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Mitte September hatte die Bundeswehr entgegen vieler Erwartungen entschieden, dass die kleine Firma
C.G. Haenel aus dem thüringischen Suhl einen großen Auftrag zur Lieferung von 120.000 neuen
Sturmgewehren bekommt. Damit stach das Unternehmen die Waffenschmiede Heckler & Koch aus
Baden-Württemberg aus, die zu den weltweit fünf größten Gewehr- und Pistolenherstellern zählt.
Grund: Heckler & Koch verlangte zuletzt 179 Millionen Euro, C.G. Haenel jedoch nur 152 Millionen Euro.
Weil die angebotenen Gewehre laut einer internen Bewertung technisch vergleichbar gewesen sein
sollen, entschied sich die Bundeswehr für das günstigere Angebot.
Geheime Nebenabsprache?
Nun könnte das ganze Verfahren nach drei Jahren jedoch womöglich noch platzen, die Entscheidung für
C.G. Haenel unwirksam werden.
Denn nach Recherchen von Business Insider haben Juristen des Beschaffungsamtes der Bundeswehr in
Koblenz Formfehler im Ausschreibungsprozess gefunden. Das bestätigen Business Insider mehrere
Quellen unabhängig voneinander sowohl aus dem Beschaffungsamt als auch aus dem
Verteidigungsministerium.
Konkret heißt es, es soll nach der letzten Angebotsabgabe beider Firmen („Best and Final Offer“) am 22.
Juni 2020 eine geheime, schriftlich festgehaltene Absprache zwischen der Rechtsabteilung des
Bundeswehr-Beschaffungsamtes in Koblenz und C.G. Haenel gegeben haben.
Was genau die Absprache enthält, ist bislang unklar. Im Beschaffungsamt in Koblenz geht man nach
Informationen von Business Insider allerdings davon aus, dass der Auftrag an C.G. Haenel damit
rechtswidrig vergeben wurde. Das wäre der Fall, wenn die Absprache den Charakter einer
Nachverhandlung hätte. Eine bloße Nachfrage zu dem Angebot wäre dagegen juristisch nicht heikel.
Bestätigt sich der Verdacht, wäre das eine Blamage für die Bundeswehr, die den Steuerzahler
schlimmstenfalls auch noch Millionen an Schadensersatz kosten könnte. Vor allem wäre es auch
politisch heikel. Denn: Im Verteidigungsausschuss des Bundestages hatten Abgeordnete die Vertreter
des Verteidigungsministeriums explizit gefragt, ob ihnen mögliche Probleme bei der
Vergabeentscheidung bekannt seien. Dazu wollte das Ministerium jedoch nichts sagen, berief sich auf
ein laufendes Verfahren, gegen das die unterlegene Waffenschmiede Heckler & Koch eine 320 Seiten
starke Beschwerde eingereicht hat.