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I.
*) Die vorliegende Studie beruht auf meiner phü. Dissertation: Königin Maria
von Ungarn und Böhmen (1505—1558). Ihr Leben und ihre wirtschaftlichen Inter-
essen in Österreich, Ungarn und Böhmen (masch. Wien 1971). Eine weitere Arbeit
von mir, über die Beamten und Besitzungen der Königin Maria in Ungarn, Böhmen
und Österreich, wird in den Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 1974/76
erscheinen. Besonders danken möchte ich meinem akademischen Lehrer, Herrn Univ.-
Prof. Dr. Erich Z ö l l n e r , und Herrn Univ. Prof. Dr. Herwig W o l f r a m , die immer
bereit waren, mich bei meiner Arbeit zu unterstützen, Dr. Gerhard R i l l vom Haus-,
Hof- und Staatsarchiv Wien, der mich auf dieses Forschungsgebiet hinwies, und Univ.-
Doz. Dr. Ludwig G o g o l ä k für seine wertvollen Ratschläge.
Der Vertrag wurde von Maximilian in Wiener Neustadt am 20. März, durch
Wladislaw in Ofen am 27. März 1506 unterzeichnet. Dazu und zum Zustandekommen
der Doppelhochzeit von 1515 siehe noch immer Xaver L i s k e , Der Congress zu Wien
im Jahre 1515. Eine kritisch-historische Studie. Forschungen zur deutschen Geschichte
7 (1867) 520.
eigenen Willens gezeigt^), aber wegen ihrer Jugend war von ihr noch kein
selbständiges politisches Handeln zu erwarten, als sie im Juni 1521 nach
Ungarn kam. An ihrem Hofe wurden deshalb jene Personen untergebracht,
die die Interessen ihrer Brüder wahren sollten: Gegen den Einspruch der
eifersüchtigen Ungarn, die die Hofämter für sich beanspruchten®), hatte
Maria einen großen Teil ihrer Höfhnge aus Österreich behalten und ließ
noch in den folgenden Jahren wichtige Beamten von dort kommen*).
Die wichtigste Persönlichkeit in der Umgebung der jungen Königin
war in den ersten Jahren der „ambaxatore di Cesare apresso la Regina"®)
Andrea da Burgo. Als Kenner der ungarischen Verhältnisse durch frühere
Missionen®) war er im Geleit Marias 1521 nach Ofen gekommen, fand so-
gleich Aufnahme in den Kronrat') und gewann entscheidenden Einfluß auf
die böhmisch-ungarische Innen- und Außenpolitik. Noch mehr als zwei
Jahre nach seiner Abreise (Ende 1523) fürchteten die Ungarn, daß wieder
ein ausländischer Gesandter — diesmal ging es um den päpstlichen Nuntius
Giovanni Antonio Pulleone Baron Burgio — so mächtig bei Hofe werden
könnte®).
Durch die innerungarischen Machtkämpfe und die Bedrohung von Sei-
ten der Osmanen (gerade 1521 zeigte sich wieder deutlich die völlige Un-
Maria widersetzte sich im August 1520 hartnäckig der Neuordnung ihres Hof-
staates durch das Imisbrucker Regiment, wobei mit Zustimmung des Kaisers einige
Höflinge entlassen werden sollten, während Anna (die beiden Schwägerinnen hielten
seit 1515 gemeinsam Hof) rasch bereit war nachzugeben: Regiment in Innsbruck an
Wilhelm von Wolkenstein, Innsbruck, 12. 8. 1520, Landesregierungsarchiv Innsbruck
(LA Innsbruck), Copialbücher, Missiven 1519—21, fol. 87 ff.
') Auf den Reichstagen wurde mehrmals die Entlassung der „Deutschen" ge-
fordert: Reichstagsbeschluß von 1523, Art. 14 ed. Martin Georg K o v a c h i c h , Sup-
plementum ad vestigia comitiorum etc. 2 (Ofen 1798/1801) 515 ff. und siehe unten
über die Reichstage von 1524 und 1525; bereits bei Marias Ankunft in Ofen gab es
eine Auseinandersetzung mit der Frau des Ofener Burggrafen Johann Bomemisza, die
Hofmeisterin Marias werden wollte: Hans Schweinpeck, ein deutscher Adeliger im
Gtefolge Marias, an seinen Sohn, s. d. (Sommer 1521) bei Karl S t o e g m a n n , Über die
Briefe des Andrea da Burgo, Gesandten König Terdinands an den Cardinal und Bi-
schof von Trient Bernhard Cles. Sonderabdruck aus den Sitzungsberichten der phU.-
hist. Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien 24 (1857) 68.
*) Vgl. dazu ausführlicher meine Dissertation (Personenregister) z. B. über Frau
von BaiUeul, Fräulein Fuchs, Christoph Kreuzer, Katharina von Poitiers, Hans
Selnauer; aus Innsbruck kam 1524 ihr wichtigster Beamter, ihr Oberkammergraf
Bernhard Beheim.
') Giovanni Antonio PuUeone, Baron Burgio an Jacopo Sadoleto, 13. 4. 1525 ed.
Wilhelm F r a k n ö i , Prolegomena ad oratorum pontificiorum relationes 1524—1526.
Monumenta Vaticana historiam regni Himgariae illustrantia, Serie II, 1 (Budapest
1884) 160.
') Stoegmann a. a. 0 . 7.
') Bericht des venezianischen Gesandten Lorenzo Orio, Ofen, 14. 9. 1521 bei
Marino S a n u t o , I diarii, herausg. v. Federico Stefani - Guglielmo Berchet - Nicol6
Barozzi 31 (Venezia 1879—1903) col. 480.
') Tagebuch Burgios, Ofen, 24. 4. 1526 bis 8. 5. 1526 ed. Georg P r a y , Epistolae
procerum regni Hungariae 1 (Posonia« 1806) 410—420 und Fraknöi, Prolegomena
372 ff.
') Sigismund von Polen argumentierte ähnlich, als er Maximilian 1516 zum Voll-
zug der Ehe mit Anna drängte, edl Stanislaus G o r s k i , Acta Tomiciana. Epistolae,
legationes, responsa, actiones, res geste, Serenissimi prinoipis Sigismundi, ejus nominis
primi, regis Polonie etc. 4 (Posnaniae 1852—1960) 43.
" ) Lorenzo Orio, Ofen, 6. 7. 1521 bei Sanuto 31, col. 73.
" ) Ders., Ofen, 14. 2. 1522 ebd. 32, col. 495 und Finalrelation desselben, 21. 12.
1523 ebd. 35, col. 296.
« ) Pranz P a l a c k ; ^ , Geschichte von Böhmen 5/2 (Prag 1836—67) 453 zit. Be-
richt des Gesandten der böhmischen Stände aus Ofen, vom 24. 1. 1522.
" ) Wilhelm F r a k n ö i , Ungarn vor der Schlacht bei Mohdcs (1524—1526), auf
Grund der päpstlichen Nuntiaturberichte (Budapest 1886) 74.
" ) Johann V o i g t , Geschichte Preußens, von den ältesten Zeiten bis zum Un-
tergang der Herrschaft des Deutschen Ordens 9 (1837—39) 476—632.
« ) Palack^ 5/2, 465 ff.
" ) Louis N e u s t a d t , Markgraf (Jeorg von Brandenburg als Erzieher am unga-
rischen Hofe (1883) 11.
" ) Sigismund dankt Bfetislav Swihovski für die Nachricht von den Intrigen der
Leute Ferdinands am böhmischen Hof gegen ihn, Wilna, s. d. (Juni 1522) ed. Gorski 6,
118.
so die Zuneigung des Königs und der Königini®), und König Sigismund
mußte sich bei seinem Neffen beklagen, daß sein Feind bei Hof in Prag
so gute Aufnahme gefunden habe^'); unter diesen neuen Voraussetzungen
schien dem polnischen König eine Vermittlung Ferdinands (als Vertreter
des Kaisers) und Ludwigs wenig erfolgversprechend®").
Zu einem Skandal kam es im folgenden J a h r : Nach einer Reise zum
Nürnberger Reichstag (von wo er an Königin Maria Schriften Luthers
sandte)®!) kehrte Albrecht im Februar 1523 nach Prag zurück®®) und be-
mühte sich zur Tilgung der Schulden aus dem letzten Krieg um ein ein-
trägliches Amt. Auf Betreiben Andrea da Burgos kam es zu geheimen Ab-
sprachen mit Ferdinand, und Ludwig wollte ihm den Oberbefehl im Feld-
zug gegen die Türken übertragen®®). König Sigismund erfuhr davon, und
nach seinem heftigen Protest und wegen des Widerstandes der Ungarn, die
keinen Ausländer in diesem Amt wollten, wurde dieses Vorhaben aufge-
geben®^). Dadurch hatte der Polenkönig freilich jedes Vertrauen in die Ein-
stellung seines Neffen verloren, und er lehnte in den folgenden Jahren alle
Bemühungen Ludwigs ab, die im Waffenstillstandsvertrag vorgesehenen
Verhandlungen einzuberufen. Nach dem Fehlschlagen des letzten Versuches
von Ende 1524 — die Verhandlungen sollten am 6. Januar 1525 in Preß-
burg stattfinden®®) — sandte der Hochmeister seinen Bruder Georg und
den Herzog Friedrich von Liegnitz mit neuen Vorschlägen nach Krakau,
die schnell zu einem Vergleich führten®®).
Zur Rechtfertigung der königlichen Politik wurden freilich auch in
diesem Fall Argumente angeführt, die sie im Interesse Ungarns zur Abwehr
der Osmanen als vorteilhaft erscheinen ließen: So konnten die Ungarn erst
nach einem Frieden zwischen Polen und dem Orden Hilfe von Polen und
Einsatz der Deutschordensritter gegen die ,,Ungläubigen" erhoffen®'); der
") Peter Tomicki an Ladislaus Szalkai, s. d. (1523) ed. Gorski 6, 304ff.; Burgio
an Sadolet, Ofen, 6. 2. 1526 ed. Fraknöi, Prolegomena 135.
Andrea da Burgo an Ferdinand, Kuttenberg, 18. 3. 1523, Orig. im Haus-,
Hof- und Staatsarchiv Wien (HHSta), Große Korrespondenz 25 a.
Sigismund an Ludwig, Wilna, s. d. (Juni 1522) ed. Gorski 6, 76 f.; ders. an
Christoph Szydlowiecki, Wilna, 3. 6. 1522 ed. ebd. 79 f.
''i) Bericht des Hans von der Planitz an den Kurfürsten Friedrich von Sachsen,
Nürnberg, 15. 10. 1523 ed. Ernst W ü l c k e r - H a n s V i r c k , Des kursächsischen
Rathes Hans von der Planitz Berichte aus dem Reichsregiment in Nürnberg 1521—23
(Leipzig 1899) 556 f.
Wilhelm S t r a c k e , Die Anfänge der Königin Maria von Ungarn, späteren
Statthalterin Karls V. in den Niederlanden (1940) 42.
Burgo an Ferdinand, Kuttenberg, 18. 3. 1523, Orig. im HHSta, Gr. Korr. 25 a;
ders. an Gabriel de Salamanca, Kuttenberg, 18. 3.1523, Orig. im HHSta, Gr. Korr. 25b.
2») Burgo an Salamanca, Olmütz, 8. 4. 1523, Orig. im HHSta, Gr. Korr. 25 b.
") Ludwig an Sigismund, 3. und 21. 11. 1524 ed. Gorski 7, 86 ff.; Berufungs-
schreiben Ferdinands an Ludwig, Sigismund, Kardinal Matthäus Lang, s. d., an den
Hochmeister, 10. 11. 1524, und ohne Adresse, Innsbruck 24. 12. 1524, Kopien im
HHSta, HS. weiß 286, fol. 7 ff.
Voigt a. a. O. 750.
") Ebd. 643.
Ebd. 730.
Vgl. 1519: Xaver L i s k e , Zwei Beiträge zur Wahlgeschichte Kaiser Karl V.
Forschungen zur deutschen Geschichte 8 (1868) 166 ff.
Instruktion Ludwigs für Jakob Piso an Sigismund, s. d. (Anfang 1523) ed.
Gorski 6, 238—248; Instruktion Ludwigs für Nikolaus Gerendy an Sigismund, Olmütz,
17. 4. 1523 ed. ebd. 278—284.
" ) Vgl. Palacky 5/1, 196 ff. und 5/2, 213 und 450.
Zum Ursprung seiner Anrechte vgl. Neustadt, Markgraf Georg 11 und Palacky
5/2, 490 f.
" ) Siehe Anm. 30; Bürge an Ferdinand, Prag, 14. 3. 1523, Orig. im HHSta, Gr.
Korr. 25 a.
und Herzog Hans von Oppeln und Oberglogau, wonach der Markgraf in
den Herzogtümern als Erbe nachfolgen sollte®*).
Diese Ereignisse und die Nachricht, Ludwig sei charakterlich und gei-
stig reif geworden, gaben allen jenen Hoffnung, die auch in Ungarn ein
Ende des Parteienstreites durch die Machtübernahme des Königs wünsch-
ten. Ihre Erwartungen richteten sich auf den kommenden Reichstag®®), zu
dem Erzherzog Ferdinand als Sonderbeauftragten Sigismund von Herber-
stein nach Ofen sandte®®). Die Magnaten wurden durch heftige Angriffe
von Seiten des niederen Adels in die Defensive gedrängt — so wurden dem
Palatin Stefan Bathori und dem Woiwoden Johann Zapolya korrupte
Amtsführung und Falschmünzerei vorgeworfen®') —, und sie mußten sich
Beschlüsse gefallen lassen, die ihre Macht einschränkten®®); auch der nie-
dere Adel gab einige Ansprüche zugunsten des Königs auf®®), und mit 2 fl.
pro Feuerstelle wurde eine recht hohe Steuerleistung zugesagt*"). Andrea
da Burgo war deshalb der Meinung, schon lange sei kein so günstiger
Reichstag mehr gehalten worden"). Zuversichtlich schrieb er, es seien meh-
rere Neuerungen beraten und beschlossen worden, um dem König den Ge-
brauch der Macht zu ermöglichen*^), doch schon nach wenigen Wochen
mußte er erkennen, daß die gefaßten Beschlüsse nicht ausgeführt wurden,
bereits wieder aus Geldmangel kaum der Schutz der Grenzen aufrecht-
" ) Burgo an Ferdinand, Prag, 7. 3.1523, Orig. im HHSta, Gr. Korr. 25a; Palack^
5/2, 486; Markgraf Georg konnte aber schließlich sein Anrecht nicht durchsetzen:
Palack^ 5/2, 491 und Neustadt, Markgraf Georg 71.
" ) Johannes Bornemisza an Burgo, Ofen, 2. und 3. 3. 1523, Orig. im HHSta,
Gr. Korr. 25a; Burgo an Ferdinand, Sintava, 24. 4. 1523, Orig. ebd.; Burgo an Sala-
manca, Olmütz, 8. 4. 1523, Orig. ebd. 25b: . . . habuimus bonam fortunam in Bohe-
mia, velit Deus ut ita hic succedat et in Ungaria; Herberstein an Salamanca, Ofen,
5. 5. 1523, Orig. ebd.: . . . si comitia haberent regem maturum, haberet ex eis quic-
quid vellet, faceret cum eis quod vellet; Johann Goszthony an Ludwig, Ofen, 25. 2.
1523, Kopie im HHSta, Ungarn 1: alle bitten den König, zurückzukehren und die
B«gierung machtvoll zu übernehmen.
") Seine Berichte im HHSta, Gr. Korr. 25a und 25b; Elfriede R e n s i n g , Sigis-
mund von Herberstein am Hofe König Ludwig II. von Ungarn. A B6csi magyar tör-
teneti int^zet evkönyve. Jahrbuch des Wiener Ungarischen Historischen Instituts 1
(Budapest 1931) 72—97.
" ) Der Palatin wurde seines Amtes enthoben. Vgl. dazu und zu den Klagen ge-
gen ihn, seinen Bruder Andreas Bäthori und Zdpolya: Bericht des venezianischen
Gesandtschaftssekretärs Francesco Massaro, 5. 10. 1523 bei Sanuto 35, 104 f.; Burgo
an Ferdinand, Prag, 14. 3. 1523 und Ofen, 14. 5. und 30. 5./3. 6. 1523, Originale im
HHSta, Gr. Korr. 25a; Burgo an Salamanca, Ofen, 25. 5. und 24. 6. 1523, Originale
ebd. 25b; Herberstein an Salamanca, Wiener Neustadt, 22. 5. 1523, Orig. ebd.
'«) Reichstagsbeschluß von 1523 ed. Kovachich, Supplementum 2, 515 ff.
" ) So das Recht, die Hauptleute des Komitatsaufgebotes zu ernennen: ebd.,
Art. 43 ff.; vgl. Äkos von T i m o n , Ungarische Verfassungs- und R«chtsgeschichte
(»1909) 783, 698 f.
«) Burgo an Ferdinand, Ofen, 14. 5. 1523, Orig. im HHSta, Gr. Korr. 25a.
Burgo an Bernhard Cles, Bischof von Trient, Ofen, 14. 5. 1523 zit. bei Stoeg-
mann a. a. O. 69.
«) Burgo an Salamanca, Ofen, 25. 5. 1523, Orig. im HHSta, Gr. Korr. 25 b.
erhalten werden konnte und sein ganzes Bemühen nur geringen und kurzen
Erfolg gehabt h a t t e « ) .
Auch der Machtwechsel in Böhmen hatte nicht das gewünschte Er-
gebnis : Der König hatte zwar die Untersuchung der Amtsführung der ent-
lassenen Herren angedroht^), doch war es nicht dazu gekommen, da Lev
v o n Rozmitäl sowohl die Fürsprache Ferdinands*®) und König Sigismunds*®)
als auch vor allem die des ungarischen Kanzlers und Primas Ladislaus
Szalkai gewonnen hatte. Szalkai bemühte sich gerade um eine Union zwi-
schen Utraquisten und Katholiken, die ihm die Kardinalswürde eingebracht
hätte*'); dazu verbündete er sich mit Lev von Rozmital und seinen „katho-
lischen" Parteigängern, die erfolgreich unter dem Deckmantel der religiösen
Auseinandersetzung gegen die fast durchwegs utraquistisch gesinnten
neuen böhmischen Würdenträger agierten*®). I m Januar 1525 erhielten
schheßlich Lev von Rozmital und seine Freunde wieder ihre Ämter
zurück*®).
Die Schuld a m Fehlschlagen der königlichen Politik in Böhmen und
Ungarn wurde der Unfähigkeit des jugendlichen Königs gegeben®®), den
die Ungarn mehrmals aufforderten, doch endlich die Regierimg in die Hand
zu nehmeii®^), ohne ihm aber dazu die nötige Macht zu übertragen. Zur
Stärkung der königlichen Autorität sollte eine Zusammenkunft Ludwigs
mit Ferdinand und Sigismund von Polen dienen®"). Nachdem Sigismund
seine Teilnahme abgesagt hatte — bei dem Treffen sollte auch der Streit
zwischen Polen und dem Orden geschlichtet werden®®) —, fanden sich im
Oktober 1523 nur Ferdinand und Ludwig mit ihren Gemahlinnen und ihren
Räten, mit dem polnischen Kanzler Christoph Szydlowiecki, den Gesand-
ten des Papstes Kardinal Thomas de Vio und Antonio Giovanni Pulleone
Baron Burgio, dem böhmischen Landeshauptmann Karl von Münsterberg,
dem böhmischen Kanzler Adam von Neuhaus und Adalbert von Pemstein
zu den Gesprächen und Festen in ödenburg und Wiener Neustadt ein®^).
Das zentrale Thema der Beratungen war die Rüstung gegen die Tür-
ken, doch kam es in dieser Sache zwischen den beiden Fürsten nur zu einer
völlig unrealistischen Vereinbarung®®); auch die Beilegung der alten öster-
reichisch-ungarischen Grenzstreitigkeiten wurde auf später verschoben®®).
Ohne Ferdinand und Ludwig besprachen sich Szydlowiecki, Salamanca,
Burgo und Szalkai und klagten über Lebenswandel und Regierungsstil des
Königs®'). Sie sahen den einzigen Ausweg in einer Neuordnung des Hofes:
Bereits im Mai des Jahres hatte Herberstein mit der Königin darüber ge-
sprochen, die er für klüger als den König hielt, und sie hatte Zusagen ge-
macht®'). In Wiener Neustadt und in Preßburg wurde nun eine neue Hof-
staatsordnung ausgearbeitet®®), die die Einsetzung eines „Geheimen Rates"
des Königs vorsah, Dadurch wurde aber, aus Mißtrauen in die Fälligkeiten
Ludwigs, dieser noch mehr der Kontrolle der mächtigen Oligarchen unter-
worfen.
In der Machtstellung der Königin und in der habsburgischen Politik
am böhmisch-ungarischen Hof kam es hingegen Ende 1523 und Anfang
1524 zu entscheidenden Veränderungen. Ende des Jahres 1523 wurde der
kaiserliche Gesandte Andrea da Burgo, der in europäischen Dimensionen
" ) Burgo und Herberstein an Ferdinand, Ofen, 12. 5. 1523, Orig. im HHSta,
Gr. Korr. 25 a; Andreas Krzycki, polnischer Gesandter und Bischof von Pfemisl an
Peter Tomicki, polnischer Vizekanzler und Bischof von Krakau über den ungarischen
Reichstag, Ofen, 6. 10. 1524 ed. Gorski 7, 84.
" ) Burgo an Ferdinand, Ofen, 3. 7. und 9. 8. 1523, Orig. im HHSta, Gr. Korr.
25 a; Szydlowiecki an Sigismund, Preßburg, 30. 10. 1523 ed. Gorski 6, 327—337.
Burgo an Ferdinand, Ofen, 10.7. und 6.8.1523, Orig. im HHSta, Gr. Korr. 25a.
" ) Fraknöi, Ungarn vor Mohäcs 24; Palack;^ 5/2, 508 f.
" ) Ferdinand an Karl, Nürnberg, 18. 12. 1523 ed. Bauer, Korrespondenz 89;
vgl. Stoegmann a. a. O. 168.
" ) Anton L e g i e r , Grenzlandstreitigkeiten zwischen Österreich und Ungarn
1491—1526 (masch. phil. Diss. Wien 1955) 70 ff.
" ) Hans A n k w i c z - K l e e h o v e n , Der Wiener Humanist Johannes Cuspinian,
Gelehrter und Diplomat zur Zeit Kaiser Maximilian I. (1959) 216 ff. zit. Tagebuch
des Szyldowiecki, Kopie aus dem Moskauer Archiv in Budapest.
" ) Herberstein an Salamanca, Wiener Neustadt, 22. 5. 1523, Orig. im HHSta,
Gr. Korr. 25b.
»») Szydlowiecki an Sigismund, Preßburg, 30. 10. 1523 ed. Gorski 6, 327—337.
kaiserlicher Politik gedacht und beraten hatte, durch Dr. Johannes Schneid-
pöck, Baron in Schönkirch abgelöst®"). Nach Ansicht der Räte Ferdinands®^)
und vorerst auch des ungarischen Königspaaressollte zwar Bürge sogleich
nach Erledigung seiner persönlichen Angelegenheiten wieder zurückkehren,
doch die von Burgo erwarteten Intrigen der Ungarn gegen seine neuerli-
che Berufung®®) erreichten, daß Maria selbst schließlich ersuchte, Schneid-
pöck möge im Amte bleiben®^). Die Königin dürfte dabei von Markgraf Georg
von Brandenburg beraten worden sein®®), der in Schneidpöck mehr einen
gehorsamen Gefolgsmann als einen gleichberechtigten Verbündeten hatte.
Schneidpöck war vor dieser Mission Kanzler im vielumstrittenen nie-
derösterreichischen Regiment gewesen®®). Er hatte nun keinesfalls den
poUtischen Überblick des erfahrenen Diplomaten Andrea da Burgo®') und
sah seine Aufgabe vor allem darin, die Eigeninteressen der Königin zu
unterstützen®®) und damit die Macht der habsburgischen Partei am unga-
risch-böhmischen Hof zu stärken. Sein Wirkungsbereich war dabei die Hof-
intrige, sein Verbündeter der in diesen Jahren bei der Königin allmächtige
Markgraf Georg®®), der durch Karl bereits 1519 mit dem Versprechen einer
Jahrespension von 3000 fl. für Habsburg gewonnen worden war'®). Auch
Schneidpöck dürfte in seinem Handeln sehr auf den eigenen finanziellen
Vorteil bedacht gewesen sein'^), und mit dem Markgrafen verband ihn
außerdem noch seine lutherische Gesinnung'").
Am 15. 12. 1523 schreibt Burgo an Salamanca bereits von seinem Schloß E n n
südlich von Bozen, Orig. im HHSta, Gr. Korr. 25 b.
" ) Burgo an Salamanca, Ofen, 2. 8. 1523, Orig. ebd.; Herberstein an Salamanca,
Ofen, 5. 5. und Wiener Neustadt, 22. 5. 1523, Originale ebd.
•2) Burgo an Cles, 7. 8. 1524, Orig. im HHSta, Gr. Korr. 8.
«s) Ebd.; Burgo an Cles, Enn, 7. 6. 1524, Orig. ebd.
" ) Burgo an Cles, Wien, 20. 8. 1524, Orig. ebd.; Ferdinand an Maria, 18. 8.
(1524) ed. Bauer, Korrespondenz 212.
Auch Burgo war dieser Meinung, denn der Markgraf gebe ihm die Schuld,
daß der Kaiser nicht die (1519) versprochene Pension bezahle: Stoegmann a. a. O.
169 f.
Vgl. Alphons L h o t s k y , Das Zeitalter des Hauses Österreich. Die ersten
Jahre der Regierung Ferdinands I. in Österreich (1520—1527). Veröffentlichungen der
Kommission für Geschichte Österreichs 4 (1971) 84 f. und 126; der erste Brief zu sei-
ner Mission in Ungarn: Ferdinand an Schneidpöck, Nürnberg, 6. 12. 1523, Orig. im
HHSta, Ungarn 1.
•') Siehe dazu die Briefe Schneidpöcks an Ferdinand im HHSta, Gr. Korr. 25 a
und an Salamanca, ebd. 25 b.
»») Schneidpöck an Ferdinand, Ofen, 5. 4. und 5. 6. 1524, Originale im HHSta,
Gr. Korr. 25a; Schneidpöck an Salamanca, Ofen, 4. 5. 1524, Orig. ebd. 25b.
"') Bericht des Gesandten Ferdinands zum ung. Reichstag Kaspar (Ursinus
Velius?), 19. 9. 1524, Auszug im HHSta, Gr. Korr. 8.
'») Ebd.; Burgo an Ferdinand, Ofen, 27. 5. 1523, Orig. im HHSta, Gr. Korr.
25a; vgl. Mgf. Georg an Mgf. Kasimir von Brandenburg, Ofen, 28. 4. 1519 teils ed.
August K l u c k h o h n , Deutsche Reichstagsakten, jüngere Reihe. Deutsche Reichs-
tagsakten unter Kaiser Karl V. 1 (1893) 612.
'1) Campeggio an Sadolet, Wien, 17. 11. 1524 ed. Fraknöi, Prolegomena 75;
Burgio an Sadolet, Ofen, 6. 2. 1525 ed. ebd. 134.
" ) Campeggio an Sadolet, Wien, 17. 11. 1524 ed. ebd. 75.
Eine neue Richtung und großes Gewicht bekam die Politik der Köni-
gin dadurch, daß Maria jetzt auch zu einem der reichsten Grundherrn
Ungarns wurde, ihr also nicht mehr der wirtschaftliche Rückhalt für ihr
politisches Handeln fehlte wie dem König, der durch die Verpfändung aller
Einkommen finanziell völlig von den Feudalherren abhängig war. Den Be-
stimmungen des Heiratsvertrages vom 22. Juli 1515'^) und den Rechten
der ungarischen und böhmischen Königin'^) entsprechend, schenkte Lud-
wig am 2. Februar 1522 seiner Gemahlin als Morgengabe auf Lebenszeit
königliche Güter und Rechte in seinen Ländern. Aus dem Ertrag sollte sie
die Kosten ihrer Hofhaltung decken. Genannt wurden die Bergwerksstädte
Kremnitz (Körmöcbänya / Kremnica), Schemnitz (Selmecbanya / Banska
Stiavnica), Neusohl (Besztercebanya / Banska Bystrica), Pukkanz (Baka-
banya / Pukanec), Königsberg (Üjbänya / Nova Bana), Libethen (Libet-
banya / L'ubjetova), Dilln (Belabanya / Banska Bela), Bries (Breznö-
bänya / Brezno) und Karpfen (Korpona / Krupina), die Burg Altsohl
(Zölyom / Zvolen), Burg und Stadt Altofen (Öbuda), die Insel Csepel, die
Salzbergwerke um Maramarossziget (Sighetul Marma^iel), Burg Hust
(Huszt / Chust), Burg Röna, die Städte Hust, Visk (Vyskovo), Tecsö (Tja-
öev) und. Maramarossziget, Burg und Stadt Munkacs (Munkaöevo), die
Städte Beregszäsz (Beregovo) und (Mez6-)Vari (Vary), Burg und Stadt
Diosgyor und die Städte Miskolc, Mezokövesd, Mezokeresztes und Mohi;
alle königlichen Rechte in diesen Besitzungen und die zu den genannten
Burgen gehörenden Grafschaften Überheß der König seiner Gemahlin
Maria'®).
Es gelang nicht, die Beamten der Königin noch vor ihrer Reise nach
Prag (1522) in die Verwaltung dieser Güter einzusetzen, obwohl dazu so-
gleich die nötigen Schritte unternommen wurden. So erhielten Graf Karl
von Bailleul und der Sekretär Wilhelm noch im Februar 1522 Vollmachten
zur Übernahme der Kremnitzer Kammer und der Grafschaft Altsohl'®),
deren Verpfändung an die Thurzös bereits abgelaufen sein sollte"). Alexius
'») Heiratsvertrag, Wien, 22. 7. 1515, HHSta, Familienurkunde 976A ed. Georg
P r a y , Annales regum Hungariae, ab anno Christi 997 ad annum 1567 deducti 5
(1763/70) 381 ff.
'*) Schenkungsurkunde Kaiser Sigismunds für Barbara von CiHi, 1424 (1428),
Kopien im Hofkammerarchiv Wien (HKA), Vermischte ungarische Gegenstände 2,
fol. 36—65 ed. Gustav Wenzel, Okmänyi adalek Borbäla es Erzsebet magyar kiraly-
n6k birtokäröl. Magyar törtenelmi tär 12 (Pest 1863) 268 und Günther P r o b s z t ,
Königin Maria und die niederungarischen Bergstädte. Zeitschrift für Ostforschung 15
(1966) 694 ff.
Schenkungsurkunde Ludwigs für Maria, Ofen, 2. 2. 1522, Kopie von Karl V.
beglaubigt im HHSta, Familienurkunde 1150 ed. Mihaly H a t v a n i , Magyar törte-
nelmi okmänytär a Brüsseli orszägos leveltärböl es a burgundi könyvtarböl. Monu-
menta Hungariae historica, Diplomataria 1 (Pest 1857) 22 ff.
" ) Peter R a t k o s , Die Entwertung der ungarischen Kleinmünze im Jahre 1521
und ihre Folgen in der Slowakei bis 1526. Studia historica Slovaca 1 (Bratislava 1963)
48 f. zit. Vollmacht Marias, Ofen, 15. 2. 1522.
" ) Ratkos, Entwertung 49 zit. Marias Brief an die Bergstädte, Brünn, 23. 3. 1522.
Thurzö blieb aber noch zwei weitere Jahre Kammergraf und Graf von Alt-
sohl, und auch die Inhaber und Verwalter der anderen Maria zugesprochenen
Städte, Burgen und Grafschaften verpfhehteten sich der Königin erst nach
ihrer Rückkehr aus Prag 1523'8).
Im Vergleich zu diesen ungarischen Besitzungen, deren Wert auf über
50.000 rh. fl. jährlich geschätzt wurde'®), fiel Marias Leibgedinge in den
Ländern der böhmischen Krone gering aus. Hier gebührten ihr als Königin
die Städte Königgrätz (Hradec Kralovö), Chrudim, Königinhof (Dvur
Kralove), Jaromef, Hohenmauth (Vysoke M^o), Pölitz a. d. Mettau (Police
nad Metujl), Melnik und Trautenau (Trutnov), und mit Ausnahme von
Trautenau bezog Maria aus diesen Städten auch Einkünfte®®), nachdem ihr
der König Ende 1522 und im März 1523'^) diese Rechte zuerkannt hatte.
Der Ertrag daraus war aber nie sehr groß, da Marias böhmischer Unter-
kämmerer Peter Rasin von Riesenberg die Herrschaft darüber nur nach
und nach, nur zum Teil und mit großen Schulden belastet übernehmen
konnte®®). Weiters überließ Ludwig der Königin Steuereinkommen in der
" ) Vgl. Urkunde zur Huldigung der Vertreter von Miskolc, Visegräd, 3. 9. 1523
teils ed. Gusztäv W e n z e l , Diösgyör egykori törtenelmi jelent6sege. firtekezesek a
tört^nelmi tudomänyok köreböl 2/7 (Pest 1873) 77; Urkunde, in der Paul i r t a n d y
und Stefan Bathori von Somlyö sich Maria für Burg und Herrschaft Munkäcs ver-
pflichten, Ofen, 13. 9. 1524, Orig. im HHSta, Ungarn 342.
" ) Burgio schätzt ihre Einkünfte auf jährlich 40.000 Dukaten: Burgio an Sado-
let, Ofen, 13. 4. 1525 ed. Fraknöi, Prolegomena 161; zu den Schätzungen siehe wei-
ters: Aufstellung des Wertes der Güter Marias nach Meinung der Räte Ferdinands,
s. d., HKA, Verm. ung. Gegenstände 1, fol. 403, Aufstellung der Forderungen Marias
an Ferdinand, s. d. (1540), HHSta, Familienakten 9 ed. Hatvani 2, 32 und Denk-
schrift über die Güter Marias von Marias Räten, s. d., HHSta, Ungarn 346, s. d.,
fol. 48. Vgl. dazu ausführlich meinen Aufsatz über Beamte und Besitzungen der
Königin Maria in Ungarn, Böhmen und Österreich, der 1974/76 in den Mitteilungen
des österreichischen Staatsarchivs erscheinen wird.
'") Zu den Rechten der Königin von Böhmen vgl. Stadt und Urkundenbücher
aus Böhmen, herausg. im Auftrag des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böh-
men 7. Quellen und Urkunden zum Bezirk Teplitz-Schönau bis zum Jahre 1500 (Prag
1929) 129 ff. (Anmerkung); Trautenau war jedoch wieder im Besitz der Königin
Anna: Verzeichnis der nach Annas Tod in Linz vorgefundenen Akten und Urkunden
zu den an sie verpfändeten Herrschaften in Görz, zu Neuburg am Inn, Wolkersdorf
und den sieben Städten mit der Herrschaft Trautenau in Böhmen, Linz, 1. 7. 1547,
Kopie im HHSta, Familienakten 70; Maria verweist Sebastian von der Weitmühl
mit einer Forderung von 4000 böhmischen Schock auf ihre Einkommen aus den ge-
nannten Städten, Preßburg, 5. 11. 1526, Kopie im HKA, Verm. ung. Gegenstände 1,
fol. 117.
" ) Revers Marias für Peter Rasin bei dessen Abrechnung über die Einnahmen
seit 1522 (in diesem J a h r aus den Städten noch sehr wenig), Ofen, 10. 3. 1525, Orig.
im HHSta, Familienakten 8.
»2) Burgo an Salamanca, Prag, 9./10. 3. 1523, Orig. im HHSta, Gr. Korr. 25b.
Revers Marias für Peter Rasin bei dessen Abrechnung über die Einnahmen
seit 1522, Ofen, 10. 3. 1525, Orig. im HHSta, Familienakten 8; Maria an Ferdinand,
s. d. (vor dem 22. 11. 1530) ed. Wilhelm B a u e r - Robert L a c r o i x , Die Korrespon-
denz Ferdinands I. Familienkorrespondenz 1527 bis 1530. Veröffentlichungen der
Kommission für Neuere Geschichte Österreichs 30 und 31 (1937/38) 629 ff. Wohl des-
halb gab Maria 1531 dem Wunsch ihres Bruders nach und trat die böhmischen Städte
an Anna ab: Maria an Ferdinand, Linz, 13./14. 3. 1531 ed. Herwig W o l f r a m - Chri-
stine T h o m a s , Die Korrespondenz Ferdinands I. Familienkorrespondenz 1531 und
1532. 1. Lieferung. Veröffentlichungen der Kommission für Neuere Geschichte Öster-
reichs 58 (1973) 61 ff.
Paul A r r a s , Regestenbeiträge zur Geschichte König Ludwigs II. von Un-
garn und Böhmen, zusammengestellt auf Grund von Urkunden, welche sich im Baut-
zener Ratsarchiv vorfinden. Wissenschaftliche Beilage zu dem Programm des Gymna-
siums zu Bautzen (Ostern 1893) 13 zit. Maria an die sechs Städte der Oberlausitz,
Prag, 18. 6. 1522 u. a.; Aufzeichnungen Marias über Ferdinands Antwort auf ihre
Denkschrift vom 2. 11. 1527, s. d. (vor dem 2. 12. 1527) ed. Bauer-Lacroix 162/7:
Zur Tilgung von Schulden an Mgf. Georg.
Urkunde Marias für Konrad Saurman und dessen Sohn, Preßburg, 15. 11.
1523, Kopie im HKA, Verm. ung. Gegenstände 1, fol. 7 6 f . ; Urkunde Marias für
Konrad Saurman und Heinrich von Witte, Ofen, 10. 7. 1525, Kopie ebd. fol. 86 ff.;
vgl. Johann Newald, Das österreichische Münzwesen unter Ferdinand I. (1883) 31 f.
««) Burgo an Salamanca, Ofen, 2. 8. 1523, Orig. im HHSta, Gr. Korr. 25b.
") Vgl. auch zu Marias Besitzungen in den Böhmischen Ländern ausführlich
meinen Aufsatz in den MitteUungen des Österreichischen Staatsarchivs 27/29(1974/76).
") David Ritter von S c h ö n h e r r , Franz Schweygers Chronik der Stadt Hall
1303 bis 1572 (1867) 57.
«») Probszt, Königin Maria 627.
"') Johann K a c h e l m a n n , Geschichte der ungarischen Bergstädte und ihrer
Umgebung 3 (Schemnitz 1867) 150; RatkoS, Die Entwertung 49.
" ) Schneidpöck an Salamanca, Ofen, 4. 5. 1524, Orig. im HHSta, Gr. Korr. 25b.
Für ein Darlehen von 200.000 fl.: Ratkos, Die Entwertung 31; Götz Prh. von
P ö l n i t z , Jakob Fugger. Kaiser, Kirche und Kapital in der oberdeutschen Renais-
sance 2 (1949/51) 56 und 96 f.
" ) Vgl. Max J a n s e n , Jakob Fugger der Reiche. Studien und Quellen 1. Studien
zur Fugger-Geschichte 3 (1910) 181. '*) Kachelmann a. a. 0 . 150.
" ) Bericht des Gesandten Ferdinands zum ung. Reichstag Kaspar (Ursinus
Velius), 23. 9. 1524, Auszug im HHSta, Gr. Korr. 8, fol. 82.
" ) Bericht des Gesandten Ferdinands (Kaspar Ursinus Velius) über die Absich-
ten der Ungarn beim Reichstag, s. d. (Anfang September 1524), Auszug ebd., fol. 80;
Jansen, Jakob Fugger 178; vgl. Hans v. d. Planitz an Kf. Friedrich v. Sachsen, Nürn-
berg, 27. 6. 1524 ed. Wülcker-Virck 626. »') Siehe Anm. 95.
" ) Ebd. und Bericht desselben über die Absichten der Ungarn, s. d. (Anfang
September 1524), Auszug ebd., fol. 80.
»») Bericht desselben, 18. 9. 1524, Auszug ebd., fol. 81.
'<•») Krzycki an Tomicki, Ofen, 6. 10. 1524 ed. Gorski 7, 84.
Campeggio an Sadolet, Ofen, 8. 5. 1525 ed. ebd. 180 f.; bes. aufschlußreich
über die sozialen Unterschiede im Adel: Ignäcz A c s ä d y , A magyar nemesseg 68
birtokviszonyai a mohdcsi v^sz utän. !ßrtekez6sek a törtenelmi tudomdnyok köreböl
14/9 (Budapest 1890) zit. bei Harold S t e i n a c k e r , Über Stand und Aufgaben der
ungarischen Verfassungsgeschichte. Austro-Hungarica. Ausgewählte Aufsätze und
Vorträge zur Geschichte Ungarns und der österreichisch-ungarischen Monarchie
(Buchreihe der Südostdeutschen Historischen Kommission 8) (1963) 59.
10») Tivadar O r t v a y , Märia, I I . Lajos magyar kiraly neje (1505—1558) (Buda-
pest 1910) 120 zit. Vilmos F r a k n ö i , Brandenburgi György, I I . Lajos nevelöje. Buda-
pesti Szemle 33 (1883) 355; der Markgraf war aber Anfang Mai noch in Oels: Louis
N e u s t a d t , Aufenthaltsorte des Markgrafen Georg von Brandenburg. Archiv f ü r
Geschichte und Alterthumskunde von Oberfranken 15/3 (1883) 240.
"») Reichstagsbeschluß von Mai 1525, Art. 2, 4, 5, 7, 20 f. ed. Martin Georg
K o v a c h i c h , Vestigia comitiorum etc. (Ofen 1790) 5 7 5 f f . ; Tagebuch Burgios vom
Reichstag, Ofen, 10.—22. 5. 1525 ed. Fraknöi, Prolegomena 188—195.
Bericht des Antonio de Zuanne, Ofen, 13. 5. 1525 (falsch! sicherlich nach
dem 25. 5. 1525, da bereits über die Plünderung des Hauses des Szerencs6s gesprochen
wird s. u.) bei Sanuto 38, col. 375 ff.
"2) E b d . ; Burgio an Sadolet, Ofen, 13. 4. 1525 ed. Fraknöi, Prolegomena 161;
Campeggio an Sadolet, Ofen, 5. 6. 1525 ed. ebd. 210. Weiters beweist seine Abhängig-
keit von ihr, daß die Königin Szerencses nach dessen Tod im August/September 1526
beerbte; mit Zustimmung des Königs h a t t e er ihr alles vermacht und die „schlussel
zu allem seinem guet und brieflichen gerechtigkaiten zu banden gestellt": Denkschrift
Bernhard Beheims und Sebastian Pempflingers über Marias Rechte auf den Preß-
burger Dreißigstzoll, s. d. (September 1527), Kopie im H K A , Verm. ung. Gegenstände
1, fol. 125; vor aUem fielen große Forderungen Szerencses' an den König aus 1526
gewährten Darlehen, die aus den Einnahmen des Preßburger Dreißigstzolls gedeckt
digen gefunden, und der Adel forderte seine Verbrennung. König Ludwig
mußte ihn verhaften lassen und versprechen, den Forderungen des Adels
weitgehend nachzugeben ^i®).
Durch das bedrohliche Verhalten des niederen Adels geeint, schlössen
die Magnaten und Prälaten am 22. Mai 1525 ein Bündnis, dem, nach dem
Versprechen, der Rechtsstreit um das Erbe des Herzogs Laurenz Ujlaki
werde zu seinen Gunsten entschieden, sich auch der Woiwode von Sieben-
bürgen Johannes Zapolya, der mächtigste Herr im Lande und „geheime
König" des niederen ungarischen Adels, anschloßt"). Im Vertrauen auf
diese Einigung zwischen der Hofpartei und Zapolya befahl Maria die Frei-
lassung des Emmerich Szerencs^s. Von den Höflingen der Königin — unter
ihnen ihr Hofmeister Hans Pock von Labris (oder Johann Lengyel) und
ihr Kammergraf Bernhard Beheim — wurde Szerencses am Abend des
25. Mai nach Hause geleitet Die deutschen Höflinge provozierten da-
bei den unter dem Adel und im Volk soeben noch geschürten Judenhaß,
das Volk rottete sich zusammen, stürmte das Haus des Szerencses, der nur
mit Mühe entkam, plünderte dann das Haus Bernhard Beheims (ein Zei-
chen für die exponierte Stellung dieses wichtigsten Finanzbeamten der
Königin!) und anschließend das Ghetto. Nur zögernd griffen der Palatin
Stefan Bäthori und Georg Zapolya, der Bruder des Woiwoden, mit ihren
Truppen ein und zerstreuten die Menge i^®).
Im Juni 1525 wurden in Ungarn neue Bündnisse geschlossen, die Ende
dieses Monats zum pohtischen Umschwung und zur sensationellen Enteig-
nung der Fugger führten. Der Hof gab den Forderungen des Adels teilweise
nach: Markgraf Georg von Brandenburg verließ Mitte Juni Ofen^"), der
venezianische Gesandte Vincenzo Guidoto wurde fortgesandt ^i®) und auch
werden sollten, auf die Königin: Vgl. dazu ausführlich meinen Aufsatz über die Be-
sitzungen und Beamten Marias in Ungarn, Böhmen und Österreich, der 1974/76 in
den Mitteüungen des Österreichischen Staatsarchivs erscheinen wird.
Tagebuch Burgios vom Reichstag, Ofen, 10.—22. 5. 1525 ed. Fraknöi, Pro-
legomena 188 ff.
Vgl. ebd.; Campeggio an Sadolet, Ofen, 5. 6. 1525 ed. ebd. 209; Fraknöi,
Ungarn vor Mohäcs I I I f. zit. Orig. des Vertrages im ung. Landesarchiv; Auszüge des
Vertrages im Bericht Guidotos, fälschlich mit 22. 6. 1525 datiert, ed. Firnhaber,
Vincenzo Guidoto's Gesandtschaft 58 ff.
Zur Datierung: Burgio an Sadolet, Ofen, 25. 5. 1525 (Nachsatz!) ed. Fraknöi,
Prolegomena 187 f.
Denkschrift des Hans Demschwamm vom Jahre 1563 ed. Peter R a t k o s ,
Dokumenty k banickemu povstaniu na Slovensku (1525—1526). Slovensk^ historicky
Archiv 1 (Bratislava 1957) 463 ff.; siehe auch Anm. I I I ; Bericht Guidotos, Ofen,
29. 5. 1525 bei Sanuto 39, col. 64; Guidoto an Francesco Giovanni Contarini, 25. 5.
1525 ebd. col. 66 und 91 ff.
'1') Campeggio an Sadolet, Stuhlweißenburg, 18. 6. 1525 ed. Fraknöi, Prolego-
mena 224; zu seiner Entlassung dürfte auch beigetragen haben, daß er ein Gegenspieler
Szalkais war, Gterüchten zufolge seit einem Wettstreit der beiden um die Gunst einer
böhmischen Dame: Burgio an Sadolet, Ofen, 13. 4. 1525 ed. ebd. 160.
1") Seine Abreise verzögerte sich bis 26. 7. 1525: Burgio an Sadolet, Ofen, 30. 7.
1525 ed. ebd. 250; vgl. Firnhaber, Vincenzo Guidoto's Gresandtschaft 66.
Als Ansatzpunkt für das Vorgehen gegen die Gesellschaft bot sich die
auf den beiden letzten Reichstagen vom Adel erhobene Forderung, die Ab-
rechnung der mit der Prägung geringwertiger Silbermünze betrauten Be-
amten zu überprüfen: Von Alexius Thurzö wurde verlangt, für seine Amts-
zeit als Schatzmeister in den Jahren 1522 und 1523 Rechnung zu legen.
Dabei ergab sich eine Schuld Thurzös an den König von 100.000 Dukaten
aus dem Münzgewinn. Thurzö behauptete jedoch, er habe von den Fuggern,
denen die Münzprägung des Königs übertragen worden war, nicht mehr
als verrechnet erhalten. Deshalb wurde jetzt von den Vertretern der Augs-
burger Firma die Abrechnung über die Münzverwaltung und zugleich auch
über die Verwaltung der Kupfer- und Silbergruben verlangt. Der Fugger-
Faktor Hans Alber wurde zum König gerufen und verhaftet, die Ofener
Faktorei inventarisiert, und schließlich wurden alle Bergwerks- und Han-
delsbetriebe und alle Waren der Gesellschaft beschlagnahmt^').
Wenige Tage nach diesem großes Aufsehen erregenden Vorfall —
Jakob Fugger setzte sogleich alle seine Verbindungen und sein Ansehen
ein, um die Enteignung als widerrechtlichen Anschlag der räuberischen
Ungarn gegen seine Geschäftsehre verurteilen zu lassen — erfolgte am
Hatvaner Reichstag der Machtwechsel: Verboczy ersuchte in seiner ein-
leitenden zweistündigen Rede den König, die schlechten Räte zu entlassen,
imd seine Anhängerschaft forderte die Enthebung des Palatins Stefan
Bathori und des Hofrichters Ambrosius Sarkäny; beide verließen in der
folgenden Nacht fluchtartig Hatvan, und der Adel setzte daraufhin die
Wahl Verboczys zum neuen Palatin durch. Während der Adel Bathori und
Särkany gar nicht recht hatte zu Worte kommen lassen, wurde die Recht-
fertigung des Erzbischofs von Gran fast allgemein gebiUigt, was wohl die
Wirksamkeit des neuen Bündnisses zeigte^®). Auch sein Diener Emmerich
Szerencs^s, den der Adel kurz zuvor noch auf dem Scheiterhaufen sehen wollte,
wurde nun in allen Ehren empfangen: Er führte die Anklage gegen die
Fugger, denen er große Geldunterschlagungen vorwarf^®), und die Reichs-
tagsversammlung war bereit, ihm die Verwaltung des Kupferhandels zu
übertragen^®®). Er dürfte im Auftrag der Königin nach Hatvan gekommen
sein, von der er gemeinsam mit Bernhard Beheim aus den verfallenen
Privilegien der Fugger-Thurzö belohnt wurde
Nach dem Erfolg des niederen Adels am Hatvaner Reichstag wurde
ein Gewaltstreich Johann Zapolyas erwartet. Der päpstliche Nuntius be-
cs6s, dem Erzbischof Ladislaus Szalkai und mehreren ungarischen Herrn", schrieb
der damalige Kassier der Ofener Fuggerfaktorei Hans Dernschwamm in seinen Er-
innerungen im Jahre 1663 ed. Ratkoä, Dokumenty 464.
1") Vgl. ebd.; Burgio an Sadolet, Ofen, 23.6.1525 ed. Fraknöi, Prolegomena 225 ff.
Burgio an Sadolet, Ofen, 11. 7. 1525 ed. ebd. 232.
Ii") Burgio an Sadolet, Ofen, 2. 7. 1525 ed. ebd. 230.
"») Burgio an Sadolet, Ofen, 30. 7. 1525 ed. ebd. 248.
Beheim und Szerencses erhielten die Ziment in Kremnitz; ihren Ertrag hatte
bisher Christoph Thurzö in Augsburg bekommen: Urkunde Marias, 6. 8. 1525, Kopie
im HKA, Verm. ung. Gegenstände 11, fol. 12 zit. bei Ratkos, Die Entwertung 44.
richtet von Plänen, den König zu töten und den Woiwoden mit der Köni-
gin zu vermählen und zu krönen. Es sei auch wirklich zu befürchten,
sehreibt er weiters, daß Zapolya nun die Güter des Herzogs Laurenz Ujlaki
bekomme und in ihm dadurch die Begierde, König zu werden, noch ge-
steigert würde. Denn Macht habe er sowieso bereits mehr als der König:
Der Palatin wurde mit seiner Hilfe eingesetzt, der Erzbischof von Gran
stehe nun in völliger Abhängigkeit zu ihm, Kanzler solle der Bischof von
Veszprem Thomas Szalahazy werden, der Szalkai gehorche, und Schatz-
meister ebenfalls nur einer, der ihnen genehm sei; die acht adeligen Bei-
sitzer im Kronrat seien entweder Diener oder Anhänger des Woiwoden.
Der Königin habe man die Augen verschlossen, indem ihr ein Viertel der
Steuereinnahmen versprochen wurde und weil sie ihre deutschen Höf-
linge behalten dürfe. Auch die 42 Hauptleute der Komitatsaufgebote seien
Parteigänger Zapolyas. Die Macht des Woiwoden — nun Liebling des
Königs und der Königin! — nehme ständig zu, und es bestehe der Ver-
dacht, daß er im Bunde mit dem Pernstein von Mähren (Johann, dem
Landeshauptmann) und dem Pernstein von Böhmen (Adalbert) den Um-
sturz plane
Zapolya unternahm jedoch nichts. Vielmehr ließ er, als Verboczy im
Ujlakischen Erbfolgestreit zugunsten des Königs entschied, ,,seinen" Pala-
tin fallen Die neuen Beamten hatten sich viele zu Feinden gemacht,
so die Prälaten, da der niedere Adel am Reichstag auch die Einziehung des
Kirchenzehents zur Landesverteidigung gefordert hatte und vor allem
die ihrer Ämter enthobenen Herren; an die 200 Barone und Adelige verbün-
deten sich gegen den neuen Palatin und gegen Zapolya in der Kalandos-
Bruderschaft^®®), und sie gewannen bald auch wieder die geheime Unter-
stützung des Primas Ladislaus Szalkai^') und des K ö n i g s p a a r e s V e r -
boczy konnte sich nicht durchsetzen. Nicht einmal die Hälfte der in Hatvan
votierten Steuern ging ein; die Rückgabe der Krongüter konnte nicht er-
reicht werden, und so behielten die Herren der Gegenpartei die wirtschaft-
In Hatvan wurde eine Steuer von 1 fl. pro Feuerstelle beschlossen, wovon
der Adel 34 dem neuen Palatin geben wollte; Verb6czy leimte jedoch ab und schlug
vor, diesen Teil der Königin zu geben, da nur ihr zu verdanken sei, daß der König
zum Reichstag kam und den Wünschen des Adels nachgab: Siehe Anm. 124.
"») Burgio an Sadolet, Ofen, 11. und 30. 7. 1525 ed. Fraknöi, Prolegomena 234
und 249; von derartigen Gerüchten wußten die päpstlichen Gesandten in diesen Jahren
mehrmals zu berichten: Campeggio an Sadolet, Wien, 23. 9. 1524 ed. ebd. 40; Burgio
an Sadolet, Ofen, 16. 11. 1525 und 2. 2. 1526 ed. ebd. 283 und 312 f.
1") Burgio an Sadolet, Ofen, 2. 2. 1526 ed. ebd. 312 f.; Fraknöi, Ungarn vor
Mohäcs 105 ff.
Herberstein an Salamanca, Ofen, 7. 8. 1525, Orig. im HHSta, Gr. Korr.
25b.
"«) Ebd.; Burgio an Sadolet, Ofen, 30. 7. 1525 ed. Fraknöi, Prolegomena 249.
Der Name kommt vom lateinischen ,,calendae", bezieht sich also darauf, daß die
Ligisten jeweils zu Monatsbeginn zusammenkamen.
Burgio an Sadolet, Ofen, 30. 7. 1525 ed. ebd. 249.
Burgio an Sadolet, Ofen, 16. 11. 1625 ed. ebd. 282.
liehe Macht. Auch im Adel setzte sich, als er bezahlen sollte, die Ansicht
durch, der König habe seine Versprechen nicht gehalten und sie seien des-
halb nicht gewillt, für Deutsche und andere Ausländer bei Hof Steuern zu
bezahlen. Ohne Geld konnten die neuen Beamten weder die dringend not-
wendige Neuordnung des Münzwesens und Einlösung der schlechten
„Kupfermünzen", noch eine bessere Verteidigung der Grenzen durch-
führen i®®). Mühelos wurde Stefan Verboczy am nächsten Reichstag (April
1526) von Stefan Bathori und seinen in der Kalandos-Bruderschaft organi-
sierten Parteigängern gestürzt"®).
Auch das Ergebnis der Enteignung der Fugger-Thurzö-Gesellschaft
entsprach keinesfalls den hohen Erwartungen. Vielmehr ergaben sich große
Schwierigkeiten, sodaß auch dieser Schritt bald wieder rückgängig ge-
macht wurde: Der Neusohler Faktor Hans Plaß war gewarnt worden und
konnte die wichtigsten Geschäftspapiere und die leitenden Angestellten fort-
senden, noch bevor die königliche Kommission in Neusohl eintraf. Dadurch
wurden sowohl die Anklage als auch die Fortführung des Betriebes wesent-
lich erschwert. Am 24. Juni 1525 wurde dem Kremnitzer Kammergrafen
Bernhard Beheim (als dem obersten Beamten in der Finanzverwaltung die-
ses Gebietes) provisorisch die Verwaltung des Kupferhandels übertragen.
Überraschend lehnten die Bergarbeiter aber vorerst ab, den königlichen
Beamten zu dienen und bedrohten jene sogar; sie behaupteten, den Fug-
gern die Treue geschworen zu haben "i). Dies kam besonders deshalb un-
erwartet, da es noch im Frühjahr zu einem Aufruhr der Bergarbeiter gegen
die Gesellschaft gekommen war. Hans Plaß hatte aber damals der Forde-
rung nachgegeben, den Lohn im Nennwert wegen der Münz Verschlechterung
um 100% zu erhöhen, und dieses Zugeständnis wurde jetzt für die Gesell-
schaft vorteilhaft, da sie die Arbeiter gewonnen hatte, die Lasten der Lohn-
erhöhung jedoch von den Nachfolgern getragen werden mußten"^). Hans
Alber und Alexius Thurzo, die in Ofen unter Druck gesetzt wurden, gaben
Befehl, den königlichen Kommissären zu gehorchen i^®), und schließlich
konnten am 16. Juli 1525 die Bergwerke in Neusohl wieder in Betrieb ge-
nommen werden
"») Fraknöi, Ungarn vor Mohäcs 168 ff.; vgl. Burgio an Sadolet, Ofen, 9. und
30. 8. 1525 ed. Fraknöi, Prolegomena 257 und 259 f.
Fraknöi, Ungarn vor Mohacs 238 f.; für Burgio bei diesem Reichstag ver-
faßtes Tagebuch, Ofen, 24. 4 . - 8 . 5. 1526 ed. Fraknöi, Prolegomena 372 ff.
"') Denkschrift des Hans Dernschwamm aus dem Jahre 1563 ed. Ratkos, Doku-
menty 464.
Ratkos, Die Entwertung 49 f . ; Günther P r o b s z t , Die sozialen Ursachen
des niederungarischen Bergarbeiteraufstandes von 1525/26. Zeitschrift für Ostfor-
schung 10 (1961) 401 ff.; Gusztäv H e c k e n a s t , A besztercebänyai bänyaszfelkeles
(1525—1526). Szäzadok 86 (Budapest 1952) 364—396.
An Hans Plaß, der aber bereits abgereist war: Maria an Bernhard Beheim,
Ofen, 3. 7. 1525, Kopie im HHSta, Ungarn 342; und an den langjährigen Kremnitzer
Unterkammergrafen und Diener der Fugger Hans Hueb: Maria an die Richter und
Räte der Stadt Neusohl, Ofen, 17. 7. 1525 ed. Ratkos, Dokumenty 51 f.
>") Pölnitz, Anton Fugger 1, 402 Anm. 52.
1") Auftrag Ludwigs für Paul Värday, Feldlager bei Batta, 19. 8. 1526 ed. ebd.
205 f.
„Ain auszug der Handlung im Neusoll, wie ichs verrait und alle puecher und
register ains thails den verordneten geben auf bevelch meiner gnedigisten Frawen
Khunigin, das ander thail in der thürckhenflucht sambt mer dann vier thausent gul-
dine meiner guetter zu Offen gelassen und verloren", Ofen, 30. 8. 1526, HHSta, Ungarn
343 und HKA, Verm. ung. Gegenstände 5, 1255—1547, fol. 77 ff.
1") Pölnitz, Anton Fugger 1, 413 Anm. 101.
Siehe zum Prozeß gegen Beheim ausführlich meinen Aufsatz über die Be-
sitzungen und Beamten der Königin Maria in Ungarn, Böhmen und Österreich in den
Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27/29 (1974/76).
1") Burgio an Sadolet, Ofen, 13. 6. 1526 ed. Fraknöi, Prolegomena 397.
" ' ) Auch Marias Absicht, beim Reichstag im April 1526 dem Erzbischof von
Gran die Macht zu entziehen, mißlang, da jener sich ohne ihr Wissen ebenfalls mit
Stefan Bdthori verbündet hatte: Fraknöi, Ungarn vor Mohäcs 238 ff.
Sie verschob auf Ludwigs Ersuchen die Verhandlungen über ihre Ansprüche
auf einen Teil der Pachtsumme der Fugger bis nach dem Feldzug und gab sich mit
25.000 fl. von den 200.000 fl. zufrieden, die die Fugger und Thurzö gemäß Vertrag
vom 26. 8. 1525 als Schadenersatz bezahlt hatten: Sohuldurkunde Ludwigs für Maria
über 25.000 fl. mit einer Anweisung auf den Münzgewinn, Ofen, 3. 5. 1526, beglau-
II.
Von Seiten der christlichen Fürsten hatten die Ungarn keine Hilfe be-
kommen, da jene gerade wieder einmal um die Vormacht in Italien gegen-
einander Krieg führten; der Papst, Florenz, Venedig, Sforza, Franz I. und
insgeheim auch Heinrieh VIII. hatten sich in der Ligue von Cognac gegen
die hegemonialen Bestrebungen des Kaisers verbündet, und nachdem ein
Vergleich zwischen Karl V. und Clemens VII. gescheitert war, hatte von
neuem der Krieg in Itahen begonnen. Selbst Erzherzog Ferdinand war mit
dem Nachschub für die Truppen des Bruders beschäftigt, als ihn die Nach-
richt vom Sieg der Türken bei Mohacs erreichte, und gab damit offensicht-
lich noch der west- und südwesteuropäischen Politik den Vorrang^).
Durch den Tod König Ludwigs war nun die Situation eingetreten, mit
der die habsburgische Heiratspolitik gerechnet hatte. Fraglich war freilich,
ob die Habsburger diesmal ihre Vertrags- und erbrechtlich mehrfach abge-
sicherten Ansprüche auf die Kronen von Böhmen und Ungarn durchsetzen
könnten^). In Ungarn war zu erwarten, daß Johann Zapolya sich gestützt
auf die Mehrheit im ungarischen Adel um die Krone bemühen würde. Die
von Ferdinand und seinen Anhängern wiederholt vorgebrachte Behauptung,
nur er könne mit seinen großen Besitzungen und seinen weiten familiären
Beziehungen die gegen die Türken notwendige Hilfe erwirken, Zapolya hin-
gegen habe als nationaler König viel zu wenig Macht®), war unglaubwürdig
bigte Kopien im HHSta, Ungarn 342 und Familienurkunde 1185 a ed. Hatvani 2,
33 f.; durch Beheim ließ sie Geld aufbringen und gab ihm vermutlich als Sicherstel-
lung Schmuckstücke: Vgl. Beheim an Hans Prenner, Richter von Schemnitz, Altsohl,
17. 5. 1526 ed. Ratkos, Dokumenty 177 f. und Aufstellung der Schmuckstücke, die
Maria an Beheim übergab, 8. 8. 1526, HHSta, Ungarn 342 und 354, fol. 239 f.; sie
gab Ludwig Meßgeschirr im Werte von 4000 fl. ung. und erhielt dafür eine Anweisung
auf den Preßburger Dreißigstzoll: Aufstellung der Forderungen Marias an Ferdinand,
8. d. (1540), HHSta, Familienakten 9; sie verpfändete zur Anwerbung von 500 Fuß-
kneohten Znaim: Burgio an Sadolet, Ofen, 13. 6. 1526 ed. Fraknöi, Prolegomena 394.
') Der Plan eines norditalienischen Königreiches, entstanden vor Karls Regie-
rungsantritt in Spanien, beeinflußte ihn noch später, so ersuchte er Karl noch 1536
um das Herzogtum Mailand: Vgl. Heinrich K r e t s c h m a y r , Geschichte von Vene-
dig 3. Geschichte der europäischen Staaten 45/3 (1934) 10; Instruktion Ferdinands
für Kardinal Bernhard Cles v. Trient, (Ende) 1535 ed. Franz Bernhard Ritter v.
B u c h o l t z, Geschichte der Regierung Ferdinand I. 9 (1838) 128 ff.; vgl. Andreas
C o r n a r o , Eine Reise des Kardinals Bernhard v. Cles zu Kaiser Karl V. nach Neapel
im Jahre 1536 nach seinen Briefen an Ferdmand I. Röm. Hist. Mitt. 2 (1957/58) 57 f.
Über die Ereignisse in den ersten Monaten nach der Schlacht bei Mohacs gibt
es — ihrer Bedeutung für die Entstehung der Habsburgermonarchie entsprechend •—
mehrere ausführliche Darstellungen aus der Zeit vor 1918. Verweisen möchte ich beson-
ders auf die ausgezeichnete Arbeit von Stanislaus S m o 1 k a , Ferdinand des Ersten Bemü-
hungen um die Krone vonUngarn.Archivf.österr.Geschichte57 (1878), 1-172,wo mehrere
hier nur angedeutete Fragen ins Detail gehend behandelt werden, und hinsichtlich der
Entwicklung in Böhmen und Kroatien auf Anton R e z e k , Geschichte der Regierung
Ferdinands I. in Böhmen 1: Wahl und Regierungsantritt (Prag 1878) und auf Ferdinand
V. Sisic, Die Wahl Ferdinands I. von Österreich zum König von Kroatien (Zagreb 1917).
•) Rede des Gesandten Ferdinands am Reichstag in Preßburg (16. 12. 1526),
Konzept im HHSta, Ungarn 2.
geworden, hatte doch zuletzt nicht einmal Erzherzog Ferdinand die Un-
garn unterstützt, obwohl er sich des Ernstes der Lage bewußt war^) und
bisher zum Schutze der eigenen Länder wenigstens etwas zur Verteidigung
Kroatiens beigetragen hatte®). Die schlechten Erfahrungen der Ungarn mit
den „fremden" Fürsten am Königsthron — mit Kaiser Sigismund, die
Niederlage Wladislaws I. bei Varna 1444 und die letzten Verluste unter den
beiden Jagellonen — standen dem Idealbild des nationalen Königs, ge-
prägt durch den Erfolg Johann Hunyadis vor Belgrad 1456 und durch
seinen Sohn Matthias Corvin, gegenüber.
Verbündete hatte Ferdinand in den Magnaten der „Hofpartei", die
nicht ihresgleichen zum König wollten und die durch das Bündnis zwischen
Zapolya und dem niederen Adel ihre Entmachtung befürchten mußten;
unter dem Habsburger konnten sie hingegen damit rechnen, daß sie weiter-
hin zur Regierung des Landes benötigt würden. Die wichtigsten Persönlich-
keiten dieser „deutschen" Partei waren der Palatin Stefan Bathori, der
Schatzkanzler Alexius Thurzö und (nach dem Tode des Erzbischofs Ladis-
laus Szalkai bei Mohäcs) der Bischof von Veszprem Thomas Szalahazy; sie
wurden die Hauptstützen der Königin Maria bei der Durchsetzung der An-
rechte ihres Bruders auf die Stephanskrone.
Auf die Nachricht von der Niederlage des ungarischen Heeres war die
Königin — wie es bereits für diesen Fall geplant gewesen war®) — aus Ofen
geflohen und hatte damit die Panik und die Flucht aller wohlhabenden
Bürger ausgelöst'). Um Ferdinand und dessen niederösterreichische Statt-
halter rasch über die drohende Gefahr zu informieren, schrieb sie an ihren
sandten dorthin ihre Boten; auch flohen viele der ungarischen Herren aus
Mohacs nach Preßburg Nachdem aber deutlich geworden war, daß sich
um Maria die habsburgische Partei sammeln werde, wogegen viele Ungarn
Zapolya als nationalen ungarischen König unterstützen würden, gingen die
Gesandten fremder Fürsten direkt zu Ferdinand oder zu Zapolya; der
päpstliche Nuntius nahm Mitte September von der Königin Abschied, um
nicht zu einer Parteinahme gezwungen zu werden^"). Nur in Einzelfällen
konnte Maria die Bewerbung ihres Bruders um die böhmische Krone unter-
stützen: So dürfte sie den Kanzler Adam von Neuhaus für Habsburg ge-
wonnen haben^^), der Anfang September in Preßburg wai^) und mit dem
sie als dem Führer der Gegner des Lev von Rozmital (seines Schwieger-
vaters!) bereits bisher verbündet gewesen war^). Außerdem wurde Mark-
graf Georg von Brandenburg noch im September aus Preßburg nach Böh-
men gesandt, um dort gemeinsam mit seinem Bruder Markgraf Kasimir
für Ferdinand zu werben^). Die meisten der böhmischen Herren waren je-
doch der Königin wegen ihrer früheren politischen Aktivität nicht ge-
neigt®). Nur einige Städte, die ihr als Leibgedinge gehörten, setzten sich
auf ihr Betreiben für Ferdinand ein^®). Der Vergleich dieser geringen Be-
deutung der Königin Maria für Ferdinands Wahl zum böhmischen König
(28. 8. 1526) ed. Gorski 8, 211 ff.; Mitte November 1526 kehrte aus Preßburg derpoln.
Gesandte Zoravinski zurück: Tomicki an Krzycki (um den 20.) II. 1526 ed. Gorski
8, 262.
") Sisic, Die Wahl Ferdinands I. 15.
!•) Zum Beispiel der Palatin Stefan Bathori und der Kanzler Stefan Brodarics:
Vgl. Brodarics an Tomicki und Krzycki, Preßburg, 6. 9. 1526 ed. Gorski 8, 221 und
der Bericht Brodarics' „de conflictu etc." ed. ebd. 231—253.
Maria an Clemens VII., s. d. ed. Pray, Epistolae 1, 271; Burgio an Sadolet,
Venzone, 30. 9. 1526 ed. Fraknöi, Prolegomena 454.
Oscar G l u t h , Die Wahl Ferdinands I. zum König von Böhmen 1526. Mit-
theilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen 15 (Prag 1877) 217.
Er hatte sich mit Hilfstruppen aus Böhmen, gemeinsam mit Mgf. Georg, ver-
spätet und war nur bis in die Nähe von Raab (Gy6r) gekommen: Bericht des Stefan
Brodarics über die Schlacht bei Mohäcs ed. Gorski 8, 252.
ii») Palack:^ 5/2, 557.
Instruktion der niederösterr. Räte für Wilhelm v. Zelking und Erasmus v.
Domberg an Mgf. Georg, Wien, (8.) 9. 1526, Konzept im HHSta, österr. Akten,
Böhmen 1, fol. 51 f.: Soll zum Hzg. Karl v. Münsterberg gehen, dem er ein einmaliges
Geschenk von 6000 bis 10.000 fl. geben dürfe. Dazu war Mgf. Georg nun besonders ge-
eignet, da er in den letzten Jahren seine ungarischen Güter verkauft, und dafür Güter
in Schlesien erworben hatte, imd weil er seit kurzem Schwiegersohn des böhmischen
Landeshauptmanns Hzg. Karl v. Münsterberg war: Vgl. über den Verkauf von zwei
Burgen zur Tilgung von Schulden in Schlesien Burgo an Ferdinand, Ofen, 30. 5./
3. 6. 1523, Orig. im HHSta, Gr. Korr. 25a; Neustadt, Markgraf Georg 58 und 78 f.
"») Bericht der Gesandten Ferdinands aus Böhmen, 3. 10. 1526 zit. bei Rezek
a. a. O. 22 f.; Bericht des Sigismund Stachi v. Pürgles nach München, Prag, 26. 9.
1526 zit. ebd. 32.
") Rezek a. a. O. 9 und 51; dahinter dürfte Peter Rasin v. Riesenberg gestanden
sein, dem als Unterkämmerer Marias in Böhmen auch die Vertretung ihrer Städte bei
den Land- und Gerichtstagen zukam: Bericht für Maria zur Abrechnung Peter Rasins
über dessen Sondereinkünfte, 26. 8. 1529, HHSta, Familienakten 8.
mit ihrer wichtigen Rolle als Befürworterin und Statthalterin des Bruders
in Ungarn dürfte die These bestärken, daß Marias politischer Einfluß nicht
auf ihrer hohen Würde als Königin, sondern vielmehr auf ihrer feudalherrh-
chen Machtstellung in Ungarn beruhte, auf die oben auch ihr persönliches
Engagement in die ungarischen Politik seit 1524 zurückgeführt wurde. Die
Nebenländer der ungarischen Krone bildeten wegen ihrer Randlage und
ihrer bereits bisher sehr starken Bindung zu den Erbländern der Habs-
burger (als Ergebnis der militärischen Zusammenarbeit) ebenfalls eine Aus-
nahme, und Ferdinand hielt vor allem zu den Herren Kroatiens seine Kon-
takte über die Räte in Wien, Graz und Laibach aufrecht^').
Wie in Ungarn vorzugehen und was dort zu erwarten sei, mußte vor-
erst geklärt werden. Dazu gingen Unterhändler von Wien nach Preßburg,
um sich mit Maria und „ihren ungarischen Räten" — die ungarischen
Herren in Preßburg wurden bereits 1526 so genannt — zu beraten^®), und
dazu wurden aus Wien Michael Premarthon"®) und aus Preßburg Nikolaus
Gerendy und Kaspar Horvdth von Vingärd®") zu Zapolya gesandt, um des-
sen Absichten zu ergründen. Der Woiwode sandte das Heiratsangebot
und empfahl der Königin, einen Wahlreichstag einzuberufen®^).
Gerade diese Frage wurde jedoch nun zum Hauptproblem für die
Partei Ferdinands, denn der Erzherzog war der Meinung, daß er durch die
Verträge und als Gemahl Annas der einzige rechtmäßige Nachfolger Lud-
wigs sei, die Krönung ohne Wahl der Stände erfolgen sollte, die neuen Unter-
Stefan Bäthori zuerst den Reichstag für denselben Tag nach Komorn be-
rufen39).
Der Versuch, die Bürger von Stuhlweißenburg zu überreden, die Stadt
vor Zapolya zu schließen und Truppen Ferdinands aufzunehmen, schei-
terte^®). Ferdinands Anhänger in Preßburg argumentierten, daß laut Reichs-
tagsbeschluß von 1485 nach dem Tode des Königs nur der Palatin die
Ständeversammlung ausschreiben dürfe, der Stuhlweißenburger Reichstag
demnach unrechtmäßig berufen sei*^). Militärische Vorkehrungen wurden
gegen einen möglichen Angriff Zapolyas auf die westungarischen, habsburg-
freundlichen Gebiete und zur Demonstration der eigenen Macht getroffen:
die Schüttinseln^^) und ödenburg^®) wurden durch deutsche Landsknechte
besetzt; Graf Christoph Frangepän lagerte mit 2000 Fußknechten und 1000
Reitern bei Raab**); und Ferdinand selbst ging zu seinen Truppen nach
Hainburg*®). Die niederösterreichischen Räte Beck, Weichselberger und
Breuner sandte er nach Stuhlweißenburg, wo sie vor der Versammlung
seine Rechte darlegen sollten, jedoch nicht gehört wurden*®). Am 10. No-
vember 1526 wurde Johann Zapolya zum ungarischen König gewählt und
bereits am folgenden Tag gekrönt*').
Dadurch sahen sich viele Ungarn vor vollendete Tatsachen gestellt
und gingen zu König Johann. Besonders schmerzlich für Ferdinands Partei
war der Übertritt des Grafen Christoph Frangepan, der den Habsburgern
bereits unter Maximilian I. gedient hatte*®). Im September 1526 organi-
sierte er die Verteidigung der westlichen Teile Ungarns und Slawoniens, wo-
für ihn die slawonischen Stände zum „Regenten und Beschützer" Slawo-
") „Der verordneten ausschüs ratslag von wegen der chron Hungern", s. d
(Mitte Oktober 1526), HHSta, Ungarn 2, Nachtrag 1526, fol. 44 ff. ed. bei Smolka
a. a. 0 . 150 ff.; Instruktion Ferdinands für Andreas Swardelat an Paul Värday, Wien,
25. 10. 1526, Konzept im HHSta, Ungarn 2.
") Die Königin hatte dazu Johann Thahy gesandt: Stefan Pempflinger an Fer-
dinand, Preßburg 2. 11. 1526, HHSta, Ungarn 2.
") Ferdinands Instruktion für Beck, Weichselberger und Breuner nach Stuhl-
weißenburg, Wien, 27. 10. 1526, Konzept im HHSta, Ungarn 2 ed. Fraknöi, Monu-
menta comitialia 23 ff.; Maria an den ungarischen Adel, Preßburg, 31. 10. 1526 ed.
ebd. 25 f. und Pray, Epistolae 1, 277 ff.; vgl. Timon a. a. 0 . 666 ff.
«) Bucholtz 3, 205.
") Briefe Marias an die Stadt ödenburg, Preßburg, 13., 23. und 24. 11. 1526 ed.
Fraknöi, Monumenta comitialia 58 f.
") §isi<5. Die Wahl Ferdinands I. 21.
*') Ortvay, Geschichte der Stadt Preßburg 4/1, 73 und Anton G6vay, Itinerar
Kaiser Ferdinands I. 1521—1564 (1843). Über die Stärke seiner Truppen (etwa 8000
Mann): Berichte des Carlo Contarini, Wien, 11. und 24. 11. 1526 bei Sanuto 43, col.
325 und 475 und Bericht eines ungarischen Händlers in Villach, 9. 12. 1526 ebd. col.
428 f.
") Ferdinands Instruktion, Wien, 27. 10. 1526, Konzept im HHSta, Ungarn 2
ed. Fraknöi, Monumenta comitialia 23 ff.
•') Alfons Huber, Geschichte Österreichs 3 (1885/96) 552 ff.; Ortvay, Ge-
schichte der Stadt Preßburg 4/1, 76 ff.
") Fraknöi, Ungarn vor Mohdcs 133 ff.
niens und der Komitate Zala, Sümeg und Baranya ernannten*®). Er galt
als Anhänger der Habsburger, schloß noch am 10. November 1526 mit
Ferdinand einen Vertrag®®), huldigte aber wenige Tage später gemeinsam
mit seinem Verbündeten Simon Erdödy, Bischof von Agram, Zapolya®^).
Sogar Johann Thahy, der vom niederen Adel auf den beiden Reichstagen
von 1525 heftig angegriffen worden war und daraufhin sein Amt als Banus
von Kroatien verlor, entschied sich im November 1526 für König Johann.
Die meisten der nach Preßburg gekommenen Herren blieben aber auch jetzt
Habsburg treu, obwohl Zapolya sogar seinem langjährigen Gegner, dem
Palatin Stefan Bathori versprach, ihm Ämter und Güter zu lassen, sollte er
ihm rasch h u l d i g e n D e r unüberbrückbare Gegensatz der Barone, die eine
Entmachtung wie zu Zeiten des Königs Matthias befürchteten, aber auch
das politische Geschick der Königin-Witwe vermochten es, daß sie sich im
November trotz der schwierigen politischen Lage Ferdinand verpflichte-
ten«).
Der vom Palatin und von der Königin berufene Ausschuß-Reichstag
mußte nach dem Parteiwechsel des Hauptmanns von Komorn und Totis
(Tata) Franz Simonyi von Endröd®*) nach Preßburg verlegt und wegen zu
geringer Beteiligung auch noch mehrmals verschoben werden. Die Zahl der
Verbündeten und Gefolgsleute der Königin und ihrer ungarischen Räte
war zwar sicherlich nicht gering, doch für viele Feinde des „Woiwoden"
war es nicht ratsam, offen zugunsten Ferdinands Partei zu ergreifen®®)
und nach Preßburg zu ziehen, anstatt im eigenen Machtbereich nach dem
Rechten zu sehen®®). Zapolyas Leute sperrten auch die Zufahrtswege nach
" ) Smolka a. a. 0 . 27.
Vereinbarung zwischen Ferdinand und Christoph Frangepän, Hainburg,
10. 11. 1526, Kopie im H K A , Gedenkbuch 25 ed. Ferdo von S i s i 6 , Acta comitialia
regni Croatiae, Dalmatiae et Slavoniae 1 (1526—1536). Monumenta spectantia
historiam slavorum meridionalium 33 (Zagreb 1912) 23 ff.
" ) Smolka a. a. O. 27 f.; Sisic, Die Wahl Ferdinands I . 21.
Bericht über die Wahl und Krönung Zapolyas, s. d. (November 1526) ed.
Pray, Epistolae 1, 290.
Verträge zwischen Ferdinand und Stefan Bathori, Franz Batthyany, Stefan
Brodarics, Alexius Thurzö, J o h a n n Thahy, Kaspar Horväth von Vingärd, s. d. (nach
dem 11. 11. 1526), Konzept im H H S t a , Ungarn 2; Ferdinand verspricht Stefan
Bäthori, Thomas Szalahäzy, Stefan Brodarics, Franz Batthyany, Alexius Thurzö,
Johann Thahy, Kaspar H o r v ä t h von Vingärd, Ladislaus Macedöniay, Nikolaus Ge-
rendy, Thomas Nädasdy, Nikolaus Olah, Emmerich Nagy von Varjas, Franz Revay,
daß er sie f ü r alle ihnen durch Anhänger Zapolyas zugefügten Schäden entschädigen,
und ihnen die an die Krone fallenden Güter geben werde, Wien, 30. 11. 1526 ed. Pray,
Annales 5, 129 f.; Versprechen Ferdinands f ü r J o h a n n Lengyel, Marias Hofmeister,
und Stefan Amade, Marias Grafen von Ungarisch-Altenburg, Wien, 27. 12. 1526, f ü r
J a k o b Piso, Propst von St. Sigismund zu Ofen, Wien, 17. 12. 1526 und f ü r Franz
Graf von Bösing-Bazin (Pezinok), Wien, 23. 12. 1526, Kopien im H H S t a , Reichs-
registerbücher Ferdinands I. 1. Ortvay, Maria 264.
Vgl. Valentin Ecchius, Richter der Stadt Bartfeld (Bardejov), an Alexius
Thurzö, Bartfeld, 18. 4. 1527, Orig. im H H S t a , Ungarn 4.
" ) Vgl. J o h a n n Thahy an Stefan Bathori, 24. 11. 1526, Orig. im H H S t a , Un-
garn 2 : Die Untertanen würden zu Zapolya abfallen, wenn er sie alleine ließe.
dem Kanzler Stefan Brodarics, dem Schatzmeister Alexius Thurzö und dem
Obertruchseß Kaspar Horvath von Vingärd regieren sollte®®). Zu Verhand-
lungen mit ungarischen Würdenträgern, Adeligen und Städten stellte Fer-
dinand zahlreiche Vollmachten für Maria und ihre Gesandten aus®®). Am
21. Januar 1527 reiste Ferdinand schließlich aus Wien zur Krönung nach
Prag ab®').
Aufgabe der Preßburger Statthalterschaftsregierung war es, in den
folgenden Monaten die Macht Zapolyas in Ungarn zu untergraben, Partei-
gänger für Ferdinand zu gewinnen und dadurch für die zu erwartende Aus-
einandersetzung eine günstige Basis zu schaffen. Das war jedoch sehr schwie-
rig, da es den Anhängern Ferdinands in Preßburg völlig an Macht- und an
finanziellen Mitteln fehlte. Zwar hatte die Königin auf Rat Thurzös vor
ihrer Flucht aus Ofen den Rest des eingesammelten Kirchensilbers, die frisch
geprägten Münzen und einige Werke der Corvina auf Schiffe laden lassen®®),
und wenn auch diese Schiffe in Gran zum Teil geplündert und versenkt wor-
den waren®®), so erreichten schließlich doch Kisten mit Kirchensilber, Mün-
zen, Schmuckstücken und anderen Wertgegenständen Preßburg. Aber eini-
ges davon wurde sogleich nach Wien gebracht'"), und den Rest hielt Johann
Bornemisza auf der Burg zurück; er entschied sich bis Sommer 1527 für
keiaen der beiden Könige und wollte die Schätze nur an den rechtmäßigen
König ausliefern'^). Die Königin Maria konnte also nicht über diese ver-
fügen und hatte ihr Geld rasch im Dienste des Bruders aufgebraucht'^).
" ) Bereits Anfang September 1526 berichtet Niklas Gf. Salm d. J . von der Ar-
mut des Hofes Marias: Niklas Gf. Salm d. J . an Ferdinand, Hainburg, 23. 9. 1526 ed.
Oberleitner a. a. O. 128.
" ) Maria an Ferdinand, (Preßburg), 9. und 23. 2. (1527) ed. Bauer-Lacroix
16 ff. und 21 ff.; vgl. Ferdinand an Maria, Prag, 5. 3. 1527 ed. ebd. 23 ff.: Klagt über
die hohen Forderungen der Ungarn.
" ) Maria an Ferdinand, Preßburg, 8. 5. 1527, ed. ebd. 6 4 f f . ; Stefan Bdthori,
Alexius Thurzö und Kaspar Horvath von Vingdrd an Ferdinand, Preßburg, 8. 5.
1527, Orig. im H H S t a , Ungarn 4 ed. Thallöozy-Hodinka a. a. O. 665 ff.; Christoph
Rauber an die niederösterr. Räte, Preßburg, 8. 5. 1527, Orig. ebd., teils ed. ebd. 668.
'•) Vertrag mit Franz Batthyany, Preßburg, 16. 2. 1527, Orig. im H H S t a , Un-
garn 7, Nachtrag 1527, fol. 24 ff. ed. Chmel, Actenstücke 44 ff. und Thallöczy-Hodin-
ka a. a. 0 . 606 ff.; Ferdinand an Maria, Prag, 5. 3. 1527 ed. Bauer-Lacroix 23 ff.
" ) Vgl. Franz Batthyäny an seine Mutter, Güssing, 20. 5. 1527, Kopie im
H H S t a , Ungarn 4 : Keine klare Antwort über Parteinahme; vermutlich ging er auch
deshalb nicht zu König Johann, da auf dessen Seite sein Gegenspieler Gf. Christoph
Frangepdn stand.
" ) Franz Batthyäny an Stefan Bäthori, (6. 7.) 1527, H H S t a , Ungarn 4 ed.
Thallöczy-Hodinka a. a. O. 682 ff.
" ) ,,Mandatum pro episcopo Laibacense et collegis in Hungariam", Wien,
29. 10. 1526, Kopie im H H S t a , Reichsregister Ferdinands I. 1; zeitweise, so am Preß-
burger Reichstag, wurden sie durch Wilhelm v. Zelking, Erasmus v. Dornberg, Hans
V. Lamberg und Georg v. Herberstein unterstützt: Instruktion Ferdinands f ü r Rauber,
Dornberg, Zelking, Pempflinger, Lamberg und Georg v. Herberstein, Wien, 5. 12.
1526, H H S t a , Ungarn 2 ed. Fraknöi, Monumenta comitialia 65; Vollmacht Ferdinands
f ü r diese, Wien, 5. 12. 1526, Kopie im H H S t a , Reichsregister Ferdinands I . 1.
»») Maria an Dietrich Hartisch, Preßburg, 16. 5. 1527 (fälschlich 16. 4. 1527),
Kopie ebd. 4; die niederösterr. Räte an Wilhelm v. Reiohenbaoh und Ernst v. Fürst,
Wien, 23. 5. 1527, Konzept ebd.; Hartisch an die niederösterr. Räte, ödenburg, 27. 5.
1527, Orig. ebd.; Rauber an die niederösterr. Räte, Preßburg, 29. 5. 1527, Orig.
ebd.
'") Vgl. wegen Hilfe für Franz Gf. v. Bösing-Bazin, der von Zapolya bedroht
wurde: Rauber, Domberg und Pempflinger an die niederösterr. Räte, Preßburg, 29. 1.
1527, HHSta, Ungarn 3.
So konnten sie einen im Bau von Nassaden (Donauschiffen) geübten Zim-
mermami beschaffen: Rauber und Pempflinger an die niederösterr. Räte, Preßburg,
7. 3. 1527, Orig. ebd.; die niederösterr. Räte an Rauber und Pempflinger, Wien, 9. 3.
1527, Konzept ebd.
Instruktion der niederösterr. Räte für Stefan Pempflinger und Jakob Stams,
Wien, 22. 2. 1527, Konzept ebd.; die niederösterr. Räte an Rauber, Wien, 20., 29. 3.
und 11. 5. 1527, Konzepte ebd. 3 und 4; Rauber an die niederösterr. Räte, Preßburg,
23. 3. und 8. 5. 1527, Originale ebd.; ausführlich dazu meine Dissertation 153 f.
" ) Ebd.; vgl. zu Ungarisch-Altenburg meinen Aufsatz über die Beamten und
Besitzungen Marias in Ungarn, Böhmen und Österreich, der in den Mitteilungen des
österreichischen Staatsarchivs 1974/75 erscheinen wird.
") Die niederösterr. Räte an Ferdinand, Wien, 1. 9. 1526 ed. Oberleitner a. a. O.
125 ff.; Ferdinand an Margarethe, Linz, 18. 9. 1526 ed. Bauer, Korrespondenz
452.
o^) Thomas Nädasdy an Ferdinand, Preßburg, 11. 10. 1526, Orig. im HHSta,
Ungarn 2: auf der Burg sei Vorrat f ü r ein J a h r ; außerdem sandte Ferdinand ihm
selbst noch Mehl, Gewehre und Munition: ebd. und Nädasdy an Ferdinand, Preß-
burg, 18. 10. 1526, Orig. ebd.
in der Stadt war^®^) — erwogen die Königin und ihre Räte, durch Verrat
und Mord in den Besitz der Burg zu kommen. Peter Vit^z, ein Unterhaupt-
mann Bornemiszas, hatte um die Jahreswende Verbindung zu Alexius
Thurzö gesucht und sich bereit erklärt, mit seinen Freimden gegen Beloh-
nung die Burg den Söldnern Ferdinands zu öffnen^®®); der Plan scheiterte
nur kurz vor seiner Ausführung"®). Auch Johann Szalay, der 1527 für den
alten und kranken Bornemisza — er starb noch im Herbst dieses Jahres —
die Verhandlungen führte, war offen für Versprechungen und soll sogar be-
absichtigt haben, Bornemisza mit Gift aus dem Wege zu räumen"'). Aber
ein Vertrag wurde erst im Juli 1527 geschlossen: Bornemisza und seine
Leute sollten die Burg den Truppen Ferdinands öffnen, sobald er Ofen er-
obert hätte"»).
Unter diesen Bedingungen war es in den ersten Monaten des Jahres
1527 sehr mühsam, v o n Preßburg aus für Ferdinand in Ungarn zu wirken.
Außerdem drohten den Boten und den Empfängern v o n Briefen aus Preß-
burg schwere Strafen i"'), wenn auch dadurch die Verbreitung v o n Auf-
rufen Marias und Ferdinands in Ungarn nicht unterbunden werden konnte,
ebensowenig wie die Propaganda für Zäpolya in Preßburg Böhmen ^i^)
»') Waffenstillstand, Prag, 26. 3. 1527, Konzept und Kopien im HHSta, Un-
garn 3; vgl. Smolka a. a. O. 148 f., der in seiner Arbeit die Ereignisse von September
1526 bis März 1527 behandelt.
»«) Bestätigung Zäpolyas, Ofen, 16. 4. 1527 ed. Gorski 9, 127 ff.
147) Vgl. Zdpolya an den mährischen Landtag in Olmütz, Stuhlweißenburg, 14. 11.
1526 zit. bei Rezek a. a. O. 77 f.
"8) Anni Domini MDXXVII memorabüia, ed. Gorski 9, 1 ff.
"") Er beeUte sich diese zu dementieren: Ferdinand an die ung. Herren in Preß-
burg, Brünn, 15. 4. 1527, Konzept im HHSta, Ungarn 4.
Schenkungsurkunde Ferdinands für Thomas Podwinay, Brünn, 7. 4. 1527,
Kopie im HHSta, Reichsregister Ferdinands I. 1: Güter Zdpolyas in Poiega und
Slawonien; Schenkungsurkunde Ferdinands, für Thomas Podwinay und Blasius Kecheti
Brünn, 14. 4. 1527, Konzept im HHSta, Ungarn 4: Die Burgen Fogaras, Thoma
(Thorenburg / Torda / Turda ?) und Zaard (Zärind?).
i'i) Ferdinand an Paul Podwinay, Brünn, 11. 4. 1527, Konzept ebd.: Verspricht
ihm Burg „Wech" (Duna-Veose?); Ferdinand an Paul Podwinay, Brünn, 13. 4. 1527,
Konzept im HHSta, Ungarn 431a, fol. 15: Verspricht ihm die Herrschaft Saj6 (Groß-
schogen / §ieu).
162) Eerdinand bevollmächtigt Paul Podwinay zu Verhandlungen mit den Städten
Kronstadt (Brassö / Bra§ov), Hermannstadt (Nagyszeben / Sibiu), Schässburg (Seges-
vär / Sighisoara), Klausenburg (Kolozsvär / Cluj), Bistritz (Beszterce / Bistrite),
„Meges" (Mediaa?), Mühlbach (Szäszsebes / Sebe§ Sasesc), Broos (Szäszvdros / Orästie)
und acht weitere, Brünn, 11. 4. 1527, Konzept im HHSta, Ungarn 4; Ferdinand be-
vollmächtigt Paul Podwinay zu Verhandlungen mit Alexius Bethlen, Franz Apafy,
Franz Läzar, Benedikt Czako, Laurenz Komis, Peter Myhälfi, Blasius Kecheti, Alexius
de Harangläb, Michael Balathfii, Valentin Török, Ladislaus Möre, Markus Pempflinger,
Kaspar de Somi und acht weitere Magnaten und acht Adelige, Brünn, 11. 4. 1527,
Konzept ebd.; Ferdinand an Peter Per6nyi und an den Bischof von Siebenbürgen
(Johann Goszthony), Brünn, 11. 4. 1527, Konzept ebd.; Ferdinand an die Witwe des
Emmerich Perenyi, Olmütz, 19. 4. 1527, Konzept ebd.
Seine zweite Gemahlin war die Witwe des Herzogs Laurenz Ujlaki und er
bekam durch Urkundenfälschung einen Teil von dessen Gütern: Denkschrift des
Hans Dernschwamm aus dem J a h r e 1563 ed. Eatkos, Dokumenty 459 f.; Fraknöi,
Ungarn vor Mohäcs 206.
Liste dieser Adeligen, ihrer Forderungen und Bemerkungen zur Erledigung,
s. d., H H S t a , Ungarn 4, April, fol. 27 ff.; Ferdinands Versprechen für sie, Brünn,
7. 4. 1527 und Olmütz, 19. 4. 1527, Kopien im H H S t a , Reichsregister Ferdinands I. 1.
1«) E b d . ; vgl. Ortvay, Geschichte der Stadt Preßburg 4/1, 73.
Vgl. Ortvay, Maria 264.
Maria an Ferdioand, Preßburg, 26. 3. 1527 ed. Bauer-Lacroix 44 f.; Be-
dingungen, s. d. (Anfang April 1527), H H S t a , Ungarn 4.
"8) Ferdinand an Török, Brünn, 13. 4. 1527, ebd.; Bedingungen Töröks mit
Randbemerkungen Ferdinands, s. d., ebd. fol. 92; Alexius Thurzo verhandelte mit
seinem Boten mehrere Wochen lang: Rauber an Ferdinand, Preßburg, 23. 5. 1527,
Orig. ebd.; Ferdinand an Thurzo, Prag, 28. 5. 1527, Konzept ebd.
"») Maria an Ferdinand, Preßburg, 30. 5. 1527 ed. Bauer-Lacroix 83.
"») Ferdinand an die Genannten, Wien, 18. 6. 1527, Konzept im H H S t a , Un-
garn 4.
Maria an Bürgermeister und R a t von Hermannstadt, Ofen, 12. 10. 1525 zit.
bei J o h a n n Karl S c h u l l e r , Georg Reicherstorffer und seine Zeit, ein Beitrag zur
Geschichte von Siebenbürgen in den Jahren 1527—1536. Archiv f ü r Kunde österr.
Geschichts-Quellen 21 (1859) 232.
Die niederösterr. R ä t e stellen Reicherstorffer im Namen Ferdinands als
Die Dienstleute der Königin Maria waren in diesen Monaten nach der
Schlacht bei Mohacs politisch nicht sehr aktiv. Ein Teil ihrer Untertanen
in Ungarn mußte sich wohl Zäpolya unterwerfen oder konnte zumindest
eine Parteinahme gegen ihn nicht offen zeigen. Zapolyas Truppen hatten
auch noch 1526 Besitzungen der Königin-Witwe eingenommen i®^), und
selbst die Fugger anerkannten die Herrschaft König Johanns im Gebiet
der Bergstädte, bezahlten ihm für 1527 die Pacht für den Kupferhandel
und erhielten dafür am 10. März 1527 den Pachtvertrag bestätigt i®®). Ein-
zelne Untertanen der Königin nützten die Situation zum eigenen Vorteil
und zur Untreue gegen ihre Herrin, so der Stadtrichter von Kremnitz
Johann Krueg, der deutsche Landsknechte nicht in die Stadt einließ, den
Unterkammergrafen der Königin (Johann Dobraviczky) absetzte, als er
für Ferdinand eintrat, und schließlich mit Geld, das Ladislaus Szalkai der
Königin hinterlassen hatte und mit einem auf 40.000 fl. geschätzten Vor-
rat an Silbergeld nach Deutschland floh^®®). Dennoch konnte Marias Haupt-
mann Christoph von Thum nach einem mehrmonatigen Aufenthalt in den
Bergstädten berichten, daß dort alle auf die Ankunft Ferdinands warten und
hoffen. Zapolya habe mehrmals vergeblich versucht, den Zehent einzutreiben
und von den Bergstädten 4000 Mark Silber aus der Münze zu bekommen^®').
Wichtig für die Zusammenarbeit der ungarischen und der österreichi-
schen Beamtenschaft in diesen und in den folgenden Jahren wurden die
engen familiären Verflechtungen unter den Höflingen Ferdinands, Annas
und Marias. Als signifikantes Beispiel soll hier auf die Familie Pempflinger
eingegangen werden: Bereits in der Beschreibung des Innsbrucker Hof-
staates Marias und Annas wird ein sehr tüchtiges Kammerfräulein Pempflin-
ger, „Tochter eines reichen Ofener Bürgers", lobend erwähnti®®). Dorothea
Pempflinger verwaltet seit 1522 als Kammerfräulein Annas den Schmuck
ihrer Herrini®^), bis sie 1525 den Vorschneider Annas, Hans von Thum,
Sekretär ein, Wien, 2. 6. 1527, Konzept im HHSta, Ungarn 4; Ernennungsurkunde
Ferdinands, Wien, 23. 6. 1527, Konzept ebd.
Schüller a . a . O . 232 ff.; vgl. J. U r s u , Die auswärtige Politik des Peter
Rares, Fürst von Moldau (1527—1538) (1908) 25.
164) Ygj Krzycki und Stanislaus v. Sprowa an Sigismund, Gran, 4. 12. 1526 ed.
Gorski 8, 268 und 270.
Pölnitz, Anton Fugger 1, 88 ff. und 422 Anm. 156.
Schenkungsurkunde Marias für Sebastian Pempflinger über den halben
Scheidgaden von Schemnitz, den Krueg durch seinen Verrat verlor, Neusiedl, 4. 2.
1528 ed. Franz Anton S c h m i d t , Chronologisch-systematische Sammlung der Berg-
gesetze der österreichischen Monarchie, 2. Abt.: Chronologisch-systematische Samm-
lung der Berggesetze der Königreiche Ungarn, Kroatien, Dalmatien, Slavonien und
des Großfürstenthums Siebenbürgen 1 (1834) 102 ff.; vgl. zu Krueg auch Ratkos,
Dokumenty 68 und 82 ff.
"') Rauber an Ferdinand, Preßburg, 23. 5. 1527, HHSta, Ungarn 4.
Hofstaatsverzeichnis, s. d. (März 1520), LA Innsbruck, Codex 2470.
189) Inventar (nur Deckblatt) des Schmuckes Annas bei der Übergabe durch
Dorothea Pempflinger an Katharina v. Maidburg 1525, mit dem Verzeichnis des Zu-
wachses bis zum 3. 7. 1528, als Regina Plamekner den Schmuck übernahm, HHSta,
Familienurkunde 1183.
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164 Gemot Heiß
heiratet, der bereits auf der Reise von Innsbruck nach Linz 1521 im Ge-
folge der Prinzessinnen war"®). Als Mitgift bekamen die beiden von Anna
und Ferdinand 2000 rh. fl., wofür ihnen Schloß Arnfels verpfändet wurde
Eine Anna Pempflinger, die ebenfalls Kammerfräulein Annas gewesen war,
heiratete Johannes Fanch de Cordoba"^). Im Dienste Marias in Ungarn
stand Katharina Pempflinger, die 1523 mit Valentin Török verheiratet
wurde"®).
Mehr Bedeutung als diese Kammerfräulein Annas und Marias hatten
Ursula Pempflinger und ihre beiden Söhne Stefan und Sebastian"*). Sie
war in zweiter Ehe mit Leonhard Gahnzer (Kallnitzer) verheiratet und ver-
waltete mit diesem in der schwierigen Zeit nach Mohäcs im Namen Marias
die Burg Diösgyör und die Grafschaftsrechte im Komitat Borsod"®). Stefan
war 1520 Vorschneider Almas geworden, nachdem Ludwig, Anna und Maria
sich vergeblich um seine Anstellung am Hofe des Kaisers bemüht hat-
ten"®). 1521 bUeb er am Hofe Ferdinands und Annas"'), ging im März
1525 nach Böhmen, um im Auftrage Ferdinands die von französischen
Agenten verbreiteten Gerüchte, der Erzherzog rüste gegen die böhmischen
Herren, zu dementieren"®), und Ende Juli 1525 mit Sigismund von Herber-
stein nach Ofen, um sich im Namen Ferdinands für die Fugger einzuset-
zen"®). Nach Ferdinands Krönung zum König von Ungarn wurde er Rat
der ungarischen Kammer und Burghauptmann von Ofen^®®). 1528 ver-
handelte er mit Maria wegen der Übergabe ihrer ungarischen Güter an Fer-
Zapolyas nach Rom reisen sollte"^) —, und die ungarischen Statthalter be-
fürchteten ähnliche Maßnahmen Zapolyas in Ungarn gegen ihre Agen-
ten i»»).
Weiters befürchteten sie trotz der Zusicherungen Ferdinands ein Nach-
geben ihres Königs und drängten ihn, nicht länger abzuwarten und
Zapolya Zeit zu geben, sondern endlich nach Ungarn zu kommen; die Ver-
handlungen mit den Ungarn würden durch sein Zögern immer schwieri-
ggj.196) Alexius Thurzö, dem wegen seiner großen Gefolgschaft und politi-
schen Erfahrung besonders schwierige Aufgaben übertragen wurden^®®),
empfahl, endlich Paul Podwinay auch mit Geld nach Siebenbürgen zu sen-
den und dort als Sonderbevollmächtigten Kaspar Sehumy einzusetzen^®');
vom Ausbau der geheimen Kontakte versprach er sich weit mehr als von
den Verhandlungen in Olmütz, wohin er in der Gesandtschaft Ferdinands
gehen mußte. An Ferdinand schrieb er, er soll nur mit einem Heer nach
Ungarn kommen, dann würde er die Früchte ihrer Arbeit sehen i®®). Ferdi-
nand wiederum versprach, er werde von seinen Rechten nicht abgehen, sie
nicht einmal zur Diskussion stellen lassen i®®), doch die Vertröstungen und
auch der Geldmangel^"") ermüdeten seine Statthalter in Preßburg, die auf
Ablösung drängten^®^).
Ferdinand ließ sich jedoch dadurch nicht beirren, sorgfältig in den Vor
bereitungen für den Feldzug fortzufahren, nahm die Länder der böhmi
sehen Krone in Besitz, deren Stände für die Rüstung Steuern bewilligten
und traf Vorkehrungen zum Schutze Österreichs und Mährens vor einem even-
tuellen Angriff Zäpolyas^"®). Mitte Juni kehrte er nach Wien zurück^"^),
brach aber nicht sogleich nach Ungarn auf, nachdem der Waffenstillstand
durch das Scheitern der Olmützer V e r h a n d l u n g e n a u s g e l a u f e n war und
er mit einem Manifest an die Ungarn den Krieg gegen Zapolya begonnen
hatte^®'). Er sandte vielmehr sein Heer unter dem Oberbefehl des Mark-
grafen Kasimir von Brandenburg voraus^®'), und erst nachdem sich die er-
sten Erfolge gezeigt hatten, überschritt Ferdinand am 1. August 1527 bei
Kittsee die Grenze Ungarns und wurde hier von mehreren ungarischen
Magnaten und Adeligen empfangen2®®).
Unbehindert konnte Ferdinand im August 1527 bis nach Ofen ziehen,
das Zapolya kampflos räumen mußte, denn viele seiner vermeintlichen An-
hänger huldigten nun dem Habsburger. Es war der Erfolg der Tätigkeit
der Preßburger Statthalter und ihrer Agenten, aber auch der klugen Politik
Ferdinands, der jedem der Herren den Weg zum Übertritt offen ließ und
jeden Abtrünnigen in Gnade aufnahm, einer Politik freihch, die sich beide
ungarischen Könige in den folgenden Jahren zu eigen machten, und die das
opportunistische Verhalten der Ungarn ermöglichte und bedingte, das
damals für viele das einzige Mittel zum Überleben war.
III.
Die persönlichen wirtschaftlichen Interessen der Königin Maria be-
dingten, daß sich die junge Witwe auch in den folgenden Jahren nicht ganz
aus dem politischen Leben Ungarns zurückzog, obwohl sie in den Monaten
seit König Ludwigs Tod mehrmals deutlich psychische und physische Er-
schöpfung gezeigt hatte 1). Diese finanzielle Bindung an Ungarn war um so
stärker, als sie nicht nur gelernt hatte, im politischen Machtkampf alle
Rechte und Ziele mit zäher Ausdauer zu verfolgen, sondern da sie nun wie-
der unter großem Geldmangel litt.
Erlaß Ferdinands zum Schutz der österr. Grenzen, Wien, 1. 6. 1527, Kon-
zept ebd.
2»«) Gevay, Itinerar: 9. 6. Neuhaus, 14. 6. in Wien.
Vgl. Bucholtz 3, 193 ff.
208) Manifest Ferdinands an die Ungarn, Wien, 29. 6. 1527, gedruckt in dt. Spra-
che HHSta, Ungarn 4 ed. (lateinisch) Gorski 9, 223 f.
2°') Erlaß Mgf. Kasimirs v. Brandenburg, 7. 7. 1527, HHSta, Ungarn 5; „Dif-
fidatio contra Wayvodam Transylvaniensem", Wien, 7. 7. 1527, Kopie im HHSta,
Reichsregister Ferdinands I. 1.
20») Ortvay, Geschichte der Stadt Preßburg 4/1, 133 ff.; vgl. Ferdinand an Peter
Keglevic v. Buzin, Prellenkirchen, 31. 7. 1527, Konzept im HHSta, Ungarn 5.
1) Sie klagte über Atemnot, Herzflattern und hatte geschwollene Hände und
Füße: Rauber an Ferdinand, Preßburg, 7. und 27. 5. 1527, HHSta, Ungarn 4; Maria
an Ferdinand, Preßburg, 8. 5. 1527 ed. Bauer-Lacroix 67 f.; Ferdinand an Maria,
Breslau, 14. und 17. 5. 1527, Schweidnitz, 21. 5. 1527 und Prag, 27. 5. und 2. 6. 1527
ed. ebd. 72 ff., 80, 89; Oläh an Szalahäzy, Brüssel, 2. 5. 1533 ed. Ipolyi a. a. O. 361:
Sie litt auch später noch mehrmals daran.
sie in Besitz zu nehmen Selbst fuhr sie mit Anna Mitte Oktober donau-
abwärts nach Ofen^®), und sie war Ende desselben Monats im Gefolge Fer-
dinands, als er zur Krönung nach Stuhlweißenburg zog^^).
In einer ausführlichen Denkschrift ersuchte sie hier am 2. November
1527 den Bruder nochmals um Anerkennung ihrer Besitzrechte in Ungarn :
Er sollte ihr zur Deckung ihrer Forderungen weiterhin die Einkünfte aus
dem Preßburger Dreißigstzoll überlassen, ihr bei der Einbringung der
Steuern in der Ober- und der Niederlausitz helfen, denn damit müsse sie
den Markgrafen Georg für Warasdin (Varasd / Varazdin), Medwed (Medved-
grad), Rockonock (Rakovec) und Lukawetz (Lukavec) bezahlen, die sie
bereits an Ferdinand abgetreten habe. Weiters ersuchte sie ihn, mit Paul
Ärtandy und seinen Genossen (Stefan Bathori von Somlyo)") wegen der
Rückgabe und Abrechnung über die Verwaltung der Herrschaften Marias
Munkacs (Mukaöevo) und im Komitat Maramaros und mit Kaspar Raskay
wegen V^gles (Viglas) zu verhandeln und bat um Aufklärung, von wem sie
das Urbar von den Neusohler Kupferbergwerken verlangen soUte sowie um
den persönlichen Nachlaß Ludwigs und um ihren eigenen Schmuck"). Wie
immer in finanziellen Angelegenheiten, versprach Ferdinand in seiner Ant-
wort weitere Verhandlungen und eine zufriedenstellende Erledigung der
Wünsche Marias, ohne sich aber festzulegen^®).
Veranlaßt durch seine ungarischen Räte bemühte sich Ferdinand viel-
mehr in den folgenden Jahren um eine Rückgabe aller Witwengüter an die
königliche Kammer; zum ersten Mal bereits 1528, nachdem Maria abgelehnt
hatte, nochmals die Statthalterschaft in Ungarn zu leiten, sie demnach hier
mit ihrer wirtschaftlichen Macht für ihn keine politischen Aufgaben mehr
tragen wollte^®). Im Februar und Juni sandte er zu ihr nach Ungarisch-
Altenburg und verlangte die Freigabe der Maramaroser Salzkammer, des
Preßburger Dreißigst, des Münzamtes in Kremnitz und der Bergwerks-
städte^®). Maria gelang es jedoch, den Bruder von dieser Forderung abzu-
") Maria an Ferdinand, Wiener Neustadt, 6. und 14. 9. 1527 ed. ebd. 117 f.,
125 f.
Caspari Ursini Velii de hello Pannonico libri decem etc., herausg. Adam
Franz Kollar (1762) 34; Ortvay, Maria 322.
") Darüber Bucholtz 3, 210.
Denkschrift Marias an Ferdinand, Stuhlweißenburg, 2. 11. 1527 ed. Bauer-
Lacroix 144 ff.
1») Vgl. Maria an Ferdinand, Znaim, 18. 8. 1529 ed. Bauer-Laeroix 471.
") Siehe Anm. 15; vgl. zu Marias Beamten und Besitzungen in Ungarn, Böhmen
und Österreich ausführlich meinen Aufsatz in den Mitteilungen des österreichischen
Staatsarchivs 27/29 (1974/76).
Aufzeichnungen Marias über Ferdinands Antwort auf ihre Denkschrift vom
2. 11. 1527, s. d. (vor dem 2. 12. 1527) ed. Bauer-Lacroix 161 f.
") Ferdinand an Maria, Gran, 7. 2. 1528 ed. ebd. 188 ff.; Maria an Ferdinand,
Neusiedl a. S., 9. 2. 1528 ed. ebd. 190f.; Denkschrift Marias über ihre Gründe, die
Statthalterschaft abzulehnen, s. d. (Februar 1528) ed. ebd. 191 f.
Instruktion Ferdinands für Hans Lamberg und Stefan Pempflinger an Maria,
Ofen, 4. 2. 1528 zit. ebd. 187 f.; Instruktion Ferdinands für Melchior oder Hans Lam-
berg, Prag, 2. 6. 1528 ed. ebd. 229 f.
piegen, bis die rom. ku. Mt. mit einer rechten macht ins landt mocht
komen", woran sie sich hielten und weshalb sie weitgehend verschont blie-
ben®®), da auch Zäpolya nicht daran interessiert war, den Bergbau zu
schädigen, solange er daraus Einnahmen erhoffen konnte®®). Maria verließ
nach dem Beginn der Belagerung Wiens aus Sicherheitsgründen mit Anna
und den Kindern Ferdinands Linz, doch bereits in Passau erreichte sie die
Nachricht vom Rückzug der Türken*®). Die Königin-Witwe kehrte sogleich
wieder mit ihrem Gefolge nach Linz zurück^i) und blieb hier bis Ende April
1530«).
Die Verhandlungen mit den obderennsischen Ständen im Januar 1530
überließ Ferdinand der Schwester^®), während er selbst mit den böhmischen
Ständen in Budweis und Prag um Steuern zur Türkenabwehr verhandelte.
Er dürfte sich im Eindruck der Belagerung Wiens eine größere Nachgiebig-
keit der Stände erwartet haben, doch jene machten Schwierigkeiten, da sie
gemeinsam tagen wollten, um nicht eine im Verhältnis zu einem der anderen
Länder Ferdinands zu hohe Steuer zu bewilligen. Das wieder wollte Ferdi-
nand nicht zugestehen, da er den schlechten Einfluß einzelner, besonders
der böhmischen Stände unter Lev von Rozmitäl befürchtete, gegen den er
nun vorgehen wollte; darin wurde er von der Schwester bestärkt^) und
hatte auch Erfolg.
Marias Schulden waren weiter angewachsen, weil durch die Eroberun-
gen Zapolyas und der Türken 1529 ihre Güter kaum einen oder überhaupt
keinen Ertrag abwarfen und da Ferdinands Kammer weiterhin nur einen
kleinen Teil der versprochenen Monatsrente bezahlte*®). Marias Höflinge
waren bei den Wirten in Linz so verschuldet, daß die Königin und ihr Ge-
folge nicht abreisen konnten, als dies im Februar 1530 wegen Seuchen-
gefahr nötig gewesen wäre*®). Die Schuldentilgung war auch Marias Haupt-
Denkschrift der Gesandten der 7 Bergstädte über den Schutz der Städte und
Bergwerke gegen die Türken, Kremnitz, 21. 12. 1540 ed. Eduard R i c h t e r , Die Hal-
tung der ungarischen Bergstädte nach der Doppelwahl von 1526. MIÖG 32 (1911)
502 ff.; daß ihre Beamten auch in diesen Jahren unbehindert waren, zeigen die Zahlun-
gen des Kremnitzer Unterkammergrafen: Aufstellung der Einnahmen Marias aus dem
Preßburger Dreißigst und aus den Bergstädten, s. d. (1540), HHSta, Ungarn 346, s. d.,
fol. 27 f.
" ) Vgl. Zäpolya an seinen Hauptmann Peter Kostka und dessen Bruder Nikolaus,
1529 zit. bei Neda R e l k o v i c , Königinnenbriefe im städtischen Archiv von Königs-
berg. Karpatenland 4 (Reichenberg 1931) 72.
" ) Vgl. Oläh an Johann Bocler, Passau, 8. 10. 1529 ed. Ipolyi a. a. O. 18.
" ) Oläh an Paul Gerebi, Linz, 4. 11. 1529 ed. ebd. 19 f.
Sie reiste mit Ferdinand ab nach Innsbruck: Gevay, Itinerar.
Ferdinand an Maria, Budweis, 10., 17. und 21. 1. 1530 ed. Bauer-Lacroix
547 f., 567 f. und 573 f.; Maria an Ferdinand, Linz, 14. und 23. 1. 1530 ed. ebd. 566 f.
und 575 f.
" ) Maria an Ferdinand, Linz, 18. und 21. 1. 1530 ed. ebd. 569 ff. und 572 f.
" ) Aufstellung der Einnahmen Marias aus dem Dreißigst, den Bergstädten und
dessen, was sie von Ferdinand als Ersatz für ihre Verluste in Ungarn bekam, s. d. (1540)
HHSta, Ungarn 346, s. d., fol. 27 f.
" ) Maria an Ferdinand, Linz, 8. und 13.2.1530 ed. Bauer-Lacroix 597 ff. und 600 ff.
anliegen bei den Besprechungen in diesem Jahr mit Ferdinand und Karl in
Innsbruck und Augsburg*'): Im Mai war sie mit Ferdinand und Anna nach
Innsbruck gekommen, traf hier Karl und reiste Ende Juni mit Anna den
beiden Brüdern nach Augsburg nach^»).
Der erste Punkt der Augsburger Reichstagsproposition betraf den
Glauben, und hierin rechnete die evangelische Seite auf die Unterstützung
der Königin-Witwe Maria. Sie galt seit Jahren als geheime Anhängerin
der Lehren Luthers*'), hatte sie doch die Lutheraner Albrecht und Georg
von Brandenburg und die utraquistischen und „pikardischen" Gegner des
Lev von Rozmital gefördert und Anhänger der Reformation als Hofpredi-
ger zu sich berufen. Sie gab dadurch zu verschiedenen Gerüchten, Beschul-
digungen und Hoffnungen Anlaß; so widmete ihr Luther nach der Schlacht
bei Mohacs „Vier tröstliche Psalmen"®"), und sie selbst gilt als Verfasserin
zweier evangelischer Lieder®^). 1527 gestand sie Ferdinand auch, vor län-
gerer Zeit in den Schriften Luthers gelesen zu haben®^), bemühte sich aber,
die Brüder hinsichtlich ihrer „Rechtgläubigkeit" zu beruhigen. In Augs-
burg gelang ihr dies in einer persönlichen Aussprache mit Karl®®), nicht
aber gegenüber den beiden Parteien: Mehrere Reformatoren nahmen hier
Kontakt zu ihrem Hofprediger Johannes Henckel auf, um die Hilfe der
Königin für ihre Sache zu gewinnen®*); die kathohsche Seite beschuldigte
sie, den Kaiser ungünstig zu beeinflussen®®), und Bischof Fabri soll gegen
" ) Ferdinand an Maria, Augsburg, 17. 6. 1530 ed. ebd. 624f.; Oläh an Johann
Gf. Perentin, Augsburg, 22. 11. 1530 ed. Ipolyi a. a. O. 110.
G6vay, Itinerar; (Louis Prosper) G a c h a r d , Collection des voyages des sou-
verains des Pays-Bas 2: Itineraire de Charles-Quint, de 1514 ä 1551 par Jean de
Vandenesse (Bruxelles 1874) 47 und 95; Karl an Maria, Augsburg, 18. 6. 1530, Orig.
im HHSta, Belgien PA 24, fol. 30 f.; Olah an Erasmus, Augsburg, 1. 7. 1530 ed. Ipolyi
a. a. O. 69 f.
" ) Vgl. dazu ausführlich Stracke a. a. O. 40—56 und meine Bedenken dazu, da
Stracke die religiöse Motivation als bestimmend annimmt, ohne auf die politischen
Einflüsse Rücksicht zu nehmen, in meiner Dissertation 195—200.
" ) „Vier tröstliche Psalmen an die Königin von Ungarn", Wittenberg, 1. 11.
1526, ed. D. Martin Luthers Werke, kritische Gesamtausgabe 19 (1897) 542 ff.
Johannes B o l t e , Königin Maria von Ungarn und die ihr zugeeigneten Lie-
der. Zeitschrift für deutsches Alterthum und deutsche Litteratur 35 (1891) 435 ff.;
vgl. Mgf. Georg v. Brandenburg an seine Räte, 15. 1. 1529 ed. Th. K o l d e , Mgf.
Gteorg von Brandenburg und das Glaubenslied der Königin Maria von Ungarn. Bei-
träge zur bayrischen Krrchengeschichte 2 (1895) 85: Übersendet jenen ein Lied, von
dem er behauptet, Maria habe es gegen ihren Bruder gedichtet, nachdem ihr jener
einen evangelischen Prediger verjagte, imd sie sei jetzt nach Mähren (Znaim!) über-
siedelt, wo sie mehr Glaubensbrüder habe.
62) Maria an Ferdinand, Preßburg, 29. 4. 1527 ed. Bauer-Lacroix 63.
" ) Karl an Maria, Köln, 3. 1. 1531 ed. Lanz, Correspondenz 1, 416 ff.
Georg L o e s c h e , Die evangelischen Fürstinnen im Hause Habsburg. Jahr-
buch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich 25 (1904)
17; Gustav B a u c h , Dr. Johann Henckel, der Hofprediger der Königin Maria in
Ungarn. Ungarische Revue 4 (Budapest 1884) 599 ff.
Johannes J a n s s e n , Geschichte des deutschen Volkes seit dem Ausgang des
Mittelalters 3 ('»-2» 1917) 214 zit. „Wider die Verderblichkeit der OoUoquia etc."
(Colmar 1543).
sie gepredigt haben, auch Moses und Aron hätten eine aussätzige Schwester
mit dem Namen Maria gehabt®®).
Aufschlußreich für die Haltung der Königin sind die fünf Fragen, die
Henckel auf ihren Wunsch an Melanchton gab, der sie an Luther zur Stel-
lungnahme weiterleitete®'). Es ging darum, ob es für einen Gläubigen, der
zwar das Abendmahl in beiderlei Gestalt nehmen möchte, dem das Jedoch
verboten sei, genüge, das Sakrament nur in Gestalt des Brotes zu nehmen,
und ob er ohne öffentliches Bekenntnis das vollständige Abendmahl ins-
geheim in seiner Kammer nehmen dürfe®®). Demnach scheint Maria bereit
gewesen zu sein, im privaten Leben den Lehren der Reformation zu folgen,
nicht aber in der Öffentlichkeit. Ohne Rücksicht, auf diese Weise vielleicht
eine geheime Anhängerin in der Familie des Kaisers zu verlieren, lehnte
Martin Luther ab®'). Ebensowenig wie Luther bereit war, eine Trennung
von religiöser privater Sphäre und offizieller Haltung gutzuheißen, wollte
Maria ihre pohtischen Ziele — den imperialen Ansprüchen des Hauses
Habsburg zu dienen — ihren Neigungen opfern. In Augsburg 1530 könnte
sie sich im Verlauf der Diskussionen zum ersten Mal der Tragweite dieser
Frage im Antagonismus von ständischer und kaiserlicher Politik bewußt
geworden sein. In Zukunft folgte sie offiziell der Religionspolitik ihrer
Brüder.
Erst kurz vor Marias Abreise aus Augsburg fanden sich die beiden
Brüder bereit, die drückendsten Schulden und einen Teil der Kosten für
ihren Unterhalt zu übernehmen. Karl gab ihr eine Jahresrente von 1200
Dukaten aus neapolitanischen Steuereinkommen®®), Ferdinand übernahm
verschiedene, längst fällige Schulden der Schwester in der Höhe von ins-
gesamt 17.574 rh. fl®^). Damit war sie freilich nicht aller Geldsorgen ent-
hoben®^), und schon in Regensburg, wo Schiffe für die Reise donauabwärts
gesammelt wurden, fehlte es an Lebensmitteln®®).
Maria kam bis nach Krems, wollte hier den Ausgang der Belagerung
Ofens durch Ferdinands Truppen unter Wilhelm von Roggendorf abwar-
ten®^), um je nachdem nach Ungarisch-Altenburg oder nach Znaim weiter-
zureisen®®). Die Fortsetzung der Reise verzögerte sich aber zuerst wegen
Walter F r i e d e n s b u r g , Nuntiaturberichte aus Deutschland, 1. Abt. 1533 bis
1559, 4: Legation Aleanders 1538—39, 2 (1893) 396.
") Bauch, Henckel 619 f.
Fragen, Begleitschreiben Melanchtons und Antwort Luthers, ed. Friedrich
Wilhelm S c h i r r m a c h e r , Briefe und Acten zur Geschichte der Religionsgespräche
zu Marburg 1529 und des Reichstags zu Augsburg 1530 (1876) 368 ff.
") Ebd.
Urkunde Karls für Maria, Augsburg, 11. 11. 1530 zit. bei Pölnitz, Anton
Fugger 2, 293 f. Anm. 3.
") Urkunde Ferdinands, Augsburg, 22.11.1530, Kopie im HKA, Gedenkbuch 36.
«2) Oläh an Johann Gf. Ferentin, Augsburg, 22. 11. 1530 ed. Ipolyi a. a. 0 . 110.
") Oläh an denselben, Regensburg, 27. 11. 1530 ed. ebd. III.
") Oläh an Johann Roffer, Grein, 2. 12. 1530 ed. ebd. 112; Maria an Ferdinand,
Grein, 2. 12. 1530 ed. Bauer-Lacroix 632 f.
«5) Oläh an Szalahäzy, Krems, 5. 12. 1530 ed. Ipolyi a. a. O. 113.
wälzen und weil er vermutlich erwartete, sich jetzt leichter mit der
Schwester über ihre Witwengüter und ihre Forderungen einigen zu
können.
Maria mußte vor ihrer Abreise ihre finanziellen Angelegenheiten ord-
nen"), und Ferdinand versprach, sich mit ihr hinsichtlich der ungarischen
Güter, ihrer sonstigen Forderungen und der Tilgung ihrer Schulden in Linz
zu vergleichen'®). Er erlaubte hier der Schwester, Znaim für 6000 rh. fl.
zu verpfänden'®), die Einnahmen aus dem Preßburger Dreißigst zusätzlich
mit 18.032 rh. fl. zur Tilgung von Schulden an ihr Hofgesinde zu belasten®®),
und er verwies sie mit 30.000 rh. fl. zur Abdeckung weiterer Schulden
Marias auf eine Forderung an die Republik Venedig Später behauptete
Ferdinand, diese Anweisungen nur gegeben zu haben, um Maria eine Ab-
reise ohne Schwierigkeiten von Seiten der Gläubiger zu ermöglichen, nicht
jedoch, weil er Schulden an sie gehabt hätte®^).Es war aber zu keinem Ver-
gleich zwischen den beiden Geschwistern gekommen®^), und Marias For-
derungen an Ferdinand sollen zu diesem Zeitpunkt bereits 165.000 rh. fl.
betragen haben®*).
Ferdinands Hoffnung auf eine finanzielle Entlastung erfüllte sich nicht.
„Nicht um Schätze zu sammeln"®®) bestand Maria hartnäckig auf ihren
Besitzansprüchen in Österreich und Ungarn — die böhmischen Herrschaf-
ten der Königin hatte sie in Linz 1531 der Schwägerin Anna abgetre-
ten®®) —, sondern weil sie ihre österreichischen und ungarischen Einkom-
men zur Deckung der Kosten der ihr von Karl errichteten Hofhaltung
brauchte: Diese Kosten sollten sich auf 67.000 fl. belaufen, Karl hatte
aber n u r für 47.000 fl. Anweisungen gegeben, denn er war der Meinung,
sie körmte den Rest leicht aus den ungarischen Gütern aufbringen®'). Ver-
geblich setzte sich Maria gegen diese Auffassung des Kaisers zur Wehr und
brachte vor, daß ihre ungarischen Güter teils entfremdet, teils bedroht und
teils durch große Schulden belastet seien . Hierin wurde sie durch Ferdinand
gegen Karl unterstützt®®), während Karl wieder in der Auseinandersetzung
mit Ferdinand um ihre Rechte in Ungarn und Österreich auf ihrer Seite stand,
da sie ihre Einkommen und ihren Kredit in den Niederlanden für ihn ein-
setzen konnte®®).
In den Niederlanden wurde dem Wunsche des Kaisers entsprechend
der Hofstaat der Königin erneuert. Dies geschah aber auch, weil Maria
ihre bisherigen Beamten zur Verwaltung und Wahrnehmung ihrer Inter-
essen in Österreich zurücklassen wollte: Bernhard Beheim blieb als Krem-
nitzer Oberkammergraf und Gespan (das heißt Comes) von Altsohl und
nahm nun zentral die Erträge aUer Güter der Königin ein®^); ihr Ober-
staUmeister Sebastian Pempflinger diente ihr als Burghauptmann von
Diosgyor und Bruck a. d. Leitha®''); Wilhelm von Zelking, Hauptmann
von Hainburg, der seit 1530 als Nachfolger des Johann Pock von Labris®®)
ihr Hofmeister gewesen war®*), begleitete die Königin noch auf ihrer Reise
in die Niederlande®®) und stand nach seiner Rückkehr im Oktober 1531®®)
weiterhin als Bevollmächtigter und Rat in Wien im Dienste Marias®'). Ent-
lassen wurden die Hofmeisterin Margarethe von Ungnad, Freiin von Sonn-
eck, Witwe des Johann von Ungnad®®), die seit 1524 an Marias Hof
" ) Maria an Ferdinand, 29. 7. 1531 und 22. 1. 1532 ed. ebd.
" ) Ferdinand an Maria, Regensburg, 8., 12. 3. und 3./7. 4. 1532 ed. ebd. und
G6vay, Urkunden 1, 71 ff.
»») Zur Kreditwürdigkeit Marias vgl. Ramön C a r a n d e , Maria de Hungria en el
mercado de Amberes. Karl V. Der Kaiser und seine Zeit. Kölner Colloquium 26. bis
29. 11. 1958, herausg. v. Peter Rassow - Fritz Schalk (1960) 38—50.
Zur Verwaltung ihrer Besitzungen vgl. meinen Aufsatz über die Beamten und
Besitzungen Marias in Ungarn, Böhmen imd Österreich, in den Mitteilungen des
Österreichischen Staatsarchivs 27/29 (1974/76).
Sebastian Pempflinger verkauft einen ViertelanteU am Schemnitzer Scheid-
gaden an Bernhard Beheim, Schemnitz, 5. 4. 1533 ed. Schmidt a. a. O. 110 ff. und
Antal P 6 c h , Als6 Magyarorszdg bdnyamiveles6nek törtfeete 1 (Budapest 1884) 138 f.
" ) Vgl. Quittung des Hans Pock v. Labris für Peter Rasin, Znaim, 18. 2. 1529,
Orig. im HHSta, Familienakten 8.
") Maria an Ferdinand, Linz, 4. und 13. 2. 1530 ed. Bauer-Lacroix 595 f. imd
600 f. Er bekam dafür von Ferdinand Zusagen bezüglich Hainburgs: Ferdinand an
Maria, Prag, 6. und 22. 2. 1530 ed. ebd. 596 f. und 604 f.
" ) Mit seiner Gemahlin Margarethe: Marias Denkschritt über die Antwort, die
sie Boussu gab, s. d. (Januar 1531), HHSta, Belgien PA 24, fol. 122; Karl an Maria,
Brüssel, 12. 2. 1531, Reinschrift mit Korrekturen ebd. fol. 26 f.
»«) Instruktion Marias für Zelking an Ferdinand, s. d. (Ende September 1531),
Kopie im HHSta, Ungarn 346, s. d., fol. 38 f.; vgl. Maria an Ferdinand, Brüssel, 27. 9.
und 1. 10. 1531 ed. Wolfram-Thomas 2. Lieferung.
»') Vgl. Schuldloserklärung Marias für Bernhard Beheim, Brüssel, 30. 9. 1533,
Kopie im HHSta, Ungarn 346, Proces etc., fol. 9 f.; vgl. Instruktion Marias für Peter
Scharberger an Ferdinand, an ihre Räte in Wien (genannt!) und für die Bergstädte,
Lüttich, 2. 11. 1537, Orig. im HHSta, Ungarn 343, fol. 272 ff.
»«) Urkunde Ferdinands, Linz, 6. 3. 1531, Kopie im HKA, Gedenkbuch 37: Ver-
spricht ihr und ihrer Tochter Elisabeth, die Schulden Marias zu bezahlen.
war , ihr Hofprediger und Beichtvater Dr. Johannes Henckel, der dieses Amt
mit kurzen Unterbrechungen seit 1525 innehatte^®"), und ihr Kaplan und
Ahnosenier Johann von Neuburg, der zuerst 1527 genannt wird^"!).
Nikolaus Oläh, ihr Sekretär seit 1 5 2 6 d e r spätere Primas von
Ungarn, blieb bis 1539 bei Maria in den Niederlanden^"®) und mehrere
ihrer Kammerjungfrauen behielt sie ebenfalls zu persönlichen Diensten:
Von diesen ist Lucretia de CabaUis als besonders einflußreich zu nennen,
die vermutlich auf Empfehlung der Paula von Firmian, geborenen Caballis
(der Hofmeisterin Annas und Marias in Innsbruck) an den Hof der ungari-
schen Königin gekommen war, wo sie bereits 1523 viel zu reden hatte^®*);
Ferdinand beschenkte sie 1527 für die guten Dienste, die sie ihm bereits
zu Lebzeiten Ludwigs am ungarischen Hof geleistet hatte i"®). Sie blieb
nachweislich bis 1535 bei Maria i"®) und heiratete schließlich den Grafen
(Leonhard) von Nogarola"').
Karl besetzte im Sommer 1531 die wichtigsten Hofämter der Königin
mit Niederländern^"®) und berücksichtigte dabei die Wünsche Ferdinands,
der mehrere Niederländer unterbringen wollte, die bisher ihm gedient hat-
ten^"^). Schwer fiel nur, eine geeignete Hofmeisterin zu finden i^®) und hier
gab Karl schließlich dem Willen Marias nach, die Ehsabeth Gräfin Salm,
geborene Freiin von Roggendorf, für dieses Amt wünschte ^^i). Die Gräfin,
die bisher Anna gedient hatte i^^), konnte durch ihren Bruder Wilhelm von
" ) Anfang 1524 war Hans v. Ungnad in Ungarn bei Hof, um Verhandlungen in
Angelegenheiten seiner Mutter zu führen: Schneidpöck an Salamanoa, 17. 2., 3. 3.
und 18. 4.1524, Originale im H H S t a , Gr. Korr. 25b; Quittungen der Oberhofmeisterin
Marias, Margarethe v. Ungnad, Wien, 1. 8. 1527 und Wiener Neustadt, 8. 10. 1527,
Originale im H H S t a , Ungarn 354, fol. 233 f.
"») Stracke a. a. O. 56.
Expectanz für das Erzdiakonat in Neutra, Wien, 7. 7. 1527, Kopie im
H H S t a , Reichsregister Ferdinands I. 1.
Pögel a. a. 0 . 25.
108) Ygi Matthias B e i (Herausg.), Nicolai O l ä h i Compendiarium suae Aetatis
Chronioon. Adparatus ad Historiam Hungariae sive collectio miscella etc. 1 (Poso-
niae 1735) 38 ff.
1««) Burgo an Salamanca, Prag, 10. 3. 1523, Orig. im H H S t a , Gr. Korr. 25 b.
Schenkungsurkunde Ferdinands, Wien, 29. 7. 1527, Kopie im H H S t a , Reichs-
register Ferdinands I, 1; vgl. Rauber an Ferdinands Kanzler, (9. 7.) 1527, H H S t a ,
Ungarn 5.
Siehe Ipolyi a. a. O. Namensindex.
" ' ) Anweisung Ferdinands, Gent, 8. 5. 1540, Kopie im HKA, Gedenkbuch 383,
Marginalvermerk!
"») Karl an Ferdinand, Brüssel, 29. 7. 1531 ed. Wolfram-Thomas 2. Lieferung;
Maria an Ferdinand, Brüssel, 27. 7. 1531 ed. ebd.
"») Ferdinand an Maria, Köhl, 29. 12. 1530 ed. Bauer-Lacroix 638; Ferdinand
an Karl, Budweis, 14. 7. 1531 ed. Wolfram-Thomas 1, 193f.; vgl. Maria an Ferdi-
nand, (Hertogenbosch), 12. 11. 1532 ed. ebd. 2. Lieferung.
"») Maria an Ferdinand, Brüssel, 5./6. 7. 1531 ed. ebd. 1, 180 ff.; Karl an Fer-
dinand, Brüssel, 29. 7. 1531 ed. ebd. 2. Lieferung.
1") Vgl. Ferdinand an Maria, Budweis, 10. 3. 1531 ed. ebd. 1, 59 f.
"2) E b d .
Roggendorf und ihren Sohn Niklas Graf Salm d. J . überredet werden ^i®)
und war von 1532 bis 1535 Hofmeisterin der Königin Maria i").
Die persönlichen Bindungen der Königin und ihrer Diener und be-
sonders Marias wirtschaftliche Interessen in Österreich und Ungarn, ge-
wahrt durch ihre Bevollmächtigten in Wien^i®), waren es, weshalb ihre Kon-
takte auch nach ihrer Abreise und obwohl sie nie mehr zurückkehren sollte,
nicht abbrachen; ihr reger Briefwechsel mit Ferdinand spiegelt deutlich
die Vordringlichkeit der finanziellen Belange. Durch Marias Fernbleiben
wurde jedoch die Verwaltung ihrer ungarischen Güter zusehends — beson-
ders seit 1539, nach der Entlassung des sehr erfahrenen Bernhard Be-
heim^i®) — schwieriger. Die ungarischen Stände forderten bereits am Preß-
burger Reichstag 15361") und wieder in Neusohl 1542^1®) und in Tyrnau
J545119) (jie Rückgabe der Witwengüter und der sonstigen Einkommen
der Königin Maria, die sie lieber zur Landesverteidigung als zur Regierung
eines fernen Landes verwendet sehen wollten. Ferdinands Räte bezogen
hierbei und bei Rechtsstreitigkeiten wiederholt gegen die Königin Stel-
lung so daß — wie Maria an Ferdinand schrieb — die Untertanen recht
deutlich fühlten, die Obrigkeit sei gegen die Königin-Witwe eingestellt, und
ihr deshalb immer häufiger den Gehorsam versagten Auch Marias Be-
amte handelten sehr eigenmächtig und zum eigenen Vorteil So wurde
Ferdinand an Maria, Linz, 17. 8. 1531 ed. ebd. 2. Lieferung.
1") Karl an Maria, Regensburg, 12. 3. 1532, Orig. im HHSta, Belgien PA 25:
Die Gräfin hatte hier auf ihrer Durchreise eine Unterredung mit ihm; Maria an Karl,
Brüssel, 15. 9. 1535, Kopie im HHSta, Hs W 14/2, fol. 55 f.
Als solche werden neben Wilhelm v. Zelküig, Ulrich v. Eytzing, Thomas
Beheim (Münzmeister von Wien und Bruder des Bernhard) und später noch Dr. Ul-
rich Gebhart genannt: Vgl. Anm. 97.
Gegen ihn hatten 1536 die Intrigen der Fugger Erfolg (gestützt auf ihren
einstigen Faktor und nvmmehrigen Schatzmeister Marias in den Niederlanden Wolf
Haller) und die Königin ließ 1537 bis 1539 gegen ihn Untersuchungen und einen
Prozeß führen: Ausführlich dazu mein Aufsatz in den Mitteilungen des Österreichi-
schen Staatsarchivs 27/29 (1974/76).
" ' ) Reichstagsbeschluß, Preßburg, 19.11. 1536, Art. 44 ed. Schmidt a. a. 0 . 1 1 6 f.
"«) Beschluß der ungarischen Stände, Neusohl, 29. 4. 1542, Kopie im HHSta,
Ungarn 431a, fol. 181 ff.
"») Reichstagsbeschluß, Tyrnau, 2. 2. 1545, Art. 42 ed. Schmidt a. a. O. 160.
So im Rechtsstreit mit Conrad Saurman, ihrem Verwalter der Breslauer
(1523—29) und der Schweidnitzer Münze (1525—28): Denkschrift des Dr. Johann
Spolin über den Streit Marias mit Saurman, an Ferdinand gerichtet, s. d. (Oktober
1541), Kopie im HKA, Verm. ung. Gegenstände 1, fol. 101 ff. und 384ff.; auch deck-
ten sie Bernhard Beheim nach dessen Flucht aus Brüssel 1539: vgl. meinen Anm. 116
zitierten Aufsatz; 1549 noch im Rechtsstreit gegen die Erben des Peter Hildebrand:
„Summarium processus etc.", Preßburg, 15. 11. 1549 ed. Kiss a. a. O. 182 ff.
"") Denkschrift Marias zu Verhandlungen mit Karl und Ferdinand, s. d. (Ver-
handlungen beim Reichstag in Worms 1545), Konzept im HHSta, Ungarn 344, fol.
139 f.; über mehrere Auseinandersetzungen mit der Stadt Schemnitz und ihren Bür-
gern vgl. meinen unter Anm. 116 zitierten Aufsatz.
Maria führte nicht nur gegen Bernhard Beheim, sondern auch gegen ihren Krem-
nitzer Unterkammergrafen Johann Dobraviczky und ihren Schemnitzer Unterkammer-
grafen Peter Hildebrand und deren Erben Prozesse wegen Unterschlagungen: vgl. ebd.