr wurde bald gestört, besonders
als Ägypten Byzanz verloren ging und unter arabische Herrschaft kam. Allmählich
wird Nubien kirchlich abhängig von Ägypten und damit ist dem Vordringen des
Koptischen auch auf religiösem Gebiet die Tür geöffnet. Zwar wird der Umstand,
daß die vom Patriarchen Alexandriens geweihten Bischöfe manches Mal Ägypter waren,
1 ) Es kann diese Tatsache bis jetzt freilich nur indirekt für Nubien verwertet werden. Schon K R A L L
vermutete (Beiträge zur Geschichte der Blemyer und Nubier, Wien 1 9 0 0 ) , daß die in Frage stehenden Län-
dereien vielleicht auf ägyptischem Boden gelegen seien. In dem in Druck befindlichen „Ernenne" glaube
ich nachweisen zu können, daß auch die Niederlassung der Blemyer und der Sitz des Kleinkönigs bei
Gebelen selbst zu suchen ist. — 2 ) Feierliche Inschriften erscheinen noch sehr spät in griechischer Sprache,
so zwei Bauinschriften auf Philae ( L E T . 5 9 6 , 5 9 7 ) aus den Jahren 7 8 5 u. 7 9 6 . — 3) Siehe G R I F F I T H ,
Nubian Texts; R O E D E R 1. c. 3 9 2 .
Zcitsclir. f. Ägypt. Spr., CO. Band. 19
vielleicht nicht allzuviel in dieser Richtung gewirkt haben, aber die zahlreichen Klö-
ster Nubiens werden wohl zum Teil unter dem Einfluß koptischer Mönche gestanden
haben; der Zuzug aus Ägypten wird besonders stark gewesen sein, als dort die Ver-
folgungen durch die Mohammedaner einsetzten und das christliche Nubien eine Zu-
fluchtsstätte bildete. Damit erklärt sich auch, daß auf kirchlichem Gebiete das Kop-
tische bedeutend weiter südlich vordrang, daß koptische Stelen bis Wädi-Gazäl zahl-
reich auftreten, wiewohl im täglichen Leben das Koptische in jenen Gegenden gewiß
gar keine Rolle spielte. Es drängte sich dort in die bis dahin rein griechische Kir-
chensprache ein, freilich nur auf beschränktem Gebiete, da die Liturgie selbst gewiß
griechisch blieb. Das Koptische mußte hier immer ein Fremdkörper bleiben, weil
die Voraussetzungen für eine allgemeinere Verbreitung durchaus nicht gegeben waren.
In Ägypten hatten verschiedene Gründe zur Verdrängung des Griechischen auf kirch-
lichem Gebiete geführt; am häufigsten wird angeführt, daß man eine Absonderung
vom Byzantinischen, die Gründung einer Nationalkirche erstrebte, aber es wäre ein-
seitig, dies als den einzigen oder Hauptgrund hinzustellen, blieb doch die eigentliche
Liturgie, bei der ein Gegensatz sich am schärfsten ausgedrückt hätte, selbst nach
der Trennung manche Jahrhunderte unberührt griechisch1. Es lag vielmehr eine
Selbstverständlichkeit vor: das Griechische war zwär Amts- und Geschäftssprache und
wurde von einem großen Prozentsatz der Bevölkerung verstanden, aber es war doch
nicht die Sprache des Landes und des Volkes, und darum mußte mit der Annahme
des Christentums durch die ganze Bevölkerung notgedrungen allmählich eine religiöse
Literatur in der Landessprache entstehen.
Ganz anders lagen die Verhältnisse in Nubien; eine Bevorzugung des Koptischen
aus Opposition konnte keine Rolle spielen, höchstens mochte die allmähliche Annahme
des ägyptischen Monophysitismus die Widerstände gegen dasselbe verringern, und
noch weniger konnte eine Rücksicht auf das Verständnis der Bevölkerung maßgebend
sein, da diese ja nubisch sprach. Die Nubier schlagen vielmehr einen parallelen Weg
ein: ihre Liturgie blieb wie in Ägypten griechisch, ihre Erbauungsliteratur aber wurde
wie dort in der eigenen Landessprache verfaßt. Dabei sehen wir das Koptische auch
als Vermittlungssprache ausgeschaltet; wie G R I F F I T H 1. C. 7 1 bemerkte, ist die in
nubischer Sprache verfaßte theologische Literatur direkt aus dem Griechischen über-
setzt; ähnlich sind die von Nubiem verfaßten Graffitis entweder nubisch oder nubisch-
griechisch oder griechisch, nie aber nubisch-koptisch; koptische Graffiti kommen übri-
gens nur ganz vereinzelt vor, wie im Tempel von Amada.
So erweist sich das Koptische in Nubien, wenn wir etwa von den nördlichen
Grenzbezirken absehen, von untergeordneter Bedeutung; es hatte hier keine innere
Berechtigung zur Existenz, sondern war nur durch äußere Umstände zu einem
gewissen Einfluß gelangt; es hatte sich bis zu einer gewissen Ausdehnung als
eine zweite Kirchensprache neben dem Griechischen durchgesetzt, und von diesem
Gesichtspunkt aus müssen wir das Auftreten der koptischen Grabsteine betrachten.
Daß es in den nördlicheren Bezirken auch hierin nicht zur absoluten Herrschaft ge-
langte, ist wohl auf den Einfluß des Südens zurückzuführen, wo später der Schwer-
punkt des Christentums lag. Der Einfluß des Koptischen scheint übrigens auf das
eigentliche Nubien beschränkt, für eine Ausdehnung auf das Reich von Aiwa fehlt
bislang jeder Anhalt; hier war das Griechische Kirchensprache und zu ihr tritt für
die religiöse Literatur die Landessprache, mit griechischen Lettern und Ergänzungs-
1) CRUM, Coptic Ostraca S. X X I macht auf die griechischen liturgischen Stücke aus dem 14. Jahrh.
aufmerksam, die sich QÜATREMERE, Recherches S. 2 9 8 finden.
im engeren Sinne. Das hat unbedingt ein jahrelanges Verbleiben und Wirken der
griechischen Missionare zur Voraussetzung. Die Einwirkung beschränkt sich dabei
nicht auf die nördlichen Provinzen, denselben charakteristischen, den byzantinischen
Ritualen und Euchologien entstammenden Epitaphien begegnen wir bis tief in den
Sudan hinein.
Diese Tatsachen erscheinen für die vielumstrittene Frage von Bedeutung, ob
die Nubier zum orthodoxen, melkitischen oder zum monophysitischen Christentuni
bekehrt wurden (s. ROEDER 1. c. S. 3 7 ^ zu 3 S 3 ) . Der Bericht des Johannes von
Ephesus (Buch 4) gibt die geschichtlichen Ereignisse insoweit richtig wieder, als er
die Nubier durch Abgesandte des byzantinischen Hofes bekehrt werden läßt; wenn
jedoch dann erzählt wird, daß das Werk der Christianisierung zwar von dem mono-
phy^itischen Priester Julian aus Konstantinopel, der nur zwei Jahre in Nubien blieb,
begonnen, aber von Longinus, einem Abgesandten des Patriarchen Theodosius von
Alexandrien vollendet worden sei, so läßt sich das mit dem ausgesprochen byzanti-
nischen Charakter der nubischen Kirche nicht vereinigen. Ist aber der Bericht in
diesem Punkte als unzuverlässig erwiesen, so kann auch die Erzählung, daß Kaiserin
Theodora ihrem Gemahl, der melkitische Missionäre entsandte, zuvorgekommen sei,
nicht einfach als Tatsache hingenommen werden1. Abgesehen davon, daß Eutychius
und Makrizi berichten, die Nubier seien zunächst Melkiten gewesen, spricht schon
die Tatsache dagegen, daß die Missionierung mit Ausschluß ägyptischer Elemente
durch Byzantiner erfolgte; denn hätte es sich darum gehandelt, die Nubier zu Mono-
physiten zu machen, so wäre die Mithilfe ägyptischer Missionare nur willkommen
gewesen, ebenso "wie eine Annäherung an die ägyptische Liturgie, denn es hätte der
nubische Monophysitismus dadurch eine bedeutende Stütze gewomien. Andererseits
ist es leicht verständlich, daß sich Byzanz durch ein melkitisches Nubien ein Gegen-
gewicht gegen die separatistischen Monophysiten Ägyptens schaffen wollte.
Die Nubier haben die übernommene Form der Liturgie zäh bewahrt, auch dami,
als die Zeitumstände sie zum Anschluß an den Monophysitismus trieben; auch das
Koptische hat den Charakter der nubischen Kirche nur teilweise und nicht überall
zu verändern vermocht; daß auch die nördlichsten Bezirke nicht in der ägyptischen
Kirche aufgingen, ist wiederum (s. oben S. 146) auf den starken Rückhalt zurück-
zuführen, den sie an den südlichen Provinzen hatten.
Diese Feststellungen sind nicht allein für jene Zeit von Bedeutung; sie vervoll-
ständigen das Bild, das die nubische Kultur in der Vorzeit bietet. Von wenigen
markanten Ausnahmen abgesehen, bemerken wir hier neben der Anlehnung an den
kulturell höherstehenden Norden ein ständiges Weiterleben heimischer Traditionen
und dann wieder ein zähes Festhalten an dem einmal von außen, damals Ägypten,
Übernommenen, auch nachdem es dort längst außer Mode gekommen war, und end-
lich einen steten unverkennbaren Zusammenhang auch der nördlichen Provinzen mit
dem Süden. Man sieht, Nubien ist auch in der Zeit, die uns beschäftigte, sich selbst
treu geblieben.
1) Der ganze Bericht scheint auch aus anderen inneren Gründen verdächtig; die in Rede stehende
Stelle ist auch W. 1, 21 aus der Übersetzung SCHÖNFELDERS (München 1862: „Die Kirchengeschichte des
Johannes v. Eph.") wiedergegeben.